
Frankfurter Laufshop 🏃🏻♂️ : Wie ein Einzelhändler zum Digitalstar wurde
24. März 2022, mit Joel Kaczmarek
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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital Kompakt und heute habe ich jemanden im Interview, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Quasi die Passion wurde der Job. Und zwar den lieben Jost Wiebelhaus. Jost ist nicht nur in Frankfurt bekannt, wo sein Frankfurter Laufshop mittlerweile durch die Decke geht, sondern in ganz Deutschland, weil spätestens seit Corona hat er einen tierischen Digital-Boost erhalten. Und ich kann dir sagen, die heutige Folge wird, glaube ich, Entertainment pur, weil Jost ist eine echte Entertainer-Persönlichkeit. Er brennt für das, was er tut. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es gibt so viele Dinge, die ich zu ihm erzählen soll, deswegen sage ich erstmal Hallo lieber Jost, schön, dass du da bist und ich freue mich heute mit dir über deine Firma zu sprechen.
Jost Wiebelhaus: Ja, vielen Dank, ich freue mich auch. Was für Vorschusslorbeeren, ich bin sehr gespannt, ich freue mich.
Joel Kaczmarek: Ja, ich habe ja hier irgendwie so auch von dir gesagt bekommen, vor 20 Jahren schon hast du dein Hobby zum Beruf gemacht. Also ich freue mich, dass Laufen dein Hobby war. Hätte ja auch sein können, dass du Streichhölzer sammelst oder so. Zähl mal, also du bist eigentlich so aus der Bankenecke zu dem gekommen, was du heute tust, nämlich Schuhe verkaufen, Laufschuhe, Laufsachen.
Jost Wiebelhaus: Ja, also im Endeffekt beruflich habe ich erst mal eine klassische Ausbildung bei der Sparkasse gemacht im Sauerland und danach in Münster Volkswirtschaft studiert. Aber nach dem Fußball, ich denke, wir haben ja alle mal gekickt, gehe ich mal von aus, die meisten dann zum Laufen gekommen. Da war das Talent vielleicht noch ein bisschen besser als beim Fußball. Ja, und dann nach zweieinhalb Jahren in Düsseldorf bei der Bank dann aber doch mal die Chance gesehen, dass in Frankfurt damals vor 20 Jahren in der City kein Laufsportfachgeschäft an den Laden eröffnet.
Joel Kaczmarek: Ich habe ja auch gelernt, du hast deine Frau auf dem Weg kennengelernt. Also wenn du nicht das gemacht hättest, hättest du keine Kinder heute oder andere.
Jost Wiebelhaus: Genau, das sind ja Insider-Informationen, Joel. Ja, eine ganz tolle Frau kennengelernt, wirklich ein bisschen strange. Am Eröffnungstag damals war sie schon Kundin, aber da war es schon so voll gewesen, dass ich gar keine Augen und Zeit für sie hatte. Aber vier Wochen später, im November Kam sie dann alleine in den Laden und dann dachte ich, ups, wer ist das denn? Und dann hat es noch ein bisschen gedauert und sind jetzt schon 16 Jahre verheiratet und haben zwei tolle Jungs, Zwillinge, die jetzt bald 16 werden und das ist echt eine tolle Sache.
Joel Kaczmarek: Gut, okay, aber tauchen wir mal rein. Also du hast vor 20 Jahren dann quasi den sicheren Bankjob an den Nagel gehangen. Dein ganzes Umfeld wird dir wahrscheinlich gesagt haben, Jost, what the fuck, was ist dein Problem? Du hast einen sicheren Job, alle Eltern träumen davon, dass ihre Kinder in die Bank gehen und du fängst jetzt an, irgendwie Laufschuhe zu verkaufen.
Jost Wiebelhaus: Ja, mein Vater ist Beamter durch und durch. Der hat fast einen Herzinfarkt gekriegt, weil er 60 Jahre war und toll auf der Rede gesagt hat, die Tochter ist im sicheren Lehrerjob, der Sohn in der Bank, alles ist bestens. Und dann komme ich drei Monate später und sage, ich mache mich selbstständig, mache mein Hobby zum Beruf. Ja, es ist eine einmalige Chance, denke ich, gewesen. Ich war ungebunden in der Zeit und es gibt in Deutschland mal so einen kleinen Ausblick, so 120, 130 Laufsportfachgeschäfte. eigentlich in jeder großen Stadt. In Berlin gibt es auch mehrere zum Beispiel, wo du wohnst, aber auch in Hamburg oder in jeder Großstadt, eigentlich aber natürlich auch in kleineren Städten. Und rund um Frankfurt gab es auch viele Laufsportgeschäfte, aber eben in der City keins. Und Frankfurt ist halt eben auch eine Sportstadt mit Ironman, Frankfurt Marathon. Und dann habe ich gesagt, komm, die Chance machst du und gehst nach Frankfurt und hatte auch ein paar Kumpels hier, weil die ja mit mir in Münster studiert hatten und habe dann in Frankfurt den Laden eröffnet.
Joel Kaczmarek: Wo hast du die Kohle für sowas hergenommen? Ich meine, meistens bist du dann so bei Ladenbiete 10.000, 12.000 Euro. Da fällt es ja in Ohnmacht. Da musst du ja ganz schön viele Tonschufe verkaufen.
Jost Wiebelhaus: Ja, es war ja noch zu D-Mark-Zeiten, wenn du dich erinnerst. 2001, Spaß beiseite, ich habe damals wirklich KfW-Darlehen beantragt. Startgeld hieß das damals. War ein 100.000 D-Mark, war so ein echt ganz gutes Programm. Damit habe ich gestartet und auch nicht an dem Standort, wo ich jetzt bin. Ich bin ja direkt an der Zeil, 150 Meter von der Zeil entfernt, also sehr gute Lage an der Konstabler Wache, sondern zwar in einem Stadtteil in Bornheim. Und ein bisschen natürlich die Miete war deutlich geringer, als du vorhin aufgerufen hast. Und das war auch gut. Aber nach anderthalb Jahren sind wir dann schon umgezogen, weil es lief wirklich ganz gut. Und das war der richtige Schritt damals.
Joel Kaczmarek: Und wie bist du dann vorgegangen? Also ich meine, es ist ja immer nicht eben schnell gemacht, dass man dann irgendwie mit dem Essex-Einkäufer oder Verkäufer zu tun hat, dass man mit Nike ins Gespräch kommt, mit Adidas, mit Reebok, mit Puma, mit whoever it is. Also du kannst wahrscheinlich noch 20 andere Laufmarken. Du musst ja auch die Ware vorfinanzieren, okay, aber so ein Kredit ist dann schnell aufgeraucht, plus du kennst ja gar keine Sau eigentlich. Wie hast du das denn angefangen?
