Das Innovationsökosystem von Signals

25. November 2020, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Transform-Podcast von Digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute bin ich in doppelt potenter Begleitung. Wir reden nämlich über das Innovationsökosystem Signals. Sprich, ich möchte gerne allen Menschen, die heute hier zuhören, mal mit ans Herz bringen oder nahe bringen, wie man denn eigentlich so ein Innovationsökosystem baut, wenn ich ein großer Konzern oder ein Mittelständler bin. So, und Signals ist eine sehr spannende Einrichtung, die an Signal Iduna eingedockt ist. Wir werden auch ganz viel über Fehler lernen. Also glaubt nicht, dass es hier nur irgendwie Partyfeiern ist, aber dort passieren ganz viele Dinge. Einerseits wird das nämlich genutzt, um Partnerschaften zu bauen, sowohl intern wie auch extern. Es geht um Beteiligung. Wir werden natürlich auch darüber reden, wie wählt man eigentlich den Fokus für so ein Innovationsökosystem aus? Was macht man in so einem Coworking-Space und wie funktioniert das eigentlich? Und es gibt natürlich auch einen spannenden Führungsaspekt, nämlich eine weibliche Doppelspitze, was ich sehr, sehr toll finde. Und ich habe so ein schönes Zitat mitgenommen eingangs von den beiden Damen, mit dem wir jetzt gleich reden. Das heißt, die Welt aus Gründeraugen betrachten. Meine Social-Media-Verantwortliche, die Franzi, wird das bestimmt als Zitat rausgreifen. Das ist sozusagen heute unser Fokus. So, und da haben wir heute Saskia hier und Solveig. Den Namen musst du mir gleich erst nochmal noch erklären, aber wir fangen mit Saskia an. Erzähl doch mal, was du machst, wo du so herkommst und dann gehen wir auf die Spuren dieses spannenden Namens.

Saskia Sefranek: Hallo, mein Name ist Saskia und ich bin seit zwei Jahren bei Signals und habe hier das Pre-Seed-Programm aufgebaut und bin jetzt seit Anfang des Jahres auch zusammen mit Solveig Co-Lead bei Signals. Was habe ich vorher so gemacht? Also mein Hintergrund ist sowohl im Venture Capital als auch im Venture Development, also quasi auf beiden Seiten des Startup-Tisches. Ich habe für Medienhäuser in Startups investiert und unter anderem bei Project A dann auch operativ Startups unterstützt. Und jetzt bei Signals bringe ich quasi beide Seiten so zusammen.

Joel Kaczmarek: Ich wollte gerade sagen, du bist ja perfekt hier. Mensch, guck mal.

Saskia Sefranek: Aber hallo.

Joel Kaczmarek: Der Kollege Heinemann ist ja auch irgendwie bei uns Podcaster. Ich mache irgendwas mit Medien. Also, ich hätte ja nicht besser rekruten können hier. Sehr gut. So, und jetzt zu dir. Es ist ja schön, wenn jemand anders auch mal einen schwierigen Namen hat, nicht nur ich. Da leidet man in der Schule, ne?

Solveigh Schulze: Da leidet man sehr in der Schule und im Ausland, muss ich auch sagen, leidet man manchmal auch. Aber wenn man einmal den Namen verstanden hat, vergisst man ihn nicht wieder. Deswegen, es hat auch was Positives.

Joel Kaczmarek: Wo kommt der her?

Solveigh Schulze: Der kommt aus Norwegen und mein Vater ist großer Fan von Per Günd. Und in dem Stück gibt es eine weibliche Rolle, Solveig. Ich habe nichts mit Norwegen sonst zu tun, aber der Name.

Joel Kaczmarek: Ja, aber guck mal, jetzt hast du einen Podcast, kannst du sagen, hier, man, ich weiß nicht, wie mein Name ausspricht. Das haben hier tausende von Menschen schon gehört, du noch nicht. Hier, hör dir das mal an. Genau so. Gut, aber jetzt zu deinem Job, das ist ja das Spannendere.

Solveigh Schulze: Genau, ich bin der zweite Teil der Doppelspitze bei Signals mit Saskia. Ich bin seit Mai dabei und komme aus dem Corporate Innovation Bereich. Ich habe die letzten fünf Jahre lang den Innovation Hub der Lufthansa mit aufgebaut und dann einen kleinen Sprung gemacht zu Brunswick in die Beratungswelt Krisenkommunikation im Politikbereich und konnte dann nicht widerstehen, als der Ruf kam, gemeinsam mit Saskia das Thema weiter auszubauen und freue mich sehr, dass wir heute hier sind. Vielen Dank für die Einladung.

Joel Kaczmarek: Ja, ein bisschen Sünde darf auch sein im Lebenslauf, habe ich schon gesagt. Beratung ein bisschen.

Solveigh Schulze: Muss mal sein, muss mal sein.

Joel Kaczmarek: So, ihr beiden. Aber was mich jetzt als erstes einmal interessieren würde, ist, es ist ja so ein Stück weit so, dass das irgendwann en vogue wurde, als Konzern, Mittelständler, sich so ein Innovation Lab oder so ein Hub oder so eine Digitaleinheit zu halten. Und man hat das Gefühl, bei vielen zündet das gar nicht so. Du hast jetzt schon zwei sozusagen hinter dir oder einen hinter dir, einen noch vor der Brust. Was hast du so für Erfahrungen gemacht? Worauf gilt es zu achten, wenn man so etwas tut?

Solveigh Schulze: Ich glaube, erstmal viel Resilienz aufbauen. Ich glaube, es ist ein großes Stück Arbeit, diese beiden Welten zusammenzuführen und auch ein Verständnis für beide Seiten aufzubauen. Aber warum ich mich jetzt auch nochmal entschieden habe, in den Bereich zu gehen, ist, dass ich nach wie vor daran glaube, dass wenn wir es richtig hinbekommen, wir wirklich viel, viel hebeln können. Wir beide Seiten besser machen können, wir beide Seiten innovativer gestalten können, das hebeln, was wir in Assets haben und damit eigentlich auch, wenn wir jetzt groß reden wollen, auch wirklich den Standort Deutschland nochmal ganz anders positionieren im Bereich Digital Transformation. Und den Glauben habe ich trotz mittlerweile fast sechs Jahre rein Corporate Innovation nicht verloren.

Joel Kaczmarek: Wo hat man denn die größeren Widerstände, intern oder extern?

Solveigh Schulze: Ich denke, so wie wir aus sozusagen extern kommen, haben wir intern die größeren Herausforderungen und die größeren vielleicht auch manchmal Kommunikationsschwierigkeiten. Erstmal auf ein Level zu kommen, wo wir miteinander sprechen, wo wir auch angesehen werden als Verbündete, wo wir eine gleiche Vision irgendwie auch kreieren. Das ist, glaube ich, am Anfang die größere Herausforderung, ja.

Joel Kaczmarek: Ich zitiere immer so diesen Spruch, die da drüben geben das Geld aus, was wir verdienen. Ist das wirklich so eigentlich in der Praxis? Ist es so ein bisschen so unbehagen in so einer Bestandsorganisation, Angst vor Veränderung und dann kommen da so junge Menschen und mh?

Solveigh Schulze: Ich glaube, dieses Thema junge Menschen entwickeln was in Berlin weit weg, in so einem Labor, ist definitiv enttäuschend. ein Thema. Jetzt, 2020, sind wir, glaube ich, schon einen Schritt weiter. Das merke ich jetzt auch gerade in der Kommunikation mit Signal Iduna, dass schon viel passiert ist. Die Angst vor Veränderungen ist definitiv in manchen Bereichen sehr stark verbreitet. Aber damals, 2014, als ich angefangen habe in dem Bereich mit Lufthansa Innovation Hub, war es noch viel, viel stärker, muss man sagen. Da wurden wir wirklich als Jugend forscht in Berlin tituliert und da merkte man eine große Sorge und auch das Thema, wie könnt ihr jetzt das Geld ausgeben, was wir verdienen, definitiv. Aber das haben wir ganz gut hinbekommen durch viel Kommunikation, durch viel Einladen, durch viel auch Austausch machen. Und das ist auch ein Grund, warum wir beispielsweise bei Signals jetzt unseren Open Studios haben, einen Bereich, wo wir wirklich an den runden Tisch Mitarbeiter, Kollegen, Startup-Player mit reinbringen und damit einfach auch eine Atmosphäre schaffen, wo wir gemeinsam an den Themen arbeiten können. Und das hilft einfach. Also Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation, würde ich sagen, ist in dem Moment der Hebel.

Joel Kaczmarek: Berlin ist ja so ein bisschen ein Stichwort, also ich habe an Aufhängung gedacht. Wie war das bei dir bisher aufgehangen in deinen Organisationen und auch jetzt bei Signals? Ist das so Greenfield-mäßig, es schwimmt nebenher und man versucht es möglichst fernzuhalten von der Friktion und der Reibung der Kernorganisation oder ist das sehr nah dran und man sozusagen versucht genau das eigentlich reinzuatmen? Wie macht ihr das?

