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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital kompakt und heute geht es an einen Hidden Champion, also einen Geheimtipp. Ein sehr spannendes E-Commerce-Unternehmen mit dem schönen Namen HeyDude. Vielleicht kennt ihr das schon, dann seid ihr Trüffelschweine oder habt einen guten Schuhgeschmack. Oder ihr kennt es noch nicht, so wie ich. Ich musste mich belehren lassen und mir war gar nicht klar, wie es sein kann, dass es ein Unternehmen gibt, was in diesem Jahr über 11 Millionen Paar Schuhe schon verkauft hat, über eine halbe Mehrheit umwärts gemacht hat und ich habe noch nie von denen gehört. Und was es genau mit HeyDude auf sich hat, wie die Strategie dahinter ist, wie sie gewachsen sind und wie sie es schaffen, so unfassbar viele Schuhe zu verkaufen, das will ich heute vom lieben Markus Leicher wissen. Der ist der Country-Head Deutschland und Österreich, wo HeyDude aktiv ist. Wir werden gleich auch noch sicherlich über weitere Märkte reden. Und ich bin schon gespannt, wie ein Flitzebogen mal zu merken, was steckt da eigentlich hinter, wie ist die Geschichte, wie ist das gewachsen, wie wurdet ihr solche US-Stars und noch einiges mehr. Also ich glaube, heute wirklich eine Geheimtipp-Folge und super spannend. Und that being said, lieber Markus, moin, schön, dass du da bist.
Markus Leicher: Ja, moin Joel, vielen Dank für die Einladung.
Joel Kaczmarek: Fang doch mal eine Sekunde mit dir selber an. Was bist du denn eigentlich für ein Kollege? Was ist so dein Background? Wo kommst du her?
Markus Leicher: Ja, ich bin so eine richtig klassische Oldschool-Textil-Fachperson, seit 30 Jahren im Business, habe im Einzelhandel gelernt und viel Produktion gemacht, viel Markenvertrieb gemacht und habe den Inhaber von Hey Dude, den Alessandro, 2008 kennengelernt.
Joel Kaczmarek: Bist du ein Verkäufer oder bist du irgendwie ein Produkttyp? Wie würdest du dich selber beschreiben?
Markus Leicher: Ich bin eher der Produkttyp. Was ich wirklich liebe, ist, gut gemachte Produkte zu finden, zu verstehen, wie das funktioniert, wo die herkommen, was dahinter steht, wie die Personen sind, die das da so machen. Und wenn ich das richtig cool finde, dann brennt mein Herz dafür und dann möchte ich das auch gerne den anderen Leuten möglichst cool zeigen können.
Joel Kaczmarek: Das erste, was mir zu euch mal einfiel, by the way, ist es gewollt. Ihr müsstet ja eigentlich drüber nachdenken, mit welchen Geldmengen ihr Paul McCartney irgendwie bezirzt, dass er mal seinen Song vielleicht auf euch leicht ummünzt. Oder ihr müsst wie Tamaris, müsst ihr so, hey dude, euer Jingle-Intro machen oder sowas. Wie kommt der Name eigentlich zustande?
Markus Leicher: Du hast völlig recht und wir sollten wirklich ernsthaft darüber nachdenken, mal einen eigenen Hey-Dude-Song zu machen. Es ist an der Zeit, mit so vielen zufriedenen Kunden da mal was zu machen. Vielleicht sollten wir mal so ein Get-Together virtuell machen und diesen Song mal neu schreiben, indem wir ihn selber aufnehmen. Ja, wie kommt der Name zustande? Aus dem amerikanischen Hey-Dude, hallo Kumpel, sagt ganz viel über uns aus. Genauso wollen wir sein. Wir wollen freundlich, zuverlässig, leicht und auch nahbar sein. Das ist so das, was unsere Marke ausmacht.
Joel Kaczmarek: Müsst ihr das nicht eigentlich aber anpassen in den heutigen Zeiten von Gendern? Müsst ihr nicht Hey, du Dad sagen oder so?
Markus Leicher: Ja, hast du völlig recht. Auch diese Frage kriegen wir deutlich ständig gestellt. Wir sind da vielleicht ein bisschen zu oldschool an der Stelle. Ursprünglich würde ja, ich erzähle jetzt mal ein bisschen, was mit der Schuhe auch zustande gekommen ist. Ursprünglich würde dieser Schuh ja mal tatsächlich für die Männer zurechtkommen. weil der Alessandro auf einem Urlaub ein paar Surfer am Strand gesehen hat, die sich ein paar Flip-Sops genommen hatten und dann so ein Canvas da oben drauf gebaut haben. Ganz spannend. Er kommt ja aus einer Schuhfamilie und dachte, hey, das ist ja eine coole Idee. Er war zur Zeit auf der Suche und hatte die Überlegung dann, wie man denn wirklich mal einen sehr bequemen, leichten, aber eben auch coolen Schuh bauen könnte. Und da dachte er, hey, das ist doch eine Idee. Da machen wir mal einen richtig coolen Schuh draus. Naja, und so kam das Ganze dann zustande.
Joel Kaczmarek: Also ein Canvas heißt, die haben sich quasi Stoff über eine Sandale gezogen, mal flapsig gesagt.
Markus Leicher: Ja, genau. Ich bin natürlich in den Fachbegriffen schon gelandet. Danke für deine Nachfrage. Das ist so, diese Surfer hatten einen Flip-Flop und haben einfach einen Stoff drauf getackert und haben den halt als Slipper angezogen. Das fand er cool und hat daraus einen richtig coolen Schuh dann gebaut. Das ging dann eine ganze Zeit lang in der Testphase und wir waren am Anfang auch ziemlich funky. Also 2007, 2008, wo ich den ersten Kontakt mit ihm auf der damaligen Bread & Butter in Barcelona, also der Modemesse hatte, hatten wir ein Modell, das nannte sich Farti und das war so richtig Streetwear. Das Ding hatte eine dicke Sohle und einen relativ bockigen Stoff obendrauf, war aber schon super bequem und sah cool aus. Und die ganzen Skate-Jungs fanden das cool. Dann ging das Ganze also los und wir haben gedacht, okay, wow, damit müssen wir dann doch vielleicht auch mal die anderen Märkte beglücken.
Joel Kaczmarek: Und beschreib mal für Menschen, die euch noch nicht kennen, was genau für Schuhe habt ihr? Also wie muss ich mir das vorstellen? Ich habe so ein Bild im Kopf, aber beschreib es mal mit eigenen Worten.
