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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, heute schlagen wir Brücken und zwar zwischen der Welt des Sports und der Businesswelt. Ich möchte nämlich verstehen, welche Prinzipien erfolgreiche Top-SportlerInnen anwenden, die sich auch auf die Geschäftswelt übertragen lassen. Oder genauer gesagt, habe ich das sogar als Zweiteiler konzipiert. Aus der heutigen Folge nimmst du eine Formel für Erfolg mit. Und in der zweiten Episode lernst du fünf Mindsets kennen, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Und der Mann, der mir dabei hilft, hat sich in diesen beiden Welten bewegt und tut es noch, nämlich Sport und Business. Und zwar ist dies Michael Ilgner. Michael war sehr erfolgreicher Wasserballer, ein extrem kompetitiver Sport, wo er es bis zur Olympia geschafft hat. Und anschließend ging er in die Strategieberatung, bevor er für viele Jahre die Deutsche Sporthilfe leitete und anschließend Personalvorstand der Deutschen Bank. Achso, und heute macht er endlich was Richtiges, er ist nämlich Unternehmer und Investor. Also, du merkst, Michael kennt sich in den beiden Welten, die wir heute betrachten, bestens aus und hat umfangreich untersucht, welche Faktoren denn wirklich erfolgreich machen. Und er hat dies so genau untersucht, dass demnächst sogar ein Buch dazu erscheint und er auch ein Executive Learning Programm daraus entwickelt. Also, lasst uns in Folge 1 starten, in der wir über die Formel von Erfolg sprechen. Eine Formel aus Talent, Training und Mindset. Doch first things first. Hallo Michael, schön erstmal, dass du da bist.
Michael Ilgner: Ich danke dir sehr und auch für die sehr freundliche Vorstellung, lieber Joel.
Joel Kaczmarek: Ja, voll schwer, weil du so viel gemacht hast. Herrgott, meine Güte, das sind ja wirklich vier Karrieren in einer. Sehr gut. Und ich verlinke auch nochmal in den Shownotes, du und ich haben ja auch schon mal darüber gesprochen, was die fünf Dinge sind, die du gerne mit 20 gewusst hättest. Also auch unbedingte Empfehlung, weil da wird das, was wir heute sagen, auch nochmal ein Stück weit vertieft. Und vielleicht fangen wir mal an. Ich habe ja von dir was Schönes gelernt. Ich habe über meine eigenen fünf Dinge schon mal nachgedacht und dann dachte ich, ach, eigentlich müsstest du von Michael die Formel mit aufnehmen, die er dir so über den ganzen Podcast verteilt erklärt hat. Nämlich, es gibt eine Formel für Erfolg, die du identifiziert hast. Und zwar das Produkt aus Talent. Training und Mindset. Da hört man natürlich sofort den Sportler raus. Aber lass uns da doch vielleicht als erstes mal reintauchen und das näher anschauen. Warum ist das für dich so diese Trias, die Erfolg ausmacht?
Michael Ilgner: Also das ist für mich der Versuch gewesen, dass ich durch den Sport geprägt bin, über mein ganzes weiteres Leben und auch im Herzen wahrscheinlich immer am allermeisten Sportler bleiben werde. Und in späteren beruflichen Laufbahnen und Abschnitten hat oft das gefragt, wie war das damals bei Olympischen Spielen? oder kennst du diesen oder jenen? oder was macht den Sportler aus? Und zum Dritten, wir natürlich auch in der Wirtschaftswelt oft von beeindruckenden, faszinierenden Vorträgen, Keynotes, Geschichten von Sportlern profitieren, weil der Sport so schön wie durch ein Brennglas fokussiert, einen auch begeistern kann, emotional mitnehmen kann, in Krisensituationen, in Siegen und das Scheitern auch nochmal ganz handfest greifbar machen kann. Da habe ich mich gefragt, kann man das so zusammenfassen, dass es nicht nur Anekdoten sind? Also kann man... irgendwie eine übergreifende Form finden, um das zu erklären, um daraus auch für sich selbst eigene Schlüsse zu ziehen. Und das über Jahre hinweg habe ich das bearbeitet. und dann ist eben die Erkenntnis für mich gereift, es sind eigentlich drei Faktoren, es ist das Talent, es ist das Training und die beiden alleine reichen aber nicht, denn es ist am Ende die Haltung, die entscheidend ist, um zum Beispiel nicht als Trainingsweltmeister zu enden, sondern in entscheidenden Drucksituationen auch den Ball reinzuschießen oder im zweiten Slalom. beim Skifahren auch nochmal die Bestzeit hinzukriegen, wenn alle es von dir erwarten. Und ich habe zig