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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich Selbstoptimierung mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digitalkompakt und heute gilt es mal wieder, einem erfolgreichen Manager etwas auf den Zahn zu fühlen, auf das wir lernen, wie er denn so erfolgreich wurde und was für ihn eigentlich Erfolg bedeutet. Aber wir wollen ja alle auch nicht nur erfolgreich sein, sondern vor allem glücklich und gesund. Deswegen habe ich heute den lieben Oliver Klink mit dabei. Der ist als Chef von eBay Deutschland sicherlich andauernd Stress ausgesetzt, hat viel Leistungsdruck, hat großen Erfolg auch, aber auch, wie gesagt, Anforderungen, die an ihn gestellt werden. Und ich möchte heute mal nachzeichnen, wie er damit so umgeht, was eigentlich für ihn Erfolg bedeutet und vielleicht schaffen wir sogar auch noch, ihn mal ein bisschen durch seinen Tag zu begleiten. So, that being said, lieber Oliver erstmal, moin moin, schön, dass du da bist.
Oliver Klinck: Moin moin, freut mich, dich zu sehen und zu hören.
Joel Kaczmarek: Sage mal, ich fange ja immer gerne an mit so einer Definition oder so einer Erfindung der Frage, was bedeutet denn eigentlich Erfolg für den Menschen und was macht ihn glücklich? Also wenn ich sage, was bedeutet für dich Glück, dann meine ich das immer nicht so im Sinne von Glück am Spieltisch oder beim Lotto oder so, sondern glücklich machen. Wie ist es bei dir? Wann würdest du sagen, bist du mit dir zufrieden? Wann bist du ein erfolgreicher Mensch und was macht dich umgekehrt glücklich?
Oliver Klinck: Es sind ja viele Fragen in einem. Also ich fange mal an mit dem Thema, was macht mich glücklich? Glücklich macht mich immer, wenn ich das Gefühl habe, was geschafft zu haben oder was geschaffen zu haben. Und das insbesondere im Kontext mit anderen Menschen. Glücklich macht mich, wenn ich ein neues Businessmodell aufgebaut habe. Glücklich macht mich, wenn ich anderen Menschen geholfen habe, auch erfolgreich zu sein. Glücklich macht mich, wenn andere Menschen mir Feedback geben und sagen Hey Oliver, das war super oder vielen Dank für die Unterstützung oder hey, das haben wir super zusammen geschafft. Also das sind die Momente, die mich eigentlich glücklich machen, zumindest im beruflichen Leben. Im privaten Leben machen mich ähnliche Themen glücklich, aber die sind natürlich nochmal ein bisschen anders schattiert und sind halt auch eher familienorientiert. Aber im beruflichen Kontext ist es das, was mich glücklich macht.
Joel Kaczmarek: Okay, verstanden. Und die Erfolgskomponente fehlt noch. Wann empfindest du dich als erfolgreich?
Oliver Klinck: Erfolgreich empfinde ich mich, wenn ich etwas Erfolgreiches geschaffen habe. Also in dem Kontext deiner vorherigen Frage. Also natürlich gibt es immer im Business klare Zeichen von Erfolg, ob das jetzt mehr Umsatz ist oder mehr Ergebnis ist oder ein neues Geschäftsmodell erfolgreich am Markt zu bringen. Und das macht mich dann halt glücklich und das finde ich auch als Erfolg. Es ist nicht irgendeine einzelne Zahl oder auf ein einziges Ereignis zurückzuführen, sondern es ist immer der Kontext.
Joel Kaczmarek: Also ich finde ja auf jeden Fall schon mal charmant, dass alles, was dich glücklich macht, irgendwie mit anderen Menschen zu tun hat. Also so das soziale Tier Mensch quasi eine Rolle spielt. Oder war das ein bisschen geschönt? War das ein bisschen so, dass es gut klingt? So ich mag gerne, wenn andere Leute durch mich was tun.
Oliver Klinck: Hört sich so an, ne? Aber nein, es ist eigentlich so. Also eigentlich, ich wollte eigentlich nie in die Wirtschaft, sondern mein erster Zug war, ich wollte Arzt werden. Eher von dem Syndrom, Menschen zu helfen auch getrieben. Und ich bin dann in der Wirtschaft gelandet. Das ist eine ganz andere Geschichte, aber die treibt mich eigentlich immer noch. Also praktisch Zusammenarbeit mit anderen Menschen und irgendwie zu helfen, ist definitiv der größte Treiber auch jetzt in meinem jetzigen Umfeld.
Joel Kaczmarek: okay, du verarztest die Menschen um dich herum jetzt sozusagen anders, könnte man sagen.
Oliver Klinck: Ja, genau.
Joel Kaczmarek: Und ich spitze ja diese Frage nach Erfolg aber gerne immer so zu, wenn du jetzt irgendwie so, bumm, morgen fährt dich ein Bus um, du stehst vor Petrus, so Himmelstür geht auf und der fragt dich, warst du erfolgreich, ja oder nein, sieh auf dein Leben zurück. Wann wären das so für dich Merkmale? Weil es ist ja so, man ist mal schnell dabei, so KPIs, mehr Umsatz, mehr dies, mehr das, mehr jenes so, also so Messpunkte aufzumachen. Aber man schaut sich ja sowas eher an auf so einer 30-, 50-, 70-Jahres-Perspektive. Was ist es dann für dich?
Oliver Klinck: Ich mache es mal ein bisschen in dem Kontext auch, warum ich gerne jetzt für eBay arbeite. Und das soll jetzt keine Werbung für eBay sein, sondern das ist für mich ein wahnsinnig toller Kontext, weil ich eigentlich beides dabei schaffen kann. Das Leitthema von eBay ist ja, we create economic opportunities for all. Also wir schaffen wirtschaftliche Möglichkeiten für alle. Und das ist etwas, was sehr in line ist auch mit dem, was ich gerne sagen wollen würde, wenn ich vor Petrus trete. Mal vielleicht auch gestrichen teilweise zum Thema wirtschaftliche Opportunities, aber sozusagen, dass man irgendwie was zum Leben anderer beigetragen hat, ist definitiv das, was auch das eigene Leben bereichert. Also insofern gibt es ja schon einen gewissen Kontext auch zu meiner jetzigen Aufgabe und auch zu Ebay, aber das wird Petrus wenig interessieren, sondern eher halt wirklich, okay, hat man irgendwas beigetragen zur Menschheit und zum Leben von anderen? Ich habe auch einen christlichen Hintergrund. Ich bin jetzt kein Kirchgänger, ehrlich gesagt. Aber die christliche Erziehung ist schon etwas, was mich auch mit sehr geprägt hat. Also insofern, ich hoffe, ich sehe Petrus.
Joel Kaczmarek: Das war auch begrifflich zu fragen, aus welchem Elternhaus du kommst. Weil als du mir vom Arzt erzählt hast, klang es so, als wenn du aus einer Medizinerfamilie kommen könntest.
Oliver Klinck: Nee, ich komme aus einem rein Lehrer-Elternhaus. Meine beiden Eltern sind beide Lehrer. Wo viele Leute sagen, das kann ganz anstrengend sein. War es aber gar nicht. Aber sind auch beide sozusagen jetzt nicht Lehrer. Hochreligiös im Sinne und auch nicht dauernd Kirchgänger. Aber wie gesagt, christliche Erziehung war schon etwas. Ich war auch Messdiener, als ich jung war. Und zwar im hohen Norden. Da ist man ziemlich einsam als Messdiener, weil es nicht so viele katholische Kirchen gibt. Aber das hat mich schon ein bisschen mitgeprägt.
Joel Kaczmarek: Ja, ich würde gerade sagen, da geht es ja auch um Werte, die irgendwie vermittelt werden, so christliche Werte. Und ich finde, manchmal fehlt das gerade. Also ich bin in so einem Haushalt aufgewachsen, Alt-68er und Kirche war da ein Gräuel. Und ich glaube, es gibt gute Gründe, warum man die kritisieren kann, aber ich merke, die haben so ein Vakuum hinterlassen. Also viele Menschen, die sich davon abgewendet haben, sind jetzt so ein bisschen lost. Also ich finde so diese Gemeinschaft, die damit so mitschwingt, ist auch so ein Thema wahrscheinlich.
Oliver Klinck: Du hast völlig recht. Also für mich ist auch, deswegen sage ich, ich bin Christ, aber kein Kirchgänger, weil das ist so ein bisschen das Ja, der nachteilige Aspekt, wie du sagst, das Wertesystem, was jetzt ja nicht nur im Christentum ist, da gibt es ja sehr viele Überlappungen auch mit allen möglichen anderen Regionen. Aber das Wertesystem, was dabei vermittelt wird, das fehlt ein bisschen.
Joel Kaczmarek: Ja, ich sage immer, ich mag den Glauben des Bodenpersonals nur, lässt noch zu wünschen übrig. Na gut, okay. Hast du Geschwister eigentlich gehabt, als du groß geworden bist?
Oliver Klinck: Ja, ich bin der Älteste von drei Geschwistern. Also von zwei, zwei habe ich noch. Wir sind zu dritt gewesen und immer noch.
Joel Kaczmarek: Mädchen oder Jungs?
Oliver Klinck: Ein Bruder und eine Schwester. Schwester war nur zwei Jahre jünger als ich, mein Bruder acht.
Joel Kaczmarek: Und stimmt dieser Satz, den man immer sagt, der Älteste ist der Außenminister, der Mittlere der mit den Ellenbogen und der oder die Jüngste ist diejenige Person, die sich so am ehesten entfalten kann, die die meisten Freiheiten hat? War das bei euch auch so?
Oliver Klinck: Ich selber habe übrigens auch drei Kinder oder wir, meine Frau und ich, haben drei Kinder. Und ich würde es nicht ganz so 0-1 unterschreiben, aber dass der Jüngste sich am meisten entfalten kann, das würde ich auf jeden Fall unterschreiben. Und die beiden Älteren hängen, glaube ich, ein bisschen davon ab, wenn es wie in meinem Fall jetzt sozusagen Bruder und Schwester ist, ist es halt nochmal anders. Ich glaube, es wäre nochmal anders, wenn es jetzt praktisch mal der Zweite bei uns auch ein Mann oder ein Junge gewesen wäre. Wäre es nochmal anders. Insofern müsste meine Schwester genauso kämpfen. Wenn du sie fragst, würde sie sagen, sie hat wahrscheinlich noch mehr kämpfen müssen als ich. Sagt sie immer, aber ich glaube einfach auf anderen Feldern.
