Ijad Madisch: 11 Dinge, die Executives von ihm lernen können

Mit seinem Wissenschaftsnetzwerk ResearchGate befindet sich Ijad Madisch auf der Überholspur und schickt sich an, ein Google der Wissenschaftswelt zu etablieren. Digital kompakt hat 11 Leadership Learnings zu ihm zusammengetragen.
Leadership Learnings von Ijad Madisch
Beim Videodreh mit Ijad Madisch sowie in der dazugehörigen Vorbereitung hatte digital kompakt die Möglichkeit, sich detailliert mit dem jungen Gründer des Wissenschaftsnetzwerks ResearchGate auseinanderzusetzen. Mit der Marke von acht Millionen Mitgliedern dürfte mittlerweile rund jeder zweite Wissenschaftler des Planeten den Dienst aus Berlin nutzen und auch sonst läuft es bei dem syrischstämmigen Gründer denkbar gut: Angela Merkel stattete seinem Unternehmen bereits einen Besuch ab, Szenegrößen wie Matt Cohler, Peter Thiel oder Bill Gates zählen zu seinen Investoren und seit seiner Gründung 2008 ist ResearchGate auf 140 Mitarbeiter gewachsen. Doch was ist das Rezept seines Erfolgs? Digital kompakt leitet elf Dinge ab, die Executives von ihm lernen können.
1. Kein Defokussieren vom Kerngeschäft
Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmern investiert Ijad Madisch nicht in andere Unternehmen, praktiziert keine Managementberatung und geht nicht oft auf Konferenzen. Während andere beim ersten Anzeichen von Erfolg oft ihre Tätigkeit diversifizieren, trifft er nur dann andere, wenn es einem klaren Zweck folgt. Den Rest der Zeit konzentriert er sich vollständig auf sein Produkt und dessen Weiterentwicklung.
2. In anschauliche Geschichten verpacken
Menschen lieben Geschichten. Geschichten veranschaulichen Zusammenhänge, laden mit Emotionen auf und – wenn sie gut gemacht sind – wecken sie den Wunsch nach Teilhabe. Und wenn es eins ist, worauf sich Ijad Madisch versteht, dann Geschichten. Etwa wie ihn die Wissenschaftskoryphäe Professor Michael Manns erst verlachte, dann zu seinem Erfolg beglückwünschte. Oder wie er den gefragten Silicon-Valley-Investor Matt Cohler gewann, weil er als Vision angab, den Nobelpreis gewinnen zu wollen. Es sind Geschichten, mit denen Ijad Madisch Menschen in seinen Bann zieht.
3. Think big, act big
Sonst ist es in der deutschen Internetszene zumeist Oliver Samwer, der durch den bekannten Leitsatz „Think big, act big“ auffällt, doch auch Ijad Madisch denkt in Sachen Vision groß. Zunächst mag es wie naive Verrücktheit wirken, wenn Madisch „die Wissenschaftswelt verändern“ oder „den Nobelpreis gewinnen“ will, doch angesichts der Erfolge könnten es eben jene große Visionen sein, die ResearchGate zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung machen.
4. Erscheinungsbild: Auf dem Boden geblieben
Ijad Madisch kommt gerne als locker daher, als Gründer der anpackt und sich nicht verbiegt. Einer, der die deutsche Kanzlerin in Beanie-Mütze und Lederstiefeln empfängt oder bei Bill Gates im Karohemd aufschlägt. Selbst wenn dabei oft auch Kalkül mitschwingt, wirkt er doch auf dem Boden geblieben und authentisch. Eine gute Ausgangsposition, um anschließend groß angelegte Unternehmensvisionen zu verkaufen.
5. Erfolg dem anrechnen Team
Jim Collins hat in seinem Bestseller „From Good to Great“ einmal resümiert, dass ein guter Anführer bei Erfolg aus dem Fenster (also auf sein Team) und bei Misserfolg in den Spiegel schaut – und nicht umgekehrt. Eine Philosophie, der auch Ijad Madisch anzuhaften scheint, wird er in Interviews und Gesprächen doch nicht müde, auf den Erfolg seines Teams zu verweisen und warum er immer auf der Suche nach Spitzenleuten aus den unterschiedlichsten Branchen ist.
