
ALDI, OTTO, TikTok Shop – aktuelle Umbrüche im Handel
8. April 2025, mit Joel Kaczmarek, Alexander Graf, Jochen Krisch
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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, es ist mal wieder Zeit, über E-Commerce zu sprechen und ihr wisst, wenn ich das mache, dann hole ich mir nur die Besten der Besten ins Haus und weil die nichts verfügbar waren, habe ich heute den lieben Alex Graf und den guten Jochen Krisch mit an Bord. Nein, kleiner Spaß. Ihr wisst ja, wir reden ja immer fleißig über Commerce, also Jochen von Exciting Commerce und Alex von Spryker und Kassenzone. Und wir haben uns gedacht, hey, wir haben jetzt irgendwie länger nicht mehr gesprochen, weil ich war ein bisschen weg, ein bisschen krank und überhaupt, jeder hat ja viel zu tun. Und dann sagten wir, hey, lass mal über die aktuellen Umbrüche im Handel reden, weil da gibt es ja einiges. Und wir haben uns deutsche Anbieter ausgesucht, die aus vier Buchstaben bestehen, nämlich einerseits Otto und zum anderen Aldi. Das heißt, da werden wir mal reinschauen, was da eigentlich so los ist und eine kleine Standortbestimmung machen. Und nach hinten raus ist natürlich Pflichtprogramm, dass wir auch nochmal zwei Sätze sagen und kleine Hypothesen abgeben zu TikTok Shop in Deutschland. Von daher, that being said, ihr beiden, schön, dass ihr da seid. Moin, moin.
Jochen Krisch: Hallo zusammen.
Alexander Graf: Moin Moin.
Joel Kaczmarek: Ja, würde ich mal sagen, fangen wir mal hier national orientiert an. Schauen wir doch mal ein bisschen auf den deutschen Markt. Was habt ihr eher Lust? Aldi oder Otto? Womit wollen wir beginnen?
Alexander Graf: TikTok-Shop.
Joel Kaczmarek: Das ist dein Ding? Nein, das machen wir nach hinten raus.
Jochen Krisch: Okay, lass uns mit Aldi beginnen, weil das die neueste Meldung ist, würde ich sagen.
Joel Kaczmarek: Ja stimmt, also um mal das geneigte Publikum abzuholen, wobei das ja gut informiert ist in der Regel, also Aldi hat kommuniziert, dass sie ihr Joint Venture, den Online-Shop, der gemeinsam von Aldi Nord und Aldi Süd betrieben wird, einstellen wollen. Ich glaube aus zwei Gründen im Wesentlichen, weil a, der Wettbewerb sehr hoch ist und auch besser performt, also wir reden ja hier von Playern wie Netto, Rewe, Kaufland, Lidl, die auch in dem Segment erfolgreich sind oder also vor allem erfolgreich sind. Und das andere war ja der ausbleibende Gewinn. Also, dass man da eher miese mitgemacht hat und nicht so richtig den Attraktor sieht, nachdem das funktionieren soll. So, und ich erahne jetzt mal, Alex wird sagen, dass ihn das mittelschwer irritiert, dass das eine eher rückwärtsgerichtete Strategie ist.
Alexander Graf: Nein, das ist total richtig. Wenn irgendwas nicht funktioniert, dann muss man es verändern oder halt einstellen. Ich glaube, dafür ist es ein bisschen wichtig zu verstehen, was der Aldi Online Shop eigentlich ist. Das ist ja eines der ersten Kooperationsprojekte zwischen Aldi Nord und Aldi Süd. Zwei getrennten Konzernen, die aber gesagt haben, es ist in der Online-Welt schwierig, den Aldi Nord-Shop und den Aldi Süd-Online-Shop zu betreiben. Lasst uns doch mal bitte einen gemeinsamen Online-Shop betreiben. Und das ist der aldi-onlineshop.de. Und ich glaube, damit beginnt ja die Herausforderung schon, wenn hier zwischen zwei Großkonzernen so ein komplexes Projekt koordiniert wird, werden muss, dann ist es natürlich schwierig, tatsächlich sich auf die Endkundenpotenziale zu orientieren. Aber ich kenne das Projekt selber nicht. Es hat auch nichts mit SpriteCard zu tun. Wir machen ja bei Aldi Südsum helfen wir im Food-Bereich. Aber nach allem, was ich zu dem Projekt gehört und gelesen habe, sinken die Umsätze und es ist nicht profitabel. Und das ist für mich schon überraschend beim Unternehmen, was ja Millionen Kundenkontakte am Tag hat. und in irgendeiner Form den Traffic, den sie über ihre Prospekte auch in die Online-Shops schieben können, nicht profitabel konvertieren kann. Dass das nicht funktioniert, ist ein bisschen komisch, weil wir können ja gleich mal genau in den Shop reinschauen. Aber es hat mich nicht verwirrt, ein Projekt zu verändern, was nicht erfolgreich ist. Das ist ja erst mal gut, würde ich sagen. Wir reden ja nachher noch über ein anderes Unternehmen mit vier Buchstaben, die sich da auch schwer tun.
Jochen Krisch: Der Punkt ist halt, Ich glaube, ich meine, es ist erst 2021 losgegangen. Also in der vielleicht auch ein bisschen Corona-Euphorie, als alles geboomt hat. Und vielleicht auch, weil man gesehen hat, die Filialen, es ist schwierig in solchen Phasen. Und was mich so ein bisschen erstaunt, also ich würde es aus Potenzialsicht sehen. Also A, ich habe einen Konkurrenten wie Lidl. die eigentlich Gas geben in dem Non-Food-Bereich und auch mit Kauflern, die einen Marktplatz haben und generell einfach da gefühlt offener sind für Online-Entwicklungen. Und dann, wenn man sich anguckt, was eigentlich der Aldi-Online-Shop war, im Wesentlichen ja die Aktionssortimente. im Online-Bereich. Und ich finde es auch deshalb erstaunlich, weil das ist ja in den Filialen durchaus endlos promotet worden, in den Flyern, in den Prospekten und auch generell, dass hingewiesen wurde, dass es die Online-Shop-Möglichkeit gibt. Und das fand ich ein bisschen kurzgesprungen. Auch die Umsatzzahlen, die bekannt sind, die haben wir für 23 Umsätze veröffentlicht von 33 Millionen. Also das ist jetzt noch nicht die Welt. Also kann man sagen, ja, ist halt Nicht erfolgreich, geben wir auf. Andererseits würde ich aber sagen, als einer der führenden Player in Deutschland im Handel mit dieser Kundenbasis, da geht es für mich eher darum, was für Konzepte kann ich machen, um einfach da mitzuspielen online. Und das naheliegende ist ein Marktplatz und einfach da in die Richtung Gas zu geben. Aber das ist alles sehr kurz gesprungen. Das Konzept war schon kurz gesprungen und die kurze Zeit ist das Zweite.
Alexander Graf: Und was mich verwirrt so ein bisschen vom Zeitpunkt ist auch, dass jetzt eigentlich wieder die Zeit gekommen ist für gute No-Name-Produkte, also quasi diese Eigenmarken, die ja all den Lidl nach draußen bringt, weil die großen Plattformen, also allen voran Amazon und Timo ja kaum noch Orientierung bieten, also dort kauft man wirklich bei vielen Produkten totalen Scheiß, weil die so überrannt sind von Und das ist auch das, was man in den diversen E-Commerce-Foren so liest oder vor allem auch bei MyDeals liest. Und dort wird immer mehr Produkte, insbesondere von Lidl gepusht, also im Lidl-Online-Shop. Weil das ja schon eine Erfahrung ist, die viele Kunden gemacht haben in Deutschland. Also ja, es ist ein No-Name-Produkt oder es ist ein Produkt ohne Brand, was ich im Non-Food-Bereich dann bei Aldi und Lidl kaufe. Aber Preis-Leistung ist mega. Also ich werde nicht veräppelt, ich bekomme da irgendwie eine Garantie drauf, ich weiß, dass das aus Fabriken kommt, die halbwegs kontrolliert werden von diesen großen Händlern. Also wenn die Zeit wäre, mit dieser Value Proposition an den Markt zu gehen und Kunden davon zu überzeugen, dann eher Jetzt, was eben nicht reicht bisher, ist Prospektware online einfach darzustellen in einem Setup, was irgendwie weder mobile first ist, noch irgendwelche relevanten Features hat, was auch nicht mit einer guten App verknüpft ist. Das ist ja wirklich ein sehr altbackenes IT-System, was sie da verwenden. Da war, glaube ich, auch jeder E-Commerce-Anbieter hat er schon mal geboten, inklusive uns, wie man solche Projekte irgendwie renovieren kann. Und auch viele Agenturen waren da dran. Aber ich glaube, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, genau mit diesen Kompetenzen, für die diese großen Händler stehen, zu punkten. Weil da tun sich diese Mischplattformen, allen voran Amazon, total schwer. Weil die haben das ja freigegeben in der Plattform- und Marktplatzwelt. Und ich habe jetzt hier gerade mal die Aldi-Seite geöffnet. Da findest du jetzt auf der Startseite einen E-Roller. 349 Euro. Ich weiß nicht, ob das jetzt teuer oder günstig ist. Und ich wette mit dir, zu diesem Preis-Leistungs-Verhältnis wirst du dich bei Amazon schwer tun, etwas zu finden in dieser Qualität. Ich wette mit dir. Und viele Leute haben ja diese Erfahrung schon gemacht. Nicht nur mit E-Rollern, sondern auch mit Heim-Fitness-Geräten und allen anderen Sachen, die so ein bisschen schwieriger zu vergleichen sind. Es ist mir unerklärlich, wie man damit auf nur achtstellige Umsätze kommt.
