
Seriengründer Tino Keller über Spickmich, Promiflash und Accountable
3. November 2021, mit Joel Kaczmarek
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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital kompakt und heute habe ich wieder einen super, super, super spannenden Unternehmer an meiner Seite. Das habe ich eigentlich immer und regelmäßig hier, aber derjenige, der heute da ist, der hat schon wirklich eine gewisse Legacy im positiven Sinne hinter sich. Und zwar ist es mein lieber Freund Tino Keller. Ich erinnere mich noch ganz gut, wie ich mit Tino damals hier irgendwie auf irgendwelchen Startup-Partys gemeinsam abgestürzt bin bis morgens, weil er hat sehr spannende Dinge gemacht. Damals, spick mich, kennt ihr bestimmt noch die Lehrer-Community, die bis zum BGH hoch, wenn ich mich nicht täusche, geklagt hat, um sich dafür einzusetzen, dass Schüler irgendwie gute Inhalte zugutekommen. Promiflash, auch eine sehr spannende Plattform, ganz anderes Geschäft, wo ich natürlich sehr neugierig bin, auch mal zu hören, was er da gelernt hat. Mittlerweile ist er Geschäftsführer von Accountable, einer Steuer-App für Selbstständige, wo wir natürlich auch verstehen wollen, wie funktioniert das eigentlich, wem hilft das, wozu ist das gut und und und.
Tino Keller: Liebe
Joel Kaczmarek: Hörerinnen und Hörer, ihr nehmt also aus der heutigen Folge ganz viel mit, nämlich einerseits, wie funktioniert eigentlich der Aufbau einer Firma, Fundraising auch mal now and then, also wie war das früher, wie ist das heute und natürlich reden wir auch über Reichweitenaufbau und New Work, weil all diese Themen, die beschäftigen Tino seit einer Weile und klar, Accountable müssen wir auch mal in der Tiefe durchleuchten. That being said, lieber Tino, danke für das lange Zuhören und schön, dass du da bist.
Tino Keller: Ja, ich freue mich sehr, dass ich hier sein kann und dass wir uns immer wieder sehen. Ja, war wirklich so.
Joel Kaczmarek: Ich glaube, in Demexco waren wir auf irgendwelchen Partys. Ich sage ja, die Leute machen nur Party hier mit dir.
Tino Keller: Ja, ich glaube schon seit 2007 mindestens. Also schon eine Weile her.
Joel Kaczmarek: It's been a while. Ich habe ja immer so ein bisschen das Dilemma, dass die Leute immer denken, ist der Typ neutral? Ich habe ja nur Freunde hier sitzen. Das ist ja immer mein Dilemma. Und mit dir verbindet mich echt eine Geschichte. Und lass uns doch mal in der Historie anfangen. Wie bist du denn eigentlich zum Unternehmertum gekommen? Spick mich war ja so deine erste Station und megacoole Geschichte. Wir reiten heute ein bisschen durch. Also heute müssen wir wirklich im Schweinsgalopp hier ganz viel erzählen. Ja,
Tino Keller: ich versuche nicht zu lange in der Vergangenheit zu schweifen, aber ja, Spickmich war eigentlich ein Thema, das kam auch direkt aus der Uni, da habe ich damals an der Uni Köln studiert und wir haben dann gesehen, hey, es gibt spannende Social Networks, Facebook war damals noch nicht in Deutschland, also wirklich lange her. Ich hatte damals schon einen Zugang über ein Praktikum, über einen Firmenaccount, habe gesehen, wow, was für eine Kraft das entwickelt. Dann gab es andere Communities, Small World und wir haben gesagt, hey, das machen wir jetzt auch einfach für Schüler und sind dann sehr naiv reingegangen, haben gesagt, so hey, Programmierer findet man eh an jeder Ecke und was kann schon schief gehen, wir machen einfach eine große Community und am Ende wird es schon von allein funktionieren. Also auch mit viel Naivität, auch einigen falschen Hypothesen reingegangen, aber am Ende war es gut, weil sonst hätten wir erst gar nicht angefangen.
Joel Kaczmarek: Was war genau das Produkt damals? Was hat Spickbich genau angeboten?
Tino Keller: Wir haben angefangen wirklich in der Community, wie man es kennt, mit einer Seite über mich. Dann hatten wir ein Thema über die Schule und wir hatten auch das Thema Lehrerbenotung relativ von Anfang an. Da haben wir gesagt, hey, wir wollen so ein Thema aufgreifen, wie es eigentlich auch in den Schülerzeitungen oft vorkommt. Zitate von Lehrern, welche Lehrer sind gut, welche sind schlecht und haben so eigentlich das Thema Lehrerbenotung reingenommen, einfach auch als Schulhofthema, als Punkt für Leute, hey, wieso soll ich mich überhaupt anmelden? Was finde ich dort? Und auch natürlich, um so ein bisschen das Lauffeuer auf dem Schulhof anzufachen, damit sich möglichst viele Schüler auch anmelden und gucken, hey, was passiert da auf dieser Plattform?
Joel Kaczmarek: Ich weiß noch, ich habe damals von dir, also wann habt ihr gestartet? Ich bin 2009 so in die Startup-Branche gekommen. War das so ungefähr die Zeit?
Tino Keller: Ja, ungefähr. Ich glaube, wir haben die ersten Ideen an den ersten Prototypen rumgebastelt, 2006. Okay, ich hatte 2007. Und dann ging es 2007 dann so richtig los. Und das war dann echt ein wilder Ritt.
Joel Kaczmarek: Und ich meine, ich erinnere mich noch damals, irgendwelche Spiegelartikel über euch zu lesen, wie sich die ganzen Lehrer echauffierten. Na, da ging es richtig ab, ne?
Tino Keller: Ja, war im Nachhinein auch eine wahnsinnige Geschichte. Ich glaube, ich habe in der Spickmich-Zeit mit fast jedem Medium in Deutschland mal gesprochen. Einfach auch über dieses Thema, darf man das? Sollen Schüler das dürfen? Können Schüler das überhaupt? Eines meiner ersten Interviews war mit einem Reporter von 1LIVE, Bernd Dix. Der ist dann später auch ins Team reingekommen. Mittlerweile macht er Perukaville. Also auch ein super Typ. Also wir haben da ganz früh spannende Diskussionen gehabt. Und ja, letztendlich saßen wir bei TV Total auf der Couch von Stefan Raab. Die BGH-Entscheidung kam in der Tagesschau. Also das war schon wirklich ein wilder Ritt, wie gesagt.
Joel Kaczmarek: Ich weiß nicht, wie warst du damals wie so ein VIP? Also wenn man so neu reinkommt, dann dachte ich so, ja, spick mich, das kennt man ja. Und du warst immer mal bodenständig, lockerer, kumpelhafter Typ.
Tino Keller: Ja, wir haben uns auch nicht gefühlt wie VIPs. Wir wussten schon, hey, wir wollen hier eine Plattform aufbauen, die eine Größe erreicht. Wir wollen auch eine Firma aufbauen, die das langfristig trägt, auch fürs Team, das wir aufgebaut haben. Und die Presseberichterstattung hat uns natürlich geholfen. Aber wir wussten auch, hey, alleine mit einer PR-Story reicht es nicht. Das wird nicht gut genug sein, um uns zu beweisen bei unseren Nutzern. Das heißt, es war schon immer spannend und auch viel gelernt in dem PR-Bereich. Objekt der Berichterstattung. Aber ich selbst hab das jetzt nicht für mich gebraucht, da irgendeinen Film mitzunehmen, muss ich sagen.
Joel Kaczmarek: Erzähl doch mal diese BGH-Geschichte. Weswegen wurdet ihr da eigentlich verklagt?
Tino Keller: Naja, es war so, wir haben eben diese Lehrerbenotung aufgebaut und dann gab es die ersten Lehrer, die damit nicht glücklich waren. Vor allem natürlich die Lehrer, die schlecht benotet waren. Und dann kam erst mal böse Schreiben, Faxe, bis dann halt die Lehrergewerkschaft GEW irgendwann sich eine Lehrerin genommen hat und an ihrem Beispiel dann angefangen hat, gegen uns zu klagen. Das ging dann über die Instanzen vom Landgericht über Landesgericht bis letztendlich zum BGH. Und dann ging es darum, ist der Job des Lehrers, ist das, wie er arbeitet, ist das seine Privatsache? Oder ist es eine öffentliche Sache? Welcher Sphäre ist es zuzuordnen? Und der BGH hat gemeint, das ist eben nicht Privatsphäre des Lehrers, wie er den Job macht, sondern das ist eine Sozialsphäre. Wir mussten als Plattform schon auch bestimmte Sicherheitsmechanismen einbauen, dass es keine Fake-Bewertungen gibt, keine Mehrfachbewertungen. Aber grundsätzlich muss das möglich sein. Und im Nachgang, auch interessanterweise, haben viele Kultusministerien eine Lehrerbewertung für die Schüler intern dann auch umgesetzt. Was ich jetzt auch Stand heute eigentlich gut finde. Und es gibt ja auch weitere Initiativen danach. Zum Beispiel, glaube ich, die Krankenkassen haben das für Ärzte umgesetzt. Also ich glaube, so ein Feedback-Kanal, wenn er richtig gemacht ist, ist grundsätzlich erstmal eine gute Sache.
