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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital Kompakt und jeder von uns will sich ja weiterentwickeln. Man muss sich ja auch coachen lassen, also egal ob im Sport oder auch in der Businesswelt. So und mit meinen Freunden von Signal Iduna bin ich dann auf eine Firma aufmerksam geworden. Die geht ja gerade durch die Decke wie eine Rakete und zwar trägt sie den schönen Namen CoachUp. Für mich ist es eine ganz lustige Reise zurück in die Vergangenheit, weil ich mit Matti und Jannis, den beiden Brüdern, die das gegründet haben, Nibel Schütz ihr Nachname, man kennt sie vielleicht noch von meinem Parfum, gefühlt immer mal Berührungspunkte hatte, aber wir uns eigentlich nie direkt kennengelernt haben. Mit ihrer digitalen Coaching-Plattform CoachUp, wie gesagt, die sie jetzt gestartet haben, Da würde ich halt mal wirklich sagen, da ist echt PS auf der Straße und ich will heute mal verstehen, wie funktioniert das? Also wie attraktiv ist das auch für Firmen, an solchen Coachings teilzunehmen? Wie arbeitet das Unternehmen selber? Also wie sieht das Geschäftsmodell aus? Was sagen die KPIs? Und ich suche ja noch ein bisschen so das Haar in der Suppe. Bisher habe ich es noch nicht gefunden, was bei mir relativ selten ist. Also, liebe Hörerinnen und Hörer, CoachUp macht einen echt guten Eindruck, sehr potent finanziert und ich glaube, ihr werdet viel Spaß haben, das heute mal näher kennenzulernen. So, und that being said, lieber Matti, moin moin und schön, dich kennenzulernen. Ja, hallo.
Matti Niebelschütz: Herzlichen Dank. Freut mich auch, dass es nach so vielen Jahren jetzt mal persönlich klappt. Freue mich, heute hier zu sein.
Joel Kaczmarek: Ja, endlich mal im echten Leben, nicht nur virtuell. Und erzähl mal ganz kurz, also ihr seid eigentlich ja in der Parfümbranche gewesen, du und dein Bruder, mit My Parfüm irgendwie immer in den Gazetten gewesen. Wie seid ihr dazu gekommen, dass ihr jetzt eine Plattform für Coaching gründet? Wie war da so die Genese?
Matti Niebelschütz: Ich glaube, das Wichtigste ist, ich habe die Company zusammen mit meinem Bruder Jannis gegründet, dass wir eigentlich schon seit Kindesbein zusammen allerlei entrepreneurische Sachen unternehmen. Das fing dann an mit quasi gemeinsamen Jugendprojekten, Jugendzeitschriften, die dann irgendwie auf Mutters Drucker, ausgedruckt wurden, ohne ihr Wissen natürlich, und dann auf der Straße verkauft wurden. Nee, aber dann auch später sozusagen im professionellen Kontext. Ich glaube, zu Studienzeiten haben wir erst angefangen, im E-Commerce-Bereich Wein zu verkaufen, sind dann umgeschwenkt von Wein auf Parfüm, wo ich ja dann längere Zeit unterwegs war, und haben uns dann langsam so angetastet von B2C-E-Commerce in B2C-Marketplace- dann langsam in B2B-Marketplace-Modelle, um dann zu merken, und das ist so ein bisschen, was Janis getriggert hat, dass das, was wir wirklich, wirklich lieben, sind B2B-Software-as-a-Service-Modelle. Und das Ganze hat uns dann vor etwas über vier Jahren zu CoachUp geführt, wo wir einfach uns dann nach mehr als zehn Jahren gemeinsamen Unternehmertum gemerkt haben, Es macht uns einfach unheimlich viel Spaß, zusammenzuarbeiten, etwas aufzubauen, wirklich was Bedeutendes aufzubauen und funktioniert auch ganz gut mit uns beiden. Und haben dann gesagt, okay, jetzt lass uns doch mal ein gutes Business aufbauen. Und was für uns bedeutet, auf der einen Seite wirtschaftlich gut, also spannender Markt, spannende Unit Economics, gutes Wachstumspotenzial und ganz wichtig, gleichzeitig etwas Gutes tun. Und wirklich ein klein bisschen einen Unterschied in dieser Welt zu machen. Und mit Coaching helfen wir den Menschen, ihr volles Potenzial zu entfalten und nebenbei auch den Unternehmen das volle Potenzial ihrer Mitarbeiter zu entfalten. Und das ist quasi unser Beitrag für eine bessere Zukunft.
Joel Kaczmarek: Und ihr macht das auch wirklich streberhaft. Also ich habe mir eure Seite sehr genau angeguckt. Wenn man da zum Beispiel sich umschaut, dann schreibt ihr auch viel so über Diversity und dann guckt man sich das an. Was heißt das denn für euch? Ihr habt irgendwelche Katas unterzeichnet, ihr habt irgendwie barrierefreie Büros, ihr habt irgendwie geschlechtsneutrale Toiletten. Eine Kultur, wo halt jeder eingestellt wird, egal woher er kommt, egal ob jetzt Geschlecht, Religion, Herkunft oder, oder. Da habe ich gedacht, Jesus, was sind das denn für Streber? Ja, ich wäre da mit Wachstum beschäftigt und die machen hier schon so die 2.0-Schritte. Nämlich auch sowas. Aber mal zum Inhalt. Wie hat euch denn das Thema Coaching getriggert? Also warum ausgerechnet Coaching? Ich kann verstehen, E-Commerce, finde ich, ist eigentlich nicht so das geile Ding, weil man immer dasselbe macht, glaube ich. Man muss immer mehr verkaufen. Wie sagt man immer, Retail ist Detail. Okay, es ist auch schwer, aber es ist ja, glaube ich, ganz anders, eine Plattform aufzubauen. Und man hat natürlich auch ganz andere Wertentwicklungen, die drin sind. Okay, und dann suchen ja die meisten Leute aber jetzt will ich eine Plattform bauen, ich will was mit Impact machen, aber was ist denn auf der Plattform? und wie ist es bei euch gekommen, dass es Coaching wurde?
Matti Niebelschütz: Also ganz genau war es bei uns tatsächlich dann vor etwas mehr als vier Jahren. Janis war da gerade in Dublin unterwegs. Ich habe ihn besucht und es war so genau die Phase, wo wir gesagt haben, Mensch, wir sind beide bereit, den nächsten Schritt in unserer Karriere zu machen. Er soll wieder in den unternehmerischen Bereich gehen und haben dann eben gesagt, wir wollen ein gutes Business aufbauen. Und dann haben wir überlegt, was bedeutet eigentlich für uns Purpose? Was bedeutet uns etwas, Und dann haben wir gemerkt, wir hatten das große Privileg, vor 15 Jahren, als wir das erste Mal Gründer wurden, als wir das erste Mal Manager wurden, auch direkt einen Coach zu haben. Und ich muss sagen, das war für mich wirklich lebensverändernd. Ich meine, ich kam damals direkt aus der Uni. In der Uni lernt man viele schöne Sachen, viele Theorien, viele Konzepte. Aber wie man Mitarbeiter leitet, wie man Mitarbeiter motiviert, delegiert, führt, wie man seine Stakeholder managt, all das lernt man nicht in der Uni. kann man, glaube ich, auch nicht theoretisch lernen. Und bei mir war es dann sogar so weit, ich wusste noch nicht mal, wie ich mich selbst manage. Ich war ja komplett grün. Wie setze ich Prioritäten richtig? Wie manage ich meine Zeit? Und da hat wirklich mein Coach einen Riesenunterschied gemacht. Und dann haben wir so gesprochen und haben überlegt, warum ist es eigentlich so, dass eigentlich Coaching, jeder weiß, wie mächtig Coaching sein kann, aber hauptsächlich so Vorstände und wirklich das C-Level haben normalerweise Zugang zu Coaching. Warum ist es nicht so, dass wir das Mitarbeitern aller Karrierelevel zugänglich machen? Und dann haben wir gesagt, okay, das ist wirklich was Großes, das ist auch eine gewagte Idee, genau sowas, was wir mögen und haben gesagt, okay, lass uns wirklich mal zusammentun und lass uns Coaching demokratisieren für Mitarbeiter aller Karrierelevel weltweit.
Joel Kaczmarek: Ja, da bin ich jetzt nicht böse, dass die Kollegin das nicht hingekriegt hat. In meiner Ausbildung sind ja irgendwie auch Zehntausende von Euro geflossen. Ich habe das halt einfach gelernt. Mir wurde es von der Peak auf beigebracht. Das war genau so ein Momentum, wie du gerade beschrieben hast. Der C-Level-Executive, der kriegt das also wirklich bis auf alle Detailebenen runtergebrochen. Und das Team darunter aber eigentlich nicht. Und wie läuft das bei euch? Also wenn ich mich jetzt bei euch anmelde, was passiert? Absolut.