Solveigh Schulze: Das finde ich ist auch ein spannender Punkt und ich glaube, ist etwas, was wir sehr iterativ immer wieder angehen, immer wieder verändern. Ich war erstaunt, ehrlicherweise, als ich jetzt angefangen habe im Mai, dass wir sehr, sehr nah bei Signals auch mit der CDO-Einheit arbeiten, was aber unglaublich, glaube ich, eine Stärke ist für uns, weil wir sehr, sehr eng arbeiten. auch gerade mit unserem CDO Johannes Rath arbeiten und immer wieder direkt merken, wenn Reibungen entstehen, wenn Herausforderungen da sind, wo können wir unterstützen, wo können wir vielleicht nochmal Impulse reingeben. Das finde ich ist in dem Moment sehr sinnvoll und richtig. Das war in meiner Vergangenheit nicht so der Fall. Was wir bewusst gewählt haben, um uns frei zu schwimmen, um einfach mal machen zu können, um weiter weg zu sein, aber dann festzustellen, verliert man oft die Verbindung in den Konzernen. Und ich glaube, das darf man nicht vergessen, dass wir schlussendlich auch dafür angetreten sind, die Digitaltransformation in dem Moment jetzt von der Signal Iduna voranzutreiben. Und dadurch braucht es auch die Verbindung, es braucht die Brücke rein. Und wenn wir die vergessen, weil wir irgendwie gerne manchmal auch in unserer Bubble uns ein bisschen austoben wollen, ist das schlussendlich nachhaltig nicht sinnvoll. Und deswegen muss man immer mal wieder hin und her, auch physisch sich bewegen, würde ich sagen. Und wir sind derzeit sehr, sehr eng an die CDO-Anheit angebunden.

Saskia Sefranek: Ich glaube, was da auch wichtig ist zu verstehen, ist, dass wir eben verschiedene Initiativen haben und die verschiedenen Initiativen da auch unterschiedlich positioniert sind. Also auf der einen Seite ist es, wie Solveig jetzt gesagt hat, gerade bei den Partnerschaften unmittelbar wichtig, dass wir an der Organisation dran sind und auch verstehen, was für Pain Points die eigentlich haben, damit wir die dann mit Startups umsetzen. lösen können. Auf der anderen Seite mit anderen Initiativen, gerade mit dem Pre-Seed-Programm, da sind wir wieder deutlich weiter weg, weil wir da eben gar nicht so sehr auf Signal Iduna schauen, sondern eben auf den Startup-Markt schauen und gucken, okay, was passiert da eigentlich gerade an spannenden Trends? Welche Gründerteams wollen wir unterstützen? Und das hat dann gar nicht so viel damit zu tun, was jetzt gerade im Kerngeschäft passiert.

Joel Kaczmarek: Ihr seid ja, glaube ich, auch beide ein bisschen aufgeteilt. Du so Partnerschaften, Solveig, und Saskia mehr das Beteiligen. Wie sind denn eure Ziele gesetzt? Also man hat ja ganz oft den Fall, Konzern oder Corporate sagt, okay, wir müssen digitaler werden, wir wollen innovativer werden, mehr startupig. Und dann fangen die an, machen zwei Jahre und dann ist es irgendwie, wie du gesagt hast, so Jugend forscht. Aber die Jugend hat geforscht und irgendwie waren die Forschungsergebnisse nicht zufriedenstellend. und dann wird es ganz schnell wieder eingestampft, so Rolle rückwärts. Was hat man euch für Ziele auferlegt, dass man sagt, okay, daran werdet ihr gemessen, dann ist es erfolgreich. und dann war es das nicht?

Saskia Sefranek: Ich glaube, wir haben verschiedene Ziele auch da wieder für die verschiedenen Initiativen. Also immer dann, wenn wir investieren, dann ist es relativ klar vorgegeben, hey, wir müssen irgendwie finanziellen ROI erbringen, gerade weil das Geld im Falle von auch dem unabhängigen Fonds Signals VC eben aus dem Asset Management kommt und jetzt nicht irgendwie strategisch vom Balance Sheet investiert wird. Das heißt, da ist relativ klar, es wird am Ende Kasse gemacht. haben sich diese Investments gelohnt oder nicht. Im Falle der Partnerschaften ist das sicherlich ein bisschen differenzierter. Also sicherlich geht es darum, erstmal Business Units zu helfen. Also vielleicht werden wir dann gemessen in Anzahl an POCs oder Partnerschaften, die wir aufstellen, aber dann letzten Endes auch da an dem nachhaltigen Impact, der dann damit wiederum generiert wird.

Solveigh Schulze: Absolut. Und ich denke, was sinnvoll ist oder was uns gerade hilft in dem Moment ist, dass wir eine Organisation im Hintergrund haben, die auch mutig ein bisschen vorangeht und versteht, wie sinnvoll oder wie wichtig in den Momenten jetzt gerade auch ist, uns ein bisschen laufen zu lassen. Und gleichzeitig sind wir in einer sehr engen Abstimmung, gemeinsam zu entscheiden, was sind unsere Ziele. Also wir iterieren unsere Ziele. Wir erarbeiten die Ziele gemeinsam, sei es die OKRs, die wir mit unserem Team auch entwickelt haben, wo wir sehr, sehr stark darauf einziehen, was ist eigentlich unsere Mission, was ist unsere Vision und uns dabei sicher sind, dass wir ein bisschen Zeit brauchen, um diese auch zu erfüllen. Und das glaube ich, haben wir großes Glück, dass wir da eine Organisation haben, die da auch den Mehrwert drin sieht.

Joel Kaczmarek: Ja, ich glaube, das ist so ein Stellhebel, dass man als sozusagen der Fisch stinkt vom Kopf her, wie man immer so schön sagt, dass man sich am Kopf sagt, ich muss mir auch eine gewisse Zeit geben. Es soll schon Eroin bringen, aber es braucht auch ein bisschen. Gut, fangen wir mal mit deiner Seite an, mit den Partnerschaften. Wie muss ich mir das vorstellen? Worauf guckt ihr? Was macht ihr? Was ist eure Aufgabe?

Solveigh Schulze: Als erstes mal gucken wir von innen heraus. Saskia sagte eben schon mal, dass unser Ökosystem ganz stark aus einer Gründersicht denkt. Aber wir gehen bei den Partnerschaften erstmal einen Schritt zurück und fragen die Kollegen in den Fachbereichen, was sind eure Pain Points? Wo hakt es? Wo geht es nicht weiter? Wo entwickeln sich Dinge vielleicht auch zu langsam? Wo gibt es aber vielleicht auch Sorgen, wie man mit neuen Trends und Technologien umgeht? Und wenn wir da die Pain Points analysiert haben gemeinsam, gehen wir dann raus und suchen und evaluieren die besten Ideen. Player, die wir dann vorstellen, wo wir dann so ein bisschen, sag ich mal, manchmal, ich nenne uns als Übersetzer eigentlich, dienen, wo wir dann gemeinsam in die Gespräche gehen mit den unterschiedlichen Startups, wo wir versuchen rauszufinden, wie können wir wirklich das passendste Produkt entwickeln und dann die beiden Seiten zu vernetzen und dann im besten Falle eine Integration relativ schnell schnell umsetzen können. Schnelligkeit ist ja einfach für Startups auch extrem wichtig, um eine Skalierbarkeit auch ihren Investoren oder sich selbst beweisen zu können. Und da sind wir auch so ein bisschen, sag ich mal, der Speedmaker in dieser Umstellung. Aber es geht für uns daher, Pain-Points zu analysieren aus der Organisation und dann die passenden Startups zu finden.

Joel Kaczmarek: Hast du mal ein Beispiel?

Solveigh Schulze: Ein Beispiel ist Meisterwerk. Wer uns folgt, hat das vielleicht auch bei LinkedIn gesehen. Wir haben ein ganz schönes Interview gehabt, auch mit den Gründern von Meisterwerk. Das ist eine Plattform im Handel, also im Handwerksbereich, was für uns die Kernzielgruppe der Signal Iduna ist. Und haben eine digitale Plattform entwickelt, wo man sich sozusagen connecten kann. Und da haben wir sowohl investiert, als auch eine Partnerschaft kreiert, die gerade sehr erfolgreich gestartet ist, über die wir uns sehr freuen.

Joel Kaczmarek: Ich erinnere mich, als ich mit dem Johannes Rathen Podcast gemacht habe. Ich glaube, ihr redet immer in so Streams. Stories oder wie nennt ihr eure?

Solveigh Schulze: Journeys.