Markus Leicher: Na, was wir haben ist, wir haben einen sehr leichten, die Schuhe wiegen unter 200 Gramm, extrem bequemen und einen aus unserer Sicht von der Optik her sehr coolen Schuh. Das ist ein Schuh, den du in der Freizeit, du kannst den zum Hiken, viele ziehen den im Outdoor-Bereich auch an oder am Strand. Du kannst ihn in die Waschmaschine schmeißen. Du kannst ihn aber auch zu Chino anziehen. Also er ist relativ multifunktional. Natürlich passt er nicht zum Anzug unbedingt, aber who knows. Mal sehen, wie die Mode so spielt. Aber er ist halt extrem bequem. Und das ist natürlich etwas, was man gerne auch erfahren darf. Wenn man da reinslippt, hast du keine störende Nähte. Du hast auch nicht großartig irgendwie was zum Zuschnüren oder Kletten oder so, sondern du ziehst den Schuh an und bist da drin und fühlst dich wohl. Und das ist tatsächlich so. Also komfortabel. Klar bin ich der erste Verkäufer natürlich für unsere Märkte und muss das auch irgendwo entsprechend darstellen, aber ich würde es nicht tun, wenn ich es nicht selber so cool fände und trage selber im Endeffekt nur noch Dudes, meine Family auch. Und jeder, der es irgendwie an die Füße kriegt, spürt es dann auch. Also jetzt mal ein bisschen was zu den technischen Dingen. Wenn du den Schuh anziehst, dann spürst du, wie sich dein ganzes Fußbett entspannt. Das heißt, die Zehen kommen wieder in ihre natürliche Form. Ohne, dass das aussieht wie ein Gesundheitsschuh, ist ein cooler Schuh. Die Schuhe sind extrem leicht. Das heißt also, du hast dieses Gewicht nicht mehr. Die haben eine sehr gute Dämpfung, keine Kreuzschmerzen mehr. Wir stehen darauf ja auf den Messen auch sieben, acht Stunden, null Probleme. Und er ist halt extrem multifunktional. Das heißt also, wenn du zum Beispiel auf Reisen bist, wiegt nichts, kein zusätzliches Gewicht. Und du kannst ihn einfach mal in die Waschmaschine schmeißen, wenn er dreckig geworden ist. Und das finden wir sind einfach so coole Features, die man natürlich gern auch den Kunden erzählt.
Joel Kaczmarek: Also in meinem Kopf habe ich den so abgespeichert. Bitte verzeih mir, man ist ja manchmal immer dabei, das ist wie das mit dem oder sowas. Und ich hatte so ein bisschen den Eindruck, ihr seid so eine Art Sohle-Leichtigkeit wie Skechers und Look so ein bisschen wie Vans. Also so ein bisschen Sneaker-Touch oder so Skater-Schuh-Touch. Wird es euch gerecht?
Markus Leicher: Ich würde sagen, jein. Natürlich hast du da zwei sehr große Unternehmen gerade genannt, die ganz viele Schuhe produzieren und wo es auch Ähnlichkeiten gibt. Was uns aber sicherlich da differenziert, ist einfach, dass wir alles in diesem Schuh halt kombiniert haben. Also das heißt, wir haben nicht nur die Leichtigkeit und die Flexibilität, zum Beispiel durch ein Doppelstretch-Material, sondern wir haben die Dämpfung, den coolen Look, die Multifunktionalität. Und halt eben unser Hey Dude Design, was halt wirklich anders ist als das bei den anderen Marken. Gerade die beiden von dir genannten sind natürlich sehr stark im Markt präsent und gerade auch im deutschen Markt präsent. Wenn man jetzt in die USA gehen würde, dann würde man auch den Unterschied alleine mal so von den Kollektionen gegeneinander gestellt sehen, weil wir dort eine viel höhere Präsenz als in Deutschland haben. Wir sind ja in Deutschland erst in der dritten Saison.
Joel Kaczmarek: Und jetzt muss ich dir mal eine Frage stellen. Ich bin da ehrlich gesagt so ein bisschen mittlerweile, weißt du, bei medizinischen Fragen ist es ja manchmal so, frag zehn Menschen und du kriegst elf Antworten. Ich weiß, ein Bekannter hat mir mal erzählt, dass er einen Orthopäden hat, der immer, wenn er über die Straße geht oder sieht jemand mit Skecherschuhe, sich total freut, weil er weiß, das ist in einem Jahr mein Patient. Das heißt, dieses Thema starke Dämpfung, da kriegt man von der einen Seite immer gesagt, das ist total doof, weil deine ganzen Muskeln irgendwie gewöhnen sich das Arbeiten ab. Das geht auf deinen Rücken und du verkümmerst so ein bisschen. Die anderen sagen, nein, das ist total gut, damit läufst du weich, so wie du gerade mit natürlicher Fußhaltung etc. pp. Welche Wahrheit hast du denn für dich gefunden?
Markus Leicher: Ja, an der Stelle kann ich natürlich nur sagen, ich bin kein Orthopäde, ich bin auch kein Mediziner, genauso wie du, aber ich kann aus Erfahrung sprechen. Also seit 2008 trage ich diese Schuhe und ich habe erfreulicherweise, toll, toll, toll, keine Kreuzschmerzen vom Schuhe tragen und natürlich auch viele andere konventionelle Schuhe und auch Sneaker. Who knows? Wir wissen, dass wir in unserer Geburt, Geschäftskundschaft ganz viele Orthopäden auch haben, die unsere Schuhe auch mitverkaufen. Aber das ist natürlich ein Thema, wenn jemand sowieso ein medizinisches Problem hat, dann können wir das auch nicht lösen. Was wir aber sagen können, ist, dass die Kunden diese anhaben und wir haben ganz viele auch in der Generation 60 Jahre plus, die drei, vier, fünf Paar von unseren Schuhen tragen, weil sie eben gerade so bequem sind. Und das zeigt, finde ich, dass die Schuhe schon was können. Interessant ist, dass unsere Kundschaft auch wirklich bei Youngsters, Teenagern anfängt und dann Open End hat. Es spricht viel über die Marke, dass sie nicht so beschränkt ist auf eine sehr kleine Altersgruppe.
Joel Kaczmarek: Wir können ja mal ein bisschen Number Crunching zu euch machen. Also die Zahlen, die mir so zugetragen wurden, waren, dass ihr 2021 11 Millionen Paar Schuhe verkauft habt. Und jetzt auch so in diesem Jahr, also wenn ich die Umsatzzahlen falsch wiedergebe, korrigiere mich gerne. Also Umsatzthema gerade 550 Millionen mit dem Ziel, bis Ende des Jahres auf 760 Millionen zu gehen. Was ja durchaus pfundig ist. Alles Dollar. Und wenn man sich auch mal so eure Social-Reichweite anguckt, durchaus auch pfundig für Dienste wie euch. Also Firmen sind ja da immer anders zu sehen als Influencer. 417.000 Follower auf Facebook, 281.000 Follower auf Instagram. Also ihr scheint ja vielen Menschen bekannt zu sein und für 11 Millionen Paar Schuhe muss man ganz schön viel nähen. Wie habt ihr das geschafft? Was würdest du sagen, ist so euer Erfolgsrezept? Und da müssen wir natürlich mal nachspüren, warum seid ihr mir noch nicht so bekannt?
