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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich Selbstoptimierung mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's!
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek, ich bin der Geschäftsführer von Digitalkompakt und heute habe ich einen sehr interessanten Mann hier und zwar, er ist in Hamburg geboren, eine sehr erfolgreiche Führungskraft und ich musste ihn proaktiv überreden, heute herzukommen, weil er gesagt hat, nee, normalerweise mache ich nicht so Personality-Sachen, das ist was für Leute in der Midlife-Crisis, aber er hat so spannende Sachen, ich würde mal behaupten, man kann sich mit ihm eine Stunde, zwei, drei, vier, fünf zusammensetzen und nimmt jede Stunde was Sandbandes mit und zwar der liebe Dominik Domek. Derzeit ist er Geschäftsführer von Payback, davor war er Geschäftsführer von PayPal, müssen wir beide immer aufpassen, dass wir uns nicht verwechseln und davor war er in leitender Rolle bei Beiersdorf tätig. und überhaupt hat er eine super interessante Vita und ich habe ihn mir heute eingeladen, um mal zu lernen, was er eigentlich so unter Erfolg versteht, wie er den für sich erzeugt, wie er führt, wie er eigentlich insgesamt so sein Leben sowohl privat als auch beruflich führt, auf das er in diese Rolle kommt. So, that being said, wird dir halbwegs gerecht, oder?
Dominik Dommick: Ich hoffe.
Joel Kaczmarek: Hallo. Sehr gut. Das erste, was ich immer fragen musste. Normalerweise hätte ich dich jetzt erst gefragt, was ist für dich Erfolg, was macht dich glücklich, wann würdest du sagen erfolgreiches Leben? Aber du hast mir im Vorgespräch gesagt, du hast eigentlich mal Kfz-Mechaniker gelernt. Das wusste ich ja von dir noch gar nicht.
Dominik Dommick: Ja, tatsächlich. Also ich habe nach dem Abitur in Vorbereitung auf das Studium, also ich habe ein Lehramtsstudium gemacht, das ist ein einjähriges Praktikum als Notwendigkeit, als Voraussetzung. sozusagen hatte und dann war die These von mir und meinen Eltern, dass man dann doch lieber gleich eine richtige abgeschlossene Berufsausbildung macht statt ein Jahr Praktikum. und da das bei mir in Richtung von Maschinenbau gehen sollte damals noch, war dann also ein metalltechnischer Beruf sinnvoll und damit eine Kfz-Mechanikerlehre, genau.
Joel Kaczmarek: Verrückt. Und bist du dann aber auch ins Lehramt eingestiegen? in das Studium?
Dominik Dommick: Also in das Studium ja, in das Lehramt nein. Ich habe dann tatsächlich im Studium im ersten Semester, das ist ein bisschen lästerlich, aber neben den Ingenieurskommilitonen sitzen, die sich ausschließlich über ihren neuen Parabeltaschenrechner unterhalten haben, festgestellt, dass es für mich nicht das Richtige ist. Und ich war immer hin und her geschwungen, eher in das ingenieursartigere oder in das wirtschaftsorientiertere zu gehen und habe dann praktisch nochmal im Studium reingeschaut. nach noch nicht mal einem Semester schon den Wechsel angestrebt, statt Ingenieur und Maschinenbau auf Lehramt dann eben Wirtschaft und BWL zu studieren. War, glaube ich, ganz gut.
Joel Kaczmarek: Ja, ich habe mal gehört, die schlimmsten Patienten sind Ärzte und Lehrer. Ärzte, weil sie wahrscheinlich selber wissen, wie es geht und Lehrer, weil das einfach so eine, die sind gewohnt zu führen. Ich glaube, das ist auch nicht so sehr naturell. Aber was war denn so dein familiärer Background? Was waren denn deine Eltern eigentlich für Typen? Was haben die so gemacht und wie war es zu Hause?
Dominik Dommick: Ja, das hat natürlich bis zum Gewissen gerade dieses Lehramtsstudium geprägt. Meine Mutter war Lehrerin und mein Vater war Vizepräsident der Fachhochschule in Hamburg. Professor Volkswirt. Ich denke auch Fachhochschule ist dann doch nochmal anders als Universität. Also das war eine sehr starke Verknüpfung von Praxis und Wissenschaft. Im Interesse in all dem, wie ich aufgewachsen bin, was mein Vater selber gemacht hat, an Hobby und an Inhalt und dergleichen. Und da kam diese Idee her. Ich habe Abi 91 gemacht, war einer von den 90er Jahre Abiturienten, die nicht so richtig wussten, was sie dann danach machen wollten. Irgendwie Waren das viele, also gefühlt zwei Drittel meiner Klassenkameraden und so, ach ja, den Leistungskurs, den konnte ich ganz gut. Wenn es Erdkunde war, dann studiere ich doch mal Geografie und wenn es Englisch war, dann Anglistik. So war das bei mir auch fast so ein bisschen und da bin ich ganz dankbar, dass mein Vater dann gesagt hat, nee, nee, also mach mal was, was dir einfach relativ breit danach Möglichkeiten lässt. Du musst dich überhaupt nicht festlegen, was es sein soll, aber was dir relativ breit Möglichkeiten lässt. Und da ist Berufsschullehramt, Handelslehramt tatsächlich eine ganz interessante Option, weil du, Wenn du inhaltlich primär ein Hauptfach sozusagen studierst, das ist dann bis auf zwei Hauptseminare, die du weniger machst, halt genau das Gleiche, als würdest du ein BWL-Studium machen, wenn du auf Handelslehramt studierst. Und dazu aber eben noch Erziehungswissenschaft und in dem Fall bei mir auch noch Unterrichtsfach Soziologie. und das war in der Breite ganz gut, ehrlich gesagt. Und damit kannst du hinterher halt alles machen. Du kannst dich so verhalten, als hättest du BWL studiert im Karriereweg und du kannst aber auch in die Lehre gehen. Du kannst auch in Personalabteilungen natürlich relativ gut mit sowas gehen und so weiter. Es ist relativ breit und offen und du lernst sehr, sehr unterschiedliche Typen im wahrsten Sinne des Wortes kennen. Also ich habe an der Uni Hamburg studiert, wenn man dort studiert. sowohl bei den Soziologen als auch bei den Erziehungswissenschaftlern als auch bei den BWLern und Volkswirten studiert, dann merkt man schon, wie unterschiedlich Menschenansprüche und so weiter verteilt sind. Und in der Perspektive gibt einem das was. Insofern war das, glaube ich, ganz gut. Hast du Geschwister?
Joel Kaczmarek: Nein. Und wie war so dein Haushalt geprägt? Wart ihr sehr religiös? War man streng? War das 68er alternativ? Wie muss ich mir das vorstellen?
Dominik Dommick: Überhaupt nicht religiös. Ich bin noch nicht getauft. Ich hoffe, das hört jetzt keiner, der wichtig ist. Nein, überhaupt nicht religiös. Also ich würde es schon sagen mit klaren Werten und klaren Regeln, aber auch nicht irgendwie hart oder streng. Das war tatsächlich, also natürlich dann, wenn man in der Zeit an der Fachhochschule, Universität und so weiter war, wie meine Eltern, dann hatte das einen gewissen 68er-Touch, der dann mit fortschreitendem Alter sowie der dreiteilige Anzug von Chili dann auch irgendwann sich mindert.
Joel Kaczmarek: Ich glaube, man darf es sich öffentlich fragen, weil ich meine, du teilst es auf Facebook, wenn ich mich nicht täusche. Warst du nicht auch Techno-Fan als Jugendlicher? Habe ich das richtig abgespeichert?
Dominik Dommick: Das habe ich nicht geteilt. Ich weiß nicht, wo du es her hast, aber das war ich auch, ja.
Joel Kaczmarek: Wie würdest du dein jüngeres Ich beschreiben? Warst du schon immer so, wie du jetzt bist oder hast du so eine Stufe genommen?
Dominik Dommick: Also ich bin jetzt leider 50 geworden. Dann ist man natürlich nicht mehr so, wie man früher war. Zum Glück auch nicht. Also beides, glaube ich. Und trotzdem erkennt man natürlich Ähnlichkeiten in sich selbst. Für mich hat ab einem bestimmten Punkt der Beruf und der Inhalt des Berufs eigentlich eine sehr, sehr große Rolle gespielt, den ich sehr, sehr befriedigend interessant fand und der sozusagen das abgelöst hat, was ich vorher irgendwo eher spielerisch empfand. jugendlich irgendwie interessant fand. Und da sind Stufen entstanden eigentlich mit jeder Position. Bei mir war das mit relativ viel Wechsel verbunden. Ich habe erst in Hamburg eben bei Beiersdorf gearbeitet und dann bin ich zu eBay slash PayPal nach Berlin gezogen und dann eben jetzt zu Payback nach München gezogen. Das heißt, es war immer eine örtliche Veränderung plus eine sehr, sehr andere Firmenstruktur, Kultur und Inhalt als davor. Es ist nicht so die Verlängerung gewesen in dem Sinne, sondern es war immer so eine Kante und diese Kanten, die machen auch viel mit einem im Guten.
Joel Kaczmarek: Wie ist der Techno-liebende, Kfz-reingeschnupperte Hamburger dazu gekommen, in diese klassischen Unternehmen zu gelangen?