Matti Niebelschütz: Und so ist es nämlich tatsächlich auch. Wir sind ja im 21. Jahrhundert. Das ist ja sozusagen das Jahrhundert des Menschen. Ich meine, die meisten Businesses, die wir sehen, sind ja wirklich getrieben von unserem Gehirnschmalz dahinter. Es ist ja nicht mehr so wie im 18. Jahrhundert, wo es darum geht, welche Fabrik hat irgendwie die größten Maschinen, sondern die meisten Mitarbeiter sind jetzt ja Wissensmitarbeiter. Insofern macht es auch nur Sinn, dann auch an seine Mitarbeiter zu investieren. Und das heißt eben nicht, ich nehme einfach mal alle Mitarbeiter in einen Klassenraum und setze vorne einen Lehrer hin, der erzählt ihnen dann einmal im Jahr eine Woche lang, wie sie zu managen haben oder wie sie ihre Karriere zu entwickeln haben, sondern es ist eben, wir sind individuell. Und entsprechend, das funktioniert Coaching ja auch so, dass wir genau an unseren Themen genau dann arbeiten, wenn es relevant ist. Und ähnlich wie beim Sport, das passiert halt nicht einmal eine Woche Offsite im Jahr, sondern muss immer wieder hin. Jede Woche oder jede zweite Woche oder wie häufig man auch seine Intervalle macht. Bei uns funktioniert es so. Dass wir uns tatsächlich an Unternehmen richten, vor dem einfachen Hintergrund, weil wir dadurch sehr, sehr viele Menschen unterstützen können. Und ein Unternehmen definiert dann, welche Mitarbeiter Zugang zum Coaching bekommen sollen, kann dann direkt über unsere Plattform die Mitarbeiter einladen und dann ist es wirklich eine tolle User Experience. Das heißt, du kriegst die Einladungs-E-Mail, hallo, du hast hier eine Einladung zum Coaching. Man macht ein Assessment, ein Stärken-Assessment am Anfang, um herauszufinden, was sind eigentlich meine Coaching-Themen, an denen ich arbeiten möchte. Kriege dann den passenden Coach empfohlen und kann direkt über unsere App den Coach auswählen und direkt ins Coaching starten. Das heißt, wir haben wirklich ein geschlossenes Ökosystem, wo man von Anfang zu Ende immer von uns unterstützt wird und direkt im Coaching-Prozess sein kann. Zwischendurch dann auch immer wieder schöne Learning-Inhalte hat. Ich weiß, als ich damals vor 15 Jahren mein Coaching hatte, dann hat mein Coach mir zwischen den Sessions dann immer Zeitungsartikel abfotografiert und geemailt. Das ist halt heutzutage nicht mehr ganz zeitgemäß. Wir haben natürlich alles in der App highly digestible. Wir haben 30 Leute in unserem Coach-Apps-Studio mit eigenem Video-Studio und Co., wo wir wirklich spannenden Learning-Coaching-Content dann auch bereitstellen und den ganzen steuern wir dann auch natürlich für unsere Coaches entsprechend aus, dass es jeweils zum Profil passt.
Joel Kaczmarek: Und was sind so die Themenbereiche, in denen ihr coacht? Also ist es irgendwie nur Leadership oder sind es konkrete Inhalte, sowas wie, keine Ahnung, Agile, Scrum, was unterrichtet ihr denn sozusagen?
Matti Niebelschütz: Wir coachen alles, was sich Transferable Skills nennt. Man könnte auch sagen Soft Skills, Leadership Skills. Das sind zum einen Themen, die einen als Individuum betreffen, wie zum Beispiel mein Zeitmanagement, mein Stressmanagement. Jetzt zum Beispiel gerade in Corona-Zeiten, ich bin zu Hause. Wie mache ich denn, wie gehe ich denn mit der Situation um, dass ich rund um mich herum vielleicht meine Familie herumtome? habe, aber trotzdem viele Deadlines bei der Arbeit habe? oder wie gebe ich denn einem Mitarbeiter wirklich eine Unterstützung in einem digitalen Kontext, sowas ist alles mit dabei, aber auch wie agiere ich im Kontext meiner Organisation, also wie motiviere ich mein Team, wie arbeite ich am besten mit meinem Vorgesetzten, wie delegiere ich am besten, alles das, was keine Hardskills sind, da unterstützen wir.
Joel Kaczmarek: Ich habe gesehen, ihr macht ja sogar auch zu sehen jetzt Dinge im Bereich Wellbeing. Also ich habe gesehen, da gibt es auch sowas wie Schlafen oder so. Also wie schlafe ich gut? Also ich betrachte mich selber als ziemlich Avantgarde bei solchen Dingen. Ich verstehe das sofort, dass ich sage, ja klar, ein unausgeruhter Mitarbeiter oder Mitarbeiterin ist auch keine produktive Mitarbeiterin. Und am Ende des Tages darf man den Menschen nicht immer nur so Arbeit und Privatleben separiert sehen, aber ist es so, wie ich es von außen wahrgenommen habe, dass ihr das sozusagen wirklich auch so ganzheitlich angeht? Genau, das ist das richtige Schlagwort, dieses ganzheitliche.
Matti Niebelschütz: Weil als Mensch, wir sind ja nicht, wir haben ja nicht zwei Persönlichkeiten, wir haben ja nicht eine Persönlichkeit 9 to 5. Das ist mein Business-Ich und dann ein privates Ich und sozusagen so mein Hut, den ich auf und ab lege, sondern wir sind der gleiche Mensch dahinter. Und das heißt, den Stress, den ich vielleicht auf der Arbeit habe, trage ich auch mit nach Hause. Genauso ist vielleicht auch der Stress, den ich zu Hause habe, trage ich auch mit zur Arbeit. Und genau da setzen wir an, dass wir den Mitarbeiter ganzheitlich unterstützen und das funktioniert auch sehr gut. Das muss ich auch ehrlich gesagt sagen aus meinem eigenen Coaching. Mein Coach sagt mir häufig, dein Verhalten, wie du dich im Business-Kontext verhältst, hat ganz häufig übrigens in deiner Jugend seine Gründe. Und wenn man das weiß, dann kann man viel besser an sich selbst arbeiten und letztendlich die Mitarbeiter zum einen unterstützen, halt wirklich an ihrer Resilienz zu arbeiten, glückliche, zufriedene Mitarbeiter zu sein. Vor allen Dingen aber steigt dadurch natürlich auch die Produktivität. Und auch aus wirtschaftlicher Betrachtung macht das Investment ganz klaren Sinn für die Unternehmen.
Joel Kaczmarek: Und wie verhält es sich mit den Coaches? Sind es bei euch angestellte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen? Oder sind das, sage ich mal, frei am Markt Agierende, die ihr wie eine Plattform wirklich nur bündelt?
Matti Niebelschütz: Das ist ein bisschen aus beiden Welten. Und man muss einfach sagen, die Coaches, das sind unsere Stars. Mal ganz offen gesprochen, wir haben eine Plattform. Ich glaube, wir haben eine sehr tolle Plattform. Letztendlich diejenigen Menschen, die einen großen, großen Unterschied im Leben unserer Coaches machen, sind eben die Coaches. Und da sind wir in der glücklichen Position, dass wir wirklich die weltbesten Coaches gewinnen können. Die sind freiberuflich. Viele, viele von ihnen sind bei uns exklusiv. Die sind wirklich Teil einer Community bei uns. Und unsere Coaches sind ja ausschließlich digital unterwegs. Wir glauben an eine digitale Zukunft. Unsere Kunden lieben das auch, dass sie wirklich diese Flexibilität haben, auch als Mitarbeiter. Ich kann mich coachen lassen, wann immer es mir am liebsten ist. Während der Arbeitszeit ist es vielleicht in Morgen- oder Abendstunden und wo immer. Ich habe mit einer Coaching gesprochen, die war total begeistert, die hat gesagt, naja, sie ist so ein bisschen so ein Weltenhopper, hat einen arabischen Hintergrund, lebt lange Zeit in London und dann manchmal auch in Berlin. Das ist für sie komplett egal, sie kann dieses digitale Nomadentum leben und dabei eben coachen und gutes Geld verdienen. Das heißt, Wir haben eine enge Community, eine enge Gemeinschaft. Die Coaches sind aber trotzdem Freelancer.
Joel Kaczmarek: Und ich habe da über dieses Thema adverse Selektion nachgedacht, was ich von MyHammer damals kannte. Also bei MyHammer war es ja auch so, du konntest irgendwie, als die mal ursprünglich begonnen haben, waren das ja so Rückwärtsauktionen. Ich meine, mein Bad ist irgendwie verstopft. Ich brauche einen Handwerker. Hier ist der Auftrag. Und wer bietet mir den besten Preis? Und das hat sozusagen den Effekt gehabt, dass natürlich die schlechten Handwerker sich eher darauf bewerben als die guten, weil die guten halt ausgelastet sind und nicht zu dem kleinen Preis arbeiten wollen. Und ich habe darüber nachgedacht, ob ihr das gleiche Thema nicht auch habt. Wenn ich ein richtig guter Coach bin und irgendwie signifikante Tagessitze habe, will ich ja eigentlich Unabhängigkeit und will ich vielleicht nicht an eine Plattform wie euch noch was abgeben. Wie seid ihr denn davor gefeit, dass ihr nicht auch in adverse Selektion reinlauft?