Joel Kaczmarek: Journeys, dankeschön. Ich müsste es eigentlich wissen. Und da hatte er auch eine Geschichte erzählt, dass ihr zum Beispiel mit Bäckern auch arbeitet, dass Bäckerfachgeschäft bei euch was ist, dass ihr dann irgendwie auf die zugegangen seid, habt so Recherche gemacht. Und ein Beispiel, das mir so im Kopf geblieben ist, wo er meinte, hey, guck mal, man muss auch als Versicherung offen denken. Es war so, da war irgendwie eine Baustelle. Dadurch verlor der Bäcker ganz viel Publikum. Und dann habt ihr gesagt, so normalerweise, wenn man hingeht, gesagt, okay, du kriegst sozusagen den Verdienstausfall durch Geld erstattet. Und der Bäcker sagt aber, ja, das bringt mir doch aber gar nichts, weil die Kunden sind weg. Ich würde viel mehr verdienen, wenn ich die Kunden behalten würde. würde, weshalb man dann in eine andere Richtung gedacht hat, zum Beispiel so einen Foodtruck vor die Tür zu stellen. Ist das auch etwas, was ihr tut? Also wenn ihr sagt, ihr baut Partnerschaften, geht es da nur um, ihr sucht ein Startup, was euch ein Problem löst oder macht ihr auch im Zuge dieser Journeys Recherche, redet mit eurer Kundschaft, sozusagen die, die euch bezahlen und versucht so Design Thinking mäßig zu verstehen?

Solveigh Schulze: Die Recherche absolut. Ich glaube auch methodisch, indem wir die unterschiedlichsten Methoden, die da auf dem Markt sind, immer mal wieder ran, um natürlich auch unsere Kunden besser nachzuvollziehen, die Bedürfnisse stärker in den Fokus zu setzen. Aber dieses Beispiel ist nicht unsere tägliche Arbeit. Also einen Foodtruck rauszustellen, ist, glaube ich, sehr hands-on. und extrem spannend in einem Fall. Wir versuchen mit dem Startup-Client aber relativ prozessorientiert gerade vorzugehen und wirklich mehr Cases reinzubringen, nachhaltig zu verankern. Und daher gehen wir viel, viel stärker auf die digitalen Plattformen derzeit. Und wenn es mal sich eine spannende Thematik ergibt, ist das ein super Beispiel. Aber unsere tägliche Arbeit ist es nicht.

Saskia Sefranek: Und vielleicht als Ergänzung, also ich glaube, das Wichtige hier ist auch, dass diese ganze Design Thinking und Research und auch Kerninnovationsarbeit, dass die auch sehr, sehr stark wirklich aus dem Kerngeschäft rausgetrieben wird. Also diese Journeys, das ist was, was eben wirklich aus Dortmund raus von den internen Akteuren auch wirklich betrieben wird. Und wenn die dann zum Beispiel darüber einen Pain Point identifiziert haben, dann können wir sagen, hey, gibt es da eigentlich am Startup-Markt irgendwie spannende Kandidaten, die das lösen. Aber wir erklären nicht der Versicherung, wie sie neue Produkte bauen. So, das ist, glaube ich, auch ganz wichtig zu verstehen.

Joel Kaczmarek: Ja, man merkt, man muss ein bisschen aufpassen, was man sagt, wenn man das Ökosystem ist, mit der Kernorganisation. Gut, verstanden. Worauf guckt ihr denn bei einem Startup? Also wann ist ein Startup für euch ein interessanter Partner? Ab welchem Level? oder was ist euer KPI, den ihr angeschaut habt?

Solveigh Schulze: Gute Frage. Ist nicht in einem Satz beantwortbar und auch in jedem Fall ein bisschen unterschiedlich. Es kommt ganz stark darauf an, was ist das Bedürfnis. Beispielsweise haben wir derzeit erlebt, sag ich mal, die Signal Iduna eine unglaubliche Umstellung, indem sie auf das ganze Thema agiles Arbeiten umgestellt wird. Und hier identifizieren wir gerade sehr viele Herausforderungen auch von unseren Kollegen vor Ort. Beispielsweise ein Thema ist im Personalbereich, wie stellt man sich eigentlich neu auf, wenn man eine komplette Organisation verändert. Und das ist jetzt ein Beispiel, wo wir dann rausgehen und überlegen, Welche KPIs brauchen wir in dem Moment? Was für eine Messbarkeit müssen Startups mitbringen? Wie müssen sie arbeiten? Wie groß müssen sie sein? Wie skalierbar müssen sie schon sein? Natürlich gucken wir darauf, dass wir nicht im Pre-Seed-Bereich, gehen wir in ganz, ganz junge Teams auch rein. Und bei dem Startup-Client gucken wir, dass natürlich schon eine gewisse Größe und Reife erreicht ist, damit wir auch eine Sicherheit haben, dass wir nicht in drei Monaten das Thema wieder einstellen müssen. Aber ansonsten gehen wir ganz, ganz individuell auf die KPIs ein, die in dem Moment die Bedürfnisse auch der Organisation befriedigen können in dem Moment.

Joel Kaczmarek: Hast du eine Abkürzung für alle, die jetzt zuhören, die noch nicht so tief drin sind wie du? Was sagt die Erfahrung? Welche Startups sind super geeignet? Was ist ein guter Bucket? Was ist ein schlechter?

Solveigh Schulze: Ich möchte natürlich keinem Startup auf den Schlips treten. Ich würde sagen, zwei bis drei Jahre ist schon eigentlich hilfreich, um wirklich eine Stärke zu haben, um eine erste größere Investmentrunde zu haben. Wir merken auch in der Kommunikation mit dem Konzern sind Gründer, die vielleicht schon mal vorher gegründet haben oder eine gewisse Reife mitbringen, für uns einfach auch einfacher, ich sag mal, salopp zu verkaufen, weil man merkt, man kann einfach auch anders miteinander kommunizieren, gerade auch wenn wir in Produktdemos beispielsweise Vorstände von uns reinholen, wenn wir wirklich versuchen, auf den verschiedenen Stakeholder-Leveln die Leute abzuholen, brauchen wir auch eine gewisse Reife und eine gewisse Sales-Fähigkeit der Startups.

Joel Kaczmarek: Ah, spannend. Hätte ich gar nicht so gedacht, aber internes Verkaufen ist sozusagen ein wichtiger Faktor, höre ich raus.

Solveigh Schulze: Riesig, absolut.

Joel Kaczmarek: Und wie verhinderst du, dass diese ganze Arbeit, die du mit den Startups machst, dich nicht intern aufreibt? Also diese, das kennt man ja, ja, Tanker, Schnellboot und dann zerschellt man so an den Prozessen, die so ein Tanker hat. Wie geht dir da vor?

Solveigh Schulze: Großes Thema. Da muss ich sagen, bin ich dem Team unglaublich dankbar. Wir haben ein super Team, wo wir uns gegenseitig immer wieder aufbauen können. Immer wieder auch challengen und sagen, gut, den Frust, den wir teilweise empfinden, den baden wir gemeinsam aus. Ich glaube, das hilft ungemein. Und es hilft dann aber auch immer wieder zu sehen, was ankommt und immer wieder die Erfolge zu sehen. Und ich finde es selber immer wieder faszinierend, auch bei mir selbst zu beobachten, dass so kleine Erfolge einen dann wieder antreiben, dass man wieder merkt, so eine neue Journey, um mal bei dem Thema zu bleiben. hat irgendwie daraus einen Mehrwert gezogen und das pusht einen immer weiter. Aber ja, wie ich anfangs schon sagte, Resilience ist ein großes Thema und man muss wissen, dass es länger dauert, als man sich das wünschen würde. Aber der Erfolg, der ist dann das, auf den man dann stolz zurückblicken kann.

Joel Kaczmarek: Aber präzisier mal, was tust du, dass deine Erfolgswahrscheinlichkeit steigt, dass ein Startup nicht hier irgendwie in einem halben Jahr sagt, ey, sorry, ihr seid mir zu lahm, das ist ja so zäh, ich habe mir das viel schneller vorgestellt. Hast du irgendwie Elemente gefunden?

Solveigh Schulze: Sehr viel auch das Startup mit einbeziehen in den Prozess. Zum einen versuchen wir viele, viele interne Schleifen zu drehen, ohne das Startup damit zu belasten. Sprich, wir versuchen sehr, sehr viel intern zu regeln, bevor das Startup mit in die Gespräche muss. Das gibt sozusagen auch dem Startup die Möglichkeit, sich um andere Themen und Dinge zu kümmern, die vielleicht gerade auf der Agenda im Hör stehen. Ganz wichtiger Punkt. Und der zweite ist, wenn wir dann in Gespräche mit den Startups gehen, auch ein bisschen so behind the scenes Einblicke zu geben. zu erklären, warum, wo sind die Themen, wo sind die Herausforderungen, warum reagieren vielleicht die Fachbereiche auch gerade, wie sie reagieren. Also, dass man da ein Verständnis auf beiden Seiten bereitstellt, das ist ganz, ganz wichtig. Und da merken wir auch einen Dank auch von Seiten der Startups, die sagen, damit können wir jetzt arbeiten. Wir verstehen sozusagen die Herausforderungen und gleichzeitig aber auch immer Perspektive aufzeigen. Was passiert nach dem Piloten? Wenn wir drei Monate ein Produkt testen, was kann danach kommen? Was ist eigentlich die große Vision? Wie erarbeiten wir die Vision zusammen? Also, immer die Leute mit einbeziehen und nicht so viel in der Blackbox arbeiten.