Joel Kaczmarek: Also ich finde zwei Sachen daran extrem respektabel. Also erstens ebnet es, glaube ich, den Weg für viele andere Dinge. Also so wie du gerade gesagt hast, dass man heute Ärzte bewerten darf, das basiert wahrscheinlich auch auf eurer Arbeit. Und zweitens, das finde ich halt echt unternehmerisch, den Arsch muss man erstmal in der Hose haben, wenn ein Lehrerverband einen verklagt, das von Instanz zu Instanz zu Instanz zu schleifen, bis hoch zum Bundesgerichtshof. Also höher geht es ja nicht mehr. Ja, so.
Tino Keller: Ja, das war in der Tat auch teilweise schon auch nervenaufreibend, weil das natürlich dann noch ein Extrathema ist zu dem, was du sowieso schon hast, wenn du eine Softwareplattform, eine Firma aufbauen willst. Da muss ich aber auch sagen, wir hatten auch tolle Business Angels mit dem Jörg Reinbold zum Beispiel, die uns von Anfang an echt super unterstützt haben. Bin da heute noch in gutem Kontakt.
Joel Kaczmarek: Weiß schon, warum ich dich mag. Der ist mein Beirat.
Tino Keller: Ja, ist ein super Typ. Jörg ist wirklich klasse.
Joel Kaczmarek: Beste Grüße. Wäre das durchgeboxt von euch? War das nicht Conny Ewald damals auf der Anwaltsseite?
Tino Keller: Nee, nee, das war der Thorsten Feldmann von Jörg BB. Der hat das gemacht. Mit dem habe ich auch schon die ein, andere lustige Geschichte gehabt. Erzähle ich jetzt nicht alles, das erzähle ich dir nachher nochmal.
Joel Kaczmarek: Ich saß bei Thorsten Feldmann aber auch schon mal und habe mit dem arbeitsrechtliches Zeugs gemacht. Also er sei hier gegrüßt. Gut, vielleicht einen Punkt noch zur Spick mich Zeit, weil wir natürlich ein bisschen deine Learnings bis hin zu Accountable nachvollziehen wollen. Was war damals euer Geschäftsmodell? Also wie habt ihr eigentlich Geld verdient und was ist daraus geworden?
Tino Keller: gesagt, wir hatten einige naive Annahmen. Wir haben gedacht, hey, wir machen einfach eine große Community. Das Geld kommt dann von alleine. Das war natürlich in Deutschland nicht unbedingt der Fall, weil auch die Finanzierung in Deutschland, jetzt mal 2007, das waren dann nicht Millionenbeträge in der Seed-Phase sofort. Und wir mussten dann schon irgendwann schauen, hey, wie können wir jetzt auch so ein Support-Team für das Community-Management auch finanzieren? Wie weit reicht das Geld, das wir eingesammelt haben von Business Angels? Und das war ganz klar werbefinanziert. Und wir haben dann angefangen, ja, wir sind ein Zum Beispiel zur Telekom gegangen und haben gesagt, so hört mal zu, wollt ihr nicht Werbung machen in unserem Umfeld für Tarife für Schüler zum Beispiel? Und dann haben wir mit denen einen größeren Jahresvertrag gemacht. Das war ein super Erfolg. Das hat uns erstmal dann Luft gegeben. Und so haben wir eigentlich das Geschäft aufgebaut. Und so habe ich auch das Media-Geschäft dann wirklich kennengelernt und von der Pike auf wirklich mehr erarbeitet.
Joel Kaczmarek: Was ist daraus geworden? aus Spickmich?
Tino Keller: Spickmich haben wir noch eine ganze Weile weitergemacht. Dann kam ja irgendwann SchülerVZ. Also der Ableger von StudiVZ, das es ja auch jetzt nicht mehr wirklich gibt. Und das war natürlich eine große Konkurrenz. Wir haben dann irgendwann aber mit ihnen kooperiert, hatten eine App auf der SchülerVZ-Plattform, die dort auch extrem gut funktioniert hat. Dann kam irgendwann Facebook rein und wir haben dann gemerkt, die Luft wird immer dünner, weil das ist natürlich eine ganz andere Liga, ganz anderes Geld dahinter. Da konnten wir nicht mehr so wirklich mithalten. Haben dann nochmal mit einer Finanzierungsrunde geschaut, kriegen wir nochmal einen Pivot hin in den Content-Bereich, Schülermagazin. Und letztendlich haben wir aber dann irgendwann gemerkt, hey, es wird schwierig, in diesem Bereich langfristig mit einem Content-Portal werbefinanziert erfolgreich zu sein. Plus noch, wir hatten auch die Community und das war sehr aufwendig und das muss man auch sehr ordentlich überwachen und polizen, weil im Endeffekt sind es Schüler, sind es Kinder, da gibt es einen Chat, da werden Bilder geschickt. muss man irgendwo gucken dass das ordentlich ist. und wir hatten das gefühl wir kriegen das nicht mehr hin da wird kein langfristig tragendes geschäft raus und haben dann ja mit den investoren eigentlich eine gute lösung gefunden haben die anteile zurückgekauft und ja irgendwann bisschen schweren herzens die firma eigentlich die plattform abgeschaltet. und auch zweite plattform die wir hatten schulradar da war so die tagline finden sie die beste schule für ihr kind wurde viel genutzt. von eltern haben wir dann auch abgeschaltet weil einfach uns die informationen gefehlt haben von der schülerseite. ich glaube immer noch dass das wahrscheinlich eine sinnvolle plattform wäre. auch heute noch glaube Aber ja, das war praktisch dann eigentlich kein wirtschaftlicher Erfolg, sondern eher ein Achtungserfolg und ein großes Learning, was wir beispielsweise gemacht haben.
Joel Kaczmarek: Das ist aber auch sehr respektabel, dass du den Investoren rausgekauft hast. Jetzt einmal sagen können, ich mache den Schott und dich, verpiss mich.
Tino Keller: Ja, also ich meine natürlich rausgekauft, aber natürlich mit einem klaren Haircut. Die haben ihr Geld jetzt nicht zurückbekommen. Aber wir wollten das auch gut zu Ende bringen. Das war uns schon wichtig. Sie haben uns immer gut unterstützt und wir haben da, glaube ich, was gekostet. Gutes gebaut, was endlich funktioniert hat. Ich glaube, das ist irgendwo auch okay im Bereich Venture Capital. Aber ja, also wie gesagt, ich freue mich, dass ich heute noch mit Jörg ein sehr gutes Verhältnis habe.
Joel Kaczmarek: Und ich glaube aber auch, du hast recht, ich hatte es bei Kitas, hat mich das immer umkämpft, wenn du eine Kita suchst, eine Plattform, wo man zentral alle Kitas finden könnte, sich an einem Ort bewerben auf 7, 8, 9 gleichzeitig und allen absagen, wenn man eine gekriegt hat.
Tino Keller: Total, also wir haben ja beide Kinder, ich kenne das Problem auch. Ich habe dann auch irre viele Mails geschickt, habe auch diesen Berliner Kita-Navigator benutzt, der dann irgendwie nicht so wirklich funktioniert. Da denkt man schon, verdammt, da waren wir doch schon mal vielleicht irgendwie ein bisschen weiter. Also in der Tat ist das etwas frustrierend.
Joel Kaczmarek: So, nächste Station war dann für dich Promiflash. Wie kam man denn von einer Plattform für Schüler, okay, du hast das PR-Business natürlich gut kennengelernt, dann dazu und was war das eigentlich genau?
