MTMfair - eine Messe für nachhaltige Produkte

10. September 2019, mit Joel Kaczmarek

Dieses Transkript wurde maschinell erstellt. Wenn dir ein Fehler auffällt, schreib uns gerne zu diesem unter redaktion@digitalkompakt.de.

Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Wissen Podcast von digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und in der heutigen Folge geht es um ein ganz tolles Thema, nämlich Nachhaltigkeit. So, alle Welt redet ja davon und es beschäftigt ganz viele Menschen. Fridays for Future, solche Geschichten gehen hier irgendwie um und jeder will bewusst erleben. Und heute nimmst du mal mit, als Hörer dieses Podcasts, was gibt es da eigentlich für Ansätze, was kannst du selbst tun? Und du lernst einen ganz tollen, besonderen Ansatz kennen, der auch ganz viel mit dem Thema Handel, sowohl online als auch offline zu tun hat. So. Dazu habe ich zwei Gentlemen hier sitzen. Den einen kenne ich schon ganz lange. Der ist quasi sowas wie mein Mitgründungsmitglied von Digital Kompakt. Er weiß es nur nicht. Den guten Andreas. Guten Morgen, Andreas.

Andreas David: Hi, Joel.

Joel Kaczmarek: Und zu meiner Linken der gute Dino. Und ich würde sagen, ihr stellt euch beide mal vor. Vielleicht fangen wir mit dir an, bevor ich mal Andreas' Historie und meine ein bisschen aufklamüsere.

DinoSantangelo: Ja, hallo Joel und vielen Dank für die Einladung. Also, mein Name ist Dino und ich bin ursprünglich als Arzt tätig und auch psychotherapeutisch tätig gewesen und habe in dem normalen beruflichen oder privaten Leben eine Familie und habe natürlich auch die Verantwortung, wie lebt man mit seinem Kind, wie lebt man mit seiner Familie, was für einen Planeten hinterlässt man hier und was kann man im Einzelnen dafür so alles tun. Und aus dem Aspekt heraus wird man sich von manchen Dingen halt bewusster oder lebt darüber hinweg. Und wir haben uns als Familie für den bewussteren Weg entschieden. Und das versuche ich halt in meinem täglichen Leben beruflich, aber auch privat halt immer umzusetzen.

Joel Kaczmarek: Was heißt das denn für dich? Hast du mal Beispiele, was du so tust?

DinoSantangelo: Das ist angefangen von, worüber beziehe ich meinen Strom? Ist das jetzt wirklich nur angemalt grün oder ist das wirklich grüner Strom? Ist das ein tägliches Fahren mit dem Auto oder ist es das Nutzen des öffentlichen Personennahverkehrs oder des Fahrrads, wenn es irgendwie geht mit den Strecken? Das ist beim Einkaufen die Überlegung, dass man halt Sachen regional kauft, wenn es irgendwie geht oder halt nicht einzeln Plastik verpackt. Das sind ganz, ganz viele kleine Schritte, die jeder da macht. Aber ich glaube, das ist so ein Common Sense, dass man versucht, mit vielen kleinen Schritten etwas zu tun.

Joel Kaczmarek: Gut, und jetzt darf man dazu sagen, ich weiß, das würde dich bestimmt voll nerven, aber Psychotherapeut und du siehst auch wirklich so bilderbuchmäßig aus, wie man sich das vorstellt. So eine runde Brille, so ein bisschen freudianisch mit Bart. Also ich würde mich dir sofort anvertrauen. Der Hörer sieht das ja nicht.

DinoSantangelo: Der Hörer sieht das nicht, ja.

Joel Kaczmarek: Du sitzt halt auf der Couch, ist vor allem der Witz. Ich sitze im Sessel.

DinoSantangelo: Ja, ich muss mal erzählen und nicht zuhören. Also zu mir, zur Biografie. Also ich habe Medizin studiert, war in München an der Uniklinik, habe mich dort für Psychiatrie entschieden und habe dann die Facharztausbildung da gemacht. Und später dann der Umzug nach Berlin. Und auch hier noch jahrelang psychiatrisch tätig in der Klinik, wobei jetzt mittlerweile nicht mehr therapeutisch.

Joel Kaczmarek: Wie hilft dir das bei deiner jetzigen Tätigkeit, also beim Unternehmertum, beim Gründen mit anderen Menschen und auch beim Agieren mit vielen Händlern? Was lernst du daraus? Was hilft dir dabei?

DinoSantangelo: Also ich denke mal, dass ich dadurch, dass ich unheimlich viele Biografien mitbekommen habe, was bei dem Beruf nicht ausbleibt, da habe ich sehr viele Wege und Knicke in Lebenswegen gesehen und betrachten können, mich damit auseinandersetzen können. Und ich denke, dass ich damit, kriegt man sehr schnell sehr viel Lebenserfahrung in manchen Bereichen, auch im Zwischenmenschlichen, wie man miteinander arbeitet, was man aber auch in der Klinik ja so miteinander dann auch hat. Und denke, dass dadurch so eine gewisse strategische Kompetenz auf der einen Seite reinkommt, aber auch, ja, manchmal das um die Ecke denken. Also es gibt den Weg, den jetzt alle kennen und da kann ich jetzt ein Studium für gemacht haben, dann habe ich das da drauf. Und so ein bisschen den anderen Approach, den versuche ich damit reinzubringen. Gut.

Joel Kaczmarek: So, wir machen hier noch ein bisschen Geheimniskrämerei, was ihr eigentlich genau zusammen gegründet habt, weil ich glaube, das wird ganz lustig, wenn man die Biografien so zusammenlegt. Andreas, erzähl doch mal ein bisschen was von dir. Ich nenne dich ja, bei uns in der Familie heißt du immer liebevoll manchmal Bilderrahmen, Andreas. Genau. Vielleicht sagst du mal so ein, zwei Sätze zu deiner bisherigen Historie, was du noch aktuell machst.

Andreas David: Ich komme ja ursprünglich aus Bielefeld, bin eigentlich so ein Internet-Kind der frühen Stunde, wo es losging mit Internet. Schon die ersten Sachen gemacht, Online-Shops entwickelt, Tracking-Systeme und so weiter. Habe in einem Softwarehaus einen Internetbereich aufgebaut, habe dann gekündigt, weil das nicht voranging. Bin nach Berlin gegangen, um hier für eine große Agentur zu arbeiten. War da technischer Leiter, haben schöne Projekte gemacht, spannende Sachen. Die Agentur ist leider pleite gegangen, also nicht wir Berliner, sondern die Hamburger Muttergesellschaft und die Berliner waren da mit von betroffen. Und dann habe ich mich selbstständig gemacht. und mit einem ehemaligen Kollegen aus Bielefeld zusammen ein Portal entwickelt. 2001 war das. Da ging es um Paid Content. Das war ein Vorreiter damals. Digitale Inhalte digital verkaufen, also Dokumente, Mietverträge, solche Sachen. Deswegen Vorreiter, weil das gab es noch nicht. Die Zeitschriften waren da schon auf dem Sprung, das auch mal zu versuchen. Hat sich keiner getraut. Wir haben davon gelebt, ganz gut. Das ganze Ding haben wir 2012 verkauft. Ich bin zwischendurch, habe mich schon ausgeklinkt, weil ich eine Auszeit brauchte und habe mich auf Bilderrahmen aus recyceltem Holz verstärkt. Ich wollte ein Ladengeschäft machen, um mal zu sehen, wie das funktioniert. Also fernab von Google, ein großes Schaufenster, da laufen Leute dran vorbei. Ging dann doch nicht ohne Google, kann man sagen. Also Leute laufen mit ihrem Handy vor der Nase am Laden vorbei oder mit dem Buch oder mit der Tageszeitung. Also ohne Google wird das auch nicht gefunden. Und das hat sich immer weiterentwickelt. War für mich nicht ein Experiment, so wie wir uns kennengelernt haben mit dem Bilderrahmen. War eigentlich so eine Idee, schafft man das? Schafft man so ein Nischenprodukt, was relativ teuer ist? Kann man das online verkaufen auch? Und das haben wir gemacht oder habe ich gemacht. Das hat sich alles entwickelt. Hat doch lange gedauert, acht Jahre mittlerweile. Den Laden gibt es ja nicht mehr. Ich mache das ja trotzdem online weiter, weil sich aus der ganzen Geschichte heraus entwickelt hat, wir müssen einfach mehr tun. Also nur Bilderrahmen verkaufen, das ist es nicht. Wir müssen größer denken. Ich war auf Messen unterwegs, habe Komplementärprodukte gesucht zu meinem Laden und in einer Vielzahl einfach die Produkte nicht gefunden, weil es die nicht gibt. Also ich denke schon, dass es die gibt. Wir wissen, dass es die gibt, aber die schaffen es einfach nicht auf diese klassischen Messeportale und Messeplattformen. Und da setzen wir halt an. Und deswegen haben wir die Firma gegründet.

Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, das ist ganz lustig, wir haben uns kennengelernt, also ich würde ja sagen, du bist regionale Bekanntheit, wenn ich teilweise Leuten und Bekannten aus meinem Umfeld davon erzählt habe, gesagt, ja, ich kaufe immer Bilder ran bei Andreas hier in der Mommsenstraße, ja, da war ja dein Laden lange, jetzt ist da irgendwie ein Ballonladen drin und man sieht aber immer noch so dein Herz, weil die ganzen Wände sind noch so bemalt, wie du es gemacht hast, mit so Malkreide und so. Also ich fand das faszinierend eigentlich als Biografie und wir haben uns kennengelernt, weil ich in einen Laden rein will und hab mal einen Bilderrahmen, glaube ich, mir angucken wollen und so ging das los. Das fand ich immer faszinierend, dass du ja eigentlich Fotograf bist, aber jemand, der unternehmerisch denkt, der halt sagt, okay, meine Zeit irgendwie immer nur zu verkaufen, das bringt es nicht, ich will auch sozusagen da eine gewisse Skalierung reinbringen. Was hat dich motiviert denn aber eigentlich als Online-Onkel wie ich zu sagen, jetzt machst du mal wirklich lokal, jetzt machst du mal Ladenfläche, jetzt machst du mal im Kiez was, wo Leute hinkommen müssen?

