Kann Planetly die Geschäftswelt klimaneutral machen?

18. Mai 2020, mit David Wortmann

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David Wortmann: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Digital Kompakt und zwar dem Deep Dive Cleantech Podcast. Ich habe eben festgestellt, dass dies inzwischen jetzt die 20. Aufnahme ist. Das heißt, ich habe jetzt schon rund 20 Interviews geführt mit Unternehmern, aber auch mit anderen spannenden Persönlichkeiten im Cleantech-Umfeld. Und mich freut es deswegen, heute Anna Alex als 20. Interviewpartnerin hier mit dabei zu haben.

Anna Alex: Hallo Anna. Hallo.

David Wortmann: Du bist eine durchaus bekannte Größe, wenn ich das mal so sagen darf, in der deutschen Startup-Szene. Du hast Outfittery gegründet. Stell dich vielleicht nochmal ganz kurz den wenigen vor, die dich möglicherweise noch nicht so richtig einordnen können.

Anna Alex: Ja, sehr gerne. Mein Name ist Anna Alex. Ich bin relativ früh schon in die ganze Startup-Szene geschlittert. Damals als eine der ersten Angestellten von Rocket 2008, als da gerade mal irgendwie 20 Leute gearbeitet haben. Und habe dann gedacht Wenn die gründen können, dann kann ich das doch auch. Und so kam es dazu, dass ich dann 2012 Outfittery gegründet habe, das aufgebaut habe, über sieben Jahre operativ geführt, zusammen mit meiner Mitgründerin auf eine Million Kunden gebracht habe, viel Geld eingesammelt, alles, was dazugehört. Und mich dann Ende 2018 aus dem operativen Geschäft verabschiedet habe. 2019 eine kleine Verabschiedung. Verschnaufpause eingelegt habe.

David Wortmann: In der du richtig verschnauft hast?

Anna Alex: Naja, also sagen wir mal, ich habe noch ein zweites Kind bekommen. Insofern, verschnaufen kann man es wahrscheinlich nicht wirklich nennen. Aber ja, doch einfach mich nochmal mit ganz anderen Themen wieder ein bisschen beschäftigt habe. Es war aber eigentlich für mich nie eine Frage, ob ich wieder gründe oder nicht. Es war immer klar, dass ich wieder gründe, weil Weil das einfach mein Herz schlägt. Und deswegen war ich dann sehr begeistert, als ich Benedikt Franke mal wieder traf, einen langjährigen Bekannten. Und wir merkten, dass wir uns für die gleichen Themen interessieren und dass das sehr gut passen könnte. Und so kam es, dass wir

David Wortmann: Benedikt Franke ist der Gründer von Helpling, muss man dazu sagen, für diejenigen, die ihn nicht kennen.

Anna Alex: Genau. Gründer von Helpling, auch sehr spannende unternehmerische Reise, mitgemacht mit Helpling in den letzten Jahren. Wir beide kennen uns tatsächlich aus diesen Anfangs-Rocket-Zeiten und waren irgendwie seither in den letzten Jahren immer mal Wieder in gutem Kontakt, einmal in Lose. Und ja, es war dann eben sehr spannend. Wir trafen uns, wir merkten, dass wir uns für die gleichen Themen interessieren und dass wir Lust haben, jetzt beide wieder neu zu gründen. Und so kam es dann, dass wir Anfang 2020 Planetly gegründet haben.

David Wortmann: Erklär doch mal ganz kurz, wer oder was Planetly ist. Und wir werden jetzt im Laufe des Gesprächs noch ein bisschen tiefer eingehen, damit wir zumindest vorab eine Idee haben, was denn Planetly mit dem Thema Cleantech oder auch Nachhaltigkeit zu tun hat.

Anna Alex: Also mit Planetly haben wir uns die Mission gesetzt, die Wirtschaft darin zu unterstützen, planet positive zu werden. Das bedeutet zum einen klimaneutral zu werden, ihren Carbon Footprint zu analysieren, zu reduzieren und auszugleichen. Und das wollen wir aber nicht auf herkömmliche Art und Weise tun, sondern mit der besten Technologie und Datentechnologie, die zur Verfügung steht.

David Wortmann: Da habt ihr etwas Großes vorgenommen. Die Wirtschaft ist groß. Wir alle wissen, dass wir eine sehr große Herausforderung haben, global CO2 zu reduzieren. Wie genau habt ihr euch das denn vorgenommen? Was ist denn jetzt eure Mission?

Anna Alex: Also dafür muss man vielleicht einmal beim Status Quo anfangen. Der überraschte mich nämlich sehr, als ich mich ein bisschen tiefer in das Thema eingegraben habe. Und zwar Da ist uns sicherlich allen bewusst sein, dass der Carbon Footprint die wichtigste KPI der Menschheit des Jahrhunderts ist, sage ich mal. Und dennoch ist die Analyse, wenn man heutzutage wissen will, wie dein CO2 Footprint deines Unternehmens ist, im Moment noch wahnsinnig aufwendig, wahnsinnig manuell und damit auch sehr teuer. Also da laufen wirklich Berater mit Excel-Sheets durch Unternehmen. Unser Fokus ist da tatsächlich auf der Analyse und wie wir die Data Collection automatisieren können. Das heißt, wie können wir die sowieso schon im Unternehmen existierenden Daten nutzen, um den Carbon Footprint zu berechnen und das so real-time wie möglich. Und dann im nächsten Schritt die Unternehmen auch enablen, Climate Action zu ergreifen. Also ich analysiere und dann möchte ich jetzt natürlich was tun. Das heißt, wie kann ich jetzt meinen Fußabdruck reduzieren und auch kompensieren?