Jochen Krisch: Hm,
Joel Kaczmarek: naja, ich finde vor allem der Wettbewerb zu Lidl lässt sich auch so komisch aussehen, dass man da sich die Schwarzgruppe anguckt, wo man hingeht und sagt, wir wollen so das deutsche Pendant, Deutschland-Cloud bauen, also die Technologie-Kompetenz ins Schaufenster stellt, Lidl.de, was gut läuft, ein Loyalty-Programm, also soweit ich weiß, hat Aldi kein eigenes Loyalty-Programm, während du bei Lidl bei jedem Kauf im Prinzip darauf hingewiesen bist, dass du nochmal sparen könntest, wenn du jetzt die Lidl-App zückst, also…. Das sind alles so Elemente, wo ich sage, die vermisse ich da irgendwie. Und ich meine, gut, unter den Umständen, die da herrschen, mit zwei Konzernen aufgeteilt, ist natürlich undankbar. Aber gleichzeitig entsteht so ein bisschen der Eindruck, dass da eigentlich nur noch die Finanzer am Ruder sind und alle Leute, die eigentlich digital affin sind, eher weg. Also dass man eher schaut, wie kriege ich Profitabilität in Filialen rein und nicht mehr das Online-Game gewuppt. Also das war so mein Short-Take da drauf.
Jochen Krisch: Für mich ist halt die Frage, warum man so komplett online ausblendet. Also ich muss immer wieder betonen, wir sind 2025. Also es ist ja nicht so, dass jetzt plötzlich das Internet erfunden wurde und dass man da so gar nicht mitspielen will. Vor allen Dingen bei Aldi finde ich es auch immer so ein bisschen schizophren oder komisch, wenn man ja auch guckt, wie sie sich international aufstellen. Also es ist bei Lidl genauso, Lidl und Aldi, wenn man sieht. was sie dann in den USA machen, was sie in England machen und wie sie da ein bisschen anders agieren müssen. Und wo ich immer am meisten schmunzeln muss, ist auch, wie sie dort die Lieferservices nutzen. dann, die DoorDash und wie sie alle heißen. Vermutlich nicht, weil sie es wollen, sondern weil es die Leute so gewohnt sind und weil es einfach in diesen Gesellschaften schon viel etablierter ist. Also insofern sehen sie ja International ist da zum Teil weiter als der deutsche Markt und trotzdem bricht man voran, geht wieder zurück. Also mich erinnert auch das so drei Jahre Gas geben in Anführungszeichen und dann wieder einstampfen. Erinnert mich auch so ein bisschen an Kaufland, hatte auch mal so eine Phase, als sie den Lieferservice starten wollten, auch unbegründet. Groß mit Hochdruck an den Start gebracht und dann kurz nach dem Start wieder eingestampft. Aber ist dann schon so, hängt immer von den Leuten ab, die das machen, sind die noch da? und ist dann der Wille wirklich da. Und diese Aldi Nord-Süd-Situation erinnert uns ja sehr stark auch an Pegel und Kloppenburg, die ein ähnliches Thema hatten und da hatten wir ja auch schon Ausgaben dazu gemacht.
Joel Kaczmarek: Wie ist das eigentlich international? Wie machen die denn das? Machen die das auch unter gemeinsamer Flagge oder jeder für sich? Ich weiß das gar nicht.
Jochen Krisch: Ich glaube, da haben sie die Länder aufgeteilt. Ich glaube, der USA ist Aldi Süd, wenn ich das richtig sehe. Und Aldi Süd taucht immer öfter auf, was solche Sachen angeht. Also sage ich jetzt Aldi Süd. Ihr lebt, glaube ich, beide in Aldi Nordregionen. Ich weiß nicht, was ihr da mitbekommt.
Alexander Graf: Ich weiß aber nicht, ob es quasi im Non-Food-Bereich da so einen großen Fokus gibt. Weil im Food-Bereich ist das getrennt nach diesen Ländern. Ich weiß nicht, wie da die Non-Food-Strategie ist. Wenn sich der größte Markt da schon schwer tut und je nach Zahlen sozusagen zwischen 30 und 80 Millionen nur macht, wird man wahrscheinlich jetzt nicht in Irland noch so diesen Non-Food-Bereich machen. Aber du Joel, du auch als junger Familienvater, wenn du den nächsten E-Roller oder die Smartwatch kaufst, würdest du die denn bei Aldi kaufen? Also würdest du dem vertrauen, wenn du überhaupt auf diesen Shop gelangst? Das ist ja dann oft nur der Fall, wenn du das Prospekt in der Hauspost hast.
Joel Kaczmarek: Naja, ich ertappe mich zumindest dabei. Du und ich haben ja beide ein Faible für Werkzeug, das hier und da von Lidl mit ihrer Parkside-Reihe schon mal gewonnen wird. Jetzt keine elektrischen Werkzeuge, aber wenn es mal irgendwie Bauteile sind oder so.
Alexander Graf: Nicht elektrisch? Welche denn dann? Also ich Ich verfolge ja seit zwei Jahren das Parkside Multischweißgerät. Da gibt es so zwei Influencer bei YouTube. Da lande ich immer wieder auf deren Videos. Also für WIG-Schweißen und normale Schweißen. Da gibt es die ganzen Zubehöre, kostet 150 Euro. Ich habe mich noch nicht überwinden können, weil ich will dazu noch so einen kleinen Schweißerlehrgang machen. Ich habe jetzt aber gefunden, dass es auch Laserschweißgeräte gibt, noch nicht vom Parkside. Und jetzt will ich noch ein bisschen warten. Aber ich lande immer wieder auf diesem Parkside-Produkt. Das ist bei mir schon eine ganz positiv besetzte Marke geworden durch die Influencer.
Joel Kaczmarek: Das geht mir auch so und da ist ja mal gezeigt, wie gut die das machen, weil wenn ich hier bei uns in den Lidl-Markt gehe, lokal, im Berliner Vorort, wo ich ja mittlerweile wohne, ganz ehrlich, ein Drittel der Aktionsware ist alles Werkzeug und richtig so spitzer Shit, also irgendwelche, keine Ahnung, Gartenpfostengeräte oder was weiß ich nicht was.
Alexander Graf: Ein Gartenpfostengerät ist spitzer Shit für dich? Naja, weil es so ein lieben Datenschlauch ist, wo du sagst.
Joel Kaczmarek: Schrumpfschlauch-Sets in einem Markt, wo sonst irgendwie so Händchen klein einkauft, finde ich schon irgendwie spitzer, als jetzt zu sagen, hier gibt es irgendwie ein Schraubendreher-Set.
Alexander Graf: Ich schaue direkt mal nach im Beetle-Online-Shop, was die aktuellen Parkselektionen sind. Schrumpfschlauch brauche ich auch, fällt mir gerade ein.
Joel Kaczmarek: Ja, habe ich mir gerade gekauft.
Alexander Graf: Siehst du? Braucht jeder. Ja, na gut.
