Strategievergleich: Arbeitet Modomoto effizienter als Outfittery?

Mit einer neuerlichen Millionenfinanzierung sorgt Outfittery dieser Tage für Schlagzeilen. Digital kompakt verglich daraufhin die öffentlich verfügbaren Daten von Outfittery und Modomoto daraufhin, wer die erfolgsversprechendere Strategie aufweist.
Finanziertes vs. organisches Wachstum
Die Strategien der beiden großen deutschen Curated Shopping-Anbieter Outfittery (Webseite) und Modomoto (Webseite) könnten unterschiedlicher wohl nicht sein: Das unter anderem vom HTGF und Holtzbrinck Ventures finanzierte Outfittery setzte bisher auf viel PR, schnelles Wachstum mit internationaler Ausrichtung und gleich fünf Finanzierungen, in denen das Unternehmen rund 60 Millionen Dollar Investmentkapital aufnahm.
Demgegenüber arbeitete Modomoto bisher nahezu komplett unter dem Radar und verzichtete gleichermaßen auf breite PR-Aktivitäten oder groß angekündigte Investmentinformationen. Der Dienst aus Berlin wuchs offenbar verhältnismäßig organisch und wurde dazu von zwei Family Offices mit Kapital ausgestattet. Auch Modomoto bringt es immerhin auf fünf Finanzierungsrunden, nahm dabei aber vermutlich kleinere Beträge auf. Die dabei womöglich zu kurz gekommene Internationalisierung glichen die Berliner durch die Gründung der Curated Shopping Group (Webseite) aus, wozu das Unternehmen den Niederländischen Konkurrenten The Cloakroom übernahm („Konsolidierung im Curated Shopping? Die Marktlage nach Modomotos Übernahme“).
Zusätzlichen Druck in den Markt bringt das an Zalando angedockte Zalon (Webseite), das durch seinen strategischen Partner im Hintergrund sowohl an der Finanzierungs- als auch der Produkt- und Logistikfront gänzlich anders arbeiten kann. Dabei ist aus der Branche zu hören, dass Outfittery zunächst selbst eng an Zalando angedockt war, sodass es für die Berliner umso ärgerlicher sein dürfte, dass Zalando schließlich einen eigenen Anbieter ins Rennen schickte, anstatt eine Kooperation oder Übernahme zu erwägen.
Modomoto erscheint effizienter
Wenngleich die Informationslage zu beiden Unternehmen nicht ausreicht, um eine akkurate Analyse zu erstellen, erscheint Modomoto auf Basis der öffentlich einsehbaren Informationen deutlich effizienter. Laut Bundesanzeiger machte das Unternehmen 2014 mit 1,4 Millionen Euro deutlich weniger Verlust als Outfittery, das es 2014 auf signifikante 15 Millionen brachte. Und auch wenn es seit Anfang des Jahres keine neuen Informationen zu Modomoto gibt, bedienten beide Unternehmen laut eigener Angaben zuletzt offenbar gleich viele Kunden – wofür Modomoto aber vermutlich deutlich weniger Kapital aufnahm und mit 50 Mitarbeitern weniger auskommt.
Während Outfitterys Fähigkeit an der Finanzierungsfront also durchaus beeindruckt, scheint das Unternehmen demnach ineffizienter zu arbeiten. Gleichzeitig legt eine Interpretation der Gesellschafterunterlagen des Unternehmens nahe, dass die Bewertung zuletzt eher stagnierte („Stagnierende Bewertung? Die Captable-Entwicklung von Outfittery bis zur Series E“) und Outfittery wohl noch nicht profitabel arbeitet. Zu bedenken bleibt, dass die vorliegende Informationslage eher spärlich ausfällt und die Informationen des Bundesanzeigers zwei Jahre alt sind. In der Startupwelt kann sich binnen zwei Jahren vieles tun und es bleibt spannend zu beobachten, ob Modomoto wirklich auf leisen Sohlen seinem Wettbewerber Paroli bieten kann oder das öffentlich einsehbare Bild eher täuscht.
