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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Digital by Design Podcast von digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und neben mir ist wieder der Innovationsdesign-Schönmacher schlechthin. Ich muss ja mal aufpassen, was ich sage. Für einen Designer traue ich mich manchmal gar nicht zu sagen, weil das wird ihm nicht gerecht. Ich habe neulich mit einem Designer zu tun gehabt, der hat gesagt, den nennt man immer als Farbsachverständigen, wird der in seiner Firma immer bezeichnet. Also all dies wird dir nicht gerecht, sondern maximal die Summe aller Teile. Grüß dich mal lieber.
Christopher Böhnke: Ja, hi, danke, dass ich wieder da sein darf.
Joel Kaczmarek: Nee, eigentlich müssen wir sagen, dass wir deine Ergüsse genießen dürfen und deine Gegenwart. Hier mal ein bisschen positiv. Stell dich doch trotzdem noch mal ganz kurz vor mit einem Satz.
Christopher Böhnke: Ja, sehr gerne. Mein Name ist Christopher Böhnke. Ich bin der Group Director von Fjord, einer Innovationsberatung innerhalb der großen Accenture-Familie mit Fokus auf Innovation durch Design.
Joel Kaczmarek: Dann habe ich dir schon zu deiner Beförderung gratuliert. Wer nämlich aufmerksam zugehört hat, weiß, dass du jetzt befördert wurdest, richtig?
Christopher Böhnke: Das ist eine gute Frage. Ich erinnere mich nicht.
Joel Kaczmarek: Aber ich gratuliere dir, Helmut, ganz herzlich. Du bist jetzt sozusagen King of the Kotelett für ganz Deutschland, richtig?
Christopher Böhnke: Ja, genau. King of the Kotelett ist das richtige Wort. Ich würde umgekehrt sagen, ich arbeite jetzt für alle unsere 80 Designer in Deutschland.
Joel Kaczmarek: Und, wie hat sich dein Leben verändert?
Christopher Böhnke: Noch positiver, noch mehr interessante Themen, noch mehr Einsteigen in die Bedürfnisse aller unserer Kollegen, also die Brennweite von sehr stark inhaltlich das Business Design voranzubringen, hier zu sagen, hey, mich interessiert das Gesamtthema übergreifend und ich darf allen helfen.
Joel Kaczmarek: Sehr gut. So, und heute reden wir über ein Thema, wo ich eine kleine Premiere habe. Ich mache mir sonst immer hier auf meinem Papier so eine Themenlandkarte. Was spricht man eigentlich so durch, dass ich so grob so eine kleine Agenda habe? Heute habe ich keine Ahnung, worüber wir eigentlich reden, aber ich glaube, es ist wichtig und ich glaube, es ist interessant und es ist unterhaltsam. Es geht heute um Space Design. Also nicht Weltallspace, sondern der Raum um uns rum. Und so ein bisschen der Frage folgend, dass das Physische, der Raum, der uns begleitet bei der Arbeit, welchen Impact, welchen Einfluss hat der eigentlich auf unsere Arbeiten? Und wir können uns ja da mal ranhangeln als allererstes, indem wir vielleicht mal mit diesen ganzen Innovation Hubs starten. Ja, das war ja auch so ein bisschen dein Take, als wir uns im Vorfeld unterhalten haben. Es gibt ja so ganz viele von diesen Innovation Center mittlerweile und die haben alle irgendwie so einen bestimmten Style. Es ist schwer, man stellt zwei Stühle vor die Tür und trotzdem muss man reinkommen und gucken, ob jemand drin ist.
Christopher Böhnke: Gutes Space Design.
Joel Kaczmarek: Viele Innovation Spaces aus dem Boden gepoppt. Und wenn man durch die Dinger so durchgeht, also man merkt ja auch so ein bisschen diese ganzen Co-Working Spaces, wo wir auch gerade in einem sitzen. Man hat ja so Innovationstouristen heutzutage und das fängt beim Raum an, habe ich das Gefühl. Also es ist ganz lustig, ich war neulich hier bei RENT24 so am Empfang und habe hier auf jemanden gewartet, mit dem ich podcaste und dann standen da so drei Typen. Das war total antiseptisch, so schicke Herrenschuhe, Anzug, nervös, schauten sich um. Also du hast gemerkt, so eine gewisse Deplatziertheit. Also man sieht das manchmal schon, wie Raum mit Leuten echt was machen kann. Von daher vielleicht steigen wir auf dem Wege mal ein. Wenn du das auch beobachtet hast, so Innovation Spaces, was war denn da im Bereich Räumlichkeit dein Eindruck?
Christopher Böhnke: Also fangen wir mal an damit, dass das Thema für mich vor allen Dingen besonders relevant ist, weil wir ja tagtäglich Kunden und Kollegen bei uns im Studio begrüßen. Und damit geht schon mal gleich die Einladung an alle Zuhörer raus, wer mal vorbeikommen möchte, ist herzlich eingeladen. Unsere Räumlichkeiten sehen kreativ aus und deswegen entsteht manchmal die Fehlwahrnehmung, dass wir kreative Dinge der Kreativität halber tun. Und mit diesem ganzen Vorurteil möchte ich ein bisschen aufräumen, dadurch, dass ich dir sagen kann, dass das beste Space Design ist immer eins, was den Prozessen, der Attitüde, den Gefühlen und den Zielen der Menschen, die in diesem Raum arbeiten, entspricht. Das hat aber gleichzeitig auch dazu geführt, genauso wie diese Welle des Design-Thinkings mit Sneakern, sich zu überlegen, dass man die Büroräume schick macht, ein schönes Sofa reinstellt, das Gefühl liefert, dass hier kreative Menschen arbeiten und dann glaubt, dass dort kreative Dinge passieren. Und das ist so ein bisschen für mich die Weiterführung dessen, was durch die Digitalisierung passiert ist. Wir haben so ein bisschen den Kontakt mit dem verloren. was Erlebnis und Dienstleistung und Miteinander in der realen Welt angeht. Und somit wirken dann solche Coworking Spaces, wo wir heute hier sind, adäquat und passend für Leute, die in so einem Modus arbeiten. Das hat aber wenig mit Kreation zu tun. Coworking Spaces sollen dabei helfen zu Netzwerken. Die Interior Designer und Space Designer, die diese Räumlichkeiten kreieren, kreieren sie nicht basierend auf möglichst viel Kreativität, sondern durch Befruchtung, Netzwerkbilden, viele Themen, die Entrepreneure sehr wichtig finden und die auch für deren Funding gut sind. Gleichzeitig glauben aber viele Leute, dass wenn sie Hips sein wollen und die Innovationstouristen, die du gerade so schön angesprochen hast, sagen dann, hey, wir müssen im Coworking Space sitzen. Dadurch wird unsere Arbeit eine andere. Ich würde viel eher den Case dafür machen zu sagen, Räumlichkeiten sind ein Stück weit die Körpersprache einer Unternehmenskultur. Und damit kann man durch räumliche Gestaltung Kultur befähigen und Verhalten verändern. Gleichzeitig macht aber eine schicke Couch nicht gleich ein Designbüro.
Joel Kaczmarek: Das ist ein geiles Bild, Körpersprache der eigenen Kultur. Man weiß ja, dass man an der Körpersprache 80 Prozent der Intention ablesen kann. Also wenn du mit jemandem kommunizierst, sind nur 20 Prozent Sprache. Also ist das ein richtiger Rückschluss deines Bildes, dass das sozusagen so wichtig ist, dieser Raum, dass der sowohl im Innen- als auch im Außen einfach ein Einflussfaktor ist?
Christopher Böhnke: Absolut. Ich glaube, es ist evolutionär bedingt, dass wenn du in den Arbeitsplatz kommst, du dir anschaust, wie sitzen denn da eigentlich die Leute? Ist das hierarchisch? Ist es nicht hierarchisch? Sitzen sie getrennt? Sitzen sie alle zusammen? Sind die Tische aufgeräumt? Sind sie sauber? Man kann unglaublich viel über die Art der Menschen und ihre Arbeit lesen, basierend auf dem, wie sie sich umsetzen. räumlich mit Dingen umgeben. Und interessanterweise kann man auch relativ schnell sagen, ob das jemand bewusst tut und treibt und als Thema reflektiert oder ob er es einfach passieren lässt. Das ist so ein bisschen, ich glaube, ich als junger Mensch, mein Zimmer war sehr unaufgeräumt. Deshalb habe ich ja meine Kultur nicht selbsträglich getrieben. Nichtsdestotrotz war es irgendwie ein Spiegel von dem, was ich bin und wie ich denke, ein bisschen wüst und durcheinander. Was ich damit sagen will, ist, dass ich den Appell heute mitschicken möchte über unser Gespräch, bewusst reflektiert über das eigene Umfeld nachzudenken und sich zu überlegen, helfen uns unsere Umstände räumlich und Möbel und bewusste Kollisionspunkte dabei, unsere Arbeit gut zu machen? Oder ist es nur schick? Oder ist es vielleicht weder schick noch funktional? Und wäre das nicht wichtig?
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, die Innovationstouristen, die ich angesprochen habe, ich will mir sogar eines Wort, habe ich von dir irgendwann mal gelernt, Overflow Office. Diesen Begriff habe ich vorher noch nie gehört gehabt. Und das kann sich auch nur ein Corporate ausdenken. Also man beobachtet relativ oft, dass, egal ob es jetzt irgendwie REN24, MySpace, WeWork, wie sie alle heißen, sind, dass Corporates hingehen und bieten sich dort Büros, teilweise um irgendwie Overflow dort zu parken, also Leute, die auf Projekten sitzen und da irgendwie kreativ arbeiten wollen. Oder The Factory zum Beispiel, die betreiben das ja auch sehr aktiv, dass sie sagen, ja, Netzwerken und hier Corporates wollen digitaler werden, wir sind ein Digitalisierungs-Hotspot, dass man halt assoziiert, okay, wenn ich dort bin, bin ich per se schon mal digitaler in meinem Arbeiten und innovativer. Und ganz oft bemerkst du halt so, die machen das irgendwie ein paar Monate, merken dann, es ist irgendwie relativ teuer, weil der Space halt rar ist in der Innenstadt und weil halt dieses ganze Konzept auch was auffrisst. Und dass es gleichzeitig aber nicht so diesen Pay-Off hat, wenn du das nicht in der Kultur drin hast. Und dann gehen sie ganz schnell wieder raus. Das heißt, was ich jetzt bei dir gelernt habe, implizit ist also, Wenn der Raum die Körpersprache deiner Kultur ist, heißt das auch umgekehrt, bloß ein Raum, der färbt dich sozusagen nicht auf meine Firma wieder zurück. Also es reicht nicht, irgendwie einen Raum besonders schick mit irgendwie, weiß ich nicht, Vitra-Möbeln und irgendwie Spielsachen und Post-its zu machen, sondern du musst halt auch irgendwie schon was in der DNA haben, was das annimmt und jemand, der das vielleicht katalysiert.
