Xentral 🛒 : Vom Nebenprojekt zum Millionen-Unternehmen

29. September 2022, mit Joel Kaczmarek

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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digitalkompakt und heute fühlen wir mal wieder einem spannenden Unternehmen auf den Zahn. Das trägt nämlich den schönen Namen Xcentral. So und heute erwartet dich so eine Art spannende Reise, weil ihr kennt das ja manchmal, dass es so eine schönen Gründergeschichten gibt, wo jemand was startet, eigentlich so nebenbei oder für sich selbst, für den eigenen Bedarf und dann wird da von jemandem gefragt und von noch jemandem und zack, irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Nachfrage für das eigentlich entstandene Nebenprodukt größer ist als für das Hauptprodukt. und so ist das heute bei Xcentral. Central ist ein sehr prominent finanziertes Unternehmen, was sich auf ERP-Software fokussiert hat. Was das genau ist, werden wir gleich lernen, aber ich glaube, spannender ist eigentlich sozusagen mal der ganze Business Case hinten dran, weil über ERP kann man tunlichst lange reden, werden wir bestimmt noch ein bisschen tun. Aber so richtig spannend wird es dann mit dem lieben Benedikt reden, dass wir mal verstehen, wie haben sie es eigentlich geschafft, aus gefühlt einem Beiprodukt, was man für sich selber gebaut hat, ein doch sehr potentes Unternehmen zu bauen. That being said, lieber Benedikt, moin, schön, dass du da bist.

Benedikt Sauter: Hi, ich freue mich, dass ich bald sein darf.

Joel Kaczmarek: Für alle Menschen, die Xentral noch nicht kennen. Wie erklärt man in einem Satz auf der Cocktailparty, was ERP ist?

Benedikt Sauter: Xentral ist eine Business Reparation Software, die Aufträge, Lagerbestände und Buchhaltung von SMBs an einem Wort vernetzt und voll die Kontrolle über die Business-Prozesse erzeugt.

Joel Kaczmarek: Also viele Leute wissen natürlich, was ERP ist und wer sich mal so mit beschäftigt hat. Viel Geld kann man versenken in ERP. Also das ist wirklich kritisch in so einem Unternehmensaufbau. Wirklich, wirklich gefährlich, wenn man da nicht weiß, was man tut. Also ich erinnere mich, Lidl hat mit SAP da mal 500 Millionen rein versenkt. Ich weiß, mal Müsli hatte mir mal erzählt, dass sie ein ganz langes ERP-Projekt hatten und glücklich waren, dass es geklappt hat, weil sie da irgendwie Hilfe hatten und, und, und. Es ist wirklich ein heißes Eisen und man könnte sozusagen sagen, es ist so der Ort im Unternehmen, wo gefühlt alles zusammenläuft. Also so ein bisschen so die zentrale Schnittstelle. Also hätte ich es mal grob zusammengefasst. Kommt das ungefähr hin?

Benedikt Sauter: Ja, genau. Ich glaube wirklich, dass man schnell Bescheid weiß, was eigentlich in der Firma abgeht, was ich brauche, was losbrauche, dass ich dafür wirklich volle Kontrolle zurückbekomme und nicht so abhängig von irgendwelchen geheimen Listen.

Joel Kaczmarek: Gibt es da mal so ein kleines Gefühl? Wie viele Personen seid ihr? Wie viel Umsatz macht ihr? Wo steht ihr? Wo seid ihr eigentlich gegründet? Wann seid ihr gegründet? Also alle Menschen, die das noch nie gehört haben, dass die mal so ein ungefähres Feeling kriegen für eure Größe, weil ich finde, ihr seid ja schon sehr relevant.

Benedikt Sauter: Ich weiß nicht, ob wir später drauf eingehen wollen oder jetzt schon direkt, dann haben wir eigentlich mal die Software für uns selber gemacht gehabt und hatten dann 2017 so den Move da, wo wir gesagt haben, lass uns voll auf die Software konzentrieren. Da ging es eigentlich für uns sozusagen mit Xentral Pure los. Damals waren wir knappe zwölf Leute, hatten dann ziemlich einen Demand und haben uns seitdem eigentlich regelmäßig artig verdoppelt vom Umsatz und von den Mitarbeitern. Sind mittlerweile knappe 200 Leute, gut ausgestattet, dürfen gerade fleißig unser Produktteam auch nochmal enorm erweitern und die Prozesse dort aufbauen. Genau, haben jetzt knapp 1700 Kunden, würde ich sagen, und helfen immer mehr und mehr. S&B-Leuten ihr Business mit aufzumachen, sind gerade auf der magischen Grenze von 10 Millionen ARR und sind gerade auch dabei, uns wieder weiter kräftig zu verdoppeln.

Joel Kaczmarek: Ja, spannend. Also ARR, für Menschen, die es nicht so kennen, Annual Recurring Revenue, also jährlich wiederkommender Umsatz, der natürlich nochmal attraktiver ist als nur einmaliger. Also nicht wie bei so einem Shop, dass man einmal was verkauft und muss nächstes Jahr wieder was verkaufen, sondern bei euch bleiben die Kunden sogar relativ lange. Was ist denn so ein typischer Kunde bei euch? Also welche Größe?

Benedikt Sauter: Was wir immer sagen, jeder sagt, unser Kunde hat auch schon Produkt-Market-Fit. Das heißt, der hat irgendwie ein Produkt, wo er merkt, wow, das läuft gut, da ist irgendwie Wiederholbarkeit da und regelmäßig kommen Aufträge rein. Der hat erst die ersten zwei, drei Leute vielleicht eingestellt, möchte jetzt irgendwie zentralisieren und das sehen und möchte dann eigentlich mit uns kommen. Was wir immer typischerweise sagen, ist so ein Kunde mit 500.000 oder 300.000 Euro Umsatz im Jahr bis zu knapp 50 Millionen Euro. Das Besondere ist eben, dass man normalerweise, wenn man so verschiedene Stufen durchläuft, muss man regelmäßig die Software wechseln. Und wie du vorhin schon sagtest, ist es eine Einführung. Schmerzhaften Wechsel. Das ist doppelt schmerzhaft und man will das eigentlich vermeiden. Zurückschmeißen kostet Zeit, Energie, Daten gehen verloren, Umsätze manchmal irgendwie auch kurzfristig. Und das will man eigentlich vermeiden. Und wir haben eine Möglichkeit gefunden, mehr oder weniger aus Versehen, wie wir eine Software entwickelt haben, mit der man wirklich mitwachsen kann. Und haben das auch schon öfter bewiesen mit größeren Kundennamen wie Weifurt, Kuro und sowas, die relativ klein zu uns kamen und dann auch ziemlich raufgeklärt hatten, um dort die Reise mitzumachen.

Joel Kaczmarek: Was ist dieses Secret Source, wie man es schafft, nicht wechseln zu müssen, sondern wie das einfach mitwächst?

