Wie die Samwers geschickt an günstige Immobilien gelangen

Nachdem digital kompakt die umfangreichen Immobilienprojekte der Samwers bereits intensiv beleuchtet hat, mehren sich die Anzeichen, dass das Brüdergespann beginnt, auch in Wohnimmobilien zu investieren und dazu ein extrem geschicktes Vorgehen entwickelt hat.
Samwers streben auch zu Wohnimmobilien
Laut den Recherchen von digital kompakt sollen die Samwers bis zu über einer Milliarde Immobilienbesitz vornehmlich im Gewerbebereich besitzen (Über 1 Milliarde in Immobilien? Samwers kaufen im großen Stil Gewerbeflächen), wozu das Brüdergespann unter der Führung von Alexander Samwer ein komplexes Firmengeflecht mit Picus Capital und Augustus Capital geschaffen hat (Das Firmenimperium hinter den Samwer-Immobilien).
Bis dato konzentrierten sich die Samwers dabei auf Gewerbeimmobilien, weil diese weniger kleinteilig sind, dank wachsender Nachfrage im Wert steigen und durch langfristige Mietverträge einen gesicherten Cashflow und hohe Planungssicherheit bieten. Nun konnte das Manager Magazin jedoch verifizieren, dass die Samwers zusehends auch in den Bereich der Wohnungsimmobilien streben. In einem Straßenblock im angesagten Neuköllner Reuterkiez ist das Trio bereits Teilbesitzer und nutzt dafür die Verus GmbH, eine Gesellschaft, die auch in der Samwer-Firmenübersicht von digital kompakt zu finden ist.
So sichern sich die Samwers günstig Immobilien
Um zu verstehen, wie sich mit Wohnimmobilien einiges an Geld verdienen lässt, hilft ein Blick auf das sehr geschickte Vorgehen mit dem die Samwers angeblich agieren und das wieder einmal zeigt, welche Cleverness ihnen beim Geschäftemachen und Verhandeln anhaftet und wie knallhart sie dabei in der Sache sind. Eine sehr gute Erklärung zu diesem Vorgehen bietet der Gentrification Blog von Andrej Holm:
- Eigentümergemeinschaften: zunächst kaufen die Samwers einzelne oder mehrere Mitglieder der Eigentümer- oder Erbengemeinschaft eines Objektes aus
- Verschachtelung: dazu nutzt das Brüdergespann vermutlich Mittelsmänner sowie sein komplexes Firmengeflecht, das dank seiner Verzweigung und unterschiedlicher Umbenennungen leicht übersehen lässt, dass die Samwers hinter den getätigten Übernahmen stehen
- Inaktivität: die i.d.R. privaten Hausbesitzer agieren zumeist als inaktive Einzeleigentümer, um eine langfristige Wertentwicklung zu erzielen, anstatt durch kapitalintensive Investitionen den Wert ihrer Immobilien schneller zu steigern
- Sanierung: entsprechend günstig sind die Gebäude aufgrund ihres einfachen Standards oft, sodass modernisierungsbedingte Mietsteigerungen oder die Umwandlung in Eigentumswohnungen die erzielbaren Gewinne schnell steigen lassen können
- Konkurrenz: die proaktive Ansprache von Eigentümergemeinschaften bietet dabei ebenfalls den Vorteil, dass die Samwers selbst den Preis setzen können und sich nicht gegen andere (preistreibende) Konkurrenten durchsetzen müssen
- Teilungsversteigerung: sind die Samwers erst einmal Teileigentümer, können sie eine Versteigerung zwecks Aufhebung einer Gemeinschaft beantragen, eine so genannte Teilungsversteigerung, die durchgeführt wird, um eine Gemeinschaft an einem Grundstück zu beenden und ein gerichtliches Versteigerungsverfahren mit sich bringt, bei dem dann ein Vollerwerb möglich ist
- Risikofreiheit: für die Samwers ist dieses Vorgehen nahezu risikofrei, denn entweder erfolgt der Vollerwerb der Immobilie unterhalb des Marktpreises oder ein höher bietender Wettbewerber bietet einen Preis, der über dem ursprünglichen Kaufpreis ihres Anteils liegt
Wiederholtes Vorgehen bei gezielter Auswahl
Dieses Vorgehen zur Einleitung einer immobilienwirtschaftlichen Verwertungsstrategie ist sicher aufwändiger und komplizierter als der Kauf auf dem Markt angebotener Objekte, doch lassen sich so günstigere Preise und entsprechend hohe Gewinnaussichten bei geringem Risiko realisieren. Gleichzeitig lässt sich das Ganze durch günstige Kredite gegenfinanzieren. Die großen Verlierer dieses Vorgehens sind die Mieter der Objekte, die langfristig mit signifikanten Mietsteigerungen zu rechnen haben.