Christopher Böhnke: Absolut. Und ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen, zu sagen, diese Diskrepanz zwischen dem, wie du arbeitest und dem Raum, in dem du dich begibst, kannst du entweder reflektiert versuchen zu schließen, dadurch, dass du dich selber in deinem operativen Vorgehen, in deinen Prozessen weiterentwickelst und das als eigenes Veränderungs sag ich jetzt mal, unterfangen siehst. Oder aber du lässt diese Diskrepanz bestehen und irgendwann werden dann deine Teams merken, das Versprechen um mich rum, was ich physisch wahrnehme, wird niemals umgesetzt. Und die ständige tägliche Erinnerung daran, dass man den eigenen gewünschten Umständen nicht entsprechen kann. Und das ist definitiv etwas, was natürlich in der Mitarbeiterzufriedenheit und einfach auch in den Ergebnissen sich niederschlägt.
Joel Kaczmarek: Okay, also noch schlimmer. Es hilft nicht nur, es schadet sogar noch, wenn man
Christopher Böhnke: Ich würde sagen, wenn man einfach nur versucht, sich Leute in einen schönen Raum einzusperren, denen nicht beigebracht wird oder die herangeführt werden, an eine Art zu arbeiten, die mit diesem Raum funktioniert werden die Leute irgendwann fragen, warum bin ich denn überhaupt hier? Und dann verfällst du relativ schnell dahin zurück zu sagen, gut, wo sind denn dann die Gruppentische? oder wo sind denn dann die Einzelbüros? Und dann manifestierst du eigentlich lediglich die Arbeitshergehensweise, die du vorher schon hattest. Warum ist das so interessant für mich? Vor allen Dingen, weil wir in Deutschland mit der Digitalisierung und dem Missverständnis dessen, was das bedeutet, das ganze Thema agil uns überall draufschreiben. Da hatten wir, glaube ich, kurz schon mal drüber gesprochen, dass wir Deutschen gerade dauernd da sehr leiden, dass die Konnotation von agil auf Deutsch oft schnell ist, anstatt seitlich, lateral schnell zu weichen und sich zu wandeln, wie es wahrscheinlich im Englischen eher konnotiert ist.
Joel Kaczmarek: Also eher beweglich.
Christopher Böhnke: Ja, beweglich, genau. Dann zu sagen, wie können wir denn agile Team-Prozesse in alten, grauen Einzelbüro-Umfeldern überhaupt umsetzen, wenn das gar nicht so funktioniert? Versus, wie können wir denn Teams, die nicht gewohnt sind, agil zu arbeiten, Flächen zur Verfügung stellen, die für agil gedacht sind, aber wo sie eigentlich gar nicht reingeführt werden?
Joel Kaczmarek: Jetzt hattest du vorhin gesagt, gerade auch mit Blick auf diese ganzen Innovation Hubs geht alles sehr viel immer in Richtung digital, Digitalisierung, digital arbeiten und die Physis wird knallhart zurückschlagen. Ja. An was denkst du da?
Christopher Böhnke: Verschiedene Dinge. Zum einen das Faktum, dass durch die Möglichkeiten, die wir durch digitale Dienstleistungen geschaffen haben, ein Großteil der Leute heute relativ einfach an Flugzeuge und Flüge herankommen. Und das bedeutet, dass wir immer mehr Frequenz auf Flughäfen haben. Und wir haben digital optimiert, an Flüge heranzukommen, die Experience zu buchen, die Reiseziele anzugucken. Aber wir haben knallhart vergessen, dass man in einem physischen Raum sich befindet, wenn man in Richtung des Gates geht. Der individualisierte Endkampf gegen die Person vor einem, die nicht so oft fliegt und deswegen weder Gürtel abgelegt hat, noch Laptop herausgeholt hat, was einen dann die gefühlten fünf Minuten, die man noch hat, um just in time ans Gate zu kommen, echt zu einer Höllenqual macht und gleichzeitig der vor allem natürlich auch nicht happy ist. Das heißt, dass wir mehr und mehr sehen aus unserer Designperspektive, dass diese kollaborativen Elemente des menschlichen Zusammenseins in der echten Welt zum Problem werden durch die Frequenz der Dienstleistungen und des Konsums. Und damit schlägt Physisch zurück, im positivsten Sinne zu sagen, wir müssen wieder anfangen, darüber nachzudenken, wie sind denn die Räumlichkeiten gestaltet, wenn wir agil arbeiten wollen? Wie sind denn die Räumlichkeiten gestaltet, wenn wir ein schönes Erlebnis an einem Flughafen haben wollen? Und das geht bis hin zu der Frage, die Bildungspolitik hinterfragt ja gerade ganz stark Was bringen wir unseren Kindern eigentlich bei? Und wir hatten ja schon mal über die Industrialisierung und deren Effekte in einem anderen Podcast gesprochen. Die an der Werkbank sitzenden Schüler vor dem Edutainment-Apparat Lehrer ist definitiv auch etwas, was angefasst und angeguckt werden muss. Der physische Aspekt des gemeinsamen Lebens wird immer, immer wichtiger werden, je klarer uns wird, dass Außer der Dystopie einer rein virtuellen Realität, in der wir alle in einer Batteriezelle in der Matrix liegen und Wärme abgeben, wird es letztendlich dazu führen, dass wir uns zurück überlegen, wie sollte ich es denn anführen, wenn du und ich hier in dem Coworking-Space entspannt auf großen roten Sesseln sitzen können, um ein ruhiges Gespräch zu führen, versus uns zu überlegen, hey, das muss alles nur konform, schnell und digital gut vorbereitet sein.
Joel Kaczmarek: Ich habe das auch relativ oft, dass Leute zu mir kommen und sind immer völlig verdattert, wie analog ich arbeite, weil die immer sagen, du musst doch der Digitalo schlechthin sein, du benutzt Post-its und so. Und ich versuche denen das auch immer so begreiflich zu machen, warum mir analoges Arbeiten total wichtig ist. Also Ideen zum Beispiel niederschreiben gelingt mir teilweise besser in Bildern. Hast du mal Numbers geguckt, diese Serie mit dem Mathematiker, der Kriminalfälle löst? Ja, absolut. Und der hat ja immer irgendwelche Glaswände und dann kriegt der immer so seinen Anfall à la Rain Man und knatscht da die ganzen Wände voll. So ein Kandidat bin ich auch und ich kann das aber manchmal gar nicht in Worte fassen, warum manchmal das Analoge und dann aber nach hinten raus in Kombination mit der Technologie das Bessere ist, um innovativ arbeiten zu können. Hast du da eine gute Antwort drauf?
Christopher Böhnke: Zwei Sachen. Erstens eine Observierung von meiner Seite. Der einzige Grund, warum der Typ auf Glaswände schreibt, ist, dass es doof aussieht, jemanden von hinten zu filmen, wenn er ans Whiteboard schreibt. Das heißt, die Jungs brauchen was, wodurch sie filmen können. Ist aber gleichzeitig auch wieder genau mit dem verbunden, was ich vorher gesagt habe. Wir haben zum Beispiel im Studio 70 Tischtennisplatten, Whiteboards und das hat nichts damit zu tun, dass das cool ist oder dass das der bessere Weg ist, sondern der kreative Prozess, den wir durchlaufen, hat viel mit Exposition von ersten Lösungen zu tun. Und Leute wie du, die auch das gesprochene Wort formen wollen, versuchen nicht erst lange alles aufs Papier zu bringen, weil dein Format Podcast funktioniert ja vor allen Dingen über die Konversation, wie du gerade schon gesagt hast, wir haben hier kein Skript, wir reden miteinander. Dementsprechend macht es aber durchaus Sinn, erste offene Gedankenbilder aufs Papier oder an die Wand zu schreiben. Um das Beispiel ein bisschen weiter zu bringen, durchaus gibt es ja Projekte bei uns, die am Ende doch in einer Website landen oder in einer App oder auch in einer App. Was ich unseren Kunden immer versuche mitzugeben, ist zu sagen, wir bringen das nicht in einen schwarzen Kasten, weil wir Deutschen so erzogen sind, abends um 8 Uhr in einen schwarzen Kasten zu gucken. Und das, was wir da hören, die Nachrichten, sind entweder gut oder schlecht. Das heißt, wir bewerten im Format digital schwarzer Kasten. Und wir brauchen für unseren Prozess nicht Bewertung, sondern wir brauchen Kollaboration und Ko-Kreation. Das heißt, wir wählen weiße Wände und Papierposter. Weil das kollaborative Formate sind, weil man sie anfassen kann, weil man sich auf sie einlassen kann. Und allerwichtigster Punkt und damit so ein bisschen der Bogen zurück zu Hardcore-Space-Design. Bei Postern und Wänden muss man stehen und miteinander auf Augenhöhe reden. Bei Bildschirmen muss man reflektiert sitzen und gucken. Und Reflexion und Bewertung ist was ganz anderes als Kollaboration und gemeinsames Schaffen.
Joel Kaczmarek: Du hast ja mal geile Ergüsse drauf. Das ist ja mal, das habe ich noch nicht so genau nachgedacht. Das macht total Sinn. Also sagt mal einer, Designer seien irgendwie nur Buntmacher, sondern da steckt ja richtig, also das sage ich jetzt mal halb Scherz, aber ernst gemeint, dass man mal ein Gefühl hat, wie viel Konzept hinter sowas vermeintlich Banalem steht. Absolut.