David Wortmann: Also wenn wir das Ganze mal herunterbrechen, wir haben ja die große KPI, die auf einer der Klimakonferenzen 2015 entstanden sind, zumindest dieses sogenannte Paris-Abkommen, bis 2050 den Temperaturaufstieg auf 30 Grad sozusagen zu minimieren und idealerweise sogar auf 1,5 Grad. Und das lässt sich sozusagen herunterbrechen dann auf einen CO2-Fußabdruck. jeglicher menschlicher Aktivitäten oder jeglicher Aktivitäten auf dem Planeten. Jetzt gibt es natürlich schon viele CO2-Rechner. Also es gibt WWF-Rechner, es gibt andere online basierte Berechnungstools. Da kann man ja heute schon sozusagen seinen CO2-Fußabdruck eintragen. Baut ihr doch meinen eigenen Rechner auch auf, um sozusagen dann auch am Ende des Tages den Unternehmen zu zeigen, wie groß der CO2-Fußabdruck ist? Oder macht ihr sozusagen hier auch eine Kooperation mit diesen CO2-Rechnern auf?

Anna Alex: Wir bauen einen eigenen Rechner, aber ich glaube, was ganz wichtig ist, ist, dass wir eben nicht daran glauben, dass es reicht, dass man vielleicht einmal im Jahr seinen Fußabdruck wieder erneut ausrechnet. Sondern wir wollen wirklich, dass der Carbon Footprint die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Das heißt, nur durch die automatisierte Data Collection können wir den Unternehmen tatsächlich ermöglichen, dass diese KPI des Carbon Footprints intern auch wirklich manageable ist. wird und damit actionable, also was man nicht messen kann, kann man nicht managen und ich glaube, das gilt hier mehr denn je und wenn es nur einmal im Jahr gemessen wird, ist es damit auch nicht handlungsweisend. Also unser Ziel ist es tatsächlich, dass der Carbon Footprint in den Reporting-Systemen, in den Reporting-Prozessen der Unternehmen seinen Platz findet, in den wöchentlichen KPI-Meetings und vielleicht eines Tages sogar in dem Bonussystem des Top-Managements. Und dafür ist eine sehr viel akkuratere und zeitnahere, also Real-Time-Berechnung des Carbon Footprints dringend notwendig.

David Wortmann: Jetzt gibt es ja einen Unterschied zwischen Beratungsfirmen mit 20, 25 Mitarbeitern, die haben ein Büro, die reisen vielleicht so ein bisschen und da kann man wahrscheinlich relativ einfach den Carbon Footprint erzeugen. Dann hast du auf der anderen Seite ein Automobilkonzern, VW, BMW, andere Produktionsbetriebe, wo es sehr viel komplexer ist. Wie geht ihr denn da vor? Mit welcher Methodologie schafft ihr es? CO2-Intensitäten, die aus diesen Abteilungen oder Unternehmensbereichen rauskommen, gerecht zu werden.

Anna Alex: Also wir richten uns dann nach dem Greenhouse Gas Protocol und verwenden höchste Standards, die wir da ansetzen. Natürlich ist es ziemlich komplex und gerade dieses Thema Data Automation ist auch das technisch komplexe Thema, was wir hier angehen. Wir arbeiten ganz eng zusammen mit Pilotkunden in den jeweiligen Sektoren und sind ganz fest davon überzeugt, dass wir unser Produkt Customer-Centric entwickeln wollen. Das heißt, wir wollen uns jetzt nicht für ein Jahr einschließen und eine technisch hochkomplexe Lösung bauen und es dann auf den Markt schmeißen und merken, dass wir irgendwie am Markt vorbei entwickelt haben oder dass das gar nicht das ist, was die Kunden wollen. Stattdessen wollen wir unser Produkt gemeinsam mit den Pilotkunden in den jeweiligen Industrien auf Basis von deren Daten und deren Systemen entwickeln.

David Wortmann: In welchen Industrien seid ihr jetzt schon präsent oder unterwegs?

Anna Alex: Wir haben bisher nur einen kommunizierten Pilotkunden, das ist Tourlane. Wir hatten uns anfänglich die Tourismus- und Travelindustrie als eine unserer ersten Industrien herausgesucht. Das ist nun unter den aktuellen Corona-Bedingungen etwas schwieriger geworden, weswegen wir uns da jetzt nochmal besonnen haben und wieder sehr viel offener sind und im Moment mit Pilotkunden aus vielen verschiedenen Industrien sprechen.

David Wortmann: Das heißt, ihr startet mit Pilotkunden, entwickelt mit Protokunden sozusagen aus den jeweiligen Industrien eine Mythologie, ein Produkt und rollt es dann in den jeweiligen Marktsegmenten aus?

Anna Alex: Ganz genau. Und die Pilotkonten, für die ist das natürlich sehr spannend. Die profitieren sehr davon, weil wir ihnen dann sozusagen die Technologie auf den Leib schneidern. Und für uns ist es sinnvoll, da wir eben auf deren Daten tatsächlich in der Realität ein Produkt entwickeln.

David Wortmann: Habt ihr euch schon an der Roadmap zurechtgelegt? Also mit welchen Industrien ihr jetzt weitermacht, wenn es jetzt nicht, natürlich aus naheliegenden Gründen, nicht die Reisebranche aktuell ist? Welche anderen Branchen nehmt ihr euch dort vor?