Markus Leicher: Ja, das sind alles ganz hervorragende und wirklich auch Fragen, die wir uns selber gestellt haben, weil wir waren auch ein bisschen überrascht, wie viel Umsatz wir denn tatsächlich schon so international machen. Aber es stimmt, im Jahre 2021 wurden 11 Millionen Paar Schuhe verkauft, was ungefähr 550 Millionen US-Dollar sind. Und wir werden dieses Jahr, wenn alles gut läuft, die 760 Millionen US-Dollar wohl erreichen. Das Ziel ist für 2025 dann vielleicht die Milliarde zu knacken. Who knows? Wir werden sehen, was alles so passiert. Wir haben einfach ganz viele zufriedene Kunden auf den verschiedenen Kanälen, Facebook, Instagram, wo sie sich auch immer, TikTok, wo sie sich auch immer austauschen und die sich auch tatsächlich selber gegenseitig befeuern. Es gibt einen großen Kanal, über 500.000 Members. Der ist nicht von uns gesteuert, wo sich einfach nur Dude-Friends treffen. Wunderbarer Name. Dudes, die Kumpels. Die dann ihre eigenen Geschichten erzählen, wo sie denn da gerade sind. Ob am Beach oder gerade beim Jagen oder keine Ahnung wo. Das Ganze hat in den USA etwas mehr Fahrt aufgenommen. Vermutlich, weil dort der Kollege von Alessandro, dem Gründer, Daniele, die richtigen Leute getroffen hat. Das fing so vor sieben, acht Jahren an. Und man muss natürlich auch sagen, es ist ein Schuh, der ursprünglich mal eher für den Sommer gedacht war, weil er halt so leicht war. Und inzwischen sind wir im Winter eigentlich auch nicht so ganz schwach. Und die klimatischen Bedingungen in den USA sind natürlich gerade in den südlicheren Staaten für uns ganz hervorragend gewesen. Deswegen haben wir dort eine etwas größere Exposition. Allerdings muss man auch sagen, wir sind inzwischen in über 15 Ländern stark vertreten. Asien, Australien, Indien, Südafrika, Europa. jetzt wieder. Seit drei Jahren hatten wir 2008 mal unseren ersten kleinen Start mit den Funky Fartys und haben dann eine kleine Pause angelegt, sind dann für Europa, sind ja so ein bisschen oldschool hier und gucken ganz gerne, wie es in den USA so läuft, haben eine kleine Pause eingelegt, sind erwachsen geworden und freuen uns jetzt im dritten Jahr über die wachsende Bekanntheit auch in Deutschland. Also insofern die Beantwortung auf deine Frage. Du wirst uns in diesem Sommer hoffentlich auch in dem Geschäft deiner Wahl vielleicht mal sehen, wenn es nicht der reine Sneakerladen ist, aber es ist noch ganz viel Luft in der Expansion.
Joel Kaczmarek: Na, ich habe mich ja gefreut, als ich so eure Verteilung gesehen habe, wie ihr verkauft. Also mal rein geografisch gesprochen, 92% Umsatz momentan USA, 7% Europa, 1% Asien. Also da geht es hier noch viel Luft nach oben. Aber bei den Kanälen ist es ja immer interessant zu gucken. Und was ich jetzt so verstanden habe von euch, 45% Wholesale. 40% Direct E-Commerce und 15% Online-Retailers. Also ihr habt sicherlich noch eine starke stationäre Abhängigkeit mit der Hälfte des Umsatzes, aber ich meine, fast genauso einen großen Anteil macht ihr schon direkt über Online, was ich ja ziemlich wuchtig finde. Ist das ein bisschen dem fortgeschrittenen US-Markt geschuldet oder wie kommt das?
Markus Leicher: Ja, das ist wirklich eine spannende Frage, die wir uns auch in der Tat gerade jetzt auch in Deutschland und Österreich im dritten Jahr immer mehr stellen. Die erste Antwort ist, das Produkt performt offline und online. Product first. Ist ein geiles Produkt, überzeugt, da stimmt einfach alles. Im Online-Bereich werden interessanterweise noch viel mehr differenzierte Modelle nachgefragt, wie sie im stationären Handel nachgefragt werden. Da entscheidet der Kunde dann wirklich. direkt mal was er haben will. Und natürlich hilft da auch die starke Exposition in den USA, weil dort eben natürlich auch der Onlinehandel noch dominanter ist, als wir ihn in Deutschland oder Österreich jetzt haben oder in Europa. Allerdings müssen wir sagen, dass wir ja viele Kunden in Deutschland und auch in Österreich haben, die beides machen und auch sehr erfolgreich beides machen. Die sind alle zufrieden. Also die Antwort darauf ist, der Kunde bestimmt sowieso, wo er kauft. Und wir als junge Marke, wir sind ja erst im Jahr 2008 so richtig an den Start gegangen, als Alessandro das Produkt dann in den Markt gebracht hat in Italien. Das ist vermutlich eine Chance für uns, weil wir halt überhaupt keine alten Probleme haben, sondern wir können uns um die Zukunft kümmern. Und wir haben halt von Anfang an gesagt, wir haben keine Angst vor E-Commerce. Wir sehen das als Chance für uns und haben ja unseren eigenen Hey-Dude-Shop entwickelt. sowohl als eigen gemanagten Shop, als auch bei den großen Plattformen, wo wir aber ganz klar selber die Hoheit behalten. Und wir werden sehen, wo die Reise hingeht.
Joel Kaczmarek: Ich wollte aber sagen, ich finde es ziemlich mega, wenn man 55 Prozent seiner Umsätze online macht und nur in Anführungsstrichen 45 Prozent stationär. Also da würden, glaube ich, andere sich alle fünf Finger oder alle zehn sogar nachlecken, wenn man das hinkriegte. Und was du gerade beschrieben hast mit der Online-Kontrolle, Gerade wenn so ein Thema wie Amazon aufkommt, ist ja genau das, was du gesagt hast, gerade relevant. Also da geht es ja so um Preishoheit. Amazon ist ja immer so ein zweischnelliges Schwert. Auf der einen Seite das Versprechen auf sehr große Reichweite, auf der anderen Seite muss man auch mal sehr gut seine Marke managen. Was sind denn eure Arbeitshypothesen dazu?
