7Commerce kauft Stylight für 80 Millionen – zu viel?

7Commerce übernimmt Stylight nun doch und beendet damit jegliche Spekulation, warum der Stratege bisher keinen Exit vorgenommen hat. Stylight bringt es dabei auf eine Unternehmensbewertung von 80 Millionen Euro, was angesichts der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells überraschend hoch erscheint.
Doch kein Exit an Condé Nast
Spätestens seit dem Verkauf von Stylefruits an Ströer („Stylefruits geht an Ströer und was das strategisch für das Segment bedeutet“) stellte sich auch für Stylight und Mybestbrands die Frage, wie lange ein Verkauf auf sich warten lassen würde. Daneben dürfte der Polyvore-Verkauf an Yahoo für knapp 161 Millionen Dollar ebenfalls strategisch einige Weichen gestellt haben.
Bislang sagte man in der Branche vor allem Condé Nast ein Interesse an Stylight nach, was sich offensichtlich aber nicht bewahrheitet hat. Ein entsprechender Exit wäre auch durchaus überraschend gewesen, ist 7Commerce, die Beteiligungstochter von ProSiebenSat.1, doch seit Anfang 2013 an Stylight beteiligt und hätte damit die Frage aufgeworfen, warum der Stratege nicht selbst zuschlägt.
Immerhin bietet sich mit der Social-Shopping-Plattform die Möglichkeit, gezielt die Reichweite der Senderkette zu monetarisieren und selbst die Vermarktung von Eigenmarken (welche margenträchtiger sind) wäre denkbar.
80 Mio. für Stylight, 60 für Stylefruits?
Nun also doch ein Exit bei einer Unternehmensbewertung von 80 Millionen Euro, eine Zahl, die neben der Upfront-Zahlung wohl auch bereits die Earnout-Komponente und ggf. ein Mediapaket enthalten dürfte. Zum Vergleich: In der Branche wird sich erzählt, dass Stylefruits für rund 60 Millionen Euro den Besitzer gewechselt hat, inklusive Geld-Komponente, Earnout und Media-Volumen.
Stimmen diese Zahlen, wäre Stylefruits ein ansehnlicher Exit gelungen, spekuliert man in der Branche doch, dass Stylight zuletzt mit einem Umsatz von schätzungsweise 35 Millionen unterwegs gewesen sein soll, während Stylefruits in Richtung der 15 Millionen tendiert habe. Bestätigen lassen sich diese Zahlen nicht, doch auch so ist die strategische Positionierung beider Portale ablesbar: Stylight erscheint deutlich stylischer, Premium-orientierter und will in insgesamt 15 Ländern verfügbar sein. Stylefruits bringt es derweil auf vier Märkte und konzentriert sich dafür stärker auf das Mobile-Geschäft.
Wie nachhaltig ist das Geschäftsmodell?
Am Ende des Tages dürfte Stylight profitabler sein und um die Exit-Höhe adäquat einordnen zu können, bedürfte es genauerer Kenntnis des Verhältnisses von Cash-Komponente zu Media-Anteil sowie der Umsatzzahlen. Dennoch stellt sich die Frage, ob die Exit-Summen beider Unternehmen nicht etwas zu hoch ausgefallen sind, denn die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells lässt sich durchaus hinterfragen.
Unter dem Strich können große Shops wie Zalando oder Otto gezielt Preisdruck auf beide Unternehmen ausüben, während diese einen günstigen Traffic-Einkauf realisieren müssen, um per Arbitrage einen Gewinn erzielen zu können („Was ist ein Arbitrage-Modell und wie funktioniert es?“). Hinzu kommen ein kompetitives (gleich teures) Wettbewerbsumfeld und eine gewisse SEO-Abhängigkeit.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Mobile-Fokussierung von Stylefruits nachvollziehbar, um seine Bestandskunden kostengünstig reaktivieren zu können. Doch ob beide Strategen nicht etwas zu tief in die Tasche gegriffen haben, darf dennoch diskutiert werden.
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Toller Exit. Macht Sinn, Preisdruck natürlich ein Risiko. Andererseits haben Stylight und Stylefruits eine riesige Auswahl und dabei immer mehr Marken, als ein einzelner Shop.
Ich frage mich, warum Stylight und Stylefruits nicht konsequent einen eigene Warenkorb aufgebaut haben, wie lyst in UK. Dann ist die Conversion deutlich stärker, wie lyst bei der letzten NOAH Konferenz ja ganz offen berichtet hat. Hast Du dazu eine Meinung?
Bin diesbezüglich kein Experte, aber erscheint mir einleuchtend, um die Abhängigkeiten von den Shops zu reduzieren, die Konvertierung besser steuern zu können und die Kundenbeziehung stärker zu besitzen. Macht aber glaube ich erst ab einer gewissen Größe Sinn und beinhaltet eine gewisse Umsetzungskomplexität. Auf jeden Fall danke, interessante Anregung!
Stylight hat ja mal einen eigenen Warenkorb versucht, aber – wie Benjamin Günther das selbst mal berichtet hat – die Kunden haben durch ihr Verhalten ziemlich eindeutig gezeigt, dass das nun gerade nicht war, was sie von Stylight erwartet und gewollt haben. Hat mich damals auch gewundert, aber gerade ein zahlenorientiertes Unternehmen kann das wohl belastbar bewerten…