Bücher gelesen, Wissenschaft gelesen. Es gibt dann in der Sportwissenschaft per se oder in angrenzenden Wissenschaften immer die einen, die sagen, es ist vor allem Talent und die anderen sagen, es ist vor allem Training. Und dann gibt es ein paar, die sagen, es ist Talent und Training. Und wir haben uns das dann auch nochmal mit der Sporthochschule Köln in der Metastudie übergreifend angeschaut, auch in der Psychologie, Leadership, Philosophie, teilweise sogar Sportwissenschaften. Und dann ist eigentlich interessanterweise herausgekommen, dass diese Kombination aus Talent, Training und Mindset so eigentlich keiner zusammenfasst. Mein Ziel ist es ja nicht, eine rein wissenschaftliche Erkenntnis zu haben, sondern den Menschen auch zu helfen, zu verstehen, wie funktioniert Hochleistungssport und wie kann ich daraus eigentlich Für mein Berufsleben, aber auch für mich ganz persönlich ableiten. Und da reift jetzt auch durch Studien und so weiter die Erkenntnis, dass an dieser These, es ist ein Produkt aus diesen drei Faktoren, schon relativ viel dran ist. Weil am Ende kannst du keines der drei ersetzen. Genauso wenig, wie du nie aus einer Formel ableiten kannst, wer gut ist. Natürlich ist am Ende jeder mit seiner eigenen Art und seiner eigenen Komposition weitergekommen oder zum Ziel gekommen oder erfolgreich gewesen. Wenn entweder Talent oder Training oder Haltung bzw. Mindset quasi null ist, dann wird keiner dauerhaft Weltspitze sein. Du kannst mal einen Lucky Punch haben und kannst mal was erreichen. Aber wenn du wirklich das Ziel hast, dauerhaft auch nach ganz oben in die Weltspitze zu kommen, dann musst du alle drei Faktoren bedienen. Und das ist sozusagen der Kern dieser Erkenntnis, Lebenserkenntnis, die ich jetzt aber auch, ja, auch wissenschaftlich, aber auch empirisch. und anekdotisch auch durch viele Case Studies und so weiter versuche, den Leuten näher zu bringen.
Joel Kaczmarek: Ja, macht ja irgendwie auch Sinn. Also bei einem Produkt in der Mathematik ist ja auch so, wenn ein Faktor null ist, dann ist das Endergebnis auch immer null. Wenn ich irgendwas mit null multipliziere, kommt immer null raus.
Michael Ilgner: Genau. Deswegen keine Summe, sondern Produkt. Das ist nämlich zum Beispiel ein ganz entscheidender kleiner, aber ganz entscheidender Punkt bei der ganzen Sache.
Joel Kaczmarek: Und wir können uns ja mal alle einzelnen Aspekte ganz kurz nochmal vornehmen, dass wir die gut verstanden haben und dann schauen wir mal den Übertrag an. Und bei dem ersten, da denke ich, kacke, Talent ist ja total binär. Also würde ich vermuten, entweder hast du Talent oder du hast es nicht. Oder ist Talent ein Bereich, in dem du sagst, den kann ich trotzdem noch optimieren?
Michael Ilgner: Ja, also Talent ist ein Stück weit, wenn man die Formel jetzt anwendet, gesetzt, würde ich sagen. Aber nur ein Stück weit, nicht absolut für immer und alle Zeiten. Wichtig ist ja auch bei dem Thema Talent herauszufinden, was sind eigentlich meine Talente? Also nicht nur im Sport, sondern eben auch gerade in der Geschäftswelt. Nur weil ich was anderes toll finde, muss es ja noch nicht heißen und es gerne mache, dass ich es auch gut mache. Ich habe zum Beispiel einen der erfolgreichsten CEOs der letzten 25 Jahre, DAX-CEOs, hat mal zu mir gesagt, ich glaube, eine meiner größten Fähigkeiten ist, dass ich Vorstandssitzungen gut leiten kann. Hört sich jetzt vielleicht langweilig an. Aber ich kann das gut, glaube ich. Ich kann gut moderieren in solchen Sitzungen, zu Ergebnissen führen, nachhalten, was wir daraus machen. Und Talent ist insofern auch wichtig, um sich selbst ein Stück weit dazu zu bringen oder sogar zu zwingen, herauszufinden, was ist denn mein eigenes Talent. Definiert habe ich Talent in meiner Formel als entweder die Fähigkeit, etwas quasi gegeben aus dem Stand heraus gut zu können oder oder und. die Fähigkeit oder das Maß, in dem über die Zeit, in der man daran arbeitet, die Fähigkeit verbessert wird. Also Talent heißt nicht nur aus meiner Sicht, es ist nicht einmal gegeben, sondern Talent ist eben genauso. Da ist jemand, wenn der ständig übt oder du übst jetzt und über das Üben wirst du im Verhältnis sehr viel schneller, besser als jemand anders. Dann würde ich auch das als Talent bezeichnen.