Joel Kaczmarek: Ich meine eigentlich, vor drei, vier Jahren auch mal ein Manager-Magazin Artikel gelesen zu haben, dass die groß sondiert haben, ob sie nicht Aldi Nord und Aldi Süd zusammen merchen. Ich weiß aber gar nicht, ist offensichtlich nichts draus geworden, lerne ich.
Jochen Krisch: Auch nichts mitbekommen. Naja.
Alexander Graf: Ne, ich glaube, es ging darum, es gibt ja den Aldi-Equator in Deutschland, dass die irgendwie wieder enger kooperieren und auch wieder gemeinsam auftreten. Ich glaube, das Thema Einkauf wurde dann irgendwie ein Stückchen zusammengelegt bei ein paar Eigenmarken und das wurde, glaube ich, diskutiert, auch unter kartellrechtlichen Bedingungen. Es würde natürlich inhaltlich total Sinn machen, das zusammenzulegen sozusagen. Und es muss ja online eine Brand sein. Also, dass das nicht funktioniert, hat man bei Peak und Kloppenburg gesehen, wenn man das hart auftrennt mit Peak minus und minus kloppenburg.de versus Kein und, nur Peak minus kloppenburg.de versus fungraph.com versus was immer das dann noch alles so Es muss schon eine Brand sein, aber trotzdem glaube ich, kann man mit auch einem einfachen E-Commerce-Konzept, muss man in der Lage sein, in Deutschland mehrere hundert Millionen zu machen als Aldi. Alles andere ist eigentlich nicht akzeptabel.
Jochen Krisch: Aber es ist wirklich so, was du schmunzelnd angemerkt hast, also den musst du erstmal finden, diesen Online-Shop. Also wenn du über aldi.de gehst oder über die Hauptwebseite, da ist es nicht direkt offensichtlich und dann gibt es so einen eigenen Shop. Weil immer nur das Standardsortiment promotet wird auf der Webseite. Also das ist natürlich auch ein extremer Schwachpunkt, wenn man dann nicht sagt, wenn jemand schon online ist, dass man es dann auch online bestellen kann oder online darauf hingewiesen wird.
Alexander Graf: Stimmt, das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Aber das ist auch eine Klickstrecke, die habe ich noch nicht gemacht.
Joel Kaczmarek: Das Type-in-Traffic für die alleine schon riesig sein muss. Ich weiß noch, wie wir vor ein paar Jahren über Lidl.de geredet haben, was die alleine machen.
Alexander Graf: Aber die E-Commerce-Leute sozusagen bei Aldi sind ja auch schlau. Das werden die schon selber auch mal angemerkt haben und sagen, hey, guck mal, da vergeben wir uns eigentlich nochmal 100 Millionen. Und dann wird das in die Verwaltungsräte wahrscheinlich gegeben, die dann sagen, nee, aber wir wollen das getrennt haben, weil wir wissen nicht genau, wir haben noch irgendwie andere Themen und hier noch ein bisschen Kartellrecht und Fialen. Das ist auch nicht einheitlich. Also das soll mal lieber so bleiben. Also es ist halt ja nur ein Bruchteil des Fialumsatzes, den sie machen. Und Aldi ist halt im Kern ja immer ein Kostenführer. Und er sozusagen bezieht ja sein USP aus der Kostenführerschaft für gute Produkte. Und diese Kostenführerschaft, das hatte ich auch sozusagen gestern bei LinkedIn mal geschrieben, die lässt sich allein über die Produktmarge kaum noch erzielen. Du brauchst quasi andere Revenue-Streams im E-Commerce. Also deswegen wird es schon schwieriger, das über so ein klassisches Handelsgeschäft zu rechtfertigen. So, jetzt muss ich aber erst mal Parkside-Produkte filtern. Jetzt bin ich mal kurz raus.
Jochen Krisch: Dann lass mich anmerken, wo es eigentlich hingehen könnte. Weil ich finde schon, Also Lidl und Kaufland ist jetzt auch nicht das Maximum an Innovationsfreude und Ambition und Voranpreschen, aber das ist zumindest eine Richtung, wo man sieht, dass man mehr draus machen kann. Also Lidl dann eben ein komplettes Non-Food-Projekt. Sortiment oder, also jetzt auch nicht umfassend, Kaufland dann wirklich mit der Marktplatzstrategie. und wo du es eben sagst, die zusätzlichen Revenue Streams, die werden ja dadurch generiert, dass man die Kunden oder die Nutzer anders vermarktet. Also sprich, das schöne Wort Retail Media und alles, was damit zusammenhängt. Also ich wundere mich so ein bisschen, dass man sich den Weg verbaut, um einfach nicht zu sagen, man könnte ja sagen, online steht Aldi für was anderes und ist ein Partnerkonzept, ist ein Partneransatz. Aber ich komme immer wieder auf den Punkt zurück, wenn man wirklich eine Digitalkompetenz hätte und Leute hätte, die wirklich für den Online-Markt und für das Online-Umfeld was machen, glaube ich, dann würde das auch vorangetrieben. Aber wenn man erstmal so seine eigenen Leute intern dann überzeugen muss oder erklären muss, wie Online funktioniert und was dann möglich ist, dann sind die Hürden natürlich zu groß, weil es schwierig ist, das zu machen. Also ich muss immer wieder sagen, umso erstaunlicher finde ich, dass das bei Lidl durchkommt und vorangeht. und da, also speziell Kaufland, ich weiß nicht, ich hätte nicht unbedingt Kaufland als Marke genommen, weil sie versuchen es dann zu integrieren mit dem stationären Geschäft, andererseits ist es aber ein Marktplatz, wo du gar nicht so viel integrieren kannst, also das hat mich ein bisschen irritiert dabei, aber generell, das macht jetzt also mindestens eine Milliarde, wahrscheinlich mehrere Milliarden An GMV, das wird international ausgerollt und das ist eine richtig nach vorne gerichtete Strategie. Und ich glaube, die sind auch nicht so picky, was die Marktplatzhändler angeht. Also können auch Chinesen zum Zug kommen, tendenziell und so. Und dann kann man ein richtig schönes, buntes Sortiment, attraktives Sortiment machen und kann eben die Nutzer entsprechend weiter vermarkten. Also das finde ich eine gute, nach vorne gerichtete Strategie. Alles andere wundert mich nur.
Joel Kaczmarek: Alex schaut sich jetzt gerade das Schleifgerät für 0,2099 bei Parkside an und wir können ja mal das….
Alexander Graf: Ja, okay. Aber vielleicht, wenn jemand von Lidl zuhört und quasi, wenn man hier irgendwo quasi einen kleinen Schweißburgshop noch anbietet, gerne auch in Zusammenarbeit mit Hornbach, meinem Lieblingsbaumarkt. Ich bin dabei.
Joel Kaczmarek: Also da muss ich eine Lanze für Bauhaus brechen, aber wie dem auch sei.
Jochen Krisch: Auf keinen Fall.
Alexander Graf: Natürlich.
Joel Kaczmarek: Otto, unser zweites großes Thema mit den vier Buchstaben. Jochen, mach nochmal so ein kleines Big Picture dazu.
Alexander Graf: Können wir nochmal ganz kurz bitte dabei bleiben, weil ich habe noch eine Frage an Jochen zu Kaufland und Lidl. Du hast ja gerade gesagt, du hättest jetzt dieses Marktplatzmodell nicht unter dieser Marke gemacht. Hättest du denn quasi dann den Marktplatz genommen und das unter Lidl ausgerollt, wenn du in der Schwarzgruppenstelle wärst?
Jochen Krisch: Nein, ich bin ja immer ein Freund von Marktpotenzialen. denken und sich wenig von dem Althergebrachten abhängig machen. Und ich glaube halt, so ein unabhängiger Marktplatz hätte größere Chancen. Also die Vermarktung ist ein bisschen schwieriger, weil man nicht von der Marke profitiert, aber vom Potenzial, was man an Sortiment anbieten kann und auch wie man unabhängig einfach sich auf den Markt einstellen kann, ist sehr viel größer. Also deswegen bin ich ein Freund davon.
Joel Kaczmarek: Gut, also Otto, weil da sind wir ja auch beim Thema Marktplatz, da haben wir ja mitten die Transition gerade vom Händler zum Marktplatz mit allem, was dazugehört, mit eigentlich ganz guter Topline-Entwicklung, aber auf der anderen Seite auch fleißig Entlassungen und ich sag mal, es wird zugeschnitten, das ist so mein Big Picture, aber Jochen, du steckst tiefer drin, hol uns mal ein bisschen ab.