Andreas David: Ja, das Produkt, was wir da vorgemacht haben, da ging es halt darum, Dokumente zu verkaufen online. Die haben im Schnitt so 2,90 Euro gekostet. Dafür kannst du keine Google-Werbung kaufen, dafür kannst du also nicht viel Werbung machen. Das ging alles nur über SEO. Und das war damals, kann man sagen, so ein Umbruch bei Google. Google war so der Hauptbringer von Traffic. Das kleinste Änderung, dann gab es, die Seite musste mobile sein, es musste das sein, es musste das sein. Und es hat immer einen riesigen Traffic-Verlust gemacht auf der Seite. Das war schon, ich will nicht sagen Stress, aber das war schon teilweise frustrierend, dass man entwickelt. Und dann ging es doch wieder in die andere Richtung. Dann haben sie das zurückgenommen, das Patch und so weiter. Und man musste quasi immer auf dem neuesten Stand sein, was Google angeht. Und ich habe dann irgendwann für mich entschieden, ich muss eh was nebenbei machen. Also neben dem ganzen Programmieren und neben dem ganzen Stress, das war die Fotografie. Bin über so ein Reportage-Projekt nach Südafrika gekommen. habe da bei einer Firma fotografiert, die diese Bilderrahmen herstellt. Und ich kannte das vorher gar nicht. Für mich gab es immer nur am besten gar keinen Bilderrahmen. Und das ist quasi daraus entstanden, dass ich dann ein Jahr später gedacht habe, das Projekt, was wir da in Südafrika gemacht haben, die Kontakte, die sich daraus ergeben haben, das ist ein gutes Produkt. Ich mache das. Ich mache einen Laden auf. Ich habe das so für mich durchgedacht im Kopf. Ich mache einen Laden auf. Das finanziert sich damit. Das finanziert mich. Und dann machen wir das.

Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, vielleicht gehen wir noch ein bisschen darauf ein, dass man sich so langsam mal ranhangelt, was für eine Produktwelt ihr jetzt auch bei eurer neuen Firma quasi so abdeckt. Also bei dir gibt es Bilderrahmen zu kaufen, die aus recyceltem Holz sind. Du hattest damals, glaube ich, mal zwei Lieferanten oder hast du noch? Einmal Südafrika, einmal aus den USA. Vielleicht erzählst du mal ein bisschen was zum Produkt.

Andreas David: Genau, das sind Bilderrahmen aus recyceltem Holz. Da haben wir schon die Nachhaltigkeit. Da geht es darum, dass das Holz nicht verbrannt wird oder weggeworfen wird, sondern funktioniert jetzt vielleicht als Tisch nicht mehr oder als Schrank, dann wird es umgebaut als Bilderrahmen. Das war mit den Luna Design Bilderrahmen aus Südafrika hat es angefangen. Ich hatte dann einen zweiten Hersteller noch, das war Foundry aus den USA. Der Ron, der Foundry gemacht hat, der macht jetzt mehr Möbel, er macht keine Bilderrahmen mehr. Ich habe selber Bilderrahmen gebaut, auch so quasi aus der Not raus, weil die Bilderrahmen sind natürlich individuell. Es kamen immer mehr Leute in den Laden, denen das nicht individuell genug war. Also ich musste dann noch einen Bilderrahmen bauen für eine bestimmte Größe oder der sollte dünner oder dicker sein, der Rahmen. Und dann habe ich im Pankow ganz viele Türen gekauft mit dem Transporter, die alle in die Momsstraße gefahren, habe mir eine Säge gekauft und dann angefangen, die Türen zu zersägen und da Bilderrahmen rauszubauen. War ganz lustig. Für mich war dann aber irgendwann der Punkt, wo ich gesagt habe, bin ich das? Also will ich jetzt jeden Tag sägen, einfach nur, um Bilderrahmen zu produzieren? Oder will ich mich lieber auf den Kern konzentrieren, eben online was schaffen und online was erreichen und online auch mehr erreichen, als im Laden Bilderrahmen zu zersägen oder Holz zu zersägen für Bilderrahmen, genau.

Joel Kaczmarek: Also es gibt ja diese Bilderramen immer noch und ich kann die nur jedem wärmstens ans Herz legen. Unter luxat.de kann man sie sich kaufen. Erzähl mal den Namen, wo kommt der her?

Andreas David: Luxat? Ja, Lux ist die Beleuchtungsstärke in der Fotografie. Und AD, das bin tatsächlich ich.

Joel Kaczmarek: Stimmt, deine Initialen, Andreas David.

Andreas David: Genau, ging aber damals darum, ich wollte eigentlich weiter vorne im Alphabet sein, aber das musste noch frei sein als Marke. Ich wollte nicht so einen riesen langen Namen, sondern das sollte schon kurz sein. Musste als Domain noch verfügbar sein und so weiter. Und dann kam das dann zustande.

Joel Kaczmarek: Also man darf sagen, du bist wirklich Überzeugungstäter. Ich weiß, du hast dann irgendwann auch angefangen, Glas mit reinzunehmen, recyceltes Glas. Die stehen heute noch bei mir irgendwie im Küchenschrank. Das sind auch die einzigen, die noch nicht angelaufen sind, im Gegensatz zu den Ikea-Gläsern. Sehr gut. Ja, man merkt, nachhaltig kann auch richtig qualitativ sein. Und wir haben sozusagen, darf man den neigten Hörer auch mal ziehen, deswegen ich dich so als meinen quasi Mitgründer verstehe, ist, ich habe zur Gründung von Digital Kompakt total oft vor deinem Laden gesessen, auf dieser Bank, mit dir diskutiert, was ich als Geschäftsmodell machen soll. Und wir haben da Apfelsaft aus deinen recycelten Gläsern getrunken. Also mal ein bisschen hier sozusagen schwellige Erinnerungen seien mir auch erlaubt. So, was macht ihr jetzt beide zusammen? Was ist eure neue Firma?

DinoSantangelo: Ja, also wir hatten einen weiteren Ideengeber, der heute nicht dabei ist, der Benjamin. Und der hat eine sehr lange Geschichte und Erfahrung im Bereich nachhaltiger Möbel etc. Also vom Importieren über das Verkaufen im Einzelhandel, Großhandel. als auch als Vertriebler letztlich. Und der war sehr viel auf Messen unterwegs, so wie Andreas halt auch. Und hat bei diesen großen physikalischen Messen, nenne ich sie mal, auf denen man diese Produkte, Interior- und Lifestyle-Produkte finden kann, gemerkt, dass es halt auf der einen Seite einen wachsenden Markt gibt, was das Thema Nachhaltigkeit angeht. Also die Kunden fragen danach, wie werden Sachen hergestellt, wo kommen sie her, aus was sind sie produziert. Und hat dann gemerkt, Mensch, so eine große Messe, da fahren alle hin, da werden Tonnen an Sachen hingeschleppt. Das sind nicht nur die Produkte, das sind die Teppiche, das sind die Einrichtungen der Messestände etc. Und nach fünf Tagen fährt ein großer Bagger durch die Lagerhalle, schiebt alles zusammen und das kommt in die Müllverbrennungsanlage. Und das war so der eine Punkt. Der zweite Punkt ist, dass er da selber ausgestellt hat und auch gemerkt hat, wie wahnsinnig teuer das ist. Also die Ausstellung in so einer international funktionierenden physikalischen Messe, da ist man mit mehreren tausend Euro für einen ganz kleinen Neukwadratmeterstand schon dabei. Dann hat er überlegt, Mensch, irgendwie müsste es eine andere Idee dazu geben und kam auf uns beide zu. Und was wir machen, ist ein B2B, also für Fachkunden, eine Online-Plattform, das heißt eine Online-Plattform, Die Umsetzung war ursprünglich gedacht, diese physikalische Messe in den digitalen Raum zu versetzen. Das heißt Produktpräsentation und Produkte finden auf einer Plattform. Ein Online-Tool für Fachkunden, die sich mit – wir sind da sehr in der Nische – nachhaltigen Produkten im Interior- und Lifestyle-Bereich auseinandersetzen wollen. Und angefangen als Ersatz haben wir, wir sind ja ganz schnell reagierend auf die Bedürfnisse unseres Marktes, haben wir gemerkt, okay, das ist ein bisschen mehr. Wir können hier nicht nur mit den Messen konkurrieren, weil da gibt es so andere Dinge. Wir sind für viele der Türöffner und zwar für die, die sich diesen Stand nicht leisten können. Und wir sind auf der anderen Seite, oder noch nicht leisten können, Startups, sehr innovative Gründer, Mitglieder aus Schwellenländern. Wie soll derjenige dann nach Paris oder nach Frankfurt kommen? Wer soll das alles bezahlen? Das geht digital einfach viel einfacher. Global Village. Und zum anderen sind wir aber auch ein Add-on. Und zwar ein sehr smartes Add-on für die, die auf den Messen schon vertreten sind. Eine Messe sind fünf Tage, zweimal im Jahr. Und was mache ich an den 955 restlichen Tagen? Wo präsentiere ich dann? Das kann man alles bei uns machen.

Joel Kaczmarek: Klingt ein bisschen eigentlich wie am Beginn von so einem Joke. Kommt ein Therapeut, ein Händler und ein Großhändler in eine Bar. Genau.

DinoSantangelo: Und wir haben dann zwei Becher Milch bestellt und am Ende haben wir ein ganz tolles Produkt da entworfen, mit dem, wenn wir zurückkommen auf das Thema Nachhaltigkeit, wir Wege eröffnet haben für die, bei denen wir denken, die brauchen die Unterstützung. Wir sind nicht nur karitativ, aber wir haben es in jedem einzelnen Schritt unseres Produkts, wir werden da schön drüber reden, wird klar und wird bewusst, warum wir Dinge auf welche Art machen und versuchen da auch klar eine Vorreiterrolle. Wir sind die Ersten, die das so machen. Ja, wir sind eine Nische. Wir sind mit allem, was wir tun, stehen wir genau dahinter.

Joel Kaczmarek: Okay, du sagst, also fassen wir mal ganz schlecht zusammen. Also Modell ist, richtet sich eher an Business-Kunden. Also ihr seid jetzt nicht irgendwie eine Plattform, wo jetzt Privatmenschen hingehen können und können sich irgendwie ihre Badezimmereinrichtungen aussuchen, sondern ihr richtet euch an quasi, also ein Business zu einem anderen Business.

DinoSantangelo: Wir sind rein für Fachpublikum. Das ist bewusst, weil wir sind kein Store. Wir sind kein Online-Store, wo man irgendwie Produkte finden kann und dann kaufen kann oder sowas. Wir sind die alte Definition eines Marktplatzes. Marketplace heutzutage, da denkt man an andere Dinge, da denkt man an Amazon, Alibaba, Etsy meinetwegen für manche Produkte und so weiter. Wir gewährleisten keinen Handel, keinen Versand. Das machen wir nicht. Wir sind aber der alte Markt, so wie er früher mal war. Ein Markt ist ein Platz in einer Stadt, in einem Raum, Global Village. Da kommt einer hin, präsentiert seine Ware und ein anderer kommt hin und findet diese Ware. Wir sprechen und meinetwegen nimmt man da eine Standgebühr, aber man nimmt keine Kommission, man nimmt keine Provision. Diese ganze Monetarisierung der Marketplaces, die es bei dem Großen gibt, das machen wir alles nicht. Sondern wir stellen die Plattform dar. Wir wollen die Community erstellen, damit dort die Leute sich miteinander austauschen können und ihre Produkte finden können. Das Ganze aber, Eingangsfrage, nur für ein Fachpublikum, weil wir mit größeren Dimensionen unsere Kunden, unsere Aussteller ansprechen wollen. Dass es etwas größere Mengen sind, größere Margen.