Joel Kaczmarek: Aber okay, super spannender Punkt. Also beim Thema Talent geht es gar nicht nur darum, was habe ich für Talente, sondern die Kenntnis dessen, also mal zu verstehen, die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Töpfchen, was kann ich eigentlich gar nicht gut und sollte ich vielleicht sogar sein lassen und worin liegen meine Superfähigkeiten? und die dann sozusagen weiter zu schulen. Weil ich glaube, das ist was ganz Entscheidendes in der Geschäftswelt, dass man ja auch wie im Sport, glaube ich, verführt, von irgendwie 5, 6, 7, 8, 9, 10 verschiedenen Dingen immer alles gleichzeitig zu machen. Aber eigentlich lehrt uns ja die Geschichte, dass es irgendwie das eine ist, wo du dann sozusagen gut bist. Beobachtest du denn, dass das, was du gerade skizziert hast, dass Talent und etwas gerne machen, dass das oft Hand in Hand geht? Also wenn ich etwas so richtig liebe, sind die meisten Leute dann auch darin richtig gut oder muss das nicht zusammengehen?
Michael Ilgner: Das ist häufiger der Fall, als dass es nicht zusammengeht. Aber häufig ist es auch so, oder manchmal ist es aus meiner Erfahrung auch so, das kann im Sport so sein, aber auch später in der Geschäftswelt, Wenn man zum Beispiel sagt, jahrelang, ich will nicht vor Menschen sprechen oder ich mag es eigentlich nicht, ständig in einem Budget noch irgendwie die letzte Kleinigkeit zu finden. Und wenn man es dann ein paar Mal macht, merkt man plötzlich, ehrlicherweise kann ich das ganz gut. Und wenn ich es ganz gut kann, gewinne ich vielleicht auch Selbstvertrauen und Spaß daran. Also ich finde, man sollte immer offen sein dafür. Wir hatten schon mal in der früheren Konversation gesagt, wie ich grundsätzlich für mich selbst ist, die Lernkurve steil zu halten. Also offen zu sein dafür, zu merken, oh, da ist vielleicht ein Talent oder in der Geschäftswelt Sprache Skill, Fähigkeit, die wir noch gar nicht so entdeckt haben. Und das ist ja auch im unternehmerischen Kontext wichtig, wo man sich ständig weiterentwickelt und vielleicht auch aus der Kombination bisheriger Produkte, Ideen plötzlich was entsteht, wo ein neuer Bedarf ist und man merkt, Mensch, das ist ja was, was wir als Firma eigentlich ziemlich gut können, wo es da vielleicht auch eine Nachfrage gibt, was wir vielleicht vor zwei Jahre noch gar nicht kannten. Und deswegen glaube ich, dass es eben in diesem Talentthema, weil das seine Eingangsfrage war, auf der einen Seite sicherlich einen Faktor gibt, was ist sozusagen gegeben, kann ich jetzt nicht verrücken. Manche, zum Sport, Größe, Armlänge und wie auch immer, es gibt ein paar Faktoren, die in vielen Sportarten auch sehr deterministisch sind, die sind halt einfach da. Das befreit mich aber nicht von der Frage, kontinuierlich herauszufinden, was kann ich eigentlich gut und was kann ich gut verbessern. Das war ja die andere Frage. Der andere Aspekt, Talent heißt eben auch, in relativer Zeit sich gut in einem gewissen Bereich verbessern zu können und dadurch vielleicht jemanden zu überholen, der am Anfang vor einem stand, aber plötzlich hat man eine ganz andere Perspektive darauf.
