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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Podcast von Digital Kompakt. Heute geht es heiß her. Ich habe nicht nur eine Büronachbarin im Gespräch, die ich übrigens zum dritten Mal schon interviewe. Wir haben die ersten zwei immer versagt. Das ist das einzige Mal, dass mir das auch passiert ist. Kleine Notiz am Rande. Es geht nämlich auch um ein spannendes Thema, um bezahlte Dates. Wir werden uns bestimmt ein bisschen kabbeln, ob man sowas Escort nennt oder ob das eigentlich was ganz anderes ist. Stell dich doch mal ganz kurz vor, wer du bist und was du genau tust.
Pia Poppenreiter: Hallo Joel. Ja, alle guten Dinge sind drei, sage ich immer dazu. Ich bin Pia, die Gründerin von Ohlala. Und Ohlala ist eine Seite für bezahlte Dates. Wir bieten eine Plattform, damit sich Leute selbstständig ein Date organisieren können und dann auch tatsächlich offline treffen.
Joel Kaczmarek: Du hast übrigens ein unglaubliches Talent für Marke. Ich finde Ohlala ist ein total guter Name. Und Spreefang, wie deine GmbH heißt, das gefällt mir auch. Hast du da irgendwie ein Händchen für? Hast du so ein Background für sowas?
Pia Poppenreiter: Also vielen Dank für die Blumen. Ich habe keinen Background, aber vielleicht habe ich ein gutes Gefühl für Produkt und einfach Ja, da müsste ich mal länger drüber nachdenken.
Joel Kaczmarek: Bevor wir jetzt mal ganz tief in die Prozesse eintauchen, wie das so abläuft, wie wird mit dir umgegangen, wenn du erzählst, was du so tust? Bei mir war es so, ich habe wieder meine Messenger-Gruppe gefragt, also unter digitalkompakt.de slash messenger kann man sich mit seiner Handynummer anmelden, kriegt dann irgendwie alle unsere Infos so aufs Handy. und dann frage ich manchmal so, hey, ich treffe irgendwie nächste Woche den und den oder die und die. Was würdest du sie fragen? Und bei dem Thema Ohlala kam da jetzt nicht so viel Gescheites. Ich habe da so Fragen gekriegt wie, frag sie mal, ob sie irgendwie einen Gutschein hat für deinen Podcast-Hörer. Frag sie mal, ob sie wirklich Poppenreiter heißt oder ob das ein Fantasiename ist. Also wie ist so die Reaktion auf das, was du tust? Ist das immer so ein bisschen kichernd, albern oder auch verurteilend? Wie geht man damit dir um?
Pia Poppenreiter: Also ich weiß es gar nicht. Also ich kriege eigentlich durchaus viel positives Feedback. Und die kritischen Stimmen, die dringen meistens leider gar nicht zu mir durch. Was ich auch sehr schade finde. Ich finde immer konstruktives Feedback sehr wertvoll. Kriege ich leider oft zu wenig.
Joel Kaczmarek: Weil ich meine, du bist ja ansonsten eigentlich auch auf das Thema sehr patentiert. Also ich weiß, du hast im Bundestag mal gesprochen, weil es da so um das ganze Thema Prostituiertenschutzgesetz geht. Ich habe irgendwie einen WHU-Vortrag von dir gesehen, wo du so deine Learnings geteilt hast. Also Scheint ja durchaus trotzdem angekommen zu sein. Darüber werden wir ein bisschen heute wahrscheinlich sprechen. Ist das angekommen? Sollte das gerade ankommen? Aber gehen wir mal in medias res. Also oh la la, bezahlte Dates. Beschreib doch mal den Prozess als erstes. Wie läuft das ab? Ich melde mich da an als Mann und was passiert dann?
Pia Poppenreiter: Genau, es gibt ja zwei Perspektiven. Männer und Frauen können die Seite benutzen. Als Mann würdest du ein Profil erstellen, könntest deine Date-Anfrage formulieren, Zeit, Ort, Datum, Dauer des Dates einstellen und dann auch noch deine Erwartungshaltung. Dann schickst du diese Anfrage ab und die ist dann bei uns auf der Plattform online. Als Frau würdest du auch ein Profil erstellen, könntest dann die aktuell laufenden Anfragen dir angucken, könntest die Profile von den Männern durchstöbern, die Erwartungshaltung angucken und bei Gefallen dich dann mit deinem Profil vorstellen. Dann würde man im Zweifelsfall bei gegenseitigem Interesse im Chat landen und die restlichen Details des Dates besprechen können.
Joel Kaczmarek: Wenn du sagst Erwartungshaltung, was kann ich da auswählen? Was kann ich da schreiben?
Pia Poppenreiter: Genau, das ist die Erwartungshaltung im Freitext. Wir geben keinerlei Services vor, die gesucht werden könnten. Das heißt wirklich, man muss oder man soll frei formulieren, was man sich von dem Date erwartet.
Joel Kaczmarek: Okay, ich habe nämlich auch einen Bereich gesehen, das habe ich natürlich auch ausgetestet, zur Begeisterung meiner Frau, wo ich so eine Dreier-Matrix habe. Also ich weiß, der letzte Punkt war Ohlala. Was waren die anderen beiden? Hast du es im Kopf?
Pia Poppenreiter: Dinner, Drinks und Ohlala.
Joel Kaczmarek: Genau, Dinner, Drinks und Ohlala. Also das ist schon so ein bisschen so ein Vorfilter. Geht das hier mehr in Richtung Sexy Time oder ist das mehr, ich fühle mich einsam und brauche jemanden als Gesellschaft? Ja, genau. Wie wichtig ist das, dieses Vorfiltern? Warum macht ihr das?
Pia Poppenreiter: Also das Interesse, in welche Richtung die Dates gehen oder in welcher Kombination vielleicht Nutzer ihr Date aufbauen oder auch suchen und es einfach auch wieder für uns weiter, für das Produkt zu lernen.
Joel Kaczmarek: Ich weiß, ihr hattet früher ja auch solche Aspekte mit starker zeitlicher Begrenzung, was ich ganz interessant fand. Das heißt, wenn ich irgendwie ein Date eingestellt habe, hatten Frauen 21 Minuten Zeit, darauf zu reagieren. Also A, muss man sagen, warum ausgerechnet 21? B, macht ihr es nicht mehr? C, fände ich aber trotzdem spannend, was dahinter mal das Konzept war und warum das vielleicht jetzt gar nicht mehr aktuell ist.
Pia Poppenreiter: Ja, wir haben irrsinnig viel am Produkt herumgebastelt und herumprobiert und auch viel gelernt. Wir hatten damals diese 20, 21 Minuten eingeführt, um so einen gewissen Druck aufzubauen, damit sich Frauen relativ rasch auf ein Date melden. Damals war das Konzept noch leicht anders. Das heißt, man konnte nur für denselben Tag suchen. Deswegen brauchten wir auch den Druck. Mittlerweile haben wir das Produkt ein bisschen angepasst. Das heißt, in Deutschland kannst du bis zu sieben Tage im Voraus ein Date suchen. Das ist ja ganz krasser Druck, aktuell gar nicht mehr notwendig. Deswegen haben wir das auch aus dem Produkt gerade entfernt.
Joel Kaczmarek: Ich habe gelernt, dass diese Planbarkeit von Dates irgendwie so ein deutsches Ding ist, dass wir das gerne hätten. Also ich kann das ganz gut nachvollziehen, wenn man auch irgendwie so eine gewisse Zukunftsperspektive hat, dass man vielleicht für nächsten Freitag, wo man dann in Hamburg auf Geschäftsreise ist, sowas sich überlegt. Und du monetarisierst das sogar. Also Monetarisierung müssen wir sowieso mal drüber sprechen. Aber ist diese Planbarkeit von Dates wirklich so ein Core-Feature geworden, dass das den Leuten sehr wichtig ist?
Pia Poppenreiter: Also in Deutschland ja. Leider. Ich möchte mich ja da mit dem Produkt wieder hinentwickeln, dass wirklich die Dates wieder am selben Tag stattfinden. Aber es war unter den Bedingungen, als wir die Monetarisierung eingeführt haben, war das der schönste und einfachste Hebel für uns, Payment einzuführen und wirklich den planungsfreudigen Deutschen dieses Feature zu geben und ihm bis zu sieben Tage im Voraus planen zu lassen.
Joel Kaczmarek: Das müssen wir mal vertiefen. Was heißt denn eigentlich Monetarisierung und Payment bei euch? Weil ich melde mich an und habe irgendwie 30 Coins. Also ein bisschen wie so ein Poke-Dollar. kann ich damit irgendwie was tun. Wie funktioniert das genau?
Pia Poppenreiter: Genau, also wir haben Ohlala-Coins angeführt. Und mit denen kannst du aktuell Chats aufsperren. Und die Logik funktioniert so. Man kann jetzt mittlerweile auf Ohlala sieben Tage im Voraus suchen ein Date. Und dann kriegt man dementsprechend viele Bewerbungen. Und die Logik ist, ein Chat öffnet sich für eine Stunde gestern. gegen einen Ohlala-Coin. Das heißt, wenn ich 48 Stunden im Voraus ein Date suche, dann wird es mich 48 Coins kosten, einen Chat aufzusperren. Ich kriege natürlich mehrere Bewerbungen in dem Zeitraum. Da kann ich mir gut überlegen, wie viele Frauen ich schreiben möchte. Und dadurch haben wir auch ein Riesenproblem bei uns im Marktplatz gelöst. Wir hatten sehr viele Spaßschreiber, die einfach aus Jux und Dollerei sich gerne mit Frauen auf Ohlala unterhalten haben. und jetzt haben wir so ein bisschen Verbindlichkeit reingebracht in diese Anbahnungsphase und so eine gewisse Ernsthaftigkeit und es funktioniert sehr, sehr gut für uns. Genau und seit letzter Woche können auch Frauen die Chats aufsperren und die Initiative ergreifen, wenn sie das möchten. Also wir haben dann im nächsten Schritt auch Coins bei den Frauen ausgegeben und werden uns auch bemühen in Zukunft alles rund um diese Transaktion zu bauen.
Joel Kaczmarek: Wie läuft das dann? Dann werde ich quasi von so einer Frau proaktiv einfach angeschrieben, oder was? Wie ich jetzt eine WhatsApp kriegen würde, wenn du sagst, die können proaktiv einen Chat öffnen?
Pia Poppenreiter: Genau.
Joel Kaczmarek: Okay. Was ist denn eine Coin in Euro wert?
Pia Poppenreiter: Es kommt darauf an, wie groß das Coin-Paket ist, das du kaufst. Ein Unala-Coin ist je nach Paket zwischen 7 und 10 Cent.
Joel Kaczmarek: Also wenn ich jetzt irgendwie 48 Coins zahle, dann zahle ich 48 mal 10 Cent, also eigentlich 4,80 Euro.
Pia Poppenreiter: Je nachdem, welches Compaket du kaufst.
Joel Kaczmarek: Ich überlege, ob ich die Dynamik nicht irgendwie ein bisschen, abstoßend ist das falsche Wort, aber ein bisschen ungünstig finde. Also ich werde ja eigentlich bestraft, je mehr Planungssicherheit ich in deine Plattform bringe. Genau. Warum findest du das so doof?