Joel Kaczmarek: Und wie war es so für dich? Wie hat denn der Weg in dein Berufsleben stattgefunden, wenn du eigentlich einen anderen Plan für dein Leben gehabt hast?
Oliver Klinck: Ja, wie gesagt, mein erster Plan war, entweder Arzt oder Journalist zu werden. Das sind auch schon zwei unterschiedliche Geschichten. Und ich habe dann, wie das damals so üblich ist, glaube ich auch heute noch ist, auch den zentralen Aufnahmeverfahren durchlaufen, um halt Medizin studieren zu können. Und am Ende des Tages habe ich es auch alles erreicht, habe sogar praktisch den Platz bekommen, den ich haben wollte in Heidelberg. Bloß es hat mir zu lange gedauert, weil es nur ganz kurz vorher wurde einem gesagt, wo man eigentlich hinkommt. Und da habe ich gesagt, okay, dann kann ich einfach mal ein halbes Jahr was studieren, was ich ganz schrecklich finde, einfach mal, um es kennenzulernen. Und habe dann, es gibt diese grünen Bücher, wo man praktisch so alle möglichen Jobs aufgezählt sind und da habe ich dann Finger reingesteckt ein paar Mal, bis ich dann auf Wirtschaftsinformatik gekommen bin und habe gesagt, Wirtschaftsinformatik kann ich mir jetzt gar nicht vorstellen. Um fair zu sein, ich hatte immer schon ein bisschen mit Programmieren ein bisschen getan, ich bin ja auch kein Mathe-Loser. Aber es war jetzt überhaupt nicht etwas, was ich mir vorstellen konnte als Beruf. Und insofern habe ich es dann angefangen zu studieren. Dann bin ich in dem ersten Halbjahr durch alle Mathe-Klausuren durchgerasselt, weil das Mathe an der Universität ist was ganz anderes als jetzt in der Schule. Und es war auch noch an der Technischen Universität Braunschweig. Und insofern war da auch nochmal ein anderer Level. Und es gab auch kein richtiges Wirtschaftsinformatikstudium zu dem damaligen Zeitpunkt, sondern es war halt mit den Mathematikern zusammen für Mathematikstudium und Informatik mit den Informatikern und Wirtschaft mit den BWLern. Und am Ende des Tages konnte ich auch nicht mehr sitzen lassen. dass ich jetzt da im ersten Halbjahr nicht besonders geglänzt habe. Außerdem hat mir das auch schon ein bisschen Spaß gemacht. Und so bin ich halt hinterher dann gelandet, gesagt, super, ich bin jetzt ausgebildeter, diplomierter Wirtschaftsinformatiker und bin damit halt auch immer mehr in diese Richtung gegangen. Und wie du es schon so schön gesagt hast, man kann auch in Berufen, die man sich vorher so gar nicht vorgestellt hat, trotzdem Erfüllung finden. Und das habe ich und das tue ich immer noch.
Joel Kaczmarek: Aber zum Mitschneiden, also du hast dir quasi das rausgesucht, was dir maximal diametral entgegengelegen war und hast es aber trotzdem bis zu Ende durchgezogen, obwohl du am Anfang quasi da voll entgegen die Wand gefahren bist.
Oliver Klinck: Ich glaube, das Letztere war eher der Trigger dann zu Anfang. Also ich wollte nicht, ich möchte immer gerne gewinnen, also ich möchte gerne erfolgreich sein. Das hat mich getriggert und es war jetzt nicht diametral dagegen, es war bloß etwas, was ich mir nicht als Beruf vorstellen konnte. Wie gesagt, in der Schule hatte ich auch Mathematik wie alle und ich war jetzt auch nicht schlecht in Mathematik, aber meine Leistungskurse waren Latein und Deutsch und war so auf einer ganz anderen Seite eigentlich unterwegs, eher auf der sprachlichen Seite als jetzt auf der naturwissenschaftlichen mathematischen Seite. Und insofern war der Einstieg ins Studium für mich dann auch nicht einfach. Aber es war jetzt auch nicht so, dass ich sagen würde, es war komplett diametral. Es war bloß kein Beruf, den ich mir vorstellen konnte. Zum damaligen Zeitpunkt. Und das war der Grund, warum das für mich so eine Testwahl war. Und zu sagen, ich teste einfach mal ein halbes Jahr was aus, um festzustellen, ist es was für mich. Dann kann ich immer noch Medizin studieren. Das war eigentlich der ursprüngliche Plan. Der ist dann nicht ganz aufgegangen. Aber wie gesagt, der ist deswegen nicht aufgegangen, weil ich das super interessant fand und immer noch finde.
Joel Kaczmarek: Spannend, okay, verstanden. Was ich da raushöre ist ja, dann bist du offensichtlich auch ein kompetitiver Typ. Hast du Sport gemacht in der Jugend?
Oliver Klinck: Ja, in der Jugend schon. Jetzt wie du siehst, fehlt mir das ein bisschen. Das ist schon so gefühlt 30 Jahre her und 30 Kilo her, dass ich Sport gemacht habe. Da habe ich dann Leichtathletik gemacht, im Wesentlichen aber Schwimmen und Priatlon. Das waren so meine Sportarten. Aber nach der Bundeswehr habe ich es dann irgendwie schleifen lassen. Und dann kamen sehr viele Reisen und eigentlich parallel zu dem, wo unsere Kinder geboren wurden. Und mit den Reisen wenig Sport, viel abends ausgehen, viele Leute treffen, schönes Leben, kamen die Kilos und der Sport ging auch langsam runter. Also das ist etwas, was ich mir immer wieder regelmäßig vornehme, praktisch den Sport mal wieder aufzunehmen. Tue ich auch ab und zu mal wieder, weil es fällt dann immer wieder ab. Also insofern, das ist noch eine Sache, wo ich dann irgendwann mal kompetitiver wieder werden muss.
Joel Kaczmarek: Florian Heinemann hat mal zu mir gesagt, dass Leistungssportler teilweise die besten Gründer sind und Schwimmen war sein Beispiel. Wenn jemand zum Beispiel Schwimmer war, meinte er, die haben eine hohe Resilienz. Also könnte ja was dran sein.
Oliver Klinck: Triathlon ist auch so ähnlich. Also praktisch das, was so Glückshormone aus Ja, noch brutaler. Genau. Da war ich jetzt nie beim langen Triathlon unterwegs. Ehrlich gesagt eher bei den kurzen und mittleren, weil ich vom Schwimmen kam und es auch später angefangen habe. Aber es stößt natürlich jede Menge Glückshormone aus. Und zwar insbesondere dann, wenn der Kopf leer wird und die Beine schwer werden, ist das eigentlich ein super Glücksgefühl. Und das macht ja auch teilweise Leute süchtig. Ähnlich wie beim Marathon und bei anderen Langstrecken-Sportarten.
Joel Kaczmarek: Okay, ich habe mich das immer schon mal gefragt, weil das ist ja so das härteste, was man sich sonst so vorstellen kann. Also so und so viele Kilometer schwimmen, dann noch radeln, dann noch einen Marathon laufen. Ich würde alleine am Marathon schon scheitern. Wie beschreibt man das? Also wie fühlt sich das so an?
Oliver Klinck: Kann ich dir nicht beschreiben, weil wie gesagt, ich war immer nur der kurze Distanzmensch für Triathlon. Fürs Schwimmen war ich eher der längere, also 400 und 1000 Meter, das waren so meine Disziplinen. Und auch beim Laufen war eigentlich, als ich gut war, meine 100 Meter Zeit konntest du immer 4 nehmen, dann warst du bei meiner 400 Meter Zeit. Also ich bin jetzt nicht der Explosionssporttyp. War ich nie, sondern eher der Ausdauertyp. Bin ich jetzt leider nicht mehr. Da müssen wir noch ein bisschen dran arbeiten. Aber wie gesagt, es stößt eine, also was ich gelernt habe, ist auch medizinisch. Es stößt, sagen wir mal, ähnliche Glückshormone aus wie bestimmte Drogen, wenn man wirklich so einen Ausdauersport macht und wirklich die lange Disziplin macht.
Joel Kaczmarek: Und ich denk viel über das Thema Gewinnenwollen nach und Ehrgeiz und kompetitives Verhalten. Hast du für dich mal erschlossen, warum einem das am Herzen liegt? Weil ganz oft ist es ja so, man bemüht sich um Siege und es ist eigentlich irgendwie auf eine Art dann, wenn du's hinterher mal ganz neutral anguckst, irgendwie auch bedeutungslos. Also, ob man jetzt irgendwie bei den Bundesjugendspielen als Erster oder als Dritter da über die Ziellinie läuft, da geht eigentlich kein Hahn nach so richtig, ne? Und trotzdem ist man, dass man gewinnen will. Aber was ist das? Warum man das möchte?
Oliver Klinck: Ja, das ist eine gute Frage. Da muss ich jetzt auch mal über nachdenken. Also für mich hat es ein bisschen was mit dem Thema Glück zu tun, was du vorhin gesagt hast. Und für mich ist es weniger kompetitiv im Sinne von besser dazu sein als andere, sondern es ist eher, wie gesagt, dass ich meinen eigenen Anspruch gerecht werde. Also ein gutes Beispiel ist halt mein Mathematikversagen zum Anfang des Studiums. Ich hätte ja sagen können, ja, okay Ich wollte ja eh mal Medizin studieren, jetzt mache ich Medizin. Aber ich wollte das verstehen und ich wollte sicher sein, dass ich das auch kann. Und insofern habe ich dann halt ein Semester da nochmal nachgeholt und konnte es dann auch. Also insofern, das ist für mich der größere Trigger als jetzt der Wettbewerb mit anderen.
Joel Kaczmarek: Stimmt, da hast du vollkommen recht, weil wenn man kompetitiv denkt, dann muss es ja nicht nur heißen, man ist besser als jemand anders, sondern man kann auch einfach eine Leistung anstreben und erst zufrieden sein, wenn man ein bestimmtes Leistungsniveau erreicht hat. Ja. Ja, guter Gedanke. Und wie warst du dein Leben über? Hattest du so Menschen, zu denen du aufgeschaut hast oder vielleicht auch Mentoren, so Art Vorbilder oder Menschen, die dich was gelehrt haben?