Joel Kaczmarek: Ich merke ja auch oft, wenn man Talente hat, die fühlen sich für einen selbst so an, so natürlich. Also das ist dann manchmal ganz irritierend, wenn Leute die bestaunen oder fragen, wie machst du das? Und man kann es dann in der Regel gar nicht erklären. Vielleicht kennst du das Prinzip ja auch. Das ist so wie Fahrradfahren. Das mache ich mal. Das habe ich gelernt, aber ich weiß gar nicht wie, aber ich mache das irgendwie. Und würdest du sagen, dass wenn es darum geht, die eigenen Talente zu entdecken, dass andere Menschen da trotzdem auch ein guter Ratgeber sind? Weil ich habe das öfters erlebt, dass Leute einem ja so Sachen... Ich will nicht sagen diktieren, aber so anregen, dass sie sagen, ach, du kannst so toll das und das. Ist das manchmal ein guter Indikator, um die eigenen Talente zu finden? oder ist das wirklich eher so eine Innenschau?
Michael Ilgner: Nein, also ich finde Feedback ganz generell ist ja ein ganz wichtiger Faktor, gerade wenn es um leistungsorientierte Themen geht, aber nicht nur da, auch im Privatleben ist natürlich das Reinhorchen und das Verstehen, wie komme ich an oder was wird von dem angenommen, was ich sage oder mache, ganz entscheidend. In der Sport- wie in der Wirtschaftswelt gibt es zig Studien, die zeigen, wer sich kontinuierlich Feedback unterwirft, ist bei sonst gleichen Voraussetzungen mittellangfristig wesentlich erfolgreicher. Und dieses Feedback geht ja nicht nur jetzt rein in eine Optimierung von einem Prozess, sondern das geht ja auch darin, dass einmal jemand sagt, du glaubst vielleicht, dass das gut ist, aber ich glaube, ich sehe dich eigentlich auch in dem Bereich besser. Ich habe auch in meinem Berufsleben erlebt, dass es Phasen gab, wo mir dann ein Chef gesagt hat, nee, wir finden eigentlich ganz gut, dass du jetzt diesen Auftritt bei dieser Präsentation machen solltest. Und ich dachte erst, nee, das ist überhaupt nicht mein Ding. Und dann habe ich es gemacht und dann war es okay und dann habe ich plötzlich Spaß daran gefunden. Wenn ich nur in mich selbst reingehorcht hätte, dann hätte ich mich auch nicht aus dieser Komfortzone rausgetraut und hätte gedacht, nee, das kann ich noch nicht so gut, deswegen gehe ich da nicht hin. Deswegen finde ich es ganz wichtig, ganz generell dieses Feedback anzunehmen. Und trotzdem aber sich nicht nur nach anderen, das ist eine Balancefrage. Also man muss trotzdem das machen, mit dem man sich wohl oder ein Mindestmaß an Wohlfühlen hat. Aber aus dieser Komfortzone nicht rauszugehen, limitiert natürlich die Möglichkeit und auch die Freude. daran, Neues zu entdecken an sich selbst. Ja, spannend.
Joel Kaczmarek: Aber es ist ja ein bisschen so, wie wenn der Stürmer auf einmal zum Außenverteidiger umgeschult wird. Also gibt es ja auch, dass dann sozusagen der externe Beobachter was entdeckt, was in dir steckt. Und jetzt können wir uns ja mal der talentfreien Zone widmen, also den anderen beiden Aspekten. Mal angefangen mit dem Training. So, du hast eben gerade so schön gesagt, bringt mir auch nichts, wenn ich Training als Weltmeister bin, aber es muss alles zusammenkommen. Aber da steckt ja sowas drin, was ich ja bei Unternehmertum ganz oft auch beobachte, nämlich das Thema Fleiß. Ich glaube, auch eine gewisse Analytik. Also auch zu sagen, wie trainiere ich denn, damit ich möglichst effektiv bin? Und vielleicht kannst du ja mal so deinen Take sagen, was du so glaubst, was so die wichtigsten Faktoren sind, wenn es um gutes Training geht. Und dann versuchen wir das natürlich auf die Businesswelt zu übertragen.
