Florian Meissner erklärt den Erfolg von EyeEm

14. März 2017, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Podcast von Digital kompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und ich bin heute in kreativer Begleitung. Stell dich doch mal ganz kurz vor.

Florian Meissner: Hallo, also freut mich natürlich erst. Schön, dass du da bist. Ich bin der Flo Meissner und ich bin der Geschäftsführer von EYEEM und wir betreiben ein Fotografieunternehmen aus Berlin, das im Kern ein Marktplatz für authentische Fotografie ist mit weltweit über 22 Millionen enthusiastischen Fotografen. Im Zentrum steht eine Technologie, die wir bauen und zwar Fotografie. versuchen wir mit einem ganz starken Team das Thema künstliche Intelligenz für Bilderkennung neu zu erfinden und unseren Fotografen dadurch zu helfen, ihre Bilder auffindbar zu machen und zum anderen sie mit den besten und ikonischsten Marken und Unternehmen weltweit zu verbinden.

Joel Kaczmarek: Ja, da muss man ja erstmal sozusagen nochmal durchatmen und sich mal das so vergegenwärtigen. Also 22 Millionen Nutzer, welche App aus Berlin hat das schon? So welches generisch in Deutschland gebaute Unternehmen? Das ist ja wirklich ein Brett. Dann KI, das ist ja auch nochmal ein Brett vom Anforderungslevel her. Vielleicht kannst du ja mal so ein bisschen die Genese sagen, wie das bei euch gestartet ist und wie ihr euch so entwickelt habt. Weil ich finde das persönlich sehr, sehr spannend, für welche Strategie ihr euch da auch entschlossen habt.

Florian Meissner: Ohne dazu jetzt zu viel auszuschweifen, mache ich gerne mit euch allen mal über ein Bier in Berlin-Kreuzberg. Das dauert zu lange. Aber letztendlich bei uns ist das Schöne, dass wir gar nicht gestartet sind, mit der Idee ein Unternehmen per se zu gründen, sondern eigentlich so ein bisschen aus der Szene selber kamen. Also ich bin selber ein passionierter Fotograf. Ich habe selber BWL studiert und bin ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinder gekommen. Ich habe in New York gearbeitet für ein Fotomagazin und ich wünschte, ich hätte mir das ausgedacht in der New Yorker U-Bahn überfallen worden und mein ganzes Equipment, Licht, Kameras sind mir dort gestohlen worden. Das klingt ein bisschen dramatischer, als es eigentlich war. Aber ich habe über Umwege mein erstes iPhone 3G bekommen. 2009 war das. Und das war zu einer Zeit, wo wirklich der App Store noch in den Kinderschuhen stand. aber dieses Telefon zum ersten Mal wirklich anständige Bilder gemacht hat. Und ich habe das als meine erste Kamera benutzt und bin durch New York gerannt wie ein Blöder und habe Fotos gemacht von Menschen, von Situationen, parallel versucht Gigs zu bekommen, Event-Fotografie, Portraits und so weiter. Und zusammen mit meinen Mitgründern haben wir realisiert relativ schnell, dass da was ganz Tolles passiert und eine neue Generation an Fotografen entsteht, die keine fancy Kameras mehr braucht, sondern die alles, was sie braucht, in der Hosentische hat und damit sofort point-and-shoot ready ist. und ganz tolle Sachen macht. Und das war schon von Tag eins global. Viel in Asien, viel in Südamerika, gar nicht mal so viel in Europa. Und für uns war das eigentlich Spannende dahinter gar nicht mal so dieses soziale Problem, sondern man hat gesehen, Flickr ging den Bach runter oder beziehungsweise hat den Mobile-Trend verpasst. Die Leute tauschten sich in Facebook-Gruppen aus oder Twitter-Gruppen, viel mehr gab es nicht. Also es gab kein Hipster-Matic oder Instagram, als wir gestartet sind. Und für uns das Besondere war eben nicht diese These zu sagen, wir bauen eine Filter-App und nerven unsere Freunde auf Facebook. Ja gut, verkaufen die Firma dann auch für eine Milliarde an Facebook. Sondern vielmehr, wir haben ein bisschen weiter gedacht und haben gedacht, was ist denn überhaupt, wenn alle dieses Gerät in der Tasche haben? Preise werden immer günstiger und die Qualität der Bilder wird immer besser. Dann wird es irgendwann ein digitales Nirvana an Content da draußen geben. Das eigentliche Problem ist nicht immer das Machen der Bilder, sondern das Finden der Bilder, gerade qualitativ hochwertige Bilder. Und ich glaube, das war für uns so der erste Schritt in die Richtung, sich auf dieses Problem zu konzentrieren und wirklich versuchen, das technisch zu lösen. Ein Hashtag ist das dümmste Datenkonzept der Welt. Es ist manuell, es ist statisch. Und es ist linear. Zu dem Zeitpunkt waren wir, glaube ich, eine der ersten Firmen, die wirklich auf das Thema Deep Learning und Machine Learning gesetzt hat und versucht hat, den Data Cube der Fotografie wirklich auszubilden. Also nicht nur Zeit und Ort, sondern auch, was ist denn auf dem Foto und welche Fotos sind denn besser als andere? Das ist letztendlich das Kern-IP hinter EYEEM, hinter unserer Firma. Wir sind da unglaublich gespannt, wohin wir das in den nächsten Jahren treiben können.

Joel Kaczmarek: Das ist ja wirklich interessant zu sagen, dass du diese Weitsicht hattest, dir zu überlegen, dass eigentlich die ganzen Kanäle überquillen und dass es eigentlich nicht mehr um das Erzeugen geht, sondern um das Finden und vielleicht auch irgendwie Nutzbar machen. Vielleicht trotzdem nochmal so einen kleinen Schritt zurück, um mal so diese Genese dahin, wo ihr jetzt seid, nachvollziehen zu können. Wie macht man denn das, wenn irgendwie ein Instagram auch startet, die dann irgendwie mit ihrer Milliardenübernahme natürlich tierisch viel Aufmerksamkeit gekriegt haben? Als Gründer, ich finde das ja immer ätzend. Die Leute denken immer, jetzt wurde Instagram gekauft, jetzt kann AMD Schotten dicht machen. So ticken ja viele Leute. Also kann ich dir, glaube ich, dutzend andere Beispiele sagen. Das ist ja sicherlich falsch. Nichtsdestotrotz muss man ja so ein bisschen sagen, das ist schon ein harter Markt. Also Prism war total in, dann hast du irgendwelche Comic-Apps, dann hast du irgendwie noch 10.000 andere mit Filtern. Wie habt ihr es denn geschafft, diese unfassbare Reichweite aufzubauen und in diesem Markt irgendwie nicht als so eine Hype-App eine Welle zu erleben und dann wieder unterzugehen?

Florian Meissner: Es ist immer lustig, weil klar ist für mich dieser Instagram-Vergleich von Anfang an immer präsent gewesen. Gerade auch bei der Investorensuche, das war überraschenderweise für uns eher hilfreich, weil viele Leute den Case verstanden haben, dass zumindest da was passiert. Aber ich kann dir sagen, es gibt noch so viele andere Unternehmen, von denen du oder ihr vielleicht nichts gehört habt, die 40 Millionen geracet haben oder aus den USA oder aus China kamen, vor denen wir genauso viel Respekt hatten, aber die es dann irgendwann nicht mehr gab, weil sie ihr Geld lieber in Skateboard-Halfpipes investiert haben und sich irgendwie große Gründergehälter ausgezahlt haben, statt sich aufs Business zu konzentrieren. Ich glaube, das war für uns sehr gut, dass wir hier in Berlin, also wir sind aus New York dann nach Berlin gezogen, uns wirklich aufs Wesentliche konzentriert haben und ganz ehrlich unser Ding gemacht haben und uns gar nicht so viel um diese Vergleiche und Presse gekümmert haben, sondern immer wussten, wenn wir wirklich ganz, ganz viel arbeiten und weitermachen, dann schaffen wir das. Ja, das war für uns das Allerwichtigste von Anfang an. Das Wachstum an sich in den frühen Tagen war wirklich rein Produkt. Also wir haben nie Geld bis heute in Fotografenakquise ausgegeben. Wirklich keinen einzigen Cent, sondern das Geld kam über sehr gute Produktarbeit, über das Verständnis von viralen Loops aus den Apps raus. Wir sind sehr früh auf beide Plattformen gegangen. Wir haben sehr früh lokalisiert in über 20 Sprachen, haben eine tolle Community im Kern gehabt mit Werten, dass wir auf Augenhöhe mit denen kommuniziert haben, um immer zu wissen, was sind die Dinge, die Features, die sie wollen. Und auch so weit gegangen sind, dass wir uns Ambassador-Programms aufgebaut haben weltweit. Und das alles mit einem Unter-10-Mann-Team aus Berlin. Und quasi lokale Ambassadors in Japan, in Indonesien, in Mexiko, in Brasilien, überall auf der Welt für uns als Advokaten benutzt haben. Dann auch eine kleine Anekdote, das Thema Übersetzung. Wir haben unsere Apps am Anfang gar nicht selber übersetzt, sondern unsere Community hat die Apps übersetzt. In den lokalen Sprachen, weil sie sie unbedingt benutzen wollten, um ihren Familienmitgliedern und Freunden davon zu erzählen, die des Englischen nicht mächtig waren. Und ich glaube, wir haben das eher so ein bisschen grassroots-mäßig gemacht am Anfang, ohne Geld auszugeben. Und dann aber auch bewiesen, dass wir als Team das können und zu der ersten Million Nutzer kommen. überhaupt hinzukommen.

Joel Kaczmarek: Wahnsinn. Hast du da irgendwie so Praxistipps, die du anderen Unternehmen geben kannst? Weil gerade so ein Thema international wachsen, andere Kulturen verstehen, da berichten sich ja viele einen dran ab. Und das ist ja echt, du erzählst jetzt so, das ist ja ein wilder Ritt, den du hinter dir hast.

Florian Meissner: Zwei oder drei sogar.

Joel Kaczmarek: Hast du da irgendwie so Sachen, wo du hinterher sagst, wow, das war echt ein Learning oder das hat mir vielleicht auch irgendwie Glück, was du sagen kannst, was andere unter dem vielleicht sich auch mal als Taktik so ein bisschen abschauen können?