Dominik Dommick: Der war ehrlich gesagt gar nicht so Techno-liebend. Das war einfach damals nur, also ich würde gar nicht sagen, dass ich da ein Fan war oder so, sondern das war einfach, wenn du abends weggegangen bist, war das einfach das, was man gerne dann auch gehört hat. Aber es war jetzt nicht darüber hinaus, war keine größere Leidenschaft oder so. Aber abends in Hamburg weggehen war halt Techno hören, das war auch ganz gut. Wie ist der da reingekommen? Genauso, wie man es seinem Kind nicht raten würde, wahrscheinlich. Ich habe also nach dem Abitur Das ist mir relativ leicht gefallen, habe ich nicht viel dafür gemacht. Zum Glück musste man in Hamburg, glaube ich, auch nicht. Also es liegt nicht am Talent, sondern eher am Anspruch, glaube ich, des Schulwegs oder des Ausbildungswegs da. Und danach habe ich eben die Lehre gemacht, was auch ganz gut war, weil man doch als so bornierter Abiturient, der dann in der Kfz-Werkstatt steht, ich weiß noch, als ich mich beworben habe. damals, wie der Ausbildungsmeister sagte, also bis vor kurzem hätte ich gar keine Abiturienten genommen, mit denen hat man immer Probleme, aber inzwischen ist unser Schulsystem so schlecht, dass die Hauptschüler und Realschüler das nicht mehr verstehen, was wir hier vermitteln müssen. Originalzitat. Und du triffst auf Leute, Und eben in dem Fall da auf den Meister, die eine sehr, sehr viel Lebenserfahrung im Umgang auch mit jungen Menschen und mit Mitarbeitern und so weiter haben, dass alle nicht akademisch gelernt haben, wie man das dann, wenn du jetzt tatsächlich Erziehungswissenschaft danach studierst, lernen würdest, aber die das ganz gut können. Also bei mir war es zumindest so. Und da kommst du halt hin und denkst natürlich auch, du weißt alles und bist 18, 19 Jahre alt und hast gerade Abitur gemacht. Und dann triffst du auf solche Meister, die eben dann doch ein bisschen mehr Lebenserfahrung irgendwo haben und triffst natürlich auch auf dann Gesellen, Die, also im doppelten Wortsinne, die natürlich auch erstmal eine Ablehnung haben bis zum gewissen Grad. Die sich sagen, was ist das jetzt für ein Abiturient, Jungspund und so. Das sind durchaus solche Faktoren. Erst hat er mich dem Nettesten und Offensten zugeteilt, mit dem ich auch sehr, sehr gut klargekommen bin und der mich danach total toll fand. Und dann wechselst du so und wirst dem Nächsten zugeteilt. Und das war so einer, wo ich eigentlich von Anfang an eine gewisse Ablehnung irgendwie verspürt hatte. Den mochte ich einfach nicht, weil ich das Gefühl hatte, dass er mich nicht mochte. Das lag tatsächlich, glaube ich, auch so ein bisschen aus so einem sozialen Unterschied und Hintergrund, Familie, Ausbildung und so weiter. Und da bin ich sofort hingelaufen zu dem Meister und habe gesagt, also das wird nicht. Ich weiß nicht, ob sie das nicht gesehen haben, aber das kann nicht harmonieren mit uns. Habe ich gar nicht verstanden, wie der mich nicht ernst nehmen konnte, ganz abgewogen. Das hat dann irgendwie zwei Wochen gedauert, dann war das eine große Liebe zwischen beiden und das hat ganz, ganz toll funktioniert. Und sowas, da lernt man schon ein bisschen was. So Überführung, dann wurde einer von den Gesellen zum Meister befördert und ab dem Tag saß er dann nicht mehr mit den anderen zusammen, sondern saß ganz traurig alleine in einem anderen Raum, um sein Frühstücksbrötchen zu essen. Und auf die Frage hin, warum er denn das machen will, sagt er, ich brauche jetzt Abstand, weil sonst funktioniert ja die Hierarchie nicht, dass ich ja jetzt die Anweisung geben muss. Also solche Prozesse lernst du da und das ist durchaus einigermaßen prägend gewesen, also ganz gut so. Und danach bin ich dann, wo waren wir hergekommen, Ausbildung und dann eben ins Studium, da zwischendurch noch Zivildienst und dann, das hat nur dazu geführt, dass man abends viel weggehen konnte. Ansonsten habe ich da nicht so viel gelernt, ehrlich gesagt, aber dann eben das Studium. Während des Studiums habe ich eigentlich primär nur Paintball gespielt und fand das sehr, sehr interessant und habe mich bewegt in meinem Studium, also was Dinge, die zu tun waren. Es sind drei Studiengänge, muss man auch durchaus ein bisschen anspruchsvoll, das miteinander so zu verbinden, aber es hat mich nicht wirklich bewegt. interessiert, wenn ich ganz ehrlich bin. Und habe aber über diesen Paintball, und deswegen sage ich ganz anders, als man es vorschlagen würde, was man wahrscheinlich nicht als karrierefördernd und ausbildungsfördernd des Sohnes wahrnehmen würde. Mein Vater hat mir vor zwei Jahren jetzt nochmal gesagt, ja, wir haben uns das damals angeguckt und haben irgendwie gedacht, irgendwie passt das ja nicht zu dem, was wir uns so vorstellen, aber lass ihn mal machen, das kann auch gut sein in der Entwicklung. Und ich fand das so interessant und habe mich da unglaublich mit auseinandergesetzt, habe immer jede Nacht bis drei, vier Uhr damals eben Internet als Quelle, gerade wenn du so einen Sport machst, der mit Sponsoring und internationalen Turnieren und amerikanischer Szene in Deutschland total klein und nicht ernst zu nehmen, dann musst du dich ja irgendwie informieren. Das gibt es nicht in der Volkshochschule, sondern das Internet war natürlich absolut prädestiniert dafür, kam damals gerade auf und dadurch hattest du halt Zugang zu amerikanischer Szene, amerikanischen Technologien tatsächlich, Equipment, Strategien, wie die mit ihren Teams umgegangen sind und so weiter. Und habe mich darüber halt in Internettechnologie und dergleichen so reingebühlt, dass ich eigentlich nichts anderes gemacht habe. Website, Team-Website, Kommunikationskanäle, so eine Art von Knowledge Management und so weiter, solche Geschichten da gemacht. Und aus dem heraus erwuchs ein Praktikum, das ich in der Internetagentur gemacht habe in Hamburg. Sehr, sehr spannend, wo ich auch sehr, sehr schnell sehr interessante Sachen machen konnte, so Daimler Car Configurator und solche Geschichten. Und bin dann mit so Erlkönigen von Mercedes irgendwie zu so 360-Grad-Shootings gefahren. Und das war wirklich ganz interessant. Und daraus kam dieses Internet-Know-how. Und das traf auf, ich habe immer gearbeitet während des Studiums auch, um Sport und dergleichen irgendwie machen zu können. Und habe da bei Beiersdorf als Werkstudent gearbeitet. Und dann irgendwann fragte mich mein dann damaliger und auch zukünftiger Chef und bis zum gewissen Grade dann auch Mentor und Förderer, Fragte mich, du bist ja irgendwie hier bei uns so der, der hat so Ahnung von diesen neuen Dingen, dem Internet. Und ich weiß nicht, wie heute, wie er dann sagte, und bei uns schießen jetzt international, es war internationales Marketing bei Ersdorf, es schießen wie Pilze aus dem Boden die Websites von 15 Submarken und 40 Ländern. Das kann man dann relativ schnell multiplizieren und überall sitzen schlau bergernde Agenturen, die unseren Marketingleuten, die keine Ahnung davon haben, diese teuren Webseiten verkaufen. Und du hast doch die Ahnung davon, wir wollen hier sowas aufbauen, wir wollen hier jemanden anstellen. Kennst du nicht jemanden, der mindestens so und so viele Jahre Berufserfahrung einschlägig in dem Bereich studiert und so weiter hat? Und da habe ich gesagt, ich kenne so jemanden, der hat aber sein Studium noch nicht abgeschlossen und auch keine Berufserfahrung. Das bin ich. Und das hat tatsächlich funktioniert. Selten, glaube ich, so ein bisschen Glücksfaktor an der Stelle, weil da normalerweise die Karriereprozesse bei Beiersdorf ein bisschen gesetzter und kriterienfolgender sind. Also es war, glaube ich, mutig an der Stelle auch von ihm zu sagen, machen wir doch mal mit dem. Und das hat dann sehr, sehr gut funktioniert. Und dadurch ist sozusagen dieser Einstieg gekommen, also aus dem Interesse an Netz als Hobby, Kommunikations- und Informationskanal.
Joel Kaczmarek: Wie kam es dann, dass du von dort irgendwann weggegangen bist? Weil früher war es ja so, dein Vater hätte sich wahrscheinlich oder zu Zeiten deines Vaters hätte man sich so hochgearbeitet, wäre dann 30 Jahre beim Siemens gewesen, dann kriegst du immer die Nadeln und die Plaketten und so und eine Uhr nach 50 Jahren und so. Wie kam es bei dir, dass du dann gewechselt bist?
Dominik Dommick: Die Wechsel bei mir waren tatsächlich alle immer Zufall oder richtiger Zeit, richtiger Ort. Die waren nie strukturiert geplant, ist einfach so gewesen. Und ich war zum Glück immer sehr, sehr happy, sehr, sehr, sehr glücklich über meine Firmen und meine Jobs, die ich dort hatte. Also ich hatte nicht den Anspruch, das zu wechseln im Grunde, weil ich sehr zufrieden damit war und mir das sehr viel Spaß gemacht hat und mich das im wahrsten Sinne des Wortes eigentlich erfüllt hat, das zu machen. Und das war ein Stichwort Zufall, das war ein Headhunter-Anruf bei meiner damaligen Freundin, die auch bei Beiersdorf gearbeitet hat, mit dem Angebot als Marketingleiter zu PayPal nach Berlin zu gehen. Und da hat sie gesagt, das ist nichts für sie, das würde sie nicht machen. Aber sie kennt da einen bei Beiersdorf, der dafür in Frage kommt. Und auch viel mehr, weil der nämlich tatsächlich sowohl diesen Marken Hintergrund und klassische Markenführung Procter Beiersdorf artiges Marketing als auch eben digitales schon mitbringt. Und dann habe ich mit der Headhunterin gesprochen und daraus hat sich das dann entwickelt. Also totaler Zufall. Fand ich unglaublich spannend und zwar nicht, weil ich PayPal spannend fand, habe ich nicht begriffen, war ich zu doof. Sondern weil ich eBay, bunt, farbig, interessant, genau das Gegenteil von Beiersdorf, nicht 100 Jahre alte, hanseatische Firma, sondern amerikanisches, digital geprägtes Unternehmen, fand ich einfach sehr, sehr interessant, in diese genau andere Richtung irgendwie reinzugehen. Und das mitzunehmen, was ich gelernt hatte bei Beiersdorf, aber eben auch diese komplett digitale Firma da zu erleben. Und insofern war das tatsächlich ein Zufall.
