Die Tomorrow Bank und ihr Green Future Banking

18. September 2020, mit David Wortmann

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David Wortmann: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von dem Deep Dive Cleantech Podcast hier bei Digital Kompakt. Mein Name ist David Wortmann. Ihr kennt mich bereits sehr gut. Wir sind in der, glaube ich, inzwischen 23. Folge. Wir haben immer wieder spannende Unternehmer aus dem Cleantech-Bereich dabei. Ich bin selber Geschäftsführer und Gründer von DWL-Eco, einer auf Cleantech spezialisierten Beratungsagentur. Wir haben heute Ines Norellin, der Gründer und Geschäftsführer, CEO der Tomorrow Bank dabei und Jan Christoph Grass, auch genannt Stoffel, von Berlin Ventures, der dort mit investiert ist. Ich heiße euch beide herzlich willkommen.

Inas Nureldin: Hallo David, danke für die Einladung.

Jan Christoph Gras: Hallo David.

David Wortmann: Wir müssen jetzt noch mal ein bisschen gucken. Wir haben üblicherweise auch immer so diese One-on-One-Interviews hier. Das macht es sicherlich auch nochmal interessant, auch mal zu dritt zu sprechen. Gerade so ein bisschen aus der Perspektive, Inas, du als Gründer und Jan-Christoph Gras als Investor mit dabei. Aber vielleicht stell dich doch einfach mal ganz kurz in der Reihenfolge vor, Inas. Vielleicht möchtest du gerne starten.

Inas Nureldin: Ja, sehr gerne. Genau, also Ina ist mein Name. Ich bin einer der Gründer von Tomorrow und bin innerhalb von Tomorrow, sage ich mal, verantwortlich für alles, was mit dem Thema Produkt, Produktstrategie, Technologie zusammenhängt. Und bevor ich Tomorrow gegründet habe, habe ich schon mal ein Softwareunternehmen aufgebaut. Zwar in einem ganz anderen Bereich, aber auch Tech getrieben. Damals Cloud-Software aufgebaut für das ganze Thema Lieferketten. Und so nach zehn Jahren in dem Job hatte ich den großen Wunsch, nochmal das ganze Thema Digitalisierung mit positiven Impact und Unternehmertum unter einen Hut zu bringen und was wirklich Sinnvolles zu tun.

David Wortmann: Klasse. Auf das Geschäftsmodell gehen wir gleich nochmal kurz ein. Stoffel, stell dich mal ganz kurz vor.

Jan Christoph Gras: Ja, danke erstmal für die Einladung. Genau, Christoph Graß. Ich habe 2004 meine erste Firma gegründet namens MyPhotobook. Das war einer der ersten oder wahrscheinlich der erste Fotobuchanbieter weltweit. Wir haben 2008 als Spin-Off sozusagen eine weitere Firma gegründet. Das war eine Publishing-Seite, also ein Verlag 2.0 eigentlich, eine Self-Publishing-Plattform, ein Book-on-Demand oder ein Print-on-Demand, die hieß ePubli. Und seit 2010 sind wir sozusagen als Unternehmer für Unternehmer auf die andere Seite gewechselt. Und mit einem meiner Partner investieren wir jetzt quasi in Startups ganz breit unter dem Namen Berlin Ventures. Und ein unserer Investment ist unter anderem auch Tomorrow.

David Wortmann: Klasse. Inas, willst du einfach mal kurz starten? Wer oder was ist die Tomorrow Bank? Du hast ja gerade schon ein bisschen angeteasert, du wolltest etwas mit Impact gründen. Einige kennen vielleicht Tomorrow Bank bereits, aber Was ist der Impact, den ihr hier versucht zu erzeugen?

Inas Nureldin: Ja, also wir machen mobiles Banking für ein besseres Morgen, wie wir es beschreiben. Das ist aber auch der Name Tomorrow. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das ganze Thema nachhaltige Finanzen eigentlich aus der, ja wie es heute wirklich ist, eine Nische in die Mitte der Gesellschaft eigentlich zu bringen. Mit Finanzen hat man einen extrem großen Hebel, die Welt von morgen für morgen zu gestalten. Und wenn man sich, sag ich mal, so das klassische Banken-Ökosystem heute anschaut, dann ist es halt doch so, dass jeder Euro, der heute auf meinem Girokonto liegt oder in irgendeinem Investmentfonds investiert ist, ja wirkt. Damit wird in ein Unternehmen investiert oder Kredite vergeben und klassischerweise vergeben Banken diese Kredite eben auch an Unternehmen, die jetzt im Bereich Kohlekraft tätig sind, Massentierhaltung, ausborderische Arbeit, Waffenhandel etc. You name it. Und wir haben gesagt, das kann nicht sein. Wir möchten wirklich das Geld unserer Kundinnen nutzen, um positiven Wandel voranzutreiben. Einfach Dinge wie erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität. Bildung, auch soziale Themen und da wirklich, sage ich mal, das Framework einer Bank zu nutzen. Da sind wir jetzt natürlich ja nicht die Ersten, die auf die Idee gekommen sind, nachhaltige Finanzen so als Thema voranzutreiben, sondern es gibt ja auch einige Pioniere aus dem Bereich der Nachhaltigkeitsbanken.

David Wortmann: Die GLS Bank, Umweltbank, die sind ja schon ganz 20, 30 Jahren teilweise.

