
KMU-Banken: Wenn FinTechs die großen Banken abhängen
7. September 2020, mit Joel Kaczmarek, Andre Bajorat
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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Fincast-Podcast von Digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute ist wie immer bei mir der Fintech-Papst, schlechthin der gute André Bajorat. Hallo André.
André Bajorat: Hallo Joel, ich freue mich.
Joel Kaczmarek: Man vermisst vielleicht die Miriam heute, die ist schon in Vorbereitung eines neuen Formates bei uns und wir gucken sicherlich mal, dass wir ein bisschen hin und her wechseln. Und trotzdem, finde ich, sollte man auch immer mal wieder seine Hörer abholen. Lieber André, sag doch mal ein, zwei Sätze, was du eigentlich genau machst.
André Bajorat: Na, momentan mache ich eigentlich nicht mehr so viel wie in den Zeiten, als wir angefangen haben, weil ich da noch eine sehr operative Rolle bei Figo hatte. Anfang des Jahres und jetzt dann Ende August bin ich aus meiner operativen Rolle dort ausgeschieden und konzentriere mich momentan eher auf das, was wir unter paymentandbanking.com machen. Aber ich komme aus der Bankenwelt, habe eine ganze Menge Payment gemacht, habe lange Zeit für die Sparkassen gearbeitet, habe dann noch ein bisschen Giro Pay gemacht und beschäftige mich aber mit dem ganzen Thema Payment, Banking und damit auch Fintech. Seit fast 25 Jahren, so alt bin ich, also nicht älter, aber 25 Jahre, dass ich mich damit schon beschäftigen kann. Gucke halt irgendwie auf relativ viele Modelle drauf und deshalb freue ich mich immer wieder daran. auch mit dir darüber zu sprechen, weil du immer eine wunderbare Art hast, ein bisschen naiver darauf zu gucken, einfach als Nutzer. Und das ermöglicht mir und Miriam und jetzt mir, glaube ich, immer ganz gut zu versuchen, Dinge zu erklären.
Joel Kaczmarek: Ja, man darf aber sagen, du hast noch die geistige Frische eines 25-Jährigen.
André Bajorat: Lass mal so stehen.
Joel Kaczmarek: Nein, aber du bist ja auch mein Role Model, was ihr mit Payment & Banking macht im Fintech-Bereich. Da kann man sich ja eine Scheibe abschneiden, dass man sozusagen mit so einer spitzen Ausrichtung so gute Content-Sachen machen kann. Aber genug des Lobes, wir wollen ja unsere Hörer hier auch mal abholen, in welche Richtung es Content-mäßig geht. Heute sprechen wir über SMB-Banking, sprich Bankenansätze, die sich an kleine und mittelständische Unternehmen richten. Also SMB, Small and Medium-Sized Businesses, KMU, kleine mittelständische Unternehmen. Das heißt, aus dem heutigen Podcast nimmt man ganz viel mit in Richtung Strategie, Ausrichtung, welche Player gibt es eigentlich gerade. Wenn man selbst, so wie wir bei Digital Kompakt zum Beispiel, auch gerade auf der Suche ist nach einer Bankenlösung, kann man ganz viel Anregung mitnehmen und natürlich wie immer einfach Überblick, Verständnis für den Markt. Vielleicht fangen wir mit einer kleinen Definition an, was eigentlich KMUs so für einen Impact in Deutschland haben und was eigentlich darunter alles zu verstehen ist.
André Bajorat: Also ich war auch echt ein bisschen überrascht, als wir uns jetzt ein bisschen darauf vorbereitet haben, was ich gesehen habe, dass KMUs knapp 100 Prozent, nämlich 99,6 Prozent aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen in Deutschland ausmachen. Echt ein Wort, ne?
Joel Kaczmarek: Aber gut, ich meine, was bleibt noch? Also die Konzerne sozusagen sind dann die 0,4 Prozent, oder?
André Bajorat: Ja, eigentlich schon. Also eigentlich alles, was irgendwie richtig oben drüber ist, also große Unternehmen. Aber dass es wirklich so krass ist, klar, so von den Umsätzen machen sie halt nur ein Drittel, aber 82,2 Prozent aller Auszubildenden sind da und fast 60 Prozent aller Beschäftigten sind da angestellt. Also wirklich nahezu die komplette deutsche Wirtschaft.