Anna Alex: Ja, die haben wir, aber das ist Betriebsgeheimnis.

David Wortmann: Das ist noch ein Betriebsbehandel. Okay, das heißt, ihr tretet an, wie du ja schon erklärt hast, einen standardisierten Prozess zu machen, den Unternehmen vor allen Dingen erleichtert, die Daten zu erfassen, um dann festzustellen, wie groß der Fußabdruck ist. Wie unterscheidet ihr euch denn von anderen Angeboten, die es ja auch schon gibt? Also es gibt NGOs, es gibt Firmen wie MyClimate, Atmosphere und andere, die in diesem Sektor schon unterwegs sind. Wo seht ihr dort eine Ergänzung beziehungsweise auch Unterschiede?

Anna Alex: Ganz offensichtlich, weder Benedikt noch ich sind jetzt irgendwie seit vielen, vielen Jahren in dem Bereich unterwegs. Es gibt ganz tolle NGOs, Beratungen, die da schon seit so vielen Jahren unglaublich tolle Arbeit leisten. Und für uns war wichtig, dass wir den Ansatz finden, wie können wir wirklich mehr Wert schaffen und wirklich was an den Tisch bringen, was da vielleicht noch fehlt. Und genau diesen Punkt sehen wir in der Technologie. Also viele der Ansätze, die es da heutzutage gibt, sind doch noch relativ beratungslastig und relativ manuell eben auch, wenn man mal auf diese Excel-Sheets schaut. Und da wollen wir wirklich als Technologieunternehmer unseren Mehrwert leisten. Wir haben in der Vergangenheit viel gemacht mit viel Tech, Machine Learning. Wie kann ich Daten nutzen, um wirklich Mehrwert für den Kunden zu schaffen? Und wie kann ich so ein Produkt auch wirklich usable machen für den Kunden, damit der Kunde es gerne verwendet und es nicht eine, sagen wir mal, riesengroße, schrecklich aussehende B2B-Software ist, in der die Leute aber einfach gezwungen sind, sie zu verwenden. Also ich glaube, auch unsere B2C-Brille leistet da einen Mehrwert, den Kunden in den Mittelpunkt zu rücken. Das sehen wir als unseren Added Value, also unsere Vision ist es, the most actionable. CO2-Tool für Businesses zu werden, also the most actionable climate tech for businesses. Und ich glaube, dieses Actionable ist ein ganz wichtiger Punkt. Und wir sehen uns da auch gar nicht unbedingt konkurrierend mit den bisherigen Beratungen oder den anderen Beratern, die es da auf dem Markt gibt, sondern sehen da auch sehr großes Kooperationspotenzial. Wir wollen keine Beratung werden, wir wollen wirklich ein Software-as-a-Service-Company hier bauen und mit unserer Software Mehrwert leisten.

David Wortmann: Weil das Kernprodukt dann die Real-Time-Darstellung des CO2-Fußabdrucks ist. Wenn du jetzt deinen Fokus auf Action legst, weil das eine ist ja sozusagen erstmal zu wissen, wo ich stehe bei meinen Treibhausgasemissionen. Wenn du jetzt den Fokus auf Action legst, heißt es ja auch, dass das Unternehmen muss jetzt eben etwas tun. Wie könnt ihr den Unternehmen dann helfen, den nächsten Schritt zu machen, eben den CO2-Fußabdruck zu reduzieren?

Anna Alex: Sehr wichtiger Punkt, genau. Das eine ist die Analyse und das zweite ist dann die Climate Action. Und in der Climate Action geht es zum einen erstmal darum zu reduzieren. Das heißt, wo kann ich reduzieren? Da gibt es ein paar allgemeingültige Empfehlungen, auf grünen Strom zu wechseln oder die Reisepolicies anzupassen oder sowas. Das ist sicherlich etwas, was man vielen interessiert. Unternehmen empfehlen kann. Und dann ab einem gewissen Punkt wird es aber auch wirklich richtig individuell. Und dann geht es um deine Industriemaschinen zum Beispiel, die du nutzt und irgendwie, wie du da noch weiter in Strom sparen kannst. Und genau da sehen wir eben auch sehr, sehr großes Kooperationspotenzial mit Energieeffizienzberatern da draußen und anderen Beratungen, um dann diese individuelle Analyse pro Unternehmen zu machen und trotzdem auf Planetly als Tool zurückzugreifen, um zu tracken, ob die Bemühungen und Reduktionsbemühungen dann sich tatsächlich auch so niederschlagen, wie ich mir das erhoffe. Also bei uns steht wirklich dieses, was du nicht messen kannst, kannst du nicht managen. Das ist so ein Credo, was irgendwie da sehr, sehr tief in der Firma verankert ist. So, das zum einen. Und dann zum zweiten ermöglichen wir Unternehmen, sich dann insofern klimaneutral zu stellen, indem sie den Rest, den sie nicht reduzieren, kompensieren können. Und auch diesen Bereich habe ich mitbekommen. Erstaunen festgestellt ist momentan ein Bereich, in dem super wenig Transparenz herrscht. Wenn ich als Unternehmen irgendwie da Klimaschutzprojekte kaufen möchte, dann habe ich sehr schnell wieder mit Menschen zu tun, die irgendwie riesengroße Excel-Sheets hin und her schicken. Ich habe super wenig Preistransparenz als Unternehmen und genau das wollen wir da schaffen. Wir empfehlen Projekte an die Unternehmen, wir machen ganz transparent, was der Preis dafür ist, wir machen auch ganz transparent, dass wir dabei kein großes Geld verdienen. Das ist nicht unser Hauptgeschäftsmodell. Wir werden lediglich eine Admin-Fee nehmen, um einen großartigen und hochwertigen Supply von der Seite gewährleisten zu können. Das machen wir vollkommen transparent. Und diesen Marktplatz, den wir da gebaut haben, mit dem wir in wenigen Wochen launchen, der wird außerdem auch API-first sein. Das bedeutet, dass wir auch wirklich das gesamte Entwickler-Ökosystem nutzen, Enablen wollen, eigene Applikationen zu schaffen und über unseren Marktplatz die CO2-Fußabdruck auszugleichen. Also wenn zum Beispiel irgendwie dann ein Entwickler hingehen möchte und weiß ich nicht, für ein Auto irgendwie die App schreiben möchte, dass ich irgendwie meine Fahrt hier kompensieren kann als Endkunde oder so, dann könnte er das tun und im Hintergrund auf unseren Kompensationsmarktplatz zugreifen und das darüber kompensieren.

