6 Dinge, die unheimlich an Movinga sind

6 Dinge, die unheimlich an Movinga sind

Schon öfter hat digital kompakt dieser Tage den Umzugsdienstleister Movinga betrachtet und dabei auch einen Inneneindruck des Unternehmens gewinnen können. Dabei ließen sich sechs Dinge ausmachen, die den Dienst so erfolgreich scheinen lassen, dass es schon unheimlich ist.

1) Das allgemeine Wachstum von Movinga

Seit seiner Gründung im Januar 2015 hat Movinga (Webseite) ein rasantes Wachstum hingelegt. Mittlerweile arbeiten 450 Mitarbeiter für den Dienst und jede Woche werden es 40 mehr. Die Berliner sind derzeit in sieben Märkten aktiv und visieren die USA als großen Wachstumsmarkt an. Auch wenn sich sicher noch eine Konsolidierung einstellen wird, scheint es derzeit einigen Wachstumsraum für Movinga zu geben.

2) Movingas Wertentwicklung

Über drei Finanzierungsrunden hat es Movinga von ca. 4,5 über 13 bis hin zu einer Bewertung von 90 Millionen Euro gebracht („Movingas Wertentwicklung in der Übersicht“). Dabei sammelte der Dienst Geld von Szenegrößen wie Index Ventures, Rocket Internet oder DST-Partner Tom Stafford ein. Das Unheimliche: für diese Wertentwicklung benötigte Movinga gerade mal ein Jahr.

3) Der Captable

Und noch etwas ist an Movingas Finanzierungsvorgängen unheimlich: Nicht nur, dass sogar alle Angels in den Folgerunden mitgezogen sind, um nicht zu verwässern (was diese mitunter sechsstellige Summen gekostet haben dürfte), haben es die Gründer sogar verstanden, immer noch im Besitz von 45% der Anteile zu bleiben (siehe „So sieht Movingas Captable nach der 25-Millionen-Runde aus“).

4) Der Automatisierungsgrad der Umzüge

Festpreise für Umzüge per Algorithmus zu errechnen ohne die Objekte zu begehen, dürfte für viele eingesessene Speditionen unvorstellbar klingen. Insgesamt 185 Faktoren soll der Dienst bei jedem Umzug berücksichtigen und auch wenn Movinga keinerlei Angaben dazu macht, wie viele der vermittelten Umzüge wirklich mit „Zero Touch“ durchgeführt werden können, hört man aus der Branche, dass es gelingen könnte, zwischen 40 und 50% aller Umzüge ohne menschliches Eingreifen (außer durch Speditionen) umzusetzen.

5) Das Team

Vor allem wissen auch Movingas Gründer Bastian Knutzen und Chris Maslowski zu überzeugen, die durch Finn Age Hänsel in der Geschäftsführung ergänzt wurden. Nicht nur, dass das Team seine ursprüngliche Idee von einer studentischen Umzugsvermittlung bereits einem Pivot unterzogen hat, agiert das Team auch gleichermaßen weitsichtig wie strategisch, ist dabei bodenständig geblieben und weiß seine Mitarbeiter im Tagesgeschäft mit modernen Managementmethoden zu motivieren. Wohl gerade das Team dürfte viele der Geldgeber von Folgeinvestments überzeugt haben.

6) Die Baskets

Digital kompakt hat schon einmal analysiert, dass Movinga tendenziell ein One-off-Geschäft darstellen dürfte, was es erforderlich macht, dass der Dienst auf die erste Transaktion profitabel ist und eine gute Markenerfahrung zur Erzeugung vieler Weiterempfehlungen bietet („Movinga und die neuen Lead Generation Modelle in der Analyse“). Gleichzeitig blickt der Dienst aber auf attraktive Warenkörbe im drei- bis vierstelligen Bereich und insbesondere die internationalen Cross-Border-Umzüge dürften dem Unternehmen hohe Warenkörbe bescheren.