Benedikt Sauter: Ich weiß nicht. Wir hatten damals ja ein eigenes Unternehmen. Wir haben Elektronik produziert und auch vertrieben. Universitäten für Forschung, für Entwicklungslabore. Ich bin selber Informatiker und wir haben damals auch nach einer Software gesucht, die uns irgendwie hilft, unser tägliches Business zu managen. Ich war wirklich frustriert, als ich gesehen habe, was es für Software gibt. Grau, hässlich, keine API, nichts automatisieren. Und als Informatiker, wenn man ein Produkt gebaut hat, hat man eine gewisse Erwartung, was eine Software einem nachher leisten möchte. Und normalerweise war ich immer gewohnt, wenn ich irgendwie eine Software für jemanden geschrieben habe, dass der danach ein besseres Leben hatte und mehr Zeit für andere Sachen hatte und nicht das Gegenteil, mehr irgendwie Zeit in irgendwas reinstecken muss und mehr Arbeit hat. Also das gleiche Gefühl hatten wir auch, wenn wir jetzt irgendwie jetzt das nehmen, was es gibt, kommen wir null voran. Und mit der Erwartung haben wir dann eben tatsächlich begonnen, uns die eigene Software mit aufzubauen. Und auf dem Weg dahin haben das sehr viele Leute gehört von uns. Benedikt, was ihr da gemacht habt, ist eine ERP-Software. Und man sieht, das haben Leute entwickelt, die diese Software täglich verwenden. Aber dieses Modul XYZ fehlt. Das ist typischerweise Teil einer ERP-Software. Und wir selber auch User waren von dem Ding, haben gesagt, ja, toll, dass du das findest. Eine ERP-Software war nie unser Ziel, ehrlicherweise, aber gut zu hören. Wir Wir sehen auch rein mit dir, dass dieses Modul fehlt, weil das hätten wir auch gerne. Also so ist es nicht, dass du alleine bist. Wir kennen auch andere Leute, die das haben wollen würden. Und das haben wir gemacht. Und wir haben niemanden hinterfragt, wie groß ist der Kunde. Und wir hatten auf dem Weg dahin auch Kunden, die schon größer waren, weiter mit uns waren. Und wir haben immer gemerkt, dass der Business-Prozess eigentlich der gleiche ist. dass die halt manchmal eine Ausprägung haben, wenn es um Order Management, Warehouse, Finance, haben die bestimmte tiefe Anforderungen, aber im Wesentlichen hat meistens nicht viel gefehlt, um auch ein größeres Business abzubilden. Das heißt, wir haben es gar nicht gemerkt, dass wir für größere Kunden eigentlich Sachen gemacht haben, die wir allgemeingültig gemacht hatten. Das heißt, man kann dadurch jetzt eben, weil wir kleiner begonnen haben, wir waren selber am Schluss auch schon knappe 15, 20 Leute in unserem Hardware-Business, würde ich sagen, dann gewechselt haben, größere Kunden haben und man eben so genau diese Journey, wenn man wächst als Firma, eigentlich sehr gut abbilden kann mit der Software.

Joel Kaczmarek: Also wenn du mal wir sagst, ihr seid ja auch ein Gründerpaar, du und deine Frau, ihr hattet sozusagen dieses Business, habt eigentlich für euch selber 2008 das besagte Tool gebaut und dann immer weiterentwickelt, gemäß mit eurem Wachstum und dem, was so links und rechts noch an Mitnutzern kam, bevor ihr dann neun Jahre später, 2017 quasi gesagt habt, okay, jetzt hier volle Attacke auf das Tool, also das Beiprodukt wurde größer als das eigentliche Kerngeschäft. Wie muss ich mir diese Reise vorstellen? Also was waren so Meilensteine, wo ihr gesagt habt, so let's talk about it?

Benedikt Sauter: Für uns war das immer wirklich so gebaut, dass wir mit sehr wenigen Leuten sehr schnell und effizient die Sachen abschließen konnten. Weil du hast alles andere außer Ressourcen und viel Geld als kleine Firma. Das heißt, wir mussten immer schon wirklich schnell die Ware verschicken. Gefühlt bis um 11, 12 Uhr. Wir hatten immer eigene Ware, die wir selber produziert hatten. Das heißt, wir haben immer so kleinen Mini-Amazon-Pick-und-Pack-Prozesse gebraucht, damit es wirklich super schnell funktioniert. Im Wareneingang, im Warenversand, auch bei der Buchhaltung muss es immer wirklich so per Schnipp gehen. Die Sachen erledigt, abgeschlossen, alles, was bezahlt worden ist, korrekt, schon mal schnell verschicken. Und dann gab es irgendwie so ein bisschen Forscherarbeiten für die Sachen, wo Kunden irgendwie Sachen komisch verrechnet hatten und sie gedacht haben, wie sie es vielleicht irgendwie auch bezahlen können. Typische Themen mit drauf gemacht und haben sie für uns gebaut gehabt. Auf dem Weg haben wir dann immer öfter auch automatisierte E-Mails an die Kunden geschickt. Automatisch, weil wir, wenn wir gemerkt haben, hey, der Kunde hat zu wenig bezahlt, dann haben wir nicht gesagt, wir schicken jetzt selber eine E-Mail dem Kunden, sondern das hat die Software schon selber erkannt. Hey, lieber Kunde, danke fürs Geld, aber war leider zu wenig. Und da fehlen jetzt irgendwie noch die Summe XY und was auch immer. Einfach, um die Leute proaktiv zu benachrichtigen. Das gleiche war Richtung Lieferanten. Wir hatten immer sehr viele eigene Produkte mit vielen verschiedenen Bauteilen, aber auch dann relativ großes Sortiment so an Ergänzungsportfolio. Und da mussten wir auch regelmäßig nachbestellen bei Lieferanten. Und das war auch immer wirklich ziemlich fiese Arbeit, die man am Wochenende meistens gemacht hat, rauszurechnen, was ich jetzt nachbestellen muss, in welchen richtigen Mengen, was kann ich mir leisten, dass ich nachher nicht pleite bin, aber dass ich einigermaßen einen guten Preis bekomme und einigermaßen meine Kunden irgendwie mit Waren versorgen kann und nicht gleich wieder morgen out of stock rennen, weil ich einfach wieder die Sachen vergessen habe zu bestellen. Und die haben dann ziemlich schnell, die Lieferanten haben bei uns sehr generierte E-Mails bekommen, weil wir es einfach per Algorithmus gemacht haben. Einfach die Sachen, die halt notwendig waren, berechnet worden sind, nachbestellt werden müssen. Und das waren so die ersten Touchpoints, dass uns irgendwann Kunden und Lieferanten gefragt haben, hey, was habt ihr für eine Software da? Weil irgendwie sehen die E-Mails immer sehr statisch und gleich aus. Da scheint die irgendwas zum Haben. Können wir das auch mal anschauen, weil wir haben das gleiche Problem. Wir suchen auch schon länger nach einer Software. Und so haben wir dann zum Teil die Kunden, die vorbeikamen oder Lieferanten auch eingeladen zu uns ins Büro und haben denen gezeigt, wie wir die Software verwenden. Das finden sie total cool. cool, das möchten sie auch verwenden. Manchmal fanden sie, das könnt ihr schon gerne machen, aber denkt daran, wir sind eine Hardwarefirma, wir sind keine Softwarefirma. Aber wenn ihr wollt, könnt ihr gerne beginnen. Und die ersten Schritte sozusagen ran, dass dann auch plötzlich 2013, 2014 erste vereinzelte Kunden das verwendet hatten und dann sich immer mehr herumgesprochen hatte, bis wir eben 2017 dann knappe zwölf Leute Vollzeit, eigentlich war ein Bootstrap und gesagt haben, dann lasst uns voll auf die Software konzentrieren, weil die rennen hier, rufen selber an und empfehlen sich von irgendwo, ohne dass wir das machen. Und bei der Hardware hatten wir es immer super schwer, bis die Rechnungen bezahlt worden sind vom Kunden, Da muss man immer hinterher rennen. Und bei der Softwarewelt haben die uns das Geld vorab überwiesen, dass sie irgendwie mit Software arbeiten können. Da haben sie gesagt, hä, was geht denn da ab? Das ist auf jeden Fall, glaube ich, was uns Spaß macht, irgendwie was Komplexes einfach zu machen und dort irgendwie das Produkt einfach den Leuten zu bauen und zu geben.