Joel Kaczmarek: Hast du mal ein Beispiel, Andreas, wie das so abläuft? Wer stellt bei euch aus und was hat der dann für Käufer bei euch?

Andreas David: Ja, das stellen verschiedene Firmen schon aus bei uns. Aus der ganzen Welt, die da mitmachen. Da sind ein paar Designträger auch dabei, die mitmachen. Ein paar, würde ich sagen, die kennt man schon. Also Carry zum Beispiel sind tolle Glasflaschen. Die gibt es aber schon im stationären Handel zu kaufen. Das wäre jetzt nichts Neues. Wir haben aber auch richtig schöne Metallstühle da mit drin und andere Sachen. Wo man sagt, die kennt man noch nicht, die hat man noch nicht gesehen. Die haben es aber auch noch nicht nach Europa geschafft zum Beispiel. Und die Sachen, die sind einfach in der Website drin.

Joel Kaczmarek: Wer kauft die dann bei euch? Also die stellen jetzt bei euch aus, Metallstühle. Wer wäre dann so der typische Kunde, den ihr quasi auf der anderen Marktplatzseite anziehen müsst?

Andreas David: Wir haben zwei große Gruppen. Das eine sind die Aussteller bei uns. Das sind Hersteller, Produzenten von Produkten. Das sind auch die Großhändler als Zwischenhandel. Und auf der anderen Seite sind die Besucher. Das sind für uns Einzelhändler, die die Produkte quasi verkaufen wollen oder auch Projektentwickler. Wenn ich jetzt ein Hotel einrichte, zum Beispiel nachhaltig, dann brauche ich auch Produkte. Das sind für uns quasi die klassischen Kunden auf der Besucherseite. Bei uns geht es darum, als Hersteller stelle ich ein Produkt ein in die Datenbank und ich kann als Hersteller ganz genau entscheiden, in welchen Ländern will ich welche Zielgruppen erreichen. Also ich kann sagen, für mein Produkt suche ich jetzt in Deutschland, Österreich, Schweiz einen Importeur, der das Produkt importiert und dann im Einzelhandel weiter verteilt. Oder ich spreche mit dem Produkt direkt den Einzelhandel an zum Beispiel. Großhändler, die dazwischen sitzen, die können sich mit Produkten verbinden, die eingestellt sind und quasi auch die Produkte dann in diesen Ländern übernehmen. Das klingt jetzt ein bisschen kompliziert, aber es geht im Grunde darum, dass wenn ich ein Produkt aus Deutschland sehe, dann will ich quasi den lokalen Ansprechpartner da sehen und nicht den Hersteller und kann den dann kontaktieren, um die Produkte zu beziehen.

DinoSantangelo: Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Distributoren oder Handelsagenten den jeweiligen Markt halt auch kennen. Also nochmal das Beispiel. Wir haben eine wundervolle Luxusschmuckmarke aus Südafrika, Bejulik. Ganz wunderschöne Ohrringe. Jetzt stellen wir uns mal vor, die möchte jetzt auch nach Europa expandieren. Jetzt hat die natürlich einen Online-Store, das geht schon, aber sie möchte im B2B-Bereich das machen. Dann ist es für sie wichtig, jemanden zu haben, der sich mit dem deutschen Markt, englischen Markt etc. auskennt. Und genauso auch andersrum. Wir wissen, dass Warenströme sich mit der Zeit auch durchaus von Europa nach Afrika bewegen. Und wie ist das denn, wenn ich jetzt hier die tollen Glasflaschen von Kerry Bottle herstelle und gleichzeitig irgendwie das Ganze jetzt auch nach Afrika verkaufen möchte? Also wir schneiden, we don't cut out the middleman. Also wir lassen diese Möglichkeit des Zwischenhandels explizit zu. Und auch die Verknüpfung zwischen Produkt und Distributor auf der Plattform, weil wir an diesen Bereich gedacht haben. Und das ist ein Key-Feature, warum es halt um den Fachbesucher geht. Das würde ja keinen Endkunden interessieren, dass da noch einer dazwischen gescheitert ist oder nicht.

Joel Kaczmarek: Und wie ist das Finanzierungsmodell? Also wenn ich jetzt so eine Carry-Bottle bin, was zahle ich euch, wofür?

DinoSantangelo: Du bezahlst einen jährlichen Beitrag, damit bist du bei uns auf der Plattform. Du kannst dich präsentieren, deine Marke, deine Heritage, das ganze Storytelling, sehr wichtig im nachhaltigen Bereich. Du kannst deine Produkte präsentieren. und wirst dann gleichzeitig dort von, und jetzt zu dir, das war eine Frage vorhin, wir haben Kunden aus dem Einzelhandel, wir haben Online-Stores, die bei uns mittlerweile suchen. Du wirst dann gefunden, deine Produkte können gefunden werden mit ganz tollen Kniffen, was die Search-Engine angeht. Da kann Andreas sehr gerne noch was dazu erzählen. Und gleichzeitig featuren wir das Ganze dann halt auch noch auf den Kanälen Instagram, Facebook. Wir versuchen damit halt, wie alle anderen auch, natürlich mit einem Miteinander halt eine Beziehung Vergrößerung der Audience letztlich zu schaffen und eine Bekanntheit auch für deine Produkte.

Joel Kaczmarek: Na, dann mach mal das Säckchen auf hier, die Kugel, die Kristallkugel. Was macht ihr sozusagen an Features, die Dino da gerissen hat? Was kann man bei euch noch einbuchen, sag ich mal?

Andreas David: Wir haben, wo wir drüber gesprochen haben, ob wir das machen wollen, also ob wir das hinkriegen, das, was auf einer Messe passiert, online abzubilden. Da haben Benjamin und ich ganz viel drüber gesprochen, mit den Erfahrungen, mit den Kontakten, auch mit den Kunden haben wir gesprochen, was da wichtig ist und Da war ganz schnell klar, dass wenn wir ein Produkt haben in unserer Datenbank, dann wird das von ganz verschiedenen Seiten angeguckt. Also es guckt ein Einzelhändler an, es guckt ein Importeur an, es guckt ein anderer Hersteller an. Und da ist wichtig, oder war uns wichtig, dass wenn wir das auch noch über die ganzen Länder betrachten, also kommt der aus Italien, kommt der aus Südafrika und wo entstehen da diese ganzen Kriterien? Da haben wir eine Technologie entwickelt, die eine Produktkuration macht, also eine digitale Produktkuration. Je nachdem, wer auf unseren Katalog guckt, der kriegt die Produkte anders sortiert, für dich speziell sortiert. Und das hat mit Ländern zu tun, mit der Sprache. Das hat damit zu tun, was man vorher schon alles angeguckt hat, was man auch geliked hat als Produkt oder was man auch im Warenkorb gesammelt hat oder nicht im Warenkorb, in so einer Merkliste gesammelt hat. Und daraus entsteht eine digitale Produktkuration, die wir Selma genannt haben. Also weil wir sehen es so, wir sind ein Online-Portal. Selma ist quasi ein Mitarbeiter bei uns, der für dich Produkte sortiert und für dich den Katalog präsentiert.

Joel Kaczmarek: Habt ihr auch eine Louise?

Andreas David: Noch nicht.

DinoSantangelo: Aber das Spannende dabei ist jetzt, während wir unter anderem auf der Suche nach möglichen Ausstellern genauso über die Messen gegangen sind, in den großen bekannten physikalischen Messen dieses Landes und auch in Europa, da machst du Meilen. Also da läufst du, da nimmst du am besten Laufschuhe und gehst durch die Messehallen und suchst die Nadel im Heuhaufen. Das sind nicht so viele, die für uns in Frage kommen. Wir wollen eben nicht die Massenproduktion aus irgendwo, sondern wir wollen das spezielle Produkt. So, wenn ich jetzt durch so eine Lagerhalle laufe, dann habe ich vielleicht vorne zufällig den einen, der mich interessiert und dann muss ich in die Tiefe rein, zweiter Stock, dritter Stock, vierter Stock, hinten, links, rechts. Und unsere Search Engine, dieses Kuratierte, was Andreas gerade meinte, führt letztlich dazu, dass diese digitale Markthalle, die man sich jetzt vorstellen muss, nach deinen Bedürfnissen sortiert ist und mit jedem deiner weiteren Suchen genau das lernt. Das heißt Du kannst immer in die Tiefe gehen, aber du hast vorne von vornherein das, was der Algorithmus mit der Zeit über dich gelernt hat und denkt, das ist das, was jetzt für deinen Laden helfen könnte etc. Das nimmt dann früher oder später auch Trends auf, also was ist in dem Land, was geht gerade. Und das ist für den kleineren Einzelhandel ein Megatool, weil jetzt kann ich mal gucken, also ich habe hier Einrichtung Meier und mal gucken, was Einrichtung Müller nebenan so hat. Oh, das muss ich jetzt auch machen. Aber wenn ich derjenige bin, der es ein bisschen schneller weiß, dann kommen die Kunden zu mir.

Joel Kaczmarek: Ist eigentlich ein bisschen lustig, dass derjenige, der sich früher bei Google geärgert hat, weil er seine individuellen Produkte da immer Probleme hatte, oben zu halten, jetzt selber, du brauchst jetzt quasi selber einen Mini-Google auf deiner Plattform, könnte man ja fast sagen.

Andreas David: Ja, so in der Art. Also du würdest einen ganz enormen Zeitaufwand haben, die Produkte, die wir hoffen, irgendwann drin zu haben, bei Google zu finden, wenn du die überhaupt findest. Und das soll MTM Fair halt abnehmen, dass die Produkte bei uns im Katalog sind. Dass Selma die Produkte, sofern Selma meint, die interessieren dich, auch nach vorne sortiert, dann findest du die auch, ja.

DinoSantangelo: Wir haben da aber noch einen Unterschied. Und zwar ist es so, dass die Monetarisierung bei dieser dir von dir genannten Suchmaschine da durchaus auch so passiert, dass man halt bezahlt, um dann da hinzukommen. Und auch wenn das nicht ganz erzählt ist, man kann aber Werbung innerhalb der ganzen Sache schalten. Und bei uns geht es wirklich um den Teil, was hast du gesucht, was sind die Trends? Und nochmal zurück zum Thema Nachhaltigkeit. Die Daten sind bei uns, bleiben bei uns. Wir verkaufen das nicht an Dritte. Du hast deine Gebühr ja schon bezahlt. Du hattest die Frage, was kostet das? Man zahlt eine jährliche Gebühr und damit hat man den Service und da ist der Service drin und da kommt nichts anderes.

Joel Kaczmarek: Wenn ich jetzt kommen würde und würde sagen, ich mache hier irgendwie aus Hölzchen schöne Wandteppiche oder sowas und wäre bereit, euch irgendwie x Euro zu geben, dass ich in der Suche nach oben komme, das Geld würdet ihr von mir nicht nehmen?