Oliver Klinck: Klassischen Mentor in dem Sinne hatte ich nie. Ich hatte Gute Chefs, ich hatte auch schlechte Chefs, aber ich frage jetzt nicht nach den schlechten Chefs, aber ich hatte auch viele gute Chefs, von denen ich viel gelernt habe. Ich hatte viele Kollegen und habe sie immer noch, von denen ich viel gelernt habe, wo man auch für bestimmte Themen zu aufschauen kann. Es ist ja meistens so, dass man nicht in Summe sagt, dieser Mensch ist viel besser, als man selber ist oder kann alles besser, sondern es sind ja bestimmte Aspekte, zumindest geht es mir so, die einem dabei auffallen, wo man sagt, das ist etwas, was ich auch gerne so gut können möchte oder das ist etwas, was ich lernen möchte. Und dann guckt man sich halt die Menschen an, die das gut können. Und eine weitere und letzte Gruppe da für mich sind die ganzen Unternehmer. Und das sage ich jetzt auch nicht sozusagen einfach nur so aus Marketing-Gags, sondern das sind für mich so die interessantesten Menschen. Und da komme ich auch jetzt nicht nur aus dem Kontext meiner jetzigen Arbeit, sondern auch sehr stark von der Arbeit, die ich für Otto International gemacht habe über Jahre hinweg. wo ich mit vielen Fabriken zusammengearbeitet habe, Fabrikunternehmern weltweit aus unterschiedlichsten Kulturen. Und das hat mich sehr geformt, weil da lernt man sehr viel über Kulturen, Menschen, unterschiedliche Aspekte, die man so sonst gar nicht sieht. Und da kann man schon sagen, viele von denen, die ich da getroffen habe, haben mir sehr viel gezeigt, wie man Themen sieht, wie man Themen angeht. Für mich besser als jedes Lehrbuch.
Joel Kaczmarek: Hast du denn mehr von deinen guten oder von deinen schlechten Chefs gelernt?
Oliver Klinck: Das ist auch eine gute Frage. Ich würde sagen von beiden. Also bei bestimmten Sachen ist immer die Frage, beim einen konnte ich sehen, was man vermeiden sollte zu tun und beim anderen konnte ich halt sehen, was man auf jeden Fall tun sollte.
Joel Kaczmarek: Hast dich denn daraus für dich so eine Art Katalog an Leadership Principles abgeleitet? Also gibt es Dinge, nach denen du quasi, wenn du auf Situationen triffst, die sind ja oft repetitiv, aber inhaltlich anders als Manager, nach denen du handelst? Also hast du so eine Art Leadership Principles für dich?
Oliver Klinck: Ja, natürlich habe ich Leadership Principles. Das ist aber auch so ein Buzzword. Also ich glaube, die kann man wirklich hinterher nicht überall gleich anwenden. Also ich glaube, es ist eher so eine Art Toolkasten, den man braucht, der sich immer erweitert mit Leben und Lebenserfahrung, wo man dann sehen kann, ah, das habe ich schon mal gesehen oder schon mal gehört und kann hier anwenden. Das ist eigentlich so eher, also die Flexibilität aus meiner Sicht ist extrem wichtig. Insbesondere auch in der Rolle, aber nicht nur, in der ich jetzt drin bin. Und damit meine ich jetzt nicht nur meine Rolle sozusagen als Führungsperson, sondern halt auch im E-Commerce-Kontext und auch technisch. was wir aktuell so draußen alles erleben und das, was uns direkt auch alle betrifft, sowohl privat als auch wirtschaftlich. Ich glaube, da ist es gut, wenn man ein gutes Toolset hat, zum Beispiel für Führung und auch einfach, um damit umzugehen.
Joel Kaczmarek: Kannst du mal ein bisschen konkreter werden? Also ich sage mal, wenn du zum Beispiel jemanden neu einstellst, führst den durch den Betrieb und sagst, pass auf, Willi oder Wilma, meine Werte sind 1, 2, 3, 4, 5 oder du wirst erleben, dass ich 1, 2, 3, 4, 5.
Oliver Klinck: Meine Werte sind, sage ich nie, also beim Führen irgendwie, um jetzt deinen Case zu verfolgen. Aber das Thema, was ist wichtig, das sind definitiv Themen und du wirst erleben, sind wichtige Themen, die ich schon teile. Und das Wichtige für mich ist, immer nahbar zu bleiben und das jedem Kollegen, egal auf welchem Level er anfängt, das erleben zu lassen von Day One. Also sprich, es gibt nichts Neues. Was man nicht sagen kann, es gibt keine Frage, die man nicht stellen darf. Und was ich insbesondere immer den Leuten sage, ich kann manchmal sehr pushy sein. Denkt nicht, dass ich damit automatisch die bessere Meinung habe. Also ihr könnt durchaus sagen, hey Oliver, das sehe ich überhaupt nicht so oder das ist Blödsinn. Ihr müsst sie bloß laut und klar sagen, sonst höre ich euch nicht. Also faktisch seid euch gewahr und ich bin mir auch gewahr. Es ist wichtig, dass man mir sehr klar Rückmeldungen gibt. Am besten natürlich auch mit einem Vorschlag, wie man es dann anders macht. Aber das ist auch etwas, was ich dann sehr schätze. Und man wird mich nie erleben, dass ich dann jemandem sage, der hat mir aber mal widersprochen oder der hatte mal eine andere Meinung. Oder noch schlimmer, was ich schon zum Beispiel bei schlechten Chefs erlebt habe, wenn die eine andere Meinung vorher gehört haben und der andere hatte Recht, dass man dann nicht zugibt, meine Meinung war übrigens falsch, du hattest Recht, sondern umso länger noch daran festhält. Das ist, finde ich, absolut schädlich. Das ist übrigens einer der übergreifenden Führungsprinzipien, die ich habe und die ich auch wahnsinnig wichtig finde. In den Zeiten, die wir jetzt sind, übrigens noch viel wichtiger als vorher.
Joel Kaczmarek: Wenn du sagst, man muss das sehr laut sagen, sonst hörst du es nicht. Ich kann es mir irgendwie wirklich vorstellen, dass du wahrscheinlich so ein bisschen so D-Zug-Mentalität hast. Vorankommen wollen, schaffen wollen, die Leute schon zum Einsteigen bringen, dass wir alle gemeinsam fahren. Aber wenn so ein Zug mal losfährt, dann muss man halt auch mal gucken, dass man den auch manchmal umgelenkt kriegt. Ist das so ein passendes Bild? oder wie würdest du es selber beschreiben?
Oliver Klinck: Das mit dem Zug ist natürlich auch ein passendes Bild, aber das, glaube ich, funktioniert bei mir ganz gut, weil ich eigentlich immer selber prüfe, bin ich eigentlich noch auf dem richtigen Gleis unterwegs und habe ich noch die richtige Geschwindigkeit. Es ist eher das Bild, es gibt ja diese ganzen Farbenlehren, ganz verschiedene Formen davon. Eine, die ich gemacht habe, war so diese Dreifarblehre, was man für ein Typ ist. Und da gab es so Rot für American, Now, Do it, Let's not think about it, Push it und solche ganzen Themen. Und dann gab es Blau für die Planer, Denker, so das typisch deutsche Thema, so deutscher Ingenieur. Und dann gab es Grün für Relationship und Lass uns erst mal zusammenkommen, einander verstehen etc., Ich bin halb blau und halb rot, habe ich festgestellt. Was eine ziemlich komische Kombination ist. Die meisten haben eher eine Kombination mit grün. Grün war bei mir sehr wenig vorhanden. Und das ist genau der Watch-Out bei mir. Also sprich, ich bin halt dann rot im Sinne von Let's do it now. Ich bin gleichzeitig auch der Planer. Aber ich bin nicht derjenige, der auf die leisen Töne hört und dafür geboren ist. Also insofern muss ich mich künstlich immer pushen. Das versuche ich. Manchmal habe ich gute Phasen, manchmal habe ich weniger gute Phasen dabei. Aber deswegen sage ich immer allen, die mit mir zusammenarbeiten, kein Problem. Du musst es bloß laut sagen, dann höre ich.
Joel Kaczmarek: Bist du ein empathischer Typ?
Oliver Klinck: Da gibt es ganz unterschiedliche Feedbacks dazu. Ich gehe jetzt erstmal auf die Feedbacks, die ich bekomme. Es gibt Menschen, die sagen, er interessiert sich nicht für mich als Mensch. Ist in den letzten, würde ich mal sagen, Jahren sehr stark zurückgegangen. Aber das hat genau mit dem Thema mangelndes grünes Gehen zu tun. Auf der anderen Seite kriege ich wahnsinnig viel Feedback. Hey, wie hast du eigentlich rausbekommen, dass gerade das und das bei mir passiert? Oder dass Leute einfach entweder Probleme haben, privater Natur oder auch im Firmenumfeld und so weiter. Also ich würde schon sagen, dass ich empathisch bin und zwar einfach von dem Hintergrund getrieben, dass ich mich für Menschen interessiere. Ich bin nicht derjenige, wie gesagt, der auf die leisen Töne unbedingt hört.
Joel Kaczmarek: Ja, schönes Bild. Wobei wir gar nicht geredet haben bisher und ich nehme das immer als so ein Symbol, dass es bei vielen erfolgreichen Menschen ist das Thema Geld. Wenn du über Erfolg und über Glück nachdenkst, welche Rolle spielt Geld dann bei dir?
Oliver Klinck: Gar keins. Das kann man gut sagen, weil ich verdiene nicht schlecht. Also insofern würden jetzt viele Zuhörer sagen, ja super, dass er das sagt. Er hat jetzt auch kein Problem. Aber das war eigentlich schon immer so, dass Geld für mich nicht ein Trigger ist. Es ist nur dann ein Trigger, wenn ich feststelle, und das lebt auch vielen so, dass ich sage, hey, ich mache eigentlich einen guten Job und ich verdiene viel weniger als andere. Dann ist es ein Trigger für mich, weil das für mich mangelnde Wertschätzung ist, für mich auch als Person. Aber es ist nicht der Trigger für mich, dass ich sage, ich muss jetzt nächstes Jahr zehn Prozent mehr verdienen.
Joel Kaczmarek: Aber es ist ein komisches Merkmal. Mir sind auch zum Thema Geld zwei Sachen eingefallen. Das eine ist, dass es Menschen gibt, die mir schon öfters erzählt haben, wenn man eine bestimmte Höhe überkommt, macht es einen nicht glücklicher, sondern im Gegenteil sogar unglücklicher. Das ist so, gibt es ja viele Theorien auch zu. Und das andere ist dieses Thema Wertschätzung, Anerkennung. Und das ist immer ein ganz komischer Zwiespalt, weil an und für sich, wenn man sich ein Gehalt raushandelt und damit happy ist und das irgendwie als angebracht empfindet, ist man glücklich. Wenn man auf einmal mitkriegt, der gleiche Typ nebenan, der dasselbe macht wie ich, der kriegt 20 Prozent mehr, ist man auf einmal unglücklich, obwohl sich gar nichts an der eigenen Situation eigentlich geändert hat. Das sind so die Merkmalen, die mir in den Kopf kommen beim Thema Geld.