Joel Kaczmarek: Ja, glaube ich gerne. Aber habt ihr von Anfang an ein Preisschild dran gehangen? oder habt ihr am Anfang gesagt, hier, nee, komm, weil man geht ja mit Preis auch mal in eine Verantwortung ein und dann nerven die dich mit Support-Anfragen und dann haben die Leute eine Erwartung. Wie habt ihr das gehandelt?

Benedikt Sauter: Nee, wir haben am Anfang irgendwie erstmal gesagt, die Leute wollen da auch die Software haben. So, hä? Wir hatten damals ungefähr einen Basket-Korb von 100 Euro bei der Hardware. Das waren so Mikrocontroller für Studenten und Entwicklungsabteilung, was ich sagte. Ja, 1000 Euro. Dann haben die gekauft am Telefon irgendwie. Dann haben wir gemerkt, das hilft nichts. Die rufen immer noch an und sagen 3000 Euro. Ja, die kaufen immer noch irgendwie. So. Wir waren unterwegs an der ersten Preisgestaltung, da war kein taktisches Ding dabei. So ging es eigentlich bis zu den ersten 300 Kunden, glaube ich, so ungefähr.

Joel Kaczmarek: Ja, krass. Also habt ihr sogar eigentlich versucht, das unnötig teuer zu machen, um die Leute Lust zu werden, weil ihr gar nicht so sehr wolltet, ja? Das ist ja abgefahren.

Benedikt Sauter: Ja, weil wir waren wirklich am Anfang noch voll auf die Hardware fokussiert und das war ja auch unser Hauptbusiness und hatten ja tagsüber auch irgendwie Platinen zu entwickeln, zu produzieren, zu bauen. Also wir hatten ja eigentlich sehr viele Tätigkeiten schon für uns selber irgendwie tagesfüllend da.

Joel Kaczmarek: Okay, verstanden. Und dann kam irgendwann mal so der magische Moment, wo ihr gesagt habt, das alte Geschäft wickele ich ab und das neue mache ich weiter?

Benedikt Sauter: Ja, es war dann so, dass wir halt gemerkt haben, dass da wirklich gute Nachfrage ist und uns das super Spaß macht, ehrlicherweise auch. Also ich selber liebe irgendwie komplexe Sachen irgendwie einfach zu machen, auch dass man irgendwo reindenken kann und dass irgendwie länger mit teiligten Kunden sprechen kann über Probleme. Und das ging bei der Hardware eher selten, weil der Basket viel zu klein war, der Warenkorb. Und da konnte man auch mal irgendwie eine halbe Stunde, Stunde oder auch mal drei Stunden mit jemandem reden, über ein Problem nachdenken, wie könnte man das eigentlich cool lösen, weil es sich irgendwie rentiert hatte von den Kosten her. Viele, viele Sachen waren so ein bisschen auf der Suche auch als Startup nach dem Produkt, wo wir merken, hey, kann man eine größere Firma auch aufbauen. Und dann haben wir plötzlich gesehen, dass da wirklich gute Nachfrage ist, dass die Faktoren, die uns auch persönlich irgendwie vorantreiben, irgendwie erfüllt, dass wir dann da wirklich irgendwie schon mit schweren Herzens der Hardware-AD gesagt haben, weil wenn du dann deinen Online-Shop wirklich auf Ausverkauf stellst, deinen Kunden sagst, nee, das machen wir nicht mehr, das tut schon saumäßig weh, wenn du vor allem aus der Bootstrap-Welt rauskommst und wirklich so absagen musst, den Leuten dann nachher für die andere Sache entschieden und das hat dann natürlich auch wieder gut getan und war auch der richtige Schritt.

Joel Kaczmarek: Und an einen Schwager übergeben, der das Business übernimmt, war auch nicht?

Benedikt Sauter: Nee, wir haben eine sehr gute Beziehung immer zu unseren Kunden gepflegt, auch jetzt. Das ist immer sehr wichtig. Der persönliche Kontakt ist immer machbar in der großen Menge. Wir haben unsere wichtigsten Kunden an Partner gegeben, die wir sehr gut kannten, die wir gut konnektiert hatten, dass die auf jeden Fall gut versorgt sind und so ein Stückchenweise einfach die bestehenden Projekte und Kunden eben dann an vertrauensvolle Leute gegeben, die wir sehr gut kannten.

Joel Kaczmarek: Und wenn wir jetzt mal so über euer Produkt heute ein Stück weit reden, wenn wir jetzt mal benchmarken, was es noch so am Markt gibt, ist es ja ganz oft so, dass du gegen so eine BMODS konkurrierst. Also da hast du dann so SAP HANA oder irgendwie Oracle verbietet verschiedene Sachen an. Riesige Konzerne, die ja dann auch so eine, wie du gesagt hast, manchmal sehr hohe Legacy haben, etwas Altbackfläche und da aussehen, aber insgesamt auch sehr viel Funktionsumfang haben. Und wie ist es bei euch? Also was ist bei euch mittlerweile für ein Produkt entstanden?