Joel Kaczmarek: Wie sind so die Unterschiede zwischen den beiden, der hanseatische Klassiker versus der Amerikaner?
Dominik Dommick: Das ist völlig anders, also in jeder Ebene anders. Das ist das, was einen auch, glaube ich, persönlich weiterbringt, wenn man in ganz andere Umfelder kommt. Also ich hatte sehr, sehr nette und sehr, sehr positive und fast ausnahmslos Kollegen bei Beiersdorf. Ich weiß noch, ich hatte eine nicht besonders positive Beziehung. Personalmitarbeiterin, die hat mir dann auf den letzten Metern gesagt, ach, wissen Sie, Herr Dormick, Sie haben ja immer sehr, sehr klare Positionen zu Dingen, zur Digitalisierung, zu dem, was wir hier mit Nivea machen sollten. Jetzt gehen Sie ja zu Ebay, dann werden wir doch mal sehen, ob Sie da auch solche Positionen einnehmen können, weil hier hat ja keiner eine Ahnung von dem, was Sie machen. Dann schauen wir doch mal, ob das dann in diesem anderen Umfeld für Sie auch so funktioniert. Das verunsichert einen dann kurz. Ja, hat funktioniert, war nach einem Jahr war ich dann Geschäftsführer auch.
Joel Kaczmarek: Hast du dir eine E-Mail geschrieben?
Dominik Dommick: Nein, habe ich nicht, aber ich weiß es bis heute noch. Daran sieht man, dass das offensichtlich dann was bei einem tut. Ist auch schon eine interessante Aussage. Also kann man ja lange jetzt hobbypsychologisch überlegen, wo das herkommt, wenn sich da einer entwickelt. Aber das außen vor, also es ist halt wirklich anders gewesen. Also du kommst halt in ein Umfeld, gefühlt wesentlich jünger. Sehr amerikanisch in allem für und wieder. Also das gibt es ja auch so bestimmte Stereotype, die alle stimmen. Meiner Meinung nach jedenfalls. Stereotype stehen sehr häufig, zumindest meine Lebenserfahrung. Nicht immer, das ist das Gefährliche, aber es ist auch sehr häufig. Und die digitale DNA einer Firma, das ist auch sehr schwer zu greifen. Hast du wahrscheinlich auch schon hundertmal drüber gesprochen mit anderen, aber das ist ja schon anders. Also man kann schon sehr, sehr klar aus vielen Metern Entfernung Unternehmenskulturen unterscheiden, ob die eher digital umfeldsgeprägt oder klassisch geprägt sind.
Joel Kaczmarek: Was sind denn aber die Stereotype, die du bei Amis im Kopf hast, die Top 3?
Dominik Dommick: Naja, sie sind auf eine gewisse Art nahbarer, lockerer so im Umgang als eine klassische etablierte deutsche Firma. Das geht beim Du und der Art der Ansprache und der Kleidung schon letztendlich los. Also der Wechsel von einem Beiersdorf damals zu Ebay heißt auch, dass du deinen Anzug zu Hause im Schrank hängen lässt, den du vorher jeden Tag angehabt hast. Da geht das ja schon los. Und die Wand ist bunt und nicht Erfurt 52 blau-weiß. Da geht das schon los. Dann haben sie so eine gewisse Pathetik, die nicht immer ganz ehrlich ist, glaube ich, Amerikaner, was so bestimmte Werte angeht, die sie sehr, sehr laut kommunizieren. Aber wenn es dann wirklich darauf ankommt, ob die dann tatsächlich eingehalten werden, das ist manchmal nicht ganz so. Ist zumindest aus meiner Erfahrung. Trotzdem sind sie sehr werteorientiert. Das würde ich schon sagen. Und sie sind natürlich in der, ich sag mal, Wachstumsorientierung, Zahlenorientierung, Umsatzorientierung, also diese geschäftliche Orientierung. Sind sie unternehmerischer, glaube ich? Sind sie härter? Sind sie zahlenfokussierter, wachstumsfokussierter, auch bereiter, Risiken zu gehen? Sind eben auch bereit, sowas zu machen? Ich weiß noch, als ich bei Beiersdorf ausgestiegen bin, ich hatte eben das Glück, diesen Sonderbereich zu machen. Digitalisierung, Nivea-Websiten. Ich habe, glaube ich, irgendwie 40 Länder-Websiten gelauncht und für alle Submarken und so weiter. Dadurch hatte ich mit allen Kampagnen, mit allen Marketing-Themen, mit allen Ländern zu tun. Das war schon ganz, ganz spannend. Und eben irgendwo hat natürlich in Beiersdorf auch Nivea damals auch gesehen, das ist irgendwie so ein Feld, das ist irgendwie interessant und mag eine gewisse Zeit bleiben. Und dann weiß ich noch, dann habe ich in den letzten Tagen tatsächlich auch mit dem Vorstandsvorsitzenden damals und dem Marketing-Vorstand noch so ein Abschiedsgespräch gehabt, was auch nicht normal gewesen wäre sonst, glaube ich. Und Und ich habe gesagt, warum lässt ihr den weg? Haben die sich dann untereinander unterhalten? Ja, der wird zu teuer. Und das ist halt auch so ein Unterschied. Eine deutsche Firma, zumindest in der Form, wie ich es kennengelernt habe, hat dann halt ganz klar Regel, so zu viele Jahre, das und das Alter, so und so viel Berufserfahrung, die und die Prozente. Das ist ganz klar. Der Amerikaner auf der anderen Seite sagt sich, ich brauche das und das an Skillset. Wenn es das am Markt kostet und der das kann, das ist mir doch egal, ob der Männlein, Weiblein, Alt, Jung oder dergleichen ist. Also da sind sie, glaube ich, flexibler.
Joel Kaczmarek: Wie ist denn das? Ich nehme ja Amis immer so wahr, wenn die Auslandsmärkte haben, dass die immer ein bisschen herrschen wie so Generäle. Also in den USA ist es Headquarter und die Dathalter dürfen irgendwie nur das machen, was eigentlich so per Pferdebrief irgendwie eingetragen wird. Ist das so?
Dominik Dommick: Das ist bei Ebay nicht so gewesen kulturell. Viel weniger als in anderen amerikanischen Firmen, wo ich das auch bei Freunden und Bekannten von mir mitbekomme. Ebay hatte gerade gegenüber Deutschland und UK, die beiden großen Auslandsmärkte, war eine sehr offene, landesspezifiker erlaubende Kultur. Bei PayPal war das alleine schon deswegen nötig, weil es sonst auch gar nicht funktioniert hätte. Also der am Anfang nach amerikanischem Playbook gelaunchte PayPal-Ansatz in Deutschland hat nicht funktioniert, weil wir kein Kreditkartenmarkt sind, für uns Sicherheit viel, viel wichtiger ist, wir viel, viel mehr Sorgen mit allen möglichen Prozessen haben. der eBay mit seinem Bewertungssystem ganz anders aufgesetzt war, als das mit dem amerikanischen Ansatz funktioniert hätte. Und insofern war da immer eine Offenheit da, dass das auch sehr landesspezifisch zu machen. Das ist bei Payback jetzt zum Glück auch so, weil wir ein sehr anderes Geschäft haben, als unsere Mutter American Express das tut. Also insofern hast du, glaube ich, recht im Stereotyp, aber das in den beiden Firmen, die ich dann konkret erlebt habe, war zum Glück nicht ein Problem.
Joel Kaczmarek: Ja stimmt, Payback gehört zu Amex, also betrachtest du auch als amerikanische Firma, obwohl es eigentlich eine aufgekaufte Submarke quasi ist?
Dominik Dommick: Also ich betrachte American Express als amerikanische Firma und Payback als deutsche tatsächlich, aber damit hast du natürlich sehr viel damit zu tun, genau mit der Fragestellung, die du gerade hattest.
Joel Kaczmarek: Welche deiner Freundinnen wurde dann angerufen, dass du von PayPal zu Payback gegangen bist?
Dominik Dommick: Das war auch wieder tatsächlich zufällig in fast negativer Form. Also nachdem ich jetzt für mich gelernt hatte, dass so ein Wechsel einen unglaublich viel weiterbringt in der eigenen Lernfähigkeit, in den Inhalten, der Reife auch so ein bisschen inhaltlich, professionell, war ich dann ein bisschen offener, nicht das die nächsten zehn Jahre machen zu müssen zwingend. Und hatte tatsächlich vor, unglaublich spannende Firma damals. Ich hatte große Sorgen, was das genau heißen würde und wie langfristig das wäre, aber als als Lerneffekt tatsächlich vor, nach Tokio zu gehen, zu Groupon. Und hatte meine Wohnung gekündigt, saß auf den Koffern in Berlin und in dem Fernseher, der noch an der Wand hing, liefen dann die Aufnahmen eines Atomkraftwerks, das in die Luft geflogen ist. Und dann wollte ich da nicht mehr hin. Und damit hatte sich diese Groupon, Samver
Joel Kaczmarek: Hat der dich persönlich abgeworben eigentlich?