Florian Meissner: Ich glaube, das spielt so ein bisschen. zu dem ersten Punkt, den ich gebracht habe. Wenn du wirklich komplett von deiner Stärke überzeugt bist und von deinem Produkt und von dem, was du vorhast, guck nicht zu viel links und rechts, weil es wird immer Unternehmen da draußen geben, die besser gefundet sind, die dasselbe machen, wie du, dich kopiert haben, in demselben Markt gehen wollen. Aber wenn du in der Lage bist, das beste Team aufzubauen in einem Markt, was am schnellsten und am qualitativ hochwertigsten executet, dann wirst du es immer schaffen. Da zählt die Idee eigentlich gar nichts mehr. Das ist das eine. Und zum anderen wirklich, ich glaube, solange du nicht Produktmarktfit hast, macht das überhaupt keinen Sinn, da groß Geld reinzupumpen. Lieber auf Sparflamme fahren und ausprobieren, bis in bestimmten Bereichen oder Kohorten die Zahlen stimmen. Und ich glaube, das war was, wo wir am Anfang noch viel mehr Know-how hätten haben sollen können, also dadurch, dass wir es zum ersten Mal gemacht haben und, glaube ich, echt Zeit gespart hätten, wenn wir das Thema Daten und wirklich Analytics besser betrachtet hätten. Und das betrachte ich jetzt als eine Kernkompetenz von uns, aber am Anfang wirklich hartes Lehrgeld gezahlt.

Joel Kaczmarek: Ja, ich habe von meinem Investor auch mal gesagt bekommen, don't scale before you know what you scale. Also das geht ja so ein bisschen.

Florian Meissner: Klingt so einfach, klingt so banal, aber man muss es halt dann auch erst mal selber raffen.

Joel Kaczmarek: Wie machst du das auf der menschlichen Ebene? Also man muss ja sagen, wenn ich mit dir durch dein Büro gehe, wie ich gelernt habe seit jetzt so bei roundabout 75 Mitarbeitern, also versiebenfacht im Vergleich zur Anfangszeit. A, hier wird ja viel Englisch gesprochen, das ist ja mal so ein ganz kultureller interessanter Aspekt. Aber B, ich weiß jetzt auch, wenn ich hier so sehe, was da für Leute rumtonen, da wirst du hart dran arbeiten, dass die nicht irgendwie abgeworben werden. Also was bei dir manchmal so an Human Capital rumläuft, in Anführungsstrichen, das ist mal so ein bisschen doof, was du sagst, aber Das ist ja so viel wert wie bei manchen anderen Firmen, der ganze Exit, so jetzt mal als Zusammenstellung. Wie bist du denn auf der Talentseite sozusagen ans Thema rangegangen?

Florian Meissner: Für uns ist das wirklich Besondere dahinter, dass wir zum einen eine ganz, ganz tolle Community haben, an der wir ganz nah dran sind. Einer unserer Kernwerte ist, das ist immer ganz lustig, wenn wir neue Mitarbeiter haben, die müssen uns immer versuchen auszusprechen, Gastfreundschaft. Das übersetzen wir auch nicht, sondern das ist einer der Kernwerte. Also Hospitality. Die meisten verstehen es dann nicht. Aber es ist immer lustig, mit dem spanischen Background das auszusprechen. Es ist schwierig. Es gibt unglaublich viele Bewerbungen wirklich weltweit von Menschen, die wir schon mal getroffen haben in Ländern, die dann eine Freundin oder eine Frau oder einen Mann haben, die ganz spezielle Skills haben, die wir brauchen. auf einmal. kriegen wir ganz oft E-Mails oder Anrufe und sagen, hey, ich bin schon seit drei Jahren Nutzer und ich habe gerade gemerkt, dass ihr hier eine Jobausschreibung habt, wieso reden wir nicht mal? Und das ist total toll. Und genau das Gleiche funktioniert in der wissenschaftlichen Community für uns. Wenn wir unser Deep Learning Team und Search Team aufbauen, ist das wirklich eine sehr, sehr eng vernetzte Community weltweit. An Universitäten, an Blogs natürlich, an Konferenzen, an Computer Vision Konferenzen oder Wettbewerben. wo man sich kennt. Ich glaube, wir haben uns da einen ganz guten Footprint erarbeitet und auch ein bisschen Respekt erarbeitet mit dem, was wir machen. Und so kommt da immer eins zum anderen. Und ich glaube, man darf das nie kurzfristig betrachten. Du sagst Human Capital. Das klingt zwar wahrscheinlich ein bisschen zu abstrakt, aber letztendlich ist das das Wichtigste, was du aufbauen kannst. Und das machst du immer nur, wenn du einen langfristigen Plan bietest. Und für uns ist das sicherlich auch ein Thema, mit dem, was wollen wir hier mit dieser Company anfangen. Und es war nie so ausgelegt, dass wir den schnellen Exit wollen, sondern im Idealfall eine wirklich langfristige, hochprofitable Firma aufbauen in einer Industrie, die sich für immer neu erfinden wird.

Joel Kaczmarek: Lass uns doch mal wirklich in dieses ganze Thema künstliche Intelligenz, Bilderkennung, Ästhetik einsteigen. Ich glaube, ehe wir so auf das ganze Geschäftsmodell kommen, mit Marktplätzen bauen etc., ist das irgendwie was, was sehr, sehr Interessantes zu verstehen. Grundsätzliche Frage, die man immer stellen kann, ist, was ist eigentlich Ästhetik? Also wann ist ein Bild irgendwie in der Wahrnehmung vieler Menschen ein schönes Foto? Da wirst du ja garantiert dir viele philosophische Gedanken gemacht haben und auch technische, wie man sowas in Anführungsstrichen messen kann.

Florian Meissner: Super spannende Frage, da könnten wir jetzt wahrscheinlich einen eigenen Podcast machen. Aber das ist eigentlich relativ einfach zu beantworten, weil de facto unser Geschäftsmodell ist ein Marktplatz für authentische Fotografie. Und es ist schön, was sich verkauft. Und das ist eine relativ einfache Metric, wo wir ein Datenproblem haben, wo wir herausfinden müssen, was verkauft sich. Mit jedem erneut verkauften Bild und mit jedem verkauften weiteren verkauften Bild haben wir mehr Datenpunkte darüber, was gerade Trending ist oder was in der Welt gerade angesagt ist und wonach Leute nachfragen. Das ist relativ simpel auf der, sag ich mal, kaufmännischen Seite. Aber du hast vollkommen recht, das ist natürlich sehr graduell zu betrachten, weil die Nachfragen sind zum Beispiel lokal anders. Also Japaner haben ein anderes ästhetisches Verständnis, auch was ihre Bildnachfrage angeht, als in Südamerika oder in Europa. Das haben wir sehr früh gemerkt und versucht wirklich den nächsten Schritt zu gehen und versuchen Ästhetik wirklich zu personalisieren. Warum können wir überhaupt, sag ich mal, Godmode spielen und sagen, dein Bild ist gut oder schlecht. Und obwohl das algorithmisch sicherlich möglich wäre, im Sinne von eine bestimmte objektive Ästhetik zu bauen, ist es eben weitaus schwieriger, das Problem operativ zu lösen. Für uns war das von Anfang an einfach einer der Kerndinge. Ich gebe euch mal ein einfaches Beispiel. Wir kriegen Millionen von Bildern, Hunderte Millionen von Bildern haben wir in unserem Stock und es ist wirklich eine Herausforderung zu sagen, das sind jetzt die 100.000 Strandbilder, die wir haben, aber ein Kunde braucht nur die zwei, drei besten. Dafür musst du einmal verstehen, was ist in einem Bild überhaupt drin. Ist das ein Strand, eine Person, ist das ein Sonnenuntergang? Aber zum anderen auch verstehen, eine Abstufung zu schaffen von Bildqualität. Das ist tatsächlich technisch möglich. Wir können gerne darüber sprechen, wie das funktioniert.

Joel Kaczmarek: Was sind denn die Achsen, die du dabei so betrachtest? Also du kannst rein technisch daran gehen, kannst sagen, mit was für Blenden wurde gearbeitet, wie scharf ist das Bild? Du kannst sagen, wie hier so goldene Schnitt und solche Themen machen. Du kannst natürlich auch irgendwie sagen, was du mal gerade meintest, Beliebtheit. Also ein Künstler würde ja unbedingt sagen, Kunst ist nicht unbedingt das, was am beliebtesten ist, sondern was irgendwie eine Aussage hat oder oder oder. Also was sind die Achsen, was sind die Faktoren, die du dir anguckst, wenn du genau diese Entscheidung treffen willst? Welches jetzt die drei Strandfotos sind, die du deinen interessierten Werbekunden anzeigen solltest?

Florian Meissner: Also Ästhetik, du hast vollkommen recht, kann man herunterbrechen in verschiedene Parameter. Zum einen sind das Bildfaktoren, die man kennt, die deskriptiv sind, wie zum Beispiel die Schärfe von Bildern oder die Farbintensität. Aber es geht noch weit darüber hinaus. Pro Bild schauen wir uns wirklich mit. von Kombinationen an und analysieren wirklich jeden einzelnen Pixel, der auf einem Bild zu sehen ist. Und analysieren sogar fotografische Konzepte, wie zum Beispiel die Rule of Third oder der goldene Schnitt in der Fotografie. Symmetrien Gesichtern. Wenn wir ein Gesicht erkennen, wissen wir, dass symmetrische Gesichter Schönheit suggerieren. Sogar kulturelle Profile sind analysierbar. Zum Beispiel wissen wir, dass die Farbe Rot in Japan besser ankommt als die Farbe Braun in Brasilien. Das heißt, wenn jemand in Japan nach Autos sucht, warum zeigen wir ihm nicht erst rote Autos und dem Brasilianer braune Autos? Und das kann man bis in die Spitze treiben und das ist unglaublich spannend. Aber die Krux dahinter ist natürlich, was ist mit dem persönlichen Geschmack? Und der ist von Marke zu Marke anders, vom Anforderungsprofil, aber auch von Person zu Person in Kultur zu Kultur anders. Und ich glaube, da ist unser technischer Fortschritt so weit, dass wir wirklich auf jedem Input, den wir von einem Nutzer bekommen, sei es bei einem Kunden ein Kauf eines Bildes, so weit gehen, dass wir die Bildauswahl oder die Suchergebnisse so weit personalisieren können, dass sie immer besser und immer genauer werden zu dem, was

Joel Kaczmarek: jemand überhaupt sucht. Ist das so ein bisschen so ein Thema von Trial and Error auch? Weil man merkt ja auch so ein bisschen, auf was für einem Datenschatz ihr da eigentlich sitzt.