Andreas David: Nee, das muss dann selber entscheiden, weil das ist abhängig davon, wer guckt sich den Katalog jetzt an. Also was ist das für ein Mensch? Aus welchem Land kommt der? Was hat der für eine Rolle bei uns in der Anwendung? Und darf der das sehen? Kann der das sehen? Kann das für den interessant sein oder nicht?

DinoSantangelo: Spiel es eins weiter. Nachhaltigkeit, der Einstieg. Das hat viel mit einer, da muss man authentisch bleiben. Wenn ich jetzt meinem auch zahlenden Besucher sage, ich verkaufe dir hier ein Suchergebnis, das ist für dich, das ist tailored, das ist das, was du hier so brauchst, dann muss das auch so bleiben. Wenn ich jetzt von der ausstellenden Seite Geld nehme und das Produkt jetzt präsentiere, dann ist das nicht mehr tailored, dann ist das einfach nur verkauft. Und das verändert das Suchergebnis für den Besucher auf unserer Messe. Den nehmen wir aber sehr ernst, der ist sehr wichtig und der braucht ein richtiges Ergebnis und das so unverwaschen wie möglich. Und der nächste Punkt ist, wenn ich jetzt da den Teppich aus was auch immer da reinbringen würde und der sucht danach gar nicht, dann wundert er sich, was soll denn das? Und das macht auch sein Suchgefühl nicht mehr authentisch genug.

Joel Kaczmarek: Ich bin mir noch nicht so sicher, ob ihr da nicht ein bisschen zu selbstkritisch seid. Also ich meine, es ist ja gelerntes Verhalten, dass wenn ich in der Suche mich bewege, dass es dann auch Leute gibt, die irgendwie bereit sind, gegen Geld quasi da Sichtbarkeit zu erlangen. Und du kannst ja einstellen, also du kannst ja zum Beispiel sagen, der muss irgendwie eine Fokussierung angeben. Also kann man ja auch mal gleich darüber diskutieren, ob die Leute, die Händler, die ich mir so vorstelle, überhaupt sowas machen. Aber könntest du doch, glaube ich, schon steuern. Also meint ihr nicht, ihr seid da ein bisschen selbstkritisch?

Andreas David: Ja, wir haben das, ich muss da ein bisschen einhaken, wir haben das vorgesehen für ergänzende Services auf jeden Fall. Also wenn man jetzt, wir sagen, wir sind quasi eine Plattform für die Präsentation und für die Verbindung von Herstellern und Einzelhändlern und so weiter. Dann gibt es immer noch einen, der den Transport organisiert, der den Transport versichert zum Beispiel. Und das sind Leistungen, die wir dann irgendwann auch mal vielleicht anbieten wollen. Und das sind Sachen, die man dann per Werbung buchen kann. Die reine Connection zwischen dem Produkt, dem Distributor und dem Einzelhandel dazwischen, das soll quasi die Anwendung steuern. Die muss jetzt in der Phase kennenlernen, welche Produkte sind interessant für die jeweiligen Menschen in den jeweiligen Ländern und daraus dann auch eine Empfehlung zu geben. Also was müssen wir machen oder wo müssen wir hin, wo müssen wir Produkte herholen und so weiter.

DinoSantangelo: Ganz wichtig, also wir haben nichts dagegen, damit Geld zu verdienen, im Gegenteil. Aber es ist so von der Idee her, dass der eine Teil authentisch bleiben soll und der andere Teil, so wie Andreas gerade schon gesagt hat, es natürlich viele Möglichkeiten gibt, bei denen ein Hersteller, Aussteller, Disciputer etc. sagen kann, ich möchte an der und der Stelle irgendwo mit genannt werden. Und das sind natürlich dann, es kann in den Social-Media-Kanälen sein, es kann in der weiteren, ja, Wirtschaftsfunkskette, wir haben da noch ein paar Sachen in petto, an denen wir arbeiten, aber wo das halt noch dann von Relevanz werden kann. und wie gesagt, weitere Services, also desto besser die Community funktioniert. Also alles das, was auf dem Gang einer Messe passiert, jede zufällige Anwarnung, jedes Gespräch, ach, Sie interessieren sich auch hierfür, was machen Sie? Ja, ich habe das und das. Ach, ich mache das. Diesen Teil, eine Lebendigkeit reinzubekommen, das ist jetzt der nächste große Schritt, an dem wir sind, um zu sehen, dass das nämlich genauso passiert und dass das auch stattfindet und dass aus der Produktschau und dem Produkte finden halt noch einen Mehrwert gibt.

Joel Kaczmarek: Aber müsstet ihr denn nicht eigentlich auch langsam dazu übergehen, dass ihr so eine Art LinkedIn-mäßige Funktionalität macht, dass ich auch zum Beispiel den Käufern ein Profil anlegen kann und dass die Aussteller quasi auch die Käufer ansprechen können?

Andreas David: Das können die. Geht schon? Ja, das können die jetzt schon. Es gibt so eine About-Us-Seite, wo die sich präsentieren können und wenn ich einen Hersteller kontaktiere, dann ist das auch verlinkt und so weiter. Das, was Dino meinte, ist das, was man online machen kann, eben auch mit Zellmann, mit der Technologie, die eine Messehalle für dich sortiert. Wollen wir noch ein anderes Problem lösen, das ist die Sprache. Das, was du vorhin gesagt hast, wenn ich irgendwo ein Hersteller bin und habe meine Produkte und ich spreche jetzt vielleicht nicht Englisch, weil ich jetzt Französisch spreche, dann mache ich meine Seite auf Französisch. Die würde man gar nicht finden, weil man nicht Französisch sucht. Und das soll MTM Fair halt auch lösen, dass wir diese Sprachbarriere abschalten. Einmal in der Produktpräsentation und später auch in der Kommunikation.

Joel Kaczmarek: Und wie macht ihr das?

Andreas David: Es gibt mittlerweile Technologie, die man dafür einsetzen kann, die ziemlich gut übersetzt. Und da sind wir dabei, das einzubinden.

Joel Kaczmarek: Okay, hangeln wir uns mal ein bisschen rein, neue Geschäftsmodelle. Als erstes muss man, glaube ich, auch mal darüber diskutieren, haben wir noch gar nicht. Erster Exkurs mal, warum MTM Fair, wofür steht das, also MTM?

DinoSantangelo: Das kommt ursprünglich von Meet the Makers, weil das war die ursprüngliche Idee, hey, man muss doch den Hersteller kennenlernen etc. Und wir haben dann relativ schnell festgestellt, dass Meet the Makers weltweit doch schon von mehreren irgendwie genutzt wurde, dieser Slogan und auch immer wieder mitgenutzt wird. Und so sind wir dann hinterher auf die verkürzte Fassung gekommen, der MTM Fair. Und fair natürlich so ein bisschen dieses Wortspiel, dass es einmal das Faire ist und aber auch die Ausstellung, die Messe.

Joel Kaczmarek: Ach, das ist ja charmant. Das Letzte ist mir noch gar nicht aufgefallen. Mensch, wieder was gelernt. Aber okay, da müssen wir mal reingehen. Was sind denn eure Maker? Ich glaube, das ist vielleicht sogar auf einem Meta-Level. Was bedeutet für euch eigentlich Nachhaltigkeit?

Andreas David: Wir nehmen nur Produkte, die mindestens ein Kriterium aus unserem Nachhaltigkeitskatalog entsprechen. Da sind zum Beispiel Plastiksachen, wenn es nachhaltig ist, ist es okay, wenn es nicht nachhaltig ist und so weiter. Also haben wir verschiedene Kriterien. Kannst du vielleicht was dazu sagen? Oder soll ich was dazu sagen? Okay, zum Beispiel das, was du zu Hause hast, das Glas. Das ist 100% Altglas. Das funktioniert so, wenn ich so ein Glas einfach runterschmeiße, alles schön auffege und das einschmelze, kann ich wieder so ein Glas draus machen. Macht man aber nicht, weil das Glas dann immer so einen Stich bekommt. Die Gläser, die du zu Hause hast, die haben so einen leichten Grünstich. Und das macht man nicht, deswegen wird immer neues Glas produziert für diese Trinkbecher. Das ist nicht nachhaltig, weil ein Glas, was quasi recycelt wurde und was 100% Allgas ist, das könnte man wieder hinschmeißen, wieder genau das gleiche Glas draus machen, ohne Ressourcen wieder mit reinzunehmen. Und da haben wir schon ganz viele Kriterien, also ressourcenschonend. Wir wollen möglichst lokale Produkte anbieten.

DinoSantangelo: Es geht um fair und sozial, es geht um die Die Herstellungsmethoden, Women Empowerment, wir haben also bei unseren bisherigen Anbietern sind wir bei 60, 65 Prozent von frauengeführten Unternehmen. Wir haben mehrere Projekte, wir haben eine ganz tolle Firma, Mifuko, die machen aus Kunststoffresten, machen die ganz wundervolle, schöne Taschen, die werden wiederum integriert. Kenia produziert dort natürlich auch mit dem Fairtrade-Siegel. Und das ist wieder eine von Frauen geführte Firma, die international agiert gleichzeitig. Das Ganze aber in so Projekten macht, dass dort vor Ort unter guten Bedingungen gearbeitet wird. Wir haben nichts gegen Siegel, aber man muss keinen Siegel haben. Also die Idee ist folgende. Ich habe doch am Anfang gesagt, jeder Einzelne ist für sich verantwortlich, wie er was macht. Und wir glauben an jeden einzelnen Schritt und wir glauben an die Kraft der vielen kleinen Schritte. Das heißt, wenn ich jetzt eine Firma habe und ich versuche, die mit einem nachhaltigen Gedanken, mit einem fairen sozialen Gedanken, mit ressourcenschonender Herstellung etc. hinzustellen und mache ein schönes Produkt, tolles Produkt, designmäßig ansprechen, das möchte ich auf dem Weltmarkt verkaufen oder in einem anderen weiteren Markt verkaufen. Ich habe aber noch nicht die Zertifizierung. Ja, dann darfst du natürlich bei uns das Zeug verkaufen. Du musst halt sagen, wie du es gemacht hast und du stehst dafür ein und wir werden es so gut es geht prüfen. Wir können nicht zu allen hinfahren, das ist klar. Und wenn du mit der Zeit besser wirst und du kannst dir die Zertifizierung leisten, die ist ja nicht ganz umsonst, dann darfst du die auch gerne machen. Aber die Tür ist erstmal auf.

Joel Kaczmarek: Wenn Adidas einen Turnschuh herstellt, der aus recycelten PET-Flaschen gemacht ist, dürfen die bei euch verkaufen? Oder wenn Faber Castell aus ehemaligen Flugzeugtassen einen neuen Bleistift herstellt, dürfen die bei euch verkaufen?

Andreas David: Das Produkt ja, theoretisch.