Inas Nureldin: Genau, die ja auch eine tolle Vorarbeit geleistet haben. Aber wenn man aus einer Makroperspektive da drauf schaut, dann sind das einfach wahnsinnig wenige Kunden, die einfach da ein Konto haben. Also die GLS Bank, die einfach heute mit einem Trackrocker von deutlich über 40 Jahren und mit einem Kundenstand von knapp 42.000 Kunden und Kundinnen dasteht. Und wenn man da, glaube ich, mal dagegen hält, was andere Fintechs geleistet haben, in wenigen Jahren mit mehreren Millionen Kunden, dann haben wir gesagt, okay, das muss man gemeinsam denken. Ja, weil wir wollen wirklich das Thema aus der Nische rausholen, möglichst viele Menschen dafür zu begeistern und wirklich einen globalen, positiven Impact damit auch zu erzeugen.

David Wortmann: Ich würde ganz gerne nachher nochmal so ein bisschen auch auf die Unterschiede zwischen euch und auch den etablierteren Playern eingehen, aber vielleicht um euer Geschäftsmodell besser zu verstehen. Du hast jetzt immer über Energien und Bildung und diese Themen wieder angesprochen. Wo genau besteht denn jetzt dieser Impact, also bei euch als Unterschied zu den konventionellen Banken?

Inas Nureldin: Wir haben mehrere Ebenen, wo dieser Impact wirkt. Das eine ist natürlich das ganze Thema Einlagen, also jeder Euro, der auf unseren Girokonten liegt. Darüber geben wir erstmal in Echtzeit Auskunft. Wir haben bei uns in der App so ein Impact Board, wo wir tatsächlich in Echtzeit aufzeigen, wie viele Kunden, Kundinnen haben wir eigentlich gerade, wie viele Einlagen haben wir denn von allen Kunden. Wie viel haben die eingezahlt? Und was machen wir mit diesem Geld? Also erstmal sagen wir, alles, was nicht investiert wird, liegt sozusagen bei der Bundesbank, bei der Zentralbank, wird nicht angetastet und nicht investiert. Und dann versuchen wir einen möglichst großen Teil tatsächlich in wirklich sinnvolle Projekte zu investieren. Das können eben Themenfelder sein, die ich gerade genannt habe. Erneuerbare Energien, Mikrofinanzen etc. So, das ist eine Ebene. Die nächste Ebene ist tatsächlich, dass wir sagen, wir bieten ja einen Girokont an plus eine Karte. So, und mit dieser Tomorrow-Bezahlkarte, das ist bei uns jetzt eine Visa-Karte, kann man bezahlen. So, wenn ich jetzt shoppen gehe, dann entsteht eine sogenannte Interchange-Fee. Diese Händlergebühr, die normalerweise vom Händler gezahlt wird, an uns zum Beispiel, nutzen wir, um Klimaschutzprojekte zu fördern. Also in unserem Fall unterstützen wir mit jeder einzelnen Transaktion, die mit unserer Karte gezahlt wird, ein Waldschutzprojekt in Brasilien und leisten damit einen positiven Beitrag. und jeder User content. tatsächlich auch in Echtzeit wiederum auf seinem persönlichen Impact Board einsehen, wie viel Beitrag habe ich eigentlich schon geleistet. Und das haben wir natürlich auch weiter gedacht. Da werden wir später wahrscheinlich auch nochmal drauf kommen, was sind so die nächsten Big Steps. Also Thema Geldanlage ist natürlich ein großes Thema, an dem wir gerade ganz akut arbeiten. Also wie kann ich eigentlich Altersvorsorge betreiben, Geld auf die Seite packen, sparen und investieren und gleichzeitig sozusagen auch Unternehmen unterstützen, die unserem Planeten nicht schaden. Und dann als letzten Schritt haben wir quasi noch ein Zusatzprodukt, was Tomorrow Zero heißt. wo wir den Usern, die es möchten, ermöglichen, über ein Upgrade in ein Premiumkonto automatisch einen durchschnittlichen CO2-Fußabdruck einer deutschen Person, der aktuell bei knapp 11 Tonnen CO2 pro Jahr legt, zu kompensieren.

David Wortmann: Okay, ich versuche mal zusammenzufassen. Also ihr schafft erstmal Transparenz. Also wie groß ist überhaupt jetzt dieser CO2-Fußabdruck meines Geldes? Dann Setze dieses Geld möglichst sinnvoll ein in den genannten Feldern. und dann kommen noch diese ganzen Zusatzprodukte jetzt in der Zukunft mit Altersvorsorge, Versicherungen und so weiter. Da gehen wir in der Tat gleich ein bisschen drauf ein. Stoffel, um dich jetzt mal in die Unterhaltung mit reinzubringen, ist das das, was damals dir als Investor von diesem Gründerteam präsentiert worden ist? Das hat dich überzeugt, mit Berlin Ventures dort reinzugehen? Oder warst du tatsächlich auch bei der Gründung und Entwicklung dieses Projektes, dieses Produktes mitbeteiligt?