Pia Poppenreiter: Naja, weil wir uns dahingehend wahrscheinlich wieder mit dem Produkt entwickeln wollen, dass sich Leute schnellstmöglich treffen. Und das war jetzt für uns der erste Schritt zum Monetarisieren. Ich glaube, das ist das letzte Wort im Punkt Geschäftsmodell noch nicht gesprochen. Es hat aber dafür gereicht, dass wir relativ schnell erfolgreich Payment antesten konnten. Wir hatten auch relativ schnell festgestellt, wie wahnsinnig zahlungsbereit unsere Nutzer dann doch sind, was auch lange ein großes Fragezeichen bei uns war. Also es gibt definitiv, haben wir jetzt weniger Bedenken, dass Leute bereit sind, ihre Kreditkarte oder ihre IC-Karte zu zücken. Und das sind dann einfach ein paar Punkte, die wir validiert haben. Und jetzt müssen wir mal gucken, wo wir uns mit dem Geschäftsmodell hin entwickeln. Und da werden sicher dieses Jahr oder nächstes Jahr auch nochmal spannende Sachen auf uns zukommen. Wie gesagt, nochmal zur Wiederholung, uns ist es ganz wichtig, dass wir ein Produkt entwickeln, das tatsächliche Dates offline ermöglicht. Und dahin werden wir das Geschäftsmodell optimieren.
Joel Kaczmarek: Helf mir mal zu verstehen, warum ist dir dieses Date am gleichen Tag so wichtig? Ist das irgendwie so konvertierungsfördernd oder warum?
Pia Poppenreiter: Was wir gelernt haben ist, also ich glaube, es trifft auch auf konventionelle Dating-Apps zu. Je mehr Zeit ins Land geht, desto unwahrscheinlicher ist es, dass man sich tatsächlich auf ein Date trifft. Und wir wollen halt den Moment ergreifen, dass sich Nutzer relativ schnell offline treffen. Und somit halt die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass ein Date offline stattfindet. Das war halt einfach das Learning, was wir gemacht haben. Je mehr Zeit ins Land geht, desto wahrscheinlicher ist es, dass es gecancelt wird.
Joel Kaczmarek: Und das ist schade. Gibt es irgendwie so eine Cancellation-Fee oder sowas?
Pia Poppenreiter: Aktuell noch nicht.
Joel Kaczmarek: Aber würde ich ja als Dame, die mir ihre Zeit verkauft, würde ich das ja erheben. Ist ja wie wenn du irgendwie zum Arzt gehst, nimmst einen Termin, der nimmt keinen anderen Patienten an. Also wäre ja eigentlich nur logisch, so eine kleine, weiß ich nicht, wenn du 24 Stunden vorher nicht abgesagt hast, dann
Pia Poppenreiter: Genau, und deswegen gucken wir mal, was wir alles mit den Coins auf Ohlala anfangen können.
Joel Kaczmarek: Ich überlege noch, ob ich es problematisch finde, dass die nicht einen zentralen Wert haben, dass die sozusagen unterschiedlich wertvoll sind, je mehr ich im Prinzip davon kaufe. Aber eigentlich macht es Sinn.
Pia Poppenreiter: Also meiner Meinung nach macht es Sinn.
Joel Kaczmarek: Ich kann halt nicht taxieren, was mich sowas kostet. Das wäre so mein Punkt. Ich muss dann jedes Mal rechnen, aber vielleicht fühlt man das ja auch als eigene Währung im Kopf.
Pia Poppenreiter: Ja, die Sache ist, was wir halt schön finden, was ich ganz schön finde aus einer Geschäftsmodellperspektive oder aus einer Nutzerperspektive, ist, dass du halt zu jedem Zeitpunkt volle Kontrolle über deine Coins hast. Das heißt, wir haben jetzt kein automatisches Abo-Modell, das sich halt verlängert, sondern du hast halt volle Kontrolle über dein Coin-Spending und kannst dich halt selber entscheiden, wie viele Coins du für was ausgeben willst. Und das ist halt so ein bisschen Power to the User. Finde ich ganz schön.
Joel Kaczmarek: Jetzt fällt dir aber auch auf, dass man als Mann Profile gar nicht direkt anschauen kann. Es ist jetzt nicht so, dass ich so Tinder-Style oder irgendwie wie früher so StudiVZ-Profile auschecken und dann angruscheln, hieß das immer. Also ich kann jetzt gar nicht hingehen und kann sagen, so wow, da ist jetzt irgendwie jemand, der meinem äußeren Wünschen entspricht oder der intellektuell als Interessen das angibt, was ich auch spannend fände, bei so einem Date zu bequatschen. Das heißt, ich bin eigentlich wirklich mal der Passivpart. Ich gebe eigentlich nur Zeit vor. Wie beabsichtigt ist das? Wahrscheinlich sehr. Aber was steckt da für einen Grund hinter?
Pia Poppenreiter: Der Grund ist, dass wir, also wenn wir wieder dahin gehen, uns entwickeln, dass Leute sich schnellstmöglich treffen, dass wir auch möchten, dass die Leute aktiv Lust aufs Date haben und auch zu dem Zeitpunkt verfügbar sind für ein Date. Und auch wenn du tolle Profile online findest und die Nutzer waren vielleicht wochenlang gar nicht mehr aktiv, du dir dann in deinen wilden Träumen ausmalst, wie schön das Date sein könnte und dann leider keine Rückmeldung kriegst, dann ist es halt auch eine negative Experience. Und das heißt, wenn du eine Anfrage stellst, kriegst du halt wirklich Date-Vorschläge oder Bewerbungen von Frauen, die wirklich Lust auf ein Date haben. und auch zu dem Zeitpunkt verfügbar sind, sozusagen, um deine Worte zu benutzen. Deswegen erhöht es auch wieder die Wahrscheinlichkeit, Offline-Treffen.
Joel Kaczmarek: Wie läuft das eigentlich ab mit den Frauen? Mir fällt gerade ein, das ist ein echt witziges Wort. Man sagt ja immer Henne-Ei-Problem, was in dem Fall echt witzig ist eigentlich. Wie kriegst du die Hennen auf die Seite und wie die Eier?
Pia Poppenreiter: Als wir damals losgestartet sind, haben wir vorab Profile akquiriert mit allen möglichen Techniken.
Joel Kaczmarek: Also heißt gekauft, da gibt es irgendwie Datenbanken oder hast du irgendwie?
Pia Poppenreiter: Nee, also Datenbanken haben wir gar nicht gekauft. Also ich muss mal überlegen, es ist ja auch schon ein paar Jahre her, dass wir das alles gestartet haben. Wir hatten ein paar Tricks angewendet, auf anderen Datingseiten Werbung gemacht und haben so vorab, vor Launch schon Profile akquiriert. Dann, das war der erste Schritt. Der zweite Schritt war, dass wir eine Warteliste hatten. Das heißt, wir wussten ja zu dem Tag und zu dem Zeitpunkt gehen wir in ein Land oder gehen wir in verschiedene Städte. Und dann gab es ein reges Interesse von Seiten der Presse. Das heißt, wir hatten einen relativ starken Presseauftritt, dann hatten wir eine Warteliste. Und dann konnten wir halt peu à peu in den Städten, wo wir eine relevante Anzahl an User hatten, die auf die Plattform zulassen und so den Marktplatz ausbalancieren und aufbauen. Das hat sehr, sehr gut funktioniert.
Joel Kaczmarek: Ist das eigentlich so, dass man da nur als hübsche Frau auf die Seite kommt? Gibt es da irgendwie so Vorgaben, das muss 90-60-90 sein? Oder wonach gehst du dabei? Ich meine, die Geschmäcker sind ja auch verschieden.
Pia Poppenreiter: Ich wollte gerade sagen, du bist jetzt für dich eine hübsche Frau.
Joel Kaczmarek: Ja, genau.
Pia Poppenreiter: Ja, es gibt keine Vorgaben, gar nicht. Also jeder kann sich ein Profil erstellen. Wir lassen keine Nacktbilder zu. Das ist die einzige Vorgabe, die es sozusagen gibt.
Joel Kaczmarek: Aber jetzt irgendwie so Bikini oder irgendwie ein bisschen schick in Szene gesetzt, geht schon?
Pia Poppenreiter: Bikini und schick in Szene gesetzt, geht schon.
Joel Kaczmarek: Verifiziert ihr das auch, wer da irgendwie aktiv ist? Kann ja sein, dass ich mir von irgendwelchen Stockfotoplätzen da Fotos runterlade und bin das gar nicht.
Pia Poppenreiter: Ja, also wir haben ein Verifizierungsfoto. Das heißt, um die Echtheit der Person oder zumindest festzustellen, die Person, die sich auf den Bildern zeigt, die gibt es tatsächlich, kann man auf dem Zettel handgeschrieben Ohlala schreiben und damit nochmal ein Foto machen und uns zuschicken. Und sobald es passiert ist, kriegt die Person dann verifiziert Status.
Joel Kaczmarek: Mhm, okay. Ist es nicht eigentlich ein bisschen diskriminierend auf eine Art, dass ihr bezahlte Dates nur so anbietet, dass die Frauen im Prinzip der buchbare Teil sind und die Männer nicht? Also ich weiß nicht, ob die Nachfrage da wäre. Das steht vielleicht auf einem anderen Blatt.
Pia Poppenreiter: Witzigerweise haben wir auch in den letzten Wochen wieder viel über Vision diskutiert und ich habe dann zum Spaß gesagt, könnte ja auch ein Ziel sein, dass ich sage, ich hoffe, in fünf bis zehn Jahren zahlen mehr Frauen für bezahlte Dates als Männer. Und aktuell ist es einfach so, dass die Nachfrage noch nicht da ist oder nicht genügend da ist oder ausreicht, dass es Sinn machen würde, aktuell in der Phase, wo wir sind, mit den Ressourcen, die wir haben, das Produkt dahingehend umzubauen, um dem Sexismusvorwurf gerecht zu werden. Reicht es gerade noch nicht. Aber natürlich überlegen wir in der Zukunft, wie wir das Produkt ausbauen können und wie wir es auch umgekehrt und vielleicht auch für gleichgeschlechtliche Date-Suchende machen.
Joel Kaczmarek: Okay, interessanter Gedanke. Also man muss natürlich erst ein bisschen den Markt verstehen, finde ich nachvollziehbar. Jetzt fehlbar auch oft, dass wenn ich irgendwie so einen Date-Wunsch äußere, ich eigentlich gar keine Präferenz irgendwie zu den Damen, die sich darauf bewerben, ausgeben kann.
Pia Poppenreiter: Kannst du doch. Also genau, deswegen haben wir auch die Erwartungshaltung.
Joel Kaczmarek: Also den Text quasi, den Freitext. Ja. Weil ich sonst gesagt hätte, die soll irgendwie rothaarig sein und irgendwie unter 30 oder sowas. Dann könntest du ja filtern, okay, also muss ich das freitexten. Sanktioniert ihr eigentlich oder bewertet ihr Frauen, wenn ich jetzt zum Beispiel, wenn ihr mitkriegt, da ist irgendwie einer in Frankfurt, da ist irgendwie keiner zufrieden. Habt ihr da irgendwie Hebel, mit denen ihr das tut?
Pia Poppenreiter: Wir haben ein Reputations- oder Reporting-System. Das ist ja der einzige Weg für uns, dass wir schwarze Schafe erkennen und dann im Zweifel von der Plattform ausschließen. Das heißt, man kann ja User dann reporten und Feedback geben, was nicht passen würde. Wir screenen das regelmäßig. Und wenn wir das Gefühl haben, dass ein User oder eine Userin relativ oft negativ auffällt, dann gibt es halt verschiedenste Konsequenzen. Entweder wir fragen nach oder wir sperren die User von der Plattform, je nachdem, was die Vorwürfe sind.