David Wortmann: Jetzt sind wir natürlich aktuell in einer Situation, in der möglicherweise Klimaschutz, Treibhausgas, Reduktion, nicht unbedingt im Fokus der Unternehmen steht, weil sie mit vielen, vielen anderen Themen zu tun haben. Wir sprechen ja aktuell im Rahmen der Corona-Krise. Das Gespräch wird im Zeitraum jetzt veröffentlicht. Das mag sich vielleicht auch alles ändern über die Zeit hinweg. Merkt ihr, dass Interesse aktuell nachlässt? Seht ihr, dass dort ein Shift im Fokus stattfindet bei den Unternehmen? Und wenn ja, wie lange wirkt sich die aktuelle Situation möglicherweise auf diesen Shift des Fokuses aus?

Anna Alex: Also ich kann natürlich auch wie keiner irgendwie in die Glaskugel gucken. Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen Wichtigkeit und Dringlichkeit. Und ich glaube, es ist allen Unternehmen bewusst, dass die Wichtigkeit der Klimakrise und dass wir da jetzt handeln, noch immer genauso hoch ist wie zuvor. In den Branchen, die jetzt durch Corona stark getroffen sind, ist die Dringlichkeit jedoch vielleicht etwas vermindert. Allerdings sehen wir auch tatsächlich aus diesen Branchen, kontinuierlich weiterhin Interesse. Als Beispiel, unser erster Pilotkunde Tourlane hält an seiner Nachhaltigkeitsstrategie fest, obwohl die natürlich zu den Branchen gehören, die jetzt von Corona sehr stark betroffen sind. Und das finde ich auch tatsächlich bemerkenswert. Aber man muss natürlich auch sagen, es sind nicht alle Branchen gleich betroffen. Und wie gesagt, ich glaube, in den Unternehmen ist es durchaus sehr bewusst, dass wir wirklich jetzt handeln müssen. Also wir sagen immer so, wir sind jetzt im Age of Delivery. Also die nächsten zehn Jahre zählen und die Klimakrise wird auch keine Rücksicht darauf nehmen, ob wir als Menschheit uns gerade mit Corona beschäftigen oder nicht. Also ich sehe nach wie vor sehr viel Interesse aus verschiedenen Industrien. Und ich glaube, ein weiterer Aspekt ist, dass es auch sehr viel Positives gibt, was wir aus der Corona-Krise für die Klimakrise ableiten können. Ich glaube, im Fokus da steht tatsächlich, dass wir uns der Verletzlichkeit des Systems bewusst geworden sind, wie nie zuvor. Und das bedeutet, dass das Thema Risikomanagement bei den Unternehmen in Zukunft meines Erachtens einen höheren Stellenwert einnehmen wird und dass auch Investoren das Risiko besser einpreisen werden, was sie bei Unternehmen sehen. Was dann wiederum bedeutet, dass nachhaltige Geschäftsmodelle und nachhaltigere Lieferketten etc., davon profitieren. Weil natürlich ganz klar, das nächste Risiko, was schon vor der Tür steht, ist die Klimakrise.

David Wortmann: Wie wichtig ist in dem Kontext für euch der politische Rahmen? Weil letztendlich ja zumindest aktuell in vielen Branchen die CO2-Reduktion ja erstmal eine freiwillige Maßnahme ist. auch schon festgelegte CO2-Preise gibt. Wie wichtig ist für euch der politische Rahmen und wie müsste sich dieser möglicherweise noch verbessern, damit euer Geschäftsmodell richtig gut funktioniert?

Anna Alex: Ich glaube, die Politik hat einen ganz großen und wichtigen Stellenwert hier und die möchte ich auch, obwohl es jetzt sozusagen auch zunehmend Lösungen aus der Privatwirtschaft gibt, da überhaupt in keinster Weise aus ihrer Verantwortung entlassen. Es ist ganz, ganz wichtig, dass die Politik dort weiter voran streitet. Zum Beispiel in Form des Green Recovery Plans, den wir wirklich uneingeschränkt unterstützen. Das bedeutet, dass alle möglichen Subventionen und alles, was jetzt für den Wiederaufbau der Wirtschaft nach Corona eingesetzt wird, unter der Nachhaltigkeitsbrille und unter dem Fokus auf nachhaltigere Technologien und Geschäftsmodelle eingesetzt wird. Und wir glauben, dass das ein extrem guter Rahmen wäre und ist und wir hoffen sehr, dass das Realität wird.

