Über 1 Milliarde in Immobilien? Samwers kaufen im großen Stil Gewerbeflächen

Über 1 Milliarde in Immobilien? Samwers kaufen im großen Stil Gewerbeflächen

Als die Samwers im Oktober letzten Jahres in Berlin das geschichtsträchtige Ullsteinhaus kauften, ging ein Raunen durch die Presse. Was dabei jedoch von der Öffentlichkeit praktisch unbemerkt blieb: Schon seit geraumer Zeit decken sich die Samwers offensichtlich im großen Stil mit Immobilien ein und haben dazu ein verzweigtes Firmennetzwerk unter der Ägide von Alexander Samwer geschaffen.

Alexander Samwer steuert die Immobilienkäufe

Während es Oliver Samwer ist, der bei den Samwers in Internet-Belangen als Hauptverantwortlicher agiert, werden die Immobiliengeschäfte des Unternehmertrios durch Alexander Samwer, den jüngsten der drei Brüder gesteuert. Insbesondere unter dem Dach zweier Firmen namens Augustus Capital und Picus Capital investiert dieser fleißig in die beliebte Geldanlage und wird dabei seit zwei Jahren operativ von Jeremias Heinrich unterstützt, einem Ex-Berater von McKinsey, der auch bereits beim Baukonzern Hochtief im Bereich Real Estate Development tätig war.

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Das riesige Firmengeflecht hinter den Samwer-Immobilien

Glaubt man den Quellen von digital kompakt – und eine Beteiligungsgesellschaft aus dem Immobilien-Firmengeflecht der Samwers deutet dies ebenfalls an – ersteht Alexander Samwer bereits seit 2006 systematisch Immobilien für das Gespann. Laut der Stimmen im Markt soll er dazu das private Vermögen der Samwers investieren. Demnach seien keine externen Limited Partner wie bei einem Fonds beteiligt.

Darüber hinaus wird das für die Immobilienkäufe eigens geschaffene Firmengeflecht nicht nur für reine Immobilieninvestitionen genutzt, sondern auch für Beteiligungen an Startups aus den Bereichen Energie und PropTech („Die innovativen Investments des Alexander Samwer“) sowie laut einem Kenner der Branche angeblich für Investments in Fonds oder den Kauf von Teilen an Portfolios.

Berlin und andere Ballungsräume als Fokus

Das Beuteschema der Samwers stellen dabei laut unterschiedlichen Brancheninsidern insbesondere Industrie- und Büroflächen dar, weil diese nicht so kleinteilig sind, angesichts der steigenden Nachfrage in Ballungsgebieten im Wert steigen und durch langfristige Mietverträge einen gesicherten Cashflow und hohe Planungssicherheit bieten. Zwar nimmt die Bautätigkeit zu, doch auch künftig dürften Bedarfsgrößen ab 2.500 qm in gefragten Ballungsgebieten nur schwer zu befriedigen sein, insbesondere weil mit einer steigenden Flächennachfrage durch die Kreativwirtschaft zu rechnen ist.

Mieterhöhungen von zehn bis 20% dürften keine Seltenheit sein und gerade alte Fabriken sollen anstelle von klassischen Büroflächen zum Beuteschema vieler Investoren zählen. Und ein Blick auf das Samwer’sche Firmengeflecht für Immobilien deutet an, dass man in einigen Lagen schon fleißig zugeschlagen hat. Neben einer Gesellschaft, die den Namen des Ullsteinhauses trägt, weisen andere auf das Bayerhaus (ein siebengeschossiges, langgestrecktes Bürogebäude am Berliner Kurfürstendamm) oder Objekte in der Schlüterstraße 38/39, der Haupstraße, in Tempelhof (alle Berlin) oder der Bautzner Straße 45 (Dresden) hin.

Begonnen haben die Samwers ihre Kaufoffensive laut einer Marktstimme angeblich in London und München, ehe man auch Berlin für sich entdeckte. In der Hauptstadt deuten einige der Gesellschaften an, dass vor allem Schöneberg und Tempelhof einen Samwer-Fokus bilden. Auch in Mitte versucht sich das Trio laut einem informierten Tippgeber angeblich einzukaufen und im Westhafen munkelt dieser, habe ein großes Gebäude für rund 10.000 Personen den Besitzer gewechselt. Bestätigen lässt sich dies jedoch nicht. Auch ostdeutsche Städte scheinen auf der Agenda der Brüder, besitzen sie laut einer Gesellschaft doch bereits Flächen in Dresden.

Immobilien im Milliardenbereich?

Der Hauptwerttreiber bei Gewerbeimmobilien ist die Anzahl der Mietverträge und bei immer weniger werdendem Mietraum, steigenden Preisen und gleichzeitig langen Laufzeiten kommt so schnell ein attraktives Paket zusammen, wenn man denn in Größendimensionen wie die Samwers einzukaufen vermag. Und die scheinen bei den Samwers riesig zu sein: In der Szene soll Alexander Samwer vor dem Kauf des Ullsteinhauses geäußert haben, dass er und seine Brüder an Unternehmensbeteiligungen interessiert seien, die sich dem Management von Immobilien verschrieben haben, weil man im Besitz von 360.000 qm an Immobilien sei, die effizienter zu managen interessant wäre.

Bedenkt man, dass das Ullsteinhaus mit 80.000 Quadratmetern zu Buche schlägt, wären die Samwers demnach also im Besitz von mindestens 440.000 qm Immobilien. Geht man davon aus, dass der Quadratmeter für Gewerbeimmobilien in Berlin derzeit schätzungsweise mit 3.000 bis 4.000 Euro zu Buche schlägt und in München mit 5.000 bis 8.000, würden die Samwers auf einem wahren Immobilienschatz sitzen. Selbst bei einem Minimalpreis von 2.500 Euro würde die kolportierte Fläche einem Wert von 1,1 Milliarden Euro entsprechen – bei einem Durchschnitt von 5.000 Euro sogar sagenhaften 2,2 Milliarden.

