Stylefruits geht an Ströer und was das strategisch für das Segment bedeutet

Es kommt Bewegung in den Markt der Social-Shopping-Plattformen: Mit seiner Übernahme macht Stylefruits von sich Reden. Käufer Ströer wiederum schließt damit eine strategische Lücke und deutet an, warum sich weitere Anbieter gerade für einen Verkauf empfehlen könnten.
Ströer erkauft sich Prozesskettenteile
Für so manchen kam die Übernahme der Social-Shopping-Plattform Stylefruits (Webseite) durch Ströer dieser Tage wohl überraschend, dabei stellt sie genau genommen die konsequente Weiterentwicklung einer abgestimmten Strategie dar: Bisher tätigten die Kölner vor allem unterschiedliche Zukäufe im Vermarktungsbereich und mit ihren Beteiligungen T-Online und der Social-Influencer-Agentur TubeOne blicken sie auch auf Reichweitenlieferanten.
Und wenn Vermarktung auf Reichweite trifft, bildet der Besitz einer Shopping-Plattform das passende Bindeglied, um die eigene Reichweite zu monetarisieren – und dies perspektivisch ohne die Zwischenbindung von Intermediären wie Affiliate-Netzwerken. Ströer deckt also immer mehr Teile der Prozesskette ab und den nächsten Schritt dürften dann alsbald Eigenmarken bilden.
Eigenmarken zum Leveragen der Reichweite?
Denn was erscheint plausibler, als wenn Ströer mit TubeOne unterschiedliche YouTuber aus Bereichen wie Fitness oder Beauty auftut, diesen Reichweite und Nachfrage mit T-Online und seinen vielseitigen Vermarktungsmöglichkeiten beschert und anschließend Bodychange oder Stylefruits nutzt, um Fitnessshakes oder (wie etwa Dagi Bee) Beautyprodukte direkt zu vertreiben?
Damit verließe Ströer freilich den reinen Vermarktungsgedanken, aber wie Exciting Commerce es einmal verpackt hat: „Je mehr Online-Händler zu Vermarktern werden (“Zalando übernimmt Nugg.ad“), desto mehr drängt es auch die Vermarkter in den Online-Handel.“
Dabei hätte Stylefruits durchaus auch zu RTL gepasst, das mit dem Fashion-Blogging-Magazin Blogwalk (Webseite) und dem Fashion Multi Channel Network StyleHaul (Webseite) zwei vergleichbare Social-Shopping-Plattformen im Portfolio aufweist. Gut vorstellbar also, dass auch RTL an dem Münchner Startup dran war, zumal ProSiebenSat.1 als relevanter Wettbewerber ja auch Stylight im Portfolio hat. Ähnliches würde auch für Burda oder vergleichbare Reichweitenplayer im TV- und Magazinbereich Sinn ergeben.
Stylight ebenfalls im Verkaufsprozess
Für Stylefruits dürfte dieses Konstrukt angesichts der sonst sicher anzunehmenden Abhängigkeit von Amazon, Zalando & Co. ebenfalls attraktiv gewesen sein. Seinen USP hat die Plattform bisher vor allem durch eine dezidierte Mobile-First-Strategie – eine Front, an der sich Ströer vermarktungsseitig ebenfalls zusehends positioniert. Die Abhängigkeit von großen Playern könnte auch erklären, warum andere Akteure ebenfalls in dem Ruf stehen, sich gerade im Verkaufsprozess zu befinden.
Denn glaubt man dem Branchenfunk, trifft dies auf Stylight (Webseite) zu, das gerade auf der Suche nach einem externen Käufer sein soll. Falls dies zutrifft, erscheint es von außen allerdings merkwürdig, dass ProSiebenSat.1 nicht zuschlägt, Immerhin ist das Unternehmen bereits an Stylight beteiligt, hat mit Valmano, Flaconi und Amorelie in der jüngeren Vergangenheit bereits artverwandte Deals gemacht und positioniert sich unter dem Dach von 7Commerce (Webseite) gerade entsprechend – inklusive eines Segments für Beauty & Accessoires und eines für Fashion & Lifestyle.
Durch seine Positionierung als Premiummarke dürfte Stylight dennoch für andere Anbieter interessant sein und spricht damit wohl andere Käuferkreise als etwa Stylefruits an. Und dann wäre da ja noch MybestBrands (Webseite), für das ein Verkauf ebenfalls attraktiv sein und den bajuwarischen Social-Shopping-Hattrick komplettieren könnte.
Bildmaterial: Stylight, Stylefruits, MybestBrands (Montage)
Hmmm… Ein Vermarkter, der im E-Commerce einkauft kann minimale Synergien für Marketingkosten über sein Inventar erzielen aber sehr viel Geld mit Datenprodukten verdienen. Das ist auch der Grund warum E-Commerce seine Daten leveragen will und Traffic zu sich über fremde Werbebudgets zurückholen will. Ich glaube nicht dass Eigenmarken und die damit verbundenen Margen hier eine Rolle spielen