Digital-PR: Muuns schlauer Marketing-Stunt mit Windhunden

20. Oktober 2016 Analysen 0
Digital-PR: Muuns schlauer Marketing-Stunt mit Windhunden

Regelmäßig betrachtet digital kompakt die Kommunikationsstrategien aufstrebender Digitalunternehmen und stellt gelungene wie misslungene Beispiele vor. Mit seinem Ansatz der „Ausreichendsten Matratze Deutschlands“ liefert Muun nun ein hervorragendes Beispiel für mutige PR mit Kunstfaktor.

Der afghanische Windhund unter den Matratzen

Das jüngste Urteil der Stiftung Warentest zu den deutschen Matratzen-Startups (Deutschlands Matratzen-Hype in der Übersicht) fiel denkbar negativ aus: Die Teststelle vergab den Anbietern vielfach schlechte Noten, weshalb diese sich zu entsprechenden PR-Reaktionen genötigt sahen (Nach dem Bewertungs-GAU: So gewitzt reagierten die Matratzen-Startups).

Nun gibt aber der Anbieter Muun (Webseite) ein schönes Beispiel, wie sich auch mit schlechter PR arbeiten und in die Gegenoffensive gehen lässt. Die Pressemitteilung, die das Unternehmen dazu versandte, liest sich dabei zunächst verwirrend, wartet aber mit einer gekonnten Pointe zum Schluß auf:

Der Afghanische Windhund ist eine der ursprünglichsten Windhundrassen. Er stammt aus dem Hochland des Hindukusch, wurde dort wegen seiner Schnelligkeit als Jagdhund eingesetzt. Britische Soldaten brachten Ende des 19. Jahrhunderts eine Afghanenhündin mit nach Europa, wo sich der Fokus der ursprünglichen Zucht veränderte: vom Jagdhund zum Ausstellungshund. Das Haar wurde immer dicker und länger, er dafür immer langsamer.

Für den Züchter Wolfgang Hoffmann ist die Länge und der Glanz der Haare seiner Tiere aber nicht entscheidend. Er züchtet seine Hunde ausschließlich ihrem Ursprung entsprechend auf Schnelligkeit und wurde dafür bereits mehrfach ausgezeichnet. Sogar mit einem Europameistertitel! Bei Ausstellungen kommt er aber höchstens auf eine “ausreichende” Bewertung.

muun verfolgt seit jeher dieselbe Philosophie wie Herr Hoffmann. Bei jedem unserer Produkte fokussieren wir uns auf das Ursprüngliche: guten Schlaf. Für diese konsequente Auslegung wurden wir kürzlich durch die Stiftung Warentest nicht nur zur ausreichendsten Matratze Deutschlands ernannt – es fehlten Tragegriffe und Textiletiketten – sondern erhalten für den Gedankenansatz simply comfortable, comfortably simple ebenfalls eine neue Finanzierungsrunde.

Muun auf der Flucht nach vorne

Sehr gekonnt führt das Matratzen-Startup somit die Bewertung der Stiftung Warentest ad absurdum und suggeriert, dass der Test doch nicht erfasse, worauf es wirklich ankommt. Dabei gehen die Berliner sogar soweit, dass sie dem Urteil der Stiftung Warentest eine eigene Landingpage widmen, auf der sie ihre Überlegungen und die Einschätzung der Stiftung Warentest offensiv gegenüberstellen – versehen mit neckischen Bemerkungen wie: „Dabei werden äußerst dichte Schäume verwendet, damit sie besonders lange hält. Dafür bekommen wir wegen des hohen Gewichts zwar Abzüge bei der Handhabung, können aber leichten Gewissens 10 Jahre Garantie anbieten.“

Unterlegt wird dieser Marketing-Stunt durch die Finanzierungsmeldung des Unternehmens, mit der noch einmal vermittelt wird, dass Muuns Investoren offenbar auch erkannt hätten, worauf es wirklich ankommt und das Unternehmen daher neuerlich finanzierten. Gerade in Abgrenzung zu den anderen Matratzen-Startups – Eve informierte zuletzt ganz klassisch über seine Finanzierung (PDF), Emma stellte Lena Meyer-Landrut als das neue Gesicht seiner Matratzen vor – wählte Muun damit die denkbar offensivste Kommunikationsstrategie, immerhin dürften Kunden Windhunde im Segment sonst eher fürchten.

Artikel zum Thema Matratzen-Startups:

Bildmaterial: Muun


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