Matti Niebelschütz: Ich glaube, das Wichtige ist, man muss erstmal den Markt richtig durchdringen. Und der Coaching-Markt, wie er funktioniert, viele der Coaches, mit denen wir arbeiten, sind erfahrene Manager, die das für lange, lange Zeit gemacht haben, die dann irgendwann in ihrer Karriere merken, das, was ihnen am meisten Spaß macht, ist es tatsächlich, Menschen zu entwickeln und Menschen zu unterstützen. Dann machen sie eine Coach-Ausbildung. Und wollen dann in einem Teilzeitmodell im Bereich Coaching sich selbstständig machen. Was sie dann merken, ist, dass es tatsächlich auch ganz, ganz viel Verkaufen bedeutet. Und niemand hat sich dafür angemeldet, zu sagen, ich möchte jetzt die Hälfte meiner Zeit verkaufen, sondern unsere Coaches wollen Menschen unterstützen, wollen auch keine Steuererklärungen machen oder Rechnungen schreiben oder Kunden. hinterherrennen, sondern wirklich coachen. Und genau da setzen wir an, dass wir sagen, guck mal, alles andere übernehmen wir. Die ganze Admin, das ganze Verkaufen, die Verhandlungen, Personalabteilung, Einkaufsabteilungen, Legalabteilungen, Complianceabteilungen und Co. Und ihr als Coaches könnt ihr wirklich auf das konzentrieren, was euch bewegt, nämlich das Coachen. Und ganz nebenbei auch netto nochmal deutlich mehr verdienen, weil eben diese ganzen anderen Tätigkeiten wegfallen. Und wenn man sich die Statistiken anguckt, 97 Prozent aller Coaches tun das ganze Jahr in Teilzeit und die aller, allerwenigsten davon haben eine Auslastung, dass sie keine freien Kapazitäten hätten. Das heißt, wir unterstützen, dass die Zeit, die unsere Coaches in Coaching investieren können, wirklich deutlich zu erhöhen.
Joel Kaczmarek: Ah, okay, wusste ich gar nicht. Interessant. Ich denke immer nur so, wir haben hier mit Stefan Lammers irgendwie einen Business-Coach, der uns irgendwie immer in die Hand nimmt und mit uns ja auch in unserem Leadership-Podcast ganz viel darüber redet. Und wenn ich den fragen würde, gehst du auf eine Plattform, würde der mir, glaube ich, einen Vogel zeigen. Aber ich verstehe schon den Punkt, den du sagst, dass irgendwie Vertrieb und irgendwie die ganze Admin und so das anders wird. Wie geht ihr denn aber ran und sichert die Qualität? Also wie evaluiert ihr denn eure Coaches?
Matti Niebelschütz: Qualität ist für uns einer der aller, aller wichtigsten Eckpunkte. Vor allen Dingen ist das auch der Punkt, warum unsere Kunden mit uns arbeiten. Wenn ich jetzt einen Coach suche und ich gehe zum Beispiel auf Google, Dann sehe ich da irgendwie den besten Marketer vielleicht ganz oben, der am besten in AdWords und Co. ist. Mit Sicherheit finde ich da nicht den besten Coach und mit Sicherheit finde ich nicht den besten Coach für mein spezifisches Setup. Das heißt, wir investieren sehr viel in die Qualität unserer Coaches und auch unserer Coachings. Wir haben ja Professor Jonathan Passmore aus England als unseren Senior Vice President of Coaching. Einer der internationalen Vordenker im Bereich Coaching, selbst seit über 20 Jahren im Bereich Coaching, Coaching-Ausbildung, Supervision unterwegs. Und entsprechend haben wir sehr strenge Qualitätsstandards gesetzt. Wir akzeptieren nur 5% aller Coaches weltweit. Das heißt, wir setzen wirklich auf professionelle Coaching-Ausbildung, Erfahrung. Und dann die Coaches, die bei uns auf die Plattform aufgenommen werden, kriegen auch noch eine digitale Coach-Ausbildung. Das heißt, wir haben wirklich eine eigene Ausbildung, ein eigenes Zertifikat. Na klar, der Jonathan hat einen universitären Coaching-Ausbildungsgang entwickelt und zum einen der größten weltweit gemacht. Das heißt, er weiß natürlich, wie es geht. Und darüber hinaus haben wir dann eine Qualitätskontrolle und eine Supervision und ein Fortbildungsprogramm für unsere Coaches, ähnlich wie man es vielleicht auch von Airbnb kennt. Nach meinem Aufenthalt werde ich gefragt, wie war denn der Aufenthalt? Und genauso fragen wir natürlich unsere Coaches, wie war denn deine Coaching-Session? Und das Ganze ermöglicht uns einen sehr hohen Qualitätsstandard. tatsächlich sogar mit einem NPS, also einem Net Promoter Score, einer Mitarbeiterzufriedenheit von über 70, was deutlich über dem Apple NPS ist. Das heißt, man kann tatsächlich sagen, Mitarbeiter sind glücklicher mit ihrem CoachUp Coach als Apple Fans mit ihrem iPhone.
Joel Kaczmarek: Da hast du deine eigene PR mal hier. Gut gelernt. Sehr gute Bildbildung. Ich muss dich aber mal ganz naiv und dumm fragen. Wenn man sagt, ich bin Coach, gibt es da irgendeine zertifizierte Ausbildung? Also ist das irgendwie ein geschützter Beruf? Weil das kann ja alles und nichts sein. Ich kann ja zu allem und nichts coachen. Es gibt ja auch die verschiedensten Methoden dazu. Wovon reden wir eigentlich, wenn wir sagen, ich bin zertifizierter Coach?
Matti Niebelschütz: Das ist genau die große Herausforderung. Was unterscheidet einen Business-Coach, der den Erwartungen unserer Kunden entspricht, von vielleicht allen anderen? Wenn man mal auf LinkedIn geht und nach Coach sucht, dann wird man Millionen von Coaches finden. Ich habe vor einigen Wochen eine Zeitung aufgeschlagen. Ja, ich gebe zu, ich habe eine Papierzeitung aufgeschlagen. Ich weiß, das war eine interessante Erfahrung. Da drin wurde angeboten, einen Wochenendkurs zur Coach-Ausbildung anzubieten. Solche Ausbildungen in allen Ehren, das ist nicht, wovon wir sprechen. Wir sprechen von professionellen Ausbildungen. Wir sprechen von Ausbildungen, die üblicherweise deutlich über ein halbes Jahr dauern, die üblicherweise mit einem Zertifikat enden und einen sehr hohen Qualitätsstandard haben. Viele unserer Coaches sind auch Mitglieder in den großen Verbänden. Wir haben auch eine enge Zusammenarbeit mit den großen Verbänden und das ist natürlich kein erster Ansatzpunkt, um eine hohe Qualität zu garantieren.
Joel Kaczmarek: Und wie individualisierbar ist das dann? Also jeder trägt ja so ein ganz persönliches Päckchen mit sich rum. Mal sind es teambestimmte Dinge, mal hat es mit der Firmenkultur zu tun, mal mit dem Privatleben. Wie intensiv wird quasi auf die Individualität des Kunden eingegangen?
Matti Niebelschütz: Es gibt eine hundertprozentige Individualisierung. Am Anfang des Coaching-Prozesses gibt es natürlich immer ein Assessment, wo man erstmal festlegt, was könnten denn die Themen sein, an denen ich mich coachen lassen möchte. Ich persönlich bin ein großer Fan davon, die Stärken zu stärken. Es gibt auch andere Sätze, wo man sagt, okay, was sind vielleicht meine Schwachpunkte. an denen ich arbeiten möchte. Das Wichtige ist, dass das Assessment immer mit dem Coach in der ersten Session besprochen wird und das gemeinsam besprochen wird, was ist denn das Coaching-Ziel? Wohin soll denn die Reise gehen? Und es ist natürlich ein längerer Prozess. Gleichzeitig kann es auch immer wieder sein, dass zwischendurch Sachen hochpoppen. Es kann zum Beispiel sein, habe ich jetzt einen neuen Konflikt im Team vielleicht oder gab ist ein Managementwechsel? oder habe ich vielleicht selbst einen neuen Karriereschritt gemacht? und die ganzen Themen kann man dann natürlich auch immer aktuell mit dem Coach besprechen, um dann wirklich die Situation bestmöglich zu meistern. Die Bandbreite an Themen ist sehr groß und das ist auch der große, große Vorteil gegenüber klassischen Learning und Development Maßnahmen, wo quasi ich in einer Klasse bin, alle hören das Gleiche, unabhängig davon, ob das Thema für mich individuell relevant ist oder nicht, also es ist höchst individuell.
Joel Kaczmarek: So, und jetzt hören uns hier Menschen zu und sagen, ach, das ist aber interessant, was der Mati da interessiert. Und jetzt wollen die vielleicht abklopfen, ob es für sie relevant ist. Wer ist denn eigentlich eure Zielgruppe? Also reden wir hier nur von Corporates, wo dann irgendwie DAX-Vorstände ihre zweite, dritte, vierte Ebene da durchschleusen. oder können das theoretisch auch ganz junge Unternehmen machen? Also welches Karrierelevel und welche Firmenebene?
