Enfore greift mit Kampfpreisen an – so könnte die Strategie dahinter aussehen

21. September 2017 Informiert 0
Enfore greift mit Kampfpreisen an – so könnte die Strategie dahinter aussehen

Bisher waren die Preise von Marco Börries sieben Jahre lang entwickelter Gründung Enfore ein wohlgehütetes Geheimnis, nun offenbart sich, welche ambitionierte Strategie der Unternehmer an dieser Front anzustoßen scheint.

Die Ausrichtung von Enfore

Das in der Digitalbranche viel beachtete Enfore (Webseite) hat sich die Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zum Ziel gesetzt und rechnet dabei vor, dass diese laut Statistischem Bundesamt 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland ausmachen würden. Von denen demnach aber über 80 Prozent noch unterdigitalisiert seien, weil es ihnen an eigenen IT-Kenntnissen und -Ressourcen fehle, bei gleichzeitig hohen Kosten. Dabei adressiert das Unternehmen aus Berlin bisher drei Segmente: Einzelhändler, Dienstleister (Friseure, Schuster usw.) sowie die Gastronomie.

Und um diesen Missstand zu adressieren, hat Enfore eine digitale Komplettlösung entwickelt, die als eine Kombination aus Hardware, Business-Software, cloud-basiertem Kundenkonto und Business Payment Services besteht:

  • enforeDasher: ein POS-Terminal [Point of Sale] inklusive Kassensystem mit 14 „Full HD Touchscreen, 5“ Kunden Display, Hochgeschwindigkeitsdrucker, 3D-Barcode-Scanner, Ethernet, HDMI und 4 USB-Anschlüssen
  • enforePayPad: ein WiFi-fähiges Kartenbezahlterminal
  • enforePOS: eine Business App mit branchenspezifischen Software-Modulen, die lokale Geschäfte bei allen Arbeitsschritten von der Warenwirtschaft und der Lagerhaltung über die Abrechnung bis hin zur Kundenbindung digital unterstützt; integriert sind auch Tools, mit denen ein Unternehmen seine Kunden besser verstehen, binden und belohnen sowie über mehrere Vertriebs- und Servicekanäle mit ihnen in Verbindung treten kann
  • cloud-basiertes Kundenkonto: über das Unternehmer von jedem Endgerät und jedem Ort aus Zugriff zu den Enfore Services und auf ihre Daten erhalten

Enfore rollt den Markt mit Kampfpreisen auf

Betrachtet man die Preislevel der unterschiedlichen Produkte, wird schnell klar, dass Enfore seinen ungemein fragmentierten Markt mit echten Kampfpreisen aufzurollen gedenkt: Seine POS-Hardware enforeDasher bietet das Unternehmen für 799 Euro netto an, sein Kartenbezahlterminal für einmalig 199 Euro mit Transaktionsgebühren von 0,79% (EC-Karten) und 1,19% (Kreditkarten). Die umfangreiche Software sowie alle zukünftigen Updates sind bereits im Preis der Hardware enthalten.

Alternativ können Kunden die Produkte von Enfore auch in einem Telekommunikationsbundle kaufen: Wie digital kompakt bereits berichtete, startet nun auch Enfores Partnerschaft mit der Deutschen Telekom, welche unter dem Namen MagentaBusiness POS alle drei Bausteine der Berliner zusammen mit seinen Telefonie-, Internet- und Supportdiensten für 199,95 Euro sowie einem Zwei-Jahres-Vertrag mit monatlich 79,90 Euro Kosten (bzw. 44,95 Euro für Bestandskunden) vertreibt.

Zum Vergleich: die Einrichtung eines vollständigen Kassenplatzes kostet im Markt derzeit eher 2.000 Euro aufwärts, verbunden mit weiteren signifikanten Kosten für Software und langen Vertragszeiten. Enfore-Kunden dürften demgegenüber für mehr Leistung also deutlich weniger zahlen. Entsprechendes lässt sich auch bei den Transaktionskosten beobachten: So liegen etwa typische Chip-Kartenleser-Anbieter wie iZettle oder Sum up mit 0,95% und 2,75% doch deutlich über den Preisgefügen von Enfore und lassen dabei die Hardware- und Softwareparts im Wesentlichen vermissen.

Die Strategie dieses Verdängungswettbewerbs

Wie gut Enfores Partnerschaft mit der Telekom zündet, wird sich erst noch zeigen müssen, so oder so ist der Preis von Enfores Produktpalette aber attraktiv genug, dass viele KMUs sich das Angebot angucken und bereits einen Nutzen daraus ziehen werden, selbst wenn sie die dazugehörige Software nicht nutzen. Bereits die günstigere Hardware und die geringeren Paymentgebühren – wo Enfore angibt, immer bessere Konditionen aushandeln und an seine Kunden weiterreichen zu wollen – rechtfertigen einen Kauf.

Die Digitalisierung von kleinen Unternehmen inklusive Hardware, cross-device arbeitender Software und Cloud-Struktur zu einem Komplettpreis von weniger als Tausend Euro dürfte also deutlich unter dem derzeitigen Niveau des Marktes liegen und dazu führen, dass massiver Druck in den stark fragmentierten Markt kommt. Gelingt es Enfore, mit seiner Preispolitik entsprechende Skalierung zu erzielen, treibt dies die Kosten im Markt signifikant nach unten und drängt Anbieter aus dem Markt. Die Wertschöpfungskette würde sich verändern und für Enfore würde dies zwar geringeren Umsatz pro Kopf, aber eine deutlich höhere Durchdringung bedeuten.

Die Verbindung aus Marktöffnung und massiver Abdeckung verbindet Enfore dabei mit einem Ansatz, der an das Apple-Vorgehen mit dem iPhone erinnert: Ein Hardware-Modul fungiert als Touchpoint und liefert den Zugang in ein eigenes Ökosystem aus hochintegrierter Software und unterschiedlichen Buiness Services wie Payment Processing, Gehaltsabrechnungen usw. Hinzu kommt die Kuratierung von Zugangsprodukten wie Kassenschubladen, wo Enfore die Produkte ausgewählter Drittanbieter mitvertreiben wird – ähnlich wie ein Apple Store, der Drohnen, Kopfhörer oder Zubehör von Externen anbietet.

Bleibt die Frage, wie Enfore hauptsächlich sein Geld verdienen wird. Neben den reinen Hardwarepreisen darf man hier wohl buchbare Zusatz-Services erwarten, die sich um Aspekte wie Datensicherheit, Einkauf oder Marketingunterstützung drehen könnten. Für den Moment ist das Modell auf Skalierung ausgelegt und entfaltet seine wesentlichen Effekte dann mit zunehmender Kundenanzahl (Verhandlungsmacht, Datenkompetenz usw.).

Marco Börries zu Number Four

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Bildmaterial: Enfore, digital kompakt (Montage)


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