Unsere Gebete sind bei Earlybird

Frühphasenfinanzierer Heilemann Ventures und Venture Capitalist Earlybird bündeln ihre Kräfte in Form eines Mergers, bei dem die Heilemanns fortan das Tech-Team des Berliner Investors stellen. Doch Earlybird macht unter dem Strich einen verzweifelten, schlecht positionierten Eindruck und scheint an einem Problem zu kranken, dass bereits einige deutsche VCs befallen hat.
Ein Offenbarungseid für Earlybird
Zuletzt machte Earlybird (Webseite) vor allem durch Abgänge auf sich aufmerksam: Während die beiden Partner Ciarán O’Leary und Jason Whitmire auszogen, um mit Blue Yard einen eigenen Venture Capitalist zu gründen, wechselte Principal und Tech-Kenner Simon Schmincke zu Creandum. Mit einem mal stand der bekannte Kapitalgeber Earlybird also komplett ohne Tech-Team da – ein Offenbarungseid.
Es drängen sich Fragen auf: Wie kann es passieren, dass ein Venture Capitalist, der sich mit einem verwalteten Kapital von über 700 Millionen Euro und bisher 111 Investments selbst zu den „größten und aktivsten Wagniskapitalgebern Europas“ zählt, nicht in der Lage ist, seine eigenen Partner ausreichend zu incentivieren? Und wenn es schon Abgänge gibt, warum können diese dann durch den Aufbau neuer starker Partner nicht rechtzeitig kompensiert werden? Ausgerechnet ein Investor, der selbst in dem Ruf steht, seine Teams zu zum Teil sehr steilen Wachstumsbestrebungen zu animieren, hatte also offensichtlich seine eigene Weiterentwicklung nicht richtig auf dem Schirm.
Deutsches VC-Schema: Verpatzte Transition
Allein mit Einzelkarrieren lässt sich derartiges nicht erklären. Was genau die Abgänge bei Earlybird provoziert hat, bleibt offen, gut vorstellbar aber, dass Earlybird einer Entwicklung zum Opfer gefallen ist, die für zahlreiche First Generation VCs zum Schema geworden ist: ein misslungener Generationswechsel. Schaut man sich die deutschen Venture Capitalists erster Generation an, etwa Neuhaus, Wellington oder Target (wer es noch weiter mag, kann auch bis zu TVM oder der Technologieholding zurückdenken) fällt auf, dass deutschen VC-Fonds die Transition zur nächsten Generation großteils bisher nicht gelingt. Zwei der wenigen Ausnahmen mögen hier Holtzbrinck Ventures und eVentures sein.
Eine Entwicklung, die auch US-amerikanischen Fonds sehr wohl gelingt, bedenkt man, dass etwa ein Sequoia seit 40 Jahren führend am Markt arbeitet. Letztlich ist es die Mischung aus sauberer Incentivierung junger Partner (etwa über eine Beteiligung am Carry) und einer Mentalität, die Gründer als kompetente Partner anerkennt und nicht als Bittsteller für schnelles Geld. Hinzu kommt, dass einem Investor mit zunehmend höherem Alter die Fähigkeit abhanden kommt, sich in neue Modelle und junge Gründertypen hinein zu versetzen.
In Deutschland sieht man dies aber offensichtlich vieler Orts nicht so. Die Folge ist die Gründung von Next Generation VCs wie Paua Ventures, Point Nine Capital, Cherry, Capnamic, Blueyard oder Project A, welche alte Strukturen und Verhaltensweisen ablegen und eine Kultur auf Augenhöhe mit Gründern anstreben.
Earlybirds Maßnahmen erscheinen verzweifelt
Nun also der Umbruch bei Earlybird, dass über einen Merger versucht, mit einem Schlag, seine Tech-Expertise wieder herzustellen. Man stelle sich vor, Bayern München würden Lewandowski, Costa und Müller weglaufen und die Bajuwaren versuchten anschließend eine Fusion mit dem VfL Wolfsburg, um weiter Tore schießen zu können. So sinnvoll dies sein mag: Stärke sieht anders aus.
Im Gegenteil: Jetzt sogar ein Fundraising inklusive der anvisierten Höhe anzukündigen, ist ein Schritt, der sich für einen Venture Capitalist nicht ziert und verzweifelt erscheint. Allein durch die Ankündigung darf in der Konsequenz kein US-VC mehr in ein solches Konstrukt investieren, sondern müsste sich einen entsprechenden Deal durch die SEC abnehmen lassen. Hinzu kommt, dass Earlybird in dem Ruf stand, einen Growth Fonds aufsetzen zu wollen, der vorerst kein Thema mehr sein dürfte. Es muss vielmehr befürchtet werden, ob die Berliner überhaupt noch damit reüssieren, einen weiteren Fonds zu closen.