Jochen Krisch: Also die neuesten Zahlen, also das ist tatsächlich Rekordumsatz jetzt, sieben Milliarden, also knapp Rekordumsatz im Vergleich zu vor drei Jahren, als der Peak war beim GMV. Das heißt Marktplatz geht super voran, ich habe es auch mal ein bisschen runtergebrochen oder Sie haben die nicht, ich habe es runtergebrochen.
Joel Kaczmarek: Also Außenumsatz für die eher laienhaften Zuhörer?
Jochen Krisch: Außenumsatz, sieben Milliarden davon, 40 Prozent über den Marktplatz, 60 Prozent über das Handelsgeschäft, das haben sie so bekannt gegeben. Marktplatz funktioniert, auch 24 Prozent Wachstum bei dem Marktplatz, also rein das Marktplatzgeschäft, die externen Händler quasi. Aber das Handelsgeschäft kann ich mithalten. Also konnte dieses Jahr wieder ein bisschen besser mithalten, aber generell, also um eine Orientierung zu geben, das liegt immer noch an die 500 Millionen Euro Umsatz. Der Umsatz liegt 500 Millionen unter dem Peak. Und da sieht man eigentlich schon, was das Problem ist von Otto, weil der Umsatz trägt ja dann letztendlich das Personal und die Kosten und alles, was damit zusammenhängt. Die Marktplatzumsätze sind in der Regel Provisionen. Die sind mit einem überschaubaren Team stemmbar, sage ich jetzt mal. Und das Handelsgeschäft ist das Problem. Deswegen einerseits kann Otto sich freuen, also eigentlich jetzt schon die ganzen Jahre, weil das ist genau das, was sie ja vorhatten und gesagt haben. Und die Leute haben das halt auch entsprechend umgesetzt, dass sie versucht haben, das Marktplatzgeschäft groß zu machen. Aber das Handelsgeschäft konnte nicht mithalten und das finde ich auch immer das Interessante. dann, wenn man sich einen Marktplatz antut, sieht man natürlich, worauf springen die Leute an, auf welche Sortimente, was geht voran und dann wird noch offenbarer, wie stark oder schwach das Handelsgeschäft ist. Also um nicht unfair zu sein, muss auch mal dazu sagen, Otto ist auch stark im Möbelgeschäft und Möbelgeschäft an sich funktioniert gerade nicht so. Also wenn sie da eben im Marktplatz andere Sortimente haben, die besser funktionieren, ist das auch natürlich ein Treiber. Aber unterm Strich ist, und das hat Otto ja auch gesagt, mehr oder weniger offiziell angekündigt, dass sie ein 80 Millionen Sparprogramm jetzt trotz dieser in Anführungszeichen guten Zahlen haben, um kosteneffizient vorangehen zu können. Und das ist die Lage und das zeigt eigentlich auch ganz gut, was die Herausforderung ist vom Händler zum Marktplatz oder zur Plattform.
Joel Kaczmarek: Wie geht es dir denn damit, Alex, deine ehemalige Ausbildungsstätte? Was ist so dein Blick drauf?
Alexander Graf: Super Unternehmen, tolle Strategie. Ich war ja tatsächlich, weil es gerade gut gepasst hat, bei der Pressekonferenz auch dabei, wo diese Zahlen dann verkündet wurden. Und ich hatte natürlich im Vorfeld auch mal ein bisschen geguckt, wie ist so das Feedback aus der Community. Da kam ja auch von dem einen oder anderen, Marktplatzpartner, hey, es kann eigentlich nicht sein, hier wird man eigentlich sofort abgeschaltet, die Umsätze kommen nicht. Und Mark Opel hat ja da einen Satz gesagt in der Pressekonferenz, Nachhaltigkeit ist nicht verhandelbar. Und das hatte ich ihn auch gefragt, naja, also für die Kunden ist das ja offensichtlich schon verhandelbar, wenn man mal sieht, wie sie bei Temu und Amazon einkaufen. Amazon schneidet sich ja diesen Umsatz, wo man bestimmt noch mal ein paar Milliarden rausholen kann, Weil sie sagen, okay, es müssen zertifizierte Produktionswege sein, zertifizierte Händler. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das jetzt bei allen Marktplatzprodukten auch der Fall ist und ob sie das einhalten können. Aber daher kommen sie ja aus ihrem Selbstverständnis. Das finde ich persönlich gut und auch sympathisch. Die Frage ist, ob man das halten kann. Also wenn man echter Marktplatz sein will und quasi nach allen Marktplatzregeln spielt Dann öffnet man ja schon sein Portal für Anbieter, die sagen, hey, ich kann jetzt irgendwie Gartenstühle über Otto verkaufen. Ich habe hier irgendwie einen Partner in Vietnam. Wie der das genau produziert, I don't know. Aber zum halben Preis, zu dem, was Otto da selber anbietet. Die machen es sich halt selber nicht leicht mit Konkurrenz im gleichen Sortiment. Also die Dinge, die auch bei Otto im Warenlager liegen, die wollen sie eigentlich nicht so gerne auf dem Marktplatz verkaufen. Und die Anforderungen, die Otto an sich selbst als Verkäufer stellt, die lassen sich halt fast überhaupt nicht übertragen auf die Marktplatzpartner. Und das schneidet, glaube ich, die nächsten 7 Milliarden Umsatz ab. Und diese 7 Milliarden Außenumsatz bringen ja nochmal 500 Millionen Ertrag. Das ist ja super profitabel, dieser Marktplatzumsatz. Dann wird es halt schwer zu rechtfertigen, mit so einem recht großen Apparat, den Otto ja immer noch da am Campus in Wandsbeck unterhält, zu agieren. Und was mich eher überrascht hat bei diesem Sparprogramm ist, dass es nicht viel, viel größer ist. Weil 80 Millionen im Jahr machen bei dem Kostenapparat, den Otto da vor sich her schiebt, wahrscheinlich nicht so viel Sinn. Wir haben ja gesagt, sie sind wieder in die Profitabilitätszone gerutscht. Heißt, sie sozusagen sind irgendwie knapp über null, je nachdem, wie man das dann kaufmännisch auch herleitet oder sozusagen in der Finanzwelt. Und eigentlich bräuchten sie ein 500-Millionen-Sparprogramm. Und das ist aber auch so ein Selbstverständnis, das habe ich ja kennengelernt damals bei Otto. Man versucht natürlich immer schon extrem sozial mit den Mitarbeitern umzugehen und dort auch niemanden zu verprellen. Ich frage mich kann sich das Unternehmen das eigentlich leisten nach vorne. Also muss man nicht viel radikaler rangehen, weil das Grundvertrauen in die Marke ist noch da, die Kompetenzen sind auch noch da, aber Kosten und Umsatz stehen halt in keinem gesunden Verhältnis mehr zueinander. Strategisch, glaube ich, kann man da schon noch eine ganze Menge draus machen, also insbesondere durch diese Kompetenz im Bereich weiße Ware, Möbel und Co., Da geht schon noch einiges, aber ich fand jetzt diese Meldungen, die da dann drin versteckt waren, also ja, Nachhaltigkeit ist weiterhin wichtig, wir investieren da, wir investieren in nachhaltige Verpackungen und wir holen den alten Claim zurück. Otto, finde ich gut, wenn du jetzt mal den Maßstab ansetzt, den Jochen auch noch eben angesetzt hat bei Lidl und Aldi, so, wie ist das Potenzial nach vorne? ist jetzt in den Dingen jetzt nicht so viel drin. Eben weil die Kunden gezeigt haben in 2024, hey, Nachhaltigkeit spielt eigentlich für uns jetzt keine Rolle in der Kaufentscheidung.
Joel Kaczmarek: Würdet ihr denn sagen, dass ihr so dezidierte strategische Fehler auch noch da seht oder umgekehrt Sachen, wo die sich vielleicht besonders gut machen?