Matti Niebelschütz: Wenn man sich mal die alte Welt anguckt, in der alten Welt war Coaching ja etwas, was nur für die Vorstände und ganz, ganz wenig, so 0,01 Prozent der Weltbevölkerung überhaupt zugänglich war. Unsere Vision und weswegen wir wirklich CoachUp gegründet haben, lass uns Coaching demokratisieren. Lass uns Coaching allen zugänglich machen. Und jetzt sind wir natürlich nicht nur Visionäre, sondern auch Realisten. Wir wissen, das geht nicht alles sofort von einem Tag auf den anderen. Insofern fangen wir an, wir sind im B2B, im Geschäftskundenkontext unterwegs. Das heißt, wir arbeiten in der Vertragsgestaltung immer mit den Unternehmen zusammen. Und da unterstützen wir aber wirklich Karriere, alle Karrierelevel. Das kann sozusagen das Managementlevel sein. Das kann Talententwicklungsprogramme sein, das können Mitarbeiter-Wellbeing-Programme sein, das kann Veränderungsprozessbegleitung sein, das kann zum Beispiel Female Leadership sein. Also wirklich für alle Karrierelevel ist was dabei. Vielleicht ganz klein. am Rande noch, wir bei CoachUp, wir sind jetzt ja mittlerweile auch 700 Mitarbeiter weltweit, bei uns bekommt jeder Coaching. Von C-Level bis hin zur Praktikantin. Das ist natürlich für die meisten Unternehmen noch ein weiter Schritt, aber das macht auch eine Menge mit der Unternehmenskultur. Mal ein ganz konkretes Beispiel. Jedes Unternehmen hat Konflikte, jedes Team hat Konflikte. Wir sind Menschen. Es ist einfach vorprogrammiert, dass wir Konflikte haben. Wenn man wirklich aber in seine Teams investiert, dann werden die Konflikte häufig vorbesprochen. Und was ich bei uns ganz interessant merke, ist, man geht dann in eine Konversation rein und man merkt ganz genau, der andere hat schon vorher mit seinem Coach drüber gesprochen und man selbst auch, sodass man viel schneller in einen lösungsorientierten Modus gehen kann. Also wir unterstützen wirklich Mitarbeiter aller Karrierelevel.
Joel Kaczmarek: Okay, also vom Head-Off bis zum Hausmeister, verstanden. Und jetzt wollen wir uns ja mal so ranhangeln, wie ihr abrechnet. Also läuft es nach dem Motto, Pro Monat, pro Mitarbeiter, so und so viele Stunden zum Kostensatz X? Oder ist es Pay as you waste? Also für jede genommene Stunde zahlst du einen fixen Betrag? Wie muss ich mir das vorstellen?
Matti Niebelschütz: Wir haben uns daran orientiert an E-Learning-Modellen. Das ist auch was, was viele von unseren Kunden tatsächlich können. Da zahlt man quasi pro Mitarbeiter pro Monat oder pro Zeiteinheit. Und uns ist auch ganz wichtig, dass wir sagen, wir haben ein, ja man kann sagen, ein Flatrate-Modell an Coaching, weil wir eben alle individuell sind. Und weil wir auch zeitlich manchmal individuell sind. Und manchmal gibt es wirklich eine Phase, da habe ich einen sehr, sehr großen Coaching-Bedarf. Da muss ich vielleicht sogar mehrmals die Woche mit meinem Coach an bestimmten kritischen Themen arbeiten. Dann gibt es aber auch manchmal Sachen, wo ich ein bisschen relaxter bin, wo ich sage, du warte mal, ein bis zwei Coaching-Sessions für mich im Monat sind gerade vollkommen ausreichend. Wir haben tatsächlich ein Unlimited-Coaching-Modell und wir rechnen ganz normal wie ein E-Learning-Modell auch nach Seed-Prices sozusagen ab.
Joel Kaczmarek: Und was kostet das pro Monat pro Mitarbeiter? Das ist ganz individuell.
Matti Niebelschütz: Das hängt immer von dem Unternehmen ab, von dem Use-Case ab, natürlich auch von der Anzahl der Mitarbeiter, von den Karriere-Leveln ab. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass es ein extrem kleiner Bruchteil des Jahresgehalts der Mitarbeiterin ist. Und wenn man mal überlegt, was hat es denn eigentlich für eine Auswirkung auf den Mitarbeiter? Das heißt wirklich, vielleicht was für eine Reduktion in Personalwechsel, Personalverlust hat das Ganze? Wie viele Krankheitstage hat der Mitarbeiter? Welches Motivationslevel hat der Mitarbeiter? Welches Produktivitätslevel hat der Mitarbeiter? Dann ist es für die meisten von unseren Kunden relativ leicht, mathematisch das nachzuvollziehen und noch mehr sogar ins Coaching zu investieren.
Joel Kaczmarek: Ich verstehe deine Antwort, die ist auch total schabant, aber ich will das immer so genauer verstehen. Hast du so einen Medianpreis? Es beginnt bei 500 Euro im Monat pro Mitarbeiter und es endet bei 15.000 oder sowas in der Art, irgendwie so eine kleine Hange?
Matti Niebelschütz: Also zum Pricing kann ich leider keine Aussage treffen, aber interessierte Unternehmen können uns natürlich immer gerne ansprechen und dann sind wir da gerne immer dabei, individuell zu besprechen, was am besten für das Unternehmen funktioniert.
Joel Kaczmarek: Matti, du Politiker, ey. Ich sehe schon, muss ich hier off the record nochmal nachhaken bei dir, wenn ich mich selber dafür interessiere. Okay, na gut, ich lasse dich vom Haken, aber egal. Ich verstehe schon, was du meinst, also Investment, aber es ist vielleicht eine gute Brücke, sich mal mit dir über ROIs zu unterhalten. Also jetzt hören die Menschen zu, sind jetzt wie ich ein bisschen angeknarzt, dass sie nicht wissen, was es pro Monat kostet, aber ihre Neugierde ist geweckt. Wie verkauft man denn auf eurer Seite noch, was so der ROI ist? Also du hast ja eben schon ein bisschen was gesagt, Teamkultur, Produktivität wäre für mich ein Thema. Also hast du so belegt, nach den Jahren, die ihr das mittlerweile macht, was für einen Impact das hat?
Matti Niebelschütz: Absolut. Wie ich auch schon gesagt habe, für Janis und mich, als wir das Unternehmen gegründet haben, war es wirklich wichtig, von Anfang an zu sagen, wir wollen ein Unternehmen gründen, was einen Impact macht. Und dann ist natürlich die Frage, was bedeutet denn eigentlich dieser Impact für unsere Kunden? Und wenn man mal vergleicht, wo haben unsere Unternehmen vorher investiert, das waren eben klassische Learning und Development Ausgaben, das heißt ein Classroom Training, ein Offsite, ich schicke alle meine Mitarbeiter entsprechend dann dahin. Und wie wurde sowas klassisch gemessen? Mit sogenannten Happy Sheets. Das heißt, hinterher wurden die Mitarbeiter gefragt, wie war es denn? Und dann irgendwie Happy Smiley oder Trauriger Smiley und das war es an Messbarkeit in einem klassischen. Insofern, viele unserer Unternehmen fragen erstmal, wie zufrieden sind denn die Mitarbeiter? Und da kann ich dann einfach nur sagen, das ist dann für uns ein Heimspiel, eben weil wir ja einen NPS haben, der höher ist als der Apple-NPS. In der Regel ist es tatsächlich so, und das hat mir vor kurzem eine Personalleiterin, einer unserer Kunden berichtet, die Mitarbeiter, die wir coachen, werden zu internen Fans. Die gehen rum, die erzählen ihren Kollegen davon, wie sehr es quasi ihr Leben und auch ihr Arbeitsleben verändert hat und dann generieren wir dadurch natürlich immer mehr Interesse innerhalb der Organisation. Und das ist einfach super. Ich sage, wenn man ein Produkt hat, was gut am Markt ankommt, dann ist es, glaube ich, schon mal sehr, sehr wichtig. Auf der anderen Seite sind auch immer mehr Personalabteilungen und Unternehmen natürlich viel, viel datengetriebener. Das heißt, wir haben natürlich Dashboards, wo wir darüber berichten, wie wird es denn genutzt? Wie ist denn das eigentlich? Die Aktivität der Mitarbeiter auf einem aggregierten Level, auch an welchen Themen arbeiten die denn eigentlich? Und da kriegen wir auch häufig das Feedback, dass es sehr interessant ist, dass zum Beispiel Unternehmen gar nicht wussten, was die Stärken und vielleicht Entwicklungspotenziale ihrer Belegschaft sind, die dann sagen, ah, ja, alles klar, meine Mitarbeiter arbeiten vielleicht hauptsächlich an Zeitmanagement und Stressmanagement. Vielleicht sagt das ja auch ganz viel über meine Unternehmenskultur auf und vielleicht kann ich sogar darüber hinaus noch Programme anbieten, um meine Mitarbeiter zu unterstützen. Und dann geht es natürlich auch ganz tief später rein in die graduelle Messung, was dann entsprechend, was ist dann wirklich der Impact auf die Krankheitstage, auf die Teamproduktivität und Co. Bis hin zu manchen Unternehmen, die dann auch wirklich sagen, sie wollen es wissenschaftlich angehen. Und wir haben ja ein Science Lab, ein Coaching Lab. Hatte ich ja schon kurz über Professor Jonathan Parsmore berichtet. Wir haben 30 Verhaltens, Wissenschaftler bei uns im Team weltweit und unterstützen dann entsprechend unsere Kunden auch dabei, das Ganze messbar zu machen. Und es geht so weit, dass manche Unternehmen tatsächlich wirklich einen AB-Test machen, wo sie sagen, eine Kohorte meiner Mitarbeiter lasse ich entsprechend von CoachUp coachen. Eine andere Kohorte bekommt keine Unterstützung durch Coaching. Und dann gucke ich einfach mal, wie sich diese KPIs entsprechend unterschiedlich verhalten. Und so kann man es dann ganz einfach ausrechnen.