Christopher Böhnke: Und auch der Link dazu zu sagen, was ich vorhin meinte mit der Reflexion darüber, wie Räume sind. Unser Team, und wenn wir Kunden beraten zu Space Design, ist immer dazu angehalten, das als fortlaufenden Prozess zu sehen. Ein Raum ist niemals fertig, so wie wir niemals fertig sind, wenn wir uns verändern wollen. Eine Evolution im Team sollte bedingen, dass das Team reflektiert, sind die Räumlichkeiten um uns herum noch der richtige Ort, um diese Form von Arbeit zu tun. Und das sind so ganz banale Sachen wie, am Anfang hatten wir einen Arbeitsbereich neben der Küche. Und unsere Küche ist groß und wir haben eine unfassbar schöne Kaffeemaschine, aber sie ist auch unfassbar laut. Und dann hat man sich dafür entschieden zu sagen, sorry, bei der Lautstärke können wir hier nicht denken. Das hört sich jetzt banal an, ist aber eine Diskussion, die dann zu all diesen anderen großen Insights, Körperhaltung, Attitüde, Emotionen in Räumen, Ruhe, diese Diskussionen müssen geführt werden.
Joel Kaczmarek: Ja, aber eben hast du sogar, als du dann im Prinzip die ganze Magic behind sozusagen des Raumes erzählst, hast du eine Sache ja sogar vergessen, die Veränderlichkeit. Also was du eigentlich gerade gesagt hattest, war, wenn man auf Post-its schreibt und wenn man irgendwie Sachen macht, eine Präsentation, also bei mir klang jetzt gerade raus so PowerPoint, oder Webseite, Video, ist ja unveränderlich. Also das guckst du an und dann gibst du, gefällt mir, gefällt mir nicht oder das kann man besser machen, das ist schlecht. und dieses Kreative, dieses auf Papier nicht in Stein gemeißelt oder in Pixel gemeißelt. Das kannst du ja immer noch verändern.
Christopher Böhnke: Absolut. Wenn du in alte Industriewissensarbeiterorte gehst, sitzen alle am digitalen Fließband. an ihrer Werkbank vor ihrer Maschine und da gibt es ein virtuelles Fließband, das läuft natürlich dann um viele Ecken, es ist nicht gerade, aber da wird Präsentation zu Präsentation, Draft zu Draft, Version 1 zu Version 10, Final 2.0 weitergeschoben und Präsentationen, verstehe mich nicht falsch, sind kein schlechtes Format, es ist ein Dokumentationsformat, aber letztendlich ist es wenig kollaborativ. Jeder, der es mal gemacht hat, weiß, es ist superschwer, eine Powerpoint-Präsentation zu zweit zu machen, weil jeder mal klicken möchte. Und man schreitet sich immer darum, ist das jetzt final richtig oder ist das final richtig? Hat aber auch was damit zu tun, dass natürlich mit der Industrialisierung Qualitätsmanagement ein riesiger Faktor geworden ist und Durchlaufquoten. Und das heißt, Präsis bauen und Slides in Masse ab einer bestimmten Qualität war lange Zeit die Währung, die gewünscht war.
Joel Kaczmarek: So, jetzt müssen wir natürlich eine Frage beantworten und an der wir uns jetzt nähern sollten ist, jetzt sind ja ganz viele Leute da und hören zu, okay, wenn ich innovativ sein will, was ist denn eigentlich der perfekte Raum? Was soll ich denn eigentlich tun?
Christopher Böhnke: Damit würde ich erst mal fragen, was ist denn das Feld der Innovation, in der man sein möchte? Möchte man innerhalb eines großen Unternehmens innovativer werden als Team und einen Raum dafür benutzen? Hat man schon kreative Fähigkeiten, die handwerklich Innovation umsetzen wollen? Möchte ich einen Reizpunkt schaffen, um zu inspirieren? Alle diese Punkte auf der Reise von Verstehen, was das Problem ist, Beschreiben, was die Lösung sein könnte durch Inspiration, die Lösung breiter machen und das Testen dessen. Wie weit möchte ich in diesem Prozess gehen und welche Arten von Räumlichkeiten brauche ich? Mein Punkt ist nämlich zum Beispiel nicht, dass ich nicht finde, dass es unglaublich tolle Orte auf der Welt von verschiedensten Firmen gibt, wo Innovationsinspiration gegeben wird, wo tolle Technologien zu bewundern sind, wo ich begehen kann, wie die virtuelle Realität der Zukunft aussieht. Aber alle diese Begrifflichkeiten, wenn ich tatsächlich schaffen möchte, zeigen ja, ich mache einen Museumsbesuch. Das ist ja nicht verkehrt, wenn man Inspiration möchte. Dadurch wird dieser Raum aber nicht innovativ im Sinne von Umsetzung der Innovationen. Dementsprechend würde ich allen Leuten, die innovativ arbeiten und schaffen wollen, einen Raum angedeihen lassen, der die Möglichkeit gibt von ich male erste Ideen auf, ich exponiere, ich teste schnell bis hin zu geschlossenen Räumen, wo ich mit Nutzern alleine reden kann, um gute Experimente zu schaffen und dann einen Flow von reflektierend, zurückgelehnten Sitzen auf Ergebnisse bis hin zu an einem runden Tisch verhandelnd und schon erste Prototypen besehend bis hin zu stehend, wo man schneller Entscheidungen treffen muss, zur Verfügung zu stellen. Also im Prinzip gibt es nicht den perfekten Innovationsraum, sondern es gibt nur ein gutes Verständnis von dem, wie weit möchtest du denn gehen, von rausfinden bis definieren zu neue Ideen finden und austesten. dann solltest du diese Schritte aufmalen, du solltest sagen, welche Attitüde möchtest du in diesen Räumlichkeiten? und dann baust du die Kollisionspunkte, wo du möchtest, Leute gegeneinander laufen, dementsprechend baust die Möglichkeiten, sich frei auszudrücken, stehend, sitzend, liegend, je nachdem, was für dein Team richtig ist.
Joel Kaczmarek: Okay, das ist eine dieser, ich kürze mal ab, das ist eine dieser Anwaltsantworten, das kommt darauf an.
Christopher Böhnke: Absolut.
Joel Kaczmarek: Das ist so der Anwaltsklassiker.
Christopher Böhnke: Übrigens auch der Designklassiker, das kommt darauf an, was der Kunde möchte.
Joel Kaczmarek: Stimmt. Ja, stimmt.
Christopher Böhnke: Stimmt. Ist nicht befriedigend, ist gleichzeitig aber genau das, was du gerade gesagt hast. Wir gestalten zum Beispiel Innovationsorte für unsere Kunden nie basierend auf, so macht man das. Wir gehen immer rein, wir haben das gemacht. Viele Grüße an die Jungs und Mädels in Stuttgart von einem großen Automobilkonzern. Ganz tolles Projekt mit denen gemacht. Ein Bestandteil dessen war, dass sie gesagt haben, okay, wir haben jetzt gelernt, wie man innovativ erarbeitet. Wir möchten das gerne verstetigen. Wir möchten dieser Geschichte einen Raum geben. Wir werden nie den Research-Groß selber machen, aber die Ideenfindung und die Ko-Kreation von möglichen Lösungen, dafür hätten wir gerne einen Raum. Und dann haben wir den ganzen Raum bei denen leer geräumt und haben einen zweitägigen Workshop dazu gemacht, der erstmal damit anfängt zu überlegen, wie funktionieren Kindergärten. Weil du im Kindergarten hast du immer spielerisch verhalten, du hast ganztägige Betreuung, das heißt, du hast längere Zeiten, du hast den Bedarf, dich durch verschiedene Ebenen zu bewegen. und dann haben wir den Kollegen gezeigt, wie funktioniert ein Kindergarten, die durften ihren perfekten Kindergarten aufbauen und dann haben wir versucht zu übersetzen, welche Teile dieser spielerischen Elemente wollen wir in euren Prozess hier in diesen Raum bringen? und dann haben wir den Raum prototypisiert und dann haben wir den zwei Wochen lang ausprobiert und hinterher haben sie den dann ausgestattet mit Möbeln und den entsprechenden Punkten, die für sie funktionieren. Das heißt, auch die Jungs und Mädels in Stuttgart haben da jetzt einen Raum stehen, der nur für sie so funktioniert, für niemand anders.
Joel Kaczmarek: Was macht jetzt ein Kindergarten aus und wie hast du das übertragen auf Innovationsarbeit?
Christopher Böhnke: Ein Kindergarten befähigt ein gemeinsames, schnelles Zusammenkommen einer stabilen Gruppe, die geführt wird durch einen Moderator. Das wäre auch eher Ansinnen, da moderierte Workshops durchzuführen und hat verschiedene Möglichkeiten. Stimuli, die um einen rumliegen, um spielerisches Verhalten in einer gemeinsamen Gruppe zu befördern. Gleichzeitig haben Kindergärten immer das Element des Inspirieren, Zuhören, Geschichten erzählt bekommen. Und draußen ist der Sandkasten, wo man ausprobieren, bauen und kaputt machen kann. Und insofern hat das ziemlich viel damit zu tun, zu sagen, hier möchten wir unsere Fantasien gemeinschaftlich ausleben, um zu einem sehr, sehr, sehr, sehr groben, ganz, ganz frühen Prototypen zu kommen, wie das aussehen kann, wenn man mal groß ist.
Joel Kaczmarek: Okay, pass auf, wenn du sagst, es gibt nicht den perfekten Raum, sondern es gehört immer sozusagen dazu zu wissen, was man damit machen möchte, wie die eigene Identität ist und so weiter. Also wir sind wieder bei der Körpersprache der Organisation. Dann lass uns doch aber mal versuchen, so wichtige Einflusspunkte ein bisschen aufzuarbeiten. Also eine Sache, die ich jetzt gerade bei dir schon mitgenommen habe, was du als Kollisionspunkte festgehalten hast, ist ja so dieser Klassiker Wasserloch. Also wo finden immer die besten Gespräche auf der Party statt? In der Küche. Das heißt, die Leute treffen sich immer da, wo es Essen und Trinken gibt oder Kaffee. Also das kann man ja auch irgendwie Ich hatte neulich einen sehr guten Coach, der auch meinte, er hat teilweise sich mal, als es eine wichtige Entscheidung zu treffen gab mit einem Kunden von sich, hat er sich irgendwie einen Meetingraum gebucht, der genau zwischen dem entscheidenden Raum, wo alle Entscheider drin sitzen, lag und der Küche. Und immer wenn einer in die Küche gegangen ist, um sich einen Kaffee zu holen, ist er halt auch hingegangen, hat sich auch einen Kaffee geholt und was getrunken. und dann kommt man so ins Gerede und du kriegst halt irgendwie Berührung. Und das kannst du, glaube ich, institutionalisieren. Also ich bilde mir auch mal einen von irgendeiner dieser großen, coolen Firmen gelesen, Microsoft oder Google. Gut, vielleicht ist Microsoft jetzt ein bisschen cool. Früher galt die jetzt nicht so als cool, fairerweise.