David Wortmann: Viele Industrien werden sich ja trotzdem aus Kostengründen sich erstmal dagegen wehren. Das heißt, da ist wahrscheinlich jetzt auch vorstellbar, dass ihr euch erstmal mit den Industrien beschäftigt, für die es a etwas leichter ist und b für die Industrien, die tatsächlich etwas tun müssen, weil sie unter diesem regulatorischen Druck stehen. Ja, jetzt vielleicht mal ganz kurz zu eurem Unternehmen. Wo steht ihr? Ihr habt ja mit einem wahnsinnigen Timing noch eine Investorenrunde hingelegt. Das ist ja sozusagen so. in den ersten ein, zwei Wochen, glaube ich, war das jetzt, des Shutdowns, kamt ihr mit der großen Nachricht raus, dass ihr, ich glaube, 5,2 Millionen Euro geracet habt. Wie habt ihr es geschafft, die Investoren zu überzeugen, mit dabei zu sein. und wie ist das alles so zustande gekommen?

Anna Alex: Also ich glaube, dafür ist es ganz wichtig, mal zu sagen, was auch unser Geschäftsmodell ist und auf diesen Aspekt nochmal zu schauen. Also wir sagen immer, wir sind for purpose, for profit. Also das heißt, wir haben einen ganz klaren, wichtigen Purpose, aber wir sind auch ganz klar keine NGO, sondern wir sind auch ganz klar for profit. Und warum sind wir das? Weil am Ende des Tages sind wir überzeugt, dass Impact die Gleichung aus Purpose und Scale ist. Und Scale ist sehr viel einfacher zu erreichen, wenn man ein paar Investoren-Euros hat, die man dafür einsetzen kann, um wirklich das Geld zu erreichen und nicht jeden Cent fünfmal umdrehen muss. Und insofern ist es, glaube ich, auch ganz, ganz wichtig, dass Unternehmen wie wir, die an einem so großen Problem arbeiten oder sagen wir mal irgendwie an einem Sustainable Development Goal, so als Rahmenbedingungen arbeiten, auch von den ganz konventionellen Investoren Geld bekommen können. Und wir nicht darauf warten müssen, dass sich die gesamte Finanzmarkt- und Investoren-Szene erstmal eines Besseren besinnt und alle Investoren zu Impact-Investoren werden, sondern dass man auch von konventionellen, institutionellen Investoren Geld einsammeln kann, um trotzdem einen sehr, sehr starken, großen Purpose voranzubringen. Und ich glaube tatsächlich, dass das eine neue Generation von Startups ist, die sich sich seit einigen Monaten, Jahren darum formt. Es gibt ja ganz andere tolle Beispiele, zum Beispiel die Tomorrow Bank, die in das gleiche Raster fallen. Und wir hoffen, dass da noch viel, viel mehr Unternehmer sich auf diesen Weg begeben. Und ich werde häufig gefragt von Leuten, die auf der Suche nach einer Gründungsidee sind, was bedeutet denn jetzt ein großes Problem? Wie kann ich denn darüber nachdenken? Wann ist denn Purpose sozusagen wirklicher Purpose? Weil irgendwie Jedes Unternehmen behauptet ja von sich, es hat sein Purpose. Auf jeder Über-Uns-Seite findest du irgendwie, unser Purpose ist das und das. Und was ich da eben als Rahmen ganz gut finde, ist, dass man sich da zum Beispiel die Sustainable Development Goals anschauen kann. von der UN, die aufbereiten, was sind eigentlich die größten Probleme, die wir als Menschheit gerade haben? und sich dann überlegt, wo stecken Data-Sicht-Geschäftsmodelle hinter? und wo kann ich da mehrwerten, um diese Ziele voranzubringen.

David Wortmann: Jetzt seht ihr euch ganz klar im Profit-Feld. Du hast Beispiele wie die Tomorrow Bank genannt. Es gibt sicherlich noch andere Beispiele wie Ecosia. Sicherlich auch Auf die sehr aktivistischen und Purpose getriebenen Einhörner, die Firma Einhorn, wäre das jetzt für euch kein Weg gewesen, euch tatsächlich zu einer sogenannten Purpose Company auch weiterzuentwickeln, weil da ist ja dann nochmal der nächste Schritt dann auch mitgedacht.

Anna Alex: Das stimmt, wobei man auch dazu sagen muss, dass weder die Einhörner noch Ecosia institutionelle Investoren drin haben. Und dieser Weg hin zu einer Purpose Company bedeutet, dass man nicht verkauft werden kann, ist einfach für Investoren nicht attraktiv. Es gibt verschiedene Ansätze, wie man versucht, das trotzdem für Investoren attraktiv zu machen. Ich habe mich damit sehr intensiv auseinandergesetzt, weil ich den Grundgedanken absolut unterstütze und verstehen kann. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es nicht attraktiv genug ist, wenn ein Investor irgendwie zwei-, dreimal sein Geld zurückkriegen kann, weil die Fund Economics der Investoren einfach anders funktionieren. Die müssen die Aussicht haben bei einem Unternehmen ihren gesamten Pfand zurückzuzahlen, weil eben viele von ihren Unternehmen auch nichts werden und ausfallen. Das ist nun mal die Realität. Und insofern sind wir da einfach pragmatisch vorwärtsgegangen. Und insofern ist das für uns keine Option gewesen, keine reelle Option gewesen leider.