Jan Christoph Gras: Das Letztere tatsächlich, die Herleitung ist ein bisschen länger. Also wir haben unseren Nachhaltigkeits-Fable oder was heißt das, so ein Interesse. vor zehn Jahren hat das eigentlich angefangen. Da hat unser dritter Mitgründer von unserer ersten Unternehmung hat damals enorm als Magazin auf die Schiene gesetzt und wir haben das sozusagen mit anfinanziert und mit angeschoben und das ist ja mittlerweile weitergekommen. Ich glaube, das größte oder eines der größten Wirtschaftsmagazine für Nachhaltigkeit in Deutschland. Und da ist jetzt mittlerweile ein schöner, ansehnlicher, kleinerer Konzern entstanden mit verschiedenen Verticals im Nachhaltigkeitsbereich für eine Jobbörse, für ein Reiseportal und so weiter. Wobei wir haben gesagt, wie schaffen wir es denn in der Kürze der Zeit, die wir gesehen haben, mit dem Klimawandel, der sich ja beschleunigt, wie schaffen wir in möglichst kürzer Zeit ein größtmöglichen Impact eben auch zu generieren. Da lag das damals auf der Hand. Wir müssen die Leute sensibilisieren, wir müssen Bewusstsein schaffen und müssen an das Thema heranbringen und an die Hand nehmen und deswegen als Magazin enorm. Später haben wir dann immer überlegt, wie können wir denn eigentlich noch mehr tun und auch noch mehr machen. Und so sind wir dann eben auf das Geldthema gekommen und haben gesagt, wenn wir es denn schaffen würden, die Geldströme, zumindest einen Teil, einen größeren oder auch kleineren Teil, in die richtigen Kanäle fließen zu lassen und eben nicht, was der Inas vorhin schon gesagt hat, was die meisten Banken machen, eben nicht, dass er Fossil Fuels oder Monsanto oder was auch immer finanziert, dann kann der Impact eigentlich noch viel größer sein als nur mit einem Magazin, weil Geld ist natürlich nochmal deutlich kraftvoller. Und so hat man dann überlegt, was ist das richtige Modell, mit den Finanzen oder ans Geld der Kunden ranzukommen oder das zu schaffen, die richtigen Kanäle, das fließen zu lassen. Und ich war dann damals in Panama und Kolumbien unterwegs und habe mir Kakaoplantagen angeschaut, Aufforstungsprojekte und verschiedene Dinge. Und da ist mir es eigentlich wie Schuppen von den Augen gefallen. Für mich war eigentlich auch immer sozusagen dieses Dogma, naja, wenn ich eine gute Rendite haben will, dann muss ich auf Nachhaltigkeit verzichten. Also man sagt immer, naja, wenn ich irgendwie nachhaltig anlegen möchte, dann habe ich eigentlich eine mickrige oder eine schlechte Rendite und ich habe dort gesehen, dass es eben nicht sein muss. Da ist ein gigantischer Impact, der dort mit diesen Projekten, die ich mir angeschaut habe, erzielt wird und da werden auch gute, anständige, normale Renditen quasi erzielt, die mit anderen Finanzprodukten. mithalten können. Und so haben wir eigentlich erst mal dran gedacht, wir wollen eigentlich mal nachhaltige Finanzprodukte an den Mann bringen übers Internet. Da haben wir mit Inas uns schon auseinandergesetzt, haben uns kennengelernt über seinen ehemaligen Partner und haben rumgedoktert und haben gesagt, wie können wir das dann alles machen, haben viel Research betrieben, haben geschaut, wie schaffen wir es denn im Internet, die Kunden zu akquirieren und zu überzeugen, als No-Name dann gleich irgendwie in Finanzprodukte zu investieren mit schon größeren Summen. Wir haben gesagt, das ist relativ schwierig. Die Eintrittshürden sind schwer, weil das Vertrauen fehlt. Und die großen deutschen Banken, die haben einfach ein Riesenvertrauen. Und irgendwann kamen wir auf die Idee, lass es einfach viel größer spinnen und einfacher machen. Wir machen quasi eine Transfer of Mobile Bank für Nachhaltigkeit. Wir machen einfach eine Bank. Da können wir dann später immer noch Finanzprodukte anlappen und verschiedenste Sachen. Und so kamen wir da eigentlich hin. Und dann hat Inas noch die zwei Co-Founder aufgetrieben, Michael und Jakob. Und genau, dann waren wir eigentlich so mit an der Gründung dabei, haben das mit anfinanziert noch mit zwei, drei anderen.

David Wortmann: Ihr habt ja beide, das ist aber kein Banking-Background. Du hast selber gerade mal beschrieben, wie schwierig das ist, hier eine Bank aufzubauen. Das ist ja nicht nur Vertrauen, sondern da gehören ja auch solche Themen wie Banklizenzen dazu und unglaublich schwierige Themen. Habt ihr denn inzwischen oder auch damals bei der Gründung, die liegt jetzt, glaube ich, wie lange jetzt zurück? Zwei Jahre ungefähr?

Inas Nureldin: Es sind bald drei Jahre tatsächlich.

David Wortmann: Genau, die Frage war jetzt, habt ihr damals denn im Gründungsteam Menschen mit Erfahrung gehabt, die im Bankensektor schon unterwegs gewesen sind?

Inas Nureldin: Also tatsächlich dedizierte Bankenerfahrung nicht. Also einer meiner Mitgründer, der Michael, kommt aus dem Corporate Finance Bereich und hat auch Startup-Erfahrung, also beides sozusagen so ein bisschen mitgenommen, aber keine dedizierte Bankenexpertise. Ich glaube, dass es tatsächlich auch sehr hilfreich war am Anfang, die nicht zu haben. So konnte man so ein bisschen out of the box denken und hat sich nicht limitieren lassen durch die klassischen Constraints, die man glaube ich hätte und sagen würde, oh Mann, nee, in Bankrunden ist eigentlich erstmal überhaupt keine gute Idee. Ich meine, viele Leute haben sich auch erstmal an den Kopf gefasst und gesagt, seid ihr eigentlich komplett bekloppt.

David Wortmann: Ja, das sind wahrscheinlich die besten Voraussetzungen überhaupt für Gründungen, dass man sich eigentlich in dem Sektor gar nicht auskennt und dann sich wirklich tief hineingräbt. Und ihr beide habt ja auch gerade schon in der Intro beschrieben, was für einen beeindruckenden Gründungs-Background ihr auch habt. Ja, aber wie würdest du denn aktuell das Produkt beschreiben? Also vor allen Dingen auch im Unterschied zu euren Wettbewerbern. Und wie differenziert ihr euch und wie einfach glaubt ihr, fällt euch dieser Anspruch dann auch wirklich zu skalieren? Wie viele Kunden habt ihr denn?