Christopher Böhnke: Das ist cool, ja.
Joel Kaczmarek: Dass sie genau mit sowas angefangen haben, dass sie Kantinen irgendwie anders gesetzt haben, so ein bisschen wie so eine Sternform und so weiter. Ist das so? ein erstes Element, wo du sagen würdest, Berührungspunkte schaffen, Treffpunkte schaffen, ist irgendwie wichtig, wenn es um Innovation und Raum geht?
Christopher Böhnke: Erster Schritt ist zu definieren, wie ist der gesamte Prozess, den man durchläuft, für das, was man machen möchte. Zweiter Schritt ist zu überlegen, welche Fähigkeiten sind in diesen Prozessen drin und welche Zusammenarbeit möchte man befördern. Darauf basierend hast du dann Medien. Und du hast räumliches Verhalten in diesem Prozess. Was brauchen die Leute, um den besten Input zu bekommen, um den besten Output zu geben, um Testen in unserem Fall schnell machen zu können? Und dementsprechend gestaltest du dann erstmal ein Flow. Du schaust dir die räumliche Fläche an, die du hast, und du versuchst zu definieren, ist es ein chronologischer Prozess, den alle durchlaufen müssen, oder gibt es asynchrone Prozesse, wo du die richtigen Kollisionen zu der richtigen Zeit provozieren musst? Weil wenn die ganze Gruppe den ganzen Prozess zusammen durchläuft, sollten die Räume so angelegt sein, dass das Ganze befördert wird durch Körperhaltung. Wenn du sagst, da gibt es verschiedene Gruppen, die miteinander interagieren, musst du gucken, wo sind denn dann die besten Kollisionen und wann müssen die passieren? Zum Beispiel der Coffee Point, den du gerade angesprochen hast. ist gerade dann relevant und wichtig, wenn man Meinungsaustausch zu bestimmten Themen, auf denen man gerade arbeitet, also eher reflektierend befördern möchte. Witzigerweise haben die wenigsten Unternehmen dann nebendran ein paar Sessel, weil die glauben, die Leute hängen dann da nur rum. De facto ist es so, wenn du dann eine auch reflektierende Körperhaltung dort kreierst, hast du höhere Chancen, dass bei dem Gespräch was wirklich Gutes über ein Hallo und wie geht es dir so und wie ist das Wetter draußen hinauskommt. Wenn du diese positiven Kollisionen geschaffen hast und die müssen nicht nur beim Kaffee-Point sein, das kann sein und das ist das, was ich gemeint habe mit, dass bei uns alle Wände Whiteboard sind, auch Vor dem Klo sind alle Wände Whiteboards und auch da arbeiten Leute mit Konzepten. Und witzigerweise habe ich das Gefühl, dass die Designer, die gerade am meisten Feedback brauchen, am nächsten am Klo ihre Sachen an die Wand malen. Ganz einfach, weil sich daraus ergibt, da muss jeder mindestens zwei, drei Mal am Tag, je nachdem wie viel Wasser sie hoffentlich gesund trinken, vorbei. Und das heißt, da kann man dann drüber sprechen. Und dementsprechend ist da die Frage, wie stellst du das auf? Und dann gehst du einen Schritt zurück, weil dann hast du eigentlich einfach nur gesagt, okay, Prozesswahl, Input, Output. Der nächste wichtigste Schritt ist zu verstehen, wie soll die Attitüde, die Energie und der emotionale Level in diesem Raum sein. Und da kannst du mit Farbe, Form, Textur. Also es ist unfassbar, wie viel das ausmacht, einen Teppich in einem Raum zu haben für die Klangqualität. Wir beide sind ja auch gerade absichtlich in diesen Raum gegangen, weil man hier angenehmer miteinander reden kann. Wenn wir jetzt im Badezimmer wären, wäre das Gespräch nicht ganz so angenehm. Das heilt ganz schön. Dazu überlegen, welche Elemente um dich herum befördern bestimmte Energien und führen den Menschen dazu, eine bestimmte Energie zu haben. Das ist ein bisschen das Bild aus Workshop-Moderationen auch. Wenn ich die Energie hochziehen möchte, bitte ich alle Teilnehmer, selbst wenn niemand nur etwas vorstellt, zu stehen, auf Augenhöhe zu sein. Ich gebe ihnen einen anderen Grund. Ich sage, es ist höflich, dass ihr jetzt aufsteht, weil der steht, also die auch stehen und wir sind hier auf Augenhöhe. Der wirkliche Grund, warum ich es tue, ist Energie hoch, stehen. Der Körper registriert, aha, stehen, laufen, machen. Wenn ich alle hinsetzen lasse, sagt der Körper, Ruhe, verdauen, hingekehrt. Und dementsprechend gestaltest du dann, das ist so ein bisschen so, als wenn du dir Höhenniveaus anguckst bei einem Berg. Jeder einzelne Höhenniveau bedingt eine bestimmte Art, wie du dich bewegst und wie du denkst. Und das ziehst du sozusagen als Overlay über diesen Prozess. Du möchtest wissen, welche Gefühle sollen die Leute da haben? Sicherheit oder Risiko? Sollen sie sich wohlfühlen oder gechallenged? Sollten Räume, zum Beispiel, wir haben einen kleinen Raum, den hast du auch schon mal gesehen, die Bar. Die Bar hat einen hohen Tisch und Stühle, auf denen man maximal zehn Minuten sitzen kann, ohne dass einem der Arsch wehtut. In die Bar gehen wir, um Entscheidungen zu treffen. Wer länger braucht als 10 Minuten, sich da zu einigen, hat definitiv ein größeres Problem. Und dann sollte man reflektierend darüber reden. Aber der Raum bedingt, dass schnell Entscheidungen getroffen werden müssen, sonst tut einem der Hintern weh. Da sind wir Menschen relativ easy gestrickt und sagen, nee, nee, Schmerz, nein.
Joel Kaczmarek: Okay, was gibt es sonst noch für Raumkonzepte, um sozusagen unterschiedliche Gefühle hervorzubringen? Also ich merke stehen oder unbequemer Sitz. Ist ja auch bei McDonalds, glaube ich, früher so gewesen, dass man nicht sitzen soll. Ich weiß gar nicht mehr, warum. Durchlaufquote. Ja, wahrscheinlich das.
Christopher Böhnke: Rein, raus, rein, raus, kaufen.
Joel Kaczmarek: Vielleicht zum Glück auch mehr to go machen. Da zahlst du ja günstigere Steuern drauf. Auch schon so mein Gedanke.
Christopher Böhnke: Ja, du, also Verengung. Geschwindigkeit, warum wird es an den Kassen eng im Supermarkt? Du bist der laufende Verkaufsfunnel. Und da, wo es am Ende eng und kurz sich anfühlt, da nimmt man nochmal einen Impulskauf mit. Deswegen liegen da die Batterien. Nochmal schnell zehn Batterien, weil hier ist eng.
Joel Kaczmarek: Und was gibt es da noch für Elemente, mit denen man im Prinzip Stimmung oder Arbeitsweise in so einem Team, weil du gerade gesagt hast, wenn ich Energie haben will, was mache ich dann zum Beispiel? Was mache ich, wenn ich Ruhe haben will? Was mache ich, wenn ich Sympathie im Team haben will? Was mache ich, wenn ich Konflikt haben will? Hast du da so eine Batterie an Wegen?
Christopher Böhnke: Absolut. Also das sind die gleichen Dinge, die uns in all unseren Designdingen irgendwie beeinträchtigen. Das ist zum einen die Objekte in dem Raum. Das ist nicht nur, welche Höhe die haben, sondern die Textur. Wie fühlen die sich an? Ist das rau? Ist das nicht rau? Kann ich das verändern? Also bei uns zum Beispiel ist unfassbar viel Holz, dass die Leute Kerben reinhauen können, schnitzen, Sachen draufmalen dürfen und wir können das abschleifen. Also gerade Holz. Und das ist witzig, dass du vorhin Microsoft genannt hast. Im Zuge dessen, übrigens Microsoft ist ziemlich cool, das ist in der Cool-Ära. Die sind mittlerweile ziemlich cool und die haben zum Beispiel auf dem Mobile World Congress unglaublich viele Naturhölzer und so weiter in die Räumlichkeiten reingebracht, um ein wesentlich menschliches Gefühl zu geben. Wenn ich menschlicher, entspannter möchte, kann ich in Richtung Natur gehen. Wenn ich ein eher formelles Umfeld haben möchte, nehme ich Steine, ich nehme bestimmte Farben. Farben sind unfassbar mächtig. Also gerade Signal- und Warnfarben. Zuhause, wo ich viel lese, habe ich die Wände quietschblau gestrichen, weil wir Menschen blau irgendwie komisch, das hat nichts mit Essen zu tun. Das heißt, wir fühlen uns nicht so wohl. Wir Menschen finden Sachen, die man essen kann, irgendwie angenehm und nett. Das heißt, das ist ein Ort, wo man nicht so gerne isst aufgrund der Farbe. Und es löst eine gewisse Energie in mir aus, diese Farbe zu sehen. Und diese Textur, Stoffe und so weiter, das sind alles Dinge, mit denen man spielen kann. Und tatsächlich würde ich aber ehrlich gesagt sagen, das sind dann eher die Dinge, die Architekten bei uns im Team und die Interior-Designer. Und das geht so ein bisschen zurück zu dem allerersten Podcast, was wir gemacht haben, als ich gesagt habe, Design ist deswegen so ein schwieriges Wort, weil alle glauben, das hat nur was mit schön zu tun. Und da wird auch den Interior Designern unfassbares Unrecht getan. Die denken über Emotionen und Ergebnisse und wie du dich fühlst nach und du sagst, ja, können sie es mal schick machen.