David Wortmann: Geld ist ja auch dem Kortex vor allem auch als Treibstoff zu verstehen. Und je mehr Investoren ich überzeugen kann, desto skalierbarer ist ja auch das Geschäft, neue Geschäft. Um wirklich einen Impact haben zu können, muss ja tatsächlich sehr groß skaliert werden. Insofern ist es wahrscheinlich auch wirklich der vernünftige Weg.

Anna Alex: Genau.

David Wortmann: Ja, jetzt habt ihr das Geld eingesammelt. Wie groß seid ihr jetzt? Wie viele Mitarbeiter?

Anna Alex: Wir sind 20 Mitarbeiter.

David Wortmann: Und ihr wollt noch neue Mitarbeiter gewinnen jetzt. Wie ist das Hiring unter den aktuellen Bedingungen? Du bist ein bisschen hinten angestellt oder stellt ihr trotzdem fleißig weiter ein?

Anna Alex: sehr stark am Arbeiten, viel am Arbeiten gerade, wollen unser Produkt weiter ausbauen und wollen einen Großteil dieses Geldes einfach da rein investieren, neue Mitarbeiter einzustellen und vor allem in technischen Bereichen und unsere Technologie weiter auszubauen.

David Wortmann: Wir hören ja auch viele zu, die immer wieder auf Ideensuche sind, wie sie sich weiterentwickeln können. Also bei euch gibt es dort tolle Jobs und vor allem im technischen Bereich. oder sucht ihr noch in anderen Bereichen?

Anna Alex: Naja, im technischen Bereich, also aber auch Produktmanagement gehört da auch dazu, Produktmanagement, Techies und so weiter. Wir suchen auch tatsächlich gerade noch einen Head of Sustainability. Also falls auch jemand zuhört, auf den das passen könnte, schaut einfach mal auf unsere Jobs-Page.

David Wortmann: Ihr versteht euch ja vor allem als B2B-Produkt, richtig?

Anna Alex: Ja.

David Wortmann: In dem Kontext stellt mich so ein bisschen die Frage jetzt auch, wie ihr ins Marketing hineingeht. Die Frage stellt sich wahrscheinlich aktuell noch nicht so richtig, weil ihr mich das jetzt richtig verstanden habt. Vor allem jetzt erstmal einige Pilotkunden, mit denen zusammenarbeitet, das Produkt jetzt erstmal weiterentwickelt. Aber habt ihr euch schon so ein bisschen Gedanken gemacht über eure Marketingaktivitäten und welche Kanäle ihr benutzen wollt und wie ihr gerade vertriebsseitig die Skalierung hinbekommen wollt?

Anna Alex: Also das ist jetzt ein Thema, was für uns in den nächsten Monaten auf der Agenda steht und da mehr mit zu beschäftigen. Insofern kann ich da jetzt noch gar keine wirklichen Details zugeben. und wichtig ist nur, glaube ich, in dem Kontext einmal zu verstehen, weil man ja auch häufig irgendwie fragt, was kann ich als der Einzelne überhaupt tun und ausrichten, dass ich glaube, dass der kritische Konsument und auch der kritische Mitarbeiter da drin eine ganz, ganz große Rolle spielen, auf die Unternehmen einzuwirken, sich da nachhaltiger aufzustellen. Also der kritische Konsument, der hinterfragt, wo kommen meine Produkte her, was kaufe ich da überhaupt? Der kritische Mitarbeiter, der fragt, was macht mein Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit? Das sind zwei ganz wichtige Aspekte, die da als Kräfte auf die Unternehmen einwirken. Und wo jeder Einzelne was zu beitragen kann.

David Wortmann: Das wären dann für euch dann die Zielgruppen. Also vor allem, dass die Nachfrage aus dem Markt kommt. Das heißt, da müsst ihr schon gewissermaßen in eine bestimmte B2C-Kommunikation hineingehen. Also eine Art Kampagnenkommunikation wahrscheinlich auch. Weil irgendwann wird es dann den Automobilhersteller geben, der seine CO2-Ausstöße kompensiert und reduziert. Und dann gibt es den anderen, der es nicht tut. Und dementsprechend wird er möglicherweise an der Konsumenten entscheiden. Wie in jeder anderen Produktgruppe dann auch. Und dann auf der anderen Seite eben dann der Mitarbeiter, von dem ihr dann meint, dass er die treibende Kraft sein könnte, innerhalb des Unternehmens zu sagen, lass uns doch was tun,

Anna Alex: weil

David Wortmann: ich möchte nur für ein Unternehmen arbeiten, was möglicherweise möglichst viel auch tut, um etwas für den Klimaschutz zu machen.