Joel Kaczmarek: Und wie muss ich mir das als Produkt vorstellen? Also sagen wir mal, Haken hinter der Matte, die hat uns jetzt überzeugt. Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin wird hier gecoacht, vom Head-Off bis zum Hausmeister. Wir messen ein bisschen. Ich mache eure App auf und mache alles dort. Habt ihr Videocalls da eingebaut? Wie finden die Terminführungen statt? Weil du vorhin meintest, es ist ein Flatrate-Modell, du kannst mit deinem Coach so viel reden, wie du möchtest, aber ein Coach hat ja sicherlich mehrere Coachees als nur mich. Da fragt man sich ja, also ich kenne das immer, wenn ich mich mit Sachen unterrichten lasse, ist die Terminfindung zum Beispiel ein tierischer Akt. Wie sieht konkret so euer Product-User-Facing aus, also Tech-Stack und
Matti Niebelschütz: Ich persönlich mag es immer ganz gerne, meine Video-Coaching-Sessions am Browser zu machen, einfach weil ich dann einen größeren Monitor habe, da kann ich noch meine Notizen nebenbei machen. Und dann, wenn es zum Beispiel darum geht, dass mein Coach mir Learnings zwischen den Sessions vorschlägt oder ich mal bei uns durch unsere Coaching-Akademie mich durchblätter und mir vielleicht ein paar Videos angucke, intern nennen wir das auch unser Netflix des Coachings, weil wir tatsächlich auch ein Netflix-Maschinen-Learning-Algorithmen dahinter verwenden, dann mache ich das ganz gerne abends auf der Couch auf dem Handy. Und entsprechend, was uns da sehr wichtig ist, wir haben eine, als Buzzword würde man da sagen, eine Fenster-Environment. Wir haben alles auf unserer Plattform, um sicherzustellen, dass wir wirklich die bestmöglichste User-Experience haben. Das heißt wirklich, dass die Sessions selber, du sagst, Terminfindung ist bei dir immer ein Thema. Das haben wir alles auf der Plattform ähnlich, wie man es vielleicht von Lösungen wie Calendly und Co. findet. Das heißt, man braucht jetzt nicht zehn verschiedene Tools zu verwenden. sondern alles ist bei uns auf einer Plattform und alles greift verzahnt ineinander, sodass es wirklich eine ganz angenehme Experience ist und man auch immer so zum nächsten Schritt geleitet wird, nach der Session immer entsprechend eingeladen wird, mach doch mal zum Beispiel diese bestimmte Übung nochmal im Nachgang, buch doch mal die nächste Session beispielsweise, mach doch mal ein bestimmtes Rating und eine bestimmte Evaluierung und so macht es Spaß und man bewegt auch was.
Joel Kaczmarek: Ich wäre ja so, wenn ich mich bei euch anmelden würde, ich würde vier, fünf, sechs, sieben Coaches ausprobieren, jeweils für einen anderen Fachbereich. Funktioniert das auch so oder hat man immer eine Person, die einen coacht und die ist quasi konstant?
Matti Niebelschütz: Unsere Coaches sind alle professionelle, ausgewählte Coaches und die sind alle Generalisten. Das heißt grundsätzlich können sie dich in jedem deiner Coaching-Gebiete unterstützen. Wir sprechen jetzt von Transferable Skills, das heißt, es ist nicht der Excel-Coach, der dir beibringt, welche Shortcuts man am besten findet, sondern wirklich, es geht um Soft Skills. Und da ist es in der Regel von Vorteil, einen Coach zu finden und eine Beziehung aufzubauen. Ich muss sagen, mit meinem Coach bin ich jetzt seit drei Jahren im Coaching-Prozess. ein Coach kennt mich besser als viele andere Menschen, weil man natürlich auch sehr offen ist und viele Erfahrungen teilt, viele Hintergründe teilt, viele Muster vielleicht sich über die Zeit zeigen und das ist unglaublich wertvoll. Es ist viel, viel wertvoller als so oberflächlich, ich habe hier meine Session, ich habe da meine Session. Man kann wirklich langfristig sehr, sehr gut zusammenarbeiten. Insofern ist es in der Regel ein Coach. In der Tat, manchmal macht es Sinn, einen Coach zu wechseln. Manchmal macht es Sinn, ein oder zwei Coaches auszuprobieren. Aber man muss sagen, es ist die Ausnahme. Die meisten unserer Mitarbeiter und der entsprechenden Coaches nehmen, wählen einen Coach aus, sind dann höchst zufrieden und arbeiten dann lange, lange Zeit zusammen.
Joel Kaczmarek: Und hilf mir nochmal zu verstehen, wenn man sich eure Plattform anguckt, dann gewinnt man den Eindruck, dass ihr mehrere Subprodukte habt. Also ihr habt irgendwie ein Netzwerk, ihr habt eine Academy, ihr habt was zu Wellbeing, ihr habt die Plattform. Wie muss ich mir das vorstellen? Was macht alles jeweils?
Matti Niebelschütz: Ich glaube, das Wichtigste ist, wo unterstützen wir unsere Kunden mit dem Coaching? Und das sind tatsächlich so verschiedene Use Cases oder Anwendungsfälle oder Anwendungstaschen, sage ich mal so. Eine große Tasche ist natürlich im Bereich Personalentwicklung. Da geht es dann um von Führungskräfteentwicklung bis hin zu Karrierelevelentwicklung, Talentprogrammen, also alles rund um Personalentwicklung. Ich glaube, es ist unstrittig zu sagen, dass Coaching im 21. Jahrhundert Teil jedes Personalentwicklungsprogramms sein sollte. Also entsprechend haben wir da auch für jedes Personalentwicklungsprogramm ein passendes Coaching-Offering. Dann darüber hinaus gibt es natürlich auch noch Anwendungsfälle, die unabhängig von der Personalentwicklung sind. Dann gibt es zum Beispiel Themen wie Diversity, Equity und Inclusion. Wie kann ich insbesondere meine diverse Belegschaft unterstützen? Aber ganz wichtig, das Problem liegt ja nicht bei den Diversen, sondern häufig liegt es bei den 99 Prozent anderen. Wie kann ich eine inklusive Unternehmenskultur schaffen? Wie kann ich vielleicht einen Kulturwandel hinbekommen hin zu einer mehr agilen Belegschaft? Und dann gibt es natürlich auch nochmal das ganze Thema Anwendung. Change-Management-Transformation, digitale Transformation und Improved-Being, also Mitarbeiterwohlbefinden. Und rundum haben wir passende Coaching-Offerings, haben passende Frameworks, haben spezialisierte Coaching-Ansätze passend dazu. Das heißt, das ist tatsächlich, wie wir darauf blicken, unsere verschiedene Produkte oder Angebote.
Joel Kaczmarek: Besteht eigentlich auch die Möglichkeit, sich als Teams coachen zu lassen oder in bestimmten Angelegenheiten oder ist es immer nur One-on-One?
Matti Niebelschütz: Wir sind spezialisiert auf One-on-One-Coaching. Wir können darüber sprechen, in bestimmten Setups auch tatsächlich in Gruppencoaching oder Teamcoaching-Ansatz reinzugehen. Allerdings sagen wir, was ist denn die große Daseinsberechtigung für uns und für Coaching? Nämlich dadurch, dass wir sagen, es ist nicht mehr One-Size-Fits-All und One-Off. Ich schicke meine Mitarbeiter in den Klassenraum für eine Woche im Jahr und dann wird alles reingehämmert, sondern höchst spezifisch, höchst individuell und insofern glauben wir auch wirklich an diese Eins-zu-Eins-Beziehungen. Ja,
Joel Kaczmarek: ich erlebe halt manchmal, dass es einfach so Situationen gibt, man hat zum Beispiel einen Konflikt im Team, der geklärt werden will oder man will sich hinsetzen, man hat so zwei Jahre lang Arbeit reingesteckt, man hat irgendwie so ein Selbstverständnis, aber man muss jetzt seine Vision nochmal glatt sehen, sein Purpose und das merke ich, das sind dann irgendwie so Teamprozesse, wo dich halt so ein Coach nochmal ganz anders unterstützt und so diesen Blick von außen hat, auch auf so eingeschliffene Dinge, die man selber gar nicht mehr mitkriegt im Betriebsklima, deswegen Das wäre so. meine Idee, ob man sowas, das macht man glaube ich jetzt nicht jeden Monat oder auch nicht immer, aber es gibt gefühlt immer für dich mal so Momente, wo man sagt, okay, hier wäre jetzt ein Coach gut und in der Situation, nicht in der Einzelperson. Das wäre aber auch möglich bei euch.