Tino Keller: Ja, Promiflash war eigentlich was, das ist entstanden aus den Learnings von Spickmich und wir waren damals noch in Köln und dann haben wir mit einem Bekannten von der Uni das immer angeschoben und das hat sich eigentlich extrem gut entwickelt. Die Überlegung war eigentlich zu sagen so, hey, das Mediageschäft, habe ich ja gerade erzählt so ein bisschen, im Schülerbereich hat mir die Telekom Bin ich irgendwann zur Telekom und habe gesagt, hey, wieso? Jetzt haben wir einen Jahresziel über eine halbe Million Euro, können wir nicht mehr machen? Das war damals viel Geld für uns, aber trotzdem ist da nicht mehr drin. Tut mir leid, so in diesem Young-Segment ist das, was wir da budgetmäßig ausgeben, ist begrenzt. Und dann war die Frage natürlich, die Follow-Anfrage an die Telekom und auch an große FMG-Tealer wie Procter & Gamble, hey. Wo sind denn die großen Budgets? Mal ganz naiv gefragt so als neuer Gründer. Und die Antwort war, ja, das ist eigentlich bei den haushaltsführenden Frauen 18 bis 39, das ist so der Sweet Spot. Und dann haben wir überlegt, okay, was haben wir denn jetzt gelernt und wie kann man einen Marktführer aufbauen in diesem Bereich? Und das haben wir uns mal angeschaut und haben gesehen, ja, Promi ist grundsätzlich ein Thema, was einen Großteil von Frauen interessiert. Und da gibt es Angebote, die Gala und die Bunte, aber die haben auch Online-Portale. Wir sprechen jetzt hier Noch 2009 ungefähr, ja. Aber die halten Informationen auch gern zurück, um ihre Zeitungen zu verkaufen. Das heißt, die aktualisieren vielleicht nur immer nach dem Erscheinungsdatum. Und eigentlich müssten News im Promi-Bereich ja laufen wie bei Spiegel Online. So als Zeitkiller. Kannte ich noch aus der Uni, immer wenn man keinen Bock hatte auf Seminararbeit. Dann nochmal geschaut, gibt es was Neues bei Spiegel Online. Und das wollten wir eigentlich bauen, auch für Promis. Und Werbevermarktung kannten wir jetzt. Wir wussten auch ein bisschen, wie Content funktioniert. Haben die Stärke von Social Media selbst erlebt. Und das haben wir eigentlich dann alles in dieses Produkt Promiflash gegossen.
Joel Kaczmarek: Wenn du sagst, ihr habt Werbevermarktung gemacht, was war denn eigentlich eure Werbung? Waren das so klassische Banner? Habt ihr richtig Content-Stuff gemacht? Was genau?
Tino Keller: Ja, aber ich denke, das war eigentlich lustig. Wir haben, klar, natürlich Banner gemacht. Wir haben aber auch, ja, heute würde man es Native Advertising nennen. Wir haben Tutorials gemacht. Und wir hatten auch ganz lustig so ein Hamster, so ein virtuelles Tier. Da gab es ja Virtual Goods. Den konnte man füttern, konnte ihn in Urlaub schicken und sowas. Und dann hatten wir zum Beispiel auch mit Telekom Music, dann gab es Tunes und der Hamster hat dazu getanzt. Kam ganz gut an, war eine witzige Sache, witzige Spielerei. Also wir haben echt eine ganze Menge ausprobiert an Werbe- und Mediakram. Wirklich lustig.
Joel Kaczmarek: Bei Promiflash, also im Prinzip verstanden und ich finde das einen total geilen Angang, mal auf die Leute zuzugehen und zu sagen, wo ist eigentlich deine Kohle? So ein reverse-engineertes Vermarktungsthema. Was war denn genau das Produkt? Also ich erinnere mich noch, ihr habt ja auch ganz viel Einbettung gemacht. Das war ja gar nicht so sehr, dass man sagen musste Gala oder Promiflash, sondern eigentlich waren wir irgendwann an so einem Punkt, dass Promiflash eigentlich auch überall reingedockt war. Also was habt ihr genau gebaut dann?
Tino Keller: Ja, interessante Beobachtung und in der Tat ist das so. Wir haben natürlich dann angefangen bei null und keine Marke, keine Reichweite und erst mal angefangen mit Bild, Text und haben auch schnell gesehen, wie können wir uns eine Reichweite aufbauen und haben dann auch verschiedene Partnerschaften geschlossen. Zum Beispiel damals mit anderen Social Networks, die es in Deutschland gab. Yappie und Quick zum Beispiel waren damals sehr groß und haben da unsere News einbetten können in diese Plattform. Auch tolle Partner, mit denen wir gut zusammengearbeitet haben. Und so kamen die ersten Leute auf diese Seite, haben sich das angeschaut. Und die Strategie haben wir dann eigentlich relativ konsequent weiterverfolgt. Ja, dann war irgendwann Facebook auch groß und ich glaube, wir waren einer der ersten Publisher, die gesagt haben, wir packen alle unsere Inhalte auf Facebook. Da haben die großen Medienhäuser noch diskutiert, sollen wir denen kostenlos unsere Inhalte? Informationen geben. Und wir haben gesagt so, ja klar, das machen wir. Und so haben wir wirklich dann auch eine Facebook-Fanbase von, ich glaube, fast vier Millionen Fans aufgebaut, weil wir einfach sehr früh auf den Kanal gesetzt haben. Und wir haben auch viel investiert in die Redaktion, auch in eigene Fotografen, Redaktion. Und das haben dann irgendwann natürlich die anderen Publikationen auch aufgenommen und dann als Quelle Promotion angegeben. Und so kamen wir so ein bisschen da rein, haben eigentlich über diese Wege diese Marke aufgebaut und dann auch echte, treue Eigenleserschaft entwickelt.
Joel Kaczmarek: Ich erinnere mich nämlich noch, also ich fand das mal sehr beeindruckend, weil es war so eine Zeit, wo ich dachte, Wahnsinn, ihr habt ja auch viel Video dann irgendwann gemacht. Und da gab es sowas wie Tough Show und da gab es irgendwie immer Sam auf ProSieben, weiß ich noch, diese ganzen Klatsch-Geschichten. Plus natürlich die Online-Sachen und die Zeitung. Also was war denn da so der Kasus-Knaxus? Wann ist so der Knoten geplatzt? Weil, wie gesagt, ihr wart ja irgendwann überall eingebunden und Video ist ja teuer. Du hast noch Promi-Rechnung.
Tino Keller: Also in der Tat, Video ist teuer. und zu den Promi-Rechten ist natürlich schon so, wir haben es uns ja auch bewusst ausgesucht, weil Promi-Fotos sind teuer, aber was ist noch teurer? Sport. Sportrechte, Sportfotos und vor allem dort, jedes Jahr kann halt die Bundesliga dann sagen, es wird wieder teurer. Bei Promis ist das nicht so, da kannst du auch dann vielleicht eigene Inhalte produzieren. Ich glaube, es war nicht so ein Punkt, an dem das dann alles funktioniert hat und groß war, sondern es war wirklich so ein Layer über Layer, Schicht über Schicht haben wir das aufgebaut mit Partnerschaften. Es kam erst die Social-Media-Welle, wo wir wirklich gesagt haben, wir haben früh auf Facebook gesetzt, auch Instagram habe ich früh gepusht, YouTube dann, als wir Video hatten. Dann kam die Mobile-Welle. Das iPhone war ja auch in der Masse auch erst dann zu einem gewissen Zeitpunkt da. Da haben wir dann früh auf Apps gesetzt, auf eine neue Art von Nutzung, nicht mehr Desktop nur. Und dann die nächste Welle war dann eben Video. Und bei Video haben wir in der Tat viel investiert, weil es deutlich teurer ist als eine Bild-Text-Veranstaltung. Das haben wir mit einem tollen Partner machen können, mit Procter & Gamble, die auch gesagt haben, hey, in einer jungen Zielgruppe haben wir das Problem, wir erreichen die immer weniger über klassisches TV. Ihr habt die, weil ihr eine jüngere, viel jüngere Zielgruppe habt als eine gale und eine bunte, weil ihr auch jüngere Themen macht. Wir haben auch sowas gemacht wie verbotene Liebe oder GZSZ-Stars, was funktioniert. Was früher da nicht vorgekommen ist bei den klassischen Promi-Magazinen. Und dann haben wir mit diesem Partner Plot & Gamble erstmal so eine Videoreihe, Videoformat aufgebaut, eigene Kamerateams an die Red Carpets geschickt, selbst angefangen zu produzieren. Das war der Start rein und hat dann im Endeffekt daran gegipfelt, dass wir auch für RTL 2 eine tägliche Sendung produziert haben. mit denen fürs Free-TV unter unserer eigenen Marke. Auf jeden Fall ein super Highlight. Und ich weiß noch, wir haben für mich auch eine der krassesten Erfahrungen war, ich war irgendwo am Wochenende in der Ostsee mit meiner Frau und dann ist Prinz gestorben und wir haben dann innerhalb von, weiß nicht, 48 Stunden eine Sondersendung, 40 Minuten zu Prinz auf die Beine gestellt. Ich bin dann noch zurückgefahren, um noch irgendwie den einen Teil selbst mitzuschreiben. Also das war schon eine spannende Erfahrung auf jeden Fall, ja.