Inas Nureldin: Wir haben jetzt heute so knapp 35.000 Kunden und Ziel ist es natürlich in den nächsten Jahren so die größte Nachhaltigkeitsbank in Europa zu werden. Also streben da schon als Mindestziel in den nächsten Jahren die eine Millionen-Kunden-Grenze an. Natürlich nicht nur in Deutschland, sondern auch über die Grenzen von Deutschland hinaus. Und im Kern letztendlich steht natürlich der Impact-Gedanke. Also wir sind angetreten, jetzt nicht eine Challenger-Bank aufzubauen, des Selbstzwecks wegen, sondern wirklich, um damit, sage ich, positiven Impact zu generieren. Und genau damit sind wir im Kern angetreten. Und deshalb steht eben das Thema Nachhaltigkeit auch in der Mitte. Und wenn man über Nachhaltigkeit nachdenkt, dann ist sozusagen ein ganz zentrales Thema Transparenz. Ich glaube, wenn man sich alle Banken jetzt anschaut, dann sind es erstmal so klassische Black Boxes. Also man weiß eigentlich gar nicht, was passiert. Ich glaube, jeder, der ein Bankkonto hat und so, weiß eigentlich auch gar nicht, was macht die Bank mit meinem. Und wie genau verdient die eigentlich Geld? und was geht da eigentlich hinter den Kulissen vor? Und deshalb haben wir gesagt, Transparenz ist eigentlich, wenn man über Nachhaltigkeit nachdenkt, erstmal so eines der ganz wichtigen Themen. Und man macht eine Bank dadurch auch nahbar. Wir halten auch regelmäßig Community-Meetups zum Beispiel, wo wir unsere Community dazu einladen, uns Fragen zu stellen, auch unbequeme Fragen mal zu stellen. Nur sagen, ja, wir präsentieren einfach die Dinge so, wie sie sind. Und auch wir sind nicht perfekt. Und auch wir nehmen dankbar Kritik aus unserer Community auf und versuchen dann auch gemeinsam mit der Community diese Dinge dann eben weiterzuentwickeln. Und da würde ich sagen, an der Stelle ist, glaube ich, schon mal so der größte Unterschied zu allen anderen Playern, weil die meisten einfach mit verdeckten Karten spielen. Und dadurch natürlich auch als Marke jetzt erstmal so, wie man nicht so nahbar wirkt, wenn man nicht so transparent ist.

David Wortmann: Aber damit baut ja auch Vertrauen dann auf oder irritiert das möglicherweise auch den einen oder anderen, weil dann vielleicht die eine oder andere Schwäche bekannt wird?

Inas Nureldin: Ja, es wird von unserer Community auf jeden Fall sehr geschätzt. Also soweit ich das jetzt beurteilen kann, liebt unsere Community uns dafür, dass wir ebenso transparent sind und schätzen das einfach auch sehr. Und sind eher davon abgeturnt, wenn einfach andere keine klare Stellung zu irgendeinem Thema beziehen oder keinen Dialog aufbauen. Und diesen Nachhaltigkeitsgedanken natürlich weiterzutragen. Im Kern natürlich haben wir über die Einlagenverwendung gesprochen. Das tun andere Fintechs natürlich nicht, wenn wir uns mit ihnen vergleichen. Und dann konsistent diesen Nachhaltigkeitsgedanken durch alle Produkte durchzutragen. Das bedeutet eben auch, sind wir gerade kurz davor, unser eigenes Anlageprodukt auch smart in die App zu integrieren und anzubieten. Auch da ist es extrem wichtig. Welche Unternehmen wähle ich aus, die ich investierbar mache in einem Fonds? Und da wirklich konsistent zu sein und zu sagen, ich wähle wirklich nur die Unternehmen aus, die einen positiven Beitrag leisten. Und dann geht es letztendlich um die Kombination von positivem Impact mit Convenience. Und Convenience bedeutet für uns, maximal einfach das Konto eröffnen zu können. Einfach Sonntagnachmittag, 17.30 Uhr von der Couch, ich brauche einfach nur ein paar Minuten, habe das Konto eröffnet, habe meine Karte verloren, kann sie jederzeit sperren, wieder entsperren. Also die ganzen Dinge, die wir eben aus modernen anderen Apps auch kennen, das wirklich Tech als Tools nutzen, Dinge einfach zu denken, sodass sie auch Spaß machen.

David Wortmann: Jetzt habt ihr 35.000 Kunden, was ja schon eine Wahnsinnsleistung ist für drei Jahre im Vergleich zu den tollen Kollegen bei der GLS Bank. Wir wollen sie natürlich jetzt dadurch auch gar nicht kritisieren, aber ihr strebt die Millionen an. Das ist sicherlich auch erstmal so ein Zwischenstep. Aber wenn man jetzt über so eine Skalierung nachdenkt, wird man ja nicht nur jetzt die Menschen adressieren können, die sich für das Thema Nachhaltigkeit oder Klimaschutz interessieren. sondern die werden dann ganz banale Themen haben wie Kosten des Kontos, Convenience, das adressiert ihr natürlich auch. Wie würdet ihr denn eure Kundschaft aktuell segmentieren und wie ändert sich das über die Zeit hinweg, um auch in diese Größenordnung kommen zu können?