Jost Wiebelhaus: Ja, in dem war ein Hobby zum Beruf gemacht. Ich war jetzt keine deutsche Spitze auf 3, 5 und 10, sondern ich war ein ambitionierter Läufer. Im Endeffekt, Zeit 10.000 Meter, 34 Minuten oder 5.016,5, das sind Zeiten, wo du schon gut für trainieren kannst oder musst. Und wenn du dann hier bei so Volksläufen in der Region am Start bist, dann bist du mit den Zeiten immer unter den ersten drei, fünf und dann hast du schon eine ganz gute Aufmerksamkeit. Da natürlich ganz klassisch früher Zettel verteilt, hört sich ein bisschen oldschool an, aber das ist einfach so, bei den Läufen gewesen und dann relativ schnelle Bekanntheit bekommen und man sagt, oh, wenn der gut laufen kann, dann kann er vielleicht auch ganz gut was zu Schuhen, hat ein ganz gutes Fachwissen von Schuhen. und so ging das wirklich, wirklich gut und War jede Woche irgendwo präsent und hat sich wirklich gut entwickelt und auch ein paar ganz gute Ideen noch so gehabt. Auch ganz am Anfang schon ein Newsletter angefangen, also vor 20 Jahren gleich die Kundendaten gesammelt, ein Newsletter dann quartalsmäßig verschickt. Und auch in den Banken hatte ich wirklich, fast in allen Banken waren. in Münster, haben wir ja damals mit 600 Leuten Volkswirtschaft studiert. Kannst dir vorstellen, da sind ganz viele nach Frankfurt gegangen in die Unternehmensberatung oder auch in die Bankentürme. Und die haben auch ein bisschen für mich Mund-zu-Mund-Propaganda gemacht. Und von daher war das echt eine ganz gute Story.
Joel Kaczmarek: Und gib mir mal so ein Gefühl, also ich bin ja so ein Laufbandläufer, ich habe dicke muskulöse Oberschenkel, ich verbrenne so viel Sauerstoff beim Laufen, also fünf Kilometer, dann bin ich happy, wenn ich mich daran trainiert habe. Und bei mir ist es so, ich kaufe mir so alle vier, fünf Jahre mal neue Schuhe, weil sie dann irgendwann durchgelaufen sind und ich mir nicht den Rücken kaputt machen will. Aber verdient man an jemandem, der sich mit Laufequipment eindeckt, regelmäßig und hohe Beträge? oder musst du eine gewisse Masse an Menschen bei dir durch den Laden schleusen?
Jost Wiebelhaus: Ja, es ist wahrscheinlich beides gehört zu der Kundschaft. Also im Endeffekt der normale Hobbyläufer, der vielleicht zweimal die Woche läuft und wenn er vielleicht zweimal zehn Kilometer läuft, hat er im Jahr bei 50 Wochen 1000 Kilometer. Dann ist ein Schuh schon durch, dann ist die Dämpfung schon durch. Das heißt auch der normale Hobbyläufer braucht eigentlich ein oder alle zwei Jahre ein paar neue Laufschuhe. Und jetzt natürlich aktuell in der Corona-Zeit war ja Laufen wirklich eine Corona-Gewinnersportart, weil ja viele jetzt von anderen Teams, die nicht ausgeübt werden konnten, dann mehr zum Laufen gekommen sind, sodass du eine regelmäßige Nachversorgung hast und im Endeffekt jeder hat eine Smartwatch am Handgelenk. Gute funktionelle Laufbekleidung ist nötig, die man auch kombinieren kann zum Skifahren, Radfahren. Bei der Unterwäsche zum Beispiel, also da kommt schon was auf. Die Runners World macht hier regelmäßig immer eine Umfrage und da werden im Jahr schon 300, 400, 500 Euro pro Person ausgegeben. Kommt man relativ schnell zusammen. Von daher ist das schon ein relativ großer Markt.
Joel Kaczmarek: Ich ertappe mich auch immer dabei, dass es jede Saison irgendwie neue Farben gibt und dann ist man immer wieder verführt, sich mal das neue Atmungsaktive Laufshirt zu holen für die fünfmal im Monat, die man auf dem Laufband steht. Und so von der Marktgestaltung her, also ich bin ja immer so in meinem Kopf, also ich weiß auch, was du meinst. Wir haben bei uns in Berlin, ich meine, der heißt hier Laufshop Lunge oder so ähnlich. Die sind, glaube ich, auch so eine Spezialisten. Aber ansonsten ist ja meine Welt immer so geprägt gewesen von, ich gehe zu Karstadt Sports oder ich gehe zu Nike Town oder zu Adidas und hole sie mir bei den Herstellern teilweise direkt. Wie ist denn der Markt für dich so gebaut? Intersport wird mir noch einfallen, vielleicht als Kette, wo ich auch gesagt hätte, da gibt es mal den einen oder anderen, der irgendwas erzählen kann. Aber per se hätte ich gedacht, lokaler Handel eigentlich sehr stark dominiert, entweder von den Herstellern selber, bei den Großen oder von den Ketten. Ist da so viel Raum für jemanden wie dich?
Jost Wiebelhaus: Ja, das ist deutschlandweit. Es gibt da wirklich eine Spezialistengruppe, weil im Endeffekt ist der Markt schon sehr vielschichtig. Und der große Vorteil von uns gesamten Spezialisten, auch in Berlin, Lunger hast du genannt, da gibt es auch noch Lang & Lauf und noch ein paar andere Spezialisten, Die bieten halt eben dieses komplette Sortiment, meistens 10, 12 Marken. und im Endeffekt ist unsere Stärke, dass wir einfach über alle Produkte gut Bescheid wissen, eine gute Analyse machen, also stationär, wirklich meistens Laufanalyse, wir jetzt auch nicht mehr auf dem Laufband, sondern auf einer Laufbahn mit einer Druckmessplatte sogar und die Kollegen sicher in Deutschland auch alle sehr gut, sind alle vernetzt, auch mit der Laufszene. Und der Kunde will halt einfach die Auswahl haben. Nur bei Nike oder bei Addi oder in den Shops zu kaufen. Klar, wenn man sein Modell hat, vielleicht einen Nachfolger mal kaufen. Aber zum Glück fallen die auch anders aus. Das ist auch eine Stärke für uns, dass man die Schuhe einfach unterschiedlich probieren muss. Also jedes Jahr reicht es nicht aus, immer wieder einen Nachfolger zu kaufen, sondern da ändern die Firmen trotzdem was. Und es gibt natürlich auch immer wieder neue Produktinnovationen, die dann oft auch erstmal bei den Spezialisten eingeführt werden müssen. Weil da das Know-how ist und dann erst immer breiter in die anderen Distributionskanäle gehen.
