Votebase: Ermöglicht die Blockchain digitales Wählen?

3. Dezember 2021, mit Joel Kaczmarek

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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital kompakt und heute wird's politisch. Wir reden nämlich über Wählen. Nein, nicht über irgendwelche Bundestagswahlen, die hinter uns liegen, sondern über Wählentechnologie. Und zwar habe ich mir heute ein junges Startup zur Brust genommen, das den schönen Namen Votebase trägt. Und zwar war es so, Marcus Diekmann, mein Freund und Mit-Podcaster, meinte, Joel, ich habe da in etwas Spannendes investiert, zusammen mit Stefan Hamann von Shopware und Manuel Neuer. Das ist so ein kleiner Torwart in so einem kleinen Fußballverein, kenne nicht so viele, aber ist ein ganz netter Typ. Und die machen was ganz Spannendes, nämlich Wahlen digitalisieren auf Basis der Blockchain. Da dachte ich, alles klar, das muss ich mir aber mal angucken und anhören. Normalerweise haben wir ja hier Startups, die eher schon reifer sind, weil wir ein Proof of Concept wollen, von dem wir was lernen können. Aber das Thema Wahlen und Digitalisierung erschien mir so spannend, dass ich gesagt habe, da möchte ich mal ganz früh unter die Haube schauen. Und deswegen ist es mir gelungen, neben dem lieben Marcus Diekmann, auch Stefan Hamann von Shopware zu gewinnen, sowie Payman Supervizer. Und ja, er heißt wirklich so, ich habe es bei LinkedIn geprüft. Er trägt den schönen Namen Supervizer als Nachnamen von Votebase, dass wir über das Unternehmen mal reden und wie sie denn die Digitalisierung in den Bereich der Wahlen bringen wollen. That being said, die drei Gentlemen, heute mal eine Sausage-Party. Schön, dass ihr da seid. Herzlich willkommen.

Marcus Diekmann: Moin.

Payman Supervizer: Moin.

Joel Kaczmarek: Gut, Payman, fangen wir mit dir doch mal an. Wenn du deiner Großmutter erzählen musst, was Votebase genau macht, wie tust du das?

Payman Supervizer: Ich versuche es mal einfach auszudrücken. Im Prinzip, da Wahlen für alle digital ermöglichen, über digitale Medien, über das Handy, über den Computer.

Joel Kaczmarek: Und was ist die technische Basis dessen? Also man sagt ja dann immer, oh weia, das kann gehackt werden und weiß ich nicht, wie prüfe ich, ob ich auch die richtige Stimme abgegeben habe und und und. Also Sicherheit ist ja ein großes Thema, da kommen wir später ganz viel zu, aber was ist so der technische Unterbau dessen?

Payman Supervizer: Wir setzen natürlich auf Blockchain-Technologie, das ist ja aktuell so eines der fälschungssichersten Systeme, die wir so aktuell draußen haben. Natürlich wiesen da auch noch weitere Faktoren mit ein, aber so zusammengefasst kann man sagen, dass das grundsätzliche Konzept so aufgesetzt ist, dass wir Wahlen mit sehr hohen Sicherheitsanforderungen so digitalisieren möchten.

Joel Kaczmarek: Erklär das mal genauer. Also viele Menschen kennen ja jetzt durch Bitcoin die Blockchain schon. Also eine dezentrale Datenbank, wo man irgendwie Einträge auf mehreren Servern gleichzeitig vornimmt. Also die gleiche Datenbasis gespiegelt auf zahlreichen Jetzt erkläre ich es selber. Guck mal, das sind immer die idiotischen Moderatoren, die ihre Fragen selber beantworten. Mach du das mal. Du kannst das bestimmt besser.

Payman Supervizer: Ja, du hast ja eigentlich ganz gut zusammengefasst. Öffentliche Datenbank, die jeder bei sich trägt, durch verschiedene Verifizierungskanäle dann verifiziert wird und bestätigt wird. Somit ist das Ganze letztendlich fälschungssicher. Also wenn ich das Ganze fälschen wollen würde, müsste ich theoretisch gesehen jede Datenbank Zur selben Millisekunde hacken und die Datei dann umändern, was allein durch Latenzen natürlich nicht möglich ist.

Joel Kaczmarek: Und wie muss ich mir den Prozess vorstellen? Also wie wäre dann so eine Wahl? Vielleicht Visionen habt ihr, ihr steht ja noch ganz am Anfang. Muss ich dann trotzdem noch in ein Wahlbüro gehen und da stehen Computer und ich tippe was ein oder kriege ich einen Brief nach Hause, mache es an meinem Heimcomputer? Was ist so bisher eure Vision, wie Wahlen dann aussehen werden?

Payman Supervizer: Das soll ganz sinnvoll sein. simpel und ganz einfach sein und wirklich für jeden umsetzbar sein. Das heißt, auf ein mobiles Gerät, ein Smartphone zum Beispiel, lädt man sich die App runter und dann sind das wirklich vier einfache Schritte. Man wählt die Wahl aus, an der man sich beteiligen möchte, zu der man berechtigt ist. Es gibt beispielsweise jetzt bei der Bundestagswahl die Erststimme, Zweitstimme ab, bestätigt das Ganze und dann ist das Thema abgeschlossen. Und dann hat man noch eine Art Verifizierungscode, den man nutzen kann, um hinterher nochmal genau zu prüfen, ob die Stimme auch wirklich so eingegangen ist, wie man sie abgegeben hat.

Joel Kaczmarek: Weil das wären so die nächsten beiden Fragen, die mir kommen, bevor wir dann vielleicht auch mal eintauchen, wie ihr euch kennengelernt habt, warum man da mal rein investiert etc. Also die erste Frage ist, wie stellst du sicher, dass derjenige, der die Stimme abgibt, auch derjenige ist, dem sie gehört? Und das zweite Element, wenn die Blockchain doch transparent ist und jeder sehen kann, was da drin steht, woher weiß ich dann nicht, was mein Nachbar gewählt hat, weil der Name da in der Datenbank steht?

Payman Supervizer: Erstmal haben wir ganz viele Authentifizierungsmechanismen, auch Multifaktor-Authentifizierungsmechanismen, die wir integriert haben in die Applikation. Das heißt, es wird mehrfach überprüft, ob es sich wirklich um diese Person handelt. Und wir stellen auch sicher, dass pro Person wirklich dann nur diese eine Stimme vergeben werden kann. Und hinterher haben wir einen Hash-Wert generiert, der wird komplett random erzeugt, sprich Buchstaben-Zahlen-Wert, den jede Wählerin, jeder Wähler individuell bekommt. und der mit auf die Blockchain geschrieben wird. Das heißt, dieser Wert enthält keine personenbezogenen Daten, kann auch hinterher nicht mehr gebrochen werden, sollte dieser rauskommen. Aber die Wählerin, der Wähler kann dann hinterher genau prüfen, okay, ist meine Stimme so eingegangen? Und das ist dann öffentlich auf der Blockchain.