Markus Leicher: Ja, wir versuchen natürlich gerade bei Amazon, möglichst gute qualitative Arbeit zu machen. Das heißt, der Hey-Do-Job, den wir dort betreiben, der wird von uns sehr präzise betreut. Das heißt, jeder Händler, der dort von uns dann auch gelistet wird, wir geben ja jedem die Chance, dort auch eben zu verkaufen, der sollte sich dann möglichst natürlich auch in seiner qualitativen Darstellung so darstellen, dass das Produkt einfach gut dargestellt ist und sich an so ein paar Regeln eben halten. Letztendlich muss man sagen, wir reden ja hier über ein sehr cooles, Freundliches, nahbares und aus meiner Sicht preislich auch sehr interessantes Produkt. Unsere Kernpreislagen sind ja 59 und 69 Euro für den Endkunden, wo wir nicht ganz so viele Probleme damit haben, dass es zu viele Off-Price-Seller gibt, weil es einfach ein Produkt ist, das jetzt schon, und wir haben ja Abverkaufsquoten im stationären Handel im letzten Jahr, zum Beispiel bei den Herren, die an die 90 Prozent gegangen sind, bei den Händlern, Es gibt einfach keinen Grund, das Produkt zu verranchen. Und wir denken auch, und das ist der zweite Punkt einfach, die Innovationskraft unserer Kollektionen ist so stark, wir haben es ja nun über die letzten Jahre seit 2008 immer wieder geschafft, ansprechende, attraktive neue Kollektionen zu bringen, ohne unsere DNA mit den ganzen Features, die ich gerade genannt habe, eben zu verlassen, dass es einfach gar keinen Grund gibt, sich da über solche Dinge Gedanken zu machen. Klar gucken wir natürlich auch, was so links und rechts passiert, weil je nachdem, wenn eine Marke einfach stark wird und sehr stark wächst, dann gibt es natürlich auch andere, die gerne mal schauen, was wir denn so machen. Bis jetzt muss man aber sagen, toi toi toi, haben wir da keine wirklichen ernsthaften Probleme erkennen können. Was wir sehen ist, dass die Leute es cool finden, Hey Dude als Marke auch in Deutschland, nachdem der Name jetzt ja langsam verstanden wird, am Fuß zu tragen und einfach in die Community der Dudes einzutreten.
Joel Kaczmarek: Und darfst du sagen, wie viel Marge auf so einem Schuh ist, wenn man irgendwie 60 Euro für nimmt und das Ding muss produziert werden und verschifft? Ich nehme an, ihr produziert in Asien. Bleibt da so viel hängen?
Markus Leicher: Ja, also ich kann natürlich die Nettomargen nicht sagen, weil die Informationen liegen mir auch nicht vor. Unsere Händler sind, das kann man natürlich sagen, unsere Händler im stationären Handel sind mit der Marge völlig zufrieden. Und wir sehen es ja an unserer weiteren Expansion auch. Insofern, was man sicherlich sagen kann, die Message von Alessandro ist eben nicht Margenmaximierung first, sondern die Marge ist, also die Message ist als erstes, Der Kunde steht am Anfang, ist der Kunde zufrieden, werden wir auch ordentliches Geld verdienen können.
Joel Kaczmarek: Du nennst den Alessandro so oft. Ist das so euer Firmenpatriarch nach wie vor oder wie seid ihr aufgestellt?
Markus Leicher: Naja, letztendlich ist es ja so, ich spreche über ihn so oft, weil er das Produkt ja tatsächlich selber erfunden hat. Und sowas hat man eigentlich selten. Heute hast du große Marken, ich habe ja ganz viele Marken auch in meiner Vita so kennengelernt. Aber dass man eine Person hat, die tatsächlich im Jahre 2008 dann mal diesen genialen Wurf hatte, das ist mir in den 30 Jahren noch nicht passiert. Deswegen erwähne ich ihn einfach gerne, weil in ihm die ganze Kraft des Produktes steckt und wir sie jetzt ja dann in Deutschland und Österreich auch endlich mal zeigen können.
Joel Kaczmarek: Ich will ja nicht despektierlich sein, aber was ist denn eigentlich genau die Kunst? Also ich meine, ihr macht Schuhe, die bequem sind und günstig. Wo ist denn da der Innovationsgrad?
Markus Leicher: Ja, das könnte man natürlich sagen, dass es so ist. Aber wenn du diesen Schuh mal einmal angehabt hast, das können wir jetzt leider im Podcast nicht bewerkstelligen, dann musst du einfach feststellen, wie cool das ist und wie gut dir das tut und wie schön es ist, wenn du den mal etwas länger am Fuß hattest. Denn dann merkst du, dass du einfach überhaupt keine Druckstellen hast, du hast keine Probleme und der ist sehr gut belüftet und der sieht einfach cool aus. Und da Trennt sich dann schon die Spreu vom Weizen? Also wenn wir so unsere, natürlich gibt es ja auch immer Mitbewerberanalysen, man schaut sich genau an, welche es denn so gibt. Wir haben vielleicht zwei, drei ernstzunehmende Marken, die versuchen etwas Ähnliches zu machen, aber exakt das Gleiche, was wir realisiert haben, konnten wir bis jetzt noch keine Marke finden. Und das jetzt nicht, weil ich jetzt der Hey-Dude-Mann bin, sondern wir konnten noch keine Marke finden, die exakt die gleichen Features mit dem gleichen Look so umgesetzt hat.
Joel Kaczmarek: Und was ist jetzt eure Strategie? Also ihr habt jetzt 55% Online-Umsatz, 15 davon auf Retailer-Seiten, 40% bei euch selber und 45% seid ihr im stationären Handel. Worauf optimiert ihr, wenn du jetzt mal deinen deutschen Markt anguckst? Du wirst sicherlich das stationäre brauchen, um in die Breite zu kommen, die Bekanntheit zu erzeugen, außer du machst teures Marketing. Aber per se ist es ja eigentlich sehr attraktiv, eine hohe Online-Quote zu haben. Wie geht ihr vor?
Markus Leicher: Ja, an der Stelle muss man erstmal einhaken. Natürlich sind diese Zahlen schon US-amerikanisch dominiert. Das heißt, der Online-Anteil, den wir hier sehen, ist verschoben. In den Märkten, die ich jetzt betreue, ist er noch lange nicht so hoch, aber wir haben eine wachsende Tendenz an der Stelle. Für uns ist es Nicht entscheidend, ob ein Kunde, der mit uns Geschäfte macht, hauptsächlich im stationären Handel. Da freuen wir uns absolut drüber, weil ich es auch wichtig finde, dass das Produkt erklärt wird oder ob er im Internet tätig ist. Beide Kanäle haben ihre Berechtigung und wir freuen uns auch über gut gemachte Concept Stores oder Pilot Stores. die in der Lage sind, frisch und nahbar die Produkte zu verkaufen. Und ich glaube, es ist eine große Chance, die da vor uns liegt, weil der reine Internethandel natürlich wächst. Alle kennen die Zuwachsraten. Insofern werden wir das selbstverständlich auch mitmachen. Aber ich glaube auch, dass es wieder dazu kommen wird, dass die Leute mehr in die Geschäfte gehen wollen, um auch den persönlichen Austausch zu haben. Wir spüren das ganz stark jetzt gerade nach den zwei Corona-Jahren.
Joel Kaczmarek: Also ich würde ja mal behaupten, die üblichen E-Commerce-Granden würden genau das Gegenteil von dem sagen, was du sagst. Dass du eigentlich das Ziel haben musst, das in deinem Kanal zu besitzen. Weil wenn du online direkt verkaufst, machst du mehr Marge. Du besitzt den Kunden, kannst ihn attribuieren etc. etc. Und wer geht denn noch in den Laden, hätten die jetzt gesagt. So Zalando nimmt doch sehr viel weg oder die Marken direkt. Also eigentlich würde ich sagen, also Status Quo würde eigentlich jeder das Gegenteil sagen von dem, was du sagst.