6. Extremer Ehrgeiz und Ausdauer: Walk don’t talk
Ijad Madisch scheint gerne den Eindruck zu erwecken, ein entspannter, lockerer Gründer zu sein, der sich nicht um Verantwortung und Gepflogenheiten schert. Doch spricht man länger mit ihm, zeigt sich sehr wohl ein ausgeprägter Ehrgeiz und Hunger nach Erfolg. Selbst bei seiner Freizeitbeschäftigung Beach Volleyball hat er es auf Profilevel geschafft, wozu er mit Trainer bis zu zwei Mal täglich trainiert. Dieses Gewinnstreben schlägt sich offensichtlich auch beruflich in einer spürbaren Machermentalität nieder. Gleichzeitig ist Ausdauer ein weiterer Erfolgsfaktor, immerhin hat auch ResearchGate von Anfang an viel Kritik abbekommen, was Madisch aber eher als Kompliment versteht, zeigt es doch dass man etwas verändert und Veränderung gefällt zunächst nicht jedem.
7. Ein Produkt, das internationale Kunden anspricht
Viele deutsche Startups denken zu Beginn oft national und lassen damit große Auslandsmärkte außer Acht. Eine Praxis, die sich ResearchGate nicht erlauben kann, kommen die meisten Wissenschaftler doch aus China, den USA und Großbritannien. Ijad Madisch versucht dieser Herausforderung zu begegnen, indem er versucht, möglichst genau die Bedürfnisse seiner Zielgruppe zu kennen. So schildert er etwa ein Beispiel, wie ihm ein amerikanischer Wissenschaftler einst erzählte, dass ResearchGate nur einen Degree vorsieht, man in den USA – im Gegensatz zu Deutschland – aber mehrere Degrees hat. Einem ersten „Fuck!“ folgte die schnelle Anpassung des Produkts.
8. Junge, hungrige Mitarbeiter anstellen
Im Gegensatz zu anderen wachstumsstarken Internetstartups bemerkt man im Gespräch mit Ijad Madisch ein gewisses Querdenkergen, wenn es um das Recruiting von Mitarbeitern geht. Er hält nach dem Besonderen Ausschau und anstatt etablierter Manager, die er oft als satt empfindet, stellt er gerne junge und erfolgshungrige Menschen an, denen er Verantwortung überträgt und sie sukzessive aufbaut. Vor allem glaubt Ijad Madisch auch an Gründen mit Freunden, weil man diesen auch in harten Zeiten vertrauen kann und wiederum ihre Freunde mit ins Boot holen, was Vertrauen und Zusammenhalt im Team schafft.
9. Ein eigenverantwortliches Team
Die große Vision wird bei ResearchGate in Absprache mit dem Team zentral erarbeitet, doch die eigentliche Umsetzung in den unterschiedlichen Abteilungen erfolgt stark eigenverantwortlich. So hat Ijad Madisch etwa einen Großteil an Zeit dafür aufgewendet, für seine 140 Mitarbeiter ein Erfolgsmessungstool zu installieren, bei dem jedes Team Ziele erhält und dann selbst entscheiden kann, wie es diese erreicht. Der Grundgedanke: das Team muss selbst denken.
10. Wichtige Dinge in-house aufbauen
Im Gespräch verrät Ijad Madisch weder an Agenturen noch an Akquisitionen zu glauben. Erstere seien vor allem teuer und schaffen letztlich externe Kompetenzsilos, Letztere schaffen einen erhöhten Integrationsaufwand und gefährden die bestehende Unternehmenskultur. Deshalb baut er zentrale, geschäftsmodellnahe Aspekte lieber selbst inhouse auf.
11. Das Team inspirieren und anstacheln
Wer schon einmal ein Startup geführt oder in einem gearbeitet hat, weiß, das Geld dort oft nicht die alleinig treibende Kraft ist. Es ist vielmehr Teilhabe. Die Teilhabe an etwas Großem, an etwas, das die Welt verändert und zu dem man ein Stück beiträgt. Und glaubt man der Außenwahrnehmung, versteht es Ijad Madisch andere zu inspirieren und so zu Höchstleistungen anzutreiben, indem er sie von seiner Vision überzeugt. Etwa, wenn er sein gesamtes Team dazu gewinnt, eine Nacht lang durchzuarbeiten, um eine Open-Review-Funktion zu erzeugen, mit der sein Unternehmen anschließend hilft, eine gefälschte Stammzellstudie auffliegen zu lassen.
„Leadership“ ist rot unterstrichen 🙂
:-# 🙂