DinoSantangelo: Ja, theoretisch schon. Jetzt ist es so, we don't do fashion yet. Ja, Spaß. Aber wir sind ja wirklich beim Interior- und Lifestyle-Produkten. Ein Turnschuh geht so an die Grenze des Lifestyles und Grenze der Fashion. Und der Turnschuh, den Sie da beschrieben haben, da ist dann die Frage, ein bisschen müsste man genauer reden, was für ein Leim, wo wird der denn jetzt hergestellt? Ist das immer noch der Sweatshop in Bangladesch? Es ist nicht immer so. der Punkt, wir schließen uns nicht den Großen, aber ich glaube, wir sind für die Großen jetzt auch nicht der interessante Absatzmarkt. Und bei Faber-Castell würde ich es ganz spannend finden, wenn die ein tolles Produkt haben. Ja klar, natürlich.

Joel Kaczmarek: Ich habe nämlich mal Bleistift, das war nicht Faber-Castell, aber ich habe mal Bleistift, ich habe da schon drauf, this pen was made by a cup, out of a cup. Nein, aber ich meine, wie kontrolliert ihr das denn? Also ihr habt doch, glaube ich, gar nicht die Ressourcen, gerade wenn ihr weltweit sourced, könnt ihr doch gar nicht hingehen und die alle angucken und sagen, das will ich jetzt aber mal genauer wissen. Also wie schaut ihr unter die Haube, ob die auch wirklich das einhalten, was sie sagen?

Andreas David: Also bei der Registrierung gibt es schon den Punkt, wenn ich mich als Aussteller registriere, muss ich mich quasi committen, dass ich Produkte nur zu diesen Nachhaltigkeitskriterien herstelle oder mindestens zu diesen Nachhaltigkeitskriterien herstelle. Wenn du dann einen Plan gebucht hast und Produkte einstellst, dann ist immer, dass du auch Nachhaltigkeitskriterien als Tag zu deinem Produkt definieren musst. Also was trifft da am meisten zu? Und jedes Produkt momentan wird von uns reviewed. Also wir gucken quasi jedes Produkt auch an, gucken die Fotos an, gucken die Beschreibungstexte und dann werden auch Produkte abgelehnt, die einfach nicht passen.

Joel Kaczmarek: Woher weißt du, dass jetzt irgendwie das Foto von so einem schönen Tisch, der aus so einem runden Eichenholz gemacht ist, dass das vielleicht irgendwie so eine Asiabude ist, die das irgendwie in Masse macht und dafür irgendwie Regenwälder abholzt? Versus ist es irgendwie jemand, der das nachhaltig macht? Wie kriegt ihr das an Fotos raus?

DinoSantangelo: Bisher haben wir es schon so gemacht, dass wir, du guckst dir die Brand oder der Hersteller, muss sich erstmal, meldet sich ja an, dann Läuft ihr diesen Anmeldeprozess einmal durch und dann ist es schon so, dass es ja jeden irgendwie auch gibt. Also der hat dann meinetwegen einen Instagram-Account, der hat eine Facebook-Seite, der hat eine Homepage. Es ist digital. Das sind ja Firmen, die möchten was im digitalen Markt verkaufen. Das heißt, ein bisschen digital sind die schon. Und da kann man schon ein bisschen nachgucken, wie ist das Ganze. Selbstverständlich können wir keine komplette Zertifizierungsprüfung machen, wie zum Beispiel die Fairtrade oder so. Aber das machen die auch nicht mal in einem, sondern die kommen dann drei, vier Tage vorbei mit einem Team von drei Leuten, lassen sich das bezahlen. Wir sind schon auf dem Agreement, du musst es versprechen, das ist der eine Teil und dann bist du erstmal drin. Und mit der Zeit wird sich bei den einzelnen Produkten dann, wenn sich mal einer da durchmogelt, auch zeigen, dass das halt nicht trägt und dann ist der wieder raus. Wir haben das in den AGBs drin, du bestätigst das, dass du dazu mitmachst und gegen Betrug, wer ist gegen Betrug gefeit? Also wenn mich jetzt einer mit Falschgeld bezahlt beim Bäcker, ja dann habe ich Pech gehabt.

Joel Kaczmarek: Ja, okay, aber man merkt schon, wenn die sozusagen Erfolg aufnehmen, wird das natürlich immer tapfer. Dann könnt ihr ja gar nicht mehr hingehen und alle kontrollieren. Aber wir wollen ja auch mal die Kirche im Dorf lassen, weil Greenwashing ist ja sonst so ein Thema, was eigentlich ganz viele beschäftigt. Also wäre so eine der ersten Sachen, an die ich denken würde, wenn ich bei euch auf der Plattform bin, kann ich mich wirklich sicher fühlen, dass das wirklich nachhaltige Produkte sind. Habt ihr da schon mal euch mit auseinandergesetzt, ob es so Patterns gibt zum Beispiel, anhand derer man das erkennen kann?

Andreas David: Naja, Greenwashing ist ein Thema. Bei den Herstellern, die wir jetzt ansprechen, ist es so, dass wir die immer, das sind alles kleine Firmen und die haben quasi alle auch eine Website, die man kontrollieren kann und nachgucken kann. Das ist auch primär so die Zielgruppe, die wir ansprechen. Und da ist Greenwashing noch nicht so ein Thema, weil das sind ganz viele Startups, die einfach auch in der Form sich so eine normale, traditionelle Messe gar nicht leisten können. Und die pochen dann halt auf MPM Fair, um dabei zu sein. Und da geht es noch nicht um Greenwashing.

Joel Kaczmarek: Sind das aber für euch Kunden, die trotzdem attraktiv sind? Also wenn die sich eine Messe noch nicht leisten können, macht ihr mit denen trotzdem genug Umsatz?

DinoSantangelo: Definitiv, definitiv. Das ist ein, nochmal zurück zu der Sache, es geht um mehrere tausend Euro, die ein Messestand kostet. Jetzt nehme ich mal ein kleineres Produkt, bei dem ich große Mengen verkaufen muss. Ich nehme also eine Wunderschöne, handgeschöpfte Papeterie aus Dänemark, ja, in Kopenhagen. Ganz tolle Sache. Also haben wir noch nicht, wer von da kommt, darf sich gerne bewerben, kann es fortkommen. Handgeschöpftes Papier aus Kopenhagen. Und diese Papeterie, die habe ich jetzt in einer Messe da in Hamburg gesehen. Und dann zahlen die da, weiß ich, ein paar tausend Euro. Die müssen da hinkommen, die müssen da hinfliegen, die müssen ins Hotel zahlen, die müssen Essen zahlen. wie viele Postkarten und Briefpapier muss ich denn bitte innerhalb von diesen drei Tagen verkaufen, um einen Gegenwert von knapp 5000 Euro, den nur für diese eine Messerepräsentanz da jetzt notwendig war, in Summe wieder drin zu haben. Also da gibt es ganz viele wunderschöne Produkte, die, wenn sie anders präsentiert werden, nämlich kleiner präsentiert werden oder bei uns präsentiert werden, einen enormen Hebel gewinnen können. Und das Nächste ist, dass es auf diesen großen Messen gibt es immer Tolle Programme sind halb staatlich, halb NGOs, wo afrikanische Länder sich zusammengestellt haben und da ihre Designer, ihre innovativen Produkte präsentieren. Die werden also in so einem staatlichen Programm mitgenommen und dürfen drei Jahre lang durch Europa tingeln und präsentieren da alles. Und nach drei Jahren oder vier Jahren fallen die aus dem Programm wieder raus. Das ist limitiert, das geht ja nicht ewig. Und entweder haben die es geschafft oder nicht.

Joel Kaczmarek: Das ist ja auch ganz gesund.

DinoSantangelo: Das ist ganz gesund. Der Punkt ist, dass zum Teil nicht das Fischen beigebracht wurde, sondern der Fisch auf den Tisch gelegt wird. Sprich, die Messe ist da, du darfst da hinfahren, das war's. Aber es wird nicht immer so nachhaltig gedacht, wie bringe ich den Firmen selber die Beständigkeit bei, auf diesem internationalen Markt da auch kompetitiv zu sein. Und das Davor und das Danach. von immer noch den gleichen innovativen, toll hergestellten Produkten. Das können wir auf jeden Fall abbilden und mitnehmen. Das lohnt sich für uns auf jeden Fall. Und wir sind mit Einzelnen dieser Organisationen auch in Verhandlungen, dass wir also begleitend, wie gesagt, als Add-on zu den physikalischen Messen natürlich auch die Plattform darstellen könnten.

Joel Kaczmarek: Könnt ihr mal sagen, was ihr an so einer Marke verdient? Also wenn jetzt irgendwie dein Paperiteriehersteller aus Dänemark kommt und schaltet bei euch ein Jahr lang quasi so eine Mitgliedschaft für sich frei, was verdient ihr an dem?

Andreas David: Ja, wir haben momentan liegt so die Basis bei 200 Euro pro Jahr. Das sind aber immer noch Early-Bird-Preise. Also wir sind immer noch dabei, Features zu entwickeln und wir sagen, bis wir so ein gewisses Wachstum erreicht haben, wollen wir das halten mit den Early-Bird-Preisen. 200 Euro gilt für Deutschland. Wir haben ganz viele Länder, da gibt es einen Bruttoinlandpreisindex für weltweit, wo man sagen kann, im Vergleich zu Deutschland, wo liegt das? Und das geht dann runter, glaube ich, bis auf die Hälfte.

DinoSantangelo: Also die Nachhaltigkeit.

Joel Kaczmarek: Aber das finde ich ja wieder geil, dass ihr sozusagen das Verhältnis guckt, wie viel

DinoSantangelo: kriegen wir den Hebel hin? Da haben wir gesagt, okay, also Deutschland ist 100 Prozent, Schweiz ist 100 Prozent. Das ist, was die Kaufkraft anhand des Bruttoinlandsproduktes pro einzelnen Einwohner angeht, haben wir die auf 100 gesetzt und haben dann runtergestaffelt bis auf 50 Prozent dessen, was man bei uns zahlen müsste. Das heißt, wenn ich aus Malawi komme, ein Land mit definitiv deutlich weniger Kaufkraft pro Bürger, dann zahle ich nur 50 Prozent von diesen 200 Euro und muss also 100 Euro zahlen pro Jahr. Das ist für einen Hersteller aus dem Land noch enorm viel. Wir konnten es nicht komplett in Relation setzen, weil das würde dann wirklich die ganze Schere dieser Welt auf unsere Tasche packen. Das können wir uns nicht leisten. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass die Hersteller, wir haben aus der Schweiz ein ganz tolles Design, Shibui heißen die, was die gemacht haben. Die kamen an, haben das gehört und haben gesagt, wir würden euch das Doppelte zahlen. Gar kein Problem. Auch das Doppelte von dem, was jetzt ist, weil wir glauben an die Idee. Und zweitens, wir finden das richtig, dass man die Tür aufmacht für einen faireren Handel. Wir können nicht den Welthandel komplett verändern. Das ist wirklich sehr anmaßend. Da müsste man doch ziemlich manisch sein, um sich das vorzustellen. Aber man kann mit kleinen Schritten zusehen, dass man einen faireren Handel ermöglicht oder erleichtert, unterstützt. Und dafür muss man Türen öffnen. Ganz viele.