Joel Kaczmarek: Okay, also ich kann quasi nicht sehen, der Joel Kaczmarek wählt dieses Jahr irgendwie die Grauen Panther oder sowas, sondern da steht quasi eine Zeichenfolge, die mir zugeordnet wurde, randomisiert. So könnt ihr sicherstellen, dass man quasi transparent wirklich das Wahlergebnis sieht, aber nicht nachverfolgen kann, wer es ist.

Marcus Diekmann: Außer bei Joel, das muss man erzählen.

Joel Kaczmarek: Außer bei mir. Gut, Marcus, wenn du schon an mich so liebevoll gedacht hast dabei, erzähl doch mal die Genese, wie ihr zu dem Thema gekommen seid. Wie investiert ein Nationaltorhüter zusammen mit zwei E-Commerce-Unkels in ein Wahlstartup?

Marcus Diekmann: Erstmal muss man sich mal vorstellen, mich rief ein unglaublich sympathischer junger Mensch an, ich glaube 22 oder so. Hi Marcus, ich komme aus Freden, das ist eine Nachbarschaft bei euch. Er schrieb mich auf LinkedIn, glaube ich, an. Ich meine, er hatte ja nichts von irgendwo. Ich bin Idealist und möchte Wählen für alle möglich machen. Und jetzt kommen wir bei dir vorbei. Wann sollen wir kommen? Ich dachte, was will der denn? Wir Onliner ticken ja genauso und sind ja genauso freaky. Da habe ich gedacht, muss ich den mal treffen. Da habe ich gedacht, kommt doch mal bei mir zu Hause vorbei, dann essen wir zusammen. Und da kamen sie einfach nicht. Ich stand da mit dem fertigen Essen und sie kommen nicht, kommen nicht, kommen nicht. Dann kommt ein Payment-Supervisor mit. Das hat er mir an der Tür gesagt, ich bin das Payment-Supervisor, war gar nicht angekündigt. Wir sind zwar eineinhalb Stunden zu spät, aber wir freuen uns immer noch. Super, dann kommt er rein, wir haben gegessen, dann haben die mir das alles erzählt. und dann habe ich gedacht, das Das klingt wirklich spannend. und ich muss wirklich sagen, die haben sofort in mein Herz getroffen, weil du weißt, ich engagiere mich bei Händler helfen Händlern für den Handel. Ich finde es wirklich so unfassbar, dass nur 75% der Menschen wählen, weil sie irgendwie nicht zum Wahlbüro kommen, weil viele auf Briefer keine Lust haben und so viele Hindernisse. Ich meine, ich bin E-Commerce-Onkel und bei uns wird alles UX-optimiert gemacht. Aber beim Wählen ist alles UX-feindlich, würde ich das mal nennen. Und ich möchte echte Demokratie, wo jeder wählen kann, jeder seine Stimme abgeben kann und dann entscheiden wir mal wirklich, welche Parteien die Bürger wollen und ob es dann wirklich immer nur die klassischen sind oder ob man auch mehr Nachhaltigkeit möchte oder whatever, egal in welcher Richtung dann der Wähler entscheidet. So, also habe ich gesagt, mache ich. Aber ich bin mir nicht sicher und auch wenn Payment Supervisor ein wirklich vertrauenswürdiger Mensch ist, ich kriege ja jeden Tag irgendwelche Startup-Angebote, ob das passt. und da habe ich gedacht, ich muss mal sofort meinen super Kumpel und technologisch viel erfahrenen Stefan anrufen. So ist das alles die Kreislaufwirtschaft entstanden.

Joel Kaczmarek: Stefan, du musst jetzt dann unter die Haube gucken und schauen, ob das hier so ein Jugendforschprojekt ist oder ob da richtig Substanz hinter ist.

Stefan Hamann: Genau, also Marcus hat mich dann angerufen und dann habe ich halt eben einen Termin ausgemacht mit Payment und ist auch der letzte Witz hier zu den Namen auch davon überzeugt, dass das eine echte Person ist, hat mal einen entsprechenden Termin, wo im Grunde so eine Vogelperspektive gegeben haben über die Technik, über die Prozesse, über auch die Hürden jetzt im Prototyping in dieser MVP-Phase einfach auch schon geknackt wurden und konnten letztendlich auch jede Detailfrage wirklich souverän beantworten. Da kommen wir gleich ja auch noch zu, aber diese grundsätzlichen Themen, die jeder sofort im Kopf hat, letztendlich, egal ob Techniker oder Nicht-Techniker, zum Thema Sicherheit, Identitätsfeststellung und so weiter und so fort, da haben die Jungs sich viele Gedanken gemacht und haben technisch eine sehr gute Lösung entwickelt. So, und das habe ich Marcus zurückgespielt mit der gleichzeitigen Bitte, sich doch mal zu melden, wie man so ein Thema auch als gemeinsames Investment vorantreiben könnte und deswegen sitzen wir heute hier.

Joel Kaczmarek: Und dann hat Manuel Neuer angerufen, hat gesagt, Marcus, wir wählen bei Bayern den Mannschaftsrat neu. So eine Scheiße, das muss anonym sein. Hast du da was für mich?

Marcus Diekmann: Manuel fährt ja für Rose. Manuel und ich selbst sind auch unternehmerisch schon in einem anderen Thema aktiv. Es gibt immer zwei Funktionen. Also mal ist er als Testimonial aktiv, mal ist er als Investor wirklich im Background, wo es nicht um Manuel Neuer geht und wo er nicht nach vorne in die Presse Als Werbegesicht. und so ist das. Und hier ist er wirklich als reiner stiller Gesellschafter und Investor und sein Antrieb war ebenfalls, wirklich nur Wählen für alle möglich machen. Und er hat wirklich auch klar gesagt, du, Marcus, das ist wirklich mein Investment. Weißt du, ob das finanziell irgendwann mal der super Erfolg wird oder auch nicht, ist gar nicht wichtig, weil wenn wir hier schaffen, dass man wirklich Wählen für alle möglich macht, dann ist das für dich mein größtes Anliegen.