Joel Kaczmarek: Beteiligt ihr euch an allen Startups, mit denen ihr zusammenarbeitet?

Solveigh Schulze: Nein. Das ist eine ganz wichtige Abgrenzung für uns. Aber für uns ist das Pre-Seed-Thema und das Thema Startup-Client komplett separat. Wir sind extrem glücklich eigentlich darüber, dass wir ein Ökosystem schaffen konnten und nach wie vor weiterentwickeln, wo wir die verschiedenen Aspekte behandeln können, also sowohl Investments als auch Partnerschaften. Aber die haben nichts miteinander zu tun, können aber. Jedes Startup, in was wir investiert sind, kann auch an unserem Startup-Client partizipieren, wenn wir einen spannenden Case sehen. Gleichzeitig können wir es auch komplett separat halten.

Joel Kaczmarek: Gut, dann zur Herren der Münze, der lieben Saskia. Du verantwortest so hauptsächlich das Beteiligungsgeschäft, habe ich raus?

Saskia Sefranek: Genau, also Signals Pre-Seed.

Joel Kaczmarek: Führ uns mal durch. Also was habt ihr denn für Beteiligungsaktivitäten insgesamt? Also Pre-Seed, macht ihr auch reguläres, ganz normales Venture Capital?

Saskia Sefranek: Genau, also wir haben einmal unter Signals Pre-Seed das Founder Fellowship, das ist ein Gründerstipendium, 20k gibt es da, Equity Free, das ist glaube ich das Besondere an dem Konstrukt. Also da sind wir quasi noch no strings attached von beiden Seiten. Dann haben wir die Möglichkeit, auch im Rahmen von Signals Pre-Seed eben in der Frühphase auch zu investieren mit 150 bis 250k. Da gehen wir natürlich dann auch eine Beteiligung ein, aber eben immer als Minderheitsinvestor. Und dann gibt es neben diesen Aktivitäten auch noch Signals VC, einen 100 Millionen Euro Venture Capital Fonds, der nochmal als eigenständige Venture Capital Einheit geführt und gemanagt wird, wo wir dann in der Late Seed und Series A Phase so 1 bis 5 Millionen Euro Tickets machen.

Joel Kaczmarek: Und ist der Signals VC sozusagen komplett separat von Signals oder ist der auch unter deiner Agide? Der

Saskia Sefranek: ist nicht unter meiner Agide, aber wir sind alle unter einem Dach und agieren natürlich auch miteinander und tauschen uns auch sehr viel aus, weil im besten Fall wir natürlich auch in der ganz, ganz frühen Phase einen Startup oder ein Team identifizieren, zum Beispiel dann über das Founder Fellowship, dann investieren in der Frühphase Pre-Seed, aber dann im besten Fall auch über Signals VC in den späteren Phasen noch weiter partizipieren können, also quasi den gesamten Early-Stage-Funding-Cycle auch abdecken können.

Joel Kaczmarek: Wie ist es gewachsen? Womit habt ihr angefangen? Also habt ihr erst gesagt, ihr macht einen richtigen VC auf und dann habt ihr gemerkt, oh, wir wollen noch früher rein? Oder habt ihr gesagt, hey, nee, wir wollen so ein bisschen staubsaugern und vorne Ideen schon mal checken und dann gucken, wie können wir im zweiten Schritt erstmal schauen? Womit habt ihr begonnen?

Saskia Sefranek: Genau, es war, glaube ich, von Anfang an klar, dass es einen großen Venture-Capital-Fonds geben soll, der grundsätzlich in der Frühphase agiert. Und dann eben diese, also Signals-VC hat sich daraus herausgebildet. Und dann haben wir parallel aber auch entschieden, dass wir eben noch früher, genau wie du sagst, so diesen Frühphasendetektor haben. auch noch aufmachen wollen, wo wir vielleicht auch ein bisschen freier nochmal agieren können und einfach auch mal Experimente starten können, zum Beispiel über das Founder Fellowship, wo wir Spotlights vielleicht auf verschiedene Themen, zum Beispiel jetzt eben SME-Tech setzen können, auch ohne, dass man jetzt die ganz großen Investment-Tickets schon schreibt.

Joel Kaczmarek: Wie nimmt der Markt denn beide eure Angebote so an?

Saskia Sefranek: Ja, natürlich sehr gut, aber auch da haben wir viel Erfahrung schon gemacht. Also im Bereich Pre-Seed sind wir gestartet mit dem Founder Fellowship vor eineinhalb Jahren mit der Hypothese, dass es gerade, wenn man jetzt mit so einem Corporate im Hintergrund kommt, viele Startups oder Gründer auch abgeschreckt sind, weil sie sagen, boah, da kommt jetzt irgendwie dieser große, wie du sagst,

Joel Kaczmarek: Tanker.

Saskia Sefranek: Da kommt jetzt dieser große Tanker und dann will der irgendwie hier strategisch eingreifen. Da habe ich ja überhaupt keinen Bock drauf. Und deshalb war es uns sehr wichtig, in den Markt reinzustarten mit einem maximal gründerfreundlichen Modell. Also ich bin angetreten mit verschiedenen Claims und eins davon Founder First und Pay It Forward. Also wir gehen erstmal quasi in die Bringschuld, bevor wir wieder was zurückholen von den Gründern. Das war so die erste Anfangshypothese. Gleichzeitig haben wir aber auch gemerkt, dass es erstens schon sehr viele ja auch kostenlose Stipendienprogramme gibt, zum Beispiel auch von Universitäten. Also da der Markt durchaus auch schon relativ gesättigt ist und gleichzeitig wir auch über die Frühphasen-Investments direkt schon sehr spannende Kandidaten identifizieren können. Und wenn beide Seiten sich eigentlich sicher sind, hey, das ist irgendwie ein guter Fit, dann können wir eben auch direkt schon ein Pre-Seed-Ticket schreiben. Insofern hat sich das auch ein Stück weit weiterentwickelt über die Zeit.

Joel Kaczmarek: Was ich gemerkt habe, eine meiner ersten Berührungen so mit Startup-VC-Geschäfte nah an einem Corporate dran, war die Metro. Und was ich da relativ schnell gemerkt habe, war, dass es für viele Unternehmen attraktiv ist, wenn so ein Stratege, und du hast ja ganz recht, die sind ja schwierig. Einerseits, wenn man denkt, die regeln einem dauernd rein, die sind langsam, die sind nervig. Und vor allem aber sind die ja irgendwann auch so Signaling, also da sind wir bei eurem Namen fast, aber ich meine Signaling im VC-Sinne, wenn es an Exit-Kanäle geht, manchmal ein Problem. Ja, also Wenn ich jetzt irgendwie ein Insurtech bin, ihr werdet beteiligt, das kann halt problematisch sein. Aber ich habe da gemerkt, dass es für die dann schon interessant ist, wenn es jetzt gar nicht mehr nur das Geld ist, sondern wenn man A quasi appliziert wird auf so eine Salesforce. Metro zum Beispiel hat ja so Händler und bei euch ist es ja ähnlich. Ihr habt zum Beispiel Handwerker oder andere Berufe auch. Also macht ihr sowas, dass ihr hingeht und sagt, okay, guck mal, unser Asset ist, wir haben viele Mitarbeiter, die an der Front sind. Wir haben Kundenzugang. Wir können unseren Kundenzugang auf dein System applizieren. Du hast durch uns also nicht nur Cash und Know-how, sondern auch noch gleich zusätzlichen Umsatz.

