Hängt München dank der Bits & Pretzels Berlin als Gründer-Eventstätte ab?

Die Bits & Pretzels schickt sich an, eines der relevanten Events im deutsch-europäischen Internetbereich zu werden und ist schon jetzt zentrale Anlaufstelle für Gründungsinteressierte in Deutschland. Das Profil der Konferenz scheint dabei noch nicht final umrissen, dennoch vermochte es das Team zu schaffen, was Berlin bisher nicht gelingt.
Angelegt auf Größe
Mit laut eigenen Angaben 5.000 Besuchern hat sich die regelmäßig zum Oktoberfest stattfindende Bits & Pretzels (Webseite) zu einem der größten Events der deutschen Digitalbranche gemausert. Und auch über die deutschen Grenzen hinaus vermochte es das Team aus Netzwerker und Business Angel Felix Haas sowie Andreas Bruckschlögl und Bernd Storm attraktive Speaker für das Event zu begeistern.
Mit Kevin Spacey und Richard Branson holte man sich Hollywood-Flair und einen Business Punk und erzielte dabei die vermutlich erhoffte Wirkung: Viele Medien zogen die beiden Digital-VIPs für ihre Berichterstattung heran und auf dem Radar vieler Akteure gewinnt die Bits & Pretzels zunehmend an Relevanz. Ein Umstand, der auch der Landesregierung gefallen dürfte, wird die Konferenz doch sehr aktiv vom Bayerischen Staatsministerium unterstützt.
Mit Ausnahme des Bühnenprogramms, wo es wie bei jeder Konferenz doch recht deutliche Verzugzeiten gab, wussten auch die Abläufe durch professionelle Organisation zu überzeugen. Günstig war das ans Oktoberfest angedockte Event auch angesichts zahlreicher Sonderposten wie Zelt- oder Hotelreservierungen aber sicherlich nicht.
Und wo bleibt Berlin?
Dabei sind es weniger die puren Aufwände, welche die Bits & Pretzels spannend machen, sondern der Umstand, dass man keine Mühen gescheut hat, München ein relevantes Gründer-Event zu bescheren. Betrachtet man die Konsequenz, mit der in der bayerischen Landeshauptstadt ein Event solcher Größe entwickelt wurde, stellt sich ein Stück weit die Frage, warum es eigentlich keinem der Akteure in Berlin gelingt, ein relevantes Event in diesem Bereich zu etablieren. Den viel versprechendsten Ansatz bot hier zuletzt die als Festival angelegte TOA (Webseite). Die Noah (Webseite) hatte derweil bereits eine erfolgreiche Entwicklung in London hinter sich, ehe sie ihren Erfolg nach Berlin transferieren konnte.
Demgegenüber bildet die Bits & Pretzels nach der DLD (Webseite) bereits den zweiten eigens entwickelten Publikumsmagneten in München. Und auch Köln (dmexco) und Hamburg (Online Marketing Rockstars) haben ihre Vertreter, wenn es um reichweitenstarke Digitalevents geht.
Am Profil kann noch geschärft werden
Wenn man der Bits & Pretzels etwas vorwerfen kann, dann dass ihre Ausrichtung noch schwammig ausfällt. Wer ist die Zielgruppe des Events? Was leistet es? Welche Akzente will es setzen? Wofür steht es? Bisher kommt die Veranstaltung wie eine Messe für Gründungsinteressierte im Allgemeinen daher und die Inhalte stellten an vielen Stellen einen bunten Gemischtwarenladen dar. Mit Richard Branson und Kevin Spacey referierten ein Milliardär und ein Hollywood-Mime über Unternehmertum, was zwar durchaus Unterhaltungswert bot, aber auch entrückt wirkte. Mit spitzen, klar umrissenen Inhalten ließe sich wohl aber auch nicht eine solche Event-Größe realisieren, dennoch dürfte eine Schärfung des Profils auch aus Vermarktungssicht interessant sein.
Unter dem Strich sollte aber der Fehler vermieden werden, hier allzu kritisch-deutsch zu denken. Mit viel Engagement, persönlichem wirtschaftlichen Einsatz und intelligenter Vernetzung haben Felix Haas, Andreas Bruckschlögl und Bernd Storm mit der Bits & Pretzels Tausende von Menschen inspiriert, große Namen nach Deutschland gelockt und hierzulande einen Treffpunkt für digitales Unternehmertum etabliert, der die Le Web als dominante europäische Konferenz beerben könnte. Hauptaufgabe wird nun sein, dies langfristig zu replizieren, wobei man sich selbst dem Druck ausgesetzt hat, schon jetzt die Neugierde auf die Top-Acts im nächsten Jahr geschürt zu haben.
Bildmaterial: Bits & Pretzels