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Bildmaterial: Pixabay


7 Gedanken zu “6 Dinge, die unheimlich an Movinga sinds”

  • 1
    Yolinger am April 1, 2016 Antworten

    „und weiß seine Mitarbeiter im Tagesgeschäft mit modernen Managementmethoden zu motivieren“

    Was heißt das denn eigentlich? Hat Movinga dazu auch einen Sprechzettel mitgeliefert?

    • 2
      Joël Kaczmarek am April 1, 2016 Antworten

      Das heißt, dass ich vor Ort einige interessante Sachen gesehen habe, die ich in naher Zukunft hier teilen und entsprechend verlinken werde. Zum Beispiel ein Stück, in dem wir zeigen, wie Movinga OKR einsetzt.

      Grundsätzlich finde ich es immer schade, wenn man etwas Positives schreibt und prompt Bestechungskommentare, Genörgel usw. kommt. Warum darf sich ein journalistisches Produkt nicht auch den positiven Seiten eines Unternehmens widmen? Auch ein Movinga hat sicher seine Probleme, aber wenn 23-jährige Gründer binnen eines Jahres eine Hundert-Millionen-Firma bauen und 470 Mitarbeiter mit modernen Methoden managen, darf man das auch anerkennend betrachten.

  • 3
    Theo am April 1, 2016 Antworten

    Dass auch ein „Journalist“ Begeisterung zeigen darf steht außer Frage. Ich bin mir nicht sicher ob diese Seite insgesamt journalistischen Anspruch hat, den Beitrag als „journalistisches Produkt“ zu bezeichnen (er)scheint mir (inhaltlich wie sprachlich) aber auch etwas bedenklich. Vielleicht habe ich aber auch ein veraltetes Qualitätsverständnis. Der Begriff „Journalismus“ ist ja letztlich nicht geschützt.

    • 4
      Joël Kaczmarek am April 2, 2016 Antworten

      Hm, es macht mich manchmal schon etwas traurig, dass der deutsche Journalismus anscheinend viele Leute derart mit seiner plumpen Headling-gesteuerten, immer kritischen Denke so verzogen hat, dass einem Produkt, dass glaube ich deutlich tiefer schaut als alle anderen Teilnehmer am Markt, gleich der journalistische Anspruch abgesprochen wird, wenn es auch mal positive Dinge beschreibt. Ich habe das ziemlich satt. Kritisieren ist kein Selbstzweck, das handhaben aber viele Journalisten so. Es geht darum, die Wirklichkeit möglichst detailgetreu zu dokumentieren, nicht immer etwas aufzutun, wo der angehobene Zeigefinger rausgeholt werden darf. Und deshalb liest du beim Spiegel auch nichts Gutes über Zalando, sondern man sucht lieber solange nach etwas Schlechtem/Bedrohlichem, bis man etwas gefunden hat: https://www.digitalkompakt.de/news/zalando-spiegel-berichterstattung/

      Ob das Stück hier jetzt die höchste Prosa ist, darf man natürlich trotzdem diskutieren, und das heißt auch nicht, dass es nicht kritische Aspekte gibt. Gerade zu Movinga werdet ihr bei mir noch Sachen sehen, die zu den kritischsten gehören, die ich je gemacht habe. Und das Material dafür ist schon da, wird demnächst geschnitten, da könnt ihr dann schauen, ob es euch kritisch aka journalistisch genug ist. Aber ich für meinen Teil räume einem Startup, das gerade mal ein Jahr alt ist, zu Beginn die Möglichkeit ein, dass man erstmal positiv schaut, was geht. Kritik üben kommt dann im zweiten Schritt, wenn angebracht. Erst Hypothesen diskutieren und Positives hervorheben, dann kritisch hinterfragen. Das halte ich für einen sogar unternehmerischen Ansatz.

  • 5
    Ro am April 2, 2016 Antworten

    Nun, wenn man nur die positiven Punkte solcher Unternehmungen hören möchte kann man auch einfach die PMs lesen.

    Ein paar kritischere fragen und Analysen erwartet man eben von einem Journalisten z.B.:

    1. 450 Mitarbeiter. Wieviele davon sind a) Praktikanten b) Berufseinsteiger c) erfahrene Leute

    2. wieso braucht es so viele Leute wo doch eine 50% Automatisierung möglich scheint?