Joel Kaczmarek: Jetzt sind ja 200 Euro pro Kunde und den müsst ihr ja auch aufwendig irgendwie gewinnen. Noch nicht so hoch. Was wollt ihr denn weiter monetarisieren? Also wenn man jetzt sagt, haben wir ja schon ein paar Mal ein bisschen angekratzt. Was geht da noch? Was kann man noch aus denen rausholen?

Andreas David: Also MTM Fair ist erstmal die Basis, die ganzen Produkte reinzubekommen in den Katalog. Und was du auch anfangs schon gesagt hast, wir betreuen jetzt ein reines Fachpublikum, also bis zum Einzelhandel und nicht darüber hinaus. Und wir haben Bestrebungen, auch den Schritt weiter hinaus zu machen. Das sind dann Sachen, wo wir dann schon wieder auch mit Geld verdienen. Aber die Basis, die wir jetzt erstmal entwickeln, ist ein Riesenproduktkatalog.

Joel Kaczmarek: Dann bist du aber an dem überlöst geblieben. Was heißt das? Also was wollt ihr noch machen? Ihr wollt einen Endkunden auch verkaufen?

Andreas David: Zum Beispiel, ja.

DinoSantangelo: Das könnte für einzelne Aussteller von Relevanz sein, da zusätzlich auch noch in eine Art Store reinzukommen. Das wäre die eine, also die Tür zum B2C zu öffnen. Und gleichzeitig ist es natürlich so, das hatte Andreas vorhin auch schon mal kurz gesagt, es gibt sehr viele mit dem Handel assoziierte Bereiche, an die man, wenn man jetzt eine Tasche aus Afrika kauft, gar nicht so denkt. Das geht vom, wie kommt die Tasche hierher? Das ist das Containerpooling, also du kriegst mit deinen Taschen ja niemals einen ganzen Container voll, also könnte man das zusammenbringen mit mehreren Bereichen. Das sind solche Dinge, wie mache ich eigentlich eine gute PR? Wie präsentiere ich mich als Marke? Wie mache ich schöne Fotos für die Seite bei uns? PR sieht auch in jedem Land ein bisschen anders aus. Also wenn ich jetzt eine Marke präsentiere hier im westeuropäischen Raum Radach, da muss ich Nachhaltigkeit draufschreiben, dann kommen ganz viele, finden das toll. Und anderen Ländern geht es mehr über die Kosten oder manche wollen was Regionales haben. Also das ändert sich immer. Diese begleitenden Dinge, die kann man natürlich als Services dann auch anbieten. Genauso das Ding, das wir mit der Sprache angesprochen haben. Wir arbeiten dran und wir stellen uns dann sogar in der Kommunikation hinterher vor, dass das eine Live-Übersetzung letztlich dann darstellt. Und damit sind wir die, wenn das so läuft, das ist ein Megakonnektor. Da muss man nur fünf große Sprachen auf diesem Planeten haben und hat einen halben Planeten abgedeckt.

Joel Kaczmarek: Merkt ihr denn große Varianzen in den Märkten? Also kauft Italien jetzt irgendwie nachhaltige Produkte anders ein als Deutschland oder auch auf der Verkäuferseite? Also sind Produkte aus Afrika grob anders als die aus Asien?

DinoSantangelo: Ja, unbedingt. Also du hast in Afrika einen ganz großen Upcycling-Bereich. Also nicht das Recycling, sondern das Umbauen einzelner Produkte. wiederverwerteter Grundstoffe, die dann zu etwas anderem umgebaut werden. Das ist dort ein Trend, der ist in Europa, was die Herstellung angeht, weniger stark ausgebreitet. Und das nächste ist eine Sache, die wir halt perspektivisch sehen, ist, dass ich, wie gesagt, auch mit der Zeit andere Warenströme haben werde. Also im Moment gibt es einen Handelskrieg zwischen USA und China, weil die sich über Warenströme aufregen, weil das alles da produziert wird und da gekauft wird. Aber früher oder später ändern sich Märkte. Und das kriegen große Unternehmen mit. Wenn ich jetzt mehr Autos in China verkaufe, verkauft mehr Autos in China und kauft nicht mehr Sachen von da. Und das Gleiche ist halt auch bei uns, dass ich denke, dass es sehr viele Veränderungen auch in den Schwellenländern gibt. Die heißen nämlich Schwellenländer, weil sie irgendwann auch eine Schwelle überschreiten. Und dann können die auch mehr einkaufen und dann wollen die auch Produkte von hier haben. Und dann werden die Schweizer Design-Haushaltswaren auf einmal in Brasilien gekauft. Ja klar, weil die Leute haben das Geld und wollen das haben.

Joel Kaczmarek: Wie ist denn das auf der Seite der Hersteller? Ich stelle mir das ja schwierig vor, dass die sich teilweise die Zeit nehmen, euch als Tool überhaupt zu bedienen. Also wird das angenommen von denen? Funktioniert das, dass sich so jemand auf euch einlässt? Hat der dafür die Kompetenzen, die Zeit und die Ressourcen? Weil wenn ich kleine Händler erlebe, haben die eigentlich mal für nichts Zeit, weil sie gefühlt produzieren müssen und verkaufen. Und meistens haben sie schon ein Bestandsgeschäft, wo sie verkaufen. Und ihr seid ja quasi ein Investment in spätere Verkäufe.

Andreas David: Ja, man merkt, es wird, also haben wir die Erfahrung gemacht, es wird so das Nötigste gemacht. Wir sagen, hier legt man ein Produkt an, legt man noch ein Produkt an, legt man noch ein Produkt an, das wird alles gemacht. Wir haben Tools entwickelt, wo man auch ein Produkt kopieren kann, braucht nur noch die Texte austauschen, die Bilder und die ganzen Einstellungen und so weiter bleiben erhalten. Wir gehen irgendwann dazu hin, das wird ein bisschen technisch, unsere ganze Seite hat schon eine API, die man von außen bedienen kann und wir werden wahrscheinlich auch irgendwann CSV produzieren. Also wo man quasi seinen kompletten Katalog einfach hochladen kann. Das sind Sachen, die wir uns vorstellen, um es quasi auch größeren Herstellern, die einfach schon so ein Portfolio haben, das einfacher zu machen.

DinoSantangelo: Und das nächste ist, ja, das ist eine Hürde. Und ja, da muss man was machen. Aber wenn ich jetzt diese Gläser hier jetzt zu Hause herstelle und ich habe das in einer größeren Nummer gemacht und ich möchte die jetzt auf einer Messe in einer Stadt in Deutschland präsentieren, dann muss ich das Da mir die Papiere runterladen, Zugticket buchen, die Sachen verpacken, dahin fahren. Das ist unheimlich viel Aufwand für ein Geschäft in Zukunft. Also das ist das Beispiel. Und ich habe einen enormen Aufwand. Am besten kommuniziere ich das auf Facebook, dass ich jetzt da bin. Und auf Instagram sage ich, dass ich auf der Messe bin. Und ich schreibe einen Newsletter, ich bin auf der Messe und ihr könnt mich da anfassen und so weiter und reden. Und dann schreibe ich alles dahin und dann mache ich das da. Bin auf der Messe und danach habe ich die ganze, die Arbeit nach der Nachbereitung der Messe habe ich ja dann genauso. Und natürlich alle kleinen Händler sagen, ey, keine Zeit, ich muss verkaufen, ich muss im Laden stehen, das geht nicht. Und bei uns ist es so ein bisschen, es ist nicht feiernd verkehrt, aber es ist ein Aufwand, den du einmal betreibst, der aber schon ungleich geringer ist, als das, was du bei einer einzelnen physikalischen Messe hast. Wie bei jeder Community, wie bei jedem, der versucht hat, irgendwann mal irgendeinen Instagram-Account zu halten oder mit Facebook sich irgendwas in der Community aufzubauen, du musst täglich ein bisschen da reinstecken. Aber das liegt ja bei jedem Einzelnen, wie er seine Marketingstrategie oder seine Öffentlichkeitsarbeit gestalten möchte. Wenn er sagt, hey, das lohnt sich, ich treffe da ja mit interessierten Einkäufern zusammen, dann kann man das bei uns auf jeden Fall auch machen. Und wir sind die ganze Zeit dabei, hier ein neues Feature, hier eine neue Einstellung, hier was. Also es wird immer spannender.

Joel Kaczmarek: Casht ihr eigentlich auch die Käuferseite aus? Also wenn jetzt irgendwie eine Hotelkette kommt und findet bei euch irgendwie neue Stühle, neue, weiß ich nicht, Couches, Wanddeko oder, oder. Ihr bringt ihnen ja einen Service. Müssen die was zahlen bei euch?

Andreas David: Ja, die müssen auch was bezahlen. Also bei uns bekommt keiner quasi einen Zugang ohne, also keinen richtig validen Zugang ohne bezahlt zu haben. Und der Projektentwickler, der ein Hotel einrichten will, der zahlt auch eine Jahresgebühr, die ist in der Basis viel geringer, die glaube ich liegt bei 49 Euro. Dafür spare ich mir die ganze Google-Suche und die ganze Google-Recherche und so weiter. Ich finde dann quasi auf MTM Fair die Produkte, die mich interessieren.

Joel Kaczmarek: Und ich sage mal, diesen klassischen Ansatz, den ihr eingangs eigentlich schon abgelehnt habt, zu sagen, man nimmt eine Kommission, also ihr wachst sozusagen mit dem Erfolg eurer Händler mit, das ist euch zuwider, dass ihr jetzt zum Beispiel hingeht und sagt, das Produkt wird irgendwie, keine Ahnung, 10 Cent teurer und die 10 Cent wandern in eure Tasche?

DinoSantangelo: Wenn du auf eine große Messe gehst jetzt in all dieser Städte, nimmt die Messe keine Kommission. Das ist im Fachbesucherbereich nicht üblich. Und wenn wir jetzt mit einer Kommission oder mit irgendeiner Provision da ankommen würden und sagen, wir wollen das jetzt so machen, dann würden wir denen an einer Stelle ein Entgelt entlocken wollen, bei dem die wenigsten sagen, warum soll ich das jetzt hier zahlen, das brauche ich nicht, dann gibt es auch Online-Stores, kann ich auch da hingehen, kann bei Marketplace irgendwie gucken, dass ich da untergehe in der Masse. Also das sind so ein bisschen Punkte, eine neue Gebühr zu erheben, die es noch gar nicht gab, ist noch schwieriger.

Joel Kaczmarek: Aber es ist doch deine geistige Barriere. Wer sagt denn, dass du eine Online-Messe sein musst? Du kannst ja auch ein Online-Marktplatz sein, eine Sucherleichterung, eine Online-Suchmaschine. Das ist doch virtuell.