Florian Meissner: Absolut, du hast vollkommen recht. Wie zum Beispiel Google funktioniert, das nennt sich Optimizing for Recall. Das heißt, Google zeigt dir auch immer falsche Suchergebnisse, damit dein Auge dahin gerichtet ist, dass du genau das Katzenfoto jetzt cool findest und darauf klickst. Umringelt von schlechten Katzenbildern, weil sie deine Augen und deine Werbemoneten quasi darauf ausrichten wollen. Ja, so ist es halt. Krass. Dieses Problem haben wir nicht, weil wir glauben, dass Google die schlechteste Bildsuche der Welt ist und das Problem nicht das Geschäftsmodell Advertising falsch für die Bildsuche ist und nicht die besten Bilder zeigt, sondern die am meisten Geld generierenden Bilder. Unser Anspruch ist, die beste Fotosuche der Welt zu bauen mit dem Verständnis darunter Schönheit zu promoten, egal ob du einen großen Social Footprint hast oder nicht.

Joel Kaczmarek: Was hast du dafür für technische Strukturen aufgebaut? Also wenn man sich jetzt mit dem Thema KI beschäftigt, dann hast du ja gleich so Sachen wie neuronale Netze, Deep Learning. Das sind ja so Faktoren, die jetzt irgendwie an aller Ecke zu hören sind. Wie muss man sich euren technischen Aufbau bisher vorstellen?

Florian Meissner: Als Hintergrund, wir haben vor knapp drei Jahren eine Firma aus der Schweiz gekauft, einen Spin-off von der Universität Lausanne. Der APU ist mittlerweile so ein Head of R&D und wir haben wirklich ein wunderbares Team an Spezialisten, PhDs von wirklich ganz tollen Universitäten aus der Welt, mit Hintergrund von über zehn Ländern mittlerweile aufgebaut. dass das Kern dahinter ist. Wir haben einige Patente von Apu auch übernommen. Mittlerweile haben wir aber auch einige mehr selber schon eingereicht oder pending. Wir haben da noch einiges in der Tasche, wenn noch einiges kommt. Und ich glaube, das Wichtigste ist wirklich zu verstehen, objektiv. Es gibt weltweit nur 2.200 Leute, die das können, was wir können. Und die konkurrieren mit den größten Tech-Firmen der Welt. Und wir sind eine kleine Fotografie-Firma aus Berlin. Aber ich glaube, darum geht es nicht, sondern zu verstehen dahinter, was treibt diese unglaublich hochbegabten Menschen hier hin und zu uns. dass wir der perfekte Playground sind, um so eine Technologie zu bauen. Man braucht einmal unfassbar große Datensets, also Bilder. Wir haben hunderte Millionen von Bildern. Zum einen, aber auch zum anderen das Feedback, was überhaupt gute Fotos ausmacht. Das sind Nutzer-Input-Daten, wie zum Beispiel Likes oder Kommentare, die Aussagen darüber treffen, ob ein Foto gut ist. Aber auch in unserem Fall Verkaufsdaten. Also wir können durch unseren Marktplatz und Partnerschaften wie zum Beispiel mit Getty oder Adobe, was wir vor kurzem announced haben, tatsächlich Daten sammeln darüber, was qualitativ auch kommerziell interessant ist und unsere Algorithmen damit feeden. Und das ist für einen Wissenschaftler von dem Format natürlich der absolute Himmel, das absolute Paradies. Und ich glaube, das ist so einer der Kerngründe, warum wir den Fortschritt gemacht haben, den wir in den letzten Jahren geschafft haben.

Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, das muss man sich ja wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen. Also 2200 Menschen, sagst du, können das, was ihr könnt. Also ihr sitzt da eigentlich auf einem unglaublichen Schatz an Know-how. Also was ich so mitkriege, alleine euer R&D, sagst du vielleicht für alle, die das nicht kennen, Research and Development, also Forschung und Entwicklung. Allein das Team, was euch an der Front weiterentwickelt, würde dir wahrscheinlich schon irgendwie einen signifikanten Millionenbetrag einbringen, wenn du dir jetzt die Firma verkaufen würdest. Das ist ja wirklich eigentlich schon faszinierend. Wie hältst du so eine Leute? Also ist das wirklich nur, dass du sagst, dieser Playground, dieses Paradies an Daten und Fakten hilft dir, dass irgendwie jetzt kein Google Deepmind um die Ecke kommt und dir die wegsaugt?

Florian Meissner: Genau aus dem Grund schaffen wir es, dass dieses Team versteht, dass wir langfristig denken und wirklich eine neue Generation an Fotografiefirma aufbauen wollen. die hoch profitabel wird und wirklich ein langfristiges Senken zu haben. Das ist das Allerwichtigste. Letztendlich sind wir ein Produkt- und Tech-getriebenes Unternehmen, was sich auch in unserer Kultur widerspiegelt. Und ich glaube, viele Leute fühlen sich einfach wohl. Das ist, glaube ich, einer der wichtigsten Punkte. Natürlich kann jeder das Fünffache anbieten, gehaltmäßig. Aber dann sei erstmal happy in deinem neuen Job, wo du nicht so viel Impact hast und wirklich deine beste Zeit deiner Karriere haben kannst.

Joel Kaczmarek: Wie macht sich denn dieser ganze Einfluss so auf euer Produkt bemerkbar? Ich weiß, als ich so euer Tool zum ersten Mal probiert habe, so ich glaube vor drei, vier Jahren dürfte es mittlerweile schon sein, mir ging es ja immer so, ich fand die, du hast so eine gewisse rough Ästhetik gehabt, also du hast gemerkt, das war irgendwie, das hat einen ästhetischen Faktor gehabt, das war auch nutzergetrieben. Ich finde aber, ihr hattet hier und da auch noch so Qualitätsprobleme. Also ich hatte oft so Fotospam-Sachen, ich hatte irgendwie, komischerweise habe ich immer Fotos gesehen von irgendwelchen dicken, schwarzen, halblackten Frauen. Das heißt total oft, frag mich nicht warum. Du suchst nach irgendwas. Das fiel mir schon so ein bisschen auf, dass ihr jetzt sozusagen, da hatte ich so ein bisschen das Gefühl, ihr seid noch in dieser Phase, so einen Qualitätszugang zu entwickeln. Was habt ihr da für Fortschritte gemacht?

Florian Meissner: Man muss erst mal verstehen, welche Prioritäten wir in welcher Unternehmensphase gesetzt haben. Momentan ist es schon so, letztes Jahr war das erste Jahr, wo wir wirklich angefangen haben zu monetarisieren. Wir sind jetzt 2017 in einem sehr, sehr guten zweistelligen sag ich mal, Millionenbetrag, wo wir rauskommen. Und das war aber wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt, als du, sag ich mal, schon das Potenzial der Kommerzialisierung gesehen hast, noch gar nicht unser Fokus, sondern unser Fokus war in erster Schritt, nach der Gründung einen Supply aufzubauen, ein Bildmaterial und wirklich eine nachhaltige Community aufzubauen. Im zweiten Schritt die Technologie zu perfektionieren und umzusetzen, damit wir dieses Geschäftsmodell überhaupt skalierbar starten können. Viele unserer Wettbewerber haben es genau andersrum gemacht. Sie haben nicht in Technologie investiert und sich nur auf die Akquise von einem kleinen Fotografen-Netzwerk konzentriert und zu früh auf, sage ich mal, Monetarisierung optimiert. Sie haben jetzt das Problem, dass sie nicht skalieren können. weil ihnen der entscheidende Faktor fehlt. Und das ist nämlich Technologie, um ihre Unit Economics zu optimieren. Ich glaube, das war für uns der größte strategische, wichtigste Entscheidung, das nicht zu tun, sondern wirklich, obwohl wir erst ein, zwei Jahre später anfangen können, Geld zu verdienen, das machen. Ja, da können wir jetzt natürlich drüber schmunzeln, aber das kannst du dir ja vorstellen, wie schwierig das war, teilweise in dieser Zeit, als du da reingeguckt hast und gedacht hast, unsere Suche ist scheiße, das Leuten zu erklären. Also das war eine ganz schöne Herausforderung und wir hatten zum Glück immer Investoren und Leute, die uns zur Seite gestanden haben, die uns da sehr gut unterstützt haben.

Joel Kaczmarek: Ich glaube, das ist manchmal so eine der größten Herausforderungen, wenn einem der Wind um die Ohren weht, dass man dann weitermacht und stehen bleibt. Ich versuche immer so Takeaways für angehende Gründer oder interessierte Unternehmer sozusagen mitzunehmen. Also das darf man echt nicht unterschätzen, wie viele Steine im Weg liegen bei Storys, die irgendwie sehr groß sind hinterher.

Florian Meissner: Absolut, ja.

Joel Kaczmarek: Ihr habt ja auch ein eigenes Tool sogar separat rausgebracht. Das nannte sich The Roll oder nennt sich immer noch so. Das heißt, es war eigentlich so eine App zum Sortieren von Bildern. Das heißt, ich konnte irgendwie meine Kamera-Roll auf dem Handy nehmen und könnte sagen, die werden jetzt irgendwie nach Ästhetik-Faktoren sortiert. Hab ich das so ein bisschen verstanden? Sag doch vielleicht mal ein, zwei Sätze dazu, was da der Hintergrund war und wo das Thema gerade steht.

Florian Meissner: Was wir hier versuchen für den Fotografen zu lösen ist erstmal die Idee, hey, du brauchst kein teures Equipment, um überhaupt Fotograf zu werden und was mit deinen Bildern zu machen. Du bist auf Instagram, auf Snapchat oder auf Facebook unterwegs. Was machst du denn nach deinem nächsten Like oder nach deinem nächsten Kommentar überhaupt mit deinen Bildern? Und ich glaube, da wollen wir ansetzen. Natürlich haben wir ein großes Netzwerk an Amateur-Fotografen oder Foto-Enthusiasten aufgebaut. Aber für uns ist die Vision dahinter, wirklich die Demokratisierung der Fotografie oder des Zugangs zu diesem Medium so weit zu öffnen, dass jeder Mensch, der in seinem Leben schon mal Fotos gemacht hat oder die irgendwo gespeichert hat, sein Potenzial dahinter entdecken kann. Und das geht zu weit, zu sagen, du hast eine Dropbox oder du hast einen Google-Fotos-Account oder du hast eine Camera-Roll mit 10.000 Bildern da drauf. Können wir dir nicht durch einen Algorithmus helfen, durch unsere Vision Aesthetic, zu sagen, du warst gerade im Urlaub in Japan oder in Frankreich und hast eine Menge Schrottbilder gemacht, aber da waren 10 Bilder dabei, die ein Kunde von uns in Brasilien kaufen will. Warum gibst du uns hier nicht die Lizenz dafür und wir schicken dir Ende des Monats einen PayPal-Cashout. Ich glaube, das ist eine Proposition, die unglaublich cool ist und die greifen kann. Gerade in einem Zeitalter, wo wirklich viele Millennials über komplementäres Income nachdenken. Das war für uns die Idee dahinter und eine ganz, ganz große technische Herausforderung. Ohne da viel vorwegzunehmen, würde ich mal raten. die Augen offen zu halten in den nächsten Monaten. Ja, es ist unglaublich spannend, was da passiert ist, weil der Code natürlich noch kleiner und schneller geworden ist, aber zum anderen auch Kosten sinken werden in Zukunft. Das ist ein unglaublich spannender Zeitpunkt für diese Technologie, wo wir noch viele Anwendungen wirklich fernab unserer Fotobranche sehen.