Saskia Sefranek: Genau. Also das ist schon ganz richtig erfasst oder auch sicherlich, was für uns so Leitplanken sind. Also erstmal befinden wir uns wirklich in diesem Spannungsfeld, was du gerade aufgemacht hast. Wir wollen auf der einen Seite nicht zu strategisch sein. Deshalb investieren wir jetzt in dieser Früh-Früh-Phase auch nicht direkt in In-Shot-Tech, weil das wäre irgendwie viel zu nah dran und für alle Beteiligten viel zu kompliziert. Und die wirklich guten Gründe kriegen wir dann vielleicht auch nicht. Sondern wir gehen wirklich eher in diese adjacent oder angrenzenden Felder, wo wir kommunizieren. sehen, dass es auf der einen Seite eben nicht zu strategisch ist, also dieser Konflikt vielleicht nicht so groß ist. Auf der anderen Seite wir eben total viele super spannende Assets haben. Also insbesondere das ganze Thema Kundenzugang, sei es jetzt eben zu diesen SMI-Zielgruppen, wie jetzt eben im Handwerk, im Einzelhandel, in der Gastro etc. Potenziell aber auch im Bereich Krankenversicherung, Digital Health. Also es gibt ja so viele Themen, die man theoretisch andocken kann an der Versicherung und wo in erster Linie auch das Startup davon profitieren kann, wenn es Zugang zu diesen Assets bekommt. Insofern ist das durchaus was, was wir auch irgendwo im Hinterkopf haben, wenn wir Startups screenen. Allerdings, und das ist, glaube ich, das Besondere jetzt eben an diesem Pre-Seed, an der Pre-Seed-Initiative, vielleicht auch in Abgrenzung zu dem Startup-Client, hier gucken wir eben nicht in erster Linie, okay, was braucht jetzt die Versicherung? Ah, die braucht jetzt ein Handwerk-Startup, sondern wir gucken eben andersrum, okay, welche Startups können denn im besten Fall profitieren? von der Verbindung mit uns. Aber eben immer als kann und nie als muss. Also wir sagen jetzt nicht, wenn wir beispielsweise Meisterwerk ist tatsächlich auch ein Investment, was wir aus dem Pre-Seed-Team rausgetätigt haben, aber nicht, weil wir gesagt haben, da muss jetzt eine Partnerschaft draus entwickelt werden. Wir haben erst investiert, haben dann geschaut, gibt es da Partnerschaftspotenzial. Das loten wir jetzt gerade aus. Wenn das funktioniert, super für alle Seiten. Wenn es nicht funktioniert, dann stampfen wir das ganz schnell wieder ein, weil wir da eben auch in unserer Rolle als Investor natürlich eine Verantwortung für das Startup haben.

Joel Kaczmarek: Also ihr stampft dann die Kooperation? Die Kooperation. Nicht die Beteiligung.

Saskia Sefranek: Nee, auf keinen Fall.

Joel Kaczmarek: Verstehe. Okay, kannst du nochmal auch vielleicht, das sollten wir wahrscheinlich nochmal ein bisschen festnageln, jetzt im weiteren Verlauf hier über die Details reden. Was ist denn euer Ziel beim Beteiligen? Ist es verkaufen und ROI erzählen oder ist es manchmal auch die Dinger selbst kaufen und sich selber sozusagen die Innovationspipeline als Konzern optimieren?

Saskia Sefranek: Ne, also die Dinge, die wir jetzt bei Signals machen, also sowohl bei Pre-Seed als auch bei Signals VC, da geht es ganz klar um finanziellen Eroi. Also da geht es wirklich darum, sich zu beteiligen und im Endeffekt haben wir da auch eine ganz klare Exit-Orientierung. Also es soll am Ende auch wieder einen guten Cashflow zurückgeben. Also weil wie eingangs gesagt, das Geld kommt eben aus dem Asset-Management und da sind wir auf jeden Fall auch finanzielle Gewinne schuldig.

Joel Kaczmarek: Okay, weil dann würde ich doch umso mehr gucken darauf, was ich als Kundenportfolio habe, auf was kann ich das anwenden. Dann verstehe ich auch, warum du sagst, der Fokus auf InsurTech ist bei euch nicht da, weil das waren ja eigentlich eher Kaufobjekte. Macht ihr das auch? Also gibt es bei euch auch in der Signal Iduna insgesamt einen Geldarm, der sagt, okay, ich gucke mir Fintech und InsurTech an, investiere da und zack, sauge rein, was für mich interessant sein könnte?

Saskia Sefranek: Also das ist dann in der Tat etwas, was dann eher aus der Signal Iduna raus direkt getrieben wird. Also wenn es jetzt um zum Beispiel M&A-Aktivitäten gibt und das, wo wir jetzt mit Signals eben nicht direkt arbeiten, Wir können da vielleicht irgendwie beratend tätig sein, aber das ist ganz klar nicht unsere Aufgabe.

Joel Kaczmarek: Warum habt ihr das so klar getrennt? Also dafür, dass ihr ja eigentlich so die Trüffelschweine an der Front seid und die guten Kontakte wahrscheinlich aufbaut für die Firma in die Startup-Branche. Warum macht man dann trotzdem das M&A-Geschäft separat von euch und ihr seid nur der Berater?

Saskia Sefranek: Ja, ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir eben da auch genau diese Unabhängigkeit haben. uns bewahren. Und ich glaube, das ist auch einer der Gründe gewesen, warum ich mich persönlich zum Beispiel auch für mich anfangs dieses Experiment-Signals auch eingelassen habe. Also ich habe jetzt nie irgendwie geplant, in ein Corporate-Innovation-Umfeld geschweige denn zu einer Versicherung zu gehen. Und was mich gereizt hat, war genau, dass wir eben diese Freiheit haben, auch unabhängig von der Direktive des Kerngeschäftes zu agieren. Und ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig, gerade auch eben in dieser Frühphase, sich diese Freiheit eben auch zu gewähren und beizubehalten.

Joel Kaczmarek: Gut, dann mal Butter bei die Fische. Was ist denn euer Fokus? Also was für Bereiche guckt ihr euch an?

Saskia Sefranek: Also bei den Investment-Tätigkeiten gucken wir sehr stark auf B2B und da in zwei Segmenten. Also einmal den ganzen Bereich SME-Tech, aber auch das Thema Enterprise. Und bei SME-Tech, habe ich ja schon gesagt, das können Themen sein, die wirklich diese ganzen, ja fast so ein bisschen Trägen, Schnöden, Mittelstandsbereiche digitalisieren. Also eben das Handwerk, Einzelhandel, Gastro etc. Warum? Wie eingangs gesagt, eben weil wir da natürlich genau Zugang, Kundenzugang, Assets, aber auch viele Zugänge zu Multiplikatoren, wie Verbänden etc. haben. Und der zweite Bereich ist das ganze Thema Enterprise, B2B Enterprise. Auch das ist ein Bereich, wo wir uns auskennen darüber, dass wir eben einen Enterprise-Kunden, wenn man so will, im eigenen Haus haben. Also auch verstehen, was dessen Needs sind oder wie man im besten Fall auch an denen verkauft.

Joel Kaczmarek: Und habt ihr dann darunter sozusagen nochmal Branchen? Weil ihr habt ja auch solche Sachen wie Cirque gemacht, wenn ich mich nicht täusche, was ja eigentlich eher Mobility ist. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr viel mit Daten habt. Also wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich über Datenthemen nachdenken. Geht ihr sozusagen hin, macht diese Achse auf. Okay, weil Cirque zum Beispiel ist eigentlich nicht B2B. Oder habt ihr das nicht über Signals gemacht?

Saskia Sefranek: Ich glaube, es gibt immer zu jeder Regel auch eine Ausnahme. Und Zirk ist sicherlich dann die Ausnahme. Zirk ist ein Investment aus Signals VC heraus. Jetzt natürlich Beteiligung an Bird, also wenn man so will, dem ersten Unicorn dann im Signals VC-Beteiligungsportfolio. Und in der Tat, das ist jetzt ein Case, der nicht aus dieser Enterprise-Logik herauskam, aber wo es einfach glaube ich, ein spannendes Thema gab, einfach jetzt einen interessanten Markttrend und die Möglichkeit, eben in einen der starken Player am Markt zu investieren.

Solveigh Schulze: Was vielleicht auch nochmal spannend in dem Kontext ist, zu sagen, dass das Thema New Mobility und Digital Health für uns zwei Bereiche sind, die wir uns sehr intensiv angucken, auch aus einer Startup-Client-Sicht, auch aus einer Sicht, wie können wir da die Kollegen weiter unterstützen, wie können wir da auch Wissen mit Aufbau unterstützen, also wirklich so ein bisschen Knowledge-Sharing machen. Und da ist das Thema New Mobility für uns auch so spannend, weil sich da die Signal Iduna auch als Vorreiter positioniert hat, wirklich neue Versicherungsprodukte anzubieten, wo wir uns dann oft schnell zurückziehen, weil wir sind keine Versicherungsexperten, keiner von uns im Team. aber wo wir natürlich die Brücke wieder darstellen zu den neuen Playern. Und ich glaube, das ist eine sehr, sehr spannende Entwicklung. Und da merkt man auch wieder, Saskia sprach gerade, zu jeder Regel gibt es eine Ausnahme. Ich glaube auch, es gibt sehr viele verschwimmende Grenzen, was es auch für uns spannend macht, auch immer wieder zu gucken, wo müssen wir uns agil anpassen. Und das sind so Bereiche, wo wir helfen, die spannenden Player zu finden und dann sozusagen übergeben und neue Versicherungskonstrukte wirklich entwickeln lassen. Beim Beispiel Cirque ist das so passiert, genauso wie bei Miles etc. Also wir haben da eine ganz interessante Vorreiterrolle, die wir auch weiterhin ausbauen wollen.