Benedikt Sauter: Also normalerweise, wenn du am Wachsen bist, wie ich vorhin beschrieben habe, irgendwo ist ein Produkt market fit, merkst, wow, jetzt geht es ein bisschen ab irgendwie. Jetzt brauche ich ein bisschen Kontrolle im Business, weil sonst wird es, glaube ich, bald nicht mehr fröhlich für uns werden. Dann gibt es so auf der Landkarte, wenn man schaut, links sehr viele Tools, die dir irgendwie so für Teilbereiche sehr gut helfen. Vielleicht Rechnungen erstellen, vielleicht für eine bestimmte Steuerproblematik. Also es gibt viele, viele kleine Tools auf der linken Seite. Und wenn du auf die rechte Seite schaust, dann gibt es dann halt dort die großen Namen, die du gerade genannt hattest. Wobei, da gibt es auch von den großen Namen kleinere Software zum Teil. So ein SAP Business One, so ein NetSuite, irgendwie sowas. Aber selbst die sind eigentlich sehr, sehr teuer und brauchen relativ lange Onboarding-Zeiten. Das heißt, wenn du an der Stelle links bist, dann siehst du, wie du sie klein tust, siehst eigentlich, es ist zu klein. Aber irgendwie ist es gerade das, was ich brauche. Und ich weiß nicht, wie lange ich wachsen kann. Wenn du nach rechts schaust, siehst du, Das wäre eigentlich geil, aber viel zu teuer, kann ich mir gar nicht leisten. Und ich kann auch jetzt nicht ein Jahr lang irgendwie die Software einführen. Das würde mich genauso umbringen. Und dann, wenn du eigentlich so in Kontakt mit Central kommst, dann sagst du eigentlich so, wow, da habe ich ja genau das. Genau diese kleinen Tools, aber ich kann auch größer wachsen. Und das war eben bedingt, wie wir die Software entwickelt hatten, dass wir gar nicht gemerkt hatten, dass wir mit größeren Kunden gesprochen haben und jetzt auch Features eben drin haben, die größere Kunden typischerweise brauchen. Also klassisch Order Management brauche ich einfach, irgendwo die Aufträge zusammenlaufen. Ich brauche dann verschiedene Lager, wo ich einfach Waren einlagern kann. Ich brauche Bestellvorschläge. Ich brauche im Finance einfach, wo ich Sachen vorbuchen kann, vorverknüpfen kann. Ich brauche Mahnwesen. Ich brauche für mein Sales Team Tools Angebot, Auftrag, die ich weiterführen kann. Wenn du eine kleine Produktion hast, brauchst du noch ein kleines Produktionstool, wo du einfach ein bisschen schauen kannst, was muss ich produzieren? Welche Komponenten brauche ich? Stücklisten verwalten. All diese ganzen Thematiken sind so bei uns in Xentral, sagen die Vereine.

Joel Kaczmarek: Aber sag mal, wie hast du das eigentlich geschafft, sowas neben deinem normalen Business zu bauen? Weil alleine, wenn ich mal heute gucke, wenn du Payment-Dienstleister anbinden willst, das ist ja ein Teppich. Also wenn du die ganzen Logos mal anguckst, irgendwie Klana, PayPal, Sofortzahl, etc., etc. Wie hast du das hingekriegt, da diese Komplexität eigentlich noch neben deiner normalen Arbeit unterzubringen?

Benedikt Sauter: Vorteil ist, glaube ich, ich bin Frühaufsteher, immer schon. Das heißt, es war nicht verwundert, wenn man von mir schon um vier Uhr eine E-Mail bekommt. Das ist alles gut, also mein Rhythmus passt. Aber ich hatte immer die Chance, wirklich sehr früh aufzustehen und immer dann so von fünf bis um acht, neun in der Früh konnte ich programmieren und bin auch leidenschaftlicher Entwickler und habe wirklich viel auch für uns die Tools gebaut, damit wir uns einfach Zeit sparen in der Firma. Und da ist dann sehr, sehr viel entstanden. Am Wochenende konnte ich auch ab und zu weiter daran arbeiten. Das ist, glaube ich, ein großer, großer Antrieb. Und wenn du Leidenschaft drin hast, dann ist da auch nochmal ein ganz anderer Motor dahinter. Ich selber komme eigentlich aus der Open-Source-Welt. Ich habe viele Linux-Treiber und ähnliche Sachen früher entwickelt und gebaut. Und dort hast du so gleiche Konstellationen, auch wirklich eine große Gemeinschaft. Wenn du auch das Subsystem so baust, von der Software und Strukturen baust, dann kannst du auch relativ schnell Payment, Provider, Carrier und ähnliche Sachen auf diese Softwarestruktur draufbauen, damit man auch schneller eben Sachen implementieren kann. All diese ganzen Sachen, Dann so in der Kernumsetzung mit drinnen, was uns glaube ich erlaubt hat, wirklich schneller zu laufen und auch schneller verschiedene Marktplätze, Shops, Carrier und so weiter einfach mit anzubinden.

Joel Kaczmarek: Spielt denn Open Source bei euch heute noch eine Rolle? Also gibt es nach wie vor Bausteine oder habt ihr auch eine aktive Community, die selbst noch Tools und Bausteine bei euch mit beisteuert? oder ist das nicht mehr so?

Benedikt Sauter: Das heißt, wir haben keine Open-Source-Version mehr. Die haben wir relativ früh schon wieder beendet, weil du musst dann nochmal dich anders aufsetzen, damit du dort die Community aufbauen kannst und die ganzen Sachen aufbauen kannst. Und ehrlicherweise, der SMB-Bereich, der Kleinunternehmer-Bereich ist typischerweise nicht geprägt von Leuten, die programmieren möchten. Sondern du hast ja irgendwie Produkt-Market-Fit, du hast gerade alles andere als Probleme. Also du sagst, du möchtest jetzt selber deine Software irgendwie beginnen zu installieren und zu basteln, sondern Es muss dann funktionieren. So tickt der Zeitgeist von dem Ding. Was wir haben, ist, wir haben relativ viele Partner gefunden, die auch gemerkt haben, man kann eigene Erweiterungen machen. Wir haben eine API, man kann da Sachen dranpflanschen und die können sehr gut eben diesen wachsenden Firmen helfen. Das heißt, wir haben jetzt relativ viele Partner, die auch Module entwickelt haben, Schnittstellen gemacht haben. Das transformieren wir gerade. Wir kommen von so einer On-Premise-World in eine reine Cloud-World. Wir tun gerade gemeinschaftlich mit denen natürlicherweise gerade die Wege umbauen, dass man eben auch Apps über die Ferne bauen kann und das transformieren kann. Und das merkt man schon auch im Chor in unserem DNA. Wir haben auch als einen Wert Kodas Mindset. Das steckt tief drin uns, auch in den vielen Tätigkeiten oder Partnern, dass wir sagen, das ist das, was uns antreibt weiterhin.

Joel Kaczmarek: Also für die Techline unter unseren ZuhörerInnen. On-Premise heißt beim Kunden direkt eigentlich umgesetzt, vor Ort installiert. Cloud heißt sozusagen aus dem Netz bezogen. Und was muss ich mir vorstellen, was habt ihr so für ein Tech-Stack? Also was ist das eigentlich für eine Technologie, die ihr da gebaut habt? Auf was?