Bestätigen lassen sich diese Zahlen nicht, doch glaubwürdige Kenner geben dazu einheitliche Informationen preis und schon länger grassieren Gerüchte in der Szene, dass die Samwers „ganze Straßenzüge aufkaufen“ sollen und bis zu 900 Millionen Euro investiert worden sein könnten. Wie viel Kapital die Samwers für ihre Immobilienvorhaben in die Hand genommen haben, lässt sich bisher nicht belegen, wenn ein Großteil daraus aber aus Fremdkapital (Bankkrediten) besteht – und die derzeitigen Zinsen machen dies ja sehr attraktiv – erscheinen Summen dieser Art nicht abwegig.

Samwers machen bei Immobilien super Job

Insgesamt hört man aus der Branche, dass die Samwers stark opportunistisch in das Thema Immobilien investieren und einen sehr guten Job machen sollen, indem sie den richtigen Zeitpunkt ausgewählt haben, um ohne Makler Objekte zu kaufen, die noch nicht auf dem Markt sind. Dazu lassen die Samwers ihre Verantwortlichen angeblich proaktiv auf potenzielle Verkäufer zugehen. Ohnehin dürften die Samwers ein Interesse haben, ihre Teilhabe geheim zu halten, um die Preise nicht unnötig in die Höhe zu treiben.

So ergab die Recherche von digital kompakt, dass das Brüdergespann deshalb mit unterschiedlichen Firmen am Markt agiert. Potenzielle Verkäufer sollen in diesem Metier laut einer Quelle häufig durch Investmentmanager oder Architekten angesprochen werden, da sich so oft der Preis drücken lässt.

Hört man sich in der Branche um, sollen die Immobilienpreise für Gewerbeflächen in Berlin mittlerweile beim Dreißigfachen der Jahresnettokaltmiete angelangt sein. Die Samwers würden es demnach aber verstehen, Preise, die zwischen dem acht- bis zwanzigfachen liegen, zu ergattern. Auch bei ihren Immobiliengeschäften schlagen sich Alexander, Marc und Oliver Samwer also angeblich denkbar gut – speziell wenn es ans Verhandeln der Preise geht.

Immobilienmogul statt Startup-Finanzier?

Und dennoch: Eine Fokussierung mit Sprengkraft: Selbstverständlich sind Immobilien zum Diversifizieren der eigenen Anlagestrategie sinnvoll und durch günstige Zinsen derzeit besonders attraktiv. Gleichzeitig macht es aber nicht den besten Eindruck, wenn die Macher der weltweit größten Startupfabrik im großen Stil Investorengelder einsammeln, ihr eigenes Kapital aber zu großen Teilen in Immobilien stecken.

Offensichtlich haben Oliver Samwer und seine Brüder aber die Zeichen der Zeit erkannt und vollziehen einen schlauen Schritt, indem sie fleißig Unternehmen aufbauen, an denen sie dann potenziell sogar auch als Vermieter ihrer Immobilien verdienen könnten. Bisher ist nichts darüber bekannt, ob auch Rocket-Gründungen die Immobilien der Samwers frequentieren. Auf Anfrage waren die Samwers nicht für einen Kommentar zu ihren Immobilienprojekten zu erreichen. Portfoliogröße, Vorgehen und Fokus ihrer Immobilienvorhaben, sind also unbestätigt, wenngleich das dafür etablierte Firmengeflecht die kolportierte Größe des Vorhabens plausibel macht.

digital kompakt, PaypPal Me

Bildmaterial: European Founders Fund, Pixabay (Montage)

Disclaimer: Für die Richtigkeit der aufgeführten Inhalte wird keine Gewähr übernommen. Die Zusammenstellung der Informationen hegt darüber hinaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit und nicht für jedes Unternehmen wird der Firmenzweck unmittelbar klar, weshalb falsche Interpretationen möglich sind. Die Anteile der Gesellschafter wurden auf gerundet, weshalb diese von den realen Verteilungen abweichen können. Die zugeschriebenen Anteilsverteilungen müssen darüber hinaus nicht der tatsächlichen Verteilung entsprechen, insofern darüber hinaus auch treuhänderische und virtuelle Anteilskonstrukte denkbar sind. Über den genauen Zweck der unterschiedlichen Gesellschaften kann zum Teil nur spekuliert werden, weshalb es denkbar ist, dass diese nichts mit Immobiliengeschäften der Samwers zu tun haben.


3 Gedanken zu “Über 1 Milliarde in Immobilien? Samwers kaufen im großen Stil Gewerbeflächens”

  • 1
    T. Ellerand am Mai 26, 2019 Antworten

    Anstatt über die vermeintliche Cleverness der Samwers zu jubeln, wäre es angebracht auch die Schattenseiten zu beschreiben.

    Mieterverbände, Stadteilinitiativen und Gewerbetreibende sehen den Einfluss der Startupwirtschaft auf den Berliner Immomarkt äußerst kritisch. Mieterhöhungen von 10–20% sind für viele Unternehmen nämlich nicht bezahlbar. Gerade die Kreativwirtschaft zieht gg. üppig finanzierte Startups oft den Kürzeren (siehe Lohmühlenstraße). Mittlerweile stechen sich auch Startups untereinander aus, wie im Umspannwerk Kopenhagener Straße (https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/bueromieten-in-berlin-explodieren—coworking-spaces-sind-teil-des-problems—32461888).

    Immobilien-Spekulation erschwert die Situation vieler Unternehmer/innen in der Stadt. Und das ist kein Grund zum feiern.

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