Matti Niebelschütz: Es gibt nahezu unendlich viele Anwendungsfälle für Coaching. Es gibt Teamcoaching, es gibt Gruppencoaching, Gruppenlernen, es gibt funktionales Coaching, also wirklich auch zu thematischen Themen dann. Wir sagen bei allen diesen ganzen Themen, Wir glauben da dran. Gleichzeitig wissen wir aber, wir müssen uns konzentrieren und wir müssen unseren Fokus setzen. Entsprechend haben wir unseren Fokus tatsächlich auf diese Eins-für-Eins-Beziehung. In bestimmten Setups unterstützen wir auch mit Gruppenformaten. Das besprechen wir dann immer mit unseren Kunden, was wirklich am wirkungsvollsten ist im jeweils individuellen Setup und entsprechend schauen wir, dass wir sagen, okay, lass uns da mal das Unternehmen Schritt für Schritt nach vorne bringen, weil ich glaube, das ist auch immer als Unternehmen und Unternehmer ganz wichtig zu sagen, okay, ich weiß, welchen Fokus ich habe, ich weiß, welche Vision ich habe, ich weiß auch, dass ich einen Schritt nach dem anderen gehen muss.
Joel Kaczmarek: Naja, den Schmerz kenne ich. Den kennen wir, glaube ich, alle, wir unternehmerisch tätigen Personen. Und jetzt interessiert mich noch eine Sache mit dem ganzen Prozess. Wie werden diese Coaches bezahlt? Also werden die pro Stunde bezahlt? Gibt es irgendwie einen Revenue Share an den Flatrates? Wie muss ich mir das vorstellen?
Matti Niebelschütz: Die Coaches werden tatsächlich direkt von uns bezahlt und auch da ist unser Bezahlmodell ganz ähnlich wie zum Beispiel Airbnb. Ich weiß, wir haben das Kinderzimmer unserer Tochter, hatten wir bei Airbnb vermietet, bevor sie geboren wurde, haben da sehr positive Erfahrungen gemacht. Das ist halt wirklich wunderbar. Am Ende des Monats hast du das Geld auf dem Konto oder nach dem Aufenthalt musst du dich tatsächlich beteiligen. um nichts kümmern und entsprechend ist auch unser Ansatz zu sagen, wir wollen wirklich ein Rundum-Sorglos-Paket für unsere Coaches buchen, auch die ganze Rechnungslegung, dem Geld hinterherlaufen, das machen alles wir und am Ende des Monats hat dann entsprechend der Coach das Geld auf dem Konto, je nachdem entsprechend wie viele Sessions geleistet wurden.
Joel Kaczmarek: Mal blöd gefragt, hier als deutscher Bürokrat, lauft ihr da nicht in das Thema Scheinselbstständigkeit rein, weil wenn der irgendwie seine größte Zeit über euch macht, eigentlich aber ein Freelancer, ein Selbstständiger ist, der muss ja auch noch andere Auftraggeber haben, ist das ein Thema, das ihr gelöst kriegen müsst?
Matti Niebelschütz: Scheinselbstständigkeit oder generell auch Compliance ist für uns ein Riesenthema. Dadurch, dass wir entsprechend unseren Fokus auf größere Unternehmen haben, ist es natürlich auch für Sie ein sehr, sehr großes Thema. Zusammen mit Themen wie beispielsweise DSGVO. Wir haben deswegen von Anfang an, ich glaube, einer unserer ersten 50 Hires war unser Chief Legal Officer. Unglaublich smarter Kollege und jetzt mit einem sehr guten Team. Unten runter, wo wir tatsächlich nicht nur rechtlich, sondern auch technologische Grundlagen geschaffen haben, dass wir entsprechend immer kontrollieren, gibt es eine Gefahr bei jedem einzelnen Coach und entsprechend, wo müssen wir die Anzahl an Coachings cappen, um entsprechend nicht da reinzulaufen. Das heißt, wir können unseren Kunden garantieren, dass wir niemals eine Scheinselbstständigkeitsthematik haben.
Joel Kaczmarek: Nicht schlecht. Und jetzt lass uns mal ein bisschen Number Crunching machen. Also du hast gesagt, ihr habt 700 Mitarbeitende bei euch. Welche Märkte bedient ihr eigentlich schon? Wie viele Standorte habt ihr? Sagt ihr auch was zum Umsatz? Das wäre mal interessant zu lernen über euch.
Matti Niebelschütz: Ja, sehr gerne. Wir haben ja das Unternehmen gestartet mit der Vision zu sagen, lass uns Coaching demokratisieren für Mitarbeiter aller Karrierelevel weltweit. Und entsprechend sind wir vor dreieinhalb Jahren in Deutschland, hier in Berlin gestartet, aber dann direkt wenige Monate später schon nach England expandiert. Nochmal ein paar Monate später nach Frankreich, wo wir mittlerweile über 100 Leute in Paris haben. Dann in die Niederlande, Belgien, Skandinavien, Südeuropa und zuletzt Osteuropa. Haben dann vor anderthalb Jahren gesagt, Die meisten unserer Kunden sind ja internationale Unternehmen. Die haben ihre Mitarbeiter weltweit. Wir haben jetzt 3.500 Coaches weltweit in über 60 Ländern, die entsprechend in über 70 Sprachen coachen. Darunter Sprachen, die kenne ich noch nicht mehr persönlich. Malala Yam, eine der Sprachen, die in Indien gesprochen wird. Amerikanische Zeichensprache. Also wirklich, ich glaube, jede Sprache, die einem einfällt, können unsere Coaches coachen. Haben dann gesagt, lass uns doch auch mal international in Amerika unsere Kunden unterstützen, in Kanada, in Lateinamerika, wo wir tolle Kunden haben, im Nahen Osten, in Afrika, in ganz Asien, was ein riesiger Widespace im Bereich Coaching ist, sodass wir tatsächlich mittlerweile von unseren 700 Mitarbeitern in mehr als 50 Nationen haben. wir die Mitarbeiter sitzen und unterstützen tatsächlich die 20 größten Wirtschafts-, weltweit mit Coaching sehr, sehr intensiv, sodass wir wirklich sagen können, wir sind der globale Marktführer im Bereich Coaching. Echt?
Joel Kaczmarek: So ambitioniert seid ihr, dass er das von euch sagt schon?
Matti Niebelschütz: Ja, das ist es glaube ich auch. Also zum einen kann man es glaube ich relativ leicht belegen durch die Anzahl an Mitarbeitern, die wir entsprechend weltweit haben und das Ganze wirkt sich dann natürlich auch entsprechend auf dem Support-Modell für unsere Kunden aus. Unsere App ist verfügbar in jeder Sprache. Unsere App funktioniert hinter der chinesischen Firewall und entsprechend können wir da wirklich von Korea bis nach Feuerland unterstützen. Geil.
Joel Kaczmarek: Jetzt stelle ich mich gerade auf so eine Cocktailparty vor. Ja, was machst du so? Ja, von Korea bis Feuerland coache ich Leute. Okay, cool.
Matti Niebelschütz: Ja, unser BI-Team hatte das vor einigen Monaten mal ganz passend ausgedrückt. Die Sonne geht in unseren Coaching-Sessions niemals unter, weil immer wird irgendwo jemand gecoacht.
Joel Kaczmarek: Crazy. Aber ist ja eine interessante Brücke, mal so auf den Wettbewerb zu gucken. Ich muss jetzt zu meiner Schande gestehen, ich beschäftige mich nicht tagtäglich mit Coaching-Plattformen. Ich habe mich auch ehrlich gesagt so ein bisschen gefragt, warum gibt es da nicht schon 50 Anbieter wie euch? Weil es ist so ein No-Brainer, sowas zu tun. Also Personalentwickler gibt es ja wie Sand am Meer, HR-Agenturen und Beratungen gibt es wie Sand am Meer. Also ich hätte eigentlich gedacht, dass es sowas wie ihr tut. seit 20 Jahren schon gibt und ungefähr 40 Anbieter habt. und wenn man sich mal so umguckt, also was ich gelesen habe, habt ihr so als großen amerikanischen Wettbewerber irgendwie BetterUp, die irgendwie ähnlich potent finanziert sind wie ihr, vielleicht ein bisschen mehr, Sharpest hier in Deutschland und dann habe ich schon gar nicht mehr so viel gefunden, was wahrscheinlich eher meiner Unkenntnis des Marktes Rechnung trägt, aber Beschreib doch mal so die Wettbewerbssituation weltweit. und warum hat das vorher noch keiner gemacht?