Joel Kaczmarek: Wäre ja auch so das, was ich dich als nächstes mal hätte fragen wollen. Also du hast es jetzt so ein bisschen, weil du ein guter Geschichtenerzähler bist, locker erzählt, wie die sich bei dir gemeldet haben bei LinkedIn und Co. Aber wenn man es jetzt mal hart irgendwie runter bricht, was du mir am Anfang erzählt hast von Votebase, habe ich gedacht, oha, das kann ja jetzt kein Gewinnoptimierungsinvestment sein, sondern das ist so ein Überzeugungstäterding. Also gehe ich jetzt davon richtig aus, dass das erstmal etwas ist, was man über mehrere Jahre etablieren muss, bevor sich zeigt, was das wirklich kann, als dass das jetzt irgendwie so ein Moneyprinting-Business ist?

Marcus Diekmann: Ja, absolut. Ich habe ja schon mit ein paar Politikern, auch hochrangigen Politikern darüber gesprochen. Wir müssen ja erstmal digital Vertrauen schaffen. Ich meine, ich hatte letztens mit einem Journalisten vom WDR einen tollen Talk und immerhin war das der digitale Experte und das muss er ertragen, wie er öffentlich über uns schreiben darf. Da darf er auch öffentlich, wir haben das auch gemeinsam im Konsens uns erlaubt, dass wir das auch kritisch gegenseitig spiegeln dürfen, weil er sagte, niemand will noch digital wählen, niemand. Und ich habe mit einem Freund von der Zeitredaktion gesprochen, der hat auch gesagt, ich habe auch noch nie digital irgendwas gemacht. Das ganze Zeug habe ich mir zwar, haben Stefan und ich uns 2005, 2004, wo wir noch in Gäste zusammengesessen haben, haben wir uns auch über E-Commerce angehört. Niemand will online einkaufen. Da war der Gleiche. Das heißt, das zeigt einfach, wir müssen diese ganze Entwicklungsphase, die müssen wir machen. Wir müssen erstmal den WDR überzeugen und auch ihn, der wirklich ein guter Typ ist. Das soll sich nicht negativ anhören. Das ist wirklich ultra klug. Aber da sieht man, er ist einfach die ältere Generation. Da muss erst mal überzeugt werden, das ist sicherer als Briefwahl. Weil Briefwahl kann auch der Pfleger im Altenheim das Kreuzchen machen und nicht die Oma. Dann müssen wir die Politik überzeugen, das zu machen. Und da haben wir Glück, dass zum Beispiel, da wir Leute haben, die weit vorne sind, wie der Bürgermeister aus Bocholt, der sofort gesagt hat, hey, das ist krass, den Case nehme ich. Nämlich alle Stadtratsabstimmungen sind zäh, weil jeder muss die Hand hochheben, jedes Mal, oder es muss Papier eingesetzt werden, und das Papier, wenn es anonym ist, muss ausgezählt werden. Das heißt, die sitzen in einer Stadtratssitzung live, wo immer einer zählen muss, die warten müssen, bis es ausgezählt wird, und das könnten die bei VoteBank direkt schnell abbilden. Das heißt, plus, dass man Parteien hat, wie die Grünen und FDP, die sowieso für digitales Wählen heute schon sind und stehen. Also das heißt, aber auch das wird einfach drei, vier Jahre ein Thema sein, wo man wirklich diese Lobbyarbeit machen muss, wo man die Überzeugungsarbeit und viel aufklären muss. Und die Zeit müssen wir durchstehen und das werden wir auch gemeinsam. In der Zeit wird mit Sicherheit Payment in unserem Team viel einfallen, wie wir es noch sicherer und noch weiter, mehr weiterentwickeln können. Und natürlich, was ich auch super spannend in Kombination mit Stefan finde, da kann Stefan gleich noch was zu sagen, dass wir auch den Open-Source-Gedanken damit reinbringen, schon mal in die Zeit.

Joel Kaczmarek: Aber Payment, sag mal, wenn man jetzt an digitales Wählen denkt, dann ist man ganz schnell irgendwie bei Wahlmaschinen, USA, Florida, gefälschte Wahl, Hu, Russen, gehackte Automaten. Das ist ja dann so der Krimi, der im Kopf losgeht. Was ist denn mit dem Punkt, den Marcus gerade gesagt hat? Will man wirklich digital wählen und wie sicher ist das eigentlich? Was antwortest du, wenn du jetzt so einen Politiker, der sich ja nicht tagtäglich mit beschäftigt, vor dir hast?

Payman Supervizer: Wenn man sich jetzt mal Estland anguckt zum Beispiel, die machen das ja schon seit 2004, wurden 2007 auch gehackt, muss man dazu sagen, aber das ist ja durchaus super fortschrittlich. Ein Land wie Deutschland. Schwer vorzustellen, dass wir tatsächlich im Jahr 2021 noch Papier und Stift benutzen, um Wahlen abzubilden. Ich denke durchaus, dass auch die jüngere Generation und vor allem, wenn wir uns das Ganze auch drumherum aktuell angucken, alles hat einen digitalen Trend. Also alles wird digitalisiert, seien es unsere Impfpässe oder was auch immer. Alles wird digitaler und ich denke durchaus, dass Wahlen der nächste Schritt sein könnten.

Joel Kaczmarek: Stefan, Open Source hat der liebe Marcus ja gerade angesprochen. Was genau muss ich mir darunter vorstellen? Also was ist euer Plan im Bereich Wahlen mit Open Source zu arbeiten?

Stefan Hamann: Der Plan ist im Grunde, dass wir dieses grundsätzliche Trust-Thema, was wir ja generell lösen müssen, auf einer Verbraucherebene sicherlich, aber ich sag mal auch auf einer Experten-Ebene, dass wir das halt einen großen Teil auch durch Offenheit und Transparenz sicherstellen oder dass wir da gute Antworten liefern und die Open-Source-Strategie, die ist Das kenne ich persönlich ja von Shopware. Shopware ist auch ein Open-Source-Produkt. Wir haben da unfassbar davon profitiert sozusagen, weil dieses Thema, andere Menschen können im Prinzip Ownership übernehmen, andere Menschen können wirklich intensiv in den Quellcode gucken und dadurch haben diese Menschen auch ein hohes Vertrauen sozusagen in die Fähigkeiten der technischen Infrastruktur und sicherstellen, dass da eben kein, weiß ich nicht, russischer Geheimdienst API-Calls abfängt, um Ballergebnisse zu beeinflussen oder ähnliches. jetzt. Und vielleicht noch so ein bisschen als Thema, das ging ja auch durch die Presse rauf und runter, diese ganze Situation rund um die Luca-App, ne? Da war ja ein wesentlicher Kritikpunkt eben, dass diese Offenheit, diese Transparenz am Anfang gar nicht sichergestellt war. Propeziäres System, keiner weiß wirklich, was an Daten dort verarbeitet wird und wie anonym dann Informationen beispielsweise gespeichert werden. Und solche Themen wollen wir einfach von Anfang an mit ganz, ganz viel Offenheit und Transparenz begegnen.