Joel Kaczmarek: Kann ich eigentlich auch so Favoriten auswählen, so wie bei MyTaxi, wo ich mal sagen kann, mein Lieblingsfahrer, wenn der frei ist, will ich den immer haben oder geht das nicht bei euch?
Pia Poppenreiter: Nee, kann man nicht.
Joel Kaczmarek: Kommt das mal?
Pia Poppenreiter: Also man muss ja immer alles doch denken und ich werde drüber nachdenken. über deinen Vorschlag.
Joel Kaczmarek: Siehst du, ich mache hier Produktentwicklung für S-Koll, wollte ich jetzt schon sagen.
Pia Poppenreiter: Gerne, gerne, ich freue mich darüber.
Joel Kaczmarek: Wie geht ihr denn den ganzen Bezahlungsteil eigentlich an? Also ich könnte mir vorstellen, das ist so der unangenehmste Moment. Also ich weiß gar nicht, macht man das vorher oder nachher, wäre mal interessant zu wissen. Aber wenn man jetzt hier irgendwie 350 Euro auf den Tisch latzen muss und das Ganze so ein bisschen die Magie verliert und eigentlich so was Sachliches hat, dann ist das ja gar nicht so trivial. Schaltet ihr euch da überhaupt ein? Also geht das irgendwie mit PayPal oder Kreditkarte runter? Ihr übernehmt die ganze Transaktion oder bringt man das in so einem braunen Umschlag mit? Wie läuft sowas eigentlich ab?
Pia Poppenreiter: Also wir mischen uns da aktuell nicht ein. Ich denke da auch viel drüber nach, ob wir uns einmischen könnten und um die wir uns einmischen könnten. Also aktuell passiert es doch so, dass wir wirklich nur den Kontakt erstellen. Das sehen wir als unsere Aufgabe. Und was dann tatsächlich über den Tisch geht und wie viel, wissen wir nicht und geht uns gerade auch aktuell nichts an. Ob das beim Date dann am Anfang passiert oder am Ende, liegt auch den Usern, wie sie sich absprechen und was da der Modus ist. Gibt es das auch nicht, kann ich jetzt auch nicht so eine pauschale Aussage treffen. Aber in der Regel wäre es wahrscheinlich so, dass man sich vorher irgendwie dem finanziellen Teil widmet und nachher dem Spaß.
Joel Kaczmarek: Ich meine, denkst du richtig über solche Themen nach wie vertikal integrierte Marken, also ein Unternehmen, was so die ganze Wertschöpfungskette in dem Bereich übernimmt, weil du könntest ja zum Beispiel Zahlungsabwicklung machen, du könntest irgendwie Nachkommunikation machen, du könntest irgendwie Weiß ich nicht, vielleicht sogar irgendeine Fahrdienstleistung überlegen, ob du die vermittelst, wenn du jetzt vielleicht mal weiter fahren musst. Oder ein Security-Check-up, so. hey, dich ruft ein Mitarbeiter an, ist alles in Ordnung und so. Also da kann man sich ja viel ausdenken. Ist das denkbar oder ist das irgendwie zu weit gesponnen?
Pia Poppenreiter: Auf jeden Fall sind ein paar Aspekte von dem denkbar, vor allem auch die Zahlungsabwicklung für State. Das wäre irgendwie, oder zumindestens die Anzahlung, das sind dann die nächsten logischen Schritte, wenn wir uns das Geschäftsmodell angucken, was so die nächsten Herausforderungen und Aufgaben sind für Ohlala. Natürlich wäre es auch mal in Zukunft schön, wenn man dann auch über unsere Seite ein Taxi buchen könnte oder ein Hotel. Das sind alles Sachen, die wir überlegen. Das ist noch Zukunftsmusik, aber wir denken natürlich darüber nach.
Joel Kaczmarek: Hm. Wie ist denn das eigentlich gelöst? Wenn wir jetzt mal irgendwie die Herren der Schöpfung,die jetzt zuhören und sowas vielleicht offiziell nie benutzen würden,aber sich dafür interessieren,erscheint ja auf so einer Kreditkartenabrechnung. Wie löst du das? Also es gibt ja zum Beispiel so Sexshops,die dann irgendwie so als Etiketten irgendwie Druckerpatronenonline.de raufdrucken oder sowas. Liest man dann auch nur Spreefang GmbH auf seiner Kreditkartenabrechnungoder wie macht ihr dieses Vertrauliche, dieses Privathalten?
Pia Poppenreiter: Also aktuell wird man die Sprechangehörigkeit tatsächlich auf der Kreditkartenabrechnung finden. Und wir sind eigentlich überrascht, wie zahlungsbereit die Nutzer sind und wie wenig Probleme es gab, dass man prinzipiell mal Coins kauft auf Ohlala. Für was man die Coins dann in Zukunft auf Ohlala einsetzt, ist ja noch eine andere Sache. Aber wir dachten auch, dass es ein größeres Problem ist und sind überrascht, wie gut die Conversion Rate ist tatsächlich.
Joel Kaczmarek: Was waren denn deine Sorgen eigentlich beim Bezahlen? Also es war ja lange, lange auch in der Presse hier, in unserer heißen Startup-Presse, die wahrscheinlich so von 10.000 Leuten nur gelesen wird, dass hier so Monetarisierung sehr zurückscheut. Und das wissen jetzt die Zuhörer jetzt nicht, aber bei unserer ersten Podcast-Aufnahme, weiß ich noch, da gab es zum Beispiel noch keine Monetarisierung. Und da meintest du, ja, ist total tricky, muss man vorsichtig sein, muss man gucken. Was war da, was euch zurückgehalten hat oder Bedenken gemacht hat?
Pia Poppenreiter: Nicht zurückgehalten. Also im Nachhinein würde ich es anders machen. Wir sind meiner Meinung nach, haben wir zu schnell skaliert. Und wir hätten im ersten Schritt das Geschäftsmodell bauen sollen und dann skalieren sollen. Und ich glaube, dass wir da uns einfach verlaufen haben ein bisschen.
Joel Kaczmarek: Okay, es wäre also so eine Operation am offenen Herzen gewesen, wenn du da jetzt experimentierst, meinst du?
Pia Poppenreiter: Ja, genau. Und dann in verschiedenen Ländern live bist, in verschiedenen Städten.
Joel Kaczmarek: Du lagst auch in den USA eigentlich. Ihr wart ja eine Zeit lang in den USA aktiv. Hat man da so Prostitutionsthemen? Weil da ist ja Geld gegen Sex, das ist ja ein Thema, wo du ja richtig lange gefilterte Luft atmest, wenn du da irgendwie erwischt wirst. War das auch ein Grund oder gar nicht?
Pia Poppenreiter: Wir hätten sie auch in Deutschland testen können, aber dann war Fokus auf Expansion und Skalierung. Und dann gab es ja von verschiedenen Ecken verschiedene Wünsche, wurden dann geäußert, auf welche Dinge wir uns da fokussieren sollten. Und um ehrlich zu sein, glaube ich, zu viele Köcher verderben den Brei und das ist uns damals halt passiert.
Joel Kaczmarek: Jetzt müssen wir auch nochmal einen großen rosa Elefanten im Raum ansprechen, von dem ich dich bis jetzt bewahrt habe und ich weiß, du magst den gar nicht. Es fällt ja auf, dass ihr bewusst den Begriff Escort vermeidet. Bei bezahltem Date oder Instant Paid Dating, wie ihr das teilweise nennt, das riecht ja schon so ein bisschen, also ist das jetzt so Imagepolitur, Marketing für ein Thema, was ein bisschen verruchtes, also Escort gekaufter Sex oder Dates, was aber eigentlich so wie Prostitution ist? Also wie ortest du das ein? Was ist da der Hintergrund, dass ihr das bewusst bezahlte Dates nennt und nicht irgendwie in so eine Ecke geht?
Pia Poppenreiter: Bezahlte Dates ist ein bisschen die Vision von Ohlala. Die Überlegung ist ja, wie sollen die Leute in 10, 15 Jahren mit dem Thema umgehen und über das Thema sprechen. Und faktisch ist es ja nichts anderes wie Spaß auf Zeit. Es ist ein Date, der eine möchte zahlen, der andere möchte für das, was der andere sucht, bezahlt werden. Und das sind ja ein bisschen die Hard Facts sozusagen. Alles andere ist ja ein sehr emotionaler Begriff, es ist ein sehr wertender Begriff. Wurscht jetzt, ob es Escort ist, Prostituierte oder welche Begriffe du auch immer benutzen willst. Und wir sehen uns ja als Firma selber oder in der Eigenwahrnehmung, wir sind ja zwischen konventionellen Dating-Seiten und Escort-Seiten. Und die Wahrheit liegt dazwischen drin. Und wenn wir uns halt an alten Wörtern bedienen, dann hast du diese emotionale Komponente, die wir gerade versuchen aufzubrechen, dieses Stigma, diese vorherrschende Doppelmoral. Und genau dieses Thema, also genau das wollen wir abschütteln. Genau deswegen wollen wir in die Zukunft denken und sagen halt, In Zukunft sollen die Leute einfach auf bezahlte Dates gehen. Und der Rest ist Privatsphäre. Und wir haben ja sozusagen einen Schritt zurück gemacht. Wir haben so ein bisschen eine Vogelperspektive mit Ohlala. Es gibt ja keine Leistung, die wir sagen, dass unsere Nutzer irgendwie erbringen sollten. Das heißt, Ohlala ist das, was die Nutzer draus machen. Und der Rahmen ist geschaffen für die Nutzer. Und was dann tatsächlich offline passiert, ist Privatsphäre. Und sollte auch in Zukunft so sein, meiner Meinung nach.
Joel Kaczmarek: Das ist ja auch so ein bisschen mal dein Mantra, dass du nicht weißt, was auf den Dates passiert. Also eigentlich bist du nur ein Zeitvermittler, einen Markenplatz für Zeitvermittlung. Bist wie so eine Zeitarbeitsfirma.
Pia Poppenreiter: Ja, ungefähr so.
Joel Kaczmarek: Aber ist das nicht ein Problem, wenn du dem Ganzen neuen Anstrich geben möchtest, mit diesem Wort irgendwie bezahlte Dates? Genauso wie man sich immer mal Casual-Dating ausgedacht hat für eigentlich so, wir suchen Seitensprungkisten, ja. Und die Leute doch irgendwie immer dahinter so dieses Thema Escort riechen. Also wenn man das irgendjemandem erzählt, bezahlte Dates, kommt bei mir in der Reaktion immer sehr schnell dieses, hä, das ist doch Escort oder hä, das ist ja so wie irgendwie, ich bestelle mit einer Frau und das läuft eigentlich auf Sex hinaus, oder? Kann das nicht zum Bumerang werden, so ein Re-Brush?
Pia Poppenreiter: Ich weiß es nicht, ich bleibe hartnäckig dabei, bezahlte Dates. Und was passiert, das Privatsphäre, ich wiederhole es immer und immer wieder.