Inas Nureldin: Vielleicht nochmal einen Schritt zurück. Ich glaube, diese 35.000 Kunden haben wir in knapp über einem Jahr sozusagen jetzt aufgebaut. Natürlich ein Jahr war so Strategiefendung und dann haben wir über ein Jahr lang so ein Produkt aufgebaut. Wir sind also richtig am Markt seit knapp über einem Jahr. Genau. Und wenn wir jetzt anschauen, wie schaffen wir es eigentlich wirklich in der Mitte der Gesellschaft zu landen? Das ist ja, glaube ich, die große Frage. Versuchen wir natürlich jetzt erstmal über ein sehr attraktives Modell auch recht kostengünstig einsteigen zu können. Also unser Einstiegspaket ist tatsächlich kostenlos. Man kann einfach kostenlos ein Girokonto eröffnen, muss da jetzt nicht viel Geld in die Hand nehmen, um da mitzumachen. Und kann da natürlich über Premium-Pakete, sage ich mal, die Services mal upgraden. Wenn wir über die klassischen Kunden nachdenken, dann Da haben wir vor uns immer so drei verschiedene Kundentypen. Einmal so die Changemakers of Tomorrow, wie wir sie nennen. Das sind Menschen, die gerade vielleicht noch mitten im Studium stecken, am Anfang des Studiums. Die möchte die Welt von morgen einfach mitgestalten im Sinne der Nachhaltigkeit. Dann gibt es die Young Professionals. Die haben schon ihr Studium abgeschlossen, den ersten Job, vielleicht auch schon den zweiten. Ein paar Jahre sozusagen Berufserfahrung auf dem Bucke. Und dann haben wir die dritte Zielgruppe, die wir bei uns auch erkennen. Wir nennen sie die Professionals. Green Bourgeoisie, dass die jungen Familien in Berlin, das ist jetzt wahrscheinlich so die junge Familie aus dem Prenzlauer Berg, in Hamburg die junge Familie aus Ottensen klassischerweise, genau, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, aber die sozusagen auch nicht auf Komfort verzichten möchten und auf Convenience vor allem nicht. Und es muss schnell gehen. und so eine Banking-App sah sich eben. auch so anfühlen wie Instagram oder WhatsApp. Und ich die eine Banking-App aus einem anderen Jahrzehnt. Genau, so würde ich vielleicht so grob das umschreiben. Das bedeutet, Tems ist ja eine recht junge Zielgruppe. 90% unserer Kunden sind zweigängig zwischen 18 und 45. Also recht jung strukturiert im Vergleich zu anderen Banken. Und von daher sind wir der festen Überzeugung, dass wir gerade auch mit dem Bewusstseinswandel, der in der Gesellschaft entsteht. Nachhaltigkeit ist ja kein Nischenthema mehr, wo man sagt Man muss jetzt die breite Masse davon überzeugen, dass es wichtig ist, auf unser Klima zu achten, sondern wir haben ja die ganze Bewegung durch Fridays for Future etc. erlebt, dass dieses Thema in unserer aller Lebensrealität angekommen ist.

David Wortmann: Habt ihr den Eindruck, dass jetzt genau jetzt auch Fridays for Future angesprochen und wir hatten jetzt vor Covid-19 ja auch eine sehr, sehr große Aufmerksamkeit, was das Thema anbelangt? Hattet ihr da richtig nochmal so einen Schwung an Neukunden auch darüber gewinnen können? Beziehungsweise wie geht ihr den Markt an, um Neukunden auch zu generieren?

Inas Nureldin: Also die meisten Kunden kommen tatsächlich über Weiterempfehlungen. Also existierende Kunden empfehlen uns einfach weiter. Das ist natürlich so die dankbarste Wachstumsstrategie, wenn das funktioniert. Wir machen natürlich vereinzelt auch Social-Media-Kampagnen etc. unterstützend. Aber letztendlich im Kern ist das tatsächlich unsere existierenden Kunden und Kundinnen, die uns weiterempfehlen und unterstützen. Man merkt auf jeden Fall, dass es Monat für Monat natürlich ansteigt, auch mit den Neukunden. Und dadurch merkt man natürlich, dass Tomorrow jetzt als Brand bekannter wird. Aber es ist natürlich krass darauf angewiesen, dass das einfach so weitergeht. Und ich glaube, wir haben jetzt den Start gut hingelegt. Aber jetzt geht es wirklich darum, von den 35 Kunden auf die erste Million Kunden zu kommen.

David Wortmann: Ihr habt ja eine sehr, die mir zumindest ist aufgefallen, eine sehr erfolgreiche Kampagne gefahren. Ich glaube, der größte Bankraub der Geschichte. Stoffel, das war ja ein fantastischer Slogan. Der Bankraub bezog sich letztendlich darauf, dass alle Kunden der konventionellen Banken rübergezogen werden auf die gute Seite der Macht. Und ich glaube, ihr habt das auch relativ smart gemacht, weil das, glaube ich, auch sich nicht nur auf euch bezogen hat, auf die Tomorrow Banks, sondern auch auf die Mitstreiter im Markt. Ist das die Strategie, die du siehst, Stoffel, um wirklich in diese Skalierung reinzukommen? Oder wie ist deine Sicht auch als Investor und als Begleiter des Unternehmens, in diese Skalierung jetzt reinzukommen?