Dominik Dommick: Ja, das fand ich einfach unglaublich interessant. Ich fand, das war damals die schnellstwachsendste digitale Firma. Ich war mir nicht sicher, wie nachhaltig das sein würde. Das ist jetzt nicht schlaubergern von mir, aber da war ich mir echt nicht sicher. Da hatte ich auch Sorgen, wie nachhaltig das sein würde, in dieser Konstellation zu arbeiten. Aber ich war mir absolut sicher, dass man sehr, sehr viel lernen konnte und dass wahrscheinlich Japan für einen Groupon-Geschäftsmodell und Tokio der spannendste Ground sein würde, den man sich dafür überhaupt nur suchen könnte. Diese Größe der Stadt mit der Affluence, die in Tokio vorherrscht, mit diesem Geschäftsmodell, mit der Digitalisierung und so weiter. Also das fand ich unglaublich interessant. Deswegen wollte ich das machen. Ich dachte so ein, zwei Jahre, da kannst du nur nochmal so eine wahrscheinlich noch höhere Kante und Stufe erleben, als du das bei dem Wechsel von Weierstorff zu PayPal gehabt hast. Und dann flog halt einem das Risiko sozusagen um die Ohren. Und das wollte ich nicht machen. Wir merken jetzt ja gerade so ein bisschen in der Diskussion, welche Sorgen das dann bei einem triggert. Und da war es ganz konkret. Also da gingen dann jeden Tag die Nachrichten mit Wasserwerten und Strahlungswerten im Wasser, in der Nahrung und so weiter rum. Das kam für mich überhaupt nicht in Frage, das weiterzumachen. Und die Alternativen wären dann so ein schlecht definiertes Herumtingeln in der Gruppe und Organisation Europas gewesen. und das wollte ich nicht machen. Und zufälligerweise waren ehemalige eBay-Kollegen und PayPal-Kollegen von mir tatsächlich bei Payback untergekommen und haben gesagt, guck dir das doch mal an in München. Fand ich unglaublich uninteressant, habe ich auch wieder nicht begriffen. Habe ich mir dann angeschaut. Dazu kurz zurück. PayPal war natürlich wesentlich interessanter als Ebay. Fairerweise habe ich halt vorher nicht begriffen. Und genauso war es hier wieder. Dachte ich ja, wird so ein Loyalty-Geschäft sein. Sitzen wahrscheinlich so 50 bis 100 Leute und verteilen so Karten. Und das kenne ich groß bekannt gut. Aber was ist daran spannend? Habe mir das dann angeguckt in den Interviews. Das ist ja unglaublich spannend. Also die Komplexität, die Reichweite, die Bedeutung in der Anzahl Deutschen. Unglaublich spannend. Die Möglichkeiten sehr, sehr groß, weil Digitalisierung tatsächlich nicht vorhanden in dem Maße. Und daraus kam der Wechsel.
Joel Kaczmarek: Und sag mal, meine eigentliche Startfrage wäre ja gewesen, bevor ich von deinem Kfz-Thema erfahren habe, was für dich Erfolg bedeutet. Hast du dir in deiner Karriereplanung jemals über Erfolg überhaupt Gedanken gemacht oder ging es eigentlich eher mehr so auf der Neugierde folgend, was kann ich lernen, was hält die Welt für mich bereit?
Dominik Dommick: Das Zweite, also ich habe tatsächlich, als du mir gesagt hast, hier lass uns diesen Podcast zusammen machen und gesagt hast, sind da so Fragen in Richtung von Glück, denke ich nie drüber nach und Erfolg, denke ich nie drüber nach. Also bei mir ist es glaube ich tatsächlich, wenn man dann drüber nachdenkt, dann bin ich mir relativ sicher, dass es tatsächlich daraus erwachsen ist. Meine Mutter hat immer gesagt, sei nicht so intensiv, wenn ich irgendwas interessant fand und dann mache ich das nur. Und ich hatte das unglaubliche Glück, dass ich in den Jobs, die ich angetreten habe, das so interessant fand, dass ich jeden Morgen aufgestanden bin und da gerne hin wollte, um das wieder weiterzumachen. Und ich glaube, wenn man das hat, das Glück, dass einen das so interessiert, das kann man sich gar nicht aussuchen oder vornehmen oder dergleichen. Wenn man das Glück hat, dass einen das so interessiert und dass man das wahrscheinlich auch mit dem zweiten Glück, dass man bestimmte Talente muss wahrscheinlich schon haben. Also du kannst auch an was interessiert sein und dann kannst du es halt nicht. Also das jetzt darf man als Erziehungswissenschaftler wahrscheinlich nicht sagen, aber…. Ich glaube, da ist auch gewisse Talent und auch eine gewisse natürliche Ausbildungsdimension dabei, das in der Anlage und auch in der Ausprägung irgendwo zu können. Aber ich glaube, wenn das zusammenkommt, dann entsteht Leistung, die man auch wahrnimmt und die dann wiederum zu, wenn man jetzt Erfolg misst als Karriere und Beförderung und Angebot anderes zu tun und so weiter führen. Das passiert dann als Reaktion und nicht als geplanter Weg, zumindest aus meiner Erfahrung.
Joel Kaczmarek: Also bedeutet Erfolg für dich, etwas sehr gut zu tun, weil man eine große Passion dafür hat und ein Talent. Richtig verstanden?
Dominik Dommick: Glaube schon, ja.
Joel Kaczmarek: Gab es jemals den Grund, dass du wegen einem Gehaltscheck oder so, dass es ein Killer-Kriterium gewesen wäre, einen Job anzunehmen oder nicht anzunehmen oder der Titel oder sowas? Bist du da trotzdem erfolgsensitiv?
Dominik Dommick: Ja, ich glaube, die Menschen, das ist jetzt anmaßend von mir, aber ich glaube, zu behaupten, das interessiert einen gar nicht, ist, glaube ich, den meisten dann nicht. immer nicht. Wenn wir kein Gehalt bekommen würden für das, was wir tun, dann würden wir vielleicht doch nochmal was anderes tun, so sehr wir das interessant finden und reizvoll finden. Und irgendwo ist es ja auch in abstrakter Form eine gewisse Anerkennung deiner Leistung. Ich glaube, Anerkennung geht ja sehr Hand in Hand mit Erfolg und Anerkennung ist mir, glaube ich, schon wichtig gewesen da drin. Wenn du das tust und dich darauf konzentrierst, dann möchtest du ja schon, dass das irgendwo auch wahrgenommen wird, glaube ich, und nicht im stillen Kämmerlein es tust. Und damit sind natürlich bestimmte Karriere-Schritte, Gehaltschecks, Veränderungen und so weiter, auch immer eine gewisse Form der Anerkennung, die sich dann so als Erfolg im Lebenslauf manifestiert, wenn du so willst. Und das fand ich schon gut, ja. Aber das war kein geplanter Prozess, sondern der kommt tatsächlich eher aus, ich glaube, es gibt so zwei Arten, wenn ich auf Kollegen, Freunde, Mitarbeiter schaue, es gibt eigentlich zwei ganz klare Pole. Der eine Pol ist eigentlich fast ein bisschen inhaltsneutral und eher Erfolgs- und Erfolgskriterium geprägt. Der würde halt Waschmaschinen verkaufen oder oder Keine Ahnung, ein Restaurant betreiben. Hauptsache, dass bestimmte Faktoren eintreten im Leben, wie Gehalt, Titel. Da ist nichts gegen einzuwenden, wenn das das Motiv ist. Und der andere ist eher inhaltlich getrieben und dann kommt das als Reaktion und dann findet man das trotzdem gut. Es ist ja nicht so, dass man dann sagt, ach Mensch, aber es ist eher eine Reaktion auf diesen inhaltlichen Aspekt. Und so war das bei mir, glaube ich.
Joel Kaczmarek: Ich finde es ja in der Medizin manchmal spannend. Ich habe neulich eine dieser Arzt-Drama-Serien gesehen und dann redet der Chefarzt zum Oberarzt und meinte, sie haben mich eingestellt für ein unverschämt hohes Gehalt. Ich hätte auch für weniger gearbeitet, aber ich wollte sehen, ob sie so viel Vertrauen in mich haben, dass sie bereit sind, dieses Risiko.
Dominik Dommick: Was eine gewisse Form der Anerkennung ist, natürlich.
Joel Kaczmarek: Und wenn du sagst, du denkst sonst auch nicht über Glück nach, was macht dich denn glücklich, wenn du jetzt mal aktiv darüber nachgedacht hast?
Dominik Dommick: Glücklich sein, das ist ja auch ganz interessant. Wir Deutschen haben ja für alles immer mehr Worte als der Engländer und noch viel mehr als der Amerikaner. Aber bei Glück haben die ja interessanterweise irgendwie mehr als wir. Also der alleine Unterschied zwischen happy und lucky ist bei uns das Gleiche, was ja eigentlich schon sehr, sehr interessant ist.
Joel Kaczmarek: Vielleicht Glück und glücklich höchstens.
Dominik Dommick: Genau. Ganz genau. Aber dass das der gleiche Wortstamm schon ist, heißt ja so ein bisschen, also wenn du das jetzt weiter interpretierst, heißt es im Deutschen, du bist dann glücklich, wenn du Glück hattest. Und das ist ja bei den Amerikanern irgendwie nicht so. Sondern das eine ist eher diese zufällige Gottesgeschenk, wenn man es jetzt mal so rum sagen will. Und das andere ist ein Gefühlszustand. Und wir verquicken das ja miteinander alleine schon sprachlich. Und das finde ich irgendwie interessant. Und die Frage ist halt, ich habe tatsächlich viel Glück gehabt im Luck-Sinne mit Gesundheit, Eltern, Ausbildung. Am richtigen Ort zu sein und dann auch damit weitermachen zu können und so weiter in der Karriere und dass mir das immer Spaß gemacht hat. Ich glaube, gibt es nichts Schlimmeres, als wenn man jetzt irgendwie 20 Jahre arbeitet und jeden Montag denkt, oh Gott, Montag und jeden Freitag denkt, juhu, Freitag. Hatte ich nie. Da hatte ich, glaube ich, unglaublich viel Glück und dass ich das hatte, macht mich auch tatsächlich glücklich. Das ist dann wirklich ein bisschen wie in der deutschen Semantik. Darüber hinaus sind es wirklich ganz, ganz profane Dinge wie Freunde, Freundin, eine gute Pizza, die mich tatsächlich glücklich machen. Absolut.
Joel Kaczmarek: Und wenn man sich mal so von den Lebenszielen nähert, ich finde immer ganz praktisch so dieses Bild, ich habe mal ein Buch gesehen im Buchhandel, das war so fünf Dinge, die Menschen auf dem Sterberett bereuen, nicht getan zu haben. So, gibt es so ein oder zwei Dinge, wo du sagst, ich kann ja über die Wupper gehen, wenn ich XYZ geschafft habe, weil dann habe ich einen Haken hinter allem, was mir wichtig ist?
Dominik Dommick: Einen Baumpflanzen, einen Kindzeugen und so weiter. Der Classic? Nein.
Joel Kaczmarek: Hast du nicht?
Dominik Dommick: Nein. Hatte ich auch nie. Also ich habe interessanterweise, passt so ein bisschen zu dem, was ich vorher gesagt habe, ich hatte solche Pläne nicht. Ich hatte nicht den Plan und irgendwann möchte ich mal so leben und dies und jenes tun oder dergleichen. Das hatte ich eigentlich nie. Sondern ich habe tatsächlich aus Interesse an Dingen heraus eigentlich oder an Prozessen oder an Menschen oder dergleichen heraus immer irgendwie agiert und das hat für mich auch super gut funktioniert.