Markus Leicher: Da trennt sich die Spreu vom Weizen und ich bin ja jetzt nicht der E-Commerce-Analyst, sondern bin ja hier für den Vertrieb in Deutschland und Österreich tätig. Und das, was ich zumindest weiß, ist, dass man sehr genau im E-Commerce-Handel natürlich die Kosten betrachten muss und die Retourenquoten. Und wir haben jetzt noch gar nicht darüber so gesprochen, aber unser Unternehmen ist von Haus aus ein sehr, sagen wir mal, Nicht abgedroschen nachhaltig, sondern das ist einfach ein Unternehmen, was klare Unternehmenswerte hat. Und dafür gehört für uns auch dazu, wie die Geschäfte gemacht werden. Und wenn ich Retourenquoten von über 70 Prozent habe, dann sind das einfach Probleme auf allen Seiten. Und da muss man schon genau hinschauen, mit wem man da wie die Geschäfte nach vorne raus auch entwickelt. Und ganz klar, du hast es eben ja schon zum Thema Amazon gesagt, wir wollen es natürlich auch nicht zu abhängig machen.
Joel Kaczmarek: Also lerne ich von dir, dass sich Retouren bei Online-Verkäufen davon abhalten, zu stark auf das Thema Online zu gehen?
Markus Leicher: Nein, das ist ein Problem, was wir einfach für uns erkannt haben im E-Commerce-Geschäft. Und auch da trennt sich ja die Spreu vom Weizen. Es gibt ja auch Plattformen, die niedrigere Retourquoten haben oder die andere Ansätze fahren. Wir werden in der Zukunft sehen, wie sich das entwickelt und das dann genau auch wieder neu bewerten.
Joel Kaczmarek: Weil ich hätte jetzt so gesagt, was ich so aus der Zalando-Lehre über die letzten Jahre gelernt habe, dass die Leute sich vielleicht drei Paar Schuhe in den passenden Größen bestellen, schicken zwei dann aber ungetragen wieder zurück. Bestimmt, ja, aber die kannst du ja auch einfach wieder reetikettieren und wieder raussenden. Die sind ja jetzt nicht irgendwie sechs Wochen getragen im Garten und stinken oder so. Von daher, und ihr habt ja in den USA, das ist die direkte Erfahrung. Also deswegen hätte ich eigentlich gedacht, dass das gelernt sein sollte, Online-Schuhe zu kaufen.
Markus Leicher: Also natürlich siehst du ja die Umsätze in den USA auch speziell im E-Commerce. Natürlich sind wir da auch erfolgreich. Aber bedenke an der Stelle, es ist ja nicht nur, dass die Ware geblockt ist, sondern sie ist auch für einen relativ langen Zeitraum im Fluss. Bestellst du einen Kunden, sagen wir mal drei Paar und schickst sie wieder zurück, dann redest du über einen Zeitraum von vier Wochen, vielleicht fünf Wochen, wo diese zwei Paar, die eben nicht benötigt werden, wieder zurückkommen. Das stellt für viele stationäre Händler übrigens, die einen Internet-Shop betreiben, ein großes Problem dar. Und wir sehen das so, das ist ein Kostenfaktor, aber es ist auch nicht gut für das Produkt.
Joel Kaczmarek: Und wie macht ihr das in den USA? Also habt ihr da komplett alles selbst? Also eigene Lager, eigene Logistik, eigene Webpflege etc. pp. Oder sitzt ihr da auf die Hilfe von Dritten? Wie geht ihr da vor?
Markus Leicher: Beides. Also wir haben natürlich einen sehr großen amerikanischen Shop und haben die komplette eigene Logistik. Die Details dazu sind mir eigentlich auch nicht bekannt, weil das der Kollege ja in den USA betreut. Aber wir haben auch ganz starke Partner, die halt im Internet eben dort verkaufen.
Joel Kaczmarek: Und ich habe jetzt verstanden, wie ihr euch in Deutschland aufstellt, die Marktbesonderheiten irgendwie betrachtet. Man kann über die Hypothesen streiten, aber ich finde nachvollziehbar, was du sagst. Und jetzt überlege ich natürlich so, geht es für euch jetzt erstmal nur darum, euch hier im Markt mit dem, was ihr schon macht, dick zu etablieren? oder denkt ihr auch schon darüber nach, vielleicht auch nochmal spezifischere Dinge zu tun? Also Beispiel, was ich von dir an Zahlen gekriegt habe, heißt es, dass ihr 52% männliche Kunden habt, 38% weibliche und 10% Kinder. Da kann man ja noch dran drehen. Also vielleicht kann man den Frauenschuh, der bequem ist, für nochmal 10 Euro teurer verkaufen. Guckt ihr sowas auch?
Markus Leicher: Du hast völlig recht und vielen Dank für die Frage. Da muss man in die Historie greifen. Der Schuh wurde ursprünglich ja mal für die Jungs entwickelt. Die Surfboys waren ja mal die ursprüngliche Idee und Alessandro hat ihn dann für die Männer entwickelt. Wir haben die Damenkollektion noch gar nicht so lange im Programm. Die ist vielleicht im fünften, sechsten Jahr maximal. Und wir sehen, dass die Prozentsätze bei den Frauen stark zunehmen. Also insofern, da geht noch ganz viel. Aber bei uns steht immer das Produkt am Anfang und der zufriedene Kunde. Insofern, wenn wir es schaffen, noch weiter gute Modelle in der Varianz zu entwickeln, dann wird der Prozentsatz sich auch deutlich erhöhen lassen. Was wir auch für Deutschland und Österreich sagen können, ist, dass die Prozentsätze so nicht stimmen für uns. 43, 44 Prozent. Die Kinder sind bei uns aber wesentlich schwächer, weil wir die gerade erst angefangen haben. Ich denke persönlich, dass der Anteil der Frauen in Zukunft deutlich über die 50 Prozent gehen wird.
Joel Kaczmarek: Und ich sag mal so rum, überlegt ihr auch schon ein Sortiment auszuarbeiten? Weil ich finde, wenn ich mir eure Schuhseite angucke, also ich bin überfordert. Ich finde, es sind sehr viele Modelle. Ich muss dann immer so, wenn Rach der Restaurant heißt, der mal zu den Restaurants gegangen ist, hat so die Restaurant- und die Speisekarten zusammengestrichen. So denke ich da auch manchmal drüber nach. Ihr habt ein sehr breites Angebot. Wird eure Strategie sein, dass auch noch weiter aufzustellen, dass ihr vielleicht auch neue Kategorien zunimmt, zum Beispiel Socken, Sneaker und solche Geschichten oder macht ihr erst mal Fokus?