Jan Christoph Gras: Ja, also es ist schon Teil unserer Strategie. Wir wollen eben viele Dinge ganz bewusst anders machen und machen viele Dinge anders, weil wir, glaube ich, auch ein anderes Verständnis von Bank oder von Banking von morgen und für morgen eben haben. Bisher unterscheiden sich ja die meisten Challenger-Banken von den klassischen Banken eben durch ihre Usability oder durch Convenience in der App. Wir glauben allerdings, dass dies mittelfristig nicht unterscheidungskräftig genug mehr sein wird. In ein paar Monaten oder Jahren werden meiner Meinung nach die meisten Banken eine prima App haben, die von den heutigen Apps der Channeler-Banken sich nicht mehr unterscheiden lassen. Und wir haben uns eben auf den Weg gemacht, wie Ines ja anfangs auch schon meinte, die Bank von und für morgen zu sein. Und unserer Meinung nach gehört da eben deutlich mehr zu als nur Convenience und Usability. Wir wollen ganz bewusst dieses Dogma Bank brechen und wollen, dass Geld eben ein Teil der Lösung der Probleme von morgen und auch des Klimawandels ist und so eben das Banking ins 21. Jahrhundert holen. Und dazu gehört dann eben nicht mehr der Schlipsträger in der Filiale oder die abgekapselten Türme in Frankfurt. Wir wollen, dass Banking oder Finanzen wieder Spaß machen und nicht die Kunden damit identifizieren können. Tomorrow soll eben dann im Bereich Finanzen die Einstellung und die Haltung auch unserer Kunden widerspiegeln. Und wir wollen auf Augenhöhe mit unseren Kunden sein und zusammen mit ihnen eben die Bank von morgen auch weiterentwickeln. Und der Erfolg dieses Ansatzes zeigt sich bisher auch in mehreren Kennzahlen. Wir haben einige Kennzahlen, die deutlich anders sind als bei den anderen Challenger-Banken bisher, ohne jetzt im Detail darauf eingehen zu wollen. Aber wir wollen eben nicht um jeden Preis maximal die Kundenanzahl skalieren, sondern wollen eher, dass die Kunden verstehen, was wir da machen und eben auch dahinter stehen und deswegen eben zu uns kommen. Und dieser Ansatz funktioniert für uns bisher sehr gut, was wir eben auch an stark wachsenden Kundenzahlen bisher sehen können.

David Wortmann: Ja, Stoffer, du bist ja jetzt ja nicht nur Mitgründer von der Tomorrow Bank, sondern du bist ja auch Investor, du bist Wagniskapitalgeber. Vielleicht kurz die erste Frage, würdest du dich selber als sogenannten Impact-Investor bezeichnen und wenn ja, was verstehst du darunter? Und zweitens, siehst du da auch einen Trend drin? Also man kennt ja diese Idee, diese Konzeption, diese Vision, die jetzt in der Tomorrow Bank steht, quasi ein ganz gängiges Produkt auf Nachhaltigkeit zu trimmen, das ist ja auch übertragbar in ganz, ganz viele andere Produktbereiche hinein ist. Siehst du das als großen Trend oder muss man da auch wirklich noch viel treiben, viel tun und ist es noch zu sehr Nische?

Jan Christoph Gras: Also beide. Man muss noch viel treiben und viel tun, aber ich sehe, dass vieles in den Startlöchern ist. Und natürlich ist es ein Trend, aber ich glaube, es ist eher eine Notwendigkeit. Und ich sehe jetzt hinter den Kulissen viele Teams, die am Fundraisen sind, um sozusagen Impact Investment Funds oder Green Tech Funds aufzusetzen. BlackRock als größter Asset Manager hat ja jetzt auch den ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Ich glaube, das ist eine Riesenbewegung, die da gerade anfängt. Und ich bin mir auch sicher, dass das Amazon oder Google oder Facebook von morgen eine Firma aus diesem Bereich sein wird, aus dem Greentech- oder Impact-Bereich. Sei es eine Firma, die es löst, CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen oder den Energieversorgungsgap, den wir heute haben mit Erneuerbaren. Also wenn jetzt kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint, es schafft, diesen Gap zu schließen. Da gibt es viele Softwares. und Hardware-seitige Herausforderungen und ich glaube, wir werden da in Zukunft ganz, ganz tolle Firmen sehen und bin mir sicher, dass die nächsten 10, 20 Jahre das nicht nur eine Nische ist und ein kleiner Trend, sondern eigentlich die größte Bewegung überhaupt. Zum ersten Teil deiner Frage, also Impact-Investor wird Sicherheit ein wenig hochgegriffen, aber wir Wir schauen uns vermehrt solche Themen an, da uns sie eben auch im Herzen liegen und wir sehr ernst nehmen, zumal der Klimawandel ja sich beschleunigt und mit Sicherheit auch fast jeden Bereich Auswirkungen haben wird. Glauben wir, dass eben, wenn wir unser eigenes Geld investieren, solche Kanäle oder solche Themen eben am meisten Sinn ergeben? Was jetzt seine Frage nach Impact anbelangt oder eben Nachhaltigkeit, das definiert natürlich jeder für sich ein wenig anders. Was wir definitiv nicht machen, ist, was jetzt viel an den Finanzmärkten getan wird, Best-in-Class-Ansätze zu verfolgen, indem wir eben in eine nachhaltigste Erdölfirma investieren oder solche Dinge. Sondern wir suchen schon nach neuen Ansätzen, die tatsächlich gegen den Klimawandel was tun oder einen großen Hebel haben, wie ich ja schon auch eingangs erwähnte.

David Wortmann: Weitere Beispiele, die ja relativ prominent ist, Ecosia, die ja tatsächlich das grüne Google sind. Jetzt bist du ja auch, das sollten wir auch nicht unerwähnt lassen. Gemeinsam auch mit mir, aber auch mit einigen anderen Mitgründern von den Leaders for Climate Action. Ich glaube, wir sollten dazu auch nochmal eine besondere Folge machen. Aber hier sieht man ja auch, dass sich hier die Digitalindustrie aufmacht, sich grüner zu machen. Vielleicht kannst du mal ganz kurz erwähnen, was die Leaders for Climate Action sind und wie weit ihr oder wir dort sind.