Oliver Klinck: Das ist definitiv so und deswegen bin ich auch kein Freund. In amerikanischen Unternehmen gibt es das sogenannte Grading-System, haben wir auch. Gibt es aber eigentlich bei fast allen amerikanischen Unternehmen. Und Grading heißt, jeder wird eingestuft in eine bestimmte Klasse, die meistens irgendwelche Nummern sind und Zahlen sind von 1 bis irgendwo. Und damit ist auch klar, welche Gehaltsrange du bekommst. Die sind dann limitiert, also da gibt es dann so pro Gehalt plus minus 10%. Und gleichzeitig ist immer das sehr eng verbunden mit Karriere und Promotions. Und ich finde das ehrlich gesagt, ich bin froh, dass das deutsche Unternehmen nicht haben, weil ich kann bis jetzt keine großen Vorteile dabei empfinden, weil die Leute sind falsch getriggert von dem Thema, weil sie alle davon getriggert sind, ich muss jetzt irgendwie ein Grading mehr haben, um mehr gesehen zu werden, mehr Geld zu verdienen etc. Und das ist insbesondere schwer natürlich, weil du in Unternehmen auch dann noch ganz unterschiedliche Bereiche hast, wo du auch unterschiedlich bezahlst. Und wenn du die alle über ein Grading-System sharest, dann hast du ganz oft das Thema, dass du Leute sagen, wieso ist denn das Grading im Durchschnitt, keine Ahnung, im Callcenter niedriger als in der Entwicklung? Also du hast ganz komische Diskussionen hinterher, die eigentlich nicht dazu führen, dass du eine bessere und mehr ausgeglichenere Bezahlung hast. Sondern sie schüren Neid und sie schüren davon, dass die Leute eher das Wertschöpfungsthema völlig missinterpretieren.
Joel Kaczmarek: Neid ist ja ein gutes Stichwort. Ich pflege immer in solchen Gesprächen diesen Satz zu zitieren, je höher man kommt, desto schärfer werden die Messer. Und das hat ja oft auch mit Neid zu tun. Wie hast du das denn so über deine Karriere hinweg erlebt? Hast du oft mit Anfeindungen, mit Neid, mit Kritik zu tun?
Oliver Klinck: Also mit Kritik schon, definitiv. Wie gesagt, das fördere ich auch. Ich will ja auch Kritik hören. Und auch viele Themen, dadurch, dass ich eher ein Change-Management geprägter Typ bin, sind auch mit Kritik versehen. Wo Leute sagen, das war jetzt zu weit gesprungen oder bist du sicher? Also insofern Kritik schon, Neid Gott sei Dank sehr wenig. Also klar kam ab und zu mal vor, dass ich das Gefühl hatte, da ist jetzt jemand neidisch. Aber das prägt jetzt nicht mein Leben. Also bei mir selber nicht, aber ich kann es auch bei anderen nicht spüren.
Joel Kaczmarek: Oder mal zugespitzt, du bist ja in einem Konzern tätig. So ein Otto ist jetzt auch nicht gerade ein kleiner Laden gewesen. Wir müssen mal gleich nochmal deine Reise nachvollziehen, wie du da hingekommen bist. Da hat man ja sonst oft so diese Seilschaften auch. Also da ist ja auch sehr viel Politik drin. Wie managt man sowas?
Oliver Klinck: Da fragst du den Falschen, weil ich Politik überhaupt nicht leiden kann. Und es mich eher dazu triggert, wenn ich feststelle, dass einige Themen sehr politisch sind, dass es mich eher zu negativen Verhalten dabei triggert. Mit dem Alter hat das nachgelassen, ehrlich gesagt, aber es hat mich teilweise in meinen jüngeren Jahren sogar aggressiv gemacht und wirklich zornig gemacht an bestimmten Stellen. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass Politik im Sinne von Netzwerken, im Sinne von Beeinflussen definitiv natürlich bei allen Wirtschaftsunternehmen und bei größeren umso mehr wichtig ist. Also man kann nicht ohne Politik leben. Mir geht es eher um die Politik, um die Politikswillen, wo man dann sagt, es geht gar nicht mehr um Inhalte, sondern es geht eigentlich nur noch darum, die eigene Karriere nach vorne zu treiben oder möglichst gut dazustehen. Das ist das, was mich aggressiv macht. Und das, was ich schätze, wo man auch wissen muss, dass es zu einem Toolset dazugehört, wenn man ein erfolgreicher Manager werden will, ist, die richtige Politik zu machen. Also praktisch Leute mitzunehmen, auf die Reise sie abzuholen, die Stakeholder zu identifizieren, die man überzeugen muss. All die Themen sind auch Politik und die gehören dazu. Und die sind auch grundsätzlich nicht negativ, sondern eher positiv, wenn man was erreichen will. Aber wie gesagt, es gibt auch die Schattenseite der Politik.
Joel Kaczmarek: Hast du mal so eine Anleitung dafür? Weil ich bin ja so, ich kann glaube ich nicht in die Politik gehen, weil mich das nerven würde, wenn ich immer 10.000 Leute überzeugen muss von meinen Dingen. Und in der Firma genauso, wenn man vorankommen möchte und dann da irgendwie noch Leute gewinnen und Mehrheiten irgendwie erzielen oder alle mitnehmen. Also ich bin halt mal nicht so anstellungstauglich, habe ich den Eindruck. Wie ist dir das denn gelungen, dass du quasi den positiven Teil der Politik gut gespielt kriegtest?
Oliver Klinck: Also das eine Thema ist, glaube ich, authentisch sein, weil viele Menschen merken, ob man Politik des Politikwillens macht oder ob man eigentlich was erreichen will. Es hat sehr viel mit Vertrauen bilden zu tun und das hat auch wiederum sehr viel mit authentisch sein zu tun. Das sind so die beiden großen Blöcke, wo ich sage, die sind dabei die erfolgreichen oder die Erfolgsfaktoren. Bei mir hilft, dass ich mich, wie gesagt, für Menschen interessiere. Und das bedeutet natürlich auch, also ich finde es super gut, Menschen zu verstehen. Also super spannend, jetzt auch gar nicht im beruflichen Umfeld, sondern auch verschiedene Kulturen zu verstehen, verschiedene Menschen zu verstehen, was sie triggert und so weiter. Das hilft natürlich auch, Einflussnahme zu nehmen. Weil nur dann, wenn du weißt, wo der andere gerade ist und steht und was den eigentlich bewegt, kannst du auch natürlich ihn mit auf die Reise nehmen. Zumindest am einfachsten. Sonst hast du höhere Energie, die du aufbringen musst. Weil ganz oft passiert es ja, dass so Leute aneinander vorbeireden. Und das hat ganz oft damit zu tun, dass sie nicht zuhören und überlegen, wo ist eigentlich der andere gerade? Also was bewegt den gerade? Was hat der für Ziele? Was ist der für ein Mensch? Und das wiederum finde ich super spannend und das nutze ich auch, um halt den richtigen Trigger zu setzen.
Joel Kaczmarek: Dann haben wir ja deinen Werdegang auch so ein bisschen abgekürzt, weil ich mit dir schon mitten in so Fachexpertise-Themen reingegangen bin. Wie ging es denn eigentlich für dich weiter nach deinem Wirtschaftsstudium? Also was war quasi zwischen Studienabschluss und Ebay-Chef?
Oliver Klinck: Das Erste, was ich gemacht habe, ist, ich war in der Bauindustrie tätig. Friatec, das wird jetzt den Hörern wahrscheinlich wenig sagen, das ist ein mittelschnellisches Unternehmen, sitzt in Mannheim und hat noch ein paar andere kleinere Standorte und macht alles um Tiefbau und Hochbau und Zahnimplantate. Zahnimplantate fragt man sich, was ist das? Das hat damit zu tun, dass bei Zahnimplantaten, wollen wahrscheinlich jetzt keiner wissen, ich sage mal, man sehr viel aus dem Tiefbau lernen kann. Und genau, das war eine produzierende Industrie und da habe ich die ersten fünf oder sechs Jahre, genau, weiß ich jetzt gar nicht mehr, Ich würde mal sagen, in so einem intensiven Traineeship-Programm. War kein Traineeship-Programm. Ich habe da in der EDV-Abteilung, wie man da so schön sagte, angefangen und habe SAP eingeführt. Und dann danach hat man gesagt, ah, Sie haben ja auch noch Produktionsplanung studiert. Wir wollen hier eine neue Produktionslinie einführen. Können Sie nicht mal das Material Management übernehmen für diese neue Produktionsschiene, die wir einführen und das machen? Und das war für mich der herausforderndste Job, den ich jemals hatte. Und der hat mich auch sehr geprägt, weil ich war ich weiß gar nicht, 28 Jahre alt. Jeder hat auf mich gewartet. So der Motto der Klugscheißer von der Uni, der jetzt euch sagen will, wie wir die Produktion machen wollen. Und das war ein großer Umbau, ein großes Change-Projekt, was ich machen musste, weil es ging von einer einstufigen Rohrproduktion zu einer mehrstufigen Rauminstallationssystem. Und da konnte ich sehr viel von meiner Theorie in die Praxis umsetzen. Das war aber gar nicht der spannende Punkt für mich, sondern da habe ich sehr viel gelernt, wie man Menschen, die ganz woanders sind, mitnimmt auf die Reise und das umgestaltet. Das hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es war wahnsinnig herausfordernd, hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Dann, als die neue Produktion lief, hat der Vertrieb nicht mehr gepasst, weil es deutlich komplexer ist, im Vertrieb ein komplexeres System zu verkaufen als nur Rohre. Und die Entscheider sitzen auch woanders, nämlich bei den Architekten und nicht bei den Installateuren. Insofern musste der Vertrieb umgebaut werden und dann haben sie gesagt, jetzt hast du das gemacht, jetzt kannst du auch den Vertrieb umbauen. Und deswegen nenne ich das sozusagen das beste Trainingsprogramm, was ich eigentlich jemals mir vorher vorstellen können, weil ich sehr viel in der Praxis gelernt habe, mehr oder weniger End-to-End von EDV, die EDV-Einführung war übrigens für Einkauf und Finanzen, über Produktionsplanung bis hin zu Vertrieb. Hat mich sehr geprägt, sehr viel Spaß gemacht und von daraus bin ich dann ins Startup gegangen zwischen Otto und Axel Springer, weil ich gerne nach Hamburg wollte zusammen mit meiner Frau und habe gedacht, das ist eigentlich ein guter Move. Du bist in Hamburg, hast die beiden großen Arbeitgeber in Hamburg und dann kannst du dich mal ein bisschen umgucken und bin von da aus dann zu Otto gekommen. Also insofern, wenn mich ein Personalberater fragt, was ist eigentlich sozusagen der rote Weg deines Lebens gewesen, was hast du immer schon verfolgt und wolltest du hin, dann fehlt das bei mir. Fängt an mit dem Studium, wie halt auch bei anderen, das ist nicht der rote Weg. Also bei mir jedenfalls nicht. Oder der rote Faden. Roter Weg ist ja ein bisschen komisch. Oder der rote Faden ist eher, wo sind spannende Aufgaben, wo man was gestalten kann. Also pack mich nicht in die Finanzabteilung und sag, mach alles so weiter, wie es vorher war. Sondern das, was mich eigentlich triggert, ist Menschen, Change, Technologie. Das sind so die drei Themen, die ich spannend finde.