Joel Kaczmarek: Ja, man kennt das auch. Also als du heute ins Büro reingekommen bist, die Ladies vorne und ich sage, hier guck mal, der Kollege hat erst Spickmich gemacht. Ja, okay. Und jetzt dann Promiflash. Ach, Promiflash, ja klar. Also da hast du schon Durchdringung gehabt, würde ich sagen.
Tino Keller: Total. Wir hatten auch dann, glaube ich, eine gute Partnerschaft mit Ströer viele Jahre. Da waren wir in den ganzen Außenscreens auch präsent. Das hilft natürlich auch, um über die Zeit wirklich eine Marke aufzubauen, die die Leute dann kennen. Und ja, ich glaube, in dem Bereich ist das ein sehr schöner Erfolg, ja.
Joel Kaczmarek: Was mich ja jetzt beschäftigt, weil wir wollen ja Übertragungswissen quasi hier hinkriegen. Du hast sowohl bei Spickmich als auch bei Promiflash sehr früh den Riecher gehabt, was man wie angehen sollte. Also bei Spickmich irgendwie das Community-Building noch bevor es Schüler-VZ gab, dann bei Promiflash zu sagen, alles klar, hier all in, öffnen Richtung Facebook, Instagram wird ein Kanal und so weiter und so fort. Wie gehst du daran, dass du erkennst, wichtig von unwichtig zu unterscheiden? Also im Prinzip reden wir über Reichweitenaufbau. Welche Plattformen da wichtig sind, wie du die angehen musst, mit welcher Strategie?
Tino Keller: Ja, ich meine, das ist natürlich immer der Survival Bias. Also wir reden jetzt über das, was funktioniert hat. Wir haben natürlich auch eine ganze Menge Sachen gemacht, die nicht funktioniert haben. Und ich glaube, das darf man nicht vergessen. Das heißt, ich würde sagen, bezüglich Reichweitenaufbau, Marketing, Growth geht es einfach auch darum, dass man offen ist, viele Experimente auch startet und dann darauf iteriert. Weil für jedes Ding, das funktioniert, machst du auch eine Menge Sachen, die nicht funktionieren. Und dann, glaube ich In der Offenheit Sachen ausprobieren und dann ganz schnell auch wieder in der Lage zu sein, Sachen abzuschalten, wenn es nicht funktioniert und zu priorisieren. Und weil du hast natürlich nur begrenzte Kapazitäten. Und also ich glaube, es ist nicht so, dass es dann der klare Riecher ist, was wird funktionieren. Ich glaube, über die Zeit habe ich sicher ein Gefühl bekommen, wo was drin sein könnte. Aber natürlich liege ich da auch oft falsch und dann hat das Experiment nicht funktioniert und dann geht es in eine neue Runde.
Joel Kaczmarek: Aber wenn wir uns jetzt mal sukzessive deiner derzeitigen Gründung Accountable annähern, hast du für dich so, wie soll man sagen, Gesetze des Reichweitenaufbaus definiert, dass du sagst, ich weiß schon, das und das funktioniert eigentlich immer oder da und da kommt es drauf an, das geht gar nicht?
Tino Keller: Ja, also meiner Erfahrung nach, den Wert so einer Brand oder Erstmal eine Mini-Brand aufzubauen, kann man nicht überschätzen. Das ist extrem wertvoll, das zu machen und das ist was, was wahrscheinlich nicht allein mit Performance-Marketing geht. Da muss man auch langfristig in Partnerschaften investieren und ich glaube, das Wort Partnerschaften ist sowieso grundsätzlich sehr wichtig, weil es zeigt, du bist vernetzt in der Industrie. Ein Nutzer oder ein Kunde sieht dann, hey, Diese Marke, dieses Angebot wird auch an anderer Stelle erwähnt. Das kann nicht so schlecht sein. Also nicht dieses frontale Marketing, sondern sich irgendwo einzubetten in ein Ökosystem. Ich denke, das ist extrem wichtig. Und ja, man braucht ein gewisses Durchhaltevermögen, um am Ende damit mit einem guten Ergebnis rauszukommen. Also ich glaube, allein Performance-Marketing-Kanäle haben es für uns nie gebracht. sondern auf Content zu setzen, war für mich bisher immer recht erfolgreich. Und ich glaube auch das Thema Pressearbeit, Medien ist schon wichtig, ist kein Ding, was alleine funktioniert, aber ist ein wichtiges begleitendes Element.
Joel Kaczmarek: Was ist denn eigentlich aus Promiflash geworden?
Tino Keller: Promiflash, würde ich sagen, ist immer noch eine super Marke, super Firma. Ich bin Ende 2018 raus, aber die Firma läuft weiter und ist auch, würde ich sagen, immer noch Go-To-Place. Ich muss sagen, ich selbst bin jetzt gar nicht mehr so auf der Höhe. Weil ich habe ja auch Promi-Flash nicht gemacht, weil ich jetzt selbst so ein Promi-Fan bin. Ja, wie gesagt, diesen Fame und das alles ist für mich jetzt kein primäres Interesse. Das heißt, seitdem ich da operativ raus bin, habe ich auch gar nicht mehr so einen Überblick, was so läuft im Promi-Bereich. Aber für alle, die es interessiert, die sind sicher, hoffe ich auch noch, sehr, sehr aktiv da.
Joel Kaczmarek: Was ich noch so überlege, jetzt kommt so mal die Stelle, wie gesagt, zu Accountable rüberswitchen. Rückblickend, hast du für dich sowas identifiziert, warum du nicht so diesen Geldregen genommen hast, den andere nehmen, weil du machst so erfolgreiche Marken? Also hast du für dich so ein Momentum gehabt, dass du gesagt hast, okay, ich hätte Sachen anders machen müssen oder es gab so einen Absprungmoment oder ich habe einfach das Geld ausgeschlagen, weil mir das Gründen wichtiger war? Also sowas fragt man sich als Unternehmer dann auch mal ein Stück weit.
Tino Keller: Klar, also ich denke, bei Spickmich war es so, wir waren da 2008 in der Situation für eine spannende Finanzierungsrunde, dann kam die Finanzkrise, ist auseinandergeflogen, dann haben wir nochmal ein bisschen das anders neu aufgestellt, eine andere Finanzierung auch hinbekommen mit weiteren guten Angels, aber ich glaube, das war damals so ein bisschen so ein Punkt, wo was nicht ideal funktioniert hat, was auch okay ist und bei Promiflash haben wir ja keine externen Investoren reingenommen, das haben wir wirklich von null aufgebaut, mit Bankkredit, persönlich gebürgt, also auch hohes Risiko gegangen. und ja, ich glaube, da war dann die Option, gehen wir irgendwann mal in den Verkauf? Oder holen wir Investment rein oder läuft die Firma so weiter? Und ich glaube, das war am Ende auch einer der Gründe, wieso ich jetzt dann Ende 2018 raus bin, weil meine Mitgründer dann das Gefühl hatten, hey, das ist eigentlich ein Business, das läuft doch jetzt, das können wir doch eigentlich zehn Jahre so weitermachen. Mein Gefühl wäre eben genau gewesen, lass doch mal Geld reinholen und schauen, ob wir vielleicht nochmal europäisch was machen, andere Themen oder überlegen, ist jetzt vielleicht Zeit gekommen, ja auch einen Exit anzustreben. Einfach, weil nach zehn Jahren hat man natürlich auch schon viel gesehen in dem Bereich. Am Ende ist es dann so, dass, glaube ich, meine Mitkollegen gesagt haben, hey, wir wollen das gerne weitermachen. Und für mich war dann klar, hey, ich will nochmal ein spannendes neues Thema machen. Und bei Accountable ist es natürlich schon so, fixt mich natürlich jetzt schon ordentlich an, dass wir da was Europäisches machen mit Top VCs aus London. Und ja, in dieser spannenden Zeit, wo jetzt, man hört ja ständig Finanzierungsrunden, auch Fintech, super spannender Bereich. Und da mitzuspielen und diese Learnings mitzunehmen, auch im SaaS-Bereich, ist jetzt schon nochmal was, was mich interessiert. sehr interessiert und wo ich natürlich schon auch hoffe, dass wir einen guten Exit hinlegen können, ja.
Joel Kaczmarek: Deswegen finde ich dich so gut. Das ist wirklich unternehmerisch. Fuck, die Bank hätte ich mich ja nicht mal getraut. Ich bin jetzt auch nicht völlig avers, risikoavers, also.
Tino Keller: Ja, manchmal vielleicht ist es auch einfach nur Navigität.
Joel Kaczmarek: Ich glaube auch, ganz oft.