Jan Christoph Gras: Vielleicht hole ich dazu kurz aus, damit man besser versteht, was sozusagen jetzt mein oder ohne Ansinn war, diese Initiative ins Leben zu rufen. Ich hatte eingangs gesagt, mir ging es immer darum, maximalen Impact zu generieren. aufgrund der Zeiten und eben auch der Klimawandel beschleunigt sich. Wir haben jetzt ein paar Tipping Points wahrscheinlich schon überschritten und so ist es wichtig, wie können wir in kürzester Zeit den größtmöglichen Impact generieren? und das haben wir mit enorm sozusagen zur Bewusstseinsschärfung und das Thema an die Masse heranzutreten. Fragen bereits gemacht und jetzt mit Tomorrow versuchen wir, die Finanz in die richtigen Kanäle fließen zu lassen und dort auch maximalen Impact zu haben. Und dann in der Diskussion aber mit meinen Mitgründern der Initiative war relativ klar, wir müssen eigentlich auf die oberste Ebene, auf die politische Ebene und dort auch versuchen, einzuwirken. Da der Meinung sind, dass das, was bisher dort vorgeschlagen oder am Raumsteuer gemacht werden soll, dass das eben nicht reicht und dass ohne einen stärkeren ordnungspolitischen Rahmen dafür uns auch die Zeit davon läuft. Und die Leaders for Climate Action haben wir vor einem Jahr gegründet. Es ist eine Non-Profit-Organisation und wie eben beschrieben worden, wir auf die Politik eben einwirken, aber auch unsere Mitgliedsfirmen der Digitalbranche an die Klimaneutralität heranführen. Und wir haben gesagt, wir können eigentlich nur was von der Politik fordern, wenn wir selber auch was tun. Und so haben wir den Green Pledge entwickelt. Das ist sozusagen das Das Aufnahmekriterium für unsere Mitglieder, und da gibt es verschiedene Stufen, dass wir erst einmal dieses Thema in die Firmen reintragen. Die haben einen Climate Officer zu benennen, der sozusagen für dieses Thema innerhalb der Firma sensibilisiert. Im zweiten Schritt, dass die Firma erst einmal ihre CO2-Emissionen tatsächlich misst und weiß, wie viel CO2 sie überhaupt generiert. Und dann geben wir den Firmen Leitfäden an die Hand, wie sie kurz-, mittel-, langfristig größtmöglich ihren CO2-Ausstoß reduzieren können. Und das, was nicht reduziert werden kann, soll dann eben geoffsettet werden mit Goldstandard-Produkten, sodass die Firmen dann klimaneutral sind. Jetzt über 300 Firmen, das Who is Who? der deutschen Digitalszene ist dabei und jetzt expandieren wir gerade europaweit und wir sind selbst beflügelt von dem Erfolg der letzten zwölf Monate und hoffen, dass wir das noch viel, viel größer weltweit ausrollen können.

David Wortmann: Vielleicht nochmal den einen Punkt zumindest hervorgehoben von der Leaders for Climate Action, dann können wir auch den Bogen nochmal zu Tomorrow Bank zurückführen, ist, dass ihr ja auch und insbesondere auch du ein großes Netzwerk jetzt aufgebaut habt mit anderen Venture-Kapitalgebern und ihr vor allem auch versucht, diese Idee zu leveragen und dass auch andere Kapitalgeber nicht nur sich selber CO2-neutral stellen, sondern auch versuchen, ihr Portfolio in diese Richtung zu bringen. Wie weit seid ihr da? Welche Erfahrungen hast du da gemacht?

Jan Christoph Gras: Genau, wir haben Anfang des Jahres auf der DLD genau das vorgestellt. Wir haben eine Klausel entwickelt mit den führenden VCs in Deutschland zusammen. Die heißt bei uns jetzt VC-Clause und das ist sozusagen eine vertragliche Verpflichtung, eine Klausel, die in die Termsheets und auch in die Beteiligungsverträge mit aufgenommen wird von den VCs, die bei uns mitmachen. Das sind jetzt mittlerweile in Deutschland tatsächlich fast alle, also 90 Prozent plus. Und das haben wir, wie du gerade schon meintest, halt gesehen, dass wir da einen tollen Multiplikatoreffekt haben können und die haben sich dafür bekannt. und was jetzt die VCs quasi machen, die bei uns Mitglied sind, die nehmen diese Klausel und das wird jetzt ein integraler Bestandteil des Vertragswerkes mit den Portfoliounternehmen, was jetzt wiederum zur Folge hat, dass quasi, wenn du ein Startup in Deutschland hast oder einen deutschen Kapitalgeber suchst, eigentlich an dem Thema Nachhaltigkeit und des Messens, des Offsetens und Reduzierens nicht mehr dran vorbeikommst, weil es eben jetzt zur vertraglichen Verpflichtung in deinem Beteiligungsvertrag mit deinem Finanzgeber geht.

David Wortmann: Klasse. Da werden wir sicher noch einiges zu hören. Und die Tomorrow Bank ist ja auch Teil dieser Gruppe. Zurück zu euch. Was sind jetzt die nächsten Schritte? Was habt ihr jetzt vor? Was sind die großen Herausforderungen, Inas?