Joel Kaczmarek: Ist das ein bisschen Auftrag auch der Organisation, dass man sagt, guckt euch mal Segmente an, wo es nötig werden könnte, dass wir unsere Policen überarbeiten, dass wir uns daran beteiligen und lernen oder ist das sozusagen nur positiver Nebeneffekt?

Solveigh Schulze: Ich glaube, der Auftrag ist nicht so, wie du ihn jetzt formulierst, so klar formuliert, aber natürlich schwingt das mit. Also gerade im Bereich New Mobility können wir uns, glaube ich, alle sehr gut vorstellen, was da passieren wird in der Zukunft. Wir werden komplett das Versicherungsgeschäft natürlich umstellen müssen. Wir werden ganz anders reisen in Zukunft, nicht nur Corona-bedingt, aber vielleicht auch. auch. Das heißt, das ist natürlich ein Bereich, mit dem wir uns sehr, sehr stark auseinandersetzen. Und das Gleiche gilt für Digital Health.

Joel Kaczmarek: Wo guckt ihr denn geografisch? Also schaut ihr nur Deutschland, schaut ihr aber auch ganz Europa, weltweit? Habt ihr da irgendwie eine Begrenzung?

Saskia Sefranek: Genau, also ein Hauptfokus liegt sicherlich so auf dem Dachraum oder so dem erweiterten europäischen Raum, vielleicht noch so Richtung Skandinavien, Benelux. Warum? Klar, einmal, weil wir hier sitzen, also näher dann irgendwie auch am Puls der Startup-Szene sind, aber weil da letzten Endes auch die Assets sind, der Signal Iduna, die wir im besten Fall dann irgendwie mit in den Ring reinwerfen können.

Joel Kaczmarek: Wie trefft ihr die Investmententscheidung? Ist das sozusagen, bist das du, seid ihr das zu zweit, müsst ihr irgendwie in den Vorstand mit reingehen, habt ihr ein Board? Wonach wird entschieden, was genommen wird und was nicht?

Saskia Sefranek: Ich glaube, da muss man nach Phase unterscheiden. Also bei den Pre-Seed-Investments, dadurch, dass es eben kleinere Tickets sind, können wir sehr, sehr schnell entscheiden und wirklich eben einfach bei Signals, also im Pre-Seed-Team, die Entscheidung treffen und dann gemeinsam nochmal mit den Signals VC-MDs letzten Endes nochmal sparen. Aber da sind wir sehr schnell und können direkt entscheiden. Bei Signals VC ist das ähnlich gehalten, aber da haben wir natürlich auch nochmal ein Board, das zusätzlich auch nochmal über diese Themen drüber schaut.

Joel Kaczmarek: Und wenn das alles nicht funktioniert, dann wird gewürfelt?

Saskia Sefranek: Gewürfelt wird es sicherlich nicht.

Joel Kaczmarek: Schade. Fände ich mal lässig.

Saskia Sefranek: Aber das kannst du sicherlich mal als Alternative aufmachen. Mal gucken, was besser performt.

Joel Kaczmarek: Naja, gut, egal. Anyway, wir schweifen ab. Was ist denn in diesem Founder Fellowship eigentlich enthalten, was du auch eingangs erwähnt hattest? Also du hast ja gesagt, ihr macht Pre-Seed-Investments, 150.000 bis 250.000 Euro. Aber ihr habt auch diese Equity-Free-Geschichte. Also ich kann als Gründer bei euch 20.000 Euro kriegen, muss nichts von meinen Anteilen abgeben. Was kriege ich denn dort?

Saskia Sefranek: Also du bekommst eben diese 20k, die decken auf der einen Seite quasi so ein minimales Gründergehalt ab über einen Zeitraum von drei Monaten plus operative Kosten, also das können Freelancer sein, Marketing etc., alles was du letzten Endes brauchst, um dein Produkt am Markt zu validieren. Im besten Fall sitzen die dann auch. über den Zeitraum der drei Monate, die dieses Fellowship läuft, bei uns in den Signals Open Studios. Also wir bekommen auch noch einen kostenlosen Co-Working-Space dazu und werden von uns, also im Pre-Seed-Team, stark an die Hand genommen und begleitet. Im besten Fall aber dann auch von weiteren Mentoren. Also wir öffnen dann da quasi unser Netzwerk, sowohl Richtung Startup-Mentoren als auch da, wo sinnvoll, in Richtung Signal Iduna.

Joel Kaczmarek: Nehmt ihr auch attraktive Podcast-Produzenten?

Saskia Sefranek: Wir nehmen mit Sicherheit auch attraktive Podcast-Produzenten, wenn sie gute Geschäftsmodelle mitbringen.

Joel Kaczmarek: Aber was ist denn bei euch Pre-Seed? Also geht ihr nach dem Alter der Firma, geht ihr nach dem Reifegrad des Geschäftsmodells? Also wonach entscheidet ihr, wer bei euch sozusagen dafür in Frage kommt?

Saskia Sefranek: Genau, also sicherlich spielt Alter der Firma eine Rolle. Also die sollten jetzt nicht länger als irgendwie ein Jahr schon rumwurschteln.

Joel Kaczmarek: Na gut, dann ist der attraktive Podcast-Mensch schon passiert.

Saskia Sefranek: Und auf der anderen Seite natürlich nach Produktreifegrad. Also im besten Fall haben die schon irgendwie eine Art von MVP in der Tasche und sind gerade dabei, den jetzt eben am Markt zu validieren, also die ersten Proof Points zu generieren.

Joel Kaczmarek: Und jetzt mal wirklich Hand aufs Herz. Also ich habe ja mitgekriegt, diese ganzen Accelerator-Programme, die auch gestartet wurden bei Corporates. Kriegt man vernünftigen Dealflow mit solchen Ansätzen?

Saskia Sefranek: Das ist eine sehr gute Frage. und sicherlich was, was wir auch über die Jahre oder jetzt über die Zeit noch weiter validieren. Also wir haben fünf Founder Fellowships gemacht, davon dann in zwei tatsächlich auch investiert. Und da war uns sehr wichtig, dass wir nicht die Einzigen sind, die dann da rein investieren, sondern dass wir das im Prinzip dann auch am Markt validieren, indem wir wirklich auch gute, renommierte Co-Investoren mit reinholen. Und das ist für uns sehr wichtig. Und tatsächlich entspricht das auch ein Stück weit so der Anfangshypothese oder Annahme, die wir hatten. Also wir haben uns auch ein bisschen orientiert an anderen Modellen wie so Found-in-Residence-Programmen, wo man auch in etwa so eine Drittel-Success-Rate hat von Dingen, in die man dann auch wirklich investieren möchte. Ich staune eigentlich.

Joel Kaczmarek: Also ich finde 40 Prozent jetzt nicht so wenig. Also was ich immer so mitkriege ist, dass viele Corporates sich schwer tun, guten Dealflow zu bekommen. Weil man halt aus den genannten Gründen irgendwie nicht in Frage kommt, weil es irgendwie sehr viele Aktivitäten gibt und so weiter und so fort. Also du hast fünf Beteiligungen gemacht. Also wie war dein Funnel vorneweg? Also wie viel hast du reingeworfen, aus denen dann fünf wurden, aus denen dann zwei wirklich mit Pre-Seed-Beteiligung wurden?

Saskia Sefranek: Also ich würde sagen, wir haben einige hundert Bewerbungen, wenn man so will, auf das Founder Fellowship. gehabt im ersten Jahr und daraus dann wie gesagt diese fünf ausgewählt und wie gesagt in zwei investiert. Also eigentlich ein klassischer VC-Funnel. Und auch wenn wir jetzt eben verstärkt auf direkte Pre-Seed-Investments gucken, dann sieht das da sehr ähnlich aus. Also da gehen wir jetzt weniger hin und warten drauf, dass sich ein Startup bei uns bewirbt, sondern gehen viel, viel mehr selber auch aktiv in den Markt rein, machen Dealsourcing, also schauen, was wird eigentlich gerade Spannendes gegründet, gehen natürlich auch sehr stark über unser Netzwerk an anderen Co-Investoren oder Multiplikatoren in der Szene, damit wir uns quasi nicht auf Good Luck dass irgendwie gute Gründer bei uns anklopfen, sondern selber im Prinzip das Trüffelschwein sind, die genau die identifizieren.

Solveigh Schulze: Unsere These ist hier auch ein bisschen, dass das Ökosystem, was wir versuchen gerade zu skizzieren, auch hilft, den Deflow natürlich zu steigern, dass wir sagen, wir haben unterschiedliche Facetten, die wir bieten können und wir wachsen immer stärker, wir breiten unser Netzwerk immer stärker aus und bieten so vielleicht auch nochmal Assets und andere positive Effekte, die jetzt nicht nur rein durch ein Corporate Investment getätigt werden würden.