Tino Keller: Aber es hilft, wenn man alle Risiken, glaube ich, genau kennt und genau betrachtet, dann macht man vielleicht auch viel nicht, ja, von daher.
Joel Kaczmarek: Ja, wenn man alles wüsste, was auf einen zurollt, wer weiß, ob man es dann anfangen würde.
Tino Keller: Ja, und wenn du die Wahrscheinlichkeiten dir wahrscheinlich ausrechnest, dann würde immer rauskommen, lass es besser sein. Aber das kann es natürlich auch nicht sein.
Joel Kaczmarek: Ich war ja ganz baff, als ich gehört habe, dass Martin Ott jetzt irgendwie CEO von Texfix wird, also der ehemalige Europachef von Facebook. Also es scheint ja im Steuersegment was drin zu sein und deswegen, ich glaube, du bist da auch in einem signifikanten Bereich dran. Erzähl doch mal ganz kurz, was genau macht Accountable, wie funktioniert ihr, was ist der Gedanke?
Tino Keller: Sehr gern. Also Stichwort Taxfix ist ein gutes, weil ich denke, wir haben eine ähnliche Philosophie wie Taxfix. Taxfix sagt ja, hey, Steuererklärung, das soll möglichst einfach sein. Und auch für Leute, die keinen betriebswirtschaftlichen Background haben, die mit Steuern eigentlich keinen Bock drauf haben, schnell und einfach zu erledigen. Und das ist das, was wir auch bei Accountwell machen wollen und zwar für den Bereich, wo auch Taxfix nicht helfen kann, nämlich für die Selbstständigen. Es ist ja so, als Angestellter kannst du eine Steuererklärung machen, dann kriegst du im besten Fall Geld zurück. Als Selbstständiger musst du. Der Staat erlegt dir eine ganze Reihe von Pflichten auf. Das heißt, du hast die monatliche Umsatzsteuervoranmeldung. Wenn du Kunden im EU-Ausland hast, dann die zusammenfassende Meldung. Dann gibt es die Einkommensteuererklärung. Gewerbetreibende haben noch die Gewerbesteuer. Also eine ganze Reihe an Themen, die am Anfang extrem komplex sind und am Ende wollen die Leute eigentlich nur ihr Business machen. Und unsere Vision ist, ja, diesen Gedanken vom selbstbestimmten Arbeiten an dem, wo ich will arbeiten oder auch wo ich will zu arbeiten, das wirklich Realität werden zu lassen. Deswegen auch dieser europäische Ansatz. Die Idee ist, du kannst überall in Europa an deiner Selbstständigkeit arbeiten und deine Steuern mit einer einfachen App managen. Das ist der Gedanke. Dahinter liegt natürlich schon ein dickes Brett, viel Software, die wir gebaut haben. Aber um es auf die Kernfunktionalität runterzubringen, du kannst mit Accountable deine Rechnung schreiben, du kannst deine Ausgaben scannen. Daraus entsteht deine Steuererklärung, deine Steuerdokumente. Die schickst du mit einem Klick an Elster und du kriegst auch von der App entsprechend Steuertipps, ganz konkret, wo kannst du was sparen. Im Endeffekt auch ein bisschen das, was viele Steuerberater dann doch nicht so machen, weil sie einfach einmal im Jahr nur ihren Mandanten treffen. Und viele lassen da dann doch eine ganze Menge Geld auf der Straße.
Joel Kaczmarek: Aber das ist ja wirklich ein megadickes Brett. Also mir ist auch so, ich hab grad 3.900 Euro wiedergekriegt von der Steuer mit meiner Frau. High five, Urlaub ist gerettet. Und ich geb dann aber irgendwie 300 aus für den Steuerberater. Und ihr seid sozusagen der Autopilot quasi ein Stück weit. Aber wenn du das pan-europäisch machst, ist ja noch mal härter. Ich finde es ja schon zum Kotzen, mich mit so einem Elster-Formular hinzusetzen. Das hat so eine eigene Nomenklatur, die eigene Sprache. Dann weißt du nicht, okay, muss ich jetzt diese Ausgabe da oder da reinwerfen. Manchmal sagst du ja auch, du hast Freibeträge, dann lohnt es sich gar nichts anzugeben, weil der Freibetrag irgendwie höher ist etc. etc. Und das dann nochmal über die Grenzen hinweg, wo dann in Frankreich oder Niederlande nochmal was anders ist, ist ja richtig hart.
Tino Keller: Total. Also ich glaube, wenn man das jetzt vom Geschäftsmodell sich anschaut, ist es so, die Umsatzsteuervoranmeldung, also die Umsatzsteuer allgemein in Europa ist ja weitgehend harmonisiert. Ja, das gibt, wenn du jetzt eine Rechnung schreiben würdest an eine Firma in Frankreich, dann gibt es die Worst Charge. Da können wir wirklich viel nutzen für jedes Land. Die Einkommenssteuer, das ist natürlich schon eine lokalere Geschichte, wobei es in Europa da schon konzeptionelle Ähnlichkeiten gibt. Anders als USA. USA ist nochmal ein ganz anderes Thema. Aber in Europa haben wir natürlich schon dann so einen Text-Layer. Das können wir dann anpassen an die lokalen Gegebenheiten. Und das, was so User-Facing ist, können wir weitgehend übernehmen. Du hast gerade schon gesagt, Elster ist ein Riesenproblem, weil Elster ist halt aus Finanzamt-Sicht gedacht. Du gehst da rein und du musst anfangen, meistens auch zu googeln. Was genau wollen die da von mir? Fängt schon an bei der Registrierung. Jemand will sich selbstständig machen. Und bei den bestehenden Software-Programmen, die es so gibt, meldest du dich an und dann wird gefragt, Bist du Sollversteuerer oder Istversteuerer? Und dann steigen 90% der Leute aus, weil sie nicht genau wissen, was ist das eigentlich und müssen wieder googeln. Und genau da setzen wir an, dass wir in einfacher Sprache, ich sag's mal so ganz salopp, so ein Instagram für Textes wirklich einfach machen. Hier, du musst nur deine Inputs machen, deine Rechnungen können nicht falsch sein, weil wir leiten dich so durch. dass immer auch der richtige Umsatzsteuersatz drauf ist, je nachdem, wo der Kunde sitzt. Und deine Rechnungen, die scannst du einfach und wir erledigen den Rest. Da kann man auch Machine Learning hintendran packen, dass zum Beispiel irgendwann sollte eigentlich eine Software wissen, das hier ist ein Kaffee um die Ecke, das ist im Zweifel Bewirtung. Bei vielen Softwaren, die es gibt, muss man es immer wieder eingeben. Super nervig. Und das ist so der Kern von Accountable, wirklich das deutlich zu vereinfachen. Wir wollen wirklich die einfachste Steuer-App für Selbstständige machen.
Joel Kaczmarek: Aber ist ja auch krass, in was für einem Wettbewerbsumfeld du da bist. Also der erste, an den ich dachte, als ich über euch nachgedacht habe, war Taxfix. Dann merkt man, okay, ihr seid mehr im selbstständigen Segment. Dann sagst du mir gerade Belege und Rechnung. Dann bist du eigentlich bei unserem geschätzten Werbepartner Safedesk, mit dem wir ganz viel zusammen machen. Oder sowas wie LexOffice. Total, ja. Und dann hat man aber eigentlich auch noch, wo ich so oft daran denke, diese Ecke so Holvi, Contest, also so Banken, die sagen, ich bin so eine selbstständige Bank, du kannst bei mir Rechnung stellen. Oder manche machen ja sogar einen Shop. Also ich glaube, Holvi baut sogar Shops für dich. Also das ist ja wirklich so, da bist du ja gleich in drei, vier Buckets auf einmal drin.