Benedikt Sauter: Klassisch mit PHP und MySQL, MariaDB. Mittlerweile, weil wir eben mehr in Richtung Cloud gehen, nutzen wir auch immer mehr Techniken, weil wir wirklich richtig Cloud-Services aufbauen und dort nochmal wesentlich moderner mit AWS arbeiten und da viele Techniken mit reinbekommen, um genau diese ganzen Anfragen reinzubekommen, die Performance zu bekommen, die wir brauchen und ja, all diese ganzen besser umsetzen zu können.

Joel Kaczmarek: Und was ist so der Zeitrahmen? Also wenn ich jetzt irgendwie ein junges Unternehmen bin, will mit euch starten, wie lange brauche ich von, ich lerne euch kennen, bis hin zu, ihr seid bei mir in Betrieb?

Benedikt Sauter: Kommt natürlich immer darauf an, auf die Person, die das macht. Wir merken, da gibt es eigentlich zwei Leute, da gibt es wirklich die Leute, die technisch Bock haben, schon viel gesehen haben, die sind natürlich per Definition wesentlich schneller und die sagen auch, wow, mega einfach und macht total Spaß und geht schnell. Kommt drauf an, wie groß ist deine Firma, wie groß ist dein Team. Bist du gerade irgendwie drei Leute, möchtest nur Order-Management und Rechnungen erzeugen oder willst du schon irgendwie mit, keine Ahnung was, fünf Abteilungen die ganze Firma abzubilden. Irgendwo zwischen ein bis zwei Wochen, bis acht Wochen ist bei uns so der Mittelwert eigentlich von denen, wie man da ganz gut vorankommen kann.

Joel Kaczmarek: Gab es für euch dann irgendwann auch so eine Sollbruchstelle, weil ihr wart quasi gebootstrapped in eurer eigenen Firma ein Beiprodukt, dann habt ihr gesagt 100% Fokus darauf und dann habt ihr auch angefangen Kapital aufzunehmen sukzessive. Gab es irgendwann den Moment, wo ihr auch gemerkt habt, alles klar, das kann ich jetzt hier nicht mehr als Wohnzimmerprojekt in Anführungsstrichen machen, sondern hier brauche ich auch ein professionelles Führungsteam, hier brauche ich irgendwie Strukturen etc. etc. Beziehungsweise den gab es garantiert, nur wann?

Benedikt Sauter: Das wussten wir immer. Und sind eigentlich so auch durch die Gegend gerannt. Irgendwann brauchen wir jemanden. Und dann war es so, dass wir mehr oder weniger durch Zufall vier Firmen in Kontakt kamen, die irgendwie alle gemeint haben, hey, könnt ihr irgendwie eine fünfstellige Auftragsmenge abbilden? Und dann den Nächsten angerufen, bis die Jungen geschnellt haben, das sind Firmen aus der Sendung Die Höhle der Löwen. Die dürfen nicht sagen, dass sie da drin sind, weil sonst fliegen die aus der Show raus, weil sie NDAs haben. Aber sie müssen halt sich vorbereiten, damit sie dann, wenn die Show live geht, auch gerüstet sind. Und dann haben wir irgendwann festgestellt, die sind alle bei Frank Thelen im Team. Das war so, hä, wie geht denn das? Dann haben wir herausgefunden, von wo kommen die Kunden eigentlich her. Herausgefunden, der eine Kunde kam von dem einen Kunden, den kennen wir schon länger, der andere von dem anderen irgendwie. Den dritten haben wir irgendwie auf einer Veranstaltung mal zufällig kennengelernt. Und haben so diesen Word-of-Mouth-Effekt eigentlich gesehen gehabt. Und haben dann Freigeist kennengelernt, also die Investmentfirma, wo Frank dabei ist und haben dann gemerkt, dass die drei Gründer von Freigeist, Alex, Frank und Marc, mega Erfahrung haben im Softwarefirmen aufbauen, weil ich selber eine Firma schon aufgebaut hatte und dass wir uns eigentlich sehr, sehr gut verstanden hatten und die genau verstanden haben, was wir da aufbauen. Und dann kam schon relativ früh auf, ihr hättet ja auch Bock, dass wir irgendwas gemeinschaftlich machen. und wir Wir haben gesagt, jetzt lassen wir uns erstmal diese vier Firmen happy machen, weil das war uns das Wichtigste, glaube ich, bei mir, dass die Firmen wirklich arbeiten, glücklich sind, weil uns haben so viele Kunden angerufen. Hey, ich habe mir die Software XYZ gekauft, das war der größte Fehler meines Lebens. Alle hassen mich, mein Team mag mich nicht mehr. Wir sagten, um Gottes Willen, wir wollen sowas nie hören. Wir wollen hier schon Werte stiften und Firmen helfen, irgendwie mehr Gast zu geben. Und haben dann auch gesagt, Frage ist, war das mal, ob die vier Firmen nachher auch zufrieden sind und wie es aussieht. Dann war ein halbes Jahr vorbei oder ein paar Monate und sind mega zufrieden. Von uns würde es immer noch passen. Und dann haben wir auch gesagt, glaube ich, für uns macht es auch mega Spaß. Und wir haben jetzt auch länger zusammengearbeitet und wissen auch, dass wir uns gut ergänzen oder verstehen, wie ihr arbeitet. Und hatten dann den Schritt gemacht und hatten dann schon Ende 2017, Anfang 2018 Freigeist reingenommen, haben es aber auch nicht veröffentlicht, weil wir erstmal weiter wieder fokussiert arbeiten wollten. Wir mussten es dann irgendwie gegen Sommer 2018 veröffentlichen, weil da hat der Frank sein Buch veröffentlicht und da waren wir mit drinnen im Buch. nur übers Buch rauskommt, das wäre fast ein bisschen zu schade. Und haben es dann veröffentlicht, aber haben auf dem Weg immer noch gebootstert. Also wir haben es Gott sei Dank nie wegen Geld gemacht, sondern wirklich, dass wir diese Expertise von den drei mit reinbekommen und hatten dann 30 weiter aufgebaut gehabt. Das war dann so, ich habe dann auch immer ziemlich, haben uns wieder weiter auf Kunden und Aufbau konzentriert. Leute zu heiern, auch viel Hilfe bekommen und waren dann Ende 2020 eigentlich so, dass auf dem Weg, jetzt möchten wir mal versuchen, die nächstes Management-Layer einzuziehen und ein bisschen mehr Gas zu geben, aus diesem Bootstrap-Modus endlich mal rauskommen, weil sie langsam wirklich genug geproved, ob die Software wirklich gut ist. Ja, sie ist wirklich gut, die Kunden sind immer noch happy und weil man für uns die Frage, ist es wirklich gut, ist es jetzt wirklich so auch skalierbar dabei und sind dann damals mehr oder weniger durch Zufall mit größeren Investoren in Kontakt gekommen. weil wir eigentlich uns noch ein Jahr lang vorbereiten wollen. Festgestellt, dass wir es wieder gelöst haben für uns. Es ist nicht ein deutsches Problem für kleine Firmen, sondern es ist ein Problem, was auf der gesamten Welt existiert. Dass mal kleine Firmen eigentlich eine Software brauchen, mit der sie sich gut verwalten können. Im CM-Bereich gibt es SalesForce für den großen, HubSpot für den kleinen Kunden sozusagen. Und diesen ERP-Bereich gibt es nur in SAP, grob gesagt, für den Großen, aber es gibt nichts für den Kleinen. Und da ist noch eine Chance, wo man so eine Kategorie aufbauen kann. Und wir selber haben ziemlich Bock auf hart kämpfen, viel arbeiten. Macht uns mega Spaß. Lass uns die Reise gemeinsam wie man ruhig größer denken mit den Größeren. Im Westen haben wir nochmal mehr Möglichkeiten, mehr Talent zu bekommen, um da ein bisschen schneller Gas zu geben und haben dann so zu unserem größeren Investor gefunden.

Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, du erzählst es so lockerflockig. Ich meine, es ist ja auch das Who's Who, was die bei euch platziert hat. Also Sequoia. Mittlerweile gibt es auch durchaus andere große Namen aus dem Valley, aber war eigentlich immer jahrelang so das Schlachtschiff. Und wenn die nach Europa nur geschielt haben, hat man sich schon geehrt gefühlt. Und dann Tiger Global. Also das ist ja wirklich Creme de la Creme. Wie sind die auf euch aufmerksam geworden?

Benedikt Sauter: Ich habe immer ziemlich lange ignoriert die E-Mails von den Investoren, weil wir einfach nie ein Geldproblem hatten, weil wir immer durch Bootstrapping gut gewachsen sind. Mehr oder weniger durch Zufall, dass ich mit einem gesprochen hatte und dann mit einem zweiten noch, um zu verstehen, was ein VC, was der für einen Antrieb hat, was der eigentlich machen möchte, was der braucht. Passt das überhaupt zu uns als irgendwie relativ lange gebootstrapte Firma? macht es Sinn überhaupt für uns, das zu verstehen. Und auf dem Weg dahin verstanden, dass das glaube ich schon sehr viel Sinn machen kann. Und dann gab es die Intros eben auch zur größeren, wie es hieß. Und ich glaube, die waren auch angetan, vor allem an unsere Energie und unsere Leidenschaft. Und auch unsere Kunden haben sich viel angerufen, was die am Produkt mögen, wie sie es mögen und wer. Das ist einfach ein großer Markt, glaube ich. Very emotional Software, ist hard of the business, aber irgendwie auch komplex, weil es eine ERP-Software ist. Also bei uns ist der VP-Level der höchste Level. Dauert ganz schön seine Zeit, bis man die richtigen Kandidaten findet. Wir haben damals begonnen, erstmal für Customer Success, Sales und Marketing jemanden zu suchen. Dann eben der Zwo-Stift-Stufe Richtung ERP. Wir haben jetzt seit Februar diesen Jahr unseren VP Marketing und VP Sales gefunden, die jetzt seit Februar, März mit den Teams arbeiten. Dort verstehen, wie wir eigentlich die Prozesse aufbauen müssen für diesen SMB-Bereich, damit das Ganze skalierbar aufbaubar ist. Und unser Board war super hilfreich, also vor allem Luciano und Rob. hauptsächlich damals die Entscheidung fürs Investment, gemerkt habe, das sind zwei Personen, die haben einen Drive, die verstehen, wie sie uns unterstützen können als technische Founder, was wir da machen müssen, wie die uns helfen können, genau auch diese anderen Gaps aus dem gleichen Product Marketing, Firmenaufbau, täglichen Austausch am Anfang, wöchentlichen Austausch immer noch, wirklich uns zum Helfen, da die richtigen Leute zu finden, Prozesse aufzubauen. Wir selber müssen ja ziemlich schnell auch wachsen und verstehen und lernen, was die nächsten Schritte sind, um dort mitmachen zu können. Unser Board ist eigentlich, würde ich sagen, gerade eben relativ klein. noch, war uns auch wichtig, dass wir da sehr fokussiert arbeiten, arbeiten können, nicht zu viel mit dem dabei haben. Für uns sind die wichtigsten Leute eigentlich Claudia und ich. Wir sind im Board natürlich als Founder, dann Luciana, Rob und dann haben wir noch Marc von Freigeist, der ist immer noch bei uns mit an Bord. Da ist die Frage immer, wie lange ist das üblich? Nicht üblich, aber wir arbeiten so stark zusammen und auch eng zusammen, dass es uns super wichtig war, auch Freigeist noch länger mit an Bord zu haben, diese Geschichte aufzubauen. Das ist nichts Kurzfristiges. Und der Johann ist bei uns auch seit einem halben Jahr, der ist mit dabei. Julian Butting war der erste Mitarbeiter von Google und Dropbox und Slack in Europa. Hat dort mit aufgebaut, schon etwas weiser, aber hat ein super Draht mit uns gefunden, oder wir mit ihm, der uns wirklich viel einmal im Go-To-Markt überall helfen kann, beraten kann, wie man so skalierbare Sachen aufbauen kann. Was aber auch wieder natürlich ein Vorteil ist, weil wir eben über Sequoia wirklich sehr gute Interests zu sehr guten Leuten bekommen haben, die auch Bock haben, da irgendwie ein bisschen mit was zu bewegen auf der Welt, wo wir jetzt das große Glück haben, dass uns die Leute alle unterstützen.

Joel Kaczmarek: Was ist das für der Schöpfung deiner Frau? Also du bist der Tech-Guru, was macht deine Frau?

Benedikt Sauter: Am Anfang war es Finance, People und Customer Success, Onboarding mit aufzubauen. Mittlerweile ist es ein relativ großes Team. Claudia ist immer der kritische Berater zu mir, haben uns dann aufgeteilt und strukturiert und versuchen gerade unseren guten Weg zu finden.

Joel Kaczmarek: Frank Thelen hat ja durchaus auch kritische Berichterstattung zuletzt erfahren. Also wie ist es denn aus der In-Perspektive? Wie hast du das denn mit ihm und seinem Team so erlebt?

Benedikt Sauter: Das passt für uns von der DNA perfekt, weil wir genau Leute wollen, die ehrlich sind, menschlich sind, unterstützen können, immer erreichbar sind, wenn was ist und nicht nur irgendwie große Shows machen. Die kannst du nicht blind verlassen und immer drauf, wenn es ist. Und die lassen sich nie alleine, egal was los ist, also intensiv. Und das haben wir gesehen. Für uns waren immer die Menschen das Wichtige. Glauben wir daran, dass diese Personen wirklich uns weiterhelfen können, die nächsten fünf bis zehn Jahre, was wir brauchen, um das Business aufzubauen. Und das war immer die aktive Entscheidung für die Leute.