Anna Alex: Ja, ganz genau. Also da werden wir sicherlich auch da in starker Kommunikation sein. Ich sehe das jetzt nicht, dass wir da unglaublich viel Geld ausgeben, aber Fridays for Future hat, glaube ich, die gesamte Welt und die Bevölkerung sehr stark wachgerüttelt und Das Bewusstsein, dass sich jetzt was ändern muss und die nächsten Jahre zählen da und das können wir natürlich nur unterstützen, weil das einfach so ist, weil das einfach Fakt ist. Und vielleicht verlieren wir nochmal ein Wort zu den Motivationen, die Unternehmen haben, um sich dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen, also was ich da sehe. sind immer so ein bisschen zwei Faktoren. Das eine ist eine intrinsische Motivation, die wirklich viele Unternehmer mitbringen, viele CEOs, viele Gründer mitbringen. Und das sind nicht nur die Familienunternehmer, die vielleicht das Thema Nachhaltigkeit ein bisschen natürlicher noch im Blut haben, weil die nicht auf die nächsten zehn Jahre nur optimieren, sondern auf die nächsten 100 Jahre, sondern auch von anderen Unternehmen. Also es gibt eine große intrinsische Motivation, sich dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen. Und dann gibt es auf der anderen Seite aber auch ganz rationale Gründe, sich als Unternehmen klimaneutral zu stellen. Und das eine ist eben, dass Kunden das sehr gerne sehen. Das heißt, meine Customer Acquisition Costs gehen runter. Auf der anderen Seite ist das Mitarbeiter, das vermehrt nachfragen. Das heißt, meine Talent Acquisition Costs oder was ich denen als Gehalt zahlen muss oder wie auch immer, geht vielleicht ein bisschen runter. Gerade wenn ich mich schwer tue, die besten Talente im Markt für mich zu gewinnen. Und dritter Aspekt, und das ist auch nicht zu vernachlässigen, sind dann auch die Investoren. Wir sehen auch ein verstärktes Interesse auf Investorenseite. Zum einen unter den Risikoaspekten, die Unternehmen zu betrachten, wie gut sie sich beim Thema Nachhaltigkeit aufgestellt haben. Ein Beispiel dafür ist die Initiative Leaders for Climate Action, der ich mich schon früh angeschlossen habe und der sich jetzt auch über 20 Investoren angeschlossen haben. Also auch konventionelle Investoren, die wiederum ihre Portfolio-Unternehmen anhalten, Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken und wirklich ins Shareholder-Agreement eine Klausel mit aufnehmen, die die Unternehmen verpflichtet, da aktiv zu werden.

David Wortmann: Da gibt es ja zahlreiche andere tolle Unternehmen, über 360 Unternehmen, knapp 400 Unternehmen, die inzwischen bei Leaders for Climate Action mit dabei sind. Und hier sicherlich sieht man auch in dieser Branche, dass da auch die Motivation ziemlich hoch ist, etwas zu tun. Aber vielleicht nicht nur etwas zu tun. indem man selber den CO2-Flussabdruck reduziert, sondern auch vielleicht die eigenen Dienste auch zur Verfügung stellt, die es ja gibt, gerade aus der Digitalbranche heraus. Und da bist du und Benedikt sicherlich sehr gute Beispiele, die jetzt ihre Learnings von Helpling, von Oddfittery jetzt auch in diese Branche hineintragen. Das ist ja, wenn ich das jetzt richtig sehe, deine zweite Gründung, die du machst. Welche Learnings ziehst du aus deiner ersten Gründung denn jetzt mit in diese zweite Gründung hinein? Welche Themen packst du jetzt anders an möglicherweise?

Anna Alex: Also die Liste mit Learnings ist sehr lang, sagen wir mal so. Und es ist total spannend, jetzt nochmal auf dem weißen Blatt Papier sozusagen zu starten und den Anspruch zu haben, jetzt machen wir alles richtig dieses Mal. Und gleichzeitig weiß ich natürlich, wir werden nicht alles richtig machen, wir werden Fehler machen, das gehört dazu. Aber wir machen hoffentlich nicht die gleichen Fehler nochmal, die wir in der Vergangenheit gemacht haben. Und ja, also eins der Learnings ist auf jeden Fall, wir wollen nur die besten Leute bei uns im Team haben und wir wollen auch so lange wie möglich so klein wie möglich bleiben. Neue Mitarbeiter sind immer schön und wichtig und gut, aber es erhöht natürlich auch die interne Komplexität, die Kommunikationswege. Intern etc. Also unser Credo ist, so lange wie möglich so klein wie möglich zu bleiben, wirklich nur die besten Leute da zu vereinen und von Anfang an auch das Thema Kultur und Werte und wie arbeiten wir hier und woran arbeiten wir. ganz, ganz klar in den Vordergrund zu stellen. Ich glaube, das ist ein Thema, was Gründer häufig dann irgendwie denken, ach, das kann man so im zweiten Jahr oder dritten Jahr oder sowas vielleicht irgendwie mal angehen. Das wollen wir auf jeden Fall schon früher angehen oder sind wir schon früher angegangen. Und ich glaube, das hat einen ganz wichtigen Einfluss auf das Daily Doing und die tägliche Arbeit.

David Wortmann: Kannst du ein paar Beispiele nennen? Also das lief möglicherweise früher nicht ganz so gut oder was würdest du zumindest besser machen jetzt? Also in den Arbeitsprozessen?