Marcus Diekmann: Da muss ich übrigens noch eine kleine Anekdote einwerfen. Ich meine, das wäre 2005 gewesen oder irgendwas. Vielleicht war es auch 2006, ich habe keine Ahnung mehr. Da hatte Stefan mir damals von Open Source erzählt. Und dann dachte ich, ihr verschenkt also die Software und das soll irgendein Modell sein? Ich meine, heute habe ich einen ganz anderen Blick da drauf. Ich bin vom Glauben abgefahren. Ich dachte, okay, dann macht das doch, dann verschenkt doch alles. Also ist das super.

Stefan Hamann: Da warst du nicht der Einzige. Da habe ich sogar jemanden in der Familie, der das am Anfang auch so gesehen hat. Das ist am Ende, das ist wirklich, was ganz, ganz viel auch mit Idealismus auf jeden Fall zu tun hat. Auf der anderen Seite aber eben auch in dem Falle von Worldwaves einfach ganz, ganz handfeste Vorteile mit sich bringen, die, ich sage mal, teilweise auch eine Notwendigkeit, einen Hygienefaktor darstellen, damit ein Geschäftsmodell überhaupt funktionieren kann.

Joel Kaczmarek: Apropos Geschäftsmodell. Wir reden jetzt hier schon über Sicherheit und will man digital wählen. Wie ist denn euer Ansatz, Payment mit dem Thema Geld zu verdienen?

Payman Supervizer: Das ist, glaube ich, bei keinem von uns gerade im Fokus, muss ich ehrlich sagen. Also klar sind wir ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen. Wir müssen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann irgendwann auch bezahlen. Andererseits, wie Marcus eben auch schon gesagt hat, ist das ein langwieriger Prozess. Also erstmal steht der Fokus wirklich dahinter, dass wir unsere Demokratie fördern und dafür Möglichkeiten schaffen, dass das halt für alle möglich ist.

Marcus Diekmann: Das war auch ein Prozess, den ich auch lernen musste, seit ich in diesem Umfeld tätig bin und das finde ich auch heute ganz spannende Ansätze, dass du Geschäftsmodelle startest, du sie skalierst, du beweist, dass du skalierungsfähig bist und auf dem Weg eigentlich das Geschäftsmodell schaffst. Weil früher hätte man erstmal zwei Jahre lang einen Businessplan, hätte McKinsey beauftragt, mach du mal einen Businessplan, beweis mal 10.000 Mal, dass wir im ersten Jahr schon 200% EBIT machen auf nur 10% Umsatz. So hätte man ja am liebsten früher Business-Modelle gestartet und heute genau umgekehrt. Und ich bin mir sicher, dass keiner von uns heute eine Idee dafür konkret hat, aber wir auf diesem Weg, Stefan hatte das schon mal gebrainstormt, im App-Store für die Vereine auf kleinster Ebene vielleicht irgendwas schaffen. Aber egal, was wir machen, es wird immer etwas Bezahlbares sein. Und wir wollen eine Infrastruktur bereitstellen und ich glaube, das ist für dich der spannende Ansatz dabei.

Joel Kaczmarek: Voting as a Service, das klingt ja eigentlich nicht schlecht. Ich lasse euch ja noch nicht vom Haken, vielleicht nähern wir uns mal von der anderen Seite. Wir reden jetzt immer über Wahlen, da hat man ganz schön so Bundestagswahl oder irgendwie man wählt einen Bürgermeister. Was für Wahlszenarien seht ihr denn eigentlich vor? Weil ich finde einen spannenden Case mal zu diskutieren wäre in Regionen, wo wir nicht so demokratienah sind wie hier. Russland hatte ja glaube ich gerade ein Thema mit sowas. oder nehmen wir mal irgendwelche afrikanischen Staaten, wo man glaube ich auch immer das Thema hat, lange Distanzen mit Auszählungen, muss man immer gucken, dass kein Wahlbetrug stattfindet, Türkei hatte Themen da und und und, also da kann man ja ganz viel noch schaffen, das ist aber mehr der Idealismuspart, aber dann kann man ja theoretisch auch sagen, eine Wahl von einem zum Beispiel Betriebsrat, einem großen Unternehmen oder auch einem kleinen Verein, ist das was, was ihr auch auf der Uhr habt?

Stefan Hamann: Unbedingt. Das ist im Endeffekt auch wieder ein Thema, was uns, glaube ich, auf dieser Idealismus-Schiene mittellangfristig dann hilft, dass wir eben auf der kleineren Ebene, nehmen wir jetzt eine Betriebsratswahl oder eine Vereinswahl, den Beweis antreten können, dass das technisch sauber funktioniert und auch nachvollziehbar, sauber, transparent funktioniert. Wir haben MVP letztendlich. Wir haben, ich sage mal, ein Proof, dass die grundsätzliche Technologie funktioniert. Wir haben erste Ansätze im Bereich Kundeninterface oder Userinterface. Da stehen wir gerade. Und was wir jetzt natürlich als nächstes brauchen, ist neben den ersten Kontakten rein, ich sage mal, in die Government-Schiene, sozusagen, also Gespräche mit Politikern, welche Themen müssen dort adressiert und gelöst werden, wollen wir natürlich auch den Kernprozess der Wahl weiter verproben. Das wird einer der nächsten Schritte sein, dass wir da Lösungen anbieten werden eben für kleinere Wahlen.

Joel Kaczmarek: Ich meine, Payment, ist es nicht vielleicht sogar so, dass ihr überlegen müsst, dass man mit Vereinswahlen anfängt, um dann auf der größeren Ebene zu zeigen, alles klar, wir haben es im Kleinen getestet, haben da auch vielleicht mal Lehrgeld gezahlt und jetzt können wir das auch mal irgendwie in der Landtagswahl machen?

Payman Supervizer: Klar, durchaus. Sowohl Vereine als auch kleinere Unternehmen bieten sich da hervorragend an. Ich denke aber auch Kommunen für kleine Bürgerabstimmungen. Also es war ja auch für uns ein ganz wichtiger Faktor, dass man theoretisch gesehen ganz kleine Bürgerabstimmungen auf granularer Ebene auch schon darüber abwickeln kann. Und da haben sich auch schon einige Bürgermeister interessiert gezeigt. Da sind wir auch schon mal gespannt, wie sich das in der Zukunft abbilden wird.