Inas Nureldin: Herausforderungen gibt es auf jeden Fall genügend. Also es wird wahrscheinlich nicht langweilig werden die nächsten Jahre. Zum einen möchten wir natürlich unser Produkt weiterentwickeln. Die App, es gibt noch einige Funktionen, die noch ausstehen. Also so einfach Basisthemen wie Gemeinschaftskonten beispielsweise oder Dispo. Das sind so Themen, an denen wir auf jeden Fall aktiv entwickeln, da einfach noch ein runderes Angebot zu schaffen. Aber dann wirklich halt ganz strategisch wichtige Themen, wie zum Beispiel das ganze Thema Geldanlage nochmal neu zu denken. Das ist auf der einen Seite transparent zu denken. impactgetrieben zu denken und von der Convenience so einfach zu machen, dass wir einfach auch Leute dafür abholen können, die heute halt noch kein Geld auf die Seite packen und für ihre Zukunft zurücklegen. Und ich glaube, in der Allgemeinheit ist so ein bisschen das Verständnis, dass mit nachhaltiger Geldanlage eine schlechtere Rendite gemacht wird. Ja, was ja ein krasser Irrglaube ist. Und da wirklich nachzuweisen, dass wir mit unserer Anlagestrategie sozusagen den Unternehmen, die wir auswählen, auf jeden Fall gleichziehen können wie konventionelle Fonds. Ja, ich würde so sagen, in dem nächsten Schritt dann sogar besser. Denn wer nicht auf Nachhaltigkeit setzt, der wird irgendwann dafür abgestraft. Weil ich glaube, es gibt ganz viele Beispiele, ob es die Deutsche Bank ist, ob es RWE ist, ob es auch Wirecard ist. Das ist, glaube ich, auch ein ganz gutes Beispiel, wo einfach die Alarmglocken schon längst geklingelt haben und es einfach viele Hinweise gab, wenn man die jetzt aus einer Nachhaltigkeitsperspektive sozusagen anschauen würde. Da sind alle Alarmglocken angegangen, gerade beim Thema Transparenz beispielsweise. Und da wirklich dann dieses Produkt eben mit zu integrieren, das wird dieses Jahr auch noch passieren. Und dann ein ganz anderes spannendes Thema, an dem wir gerade dran sind, da sind wir gerade intern am Testen. Mit jeder einzelnen Transaktion, die wir mit unserer Tomorrow-Karte machen, berechnen wir jetzt automatisch den CO2-Fußabdruck, den eine Transaktion erzeugt. Sei es angenommen, ich kaufe jetzt im Supermarkt ein oder ich würde jetzt tanken, dann würde ich automatisch sozusagen meine CO2-Bilanz berechnet sehen. Das funktioniert jetzt auch schon. Ich erteste das gerade intern hier mit allen Tomorrow-Mitarbeitern. Das nochmal weiterzudenken und dann tatsächlich auch von dem klassischen Banking so ein bisschen wegzukommen und sagen, hey, mehr in den ganzen Thema Sustainable Lifestyle reinzugehen. Also wie können unsere Kundinnen und Kunden eigentlich helfen, nachhaltiger zu leben und da Feedback zu geben. Und das wünschen sich ganz viele Leute. Und da diesen Weg einzuschlagen, einfach wirklich weitaus mehr zu sein als einfach ein klassisches Girokonto.

David Wortmann: Klasse, klingt echt fantastisch. Bin auch sehr gespannt, wie sich das alles so weiterentwickelt. Jetzt habt ihr viel vor. Habt ihr denn noch irgendwie Finanzierungsrunden vor? Wollt ihr organisch weiter wachsen? Plant ihr einen großen Exit? Kannst du uns dazu ein bisschen was sagen? Ja. Stoff und Nacht ausschaut, also vielleicht hat er ja auch eine andere Sicht darauf. Aber vielleicht machst du erstmal, Inas.

Inas Nureldin: Ich glaube, der Challenge für jedes schnell wachsende Startup ist natürlich, Finanzierung ist ein Dauerthema. Ich glaube, wir sind wahnsinnig dankbar, wirklich einen ganz tollen Investorenkreis hinter uns zu haben. Also viele Leute, die einfach uns von den ersten Metern an, wie Stoffel selbst natürlich auch mit Berlin Ventures, aber auch vielen anderen Impact-Investoren, die uns einfach das jetzt auch ermöglicht haben. Da glauben wir dran, dass wir natürlich mit denen noch viel weiter denken können. Aber natürlich sind wir ständig auf der Suche, auch noch mehr Wegbegleiter, Begleiterinnen auch zu finden, diese Mission wirklich weiter zu verfolgen und wirklich auch global zu denken. Und dazu braucht das natürlich Geld. Und von daher ist natürlich Finanzierung schon ein Dauerthema. Ja, wir versuchen natürlich auch da so ein paar alternative Wege einzuschlagen. Wir denken gerade darüber nach, inwiefern wir unsere Kundinnen und Kunden auch beteiligen können an Tomorrow. Wir wurden oft danach gefragt, können wir uns nicht irgendwie bei Tomorrow beteiligen, Tomorrow mit unterstützen, wir werden gerne Teilhaber und so weiter. Das ist eine Route, die wir auch parallel beschreiten, wo man einfach auch mal neue, innovative, auch alternative Wege gehen könnte und hätte ja auch was sehr Partizipatives, was sozusagen auch, glaube ich, zu der DNA von Tomorrow extrem gut passen würde.

David Wortmann: Genau, so Wirtschaften kann man ja auch neu denken und da gibt es sicherlich noch viele andere Aspekte. Ja, ich fand das eine fantastische Reise, ein Kurztrip sozusagen, den wir gerade gemacht haben in die Tomorrow Bank hinein und das, was ihr vorhabt. Ich glaube, man kann einfach nur jeden ermuntern, sich das mal genauer anzuschauen. Ein tolles Produkt und ein toller Gründer. Ines, also das, was man so von außen sieht, also herzlichen Glückwunsch. Danke. Stoffel, fantastisch, also auch diesen Mut zu haben und auch diese Weitsicht. Und wir werden hoffentlich auch von dir als Business Angel noch einiges hören und natürlich auch dein tolles Engagement bei den Leaders for Climate Action. Dass du das alles initiiert hast, ist, glaube ich, an und für sich auch ein riesengroßer Impact für die Industrie. Ich bedanke mich vielmals bei euch beiden. Es war ein tolles Gespräch und wünsche euch viel, viel Erfolg noch.

Jan Christoph Gras: Vielen Dank, David.

Inas Nureldin: Ja, danke, David. Hat Spaß gemacht. Ja.