Joel Kaczmarek: Und ich meine, du sprichst ja eigentlich einen wichtigen Faktor für euch schon an, können wir gleich nochmal vertiefen, weil das ja in Corona auch nochmal zugenommen hat, Service. Also ich würde ja mal behaupten, der Grund, warum ich zu dir gehe, ist, dass du vielleicht sagst, ich nehme ein bisschen mehr Zeit für dich. Guck mir mal deinen Fuß an, dein Becken, deinen Rücken, was immer beim Laufen eine Rolle spielt, keine Ahnung und berate dich halt wirklich, weil das kriegst du ja jetzt nicht hin. Dabei Zalando, wenn du dir einen Laufschuh bestellst online, dass jemand sagt, okay, pass mal auf, hier Nike Pegasus ist für dich nicht richtig, aber Essex hat da ein spannendes Modell oder so. Also was musst du denn da eigentlich investieren? Was bringt ihr denn an Service auf die Waage, dass ihr sagt, okay, wir haben halt echt nochmal signifikanten Mehrwert?
Jost Wiebelhaus: Also das A und O ist, sagen wir mal, die Mitarbeiter. Wir haben also wirklich sehr gute, geschulte Mitarbeiter, die immer wieder auch auf externe Schulungen gehen oder auch, wenn die Firmen neue Produkte bekommen, kommen die in-house oder auch digital werden Schulungen angeboten, dass man da einfach absolut top-level ist im Vergleich zu den Key-Accounts, die du vorhin genannt hast, wo das wirklich, denke ich, schwieriger ist, wenn die vielleicht nachmittags in Tennisabteilungen verkaufen und morgens in der Running-Abteilung, da kann das Know-how nicht sein. Also das ist das A und O, dass die Mitarbeiter da authentisch sind, selbst dass eigentlich auch Läufer fast durchweg sind oder auch Walker. Wir haben auch ein paar Walker bei uns im Laden. Und ja, ein bisschen Equipment muss man haben, sagen wir mal Technik, um eine gute Analyse zu machen. Also das ist auch, sagen wir mal, früher gab es Videolaufbandanalysen, Videokamera hinten. Und jetzt haben wir zum Beispiel letztes Jahr ein Setup gemacht, was es so deutschlandweit oder europaweit nicht gibt. Wir haben eine Kombination mit einer zwei Meter langen dynamischen Druckmessplatte gemacht. Und eine Highspeed-Kamera. Und das Ganze wird neu in eine Software integriert, sodass die Kunden einfach über so eine Bahn laufen. Die ist bei uns 20 Meter im Laden. Und man sieht dann die Kunden abrollen, welche Druckverteilung da ist. Und wir können sogar als Service, wo du für den Service gesagt hast, das auch noch den Kunden dann per E-Mail zukommen lassen. Machen wir natürlich nur, wenn die Kunden Schuhe gekauft haben. Und dann können sie zu Hause auch nochmal sharen über Social Media, welche Analyse die bei uns im Laden gemacht haben.
Joel Kaczmarek: Aber ich wollte gerade sagen, so eine Hochgeschwindigkeitskamera, die kostet wahrscheinlich 20.000 Euro aufwärts. Lohnt sich das als Investment? Also bei mir geht ja dann immer so ein bisschen BWL-Mathematik durch den Kopf, dass ich denke, okay, wie viele Kunden pro Stunde kannst du über dieses Ding laufen lassen? Dann was hast du an Social Media Reach, wenn die das teilen? Also das versuche ich ja mal so durchzukalkulieren. Würdest du sagen, es war für euch ein Investment, was euch krass nach vorne gebracht hat?
Jost Wiebelhaus: Also das war für uns jetzt wirklich absolut hammermäßig. Über Zahlen, der Banker spricht nicht so gerne über Zahlen. Du fragst ja in jedem Podcast auch immer nach Zahlen, aber bei mir gibt es ja gar nicht so viele. Aber die Kamera ist etwas günstiger, dafür ist die Druckmessplatte schon und die gesamte Setup schon ein großes Investment. Aber für uns war das jetzt auch, sagen wir mal, alle acht bis zehn Jahre investierst du praktisch in so ein Ladenlokal. Und wir haben jetzt letztes Jahr alles komplett neu gemacht, wirklich komplett Boden, Wände, Beleuchtung. Und dieses Analyse-Tool, das war jetzt an der Zeit und da haben wir schon richtig viel Geld in die Hand genommen, haben aber auch, vielleicht mal als kleinen Tipp, einen Digitalzuschuss bekommen. Es gibt da mehrere Programme. Einmal vom Bund gibt es da eins oder wir haben das von Hessen genommen. Da wird in Hessen sogar bis 10.000 Euro gefördert, wenn die Summe dann 50, also 50 Prozent der Investitionssumme wird gefördert. Und wir haben also die 10.000 Euro auch bekommen. Dann kannst du dir ungefähr vorstellen, wie teuer das war mindestens. Und das hat sich gelohnt, weil es einfach so ein toller Service ist. Wir haben dann ein ganz gutes Video auf der Homepage und auch über Social Media geteilt, wie das Ganze funktioniert. Und die Kunden finden es wirklich auch top als Add-on mal nach 15 Jahren nur auf dem Laufband mit der einfachen Videokamera. Von daher ist es schon ein deutlicher Mehrwert.
Joel Kaczmarek: Ja, ich erinnere mich auch. Bei mir war das auch mal so. Aufs Laufband und dann filmt dich einer von hinten und in Zeitlupe siehst du, wie deine Stinkesocke da quasi den Boden irgendwie einmal abwälzt. brauchst du das funktional wirklich? Also bringt es dich irgendwie inhaltlich weiter. oder ist es mehr Marketing? Weil ich kenne es auch aus dem Fahrradbereich, weiß ich noch, war ich mal irgendwo, da hattest du dann so eine Gelsessel, da setzt du dich drauf und dann hast du deine Sitzbeinhöcker abgebildet und dann passen sie dir den Sattel perfekt an. Und das fühlt sich ja dann immer an so wie, oh, total customized, total ich im Zentrum. Also ich frage mich dann immer, ist das wirklich mehr so ein Feeling? Ja, und du brauchst das eigentlich gar nicht, es geht auch ohne. Also ob du jetzt den Essex-Schuh nimmst oder den Adidas, hättest du mir auch ohne sagen können oder braucht man das wirklich?