Marcus Diekmann: Ich finde das interessant, das muss man mal reinwerfen, weil das, was ich wirklich krass finde, ist, dass ja tatsächlich die ältere Generation denkt, niemand will digital wählen, weil der es unsicher findet. Aber die jüngere Generation hat bei der Briefwahl ein total ungutes Gefühl und hätte bei einer digitalen Wahl überhaupt kein Unsicheres. Das ist genau umgekehrt. Verstehst du, wie ich das meine? Weil ich finde, das Unsicherste, was es gibt, ist tatsächlich Briefwahl. Ich meine, ich habe ja eine Kommunalwahl, wie viele wissen, ja im letzten Jahr mal live beobachten dürfen mit Elisa Diekmann, als sie dann zur Bürgermeisterin gewählt wurde. Ich meine, ich habe das am Wahlkampf mitbekommen, wie manche größere Parteien mit einem C vorne oder was weiß ich, also soll jetzt keine Ähnlichkeit mit bestehenden Parteien, wie die dann im Altersheim mitbekommen. mit Bullys, die älteren Leute angeblich als Fahrservice abgeholt haben, das fand ich ganz interessant, um die dann zum Wahlbüro zu fahren. Und ich wette, es wurde nicht über diese Drei-Du-Staben-Partei gesprochen in dieser Fasten, das war nur gemeinnützig. Alleine, da wird nicht mal jede Person aus dem Altenheim mitgefahren sein können, wegen vielleicht körperlichen und dass das wirklich sich komplett drehen kann. Und ich freue mich drauf. Ich würde meine Stimme sofort abgeben. Ich habe mich dieses Jahr auch tierisch geärgert. Ich meine, ich finde schon geil, wie einfach Wählen auch in Deutschland in vielen Ebenen möglich ist. Ich konnte zum Bürgerbüro in Großfeld gehen, konnte wählen. Ich wollte Sonntag wählen am liebsten. Ich war im Urlaub. Briefwahl hatte ich wirklich keinen Bock, das zu beantragen, das nach Hause schicken zu lassen. Das ist so scheiße, weißt du? Da muss das wieder zurück. Ich weiß nicht mal, wo ein Postkasten bei mir in der Nähe ist. Ich weiß gar nicht, wo ich so ein Ding wieder abgeben soll. Ich weiß nur, wo mein E-Mail-Postfach ist. Und selbst das benutze ich ja weniger. Von daher hätte ich einfach gerne dann am Wahltag auf meine Boatbase-App gedrückt und hätte schnell schnell der Partei meine Stimme gegeben, meiner Wahl. Und ich meine, vom Auszählen, jetzt stellt euch das mal vor, wie schnell auch ein Staat in der Lage wäre, Prognosen abzugeben.

Joel Kaczmarek: Es wäre ja da, du brauchst ja gar nichts zählen.

Stefan Hamann: Nee, genau, Echtzeit.

Joel Kaczmarek: Sagen wir es mal so, ich finde, wenn man sich den Case mal durchdenkt, ich hatte es auch, als jetzt Bundestagswahl war, gehe ich zu unserer Schule, wo wir da wählen müssen, sehe eine riesige Schlange einmal bis zur Tür raus um den Hof, geschlängelt im Kreis wie so eine Schnecke und denke so, shit, wird's umgedreht, wieder zurückgegangen, später nochmal wiedergekommen, wo man sich dann fragt, warum genau muss ich an einen Ort zum Wählen gehen, wenn man gefühlt eigentlich mehrere hat. Da fängt es ja schon an, dass du so ortsgebunden bist, dass du überhaupt raus musst. Und bei der Briefwahl hast du ja recht. Ich weiß, die Großtante meiner Frau hat das irgendwie eingereicht und es ist nicht angekommen. Die ist sogar hingehört, nachgefragt, was da. Drei Wochen später kam das nicht an. Dann hat sie es nochmal machen müssen. Also es ist fehleranfällig und es ist eigentlich unfassbar analog und rückständig, was gefühlt mit öffentlicher Wahrnehmung bis da zu tun hat, was Sicherheit angeht. Ich glaube eher auf der politischen Ebene, vielleicht gar nicht so sehr beim Nutzer. Ich meine, habt ihr euch sonst mal so schon Gedanken gemacht über Effekte auch? Wenn es nur ein Klick weg ist, eine Stimme abzugeben, Das macht ja unglaubliche Effekte, weil auf einmal vielleicht viel mehr Leute mitmachen und auf einmal ganz andere Bilder entstehen, ganz andere Demokratievorstellungen.

Marcus Diekmann: Ja genau, ich hatte das halt. Ich habe immer so einen Block mit so einem Stift neben meinem Bett liegen. Das ist keine Geschichte, weil ich werde oft nachts wach und dann bin ich in solchen obstrusen Bildern gefangen, die mich mit dem Traum so beschäftigt haben und dann muss ich mir das immer aufmalen. Die eng mit mir zusammenarbeiten, die kennen auch diese verrückten Bilder, weil da kommt dann immer irgend so ein Gekrackel. Ich muss am selben Tag auch wieder überlegen, was habe ich nachts eigentlich damit gemeint. Aber da entstehen immer so wüste Bilder. Da habe ich nämlich auch mal gedacht, wie krass das ist. 25 Prozent wählen nicht. Ich meine, das hat man ja gesehen, welchen Effekt alleine FDP und Grüne zum Beispiel bei dieser Wahl in der jungen Zielgruppe unter 30 gehabt haben. Jetzt stell dir mal vor, davon hätten noch mehr gewählt. Dann wären vielleicht Grüne und FDP noch viel krasser hochgerutscht. Man hätte plötzlich ein ganz anderes Bild. Man hätte dann gedacht, wie krass das ist, das ganze Wahlwerbung und Aussagen. Vielleicht müssten die plötzlich ganz anders gemacht werden. Ich meine, Olaf Scholz war super gemacht, Kompliment, aber er hat ganz am Ende nichts gesagt. Und durch nichts sagen hat er die Wahl gewonnen. Ja, und Laschet und Söder, die haben es geschafft, einfach die Wahl gegen sich entscheiden zu lassen. Das ist ja auch mal eine Kunst, muss er auch schaffen. Die hätten aber alle sich committen müssen. Und ich meine, ich habe alle Wahltalks gesehen. Weder die Grünen, noch SPD und noch FDP haben in diesen Wahltalks da Aussagen. Und dann hätte jeder schon wieder, bäh, buh, Anti-Welt. Weißt du, das ist ganz krass, was das für eine Mechanik auslöst und was wir dann vielleicht zukünftig in eine neue Politik für Offenheit. Ich bin ja immer noch ein Freund davon, dass man vielleicht nicht über den Brexit entscheidet per Volksabstimmung, aber dass man ansonsten auch mehr Volksabstimmungen macht. Selbst das könnte man dann viel schneller. Also ich glaube, wir könnten eine ganz neue Form der Demokratie erleben.