Joel Kaczmarek: Wie macht ihr denn sonst Marketing dafür? Also was tut ihr aktiv, um euren Dealflow zu steigern?

Saskia Sefranek: Also auf der einen Seite, glaube ich, klassisches Dealsourcing, wie jetzt auch jede andere VC auch. Wir schauen eben, was gibt es so an spannenden Handelsregister-Eintragungen oder was kommt aus anderen Akzeleratoren, aus Uniprogrammen etc. raus. Also das sind so die klassischen Dealsourcing, Directsourcing-Aktivitäten. Und darüber hinaus machen wir eben sehr viel Community-Sourcing. Building, was jetzt nicht nur auf Pre-Seed abzielt, aber natürlich auch. Und beispielsweise unsere Founders Academy, das ist eine ganztägige Gründerkonferenz, die wir jährlich austragen, wo wir auch spannende Startups und Startup-Gründer einladen, die so ihre Geschichte erzählen und erzählen, was sie so für Learnings kreiert haben. Und auch das ist natürlich was, womit wir versuchen, interessante Gründer auf uns aufmerksam zu machen und auch letzten Endes zu transportieren, was unser Ansatz ist, nämlich Founder-First und wirklich Gründer unterstützen.

Joel Kaczmarek: Gut. Und die macht sicherlich auch Events und großartige Podcasts. Hoffe, ich mach die auch fleißig. Weiß ich ja. Von daher. Lass uns noch ein, zwei Sätze sagen über eure Signals Open Studios. Also, ist das so klassisches Coworking oder was passiert da?

Solveigh Schulze: Ja, kann man eigentlich schon als klassisches Coworking bezeichnen. Wir haben am Nordbahnhof eine sehr schöne Location, die wir sehr, sehr offen gestaltet haben. Wir haben einen Bereich, wo wir ein bisschen als Signals-Team sitzen, einen Bereich, wo der VC sitzt und dann haben wir eine relativ große Fläche, wo unterschiedliche Startups zu Hause sind, relativ klein gehalten. Bedingt durch Corona müssen wir natürlich gerade auch so ein bisschen aufpassen, dass wir es nicht zu eng machen, obwohl wir merken, dass jeder Lust hat, eigentlich wieder sich viel, viel mehr auszutauschen und da zu sein. Wir haben so ein paar Gewächshäuser eingebaut in die Studios, um da auch viel Raum für Meetings und kleinere, internere Geschichten zu kreieren und tauschen uns da an dem runden Tisch, wie gesagt, viel aus und versuchen dadurch natürlich auch die Community, die Saskia eben ansprach, auch nochmal weiter aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Joel Kaczmarek: Ja, das ist schon wirklich schick. Johannes Rath und ich, wir machen immer hier so Vitra, wie früher bei dieser Sparkassenwerbung. Meine Tische, meine Stühle, meine Wände. Klatsch, klatsch, klatsch. Das ist schon schick. Aber sind die dann bei euch eingemietet? oder ist das so programmmäßig, dass man sagt, hier drei Monate beschnuppern wir uns jetzt mal und dann kommt der nächste? Oder ist es wirklich so, hey, wir sind eine Fünf-Mann-Firma, können wir bei euch bitte auf ein oder zwei Jahre mieten?

Saskia Sefranek: Letztlich beides. Also die Startups aus dem Founder Fellowship, die sitzen eben dann drei Monate bei uns kostenlos und wenn sie wollen, können sie danach natürlich noch weiter mieten. Aber wir haben auch viele Startups und zum Teil auch Freelancer, die einfach so zu uns kommen und die dann einfach sich klassisch einmieten, weil sie einfach dabei sein wollen in diesem Ökosystem.

Joel Kaczmarek: Und was zeigt die Erfahrung? Kommt dadurch Austausch zustande? Meine Coworking-Erfahrungen waren immer so, da war ich aber auch Mieter und der Vermieter war sozusagen eher ein Nicht wie ihr, dass man strategisch sich jetzt sozusagen die Leute reinholte, sondern er war sozusagen ein Neutralum und mein Eindruck war, man kommt gar nicht so viel in Kontakt, wie man denkt, bloß weil man sich Büroräume teilt. Wie ist das bei euch?

Saskia Sefranek: Ich glaube, die ganze Bandbreite ist möglich. Also grundsätzlich ist es jetzt auch nicht so, dass wir sagen, wir sind jetzt darauf angewiesen, dass da jetzt irgendwie wahnsinnige Sachen passieren und wir mit jedem dieser Coworker jetzt irgendwie eine Partnerschaft eingehen oder dann investieren oder so. Aber letztlich glauben wir, und das bezieht sich sowohl auf den Coworking-Space als auch auf Pre-Seed, auch auf diesen Serendipity-Approach. Also im besten Fall gibt es dann doch irgendwie beim Mittagessen irgendwie mal das eine interessante Gespräch, also den einen Coworker, der sich total gut mit PR beispielsweise auskennt und dann dem einen Startup da nochmal hilft oder das Digital Health Startup, was bei uns sitzt und dann davon profitiert, wenn dann doch mal die Kollegen aus der Krankenversicherung vorbeikommen. Also auch da so ein bisschen alles kann, nichts muss.

Joel Kaczmarek: Die Saskia kann gut so politisch korrekte Antworten geben, oder?

Saskia Sefranek: Alles trainiert, extra für den Podcast.

Joel Kaczmarek: Ist das so? Muss man sich als Corporate manchmal oder als jemand, der im verlängerten Arm eines großen Unternehmens arbeitet, sehr gut überlegen, was man sagt?

Solveigh Schulze: Wahrscheinlich schon. Wir haben im Vorfeld ein bisschen gesprochen und ich muss sagen, aus meiner vorherigen Zeit haben wir relativ wenig uns sagen lassen, was wir sagen wollen oder nicht und sind relativ mit dem Kopf durch die Wand. Und ich glaube, es gibt für jede Zeit auch die richtige Antwort. Die Frage ist, wir bestehen gerade mit Signals an einem Punkt, wo wir sehr viel Freiheiten bekommen, wo wir sehr viel Effort Vertrauen bekommen und wo wir gemeinsam an der Vision arbeiten. und ich glaube, da hilft man und unterstützt man sich auch gerne. und dann gibt es Zeiten, wo man weiß, man muss ein bisschen mehr auf den Putz hauen und muss sozusagen auch ein bisschen rebellischer auftreten, damit Dinge umgesetzt werden und damit Dinge auf die Straße kommen. und ich glaube, für beides gibt es Zeiten und wir befinden uns gerade in der Zeit, auch irgendwie gemeinsam die Visionen zu schärfen und da ist Politik manchmal auch ganz hilfreich.

Joel Kaczmarek: Ich will ja rüber moderieren zu euch beiden jetzt nochmal abschließend ein, zwei Sätze zu sagen, mal zu eurer Führungsstruktur. Also verstehe ich das richtig? Ihr seid beide sozusagen quasi die Köpfe hinter Signals?

Saskia Sefranek: Ganz genau, ja.

Joel Kaczmarek: Und was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Weil es ist ja traurigerweise ein seltenes Erlebnis, aber auch freut es mich auch gleichzeitig, dass man Frauen in Führungsrollen hat. Das ist ja immer ein Thema bei uns in der Digitalbranche. Dann auch noch gleich zwei Doppelspitzen. Also Doppelspitze ist schon besonders. Frauenquote ist auch immer ein Thema. Wie geht es euch damit?

Saskia Sefranek: Wunderbar, sonst hätten wir, glaube ich, dieses Konstrukt so nicht gewählt. Also tatsächlich habe ich mir bewusst eine Doppelspitze gewünscht und insbesondere Solveig als zweiten Part dieser Doppelspitze auch gewünscht, weil ich glaube, dass wir uns total gut ergänzen, eben auf Basis unserer Hintergründe, also sowohl dann eben dem Investment-Startup-Hintergrund als auch eben so der Corporate Innovation und auch Konzernperspektive, die Solveig dann nochmal mit reinbringt, die mir zum Beispiel total fehlt. Also das war, glaube ich, für mich schon mal total einleuchtend, also dass wir uns da einfach inhaltlich ergänzen, aber gleichzeitig eine total gute Vertrauensbasis haben und wirklich gemeinsam auch ein Stück weit durch dick und dünn gehen und uns eben beide nicht nur als Kollegen, sondern eben auch als Sparringspartner haben, um gerade vielleicht schwierigere Themen auch gemeinsam zu diskutieren und dann auch zu lösen.

Solveigh Schulze: Ich glaube, wir sind beide sehr, sehr positiv auch überrascht von dieser Situation, die auch neu für uns ist. Wir sind nicht naiv reingegangen, würde ich sagen. Wir haben uns auch viel vorher ausgetauscht, wofür wir vielleicht auch Herausforderungen sehen und sind beide gerade einfach extremst glücklich darüber, wie gut wir uns unterstützen, wie gut wir uns challengen auch. Und ich glaube ganz sicher, dass wir besser werden durch die Zusammenarbeit miteinander. Und deswegen ist für uns Doppelspitze gerade auch ein Thema, was man wirklich auch, glaube ich, mehr pushen sollte und was einem auch Freiheiten gibt, einfach auch in so einem Sparing zwei viel bessere Entscheidungen zu treffen.