Joel Kaczmarek: Okay, du prügelst das in unserem Kopf frei mantraartig. Aber ich meine, wie bist du denn dazu gekommen? Was ich mir auch angeschaut hatte, war, dass ja manche so von diesen Begleitagenturen, um mal wieder noch ein neues Wort in den Kontext einzuführen, dass das eigentlich mal entstanden ist, das ganze Escort-Thema, weil halt Prostitution hochgradig verboten ist in manchen Ländern. Wenn du aber nur den sozialen Teil sozusagen dieser Interaktion begleitest, also nur irgendwie das erste Drittel und nicht die hinteren beiden, Date und vielleicht Sex, dass du dann irgendwie aus dieser Rechtsgeschichte sozusagen raus bist War das bei dir auch so ein bisschen ein Blick auf dieses Thema? Du hast ja irgendwie in dem Bereich Prostitution auch viel geforscht, kann man ja fast sagen, in Anführungsstrichen. War das so der Background oder hat das damit eigentlich gar nichts zu tun? Also du merkst, ich will dich immer darauf triggern, ob das so ein bisschen tricky eskortlich durch die Hintertür ist.
Pia Poppenreiter: Nee, eigentlich, also ich glaube, ich habe nicht nur in dem Sexarbeitsumfeld recherchiert und habe mich da ein bisschen inspirieren lassen, sondern auch in dem konventionellen Dating-Bereich. Ich habe mich sehr, sehr lange mit konventionellen Dating-Apps beschäftigt und habe mir die Produkte angeguckt und die Mischung macht und oh la la ist genau dazwischen drinnen.
Joel Kaczmarek: Okay, wenn ich dann deinen Pitch schlucke, muss ich dich ja eigentlich ein bisschen anders fragen. Da müsste ich ja jetzt fragen, was glaubst du ist irgendwie das Defizit von klassischem Dating und warum funktioniert das bei dir besser? Ich meine, das ist ja eigentlich eine andere Art von Dating, aber was ist da deine These?
Pia Poppenreiter: Also meiner Meinung nach sind die meisten Dating-Apps so konzipiert, dass man über Profile geht. Und wir bauen dieses ganze Date rund ums tatsächliche Date, um den tatsächlichen Date-Vorschlag. Das heißt, die Leute wissen ganz genau, auf was sie sich einlassen. Die Erwartungshaltung ist geklärt, wenn man sich dann tatsächlich offline trifft. Und ich glaube, bei anderen Dating-Apps ist das leider nicht so. Das heißt, die Erwartungshaltung ist oft nicht geklärt. Es geht weniger um das tatsächliche Treffen, sondern um die Profile an sich, die man versucht zu matchen. Und das unterscheidet uns im Wesentlichen von normalen Dating-Apps und dass wir halt auch das Geschäftsmodell darauf aufbauen, dass sich User tatsächlich offline treffen.
Joel Kaczmarek: Aber das liegt doch ein bisschen an deiner Ausrichtung, fairerweise, oder? Weil wenn ich jetzt irgendwie bei Parship bin, was jetzt vielleicht mit Matchmaking nochmal eine Ebene tiefer geht oder einem E-Darling oder irgendeiner anderen Plattform, da geht es ja darum, dass du einen Partner finden willst. Also da geht es ja um das Profil der Person, wohingegen es ja bei dir um ein konkretes Event geht, wo dann schon viel zentraler ist, gehen wir da ins Aquarium oder gehen wir irgendwie in die Bar und aufs Hotelzimmer?
Pia Poppenreiter: Spaß auf Zeit sozusagen.
Joel Kaczmarek: Also es ist eigentlich eine ganz andere Dynamik da drin.
Pia Poppenreiter: Obwohl ich könnte mir auch vorstellen, dass ohne La halt solches als konventionelle Dating-App auch ganz gut funktionieren kann. Wenn man sich zum Beispiel, also lass den Bezahlfaktor weg, glaube ich, dass es eine grandiose Dating-App sein könnte, weil sich alles rund ums Treffen bewegt. Und ich glaube meiner Meinung nach, dass man, um wirklich einen guten Eindruck von einer Person zu haben, die relativ schnell im echten Leben treffen muss, um alles zu sehen und kennenzulernen, was eine Person halt ausmacht, über das online-Dating, perfekt polierte Dating-Profil hinausgeht. Und ich glaube, das könnte schon so ein kleines Erfolgsrezept sein, auch für konventionelle Dating-Apps.
Joel Kaczmarek: Mit wem benchmarkst du dich? Also wo vergleichst du dich? Wen betrachtest du denn als Wettbewerb? Bist du schon im Wettbewerb mit irgendwie Escort-Agenturen, Begleit-Agenturen? oder guckst du dir klassisches Dating an oder Casual-Dating? Wonach guckst du da?
Pia Poppenreiter: Also wir gucken uns von bis an, bei Escort Agenturen habe ich das Gefühl, das sind normale Websites mit einer Handvoll Profilen, die eine gewisse Leistung angehen, da können wir uns weniger abgucken oder anschauen. Das verstehen wir schon ganz gut, wie das Modell funktioniert. Mit denen vergleichen wir uns weniger. Natürlich gucken wir uns die Dating-Apps an, was sich in dem Bereich tut, in welchem Bereich sich die Apps generell entwickeln und was deren Monetarisierungsstrategie ist. Auch spannend zu lernen, dass über die letzten Jahre dann doch die Frauen monetarisiert worden sind bei den konventionellen Dating-Apps, was ich einen sinnvollen Schritt finde. Die gucken bei uns mehr an wie Escort-Seiten.
Joel Kaczmarek: Gibt es da so ganz andere Inspirationsquellen, dass man sich aus irgendwelchen Social-Geschichten was zieht? oder hast du so Ideen gehabt, die vielleicht von Orten kommen, wo man es gar nicht denkt oder ist das schon eher so klassische Dating-Pool, den man sich anguckt?
Pia Poppenreiter: Also Inspiration kriege ich von vielen Ecken und Enden. Aber Dating-Apps kriegen wir viel Inspiration. Wenn wir in diese Richtung denken, dass wir wollen, dass sich User wieder relativ schnell offline treffen, dann gucken wir uns auch andere Seiten an, wie zum Beispiel Uber. Das finden wir auch ganz spannend. Also diesen Aspekt Uber für bezahlte Dates lassen wir uns auch an der Front inspirieren.
Joel Kaczmarek: Ja, das wäre eigentlich cool, wenn man das wie so ein Taxi rufen könnte. Ich habe ja jetzt in einer Stunde Zeit. What can I do? Was ja auch meine Nutzer mich teilweise gefragt haben, und das kennt glaube ich immer wieder, wie oft du eigentlich so Molotow-Cocktails durchs Fenster geschmissen bekommst von den Hells Angels und Co. Also kriegst du da aus dem Milieu, sage ich mal, was im klassischen Sex-Business ist, Gegenwind? Gibt es da irgendwie Aggression oder ist das nicht so?
Pia Poppenreiter: Gar nicht. Nö.
Joel Kaczmarek: Aber wenn ich deine Historie richtig verfolgt habe, hast du sowas durchaus schon kennengelernt, mit welchen Bandagen man da arbeitet, oder?
Pia Poppenreiter: Ja, ursprünglich hat ja meine ganze Recherche am Straßenstrich angefangen, in Bordellen und in Laufhäusern und da weht ein anderer Wind. Da hatte ich schon die eine oder andere Begegnung mit schillernden Persönlichkeiten. Aber es war jetzt nie eine ernsthafte Situation, wo ich dachte, ich habe Angst. Ich glaube, die Angst ist immer in den Köpfen. Ich habe mich dazu entschieden, keine Angst zu haben. Und das habe ich trainiert. Genau. Und jetzt mittlerweile sind wir halt in diesem Happy Paid Dating Bereich. Das ist fast schon süß. Hat mir noch keine negative Erfahrung gemacht, tatsächlich, bis jetzt. Und ich hoffe, das bleibt auch so.
Joel Kaczmarek: Du hast ja vorher eine App auch gehabt, die sich irgendwie Pepper nannte. Also wie Englisch Pfeffer nur ohne das zweite E. Was hast du daraus mitgenommen? Also wie funktioniert denn dieses Milieu, wenn du sagst, da wird ein anderer Wind in den Bordellen? Wie muss man sich das vorstellen?
Pia Poppenreiter: Ja, also Pepper ist eine Seite für sexuell und erotisches Entertainment. Soweit ich mich erinnern kann, ist ja auch schon ein paar Jahre her. Die ursprüngliche Idee damals war ja, dass ich eine Sexarbeiterin auf der Straße stehen gesehen habe und dachte mir, wow, was gehört dazu, dort zu stehen und sich den Blicken irgendwie auszusetzen von den vorbeifahrenden Autos. Und das hat mich irgendwie auf eine Art und Weise fasziniert, weil ich einfach keine Ahnung hatte, was von Sexarbeit generell, aber ich hatte furchtbar viele Vorurteile. Deswegen habe ich halt damals auch angefangen zu recherchieren. Und dann habe ich die Recherche am Straßenstrich gebracht zur Hilfsorganisation, zur Hydra zum Beispiel. Damals habe ich halt den ersten Kontakt zum Bundesverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen irgendwie gefunden und mich dort erkundigt und habe halt angefangen zu lernen. Bin da über Wochen ins Bordell gegangen und habe mich an die Bar gesetzt, um einfach auch so ein bisschen zu verstehen, welcher Typ Mensch geht da rein. Warum geht er da rein? Was ist so ein bisschen die Beweggründe? Ich habe versucht zu verstehen, welcher Typ Frau arbeitet da drinnen. Und so habe ich mich eigentlich so ein bisschen hochgearbeitet, bis ich dann eine Online-Lösung entwickeln wollte. Und damals muss ich auch sagen, ich hatte weder ursprünglich den Plan zu gründen, ich hatte auch weder den Wunsch, mich selbstständig zu machen und schon gar kein Start-up. Ich hatte auch keinen Plan. Also ich wusste gar nicht damals, dass ich eine App entwickeln wollen würde oder eine mobil optimierte Website. Ich bin da so quasi reingerutscht. Und dann hatten wir halt das erste spannende Produkt entwickelt, was cool war, aber meiner Meinung nach damals nicht innovativ genug und nicht in die Zukunft gedacht. Das hat einfach den Status Quo ein bisschen besser aufgegriffen. Aber es war meiner Meinung nach kein Produkt für die Zukunft und deswegen habe ich dann Pepper verlassen.
Joel Kaczmarek: Was konntest du mitnehmen? Also haben dir diese Einsichten, diese Milieustudie an der Bar des Puffs geholfen, deine jetzige Zielgruppe an Kunden, also in dem Fall die Männer, auch besser zu verstehen. oder ist das anders?
Pia Poppenreiter: Ja, natürlich alles, was man sieht, beeinflusst einen und das nimmt man halt mit für den Rest seines Lebens wahrscheinlich. Und natürlich hat mich das auch beeinflusst in der Produktentwicklung von Ohlala. Aber ich habe halt einfach gelernt, dass ich glaube, diese Begegnung, diese Intime einfach privat sein sollte. Und das ist für mich Nummer eins, egal was da passiert. Und dass man eigentlich im Zweifelsfall, auch wenn man die Leistung unter anderem vorab versucht zu buchen, dann tatsächlich, man weiß ja gar nicht, was offline passiert. Und ich habe mich halt viel gefragt, gerade auch mit meinem Ethik-Background, inwieweit ist es notwendig, die genaue Leistung verstehen zu müssen? Oder gibt man dem Ganzen einen geschützten Rahmen und sagt, das ist eine Sache, die privat sein sollte, unter den Leuten ist es sehr intim? Und das war so ein bisschen dieses Learning, diesen Raum zu schaffen, rund um das Date und auch diese Privatfähigkeit zu ermöglichen.
