Verortung: Positionierungsmöglichkeiten von Top-VCs

Für einen Venture Capitalist wird es zunehmend wichtiger, sich eine dezidierte Positionierungsstrategie zurechtzulegen, will er an guten Deal Flow gelangen. Basierend auf seinem Business Building-Podcast zeigt digital kompakt vier mögliche Positionierungen für Top-VCs auf.
Worum es bei der VC-Positionierung geht
Die Herausforderung ist schnell erklärt: Am Ende des Tages ist auch Venture Capital ein Produkt, das ein Geschäftsmodell aufweist, bei dem es darum geht, Erwartungen (von Anlegern und Unternehmen) zu managen, Verteidigbarkeit zu erzielen und den eigenen Marktzugang (in Form von Deal Flow) zu sichern.
Im Business Building Podcast haben Florian Heinemann und Joel Kaczmarek daher bereits diskutiert, was genau Venture Capitalists ausmacht und wie sich diese positionieren sollten, um gute Deals zu finden, selbst angesprochen zu werden oder gemachte Deals zu verbessern. Folgende Liste fasst daher noch einmal zusammen, welche Positionierungsmöglichkeiten sich für Top-VCs bieten.
1) Sparkle VC / Reputational VC
Als Sparkle VC (oder auch Reputational VC) werden Geldgeber verstanden, die durch ihr Investment einen Reputationsübertrag auslösen. Investiert ein Sparkle VC, wertet dies ein Unternehmen unmittelbar auf und generiert für dieses aufgrund der bloßen Teilhabe eine Substanzvermutung.
Entsprechend viel versprechend ist auch der Deal Flow, den ein Sparkle VC erhält, wenngleich er vor der Herausforderung steht, dauerhaft gute Investmententscheidungen treffen zu müssen, zumal sich die Positionierung als Sparkle VC primär aus Investment-Erfolgen speist. Entsprechend schnell kann solch eine Wahrnehmung auch wechseln, verhalf doch etwa Accels Facebook-Investment dem Geldgeber zu einem solchen Wahrnehmungsschub.
Beispiele für Sparkle VCs lassen sich vor allem im angloamerikanischen Raum finden, wo Sequoia (Webseite) als wohl prominentester Vertreter gelten darf. Doch auch Geldgebern wie Index, Accel oder Andreessen Horowitz haftet mittlerweile das Image eines Sparkle VCs an. In Europa kann derweil vor allem Lakestar die Rolle als Sparkle VC zugeschrieben werden.
2) Focused Niche VC
Als weitere Positionierungsmöglichkeit für einen VC bietet sich die Fokussierung auf ein spezifisches Themenfeld an, in dem eine tiefe Expertise aufgebaut wird. Dieses Themenfeld sollte eine gewisse Zukunftsfähigkeit und Größe mit sich bringen und darf durchaus auch Wettbewerber aufweisen, solange ein ausreichender Tiefgang des Investors gewährleistet ist.
Ein auf eine Nische foussierter VC wird dann zum Go-to-Guy für bestimmte Themen, was die Quote guter Investmententscheidungen fördert, zumal dieser einen sehr guten Deal Flow abbekommt. Ein Focused Niche VC sieht in seinem Bereich die meisten Themen, kennt die meisten Multiplikatoren, hat das tiefste Verständnis der Materie und kann sich so absetzen.
Ein Beispiel, das dies prototypisch aufzeigt ist etwa Point Nine Capital (Webseite), das sich vor allem auf die Bereiche SaaS und Marktplätze spezialisiert hat („Was sich von Point Nine über VC-Positionierung lernen lässt“) oder Piton Capital (Webseite), das ebenfalls Marktplätze als sein wesentliches Betätigungsfeld ausgemacht hat. Ein anderes Beispiel liefert Felix Capital (Webseite) aus England, das sich darauf konzentriert, markenbildungslastige Gründungen zu finanzieren.
3) Operational VC
Die Positionierung als Operational VC verbindet den Zugang zu Kapital mit unterschiedlichen operativen Leistungen, etwa in Form von Mitarbeitern, die über bestimmte eingebrachte Kompetenzen verfügen, oder auf Basis von Systemen wie beispielsweise Shopsystemen, Data Warehouses, Performance-Marketing-Tools oder IT-Infrastrukturen, die zur Verfügung gestellt werden.
Ein Operational VC verbindet das Investieren von Kapital folglich mit der Übernahme operativer Aufgaben, die einen dezidierten Mehrwert stiften und dem Geldgeber bei der Steigerung seiner Verteidigbarkeit helfen. Die Chance, durch diesen inhaltlichen Mehrwert von anderen Geldgebern als Co-Investor berücksichtigt zu werden und so an besseren Deal Flow zu gelangen, steigt analog.
Das wohl prägnanteste Beispiel in diesem Zusammenhang ist Project A (Webseite), das durch seine operative Unterstützung als Geldgeber mittlerweile auch von Sparkle VCs wie Index, Accel oder Google Ventures als Co-Investor berücksichtigt wird („Wie sich Project A strategisch geschickt in Stellung bringt“). Daneben wäre eine ähnliche Positionierung durchaus auch für Rocket Internet (Webseite) vorstellbar, das durch seine Inkubatorentätigkeit über entsprechende Systeme und Kompetenzen verfügt, gleichzeitig aber sukzessive seine Investmentaktivitäten ausbaut.
4) Cash-fast VC
Eine vierte Positionierungsmöglichkeit für VCs liegt in der Ermöglichung eines sehr schnellen Zugangs zu sehr viel Kapital. Eine solche Mischung aus Hedgefonds und Venture Capitalist findet sich etwa in Form von Lead Edge Capital (Webseite) aus New York, das in der Lage ist, mit hohem Tempo sehr große Summen zu aktvieren und damit eine äußerst unternehmerfreundliche Ausgangslage mit sich bringt.
Freilich bedarf es für diese Ausgangslage einer großen Menge an Kapital, das seinerseits wohl eine gewisse Relevanz und Erfolgswahrscheinlichkeit voraussetzt, doch performt ein Venture Capitalist in dieser Disziplin, ist der Weg zum Sparkle VC denkbar kurz, wie es etwa Andreessen Horowitz vorgemacht hat. In Deutschland ist diese Form der Positionierung eher selten anzutreffen, doch Rocket Internet könnte mit seinem neuen Fonds etwa eine solche Tempopositionierung für sich besetzen.
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