Markus Leicher: Ich glaube, das sind alles Dinge, die man in der Zukunft irgendwann auch mal betrachten kann. Um auf die Kollektion zurückzukommen, wenn wir das so im Vergleich zu anderen Marken sehen, dann ist die Anzahl unserer Produkte gar nicht mal so groß. insbesondere bei den Frauen, wie du eben schon richtig erkannt hast, könnten wir noch 10, 15 Produkte mehr gebrauchen, die der Handel locker aufnehmen würde. Haben wir aber im Moment noch nicht, werden wir dann hoffentlich bald entwickeln. Und bis das alles mal erledigt ist und wir auch da irgendwo mal sehen, dass die Luft da ist bei dieser ganzen Expansionsarbeit, die ja so vor uns liegt, wenn auch andere Produkte zu machen, dann ist es sicherlich ein interessanter Gedanke, dem auch mal nachzugehen. Aber im Moment würde ich aus meiner Sicht sagen, sollten wir uns darum kümmern, möglichst viele Dudes an Frauen und Männer und Kinder zu verkaufen und da unseren Job richtig zu machen.
Joel Kaczmarek: Ich habe mich mit meinem Freund Markus Diekmann darüber unterhalten, der uns ja beide auch vorgestellt hat, also er sei hier gegrüßt. Der hat mal einen ganz netten Satz gesagt, dass er sagte, manchmal geht es selbst ihm so, dass er bei E-Commerce-Themen so denkt, ach, ist es alles so schlau, den Leuten immer nur noch mehr zu verkaufen und noch mehr und noch mehr. Was mich bei deinem Thema mal interessieren würde, ich fand es faszinierend, dass es ein Händler sagt, weil er aber auch Recht hat. Also man kauft sich immer mehr, auch Glück kauft man sich gefühlt oder versucht es sich zu kaufen. Und bei euch ist es so, ich meine, das sind Kunststoffprodukte und alle Welt redet ja heutzutage von ESG-Kriterien, also Environment, Social und Governance, dass man Firmen baut, die sowohl umwelttechnisch, sozial, als auch wie sie geführt sind, auf hohe Werte achten. Wie geht ihr denn damit um? Weil Ich finde, die Welt braucht jetzt nicht unbedingt noch mehr Kunststofftreter. Vielleicht braucht sie gute wie eure und dafür andere weniger, kann man ja immer auch argumentieren. Aber was habt ihr da für Maßstäbe für euch gesetzt?
Markus Leicher: Ja, die Frage stellen wir uns eigentlich von Anfang an schon. Und um ein bisschen was zum Lebenszyklus von so einem Schuh zu sagen, wir haben das eben so am Rande erwähnt. Erstmal ist es ja die Funktionalität, wenn du aber dann unsere Schuhe getragen hast und der ist dreckig, dann schmeißt du den bei uns einfach in die Waschmaschine. Das heißt, der Lebenszyklus ist von vornherein erstmal verlängert worden. Das Zweite ist, wir haben ganz viele Materialien, die nachhaltig sind, weil es eben entweder Kunststoffmaterialien sind, die recycelt worden sind, weil wir Korkmaterialien wieder aufarbeiten, weil wir zunehmend auch Eco-Kotten verarbeiten in den Serien. Also wir versuchen in dem ganzen Product Development möglichst viel in diesen Schuh reinzubringen, um nach vorne raus eine Produktionskette aufzubauen, die den Möglichkeiten, die wir als Community haben, auch gerecht werden. Es ist sicherlich eine große Herausforderung, gerade bei einem Produkt in dieser Preislage. Aber wenn ich sehe, was wir inzwischen alles so gemacht haben, ich habe mir das gerade nochmal in der Zwischenzeit hier so kurz angeschaut, dann kann man doch mit Fug und Recht sagen, dass ein Großteil der Produkte inzwischen irgendeinen Anteil an nachhaltigen Features hat. Und ich glaube, das sollte auch so unser Arbeitsauftrag für die Zukunft sein, das einfach weiterzuentwickeln.
Joel Kaczmarek: Ist es überhaupt wirtschaftlich abbildbar? Also ich meine, Adidas hebt sich auch immer so hervor mit, ja, wir machen jetzt hier Post-Consumer-Waste wieder in Schuhe und aus irgendwelchen recycelten Sachen. Ich habe immer so den Eindruck, dass das so ein bisschen auch, ich will jetzt nicht sagen Greenwashing ist, aber schon so, weißt du, 10% von so einem Plastikklumpen, den du an den Füßen trägst, ist dann irgendwie wieder aufbereitet. Wie sieht denn da die Realität aus?
Markus Leicher: Ja, das ist auch eine völlig berechtigte Frage. An der Stelle so kurz ein bisschen was zu meiner Historie. Ich mache dieses Textilbusiness seit 30 Jahren. Wir haben ganz früh auch uns schon mit Organic Cotton und Arbeitsbedingungen auseinandergesetzt und mal überlegt, was man so machen kann und dann Wertschöpfung kalkuliert, rauf und runter. Natürlich gibt es nicht die heile Welt. Das ist völlig vermessen, sowas zu sagen. Aber was man sagen kann ist, es geht heute inzwischen viel, viel mehr, weil die Nachfrage, und das ist der Hauptpunkt an der Stelle, weil die Nachfrage nach diesen Produkten steigt. Ganz einfach gesprochen, wenn die Kunden mehr nach Produkten fragen, die aus recycelten Polyester gemacht sind oder aus Eco-Cotton oder wie auch immer, dann bewegt sich die Welt in der Produktion. Und das sehen wir jetzt heute. Deswegen haben wir auch die Möglichkeiten, eben zum Beispiel recyceltes Polyester einzusetzen bei ganz vielen unserer Schuhe oder Eco-Cotton oder Kork. Oder wir machen im Winter zum Beispiel ganz spannend Schuhe, die aus recyceltem Leder gemacht worden sind. Das sind eben nicht nur drei, fünf oder sieben Prozent. Aber ja, es ist ein Anfang und wir werden sehen, wie viel wir da schaffen in Zukunft.
Joel Kaczmarek: Jetzt gibt es einen Faktor bei eurem Unternehmen, da werden bestimmt viele Leute hellhörig, weil diejenigen, die euch mittlerweile besitzen, die kennen sie vielleicht. Du musst mich aber mal ein bisschen mit an die Hand nehmen. Ihr gehört ja mittlerweile zu Crocs. Also Crocs hat euch, glaube ich, übernommen. Was ist denn die Geschichte dazu?
Markus Leicher: Ich bin natürlich jetzt auch nicht der Acquisition Specialist an der Stelle. Aber es ist natürlich so, dass die Firma Crocs uns von Anfang an auf den Zettel hat und auch durchaus mal Produkte am Start hatte, die uns irgendwo ähnlich waren. Es gibt also so eine gewisse Abstimmung über die ganzen Jahre hinweg. Und die Firma Crocs hat ja ein Produkt, was sehr sommerlich ein sehr spezielles Produkt auch ist und hat nicht nur die Firma Hey Dude ja jetzt gekauft, sondern auch schon andere Firmen gekauft, sondern hat ja hier an der Stelle ein Produkt gefunden, was eine Ergänzung zu ihrem Produktforfolio ist. Weil der Dude-Schuh im Vergleich zu der Crocs-Sandale ist ja ein Fashion-Produkt, was immer wieder sehr viel neue Innovationen in der Kollektion mit sich bringt, aber grundsätzlich einen anderen Look hat. Und ich glaube, das ist so der richtige Zeitpunkt gewesen, auch für Hey Dude in seiner Form. großen Expansionen einen starken Partner zu finden, über den wir auch andere Möglichkeiten in der Produktion und im Marketing erhalten. Für uns als Leute von HeyDude sehen wir das tatsächlich wirklich als Chance, weil wir gemerkt haben natürlich auch in den letzten drei Jahren, wow, das ist schon ein großes Rad, was da gedreht wird.