Andreas David: Wir haben das mal besprochen. Wir haben dann irgendwann gesagt, also wir wollen nicht, dass man mit uns Verträge schließt für Produkte, die wir dann quasi beschaffen müssten.

Joel Kaczmarek: Okay, verpott.

Andreas David: Ja, es verpott. Das geht darum, da gibt es dann irgendwie einen Teppichmensch irgendwo in Nepal oder so, der einen Teppich knüpft, der alle zwei Wochen Internet hat. Dann wollen wir nicht der sein, der für die Vertragserfüllung verantwortlich sein muss. Der andere Weg ist, wir sehen uns mehr so als Connector. Also am liebsten haben wir das so, dass es quasi Hersteller gibt, die Produkte einstellen, dass es dann in den jeweiligen Ländern Distributoren gibt, die sich auf die Produkte aufsetzen und die kann ich als Endkunde erreichen. Das ist viel nachhaltiger. Weil die Produkte dann nicht zum Beispiel aus Südafrika nach Deutschland geschickt werden müssen, sondern weil der Importeur oder der Distributor oder der Agent die quasi schon im Lager hat. Und darum geht es. Und diesen ganzen Weg auch abzubilden, dass jemand aus Deutschland sieht, ich muss den Importeur oder diesen Distributor ansprechen, um Produkte für meinen Laden zu kriegen, ist viel effizienter, als dann die Kommunikation mit Südafrika aufzunehmen. Und da auf den Weg gehen wir hin. Das haben wir lange diskutiert. Wir haben immer gesagt, wir wollen aber nicht an diesem Geschäft beteiligt sein. Wir wollen das verbinden, also dass sie sich finden auf der Plattform, dass sie miteinander reden, dass die irgendwie ins Geschäft kommen und dann ist erstmal gut. Also zumindest auf dieser Business-to-Business-Ebene. Was wir dann später noch draus machen, ist was anderes.

DinoSantangelo: Der zweite Punkt, jetzt wieder zum Thema Nachhaltigkeit, oder nachhaltiger Geschäftsgedanke dabei. Wir haben eine Jahresgebühr. Die kannst du als Händler, als Einkäufer, als Aussteller kalkulieren. Eine Zahl, das war's, fertig. Wenn ich prozentual etwas von dir nehme Wie die üblichen Marketplaces, aber auch die Online-Stores machen das jetzt auch so. Dropshipping etc. Also wenn ich jetzt da irgendwie suche, ich will meinen Anteil, meinen Share davon irgendwie abgreifen, dann kommt da relativ schnell eine gewisse Marktmacht rein, bei denen, glaube ich, die einzelnen Aussteller hinterher nicht immer, soweit ich das mitbekommen habe, nicht immer so wahnsinnig glücklich sind mit dem Marktplatz, auf dem sie agieren. Der Marktplatz definiert nämlich dann am Ende den Preis für mein Produkt, das ich eigentlich hergestellt habe. Und das sind Dinge, die finden wir nicht richtig und die gehen immer damit einher mit der Macht dieser einen Plattform. Wir wollen ja genau das lassen, wir wollen die Plattform schaffen, aber dass der einzelne Teilnehmende bei uns sein Geschäft für sich selber macht. Das ist in den AGBs drin, das ist in unserer DNA drin, dass wir gesagt haben, kein Versand und Handel über uns, sondern alles bei euch und deshalb nur eine Jahresgebühr.

Andreas David: Das geht ja auch schnell in so eine Richtung, wenn ich an den Produkten was verdiene, dann kann man auch ganz schnell dahergehen und sagen, da verdiene ich mehr dran. Das ist viel interessanter, das zu verkaufen als andere Produkte. Und deshalb haben wir gesagt, das wollen wir nicht. Wir wollen einfach jedes Produkt erstmal gleich bewerten und dann unsere Technologie entscheiden, welche Produkte du dir angucken musst.

DinoSantangelo: Wer bliebe denn dann ehrlich? Da gibt es genug psychologische Experimente, das weiß man aus der Werbewirtschaft sonst wie. Ich kann dir sagen, das hier ist jetzt eine Werbung und du weißt, das ist eine Werbung und sie kommt trotzdem an. Und wenn ich jetzt erfahre, ich verdiene mit diesem Glas aber deutlich mehr als mit diesem Becher, ich werde korrumpiert. Und das ist nicht nachhaltig.

Joel Kaczmarek: Finde ich gut, dass ihr da so klare Regeln habt. Also ich bin ja da Marktteilnehmer eher. Ich bin ja eher so marktwirtschaftsorientiert, aber ich kann verstehen, dass ihr das so macht und finde alle Argumente da durchaus tragend. Wie findet ihr denn beide Seiten? Also wie werdet ihr auf die Hersteller aufmerksam und wie auf die Käufer? Wie kommen die zu euch? Wie macht ihr Marketing?

Andreas David: Der erste Schritt ist, oder der primäre Schritt ist, die Kontakte, die der Benjamin hat. Also der hat ganz viel Messeerfahrung als Aussteller und auch als Besucher. Und der kennt die ganzen Hersteller und die ganzen, teilweise auch die Besucher. Und die haben wir quasi alle angesprochen. Die haben wir auf den Messen, habt ihr beide nochmal auf den Messen besucht, die ganzen Details ausgetauscht, über das Projekt geredet, in welche Richtung sich das entwickeln wird. Und da waren die alle begeistert. Die stehen alle bei uns in der Datenbank drin und die schreiben wir alle an.

DinoSantangelo: Genau, das ist also einmal der Satz, der über ein Jahrzehnt Handel aufgebaut wurde in diesem Bereich. Deshalb auch die Definition der Nische, weil das ist der Bereich, den wir kennen. Das zweite, der persönliche Kontakt, auch auf Messen. Auch wir fliegen dahin, auch wir gehen rum. Also auch ich laufe mit Turnschuhen durch die Messehallen, ja.

Joel Kaczmarek: Das ist ja ironisch. Du sagst mir, du willst eine Plattform für Leute schaffen, die sich keine Messen leisten können und dann rennst du auf die Messe.

DinoSantangelo: Moment, das sind die, denen wir das als Add-on anbieten. Darüber hinaus gibt es viele, die auch nur einmalig oder zweimalig auf so eine Messe kommen und dann können sie es nicht mehr leisten. Also das ist schon so der Punkt. Es gibt viele, die es immer machen und die sind von Messe zu Messe zu Messe zu Messe. und unsere Award-Winning-Hersteller, die wir haben, ja klar, die können sich das leisten, aber wir haben halt auch kleinere, die sich das gar nicht leisten können, wo sich das nicht ein einziges Mal abbilden wird, so eine Messe. Die kommen durch ein Projekt dahin. Dann die ganzen von NGOs oder von staatlichen Organisationen unterstützten Anbieter, die kann man dann einmal da auf der Messe ansprechen. Die sind bei der nächsten nicht mehr dabei. Da kommt dann der nächste vorbei. Und die musst du dann da halt kontaktieren. Das Nächste ist, dass wir natürlich über Social Media nach und nach aufbauen und da schon sehen, dass es viele Hersteller gibt, die sich die Messe nicht leisten können, allerdings schon eine beträchtliche Followerschaft irgendwie aufgebaut haben. Bei manchen anderen denkt man sich, Mensch, die sind so groß und haben so wenig. Also das ist Jeder hat da eine andere Ausrichtung bisher gehabt, aber die kann man darüber ansprechen. Und was jetzt zunehmend dazu kommt, ist halt auch SEO. Also das ist eine Sache, dass wir daran arbeiten, dass auch wir gefunden werden. Das ist die erste Welle. Und der zweite Schritt ist halt, dass wir an solchen Dingen wie einem Referral-System arbeiten. Word of mouth, also die reine Weiterempfehlung. Dann stehen wir in Verhandlungen, Gesprächen mit Handelskammern, Außenhandelskammern. verschiedener Länder und wollen da sagen, hey, guck mal, ihr wollt euren Handel in die und die Richtung unterstützen. Wir hätten hier ein neues Tool für euch, könnte ganz interessant sein. Und die Ohren sind da groß. Was sich dann hinterher da jetzt auch weiterentwickelt, müssen wir schauen. Da muss man ein bisschen dran arbeiten.

Andreas David: Die Mühlen mahlen etwas langsam.

DinoSantangelo: Genau.

Andreas David: Aber das ist ja nachhaltig.

DinoSantangelo: Das sind dann irgendwie die Redes da ja mit Regierungsvertretern letztendlich. Und da dauert es manchmal ein bisschen.

Joel Kaczmarek: Ich überlege ja nur noch, ob das auch für euch nachhaltig aus Geschäftsmodell-Sicht ist, wenn ihr jemanden habt, der vielleicht schon 50.000 Instagram-Follower hat oder so, aber nicht genug Geschäften macht, sich 5.000 Euro für eine Messe zu leisten. Also irgendwo hakt es ja dann so ein bisschen. Da reguliert sich ja der Markt vielleicht auch selber.

DinoSantangelo: Das ist das eine. Jetzt hast du aber zwei miteinander zusammengepackt. Also für den, der die 50.000 Follower hat und sich auch die 5.000 für die Messe leisten könnte oder kann. Da wären wir das Add-on. Da sind wir die 355 Tage dazwischen. Zwischen sind 10 Tage, also A2 mal 5 Tage Messe. und verlängern damit seine Messe, weil wir schlafen nicht. Und das Zweite ist ja auch noch der Punkt, wir wollen jetzt nicht so in die Konkurrenz zu den Messen gehen, aber wir sind natürlich auch schon die weniger CO2 belastende Variante. Also bei uns wird kein Teppich weggeschmissen und kein Messestand weggeworfen und kein, also wundervolles Essen gibt es auf der Pariser Einrichtungsmesse, das ist wahnsinnig lecker, ziemlich hochpreisig und alles einzeln in Plastik verpackt. Da ist alles in Plastik, das ist unfassbar, was da an Müll entsteht, wenn du nur einmal Mittag isst. Und das müssen die nun mal alle. Jeder muss dann Mittag essen und Kaffee und Kuchen und das hast du bei uns nicht. Bei uns sitzt du gemütlich an deinem Schreibtisch zu Hause, machst deinen Kaffee so Fairtrade, wie du willst oder auch nicht oder trinkst dein Leitungswasser, ja, wie wir und dann hast du die Möglichkeit der Produktpräsentation und der Marktteilnahme.

Joel Kaczmarek: Finde ich sehr charmant, wie du sagst, du willst mit denen nicht in Konkurrenz treten, aber disze krass.

Andreas David: Ja, man kann.

DinoSantangelo: Man muss vorsichtig sein, mit welch großem Löwen man sich im Gehege hinterher anlegt, ja.