Joel Kaczmarek: Ich versuche mir das gerade vorzustellen.
Pia Poppenreiter: Du bist im Bordell, gedanklich.
Joel Kaczmarek: Ja, bin ich wirklich, wenn ich mir gerade vorstelle, wie man dich da versucht abzuwerben. Wäre doch so das Erste, oder? Dass da so eine Puffmutter ankommt und sagt
Pia Poppenreiter: Ja, das Witzige war auch, ich muss nur so lachen, ich sehe mich heute noch sitzen und zwar auch in dem Bordell in meiner Heimatstadt, in meinem Dorf. Ich weiß nicht, haben meine Eltern gesagt, ich gehe heute ins Bordell und schaue mir das an. Und meine Eltern konnten es dann gar nicht glauben. Ich bin halt dann trotzdem hingefahren. Ich hatte an dem Tag, und ich weiß es noch ganz genau, ich hatte so einen schwarzen Rolli an. Und ich war von oben bis unten halt so hochgeschlossen. Im Vergleich zu allen anderen bin ich halt rausgestochen. Ja, bin dann da gesessen, hatte dieses eine oder andere wahnsinnig intensive und krasse Gespräch. Ja.
Joel Kaczmarek: Und man hat wahrscheinlich auch oft versucht, dich mit aufs Zimmer zu nehmen, nehme ich an.
Pia Poppenreiter: Nee, eigentlich eher weniger. Ich hab's dann nicht so ausgestrahlt wahrscheinlich.
Joel Kaczmarek: Bist du mal mit auf so ein Zimmer gegangen mit einer anderen Dame, dass du mal zugeguckt hast, so wie so ein Dokumentar?
Pia Poppenreiter: Also ich hab nicht zugeguckt, aber ich bin ja mit dem Bundesverband, mit den Ladies sehr, sehr eng und hab mir sehr oft sehr viele Dinge erklären lassen. Und unter anderem haben wir auch geholfen, deren SM-Studio zu renovieren. Das war so ein Team-Arbeitsprojekt vor zwei Jahren. Das heißt, da haben wir auch sehr viel Zeit im Studio oder Bordell oder wie auch immer du das nennen möchtest, verbracht. Deswegen finde ich es sehr wichtig, auch die Dinge zu verstehen, wie man sich damit auseinandersetzt.
Joel Kaczmarek: Was ist die Kernmotivation von deinen Kunden? Ist es Einsamkeit? Warum kommen die zu dir? Was für ein Bedürfnis wollen die gestillt wissen eigentlich?
Pia Poppenreiter: Also ich kann da jetzt auch keine pauschale Aussage treffen, aber ich gehe davon aus, dass viele, die Convenience schätzen, Spaß auf Zeit haben zu können, ohne irgendwelche Verpflichtungen angehen zu müssen.
Joel Kaczmarek: Hast du da Personas? Dass du zum Beispiel sagst, reicher Geschäftsmann, Macker, will Druck ablassen, armer, einsamer Typ, wünscht sich eigentlich nur jemanden zum Reden?
Pia Poppenreiter: Ja, wir haben tatsächlich Personas. Das ist ja auch für uns wichtig, wenn wir dann Marketing betreiben, dass wir die Personas definieren.
Joel Kaczmarek: Wie viele gibt es da?
Pia Poppenreiter: Drei oder vier Kernpersonas haben wir schon. Der Geschäftsmann, der Reisende, der, der einsam ist. Natürlich gibt es verschiedene. Da haben wir natürlich auch Namen gefunden. Alter ist ganz lustig.
Joel Kaczmarek: Ja, ich versuche, ich überlege gerade, wie man halt den Menschen, die jetzt so zuhören, mal so diese Atmosphäre und dieses Gefühl durch die Kopfhörer in den Kopf mit reingesetzt bekommt. Also es gibt ja ganz viele bestimmt, der Großteil, die haben ja sowas noch nie erlebt, dass man Geld über den Tisch schiebt und da sitzt jemand, der halt irgendwie auch auf dem Cover vom Playboy irgendwie sein könnte, verbringt mit einem Zeit. Kannst du das irgendwie in Bild packen, wie das so ist? Ich meine, du hast jetzt, du sagst zwar, das ist privat und da mischst du dich nicht ein, aber was ist das für ein Produkt, was du da eigentlich vermittelst?
Pia Poppenreiter: Es gibt nicht diese eine Begegnung, es gibt nicht dieses eine Date. Es ist halt, was die Leute selber draus machen. Es ist halt Spaß auf Zeit gegen Geld. Und wie die Leute es interpretieren, auf was sie sich einlassen, ist ja deren Sache.
Joel Kaczmarek: Hast du nicht eigentlich Sorge, dass so eine Dame dann hinterher dem Herrn ihre Visitenkarte hinlegt und die künftigen Transaktionen gar nicht mehr über euch abwickelt, sondern im Prinzip einen Umweg geht und euch nicht mehr braucht, dass ihr als Marktplatz sozusagen umgangen werdet?
Pia Poppenreiter: Ja, es kommt darauf an, wenn wir uns vom Produkt her weiterentwickeln, dass wir in die Anzahlung gehen rein theoretisch, dann werden wir immer wertvoller vom Produkt, dann gibt es auch wenig Gründe, uns zu umgehen. Aktuell ist es noch kein Problem, was wir halt immer wieder als Feedback geben, ist ja, dass Leute die Abwechslung suchen und selten was Längerfristiges aufbauen wollen. wie zum Beispiel bei Seeking Arrangement oder bei Sugar Daddy, wo du wirklich längerfristige Arrangements suchst. Bei uns ist es eher so diese unkonventionelle Begegnung, Spaß auf Zeit und no-strings-attached oder zumindest nicht längerfristig.
Joel Kaczmarek: No-strings-attached ist bei euch auch wieder ein cooles Wortspiel.
Pia Poppenreiter: Ja, oder schon-strings-attached, ich weiß es nicht.
Joel Kaczmarek: Kannst du eigentlich mal sagen, Frauenquote ist ja immer so ein Thema bei Dating. Wie gut seid ihr da eigentlich aufgestellt? Hast du so irgendwie 1 zu 3, 1 zu 5, 1 zu 7? oder ist das für euch gar nicht so wichtig, weil eigentlich die Frequenz auch eine ganz andere ist als bei klassischem Dating?
Pia Poppenreiter: Wir sind ganz gut aufgestellt. Wir haben ungefähr, also von unseren aktiven Nutzern sind täglich, da kenne ich jetzt auch nicht so eine Pauschale, ne, hängt davon ab. Aber es ist ungefähr so, dass du, wenn du eine Anfrage stellst, dir ziemlich sicher sein kannst, über fünf Bewerbungen auf dem Date zu haben. Also hängt immer erst davon ab, wie lange du voraussuchst. Aber der Marktplatz ist definitiv liquide. Da haben wir kein Problem.
Joel Kaczmarek: Also ich kann es bestätigen. Ich habe irgendwie für vier Tage in der Zukunft gesucht und hatte gleich schon mal zwei und habe es nach zehn Minuten wieder abgebrochen. Meine Frau hat gesagt, piep dir dein Handy mal so.
Pia Poppenreiter: Warum hast du es denn abgebrochen?
Joel Kaczmarek: Ja, weil ich das Prinzip verstanden hatte.
Pia Poppenreiter: Ich hätte auch gucken können, wie viele Bewerbungen du bekommst.
Joel Kaczmarek: Ja, aber den Ego-Schub habe ich, glaube ich, nicht gebraucht.
Pia Poppenreiter: Den Ego-Schub? Hast du ein Profilfoto reingegeben?
Joel Kaczmarek: Nee, hatte ich nicht. Ohne Profilfoto. Ich habe es aber schick klingen lassen. Dann habe ich sozusagen den Preis ein bisschen aufs Mittlere gesetzt. Habe irgendwie gesagt, Steak und Drinks und anschließend irgendwie einen schönen Wein auf dem Zimmer oder sowas in meinem Hotel. Also, dass es eindeutig, aber wertig klingt. Du merkst, ich habe mir Gedanken gemacht, aber es ist nur bis zu einem gewissen Punkt vorangekommen. Du weißt ja auch nicht, was auf den Dates passiert. Kannst du zum Beispiel auch sehen, worüber die Leute so reden? Kriegst du ein Gefühl dafür, was die beschäftigt, wenn die sich mit ihren Dates austauschen?
Pia Poppenreiter: Nee, also was wir sehen können, aber das kann ja auch jede Frau sehen, die ein Profil erstellt hat, ist, was die Erwartung an das Date ist. Das kriegen wir definitiv mit, um ein Gefühl zu entwickeln. Was wir halt ausmessen, ist auch, wie viele Leute Ohlala suchen, Dinner und Drinks. Und Ohlala ist schon ganz weit vorne. Mit dem Augenzwinkern, was auch immer Ohlala heißt. Solche Sachen sehen wir und kriegen mit, ja.
Joel Kaczmarek: Gibt es so Saisonalitäten oder habt ihr so bestimmte Stoßzeiten, um das nächste witzige Wortspiel zu bringen? Was weiß ich, Freitag?
Pia Poppenreiter: Eins nach dem anderen, ne? Ja, eigentlich schon. Also das kriegen wir immer mal mit. Witzigerweise, was ich auch fast schon romantisch und schön finde, in der Weihnachtszeit war es ein bisschen ruhiger, tendenziell. Es ist dann halt nach Weihnachten sofort in die Höhe geschossen. Hahaha. Und unseren All-Time-Rekord an Date-Anfragen hatten wir witzigerweise am 01.01. Da sind wahrscheinlich viele im Bett gelegen und dachten sich, jetzt mal ein bezahltes Date. Ins neue Jahr starten.
Joel Kaczmarek: Ja, kann ich mir aber auch ein bisschen vorstellen. Was ist mit so Wiederkaufsraten? Das ist ja nochmal harte Unit-Economics. Kannst du sowas schon sehen und applizieren, wenn ein Kunde bei euch ist? Wie viele Dates bucht er bei euch? Wie oft kommt er wieder? Was für Frequenzen hat er?
Pia Poppenreiter: Wir haben eine Idee. Und sind sehr zufrieden. Und da kann ich leider noch weniger verraten.
Joel Kaczmarek: Gib mir trotzdem mal irgendwie so ein Gefühl für die Größe eigentlich, die so ein Kunde bei euch hat. Also Customer Lifetime Value wäre eigentlich das typische Thema. Also Baskets hast du ja jetzt eigentlich nicht. Du weißt ja nicht, dass du Einzeldates dich jetzt irgendwie was kosten. Und du kaufst ja eigentlich Geldkontingente. Ein bisschen wie so eine Spiele-App, wo du dann irgendwie, weiß ich, dir einen magischen Zauberstab in der App kaufen kannst. Kannst du sagen, wie viel ihr einem Kunden verdient? Wie profitabel der für euch ist?
Pia Poppenreiter: Ja.
Joel Kaczmarek: Magst du aber nicht.
Pia Poppenreiter: Ja, kann ich dir sagen, aber mag ich nicht drüber reden mit dir.
Joel Kaczmarek: Brauchst du großen Scale bei den Kunden, dass sich das Modell lohnt? Also muss das irgendwie breit sein?
