Übersicht: Rockets Börsen-Schwierigkeiten

Seit ihrem Börsendebüt 2014 befindet sich die Rocket-Internet-Aktie im freien Fall. Dabei stellen die Samwers in Deutschland die größte Internetkompetenz und -Relevanz, was ihren Erfolg umso wichtiger für die Branche macht. Wo liegen also die Ursachen für Rockets Preissturz?
Denkbare Ursachen für Rockets Preissturz
Mit einem Betrag von 42,50 Euro pro Aktie war der Inkubator Rocket Internet Ende 2014 höher bewertet als die im Dax notierte Lufthansa – mit 6,7 Milliarden Euro. Seitdem folgte ein steiler Absturz der Aktie.
Die denkbaren Ursachen dieses Absturzes sind dabei vielfältig:
- Shortseller: Schon früh blickte Rocket auf eine Reihe von Short-Sellern, die auf einen Kursfall der Aktie wetteten und ein Einbrechen des Aktienkurses mit sich brachten; mittlerweile dürfte sich diese Situation bereinigt haben
- Wandelschuldverschreibungen: Im Sommer 2015 hatte Rocket Internet durch die Ausgabe von Schuldverschreibungen 550 Millionen Euro eingenommen, damit aber gleichzeitig Zinskosten und ein gewisses Verwässerungsrisiko seiner Aktionäre hingenommen; Rocket reagierte, indem es kürzlich verkündete, bis zu 150 Millionen Euro für den Rückkauf von Wandelschuldverschreibungen zu verwenden – allerdings müsste die Rocket-Internet-Aktie auf rund 47 Euro steigen, damit der Tausch für die Anleihegläubiger attraktiv wäre
- Verfrühter HelloFresh-Börsengang: Mit einer anvisierten Bewertung von 3,3 Milliarden Euro hatte Oliver Samwer die Börsenambitionen seines Rezepteabodienstes viel zu hoch aufgehangen und prompt einen Dämpfer erfahren, der seine Aktionäre verunsicherte und sogar ein Zerwürfnis mit Rockets quasisymbiotischem Geldgeber Kinnevik einbrachte
- Wertzuwachs aufzeigen: Nachdem HelloFresh und Delivery Hero noch auf einen Börsengang warten und das Klima eher rauh erscheint, fragen sich viele Anleger, woher Rocket noch signifikante Wertsteigerungen schöpfen soll; auch deshalb setzte der Inkubator mit dem ersten Closing seines Fonds über 420 Millionen US-Dollar wohl ein Ausrufezeichen
- Don’t scale before you know what you scale: Offensichtlich hat Rocket Internet Geschäftsmodelle skaliert, ehe es deren Stellhebel im Detail kannte und die zentralen Metriken wie Wiederbestellrate, Marketingkostenquote usw. im Griff hatte – dass dies gut gehen kann, verdeutlicht der Erfolg von Zalando, dass ein solches Vorgehen aber auch nach hinten losgehen kann, lässt sich exemplarisch an Home24 ablesen, dass seit ein, zwei Jahren strukturell auf der Stelle tritt
- Portfolio-Bereinigung erforderlich: Wenn dann auf internationalem Level noch kulturelle und marktbedingte Besonderheiten (unterentwickelte Logistikstrukturen, Wechselkursschwankungen usw.) hinzu kommen, zeigt sich, dass selbst die Samwers manche Märkte nicht zu gewinnen vermögen und zu deutlichen Portfolio-Bereinigungen gezwungen wurden
Immerhin dürfte Rocket Internet nun auf einem Level angekommen sein, dass einen weiteren Abfall eher unwahrscheinlich macht und angesichts der unterschiedlichen Gegenmaßnahmen auch nicht mehr viel Raum für böse Überraschungen bietet. Digital kompakt hat auch bereits die neuen Fondsbestrebungen von Rocket Internet eingeordnet und detailliert ausgeführt, inwieweit diese derzeit einen massiven Strategiewechsel markieren.
Bildmaterial: Finanzen.net, Pixabay (Montage)
Ergänzend kann man vielleicht noch annehmen, das die Anfangsbewertung auch gepusht war. Eine Bewertung von 6,7 Milliarden Euro geht wohl eher davon aus, das fast alle Pferde erfolgreich ins Ziel einlaufen – das dürfte wohl selten der Fall sein. Danach straft die Börse häufig ab und ich denke, das die aktuelle Bewertung sich zu weit am negativen Extrem einordnet.
Ja, klingt plausibel, was du schreibst.