Joel Kaczmarek: Wenn man das nochmal zusammenfasst, ist eigentlich der Faktor, du hast ein Foto und das zu indizieren und vielleicht auch auszuwerten, kannst du entweder auf deinem Gerät machen oder in der Cloud. Damit hast du einerseits diesen Privacy-Aspekt, aber ich kann mir vorstellen, irgendwann hast du auch, wenn ich jetzt in Google bin, das ist ja signifikant, selbst wenn ich das nur ein paar Millicent koste, diese Milliarden an Bildern, die da wahrscheinlich hoch und runter wandern, also ist ja durchaus auch ein Kostenfaktor, wenn man sagt, man kann das auf seinem Gerät irgendwie schneller machen. Man hat ja immer auch so ein bisschen diesen Faktor, ich glaube, Israel ist gar nicht so schlecht in diesem ganzen Thema, Gesichtserkennung und so und Gegenstände erkennen. Ist es irgendwann eigentlich möglich, sowas sogar in Echtzeit zu machen, dass du ein Handy auf irgendwas draufhältst und kannst sagen, so und so, das ist jetzt irgendwie ein Mann, der lacht, der ist irgendwie Asiate oder der hat jemand Geburtstag oder sowas. oder ist das eher noch so Zukunftsmusik? Ihr seid ja da an der Front.

Florian Meissner: Ist es möglich. Das ist total verrückt, was wir da gesehen haben. Ich lade euch herzlich ein, mal bei uns durchs R&D-Team zu laufen und mal Prototypen anzugucken. Jeden Tag kriege ich eine Gänsehaut, wenn ich hier durchs Büro laufe und mir überlege, dass wir in ein paar Jahren eine Spiegeleffektskamera in der Hand halten werden, wo ich nicht mehr manuell meine ISO einstellen muss, sondern mir der Viewfinder der Kamera vorschlägt, wie ich mein Bild ästhetisch verbessere und ich mit einem Klick auf den Button das perfekte Foto schießen werde. Dafür legen wir gerade die Grundsteine, Und Kamerahersteller wie Nikon, die letzte Woche übrigens eine Milliarde in Market Cap verloren haben an einem Tag oder kennen, werden da große Probleme kommen, weiter ihren Market Share zu halten, wenn sie nicht weiter oder überhaupt erstmal in solche Technologien investieren.

Joel Kaczmarek: Wenn wir uns jetzt mal so Stück für Stück an euren Geschäftsmodell oder an euer Geschäftsmodell ranrobben, ist sozusagen eigentlich die Lizenzierung, dieses ganze Know-how, was ihr insgesamt habt, weil du jetzt gerade gesagt hast, irgendwie Feindersucher in so einer Kamera, ist das irgendwie ein Case, wo ihr sagt, das könnte für euch ein relevantes Standbein werden?

Florian Meissner: Momentan ist der Fokus sicherlich auf unserem Marktplatz. Also wir haben letztes Jahr erst angefangen, wirklich da produktmäßig und auch durch BD und Sales in unserem New Yorker Office wirklich Gas zu geben.

Joel Kaczmarek: BD heißt Business Development, muss man sagen, also Geschäftsentwicklung.

Florian Meissner: Genau, Geschäftsentwicklung zu investieren. Da sind wir sehr, sehr positiv gestimmt und sehen das als eine große Chance für uns. Aber definitiv, also für uns ist das ein Investment für die nächsten zehn Jahre, zu sagen Welche Industrien können überhaupt empowert werden durch Bilderkennung und ästhetische Erkennung? Es geht ja weit über die Fotografiebranche hinaus. Denk mal an das Thema Medical Erkennung, das Thema Krebsforschung, das Thema Security, Optical Cameras, Scanner. Auto natürlich, Automotive ist ein Riesenthema. Wir entwickeln uns da immer mehr zum Spezialisten in diesem Feld mit einem umfassbaren Team. Ich bin einfach nur gespannt und freue mich auf die nächste Zeit.

Joel Kaczmarek: Ja, das ist Wahnsinn. Also was du gerade so gesagt hast, das ist ja wirklich eine Vielfalt an Möglichkeiten. Und da kriegt man erst mal mit, was Bilderkennung eigentlich alles irgendwie für Rollen hat. Im Guten wie im Schlechten. Man kann von NSA bis Verkehrssicherheit da denken. Also eigentlich müssen wir sozusagen dir die Daumen drücken, dass mal irgendwie BMW, Mercedes und Co. rumkommen und irgendwie ihr Geschäft hatchen, indem sie bei dir investieren.

Florian Meissner: Let's see.

Joel Kaczmarek: Da muss man ja manchmal als Lob aussprechen. Also ich finde das ganz toll, dass ihr irgendetwas baut, wo man auf Strukturen baut. Und was ihr auch zum Beispiel, was du vorhin gesagt hast, so nonchalant in so einem Liebenssatz, dass ihr in der Schweiz irgendjemanden kauft aus Know-how-Gründen. Ich finde halt viel zu viele Unternehmen kaufen nur Geschäft, die kaufen nicht Know-how. Und deswegen, das finde ich sehr beeindruckend und toll, dass ihr das macht. Ich freue mich. Genau, aber dann mal so wirklich reingerobbt in dieses Thema. Geschäftsmodell, Marktplatz hast du gesagt. Vielleicht grasen wir mal ganz kurz noch so ein bisschen den Prozess ab, wie man irgendwie dahin kommt, bis man so ein Bild verkaufen kann. Also bis dato war ja eure App so ein bisschen, wie man sich das bei Instagram vorstellt. Filter, also fotografieren, Filter drüberlegen, veröffentlichen, zack, peng. Und Instagram ist ja da sehr stark diesen Weg gegangen in Richtung so Social Network. Die werden so ein optisches Twitter, ein optisches Facebook, wenn du so willst. Wie ist denn so bei euch der Prozess? Was ist denn eigentlich generell so State of the Art, wenn ich jetzt mal mir so Filterfotografie angucke, wie ihr dann sozusagen daraus weiterarbeitet?

Florian Meissner: Zum einen ist es unfassbar schwierig, heutzutage immer noch ein Foto zu verkaufen. Also ich würde dich mal bitten, zu versuchen, auf den einschlägigen Plattformen ein Bild einzustellen und mir dann zu sagen, wie lange es gedauert hat, bis du eine Freigabe dafür bekommen hast, beziehungsweise ob überhaupt. Die Barrieren und Qualitätshürden sind noch immens. Und das liegt einfach ganz, ganz schlicht daran, dass die großen Firmen da draußen weltweit immer noch komplett manuell arbeiten und denken. Das heißt, jedes Bild, was hochgeladen wird, ich nenne jetzt mal keine Namen, wird manuell durch ein Human Being betrachtet, kuratiert, aussortiert und manuell verschlagwortet. Das heißt, wirklich da sitzen Leute in Indien, in Polen und in Großbritannien, Firmen, die sich nur damit betreuen, Bilder zu keyworden. Das ist nicht skalierbar. Das heißt, natürlich kriegen die nur ein paar zehntausende Bildern in der Woche. Was wir verstanden haben, wir können, wenn wir eins schaffen wollen, ist das, diesen Supply Funnel, also den Zugang an Bildmaterial in großer Masse, wirklich aufzumachen und zu demokratisieren. Also jedem Menschen da draußen Zugang zu geben, sein Bild zu verkaufen und dem die Hürden so weit zu senken, dass er gar nichts mehr machen muss, außer einfach ein Bild hochzuladen, seine Rechte uns zu geben und wir alles übernehmen. Das heißt, die Wertschöpfungskette der Bilddatenanreicherung, das Vermarkten der Bilder, das Payout, und quasi sogar die Education, also den Fotografen zu verbessern. Ich glaube, das ist für uns der absolute Durchbruch gewesen, wo sich immer mehr durchsetzt. Leute verstehen, oh cool, ich kann ja eigentlich jetzt sofort innerhalb von zehn Sekunden Fotograf werden, indem ich mein Bild hier rein stelle und ich muss nichts machen und am Ende des Monats kriege ich einen Paper Cashout. Und ich glaube, so einfach war Fotograf werden noch nie. Dahinter steht natürlich ein unglaublicher Rattenschwanz an Prozessketten und Technologie, die das automatisiert. Aber davon muss der Endnutzer gar nichts wissen. Beziehungsweise soll er auch nicht, weil wir es so einfach machen wollen, Fotograf zu werden wie noch nie.

Joel Kaczmarek: Okay, das war ja eigentlich schon der zweite Schritt. Also dieses, ich habe ein Foto und was ich dann damit mache. Wie passiert denn eigentlich der erste Schritt bei euch? Also ist das wirklich der klassische Weg, man macht mit eurer App ein Foto, legt einen Filter drüber. und was kann man da gerade bei euch jetzt machen? Weil ich habe mich zum Beispiel auch gefragt, mit einem iPhone ein Foto zu machen, da hast du ja nur die Auflösung X. Wenn ich jetzt ein Billboard, also eine richtig große Posterwand damit bestücken will oder ein hochauflösendes Magazin, ist das nicht ein Problem, war so mein instinktiver Gedanke. Also wie ist denn dieser Erstellungsseitenstand jetzt gelagert?

Florian Meissner: Ich weiß nicht, wer heute Morgen am Rosenthaler Platz vorbeigefahren ist. Die ganze U-Bahn-Station ist vollgepflastert mit fotografiert mit dem iPhone 7 Kampagnen. Ich glaube, das ist schon rein physisch widerlegt, dass es nicht geht.

Joel Kaczmarek: Aber die bessern die auch stark nachbildlich mehr, oder?