Jost Wiebelhaus: Wenn du geschult bist, Auge hast und du guckst dir an, wenn jemand vor dir auf dem Gehsteig läuft, wir lassen ja die Kunden ja auch draußen laufen, dann können wir auch sehen, wie du abrollst und wie der Schuh zu dir passt. Aber diese neue Druckmessplatte ist wirklich nochmal deutlich besser. Man sieht wirklich die Druckverschmutzung. auch die Ganglinie sieht man deutlich besser. Das hilft einem schon bei der Auswahl. Und das Gute ist, wir lassen die Leute ja erst barfuß oder mit Stinkesocken laufen und danach mit den Schuhen. Und man kann dann den Vergleich sehen. Also das ist einmal natürlich für die Analyse des Beraters, aber eben auch visuell für den Kunden auch. Das heißt ja auch, Er sieht also so eine Druckmessplatte, das kennst du nur vom Orthopäden eigentlich, wo du bei einem Hohlfuß vielleicht eher eine Außenbelastung oder auch wenn du einen Spreizfuß hast, siehst du genau, wo auch teilweise dann Einlagen verordnet werden. Also ist schon auf jeden Fall ein deutlicher Mehrwert und hilft auf jeden Fall bei der Auswahl der Schuhe. Und eben, weil man den Unterschied zwischen den unterschiedlichen Schuhen dann auch deutlich sehen kann. Und auch der Kunde selber auch. Und dann gibt es natürlich auch ein cooles Gefühl, wenn du dann siehst, oh ja, da sieht man jetzt auch deutlich mehr. welcher Schuh besser passt und besser von der orthopädischen Ansicht aussieht.
Joel Kaczmarek: Und gibt die Marge in deinem Segment sowas her, dass du jemanden hast, der dann auf so einen Kunden 20, 30 Minuten Zeit verbringt, eine so teure Technik einsetzt und, und, und? Also das muss sich ja irgendwie auch in Marge abdecken.
Jost Wiebelhaus: Ja, also im Endeffekt, wir haben jetzt seit Corona ja auch eine Online-Terminvergabe, damals vor zwei Jahren schon ausgestattet. Genau ins Leben gerufen. Und da sind genau die Beratungsflots 45 Minuten. Also das war wirklich top. Da hatte ich mich früher gegen gesträubt, das zu machen, weil ich immer gesagt habe, mache ich das. Aber es hat sich im Endeffekt bewährt. Bei Apple geht keiner mehr ohne Termin zur Genius Bar. So viel Zeit hat man, glaube ich, nicht. Und der riesen, riesen Vorteil ist, dass die Conversion-Rate, ich würde fast sagen, die ist 99,5 Prozent, weil derjenige, der sich einen Terminslot gebucht hat, reinkommt und die Beratungsleistung, er kommt durch die Tür, weiß genau, hat jetzt einen Top-Berater für dreiviertel Stunde für sich zur Verfügung, der kauft auf jeden Fall. Fall ein Schuh und natürlich Cross-Selling, wenn die Zeit dann noch bleibt, werden auch andere Punkte angesprochen und das ist eigentlich unsere Stärke. Man kommt dann natürlich auch nochmal vielleicht zu anderen Themen, wenn man demnächst dann hoffentlich wieder bei Volksläufen am Start ist, dann tauscht man sich dann in Erfahrung aus. und ja, wir haben auch noch ein Megatool. Montags laufen wir mit aktuell 50 Leuten bei unserem Montagslauftreff, der immer kostenfrei ist, wo wir jeden praktisch, der da Lust drauf hat, einladen. und so ein Zusatzservice kommt auch bei den Kunden super an und die fühlen sich Und ich glaube, das ist meine persönliche Meinung, spezialisierte Fachgeschäfte, ob das im Radfahren ist, im Outdoor-Bereich ist oder Running oder vielleicht auch Angeln, dass die Leute dann bereit sind, da mehr Geld auszugehen, wenn die Beratungen der Service passen und eben nicht nur online kaufen.
Joel Kaczmarek: Ja gut, unser gemeinsamer Freund Markus Diekmann sagt ja immer so schön, get big, get specialized or get out und du bist quasi im Mittelsegment drin. und jetzt hast du ja Corona auch schon angesprochen, lass uns da doch mal hier irgendwie einen Köpper reinmachen. Was war los, wenn man ein Ladenbetreiber ist, der Stundschuhe verkauft und auf einmal darf eigentlich keiner mehr so richtig zu dir kommen? oder es ist zumindest mit all den Schwierigkeiten, die wir durch diese Pandemie kennengelernt haben, verbunden?
Jost Wiebelhaus: Ja, das war schon Hammer. Ist jetzt fast auf den Tag zwei Jahre her. Wie gesagt, ich muss nochmal sagen, wir haben wirklich keinen Online-Shop. Wir sind zwar digital aufgestellt über Social Media etc. pp. Und die Homepage ist zum Glück jetzt auch neu. Zum Glück hast du die alte nicht gesehen. Die ist jetzt seit ein paar Wochen, haben wir einen Relaunch gemacht. Aber für uns war das schon im März damals echt ein großer Schock. Wir machen auch Print-Mailings. Das heißt, zweimal im Jahr verschicken wir an unsere Stammkunden. Auch Post und das kommt auch sehr gut an, weil man kriegt ja eigentlich gar keine Post mehr zu Hause, außer vielleicht noch ein paar Werbe- oder Rechnungen. Aber da fällt so ein ganz gut aufgemachter Flyer ganz gut ins Auge. Ja, und der war gerade zu den Kunden raus und vier Tage später war der Lockdown. Also das war schon ein kurzer Schock, aber im Endeffekt war die Schockstarre nicht so lange, sondern wir haben überlegt, was können wir jetzt machen? Und haben dann innerhalb von wirklich zwei Tagen einen Versand- und Lieferservice mit Fahrradkurier aufgebaut. Wir haben halt eine große Kundenkartei und haben dann die Kunden auch angeschrieben. Und wenn man ja knapp 20 Jahre damals schon im Markt ist, hat man halt eine riesen Kundenbase und haben dann da auch eine gute Treue von den Kunden verspürt. Und die haben uns dann auch nachvollzogen, wie blöd es in dieser Situation war und geholfen. Versandservice aufgebaut.
Joel Kaczmarek: Und jetzt erklär mir nochmal, wenn du selbst mittlerweile in der Lage bist, also normalerweise hätte ich jetzt vielleicht gesagt, der macht keinen Online-Shop, weil er sagt, ich muss dich beraten, nur wenn ich dich gut beraten habe, dann schicke ich dir einen Schuh zu. Aber du verschickst ja schon welche aus deinem Laden und hast ja auch Stammkundschaft. Wenn ich jetzt mal blasphemisch wäre, würde ich das sagen. Just, warum machst du eigentlich noch ein Ladengeschäft? Warum investierst du 20.000 Euro in eine Highspeed-Kamera? Warum hast du das nicht irgendwie in ein geiles Digitalsystem investiert, womit du quasi ein Lager baust, picken kannst, digital verschickst? Warum machst du sowas nicht?