Tino Keller: Ja, total spannend. Das ist, was den Fintech-Bereich auch so spannend macht. Also zu den Buchhaltungslösungen zwischen Lex, Office, ZEVDESK, super Lösungen, sind halt Lösungen, die auch gedacht sind, auch für Kapitalgesellschaften. Und sagen wir jetzt mal, ein Selbstständiger, ein Designer, wir haben auch Bildhauer zum Beispiel, locken sich da eindecken erstmal, wow. Und da werden dann diese Fragen gestellt. nach dem Kontenrahmen, SKR 03, 04, soll Versteuerung, ist Versteuerung. Und die können natürlich auch super viel, diese Lösungen. Die können dir eine BWA rausziehen und so weiter. Sachen, die oft ein Soloselbstständiger gar nicht braucht. Weil der weiß eigentlich, wie sein Business läuft. Der weiß, wie viel Umsatz er macht. Er weiß, was seine Kosten sind. Der macht die Sachen, weil er muss, weil das Finanzamt ihm das auferlegt. Und ich glaube, der ist froh, wenn er nicht viel Zeit mit seiner Buchhaltungssoftware verbringen will, weil da hat er keinen Bock drauf. Der will eigentlich sein Business machen oder will den Sonntag auch mit anderen Sachen verbringen. Und deswegen machen wir das ganz, ganz einfach, diese Buchhaltungssoftware. Buchhaltungslogik passiert. Wir sagen unter der Motorhaube. Du hast ganz einfache Screens. Und was die Banken angeht, Kontist, denke ich auch, hat den gleichen Pain erkannt wie wir. Selbstständige, Soloselbstständige wissen nicht, wie viel habe ich jetzt eigentlich netto am Ende von dem, was ich hier mache. Das zeigen wir ihnen auch an. Wir sagen halt, Kontist sagt halt, hey, dafür brauchst du ein Bankkonto bei mir und ich kann dir auch noch eine Steuerberatung verarzten, die ihnen natürlich nicht ganz gehören kann aufgrund von standesrechtlichen Themen. Und wir sagen, naja, wir sind eigentlich nur eine Software as a Service. Wir sind eine App. Wir sind eine Softwarelösung. Geht uns auch auf Desktop natürlich. Und bring einfach dein Bankkonto mit. Nimm dein kostenloses N26-Konto. Brauch gar kein Geschäftskonto, das für das du Geld bezahlst als Selbstständiger. Oder dein altes Sparkassekonto. Come as you are. Bring dein Konto mit. Wir binden es ein. Und dann kannst du aus unserer Lösung einfach die Steuererklärung rauspacken als Software. Bei Contest bist du natürlich dann wieder in so einem Service-Dienstleistung mit deren Buchhaltungsservice. Wir sagen, das geht mit Software eigentlich gut und zukünftig immer besser. Und wenn du mal einen Steuerberater brauchst, dann haben wir einen Steuerberaterpool, wo wir dir einen vermitteln können, wo du vorher genau weißt, was es dich kostet. Wir verdienen daran auch nichts. Das ist einfach ein Serviceteil von unserer Plattform. Also es ist ein spannendes Feld, in dem wir da unterwegs sind. Und ich glaube, am Ende wird. unsere Vision ist, dass wirklich über 90 Prozent aller Selbstständigen in Deutschland ihre Steuern mit reiner Software erledigen können und keinen Steuerberater mehr brauchen, weil das kostet viel Geld. Und die Steuerberater haben auch gar nicht so großen Bock auf die Selbstständigen, weil die verdienen natürlich viel mehr an der Kapitalgesellschaft.
Joel Kaczmarek: Also ich bin da bestimmt nicht neutral, weil wir benutzen Cevdesk und wir sind Werbepartner von uns. Aber ich halte mich da sehr gerne drin auf, weil ich dann immer sehe, wie viel Geld ich verdiene. Highlight.
Tino Keller: Du bist natürlich auch schon ein, sagen wir, größerer Nutzer wahrscheinlich.
Joel Kaczmarek: Ja, ich bin schon digital affin.
Tino Keller: Genau, digital affin. Und wenn man sich reindenkt, ich glaube auch die Leute, die auf diesen Lösungen sind, sind im Zweifel ganz glücklich. Aber wenn du jetzt neu bist, du gehst neu in eine Selbstständigkeit rein und willst eine einfache Lösung und willst dich nicht mit Buchhaltung intensiv befassen und hast auch keine Kapitalgesellschaft, Lass uns doch mal diesen Vergleich, ich weiß es ist immer kacke, aber zu Textfix aufmachen.
Joel Kaczmarek: Also ist es ja auf der einen Seite dankbar, weil so jemand irgendwie das Thema an die Breite treibt mit seinem Marketing, also jemand wirklich alles litt fast sollen Werbung und weiß ich nicht was. und dann Martin Ott thront jetzt da rum und gibt da Vollgas, haben ja auch den Arsch voll Geld. und ich weiß, ich hab mit dem geredet. und dann kam so, wir machen nur Podcast-Werbung, wenn wir irgendwie 100.000 erreichen oder was. Also es müssen richtig viele Leute reinpressen. Also die sind ja wirklich auf Masse gerade. Wie ist das bei euch? Habt ihr eine ähnliche Philosophie, dass ihr sagt, ihr müsst jetzt möglichst breit streuen, mit Maschinengewehr viele Leute treffen und gucken, wie viele hängenbleiben? Geht ihr mehr auf Qualität und Tiefe? Also nicht, dass Breite nicht auch mit Qualität vereinbar ist. Aber was habt ihr euch für eine Strategie im Vergleich zu so jemandem, der gerade sehr viel Sichtbarkeit zieht, auferlegt?
Tino Keller: Klar, ich meine, Textfix ist natürlich ein anderes Business in der Hinsicht, dass sie sich an Angestellte wenden. Das heißt, dass der Großteil der Leute, alles Leute, die eigentlich keine Steuererklärung machen, das ist so ein Windfall-Profit. Das heißt, sagen den Leuten, hey, mach doch eine Steuererklärung, wenn du investierst 20 Minuten, wenn du nichts zurückkriegst, kostet dich nichts und wenn du was zurückkriegst, dann kostet dich nur 35 Euro. Das heißt, unterm Strich, why don't you go for it? Also das ist ein klarer Pitch und das kannst du natürlich auch sehr plakativ den Großteil der Leute da draußen, die eben in Angestelltenverhältnissen sind, kannst du das rausblasen und macht auch total Sinn, weil die meisten kriegen ja wirklich was zurück. Ist auch eine gute Mission, würde ich sagen, ja. Bei uns ist es natürlich ein bisschen anders, weil die Selbstständigen ist eine etwas speziellere Zielgruppe und auch ein bisschen heterogen. Das heißt, es gibt natürlich schon dann Subgruppen, die für uns besonders spannend sind. Du hast ja gerade den Vergleich nochmal zu Cevdesk gezogen. Was ja der Unterschied ist, was wir machen, ist, wir machen nicht nur die Buchhaltung, sondern wir machen auch die Steuererklärung. Wir machen zum Beispiel die Einkommensteuererklärung als einzige, würde ich sagen, die wirklich das komplette Paket als App anbieten. Umsatzsteuererklärung, Einkommensteuererklärung. Und das ist vor allem interessant, auch für Kleinunternehmer zum Beispiel oder Leute, die sich interessieren. neben dem Job selbstständig machen. Das wird dann Taxfix auch nicht mehr lösen können. Und die sagen sich, naja, jetzt habe ich, vielleicht in der Corona-Krise haben wir das viel gesehen, neben meinem Hauptjob habe ich mich selbstständig gemacht und probiere da was aus. Aber ich habe jetzt keine Lust dafür, irgendwie 800 Euro an den Steuerberater zu zahlen. Das lohnt sich ja nicht. Die können dann mit unserer Lösung sowas machen. Das heißt, wir sprechen ganz klar Leute an, die rein starten in die Selbstständigkeit. Dafür haben wir zum Beispiel so eine Online-Registrierung. Für die Selbstständigkeit, das musst du sonst über Elster machen oder Teuben Steuerberater. Wir gehen an vor allem auch Softwareentwickler. Da haben wir einen großen Anteil, die unsere Lösung nutzen. Consultants, Designer und dann auch sehr viel Kreative. Also wir haben auch zum Beispiel Leute im Bereich Tätowierer, sonst irgendwelche Artists. Also wird dann so ein buntes Feld. Aber ich würde sagen, die Kernzielgruppen waren natürlich schon die digital Affinen, die dann sowas ausprobieren wollen. Und halt auch Jüngere, die sagen, hey, es ist 2021, wieso gibt es keine App dafür?
Joel Kaczmarek: Klingt aber in der Tat nach einigen Personas, die du da befreien musst bei dir.
Tino Keller: Total, einige Personas und wie gesagt, wir gehen auch natürlich in so Branding und Content-Themen rein, haben ein paar schöne Hero-Videos gemacht, kannst dir mal anschauen, da stellen wir so ein paar Freelancer vor und ich glaube, der Use-Case ist immer unterschiedlich, das Schöne ist an der Software, über den Machine-Learning-Ansatz kannst du dann wirklich speziell auf den Job auch irgendwo zugeschnittene Steuertipps geben, was schon dann wirklich den Mehrwert sehr stark illustriert, wenn du so eine Notification kriegst, hey, zack, hier, hast du daran schon gedacht.
Joel Kaczmarek: Und du als Mann der Partnerschaften, könntest du dich nicht auch an die Cevdesks dieser Welt andocken oder LexOffices oder Contest? Also musst du es alles bei dir selbst haben?