Florian Meissner: Aber trotzdem, ich meine, die Auflösung der Bilder, natürlich werden sie interpoliert etc., aber ist unfassbar gut. Und zum anderen ist das ein absoluter Trugschluss zu denken, dass wir nur Mobile-Bilder haben. Ich glaube, fast über 40 Prozent unserer Bilder sind mit professionellen Kameras getätigt. Das heißt also, uns ist das Jacke wie Hose, wie man das so schön sagt, mit welchem Gerät du dein Foto machst. Wir wollen dir nur verhelfen, um das zu vermarkten. Und zum anderen ist es ganz einfach, was wir bauen, sind Tools, um dir den Eintritt in diese Branche zu vereinfachen. Und wie du das schon angedeutet hast, sind das einmal Filter, Die für uns aber gar nicht so wichtig sind, weil jeder Mensch kann jede App benutzen da draußen, ob es Instagram ist oder Pix, whatever, um seine Bilder zu bearbeiten. Wir sind nur an einem Endprodukt interessiert, an einem kreativen Outcome. Das heißt, wir sehen Fotonerds in Asien, die zum Beispiel zehn Apps benutzen, bis sie ihr Bild so bearbeitet haben, dass sie das perfekt finden und dann bei uns so einstellen. Und ich glaube, wir betrachten uns da eher als Kanal und als Feedback-Loop, dir zu sagen, hey, was sind die Bilder, die gerade nachgefragt werden? und wie können wir dich verbessern als Fotograf, indem wir dir Tutorials anbieten. Wir hatten zum Beispiel im Sommer eine ganz tolle School of Photography, das sind Videotutorials, wo du Kurse belegen kannst. Wir haben kleine Fotowettbewerbe, die sich Missions nennen. Und ich glaube, das ist der perfekte Playground für dich, überhaupt erstmal deine Skepsis und Angst abzulegen, sich in einer kreativen Community auszutauschen und einfach mal deine Bilder reinzuschmeißen.

Joel Kaczmarek: Lass uns doch mal so ein bisschen die Economics nachvollziehen. Wie läuft das ab? Also ich habe gesehen, ich glaube, ihr habt drei Preislevel. War mein Netz der Stand? Vielleicht hat sich das schon geändert. 20 Dollar, 50 Dollar, 250. Kann das sein? Social, Web und Full nennen die sich. Wie läuft das genau ab? Also wie wird das bepreist? Wonach richtet sich das? Und was ist so euer Share? Das wäre natürlich mal sowas für so einen normalsterblichen Nutzer, was ganz interessant wäre zu verstehen.

Florian Meissner: Also für uns war von Anfang an ganz wichtig, das ist auch wiederum einer unserer Kernwerte, wir sind auf Augenhöhe mit unserer Community. Das heißt, wir teilen uns das Geld mit unseren Fotografen 50-50. Und das war immer ein Promise, was wir von Anfang an gemacht haben. Und das haben wir bis dato gehalten. Und das ist für uns das Allerwichtigste. Das heißt, du gibst uns deine Bilder und wir kümmern uns um den Rest und dafür teilen uns das Geld. Was das Preismodell angeht, war für uns ganz, ganz wichtig, die strategische Entscheidung zu treffen, dass wir uns nicht in den Grabbeltisch der Microstock-Bilder einmischen. Also was in den letzten zehn Jahren passiert ist, Leute wie ich konnten sich zum ersten Mal eine digitale Spiegelreflexkamera leisten und dadurch sind Marktplätze wie Shutterstock oder iStockphoto oder Fotolia entstanden, die für 800 Millionen von Adobe gekauft wurden. Eine unglaubliche Bilderflut an miserablen Bildern sind auf diesen Markt geschossen worden. Man muss sich das, also das Stichwort Stockfoto ist sicherlich allen bekannt. Bilder aus den 70ern sind damit vergleichbar. Das hat nichts mit authentischer oder schöner Fotografie zu tun. Und ich glaube, das ist so das Allerwichtigste zu verstehen, dass auch auf der Nachfragenseite dahinter ganz andere Trends gerade sind und die Nachfrage nach authentischem, echtem, lokalem Bildmaterial einfach ins Demenze steigt.

Joel Kaczmarek: Und was war dann deine Konsequenz für euer Pricing und eure Gestaltung des Geschäftsmodells?

Florian Meissner: Genau, dass wir nicht auf Price per se competen wollten. Also das heißt, wir haben verstanden, dass wir ein besseres Produkt haben. Unser Produkt, unser Bildmaterial ist signifikant besser als all das, was momentan auf den üblichen Stockfotoseiten zu finden ist. Und deswegen konnten wir damit für auch mehr Geld verdanken und mehr Geld an unsere Fotografen austeilen.

Joel Kaczmarek: Was ich ja mal so das andere Pain in the Ass-Thema finde dabei, so neben der Qualität der Bilder, die teilweise einfach aussehen wie Rotz oder so gestellt sind, Es gibt auch sehr, sehr gute, die sind aber teuer, muss man fairerweise auch sagen. Aber was ich da immer so nervig finde, ist immer dieses sich Gedanken machen über Nutzungsrechte. Darf ich das jetzt nur auf meiner Webseite oder auch bei Facebook, wenn ich das jetzt drucke, wenn ich einen Werbespot mache, dann, wenn das irgendwie in einem Video zu sehen ist, was jemand in der Hand hat, bla bla bla. Also wie habt ihr das denn so gelöst, wenn ihr sagt, ihr habt diese drei Paketierungen, Social für 20 Dollar, Web für 50 und Full für 250. Wie löst ihr denn dieses Thema?

Florian Meissner: Also wir haben es wirklich versucht, so einfach wie möglich zu lösen. Zum einen bekommst du bei uns immer die größtmögliche Auflösung, was die Sache ja schon unglaublich vereinfacht, weil wenn du dir mal die anderen Marktplätze anguckst, da verlierst du ja schon den Glauben eigentlich. Also diese Komponente haben wir schon mal unglaublich vereinfacht. Und zum anderen haben wir das ehrlich gesagt in unseren Kundensegmenten so ein bisschen gesteuert. Viele Kunden benutzen zum Beispiel nur Social-Media-Werbung. Das heißt Facebook, Instagram Ads und dafür haben wir eine Social License. Der zweite Use Case ist Websites, also kommerzielle Nutzung für deine neue Produktseite oder dein neues Mailing, was du gerade raushauen musst. Und dafür gibt es eine sogenannte Web License. Und der dritte Use Case ist tatsächlich hochwertige kommerzielle Werbung, Billboards, das Thema Resale etc., wofür 250 Dollar veranschlagen für. Das ist auf den ersten Blick, ja sind es drei Tiers, aber einfacher könnte es wirklich glaube ich gar nicht sein. und damit haben wir ganz guten Anschlag gefunden und fühlen uns damit gerade ganz wohl.

Joel Kaczmarek: Wenn man sich jetzt mal deine Seite anguckt, wie viel Prozent der Fotos stehen wirklich zum Verkauf? Also macht da jeder Nutzer von Gebrauch oder ist das eher nur die Hälfte? Hast du da so ein ungefähres Gefühl für?

Florian Meissner: Ja, mittlerweile haben wir über eine Million Fotografen, die tatsächlich regelmäßig ihre Bilder auf den Marktplatz reinstellen. Das ist ein Vielfaches von dem, was du zum Beispiel bei einer publicly traded Firma in New York, die sich auf whatever stock reimt, finden wirst.

Joel Kaczmarek: Gib uns doch mal ein Gefühl, was kann man als durchschnittlich normal aktiver Nutzer denn bei euch monatlich mit Fotoverkäufen verdienen?

Florian Meissner: Ich habe erstmal ein riesengroßes Problem. Meine Frau und mein kleiner Bruder verdienen mehr Geld als ich mittlerweile auf einem, was ich lösen muss. Aber tatsächlich, es variiert. Wir hatten vor knapp einem halben Jahr oder Jahr diese Hürde, wo wir die erste Million Dollar ausgezahlt hatten an Fotografen. Das war für das Team so eine unfassbar emotionale Sache. Obwohl wir noch gar nicht richtig angefangen haben, diesen Milestone aus dem Weg zu räumen. Das war ein Gänsehautmoment für das ganze Team. Und zum anderen haben wir tatsächlich Fotografen, die da schon echt so knapp 10.000 Dollar mitgemacht haben. Einzelleute. Wir haben auch Lizenzen, die für exklusive Preise rausgehen, die sehr hochwertig sind. Also wir haben einen Kunden in Singapur gehabt, der für eine exklusive Kampagne, das war ein Mobile Operator, ein exklusives Bild brauchte, wofür er 24.000 Dollar gezahlt hat. Und das wiederum, wenn du da 50-50 von siehst, das ist natürlich ein ganz gutes Nebeneinkommen. Und dann haben wir natürlich viele Leute, die Ja, mal hier und da ein paar Dollar machen. Aber letztendlich musst du es so sehen. Eben dadurch, dass es ein komplementäres Einkommen ist. Du denkst nicht darüber nach. Das ist ja Fotos, die du eh hast. Es ist cool, wenn du dir mal ein neues Buch kaufst oder das Geld einlöst auf deinem PayPal-Account und in eine Netflix-Subscription packst. Und das sind so die Dinge, die davon einfach bezahlt werden. Oder meinen Freund zum Essen einladen. Und das ist so Dieser psychologische Schritt dahinter zu sagen, ey, das habe ich selber kreiert und das habe ich mir verdient, ist unglaublich cool. Und zum anderen drückt sich das auch in unseren Retention-Zahlen wieder. Wir haben sehr, sehr gute sechs bis neun Monate Retention-Werte auf allem als Community. Aber so als Anhaltspunkt, die verdoppeln sich nochmal, wenn ein Fotograf seinen ersten Verkauf gemacht hat. Und nicht nur als Aktivitätsmetrix, sondern auch als Bildcount. Also die Bildanzahl, die danach ein Fotograf bei uns nochmal reinstellt, ist um ein Vielfaches höher.

Joel Kaczmarek: Das ist ja ein valider Punkt. Die 22 Millionen, die du erwähnt hast, das ist ja immer die Frage, wie viele von denen sind monthly active und daily active. Also da können wir vielleicht später auch nochmal ein bisschen drauf eingehen. Aber du hast ja auch meine Frage schon so ein bisschen beantwortet, die mir auch im Kopf rumschwirbte. Arbeitet ihr auch sozusagen mit Fotoabos, dass jemand jetzt sagen kann, ich muss jetzt nicht jedes Mal 250 Euro zahlen, weil für eine Zeitungsredaktion stelle ich mir das relativ aufwendig vor, dass ihr sagt, ihr kriegt einen Account von X und habt so eine Art Flatrate? und das Thema Exklusivität kam mir auch in den Kopf. Habt ihr das auch abgebildet bei euch?

Florian Meissner: Also wir haben momentan, siehst du das in dem Produkt, gar nicht drin. Also wir haben einen sogenannten Enterprise Account und das war unser Fokus von Anfang an. Also wir haben uns gar nicht auf SMBs oder kleinere sage ich mal, Growth Startups, die auch die nötige Nachfrage an Bildern überhaupt haben, dass es für uns relevant ist und den Aufwand rechtfertigt. Um nur einige zu nennen, das ist zum Beispiel die Boston Consulting Group, die eine unglaublich tolle Webseite gelauncht hat. Alle Bilder sind von uns. Oder der Travel Vertical. In Kofi alleine haben wir, ich glaube, Booking.com, Kayak, Lastminute.com, Brand USA und noch einige andere geclosed. Das ist für uns ein Product-Market-Fit. Also wir sehen einfach, dass wir Bildmaterial liefern können auf einer Scale und einer Qualität, die das andere nicht können. Das ist für uns der Beweis, dass wir da noch mehr investieren sollten.