Joel Kaczmarek: Und sag mal, in welchen Märkten seid ihr denn mittlerweile eigentlich alles aktiv?

Benedikt Sauter: Im Dachbereich zu 98 Prozent. Wir haben gestartet dieses Jahr mit den ersten UK- und US-Tests. Das heißt, wir haben jetzt knappe 20 Kunden in UK und US, dass wir auch dann da so ein bisschen in die erste Skalierung reingehen können zum Testen.

Joel Kaczmarek: Okay, ich staune. Ich hätte gedacht, wenn man irgendwie Tiger Global und Sequoia hat oder so, dass die dich hier schon auf Steroide gepackt haben, dass du schon so pan-europäisch unterwegs sein musst und einmal US eintritt oder so.

Benedikt Sauter: Man muss ja auch schauen, wo wir herkommen. Wir kommen von der Bootstrap-Welt. Das ist ja auch enorm, was unsere Mitarbeiter alle mitgemacht haben, was wir als Unternehmen, als Transformation durchgemacht haben. Das geht ja auch nicht von heute auf morgen. Von Bootstrap Augsburg Grown zu jetzt, wenn man seit letztem Jahr mein Büro in Amsterdam, sprechen wir noch Englisch als Firmensprache, bauen jetzt eine skalierbare SaaS-Software. Davor war es ein bisschen mehr ERP-Agentur. Du brauchst doch kurz Zeit, um die richtigen Leute zu gewinnen, Prozesse anzupassen, ein bisschen Mindset mit reinzumachen. Ich glaube, in Summe sind wir auf einem guten Track.

Joel Kaczmarek: Und was hat es mit euch so emotional gemacht, von Bootstrap zu finanziert? Also man ist ja dann auf einmal Diener fremder Herren, man muss sich halt ein bisschen verhuchen, machen wir ja alle, ist ja okay. Also wenn man größere Ziele erreichen will, schneller wachsen, dann hat es halt auch einen Preis. Wie ist es euch damit ergangen?

Benedikt Sauter: Also ich finde es cool, dass wir die Chance haben, glaube ich, jetzt da ein bisschen größer zu denken und nochmal vielleicht intensiver zu hiren, mehr Expertise mit reinzubekommen. Wo wir herkommen, kann man nie wegmachen. Das heißt, uns wird immer wichtig sein, was geben wir eigentlich aus und wo und weshalb, warum. Weil wir haben uns wirklich original mit 500 Euro mal begonnen und haben so die Firma aufgebaut, gehabt Stückchenweise immer von dem, was reinkam, wieder aufgebaut. Hatten eigentlich nie einen Kredit oder irgendwas aufgenommen dann daher. Der steckt tief mit drinnen. Trotzdem ist es jetzt gerade cool, dass man einfach ein bisschen größer, schneller denken kann und auch das ein bisschen aufbauen muss, um die nächsten Schritte herauszufinden, wie wir die Skalierbar bekommen. Weil was wir jetzt aufbauen, sind dann die Schritte, die uns wieder für die nächsten zwei, drei Jahre die Umsatzverdoppelungen schaffen und immer ein paar Stückchenweise das mit aufzubauen.

Joel Kaczmarek: Und wie muss ich mir euer Geschäft vorstellen? Also gerade wenn du sagst, ihr geht jetzt irgendwie in internationale Märkte, wie macht man da eigentlich Vertrieb und Sales? Das ist ja wirklich ein Brett bei sowas Komplexem, weil wie du sagst, das wechselst du erstmal nicht, wenn du es erstmal hast.

Benedikt Sauter: Wir sind da ehrlicherweise noch dabei. Also wir haben einen Product-Market-Fit, den haben wir erreicht, das sieht man, aber auch den skalierbaren Go-To-Market-Prozess, ein Dach, haben wir auch noch nicht gefunden. Vorhin gesagt, seit Februar sind bei uns die Leads da, da zu finden, wie wir eigentlich da skalierbar das Ganze machen können. Das heißt, wir sind auch noch da, müssen unsere Hausaufgaben auch noch im Dachbereich zu machen, erst einmal dort was Skalierbares zu finden. Wenn wir dann da das Playbook, glaube ich, gefunden haben, dann können wir beginnen, auch in den US und UK das zu machen. Was wir gerade eben machen, UK, US, ist einfach der gleiche Ansatz, den wir halt für uns gemacht haben. Erstmal Hand erlesen, mit Leuten sprechen, schauen, ist Produkt-Market fitter, funktioniert das? Und wenn wir den gefunden haben, dann ist die nächste Frage, wie können wir das Go-To-Market skalieren? Wie sind die nächsten Schritte? Aber wirklich Schritt für Schritt und nicht zu schnell, weil sonst wird es, glaube ich, zu ambitiös.

Joel Kaczmarek: Merkst du auch so ein bisschen dann diesen Wandel auch? Weil ich finde, man muss ja dann auch so die Denke irgendwie umstellen. Also ich finde, wenn man dann wirklich anfängt, nicht mehr so Friends und Family, das ist unser Kunde und den kennen wir noch von früher, sondern wo du jetzt wirklich kalt akquirieren musst und hart im Marktwettbewerb bestehen, musst auf Messen gehen, musst irgendwie kalt akquirieren etc. etc. Das ist ja schon irgendwie ein anderer Style, ne?

Benedikt Sauter: Ja, aber es ist, glaube ich, ein Prozessthema, weil es ja was Geiles ist, dass wir mit der Software einen Wert erzeugen bei vielen Kunden draußen. Claudia und ich, als wir damals unsere eigene Firma hatten, waren so froh, wenn wir um 11 Uhr mit diesem ganzen Kram fertig waren. Und wir kriegen es nur hin, dass wir noch mehr Leuten diesen Wert geben, wenn wir skalierbare Prozesse bauen. natürlich immer eins irgendwie wegnehmen, aber wir haben auch die Chance, die anderen Leute mehr glücklich zu machen und auch genau mit so einer Software von ihrem Business profitieren, damit sie können, sagen wir daher. Das heißt, ich baue es gerne auf, die skalierbaren Prozesse und gehe gerne in die Richtung, weil wir einfach da wirklich vielen Leuten ein Tool geben können, damit die ihr Leben da einfach wirklich cooler organisieren können und cooler aufzubauen.

Joel Kaczmarek: Der große rosa Elefant im Raum, den wahrscheinlich viele Leute haben, wenn sie mit dir zusammentreffen, dass die dich vielleicht fragen oder sich so nicht trauen. Wie ist es, mit seiner eigenen Partnerin zusammenzuarbeiten? Ich merke, dass das viele Leute beschäftigt.