Michael Ilgner: Also es gibt die ganze Literatur und Forschung zu diesem Thema, war jetzt jahrelang von einer sogenannten 10.000-Stunden-Regel fast schon dominiert oder mindestens mal beeinflusst. Das war ein sehr spannender Forscher, Ericsson heißt der, in verschiedenen Feldern nachgewiesen hat, dass du im Prinzip mindestens 10.000 Stunden, das sind so über den Daumen gepeilt, mal vereinfacht gesagt, zehn Jahre musst du dich auf irgendwas vorbereiten, um Weltklasse zu sein. Sei es jetzt Geige spielen, Sport, Schach spielen oder andere Dinge. Und es wurde aber teilweise auch etwas vereinfacht dargestellt. Und es gibt natürlich auch genug Leute, die sagen, hier ist auch jemand, der es mit 4.000 Stunden schon geschafft hatte und hier jemand mit 8.000, weil Ausnahmen gibt es immer. Ich bin aber schon relativ... auch nachdem ich da viele Sachen gelesen habe und auch erfahren habe, du brauchst ein Mindestmaß an einfach Quantität und Übung, um eine gewisse Fähigkeit wirklich zur Exzellenz zu bringen.
Joel Kaczmarek: Üben, üben, üben, üben, üben.
Michael Ilgner: Und die erfolgreichsten Athletinnen und Athleten, die ich in der Sporthilfe kennengelernt habe, waren selten diejenigen, die gefühlt einfach nur Talent hatten, sondern ganz häufig die härtesten und klügsten. Und da kommen wir jetzt zum zweiten Punkt, Arbeiter, Fleißigen. ist in diesen Studien dann eine Weiterentwicklung hat stattgefunden. Es geht nicht nur um Training, sondern es geht vor allem um sogenanntes Deliberate Training. Also die Frage, was genau steuere ich eigentlich an? Und ein ganz einfaches Beispiel ist, dass viel hilft viel halt nicht so sehr zum Ziel führt. Wer gelegentlich läuft, wird vielleicht auch schon die Erfahrung gemacht haben, ich kann dreimal die Woche eine Dreiviertelstunde laufen, aber ich kann auch... Einmal locker laufen, einmal ein hartes Intervalltraining machen, das kürzer ist und einmal dafür länger laufen. Und werde mit gleichem Summenaufwand sehr viel mehr Trainingseffekt erzielen, als wenn ich einfach nur dreimal eine Dreiviertelstunde platt laufe. Und deswegen ist diese Frage, das sogenannte Deliberate Training, also es ist sowohl eine Frage der Quantität, aber vor allem auch der Spezifität. Auch wo liegen genau wiederum meine Talente? Ich bin auch ein großer Freund davon, Stärken stärken. zu priorisieren im Vergleich zu sich, immer darauf zu konzentrieren, was kann ich noch nicht so gut. Am Ende ist es natürlich immer die Kombination und gewisse Schwächen dürfen nicht zu groß sein, aber den Unterschied mache ich durch die Stärken, die ich habe. Und wenn ich gerade eine Stärke habe, muss ich schauen, wie kann ich die kontinuierlich weiterentwickeln. Also Training ist eine Frage der Quantität, die ist eine sozusagen notwendige Voraussetzung und die Qualität ist... Vielleicht auch eine notwendige, aber wahrscheinlich mindestens dann auch eine hinreichende Voraussetzung für dauerhaften Erfolg oder das Potenzial zumindest dafür.
Joel Kaczmarek: Ich habe immer so diese Geschichten gehört von Barcelona mit Messi damals. Und dann hast du immer gehört, ja, der Messi, der macht sich halt so lässig warm, so ein bisschen unaufgeregt alles. Macht relativ wenige Übungen und am Wochenende knallt er die Dinger aber da rein und lässt die Leute so wie Slalomstangen alle stehen. Die jungen Spieler schauen sich das alle ab und denken, okay, der ist Weltklasse und trainiert so wenig, dann muss ich das auch nicht und fall natürlich voll auf die Nase. Das ist so der Rumor. Wahrscheinlich stimmt der gar nicht. Und deswegen finde ich aber nochmal ganz interessant, das dezidiert von dir zu hören. Also du würdest sagen, auch wenn ich Ausnahmetalent in etwas habe, ist es trotzdem die Wiederholung, die ich brauche, das Training, um dieses Talent sozusagen zur Güte zu führen.