Jost Wiebelhaus: Unsere absolute Stärke ist wirklich im 1 zu 1 mit Kunden. Und die Kundschaft möchte beraten werden. Und das ist nicht jeder, aber ein Großteil auch hier in Frankfurt ist, denke ich, genug Einwohner, dass da genug Kunden diesen Service haben wollen. Wir haben ja dann, wo du so ansprichst, wirklich dann den nächsten Schritt gemacht, gar nicht viel später. Das war glaube ich im Mai oder im April, Mai vor zwei Jahren, haben wir ja sowas aufgebaut. Im Lauf steht Analyse at Home, haben wir das genannt. Da waren wir die allerersten. Das war auch, sagen wir mal, ein absoluter Knaller, weil wir dann eine WhatsApp-Beratung angeboten haben, den Kunden praktisch aufgefordert haben, zu Hause sich zu filmen, so wie du es vorhin gesagt hast. erzählt hast, mit einer Videokamera, in dem Fall mit dem iPhone zum Beispiel, aufnehmen, wo die barfuß dann in den Flur laufen, dann Fotos von den Schuhen geschickt haben, wie die abgelaufen sind, die Größe, und haben die uns dann per WhatsApp oder per E-Mail reingegeben. und dann haben wir mit einem Callback die Leute angerufen, haben dann praktisch eine qualifizierte Beratung gemacht und daraufhin dann die Schuhe verschickt und da war die Trefferquote wirklich schon sehr hoch. Das war natürlich sagen wir mal, der Situation geschuldet. Und das hat auch wirklich super funktioniert. Auch medial war das natürlich krass abgegangen, weil wir da wirklich sehr viel PR auch von allen Medien bekommen haben. Aber auch, weil es gut funktioniert hat. Auch nicht nur in Frankfurt, sondern wir haben dann deutschlandweit verschickt. Und ja, das bieten wir sogar weiterhin an. Ist natürlich jetzt deutlich zurückgegangen, weil die Kunden schon lieber doch in den Laden kommen. Aber damit zeigt, wenn Corona nicht gewesen wäre, hätten wir diesen Zusatz-Service, installiert und würden wir jetzt auch weiterhin nicht anbieten können.
Joel Kaczmarek: Und trotzdem, bist du ein bisschen wie ich? Bist du so ein Unternehmer, der manchmal sagt, okay, ich habe jetzt die Funktionsweise verstanden, ich mache das eine ganze Weile so und das jetzt auf den Kopf zu stellen, das fällt mir, weil du könntest doch easy peasy, also dir fehlt doch nur noch ein kleiner Schritt und du hast den Online-Handel. Woran hapert es?
Jost Wiebelhaus: Ja, weil ich glaube, dass man sich schutzverbleibt bei deinen Leisten in erster Linie, dass man einfach sich spezialisiert. Man müsste ein komplett neues Model aufbauen. Und Autonic. Ja, mal gucken. Es ist noch nicht Allertageabend. Ich bin ja auch erst 50, aber natürlich gucke ich mir das an. Aber es gibt auch ein paar Kollegen, die das machen. Aber natürlich, große Retourenquote, die Probleme, die da, denke ich, alle mit zu kämpfen haben. Ich finde halt einfach, dass 1 zu 1 auch für mich ist. Die Mitarbeiter kriegen so ein tolles Feedback. Wir haben heute eine Postkarte von jemandem bekommen, die sich bedankt hat für die tolle Beratung. Ich werde sie vielleicht nachher nochmal posten und den Namen ein bisschen unkenntlich machen. Also es ist einfach wirklich toll, anonym. Wir haben auch schon mal Schuhe, sagen wir mal von Launchschuhen, von Adidas hatten wir mal so einen 4D-Schuh, der ganz limitiert war. Den haben wir auch mal dann über Social Media verschickt, weil wir ja jetzt wussten, wie man es macht mit Paypal-Zahlung etc. pp. Aber selbst da kommt dann schon eine relativ hohe Retourenquote, die dann da bei 20, 25 Prozent war, jetzt immer noch relativ niedrig. Aber weil das so ein heißes Produkt war, was einfach ganz limitiert in Deutschland auf dem Markt war. Aber im Endeffekt macht uns eher das mehr Spaß und der Erfolg gibt uns recht. Im Moment ist es halt so. Ja, Laufen ist die Sportart, die überall gemacht werden kann und wir haben echt guten Zuspruch und auch der umgebaute Laden kommt halt sehr gut an.
Joel Kaczmarek: Ich überlege, ob ich dich schlau finde und vernünftig, weil du dich fokussierst oder ob das so ein bisschen die typische deutsche Angst ist. Du machst keinen Online-Handel, weil du Angst hast vor Retouren.
Jost Wiebelhaus: Tja, ich weiß nicht. Im Moment haben wir vielleicht auch die Kapazität nicht, das noch zusätzlich aufzubauen. Vielleicht auch ein bisschen, ich sag mal, Angst ist falsch, aber dass man halt eben die Qualität dann auf der Fläche verliert, weil man sich dann auf andere Sachen konzentriert. Und im Moment ist es so, wir sind happy damit, so wie es im Moment funktioniert. Und ja, vielleicht sagt niemals nie, vielleicht kommt es doch mal. Also vielleicht testen wir was. Es ist noch nicht entschieden, dass es nicht kommen wird.
Joel Kaczmarek: Und warum gibt es nur einen Frankfurter Laufshop? Warum gibt es nicht irgendwie noch einen Kölner, einen Münchner, einen Berliner, einen Hamburger oder, oder, oder?
Jost Wiebelhaus: Weil da ganz nette Kollegen sind. Wir sind ja fast alle im Sport2000-Verbund, dem Einkaufsverbund, der Konkurrent oder Mitbewerb zu den Intersportlern. die Spezialisten. Und ich glaube, ich habe ganz klar Policy, One-Door-Policy. Also ich glaube, dass man einen Standort, den richtig macht, da gutes Personal hat. Und ich glaube, dass man sich da sonst auch verzettelt. Die Qualität würde abnehmen. Und wir sind auch ganz happy so, dass wir da diesen einen Standort haben, wo wir dann auch dieses Hammer-System investieren können, wo sich dann auch rechnet. Wenn man dann in eine B-Filiale aufmacht und nicht das gleiche Setup hat, werden die Kunden sagen, dann brauche ich auch nicht zur B-Filiale gehen, sondern ich muss immer zum Hauptgeschäft gehen. Die Firmen haben mich damals vor 10, 15 Jahren immer dazu versucht zu überreden, weitere Standorte aufzumachen, aber das war für mich immer kein Thema. und dann haben sie dann auch irgendwann gesagt, Ja, das scheint ganz gut zu sein mit der einen Tür.