Benedikt Sauter: Ich bin mit der Claudia, wir sind ja schon relativ länger zusammen als nicht zusammen. Das hat sich schon lange hier eingeschliffen. Ich glaube, man muss mal wissen, wann man privat ist und wann man auch privat sagen kann, jetzt reicht es. Können wir mal das Thema jetzt beenden und dann auch wirklich das sofort beenden, das Thema und dann erst dann wieder am Tag drauf. Oder wenn man meint, dass es, glaube ich, ohne dass man es persönlich nimmt mit dem dabei und immer wissen, was wir da bauen, ist wie, wie zwei Sportsmänner das für einen Sport machen. Das hat jetzt nichts Persönliches zum tun. Man weiß schon, wo die Knöpfe sind, die man lieber nicht drückt zum falschen Moment oder wenn man es auch gezielt mal aktiv drückt zum richtigen Moment, wenn man meint, es wäre mit dem dabei. Wir haben es nie hinterfragt. Wir konnten aber auch nie in dem gleichen Raum arbeiten, ehrlicherweise. Es werden immer getrennte Räume, es werden immer klar definierte Bereiche, die nicht überlappend waren. Ich bin froh, dass wir es gemacht haben. Wir waren jetzt vier Wochen, fünf Wochen in Amerika für einen Leadership-Kurs, einfach Next Level zu verstehen, wie baut man sowas auf. All solche Sachen können wir zu zweit machen.

Joel Kaczmarek: Ja, ist ja krass. Habt ihr dann aber auch, dass man abends im Bett liegt und dann auch irgendwie, anstatt über den Tag zu reden, wie das Wetter war, dass man dann so Firmenprobleme durchquatscht?

Benedikt Sauter: Ja, ist natürlich schon, dass die Firma viel dabei ist. Aber es ist ja trotzdem, ein Baby macht ja sau Spaß. Also das ist ja wirklich für mich noch weniger Arbeit, als vielleicht für Claudia irgendwie, weil ich nochmal mehr Leidenschaft damit drin habe irgendwo. Aber wenn das nicht wäre, dann wäre man trotzdem irgendwie, muss irgendwo die Energie raus. Ich glaube, das ist was, was zu Menschen gehört. Mit Corona hat man nochmal viel gemerkt, wo muss ich eigentlich sein, wie muss ich mein Leben gestalten, damit ich, glaube ich, gut arbeiten kann. Bei uns ist auch Remote First. Wir haben zwar verschiedene Hubs, wo wir uns regelmäßig mit Leuten treffen, aber viel, glaube ich, kann man heutzutage sein Privatleben mega gut gestalten. Wir haben keine Kinder, aber wir haben jetzt auch nicht Kinder geplant für den Bereich. Ich glaube, da ist genug Freiraum, auch aus Fauna, den man sich nehmen kann.

Joel Kaczmarek: Gut, vielleicht abschließend, was habt ihr euch denn noch so als Ziele gesetzt? Wo willst du heute in fünf Jahren stehen?

Benedikt Sauter: Können wir sowas, was wir gerade aufbauen, hier wirklich skalierbar aufbauen, damit wir wirklich vielen Leuten die Software geben, damit die diesen Wert mit aufbauen. Genauso können wir eine Firma aufbauen, wo wirklich dann die Mitarbeiter voll Bock haben, das skaliert rauszubringen, wie wir das Ganze aufbauen können. Für uns immer so als Bootstrap-Founder weiß man nie, wie groß was sein kann. Man lernt erst durch Experience-Sharing oder indem man was zeigt, guck mal her, du kannst auch eine Firma in der Firma in Größe aufbauen. Also wenn du so stückweise wächst als Gründer, wo du immer dann auf dem Weg plötzlich neue Sachen lernst, sagst, die sind nie machbar, ist ja unerreichbar, wir hatten noch nie so richtige Ziele am Langzeithorizont. Geil wäre es, wenn wir, glaube ich, was Nachhaltiges schaffen können, wo wirklich viele, viele Leute Bock haben, diesen Category-Lead, den es gibt, den irgendwie versuchen zu knacken, dass man auf der Welt dann auch Central kennt und sagt, das macht Spaß. Das ist der Anspruch, warum wir gerade angetreten sind und auch, glaube ich, die Gelder bekommen haben, um da weiter Rennen und Gas zu geben. Rennen da fleißig und gezielt auch weiter. Kämpfen hart jeden Tag.

Joel Kaczmarek: Ja, stimmt, über Exit-Perspektive haben wir gar nicht gesprochen, aber es wirkt bei euch irgendwie relativ klar. Aber was mich so als letztes noch beschäftigt ist, wenn man dich jetzt so in Wort packen müsste, würde ich sagen, das ist der Fundskerl, das ist der Mann, der hat noch Integrität, der zeigt, worum es geht und der setzt sich für den Kunden ein. Wie hast du es geschafft, am Ruder zu bleiben? Weil es ist ja ganz oft so, wenn du Geld reinnimmst, dann kommen die auch gerne mal und stellen dir Coaches an die Seite oder Mitgründer oder C-Level und, und, und. Also es ist ja nicht so häufig, dass man so eine Philosophie, wie du sie vertrittst, noch lange beibehält.

Benedikt Sauter: Was ich vorhin sagte, du musst, glaube ich, mit den Leuten, mit denen du dich zusammenhockst und dich für dich entscheidest, musst du auch von beiden Seiten gut prüfen. Und dir wirklich selber von beiden Seiten fragen, glaubst du wirklich dran, dass du noch in fünf Jahren mit der Person arbeiten kannst? Und weshalb, warum und was für einen Wert bringt die dir mit? Und das ist losgelöst von dem Position, Titel und sowas. Das ist eine reine Menschenbeziehung, sagen wir mal. Klar, Wo hockt der auch? Hat der auch die Hebel? Tut ihm das weh, wenn er jetzt keine Ahnung was die Summe X irgendwie ausgibt? oder sagt er, nee, das kann ich mit reinbringen ins Spiel. Geld war noch nie mein Antrieb. Also ich habe immer schon gesagt, ich gehe lieber an die Norma, an die Kasse morgens, um mein Geld zu verdienen, dass ich nachmittags das machen kann, dass es mir Spaß macht. Das war noch nie. Ich war zwei Wochen festangestellt, habe dann gekündigt, habe gesagt, das wird nichts. Dass man sich entfalten kann, dass man Gas geben kann. mega schlauen Leuten unterstützt wird, wirklich auch da Fragen stellen kann, Netzwerke aufbauen kann. Das gibt, glaube ich, enorm Energie. Irgendwann wird vielleicht der Moment kommen, wo man sagt, das reicht nicht mehr. Aber aktuell sehe ich da noch lange länger keine Signale in die Richtung. Gas geben, weiter Gas geben.

Joel Kaczmarek: Mega, Benedikt. Also, hat viel Spaß gemacht mit dir. Ich drücke euch die Daumen. Ist ja wirklich ein cooler Case, der ihr seid. Also, ich hatte mir ja nicht aller Tage. Und der Space braucht euch. Von daher, alles Gute euch.

Benedikt Sauter: Nee, wir geben weiter Gas.

Joel Kaczmarek: Auf jeden Fall.

Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.