Joel Kaczmarek: Ja, definitiv richtig. Ich meine, ich erinnere mich zum Beispiel, ich war mal, oder ich bin mich schon mehrfach, war ich sogar schon mehrfach da, in dem Innovation, ich weiß gar nicht, wie es heißt, Innovation Center, Innovation Hub von der Deutschen Telekom. Okay. Also hier Hauptstadtrepräsentanz, dann fährt da links so ein Fahrstuhl hoch, dritte, vierte, fünfte, ich weiß gar nicht mehr, fünfte. Und du kommst da so rein und dann hast du sozusagen so Räume, die sind auch so schick und modular. Und dann gab es so einen Bereich, da hast du einen langen Meetingraumtisch. Hinter dir sind Regale in Form von so kleinen Würfeln und vor dir eigentlich auch. Und in den Würfeln steht jeder Scheiß drin, den du dir vorstellen kannst. Die Leiterin von dem Bereich, die ist total offen in Asien. Und wenn die irgendein beklopptes Spielzeug in Asien sieht, bringt die das mit und stellt es da rein. Und ich erinnere mich noch, da haben sie einen Workshop gemacht zu irgendwelchen Mobile-Konzepten. Und ich saß eigentlich nur da mit so kleinen Magnetkugeln, die so magnetisch waren. Und immer hat irgendwas rumgespielt, während ich da versucht habe, kreativ Feedback zu geben. Also ist das im Prinzip so ein Beispiel von, man versucht irgendwie mit Raumelementen eine bestimmte Stimmung zu triggern?
Christopher Böhnke: Ja, absolut. Ich glaube, was sie damit vor allen Dingen versucht, ist, einen eher Boardroom-mäßigen Raum in etwas Persönlicheres zu verwandeln. Und gleichzeitig, keine Ahnung, welche Rolle sie da einnimmt, sie brandet natürlich damit den ganzen Raum für sich. Jeder, der da reinkommt, weiß, da sammelt jemand, der höchstwahrscheinlich wichtig ist, sammelt jemand Objekte. Das heißt, wenn man diesen Raum betritt, betritt man das Extended Wohnzimmer von dieser Frau.
Joel Kaczmarek: Ja, stimmt, hab ich noch nie so gesehen.
Christopher Böhnke: Man spricht im gestalterischen Bereich auch zum Beispiel von nicht-territorialer Arbeitsplatzgestaltung. Das ist das, was man dann im Bullshit-Bingo als Open-Desk-Policy bezeichnet. Wir Menschen, je mehr persönliche Gegenstände wir auf bestimmte Orte applizieren, desto mehr sieht Herdentier neben mir dein Kollege, das ist meins, nicht deins.
Joel Kaczmarek: Er ist wie so ein Hund, der gegen die Wand pisst, meinst du?
Christopher Böhnke: Absolut. Und interessanterweise, also ich würde jeden challengen, mal zu überlegen, macht es für mein Team Sinn, immer am gleichen Platz zu sitzen, wenn sie eigentlich in Projekten arbeiten? Oder wäre es als netter gewinnbringender Abschluss eines Projektes nicht dann sinnvoll, den Platz, an dem man ist, aufzuräumen, sich den halben Tag zu nehmen, alte Dinge wegzuschmeißen, die Kiste zu packen und dann, selbst wenn es nur drei Plätze weiter ist, drei Plätze weiter zu laufen, zu dem neuen Team anzukommen, auszupacken, den Kollegen zu zeigen, das sind die Dinge, die für mich wichtig sind, sich kennenzulernen. Also so ganz simple, räumliche Designprozesse im Kleinen, die Teambuilding befördern. Und es ist eine ganz einfache Entscheidung, Dafür möchte ich diesen Abschluss und möchte ich diesen Neuanfang befördern in meiner Kultur oder möchte ich das nicht?
Joel Kaczmarek: Was ist denn generell deine Meinung zu diesem, ich habe gar keinen Schreibtisch mehr?
Christopher Böhnke: Das hängt sehr davon ab, was die eigene Rolle ist. Ich zum Beispiel habe einen Schreibtisch, den ich auch ändere, aber ich bin fast nie da. Das heißt, für mich ist der Schreibtisch eher ein Ort, wo ich Dokumente ablege, die ich vielleicht am Tag nochmal brauche und ich kann sicher sein, dass mein Rucksack da liegt, wenn ich da bin. Ich glaube, dass es für viele von unseren Designern unfassbar wichtig ist, ihren eigenen Tisch zu haben. Bis zu dem Punkt, weil wir machen es auch so, nach einem Projekt zieht man weiter in eine neue Tischgruppe. Die nehmen teilweise ihre Tische mit. Also sie sagen, hey, ich muss heute umziehen in den und den Bereich, können mir zwei Jungs helfen und dann tragen wir die Sachen rüber. Obwohl auch eigentlich möglich wäre, die Sachen einzupacken, aber dadurch, dass es so ein enges Team ist, geht es mir um das räumliche Weiterziehen, als ich muss immer nochmal alles neu auspacken, weil wir kennen uns ja. Ich glaube, wenn man Anonymität und Flexibilität und absoluten Dienstleistungsgedanken befördern möchte, dann macht diese Open-Desk-Policy sind, weil es suggeriert, ich bin 100 Prozent flexibel. Ich habe keinerlei Baggage, was ich mitbringe zu den Teams, wo ich hinkomme. Und ich habe eine gewisse Neigung und Annahme von Konformität. Und wenn ich das möchte und wenn das für mein Geschäftsmodell wichtig und richtig ist und die Leute, die bei mir arbeiten, das gut finden, dann ist es total das Richtige.
Joel Kaczmarek: Lustig, das erklärt, warum ich damit aber noch nicht so klarkomme. Ich bin ja relativ nonkonform, glaube ich.
Christopher Böhnke: Absolut. Wenn dir einer die Regel macht, du darfst keinen eigenen Tisch haben, ist das die größte Regel von allen in deinem täglichen Büroleben.
Joel Kaczmarek: Da hab ich mir nicht drüber nachgedacht. Man merkt ja echt, man hinterfragt sich bei Raum ja echt stark. Anderer Punkt, den mich noch mal interessieren würde, wäre, ich war ja irgendwie erster Jahrgang witzigerweise von hier der School of Design Thinking von Hasso Plattner. Ja. Das war wirklich witzig. Wir waren im Prinzip die Meerschweinchen, weil es hatte noch keiner vorher so gemacht mit denen, sondern es war echt so erster Jahrgang, 50 Leute, von denen dann 45 genommen wurden oder irgendwie so. Ich glaube, es wurden alle genommen. Ich glaube, 40 Plätze gab es und wir haben gesagt, fuck it, komm, die 10 passen auch noch rein. Ja. Total neu. und die Räume der D-School damals, ich war lange nicht mehr da, ich weiß nicht, wie es jetzt aussieht, aber Damals war das so von IDO eingerichtet, was ja so die Design Thinking Agentur schlechthin ist. Alles auf Rollen, alles irgendwie modular, alles so auf anpassbar. Wir hatten so Whiteboards, die waren irgendwie so zwei Meter breit, einen guten Meter hoch, auf Rollen, auf so einem Gestänge, die du von beiden Seiten beschreiben konntest. und so Tische. Ich weiß nicht mehr, wie die Designfirma hieß. Die waren unglaublich cool. Die waren auch sauteuer. 2.500 Euro pro Whiteboard und so eine D-School hatte, glaube ich, pro Arbeitsplatz von einem Team vier. Ich meine, das Coole war natürlich, auf einer Seite konnte ein Team arbeiten, auf der anderen das andere. Also man merkt ja immer mal, da wurde sehr viel Geld ausgegeben und sehr viel irgendwie Aktivität getriggert in diesem Raum. Und der Kernpunkt bei denen war gefühlt wirklich Modularität und halt dieses Bunte wiederzuspiegeln. Wie wichtig ist denn das für Innovationsarbeit oder für ein Miteinander in einem Team, dass du einen Raum eigentlich jederzeit wieder anpassen und verändern kannst?
Christopher Böhnke: Das ist eine sehr gute Frage. Also zuerst mal, IDEO kommt ja aus der D-School heraus. Also die Designfirma ist gegründet basierend auf diesem educativen Hintergrund. Und das heißt auch, dass sie sogar ein Buch dazu haben, das sich Make Space nennt und was ich jedem hier sehr empfehlen kann, weil der Gestaltungsprozess für Space Design sehr, sehr gut dargestellt ist. Zweitens ist, die haben übrigens jetzt auch ihre eigenen Möbel. Also Produktdiversifizierung.
Joel Kaczmarek: War ganz schön spät, die haben doch in den 70ern schon angefangen damit oder 80ern.
Christopher Böhnke: Ja, also jetzt wird das dadurch, dass es so viele Innovation Spaces gibt, ist das jetzt hip und dementsprechend ist da auch Geld dahinter. Wie wichtig ist das für IDEO? Wie wichtig ist das für diesen Ort? Erstens, der edukative Hintergrund des Hasso Plattner Instituts befördert natürlich, dass es immer verschiedene neue Dinge gibt zu lernen und dass es keinen chronologischen Prozess gibt, der da fortlaufend durchlaufen wird. Deswegen macht es total Sinn, einen komplett modularen Raum zu haben. Leute, wie die Menschen, die dort lernen und unterrichten, eine große Flexibilität im Kopf und Kreativität mitbringen, kommen mit so einem Umfeld klar und machen sich ihr Umfeld dem aktuellen Prozess zu eigen. Das heißt, es ist definitiv ein Ort, der betrieben und bespielt wird von Menschen, die genau wissen, was wann wer braucht. Wenn du so einen Raum siehst, weißt du, hier sind Profis am Werk. Absolute Modularität heißt absolutes Verständnis und Kontrolle dessen, was man in jedem Moment braucht. Je weniger geführt der Prozess, desto eindeutiger ist, dass dort Kenner anderen Menschen helfen, individuell etwas zu machen, was sich verändert. Sprich in ihrem Fall sehr oft Produktdesign. Gleichzeitig kommuniziert der Ort natürlich auch genau das. Produktdesign, sowohl bei unseren Freunden von IDEO als auch an der d.school in Stanford oder Hasso Partner in Potsdam, möchten den Kopf frei bekommen. Sie fangen mit einem leeren Raum an und biegen sich ihren Prozess sogar so zurecht, dass sie in der Lage dazu sind, neue Dinge zu finden. Machen sich frei von allen alten Dingen, von aller Legacy bis hin zu, und das ist ganz interessant, das gibt es nämlich beim Institut in Potsdam, glaube ich auch, bei der D-School in Stanford weiß ich es sicher, dass da mittlerweile alte Whiteboards, und alt im Sinne von, das sind so lightweight Whiteboards, die werden mitgenommen und in so eine Art Archiv eingehangen. Das heißt, wenn du gerade nicht fertig geworden bist, der Raum aber trotzdem leer sein muss, gibt es so eine Art Whiteboard Archiv, da hängen dann ganze Werke. Und dementsprechend macht das total Sinn. Wäre aber etwas, was ich nur Leuten raten würde, die sich sicher darin fühlen, schnell bewerten zu können, wie ich für bestimmte Workshops oder ganze Prozesse und Projekte über Wochen und Monate hinweg diesen Raum gestalten muss, um meinen eigenen Prozess zu befördern.