Joel Kaczmarek: Ja, ich wollte gerade sagen, es klingt eigentlich so, als wenn du mit diesem Traineeship so eine Art Ausbildung zum Master of Change hingekriegt hast und hattest quasi mit dem, was du studiert hast, eines der Werkzeuge, was du nutzt, um Change zu entwickeln und hast jetzt so ein bisschen beides verheiratet. Also es klingt eigentlich für mich sogar ziemlich logisch, so im Nachhinein, oder? Aber war wahrscheinlich nicht so gedacht, sondern ist wahrscheinlich so postrational irgendwie.
Oliver Klinck: Genau, das war nicht so gedacht. Ich bin jetzt nicht in die Firma eingestiegen und habe gesagt, super, das ist ein toller Arbeitgeber, da kann ich mal so ein super Trainee-Programm machen von EDV über Material Management bis zum Vertrieb, sondern es hat sich so ergeben. Aber im Nachhinein hast du völlig recht. Also im Nachhinein war es das Beste, was mir hätte passieren können.
Joel Kaczmarek: Okay, und wenn wir mal wieder zurück eintauchen in deine Arbeitswelt, dann schließt sich für mich eine Frage an, die, glaube ich, darauf ganz gut passt. Und zwar, ich finde immer interessant, wie Menschen Entscheidungen treffen und wie sie mit Komplexität umgehen. Weil eins hat ja mit dem anderen auch zu tun. Können wir mal beides durchdeklinieren. Wie triffst du Entscheidungen?
Oliver Klinck: Wenn es geht über Daten und über das Einbeziehen von anderen Menschen, die mir dazu was raten können. Wenn es nicht geht, aus dem Bauch. Es ist beides wichtig. Also die klassische Antwort ist, oh, Datenfragen und so weiter. Gerade in der heutigen Zeit, das ist schön. Manchmal hat man gar nicht die Zeit, faktische Daten auszulesen oder man versteht sie gar nicht. Und Daten und Statistiken, wie man weiß, sind auch nicht immer ganz so eindeutig. Deswegen, natürlich mache ich das. Manchmal hilft aber dann nur noch das Fragen von Experten oder Kunden. Und manchmal hilft nur der Bauch.
Joel Kaczmarek: Okay, also nah an den Kunden sein, Daten und Bauchgefühl. Und ist das auch, wie du Komplexität reduzierst, indem du Daten aufnimmst und die Informationen beschaffst?
Oliver Klinck: Nee, Komplexität, das ist etwas, womit das Studium sehr viel geholfen hat. Weil das war genau das, wir waren ja vorne bei meinem famosen Start in die Mathematik und in die Informatik dabei auch. Und dass das an der Uni ganz anders ist als an der Schule. Zumindest bei mir war es so. Und was man ja da lernt, ist abstrakte, komplexe Systeme zu zerlegen und dann wieder zu einer Lösung zusammenzubauen. Sowohl in der Mathematik als auch in der Informatik. Und das ist das, wo ich zu Anfang dran gescheitert bin, was ich dann aber, glaube ich, ganz gut gelernt habe über die Jahre hinweg, die ich studiert habe. Und was ich immer noch anwende. Das hilft mir sehr stark. Genau jetzt mal neben dem, dass es mir natürlich in den Jobs auch immer hilft, was von Technologie und Informatik zu verstehen. Aber das ist der große andere Aspekt, der mir vom Unileben eigentlich geblieben ist. Genau diese Fähigkeit, Komplexität auseinanderzunehmen, zu analysieren, in kleine Teile zu zerlegen und dann wieder zusammenzubauen für eine Lösung. Ja, interessant.
Joel Kaczmarek: Das hat ein bisschen was Ingenieurhaftes, ne?
Oliver Klinck: Ja, ist ja also praktisch Ingenieur und Mathematik und Informatik liegen ja auch nah beieinander. Ich glaube, jetzt habe ich nichts Ingenieurmäßiges studiert, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das, was man da so mitbringen muss und was man dabei lernen muss, ziemlich vergleichbar ist. Das Fachwissen ist ein anderes natürlich, aber die Fähigkeit ist, glaube ich, ziemlich nah beieinander.
Joel Kaczmarek: Ist das so ein bisschen so mütterlicher, väterlicher Einfluss? Also dass du sagst, eigentlich bin ich ein Typ, der nimmt Sachen auseinander, der hat ein ingenieurhaftes Herangehen an Themen, ich schaffe mir Daten und Informationen und dennoch sage ich, Entscheidung treffe ich im Notfall auch mit dem Bauch? Also wie kommt das beides zusammen?
Oliver Klinck: Ich glaube nicht, dass es viel mit meinen Eltern zu tun hatte. Also sozusagen diese, wie gesagt, Mathematik, Naturwissenschaften und so weiter habe ich jetzt nicht von meinen Eltern mitbekommen. sondern habe ich da sozusagen im Wesentlichen gelernt, Interesse hatte ich ja immer schon, aber jetzt nicht, dass ich das irgendwie so auf dem Level von heute dabei habe. Und das Bauchthema, glaube ich, ist, ich kann ein sehr impulsiver Mensch sein und bin auch jetzt, wie gesagt, auch eher rot, wenn man in der Farbenlehre unterwegs ist. Wobei, da bin ich nicht eher rot, ich bin halb rot, halb blau, aber die rote Komponente ist damit auch schon ziemlich gut ausgeprägt. Und ich glaube, da ist dieses Bauchgefühl und darauf zu vertrauen, dass das Bauchgefühl manchmal gar nicht das Schlechteste ist, Das ist gar nicht schlecht. Und wo ich es immer trainiere, ist, dass ich auch gerne, bevor ich in die Daten und in Menschen reinschaue, immer mal gucke, was sagt mir eigentlich mein Bauchgefühl? Sich nicht darauf zu verlassen natürlich, aber dann zu checken, ist eigentlich das, was ich jetzt erfahren habe, in line mit dem, was ich vorher so gefühlt habe oder nicht? Das trifft bei Weitem nicht immer zu. Also da lernt man ja schon, dass man eine sehr hohe Fehlerquelle hat. Aber es trainiert einen auch ein bisschen, wenn man das von vornherein immer so ein bisschen mitcheckt und sagt, mein Bauch sagt eigentlich das, was sagen eigentlich die Daten und was sagen die Menschen und die Kunden?
Joel Kaczmarek: Wie ist es mit Konflikten? Wie gehst du mit Konflikten um?
Oliver Klinck: Also da kommt das Alter mit ins Spiel. Das hat sich mit dem Alter sehr stark verbessert, weil, wie du vorhin schon angedeutet hast, als ich jünger war, war ich ab und zu auch mal etwas aufbrausender bei bestimmten Themen, was unbedingt nicht hilft bei bestimmten Konflikten. Und da bin ich jetzt sehr viel ruhiger geworden, auch durch Erfahrung. Ansonsten, wie gehe ich grundsätzlich mit Konflikten um? Wenn es darum geht, wie schwerwiegend ist das etc., ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch und das Erste, was ich tue, ist zu überlegen, wie groß ist eigentlich das Problem und wie groß ist eigentlich dieser Konflikt, der man gerade ist und das mal zu nivellieren. Und wenn man das gemacht hat, dann hilft es mir zumindest, damit mit deutlich klarerem Kopf ranzugehen und zu sagen, okay, der Konflikt ist groß, mittelgroß etc. Meistens ist er viel kleiner, als er zu Anfang erscheint und dann kann man auch besser rangehen, um den zu lösen.
Joel Kaczmarek: Also du fängst quasi erst an zu verstehen, welchen Impact, welche Größe hat der Konflikt und dann versuchst du die Bausteine anzugehen und, sage ich mal, logisch auseinanderzunehmen, was kann man tun, komm mal da mit.
Oliver Klinck: Genau. Ich meine, das ist das sachliche Herangehen, wenn es um ein Sachthema geht. Also praktisch, wenn man sagt, es gibt einen Konflikt, keine Ahnung, in der Firma, in der Wirtschaft, was auch immer. Und dann gibt es auch die menschlichen Konflikte, wo man jetzt nicht fünf Minuten Zeit hat zu überlegen, wie groß ist er eigentlich und was auch immer der Konflikt ist. Das ist eher das, was ich vorhin mit dem Alter meinte. Da hilft es einfach zu Anfang mal seinen eigenen Blutdruck zu versuchen zu senken und zu überlegen, woher kommt eigentlich der Konflikt? Also was ist eigentlich das Problem, was der andere hat? Da war ich früher nicht so gut. Da habe ich als erstes immer auf den Impact auf mich selber geschaut und gesagt, was macht es eigentlich gerade mit mir? Das ist aber eigentlich die falsche Fragestellung, sondern die Fragestellung, die eigentlich dabei Konfliktlösung hilft, ist, was treibt eigentlich gerade den anderen?
Joel Kaczmarek: Hört man eigentlich so ein bisschen daraus, dass du so leichter Choleriker früher warst?