Anna Alex: Eines der Credos, die wir verfolgen, ist, dass man sich ganz klar auf seine Stärke konzentrieren muss und nicht auf seine Schwäche. Und ich glaube, diese Mission, die wir bei Planetly haben, ist so groß und so wichtig, dass es ganz, ganz wichtig ist, dass jeder am Tisch wirklich in seiner vollen Stärke ist. Das bedeutet Und er fordert eine extreme Offenheit dafür, auch seine Schwächen zu sehen und die Schwächen zu finden und dankbar dafür zu sein, seine Schwächen zu finden, auszusprechen und dann kann man mit allem arbeiten. Dann kann man eine Lösung dafür finden und dann kann man jemand anderes finden, dessen Stärke die eigene Schwäche ist und der das ausgleichen kann zum Beispiel. Und da sind wir dann wieder eben beim Thema Werte, beim Thema wie offen kann ich sein, wie sehr traue ich mich verletzlich zu geben. im Team. Und das ist einfach sehr, sehr wichtig. Also wir sagen immer am Ende des Tages, es geht es um die Wahrheit. Es geht darum, der Wahrheit am nächsten zu kommen. Die Wahrheit zu finden, wie sie da draußen ist. Es geht nicht darum, wer einen Vorschlag macht. Es geht nicht darum, wie laut jemand einen Vorschlag macht, sondern es geht darum, wie gut der ist und was die Wahrheit ist und wie wir der Wahrheit am nächsten kommen. Und ich glaube, das ist sozusagen ein ganz wichtiger Punkt, das immer im Kopf zu haben. Es ist alles nicht persönlich. Wir gehen natürlich super wertschätzend miteinander um. Es darf nie auf die persönliche Ebene gehen, aber Man kann sich auch schon wirklich mal hart diskutieren, wenn man da einen guten Punkt hat.

David Wortmann: Und das schafft ihr durch eine bestimmte Gesprächskultur. oder habt ihr bestimmte Formate, die das mitbefördern?

Anna Alex: Also es gibt einige Formate. Am Ende des Tages ist natürlich immer wichtig, was von den Gründern vorgelebt wird. Das ist ganz entscheidend. Aber es gibt auch sicherlich einige Formate, die einem das ermöglichen oder erleichtern. Also ein ganz konkretes Beispiel von uns ist zum Beispiel nach jedem Meeting, was wir machen, Fragen wir einen kurzen Meeting-NPS ab. Also das heißt 1 bis 10, wie nützlich war das Meeting für dich? Und dann darf derjenige, der den höchsten Score abgegeben hat und den niedrigsten Score abgegeben hat, ganz kurz was dazu sagen. Wenn das Meeting schlecht war oder so, dann ist das super. Dann können wir sofort sich verbessern und besser werden und überlegen, was können wir in Zukunft anders machen. weil wir auch damit verhindern wollen, dass man irgendwann so, kennt glaube ich jedes Unternehmen irgendwie, irgendwann denkt man so, jetzt sitze ich nur noch in Meetings, bringt mir doch eigentlich gar nichts, aber irgendwie haben die sich jetzt nur mal so eingebürgert und ich finde irgendwie auch kein wirkliches Forum, das hier anzubringen, dass mir das eigentlich gar nichts bringt. Also wir legen da großen Wert drauf, tatsächlich eine Learning-Organisation zu werden und einfach die Wahrheit auszusprechen. Wenn das Meeting nicht nützlich war, war es nicht nützlich. Müssen wir nächstes Mal besser machen.

David Wortmann: Das ist das Thema Mitarbeiter. Welche Learnings ziehst du sozusagen aus dieser B2C-Erfahrung in diese B2B-Welt hinein?

Anna Alex: Ich glaube, ein Learning, was ich aus meiner Vergangenheit aus der B2C-Welt in die B2B-Welt jetzt anwende, ist das Thema, dass Branding extrem wichtig ist. Und deswegen haben wir uns da auch von Anfang an gewöhnt, professionelle Branding-Menschen mit an den Tisch geholt. Noch vor ein paar Jahren hieß es wahrscheinlich, das ist eine B2B-Brand, die muss irgendwie keine starke Marke werden. Und das Tool muss vielleicht auch jetzt noch nicht mal sonderlich usable sein. Und ich glaube, das hat sich radikal geändert in den letzten Jahren. Wir sagen immer, companies are people too. Also da sitzen auch am Ende des Tages nur Menschen und insofern ist das ganz wichtig, wofür stehen wir als Marke, wie wollen wir als Marke auftreten? und eben auch wie usable ist unser Tool.

David Wortmann: Super, was sind jetzt eure Key Challenges und vielleicht auch Key Opportunities jetzt in den nächsten Jahren?

Anna Alex: Also wir konzentrieren uns jetzt ganz stark auf Automated Data Collection und das ist schon ein sehr komplexes Thema. Da wird viel Fokus reinfließen und das ist sozusagen die technische Herausforderung, die wir tatsächlich sehen, das richtig gut zu machen. Und ja, ich glaube, ansonsten ist es wirklich die gesamte Herausforderung mit Fokus. viel Geschwindigkeit und Speed jetzt hier weiterzumachen. Wie gesagt, wir haben schon so viele Jahre verplempert. Wir wissen schon seit so vielen Jahren eigentlich, dass die Klimakrise da ist und noch stärker kommen wird. Und es gilt jetzt wirklich Ergebnisse zu zeigen und sich da wirklich schnell in die richtige Richtung zu bewegen.

David Wortmann: Was vielleicht Hoffnung macht, ist, dass sich inzwischen ja so in das kollektive Erlebnis dieses Flatten the Curve irgendwie niedergesetzt hat. Das hat sich immer sehr stark auf den Ausbreitungsgrad des Coronavirus herbezogen. Und das kann man ja sehr leicht übertragen, auch auf die Ausbreitung von CO2 und sonstigen Treibhausgasen. Und das ist das Versprechen, was ihr habt, diese Curve mithelfen zu flattenen. Und ich glaube, es ist eine ganz, ganz tolle Geschäftsidee. Und ich freue mich schon auch über die nächsten Monate und Jahre noch sehr viel mehr von euch zu hören. Ich wünsche euch ganz, ganz viel Erfolg dabei. Also, danke dir Anna für das tolle Gespräch.