Tino Keller: Nee, also grundsätzlich sind wir total offen für Partnerschaften und unsere Vision ist zum Beispiel auch, das möglichst API-basiert zu machen. Wie ich gesagt habe, unsere Idee ist, wir wollen eine Softwarelösung sein. für die Steuern und alles andere such dir aus, was du willst. Zum Beispiel haben wir auch viele Nutzer, die haben Kontist als Bankkonto, nutzen aber uns dann für ihre Steuererklärung, weil es eingebunden ist. Wir haben eine PST2-Lizenz, sind da bei der BaFin entsprechend auch registriert dafür und darüber kommen dann die Daten rein. Wir haben eine Kooperation mit Kaja, das ist ein Dienst, der deine Briefpost digitalisiert. Ja, super Leute, der Alex, super Typ und da kannst du zum Beispiel als Freelancer deine ganzen digitalen Briefe reinpacken, die laufen auf Rechnung automatisch dann rein bei Accountable und so hast du dann deinen Workflow, deine Buchhaltung digitalisiert. Also Partnerschaften ist für uns ein sehr erfolgreicher Ansatz, ja.
Joel Kaczmarek: Das kostet ja Spaß eigentlich für Kunden.
Tino Keller: Wir haben ein recht einfaches Pricing-System. Es gibt eine Freemium-Version, es gibt eine kostenlose Version. Damit kannst du schon mal einfach kostenlos Rechnungen schreiben und deine Belege digitalisieren. Dann gibt es die Basis-Version, die kostet 10 Euro im Monat. Damit kannst du dann mit deinem Steuerberater zusammenarbeiten. Dann hast du praktisch dein schreckliches Wort, aber digitaler Pendelordner. Das heißt, du schickst einfach deinem Steuerberater deine ganzen Dokumente digital rüber und er kann es direkt in Dativ einpflegen und für dich arbeiten. oder du sagst, hey Ich mache das alles mit der App, dann 15 Euro im Monat in der Pro-Version. Damit kannst du dann deine Umsatzsteuervoranmeldung, deine ZM, deine Einkommenssteuererklärung, alle Steuererklärungen, die du brauchst, abschicken. Und in allen Plänen hast du natürlich noch den Support durch unsere Steuercoaches, unser Team und die Steuerberater von uns in der dritten Ebene natürlich auch noch.
Joel Kaczmarek: Aber da verstehe ich, dass du es pan-europäisch machst. Bei so einem Modell musst du natürlich auch schon ein bisschen was reinpressen an Masse.
Tino Keller: Ja, also wir sehen das jetzt in der Corona-Krise, dass das Thema nebenberufliche Selbstständigkeit groß geworden ist. Wir sehen auch, dass insgesamt so ein Trend Creator Economy Fahrt aufnimmt. Viele Leute überlegen, hey, wie will ich eigentlich leben und arbeiten? Und dafür braucht es neue Tools, ein neues Tech-Stack. Da gibt es verschiedene Sachen, die man nutzen kann. Wir wollen gerne für das Thema steuern. da die beste Lösung sein und das eben auf dem europäischen Niveau, einfach weil wir auch sagen, zum einen sind wir selbst schon als Firma im Team schon echt europäisch und zum anderen macht es auch total Sinn, weil ja, ich arbeite jetzt in Berlin, aber vielleicht nächstes Jahr sagt jemand, ich will von Madrid aus arbeiten. Idealerweise kann er dann einfach das in seiner App umswitchen und ist dann im spanischen Steuermodus. Das wäre schon so die Vision, auf die wir gerne hinarbeiten wollen.
Joel Kaczmarek: Hast du da viel Churn eigentlich? Weil du hast ja gerade gesagt, ihr macht im Prinzip Fresh Starts and New Beginnings, sagt mein Freund Marco Burris immer. Und ich glaube, es ist jetzt, also weiß ich gar nicht, Selbstständige, ich überlege gerade, so Restaurants schließen ja immer, da sagt man ja nach x Jahren oder Startups nach 4 Jahren brechen so und so viel ab. Wie ist das bei euch? Kannst du da schon Zahlen prognostizieren?
Tino Keller: Ja, also dafür sind wir jetzt, würde ich sagen, doch schon eine Weile am Markt und Churn ist wirklich extrem niedrig. Also ich glaube, es liegt daran, wenn du eine Lösung hast, die für dich funktioniert, dann bleibst du auch dabei. Du hast nicht ständig Lust, da was Hohe Wechselkosten, ne? Ja, ist einfach mühsam. Wenn du sagst, hey, es funktioniert, das ist easy, dann auch, hey, das App saved my ass, ja, mal so, dann hast du da eine gewisse Treue und du weißt, es funktioniert für dich. Das heißt Churn ist sehr niedrig und das sind natürlich auch die KPIs, auf denen wir jetzt unsere Series A geraced haben. Das sehen auch die Investoren, hey, die Zahlen sind super, die monatlichen Wachstumszahlen sind super, Churn ist niedrig, das Produkt funktioniert und unsere Herausforderung ist natürlich, dass genügend Leute wissen, dass es uns gibt, eine Marke aufbauen, das Vertrauen haben und dann entsprechend das Produkt so weiterzuentwickeln, dass man es eben europaweit nutzen
Joel Kaczmarek: kann. Lass uns doch mal über deine Firma reden. Wer ist so ein Mitgründer? Wie viele Mitarbeiter habt ihr? Und wenn du schon von Investoren redest, wer hat dir denn da seinen Geldschein sozusagen unter der Tür durchgeschoben im Umschlag?
Tino Keller: Ja, also das ist ein tolles Setup eigentlich. Meine Mitgründer, der Alexis und der Nick, muss ich sagen, zwei super Typen. Ich würde sagen, somit so die besten Jungs, mit denen ich bisher arbeiten durfte. Macht super Spaß, extrem gut. clever, aber auch sehr menschlich. Also einfach sehr gute Typen. Und das spürt man natürlich auch in der Firma. Es ist ein Team, wirklich europäisch. Ich glaube, wir haben jetzt über sechs Nationen mittlerweile im Team. Und Standort Berlin, Standort Brüssel und dann noch Remote einige. Plus noch Freelancer, mit denen wir sehr eng zusammenarbeiten in der Peripherie. Und an Investoren konnten wir überzeugen Connect Ventures aus London. Und jetzt in der Series A, die wurde angeführt von Stride VC, von Fred, Excel-Partner und mit Harry Stebbings, auch ein großer Podcaster da bei Stride VC dabei. Also ein gutes Board.
Joel Kaczmarek: Klingt spannend. Und wenn du jetzt mal vergleichst, wir haben ja gesagt eingangs zu unserem Podcast, wir wollen auch mal so Fundraising now and then, Business Building now and then. Wie hat sich für dich Fundraising, also die Aufnahme von Kapital durch Investoren verändert im Vergleich zu früher? Hast du da so Momentum gehabt, wo du dachtest, ach guck mal?
Tino Keller: Ja, also Fundraising ist natürlich immer so ein, wenn ich jetzt. Zurückschau, es war eigentlich jetzt wieder so, am Anfang ist man pumped up und denkt, ja, jetzt geht's los, super geil. Dann kommt so ein bisschen so ein Strömungsabriss. Dann denkt man, wo landen wir hinten raus? Kommt irgendwie mal eine Absage. Dann denkt man so, wird das so gut, wie wir es uns erhofft haben? Und dann, wenn es dann hinten raus das Closing ist, dann die Erleichterung. Und dann aber ist irgendwie schon wieder Vergangenheit und jetzt geht's weiter back to business. Der Unterschied ist halt, 2007 würde ich sagen, war einfach in Deutschland, waren viel weniger Fonds aktiv. Also die Liste, die man hatte, war einfach viel kürzer. Neuhaus Partners war dann noch irgendwie noch am Start und es ist einfach eine andere Welt, auch andere Player, andere Professionalität auch mittlerweile im Markt, muss ich sagen, da alle Fonds haben viel tiefere Reihen, was Analysten, Investmentmanager angeht.
Joel Kaczmarek: Heute wissen die gar nicht mal, wo sie ihre Kohle lassen sollen, das kriege ich erzählt. Ist das so?
Tino Keller: Es ist schon deutlich mehr Geld im Markt, merkt man. Auch die Höhen der Runden. Ich meine, wir haben jetzt eine Series L gemacht von knapp 6 Millionen Euro. Seed waren 2 Millionen. Ja, Seed 2007, wenn man da ein halbes Jahr gemacht hat, dann war man ziemlich gut. Also würde ich jetzt im Nachhinein mal drauf schauen. Und die Gespräche und die Taktung, die Schnelligkeit auch, eine ganz andere. Also das war wirklich jetzt auch wieder eine spannende Sache. Ich habe da viel mit meinem Freund Sami von Mauricie auch ein bisschen brainstormen können, der auch gerade eine große Runde geclosed hat und war aber wieder eine interessante Erfahrung.