Joel Kaczmarek: Und bei allem, was du getan hast, hat da manchmal auch der Vergleich eine Rolle gespielt? Also hast du dich in deiner Karriere, in deinem Leben oft mit anderen verglichen oder bist du eher so straight?
Dominik Dommick: Gute Frage. Ich glaube, das tut man wahrscheinlich immer bis zu einem gewissen Grade. Das tue ich vermutlich nicht übermäßig. Es ist so schwer, das glaube ich selber zu reflektieren. Und das glaube ich gar nicht unbedingt in Bezug auf Personen oder dergleichen, sondern auch auf andere Firmen, Wettbewerber, Beispiele, Benchmarks, aus denen man heraus irgendwie agiert oder dergleichen. Und vergleicht das dann, machen wir das hier gut, sind wir gut aufgestellt, mache ich das gut, was fehlt und dergleichen. Das glaube ich immer. Es gibt so zwei, drei Sachen, die ich interessant fand auf Veranstaltungen. Das eine war damaliger Marketingleiter von Audi, der gesagt hat, einen Audi kauft man nicht für sich, den kauft man für seinen Nachbarn. Und da würde ich sagen, ich habe, glaube ich, meine Audis im übertragenen Sinne vielleicht etwas weniger für den Nachbarn gekauft, sondern tatsächlich etwas mehr für mich. Zumindest bilde ich mir das ein.
Joel Kaczmarek: Wenn man jetzt nicht mal in die Rückschau begibt, ich finde ja auch immer spannend, Leute wollen ja gerne erfolgreich sein, aber fragen sich auch nie, was ist dafür notwendig. Also ich finde Erfolg hat einen Preis. Was war bei dir der Preis, den du für deine Erfolge gezahlt hast?
Dominik Dommick: Wie heißt dieser Bestseller? Das weißt du bestimmt. Wie viele Stunden muss man aufwenden, um in irgendetwas gut zu sein? Du weißt, was ich meine, ne? Genau. Okay, wir können ihn beide nur sinngemäß zitieren, aber wissen nicht, wie der Titel heißt. Aber unabhängig davon, ob diese Zahl stimmt. Also die These ist ja, du brauchst so und so viele tausend Stunden. und wenn du diese tausend Stunden investierst, dann bist du ein guter Geigenspieler oder ein guter Manager oder ein guter Online-Marketer oder wie auch immer. Ich glaube, dass das stimmt. Nicht zwingend mit dieser Zahl, aber dass grundsätzlich, ich glaube, du bist gut in etwas, wenn halt, wie vorhin gesagt, so drei Dinge zusammenkommen. Du musst ein gewisses Talent haben, sonst musst du wahrscheinlich noch mehr Stunden investieren, um es einigermaßen auszugleichen. Selbst dann kommst du nicht ganz dahin. Es muss dich so interessieren, dass du dich da rein wirklich im positiven Sinne verbeißt und eigentlich nicht so richtig was anderes tust. Es hilft natürlich auch, wenn du bestimmte strukturierte Dinge noch mitbringst, bestimmte Erfahrung, Ausbildung oder dergleichen. Und der Preis ist dann natürlich, dass du viele Stunden dafür aufwendest. Und diese Stunden bei begrenzter Tagwachzeit gehen dir natürlich von anderen Dingen ab, das habe ich nie schlimm gefunden, aber das ist natürlich so, du machst dann andere Sachen weniger. Das ist der Preis. und je älter man wird, da haben wir auch schon mal länger drüber geredet und je mehr Freunde ich jetzt treffe, die auch alle etwas älter werden, desto mehr reden die alle darüber, kommt natürlich das Problem dazu, dass du weiterhin dieses Investment an Zeit hast. Und dass du aber eigentlich mehr Zeit für dich und Gesundheit und so weiter irgendwie brauchst als früher. Mit 20 ist das egal, mit 30 ist auch noch egal, aber irgendwann brauchst du einfach ein bisschen mehr Zeit für dich an Recovery. Und so ein bisschen so, wie wenn du dir heute den Arm verstauchst, dann dauert es wahrscheinlich drei Monate, bis wieder alles geht. Früher waren es drei Wochen. Das ist auch ein Preis. Ich glaube, dass man ab einem bestimmten Alter ein bisschen in die Substanz geht, was die Gesundheit angeht. Ich glaube, das ist ein Preis, den man zahlt, ja.
Joel Kaczmarek: Ich kann abends keine Hamburger mehr essen und so. Das sind so die Momente, wo man dann merkt, früher habe ich die um 23, 24 Uhr, 1 Uhr nachts gegessen und jetzt, wenn ich so um 8 Uhr reinhaue, sitze ich nachts da. Ich weiß, was du meinst. Aber interessanter Gedanke, was war denn so, hast du in deinem Leben, du hast ja auch eben einmal so erwähnt am Rande, dass einer von, ich glaube, Beiersdorf warst, einer deiner Mentoren war. Hast du sonst so Menschen gehabt, zu denen du aufgeschaut hast oder die für dich so eine Mentorenrolle eingenommen haben, die dich ein bisschen begleitet haben durch dein Berufsleben?
Dominik Dommick: Also ich hatte unglaublich Glück mit meinem Vater, was eine ganz, ganz besondere Beziehung war. Auch, glaube ich, wirklich sagt wahrscheinlich jeder von seinem Vater, dass das ein besonderer Mensch war. Aber das war wahrscheinlich einigermaßen objektiv tatsächlich.
Joel Kaczmarek: Das sieht auch genauso aus wie du. Du hast bei Facebook mal ein Bild geteilt, da habe ich gedacht, das seist du.
Dominik Dommick: Das weiß ich nicht. Das sagen viele, ja. Aber vor allen Dingen der gebildetste Mensch, den ich kenne. Dagegen fühlt man sich dann immer so ein bisschen klein. Und das fand ich einfach unglaublich interessant. Und Ausbildung erwächst, glaube ich, auch eine gewisse Reflexions- und Beratungsfähigkeit auch. Und das hat mir sehr, sehr viel gebracht. Viele, fast alle Jahre. Und darüber hinaus habe ich in Schule, Studium, Beruf und so weiter, bin ich häufig auf Leute getroffen. Ich habe ein sehr, sehr gutes Verhältnis meist zu meinen Kollegen und Chefs gehabt. Und da war auch immer etwas in der Richtung von Erkennen, in dem steckt was drin und den fördere ich jetzt auch dabei. Wo man dann, wenn man zurückkommt, egal ob das dann mein Chef in der Internetagentur war, der dann, wenn ich mit ihm heute rede, sagt, ja, das habe ich damals schon gesehen, dass das bei dir wird und so und so passieren würde. PayPal-Chef sagen und so weiter. Das war immer so, glaube ich.
Joel Kaczmarek: Ich überlege gerade ein bisschen, ob du wieder ein Vater geworden bist, der Intellektuelle, der die Sachen immer durchsteigt, demgegenüber man sich manchmal durch sein sphinxhaftes Äußeres auch klein fühlen kann. Ist das so?
Dominik Dommick: Das hoffe ich nicht. Die Sphinx ist kein positiver Vergleich, glaube ich. Man reflektiert es wahrscheinlich und das hilft ja wieder für alles Mögliche. Es hilft für dich selber in deiner Entwicklung und was du tust und das hilft. für natürlich auch tatsächlich für einen ganz profanen beruflichen Inhalt zu sagen. Unterschiedliche Perspektiven. Was ist das? Was ist das Problem überhaupt? Wie könnte man es lösen? Wie geht man damit um? Das hilft schon.
Joel Kaczmarek: Machst du dir oft Sorgen? Denkst du nach viel? Bist du ein Grübler?
Dominik Dommick: Ich bin relativ sorglos zum Glück. Sagen mir auch Freunde häufig, warum machst du dir eigentlich damit keine Sorgen und damit keine Sorgen und so weiter. Das ist, glaube ich, ganz gut. Zwei Aspekte. Der eine ist, wenn man das mehr hätte, dann, glaube ich, ist das auch alles ungesünder. Da bin ich ganz froh, dass ich das nicht so stark hatte. Dann ist, glaube ich, auch das vielleicht ein Unterschied. Ich habe ja keine, nicht wie du, eine Unternehmerkarriere tatsächlich gemacht. Unternehmertum würde bei mir viel mehr Sorgen auslösen als so eine managende Funktion, wo du dich auf vieles eben trotzdem verlassen kannst, so als Rückendeckung in Anführungsstrichen und dann relativ frei aufspielen kannst. Ich hatte immer Jobs und Firmen, in denen ich relativ frei agieren und aufspielen konnte, aber du hast ja ein ganz anderes Netz, in dem du hängst. Und das liegt mir, glaube ich, auch. Also da bin ich, glaube ich, zu sehr der Feigling, um es voll unternehmerisch zu machen.
Joel Kaczmarek: Er ist charmant ehrlich. Ich habe da auch gerade drüber nachgedacht. Ich stelle das ganz oft, diese Frage. Und alle Unternehmer sagten zu mir, nein, ich habe keine Sorgen. Dann brachte mich neulich ein Freund drauf, der meinte, ja, weil du zum falschen Zeitpunkt fragst. Die sind alle schon Maslow'sche Bedürfnispyramide nach oben gewandert. Die sind wirtschaftlich abgesichert. Jeder hat Unternehmerparanoia jetzt ein paar Jahre früher gefragt. Ich wäre gerne manchmal angestellter wie du. Ich bin einfach nur nicht unterordnungsfähig. Ich weiß es nicht. War es bei dir nie so, dass du mal darüber nachgedacht hast, was selbstständig zu machen? Gab es denn umgekehrt so eine Art roten Faden Purpose auf der Was-will-ich-erreichen-Ebene?