    3. ich konnte nur Statistiken finden die zeigen dass die Zahl der Umzüge zurückgehen. Gibt es da anderes Zahlenmaterial?

    4. bei 100 mio Investment ist das Ziel der Exit (wer kommt da in frage?) oder die Börse?

    5. eine einfache Suche in Google zeigt auch jetzt schon einige (ältere) Mitbewerber. Wie hebt man sich von diesen in der Praxis ab? (Nicht vom Werbebudget)

    6. nach meinen Berechnungen die auf Basis öffentlicher Statistiken basieren ist das Marktpotenzial überschaubar gering bezogen auf die Bewertung. Welche Zahlen nutzen die Herren denn?

    Mit solchen Fragen wird in Zukunft natürlich niemand mehr zum Kaffeekränzchen eingeladen 😊

    Zum Thema Bewertung:
    Wir alle wissen, dass Bewertungen zunächst nicht durch Leistungen entstehen sondern durch viel Goodwill, Träume und Überzeugung. (Großes ehrliches Lob an die Gründer). Beispiele wie Fab, groupon, irgendein US Putzkräfte Startup etc zeigen wie wenig das über ein funktionierendes Geschäftsmodell aussagt.

    LG

    • 6
      Joël Kaczmarek am April 2, 2016 Antworten

      Mh, ich sehe das leicht anders bzw. gehe dort anders heran. Das ist für mich eine Formatfrage. Ich fange an, die Hypothesen eines Startups zu beleuchten, hatte durch meine direkten Besuche dort die Möglichkeit, mir ein Bild der Stärken zu machen und habe bereits das Material aufgezeichnet, in dem ich kritisch mit demjenigen die Schwächen diskutiere. Da darfst du dich dann auch drauf freuen :-).

      Wie in einem anderen Kommentar kurz geschrieben räume ich jungen Startups also erst einen Vertrauensbonus ein und schaue was sie gut machen, ehe ich in separaten Formaten Aspekte noch einmal gesondert herausgreife und hinterfrage. Ist glaube ich eine Ablaufsache und hier betrachten wir gerade Schritt 2 ehe Schritt 3 das macht, was du vermisst. Dennoch habe ich auch eine gewisse Begeisterungsfähigkeit für Onlne-Geschäftsmodelle, ja.

      Ansonsten ganz kurz zu deinen Punkten:

      „Nun, wenn man nur die positiven Punkte solcher Unternehmungen hören möchte kann man auch einfach die PMs lesen.“

      Ich glaube, das hier sind schon analytischere Positivaspekte, als was du in einer PM liest.

      „1. 450 Mitarbeiter. Wieviele davon sind a) Praktikanten b) Berufseinsteiger c) erfahrene Leute“

      Absolut richtig und hier kommen sicher auch noch Freelancer, gerade im Sales-Bereich hinzu. Aber in erster Instanz stellt sich die Frage: Warum ist das wichtig? Es wird 450 Menschen ein Job gegeben, sie lernen viel, machen Verbindungen, lösen Probleme und haben eine sinnvolle Aufgabe. Welche Anstellungsform dahinter steckt, ist da doch erstmal egal. Nach hinten raus ändert sich das sicher aus volkswirtschaftlicher Sicht, aber für den Beginn ist es weniger wichtig. Die eine Sicht ist eine Nörgler-Sicht, die andere eine Nutzen-Sicht.

      „2. wieso braucht es so viele Leute wo doch eine 50% Automatisierung möglich scheint?“

      Ich denke, das Ganze hat zum einen einen großen Sales-Anteil, das heißt die meisten Mitarbeiter konzentrieren sich darauf, neue Kunden zu akquirieren. Deswegen prognostiziere ich ja auch eine Konsolidierung, wenn du das irgendwann nicht mehr so stark brauchst. Zum anderen bleibt bei 50% von einigen Tausend Umzügen ja dennoch auch genug operativ in Sachen Customer Care zu tun. Aber Sales wird sicher den Löwenanteil ausmachen.