Jochen Krisch: Ja, die operativen Herausforderungen haben wir schon gesagt. Also das ist wirklich die Das ist die große Herausforderung. Ansonsten sehe ich es einfach ähnlich wie Alex aus einer Potenzialsicht heraus. Also entweder du gibst Gas und gehst in die Richtung und wirst dann wirklich richtig groß oder im Grunde sind sie ja groß. Also das 7 Milliarden ist ja durchaus eine Hausnummer. Aber die Frage ist, wie groß muss man sein, um wirklich ein relevanter Player in dem Bereich zu sein. Und ich finde, die größte Herausforderung ist wirklich der USP. Also das ist Dieses Fair, also dieses schwammige Fair. Also im Grunde, wir sind die Guten im Vergleich zu Amazon, ist ja eigentlich die Aussage. Oder auch zu Temo und Co. natürlich, was sie kommunizieren wollen. Aber das ist ein schwacher USP am Wettbewerb ausgerichtet und kein Kunden-USP, wo man sagen würde, ja, deshalb brauche ich Otto und deshalb ist das mein Lieblingsshop. Und jetzt versuchen sie sich über das Otto, finde ich gut, was ohnehin immer schon ihr bester Claim war, aber ein bisschen peinlich ist, dass nichts Besseres nachkommt, versuchen sie das Image wieder zurückzugewinnen. Und ja, also ich vergleiche dazu, aber man sieht auch, wie schwierig es ist, einen USP hinzubekommen, weil Galaxus ist ja so für mich so ein faszinierender neuer Player. Teil der Mikros-Gruppe, also jetzt auch im Konzern Strukturen verhaftet, deswegen ist es immer ein ganz gutes Referenzbeispiel, die sich ja versucht haben als ehrlichster Online-Job zu positionieren, weil sie eben sagen, wir geben auch mit schlechten Bewertungen, die verstecken wir nicht, sondern damit machen wir sogar Werbung und so. Das ist aber verboten worden. Aber das war so ein USP, wo man sozusagen zumindest hellhörig wird und sagt, okay, das ist mal eine andere Herangehensweise. Und sie haben das auch durchgängig gespielt, also eigentlich auch auf eine schöne und nicht verwerfliche Art und Weise. Aber das ist halt ein Claim, der angreifbar ist und …. Da verstehe ich die Konkurrenz sozusagen, dass man da dem Webber einen Strich durch die Rechnung macht. Und was mir bei Otto fehlt oder generell bei allen diesen neuen Marktplätzen und Playern fehlt, einfach in der User Experience, in der Shopping Experience und diesen ganzen Bereichen. Wir kommen ja gleich vielleicht noch so ein bisschen zu TikTok Shop oder so. Das ist ja nicht nur, weil TikTok Shop jetzt das nächste coole Ding ist, sondern weil sie wirklich bestimmte Dinge auch in der User Experience anders machen können. Und das ist ja was, was ich seit Ewigkeiten sehe, diese Potenziale sind da. Der Grund, warum es nicht gemacht wird, ist, weil alles Conversion optimiert ist und alles muss sich rechnen, wenn man sich von Google und Facebook etc. von abhängig macht, dann muss der Shop halt konvertieren in erster Linie. Und das verhindert so viel in dem Bereich und das wäre eine große USP-Möglichkeit. Also wenn man wirklich andere Apps hätte, andere User Experience, Produkte anders präsentiert, dann hätte man ein Potenzial jenseits des Produkts sogar, dann wäre das unter der Haube wahrscheinlich gar nicht mehr so dringlich, aber da passiert wenig, weder bei Otto noch bei den anderen.
Alexander Graf: Sollte Otto aus deiner Sicht im TikTok-Shop verkaufen?
Jochen Krisch: Nein, also für mich sollte kein Händler im TikTok-Shop verkaufen, weil man da genau A, einen Wettbewerber stark macht und B, eigentlich seinen, also das ist für mich so eine Bankrotterklärung, weil man, eigentlich der Händler ist ja die Anlaufstelle für Produkte und Inspiration etc. Warum sollte denn eine Marke zu einem Händler gehen, der sich dann an einen anderen Händler oder Marktplatz knüpft?
Alexander Graf: Fair enough, sozusagen jeder gleich nochmal drauf ein, sozusagen auf die ersten TikTok-Shop-Beispiele, aber ich würde nochmal sozusagen zu seinem USP-Statement zurückkommen. Das habe ich auch öfter bemangelt und das haben wir hier auch im Podcast oft bemängelt. Wie gesagt, okay, Angebot, Preis, Verfügbarkeit, das sind quasi die klassischen Handelsdimensionen, mit denen man sich auch abheben muss. Jetzt, wo es ja so eine gewisse Grenze kommt für normale Händler, weil die Neukundengewinnung über Google, Facebook und Co. extrem teuer geworden ist, fast nicht mehr profitabel für die meisten klassischen Händler, Und dass wie, also diese Experience, immer wichtiger wird, ist dann eigentlich das klassische Angebotspreis-Verfügbarkeits-Dreieck aus deiner Sicht noch relevant, weil du könntest jetzt ja ein Mini-Händler sein, der mit einer sehr, sehr guten Idee, bei TikTok, bei Instagram, entsprechende Reichweiten erzielt. Hast du weder das größte Angebot, noch hast du vielleicht den besten Preis und vielleicht verkaufst du sogar was, was Make-to-Order ist, was du erst in zwei, drei Wochen verkaufst. Liefern kannst, aber die Art und Weise, wie jetzt quasi der Kundenzugang neu gestaltet wird und TikTok ist jetzt für mich der erste Ausläufer dieser Entwicklung, der macht ja diese klassische Abgrenzung wahrscheinlich wieder ein Stückchen obsolet, also bringt neue Chancen.
Jochen Krisch: Ich glaube, das haben wir schon vor zehn Jahren oder in der Ecke besprochen. Das war ja auch so deine Hypothese. Die Marge ist nicht das, was… den Online-Handel überleben lässt oder attraktiv machen kann, weil das so austauschbar ist. Also entweder gehst du in Eigenmarken rein, sodass du eben nicht mehr austauschbar bist. Und ansonsten geht es einfach immer um neue Revenue-Streams, neue Löschströme. Und deswegen ist ja das ganze Thema Retail-Media und Produkt-Ads und alles, was damit zusammenhängt, so groß und so spannend. Was ich mir übrigens auch nochmal interessant fand, weil es ist ein bisschen Weil sie es ein bisschen ausgewiesen haben, die Werbeerlöse jetzt in dem gesamten Otto-Marktplatz-Konstrukt und dann eben auch die Product-Ads als Treiber. Und die Kombination macht es dann. Also neue Experience oder neue USBs mit neuen Revenue-Streams. Und eben raus aus dieser klassischen Handelsdenke, Einkauf, Verkauf und da ein bisschen kreativer. Man muss nicht gleich Richtung TikTok-Shop gehen und da eine Entertainment-Plattform machen. Das erwarte ich jetzt gar nicht. Ich glaube, es gibt eben auch andere Möglichkeiten, so wie du es jetzt auch angedeutet hast, einfach andere Möglichkeiten. Verkaufslogiken, die man nutzen kann und die eben für das entsprechende Sortiment sich eignen oder für die entsprechende Zielgruppe. Und der Trick dabei ist ja, je spitzer du dann denkst, umso besser ist es ja. Wenn du was für die Masse machst, was für alle passen soll, wird es ganz, ganz schwierig. Aber da sehe ich weiterhin für spezialisierte Anbieter große, große Chancen. Und die Frage ist ja auch bei Otto immer, Otto ist ja so kameleonartig da ein bisschen unterwegs, dass sie je nachdem, was sich anbietet, mal sind sie Möbelhändler, mal sind sie Modehändler, mal sind sie Tech-Anbieter. Und das sind so die drei Sortimente, die sie haben. Und je nachdem, mit wem sie, also spielen sie PR-seitig die Karte. Und die Frage ist halt, was ist Otto dann eigentlich? Also da hast du dann drei so sehr heterogene, also wenn du Möbel und Mode zusammenbringen willst, sagst, das sind unsere Kernkompetenzen, ist halt super schwierig. Und das Profil fehlt mir. Also das ist für mich Nichts Halbes und nichts Ganzes und ich glaube, das macht es auch sehr, sehr schwer, greifbar zu sein für die Kunden.