Dominik Dommick: Also ich fand das immer sehr spannend und deswegen habe ich auch nicht selber darüber nachgedacht. Ich habe das unglaublich spannend gefunden, an großen, komplexen Rädern zu drehen. Also alles, was ich gemacht habe, war immer mehrere Millionen Kunden und im täglichen Leben sichtbar. Und das macht mir Spaß. Und deswegen wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, Unternehmer zu sein und die ersten 10.000, 20.000, 30.000, 50.000 Kunden für irgendwas zu begeistern, weil ich einfach dieses große Rad interessant finde. Mit dem kommt ja immer eine gewisse Komplexität und mit dem kommt einfach auch dieser unglaublich große Hebel, wenn du da irgendetwas richtig machst, skaliert es ja sofort auch ganz anders. Und das ist natürlich, wenn du durch die Stadt gehst. Ich habe meine Arbeit bei Nivea gesehen, an jeder Ecke und in jedem Badezimmer. Du kannst das Internet nicht benutzen, ohne nicht einen eBay- und PayPal-Footprint zu sehen. Und Payback kannst du im Einkaufszentrum schauen. Jeder Zweite springt dir auch entgegen. Also insofern, oder frag dich, haben sie eine Payback-Karte? Das macht mir Spaß. Und dieser Hebel macht mir Spaß. Und da kommt es, glaube ich, auch her. Ich habe
Joel Kaczmarek: mich schon gefragt, ob das meine Form der Eitelkeit ist, weil ich habe das manchmal auch, wenn ich im Alnatura stehe und dann guckst du so und dann, ich sage das zu den Leuten eigentlich nie, aber manchmal zu meiner Frau, wenn du dann so dastehst und guckst und denkst, ah, vegan, das ist bekannter von mir, Payback, Freund von mir, das ist, es gibt einem ja irgendwas, ich weiß noch nicht was, ob das Eitelkeit ist oder Weißt du, was ich meine, so diese Relevanz der Namen?
Dominik Dommick: Aber das fühlt sich ja ganz anders an, als wenn du, wie du es vorhin gesagt hast, beim Siemens arbeitest, beim Daimler arbeitest oder irgendwas, du gehst auf die Straße und du siehst das. Und das finde ich einfach reizvoll.
Joel Kaczmarek: Und wenn du mal links und rechts so im Geiste zurückguckst, waren die Menschen auf den Führungsetagen, auf denen du dich bewegt hast, alle irgendwie ähnlich wie du oder hatten die so eine bestimmten Eigenarten, so Character Traits oder waren das alles unterschiedliche Menschen, die da so wirkten?
Dominik Dommick: Also meine drei Firmen sind halt unglaublich. Ich habe nur drei und die sind unglaublich anders in jeder Hinsicht. Was ich sehr, sehr spannend und sehr, sehr interessant finde, das ist auch so einer der klareren Punkte, wo ich sagen würde, darauf bin ich persönlich einigermaßen stolz, weil wenn du in der Lage bist, in so einem völlig anderen System hineinzukommen und dort drin zu funktionieren, so dass du für dich funktionierst, aber die anderen auch das Gefühl haben, dass sie gerne mit dir arbeiten und dass das funktioniert, was du da tust. Und das ist dreimal so wahnsinnig anders, dass Das finde ich gut. Da bin ich froh, dass mir das so gelungen ist. Genau das Gegenteil von dem, was mir die nette Personalerin von Weißdorf damals mitgegeben hatte. Und das ist wichtig, weil die Leute schon sehr anders sind. Also die wahrscheinlich ähnlichste Struktur sind schon die Leute gewesen bei Ebay und Paypal. Das sind ähnlichere, sind alle im ungefähr gleichen Alter, sind ähnlich von der Sozialisation, wahrscheinlich von dem Interesse und so weiter. Also das war vielleicht am ähnlichsten. Aber im Endeffekt ist es, glaube ich, persönlich schon sehr, sehr unterschiedlich.
Joel Kaczmarek: Na, man hat ja so ein deutsches Narrativ von Führungskräften, besonders wenn die auch noch das Beiwort Unternehmer haben, dass man so sagt, weiß ich nicht, strukturiert, Ellenbogenmentalität, politisch, ganz oft kommt ja immer dieses, wie viele Führungskräfte sind denn wohl Soziopathen, also so dieses, es wirkt immer so ein sehr gefühlskaltes, organisiertes Bild und ich glaube, das wird dem nicht immer gerecht. Weißt du, was ich meine?
Dominik Dommick: Jaja, ich habe unglaublich gerne in allen Firmen gearbeitet, in denen ich gearbeitet habe. Da bin ich auch empfindlich, da könnte ich auch nicht gut arbeiten. So negatives Bauchgefühl im Umgang mit Kollegen oder dergleichen. Es war immer unglaublich positiv bis zu befreundet in allen Konstellationen, egal schon damals in der Agentur und in den Konstellationen und insofern.
Joel Kaczmarek: Ich hätte ja gedacht, dass du im Arbeitsumfeld eher distanziert bist. Also das ist ja auch eine Führungsfrage, wie der Kollege, den du eigentlich gesagt hast, wie der Geselle, der auf einmal Meister wurde, der auf einmal nebenan saß im einzelnen Raum, der künstlich Distanz geschaffen hat zu seinem Team. Was ist denn so dein Mantra dazu? Ich hätte jetzt auch eher gedacht, dass du eher ein bisschen fern den Leuten bist.
Dominik Dommick: Ich glaube, es kommt ein bisschen darauf an, wem, je größer dann Teamstrukturen sind und so weiter, so schwieriger ist es natürlich auch neben jedem auf der Bank zu sitzen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich glaube, da hast du auch recht, vielleicht auch der Hamburger in mir, aber mit den Leuten, wo du wirklich eng zusammenarbeitest, da ist es, glaube ich, nicht distanziert, dass mir das jemand sagen würde, ja. Also wahrscheinlich stimmt es und stimmt es nicht im Sinne von, wenn du so konzentrische Ringe der Distanz sozusagen um dich herum schreibst. Wenn die Leute weiter weg sind, wird das wahrscheinlich so wahrgenommen und ist wahrscheinlich auch genau so. Wenn man aber näher miteinander tatsächlich zusammenarbeitet, glaube ich genau das Gegenteil. Und deswegen kenne ich da zum Glück, also ich war zum Glück nicht in Kulturen, wo ich dieses, was du vorhin gesagt hast, dieses negative Narrativ von Ellbogen austricksen irgendwie was tatsächlich erlebt hätte, bin ich froh.
Joel Kaczmarek: Ich habe einen befreundeten Unternehmer, darauf ziehe ich die Frage glaube ich so ein bisschen ab, der mal zu mir sagte, du kannst mit deinen Mitarbeitern nicht befreundet sein. So entweder oder.
Dominik Dommick: Glaube ich gar nicht, war ich immer.
Joel Kaczmarek: Was ist der Weg, damit man das sein kann?
Dominik Dommick: Ich glaube eine inhaltliche Akzeptanz auch. Also wenn du meinst, und das soll nicht überheblich klingen, aber wenn du meinst, dass du dir deine Führungsberechtigung durch bewusstes Distanzieren oder irgendwelche Insignien verschaffen musst. Dann wäre mir das inhaltlich nicht tief genug. Und das Problem ist ja wahrscheinlich weniger bei der Führungskraft, die mit der Gegenseite befreundet ist. Da mag das Problem sein, dass man Freunden sich nicht traut, Freunden etwas klar zu sagen. Da hast du jetzt nicht gut performt, da achte doch mal drauf und so weiter. Das habe ich nicht, weil ich das trennen würde und da immer sehr sachlich an der Stelle wäre. Insofern habe ich das Problem nicht. Und umgekehrt ist das Problem, glaube ich, dass wenn man als Mitarbeiter mit dem Chef befreundet ist und irgendwie das Gefühl hat, warum ist der eigentlich mein Chef? Das ist auch nur ein Mensch und den Inhalt kann er noch nicht mal besser als ich. Dann wird es ja wirklich ein bisschen schwer wahrscheinlich. Aber jetzt zu dem Beispiel dieses Meisters zurück in der Kfz-Werkstatt, der konnte das ja besser als die anderen. Und insofern hätten die ihm auch zugehört im Sinne eines inhaltlichen Mentorings oder dergleichen. Und deswegen, ich bin kein Freund von so Führungswahrnehmungen, die man manchmal auch hat, die sagen, ich bin eigentlich nur einer von euch und ich sorge dafür, dass wir hier alle miteinander gut arbeiten können. Also ich glaube nicht, dass man den braucht, der das nur ist. Also wenn da nicht ein gewisses Delta ist, dass man sagt, von dem kann ich was lernen, der hat bestimmte Erfahrungen mehr oder bestimmte Sichtweisen anders, dann glaube ich nicht, dass das eine Führungsberechtigung ist, meine persönliche Meinung.
Joel Kaczmarek: Ah, okay, aber es ist jetzt gar nicht zwangsweise fachlich so, weil man sagt ja heutzutage eigentlich, du musst ja eigentlich immer Mitarbeitende holen, die was besser können als du, signifikant, also der Marketing-Pro, du warst früher sozusagen der Marketing-Superpro für deinen Vorstand und so weiter, aber im Gesamtsetting sozusagen hast du irgendwie.
Dominik Dommick: Also was besser, wie du es gerade sagst, natürlich, geht nicht darum, dass du alles besser kannst als jeder deiner Mitarbeiter, überhaupt nicht, würde erstens nicht gehen, wäre zweitens sehr schlecht. Ja. Dann auch im Output. Das meine ich ja nicht. Aber dass trotzdem jeder deiner Mitarbeiter hoffentlich über dich sagen kann, ich kann was von dem lernen. Zwar nicht in dem Fach, wo ich vielleicht dies, das und jenes noch besser kann als er, aber an den und den Stellen. Ich glaube, dass das schon wichtig ist, weil also so eine reine, ich sage mal, Inhaltslehre, Führung aus, irgendeiner muss ja den Job machen, uns hier zu koordinieren. So hörst du es ja auch manchmal fast.
Joel Kaczmarek: Dann bist du ein bisschen der Campleiter am Finland-Physik-Fort.
Dominik Dommick: Also dann frage ich mich, warum kriegt so eine Führungskraft mehr Gehalt? Weil das ist dann ja auch schon nicht mehr gerechtfertigt.