Matti Niebelschütz: Ja, gerne. Also ich glaube, das Spannende an dem Markt ist, es ist ein unheimlich dynamischer Markt und es ist auch nicht so leicht, das ganze Thema anzubieten, wie man vielleicht auf den ersten Blick denkt, weil wir sprechen wirklich von tief integrierten Coaching-Programm in das Unternehmen. Das heißt, es geht wirklich darum, konzeptionell mal zu schauen, wie kann ich das denn jetzt in ein Learning- und Development-Programm vielleicht embedden? Wie kann ich mich denn in eine Tool-Landscape, die der Kunde hat, vielleicht embedden? Wie kann ich das Ganze compliant anbieten? Wir sind als einziger Anbieter weltweit vollständig DSGVO-zertifiziert, ISO-zertifiziert, in den USA SOC 2 compliant und entsprechend in anderen Geografien entsprechend compliant, was ein ganz wichtiger Punkt für unsere Kunden ist. Da steckt ein Team von 150 Entwicklern, Product-Experten und Scientists dahinter. Das macht auch nicht jeder mal eben, sondern das sind schon recht signifikante Investments. Zum einen in Euros, aber zum anderen auch in Zeit natürlich, die dahinter stecken. Und so lässt sich das wahrscheinlich erklären. Wenn wir mal uns den europäischen Markt angucken, da sind wir in der glücklichen Position, dass wir im letzten Jahr den europäischen Anbieter Nummer zwei nach uns haben übernehmen können. MoveOne, ein tolles Unternehmen mit mehr als 60 bis 70 Prozent aller französischen Großkunden, der Cacaron als Kunde. und haben dadurch tatsächlich dann unsere Position in Europa so weit verfestigen können, dass ich glaube, man kann fairerweise sagen, die Wettbewerbslandschaft in Europa ist relativ überschaubar und wir können wirklich ein sehr, sehr gutes Offering anbieten. Also ich sage mal, es ist fair zu sagen, dass wir mehr als zehnmal größer sind als irgendein anderer Anbieter in Europa und entsprechend auch unsere Lösung natürlich deutlich, deutlich besser ist. Im internationalen Kontext sind wir tatsächlich, ich hatte über die 20 größten Wirtschaften weltweit gesprochen, wir sind in allen diesen Wirtschaften Category Leader, mit Ausnahme der USA, wo wir noch darauf hinarbeiten. Du hattest vollkommen zu Recht gesagt, da gibt es einen sehr großen Anbieter mit einem starken Fokus auf die USA. Wir sind erst vor einem Jahr in den USA gestartet, haben jetzt 50 bis 70 Mitarbeiter in den USA. Das heißt, da arbeiten wir noch dran, aber wir sehen auch gute Erfolge in den USA. Ich glaube, eines der wenigen Beispiele, wo mal nicht ein amerikanisches Unternehmen nach Europa kommt, um den Markt aufzurollen, sondern einmal umgekehrt. Und insofern schauen wir mal, was die nächsten Jahre so bringen.
Joel Kaczmarek: Ja gut, ich meine, Better Up ist ja auch gerade mit 150 Leuten hier gelandet. Einmal in München, einmal in London. Also ich glaube, es ist schon vice versa. Aber nevertheless.
Matti Niebelschütz: Ja, also würde ich mal challengen wollen, wenn man einfach mal reinschaut, wo sitzen denn tatsächlich die Mitarbeiter, dann glaube ich, kann man die Mitarbeiter in Europa an einer Hand abzählen. Okay, du meinst das PR-Bescheid. Würde ich nicht alles, was in der PR announced wird, dann auf die bare Münze nehmen.
Joel Kaczmarek: Okay, fair enough. Aber auch mal ganz ehrlich, frei von der Leber weggefragt, wie habt ihr das eigentlich alles gemacht? Man guckt sich eure Seite an. Ich habe die gebenchmarked auf andere. Sieht mega modern aus. Es ist hochgradig, potent besetzt, was Experten angeht. Du hast über deine Coach-Geschichten erzählt. Ihr habt irgendwie Academy-Content, 30 Leute, die nur Content machen, hast du gesagt. Ihr habt ein Modell entwickelt, was irgendwie sehr gewagt ist. Also eine Flatrate für jeden Mitarbeiter zum Thema Coaching. Das muss man sich erst mal trauen. Ich frage mich, wie ihr das testet. Wie sah so euer MVP aus am Anfang? Da macht man sich ja in die Hosen. Was muss der Preis sein? Wie viel nehmen die das wahr? Wie viel Austastung kriegen wir hin? Taugen die Coaches? Und, und, und. Also ihr habt ein riesiges Team, riesig international, viele Standorte, Diversity krass im Griff anscheinend. Oder anders formuliert. Es klingt sehr gut. Wie habt ihr das gemacht und wo ist der Haken, frage ich mich.
Matti Niebelschütz: Ich glaube, das Wichtige ist, dass wir ganz stark von einer Vision getrieben sind. Und dass alle unsere Mitarbeiter, ich glaube, keiner ist bei uns wirklich, um ein tolles Gehalt zu verdienen oder irgendwie ein schnelles Auto zu fahren, sondern wirklich jeder unserer Mitarbeiter, die wollen einen Beitrag leisten. Die wollen die Welt ein kleines bisschen besser machen. Und wenn man einfach so eine Begeisterung bei den Mitarbeitern hat, dann ist viel, viel mehr möglich, als im klassischen Sinne sonst vielleicht geschafft werden kann. Ich frage mich selbst manchmal, wir haben monatlich ein All Hands Event. Ich frage mich, es waren 30 Tage. Wie ist es möglich, dass jedes unterschiedliche Team und die Partner so, so viel in nur einem Monat in Parallel geschafft hat? Also ich bin dann auch immer selbst wieder extrem begeistert. Ich glaube, das Wichtige ist, dadurch, dass wir entsprechend zum einen eine starke Vision haben, aber zum anderen auch einen guten Realitätscheck immer wieder haben, können wir gewisse Risiken eingehen, die man normalerweise nicht eingehen würde. Zum Beispiel weiß ich noch, als Corona in Europa ausgebrochen ist, da war ja viel Unruhe im Markt. Dann haben ja große Fonds gesagt, Mensch, jetzt kommt eine neue Eiszeit in der Investmentlandschaft. Schnallt euch mal alle gut an, cuttet mal alle eure Kosten, wo wir dann natürlich auch bei uns im Board gesprochen haben und wo gerade auch Janis, der bei uns ja Sales auch verantwortet, sagt, Leute, lasst uns mal bitte alle einmal durchatmen und einmal anschauen. Ja, es kommt jetzt eine große Pandemie auf uns zu, aber gleichzeitig ist das auch eine unheimliche Möglichkeit, weil es auf einmal diesen Trend im Markt, dass es Richtung Digitalisierung, Richtung New Work geht, einfach unheimlich beschleunigt, sodass wir vielleicht nicht nur Gegenwind bekommen, sondern als eine der wenigen Business Models da tatsächlich auch einen guten Rückenwind sehen und vor allen Dingen einen Rückenwind, der langfristig da ist, um zu bleiben. Also ich glaube, auch wenn jetzt die Corona-Maßnahmen gelockert werden, Niemals werden alle Unternehmen komplett zurück in dieses alte Korsett des Arbeitslebens gehen werden. Digital wird viel wichtiger werden. Hybrid Work wird viel, viel, viel wichtiger werden. Und entsprechend diese Weitsicht hat es uns gepaart mit dem Vertrauen unserer Investoren, was wir uns über die Jahre erarbeitet haben, hat es uns erlaubt, wirklich proaktiv zu investieren. Und nicht immer nur für den nächsten Monat, sondern vielleicht auch für die nächsten Jahre. Und unsere Investoren sagen alle, die sind in für the long run. Sie planen in zehn Jahren und nicht in ein oder zwei Jahren.
Joel Kaczmarek: Und nochmal zurück auf dieses Thema MVP. Was waren eure allerersten Schritte? Weil ich glaube, da legen sich ja ganz viele Weichen. Wie habt ihr angefangen, sowas zu vertesten? Weil ich glaube, wenn man darüber redet, zu sagen, ich möchte Coaching demokratisieren, dann kommst du eigentlich um Flatrate nicht drum rum und dann kommst du auch nicht um alle Hierarchien drum rum, weil ansonsten ist es irgendwie ein Joke. Das ist ja aber super bold. Das braucht ja in erster Linie viel Vertrauen und relativ viel Geld. Wie habt ihr angefangen? So allerersten Schritte.
Matti Niebelschütz: Ich weiß, den allerersten Schritt bei meinem Bruder im Wohnzimmer, wo wir tatsächlich alle Funktionen in einem oder in zwei Personen waren, finde ich auch, ist das Beste. Man muss einfach alles mal selbst gemacht haben. Und wir haben ein DIN-A4-Blatt an die Wand gehängt, wo wir gesagt haben, es gibt so viele Sachen, die man eigentlich machen müsste. Man läuft gefahren in den Wald vor lauter Bäumen, nicht zu sehen. Deswegen lass uns mal ganz, ganz stark konzentrieren. was ist jetzt das Wichtigste in den nächsten Wochen, in den nächsten Monaten? Haben dann draufgeschrieben aufs Blatt Papier drei Sachen. Erstens, lass uns ein MVP-Produkt bauen, nur ganz, ganz abgespeckt mit den wichtigsten Funktionen. Nummer zwei, lass uns mal 30 sehr, sehr gute Business-Coaches gewinnen und lass uns 10 Paying-Customers gewinnen. Das können Family- und Friend-Companies sein, aber es müssen Paying-Customers sein. Und insofern haben wir gesagt, Alles andere vergessen wir und jetzt erstmal nur diese ersten drei Ziele erarbeiten. und so haben wir es dann immer Schritt für Schritt gemacht und auch für dieses Jahr haben wir wieder, mittlerweile sind es sechs Ziele, die wir drauf haben, aber auch da eine ganz klare Fokussierung immer.