Pia Poppenreiter: Also im Kleinen sind wir profitabel. Na gut, wir haben jetzt auch, muss man auch dazu sagen, die Kosten minimiert und das Produkt halt wahnsinnig optimiert. weil wir relativ viel Zeit hatten zum Nachdenken letztes Jahr. Und nichtsdestotrotz sind wir schon profitabel und das freut uns natürlich sehr. Jetzt ist das Produkt fertig gebaut, seit ein, zwei Wochen. Und jetzt geht es natürlich wieder an die Skalierung.
Joel Kaczmarek: Was habt ihr denn eigentlich gebaut für Systeme? Ihr habt ja eigentlich ein relativ spartanisches System. Also es ist ja nichts Verrücktes, was man da brauchen muss.
Pia Poppenreiter: Genau, es ist eine mobil optimierte Website. Frontend, wir haben Backend, wo wir unsere Nutzer verwalten. Es ist ein Nach vorne raus hoffentlich, wenn du sagst, das Produkt ist sehr simpel und spartanisch freue ich mich, weil ich glaube, das sind die besten Produkte. Ohlala soll in Zukunft auch immer sehr simpel und einfach sein. Es soll den Zweck erfüllen. Und es tut es auch aktuell. Und ich bin dem Freund, das straight to the point.
Joel Kaczmarek: Simplizität ist sehr schwer. Menschen denken immer, simpel ist einfach. Nee, das Gegenteil ist der Fall, glaube ich. Das ist eine valide These von dir. Aber da sind wir ja auch bei einer interessanten Brücke, eigentlich so das Thema Mobile. Also es fällt ja auf, ihr habt keine App. Ihr hattet früher mal diese Ohlala-Stories, was so ein bisschen Content-Marketing war, was dann auf eure Webseite zog. Warum nicht? Ist das irgendwie, dass man im App-Store mit dem Thema irgendwie absegelt, weil Sex nahe? oder was ist da der Grund?
Pia Poppenreiter: Wir haben uns damals entschieden, mal für, also ich bin eine große Freundin von Web-Apps, so muss ich das Gespräch anfangen. Und wir haben uns damals halt entschieden, der sicherste Weg für uns ist, mal eine mobile Website zu entwickeln, mobile optimiert. Aber natürlich haben wir mittlerweile auch eine Desktop-Version. Und da hat unser Denken angefangen, dann hatten wir diese App entwickelt für den App-Store, das unseren Blog featuret. wo wir tatsächlich einen Link rausgeführt haben wieder auf unsere Webseite, um dort einfach auch mal anzutesten, gibt es da Nachfrage, werden wir gesucht, gibt es Downloads? Ist die Nachfrage so groß, dass es sich auszahlen würde, in diese Richtung weiterzudenken? Und wir haben uns halt damals auch wieder entschieden dafür, nein, es nicht zu tun oder nicht nativ zu gehen. Und dann muss man halt überlegen, was sind so ein bisschen die Vorteile von einer nativen App im Vergleich zu einer Web-App? Und können wir die Vorteile für uns nutzen? Zum Beispiel Engagement ist ja ein Riesenthema, mit dem wir uns viel beschäftigen. Bei einer Lativen App hast du natürlich auch mit Push-Notifications viel mehr Möglichkeiten. Wir haben ja auf Ohlala, notifizieren wir unsere User mit SMS und testen ja immer wieder aus, wie viele die Benachrichtigungen ausschalten. Das ist einfach auch relativ viel. Das heißt, man kann auch davon ausgehen, dass bei einer Lativen App auch die Nutzer die Push-Notifications ausschalten. Dann wäre das Argument nicht mehr valide. Und dann das Zweite ist Payment-Abwicklung. Und da fahren wir aktuell mit der Paymentlösung, die wir haben, auch ganz gut. Und es tut sich ja auch viel in dem Bereich Web-Apps. Und ich glaube, es ist auch ein bisschen die Zukunft.
Joel Kaczmarek: Ich meine, jetzt installiert ja keiner mehr richtig Apps. Also eine pro Monat oder eine pro acht Wochen oder so. Plus, ich kann mir schon vorstellen, dass man auf seinem Homescreen jetzt nicht unbedingt so ein rosanes Ohlala haben will und die Frau fragt dann, was ist das eigentlich? Oder man sitzt beim Mittag und kriegt so einen Push. Also Kann ich mir schon vorstellen. Wie geht ihr denn aber eigentlich hin?
Pia Poppenreiter: Und wir haben auch, muss man auch dazu sagen, wir haben einen signifikanten Anteil an Nutzern, die die Seite halt auf Desktop benutzen. Hat folgenden Hintergrund, weil viele Frauen relativ viel schreiben müssen und es unter Umständen sehr anstrengend sein kann auf dem Handy. Und viele dann die Desktop-Version durchaus schätzen.
Joel Kaczmarek: Verstehe. Wie ist denn so die Quote im Mobile zu Desktop?
Pia Poppenreiter: Also über die Jahre gesehen ist es circa 55% Mobile, so 40% Desktop und der Rest ist Tablet. So ein Dreherum.
Joel Kaczmarek: Und wie geht ihr hin und gewinnt einen Nutzer? Also wie muss ich mir so einen klassischen Lead-Einkauf eigentlich vorstellen? Wie kriege ich den?
Pia Poppenreiter: Wir haben verschiedene Sachen getestet natürlich und alle konventionellen Kanäle bis auf Facebook angetestet. Von Google AdWords bis über Plakatwerbung bis über PR. Also PR funktioniert ja immer super bei uns. Wir haben auch Tests gestartet auf Pornoseiten. Also wir haben alles durchgetestet, um zu gucken, was geht. Und haben da schon die ersten spannenden Learnings gemacht.
Joel Kaczmarek: Jetzt bist du mir über eine Antwort schuldig geblieben, was denn gut funktioniert. Facebook zum Beispiel offensichtlich gar nicht. Das hast du gleich von vornherein ausgeschlossen.
Pia Poppenreiter: Ne, wir haben es mal probiert, aber ich habe ja irgendwie sehr strikte Richtlinien, was konventionelle Datingseiten angeht. Und dann noch viel mehr bei uns. Deswegen ist es nicht so die Option. Google AdWords hat es ganz gut funktioniert für uns.
Joel Kaczmarek: Out of Home ist, hätte ich jetzt gedacht, ist zu teuer eigentlich. und TV und solche Geschichten. Du meintest, ihr habt auch Poster getestet?
Pia Poppenreiter: Ja, ne, es war nicht zu teuer.
Joel Kaczmarek: Ne? Ne. Okay. Mein Gedanke war auch, dass ich mir vorstellen könnte, dass PR in Kombination mit Google sehr so ganz gut zieht. Also wenn hier immer so ein Noah-Escort geht, ist das ja ein Media-Budget, unpaid.
Pia Poppenreiter: Ja, das hat mich ja 200 Euro gekostet.
Joel Kaczmarek: Und was hat es an vermittelten Dates gebracht oder so, muss man ja fragen.
Pia Poppenreiter: Ja, die Nutzerzahlen sind auf jeden Fall explodiert.
Joel Kaczmarek: Sind solche Events für dich eigentlich ein spannender Kanal, um irgendwie Escort-Themen, Entschuldigung, nicht Escort-Themen, bezahlte Date-Themen zu promoten?
Pia Poppenreiter: Ja, schon. Also wir werden auch in diese Richtung wieder denken, einfach um das Thema auch in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Und das finde ich ja, ohne da jetzt lange drüber zu reden, ob was jetzt bei Escort-Gate passiert ist, finde ich es ja immer toll, wenn dieses Thema Paid Dating, das eh immer omnipräsent ist, dann auch mal diskutiert wird.
Joel Kaczmarek: Mhm.
Pia Poppenreiter: Und da gibt es sicher nochmal die eine oder andere Möglichkeit, wie wir das in die Mitte der Gesellschaft rücken können und werden da auch in Zukunft die Chancen ergreifen, das zu tun.
Joel Kaczmarek: Also ich kann es ja mit einem kurzen Satz mal wiedergeben. Also Noah, großes Internet-Event, dort gab es irgendwie eine Party. Du bist da mit mehreren Mitarbeitern hingegangen, wo dann hinterher irgendwie so das Thema war, das sind ja alles Escorts und die baggern die Leute so aggressiv an und ein kleines Skandälchen, wo sich die Szene drüber aufgeregt hat. Lustigerweise deutsche Startups relativ aktiv. Da habe ich gestaunt, da hat Hüsing echt mal einen rausgeholt. Das scheint ihm irgendwie, vielleicht hast du was getriggert bei dem, oder?
Pia Poppenreiter: Ich weiß auch nicht, was da war. Aber ich war da selber nicht auf der Konferenz am Abend.
Joel Kaczmarek: Auf der Party. Ich muss auch sagen, dann kamen hinterher so die Dementis von Springer und Noah und wir haben das nichts gewusst und das wollten wir nicht und das geht gar nicht. Ich finde das eigentlich total okay, wenn man das macht, sondern auch zu stehen, war so mein Gedanke. Also finde ich viel ehrlicher zu sagen, ja, das haben wir gemacht, weil das geil ist. Man hätte dann den zweiten Weg auch noch machen sollen. Wir haben auch noch irgendwie halbnackte Kerle eingeladen, damit die Ladies auch ihren Spaß haben. Ja, genau.
Pia Poppenreiter: So nicht anders.
Joel Kaczmarek: Das fände ich auch ein bisschen ähnlich, ja.
Pia Poppenreiter: Ja, deswegen habe ich dann ja drauf gegenüber von der Noah eine Party gemacht, um zu zeigen, wie es ich machen würde, wenn ich eine Party veranstalte. Ich glaube, die Mischung macht's. Ich finde, es war eine ganz witzige Party und die, die da waren, haben es, glaube ich, auch ganz lustig gefunden.
Joel Kaczmarek: Hast du mal generell ein Problem, an Nutzer zu kommen? Ist das sehr teuer? Weil so Sex-Themen ist ja eigentlich immer so, wenn du jetzt AdWords schaltest, stelle ich mir das ja latent teuer vor, weil du halt mit den ganzen Porn-Sites und dann hast du noch die ganzen Sex-Shops vielleicht hier und da. Oder ist das gar nicht so?
Pia Poppenreiter: Ne, wir drehen uns um einen CPA von 10 Euro, der ist jetzt nicht optimiert und ich glaube, da ist noch einiges an Spielraum nach unten und daran werden wir jetzt in Zukunft arbeiten oder dieses Jahr gerade.
Joel Kaczmarek: Was ich dich ja noch gar nicht gefragt habe, ist, wo seid ihr denn eigentlich aktiv? Also wenn jetzt hier die Leute schon die ganze Zeit hecheln, wo kriege ich hier ein Date her? In welchen Städten, Ländern kann man sich das mit euch schon buchen?
Pia Poppenreiter: Also aktuell sind wir in Deutschland. Wir sind noch immer in unseren sieben Städten. Fokus war ja letztes Jahr Produktfertigstellung. Das ist jetzt erledigt und jetzt geht es wieder an die Skalierung. Das heißt, wir werden in den nächsten Wochen Deutschland final abdecken und in weitere Städte rausrollen. Wir wissen ja ungefähr, wie es geht schon. Und dann werden wir jetzt als nächstes Land Österreich angehen.
Joel Kaczmarek: Gut, Dach ist immer relativ naheliegend. Hast du so Probleme, wenn du gen Osten gehst? Also ist eigentlich so Deutschland, Österreich dann auch schon Schluss, weil irgendwie Polen, Tschechien und Co. sozusagen so niedrige Preispunkte haben auch. oder ist das eine Fehldenke?