Anteilsentwicklung bei Outfittery und Modomoto
Die unterschiedlichen Finanzierungs- und Wachstumsstrategien lassen sich entsprechend auch an den Anteilsverteilungen beider Unternehmen ablesen:
Während das aktive Management bei Modomoto noch merklich mehr Anteile hält (32,09%) als es bei Outfittery der Fall ist (19,87%), zeigt sich auch bei der Investorenschaft eine andere Verteilung. Modomoto befindet sich zu 50% in der Hand von Family Offices und hat knapp 15% seiner Anteile für die Übernahme von The Cloakroom und eine durch Kees Koolen erfolgte Finanzierung ausgegeben. Outfittery setzt bei seiner Finanzierung offenbar gänzlich auf Venture Capitalists und hat diesen vier Fünftel seiner Anteile abgetreten.
Outfitterys Captable in der Übersicht
Gründung | Seed | Series A | Series B | Series C | Series D | |
---|---|---|---|---|---|---|
Investment | – | k.A. | 4 Mio. € | 13 Mio. € | 17,6 Mio. € | 19,6 Mio. € |
Team | 100% | 72,97% | 48,13% | 33,55% | 24,99% | 19,87% |
Anna Alex | 46% | 33,57% | 22,14% | 15,43% | 11,07% | 8,8% |
Julia Bösch | 46% | 33,57% | 22,14% | 15,43% | 11,86% | 9,43% |
Tobias Nendel | 8% | 5,84% | 3,85% | 2,68% | 2,06% | 1,64% |
Venture Capitalists | - | 27,03% | 51,87% | 66,45% | 75,01% | 80,13% |
HTGF | - | 13,51% | 12,32% | 8,85% | 6,8% | 5,41% |
Holtzbrinck Ventures | - | 13,51% | 17,43% | 17,5% | 15,83% | 13,24% |
Mangrove | - | - | 12,77% | 12,82% | 10,88% | 9,09 |
VC Fonds Kreativwirtschaft | - | - | 5,11% | 4,44% | 4,09% | 3,25% |
RI Digital Ventures | - | - | 4,25% | 2,97% | 2,28% | 1,81% |
Highland Capital Partners | - | - | - | 19,88% | 21,12% | 18,68% |
Northzone | - | - | - | - | 14,01% | 12,78% |
U-Start-Club | - | - | - | - | - | 2,56% |
Octopus Ventures | - | - | - | - | - | 13,3% |
Modomotos Captable in der Übersicht
Seed | Series A | Series C | Series C | Series D | |
---|---|---|---|---|---|
Team | 71,25% | 47,5% | 41,14% | 37,8% | 32,09% |
Corinna Powalla | 35,82% | 23,88% | 20,68% | 19% | 16,13% |
Andreas Fischer | 25,93% | 17,29% | 14,97% | 13,76% | 11,68% |
Mathias Fiedler | 9,5% | 6,33% | 5,48% | 5,04% | 4,28% |
Business Angels | 28,75% | 52,5% | 58,86% | 62,2% | 53,28% |
Bolle Holding GmbH | 28,75% | 35,83 | 37,73% | 38,73% | 33,35% |
JKS Vermögensverwaltungs- und Beteiligungs- GmbH | - | 16,67% | 21,13% | 23,47% | 19,93% |
Venture Capitalists/Strategen | - | - | - | - | 14,63% |
Asbjørn Jørgensen | - | - | - | - | 3,1% |
Kasper Petersen | - | - | - | - | 2,08% |
Kees Koolen | - | - | - | - | 6,49% |
Connect Ventures | - | - | - | - | 1,33% |
Cloakroom Holding B.V. | - | - | - | - | 1,63% |
Artikel zum Thema:
- Stagnierende Bewertung? Die Captable-Entwicklung von Outfittery bis zur Series E
- Konsolidierung im Curated Shopping? Die Marktlage nach Modomotos Übernahme
- Spannend! So sieht Thermondos Captable nach der Series C aus
- So sieht Lesaras Captable vor seiner Series-C-Runde aus
- So sieht Seerenes Captable nach dem Lakestar-Investment aus
- So sieht der Homebell-Captable nach der Index-Finanzierung aus
- So sieht Movingas Captable nach der 25-Millionen-Runde aus