Joel Kaczmarek: So, jetzt hast du vorhin so ein bisschen über Google genörgelt, dass Google irgendwie nicht die besten Bilder indiziert, sondern die, die das meiste Cash bringen. Korrekt. Vor dem Thema stehst du doch aber eigentlich auch. Ist doch auch ein Anreiz für dich zu sagen, wenn ich jetzt bei dir so eine Stockfotografen-Database durchgucke, kannst du genauso sagen, ich zeige immer nur die 50 Bestverkauften an.

Florian Meissner: Genau, das ist das banale Problem, was man bei einem Suchcase immer hat. Und ich glaube, ich habe es eben so ein bisschen angedeutet. Bei uns ist, und das werdet ihr auch sehen in den nächsten Monaten, die Lösung dahinter in der Personalisierung. Das heißt, können wir es schaffen, für dich eine perfekte Suche zu personalisieren, die sozusagen auf deiner Basissuche draufsteht, in der Form von einem Filter. Also das könntest du dir vorstellen wie einen Schalter, den du umlegst und sagst, hey, jetzt will ich einfach nur meine Joel-Suchergebnisse haben. Und das sind die Suchergebnisse, die jeder andere beliebige Nutzer gerade findet. Und das geht so weiter, dass wir das wirklich runterbrechen auf bestimmte Kunden. Das heißt, wie cool wäre es, wenn wir sagen können, dass wir sogenannte Endorse-Searches anbieten. Also was würde das Weiß-Magazin in New York jetzt auswählen? Der Photo Editor in Chief, in Charge. Oder das Time-Magazin. Oder National Geographic. Ich suche Bilder in Island und ich hätte die gerne durch die Augen eines National Geographic-Kurators. Das ist technisch durch Deep Learning abbildbar. Und ich glaube, das wird für immer die Art und Weise verändern, wie Menschen Bilder suchen werden.

Joel Kaczmarek: Gib uns mal ein Gefühl, wenn du sagst, es ist durch Deep Learning abbildbar, wie lange entwickelt ihr an sowas? Was habt ihr da eigentlich konkret aufgebaut?

Florian Meissner: Ja, letztendlich ist es das eine, ein statisches Modell zu bauen, zum Beispiel an Objekterkennung. Also ist das ein Tisch oder ist das eine Banane oder ist das ein Sonnenuntergang an einem Strand in Kuba? Das ist kompliziert und das dauert auch, wir arbeiten da seit über drei Jahren dran. Aber das ist, denke ich, immer lösbar und auch in den nächsten Jahren wird es Commodity. Es wird immer Firmen oder Software-as-a-Service-Anbieter geben, die sich darauf konzentrieren. Die Krux und das, was wir geschafft haben im letzten Jahr insbesondere, ist, den nächsten Schritt hinzugehen zur Personalisierung und zu sagen, können wir Models bauen, die on the fly trainieren durch User-Input. Das heißt also, auf deinem Telefon zum Beispiel alle Bilder, die du anklickst, automatisch auf dem Gerät ein Modell trainieren, das deine Art und Weise verstärkt. versteht, wie du mit Bildern interagierst. Und das ist zum Beispiel für Werbekunden super spannend. Können wir es schaffen, Predictive Engagement Analytics zu bauen? Also du solltest nicht mit dem Bild auf Facebook Werbung machen, weil das nicht der Demografie deiner Kunden entspricht, sondern mit dem. Die Wahrscheinlichkeit, dass du Klicks kriegst, ist x Prozent teurer. Dafür zahlst du zwar 20% mehr für das Bild, aber letztendlich viel weniger, als wenn du nur die sieben Bilder kaufst zusammen. Und das ist möglich. Und ich glaube, das ist nur wieder ein Beispiel dafür, für was mit dieser Technologie gerade machbar ist. Und ich glaube, wir haben eine Sache richtig gemacht, eben nicht alles angefasst, sondern uns eine Industrie herausgesucht, für die dieses Problem unfassbar groß ist und wo wir unfassbare Kosten einsparen, die Stockfotobranche. Unser Ziel ist dort, Marktleader zu werden weltweit und weiter permanent sehr, sehr viel Geld in Technologie und R&D zu stecken, sodass wir die Fotografiefirma von morgen werden.

Joel Kaczmarek: Ich habe gerade darüber nachgedacht. Du hast absolut recht, Fokussierung ist ja irgendwie so ein Thema. Also wenn ich bei dir immer bin, hast du mich immer aufgeregt. Scheiße, was für geiles Zeug man damit eigentlich machen kann. Die Krux, hast du ja wirklich recht, ist zu sagen, ich mache eine Sache richtig und nicht fünfeinhalb. Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht, ob man nicht sogar sozusagen so Spin-Offs gründen könnte? Weil gerade was du gesagt hast, habe ich auch gedacht, ja stimmt, das wäre für Pornseiten bestimmt total interessant, wenn ich dir sagen könnte, welche Nutzer steht der? Steht der auf blonde Frauen oder rothaarige? Porn ist jetzt Schmuddelecke, nimm mal irgendwie Models. Same story.

Florian Meissner: Porn ist jetzt ein Beispiel, aber guck dir mal Instagram an. Guck dir mal den Discover-Feed von Instagram an. Ich kann dir eins sagen, mit unserer Technologie sähe der um einiges besser aus. Und ich glaube, das sind so simple Beispiele. Stell dir mal vor, du bist jemand wie zum Beispiel Foursquare, die unfassbare viele nutzergenerierte Fotos haben. Aber wie oft ist dir das vorgekommen, dass du in New York standest oder in London, in einer Stadt, wo du länger nicht warst und einfach ein cooles Restaurant finden willst, der Der Key-Parameter für Entscheidungsfindung sind Bilder. Warum zeigen wir dir nicht die besten Bilder? Ich glaube, das Problem ist mittlerweile lösbar durch Technologie.

Joel Kaczmarek: Und hast du mal darüber nachgedacht, dass man sowas bei euch irgendwie auslagert, dass ihr irgendwie einen Spin-Off gründet, die mit eurer Technologie arbeiten dürfen oder oder oder?

Florian Meissner: Wir sind absolut fokussiert, weil für uns sind diese drei Themen, also Supply, Technologie und Distribution, einfach eine Konvergenz, die da was sehr Großes schaffen kann. Aber wir sind uns bewusst darüber, für wen, sage ich mal, strategisch diese Technologie relevant ist. Und für uns sind das, sage ich mal, zukünftige Geschäftsmodelle, die wir explorieren werden.

Joel Kaczmarek: Also man kann das auf viele Sachen applizieren. Sehr, sehr spannend, wirklich. Letzte Frage vielleicht, bevor wir mal so ein bisschen in deine Performance eintauchen und versuchen, ein paar Zahlen irgendwie rauszugraben.

Florian Meissner: Oder auch nicht. Gut gemacht.

Joel Kaczmarek: Ich sehe schon. Macht ihr eigentlich auch so Sachen wie Claim-Management? Also geht ihr auch irgendwie aktiv hin und sagt, jemand hat irgendwie ein Foto benutzt, von uns aber gar nicht für bezahlt?

Florian Meissner: Also momentan ist das eine sehr, sehr gute Frage. Sicherlich ist der Fotograf in erster Linie selber dafür verantwortlich, dass sein Bild erstmal stimmt. Also das heißt, wir das Copyright auch von ihm bekommen. Und zum anderen haben wir das Thema, dass wir nicht die höchste Auflösung klaubar im Web anbieten und solche Dinge. Und wir schützen uns da schon. Okay. Aber ich glaube, wo die Reise hingeht, und das ist auch ein sehr spannender technologischer Aspekt, ist wirklich tatsächlich etwas, was wir Visual Fingerprinting nennen. Also sind Fotografien oder Digital Assets traceable, also quasi mit einem Minipixel oder einem Invisible Watermark versehbar, sodass sie eigentlich gar nicht mehr klaubar sind.

Joel Kaczmarek: Gut, wie gesagt, so schon angedroht, Unit Economics will ich immer so ein bisschen versuchen abzuklopfen. Also ihr habt schon gesagt, ihr macht jetzt irgendwie das erste Mal Millionenumsätze im 2017, das will ich jetzt gar nicht zumuten, dass du das irgendwie jetzt schon im Detail preisgeben musst, aber hast du mal so ein Gefühl, wie groß ist so ein typischer Basket, mit dem ihr da arbeitet? und was sind so die Margen, die auf eurem Produkt draufliegen?

Florian Meissner: Ich glaube, das ist viel zu früh, um da in die Details zu gehen. Aber du hast vollkommen recht. Also für uns ist, wir haben letztes Jahr angefangen, de facto zu monetarisieren. Wir haben erst seit September ein Sales-Team und in New York ein Büro, wo wir uns darauf konzentrieren. Das hat schon sehr, sehr gut geklappt und sind jetzt 2017 zum ersten Mal wirklich an einem Niveau angekommen, wo das wirklich monatlich sehr, sehr gut wächst. Und für uns ein absolut spannendes Jahr. Und für uns der Proof, dass es geklappt hat und unser Geschäftsmodell greift und wir weiter investieren können.

Joel Kaczmarek: Aber so Margen und sowas kannst du trotzdem noch nicht ablesen, auch wenn du das schon lange gemacht hast?

Florian Meissner: Ja.

Joel Kaczmarek: Das ist ein bisschen unnachbar. Da gebe ich dir ja recht, wenn jemand jung gestartet ist, die solche Zahlen sind einfach auch nicht aussagekräftig.

Florian Meissner: Genau, das ist das Ding. Natürlich haben wir Ideen dahinter, aber ich glaube, das würde jetzt viel zu punktuell einen Einblick geben, als dass es eine signifikante Aussage über das Big Picture gibt.

Joel Kaczmarek: Okay, ich meine, deine Aussage zum ganzen Thema Retention war ja zum Beispiel schon mal ganz interessant. Also wenn jemand irgendwie zahlt, merkt ihr, dass sich das dann doch irgendwie signifikant verlängert und du hast ja auch schon mal so ein paar Zahlen gerade gesagt, also sechs bis neun Monate, glaube ich, war deine übliche. Ist dann umgekehrt in dieser Logik eigentlich auch Referral irgendwie bei euch ein Thema, dass wenn euch jemand weiterempfiehlt, dass ihr auf diesem Wege groß um Kunden wachst? Weil das wäre so. meine andere Frage, wie kommt ihr eigentlich an eure Fotografen? und wie kommt ihr, das ist ja ein bisschen Henne-Ei, so ein Marktplatz, ne?