Joel Kaczmarek: Und wenn du sagst, du bist jetzt 50, fängst du eigentlich schon an, dir auch Gedanken zu machen, was mal wird, wenn du mal keine Lust mehr hast, wenn du abtrittst, wenn dich mal ein Bus erwischt oder du in Rente gehen willst oder, oder, oder? Machst du dir über Nachfolge schon Gedanken?
Jost Wiebelhaus: Also Nachfolge ist generell ein Riesenthema, weil ich eher noch der Jüngere bin von den ganzen Laufspezialisten in Deutschland. Die sind eigentlich alle noch eher mal 55 Richtung 60. Da gibt es jetzt auch teilweise Nachfolgeregelungen. Sag mal, ich fühle mich noch so fit. Ich fahre jeden Morgen mit dem Fahrrad rein. Wir wohnen nicht in Frankfurt. So 15 bis 20 Kilometer eine Strecke. Und ich denke, dass es im Moment noch nicht akut ist. Aber natürlich, so ein Laden, den wir jetzt gerade neu umgebaut haben, da hat man ja acht bis zehn Jahre, acht Jahre, denke ich. Auf jeden Fall jetzt auf jeden Fall mal eine Perspektive, wo das ist. Aber Muss man dann mal in Ruhe sehen, ob man den Kindern, die jetzt dann 16 werden, ob die dann irgendwann mal in zehn Jahren auch an der Ladentheke stehen oder ob sie doch was anderes machen, ist vielleicht in der schnellen Zeit gar nicht jetzt gerade möglich, so abschließend zu beurteilen. Aber aktuell noch keine Ideen, in Frührente zu gehen.
Joel Kaczmarek: Verkaufst du eigentlich selber noch oder wie sieht auch so ein typischer Tag von Just Wiebelhaus aus?
Jost Wiebelhaus: Also ich selber, muss ich gestehen, verkaufe eigentlich nicht mehr. Selbst wenn tolle Stammkunden, die mich schon jahrelang kennen, die ja vom ersten Tag immer auch zu mir kommen oder auch Freunde, dann nehme ich meistens immer noch einen Kollegen mit dazu, sodass der die Beratung macht und ich dann zum Smalltalk gerne dabei bin. Ich mache nämlich selber bei uns die gesamte Social Media. Ich werde zwar zugefüttert von den Kollegen, die dann selber Fotos und auch Texte dazu vorbereiten, aber ich kümmere mich schon viel um den gesamten Einkauf und auch ganze Werbung, PR. Da ist eigentlich auch ein ganz gutes Stecken. Da gab es auch in letzter Zeit relativ viel Erfolg, muss man sagen. Also eine große Reichweite. Wir hatten sogar vor vier Wochen, drei Wochen, waren wir sogar mal in der Tagesschau. Das war echt unglaublich, dass so etwas mal passiert. Als die 2G-Regel in Hessen abgeschafft wurde als Vorreiter. Zum Glück ist ja jetzt praktisch im Bundesgesetz, die Regierungen haben ja jetzt entschieden, das auch aufzuheben. Ja, aber ich bin schon jeden Tag außer Mittwoch im Laden. Das ist mir auch wichtig, auch wenn ich eben nicht beim Kunden vorne bin. Aber ich bin immer erreichbar für die Mitarbeiter. Und auch wenn bei Kunden mal was, sagen wir mal, querläuft, dass man da eine Rückfrage hat, dann bin ich auf jeden Fall auch da. Und ich denke, das zeigt einem auch, wie wichtig das ist, keine verschiedenen Standorte zu haben, weil man kann sich halt nicht aufteilen, sondern der eine, da ist der Chef auch anzutreffen und dann Die Mitarbeiter rocken das dann draußen. Aber ich bin auch jeden Tag bis 19 Uhr dann da. Wir haben 10 bis 19 Uhr den Laden auf und Samstag bis 17 Uhr. Und Mittwoch ist der Tag zu Hause bei der Family.
Joel Kaczmarek: Und wenn du jetzt mal so zurück überlegst, also du bist 50, du hast ein Ladengeschäft, da kommt Corona, Digitalisierung wuppt um die Ecke. Es gibt jetzt viele Menschen, die hören dir zu, die sind vielleicht in ähnlichen Situationen, die sind vielleicht auch Händler oder haben irgendwie ein Ladengeschäft oder, oder, oder. Was würdest du denn so rückblickend sagen, während deiner Ratschläge, wenn Menschen auf dich zukommen und sagen, alles klar, wie hast du denn, du hast ja digitale Transformation eigentlich gemacht, darf man ja auch mal so sagen. Man denkt da irgendwie immer hier an die Siemens in dieser Welt, aber du ja auch. Was waren so deine Kern-Learnings? Was sind so die Empfehlungen, die du anderen gibst?
Jost Wiebelhaus: Ja, auch mit 50 kann man nochmal ein Start-up sein. Ich habe sogar eine Nacht mal hier im Laden übernachtet, weil es eben dann doch einiges zu tun gab. Wir haben unten eine Couch, wo sich die Mitarbeiter mittags hinlegen. Also man muss es einfach machen. Man better done than perfect. Also im Endeffekt auch den Versand-Service haben wir einfach hemmsämig angepasst. fangen und dann im Endeffekt feinjustiert und verbessert und sich trauen, einfach Sachen zu machen. Selbst Social Media, da sind wir froh, dass wir schon so lange da aktiv sind. Auch Facebook über 10 Jahre, Insta glaube ich 6 Jahre und auch LinkedIn hier in Frankfurt. eine brutal gute Plattform, weil auch unsere Kunden sind, ganz viele Business-Kunden sind halt in Frankfurt auch in LinkedIn und selbst da, die Posts kriegen unheimliche Reichweite und man muss einfach anfangen und besser später als nie einfach tun und sich trauen. und das denke ich hat uns gezeigt, dass wir viel ausprobiert haben. Ich weiß nicht, ob das eine mit dieser Packstation, das war auch nochmal ein absoluter Hammer. Wir haben während Corona dann eine Packstation ins Leben gerufen. Wir haben gesagt, wie können wir das hinkriegen, dass die Kunden kontaktlos bei uns Ware abholen? Und dann haben wir so Spinde draußen hingestellt und mit einem Zahlencode, wenn die bezahlt hatten per WhatsApp, haben wir denen die die vorbei und dann draußen den Zahngurt eingegeben und haben ihr Produkt rausgenommen und dann viele auch noch einen Social-Media-Post rausgemacht und so, da ist das auch noch viral gegangen. und ja, das war auch eine Idee, die einfach cool war und man muss es einfach ausprobieren und der Erfolg gibt, oder wenn man natürlich dann, sag mal, wenn die Sachen gut angenommen werden, dann ist das natürlich auch eine tolle Selbstbestätigung und das freut einen natürlich und motiviert einen einfach, das zu machen.