Hoffentlich geht das Experiment gut
Für die Heilemanns hält dieser Deal zumindest die Möglichkeit bereit, durch Earlybird Zugang zu mehr Kapital und einem größeren Pool an LPs (Limited Partner) zu erhalten. Es winkt die Chance, den Investor als Next Generation VC zu repositionieren. Dabei können die Heilemanns als neuere, frischere Schnittstelle zu jüngeren Gründern fungieren, müssen sich wohl aber einen technisch bewanderteren Unterbau schaffen, immerhin hat das Gespann einen Background in Marketing, BWL und Jura.
Dass man für dieses Konstrukt die – zugegebenermaßen auf Business-Angel-Investments ausgerichtete – Marke Heilemann Ventures (Webseite) aufgibt und sich an eine Marke hängt, die bei manchen schon als totgesagt gilt, ist dennoch ein hoher Preis. Es ist Earlybird in jedem Fall zu wünschen, dass die Neuausrichtung gelingt, denn es wäre enorm schade, wenn diese gute, alteingesessene Investorenmarke wie schon so viele andere versanden würde. Der deutsche Frühphasenbereich braucht dringend Geldgeber dieser Art.
Bildmaterial: Pixabay
Naja, die Marke Heilemann Ventures hängt ja ohnehin direkt am Namen der zwei führenden Personen. Im schlimmsten Fall lässt die sich auch irgendwann in anderer Form wiederbeleben, denke ich.
Inhaltlich stark, grammatikalisch aber, v.A. hinsichtlich der Kommasetzung, noch sehr sehr ausbaufähig.
Ich, für meinen Teil, lege mehr Wert auf die inhaltliche Seite. Und die stimmt hier.
Viele Grüße
Joel,
auf den Punkt gebracht.
Interessanterweise haben die Jungs heute auch schon mal wieder getwittert. Davor lagen die letzten Tweets von @Earlybird 40, 76 und 113 Tage zurück, bei @cnearlybird herrschten sogar 363 Tage Pause.
Kannst du darauf noch mal kurz eingehen und das Ganze erläutern :
„Allein durch die Ankündigung darf in der Konsequenz kein US-VC mehr in ein solches Konstrukt investieren, sondern müsste sich einen entsprechenden Deal durch die SEC abnehmen lassen.“
Also ich bin bei VC-Regularien jetzt nicht der Tiefenkenner, aber es verhält sich wohl so, dass wenn ein Fundraising angekündigt wird, der Fonds damit als öffentlicher Fund betrachtet wird, was dazu führt, dass es einen Konflikt mit den Statuten der meisten US-Fonds gibt. Vermutlich dürfen die nicht ohne weiteres in öffentliche Fonds investieren, damit sichergestellt wird, dass man nicht zu konservative Investments tätigt. Das wissen im Zweifelsfall eingeschworene VCs nochmal besser, aber so wurde es mir zumindest berichtet.
Es tut mir leid, aber kurz zusammengefasst sieht meine Erfahrung der letzten 15 Jahre mit Earlybird wie folgt aus:
1. Unglaublich abgehoben und hochnaesig und selbstverliebt.
2. Nie auf Augenhoehe mit den Gruendern.
3. Oft Oberlehrerhaft.
4. Kein proof da keine lange Liste unglaublich profitabler investments.
5. Kurz: Nicht zu empfehlen.
Mein Fazit: ein fehlender earlbird ist eine Stelle weniger in D bei der sich ambitionierte Gründer immer wieder für prognostizierbare pauschale Absagen durch die Sekrrtaerin (oder oft gar keine Antwort. Orginalzitat: „Wenn sich Herr Nagel nicht gemeldet hat, dann hat er vermutlich auch kein Interesse. „) produzieren muessen. Liebe Gruender, investiert Eure Zeit in einen anderen Investor!
Peinliche Rechtschreibfehler schon im ersten Absatz. Du bist des Berufsstandes unwuerdig, Joel.
Ti, hi, hi, arbeitest du zufällig bei Earlybird?
Aber vielleicht hast du Recht, ich könnte einen CEO (Chief Error Officer) beschäftigen, hättest du Interesse? Ich meine: Htätest du Intrese? (Vorsicht, evtl. ist in diesem Kommentar ein Einstellungstest eingebettet!)
Die Rechtschreibfehler sind mir auch immer das allerwichtigste, deswegen lese ich auch viel lieber den weichgespülten dünnen Müll den die meisten anderen deutschen Tech-Blogs in rauen Mengen produzieren.
Joel, super Beitrag! Das neue Format wird jede Woche besser. Lass Dich nicht von den Rechtschreibnörglern aus der Ruhe bringen. Weiter so!