Florian Meissner: Ja, wie wir es ja angegangen sind, ist uns eben nur auf die Supply-Seite zu konzentrieren. Ich glaube, das ist auf der einen Seite das Verrückte, dass wir das überhaupt geschafft haben, ein Modell zu bauen, wo eine Supply sich stetig wächst, ohne dass letztendlich eine finanzielle Transaktion dahinter stattfindet. Das haben wir nur geschafft, weil wir, glaube ich, die Zielgruppe und den Fotografen so gut verstanden haben. Mehrwerte aufgebaut haben, die fern von Geld sind. Also das Thema Ausbildung oder das Thema wirklich kulturelle Resonanz. Wir haben Ausstellungen organisiert, wir haben ein monatliches, ein quartalsmäßiges Magazin, was wir rausbringen. Wir organisieren Fotografie-Events, ein Festival, ein Wettbewerb. Das sind so Dinge, wir sind wirklich die perfekte Welt, in die man als angehender Fotograf eintauchen kann, um es auf die nächste Schufe zu schaffen. Und das sind alles Dinge, die kannst du bei uns machen, ohne dass du Geld verdienst. Und natürlich haben wir jetzt mittlerweile schon eine große Anzahl der Fotografen, die es auf diese nächste Hürde auch geschafft haben zu monetarisieren. Aber wenn sie mal einen Monat weniger Geld machen oder kein Geld machen, haben sie trotzdem noch Dinge, die sie bei uns in der Almwelt machen können. Das war ein ganz, ganz wichtiger Punkt, warum viele Startups oder Wettbewerber, die es in den letzten Jahren versucht haben, den neuen Marktplatz in der Fotografie zu bauen, eben nicht geschafft haben, weil sie dieses Chicken-Neck-Problem nicht gelöst haben.

Joel Kaczmarek: Aber ist es generell so, dass man, wenn man Fotograf ist, mittlerweile eigentlich auch bei eurem Modell, du hast ja irgendwie dich dezent zurückgehalten, wie viel man damit verdienen kann, das zu sagen. Ist das noch so ein bisschen so ein Pennies-Geschäft, dass das wirklich eher so, dass man sich da halt mal ein Netflix-Abo im Monat verdient oder vielleicht auch drei, aber jetzt nicht irgendwie gerade 30 oder 300?

Florian Meissner: Also wir haben bei unseren eigenen Bildern, die wir selbst verkaufen, einen Payout-Floor von 5 Dollar. Das heißt also nichts mit Grabbeltisch. Wir wollten explizit nicht in dieses Segment reingehen, Send-Subscriptions zu verkaufen, sondern auch unseren Fotografen das Feedback zu geben, dass ihre Bilder sehr, sehr wertvoll sind.

Joel Kaczmarek: Total verschichteter, aber wenn die jetzt irgendwie ab 20 Dollar losgehen und du sagst selber, es ist schweineschwer, so ein Ding zu verkaufen, dann würde ich mal tippen, man wird jetzt auch auf IM als Fotograf nicht unbedingt reich, wenn man nicht gerade zu den Top 5% gehört oder so.

Florian Meissner: Es ist immer diese 80-20-Rule, aber auf der anderen Seite, wir sind auch in den Kinderschuhen. Ich kann dir sagen, dass es Fotografen auf anderen Plattformen gibt, die im letzten Jahrzehnt sehr, sehr viel Geld verdient haben und ihre Jobs gekündigt haben. Und ich glaube, das ist unsere Ambition, die nächste Generation der Fotografen auszubilden und denen zu helfen, dass sie große Künstler werden können, aber auf der anderen Seite auch, wie gesagt, nicht nur ein komplementäres Einkommen, sondern auch ein geniges Einkommen über uns entwickeln.

Joel Kaczmarek: Du hast jetzt eben in so einem Nebensatz euer Magazin gesagt. Da sollten wir auch nochmal einen Satz sagen. Das ist eigentlich ein bisschen so ein Nachtrag zu eurem KI-Thema. Das ist ein Magazin, was ihr komplett KI-basiert zusammengestellt habt. Das ist ein schönes, hochwertig gemachtes Fotomagazin. Da musst du mal einen Satz dazu sagen. Das ist wirklich ein tolles Produkt.

Florian Meissner: Ja, für uns war das so ein kleines Pet-Project von meinem Mitgründer, unserem Kreativdirektor Gen. Zu überprüfen, schaffen wir es, ein Magazin komplett maschinell zu kuratieren. Also alle Bilder, die in diesem Magazin drin sind, sind von einem Algorithmus ausgesucht und auch in Korrelation gestellt, zu welchen Bildern würde ein Fotografen-Spezialist einen Fotokurator aussuchen? versus welche Bilder haben die meisten Likes bekommen. Letztendlich sind das alles coole Bilder, aber es wird sehr, sehr deutlich, welche Challenges noch in diesem Thema drin sind. aber auch wie viel Potenzial das jetzt schon hat, wenn ein Fotokurator diese Technologie selber nutzen kann. Ich habe immer das Beispiel Time Magazine. Die Keira Pollack, ich weiß nicht, ob ihr sie kennt, ist eine der besten und berühmtesten Fotografie-Kuratoren der Welt. Sie sucht immer das Cover aus vom Time Magazine. Sie hat ein unfassbar cooles Team von Photo-Editors unter ihr und die sehen ca. 100.000 Bilder am Tag. Aber sollten die nicht Millionen von Bildern am Tag scannen, die da durchs Web und Internet fliegen? Und das können sie natürlich nicht. Was unsere Technologie leisten kann und immer besser wird, ist solchen Creative Professionals Tools zu geben, aus großen Massen kleinere Mengen und Kurationen rauszufiltern, die ihren Job erleichtern. Das ist unglaublich spannend.

Joel Kaczmarek: Man merkt ja, man kann sich da in Themen verlieren und verlieben, die ihr irgendwie bei euch habt. Also das ist wirklich spaßig und auch ein Reiz. Vielleicht mal einen Satz auch über die Fotowettbewerbe, die ihr macht. Also es geht gar nicht darum, dass ich jetzt irgendwie fett Werbung machen will für all eure Produkte, aber ich finde ja ganz interessant mal zu sehen, wie ihr irgendwie eigentlich Akzente setzt, wo ihr Geschäftsmodellansätze habt. Ich könnte mir vorstellen, dass das eine hervorragende Quersubventionierung eurer Arbeit war. Also da konnten Firmen teilweise bei euch Wettbewerber ausrufen gegen Preise. Ich nehme mal an, dafür zahlt ihr Geld. Wie läuft denn das so bei euch? Wie viele Projekte habt ihr schon gemacht in der Art? Wie viel Umsatz kommt da zusammen? Ist das signifikant?

Florian Meissner: Erstmal eine sehr gute Einschätzung. Ja, das ist korrekt. Zum einen haben wir die Entscheidung getroffen, dass wir unsere Fotografen an sich nicht monetarisieren wollen. Das heißt also, wir wollen die erstens nicht mit Werbung zu ballern und zweitens wollen wir den Funnel des Bildzugangs einfach komplett offen halten. Also du sollst selber nicht dafür zahlen, Bilder hochzustellen. Wie zum Beispiel das Etsy macht, dass du ein Listing hast und so weiter. Können wir auch super viel Geld mitmachen, aber letztendlich uns geht es darum, den Zugang zu demokratisieren. Und das ist unsere Kern-Value-Proposition für Fotografen. Und natürlich ist aus dem Hintergrund, dass wir mit vielen Marken zusammenarbeiten und tollen Unternehmen, die Frage entstanden, wie können wir überhaupt Bilder on demand generieren von eurer Community? Also ihr habt ja Millionen Leute von Sitzen in 150 Ländern. Warum können wir es nicht mal ausprobieren? Wir haben eine Nachfrage an Bildern in einer bestimmten Kategorie, wo wir jetzt auf den üblichen Marktplätzen nichts finden. Zum Beispiel Karneval in Rio. Und was wir machen können, wir können gezielt Fotografen in bestimmten Ländern ausprobieren. zu bestimmten Themen ansprechen und sagen, warum schießt ihr nicht in den nächsten zwei, drei Tagen oder in der nächsten Woche Bilder zu dem Thema und ihr kriegt dafür einen Preis. Das ist eine unglaublich tolle Dynamik, weil du bei einem kleinen Wettbewerb teilnimmst, du auch siehst, wie interpretieren andere Fotografen genau das Thema und zum anderen hast du eine Aussicht auf ein bisschen Geld und einen kleinen Sachpreis und wir haben mittlerweile schon wirklich Hunderte davon gemacht. Das ist tatsächlich ein signifikanter Anteil an unserem Monthly Revenue und für uns ein sehr, sehr großes Potenzial, weil diese Industrie eben nicht nur aus, sag ich mal, Stockfotos besteht, sondern auch an On-Demand-Fotografie. Also ich hire mir jetzt einen Fotografen dafür und wir haben da einfach eine ganz gute Community in der Hand, die das lösen kann.

Joel Kaczmarek: Stichwort Community. Es gibt ja noch eine andere Community, die irgendwie bei Unternehmen immer eine Rolle spielt, das sind Investoren. Ja, habe ich auch schon gehört. Das wäre so mein letzter Punkt, über den wir mal reden sollten. Also wenn man sich mal eure Dokumente anguckt, dann habt ihr irgendwie das Video.

Florian Meissner: Ich bin mir sicher, dass du das getan hast. Ja, habe ich auch.

Joel Kaczmarek: Wobei es bei euch schwieriger ist. Ihr habt eine Limited. Da kannst du ja immer sagen, warum. Aber wahrscheinlich rein operative Gründe. Aber so ein Welling ist bei euch investiert, ein Early Bird, ein Stefan Glänzer mit Passion Capital oder auch ein Christoph Mehr. Was ist denn so die Genese hinter eurer Investorenauswahl? Wonach habt ihr die ausgesucht? Ist das so ein bisschen opportunitätsgetrieben oder habt ihr die ganz bewusst ausgesucht? Gibt es da eine Geschichte zu?