Joel Kaczmarek: Aber Stefan, sag mal, wenn du dir das Thema auch technisch angeguckt hast, ihr müsst euch ja über Risiken trotzdem Gedanken machen. Also die Hackbarkeit hatten wir jetzt, die Rückverfolgbarkeit. Es tun sich ja schon neue Szenarien auf, wenn man digital wählt, dass man zum Beispiel aufpassen muss, dass da nicht irgendwelche Leute mit dem iPad in Altenheime gehen, die sonst mit dem Bulli hingefahren werden und die irgendwie wohin gefahren hätten, halten denen das iPad hin und sagen, hier, drücken sie mal da und drücken sie mal dort. Also mal als ein Beispiel, du hast auf einmal ganz andere Advertising-Strategien, du könntest theoretisch wahlen durch irgendwie Retargeting-Spots und und und, kannst du nochmal ganz anders mit Werbung arbeiten. Habt ihr euch über solche Dinge schon Gedanken gemacht oder kommt das später auf der Agenda?

Stefan Hamann: Ne, also wir haben uns tatsächlich da schon Gedanken gemacht. Themenkomplex ist halt groß und da steckt halt im Endeffekt viel drin. Wir hatten zum Beispiel vorhin noch eine Diskussion, der Payman und ich, und haben so ein bisschen überlegt, wie man heute praktisch zur Wahl geht und ist dann irgendwo an so einem Ort, wo die Wahl dann entsprechend abgehalten wird, wo das ja dann mit diesen Stimmboxen ist und so weiter und so fort. Dann hat man ja im Endeffekt ein Mehraugenprinzip. Es sind mehrere Leute vor Ort, die sicherstellen, dass keine dritte Partei, also ein fremder Staat zum Beispiel, da mit einem Checkbuch unterwegs ist und Leute besticht, damit Ergebnisse fälschen will. Und so ein Mehraugenprinzip ist ja über die Transparenz, die Blockchain-Technologie dort vom Grundsatz her widerspiegelt. Also es ist transparent für jeden einsehbar, es ist manipulationssicher. Auf der anderen Seite eine weitere Stelle, wo Payman und Team auch viel Hirnschmalz reingesteckt haben, ist eigentlich die Identitätsfeststellung. Also man muss sich ja die Frage stellen, wie kann man digital sicherstellen, dass die Person, die dann zum Beispiel vor dem Smartphone sitzt, auch die Person ist, die berechtigt ist, an der Wahl teilzunehmen und die auch nicht bereits eine Stimme abgegeben hat. einfach andere Infrastrukturmaßnahmen, die gerade stattfinden, wie der digitale Personalausweis und so, natürlich super Grundvoraussetzungen da eben auch aufsetzen zu können. Also das Bestehende, was da ist, einfach da zu integrieren und zu verwenden, um an solchen Stellen das Rad eben nicht neu erfinden zu müssen. Aber summa summarum kann man sagen, das steht und fällt mit dem Vertrauen, die Bevölkerung da auch für diese Lösung aufbringt. Und dementsprechend wird das auch immer ein Thema sein, wo wir sehr, sehr viel investieren, um das sicherzustellen.

Joel Kaczmarek: Aber was du gerade als letztes gesagt hast, könnte man da nicht sogar auch mit diesen typischen KYC-Geschichten arbeiten, also Know Your Customer, was Banken immer machen? Ist ja mittlerweile so, wenn du bei einer Digitalbank dir ein Konto eröffnest, musst du erst deinen Ausweis zeigen, hast dann hier so ein IDNow-Telefonat oder wie die Dienste alle noch heißen. Das könnte man ja ähnlich bei euch machen. Ist das, wovon ihr redet oder wie habt ihr das vorgesehen?

Payman Supervizer: Ja, wir haben also mehrere Faktoren, sage ich mal. Natürlich einmal der E-Personalausweis. Know your customer ist, sag mal, fehleranfällig. Also wenn wir uns jetzt mal die ganzen Deepfakes unter anderem auch mal anschauen. Also ich kann mir gut vorstellen, dass das mit der Computing-Kraft in naher Zukunft sowas auch besser gefälscht werden könnte. Also wir müssen da wirklich auf weitere Faktoren setzen. Also nicht nur einen Faktor, dass man sagt, mach mal eine Video-Ident oder sowas oder eine Post-Ident, sondern dass man wirklich mehrere Faktoren einbindet, die dann gewährleisten, dass es wirklich sich um diese Person handelt.

Marcus Diekmann: Da möchte ich nochmal einwerfen, weil was ich immer wieder für Werbung machen muss, wir machen uns jetzt hier diese ganzen Gedanken und die sind auch ultra wichtig und die muss man auch im Hintergrund machen, aber bei der Briefwahl macht sich die keiner. Weil du kriegst einfach diesen Brief an irgendeine Adresse in so ein Massen-Meets-Haus hingeschickt und da fragt keiner, wer hat das Kreuze gemacht. Da wird nicht dieses, musst du dich erstmal mit dem Personalausweis sicherheitsidentifizieren und so weiter, dass du diesem vereinschreiben mit Rückschein, dass du den nur entgegengenommen hast. Weißt du, dann müssen wir auch diese Diskussion führen.

Stefan Hamann: Ich meine, der wesentliche Unterschied ist ja, Marcus, dass in diesem Briefwahlbeispiel hast du dann einen Einzelfall. Ja, dann ist das Schlimmste, was passieren kann, dass es mehrere Einzelfälle gibt, da halt Ergebnisse zurückgeschickt worden sind, die nicht von dem eigentlichen Wähler oder der Wählerin kommen. Was das Problem ist bei diesen digitalen Massenlösungen ist ja, du hast ein Bug oder ein Security-Problem in der Infrastruktur und das wird massenhaft ausgenutzt. Und zwar auf einer Ebene, die, ich sage mal, jetzt bei der Bundestagswahl bedeuten würde, eine andere Partei gewinnt die Wahl. Ich glaube, das ist schon ein Unterschied auch im Grundsatz her. Ich sage mal, von der reinen Logik her hast du natürlich recht. Diese Verfahren haben auch ihre Probleme. Aber die Ausnutzbarkeit ist halt auch eine andere Dimension.

Marcus Diekmann: Meinst du, dass dann am Ende doch die Joel, Stefan Hamann und Marcus Diekmann-Partei gewählt wird? Plötzlich überraschend.

Joel Kaczmarek: So schnell hat noch niemand die 5% gehört.

Stefan Hamann: 99% der Wähler.