Joel Kaczmarek: Was sind denn ansonsten so deine Leadership-Principles, wie man so neudeutsch sagt? Hast du so Prinzipien, nach denen du mit Menschen umgehst und sie führst?
Dominik Dommick: Ich habe bei, tatsächlich in Bezug auf Leadership, keine Wallpapers, auf denen draufsteht, das so, das so, das so und das so, sondern die haben natürlich ein bisschen was mit dem zu tun, wo wir jetzt die ganze Zeit drüber geredet haben. Also ich finde es eine, ich erwarte und finde das wichtig, dass man eine sehr inhaltliche, sehr inhaltliches Interesse und eine sehr sachliche Auseinandersetzung in den Aufgaben, die man hat. Ich meine, was ist denn, Arbeiten ist ja eigentlich immer das Lösen von bestimmten Problemen und das Sortieren von bestimmten Chaos und dann das Umsetzen von bestimmten Ideen, die man hat, um dem zu begegnen. Und das ist ja alles eine sehr, sehr inhaltliche Ebene. Und dazu kommt dann, dass man das mit Menschen tut und dass das hoffentlich Spaß macht und dass das harmoniert. Das kommt dann in der zweiten Ebene irgendwie dazu. Aber in der Stufe baut es sich auch auf, aus meiner Sicht. Also weder umgekehrt, noch dass da so wahnsinnig viel anderes dazugehört. Und insofern ist Leadership Principle für mich tatsächlich Eins, das sehr aus der Sache heraus geboren ist und dann darin versucht, mit viel Transparenz und Fairness, glaube ich, diese Zusammenarbeitsebene und menschliche Ebene irgendwie zu meistern gemeinsam.
Joel Kaczmarek: Also ich habe das im Kern alles verstanden. Es ist nur unglaublich abstrakt. Ich habe einen Freund, der hat immer so richtig so Mantras. Der sagt sich dann immer so bestimmte Sätze, also gar nicht wie so ein Selbsthilfecoach, aber so wie so eine geistige Abkürzung.
Dominik Dommick: Das habe ich bei bestimmten inhaltlichen Fragestellungen, aber das meinte ich eben mit Wallpaper. Also das habe ich in Richtung auf Führung. Jetzt sitzt du mir als Mitarbeiter gegenüber und dies, das und jenes passiert. Also da greift doch Mantra 1 und das sage ich dem eventuell auch oder ich verhalte mich zumindest so. Das habe ich bei Führung habe ich das nicht.
Joel Kaczmarek: Oder so klassische Situationen kann man sich ja mal vornehmen. Gehaltsverhandlung zum Beispiel. Da gibt es ja so Wege, die man typischerweise gehen kann. Oder Projektplanung. Du setzt ein Team auf, du gibst ein Ziel aus und so weiter. Gibt es da irgendwie so Dinge, wo du gesagt hast, Wahnsinn, hat sich super effizient erwiesen oder?
Dominik Dommick: Ja, da gibt es natürlich ganz viele. Also das ist nicht mantraartig, ne? an der Stelle, sondern das sind tatsächlich eher gebildete Glaubenssätze oder die eine Inhaltlichkeit beschreiben oder ein Vorgehen beschreiben, aus dem man heraus sagt, nimm die Gehaltsverhandlung. Also genau zu unserem Thema vorhin zurück. Ich finde es sehr, sehr interessant zu sehen in vielen, vielen Jahren jetzt mit Mitarbeitern und Kollegen und dergleichen. Ich glaube ja, wer inhaltlich extrem interessiert ist an dem, was er tut und mit einem gewissen Talent plus weiteren Faktoren versehen ist, genau was wir vorhin gesagt haben, der kriegt seine Gehaltserhöhung sowieso.
Joel Kaczmarek: Ich weiß, worauf du hinaus willst, aber ich kenne nicht so viele Unternehmen, die proaktiv mehr Geld zahlen. Du meinst, weil sie dann Gehalt, die halten wollen die Leute.
Dominik Dommick: Ganz genau. Und das ist tatsächlich auch das, was, also zumindest ist es mir immer so gegangen und ich hoffe, das auch immer so zu machen. Das habe ich nicht als ein ausformuliertes Mantra, aber darauf lege ich schon Wert. Und das war auch ein bisschen der Unterschied, den ich vorhin meinte. Stichwort deutsche versus amerikanische Firma. Das zu erkennen und zu sagen, da passiert mehr als normal, darauf reagieren wir auch in der und der Form, dann kannst du in der Relation immer dich streiten, nein, aber es hätten doch noch zweieinhalb Prozent mehr oder so. Das kann ja alles sein, aber die grundsätzliche Wahrnehmung, zu sagen, da ist jemand, wo das zutrifft und der insofern da einen wirklich guten Job macht, der was sich nicht ergibt aus Faktoren wie, der ist schon vier Jahre da oder sie. Und sie hat aber Das sind ja eben nicht die Faktoren aus meiner Sicht, sondern das Erkennen von der Mischung aus wirklich Spaß und bis in Bezug auf diese Problemstellung gepaart mit einem gewissen Talent, gepaart mit bestimmten Erfahrungs- und Ausbildungsfaktoren führt zu Toren. Und dann sieht man ja auch, ob da Tore fallen oder man nur darüber redet. Und in dem Moment, wo sie fallen, glaube ich, dass das in zumindest Firmen, wie ich sie mir wünschen würde, dynamisch auch passiert, dass man für viele Tore auch Anerkennung bekommt in der unterschiedlichsten Form.
Joel Kaczmarek: Teil deiner Hypothese, ich verstehe sie auch sehr gut. Trotzdem würde ich auch auf der anderen Seite sagen, ich glaube, du bist auch ein unglaublich guter Verhandler. Ich überlege gerade, warum? Wie würdest du dich selbst in Verhandlungen charakterisieren?
Dominik Dommick: Naja, du bist im Gewissen gerade natürlich sachbezogen.
Joel Kaczmarek: Es geht nicht um Gehalt, sondern alles.
Dominik Dommick: Ich glaube, Verhandlungen, die kannst du, merke ich auch im beruflichen Umfeld, da gibt es auch wieder so zwei Arten. Die eine Art ist sehr, sehr menschlich bezogen, sehr auf der Verbindung, auf der Relationship basierend, auf so einer Menschenfänger im positiven Sinne Ebene aufbauend. Und die zweite ist sehr, sehr inhaltlich, sehr, sehr begründend, herleitend sozusagen.
Joel Kaczmarek: Du bist die zweite, glaube ich. Ja. Wie gehst du mit Konflikten um? Was ich so die andere große Herausforderung finde, wenn Menschen zusammenkommen und gemeinsam Probleme und Chaos lösen sollen, wie du es gerade gesagt hast.
Dominik Dommick: Mein geschätzter Kollege bei Payback sagt immer, der Bauch empfängt mehr Signale als der Kopf. Also du sitzt da und zwei Leute reden über etwas und das hat ja immer eine inhaltliche, vermeintliche Austauschebene, aber dein Bauch sagt, das geht doch gar nicht, hier stimmt irgendwas überhaupt nicht. Die Raumtemperatur ist gefühlt zehn Grad höher oder niedriger als das, was auf dem Thermostat steht. Solche Konflikte sind ja die eigentlich schwierigen, finde ich. Die anderen finde ich ja relativ vereinfacht. Und da bin ich echt froh, dass ich die zum Glück auch nicht besonders häufig habe, weil dann die kommst du ja auch nicht so richtig ran. Das sind ja auch die, selbst wenn du sie, was mit Sicherheit damals einer meiner Chefs, wenn du mit solchen Konflikten auf ihn zugegangen bist, hat er eigentlich immer das gleiche gesagt, nämlich, hast du es ihm schon gesagt? Das ist ja sehr weise, ne? Das macht man ja dann oft nicht. Das ist ja ein bisschen wie die Geschichte mit dem Hammer. Man stürmt ja erst im letzten Moment rüber und sagt, behalt doch deinen Scheißhammer. Aber hat ja nicht vorher mal mit dem Nachbarn darüber gesprochen, dass dies und jenes. Oder er komisch guckt, wenn man am Briefkasten vorbeigeht. Man sagt das dann häufig zu spät und mit Sicherheit ist eins der Rezepte, dass ich auch nicht immer schaffe, muss ich ganz ehrlich sagen, weil es ja so unangenehm ist. Also das, was der Bauch da als Signal bekommt, ist ja unangenehm, das will man ja nicht. Der wahrscheinlich einzige Weg ist, hast du es ihm oder ihr schon mal gesagt.
Joel Kaczmarek: Hältst du dich dann raus aus der Konfliktlösung? Begleitest du die Menschen?
Dominik Dommick: Naja, also das ist ja das, was ich gerade meinte. Also manchmal halte ich mich wahrscheinlich fälschlicherweise raus, obwohl ich es nicht tun sollte, aber das ist jetzt auch nicht das grundsätzliche Muster. Im Kern versuche ich das schon zu machen und ich glaube, dass man, es gibt ja auch so Schonheit, die man in Firmen einnimmt, das als Mitarbeiter, als Kollege und dergleichen, wo man einfach weiß, uh, da ist irgendwas falsch. Und dann wird so eine Schonhaltung eingenommen. Dann redet man über dieses Thema nicht oder mit diesem Kollegen nicht oder mit dieser Kollegin nicht. Und diese Schonhaltungen sind halt unglaublich unproduktiv. Also insofern muss man schon versuchen, glaube ich, in der Managementaufgabe solche Schonhaltungen zu erkennen und auch diese Signale zu erkennen und dann sehr, sehr offen zu versuchen, das tatsächlich zu lösen. Klingt mir das immer? Nein, ganz sicherlich nicht.
Joel Kaczmarek: Gibt es denn umgekehrt bei dir so Derailer? Was macht dich sauer? Was bringt dich aus der Balance, aus der Fassung?
Dominik Dommick: Nicht funktionierende Technik. Und menschliches? Da sage ich, das Glück, das habe ich selten. Aber Unfairness, plumpe Dummheit, persönliche Angriffe, das sind alles relativ normale Dinge, die glaube ich jeden irgendwie stören würden. Ich habe das zum Glück wirklich relativ selten. Das würde mich dann wirklich stören. Aber da kann ich nur sagen, unglaublich Glück gehabt, habe ich sehr, sehr selten. Insofern, also mich stören Sachen, die wirklich wichtig sind, auf die man sich wirklich sehr gut vorbereitet. Und dann funktioniert das einfach nicht. Du machst irgendwie, arbeitest ein paar Wochen an irgendeiner Präsentation und dann geht es halt nicht. Zu sagen, könnte man auch ein bisschen entspannter sein. Ja, könnte man, bin ich aber nicht.