Joel Kaczmarek: Ich hätte jetzt ansonsten gefragt, wenn du jetzt der Gründer wärst, bist du ja nicht, deswegen kannst du vielleicht auch ein bisschen frei von der Leber wegreden oder auch nicht, weil du angestellt bist. Aber ist es da nicht fast ein bisschen zu früh gewesen, das Ding zu verkaufen, wenn es jetzt so abhebt? Oder war der Verkauf der Katalysator, um diese Kurve nehmen zu können?
Markus Leicher: Das ist eine berechtigte Frage, die ich auch qualifiziert nicht wirklich beantworten kann. Das, was ich aber so mitbekommen habe Es ist gerade der richtige Zeitpunkt gewesen, weil wir einfach gesehen haben, dass die Produktionskapazitäten, die abgefragt werden in diesem Wachstum, wir haben eben so ein bisschen über Zahlen gesprochen, die Kurve ist doch so steil geworden, dass zwar unser sehr gutes Team, was wir ja haben, die Aufgaben da nach besten Kräften erledigt, aber ich glaube, das ist genau der richtige Zeitpunkt, um die Marke einfach noch viel größer und auch noch viel bekannter zu machen.
Joel Kaczmarek: Und wenn du jetzt mal so deine Landkarte anguckst an Wettbewerb, woran orientiert ihr euch denn? Also ich hatte ja eingangs so Sketchers gesagt, wir haben hier in den Kopf gekommen bei gemütlichen, noch relativ gut gepreisten Schuhen. Ich bin so jemand, ich habe mir öfters hier diese On Clouds gekauft. Die sind fairerweise sehr teuer und bequem. Man hat wahrscheinlich manche Leute, die in die Richtung Sport-Tonschuh gehen, also Essex vielleicht oder was von Adidas, Nike, Laufschuh. Da bist du eher so bei Sneakersportschuhen. Oder vergleicht ihr euch mehr mit Deichmann und den Eigenmarken? Was ist so euer Benchmark?
Markus Leicher: Da der Dude so speziell ist, gibt es tatsächlich nicht so viele Marken, die für uns wirklich da relevant sind. Aber du hast natürlich eben schon so Skechers und Toms genannt, Natural World, Sanuk. Das sind so Looks, die sicherlich für uns auch relevant sind. Und natürlich schauen wir auch in den Performance-Markt rein, ob das jetzt Ons oder Nike und Adidas ist, was da so passiert. Aber der Dude ist der Dude und er sieht echt anders aus. Und das finde ich richtig cool.
Joel Kaczmarek: Eigentlich müsstet ihr euch noch, wie hieß denn der Typ hier, der Schauspieler, der den Dude gespielt hat? Kennst du den, den Film? Ja, danke. Da müsstet ihr da eigentlich auch noch was machen, fällt mir so ein. Mann, guck mal.
Markus Leicher: Absolut, absolut. Ich freue mich auch, dass du diesen Film kennst. Manche Dinge, die man dort gesehen hat, die sollte man auch durchaus mal so wieder reinpacken. Also du merkst schon, der Funke springt über, auch wenn wir hier ein Gespräch führen und das Produkt gar nicht wirklich in die Hand nehmen können. Es ist so viel positive Energie in diesem Produkt und es macht so viel Spaß, sich damit auseinanderzusetzen, dass da glaube ich in Zukunft noch ganz viel geht.
Joel Kaczmarek: Ich bin ja nur noch so ein bisschen skeptisch, wie ihr das bei 60 Euro hinkriegt, da so einen nachhaltigen Anteil drin zu haben. Also da ist der Preispunkt so tief. Also über die Masse vielleicht, ja. Aber das ist bestaunlich, dass du sagst, ihr macht euch da sogar Gedanken und seid da aktiv.
Markus Leicher: Ja, könnte man denken, das stimmt wohl. Aber da muss man natürlich auch zu sagen Wir maximieren hier nicht den Profit, sondern wir haben hier ein sehr faires Preis-Leistungs-Verhältnis und haben lange nicht die Kalkulationen, wie Nike Schuh hat und müssen auch ganz klar sagen, das ist unsere DNA. Wir wollen ein Produkt sein, das eben für ganz viele Menschen kaufbar ist und unser Job ist jetzt zu zeigen und auch Klarheit in den Features an den Point of Sales eben rüber zu bringen, warum wir eben so ein gutes Produkt und so ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben.
Joel Kaczmarek: Und wenn du jetzt mal so nach hinten guckst in deiner Karriere und dann nach vorne, was von dir so erwartet wird. Fangen wir mal mit dem Blick nach hinten an. Du hast gesagt, du bist schon seit mehreren Jahrzehnten in der Branche tätig, in ganz unterschiedlichen Rollen. Was hast du bei euch jetzt gefunden bei HeyDude, wo du sagst, das ist outstanding, das ist unique, das hatte ich noch nirgendwo anders oder es ist zumindest besonders und sorgt dafür, dass ich hier weiterhin Lust habe zu arbeiten?
Markus Leicher: Jetzt haben wir natürlich schon ganz viel über die Produktfeatures gesprochen, aber für mich ist immer entscheidend, ich bin ein Produktmensch. Natürlich mache ich hier ganz viel Vertriebsarbeit, aber wenn ein Produkt mich in der ersten Linie überzeugt und ich verstanden habe, was da passiert, wie die Produktionen ablaufen, welche die handelnden Menschen sind, welche Ansprechpartner ich habe, den Gründer jetzt persönlich ja auch schon seit 2008 kenne und Vertrauen in diese Welt habe, dann ist das für mich die Basis, auf der ich auch nach vorne heraus gerne und überzeugend für dieses Produkt tätig bin.
Joel Kaczmarek: Und so nach vorne gerichtet geblickt, was wird von dir eigentlich erwartet? Woran wirst du gemessen in den nächsten zwei bis drei Jahren? Also klar, harte Sales. Aber was gibt es noch? Gibt es irgendwie Ladendurchdringungen? Gibt es irgendwie Stationärquote, Online-Performance? Woran wirst du gemessen?
Markus Leicher: Natürlich sind das alles Dinge, an denen ich gemessen werde. Was jetzt alles nach der Übernahme durch Crocs noch kommen wird, ist mir auch bis heute noch nicht bekannt. Insofern, who knows? Es wird spannend. Aber klar, mein Job ist natürlich, auf allen Kanälen das Produkt möglichst gut darzustellen. Insofern gibt es für alle diese Bereiche Performance-Parameter, die ich aber mitbestimmen kann und bin natürlich jetzt auch ein Dinosaurier in dieser schnellen Welt. Insofern werde ich das mit voller Überzeugung, solange es mir denn von meinen Werten her auch möglich ist, betreiben.