Michael Ilgner: Ja, Antwort ist ja. Und zu deinem Messi-Beispiel, ich wiederum kenne Geschichten, jetzt auch nicht direkt und indirekt über Ronaldo, wo Leute sagen, das ist halt auch einfach derjenige, der über Jahrzehnte klarsten, härtersten trainiert hat. Und das sieht nach außen dann immer irgendwie so leicht aus. Aber es ist halt derjenige, der noch mehr Disziplin auch in die Regeneration zum Beispiel investiert hat oder noch mal in den Kraftraum gegangen ist. Und ich kenne viele Olympiasieger, Weltmeister, die gehen halt auch an Heiligabend noch in die Schwimmhalle. Und dann hinterher sieht das alles so leicht aus, aber da steckt meistens ein Riesenberg an Vorbereitung drin. Man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Der eine wird das noch mehr nutzen, deswegen ist es ja eine Formel und ein Produkt. Deswegen ist es ja eine Zusammensetzung aus verschiedenen Dingen. Aber ich glaube, es ist eine absolute Illusion zu glauben, dass egal in welchem Bereich du gehst, jetzt im Sport oder in der Wirtschaftswelt oder im Unternehmertum oder in der Führung von Unternehmen oder auch in der Politik oder anderen Bereichen, ganz entscheidende Dinge bewegen, komplett trainingsfrei einfach durch Talent dahingefallen sind. Es ist, wie gesagt, muss mindestens eine Kombination sein. Und bei ganz vielen, viele erzählen das vielleicht auch gar nicht, aber die ganz große Mehrzahl, glaube ich, kann man unter diese 10.000 Stunden der Regel schon fassen und beweisen und zeigen. Das macht den entscheidenden Unterschied aus, um nach vorne zu kommen.
Joel Kaczmarek: Ja, das stimmt. Wenn ich drüber nachdenke, so die Kobe Bryant-Geschichten kennt man auch, mit vier Uhr morgens in der Halle, während die anderen um zehn kommen und so. Michael Jordan. Fair enough. Oder, ja, hast du recht, Jordan, der gesagt hat, ich habe irgendwie hunderttausend Mal daneben geworfen, damit ich im Spiel sozusagen so gut treffen kann. Irgendwas in der Richtung hat er auch mal erzählt.
Michael Ilgner: Da kommen wir vielleicht sogar noch mehr beim Thema Mindset drauf, weil das ist nochmal, finde ich... Das ist nochmal, das ist eben schon vielleicht eine Überleitung, aber ich will das nicht vorweggreifen, die dritte Dimension. Das Training und das Vorbereiten ist eines, aber dann ist eben auch die Frage, wie gehe ich mit dem Talent und dem Training generell und im Wettkampf um oder auf die Unternehmenswelt übertragen. wie nutze ich meine eigenen Fähigkeiten in entscheidenden Sitzungen oder in Budgetrunden oder wenn über neue Produkte gestritten wird oder wenn die Kunden neu verteilt werden oder wenn es wiederum darum geht, eine neue Idee zu entwickeln. Wie schaffe ich es dann, wenn Crunch-Time ist sozusagen, auch das auf den Platz zu bringen und dann auch auf den Platz die Leistung zu bringen, um nach vorne zu kommen und Erfolg zu haben.
Joel Kaczmarek: Spannend. Ich habe noch zwei kurze Fragen zum Thema Training. und dann machen wir mal diesen Überschlag, weil du hast eben was ganz Interessantes gesagt, nämlich Regeneration. Und ich wurde irgendwann mal darauf gebracht von meinem Chiropraktiker lustigerweise, der meinte, ja, es ist gut, wenn du einen Muskel intensiv trainierst, aber du musst ihn auch ausruhen. Und ich glaube, du hast ja einen ähnlichen Leitsatz dazu. Vielleicht kannst du uns ja da nochmal mitnehmen, was die Rolle Regeneration beim Training eigentlich, welche Rolle das hat.