      „3. ich konnte nur Statistiken finden die zeigen dass die Zahl der Umzüge zurückgehen. Gibt es da anderes Zahlenmaterial?“

      Ich habe nichts in der Art gefunden, konnte aber schon sehr volatile Zahlen in beide Richtungen finden, also ein Jahr wachsend, ein Jahr zurückgehend, wenn ich mich richtig erinnere.

      „4. bei 100 mio Investment ist das Ziel der Exit (wer kommt da in frage?) oder die Börse?“

      Ich denke primär die Börse, ist für den Moment aber auch nicht zentral.

      „5. eine einfache Suche in Google zeigt auch jetzt schon einige (ältere) Mitbewerber. Wie hebt man sich von diesen in der Praxis ab? (Nicht vom Werbebudget)“

      Bin ich glaube ich detailliert drauf eingegangen:

      https://www.digitalkompakt.de/analysen/movinga-geschaeftsmodell-lead-generation/

      https://www.digitalkompakt.de/uebersicht/vertikal-integrierte-marke-homebell-movinga/

      „6. nach meinen Berechnungen die auf Basis öffentlicher Statistiken basieren ist das Marktpotenzial überschaubar gering bezogen auf die Bewertung. Welche Zahlen nutzen die Herren denn?“

      Das glaube ich nicht. Die Baskets bei dem Thema sind sehr hoch, die Wiederkaufsraten dafür brutal beschissen. Und wenn du das Thema Umzug cross-border betreibst, werden Umzüge schnell sehr, sehr teuer. Also es geht hier ja nicht nur um studentische Umzüge von Hamburg-West nach Hamburg-Ost, sondern um teilweise große Volumina. Wenn du dann noch den US-Markt angesteuert bekommst, kann es schon sehr groß werden. Wie realistisch das ist, mag auf einem anderen Blatt stehen.

      Trotzdem würde ich mir angesichts der Wiederkaufsrate als Business Angel erster Stunde wahrscheinlich überlegen, ob ich nicht bei der nächsten Runde, die sich dann im dreistelligen Millionenbereich bewegen wird, über einen Ausstieg nachdenke :-).

      Mit solchen Fragen wird in Zukunft natürlich niemand mehr zum Kaffeekränzchen eingeladen 😊

      Kaffeekränzchen sind nicht mein Anspruch, zumal ich viel lieber Kakao trinke :-). Aber witzigerweise habe ich mit Movinga als allererstes das glaube ich kritischste (und ich würde auch sagen beste) Interview meiner Karriere aufgezeichnet, ehe ich einen näheren Einblick bekommen habe. Darauf kannst du gespannt sein, nach all dem positiven, unkritischen Kaffekränzchen-Journalismus :-).

      Zum Thema Bewertung:
      Wir alle wissen, dass Bewertungen zunächst nicht durch Leistungen entstehen sondern durch viel Goodwill, Träume und Überzeugung. (Großes ehrliches Lob an die Gründer). Beispiele wie Fab, groupon, irgendein US Putzkräfte Startup etc zeigen wie wenig das über ein funktionierendes Geschäftsmodell aussagt.

      Da gebe ich dir grundsätzlich Recht. Ich würde sagen, eine Bewertung spiegelt Angebot und Nachfrage wider und speist sich aus Faktoren wie dem Wachstumspotenzial der Idee, der Qualität, Dreistigkeit und Verhandlungskompetenz des Teams und noch ein paar weiteren Faktoren. Aber wenn in einer dritten Finanzierung ein Index und ein Rocket viel Geld zahlen, wird schon ein wenig etwas dran sein. Aber selbstverständlich ist das Geschäftsmodell noch nicht in Stein gemeißelt.

  • 7
    HelloMove am April 4, 2016 Antworten

    Hallo Joël,

    es freut mich, dass du bei Movinga am Ball bleibst und die positiven sowie auch die negativen Seiten aufzeigst. Natürlich habe ich besonderes Interesse an weiteren Veröffentlichen hinsichtlich Movinga. Daher lass mich und die anderen nicht zu lange warten 😉

    Viele Grüße

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