Oliver Klinck: Nö, das würde ich nicht sagen. Also Choleriker nicht. Aber bestimmte Themen, die mich aufgeregt haben, habe ich halt sofort auch nach draußen gespielt und habe gesagt, die regen mich jetzt wirklich auf. Die Feedback-Schleife war sofort da. Also wenn man mir laut entgegengekommen ist. Also ich war nie derjenige, der gesagt hat, wenn es völlig normal wird, bin ich ausgeflippt und war dann der Choleriker. Das war ich nie. Aber wenn jemand aggressiv mir gegenüber aufgetreten ist, dann bin ich teilweise auch aggressiv dem anderen gegenüber aufgetreten. Und das war der Fehler.
Joel Kaczmarek: warst du sozusagen jemand, der nicht so diese Marbles-21-zählen-Mentalität hatte, also mal kurz den Abstand zu wahren, zu gucken, sondern du warst quasi sehr impulsiv, sehr direkt in der Reaktion.
Oliver Klinck: Genau, sehr impulsiv und direkt, das trifft es.
Joel Kaczmarek: Und was würdest du sagen, vielleicht hat sich aber die Zeit auch verändert, was sind so Trigger für dich? Also was sind so Derailer, was ärgert dich? Passierte sowas früher oder auch noch jetzt, dass du sagst, damit kannst du nicht arbeiten, das ist für dich ein No-Go, sowas magst du nicht?
Oliver Klinck: Im Kontext mit anderen ist es hauptsächlich Politik, wie ich vorhin schon sagte, also die Politik um des eigenen Seins Willens. Das ist das, was mich eigentlich ärgert. Das, was mich am meisten bewegt, ist eher, wenn ich selber einen Fehler gemacht habe oder selber sage, bin ich jetzt völlig in die falsche Richtung gerannt? oder warum regst du dich darüber eigentlich auf? Also praktisch der tiefergehende Trigger zum Thema Ärgern sitzt eher bei mir selber als bei anderen.
Joel Kaczmarek: Also bist du auch sehr kritisch mit dir selber?
Oliver Klinck: Versuche ich zu sein.
Joel Kaczmarek: Ach, das ist was Gutes? Ich versuche immer sowas abzulegen.
Oliver Klinck: Naja, also sehr kritisch ist vielleicht, wenn du jetzt meine Frau fragst zum Beispiel, würde sie sagen, naja, also du bist eigentlich ziemlich selbst überzeugt und bist gar nicht so selbstkritisch. Da hat sie auch recht. Also ich habe ein gutes Selbstbewusstsein, heißt aber nicht, dass ich mich ständig dabei nicht trotzdem hinterfrage, ist das eigentlich richtig? Und habe ich das eigentlich verdient? Oder bin ich da wirklich gut? Oder bin ich da eigentlich schlecht? Oder bin ich da gut genug? Also das sind eher so die Themen, die mich dabei treiben. Aber ich zerfleische mich jetzt auch nicht in Selbstkritik. Also das ist auch nicht der Fall.
Joel Kaczmarek: Ich würde gerade sagen, es gibt ja auch Elemente. Also Selbstbewusstsein muss ja nicht heißen, dass man nicht trotzdem selbstkritisch ist. Also dass man sagt, ich habe einen Anspruch und das ist mir wichtig. Und ich meine, wir sind ein Stück weit aber auch beim Thema Balancing quasi. Und du hast gesagt, Sport ist das, wo du noch kompetitiver werden müsstest, das wieder mehr einzufinden. Also du müsstest mehr Willen haben, das einzubinden. Wie gehst du denn sonst an, dass du dich von deinem anstrengenden Job, der sicherlich auch viel so geistige Kapazitäten fordert, auch mal erholst? Also dass du in Balance bleibst, dass du nicht ausbrennst. Was sind da so deine Werkzeuge für?
Oliver Klinck: Werkzeug Nummer eins ist die Familie. das wirst du wahrscheinlich schon oft gehört haben, trifft bei mir auch zu, weil das ist so ein bisschen der Ruheraum, Familie und Freunde. Ich versuche auch bei Freunden, das habe ich aber eher im Nachhinein festgestellt, habe ich sehr viele Freunde, die überhaupt nicht auch nur nahe an dem sind, was mich eigentlich im Berufsleben so treibt. Also Sozialpädagogen, Lehrer, alles Mögliche. Wenige Wirtschaftsleute. Ein paar praktisch sind immer noch die, die ich von der Uni her kenne. Aber eigentlich diejenigen, wo ich sehr lange auch Freundschaften pflege, sind eher gar nicht in meinem direkten Umfeld zu tun. Das habe ich zu Anfang gar nicht bewusst gemacht. Ich mache es eigentlich immer noch nicht bewusst, aber ich glaube, es hat sehr dafür mit zu tun, dass es mein Rückzugsraum ist, wo ich halt dann nicht unbedingt über die gleichen Themen sprechen möchte, die mich im Berufsleben bewegen oder ganz anderes Feedback bekommen will von Leuten, die gar nicht da drin sind und eine ganz andere Sicht auf die Dinge haben. Also insofern, das ist die Nummer eins, also Familie und Freunde. Und dann, sag mal, lese ich gerne. Das kommt so in Wellen. Wenn ich lese, lese ich viel. Dann lese ich meistens auch immer jetzt keine Fachbücher, sondern ich lese eher Belletristik, Kriminalsachen oder Science-Fiction. Also es geht da meistens auch da so in Phasen. Dann lese ich, keine Ahnung, zehn Science-Fiction-Bücher hintereinander oder einen bestimmten Autor, also solche Themen. Und ansonsten bin ich ein Genussmensch. Also sprich, ich liebe Urlaub. Ich liebe mich dabei sozusagen insofern zu erholen, dass ich ein bisschen Sport mache und Freizeit genieße. Aber ich esse auch gerne. Ich gehe gerne aus. Ich gucke mir gerne sozusagen den Ozean an. Ich bin der Ozeanmensch und nicht der Bergmensch. Also Atlantischer Ozean ist für mich das Beste, was es gibt, weil er wild ist und meistens auch, wenn man an der richtigen Stelle ist, ist es trotzdem warm. Und ich mag auch lieber ins Wasser gehen, wenn die Wellen um mich rumschlagen, als im flachen, seichten Gewässer zu sein. Also insofern, ich bin in der Ostsee groß geworden, das hat mich mitgeprägt, aber eigentlich mag ich lieber die wilde Ostsee, das ist der Atlantik, als praktisch die flache und lauwarme.
Joel Kaczmarek: Das ist ja geil. Hast du das mal mit Meditation versucht?
Oliver Klinck: Nee, habe ich irgendwie nie. Hast du das mal mit Meditation versucht?
Joel Kaczmarek: Ja, mit Betonung auch versucht.
Oliver Klinck: Okay, nee.
Joel Kaczmarek: Es kommt immer mal wieder, ist schon okay, also ich werde besser, aber ich habe gemerkt, für mich ist es mehr Aufwand als für andere Menschen.
Oliver Klinck: Ja, also ich habe es nie versucht. Das, was ich in einem von den letzten Seminaren gelernt habe, was manchmal ganz wichtig ist, ist, dass man glücklich werden kann, wenn man nur auf bestimmte glückliche Momente sich, sagen wir mal, besinnt und dass man die auch vorher sich zurechtlegen kann. Also man vorher sagen kann, wenn es mir mal schlecht geht, was ist eigentlich so? die Themen, wo ich einfach nur mal dran denken muss und schon geht es mir wieder besser. ist wahrscheinlich nahe dran und das funktioniert bei mir ganz gut.
Joel Kaczmarek: Was sind das für Momente, an die du dann denken würdest in so einer Situation, wenn du dich aufheitern möchtest?
Oliver Klinck: Ich bin gerne am Atlantischen Ozean in Spanien. Wenn ich die Augen zumache, kann ich sofort eine Stelle finden, wo ich sage, da gucke ich gerne drauf. Da stimmt einfach alles Luft, Farben, Gerüche. Also insofern, das ist sofort ein Glücklich-Mach-Moment.
Joel Kaczmarek: Vielleicht ist es sogar ein bisschen Meditation. Also ich meine, da heißt ja eigentlich so Achtsamkeit für den Moment. Also Yoga ist ja zum Beispiel eigentlich auch Meditation in Bewegung, wenn man so will. Hat ja auch was davon. Und mir kam dann auch so der Gedanke, als du eben gesagt hast, du liest wenn dann vor allem Belletristik. Wie bildest du dich denn fort in deinem Beruf eigentlich? Also wie lernst du noch? Machst du das über Kurse oder von anderen im Daily Doing? Was ist es?
Oliver Klinck: Keine Sachbücher, wie ich schon gesagt habe. Also Sachbücher versuche ich immer regelmäßig. Gucke mir dann den Titel an und sage, das ist interessant. Und dann fange ich an, die ersten zehn Seiten zu lesen und sage ist mir doch irgendwie, das dauert mir zu lange, mir jetzt dadurch 200 Seiten durchzulesen. Manchmal habe ich auch festgestellt, wenn ich es länger versucht habe, wiederholt sich das ganze Thema auch. Eigentlich ist alles in zehn Seiten gesagt und dann wird es nochmal von 5000 anderen Aspekten mitbeblickt. Also insofern, ich bin kein Sachbuch-Fanatiker. Und um seine Frage zu beantworten, es ist im Wesentlichen von anderen Menschen. Es gibt auch eine Menge Kurse. Das ist auch das für ein gutes Umfeld für meinen Beruf, ist immer, dass ich was lernen kann. Also Das ist jetzt, wenn man auch da sich anguckt, ich habe eigentlich bei jedem Jobwechsel was mitgebracht, was ich weiterführen konnte, sonst hätte man mich auch wahrscheinlich nicht genommen. Aber ich habe auch immer einen Aspekt gehabt, den ich völlig neu lernen musste. Also Beispiel, Ebay ist mein erster Job als reiner Marktplatz. Ein Marktplatzgeschäft ist was ganz anderes als ein Online-Retail-Geschäft, hat ganz andere Herausforderungen. Online-Retail-Geschäft habe ich Bei Otto gemacht, habe ich auch ein bisschen Marktplatz mitgemacht, aber da war Otto noch lange nicht so weit, wirklich Marktplatz zu sein. Jetzt sind sie auf dem Weg dahin. Bei Office Depot, diese Zwischenstation, die ich da hatte für zwei Jahre, war es ein reines Online-Retail-Geschäft. Das war ein B2B-Geschäft, was ganz anderes als B2C-Geschäft bei Otto. Bei Office Depot habe ich auch Marketing, also wirklich Brand-Marketing etc. mitgemacht, was ich vorher nie gemacht hatte. Also sprich, es gab immer eine wesentliche Komponente bei den Jobs, die ich vorher gar nicht gemacht habe. Und zwar ganz bewusst, weil das ist das, wo ich sage, ich will weiter lernen und ich will auch neue Themen verstehen. Und das hat sehr viel mit der Jobwahl auch zu tun.