Joel Kaczmarek: Wie verarbeitest du sowas dann? Also wie kommst du wieder zurück?
Dominik Dommick: Das ist hinterher sofort wieder weg. Also das ist jetzt nicht schlimm, aber es nervt halt. Das ist eher ein Genervtsein, als dass es irgendwie was Tieferes wäre.
Joel Kaczmarek: Hast du eigentlich in deinem Leben vor allem auch als Führungskraft oft mit Neid zu tun gehabt? Weil es gibt immer so diesen schönen Spruch, je höher man steigt, desto schärfer die Messer oder desto tiefer fällt man. Gibt es auch. Also muss ja gar nicht mal rational begründet sein, aber nicht übermäßig.
Dominik Dommick: Also zumindestens auch eben nicht in den Firmenkonstrukten selbst. Das ist ja das, was ich sage, wo ich Glück gehabt habe, dass es so nicht war. Wie Ich glaube, dass das Neid getriggert ist, so was an der Stelle gewesen ist. Das glaube ich, ja. Aber das ist zum Glück nicht besonders häufig begegnet. Ich bin auch, glaube ich, selber nicht besonders neidisch zum Glück. Also das ist, ich gucke eigentlich, wenn ich Eigenschaften, Besitztümer, Vorgehensweisen oder irgendetwas sehe, die ich gut und erstrebenswert finde, dann würde ich mir überlegen, ob ich die auch erreichen, einhalten, bekommen oder irgendwie was kann. Und würde aber dem anderen oder der anderen nicht neiden, dass sie das schon hat. Also das habe ich nicht so.
Joel Kaczmarek: Ich kann mir das auch nie merken. Es gibt ja auch einen Unterschied zwischen Neid und Eifersucht. Das eine bedeutet, man ist sauer, dass man es selbst nicht hat und das andere ist, man gönnt es dem anderen nicht, dass er es hat. Da muss ich mal nachschlagen im Lexikon. Du hast ja vorhin auch gesagt, zwei Sorten von Konflikten. Das eine ist was Sachliches, das andere ist was Emotionales. Und bei dem Sachlichen meinst du ja, das ist ja einfach so tierisch auseinander. Die große Frage in der heutigen Zeit ist ja Komplexität. Ist ja allgegenwärtig. Das heißt, es gibt ja gefühlt gar keine einfachen Probleme mehr. Also gerade wenn man unternehmerisch agiert, ist es ja so, du kannst links rumgehen, rechts rum oder durch die Mitte, weißt aber eigentlich nicht so richtig, weil die Datenlage so komplex ist, was wird. Wie gehst du damit um?
Dominik Dommick: Ich mag das. Das war auch so der Trigger, warum ich über Maschinenbau zunächst nachgedacht habe, bis mich die Taschenrechner abgeschreckt haben. Ich mag Komplexität und das Sortieren von Komplexität. Also ich mag große, komplexe Maschinen und die besser machen. Ich mag das einfach. Das ist das, was ich interessant finde. Puzzeln ist das falsche Bild dafür. Aber so das Puzzeln mit vielen Steinen finde ich viel interessanter als das Puzzeln mit wenig Steinen. Ich sage das auch tatsächlich in Interviews, wenn ich mit potenziellen Kollegen von uns rede, dass ich sage, wer Komplexität nicht mag, der ist bei uns da jetzt zum Beispiel wahrscheinlich nicht richtig, weil es tatsächlich eine relativ komplexe Firma ist. Man muss natürlich auch versuchen, Komplexität immer zu reduzieren. Ja, sie ist ja auch hemmend und macht langsam an bestimmten. Aber manche Komplexitätselemente, die kommen ja mit der Natur, der Aufgabe, der Sache, der Firma mit, sind bis zum gewissen Grad vielleicht sogar ein Wettbewerbsvorteil, sich bestimmten Komplexitäten stellen zu können und die dann natürlich auch bis zum gewissen Grad bei sich inneren zu haben. Aber ich mag das.
Joel Kaczmarek: Abschließend, so als letztes Thema. Du hast eingangs gesagt, ich bin leider 50 geworden. Hat sich das Leben und die Wahrnehmung geändert, als du die große Mauer durchschlagen hast?
Dominik Dommick: Ich war todtraurig, als ich 30 geworden bin und todtraurig, als ich 40 geworden bin. Also insofern ist das bei mir, glaube ich, eingebaut, dass ich das immer irgendwie nicht so richtig gut finde. Ich glaube schon, dass es so bestimmte Stufen, Kanten im Leben gibt. Ich habe jetzt eben gerade gesagt, 30, 40, 50 stimmt gar nicht so richtig, sondern 30 wahrscheinlich eine ist und 50 wahrscheinlich auch wieder eine ist. 40 war es nämlich nicht so, wenn ich ganz ehrlich bin, nehme ich eigentlich zurück. Das glaube ich schon. Und interessanterweise liegen die wahrscheinlich auch so 20 Jahre auseinander, weil ich glaube, die nächste Kante ist dann tatsächlich 70.
Joel Kaczmarek: Oder 65.
Dominik Dommick: So was, ganz genau. Ist ja auch kein Zufall, dass da irgendwie so Richtung Ende 60 bestimmte Dinge auch wieder im Leben passieren. Ich habe ungefähr mit 30 angefangen zu arbeiten, tatsächlich spät. Und deswegen kann es auch früher liegen. Das ist ja immer dann individuell aus der Lebenssituation oder auch aus der eigenen Genetik bis zum gewissen Grad wahrscheinlich plus minus fünf oder zehn Jahre unterschiedlich. Aber im Grunde gibt es so Kanten und 50 ist, glaube ich, schon eine davon, die dir zumindest statistisch klar macht, dass es mehr als die Hälfte war.
Joel Kaczmarek: Und beeinflusst das deine Wahrnehmung von deiner Arbeit, dass du dir denkst, jetzt sind es wahrscheinlich nicht mehr 50 gute Jahre, sondern nur noch 20?
Dominik Dommick: Also ich glaube, dass man ein bisschen bewusster mit ablaufender Zeit umgeht tatsächlich, als man das vorher getan hat. Also mit 20 hast du doch gar kein Gefühl oder ich hatte keins für ablaufende Zeit und das wird einem glaube ich bewusster.
Joel Kaczmarek: Hast du eigentlich jemals auch in so Beiräten fungiert? Also bist du in Aufsichtsräten, machst du solche Sachen eigentlich auch? Hinterfragt man also in Aktivitäten dann, wenn man so parallel viel macht?
Dominik Dommick: Im Sinne von, dann ist es zu viel, weil man ablaufende Zeit hat. Naja, das haben wir ja vorhin versucht so ein bisschen zu greifen. Wenn dir das Spaß macht und dich das interessiert, also ich meine, irgendwo ist der Sinn des Lebens meiner Meinung nach bis zum Gewissen gerade die Dinge zu tun, die einem Spaß machen, die einen glücklich machen, die einem Freude machen. Ich bin weniger, das hattest du ja auch gefragt, auf so einer Checkliste von und dabei muss dann ein Baum, ein Haus oder irgendwie etwas übrig geblieben sein, sondern tatsächlich ein bisschen mehr orientiert daran. Ich habe jetzt auch in meinem Leben nichts Nachhaltiges für die Gesellschaft verändert. Also Fettcremes und deren Digitalisierung und Online-Zahlung und Punkte beim Einkaufen, also damit macht man die Welt nicht besser, glaube ich persönlich, nachhaltig. Das sind Dinge, die Kunden und Menschen gerne tun, machen, nutzen, aber das ist ja jetzt nichts. wertig weltverbessern. Das ist meiner Meinung nach. Danach habe ich aber auch nicht gesucht. Also ich sage das ganz nüchtern. Ich glaube, das ist, wie es ist.
Joel Kaczmarek: Ist da eine Tür offen, wenn jetzt jemand sozusagen bei dir so aufkommende, ich mache es jetzt spaßhaft gemeint, ja, aufkommende Midlife-Crisis riecht und dass er sich vielleicht darüber nachdenkt, kann ich der Welt noch was Gutes tun? Also wenn jetzt irgendjemand Grünes, Klimaschonendes kommt und würde sagen, hättest du nicht Lust mit uns dies, das, jenes zu machen? Ist das ein Thema?
Dominik Dommick: Ich habe danach nicht gesucht. Das würde ich gar nicht ausschließen, dann wäre es wieder so eine dieser Zufälle. Aber ich habe danach nicht gesucht. und ich habe auch jetzt nicht das Gefühl, wie Dynamit Nobel Leben lang Brennstoff herstellen und am Schluss Friedensnobelpreis ausloben, dass man jetzt noch was Gutes tun müsste oder dergleichen. Nein, nicht mein Antrieb, sondern ich glaube tatsächlich, man kann ja Spaß an der Sache haben, auch wenn sie vielleicht nicht weltverändernd ist. Und das war immer so, hat mir viel gegeben. Aber man muss ja auch realistisch dann drauf gucken, hat man damit jetzt wirklich einen Beitrag geleistet zur Entwicklung der menschlichen Rasse? Wahrscheinlich nicht. Aber das finde ich auch nicht schlimm. Deswegen wollte ich das sagen. Also das ist für mich nicht der Antrieb. Das ist bei vielen Leuten so. Das respektiere ich sehr. Finde ich sehr positiv, aber das ist bei mir nicht so.
Joel Kaczmarek: Also ich glaube, man hat in dem Gespräch gemerkt, du hast einen sehr charmant denkenden Geist. Ich könnte dem noch länger beiwohnen, aber ich weiß auch, du musst langsam los. Von daher, vielleicht setzen wir uns irgendwann mal fort. Aber für den Moment, vielen, vielen Dank. Ich hoffe, es hat dir auch Spaß gemacht.
Outro: Danke dir. Vielen Dank. Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.