Joel Kaczmarek: Wie ist es so mit dem Firmenaufbau? Haben sich für dich Dinge verändert? Was konntest du auch an Wissen transferieren von den vorherigen Buden zur neuen?
Tino Keller: Ja, das ist für mich eine krasse Lernkurve. Also vorher sowas wie Promiflash war ja irgendwo auch ein Produktionsgeschäft. Und klar, die Kamerateams fahren dann zu entsprechenden Events, aber sonst Redaktion on site und wirklich vor Ort im Office. Und ich wäre auch früher jemand gewesen, der gesagt hätte, hey, um gut zu arbeiten, müssen schon alle im Raum sein, man muss aufeinandersitzen. Und das hat sich jetzt einfach verändert. Auch ein bisschen zwangsläufig natürlich, durch die verschiedenen Standorte, aber auch durch Corona verändert. Und ich bin echt erstaunt, wie gut das funktioniert mit einem Team, das einen vollen Buy-in hat, das selbst an Projekten arbeitet. Und ich habe halt gelernt, viel mehr loszulassen, zu delegieren und zu sehen, auch was für gute Ergebnisse da rumkommen. Und dass auch dieses Remote-Arbeiten echt ganz gut funktionieren kann. Wir sind jetzt heute noch auf einem Montag-Freitag-Home-Office-Setup, weil auch die Kollegen sich so wünschen. Und funktioniert erstaunlich gut, muss ich echt sagen.
Joel Kaczmarek: Wie kriegst du Kultur gemanagt in so einem Setting?
Tino Keller: Ich glaube, das ist das Schwierigste. Wir sind ja noch ein kleines Team. Wir waren immer so jetzt vielleicht 15 Leute, jetzt sind wir hoch auf 20, werden demnächst 30 sein. Wir schauen, dass wir halt entsprechend Leute haben, die rüberkommen, dass wir auch sehen. Wir haben jetzt gerade eine Woche Offsite in Griechenland auf Kreta gemacht. So am Vormittag immer Hackathon, was eigentlich ganz, ganz witzig war und dann am Nachmittag so ein bisschen mehr Events zusammen. Das hat schon einen großen Effekt gehabt. Also ich glaube, wenn man sich da, wenn man auf so ein hybrides oder remote Setup geht, meiner Erfahrung nach sind diese Sachen zusammen grillen, zusammen irgendwo auch mal feiern, immer noch Total wichtig und das muss man irgendwie als Highlight setzen. Das Hauptproblem in der Kultur ist auch Kommunikation. Wir haben ein Weekly Closing und dann, ah ja, da ist jemand Neues drin. Der wird dann so halb vorgestellt, aber stolpert so ein bisschen rein und das wird dann auch besser werden. Hier ist ein neues Teammitglied, was macht der, wer ist das? Es dauert halt viel länger, bis man jemand so in Anführungszeichen kennenlernt. Das ist schon eine Herausforderung.
Joel Kaczmarek: Ja, mir geht es ja auch manchmal so, dass ich mir so denke, manchmal würde man sich so eine Funktion wünschen, wenn du so einen Videocall hast, dass die Leute nichts anderes nebenbei machen können, dass so alles geblockt wird, weil ich habe das neulich gehabt, da habe ich irgendwie so einen Impulsvortrag gegeben vor so einer Gruppe von E-Commerce-Gurus oder wollen Gurus werden, haben eine sehr spannende, ich sage den Namen jetzt mal nicht, aber eine spannende Firma. und dann guckten die sich alle an und ich habe so erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und bin herausgegangen und dachte, boah. Das fand ich richtig scheiße, so langweilt. Dann schrieb man der Typ, die waren alle voll angezündet, voll begeistert, so lange, wir hätten kaum geredet im Nachgang über ein Thema und so, wo ich sage, hä? Habt ihr mal eure Gesichter gesehen? Und das merke ich immer, dass man so diesen Strömungsabriss, das ist ein großartiges Wort, by the way, bei Finanzierungsrunden, und den hat man da auch so ein bisschen, diesen Disconnect, ja, zu sagen Man fühlt sich da irgendwie so.
Tino Keller: Ja, es kommt halt weniger rüber. Und meine Erfahrung ist auch, dass je mehr Leute in dem Call sind und je mehr kleine Bildchen man hat, desto schwieriger wird es natürlich auch da, das aufzubauen. Also ist auch noch nicht so richtig gelöst. Und deswegen schauen wir jetzt auch, dass wir jetzt einen Team Assistant, Office Manager noch finden, die oder der uns dann hilft, das besser zu managen und Kommunikation besser zu machen, was über jetzt, sagen wir, gemeinsame Online Gaming Nights hinausgeht oder ein Beer Tasting. Also ich glaube, das bleibt eine Herausforderung, ist aber wahrscheinlich eine, die wir nicht als einzige haben.
Joel Kaczmarek: Ja, aber ich meine, es ist ja auch, weißt du, wo du gesagt hast, wie viele Mitarbeiter ihr habt. Ich finde es immer so lustig, Startups gehen ja immer so dieses FTE-Bingo ein, Full-Time Employees. Wie viel FTE darfst du denn? Als wenn das eine Metrik wäre, ne? Ich denke viel eher immer mittlerweile. Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterzufriedenheit, Kulturqualität sind für mich viel relevantere Metriken, die du natürlich nicht bei so einem Cocktail irgendwie dir zuwerfen kannst. Ja, hier, klar kannst du jetzt sagen, ich habe NPS-Score von X und dann sagen die, es ist gut oder schlecht. Aber zu sagen, wie gut deine Kultur funktioniert, ist viel geringer. Und für mich ist viele Mitarbeiter meistens sogar eher ein Zeichen von Ineffizienz. Deswegen ist vielleicht ein ganz interessanter
Tino Keller: Ja, ich meine, du merkst es auch daran, bleiben Leute lang in der Firma, gehen Leute, daran merkst du natürlich schon, wie zufrieden sind die und du musst natürlich reinhören und auch dir die Zeit nehmen dafür. Das ist natürlich auch so ein Thema. bei Online-Konferenzen oder Videocalls, die sind immer sehr stark auf ein Thema und da ist nicht viel Platz für Quatschen und das braucht man dann schon, um so ein bisschen rauszufühlen, wo steht jemand. und übrigens auch, Guter Punkt, was du gemeint hast, was die Kunden angeht. Wir machen ja wahnsinnig viele Kundengespräche auch. Auch das ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, zu hören, was ist wirklich das Problem, wo ist der Pain und wie kann man wirklich helfen dort. Und ja, Videocalls sind da ganz gut für, aber in echt sich zu treffen, ist nochmal ein Ticken besser.
Joel Kaczmarek: Ja, es gibt so ein paar Classics, die man immer falsch macht. Kultur macht man viel falsch. Man ist immer niedernah dran am Kunden, obwohl man es immer predigt. Man macht wenig MVPs, sondern ist immer so gleich schnell so hier Big Bang, Launches und so deswegen. Also lieber Tino, es war ein spaßiger Ritt und ich glaube, man merkt auch so den Wissenstransfer hin. Also kannst du viel übertragen. eigentlich, so vorausspickt mich, oder ist es ganz anders, was du gerade machst?
Tino Keller: Doch, also ich würde sagen, im Bereich Growth, Marketing, die Erfahrung, was funktioniert, auch so ein Instinkt, den man entwickelt hat, das hilft mir schon. Unternehmensaufbau, ganz klar. Und auch einfach, wie man schnell zu hoffentlich sinnvollen Entscheidungen kommt. Ich glaube, das ist, was man mitnehmen kann. Das Schöne ist, es ist nochmal eine schöne Lernkurve. Es ist ein super spannendes Geschäft, da wirklich jetzt ganz tief drin zu sein. Also doch, ich habe schon das Gefühl, es ist sehr befriedigend zu sehen, hey, das, was ich bisher gemacht habe, das hilft mir hier doch auch eine ganze Menge. Also macht schon Spaß, ja.
Joel Kaczmarek: Sehr gut. Dann drück ich dir die Daumen, dass Accountable jetzt ein ähnlicher Erfolg wird wie die vorherigen. Dass auch der Cash-Regen kommt natürlich. Und ja, um Fame geht's dir ja nicht, sondern um Leuten helfen. Deswegen, das kann ich dir ja nur feste die Daumen drücken, dass du das für möglichst viele tust. Vielen, vielen Dank.
Tino Keller: Vielen Dank, Joel. Hat viel Spaß gemacht. Danke.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.