Alexander Graf: Aber wärst du eher bereit, dort einzukaufen, wenn du ein krasses Loyalty-Programm hättest? Also ich kaufe immer wieder strange ein Kram. Und zwar gab es jetzt hier den Wunsch, zu Hause so eine Art Garten-Lounge zu haben. Das ist wie so ein Minisofa, was man irgendwie draußen hinstellen kann. Und dann bin ich da bei der Lounge, die mir gefallen hat, habe ich eine gefunden. Die gab es auch bei Otto im Marktplatz. Und dann habe ich natürlich, beim Marktplatz wird ja auch der Verkäufer ausgewiesen. Und unter diesen Namen gibt es auch einen eigenen Online-Job vom Verkäufer. Und da habe ich sie am Ende auch gekauft, weil ich sozusagen glaube, okay, da komme ich noch schneller irgendwie an den Service, wenn ich da eine Rückfrage habe oder irgendein Storno-Thema, glaube ich, wird es da irgendwie gut gelöst. Vielleicht kann Otto das auch. Die Wahrscheinlichkeit wäre erhöht gewesen, bei Otto zu kaufen, wenn es dann ein Loyalty-Konzept gäbe, was mir quasi für jede 1.000 Euro Umsatz nochmal 100 Euro zahlte. Payback generiert, wo ich sage, okay, ich möchte eigentlich meinen Umsatz darin verwalten, weil das erlaubt mir so bestimmte, so wie im Miles-More-Programm oder Amex-Programm, was auch immer, bestimmte Stade zu erreichen. Aber so als reiner Abwicklungspartner, wenn ich das so ganz kalt überlege, ne, ähm, brauche ich ja Auto in diesem Marktplatzprogramm gar nicht. Da könnte ich ja mit den einzelnen Verkäufern direkt gehen. Sparen die dann die Marge, die sie sonst an Auto zahlen müssten? In diesem Fall wahrscheinlich 10%. Das wären jetzt für diese Launch ein paar Dutzend Euro gewesen. Und es gab tatsächlich auch einen Storno-Fall. Also ich glaube, ein Teil war kaputt. Das wurde mir aber dann relativ schnell ersetzt. Aber wenn die es schaffen würden, einen Teil meiner Umsätze pro Jahr, sagen wir mal 1.000, 2.000 Euro im Jahr, wenn ich das bei Auto mache und ich da so eine Art Payback bekomme, bekäme, dann würde ich ja da drinbleiben. Das wäre doch schon eine Chance, wenn man irgendeinen Loyalty-Ansatz hat. Weil das macht ja zum Beispiel Lidl sehr smart mit ihrer Disney-Plus-Kooperation. Da kann ich irgendwie für drei, vier Euro im Monat Disney gucken, wenn ich da ausreichend Umsätze bei Lidl mache. Ich finde, das entzieht sich ja dann zu diesem rationalen Kauf. Ich möchte den Umsatz dann da machen, egal ob es jetzt zehn Prozent mehr kostet oder nicht. Und das finde ich sehr smart.
Jochen Krisch: Also das ist ein anderer Hebel, ja. Also Also konzeptionell bin ich dafür, persönlich kann man bei mir immer nicht von ausgehen, weil ich habe nicht so schöne Storys wie ihr und ich versuche das auch ein bisschen immer zu abstrahieren und nicht von mir ausgehen, weil was ich bräuchte, das baut mir niemand. Aber ja, die Frage ist, sind zwölf Millionen Kunden ausreichend dafür? Einerseits schon. Und ich musste jetzt so dran denken, als du es erzählt hast, das ist immer das Argument von Walmart in den USA im Wettbewerb mit Amazon, dass sie sagen, Amazon hat die alle in dieser Prime-Blase drinnen und alles geht nur, die Deals bekommst du nur, wenn du Prime-Mitglied bist etc. Und Walmart sagt dann eben, wir sind offen, frei, du bekommst bei uns alles. Aber das ist genauso, wie du es jetzt auch beschrieben hast. Und damit bist du halt auch, gehst du dahin, wo du es am günstigsten bekommst und suchst dir das entsprechend raus. Also das ist für mich auch Also für mich fällt Loyalty auch unter Erlöschtroh. Also es muss ja nicht wie Prime jetzt ein bezahltes Programm sein. Ich fand das so interessant, dass Zalando das jetzt abgeschafft hat. Also dass sie ja eine Zeit lang jetzt mit Zalando Plus, mit dem Beitrag, den du gezahlt hast, hatten und das jetzt wieder komplett, ich weiß gar nicht, ob sie mit Punkten arbeiten, aber auf jeden Fall ein kostenloses Programm haben. Weil das ist natürlich von Amazon zum Beispiel super smart gemacht, das als Zahlenprogramm, aber eben dann auch aufgewertet mit anderen Services. Und das ist für mich so die smarteste Herangehensweise. Aber da musst du halt sehr umfassend denken und da musst du sehr auch vom Von den Stammkunden her denken und das darüber aufbauen. Also ja, ich glaube nicht, dass es Otto retten würde jetzt in dieser aktuellen Herausforderung. Und das mit einem Marktplatz zu kombinieren, ist gleich nochmal schwieriger, weil eigentlich wollen sie ja aus dem Handel raus. Und man sieht ja auch bei Amazon, wie die Hürden dann sind, dass es im Prime-Programm, also es ist ja auch eine Lieferabhängigkeit. Am Anfang hat Amazon ja Prime nur erlaubt, wenn die Amazon Fulfillment Center genutzt wurden, Logistikzentren, erst dann hat man gewisse Kriterien eingeführt, sodass man dann auch, wenn man schnell genug aus dem eigenen Lager versenden kann, das nutzen kann. Also da kommen dann wieder andere Herausforderungen dazu, gerade wenn du jetzt als Plattform agierst, finde ich. Aber ich bin ein großer Freund einfach von Kundenbindungsprogrammen. Also nicht nur Loyalty, sondern auch die Konzepte so zu haben und das aufzubauen, das ist wirklich super schwierig. Aber ich glaube, das ist eine der Zukunfte, die man haben kann im Onlinehandel, da einfach diese Bindung sehr, sehr stark zu machen.
Joel Kaczmarek: Ja, ich habe das auch gerade relativ nah beobachtet bei Rewe. Rewe hat doch mittlerweile auch ein neues Loyalty-Programm, nachdem er Payback gekündigt hat und jetzt mit Edeka zusammenarbeitet. Und da ist es auch so, da merkst du halt, da wurde irgendwie das Loyalty-Programm anscheinend von Beratern gebaut, weil du eigentlich im Wesentlichen darfst du jedes Mal diese App aufmachen und darfst gucken, welche Produkte gerade im Angebot sind. Und alle zwei Wochen gibt es dann mal einen 5% oder 10% Gutschein auf deinen ganzen Einkauf. That's it. Und ich habe da partout überhaupt keine Lust, wenn ich gar nicht für meine Treue belohnt werde, sondern nur dafür, dass ich bestimmte Produkte kaufe. So, aber ist ja auch ein kleiner Rant hier sozusagen nur von der Seitenlinie. Wir waren ja eigentlich bei Otto. Gut, fühlt sich aber auch auserzählt an. Wollen wir danach abschließend ein bisschen über TikTok-Shop reden?
Alexander Graf: Ja, ich finde, es ist ein Stückchen auserzählt, aber was ja schon ein Bezeichen ist, dass wir auch in dieser Runde jetzt nicht irgendwie den Vorschlag für Otto hätten, was sie eigentlich anders machen sollen. Wir sagen ja nur, wenn sie sich den Gesetzen des Marktes komplett ausliefern, dann müssten sie von dem Nachhaltigkeitsclaim ein Stückchen Abstand nehmen. Da kann man deutlich mehr Umsätze machen. Ich persönlich glaube, dass man wahrscheinlich noch mal deutlich mehr Kosten rausnehmen müsste, nach vorne. Aber ja
Jochen Krisch: Das war auch nicht die Frage. Ansonsten würde ich da sehr radikal sagen, wenn Otto Marktplatz-Plattform-Player werden muss, dann muss es sich an Amazon, an Zalando und anderen orientieren und dann muss es da Gas geben, so offen wie möglich und einfach da wirklich eine Alternative zu denen sein und nicht so traditionell und vorsichtig vorangehen. Also da hätte ich schon Ideen und Geschichten, aber die sind jetzt bei Otto nicht so viel anders, als wir sie vorhin bei Aldi hatten oder bei anderen. Die Frage ist halt, will man online vorne mitspielen und dann Gas geben? Aber dann ist für mich jetzt auch eben TikTok-Shop ein Referenzbeispiel. Und ich finde das sehr, weil du vorhin gefragt hast, was, wenn Otto auf TikTok verkaufen würde?
Alexander Graf: Machen sie ja indirekt mit About You, noch ist es ja nicht migriert zu Zalando. About You heißt ja glaube ich der Launchpartner von TikTok-Shop.