Und anscheinend haben die Samwers dieses Vorgehen für sich systematisiert, sollen sie doch laut Gentrification Blog in mindestens zwei weiteren Fällen Mietshäuser auf diese Art erworben haben. Vor allem wählen sie ihre Bezirke dazu strategisch geschickt aus: Schon länger schickt sich Neukölln dank günstiger Mieten und kultureller Vielfalt an, zu Berlins nächstem In-Bezirk zu werden.
Und durch die Stilllegung des Flughafens Tempelhof und die anschließende Wandlung des Rollfeldes zum Naherholungsgebiet, ist Neukölln mit einem Mal noch attraktiver geworden, was einen massiven Anstieg der Mieten mit sich bringt. Glaubt man dem Protestblog der rund 300 Mieter des Neuköllner Reuterkiez, sind die Samwers bereits im Besitz von zwei Dritteln der Anteile an den Gebäudetrakten im Reuterkiez und können sich nun den Rest sichern.
Artikel zum Thema:
- Über 1 Milliarde in Immobilien? Samwers kaufen im großen Stil Gewerbeflächen
- Das Firmenimperium hinter den Samwer-Immobilien
- Die innovativen Investments des Alexander Samwer
- Intensiviert Alexander Samwer seinen Fokus auf Energiethemen?
Bildmaterial: Pixabay, Rocket Internet (Montage)
Beeindruckend, bei der aktuellen Niedrigzinsphase aber verständlich.
Joël, ein genereller Kommentar: bin erst gestern auf deine Seite gestoßen und finde die Beiträge richtig, richtig gut, da nicht oberflächlich über die gleichen Themen wie auf anderen Gründerportalen berichtet wird. Habe nur einige Artikel gelesen und schon mehr draus „lernen“ können als auf den anderen Portalen zusammen, da die Themen oftmals ganz anders sind und mehr in die Tiefe gehen. Es bringt einem nämlich nicht viel, STÄNDIG zu lesen, wieviel € Startup XYZ eingesammelt hat..schrecklich. Also, weiter so:)
Hallo Julia,
vielen Dank, das freut mich sehr zu hören und ist das Ziel, dem ich mich verschrieben habe. Es wird weiter Gas gegeben und solches Feedback motiviert dabei sehr.
Lieben Gruß
Joel
Ein Hammer diese Sammlers. Mit der Konzentration auf Gewerbeimmobilien wegen Sie ja garnicht mal falsch. teilweise werden dort Verträge >15 Jahre abgeschlossen.
Einfach Wahnsinn. Wer will erreicht eben viel. 🙂
1 Milliarde in Immobilien. Krass! Aber Glückwunsch, wenn die das alles sauber hinbekommen haben. Mit wie viel Geld haben die denn 2006 gestartet?
Mich wundert es nicht, dass sie auch stark im Immobiliensektor aktiv sind. Vermögen muss verteilt werden und Immobilien sind dabei eine sinnvolle Anlageklasse. Egal ob man es gut oder schlecht findet, ich respektiere die Leistung der Samwers. Hut ab, was die in jungen Jahren schon auf die Beine gestellt haben.