Joel Kaczmarek: Und wie war so euer Investorenrennen? Wann habt ihr das aufgenommen und in welcher Reihenfolge? Also um es mal den geneigten HörerInnen vorzulesen, ihr habt bisher irgendwie Draper Esprit an Bord, HV Capital, Partec, RTP Global, Speedinvest und Signals, also Signals C von Signal Iduna. Letzterer vielleicht ganz interessanter Fakt, können ja mal erzählen, wie es dazu kam. Wie war so euer Investorenrennen?
Matti Niebelschütz: Was uns ganz klar wurde am Anfang, also warte mal, wenn wir so eine große Vision haben, Wenn wir das Ganze weltweit aufziehen wollen, dann wissen wir, dass wir es nicht alleine schaffen. Wir brauchen einfach Partner und starke Unterstützer. Insofern haben wir tatsächlich sogar unsere Seed Business Angel Runde gemacht, bevor wir überhaupt die Company gegründet haben, 2018. Dann haben wir drei oder vier Monate später unsere Seed Runde gemacht und haben dann im Sechsmonatstakt Finanzierungsrunden gemacht. Das heißt, bisher haben wir, glaube ich, tatsächlich über sechs Finanzierungsrunden gemacht. Ist natürlich auch eine Menge Distract. Jeder, der schon mal eine Finanzierungsrunde gemacht hat, weiß, wie viele Monate Gehirnschmalz man da reinstecken muss und entsprechend natürlich dann auch irgendwie andere Tätigkeiten in vertrauensvolle Hände übergeben muss. Aber das war uns von Anfang an klar, wo wir gesagt haben, ist es uns nicht wichtig, möglichst 100 Prozent der Anteile zu haben, sondern wir haben gesagt, es ist uns wichtiger, Teil von etwas Größerem zu sein. Und entsprechend haben wir dann auch geschaut, wer sind die Besten. Investoren, die wir gewinnen können, wer sind auch die Investoren, auf die wir langfristig zählen können, die wir halt dann nicht nur für eine Runde mit an Bord nehmen, sondern wo wir wissen, auch die nächsten Runden können wir auf unsere Investoren zählen. und tatsächlich fast alle der Investoren haben uns über die Runden hinaus immer, immer wieder unterstützt, einige sogar ein Vielfaches, wo ich dann überrascht bin, wo tatsächlich dann die Kapitalreserven noch auf einmal herkommen und haben dann immer gesagt, welche Investoren suchen wir? Wir haben gesagt, wir wollen ein komplementäres Investoren-Setup haben, wo jeder was mit an den Tisch bringt. Wir haben zum Beispiel in Frankreich haben wir Partec, super, super wertvoll. Ich glaube, ohne Partec wäre die Akquise des französischen Marktführers nicht möglich gewesen. Wir haben Draper Esprit, die heißen jetzt ja Molten, aus England mit dabei, ein anderer wichtiger europäischer Markt für uns. Wir haben starken Support aus Deutschland, aus dem deutschsprachigen Raum. Du hattest Signis VC richtig gesagt, wir haben Speed Investment dabei, wir haben Angel Investment dabei, alle mit einem ganz starken Wettbewerb. Wir haben ATP Global mit dabei und jeder bringt so ein bisschen was mit dazu. Manche sind mehr hands-on, manche sind eher strategisch unterwegs, manche haben spezifische Expertise in manchen Märkten und manche haben eben auch ein spezifisches Netzwerk. Und zum Beispiel bei Signis VC ist es zum Beispiel das Signal Iduna-Netzwerk, was mit reinkommt. Ein Unternehmen, was wir jetzt auch sehr gut bei der digitalen Transformation unterstützen und bei der agilen Transformation unterstützen. Einer meiner liebsten Use Cases und ich glaube der Anfang einer langen Partnerschaft.
Joel Kaczmarek: Gut und vielleicht noch so als Vision in Sachen Funding. Seid ihr da schon am Ende der Reise? Ich habe irgendwie im Podcast mit Sven Schmidt hier bei DS gerade gehört, dass ihr irgendwie über Softbank nachdenken sollt. Rumor, Rumor, Rumor, der Berliner Fluffung erzählt sich. Du wirst mir jetzt sagen, wir reden nicht über im Laufe befindende Finanzierung und unbestätigte Gerüchte werde ich ja auch nicht kommentieren. Aber kommt demnächst wieder was oder seid ihr erst mal durch mit Finanzierung?
Matti Niebelschütz: Also ich hatte ja schon gesagt, historisch, wir haben jetzt über sechs Finanzierungsrunden gemacht. Historisch haben wir alle sechs Monate eine Finanzierungsrunde gemacht. Insofern kann ich nicht ausschließen, dass in der Zukunft wieder eine Finanzierungsrunde kommen wird. Ich glaube, was wichtig ist, wir haben eine sehr, sehr große Vision. Wir stehen noch am Tag 1 und wir werden das sicherlich nicht alleine schaffen, diese Vision in die Realität zu verwandeln. Insofern schauen wir mal, wann und wie die nächste Runde kommt.
Joel Kaczmarek: Und wie war das eigentlich bei eurer letzten Runde? Weil da war ja ein bisschen unüblich. Ihr habt irgendwie, ich glaube, 30 Millionen gebaut und dann auf 110 ausgebaut, was so als Konstrukt man ja eigentlich nicht so macht. Also es ist schon üblich, Runden größer zu bauen, aber eigentlich dann eher um ein kleineres Ticket als das Ursprungsticket. Die Kollegen aus Besagten Podcast haben ja so ein bisschen spekuliert, ob ihr das mit der Übernahme von Move Front kombiniert habt, aber Magst du mal so ein bisschen erzählen, wie da so euer Herangehen ist, wenn ihr finanziert?
Matti Niebelschütz: Was ich ja schon vorher gesagt habe, was uns immer wichtig ist, wir bauen auf langfristige Investoren. Das heißt, Investoren, die uns nicht nur in der konkreten Finanzierungsrunde, sondern auch in späteren Finanzierungsrunden unterstützen können. Und insofern zum Kontext der B2-Finanzierungsrunde, um die es jetzt ja geht. Das war eine rein interne Finanzierungsrunde, was auch den positiven Nebeneffekt hat, dass wir die Runde innerhalb weniger Wochen zusammenbringen konnten und nicht den üblichen drei bis sechs Monats Marathon gehen mussten. So erklärt sich das dann entsprechend. Und warum war sie ein bisschen größer? Genau, entsprechend, weil wir gesagt haben, wir haben da eine tolle Akquisitionsmöglichkeit, die. Die Analyse, die du erwähnst, war nicht korrekt und entsprechend haben wir da einfach die Opportunität gehabt, eine gute Runde zu machen und dann entsprechend auch zugegriffen.
Joel Kaczmarek: Wo kommst du denn, Bruder, eigentlich her? Wo seid ihr geboren?
Matti Niebelschütz: Wir sind gebürtige Berliner, leben auch hier in Berlin, einige der wenigen.
Joel Kaczmarek: Welcher Bezirk?
Matti Niebelschütz: Geboren in Schöneberg.
Joel Kaczmarek: Okay, gut, dann ist ja sozusagen mein Schlusswort, dass hier zwei Schöneberger anscheinend sehr erfolgreich unterwegs sind, von Feuerland bis Korea, hast du gesagt, ne, von Korea bis Feuerland den Coaching-Markt zu revolutionieren. Also sehr spannend, hat mir viel Spaß gemacht mit dir. Super, gleichfalls. Mich wummelt ein bisschen, dass du so ein guter Politiker-PRler bist, dass ich dich nicht noch mehr gekitzelt kriege, aber ich finde das Modell an sich, man darf ja auch, man muss ja immer nicht die kritischen Haare in der Suppe finden. Ich finde so die Vision, die ihr habt, finde ich sehr teilenswert, weil ich glaube, viele Unternehmen haben noch nicht so auf dem Schirm, dass Personalentwicklung und irgendwie Coaching von Mitarbeitenden auch so ein Marktdifferenziator werden. Man kann sich, glaube ich, perspektivisch gar nicht mehr erlauben, das nicht zu tun. Von daher freut mich, dass hier ein deutscher Unternehmer oder zwei deutsche Unternehmer da so einen Erfolg mit haben. Und ich drücke euch die Daumen. Let's keep in touch.
Matti Niebelschütz: Super. Herzlichen Dank. Und so viele Haare sind bei mir sowieso nicht mehr zu finden. Insofern hat mich gefreut, heute da zu sein. Ich wünsche auch alles Gute dir.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.