Joel Kaczmarek: Also wenn du jetzt mal in Ratschläge gießen würdest, wie würde es bei dir lauten?
Jost Wiebelhaus: Mitarbeiter auf jeden Fall immer mitnehmen, wenn man was Neues einfügt und immer über den Tellerrand gucken, dass man guckt, was machen andere Branchen. Auch Startups dort mal zu gucken, wie die im Moment agieren. Aber auf jeden Fall ausprobieren und machen und muss nicht immer alles perfekt sein. Und das hat sich bei uns bewährt, dass wir da dadurch, das hat unseren Erfolg in den letzten zwei Jahren und sagen wir mal, wirklich beflügelt. und ja, ein bisschen Glück muss man auch sagen, wir haben das richtige Sortiment. Wenn du jetzt Lederwaren oder Taschen verkaufst oder vielleicht auch Fußballschuhe, nicht so einfach wie Running oder die Fahrradbranche, die durch die Decke geht, also Da muss man auch Glück haben, aber manchmal gehört auch Glück im Leben dazu. Aber man muss trotzdem den Elfer dann reinmachen.
Joel Kaczmarek: Was machst du eigentlich noch nebenbei? Weil als wir unser Gespräch hier gestartet haben, also die geneigten Hörerinnen und Hörer hören uns ja nicht, aber ich habe dich dann gefragt, es sieht aus, als ob du in deinem Lager sitzt. Dann sagst du, nein, ich sitze hier im Falkenlager. Was hat es damit auf sich?
Jost Wiebelhaus: Ja, ist so ein bisschen, ist gar nicht so bekannt, aber wir haben vor 15 Jahren hier direkt im gleichen Gebäude nochmal damals einen Pilotstorm mit der Firma Falke, der Marktführer im Sockenbereich aus dem Sauerland geführt. Hier gab es ein Internetcafé direkt nebenan in unserem gleichen Gebäude. Ein Internetcafé kann man sich gar nicht mehr vorstellen, aber vor 15 Jahren hat das dann geschlossen. Und wenn du an einem Standort die Möglichkeit hast, dich zu erweitern, dann musst du das auch machen, weil unser Laden drüben, unser Laufshop ist nur 140 Quadratmeter groß. Also ist schon, könnte ein bisschen größer sein, aber dadurch haben wir die 100 Quadratmeter direkt Tür an Tür mit aufgemacht damals. Und ja, ist sehr erfolgreich. Einer meiner ältesten Mitarbeiter, der Dennis, ist seit 20 Jahren bei uns, der ist der Storeleiter hier, der normalerweise hier im Büro jetzt sitzt, wo ich bin, gerade weil es hier ein bisschen ruhiger ist für den Podcast. Und Falke hat dadurch einige Learnings auch gehabt und hat im Endeffekt jetzt viele Stores selber aufgemacht. An Flughäfen gibt es welche, in Berlin gibt es einen, am Kudamm, weiß nicht, ob du da schon mal warst, der ist neben Ja, kenne ich schon. Neben dem Essex oder Apple Store direkt.
Joel Kaczmarek: Ich fall da mal ein bisschen in Ohnmacht, ehrlich gesagt, wenn ich mir die Preise und Produkte angucke.
Jost Wiebelhaus: Ja, aber die Qualität ist wirklich gut. Also muss man sagen, die machen wirklich gute Produkte und jeder braucht jeden Tag Socken. Im Endeffekt ist das ein Riesenmarkt. Also du kennst ja Johannes des Nox, der ist ja auch bekannter von uns beiden. Die haben ja auch ein anderes Model aufgebaut und sieht man ja auch, wie erfolgreich das ist. Also Socken ist schon ein Riesenthema und Hat sich auf jeden Fall bewährt. Wir haben auch ganz viele Businesssocken und Feinstrümpfe auch für Frauen. Das war auf jeden Fall richtig, den Standort an einem Ort zu stärken. Das ist echt top.
Joel Kaczmarek: Und sag mal, wie ist es bei dir so mit Social Media? Hast du ja ganz viel schon erzählt. Magst du da auch mal ein, zwei Tipps geben für andere? Weil ich weiß, du hast ja auch, als hier diese Händler helfen Händler Kampagne aufkam oder Kampagne klingt so negativ, eigentlich eher Gruppe, Unterstützergruppe. Von Markus Diekmann hast du ja auch mit dem Amazon-Chef Ralf Kleber in einem Podcast gesessen oder in so einem Talk. Du machst Videos, die immer sehr sympathisch, hemmsärmelig sind. Was würdest du denn sagen, ist dein PR-Erfolgsgeheimnis und dein Social-Erfolgsgeheimnis?
Jost Wiebelhaus: Also mein großer Erfolg war, denke ich, dass wir da relativ früh mit Videos gestartet sind. Also wir haben da einen tollen Mann, der Isaac. Schönen Gruß, Isaac. Der ist hier ein super Kameramann. Mit dem haben wir zusammen ganz viele Videos im One-Minuter gemacht. Über alle Themen, ob die Kundenansprache war im Rahmen von Corona. Wir haben ja alle vier Wochen praktisch die Kunden informiert, wie der aktuelle Status ist. Dann die Laufanalyse at home. Oder auch sonstige. neulich, als wir Lieblingsladen 2021 geworden sind. Von Kauf Lokal haben wir ein Video gedreht und die haben wir einfach ausgespielt und die haben unheimlich gute Reichweite gekriegt. Das ist, würde ich sagen, das A und O. Es muss nicht immer alles perfekt sein. Im Moment läuft ja viel über Reels, wo ja auch viele eigene Videos die Personen oder die Kunden oder die Leute selber auch hochladen können. Aber Videos war auf jeden Fall ein Winner. Zeigt sich ja jetzt eigentlich auch an Reels, dass da Instagram jetzt gemerkt hat, dass die einfach eine deutliche bessere Reichweite noch kriegen. Ja, und eben, man muss im Endeffekt alle Channels bespielen, wo die Kunden sind. Also TikTok haben wir jetzt noch nicht viel gemacht, haben wir jetzt vor einer Woche erst mal einen Account eröffnet, einfach mal auch zu testen. Aber eigentlich unsere Stärken sind Instagram, Facebook und LinkedIn, auf denen sind wir halt aktiv. Und ja, das kann ich auch neben mir raten, auch jetzt noch anzufangen. Ich glaube, dass das weitergeht.