Payman Supervizer: Und vielleicht kannst du ja auch nochmal dazu was sagen. Und zwar, Stefan hat nämlich einen ganz wichtigen Faktor genannt. Schwachstellen, die einem nicht bekannt sind, die dann in Zukunft ausgenutzt werden können. Und wir haben wirklich die Infrastruktur mit dem Gedanken gelegt, dass wir gesagt haben, klar, wir setzen diese Standardsicherheitsmechanismen, also sowas wie eine Antivirus-Firewall-Geschichten alle auf. Natürlich, das ist Standard und das sollte man natürlich auch setzen. Aber der Gedanke dahingehend war anders gesetzt. Wir sind davon ausgegangen, was, wenn jemand in unserem System ist, wie können wir die Daten dann schützen? Und dafür haben wir auch ganz viele Mechanismen aufgestellt. Wir haben ja auch schon mit größeren Unternehmen aus den USA auch gesprochen, die ihr da kennt. Die fanden das teilweise auch sehr überzeugend, sage ich mal, weil die selbst Prozesse nicht integriert haben.

Marcus Diekmann: Man muss auch wirklich wissen, dass Payments Hauptberuf, große Firmen in Cybersecurity zu prüfen, gerade Börsennotierte. Also das heißt, das ist nicht so, das hatte mich auch überzeugt, dass Payment ganz unerfahren ist, was die Prüfung von Datensicherheit betrifft.

Payman Supervizer: Ich kann es da zusammenfassen. Ich bin bei einem der Big Four, ohne jetzt den Namen spezifisch zu nennen. Ich bin da Berater und Pentester. Und Pentester ist im wirtschaftlichen Raum nennt man einen Hacker. Nur nett ausgedrückt, damit es sich nicht so kriminell anhört. Was?

Marcus Diekmann: Du bist noch Hacker? Das war ja super. Das hattest du damals nicht verraten. Und sein Kumpel hätte nur noch Trustful heißen müssen. Dann wäre das Supervisor und Trustful. Schönen Tag.

Joel Kaczmarek: Trustful Supervisor, das hätte ich auch gut gefunden. Ja, aber wo wir gerade über große Firmen in den USA reden, wie sieht denn eigentlich die Wettbewerbslage aus bei dem Thema, was ihr macht? Also warum gibt es nicht längst schon irgendeine estländische Firma, die das macht oder ein amerikanischer Anbieter, der genau dasselbe kann? und Steroids etc. etc. Wie ist denn da die Lage?

Marcus Diekmann: Aber ich bin ja sowieso immer wieder überrascht, was es für einfache Lösungen, die plötzlich auf den Markt kommen, super boomen, warum es die vorher noch nicht gab. Und es gibt Lösungen, die sind nicht im Sicherheitsansatz, noch nicht so weit. Ja, und das wird jetzt das Spannende sein, wer schneller das Rennen macht, sich schneller durchsetzt. Wir haben aber einen Vorteil, dass viele sich an dieses Thema auch gar nicht ranwagen. Heute noch nicht, wegen der politischen Barriere, die einfach noch da ist. Man muss schon ein bisschen idealistisch verrückt sein wie Payman und Max und man muss ein bisschen idealistisch verrückt sein wie Stefan und ich, dass man darauf Bock hat. Ich sag mal, ich kann schneller ein Fahrrad verkaufen.

Joel Kaczmarek: Ich wollte gerade sagen, wen wollt ihr denn euch noch perspektivisch holen, um Geld ranzukarren? Also man könnte ja so mit der NSA mal reden oder dem FSB oder in China der Volkspartei. Ein paar Leute haben bestimmt Lust zu investieren, ein paar nette Israelis. Nein, aber Spaß beiseite. Wen habt ihr denn noch vorgesehen, der euch den ganzen Spaß durchfinanziert?

Marcus Diekmann: Es sind gute Ansätze, aber es war zu kompliziert gedacht. Wir hatten ein super Angebot von Nordkorea bekommen. Nein, Spaß beiseite. Wir werden auch da weiter. über unser Freundesnetzwerk, haben wir da ein paar Interessenten, die sich auch vorstellen können, auch zukünftig das zu machen, die das wirklich auch idealistisch sehen. Also wir haben das Glück, das darf man heute auch nicht unterschätzen, dass auch viele Fonds, so verrückt wie das klingt, auch in idealistische langfristige Projekte investieren. Zumindest ein Teil ihrer Summe. Das ist das, worüber wir sprechen müssen. Aber es ist nicht einfach, nochmal ein Fahrrad zu verkaufen oder auch eine Shop-Lizenz oder in der Cloud. Die Shop ist sicherlich schneller und einfacher machbar. Es ist alleine die Lobbyarbeit. Es ist wirklich anstrengend. Du musst viele Gespräche führen. Ich meine, so wie Payman das jetzt hier auch gerade direkt erklärt hat, sind nicht mal die Fragen, die ich stelle, die sind noch ganz einfach. Will überhaupt irgendeiner digital wählen? Also das sind ganz andere Fragesteller, weißt du? Bis hin, dass Parteien tatsächlich richtig Schiss haben, verändert das nicht das ganze Parteienbild in Zukunft? Wollen wir das überhaupt, dass plötzlich mehr jüngere Leute aufwählen?

Joel Kaczmarek: Man muss ein bisschen auf diese ESG-Kriterien gucken bei Investoren, also Environmental, Social und was es da alles so gibt. Die andere Frage, die man ja mal stellen kann, ist, warum habt ihr denn das ganze Thema als ein Venture Case, also als ein Unternehmen aufgezogen? Ihr hättet ja zum Beispiel auch eine Stiftung machen können oder ansonsten einen Verein. Also da wären auch nochmal andere Möglichkeiten vielleicht da gewesen, dass man das gar nicht als Unternehmen baut.

Marcus Diekmann: Ja, aber das kann ich vielleicht erklären. Auch das ist nicht einfach. Ich bin ja nicht ganz unerfahren mit Händler helfen Händlern in der Sache und wir haben ja auch relativ viel Geld eingesammelt im letzten Jahr. Alles ehrenamtlich, alles pro bono, aber es ist schwer. Lieber gibt einer es auch in einer AG oder GmbH, wenn sie drumherum ist. Weißt du, wie ich das meine? So ist es zumindest erklärbarer. Und vor allen Dingen, wenn wir dann ja auch jetzt hier drüber nachdenken, auch wir müssen einen vereinigenden Staat kriegen, wir müssen Betriebsratsabstimmung, wir müssen diese Themen ja auch treiben, wir wollen einen App-Store. Wir werden immer einen Mix aus idealistischen und klassischen Investoren brauchen hier, weil ansonsten ist es auch nicht einfach, das dauerhaft durchzuhalten. Und das heißt ja nicht, dass nicht in Zukunft langfristig, egal wo es sich hin entwickelt, daraus nochmal eine Stiftung gemacht wird. Genau.