Jochen Krisch: Absolut und in der Testphase. und selbst Tarek will ja verkaufen, hat aber nicht verraten, wann er verkaufen will, weil er sagt, das wird vielleicht zu peinlich, sodass er es nicht vorher sagen kann. Zwölf Tage volles Programm. Ja, und unter Testgeschichtspunkten finde ich das auch super, weil ich finde, die Experience, die jetzt TikTok bringt, ist einfach nochmal eine andere. Und ich hoffe, dass die Lehre daraus ist nicht, wir gehen jetzt alle auf TikTok-Shop, sondern wir lassen uns davon inspirieren und sehen einfach, was möglich ist, eine andere Experience zu bieten. Und das ist so ein bisschen meine Hoffnung, aber ich weiß, mit der Hoffnung komme ich nicht weiter, weil alles so eingefahren ist. Und das wird jetzt entweder, es wird erstmal argwöhnisch jetzt beäugt, ob das in Deutschland überhaupt so Fuß fassen kann. Und ich finde ja ehrlich gesagt, also es wird sehr stark unter Live-Shopping-Aspekten beäugt. Ich finde aber fast spannend eigentlich diese Kurzvideo-Geschichten auch, weil das auch nochmal ein anderes Moment ist, einfach Produkte aufzubereiten und zu inspirieren und die Leute dann neugierig zu machen für diese Themen. Also das wäre so ein bisschen meine Hoffnung, dass das eine Rückwirkung hat.
Joel Kaczmarek: Ich denke gerade darüber nach, vielleicht klingt das auch total bekloppt, die normale Strategie, die du ja sonst hast, wenn du große Player hast, gegen die du dir nicht ankommst, wäre ja konsolidieren. Dass du entweder mehrere Player zusammenkaufst oder dass du vielleicht so Payback-Logik einen Verbund schaffst. Ich habe gerade so gedacht, was eigentlich wäre, wenn Aldi und Otto sich in irgendeiner Form zusammentun würden. Wenn man das Filialgeschäft von Aldi nehmen würde und den Marktplatz von Otto aber umsetzen lassen würde.
Jochen Krisch: Ja, auch das gibt es weiterhin als Möglichkeit. Also finde ich auch eine ernsthaft zu überlegende Strategie. Aber dagegen spricht immer noch dieses sehr für sich denken im Handel, was irritierend ist, weil sie in den Innenstädten oder wo auch immer ja auch immer zusammen waren. Also nicht so offiziell, aber eigentlich kannst du sagen, das ist auch ein Verbund, dass das da alle sind und sich gegenseitig befruchten. In den Shopping-Centern war es noch extremer, weil man da versucht hat, einen Mix-Hits genauso hinzubekommen mit Ankeranbietern und dem Drum und Dran. Das ist halt nicht möglich, wenn du dich nur von Google abhängig machst. Sondern da müsstest du eine eigene Welt schaffen. Ich finde, das ist eine legitime Denkrichtung, aber da müssen schon sehr viele über sehr große Schatten springen und deswegen ist das tricky. Aber es sind ja immer dieselben Kunden. Es sind ja 80 Millionen. 80 dürfen nicht einkaufen oder es sind auch die Jungen dabei, aber 60, 70 aktive Käufer und mehr sind es einfach nicht.
Alexander Graf: Hm, du würdest quasi Aldi und Otto merchen, okay.
Jochen Krisch: Naja, nicht merchen, merchen, sondern warum sollen die nicht eine einheitliche Plattform haben? Also so wie Aldi Nord oder Aldi Süd, dann nimmt noch Otto mit rein, dann nimmt noch Mediamarkt mit rein, dann nimmt noch andere mit rein. Das ist zumindest eine Denkrichtung, wenn man sagen will, wir sind der quasi klassische Handel und wir müssen antreten gegen den neuen Handel.
Alexander Graf: Ja, aber die gemeinsame Plattform ist ja Google. Es geben ja alle Google das Geld, also die Marge ab und da kommt der Kunde. Ja.
Jochen Krisch: Aber das ist ja nicht im Sinne des Handels, sondern da ist ja ein anderer Nutznießer da. Das wäre ja genau der Trick dabei, dass man versucht, wie kann man eine starke Plattform schaffen, die unabhängig ist, aber die einfach so etabliert ist, so wie man, wir gehen in die Innenstadt quasi, gehen wir so auf in die Online-Stadt. Shopping-Welt und das ist aber halt dann, der etablierte Handler muss sich auch öffnen für neuere, aber das ist ein Denk, also ich mag solche Denkansätze, die so ein bisschen quer sind zu dem, was man hat, weil sie gleichzeitig verdeutlichen, wo eigentlich der Knackpunkt ist. Diese isolierte Vorangehensweise macht in einer stationären Welt Sinn, einigermaßen Sinn, sie macht aber eigentlich in der Online-Welt keinen großen Sinn.
Joel Kaczmarek: So, jetzt aber zum Ende hin. TikTok-Shop, noch ein, zwei Sätze dazu. Alex, du bist doch bestimmt schon heiß hier.
Jochen Krisch: Hast du schon bestellt? Hast du den Checkout-Prozess schon ausprobiert?
Alexander Graf: Nee, ich habe mich aber schon selber angemeldet. Ich will ja was verkaufen. Ich will ja gar nicht kaufen. Ich möchte ja auch was Geld verdienen, nicht Geld ausgeben. Aber das war recht einfach. Man konnte sich recht einfach als Seller anmelden. Bisher hat mich da noch nichts wirklich abgeholt. Ich schalte immer mal wieder rein. Aber es erinnert mich ein bisschen an diese Douglas-Live-Shopping-Aktion. Otto hat das auch mal so ein bisschen gemacht. Also man hat irgendwie so Video-Formate, Live-Shopping-Formate, in denen man Produkte vorstellt. Mein erster Eindruck ist, da tun sich jetzt noch alle Anbieter ein Stückchen schwer. mit, obwohl das ja von TikTok auch massiv promotet wird und in die Feeds sozusagen Feeds gedrückt wird. Ich selber bin halt kein TikTok-User, also ich verteile natürlich irgendwie Kassenzonen-Snippets auf TikTok, bin aber selber eher Nutzer von YouTube-Shorts und würde da auch kaufen, wenn es diese Kaufoptionen gäbe. Aber in der TikTok-Welt bin ich noch nicht. Aber ich bin noch, also ich glaube, es probieren sich noch alle aus. Wo ich schon Hoffnung habe, ist, dass sich jetzt Händler und Hersteller überlegen müssen, wie mache ich wirklich Demand-Gen? Also wie gehe ich weg von diesem, ich plane jetzt eine Kampagne über sechs Monate und habe irgendwie fünf Creatives, die ich auf alle Kanäle ausspiele, hin zu, wie überlege ich mir jeden Tag eine neue Geschichte? Wie so der Typ vom Supermarkt, der so ein Pfannenreinigungsmittel verkauft. Der muss alle zehn Minuten diese Geschichte neu erzählen, irgendwas vorführen und bringt eine neue Pfanne mit und dann übermorgen verkauft er vielleicht irgendwie das Platinmesser dazu.
Joel Kaczmarek: Ja, diese komischen Dinger, die immer in die Zitronen reinstecken auch, diese komischen
Alexander Graf: Ich finde es cool. Also ich gucke mir das auch total gerne an. Früher, ich habe ja einen ostdeutschen Migrationshintergrund und dort sozusagen gab es dann den ein oder anderen fliegenden Händler, der das dann vom Supermarkt verkauft hat. Ich fand das immer total geil, mir das Anzug. Aber was ich geil fand war, ich habe mir nachgedacht, das war gar nicht das Produkt, das war die Show. Das war die Art und Weise, wie der Leute mitnimmt, die das dann gezeigt haben. Das ist auch die Faszination Fischmarkt. Die Leute bleiben stehen, hören sich's an, kaufen dann mal so nebenbei. Aber wenn wir so ein bisschen dieses Entertainment-artige auch in unsere ganze Agentur, Werbelandschaft reinbekommen, wo es eben nicht darum geht, feste Budgets zu verplanen, Dann kann ich mir E-Commerce deutlich unterhaltsamer vorstellen. Das ist es aktuell eben nicht. Aktuell ist es, hey, wie schaffe ich es irgendwie, die beste Gartenstuhlqualität in ausreichender Stückzahl in die richtigen Kanäle mit den richtigen Keywords zu vertecken. Das ist jetzt eine Branche, die ist 20 Jahre alt, die hat sich nie so wirklich neu erfunden. Also da erwarte ich mir jetzt von TikTok Abstrahleffekte.