Joel Kaczmarek: Ich erinnere mich noch witzigerweise, und das trifft sehr genau, was du gerade beschrieben hast, Es gab dann Übungen, es gab Innovationsaufgaben, zum Beispiel, how might we do this and that, was weiß ich. Das ist ja immer die beliebte Frage, wie alles anfängt. Ich habe ja schon mal erzählt von dem Portemonnaie, was man designen sollte. Das war eine kleine Aufgabe. Aber eine größere Aufgabe war dann vielleicht irgendwie ein bestimmter Prozess. Wie können wir den Prozess verändern? Wir haben zum Beispiel mit der Berliner Tafel zusammengearbeitet. Dann ging es meinetwegen darum zu sagen, so hey, wie kann man irgendwie diese Aufklärungsarbeit leisten und wie kann man die Prozesse verbessern, lalala. Das war ja so wie Boothes gebaut, also wie Boxen, wie du wirklich sozusagen, du hast diese Whiteboards eigentlich genutzt, um Wände zu bauen. Und dann hast du so vier Teams auf einer Seite, vielleicht drei oder vier auf der anderen. So, und dann warst du ein Stück einen Meter weit gekommen, warst in den ersten Prototypen drin und hat irgendwann gesagt, okay, Guys, du und du aus dem Team, ihr geht jetzt in das Team, ihr wechselt mit dem und dem und der und der wechselt dahin. Also im Prinzip hast du alle mal durchrotiert und es blieb beileibe nicht jeder bei seinem Projekt und seinen Ideen. Ich habe es an mir selber gemerkt, was haben die Leute gekotzt, wenn du eigentlich gerade Ideen entwickelt hast, Produkte und dann sagst du, da ist was völlig anderem drin. Die Grundstellung war so einfach, dass du jetzt nicht irgendwie viel Research brauchtest, um das Problem zu verstehen. Aber du sagst dann, fuck. So, Territorialverhalten, mein Zeugs, meine Ideen, das ist weg. Und es war halt wirklich, das haben sie so explizit auch gesagt, Leute, wir wollen, dass ihr euch daran gewöhnt, von Projekten zu wechseln, dass ihr springt, dass ihr andere Dinge tut, dass ihr nicht an euren Ideen verhaftet seid. Und das trifft ja ziemlich genau das, was du gerade gesagt hast.
Christopher Böhnke: Absolut flexibel im Kopf bleiben. Und am einfachen lernst du das, wenn du das alte Verhalten darstellen lässt und dann brichst du es mit einer Intervention auf. und Ich denke mal, dass es bei euch auch so war. oder zumindest würde ich es dann in so einer Situation machen, nach zwei Stunden auf diese Art zu arbeiten, würde ich die Wände wegnehmen und im Kreis aufstellen. Und dann sollten die Leute anfangen, sich damit wohlzufühlen, dass es andere Leute gibt, die an anderen Dingen arbeiten. wo man rübergehen kann, um sich selbst für sein Projekt zu inspirieren oder schnell funktionierend in deren Prozess einsteigen zu können.
Joel Kaczmarek: Was ich sonst an mir beobachte ist, also bei Digitalkompakt, wenn wir hier oben unser Büro haben, da haben wir ganz viele Glaswände. Also alle sogar, fällt mir gerade auf. Es gibt irgendwie eins, da ist die Tür drin, aber ansonsten überall Glas. Auf einigen kann ich nicht schreiben, das Milchglas habe ich schon versucht. Mal gucken, was die sagen, wenn ich hier mal ausziehe. Aber was ich so beobachte ist Du malst dann die Wände voll mit Post-its und visualisierst Prozesse, was ich sehr, sehr gerne mache, so Ideen sammeln, Prozesse visualisieren und der Scheiß hängt dann da aber. Also du hast dann manchmal das Problem, wie machst du die Dokumentation dessen? oder wie kriegst du dann das Analoge wieder ins Digitale? Habt ihr solche Probleme auch?
Christopher Böhnke: Tatsächlich ist bei uns der Weg dann von der Wand oder vom Post-it in die nächste Iteration, das digitale Design fürs Poster, ein gewollter Schritt, um eine Prüfung dessen zu machen, was man da tut. Also ich glaube, dass die wenigsten unserer Designer, außer nach einem Workshop, wo es schnell gehen muss, Fotos von ihren Werken an der Wand machen und die dann lange warten lassen. Was du eher bei uns im Büro siehst, ist, dass dann ein Designer mit Stöpseln in den Ohren, damit die Leute ihm nicht auf die Nerven gehen, auf einem Stuhl reflektieren vor seiner eigenen Kritzelei sitzt und dann anfängt mit dem Laptop im Schoß. die Sachen zu übertragen und zu überlegen, was macht Sinn, was macht keinen Sinn. Also im wenigsten Fall. bei uns überträgt sich das, was an der Wand steht, eins zu eins ins digitale Format. Das ist dann schon die nächste Runde auf, was hatte ich mir denn da ausgedacht.
Joel Kaczmarek: Okay, verstehe. Dann habe ich jetzt echt so einen Designer vor mir, der irgendwie auf seinem Stuhl steht und da so im Tunnel seine Ideen runterschreibt. Also die wichtigen und richtigen Ideen. Wir können ja abschließend nochmal, wenn du sagst, so Digitalisierung wird wieder verräumlicht, mal so ein bisschen diese Brücke nochmal besprechen. Also wo siehst du das denn zum Beispiel? Mir kommt dabei so ein Gedanke, ich erinnere mich, ich habe bei der Höhle der Löwen mal diesen Ansatz gesehen, da hat jemand eine Zeiterfassung gemacht mit so einer Art, ich weiß gar nicht, was man zu diesem Objekt sagt, wie so einer Art Oktagon, das sieht aus wie so ein Tropfen.
Christopher Böhnke: Ich weiß genau, was du meinst, das war auf Kickstarter.
Joel Kaczmarek: Ja, und kannst die so drehen und kannst halt irgendwie sagen, okay, jetzt bin ich irgendwie im E-Mail-Modus, jetzt bin ich, wenn ich dann drehe ich eine andere Front sozusagen des Dings hin, dann bin ich im Telefoniermodus oder, oder, oder. Und basierend darauf regiert die Software. Du hast im Prinzip so einen Port, wo du den Stein reinlegst, der halt irgendwie in Summe wahrscheinlich acht bis zwölf Seiten hatte. Ich fand das total schlau. Ich konnte es auch total verstehen, weil ich würde es einfach immer vergessen, wenn ich zwischen zwei Tasks so einen Klick dazu mache. Aber wenn so ein Ding vor dir liegt, finde ich es einen ganz anderen Zugang. Es wurde krass zerrupft. Was ich total ungerechtfertigt fand. Das hat ehrlich gesagt ein bisschen was über die Innovationskompetenz der Investoren dort ausgesagt. Ganz ehrlich, fand ich nicht smart, haben die sich nicht mit rumbekleckert. Das wäre aber zum Beispiel für mich so ein Beispiel, wo ich überlege, okay, da hat so ein analoges Element, ein Raumelement, einen Zugang zu dem Digitalen, dass das ein bisschen so eine Symbiose eingeht.
Christopher Böhnke: Absolut. Und das kann man dann weiterspielen, darauf zu sagen, und deswegen, physisch schlägt zurück, heißt nicht, dass digital nicht wichtig ist. Physisch schlägt zurück heißt, dass auch im Produktdesign nicht nur räumlich das Arbeiten und wie man arbeitet, sondern auch die Dinge, mit denen wir arbeiten und die Dinge, die unser alltägliches Leben bestimmen, wieder mehr in das Zentrum rücken. Das sind so Fragen wie, wie sollen Prothesen der Zukunft von Otto Bock aussehen? Ist es wirklich noch das Wiederbefähigen von Menschen, die in Anführungsstrichen normalen Dinge des Lebens zu tun? Oder ist es eine Chance, mit einem Exoskeleton einen Augmented Body, also die Weiterentwicklung des menschlichen Körpers, Und das sind ganz interessante Dinge, wie du auch gerade gesagt hast, Kickstarter-Themen. Da gibt es ein Kickstarter-Projekt, da hat jemand einen zweiten Daumen pro Hand sich überlegt. Und dann kannst du mit deinen Zehen steuern und du kannst unglaublich cool Gitarre spielen, wenn du nochmal extra zwei Daumen hast. Und der Punkt ist, dass wir merken mehr und mehr, dass die Interaktion mit unserer eigenen Welt, aber mit der digitalen Welt ermöglicht, dass wir uns die Dinge, die unseren Körper erweitern, also Körper, Teil, Mobiltelefon in diesem Fall, Bedingen, dass wir eine bessere Interaktion und bessere Dienstleistungen erstellen können. Das bedingt auch, dass die Automobilindustrie mittlerweile mehr und mehr versteht, dass es um das Zusammenbringen von Menschen physisch geht in ihrer Dienstleistung. Nicht darum, ob es cooler ist, digital ein Auto aufzumachen. Der echte Need ist in der physischen Welt.
Joel Kaczmarek: Aber was für eine geile Idee, sich einen zusätzlichen Finger zu überlegen. Was Geiles muss man erstmal kommen.
Christopher Böhnke: Ja, absolut. Aber das ist genau der Schritt, wo ich glaube, wo wir mehr und mehr Innovationen jetzt wieder in dem Bereich sehen, dass die komplette Individualisierung unserer Person durch das digitale, datengetriebene, 100-prozentige Einzelkämpfer ist ganz schön fucking einsam.