Joel Kaczmarek: Hast du Coaches eigentlich?
Oliver Klinck: Ich hatte mehrere Versuche. Ich hatte einen guten und der hat mir auch sehr geholfen. Ansonsten ist es, glaube ich, schwer, mich zu knacken, wenn man das so sagen möchte. Also ich habe auch da Ansprüche und sage, der Coach muss mich jetzt wirklich vom Hocker hauen und muss mir wirklich was bringen. Ansonsten sage ich halt immer, okay, erzähl mir nichts, was ich schon weiß. Und ja, das ist so ein bisschen der Knackpunkt. Und das soll ich jetzt nicht falsch anhören. Ich finde Coaches wahnsinnig wichtig und die helfen auch sehr. Hatten sehr viel natürlich auch mit Persönlichkeiten zu tun. Und damit meine ich nicht, dass ich nicht eine outstanding Persönlichkeit bin, sondern das hat was mit der Einstellung zu tun. Und ich mag Situationen nicht, wo ich dann jemandem gegenüber sitze und er sagt, oh, ich erzähle dir jetzt, wie du dich fühlen sollst, wie du dich weiterentwickeln sollst. Das machen die meisten Coaches auch nicht, aber das triggert mich sofort. Also insofern, das meine ich mir ein bisschen schwer zu knacken. Also Coaches, aktuell habe ich keinen. Keinen sozusagen als klassischen Coach. Wir hatten vorhin das Thema, von wem kann man lernen? Das ist ja auch Coaching. Und ein großer Coach ist meine Frau. Also die ist jemand, der mir immer auch klar sagt, was ist gerade gut und was ist gerade schlecht. Und das ist auch Coaching. Und die ist ganz anders, als ich es bin. In vieler Hinsicht, was auch super gut ist. Also zumindest jetzt für unsere mittlerweile schon sehr, sehr lange bestehende Ehe und Beziehung ist das super wichtig für mich, weil das immer so ein bisschen der ausgleichende Faktor bei vielen ist.
Joel Kaczmarek: Geht ja oft manchmal gar nicht darum, einem zu sagen, also Wissen zu geben, was man noch nicht hat, sondern vielleicht manchmal eher so Bewusstsein für eine Situation aufzumachen. und das Werkzeug hat man vielleicht sogar selber und muss dann nur darauf gestoßen werden, welches Werkzeug man ansitzt. Aber was macht denn eine Frau beruflich?
Oliver Klinck: Die ist Lehrerin an der Berufsschule.
Joel Kaczmarek: Ich habe es mir fast gedacht.
Oliver Klinck: Ich habe es mir fast gedacht. Das war nicht das Auswahlskriterium. Nein, die ist Lehrerin an der Berufsschule und hat Kunst und Anglistik studiert, aber hat sich dann weiterbildet für Deutsch als Fremdsprache und hat gerade einen sehr erfüllenden Job, nämlich die ganzen vielen Flüchtlinge und Immigranten in Deutschland zu helfen, also junge Schüler in den ersten Job aus allerlei Himmelsrichtungen kommt. Mittlerweile hat sie eine ganze Menge Ukraine-Klassen auch und den halt Deutsch beizubringen, Englisch und Kunst macht sie parallel noch ein bisschen mehr Englisch als Kunst, aber hauptsächlich ist es Deutsch beibringen und sie praktisch ins erste Berufsleben zu begleiten.
Joel Kaczmarek: Und deinen guten Coach, warum hast du den nicht mehr? Eure Wege, wieso haben die sich getrennt?
Oliver Klinck: Das war im Coaching, wir sind immer noch in Kontakt. Das war im Coaching während meiner Otto-Zeit, ist auch schon Jahre her und ich schätze ihn immer noch sehr und er hat mir immer angeboten, wenn du mal einen Coach brauchst, rufst du mich einfach wieder an. Das habe ich ab und zu mal gemacht und habe aber eher Coaching für andere dabei angestoßen, als jetzt für mich selber. Ja, ansonsten, wie gesagt, dann habe ich andere Coaches, die sozusagen regelmäßig mal wieder kamen, Christian manchmal auch welche angedient, von der Firma gesagt, oh, alle ab Level X oder Position Y oder was auch immer, sollen sich jetzt mal einen Coach nehmen. Aber das ist genau die Approaches, die bei mir nicht so richtig gut funktionieren.
Joel Kaczmarek: Pass mal auf, am Wochenende rufst du den jetzt mal an, einfach nur mal um zu horchen, wie es ihm geht. Ich möchte nur daran denken, an unseren Coach Stefan Lammers, der mir mal beigebracht hatte, den podcasten wir immer fleißig bei uns und der meinte auch mal, ja, weißt du, du würdest zu keinem Bundesliga-Trainer gehen und sagen, man trainiert ja eigentlich, sondern sagen, ja, nee, wir trainieren ja gar nicht, wir haben ein Spiel noch am Wochenende, we learn on the job, ja, aber im Business machst du das so und ich fand dieses Bild, fand ich so geil.
Oliver Klinck: Das stimmt.
Joel Kaczmarek: Ja, stimmt. Im Business denkt man immer so, I train on the job, ich muss nicht trainieren, alles klar.
Oliver Klinck: Ja, deswegen sagte ich vorhin auch, also ich bin mir völlig bewusst, dass Coaching eigentlich eine wichtige Geschichte ist. Aber irgendwie habe ich bis auf das eine Mal bei mir noch nicht den richtigen Approach gefunden.
Joel Kaczmarek: Und jetzt zum Abschluss fände ich mal eine Sache noch spannend, dich mal durch so einen typischen Tag von dir zu begleiten, um auch mal so zu lernen, wie du so tickst und wie du dich so einstellst. Wann schießt du auf? Wann frühstückst du? Wie geht der Tag los?
Oliver Klinck: Aufstehen ist der Regel um 7 Uhr und der geht dann los ein bisschen davon ab, an welchem Ort ich bin, weil ich sozusagen in Hamburg lebe. Also während der Corona-Zeit war ich dann auch sehr viel in Hamburg. Aber sozusagen jetzt bin ich eigentlich wieder zu 100 Prozent in Berlin. Also nehmen wir den Berliner Tag. Also sprich, ich stehe auf, dann, gut, Dusche ziehen, Pusten, was auch immer, was man so immer so als Mensch macht. Und als nächstes schnappe ich mir dann irgendwie einen Leihwagen meistens, also Carsharing. Vorher gehe ich noch beim Bäcker vorbei und hole mir ungesundes Zeug, um das während ich praktisch im Auto fahre zur Firma zu essen. Ich bin also kein Vorbild. Alternative ist im Sommer, ich fahre mit dem Fahrrad. Das ist so die zweite Möglichkeit. Aber bleiben wir bei dem Tag. Und dann meistens bin ich kurz vor acht in der Firma. Dann bis neun habe ich meistens Zeit, die ganzen E-Mails über Nacht, nicht alle zu machen, aber viele, die wichtigsten schon mal zu bearbeiten. Das hat natürlich damit zu tun, dass wir ein internationales Unternehmen sind und ganz viele Funktionen bei uns, wie zum Beispiel gesamte Produktentwicklung, in den USA sitzt. Also sprich, über Nacht leider nicht. schläft die Firma nicht und ich kriege jede Menge auch wichtige E-Mails rein, wenn ich schlafe. Und das so dann bis neun und dann fangen die Meetings an. Die meisten Meetings bei uns sind alle über Zoom, auch schon vor der Corona-Zeit. Das hat damit zu tun, dass man eigentlich bei uns nichts tun kann, nur aus einem Standort heraus, weil wir sind sehr spezialisiert und die Spezialisten sitzen halt irgendwo in der Welt. Produkt sehr stark in den USA, Marketing quer verteilt durch Europa. Also sprich, man braucht eigentlich immer Kollegen, die jetzt nicht gerade vor Ort sind. Und dann meistens geht das so bis 5, 6, dass ich im Büro bin. Dann ist mein Tag aber nicht ganz zu Ende, weil dann kommen halt, würde man sagen, jeden zweiten Tag nochmal Videokonferenzen mit USA dazu, die dann bis maximal 10 Uhr gehen. Die sind nicht jeden Tag, wie gesagt. Also ich habe ab und zu auch nochmal ein bisschen Freizeit, aber die sind schon oft. Ganz ausnahmsweise geht es dann wirklich lange, aber praktisch. meistens ist dann maximal 10 Uhr.
Joel Kaczmarek: Bist du mit Mittag und Abendbrot oder hungerst du?
Oliver Klinck: Nee, ich sehe auch nicht so aus, als würde ich Hunger. Also praktisch, ja. Mittagessen meistens hier in der Kantine im Restaurant und Abendbrot sozusagen habe ich jetzt neu dazubekommen. Ich habe so einen wunderschönen Luftfritteuse gekauft. Die finde ich insofern gut, da mache ich nicht das Normale, sondern meistens backe ich mir da Brötchen auf. Die werden schön knusprig und sind super und dann mache ich praktisch einfach nur ein schnelles Käsebrot oder Salamibrot etc. Und zwischendrin, wenn ich dann zu Hause bin und Abend esse Dann spiele ich entweder ein Computerspiel, bevor der nächste Call losgeht. Ich bin immer noch so ein kleiner Gamer. Oder ich gucke mir irgendwas im Fernsehen an. Meistens Schrott übrigens. Also ich bin dann nicht derjenige, der die Nachrichten dann verfolgt. Die lese ich meistens zwischendurch online. Sondern ich gucke mir mal irgendwelche bescheuerten Sendungen an, einfach nur um den Kopf ein bisschen leer zu bekommen, bevor dann der nächste Call losgeht.
Joel Kaczmarek: Was spielst du denn? Was bist du denn für ein Gamer?