Joel Kaczmarek: Also ich erinnere mich nämlich, mein Investor hat damals gesagt, Joel, es ist alles schön und gut, wenn man diskutieren kann, aber es muss einen CEO geben, es muss einen geben, der die Entscheidung trifft. Lustigerweise war sein erfolgreichstes Portfolio-Unternehmen dann eine Doppelspitze, wo er das erste Mal selbst das Wort Co-CEO gefühlt, also in meiner Wahrnehmung habe ich das vorher noch nie gehört, geschaffen hat. Wie ist das bei euch mit der Entscheidungsfindung? Also wer entscheidet denn, wenn es hart auf hart kommt? Ja. Ja, da geht es schon los.

Saskia Sefranek: Ich glaube, dass es gut ist, dass wir eben auf der einen Seite auch die Bereiche haben, wo jeder klar in der Verantwortung ist. Also eben Solveig beim Thema Startup-Client und ich beim Thema Pre-Seed oder auch bei den Open Studios. Und ich glaube, das funktioniert eben sehr gut, weil wir da genau wissen, wer die inhaltliche Verantwortung hat. Auf der anderen Seite geht es eben super viele Querschnittsthemen. Also sowohl die Frage der grundsätzlichen strategischen Ausrichtung, aber auch so allgemeine Teamführung oder eben Organisation. auch Querschnittssystemen wie Kommunikation, Vermarktung, hast du vorhin angesprochen. Und das sind dann Dinge, die wir tatsächlich gemeinsam diskutieren. Und da brauchst du dann auch nicht den einen, der dann da irgendwie die finale Entscheidung trifft, sondern wir finden dann gemeinsam auch zu einer guten Lösung. Zumindest haben wir das bisher sehr, sehr gut gemeistert.

Solveigh Schulze: dass man sich sehr, sehr viel austauschen muss. Also Kommunikation ist, glaube ich, key in dem Moment und wir setzen uns viel zusammen, wir besprechen viel, wir haben sozusagen eine große Agenda auch zwischen uns und dadurch entscheiden wir die Dinge gemeinsam. Aber das ist vielleicht was, was man bei einer Doppelspitze einfach mit einplanen muss, dass man diese Kommunikationsbereiche auch wirklich an sich nimmt und wirklich sich viel austauscht.

Joel Kaczmarek: Und ich meine, ich will jetzt nicht so eine Gendernummer draus machen. Und ich weiß, es ist undankbar, dass ich euch das frage. Aber wenn ich jetzt so an Versicherungsbereich denke, ich sage eigentlich Euroversicherung, aber Versicherungsbereich. Und dann habe ich hier so Stromberg oder sowas vor Augen. Und auf der anderen Seite Startup. Passiert es euch, dass ihr mit Themen irgendwo hinkommt und dann werdet ihr irgendwie nicht respektvoll behandelt? Dann sagt jemand hier irgendwie, ach Schätzchen oder die Tussi oder sowas. Ist das was, was in dieser Branche, vielleicht auch Versicherung als ein konservatives Metier passiert?

Solveigh Schulze: Hinter unserem Rücken vielleicht. Ich glaube, Schätzchen und Tussi wurden wir Gott sei Dank jetzt nicht angesprochen. Definitiv ist es ein Thema und du sprichst es an. Wir werden immer darauf angesprochen, zwei Frauen und das ist ja spannend und manche sagen es eher positiv, andere sind vielleicht ein bisschen verwundert. Ich glaube, so offen reißen sich gerade viele zusammen. Es gab vielleicht auch zu viele Skandale in der Vergangenheit. Ich muss sagen, in der Vergangenheit habe ich das mehr erlebt. Bis jetzt, die Physikerin Duna verhält sich sehr, sehr respektvoll. Und ich glaube, es ist einfach Zeit für den Wandel und es sollte zu einer Natürlichkeit werden. Und deswegen ist es, glaube ich, auch nochmal ein Punkt gewesen, warum wir gesagt haben, es muss auch jetzt mal eine weibliche Doppelspitze sein, worüber wir sehr froh sind.

Joel Kaczmarek: Also ich finde das ja total geil, aber ich höre das so oft. Also man sagt ja auch immer, wenn man selbst nicht irgendwie schwarz ist, weiß man nicht, wie es einem mit Rassismus geht. Wenn man selbst keine Frau ist, weiß man nicht, wie es einem mit Diskriminierung geht. Und deswegen, also ich versuche da immer auch mal das Ohr auf die Schienen zu legen und mal zu lernen von anderen. Also ich lerne von euch jetzt aber gerade, es geht. Es ist sozusagen aushaltbar. Oder wie war das bisher? Ich meine, ihr habt ja auch eine Karriere vor dem gehabt, was ihr bisher tut.

Saskia Sefranek: Auf jeden Fall. Also tatsächlich muss ich auch sagen, dass jetzt in unserem direkten Umfeld, in der Signal Iduna, also gerade in der CDU-Einheit, das jetzt nie ein Thema war. Und ich glaube, da auch jetzt nie auf irgendwie Gender-Rollen reduziert worden ist. Interessanterweise kriegen wir das tatsächlich eher so von außen mit. Also jetzt eben in Interviews oder so wird immer auch dieses Thema angesprochen. Ich finde es sehr interessant, dass es da immer wieder hochkommt. Da merke ich das viel mehr, ehrlich gesagt, als jetzt so in meinem Daily Doing.

Joel Kaczmarek: Habt ihr denn den Eindruck, dass ihr anders führt, als es vielleicht ein Mann oder zwei Männer oder ein gemischtes Team tun würde?

Saskia Sefranek: Schwer zu sagen. Man kann das aus der Innenperspektive immer nicht so richtig rausklamüsern. Also vielleicht ist einfach die Tatsache, dass wir uns für dieses Führungsmodell entschieden haben, eher auch ein weibliches Attribut. I don't know. You tell me. Und vielleicht auch die Tatsache, dass wir eben versuchen, auch sehr stark jetzt nicht einfach als Individuen von oben hierarchisch herunterzuführen, sondern eben eher gemeinsam mit dem Team auch Entscheidungen zu treffen und auch unsere Initiativen weiterzuentwickeln. Vielleicht ist das etwas, was uns auch auszeichnet.

Solveigh Schulze: Ich glaube, wir arbeiten sehr, sehr partizipativ. Das zeichnet uns definitiv aus. Ich frage mich manchmal, ist das ein weibliches Attribut oder ist es vielleicht auch unsere Generation? Also hat das auch damit was zu tun, dass wir in diesem Kontext auch sowieso viel mehr arbeiten und dass für uns ganz klar ist, dass wir alle auf Augenhöhe sind in unserem Team und wir wissen, dass es Entscheidungen gibt, die wir schlussendlich übernehmen. fällen wir zu zweit und glauben auch daran, dass wir einfach besser sind im Team. Und ich glaube, jeder weiß, dass man ja auch versucht, sich immer bessere Leute einzustellen, als man selber ist. Deswegen sind wir da extrem, ja, demokratisch auch unterwegs. Aber ich hoffe auch, dass das auch männlich so sein könnte.

Joel Kaczmarek: Also ich feiere das ab. Ich finde das ganz, ganz super, dass ihr das so macht. Und mich würde das freuen, wenn das mehr Menschen tun würden. Also ich gehöre eher zu der Fraktion, das weckt meine Neugierde und Begeisterung, als dass ich sage, das ist ja komisch. Also ich wüsste gar keinen Grund, warum das komisch sein soll.

Solveigh Schulze: Wir auch nicht.

Joel Kaczmarek: Ich hoffe, das ist respektvoll und freundlich gewesen und offen interessiert, wie ich euch das gefragt habe, weil ich das Gefühl habe, es ist sehr schwer geworden, über diese Themen zu reden, ohne es zu wollen, auch unhöfliche Dinge sagt.

Saskia Sefranek: Auf jeden Fall.

Joel Kaczmarek: Da bin ich ja beruhigt. Hervorragend. Ich danke euch beiden auch ganz, ganz herzlich, dass ihr mich mal mitgenommen habt in diese Welt. Also die Welt aus Gründeraugen betrachten mache ich ja ganz viel, aber es ist spannend, wie ein Corporate das dann macht. Und ja, ich habe zu dem Verdacht, wir sehen uns hier nochmal wieder, wäre so mein Verdacht, oder?

Saskia Sefranek: Freuen wir uns drauf.

Joel Kaczmarek: Danke euch. Danke.

Saskia Sefranek: Vielen Dank, Joel. Hey! Hey!