Wie sich Project A strategisch geschickt in Stellung bringt

Wie sich Project A strategisch geschickt in Stellung bringt

Spätestens seit der durchaus kontrovers diskutierten Entwicklung von Earlybird („Unsere Gebete sind bei Earlybird“) drängt sich in Deutschland die Frage auf, wie sich VC-Investoren heute positionieren sollten, um an attraktive Deals zu gelangen. Digital kompakt wird dazu in naher Zukunft einige viel versprechende Ansätze beleuchten und betrachtet als erstes Project A mit seiner Positionierung als Operational VC. Kann dessen Verbindung aus Kapital und operativer Unterstützung funktionieren?

Project A wird zum Operational VC

Rund um den exzellenten Ruf seines prominentesten Vertreters Florian Heinemann, positioniert sich Project A (Webseite) mittlerweile zunehmend als „Operational VC“ – ein Venture Capitalist, der Unternehmer nicht nur durch Kapital unterstützt, sondern auch Leistungen in Form von Kompetenzträgern oder Systemen (wie Data-Warehousing, IT-Skalierung, Marketing-Automatisierung usw.) zur Verfügung stellt.

Dank Florian Heinemann dürfte der Geldgeber vor allem im Performance-Marketing-Bereich bestens aufgestellt sein, während Disziplinen wie Data Warehousing, IT-Architekturen oder Shopsysteme schon Teil der Rocket-DNA waren, aus dem Project A ja ein Stück weit hervorging. Während Project A anfangs lange als Inkubator im Stile eines Rocket Internet erschien, wandelt es sich nun also vielmehr zu einer Art operativem Co-Investor mit eigenem Skill-Set.

Zugang zu attraktiverem Deal-Flow

Diese Strategie ist insofern charmant, als dass sie Project A dazu verhelfen dürfte, durch seinen operativen Mehrwert zu einem attraktiven Investmentpartner für angesehene Geldgeber wie Sequoia, Index, Accel, Balderton oder Google Ventures zu werden. Im Klartext hieße dies, dass die Berliner vom deutlich attraktiveren Deal-Flow bekannter VCs profitieren und ihre Chance auf Top-Investments erhöhen könnten.

Und die ersten Anzeichen einer solchen Entwicklung sind bereits ablesbar: Mit Index verbindet Project A offensichtlich schon eine enge Partnerschaft und auch mit Google Ventures soll es laut Florian Heinemann schon ein erstes gemeinsames Investment geben. Selbst für Rocket Internet könnte Project A damit zur Lösung seiner Nachschubprobleme werden. Und in Kombination mit ihrem neuen Fonds über 120 Millionen Euro können die Berliner noch einmal größere Räder drehen und auch bei späteren Runden nachfinanzieren.

Eine Wette mit hoher Verteidigbarkeit

Eine Kehrseite hat die Postionierung als Operational VC freilich: sie ist sehr teuer und weist hohe Eintrittsbarrieren auf. Primär weil es sehr viel operative Komplexität zu bewältigen, viele Wissensträger aufzubauen und einiges an Erfahrungen zu machen gilt. Insbesondere angesichts des zu refinanzierenden Personalapparats entstehen folglich hohe Kosten und der Aufbau einer entsprechenden Reputation mit dazugehörigem Netzwerk ist ebenfalls erforderlich. HInzu kommt die Wichtigkeit der richtigen Themenfokussierung.

Umstände, die sich auch positiv deuten lassen: Sind diese hohen Eintrittsbarrieren genommen, besteht eine dauerhaft verteidigbare Position, die sich nur schwer replizieren lässt und ein klares Alleinstellungsmerkmal bietet. Project A setzt im VC-Bereich also gerade auf eine Wette, die auf spannenden Hypothesen fusst und im Erfolgsfall eine hohe Verteidigbarkeit verspricht. Risikofrei oder gar ein Selbstläufer ist das komplexe Vorgehen dennoch beileibe nicht.