Pia Poppenreiter: Naja, wir gucken uns halt an, also wir haben ja durch den Presseauftritt gucken wir uns halt an, welche Länder Sinn machen und welche Städte für uns spannend sind und wo wir glauben, dass wir relativ schnell erfolgreich sind und den Markt wiederkriegen. Und da gucken wir halt eher in die Richtung Großbritannien oder Italien, Spanien.
Joel Kaczmarek: Skandinavien, Frankreich?
Pia Poppenreiter: Frankreich weiß ich noch nicht so, aber auch. Also eher in diese Richtung als in die andere.
Joel Kaczmarek: Und jetzt habe ich auch schon angedeutet, ihr wart mit eurem ersten Anlauf sogar schon mal in den USA live, irgendwie in New York, wo du denkst, okay, von den alten Brettern, die man sich bohren kann, hast du gleich mal irgendwie das Teakholz genommen in einer relativ dicken Stärke. Was war da der Hintergrund, die Erwägung und warum seid ihr rausgegangen?
Pia Poppenreiter: Wir wollten es halt wissen. Also für uns ist es ja auch entspannend, in Länder zu gehen, wo es tricky ist. Und da haben wir uns natürlich gleich das schwierigste Beispiel ausgesucht. US und New York. Und wir waren da einfach sehr ambitioniert, das Produkt dort zu testen und zu lernen. Und es hat einfach auch hervorragend funktioniert in New York. Es war mit Abstand die beste Stadt, die wir jemals hatten. Das haben wir dann bewiesen und haben es gelernt. Und dann haben wir uns aus strategischen Gründen entschieden, während den Verhandlungen damals zum MBO aus New York zurückgezogen.
Joel Kaczmarek: Also Management Buyout, du hast deine eigene Firma zurückgekauft, da kommen wir später nochmal zu.
Pia Poppenreiter: Ja, das stimmt.
Joel Kaczmarek: Okay, also du hast sozusagen strategisch, inhaltlich zu viel Stress gehabt, aber wirtschaftlich wäre das eigentlich stark logisch, das da zu tun.
Pia Poppenreiter: Ja.
Joel Kaczmarek: Aber ist USA nicht auch so ein bisschen problematisch? Gefühlt hat dort jeder andere Bundesstaat wahrscheinlich ein leicht anderes Gesetz.
Pia Poppenreiter: Ja, das stimmt, absolut. Aber wir hatten ja dann auch damals Legal Opinion, wir hatten Compliance und haben uns weitestgehend abgesichert, dort sauber zu sein und sauber zu bleiben. Und wir hatten damals auch, obwohl wir einen relativ starken Medienauftritt hatten, also produkttechnisch oder legal technisch keine Probleme mehr. Und das war mal ein cooles Learning. Also auch sehr früh, sehr aggressiv dorthin zu gehen.
Joel Kaczmarek: Wolltest du das oder war das so ein typisches Investoren-Ding, dass die da ihr Cash reinsenken und sagen, jetzt müssen wir hier Scale kriegen und schwingen die Haxen, fahr rüber und bring den Markt an den Start?
Pia Poppenreiter: Natürlich wird man immer inspiriert von Investoren, was man denn tun sollte. Am Ende des Tages, die Entscheidung treffen dann schon die Gründer. Also keiner kann uns zwingen, Dinge zu tun, von denen wir nicht überzeugt sind. Aber natürlich war der Ehrgeiz der Investoren auch da, relativ schnell zu gucken, was geht.
Joel Kaczmarek: Mhm. Was ich mich noch so ein bisschen frage oder was ich so versuche, irgendwie auch mal so ein Gefühl für zu kriegen ist, wie groß ist denn eigentlich dieser gesamte Markt für das Thema? Also was schätzt du, wie groß der Markt für dein Thema insgesamt ist? Bezahlte Dates, Escort-Markt, auch wenn du es nicht so nennen willst, hast du da irgendwie so eine
Pia Poppenreiter: Ich sage ja immer, oh la la, siedle ich oder wir zwischen konventionellen Dating-Seiten an, das ist ein Milliardenmarkt, ein paar Milliarden, und Escort-Markt. Wenn es ein Escort-Markt wäre, ist es halt auch schwierig, zahlenmäßig zu erfassen, weil wenn man offiziellen Zahlen glaubt und man guckt sich dann den Sex-Arbeitsmarkt an, also offiziellen Zahlen ist auch wieder alles relativ, weil angeblich werden in dem Bereich 14 oder 15 Milliarden in Deutschland jährlich umgesetzt. Wenn man offizielle Zahlen anguckt, dann ist es ein 186 Milliarden Markt, kann aber irgendwie nicht hinkommen, weil es ist ja simple math, wenn allein in Deutschland mit 14 Milliarden oder 15 umgesetzt werden sollen, dann müsste es ja weitaus höher sein, die Zahl, wenn man an der global scale schaut. Es ist schwierig, den Markt zahlenmäßig festzumachen, um ehrlich zu sein. Ich weiß es nicht, wie groß er sein kann, aber ich glaube, ziemlich groß.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, vor allem gut ist ja auch noch Außenumsatz. Also bisher hast du ja eher transaktionsbasierte Einnahmen. Also von daher, das ist vielleicht gar nicht so ein sauberes Bild. Ich will natürlich mit dir jetzt so rüberrobben zu dem ganzen Thema Investoren, für wie VC-tauglich du das Thema hältst. Weil als du früher dieses Pepper gemacht hast, was jetzt zugegebenermaßen noch eine Oktave härter war, was den Sex gerade angeht, meine ich bei dir vernommen zu haben, dass das halt schwer finanzierbar ist. Gefühlt würde ich das auf dein jetziges Thema auch ein Stück weit attestieren, oder liege ich da falsch?
Pia Poppenreiter: Ich glaube, jeder, im Fundraising generell, ist bewusst, mit welchem Produkt. Das Schöne ist ja, mittlerweile bin ich das entspannter, weil wir einfach auch Geld verdienen. Und es ist ein unheimlich entspanntes Gefühl, zu sehen, dass da jeden Tag Geld reinkommt in die Kampagne und nicht nur rausgeht. Und da hat mir da so ein bisschen Luft gemacht. Und muss mal gucken, wie viel Geld nötig ist und wie viel man aus dem Cashflow heraus finanzieren kann.
Joel Kaczmarek: Aber ich habe bei dir auch gelesen, es ist ein schöner Spruch, weniger Fundraising, mehr Produkt. Ich glaube, das täte vielen Leuten gut. Ist das so ein bisschen ein Mantra von dir geworden?
Pia Poppenreiter: Ja, auf jeden Fall. Das habe ich auf eine ganz harte Art und Weise Tour gelernt. Ich würde jetzt eigentlich mal da ein bisschen dieses ganze Startup-Fundraising-Konzept kritisieren, weil ich habe das Gefühl, ich war zweieinhalb Jahre im Fundraising-Modus. Wenn du gerade ein Produkt hast, mit dem du das Wachstum vorfinanzieren möchtest, weil du einfach noch nicht weißt, wo die Hebel sind, wo du ansetzen kannst zur Monetarisierung, ist es halt einfach so, dass das Gründerteam oder zumindest ich als CEO maßgeblich damit beschäftigt war, die Liquidität der Company zu sichern. Und ich finde es ja auch eigentlich unnötig, weil du hast ja dann eine Angel-Runde, dann hast du eine Seed-Runde, dann hast du vielleicht noch eine Seed-Extension, weil du die Ziele noch nicht für die Series A erreicht hast, dann hast du eine Series A, dann hast du eine Extension, vielleicht nochmal eine kleine Bridge, dann hast du eine Series B. Und dann machst du ja nichts anderes, wie irgendwie zu versuchen, Geld zu organisieren, was ja extrem stressig ist. Und dann versuchst du natürlich auch immer die Performance und deine ganzen Ziele dahingehend zu optimieren, dass du es halt so möglichst spannend gestaltest für die Investoren, die dann reingehen. Das heißt, du bist ja überhaupt nicht mehr zielgetrieben, was das Beste wäre für die Company, sondern du richtest dich nach deinen Investoren aus. Und ich glaube, das ist ein riesen, riesen Fehler. Dann, finde ich, habe ich halt relativ viel meiner Zeit verschwendet für Vertragsverhandlungen in allen möglichen Runden. Also ich denke mir, was habe ich mit Angel-Investoren über Bewertungen diskutiert, dann Miete bei der Seed-Runde, bei der Seed-Extension, bei der Series A. Und dann im Nachhinein gesehen haben wir halt viel gerne an Anwälte gezahlt. Also dann denke ich mir halt so, waste of money, waste of time und es hat der Company halt nichts gebracht. Zero.
Joel Kaczmarek: Was ist die Lehre? Wie würdest du es jetzt anders machen?
Pia Poppenreiter: Naja, ich würde größeren Schluck Geld nehmen, um in Ruhe Dinge bauen zu können, ohne mir halt alle drei oder alle sechs Monate um Geld Sorgen zu machen.
Joel Kaczmarek: Aber ist das so einfach? Man sagt ja immer, das VC liegt auf der Straße ein Stück weit. Also viele wollen ja investieren, aber ist das so einfach, große Beträge einzusammeln?
Pia Poppenreiter: Naja, einfach ist es nie. Ich glaube, man muss halt auch immer ein bisschen Glück haben, auf die richtige Person zu treffen. Bei VCs ist es ja so, dass wir oft kategorisch ausgeschlossen werden, weil wir einfach ein schwieriges Modell haben. Auch wenn sie wollen würden, weil wir einen spannenden Business Case haben und tolle Unit Economics, gar nicht investieren können oder dürfen.
Joel Kaczmarek: Okay, aber dann bist du ja eigentlich trotzdem wieder in diesem Crunch drin. Also musst du eigentlich auf Angels gehen, dann musst du eine höhere Anzahl haben, wenn du viel Geld haben willst. Damit steigt wieder ein Risiko, dass du irgendwen hast, der irgendwie dir Stress bereitet oder du bist mit dem nicht auf einer Wellenlänge. Also ich versuche natürlich jetzt auch für Gründer, die zuhören und genau so ein Problem haben wie du. Wir haben irgendwie vielleicht was identifiziert.
Pia Poppenreiter: Ja, also im Nachhinein gesehen würde ich halt immer gucken, dass man so früh wie möglich anfängt, das Geschäftsmodell fertig zu bauen und anfängt, Geld zu verdienen. Also ich glaube, im Nachhinein gesehen, vielleicht habe ich mir wirklich auch mit der Monetarisierung zu lange Zeit gelassen, weil ich dachte, es wäre einfacher, Geld zu organisieren und an Geld zu kommen. Also ich finde halt, im Kern ein tragfähiges Geschäftsmodell zu haben, ist mal absolut sinnvoll, weil on the fly dann irgendwann nochmal ein Geschäftsmodell draufzusetzen, ist einfach ultra schwierig, wenn rechts, links, vorne, hinten, überall Feuer. Dann nochmal die Ruhe zu haben und sich auf Produkt zu konzentrieren, ist einfach meiner Meinung nach ziemlich schwierig.
Joel Kaczmarek: Lass uns doch mal ein bisschen in deine Historie gehen. Also du hast ja auch ein paar Business Angel, die bei dir investiert waren. Also darunter war zum Beispiel einer der Mitgründer von Moviepilot. Dabei war der Max Finger. Den kennt man aus der Co-Gründung von Alando damals. Du hattest den Lowoo-Gründer Benjamin Buck. Also das war so dein Line-Up an Leuten. Wie bist du an die gekommen? Hast du die irgendwie strategisch ausgesucht? Wie läuft sowas ab?