Florian Meissner: Überhaupt nicht opportunitätsgetrieben. Das ist, glaube ich, das Wichtigste. Und ich würde es auch immer wieder so machen, sondern rein, rein, rein People getrieben. Und zwar, also Christoph hat uns wirklich von Anfang an von der Straße aufgesammelt, sprichwörtlich. Oder Ramseys Wohnzimmer, das geht auch. Und für uns der Erste, mit dem wir darüber geredet haben. Interessanterweise hat Christoph am Anfang immer nur gesagt, dass wir ein Passion Project sind und weit davon entfernt sind, waren wir auch, von dem, was wir heute sind. Aber Christoph war so die erste Anschub-Friends-and-Family-Finanzierung, die wir hatten, mit der wir das erste Produkt bauen konnten. Aber von Anfang an ja schon aufgrund unseres Hintergrunds sehr viel hatten. Also wir hatten eine Community, wir hatten Events weltweit, wir hatten ein Basic-Produkt und so ein kleines Movement schon hinter uns. Genau das war so die Genese dahinter und Stück für Stück über die Seed- und A-Runde und ja dann auch unsere B-Runde mit Valar Ventures aus New York. War immer daran getrieben, dass es geklickt hat und die Leute verstanden haben, in welcher Phase wir sind. Macht

Joel Kaczmarek: Kollege mehr eigentlich noch so, vielleicht korrigiere mich, vielleicht das despektiere ich, diese Arsch-Deals, ich habe immer nur so mitgekriegt, 25.000 Euro und kriege irgendwie relativ hohe Prozente mit irgendwie noch ein bisschen, ich bin die graue Eminenz hier in der Szene, das ist jetzt ein bisschen bissig, aber mal so überspitzt beschrieben. War das bei euch auch so oder ist das so und macht das vielleicht aber auch Sinn? Also ist das was, was irgendwie für einen Gründer irgendwie attraktiv sein kann, in Kauf zu nehmen, dass die Bewertung jetzt nicht so toll ist und dass man den Namen von so einem Investor vielleicht ein Stück bezahlt?

Florian Meissner: Also ich muss ganz ehrlich sagen, als ich angefangen habe, hatte ich von Tuten und Blasen wirklich relativ wenig Ahnung und kannte mich auch in dieser Szene gar nicht aus. Das Einzige, was ich verstanden habe, ist, dass ich keinen Accelerator machen will. Ich will da niemandem auf die Füße treten, aber es gibt eine Handvoll an Acceleratoren auf der Welt, die Mehrwert leisten. Und du hast immer die Frage, bin ich schneller? Mit Hilfe oder ohne. Und es geht gar nicht um Geld am Anfang. Und die paar Prozent, die du da abgibst, meine Güte, ja, wäre cool, wenn ich das nächste Mal nicht mehr machen muss, aber das ist der entscheidende Funke, der da überspringt. Das sind entscheidende Skills, die du lernst, wie man pitcht, wie man überhaupt daran geht, wie man ein Timing hinter einer Finanzierung aufbaut, wie man Druck dahinter aufbaut, das kannst du nicht, wenn du das nicht hast. Und solche Leute wie Christoph in dieser Phase sind einfach unfassbar und unbezahlbar. Für mich stellt sich diese Frage überhaupt nicht, ob das ein guter oder ein schlechter Deal war, sondern ich glaube, es gab zu diesem Zeitpunkt für uns weltweit keinen besseren als Christoph. Das war toll. Ich würde das jedem weiterempfehlen, der in derselben Situation ist wie ich. Aber letztendlich fast forward ein paar Jahre, jetzt brauche ich das nicht mehr. Jetzt haben wir unser eigenes Stückchen gelernt, links und rechts, und haben unser eigenes Netzwerk aufgebaut. Und vielleicht kann ich jetzt sogar auch in jungen Gründern anders helfen. Ich glaube, da hat Christoph sich einfach was aufgebaut, ein Netzwerk aufgebaut und auch Credibility aufgebaut in den letzten Jahren, die ganz toll ist. Und sein Fokus hat sich ja jetzt auch so ein bisschen geändert und macht mehr Deals auf einem größeren Footprint. Und das ist auch total toll für ihn. Aber ja, wir telefonieren immer noch jeden Freitagabend. Er ruft mich immer an, wenn er auf dem Nauseweg ist. Dann weiß ich schon immer, ich brauche gar nicht, sondern einfach Telefon und dann erzähle ich mal ein bisschen und dann ist es auch wieder gut.

Joel Kaczmarek: Ja, okay. Ja, das ist ja schön, dass du das mal so sagst. Ich meine, so zynische Journalisten wie ich, die gucken halt immer nur so, okay, der nimmt viele Prozente, zahlt nicht viel Geld, aber man merkt das.

Florian Meissner: Ich muss das jeder selber beurteilen, was du kannst. Das ist ja kein Trade-off für, ich sehe das gar nicht als Trade-off Money versus Equity, sondern ich sehe das als Equity versus Human Capital. Das ist viel wichtiger am Anfang. Und wenn du es eben hast, cool, gerade in der Berliner Szene müssen wir viel mehr daran arbeiten, uns auszutauschen und Cross-Industries einfach viel mehr zusammen zu machen und zu reden. Aber wenn du es nicht hast, dann ist das ein Investment, das du vielleicht tätigen solltest.

Joel Kaczmarek: Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass euer Fall jetzt sozusagen, also euer Unternehmen als VC-Case jetzt auch nicht unbedingt einfach zu pitchen war, oder? Oder hat euch da so ein bisschen dieser Instagram-Fall sozusagen in die Karten gespielt?

Florian Meissner: Null. Also am Anfang haben uns alle gesagt, gar nicht mal Instagram, gab es ja noch nicht. Sondern haben gesagt, ja, und was ist mit Flickr? Und gut, okay, das war jetzt nicht so, man muss doch kein Hellseher sein, dass irgendwie Flickr nicht in Mobile investiert hat. Aber viele Leute haben es einfach nicht gerafft. Und vor allen Dingen diese Fotografiebranche hat sich über die letzten 50 Jahre so stark verändert. Aber was einfach offensichtlich war, dass dieser Trend, der vor zehn Jahren mit Spiegelreflex losging, sich jetzt mit Mobile um einen Order of Magnitude multipliziert und das eine Größe annimmt, die einfach nicht kontrollierbar ist. Und das ist große Unternehmen geben wird, die darauf entstehen. Das war so die Kernthese und dazu in Kombination mit einem sehr, sehr guten Team und Technologie war das was, ja, das war, musste man erstmal schlucken und wir haben das Glück gehabt, dass wir dann Leute wie den Stefan gefunden haben von Passion und die Lailin Burbage von Passion Capital und den Daniel Waterhouse, der damals noch bei Wellington war, die einfach daran geglaubt haben. Das war sicherlich kein Deal, den sie gemacht haben, um kurzfristiges Revenue zu sehen.

Joel Kaczmarek: Was war denn so dein Learning, was du im Umgang mit Investoren hattest? Hast du so zwei, drei tiefe Einsichten, wo du sagst, das könntest du anderen auch ans Herz legen?

Florian Meissner: Investiere nicht selber. Das ist das Allerwichtigste. Man denkt immer, oh ja, man nimmt das alles mit, aber man sieht ja so viele Sachen und jede Unternehmensphase ist anders, jede Runde, die man machen muss, ist anders und man hat andere Herausforderungen. Zwei Dinge, baue ein Team um dich rum, verstehe, was du nicht kannst. Das ist das Allerwichtigste. Verstehe, was du nicht kannst und verstehe auch, woran du gar nicht arbeiten solltest, weil es wird sich nie verbessern. Aber investiere in die Dinge in deiner Persönlichkeit durch Coaches oder durch Lesen, durch andere Ort treffen, die du verbessern kannst.

Joel Kaczmarek: Ja, da fänge ich geil an. Hat noch niemand so konkret gesagt, die sagen, ja, ich kann dir sagen, wie man pitchen muss, aber

Florian Meissner: Nee, das lernst du alles. Das ist ja banal, aber Letztendlich diesen Kampf, den du mit dir selber hast. Also du hast ja, jeder Gründer, jedes Management-Mitglied, jedes Teammitglied kämpft mit sich selber. Zweifel, was kannst du, was kannst du nicht, was ist mit dem Markt? Das hat eine ganze Menge mit Selbstbewusstsein und wirklich auch Radical Self-Inquiry zu tun. Mir fällt kein besseres deutsches Wort ein, sorry. Aber sich radikal selber zu unterfragen. Ich glaube, die besten Gründer sind die, die verstehen, was sie nicht können. Dahingehend investieren, sich selber zu verbessern und auch die Leute, die in den Bereichen besser auswählen können, die einen besseren Job machen in bestimmten Themenbereichen als sie selber.

Joel Kaczmarek: Wie bist du denn mit so harten Zeiten umgegangen? Also wir haben jetzt irgendwie eine Geschichte gehört, die liest sich wie ein Traum. Ihr habt geile Technologie, Milliardenmärkte und was weiß ich. Aber ich weiß, ihr standet auch durchaus mal kurz vor der Pleite. Also das ist auch gar nicht schlimm. Es passiert ganz viel. Ganz viele große Unternehmen sind so ein Fingerschlüpfen entfernt von uns. Die Lichter gehen aus. Wie bist du mit sowas umgegangen?

Florian Meissner: Letztendlich muss man das so betrachten, dass es dazugehört. Niemand kann mir erzählen, klar es gibt die wunderbaren Storys links und rechts, die man immer hört und einem das Wasser im Mund zusammenläuft, aber letztendlich ist es hartes Business. Es wird immer Phasen gehen, wo mal ein Monat scheiße ist oder mal irgendwie eine Technologieiteration nicht geklappt hat, mal ein Deal nicht geklappt hat oder mal jemand weggeht aus dem Team. Das sind Dinge, Feuer, die man löschen muss. Das in Kombination mit Burn und Cash Runway ist halt ein komplizierendes Thema und Es hat eine Menge mit zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein, zu tun und die richtigen Leute zu treffen. Und ich glaube, das kann man, das muss man versuchen, so gut man kann, zu orchestrieren. Aber man muss verstehen, dass man selber dran glaubt und die Leute um sich drum hat, die den Rücken stärken. Aber man weiß, wann der Markt zum Beispiel, wann man auch selber den Markt sprechen lassen muss. Also wann muss ich eine externe Finanzierung haben? Ich glaube, das ist ein Thema, wo man als Management oder als Gründerteam einfach sehr stark raffen muss. Was braucht die Company jetzt? Und das, sag ich mal, den Marktgegenwind spürt, um dann auch sich auf Sachen zu konzentrieren.

Joel Kaczmarek: Ich danke dir ganz herzlich, dass wir so viel von dir lernen durften. Also finde ich schön, dass man auch mal ehrlich sagen darf, dass auch mal Sachen kacke laufen und wie es einem da geht und dass man auch mal sich selber freuen muss. Ich wünsche dir natürlich ganz viel Glück. Ich muss mir Mühe geben, dass das Artikelbild zu dem Podcast jetzt hier richtig gut ist.

Florian Meissner: Absolut.

Joel Kaczmarek: In diesem Sinne danke ich dir.

Florian Meissner: Ja, vielen Dank und jederzeit willkommen.