Oliver Klinck: Ich bin sozusagen derjenige, den man nicht haben möchte, dass er seinen Kindern das gleiche Spiel beibringt. Also ich bin eher derjenige, der Call of Duty spielt. Natürlich rein aus strategischen Gesichtspunkten, weil das von der Strategie so super ist. Aber ich mag gerne Spiele, die auch da wieder online stattfinden mit vielen anderen Menschen zusammen. Also ich mag gar nicht so gerne gegen eine Maschine spielen, sondern irgendwo, wo ich sage, da ist auch ein Mensch, der mit mir zusammen oder gegen den ich spiele. Und es darf nicht Jahre dauern, um sich das einzuarbeiten. Also strategische Spiele, wo man sagen muss, da muss ich mich jetzt upleveln für die nächsten 300 Jahre, um sie spielen zu können, sind jetzt einfach von der Zeit her auch nicht meins. Waren sie aber noch nie. So viel Ruhe habe ich dann auch nicht. Also sprich, so eine Mischung aus Action und Multiplayer-Online-Game, das fand ich schon immer gut.
Joel Kaczmarek: Ja, bei Multiplayer-Online finde ich ja immer, also gerade bei Call of Duty, glaube ich, gegen andere Spiele, hätte ich gedacht, mich würden sie immer zerlegen, weil ich, glaube ich, so gegen KIs trainiert bin, so ungefähr. Muss man da nicht schon eine Weile investieren, bis man da gut ist?
Oliver Klinck: Ja, also praktisch die Zeit habe ich nicht. Deswegen, meine Söhne spielen auch nie mit mir, weil sie sagen, sie müssen mich immer durchschleppen. Also sprich, wenn man in den richtigen Gruppen ist, kann das schon Spaß machen. Und die meisten leveln ja mittlerweile. Also sie stellen ja fest, ob du jetzt guter Spieler bist oder eher ein nicht so guter Spieler, ein Noob. Danach richten die sich halt auch entsprechend ein. Also insofern, meistens kriegst du dann Spieler zugeteilt, mit denen du spielst, die jetzt auch nicht viel besser sind als du selber.
Joel Kaczmarek: Aber da hast du gerade ein spannendes Stichwort gesagt. Deine Kinder kamen irgendwie gar nicht vor in dem Alltag. Sind die schon aus dem Haus raus? Sind die schon so alt? Oder siehst du die nicht? Oder nur am Wochenende?
Oliver Klinck: Also sie sind alle schon aus dem Haus raus. Die sind jetzt zwischen 20 und 26 Jahre alt. Nicht 25. Gleich kriege ich wieder Schläge. Also zwischen 20 und 25 Jahre alt. Und studieren schon. Meine Tochter ist die Älteste. Und die ist schon Physiotherapeutin. Also die arbeitet schon. Und das ist das, was nicht so schön ist. Weil sie sind alle aus dem Haus raus. Das sehr Schöne ist, worüber meine Frau und ich uns auch sehr freuen und auch sehr stolz sind, dass sie eigentlich regelmäßig nach Hause kommen. Wir machen regelmäßig Urlaub zusammen. Hätte ich mir nie vorstellen können früher, was weniger an meinen Eltern lag, sondern an mir. Und ja, insofern, das genießen wir auch immer.
Joel Kaczmarek: Verstehe ich aber auch langsam, wenn du sagst, warum du am besten entspannst zu Hause mit der Familie, wenn die Tochter Physiotherapeutin ist, dann wirst du mal geknetet zum Nachmittag.
Oliver Klinck: Nee, sie ist da etwas beleidigt, weil ich mich immer von ihr gar nicht so behandeln lasse, weil ich grundsätzlich auch praktisch mich nicht physiotherapeutisch behandeln lasse. Und da ist sie eher ein bisschen und sagt sich, hey, guck mal, jetzt hast du schon den Spezialisten im Haus, den wertschützt du gar nicht. Also bei mir kommt sie nicht so richtig zum Zug, aber das liegt auch eher an mir. Praktisch der Rest der Familie wird bestens umsorgt.
Joel Kaczmarek: Wahrscheinlich bist du so sehr resilient körperlich, wahrscheinlich bist du auch so jemand, der sagt, du kannst mich überall hinpacken, ich schlafe immer, ich kann auf einer Steinplatte schlafen, oder?
Oliver Klinck: Das stimmt. Gestern bin ich zurückgekommen aus den USA, abends gelandet und dann war hier noch der Weihnachtsparty und heute Morgen ging es ganz normal weiter. Ich bin heute um 7.30 Uhr aufgestanden, also ich habe mir eine halbe Stunde mehr gegeben. Ansonsten geht es weiter, weil ich habe auch so gut wie keinen Jetlag, also insofern habe ich da immer Glück. Ich glaube, es hat auch damit zu tun, dass ich nicht so beweglich bin, was den Körper angeht. War ich auch noch nie. Ich glaube, das hilft, wenn man praktisch einfach steif wie ein Brett auf so einer Flugzeugliege liegt und dann trotzdem einigermaßen schlafen kann.
Joel Kaczmarek: Ich habe bis heute nicht gelernt, wie man im Flugzeug schläft. Aber gut, lerne ich vielleicht noch. Trotzdem, wenn ich mir so einen Tag angucke, von morgens um sieben bis teilweise 22 Uhr, wann siehst du deine Frau mal?
Oliver Klinck: Ja, wir haben eine klare Vereinbarung. Ist zu viel, weil wir sie gar nicht, also eigentlich leben wir sie so. Nicht eigentlich, wir leben sie so. Also meine Frau ist ja nicht in Berlin, die ist eine Hamburg-Lehrerin, also insofern in der Woche meistens nicht, sondern von Montag bis Freitag bin ich dann hier und das Wochenende und Urlaub sind wir dann zusammen. Und dann ist es für uns beide wichtig, dass ich oder wir beide völlig füreinander da sind und auch zusammen was machen und tun. Also sprich, das sind so zwei verschiedene Zeiträume. Wenn ich jetzt während Corona auch öfters zu Hause war und dort von zu Hause gearbeitet habe, fand sie das teilweise nur so semi-gut. Weil sie sagt, wenn ich dann zu Hause bin und trotzdem abends mit irgendwelchen Videokonferenzen bin, ist es noch schlimmer, als wenn ich einfach weg bin. Also sprich, dann hört sie mich dauernd, ich habe dann meinen eigenen Tagesablauf und da sagt sie eher, eigentlich ist es gut so, wenn ich da bin, dass ich dann da bin. Das ist wichtig. Und klar, am besten wäre natürlich, wenn man beide wieder zusammenleben würde. Das war ja auch nicht immer so die Situation. Aber so geht es auch, ist nicht ideal, aber es klappt ganz gut, wenn man darauf achtet, dass man dann die Zeit, die man gemeinsam hat, auch wirklich bewusst miteinander hat.
Joel Kaczmarek: Ich will ja nicht indiskret sein, aber sag mal, musst du dann eigentlich wirklich zwei Wohnungen finanzieren? oder ist irgendwie Ebay so aufgestellt, dass die einfach in Berlin auch so Mitarbeiterwohnungen haben, dass man mal hier, wenn man quasi vier Tage hier ist und einen Tag woanders
Oliver Klinck: Nein, ich muss zwei Wohnungen finanzieren. Also praktisch das ist dann die bewusste Wahl, die ich auch getroffen habe, die ja auch viele andere treffen, wenn sie sagen, ich arbeite woanders, als ich eigentlich wohne. Das finanziert Ebay nicht. Office Depot hat das auch nicht gemacht. Da habe ich dann auch praktisch die eigene Wohnung halt dann in der Stelle in Holland gehabt oder gemietet, besser gesagt. Also insofern, das muss man halt dann damit in Kauf nehmen.
Joel Kaczmarek: Ist es dir aber wert?
Oliver Klinck: Es ist mir wert. Wie gesagt, es ist nicht der Idealzustand, aber weniger wegen des Geldes, sondern einfach nur dadurch, dass meine Frau und ich damit dann in der Woche halt getrennt sind. Vorher bei Otto hatte ich viele Zeiten, bis auf die letzten fünf Jahre, wo ich auch viel gereist bin. Das war dann auch nicht viel besser. Da war ich dann irgendwo auf der Welt. Also insofern, wenn es wert ist und wenn die Beziehung das auch mitmacht. und wert ist, meine ich jetzt, wenn man auch genug Spaß dabei am Job hat, auch das mit Reisen und woanders sein und so weiter, ist ja auch nicht was, was jedem jetzt liegt. Also wenn man das mag, dann funktioniert das gut. Aber man muss es schon wertschätzen. Man muss den positiven Kern davon schon sehen. Sonst ist es, glaube ich, Stress pur.
Joel Kaczmarek: Oliver, es hat mir viel Spaß gemacht. Und es ist mal schön, was man aus so Leuten lernt. Also ich sehe schon, mit dir werde ich mich dann regelmäßig über das Game unterhalten. Von jetzt an.
Oliver Klinck: Was spielst du denn? Spielst du was?
Joel Kaczmarek: Ja, ich habe einen Freund, der macht den bekanntesten Retro-Podcast, glaube ich, hier in Deutschland. Gunnar Lott. Der macht hier dieses Stay Forever. Und der macht sich immer bei mich lustig, weil ich so ein alter Consolero bin. Ich spiele immer so altbackenes Zeug. Ich spiele immer so Alte Zelda-Spiele und irgendwie, weiß ich nicht, so die N64-Klassiker. Oder wenn man so ein bisschen in die modernere Ära guckt, dann bin ich so ein Uncharted, Tomb Raider, Far Cry-Typ. Also ich bin mehr so der Abenteurer 3D-Welt.
Oliver Klinck: Far Cry hab ich auch gespielt.
Joel Kaczmarek: Ja, allesamt. Und irgendwann fängt man so auf, so Man merkt ja dann immer, wenn die Frau über die Schulter guckt und sich so wundert, so, warum genau musst du dem Typen jetzt das Messer von hinten nach vorne ins Kreuz und so? Also Ich mag aber auch eher den Abenteuer-Part dran, das taktische.
Oliver Klinck: Das ist das Gute, auch deswegen das Positive, was ich an den zwei Standorten, die ich habe, sehe. Spielen tue ich nur in Berlin, nicht zu Hause.
Joel Kaczmarek: Ja, das ist auch wieder vernünftig. Aber ich meine, es tut auch was. Ich weiß noch, ich bin mit meiner Mutter mal Auto gefahren, habe um Haaresbreite einen Unfall verhindern können und dann klopfte sie mir so auf die Schulter und meinte, ein Glück spielst du so viele Videospiele, hast so gute Reaktionen. Naja, cool, Oliver. Also in diesem Sinne, ganz, ganz herzlichen Dank. Bleib gesund und auf bald mal wieder.
Outro: Super, vielen Dank. Hat mir auch Spaß gemacht. Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.