Joel Kaczmarek: So, und jetzt darf man auch dazu sagen, du und ich, wir sind ja sogar hier miteinander wirtschaftlich verbrüdert. Wir haben ja irgendwie beide zusammen investiert in Bringoo, also diesen sehr spannenden Lieferdienst, der aus unterschiedlichen Einzelhandelsfilialen, also egal ob es jetzt ein Penny ist, ein Hugendubel oder oder, lokal liefert, irgendwie in sehr kurzer Zeit. Machst du viel in der Art? Also wie kam es eigentlich dazu, dass du da investiert hast? Wie ich dazu kam, weiß ich ja. Werde ich bestimmt auch demnächst nochmal weiter aufbereiten. Aber wie ist das bei dir?
Jost Wiebelhaus: Ja, im Endeffekt, Netzwerk ist, denke ich, auch ganz wichtig. Und ich muss sagen, mit Markus Diekmann habe ich vor zweieinhalb Jahren mal am Handelsverband hier in Frankfurt kennengelernt. Bei einem Vortrag, da waren es acht Vorträge und der Markus hat den besten gemacht. Und dann habe ich mich mit ihm connected. Dann kam das auch mit dem Ralf Kleber, da bei Amazon, dem Talk bei Händler helfen Händler. Also ich selber, klar, Banker hängen im Hintergrund. Ich finde halt Startups unheimlich interessant, weil da einfach junge Leute aktiv sind und man kann von denen unheimlich viel lernen. Und ich mache ein bisschen was im Startup-Bereich, in kleinerem Ausmaß. Und Markus hatte da Anfang Januar einen Post gemacht, dass er jetzt in Startups was machen will. Und da habe ich ihm geschrieben, Markus, wenn du was Interessantes hast, komm, halt mich mal im Laufenden. Und im Endeffekt finde ich bei Bringo den riesen Vorteil, Vorteil, dass man eben kein eigenes Lager aufbaut, sondern dass hier die Kooperation mit dem Handel, mit dem stationaren Handel erfolgen soll. Und wir haben ja unseren Lieferservice hemdärmlich aufgebaut damals. Und hier wird das ja dann über die App dann automatisiert. Und die rollen das jetzt dann deutschlandweit aus. Fand ich super spannend. Und vielleicht ist das auch vielleicht der Ansatz, gar nicht einen eigenen Webshop aufzumachen, sondern über diese Kooperation mit Brinko das zu machen, ein bisschen extern wieder das Know-how reinzukriegen und im Endeffekt vielleicht ist das sogar auch ein Weg und vielleicht sogar ein sehr erfolgreicher. Und ja, finde auch super spannend, dass wir uns jetzt praktisch, sonst säße ich heute auch glaube ich wahrscheinlich gar nicht hier. Und da sind auch noch andere spannende Leute dabei. Und ich denke mal, dass das eine ganz gute Erfolgsstory geben wird, auch wenn es ein großer Wettbewerb ist in Frankfurt. Ich achte jetzt viel mehr auf die ganzen anderen Farben der Lieferdienste, die hier durch Frankfurt mit den Fahrrädern und sonstigen unterwegs sind.
Joel Kaczmarek: Ich muss ja gestehen, ich habe in Berlin noch kein Bringo-Fahrzeug gesehen. Siehst du in Frankfurt manchmal welche?
Jost Wiebelhaus: Bringo gibt es noch nicht in Frankfurt. Aber jetzt sind die Konkurrenten natürlich alle da. Ich glaube, mein Gorilla hat gerade den Dienst jetzt nach Frankfurt verlegt. Flink, Volt, die sind natürlich alle jetzt hier in Frankfurt aktiv. Aber mit Hasek gesprochen, Frankfurt ist auf jeden Fall auf der Agenda, genau wie andere Großstädter auch. Ich denke, da wird es in den nächsten Wochen oder Monaten dann auf jeden Fall einen Start geben. Und eins kannst du sicher sein, wir werden auf jeden Fall dabei sein, dass wir auf jeden Fall das mit pushen und auch ausprobieren. Und ich denke, es wird, glaube ich, eine ganz coole Sache werden.
Joel Kaczmarek: Ah, der ist ein guter. Der macht das. Der ist mega. Von daher freue ich mich ja, kann man bald hier deine Turnschuhe da kaufen. Und was investierst du so, also was ist dein Fokus, wenn jetzt jemand zuhört und sagt, ah hier der Jost, der ist ja Hemdsämmerchen, mag ich ja, der ist irgendwie fokussiert, der ist sympathisch, der macht hier Videos, cool. Wer darf sich an dich wenden und mit was für einer Ausrichtung?
Jost Wiebelhaus: Also es kommt wirklich immer auf die Gründer selber an. Also ich bin da gar nicht branchenaffin, sondern ich habe wirklich verschiedene Sachen, jetzt sind noch nicht mehr als zehn, also eher fünf, glaube ich sechs, ja sechs jetzt. Und es gibt ja vielleicht noch eins, was noch die Tage vielleicht announced wird. Weiß ich noch gar nicht, ob das publik wird. Eigentlich bin ich da eher jemand, der nicht so viel drüber redet. Aber hier bei Brinko finde ich, ist es ein toller Bereich, wo wir auch selber davon profitieren können. Aber die Leute müssen cool sein, können mich gerne kontaktieren auf LinkedIn. Da bin ich auch jeden Tag unterwegs. Aber ich schaue mir die gerne an, auch ein paar Pitch-Decks. Ich bin auch bei den Munich Angels, ich weiß nicht, ob du die kennst. Die machen so alle vier Wochen solche Pitch-Abende und da kommen auch immer interessante Sachen rein. Und ja, mein Open Minded, immer über den Tellerrand schauen und auch vielleicht gucken, was kann man für das eigene Geschäft da mit optimieren. Und ich glaube, das ist auch jetzt eine Win-Win-Situation dann.
Joel Kaczmarek: Cool, Just. Also, wenn ich in Frankfurt bin, lasse ich mal meine Stinke-Socken bei dir hier in Highspeed filmen und guck mal, was ihr für Tretwerk habt. Wenn ich einen von ihm kriege, ihr seid ja so gefragt, hat mir aber viel Spaß gemacht mit dir. Dankeschön für die schöne Zeit und ich drücke dir natürlich die Daumen, auf dass du da noch viele weitere Startup-Momente als 50-Jähriger erlebst.
Jost Wiebelhaus: Danke, danke. Joel, hat mich sehr gefreut. Echt toll, hier das Format, dass ich hier dabei sein durfte.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.