Konsolidierung im Curated Shopping? Die Marktlage nach Modomotos Übernahme

Modomoto übernimmt seinen holländischen Wettbewerber The Cloakroom und fusioniert das Unternehmen in eine Holding. Deutet sich damit eine Konsolidierung im Curated Shopping Segment an?
Modomoto übernimmt The Cloakroom
Es war eine überraschende Nachricht, als am heutigen Tage zu lesen war, dass der Berliner Curated Shopping Dienst Modomoto (Webseite) seinen holländischen Wettbewerber The Cloakroom übernommen hat. Überraschend, weil der 2011 gegründete Versender von zusammengestellten Boxen mit Herrenkleidung bisher medial und investorenseitig kaum in Erscheinung getreten ist.
Stattdessen konzentrierte sich Modomoto auf die durch Business Angel finanzierte Weiterentwicklung von Produkt und Nutzerwachstum, während Hauptkonkurrent Outfittery (Webseite) fleißig durch die Presse gereicht wurde und mit Finanzierungsrunden über insgesamt rund 40 Millionen Euro von sich reden machte. Auf der einen Seite also ein von zahlreichen Investoren finanziertes Team mit Rocket-geschulter Marketingdenke, auf der anderen eine organisch wachsende Organisation mit Produktfokus.
Marketingspiel und der entstandene Wettbewerb
Erfahrungsgemäß befördern hohe Investitionen die Erfolgswahrscheinlichkeit direkt geführter Wettbewerbe, weil ein schnelleres Wachstum und das Begehen von Fehlern eher möglich werden. Freilich stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Akquisitionskosten, Warenkorbgröße und Wiederkaufsrate/CLV. Während im Modesegment angesichts des breiten Wettbewerbs mit hohen Akquisitionskosten zu rechnen ist, bietet das Curated-Shopping-Modell aber Warenkörbe von einigen hundert Euro, weil gleich mehrere Outfits verschickt werden. Und auch die Wiederkaufsrate dieses oft als „Soft-Abo“ titulierten Ansatzes dürfte gesund sein oder sich sonst mit gezieltem Bestandskundenmarketing gut triggern lassen.
Nun stand Outfittery schon länger in dem Ruf, sich auf durch Online-Marketing getriebene (teure) Wachstumswege zu konzentrieren und konnte zeitweise auf Zalando als operativen Unterstützer setzen. Diesen Expansionswettbewerb hatte dann offensichtlich auch Modomoto angenommen und sein Wachstum schon in der Vergangenheit deutlich angezogen. Stand für 2013 laut Bundesanzeiger noch ein Verlust von etwas mehr als 250.000 Euro zu Buche, waren es 2014 bereits 1,4 Millionen.
Zum Vergleich: Outfittery schloss 2013 mit einem Minus von 4,2 Millionen, nach rund 620.000 Euro im Jahr zuvor. Outfittery gab also zwischenzeitig drei bis vier mal so viel Geld aus (vermutlich vor allem für Marketing, Personal und die Vorfinanzierung der Waren) und ist entsprechend schneller gewachsen.
Curated Shopping im anziehenden europäischen Wettbewerb
Bisher hatte sich Modomoto auf das DACH-Segment konzentriert, strebt nun aber offensichtlich gegen Outfitterys Marktführerschaft an. Dazu bot sich das Unternehmen angesichts von Eignerstruktur und Marktlage sicher auch für eine Marktkonsolidierung an, immerhin bilden Modomoto und The Cloakroom nun zwei Teile einer Holding namens Curated Shopping Group (Webseite), die im Wesentlichen durch den ehemaligen Booking.com CEO Kees Koolen, den britischen VC Connect Ventures und Hein Pretorius, den ehemaligen CEO der Allegro Group und MIH Internet Europe (Naspers), finanziert wird.
Für die Curated Shopping Group dürfte es nun also darum gehen, die Marktführerschaft in Kontinentaleuropa anzustreben. Immerhin gibt es eine Reihe von Akteuren, in Großbritannien etwa Thread und in den USA Trunk Club. Und seit 2015 schickt auch Zalando seinen eigenen Curated-Shopping-Anbieter Zalon (Webseite) ins Rennen, nachdem über ein Zerwürfnis mit Outfittery getuschelt wurde. Für Zalon dürften sich damit massive Synergieeffekte und Vorteile bei der Kundengewinnung einstellen, wenn Zalando seine Bestandskunden entsprechend befeuert. Und dann gibt es noch ein Kisura (Webseite), das sich im Gegensatz zum genannten Wettbewerb bisher auf Frauen fokussiert.
Bisher ist Outfittery wohl eine deutliche Marktführerschaft zu bescheinigen, wobei es spannend wird zu beobachten, wie sich die neu geformte Curated Shopping Group entwickelt. Langfristig die aussichtsreichsten Chancen könnte aber Zalon haben, das im Kielwasser von Zalando ein massives Wachstum hinlegen kann und nicht nur einen potenziellen Exitkanal verschlossen hat, sondern an signifikanten Synergievorteilen partizipiert.
Bildmaterial: Modomoto, Outfittery, Pixabay (Montage)
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