Andreas David: Man kann auch sagen, wenn jemand nachhaltig produziert und der einzige Weg ist zum Beispiel, über eine Messe zu verkaufen, dann sagt er sich, okay, was ist denn nachhaltig, wenn ich ein nachhaltiges Produkt habe und ich will das jetzt auch nachhaltig verkaufen, ja. Dann kann ich ja quasi nur zu den lokalen Messen fahren. Sagen wir mal, ich produziere das in Deutschland, dann kann ich vielleicht nach Hamburg, das ist schon ein ganz schöner Aufwand, oder nach Frankfurt auf eine Messe. Aber ich würde mit meinem Produkt nie nach Übersee, ich würde nie in die USA fliegen, weil das einfach nicht nachhaltig ist. Und der Mensch, der verpasst ja ganz viele Messen, weil der aus Überzeugung da nicht hingeht. Und bei uns kann er das quasi machen, ist das ganze Jahr vertreten. Und darum geht es eigentlich, dass man das ganze Jahr bei uns ausstellen kann.

Joel Kaczmarek: Aber da sind wir bei der zweiten Seite von Henne Ei. Wie kriegt ihr denn die ganzen Käufer? Woher kommen die Hotelketten, die Läden, die Einrichtungsexperten, die bei euch dann eure Produkte quasi über euch entdecken?

DinoSantangelo: Wir hatten ja mit dem Ideengeber Benjamin ja durchaus jemanden, der zum einen Produkte selber importiert hat, der Produkte weiterverkauft hat, der Produkte im Einzelhandel, aber auch im Großhandel vertrieben hat, vertreibt. Und dadurch natürlich auch sehr viele weitere Einzelhändler wiederum hat. Und damit haben wir einen gewissen Stock erzeugt. an Einzelhändlern schon, die wir ansprechen können, die wir schon gewinnen konnten. Wir haben auch, wie gesagt, jetzt zwei Online-Stores, die wiederum bei uns auf der Suche sind und nach Produkten Ausschau halten und erste angesprochen haben, die nie sonst auf dieses Produkt gekommen wären. Da gibt es manchmal Verbindungen, wo man sich fragt, Mensch, dieses kleine Produkt, diese schöne kleine Keramikware, und das soll jetzt da rein? Krass. Das hätte die niemals geschafft, diese Verbindung. Das ist nur durch uns passiert, aber das muss ja noch wachsen.

Joel Kaczmarek: Aber das ist ja noch homöopathisch. Also es ist ja nur Deutschland, zwei Online-Stores, das ist ja irgendwie bisher noch nicht viel. Wenn er sagt, er will

DinoSantangelo: Also der Online-Store, der eine ist jetzt als Beispiel in Australien gegründet, die bedient den amerikanischen Markt. Und der andere ist ein in Deutschland sitzender Online-Store, der hier in den Dachländern da anfängt. Wir haben aber auch Stores aus Schweden, wir haben Produkte aus Italien, Südafrika, Lateinamerika. Also so ganz homöopathisch ist es nicht.

Andreas David: Man muss auch dazu sagen, wir haben den Fokus jetzt auf Herstellerseite. Das heißt, wir wollen erstmal ganz viele Hersteller haben, ganz viele Produkte und dann im zweiten Schritt quasi mehr auf die Besucher uns fokussieren. Das heißt, die Leute, die jetzt da schon dabei sind, die sind da freiwillig dabei.

Joel Kaczmarek: Okay, verstanden. Aber wie kriegt ihr den amerikanischen Händler? Wie kriegt ihr das russische Hotel? Wie kriegt ihr irgendwie die spanische Einrichtungskette? Wie kommt ihr an die alle?

Andreas David: Ja, einmal über die Sprache. Das heißt, wir werden dann irgendwann die Produkte auch in den verschiedenen Sprachen haben. Die ganze Seite ist so entwickelt, dass wir sehr, sehr gutes SEO machen können damit. Wenn die Produkte ordentlich beschrieben sind und jemand sucht es, dann wird es auch gefunden. Und dann wird eben MTM Fair gefunden. Und da muss man sagen, okay, ich melde mich jetzt da an und dann kriege ich alles, was ich brauche.

DinoSantangelo: Der nächste Teil ist natürlich das Klinkenputzen. Also das bleibt bei uns nicht aus. Auch wir müssen schreiben, telefonieren, schreiben, telefonieren. Und du kommst nach und nach, wenn du sagst, ich habe die und die Produkte, dann wirst du auch interessanter, weil nur du die hast oder du hast die halt auch in dieser Zeit. Das eine oder andere kann exklusiv bei uns sein, die anderen Sachen sind halt einfach für einen neuen Markt. Und wie Andreas gerade schon sagte, es ist ein bisschen das Henne-Ei-Problem, der Aufbau einer zweiseitigen Plattform ist enorm schwierig und wir haben im Moment eher die Balance auf der Seite, dass wir sagen, wir müssen die Messehalle füllen. Ich kriege eher Zuschauer oder eher Besucher in eine Messehalle, die schön voll ist, als in eine große Halle mit drei Sachen. Und deshalb haben wir da im Moment noch eine Disbalance oder nicht Disbalance, eine bewusste Balance in Richtung Produkte ranholen, tolle Produkte ranholen, spannende Produkte ranholen, eine Bandbreite hinkriegen, dass es auch verschiedene Sachen sind. Also wir brauchen nicht sechsmal das Gleiche von verschiedenen Herstellern, sondern erstmal ein bisschen Vielfalt, um dann immer spannender zu werden für den Besucher.

Joel Kaczmarek: Was ist mit so einem Etsy? Ist das für euch jemand, der als Konkurrenz wahrgenommen wird? Also mir ist jetzt klar, Etsy ist endkundenorientiert und self-made. Das muss jetzt nicht unbedingt nachhaltig sein und es ist vielleicht auch nicht irgendwie, dass ich ein Hotel da 500 Stühle ordern kann drüber, aber ist das jemand, der bei euch sozusagen direkter Wettbewerb ist, gegen den ihr konkurriert?

Andreas David: Nee, Etsy nicht.

DinoSantangelo: Also aus dem Grund, weil du gerade schon gesagt hast, es ist endkundenorientiert. Wir sind auf der Fachmesse in anderen Absatzzahlen, in denen wir für unsere Kunden wiederum finden wollen. Und das Nächste sind dann so ein bisschen die Punkte, dass wir in der Nische bleiben. Und es ist etwas, wo man sich ein paar Sachen abgucken kann. Aber ich glaube, Etsy wird früher oder später eher mit dem Amazon Marketplace oder mit Alibaba irgendwie da ins Gehege kommen, weil die dann sehen, kann man damit Geld verdienen. Und wenn die mitkriegen, man kann damit Geld verdienen, dann werden sie auch relativ schnell da in die Richtung wachsen. Und es gab ja hier auch mal Davanda und ist doch jetzt auch schon bei Etsy mit drin.

Joel Kaczmarek: Gut, ich meine, die verdienen ja schon relevant Geld und das sind diejenigen, mit denen ihr euch später dann um die SEO-Budgets halt oder um die SEA-Budgets halt prügelt. Das heißt, die treiben euch die Werbekosten irgendwie in die Höhe. Also ich glaube schon, dass ihr das merken werdet, aber ich verstehe den Punkt. Also ich stelle mir das so vor, wenn ich jetzt irgendwie sage, okay, ich bin eine spanische Hotelkette, suche jetzt irgendwie Vintage-Sessel und gebe die ein, dann komme ich halt relativ schnell auf so ein Etsy. Das heißt, deswegen denke ich

DinoSantangelo: Völlig klar, völlig klar. Wenn ich aber eine spanische Hotelkette bin, die sich auf nachhaltige Möbel etc. spezialisiert hat dann wünsche ich viel Spaß bei der Suche auf einer dieser besagten Plattformen, weil dann musst du da doch ziemlich lange tief rumgraben und kommst dann bei uns hoffentlich oder denken wir schneller zum Ziel. Das ist das eine. Und das andere ist halt wirklich der Punkt Marketplace im Vergleich zu Produktschau und Katalog, was es bei uns etwas leichter machen wird oder macht für die Besucher auf unserer Plattform.

Andreas David: Man kann dazu noch ergänzen, sagen, wir haben als Ausbau, wir haben jetzt Deutsch, Englisch als Sprache. Die ganze Anwendung ist so entwickelt, wir haben alles in der Datenbank. Das heißt, wir können quasi mit einem Klick und mit einer Übersetzungstechnologie jede beliebige Sprache in die Webseite reinbringen und damit auch die ganzen Produkte in andere Sprachen übersetzen. Das, worauf wir noch hinaus wollen, ist, wir konzentrieren uns ja jetzt erstmal auf die Hersteller und in einem zweiten Schritt auf die Besucher. Das wäre so ein Ausbauschritt für die Besucher, dass wer dann auch jemand, der in französischer Sprache Produkte sucht, auch unsere Seite findet. Wir entwickeln noch eine Technologie, die unsere Seite MTM Fair nach außen öffnet. Also wo man quasi Inhalte, die in MTM Fair eingelegt sind und quasi vorhanden sind, auch extern nutzen kann. Und das betrifft dann zum Beispiel Hersteller, die dann die ganzen Produkte auch auf ihrer Seite benutzen können oder das auch per E-Mail verschicken können und so weiter. Und das wird ein ganz großer Kommunikationspunkt für uns Endkunden sein, dass die dann mit der Marke MTM Fair und mit der Technologie von MTM Fair in Kontakt kommen.

Joel Kaczmarek: Gut. Ich glaube, man merkt, ihr seid sozusagen, was unser sonstiges Deep Dive Publikum angeht, noch deutlich weiter vorne. Aber ich finde das schön, was ihr macht. Ich finde das gut, sich diesen Nachhaltigkeitsgedanken in jeder Ebene quasi zu verschreiben. Und es ist ja auch mal ganz spannend, mal out of the box zu denken. Also wir sind alle irgendwie mittlerweile so auf Marktplätze, auf Kommissionen, auf Growth, auf Scale und so weiter geprügelt. dass ich das eigentlich mal ganz erfrischend finde, mal davon wegzugehen und zu sagen, ich nehme vielleicht Konstrukt und setze sie anders um. Und mich würde natürlich sehr freuen, wenn ihr auf diesem Wege auch ein bisschen Aufmerksamkeit kriegt, wenn Leute mit euch zusammen kooperieren. Und ich danke euch ganz, ganz herzlich, dass ihr das mit uns geteilt habt. Und ja, hab ich noch was vergessen? Habt ihr noch irgendwie eine Absendebotschaft?

DinoSantangelo: Vielen Dank, dass wir dabei sein durften an dich.

Andreas David: Ja, auch vielen Dank, dass wir dabei sein durften. Vielleicht sind ja ein paar Hörer dabei, die das auch beschäftigen, Nachhaltigkeit und dann passt das schon.

Joel Kaczmarek: Das würde mich sehr freuen, das hoffe ich ernsthaft und drücke euch beide Daumen ganz fest. Danke euch.