Joel Kaczmarek: Meine ganz blöde Frage eigentlich, wo sitzt eigentlich Crocs und wie ist das Unternehmen selbst aufgestellt?
Markus Leicher: Zu Crocs ist mir noch nicht so viel im Detail bekannt. Das ist ja ein amerikanisches Unternehmen, zentral auch in den USA. Hey Dude ist ja von seiner Genese her ein italienisches Unternehmen aus der Nähe von Florenz. Lamporecchio, das ist in der Nähe des Ortes Vinci, Leonardo da Vinci, ist dann vor einigen Jahren mit der Soziale nach Asien gegangen, um einfach die ganzen Produktionsprozesse besser steuern zu können. Also nach Hongkong. Bis jetzt ist uns nur bekannt, dass die Zentrale weiter in Hongkong bleiben wird, aber auch da, who knows, wir werden sehen, was alles in Zukunft noch kommt. Das ist eine spannende Zeit.
Joel Kaczmarek: Ja, okay, ich muss selber gerade mal gucken. Also in Colorado sitzt Crocs. Ich habe immer gedacht, das ist irgendwie ein europäisches Unternehmen. Guck mal, so falsch schlage ich. Und haben 2020 einen Umsatz gemacht von knapp 1,4 Milliarden, ein bisschen weniger. Also nach der Logik, vielleicht haben sie sich jetzt verdreifacht oder so, seid ihr selber gar nicht so weit weg mit eurem Portfolio. Von daher staunt man ja fast ein bisschen. Und ich bin mal gespannt. Also Kannst du vielleicht gar nicht so frei darüber reden, aber wenn ich mal erlebt habe, dass Amis was kaufen, dann wurde eigentlich immer hier so mit harter Hand regiert. Die haben ja immer so die Attitüde, ich bin der Boss, ich sage, wo es lang geht, Amerika first, so hier, ich gebe die Strategie vor. Hast du da schon erste Wührungspunkte, wie man arbeitet oder?
Markus Leicher: Ne, also da kann ich noch gar nichts zu sagen. Wir werden sehen, was da kommt. Cox hat eine Zentrale ja in Holland für Europa oder EMEA, wie die Region heißt, Europe Middle East Africa. Die Gespräche werden sicherlich jetzt irgendwann demnächst stattfinden und dann werden wir auch da mehr wissen an der Stelle. Aber mehr kann ich dazu noch nicht sagen.
Joel Kaczmarek: Und jetzt nochmal vielleicht einen letzten Satz in Richtung stationärer Handel. Was wird denn so deine Strategie sein, um irgendwie in den Schuhläden dieses Landes, dieser Welt bisher schon, aber dieses Landes noch präsenter zu sein? Wie wollt ihr vorgehen?
Markus Leicher: An erster Stelle muss man da sagen, wir sind ja jetzt im dritten Jahr in Deutschland und Österreich aktiv, arbeiten da auch mit den großen Schuhverbänden natürlich zusammen. Aber was wir merken ist halt, dass unsere Produkte, Im Schulladen, im Modeladen, aber auch im Sport hohe Akzeptanz findet. Insofern ist der Job hier, möglichst auf allen Messen und Präsenzveranstaltungen tätig zu sein und zu zeigen, was wir so können. Und wir werden auch an dieser Stelle das Marketing auch deutlich intensivieren, der nächste Step modernisieren. Um die Präsenz mal zu zeigen, das wird die ISPO im Juni sein für den Sport- und Outdoor-Bereich. Und dann kommt ja schon die Fashion Week in Berlin, wo wir ja dann dem neuen Konzept von der Frau Tillmann nicht nur die Geschäftskunden, sondern auch mal den Endkunden beglücken können. Und das ist sicherlich eine spannende Situation auch für uns, um mal ein bisschen mehr Austausch zu haben. Also ich denke, der stationäre Handel hat mit unserem Produkt, weil wir ja gerade so gute Abverkaufsquoten im letzten Sommer hatten, die wir hoffentlich dann auch diesen Sommer wieder haben werden, die ja zwischen 80 und 90 Prozent für die Damen und Herren gelegen haben. Wir haben einfach eine Chance hier gemeinsam mal ein wirklich spannendes Produkt im deutschen Markt zu etablieren.
Joel Kaczmarek: Und wenn du schon von Marketing redest, wird es da bestimmte spannende Maßnahmen geben? Also werdet ihr zum Beispiel auf Influencer setzen? Du könntest ja darüber nachdenken, irgendwie so ein bisschen Surferboys in Richtung TikTok, YouTube, Instagram was zu machen oder Ich weiß nicht, es gibt ja so verschiedene Sparten, die man sich vorstellen kann. Ich könnte mir auch vorstellen, dass solche attraktiven Podcasts wie wir gut sind, wenn man Geschäftsleute erreicht, die den ganzen Tag im Business hin und her rennen und wollen es bequem haben oder was weiß ich nicht was. Da kann man sich vieles vorstellen. Habst du da schon Hypothesen?
Markus Leicher: Ja, also bis jetzt sind mir noch nicht alle Details auch da an dieser Stelle bekannt, aber gerade was du genannt hast zur Fashion Week, lass dich da mal überraschen. Da wird sicherlich einiges. passieren, aber unsere Präsenz gerade zum Endkunden müssen wir auch in Deutschland noch deutlich erhöhen und dazu gehört natürlich gerade diese Kooperation mit Influencern oder halt auch anderen Maßnahmen dazu. Unsere Marketingabteilung hat da aber noch nicht alles aus dem Sack so gelassen, was sie so vorhaben. Insofern bin ich auch da noch ein bisschen gespannt.
Joel Kaczmarek: Na gut, dann sehe ich schon. Vielleicht tonet dann hier so Lena Gerke bei euch auf dem Stand rum in Schuhen. Dann bin ich ja mal gespannt. Dann lasse ich mich hier einladen.
Markus Leicher: Du kannst aus Spaß gerne mal in den USA schauen, wer alles so den Dude am Fuß hat. Ich war selber überrascht. Wir werden sehen, was hier in Deutschland passiert.
Joel Kaczmarek: Okay, finde ich eine Ansage. Wir werden dich daran messen, lieber Markus. Aber für den Moment schon mal ganz herzlichen Dank. Hat mir viel Spaß gemacht, mal hinter so eine ungewöhnliche Geschichte zu blicken. Und ich wünsche euch natürlich viel Erfolg, dass ihr sowohl die hohen Ambitionen auf der wirtschaftlichen Seite noch gut gegriffen kriegt, aber auch das ethische. Also keep me posted on that. Und ja, viel Erfolg und bleib gesund.
Markus Leicher: Ja, vielen Dank für die Chance, ein bisschen was über den Dude erzählen zu können. Und ich hoffe, ich konnte dich etwas neugierig auf das Produkt machen. Spätestens zur Fashion Week werden wir uns ja auch nicht persönlich mal kennenlernen. Aber ja, die Herausforderungen bleiben da. Danke dir.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.