Joel Kaczmarek: Ja, aber ich muss ja auch sagen, ich hatte witzigerweise vorhin auch den Gedanken, Prothese im Kopf, aber bezogen aufs Digitale. Also für mich ist digital eine Prothese und sozusagen eine Fortsetzung meines Geistes, der aber auch irgendwie immer so ein bisschen unecht sich anfühlt. Also ist ja wohl nicht so. Aber der Gedanke von Digitalsein ist ja Skalierbarkeit und Replizierbarkeit und Teilbarkeit. Und das merke ich halt. deswegen, wenn mich jemand fragt, warum machst du deine Ideen denn nicht digital? Wo ich so merke, ich habe gar nicht die Übersetzungsgeschwindigkeit, wenn mir eine Idee kommt, die in irgendeine digitale Form zu bringen. Ja, ich kann es runterschreiben, aber was ist das für ein Scheiß? Ich will ja Bezüge zwischen Ideen aufmachen. Ich will ja irgendwie Zusammenhänge visualisieren. Von daher ist das Bild der Prothese wahrscheinlich wirklich ganz hilfreich.
Christopher Böhnke: Für den digitalen Bereich das eine. Das andere, was mich dem Prothesenbild mit dir verbinden wollen würde, ist zu sagen, die Prothese an sich hat nichts mit digital zu tun. Könnte die Prothese dir helfen, dich mit digital zu vernetzen? Ja, das auch. Ich glaube aber, dass viele der interessantesten Innovationen in den nächsten zwei, drei Jahren Dinge sein werden, die höchst physisch sind, wie zum Beispiel Exoskeletons. Wie kann ich Leuten ersparen, einen schlimmen Rücken zu haben, weil sie den ganzen Tag am Fließband gestanden haben, weil eine Prothese, eine Maschine die Bewegungsabläufe und das lernt, was du jeden Tag tust, deine Bewegungen unterstützt und damit dein Leben besser macht.
Joel Kaczmarek: Finde ich aber gefährlich. Dann gewöhnen sich deine Muskeln abzuarbeiten.
Christopher Böhnke: Absolut. In der digitalen Welt gewöhnt sich dein Kopf aber auch einiges abzutun. Und deswegen ist es ein bisschen, da kommen wir zurück zu unserer Frage, wie menschlich müssen Maschinen sein und wie nah darf die Maschine an unserem Körper sein? Aber ich glaube, mein Kernpunkt ist damit, Versucht euch zu überlegen, was möchte ich tun, wie möchte ich das tun und wie können physische Elemente mir dabei helfen. Und tatsächlich ist es ja so, wenn man das dann ins Zusammenspiel bringt mit digital, also zu verstehen, wie nutzen wir Räume denn eigentlich wirklich, wo sind wir denn oft, kann man noch wesentlich informierter darüber reflektieren. wie viel Zeit verbringe ich womit? Und das geht dann zurück zu deinem Oktagon, deinem Würfel, mit dem man seine Zeit messen kann. Der große Benefit, den ich auch daran sehen würde, und soweit ich weiß, war die Kickstarter-Kampagne auch ziemlich erfolgreich, ist daran, dass man physisch lernen kann über einen digitalen Kanal, wie viel Zeit man womit verbringt. Und dann kommen beides Gewinn bringen zusammen. und deswegen muss physical auch nur zurückschlagen. Es muss aber nicht wieder komplett übernehmen. Digital und physisch sollten in gemeinsamer schöner Dialektik zueinander stehen.
Joel Kaczmarek: Voll das gute Schlusswort, die ich aber noch um eine Geschichte erweitern muss. Das passt nämlich eigentlich zu deiner These, dass das physische zurückschlägt. Der Geschäftsführer Deutschland damals von IDO, der uns mitgecoacht hat, der Alex, kennst du ihn zufällig? Nein. Jetzt nicht mehr. Der hat danach eine eigene Innovationsagentur namens Graffiti gegründet. Ich glaube, die gibt es noch und die betreibt er sehr aktiv. Und der hat aber teilweise auch so Produktentwicklung vorangetrieben. Und eins war, ich bin nicht hundertprozentig sicher, ob er da jetzt Gesellschafter ist, Mitgründer oder in der Geschäftsführung, ich glaube eher so mitgegründener Gesellschafter, irgendwie so in der Art. Die haben dieses ProGlove gegründet, also im Prinzip ein Handschuh. Der intelligent ist, also wenn du jetzt irgendwie, wenn bei deinem Fließband wieder was um die Ecke geht und die Werkbank wieder hervorrufen, du könntest jetzt als Automobilhersteller sagen, du kaufst dir diese Handschuhe und dann können halt deine Mitarbeiter teilweise an dem Handschuh bestimmte Dinge erkennen, okay, ist diese Schraube schon eingerastet, der Handschuh läuft grün und so weiter und so fort. Also da hast du im Prinzip auch so diese Verknüpfung aus einer gewissen Digitalisierung von einem eher haptischen Prozess. Ich habe immer gedacht, ich finde das sehr, sehr spitz. Okay, Produktion ist so irgendwie und wie viel gibt es da? Aber wahrscheinlich habe ich gar nicht das ganze Ausmaß dessen gesehen, was da so geht.
Christopher Böhnke: Absolut. Das ist der nächste Schritt. Der Gag ist, wir machen jetzt gerade diesen Bogen von, wir wollten digital, dann wollten wir Virtual Reality, dann wollten wir auch Augmented Reality, also ein Handy vor irgendwas halten und dann sieht man was auf dem Screen, was eigentlich gar nicht da ist, aber was uns hilft. Und der Schritt, den dein Bekannter da gemacht hat, ist dann zu sagen, okay, wofür brauche ich denn das Handy, wenn meine Hand mir doch etwas sagen kann, was auch Augmented Reality ist. Aber ich komme wieder weg vom Screen und werde damit wesentlich physischer. Und daher die Idee zu sagen, hey, physical fights back.
Joel Kaczmarek: Ich meine, wer mir sonst noch so einfällt, eigentlich die Klassiker für sowas, wären ja eigentlich so Sportartikelhersteller. Absolut. Oder so Fitbit oder Nike oder Adidas. Hast du da eigentlich mal jemanden begleitet? Hast du da mal so ein bisschen ein cooles Beispiel?
Christopher Böhnke: Ja, tatsächlich haben wir Nike begleitet bei einem Projekt. Da ging es aber nicht so sehr um die Produktstrategie, sondern es ging eher um die Verbindung der digitalen Verkaufsprozesse und gemeinschaftlichen Auswahl der richtigen Dinge in einem Store-Setting. Also wie soll sich das anfühlen, in Zukunft die richtigen Dinge zu haben, um Sport zu machen? Und in Verbindung mit den Kollegen vor Ort das richtig auszuwählen. Und das ist ja wieder die Frage, welches kollaborative Element bringst du in die Räumlichkeiten, um aus einem rein digitalen, schönen Bilder und großen Versprechungselement dann dazu zurückzukommen, dass Größe M bei dem Pump-Shirt immer noch nicht passt, weil du halt noch ein bisschen pumpen musst. Und wie kann der Mensch, der dir gegenübersteht, dir helfen, da das Richtige zu finden, sowohl digital unterstützt, durch die Möglichkeit, dich zu vermessen oder durch die Möglichkeit, dir Dinge auf den Körper zu projizieren, die vielleicht gar nicht da sind, ohne dabei das menschlich gute Gefühl zu empfinden, zu sagen, Ja, das gefällt nicht nur mir, sondern das gefällt auch dem Verkäufer. Das heißt, das kann ich zumindest mal probieren.
Joel Kaczmarek: Ja, aber das ist doch ein cooler Bogen. Siehst du, völlig vergessen, da müssen wir eigentlich auch nochmal abschließend über Space Design im Handel ein bisschen reden. Also vielleicht für die ganzen, die hier zuhören, das sind ja eigentlich tendenziell eher Online-Händler, möchte man sagen. Aber wie macht man denn so typischerweise Ladendesign und da dann Space Design für Leute, die anderen was verkaufen sollen?
Christopher Böhnke: Rotar ist wieder natürlich die Antwort, kommt drauf an. Aber ich glaube, was ich ganz cool finde, ist, über kurz zwei Beispiele zu reden von den größten Online-Heldern, die du dir vorstellen kannst. Amazon und Alibaba.
Joel Kaczmarek: Okay, ja, makes sense. Ich habe jetzt hier regional gedacht.