Neben Project A erscheint bisher nur Rocket Internet mit den Kompetenzen und Ressourcen ausgestattet, ein ähnliches Vorgehen anzustoßen – ein Szenario, das vielleicht gar nicht so abwegig ist, setzt doch auch Oliver Samwer zusehends auf Investments und könnte seine Inkubatoren-Infrastruktur gezielt zum Operational VC umjustieren.

digital kompakt, PaypPal Me

Bildmaterial: Project A, Pixabay, Pixabay (Montage)


8 Gedanken zu “Wie sich Project A strategisch geschickt in Stellung bringts”

  • 1
    Vor dem Hate am Mai 12, 2016 Antworten

    Bevor ggf einige enttäuschte Ehemalige Project A Leute sich melden würde mich ein Sache interessieren: Könntest Du lieber Joel das Thema operational VC tiefer und insb. kritischer beleuchten (die journalistischen Mittel beherrschst Du ja)?

    Wenn man sich mal die vergangenen Projekte anschaut bezweifle ich, dass Project A den operativen Teil überhaupt kann. Wenn interne Entwicklerteams für absurde Tagessätze an die Ventures vermietet werden und zT haarsträubende Technologiestrukturen aufbauen, die starke Legacy Kosten mit sich bringen, dann würde ich den Marketing Pitch mal infrage stellen. Und wenn man sich die Wettbewerber der PA Portfoliounternehmen anschaut, dann scheinen die die Tech und Online Marketing Themen auch sehr gut hinzubekommen.

    Wo ist jetzt also der Mehrwert?

    • 2
      Joël Kaczmarek am Mai 12, 2016 Antworten

      Salut,

      ich fand im ersten Schritt erstmal spannend, die Hypothesen aufzuarbeiten, die ein Project A verfolgt. Gerade vor dem Hintergrund, dass die VC-Luft dünner wird, ist das ein spannender Bereich.

      Ob und wie man das in der Praxis hinbekommt, fänd ich ebenfalls durchaus interessant zu beleuchten. Wenn du oder jmd. anderes da einen Startpunkt liefern könnt, schreibt mir gerne an redaktion [at] digitalkompakt.de

      Erfahrungsgemäß muss man aber auch sagen, dass sich häufig nur die Unzufriedenen zu Wort melden und dass es sehr subjektiv ist, was hier als Mehrwert wahrgenommen wird und was nicht. Ich bin da also sehr vorsichtig geworden, wenn Leute ihren Unmut äußern. Meist erfordert es viel Auseinandersetzung mit dem Thema um abschätzen zu können, was ist daran jetzt substantiell und was ist subjektive Fehlwarhnehmung.

      • 3
        Vor dem Hate am Mai 13, 2016 Antworten

        Sehr guter Ansatz, ich fand nur dass der Titel der Story bereits wertet…

        • 4
          Joël Kaczmarek am Mai 13, 2016 Antworten

          Also grundsätzlich würde ich Überschriften nicht überbewerten, aber es ist ja auch geschickt, wie man sich dort in Stellung bringt. Auf diese Weise ein Index oder Accel anzusprechen, erscheint mir schon sehr smart. Was es hält muss dann halt der Realitätscheck zeigen.

  • 5
    Johannes am Mai 12, 2016 Antworten

    Sehr interessanter Artikel, VC Differenzierung wird immer wichtiger werden.

    Eine Theme-Frage hätte ich: Wäre es vielleicht möglich die Kommentare in einenm dunkleren Grauton oder in schwarz anzuzeigen? So ist es auff meinen Bildschirmen relativ schlecht lesbar.

    • 6
      Frank am Mai 12, 2016 Antworten

      Ich kann die Kommentare auch schlecht lesen. Schrift zu dünn

  • 7
    Arne am Juni 12, 2016 Antworten

    Mir fehlen bei Project-A die Exits. Tirendo/Delticom war ja für Delticom ein Desaster. Man dachte, Innovation & Kompetenz einzukaufen, bekam aber nichts mehr als eine Marketing-Hülle. Ganz zu schweigen von der recht merkwürdigen Dealkonstruktion …. Habe ich was übersehen, gab es schon andere größere Exits?

  • 8
    radiomystey.de am Juli 25, 2018 Antworten

    Super Artikel…

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