Joel Kaczmarek: Mal kurze Nachfrage, brauche ich eigentlich einen eigenen Shop, um da mitzumachen? oder kann ich auch Affiliate-mäßig einfach sagen, ich bewerbe jetzt irgendwas, was bei Alex hier sein Alex rum oder so?
Alexander Graf: Der eigene Shop ist ja dann, das ist ja TikTok-Ads, das konntest du ja vorher auch schon machen, da irgendwie Sachen quasi das raus verlinken lassen, aber du kannst ja mal alle Alex folgen und dann schauen, wie dort im nächsten Tag wird.
Jochen Krisch: Alle Alex! Ich wollte schon fragen, was bietest du denn da? Okay, jetzt wissen wir das auch. Also das ist ja das Schöne an TikTok-Shop, sie gehen Richtung Full-Service-Anbieter. Also je nachdem, wie du aufgestellt bist. Du hast nur Produkte, dann bieten sie Fulfillment-Services etc. an und TikTok-Shop ist ja quasi der Shop, wenn du keinen eigenen hast. dann kannst du da loslegen bis eben runter, dass es als Marktplatz genutzt wird, dass es dann eben vermittelt wird. Aber letztendlich der Checkout läuft über TikTok-Shop. Und das finde ich auch das Bemerkenswerte. Das ist jetzt die erste Social-Media-Plattform mit eigenem Checkout. Und so wie du, wie Alex ja sagt, bei YouTube Shorts wäre das toll, bei Pinterest wäre das toll, bei Instagram wäre das toll. Also alle Social-Media-User wünschen sich das ja auch, dass das so wäre. Der Handel wünscht sich das natürlich nicht. Der würde Das ist ganz erstaunlich, dass das TikTok-Shop damit durchkommt und dass sich viele darauf einlassen. Aber aus Nutzersicht ist das super bequem und eigentlich auch aus Anbietersicht. Und vielleicht noch ein bisschen ein Schlenker. TikTok-Shop promotet sich natürlich jetzt für kleine Marken und Händler. Sie haben so ein paar Prominente wie About You etc. mit dabei. Aber sie sind natürlich ein Fallstor auch wieder für chinesische Anbieter, weil die sind im Prinzip prädestiniert dafür. Sie sind froh, wenn sie jemanden haben, der ihnen alles übernimmt, was jenseits der Produktproduktion quasi ist. Insofern kann das auch ein guter Kanal für die sein, weil die Creator sind ja eigentlich die Treiber. Und ich finde genau den Punkt gut, was ihr alles gesagt habt. Um die Show geht es eigentlich.
Joel Kaczmarek: Müsste nicht eigentlich das so ein Heimspiel für sowas wie HSE sein? Also das ist doch eigentlich dieses 2025-Pendant zu, ich zeig dir hier den Nicer Dicer irgendwie für dich zu Hause, oder?
Jochen Krisch: Ich hab gerade die Info, gerade gestern als der Start war, also wir zeichnen jetzt einen Tag nach dem Start auf 1. April. Die Info bekommen, dass sie quasi in den Startlöchern sind und das definitiv nutzen wollen. Und ja, es ist auch ganz witzig vom Zeitlichen her. Vor 30 Jahren, ich war ja in Anführungszeichen fast mit dabei, startete Teleshopping in Deutschland. Damals auch nicht da und niemand hätte gedacht, dass das funktionieren kann. Ist weiterhin ein großes Milliardengeschäft in Deutschland, wenn man HSE und QVC zusammennimmt. Und das ist jetzt eine Art von Adaption. Und ich würde auch sagen, die Herausforderung für ein HSE ist, ob die Produkte, die sie haben, funktionieren. Aber die Kompetenzen, Storytelling, Verkaufen etc. sind definitiv da. Also die Frage ist, ob das wirklich matcht, dieses super junge Publikum mit den eher an die älteren Zielgruppen gerichteten Produkten. Aber ansonsten, ja, ich bin mal sehr gespannt auf deren Erfahrungen, weil da erwarte ich mir eigentlich schon, dass die wissen, wie man interaktiv verkauft, die Storys erzählt und alles drum und dran.
Joel Kaczmarek: Habe ich ja mit Alex auch schon manchmal drüber geredet, dass es heutzutage eigentlich vor allem um Distribution geht und nicht mehr nur um den Inhalt. Also trifft sich auf das Gleiche zu wie auf die Podcast-Welt. Nun gut, jetzt nochmal zum Abschluss, Alex. Ich habe gerade mal geguckt, ich finde hier keinen Ahle-Alex bei TikTok.
Alexander Graf: Also da musst du nochmal ein bisschen TikTok-Seo hier machen. Ja, das steht ja noch in den Start löchern. Ist noch nicht freigeschaltet.
Jochen Krisch: Du bist doch nicht durch.
Alexander Graf: Ich brauche ja auch noch Produkte. Also wie gesagt, die Produkte sind eigentlich egal. Hauptsache, es geht ja ums Verkaufen. Aber ich glaube, dort kommen die neuen Knossis. Wenn du überlegst, wie Knossi und Co., was für ein krasser Umweg das eigentlich ist zu Revenue. Die hatten ja diese 5-Euro-Abo da bei Twitch, die dann die einzelnen Subscriber den Creatoren zuweisen konnten. Und dann haben sie dann irgendwann Wir haben angefangen, Produkte zu erfinden, wie Monte mit Gunnergy Drinks. Und eigentlich muss ja quasi die TikTok-Welt, muss ja eigentlich die Welt sein, in der dann die neuen reichen Creator entstehen, weil da geht es ja ums Verkaufen und Präsentieren. Bisher mussten sie irgendwie acht Stunden streamen und nebenbei konnten sie mal ein Produkt promoten und am Ende haben die auch keinen Bock zu streamen. Das war einfach Der beste Weg zu Revenue und ich glaube TikTok bietet jetzt den kürzeren und besseren Weg. Könnte auch gefährlich sein für Twitch am Ende, wenn die Creator in der Lage sind, dort Content zu kreieren und dort auch direkt umzumünzen in Revenue. Ja, ich glaube, die entstehen dort in Zukunft.
Jochen Krisch: Frage ist so ein bisschen, ob die Aufmerksamkeitsspannen da unterschiedlich sind. Aber andererseits gibt es ja auch ewig Livestreams bei TikTok, also insofern. Ja, und ich glaube auch, das ist die Chance. Es wird immer anders betrachtet jetzt, aber das sind Newcomer, neue Brands, die eine Chance haben, Brands von und mit Creatoren. Also das fällt immer alles so durchs Raster, aber das ist ja der neue Markt quasi im E-Commerce und generell im Handel und wahrscheinlich auch ein schnelllebiger Markt, dass dann eben so Produkte hochkommen und wieder runterkommen und Und das ist so eine neue Handelswelt, die jetzt auch durch TikTok-Shop entstehen kann. Und ich bin immer so ein bisschen skeptisch, ob jetzt die etablierten Player da so groß profitieren werden. Also sie müssen sich irgendwie darauf einstellen und Erfahrungen sammeln. Aber eigentlich so neue Player und also vor allen Dingen auch junge, also die halt so geprägt sind, Creator, also die nächsten Knossis. Knossi ist vielleicht sogar schon zu alt für das.
Alexander Graf: Der ist ja schon im linearen Feld. Fernsehen.
Jochen Krisch: Genau, der hat es jetzt ja schon geschafft. Aber so Mitte-20-Jährige, die einfach damit groß werden und auch diese Taktung mitgehen können, für die ist das eine große Chance. Und für TikTok, TikTok-Shop ist es ja egal. Ist eine Plattform und was auch immer da funktioniert, hilft allen.
Joel Kaczmarek: Na gut, also spannende Zeiten weiterhin. Ihr Lieben, ich freue mich auf unseren nächsten Austausch. Bis dahin lasst es mal ordentlich krachen. Ich bin auf eure TikTok-Shop-Erfahrungen gespannt und ja. Passt auf euch auf.
Jochen Krisch: Ja, bis zum nächsten Mal. Grüße an alle, Alex.
Alexander Graf: Ciao.