Christopher Böhnke: Und beide haben zwei unfassbar unterschiedliche Ansätze gefahren, um zu überlegen, wie gehen wir denn aus einer reinen Recommendation-Engine-basierten, sleeken, One-Click, No-Exploration, I-Want-This-Thing-Experience hin zu Exploration. Und mit Amazon in Seattle, die haben ja gerade ihren ersten Brick-and-Mortar-Store, highly digital, reingehen, nicht bezahlen, das totale Übersetzungsmodell von einfach einfach in einen Store ausprobiert. Und witzigerweise wird der Design Director von Fjord Seattle in einem Monat in Berlin anfangen. Jake wird unser neuer Kollege und er hat dann ein Testing gemacht, das ist durchgelaufen. Man hat gesagt, das Problem dieser Lösung für Space Design, keine Kassen, einfach nur Darstellen der Objekte, die man kaufen kann und man kann sie mitnehmen, verliert die Magie unfassbar schnell. It's just another store. Nach dem zweiten Mal fragst du dich eher, vielleicht kann ich mal versuchen, was zu klauen, nur um zu gucken, was passiert. Ist jetzt auch nicht unbedingt so das, was man möchte von seinen Kunden. Gleichzeitig hat er gesagt, dass die Aufmachung und die Experience selbst für ihn jetzt persönlich, als jemand, der gerne shoppen geht, nicht so interessant war. Es war alles relativ eindeutig, relativ grau, relativ Convenience-Store, rein, raus. Und wenn das gewollt ist, fein, super. Dann hat Amazon seine technologischen Fähigkeiten benutzt, um auch den physischen Einkauf one-click-easy durchzuführen. ohne Kasse einkaufen zu machen. Ich bin mir aber gar nicht sicher, ob das der finale Knopf für eine sowieso schon sehr auf Convenience ausgelegte Marke, die dir die Sachen auch nach Hause liefern kann, gewesen ist. Anderes Beispiel, Tao Café, Alibaba. voller Fokus auf Experience. Du kannst deine Sachen abholen, du brauchst nicht Objekte, sondern es geht vor allem darum, dich mit neuen, weiteren interessanten Produkten auseinanderzusetzen, einen Kaffee zu trinken, ins Gespräch zu kommen, die Firma anfassbarer zu machen, netter, wenn du so möchtest, menschlicher, um ein bisschen wegzukommen von dem Image. Und das heißt, Was interessant sein wird, ist zu sehen, wie jetzt die Internet-Pure-Plays in die Realität zurück müssen und gehen und was dabei am Ende rauskommt und wie viel davon menschlich oder nicht so menschlich ist. Und andersherum die Frage, wie bestehende Retailer mit unfassbar viel Erfahrung und Leuten genau wissen, wie man einen Store so designt, dass man am Ende den Impulskauf auch wirklich macht, die Möglichkeiten nutzen, digital zu kontextualisieren, was man in dem Einkauf eigentlich möchte. Wie viel weiß ich denn? über denjenigen, der reinkommt, wie viel lässt er mich wissen, um am Ende eine echt schöne Erfahrung in einem Laden zu haben und das Ganze zu speichern, zu teilen. Und ich glaube, das sind alles Sachen, die dadurch, dass jetzt halt das Physische wieder zurückkommt in den nächsten Jahren, dass da ein ganz, ganz großes Momentum sich ergeben wird. Ich habe da noch keine Lösung, aber ich würde sagen, watch this. Weil Konsum und Konsumgüter sind Dinge, die unglaublich hohe Frequenz haben. Das heißt, da ist unglaublich hohes Kapital dahinter. Das heißt, alles, was es aus der digitalen Welt ins physische in diesen Orten schafft, setzt den Standard für viele andere Interaktionen in unserem Leben.
Joel Kaczmarek: Aber schließe ich daraus ein bisschen aus deinen Ausführungen, dass sich eigentlich an den Ladenkonzepten klassischerweise gar nicht so viel geändert hat seit mehreren Jahrzehnten? Ja.
Christopher Böhnke: Absolut. Also ich glaube, ohne den jetzt Unrecht tun zu wollen, weil ich da definitiv kein Fachmann bin für Retail-Space-Design, da gibt es richtig, richtig gute Leute, aber ich glaube, die Ideen, über die wir gerade auch gesprochen haben, Verweildauer, Die Art von Produktplatzierung, wo stehen die auf dem Regal, wo stehen sie nicht, das gibt es schon ganz, ganz lange. Die Frage ist, wie kriegt man jetzt diesen Overlay von Informationen so in diese Läden hinein, dass man wirklich helfen kann, es besser zu machen, anstatt es zu verschlimmbessern. Verschlimmbessern wäre für mich zum Beispiel das, was du ja auch in in Dystopien und Minority Report siehst, dass deine Retina-Scans dem Laden sagen, was du vielleicht wollen würdest und dann hast du nur noch Werbung um dich rum. Wäre jetzt für mich nicht das Endszenario, was ich interessant fände. Aber wäre es wichtig zu wissen, was für Dinge ich mag oder nicht mag und wie haptisch ich bin oder auch nicht. Oder ich zum Beispiel, jemand, der es unfassbar hasst, Hosen anzuziehen. Das hört sich ein bisschen komisch an, ja, aber mir würde es total helfen, wenn der Laden wüsste, welche Hosengröße ich in ihrem Größensystem habe und da hängen dann schon genau die richtigen Sachen, die ich gar nicht mehr anprobieren brauche. Ich weiß schon, hey, die Hosengröße passt mir, sieht gut aus, danke, tschüss.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine wahrscheinlich bei dem ganzen Gestalten von wo liegt welches Produkt, hast du wahrscheinlich nicht mehr so viel zu tun. Also da kann man, glaube ich, auch interessante Sachen machen. Ich weiß, der Geschäftsführer von Payback hat mir das mal in einem Podcast, glaube ich, sogar auch erzählt, dass wir teilweise Verbindungen haben, die sind total abstrus. Also es würde sich zum Beispiel anbieten, irgendwie Windeln neben das Bier zu stellen oder so. Und die Erklärung dafür war, dass Männer oft losgeschickt werden, von ihren Frauen noch mal Windeln holen. Die wollen eigentlich Bier haben, so zack, hast den Gang weniger als gespart oder irgendwie so in dem Dreh. Also das ist manchmal so das Level. oder du kannst irgendwie daran sehen, Singles kaufen eher Hamsterfutter, so ein Kram. Es gibt manchmal so datenbasierte Käufe, genauso wie Visa irgendwie weiß, dass du auf eine Scheidung zustellst, bevor du es tust. Es gibt so datenbasierte Käufe, wo du manchmal gar nicht weißt, was da passiert. Aber das ist ja wahrscheinlich gar nicht so spannend. Aber wenn man mal so den wirklichen Raum sich ansieht. Ich weiß, ich habe irgendwie, der zweite Jahrgang G-School, da war ich zur Abschlusspräsentation und da war ein Projekt mit der Metro und die Metro macht ja unfassbar viel zu Stores. Es gibt diesen Future Store, glaube ich, heißt der in Düsseldorf. Da probieren die jeden Scheiß aus. Da haben die alles schon mal ausprobiert, was du dir eigentlich selber so ausdenkst als Kunde. So, oh, warum gibt es eigentlich hier nicht irgendwie so eine Chips in den Produkten, dass ich gar nichts aufs Band legen muss, sondern fahr durch und es macht piep und zack. Oder warum gibt es eigentlich die Preisschilder immer nur aus Papier? Warum nicht digital? Was ein Scheiß. Irgendein Hansel muss da durchrennen und dann stimmen die Schilder nicht. Oder du hast tierisch viel Aufwand. All so ein Kram. Und was ich jetzt so beobachte dabei ist, dass du eine gewisse Erprobung zwar hast, aber dass es nicht rübergeht. Und dieser Design Thinking Studiengang Nummer zwei, die hat ein Produkt, Also ein Projekt, das war so geil. Die hatten irgendwie als Aufgabe, designe das Joko-Tiefkühlregal neu. So, und dabei gibt es ein paar Probleme. Das eine ist irgendwie Energieverschwendung durch, kennst du das schon?
Christopher Böhnke: Nein, nein, nein, erzähl weiter.
Joel Kaczmarek: Das eine ist Energieverschwendung durch Strom. Also die Dinge sind halt offen, offene Kühlschränke, ganz viel Kälte geht weg, die du hinterher wieder erzeugen musst. Das zweite ist, dass die Leute mittlerweile begriffen haben, dass irgendwie die Jokos, wenn sie frisch sind, nach hinten gestellt werden, weil man natürlich die älteren abverkaufen will, also greifen sie immer nach hinten. Und ein drittes Problem ist halt dieses ewige Befüllen. Das heißt, jeder kauft da seine Joghurts und seine Milch und was weiß ich. Und dann muss irgendein Hansel hinkommen und die Dinger wieder auffüllen und wieder stapeln. Und die hat ein Regal entwickelt. Das war wirklich total geil. Das sah aus wie so eine Linse. Also ein bisschen irgendwie rund an den Seiten und du konntest es von innen betreten. Und die haben im Prinzip ein Konzept entwickelt, dass du Joghurtbecher in so eine Art Schlitten anlieferst. schon. Und dann kannst du quasi von innen die Joghurts durch den Schlitten reinlaufen lassen. Das heißt, du füllst eigentlich von hinten auf und nicht von vorne. So ist automatisch immer das Neueste hinten. Du hattest vorne nur so eine kreisrunde Aussparung, was zum Effekt hatte, du kommst sozusagen an die hinteren Joghurts gar nicht ran. Du musstest immer nur die vorderen nehmen. Problem 1 gelöst. Weniger Kälte gegen Flöten. Problem 2 gelöst. Und irgendwie die Befüllung war einfach Problem 3 gelöst. Ich habe das gesehen und dachte, was ein geiler Scheiß. Ich habe natürlich gedacht, okay, wir bringen es jetzt allen Herstellern bei, dass die jetzt irgendwelche neuen Verpackungsformen, also Horror, aber so von der Grundidee, total smart. Und gefühlt landen solche Innovationen ja irgendwie immer in der Schublade. Ist das nur so? eine Fehlwarnung von dir? Du hast wahrscheinlich gar keine Exposure jetzt, aber mal so.
Christopher Böhnke: Ich meine, generell ist das auch eine Thematik, die wir beide schon mal aufgegriffen haben. Jemand muss, wenn es getestet wirklich so funktioniert, Und die Leute es lieben, muss es immer noch jemanden geben, der das Geld ausgeben möchte, um den Leuten zu geben, was sie lieben. Und da spielt dann der Druck der Industrie mit rein, die Konformität unter den Anbietern. Und ja, irgendwann wird es den Ersten geben, der es ändert. Und wenn es wirklich differenzierend ist für das, was das gesamte Retail-Store-Konzept ausmacht, dann wird dieserjenige sehr, sehr erfolgreich sein. Und witzigerweise ist es aber so wie die Barnes & Nobles-Geschichte, solange wie es kein Amazon gibt, verändern sich die Bücherhändler untereinander nicht. Sobald Amazon kommt, the whole fucking thing changes.
Joel Kaczmarek: Gut, ich glaube, wir hatten einen bunten Ritt. Ich habe für mich jetzt vor allem mitgenommen, dass Raum, also der Körpersprache, das fand ich ein schönes Bild und ich habe für mich mitgenommen, diesen Gedanken, dass man Raum mal so designt, was habe ich für einen Prozess eigentlich und was mache ich in welchem Raum vielleicht jeweils anders, dass man das so ein bisschen wie so ein Ablauf sieht, dass man gar nicht so eine fixe Raumstruktur hat, sondern dass ein Raum vielleicht manchmal auf einen Purpose, auf einen Zweck ausgerichtet ist. Also das waren heute so meine Takeaways und dafür alleine danke ich dir schon ganz herzlich und natürlich für deine Zeit und all dein Wissen, lieber Christopher.
Christopher Böhnke: Ja, danke dir. Immer gerne hier. Bis zum nächsten Mal. Bis denn.