Disclaimer: Für die Richtigkeit der aufgeführten Inhalte wird keine Gewähr übernommen. Die Zusammenstellung der Informationen hegt darüber hinaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit und die Anteile der Gesellschafter wurden auf ganze Prozente gerundet, weshalb diese von den realen Verteilungen abweichen können. Transaktionsprozesse, die ohne eine Veränderung der Stammkapitalhöhe zwischen zwei Finanzierungen liegen können, werden von dieser Übersicht unter Umständen nicht erfasst.Zum Teil wurden Dollar-Beträge zum am Eintragungstag ins Handelsregister gezeichneten Kurs in Euro umgerechnet und können dementsprechend Rundungsfehler enthalten. Zum Teil wurden Anteile, die durch Unternehmen gehalten werden, einem oder mehreren Hauptgesellschaftern jener Firmen zugeschrieben. Dies muss nicht der tatsächlichen Verteilung entsprechen. Darüber hinaus sind auch treuhänderische und virtuelle Anteils-Konstrukte (etwa für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme) denkbar. Bewertungen wurden zum Teil basierend auf Datenmaterial dritter ausgerechnet und können falsch oder verzerrt sein.
Siehe auch: „Die Milchmädchenrechnung mit den Pre- und Post-Money-Bewertungen“.
Bildmaterial: Outfittery, Modomoto (Montage); Datenmaterial: Unternehmensangaben, Handelsregister, Bundesanzeiger, Gründerszene
Laut Presse-Mitteilung hat Outfittery 400.000 Kunden, also nochmal deutlich mehr als die 300.000 in deiner Tabelle.
Habe meine Infos aus dem offiziellen Pressebereich der Webseite, dann haben sie wohl ihre eigenen Infos nicht aktualisiert.
Hallo,
nach eigenen Angaben (die sin natürlich nicht überprüfen lassen), hat Outfittery rund 400.000 Kunden – also rund 30% mehr als in der Tabelle dargestellt – und somit auch 30% als Modomoto.
Nachzulesen z.B. hier: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/online-stilberatung-outfittery-ein-shoppingbudget-von-22-millionen-dollar/14010944.html
… und 270 Mitarbeiter, also 10% weniger als in der Tabelle angegeben
Same here, stand in deren Pressebereich auch anders.
Habe meine Infos aus dem offiziellen Pressebereich der Webseite, dann haben sie wohl ihre eigenen Infos nicht aktualisiert. Aber die Daten von Modomoto stammen auch noch aus dem Februar, dort hat seitdem also auch sicher noch Wachstum stattgefunden. 30% mehr Kunden (sagt ja auch noch nichts über den Umsatz je Kunden, die Churn Rate usw. aus) finde ich in Anbetracht von 11 mal so viel Schulden und vermutlich 6 mal so viel Investment auch immer noch nicht signifikant größer.
Müsste man bei Modomoto nicht die Bolle Holding ebenfalls als Gründer einstufen, auch wenn Niklas Bolle nicht mehr aktiv bei Modomoto arbeitet? Damit sind noch 2/3 der Anteile in den Händen von Gründern und Management. Damit dann schon eine sehr andere Geschichte als die von Outfittery.
Ja, Niklas ist da wohl so eine Art Zwitterwesen ;-). Ich habe ihn als Investor gelistet, weil in seiner Holding auch noch andere Familienmitglieder sind, aber könnte man sicher zumindest zum Teil anrechnen. Dann wäre das Bild in der Tat noch krasser.
Die Bolle Holding hat ja offensichtlich in fast jeder Kapitalrunde pro rata mitgezogen. Damit ganz klarer Investor. Ist schon richtig so.