Michael Ilgner: Ja, das machen wir, glaube ich, nachher auch nochmal beim Thema Mindset, weil es hat auch aus meiner Sicht übertragenen Sinn auf generell. Aber ganz grundsätzlich, um mit der Sportwissenschaft zu bleiben, gibt es die sogenannte Superkompensation. Und das ist eigentlich das Grundprinzip, warum Training erforderlich ist und Sinn macht. Und diese Superkompensationskurve ist, wenn du trainierst oder was machst, dann wird der Körper ja irgendwann müde und dann reagiert er darauf, um das nächste Mal das mindestens so gut zu können. Und meistens überreagiert er, weil er natürlich gespürt hat, dass da irgendein Reiz ist, den will er überwinden. Ein Sportwissenschaftler würde das anders ausdrücken, aber ich versuche es jetzt mal in unserer Sprache so ein bisschen auszudrücken. Und diese Erholung und dieses Zurückkommen zu der Stärke kann eben nur stattfinden, wenn ich tatsächlich auch mich erhole. Wenn ich immer Druck mache, dann wird der Körper im Prinzip immer weiter sich nach unten schrauben und gar nicht in der Lage sein, sich so anzupassen. an den Reiz, der getätigt würde. Und deswegen ist ein sehr guter Trainer eben jemand, der intensive Belastungsspitzen, aber auch eine klare Struktur dessen, was ist jetzt für das jeweilige Talent das Richtige setzt, gleichermaßen aber auch schaut, dass er diese Superkompensation so steuert, dass sie am Ende des Tages auch wirklich dazu hilft, dauerhaft besser zu werden und sich nicht immer weiter in so ein Tal reinzutrainieren. Weil davon gibt es auch genug Beispiele. Ganz einfach physiologisch auch den Ermüdungsbruch und andere Themen, an denen du sehen kannst, dass einfach nur Training, Training, Training ohne Ausruhen eigentlich in der Regel einen sogar eher schlechter macht.
Joel Kaczmarek: Okay, spannend. Und wenn wir das jetzt mal auf die Businesswelt übertragen, was ist das Business-Pendant zu Training für dich? Weil ich habe einen Führungskräftekoach, der sagt immer, ja, die meisten Leute sagen immer, was soll ich denn in eine Fortbildung gehen? Ich mache doch Training on the job. Und es ist ein bisschen so, wie wenn du Bundesligaspieler bist und sagst, was soll ich denn trainieren? Ich trainiere doch am Wochenende im Spiel. Das heißt, das reine Arbeiten kann ja eigentlich vermutlich nicht das Training sein, ist so meine Vermutung dazu. Aber vielleicht hast du da ein bisschen einen klareren Blick.
Michael Ilgner: Ja, ich würde sagen, es ist auch da beides am Ende. Also der eine Training, Der eine trainiert besser im Spiel, der andere trainiert besser im Grundlagentraining. Du hast vorher den Begriff Fleiß genannt. Also ich würde sagen, Fleiß, Ressourcen, Aufwand betreiben. Das ist vielleicht die einfachste Form, es zusammenzufassen. Ich habe in meiner Laufbahn auch viele Leute kennengelernt, wo man gesagt hat, der oder diejenige, die ist aber gar nichts gut, aber die ist halt gut darin oder der ist gut darin. nie nachzulassen und immer weiterzumachen. Und halt, wenn andere schon aufgegeben haben, dann einfach zu schauen, ich habe vielleicht nicht die besten Talente, aber ich arbeite länger daran und bin vielleicht noch etwas fleißiger im Alltag. Also ich glaube, das Übertragen ist das in der Tat sowas wie Fleiß, Aufwand, Bereitschaft zu investieren, kontinuierlich zu investieren und das immer wieder einzubringen. Das wäre wahrscheinlich die einfachste Übertragung. Okay, verstehe.
Joel Kaczmarek: So, und jetzt hast du eben gesagt, zwischen dem Training, sowohl was die Regeneration angeht, als auch irgendwie die 100.000 daneben geworfenen Körbe, da hatten wir schon die erste Brücke zum Mindset. Und ich finde den Teil, by the way, auch immer am schwierigsten, weil Mindset, das klingt so abstrakt, das klingt so wie, ja, du hast so ein Gewinnermindset oder du hast es nicht und wenn du es nicht hast, dann musst du es dir schaffen. Und weißt du, was ich meine? Das ist so... Ich glaube, wenn man eine Einstellung hat, ist es ja ganz schwer, die so zu dekonstruieren. Was bedeutet denn für dich Mindset?
Michael Ilgner: Mindset bedeutet für mich die innere Haltung und Einstellung, mit der ich etwas angehe. Und das ist im Prinzip nicht nur ein Stück weit das Wie. Wie mache ich, wie gehe ich auch damit um mit meinem Talent und mit meinem Training, aber vor allem auch mit dem Warum. Und diese Haltung so zu kombinieren mit dem, was ich tue. dass in Kombination eigentlich das Bestmögliche rauskommt.
Joel Kaczmarek: Also ist damit sowas gemeint wie Purpose, dass du so ein bisschen so einen Zweck brauchst, so einen Anreiz dahinter?