Joel Kaczmarek: So, und wenn wir jetzt mal eine Landkarte aufmachen im Kopf. Wir haben schon gesagt, klar, Bundestagswahlen, alles, was politisch normal zu tun hat, Schema 1. Dann hat man Schema 2, dass man ja im Prinzip sagen kann, wie so eine Art Saar-Service, also wiederkehrende Kosten, ein Abo oder sowas, macht man Wahlen auf Vereinsebene. Und dann hat man ja noch das Thema Geografie. Wie legt ihr euch den Markt denn zurecht? Das heißt, was glaubt ihr, aus welchem Eck ihr den meisten Umsatz fahren werdet und auch die meiste Relevanz vielleicht für euch vom Geschäftsmodell? Weil das Nette ist ja, man kann ja die Software wirklich pan-europäisch, weltweit, auf jedem Kontinent zum Einsatz bringen und könnt das tun. Aber hokus pokus, keep the focus. Was sind denn so eure Schwerpunkte, die ihr setzen wollt?

Payman Supervizer: Das ist natürlich irgendwo auch abhängig, sage ich mal, von den Staaten selber. Also wenn wir uns jetzt mal Holland anschauen, das ist zum Beispiel ein Staat, wo wir von ausgehen würden, was digitale Treibung und so weiter angeht, auf jeden Fall auf dem Vormarsch. Also wir schauen natürlich, wo kennen wir gegebenenfalls internationale Leute, wo könnten wir leicht reinkommen und welche Staaten sind auch so angepingt. Da hat man natürlich einfach das Schaffen, auch entsprechend reinzukommen.

Stefan Hamann: Du hast es ja gerade selber gesagt, Hokus-Fokus, Gips-Fokus. Also ich glaube, technisch gesehen ist die Infrastruktur darunter abstrakt. Das ist der Infrastruktur, egal ob es eine Betriebsratswahl oder eine Vereinswahl ist. Ich glaube aber, dass wir im Marketing-Sale sozusagen uns am Anfang sehr stark auf ein Thema fokussieren werden müssen. So, es ist jetzt auch noch nicht fest, welches Thema das sein wird. Daran werden wir verproben und das ganze Modell dann entsprechend weiterentwickeln. Aber ich sage mal, vom Feature-Set oder von dem, was dort am Ende infrastrukturtechnisch gelöst werden muss und sichergestellt werden muss, spielt diese konkrete Ausprägung nach vorne hin keine Rolle.

Joel Kaczmarek: Jetzt habe ich noch ein letztes Thema, was mich immer beschäftigt als Mensch, der die Umwelt irgendwie nah am Herzen trägt. Man würde ja normalerweise sagen, super geil, wenn jetzt Wahlen nicht mehr mit Papier stattfinden müssten, wow, wir sparen immer ganz viel Papier, wir sparen ganz viel irgendwie Stifte, wir müssen die Leute nicht mehr dahin fahren, die Wahlhelfer sind, da geht ganz viel CO2 weg, was wir nicht mehr brauchen. Also aus Umweltsicht, hätte ich ad hoc gesagt, klingt super. Jetzt habe ich neulich irgendwie mal eine Überschrift gelesen, irgendwie eine Bitcoin-Transaktion produziert irgendwie ein Kilo Elektroschrott oder was in der Art. Wie ist es denn mit dem Umweltfaktor? Wenn ich digital wähle, ist es umwelttechnisch freundlicher?

Marcus Diekmann: Das ist wie mit E-Autos. E-Autos sind faktisch heute noch nicht umweltfreundlicher als Diesel ist in total betrachtet. Aber in fünf Jahren wird es definitiv sein, dass neue Technologien umweltfreundlicher sind. Und hier ist es auch so. Heute findet man mit Sicherheit gute Argumente, immer auch Blockchain und so ziemlich großen Energiebedarf haben. Aber ich bin mir sicher, bei dem ganzen technologischen Fortschritt wird das auf Dauer die deutlich klimafreundlichere Geschichte sein. Da muss man auch sehen, dass man natürlich Strom anders demnächst gewinnen kann. und auch das ökologische und so weiter, das muss man im Long Run sehen. Das nervt mich auch, dass wir da auch bei all diesen Themen immer nur den Kurzfristhorizont betrachten und nicht den langfristigen. Ich möchte das nur mal beim E-Auto erklären, weil das vielen gar nicht klar ist. Da wird immer darüber gesprochen, dass das auch CO2-schädlich ist, ja. aber an abgekapselten Orten. In der Stadt hast du den Feinstaub nicht und so weiter. Also bloß hin für Batterien, die immer leistungsfähiger werden, bis hin, dass es vielleicht den nächsten Wasserstoff oder andere Technologien gibt. Das heißt, du hast immer die Transformationsphase, da ist es vielleicht sogar noch pari pari, aber danach Wenn wir das mal wirklich hochrechnen, dann kommen wir schnell auf ein Bild. Heute fährt jeder mit einem Auto, mit einem Bus zu dem Wahlort, wo er wählen muss. Dann plus das ganze Papier, plus die ganzen Leute, Wahlhelfer und Co. Das kann mir keiner erzählen im Hochrechnen, dass das nicht relativ schnell umkippt, wenn man das wirklich mal im Detail rechnet.

Payman Supervizer: Es gibt ja heutzutage auch schon Mechanismen. Ich werde jetzt mal zwei Stichworte einfach mal da lassen. Proof of Work und Proof of Stake. Ich denke, wenn sich da die Hörerinnen und Hörer auch mal im Nachgang irgendwie mal das Ganze sich genauer anschauen. Im Proof of Stake haben wir auf jeden Fall die Möglichkeit, Blockchain zu nutzen und das absolut umweltfreundlich, ohne große Rechenzentren betreiben zu müssen, die der Umwelt schaden.

Joel Kaczmarek: Gut ihr Lieben, dann darf man euch glaube ich danken, dass ihr idealistischen Themen wie diesem nachgeht und mit uns etwas geteilt habt, was glaube ich wirklich cutting edge ist, also sehr innovativ und ja, eine finde ich wichtig zu führende Diskussion. Man merkt glaube ich, dass noch nicht alle Antworten auf dem Tisch sind, aber man muss ja anfangen danach zu suchen und dass ihr das tut, finde ich gut. Und habe mich sehr gefreut, da schon mal reinschnuppern zu dürfen. Und vielleicht sprechen wir uns in ein paar Jahren mal wieder und dann erzählt ihr mir, was daraus geworden ist. Vielleicht auch ein paar Monate schon. Und bis dahin drücke ich euch feste die Daumen, dass ihr da einen guten und wertvollen Beitrag für Demokratie, Umwelt und Co. leistet. Also vielen lieben Dank.

Marcus Diekmann: Danke dir. Dankeschön.

Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.