Neuer VC-Fonds: Fly Ventures wird ein Micro VC für Tech-Themen

Der deutsche Markt erlebte zuletzt eine ganze Reihe Folgefonds und First Time Fonds, die sich auf Investments im Digitalbereich konzentrieren. Digital kompakt stellt kurz und knapp weitere neue VC-Fonds vor und zeigt deren Fokussierung auf. Darunter: Fly Ventures, das wohl als Micro VC an den Start gehen und sich auf Technologiethemen fokussieren wird.
Erstes Closing bereits abgeschlossen
Vieles ist über Fly Ventures (Webseite), dessen Webseite denkbar zurückhaltend ausfällt und etwas an den Bildschirmschoner von Windows 95 erinnert, noch nicht bekannt. Was damit zusammenhängen könnte, dass man sich in der Branche erzählt, der Geldgeber aus Berlin sei gerade im Fundraising begriffen.
Glaubt man dem Marktraunen, will Fly Ventures eine Fondsgröße von etwas weniger als 50 Millionen Euro realisieren und hat dazu bereits ein erstes Closing und wohl auch schon erste Deals abgeschlossen. Dies würde auch das ruhige Verhalten des Geldgebers erklären, gilt es in Fundraising-Zeiten doch auf PR zu verzichten, soll amerikanischen LPs aufgrund der sonst einsetzenden Prospektpflicht nicht das Investieren erschwert werden.
Micro VC mit Technologiefokus?
Auch über die inhaltliche Ausrichtung von Fly Ventures ist noch nicht vieles bekannt, informierte Quellen sprechen jedoch davon, dass sich der Berliner Geldgeber auf Softwareunternehmen mit hohem Automatisierungsgrad konzentrieren wird. SaaS-Lösungen oder Marktplätze mit softwarebasierter Umsetzung könnten hier zu den Zielobjekten zählen.
In Anbetracht der Fondsgröße wäre dies eine durchaus plausible Fokussierung: Mit 40 bis 50 Millionen Euro Fondsgröße würde sich Fly Ventures als klassischer „Micro VC“ positionieren, in ersten Finanzierungen also Tickets bis ca. 750.000 Euro und in Folgerunden höhere Beträge zeichnen.
Im Umkehrschluss tut der Geldgeber also gut daran, sich aus Finanzierungsrunden von Unternehmen, die ihre Skalierung über Personenwachstum ziehen (beispielsweise saleslastige Geschäftsmodelle), herauszuhalten, da die damit verbundenen Kosten hohe Kapitalaufwände und in der Konsequenz starke Investoren-Verwässerungen mit sich bringen. Dementsprechend dürfen also technologieorientierte Seed-Finanzierungen quer durch Europa von Fly Ventures erwartet werden.
Team mit Tech-Orientierung
Auch ein Blick auf das Team hinter Fly Ventures stützt diese These: Neben Gabriel Matuschka, der als Gründer des Reiseshoppingclubs Triphunter in die Branche kam und anschließend beim französischen VC-Fonds Partech tätig war, findet sich mit Stephan Seyboth ein Ex-Google Executive im Team. Seyboth war als Produkt Manager für Google Search und Google Maps tätig und dürfte einen deutlich technischeren Themenzugang als andere VCs mitbringen.
Auch Matuschka genießt in der Branche den Ruf eines pragmatischen, technologieorientierten Machers ohne das egobetonte VC-Auftreten alter Schule. Im Wettstreit um guten Deal Flow könnte diese produktnahe Ausrichtung einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Geldgebern bieten und die vergleichsweise kleine Größe des Fonds wettmachen.
Gelingt es Fly Ventures, diese Haltung effektiv auf die Straße zu bringen, winkt ein attraktives Szenario, machen Geldgeber wie Point Nine Capital oder die Londoner VCs Connect Ventures und Local Globe doch vor, dass Micro VC-Ansätze mit starker Tech-Orientierung ihre Berechtigung haben. Für den deutschen Markt wäre solch eine Ergänzung in jedem Fall eine begrüßenswerte Bereicherung.
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Bildmaterial: Fly Ventures (Montage)