Pia Poppenreiter: Also ging eigentlich fast alles über Netzwerk. Ben Kubota fand ich halt spannend. Der war CPO vom Moviepilot damals. Der hat sehr viel Produktentwicklungserfahrung. Der war in der ersten Stunde der Bahn, hat uns sehr geholfen bei der Konzeption. Max Finger ist ein unfassbar guter Investor. Auch heute würde ich das noch über ihn sagen. Der kam auch über ein Netzwerk und der hat uns einfach extrem viel unterstützt, gerade bei den Verhandlungen. Ben Barg haben wir uns damals eigentlich auch entschieden, weil es für uns strategisch sinnvoll war, möglichst nah an der Dating App ranzukommen und da einfach viel lernen zu können von Ben. Und zum Beispiel David, der ist ja nicht nur, dass er diese Bildungsfondsgeschichte da gemacht hat, fanden wir unter anderem spannend, weil er Lottoland gemacht hat und sich eigentlich dachten, dass wir uns da viel lernen können, was Regulierung angeht. von Märkten. So mal ein bisschen die Grundgedanken.
Joel Kaczmarek: Okay, dann hat es aber irgendwann geknallt. Also man merkt, ihr seid ja jetzt nicht mehr alle miteinander verbandelt.
Pia Poppenreiter: Mit dem einen oder anderen schon noch durchaus. Da gibt es auch immer regelmäßige Updates. Aber nicht mehr mit jedem.
Joel Kaczmarek: Ich kenne das ja, wenn man in so eine Krise schlittert und sich dann auseinanderdividiert, dann unterschreibt man ja meistens auch irgendwelche Anwaltspapiere, dass man irgendwelche Sachen nicht mehr sagen und machen darf und so. Deswegen lege ich jetzt mal vor in der Annahme, dass du vielleicht das ein oder andere nicht so sagen kannst. Aber was ich damals mitgeschnitten habe, war, dass ihr in eine Krise geschlittert seid, weil euch irgendwie das Cash ausging, was teilweise wohl damit zu tun hatte, dass einer eurer Angel seine Tranche nicht mehr zahlen konnte. Und der zweite Punkt war, dass über euch zu lesen war, dass anscheinend der Benjamin Buck, also der Gründer von Luwu, einen Freund hat, der eure Seite relativ direkt nachgebaut hat. Also kann man irgendwie im Netz zu nachlesen, dass das so gekommen sein soll. Das ist, was sich mir im Prinzip präsentiert hat in Informationen, sei mal dahingestellt, wie richtig das ist. Kannst du das mal kommentieren, wie es dir da so ging in der Zeit und wie du damit so was umgegangen bist, wenn einem so was um die Ohren fliegt, was tut man dann, wie fühlt sich das an?
Pia Poppenreiter: Also ich glaube, keine Worte würden dem gerecht werden, wie sich das anfühlt. Es gibt ja immer zwei Wege, darüber nachzudenken und ich versuche, das positiv zu sehen. Prinzipiell egal, was passiert ist, bin ich jedem investor dankbar, der tatsächlich dann auch Geld überwiesen hat. Es war Geld, mit dem wir arbeiten konnten und gewisse Dinge aufbauen konnten. Und da bin ich auch dankbar dafür und ich sehe es gar nicht anders. Und alles andere, was da noch passiert ist, an den unglaublichsten Geschichten, bin ich auch dankbar drum, weil ich einfach richtig viel gelernt habe. Und das war relativ früh in meiner Karriere und da wirklich auch quasi mit allem Wasser gewaschen worden bin. Ich sehe das als Learning und am Ende des Tages hat der MBO funktioniert. Das heißt, ich konnte alle Gesellschafter rauskaufen. und somit halt eine Fortführungsprognose für die Company zu entwickeln. Und es ist ja auch meine Aufgabe als CEO, Fortführungsprognosen für die Firma zu entwickeln, dass die weitergeführt werden kann. Und ich dachte halt auch damals, Ohlala hat eine Daseinsberechtigung, das Produkt funktioniert und ich werde alles tun, damit ich halt die neuen Rahmenbedingungen schaffe, dass die Company halt wieder weitergehen kann.
Joel Kaczmarek: Geht es in solchen Situationen, wenn man sich mit Investoren verstreitet und wenn irgendwie Probleme bestehen, ist das eigentlich noch ein rationales Thema? oder geht es da eher so auch um Gefühl, Ego, Ansehen, beleidigt sein? Hast du da was daraus gelernt?
Pia Poppenreiter: Ja, super viel. Also es geht ja dann, also um Rationalität ging es bei uns alle lange nicht mehr. Das Problem ist halt, es waren einfach ungünstige Umstände, warum wir da waren, wo wir waren und warum die Fronten so verhärtet waren. Da hat jeder zu seinem Teil beigetragen. Ich habe dann auch immer wieder versucht, eine gewisse Rationalität, soweit es auch ging, in diese ganzen Gespräche reinzubringen. Was halt einfach auch schwierig ist, wenn die Fronten mal richtig krass verhärtet sind. Aber im Endeffekt haben wir halt um eine Company mit null Mitarbeitern und null Euro Umsetzung verhandelt und das über ein Jahr. Also kann mir keiner sagen, da ging es ums Geld. Und vor allem, weil ich ja sehr, sehr lange um diesen MBO verhandelt habe, das ist ja noch immer am Ende des Tages der beste Deal für alle Investoren. Also die haben ja noch ein kleines Happy Face, wenn ich erfolgreich bin, sind die auch erfolgreich, wirtschaftlich erfolgreich. Deswegen war das auch der beste Deal für alle im Vergleich zu einem wirtschaftlichen Totalschaden.
Joel Kaczmarek: Jetzt hast du ja gesagt, MBO, Management Buyout, also du hast deine Firma zurückgekauft. A, wie hast du das gemacht? Wo kriegst du denn in so einer Situation dann die Patte für sowas her? Und B Warum? Hättest du auch einfach sagen können, fährst das Thema runter, Insolvenzanmeldung, zack, bumm, Haken hinter, machst das gleiche nochmal neu mit neuer Firma, neuem stressfreien Setting.
Pia Poppenreiter: Ja, also Insolvenzanmeldung ist ekelhaft. Wenn man der Insolvenzanmeldung Wochen und Monate lang ins Auge sieht, dann befasst man sich auch damit. Also alle sagen mal, oh, dreh die Company zu, Insolvenzanmeldung, easy peasy, fang halt nochmal neu an. Also es ist ein ekelhafter Prozess und vor allem bist du dann schon in einer Phase, wo du eh schon sehr negativ bist, weil Dinge nicht funktioniert haben und dann musst du dich halt mit dem Insolvenzverwalter auseinandersetzen. Also das ist ein sehr, sehr anstrengender Weg. Ich glaube, Insolvenzanmeldung ist nicht der beste Weg, Dinge zu beenden. Aber nichtsdestotrotz habe ich deswegen weitergemacht, weil wir einfach noch nie diskutiert hatten, dass das Produkt nicht funktioniert oder die Leistung an sich der Gründer, was Produktarbeit anging. und auch sehr viel Gedanken gemacht zur Konzeption von der Marke und wie wir das generell aufbauen. Wir oder Thorsten und ich, wir konnten das einfach halt so nicht abschalten. Das heißt, wir haben halt dann die Kosten optimiert aufs Minimalste und den Aufwand und das halt selbst querfinanziert. Also während der Verhandlungen habe ich auch dann versucht, dich aufzubauen. Dann hast du ja relativ viel Zeit. Und dann habe ich auch Consulting gemacht und habe von rechts nach links querfinanziert, um halt die Serverkosten und die laufenden Kosten decken zu können. Und so ging das. Und die Verhandlungen war auch, weil ich halt viel Unterstützung auch von Anwälten bekommen habe, die mir da unter die Arme gegriffen haben. Und ja, da gab es dann noch eine Handvoll weniger, aber doch sehr wertvoller Leute, die mich da in der Phase unterstützt haben.
Joel Kaczmarek: Und wo hast du das Geld hergenommen für so einen Rückkauf? Hast du einen Kredit aufgenommen oder wie läuft sowas dann? Oder ist eine Firma mit null Mitarbeitern und null Umsatz jetzt eh nicht so der Eck, das zurückzukaufen?
Pia Poppenreiter: Ja, also billig ist nichts. Man muss ja dann die Verträge ausgestalten. Das ist ja auch der größte Kostenblock, die Anwälte. Genau, und dann konnte ich das teilweise querfinanzieren mit Consulting, größtenteils.
Joel Kaczmarek: So, wenn ich jetzt in deine Gesellschafterliste gucke, was ich immer tue, dann sehe ich, dass da eine Seed & Foster GmbH, wenn ich mich nicht täusche, partizipiert ist, wo der gute Robert Bukwitsch hintersteckt. Also hier unser gemeinsamer Vermieter, der Macherfinder RENT24. Als jemand, der dich jetzt auch wirtschaftlich unterstützt, wie kam es dazu, wie erwägst du das, wie geht es jetzt für dich weiter?
Pia Poppenreiter: Ja, also Robert und ich sind sich ja über den Weg gelaufen und er hat mich ja die letzten Monate und das letzte Jahr sehr, sehr viel unterstützt. Wir haben sehr gut zusammengearbeitet und es funktioniert einfach sehr, sehr gut. Und wir werden auch in Zukunft weiter zusammenarbeiten. Er war auch einer der wenigen Menschen, die da wirklich tatsächlich hinter mir gestanden sind und da bin ich auch unglaublich dankbar.
Joel Kaczmarek: Es heißt ja auch, dass du irgendwie gerade wieder ein Fundraising zumindest vorbereitest, flüstert man so, du bist also noch nicht geheilt.
Pia Poppenreiter: Ne, ja, also es geht wieder von vorne los.
Joel Kaczmarek: Warum machst du das? Ist das so Getting Scale oder was ist der?
Pia Poppenreiter: Genau, also um einfach wieder schneller wachsen zu können und ein bisschen Druck drauf zu kriegen, schneller skalieren zu können, geht es wieder noch von vorne los.
Joel Kaczmarek: Okay, und dann muss ja meine abschließende Frage jetzt lauten, wenn es wieder von vorne losgeht und ich von dir gelesen habe, dass so Product Market Fit von euch noch nicht da ist und dass ihr noch viel tun wollt.
Pia Poppenreiter: Also mittlerweile schon.
Joel Kaczmarek: Okay, aber ich habe so das Gefühl, ihr seid trotzdem noch in der Findung bei einzelnen Features und Konzeptionen. Also wo geht denn die Reise für euch noch hin? Was planst du noch?
Pia Poppenreiter: Also diese nächsten Wochen werde ich mich auch noch um Produkt kümmern, um Produktentwicklung und dann wieder Expansion und Skalierung. Und da geht es jetzt hin. Wir haben ja schon ein tragfähiges Geschäftsmodell, auch wenn es noch nicht optimal ist und auch wenn wir es noch ausbauen wollen, verdienen wir de facto gut Geld damit. Kann man wieder von vorne loslegen.
Joel Kaczmarek: Hervorragend. Ein besseres Schlusswort hätte ich doch gar nicht finden können. Dann danke ich dir ganz herzlich für deine Zeit und wünsche dir dafür natürlich viel Glück. Hast du dir verdient, glaube ich.
Pia Poppenreiter: Danke. Hey!