Michael Ilgner: Ja, das ist, glaube ich, ein Element des Mindsets oder sollte es sein. Die Haltung, warum mache ich etwas? Es gibt in der Motivationsforschung zum Beispiel eine relativ junge Studie, die sagt, es gibt drei... positive Motivatoren und drei negative Kernmotivatoren, drei positiven sind Play, also hatten wir vorhin schon mal kurz, ich mache einfach das, was ich gerne mache, das motiviert, die Sache selbst machen, das zweite ist Purpose, ich weiß, warum ich es mache. und das dritte ist Potenzial, es hilft mir vielleicht nicht sofort, aber ich weiß, dass ich davon mittelfristig was habe, das sind sozusagen positive Motivatoren und negative Motivatoren sind Geld, also ich mache es nur, weil Geld oder materieller Aspekt eine Rolle spielen, Ich mache es zum Zweiten, weil ich denke, andere finden es gut. Und das Dritte, ich mache es, weil ich es halt gewohnt bin zu machen. Und deswegen auch an diesen Motivatoren glaube ich, das hat ja auch viel mit Haltung zu tun, würde ich sagen, dass das Thema Purpose schon eine ganz wichtige Frage der inneren Haltung ist. Und steht deswegen bei meinen, ich habe fünf Mindsets über die Jahre identifiziert aus vielen hundert Gesprächen mit Sportlern, aber auch Führungskräften und Unternehmern. Und ich sage immer, ich will jetzt keins zu sehr priorisieren, aber das, was ich an Nummer eins stelle, nenne ich immer Be Yourself, No Compromises. Weil diese Frage des Warums und der Identität und Authentizität, die damit einhergeht, aus meiner Sicht schon, damit fängt es am Ende des Tages an und damit hört es auch irgendwo wieder auf. Also deswegen ja. Und Purpose hat viel damit zu tun, aber das ist nicht allein das, worum es mir bei Mindset geht.
Joel Kaczmarek: Ich habe gestern lustigerweise gerade ein Gespräch geführt, da ging es darum, dass eine Führungskraft immer ganz viel gemacht hat, so in Richtung Workshops und Offsites und sowas. Und die ganze Motivation, die man da dann gebaut hat, die ist immer so schnell wieder verpufft. Und dann habe ich mit der Vanessa Laszlo gesprochen, die ist auch so Führungskräfte-Expertin und die hat gesagt, ja, Motivation kannst du halt nicht von außen reingeben, sondern immer nur von innen. Und das Problem da war, dass sie es in so einem Exoten-Bereich gemacht haben, aber nicht im Alltag. Also lerne ich aber auch von dir, wenn positive Motivatoren Play, Purpose und Potenzial sind, dass es schon stimmt, dass quasi gutes Mindset auch aus einem selbst von innen heraus kommt und dass du das eigentlich nicht so von außen her reingeben kannst. Oder habe ich das falsch übertragen?
Michael Ilgner: Nein, das finde ich, das kann man definitiv so sagen. Und man kann aber auch, sehr gut trainieren und weiterentwickeln. Und deswegen glaube ich, dass es vielleicht sogar der spannendste Bereich ist, wenn man wirklich das Ziel hat, dauerhafte Höchstleistungen zu erzielen, vielleicht sogar Weltklasseleistungen zu erzielen. Weil Talent ist ein Stück weit nicht ganz gegeben. Training ist ein Stück weit natürlich auch irgendwann endlich und wird auch irgendwann vergleichbar. Ich persönlich glaube, dass oft, nicht immer, aber oft das größte Potenzial daran liegt, das Mindset kontinuierlich weiterzuentwickeln und dass man da vielleicht im Verhältnis auch gerade zu den anderen beiden Themen, vielleicht sogar auch noch später in der Karriere, die größten Sprünge machen kann. Und deswegen ist es für mich so ein entscheidender Faktor in dieser Formel.
Joel Kaczmarek: Gut, lieber Michael, das ist, glaube ich, ein guter Zeitpunkt, um unsere erste Folge enden zu lassen, bevor wir nächste Woche mit dir in eine Fortsetzung gehen und über die fünf Mindsets für Erfolg sprechen, die du ja gerade auch schon angerissen hast. Also, vielen Dank für heute und bis zum nächsten Mal.
Michael Ilgner: Danke dir, Joel.