Joel Kaczmarek: Ja, also wirklich ein relevanter Faktor. Und man sagt ja auch immer, der Mittelstand ist so das deutsche Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Und wir können hier bei unserer Betrachtung natürlich auch ein Stück weit Freiberufler mit reinziehen. Also wenn wir im Prinzip darüber reden, haben wir einerseits so Geschäfts- und Firmenkunden, wo quasi das Dach sich erstreckt über kleine mittelständische Unternehmen und diese Freiberufler-Liege. Was ist so aus deiner Beobachtung raus? das andere Anforderungsprofil? Also wenn ich jetzt im KMU bin, gucke ich vielleicht anders auf Fintech-Produkte als den Privatnutzer? Also ganz sicher tue ich das, aber in welcher Hinsicht?
André Bajorat: Als Privatkunde bist du ja auch mal schneller dabei, mal zu wechseln, was auszuprobieren und dich auch mal solche Sachen hinzugeben, wo du dann auch sagst, wenn es nicht funktioniert, nicht so schlimm. Das machst du natürlich als Unternehmen viel, viel zurückhaltender, dass du an das Herzstück deines Unternehmens, und das sind Finanzen ja zum großen Teil, rangehst. Und das ist, glaube ich, ein großer, großer Unterschied. Das ist ein bisschen anders bei den Freiberuflern, die wir ja ganz bewusst in den Podcast mit reingenommen haben. Weil da natürlich auch ein bisschen ausprobieren zum Geschäft gehört, wenn du als Freelancer unterwegs bist. Da probierst du ja ganz viele Tools aus und da kannst du, glaube ich, auch im Fintech-Umfeld auch mal ein paar Sachen ausprobieren. Als richtiges Unternehmen, da bist du schon ein bisschen zurückhaltender und das ist, glaube ich, ein großer, großer Unterschied.
Joel Kaczmarek: Ja, und ich meine, wir haben es für uns auch gerade gemacht, dass wir irgendwie eine neue Banklösung uns recherchiert haben. Und es sind manchmal auch ganz lustige Details eigentlich. Also ich finde, das hat ja viel so mit Convenience und Prozesssauberkeit auch zu tun. Also dass deine Prozesse sich sauber ablösen lassen mit solchen Tools. Und ein Faktor war bei uns zum Beispiel Apple Pay, dass ich gesagt habe, ich würde eigentlich gerne, wenn ich an der Kasse stehe und was für die Firma kaufe, auch mal irgendwie die Kreditkarte einfach nur dran halten oder das Handy in dem Fall. Oder was bei uns jetzt auch war, wir haben ein Geschäftskonto bisher bei der Deutschen Bank. Und dann kam mein Steuerberater auf uns zu und meinte auch, ich muss euch die Sätze anheben. Es ist so aufwendig geworden, was ihr mit uns macht. Vor allem, weil wir immer alles aus Papier machen müssen, könnt ihr uns nicht technisch anbinden. an die Bank. Habe ich gesagt, ja klar, da angerufen. Und dann kam irgendwie, nachdem du da einen Rückruf bekommen hast vom Service, ja, das kostet irgendwie 200 Euro Einrichtungsgebühr, irgendwie sowas in dem Dreh. Und pro Monat nochmal, weiß ich nicht, 15 oder so. Es kostet mich also mehr als ein Konto bei einer anderen Bank, kostet es mich dort, meinen Steuerberater anzubinden. Deshalb habe ich gesagt, das geht ja gar nicht. Du sitzt dann auch in so einer Hotline und sagst so, hallo, haben Sie mal was von PSD2 gehört? Das ist ja für Sie irgendwie ein Schalter, den man umlegt, kann ja gar nicht sein. Also das mal sozusagen schon mal als unser persönliches Eintauchen. Was beobachtest du denn so? Was sind denn so typische Schmerzpunkte von KMUs, wenn die sich mit Bankenthemen auseinandersetzen?
André Bajorat: Lass mich noch einen Satz dazu sagen, den du gerade beschrieben hast. Ich glaube, das Thema Bank und KMU war in der Vergangenheit einfach eine ganz normale logische Beziehung, dass du zu deiner Bank in der Nähe gegangen bist oder halt zu einer großen überregionalen Bank, wie du es gerade beschrieben hast, Deutsche Bank, Commerzbank. Und das war einfach so, wie es war. Da hast du gar nicht darüber nachgedacht, wie du das irgendwie in deine Prozesse reinbekommst. Aber jetzt digitalisieren sich auch Prozesse in kleineren, mittleren Unternehmen und auch sowas wie bei dir. Du bist es gewohnt, dass viele deiner Dinge über Tools abgebildet werden, dass die vernetzt sind miteinander, dass du da keine Insellösungen hast. Und so denken mittlerweile auch teilweise Steuerberater, dass sie sagen, ey, ich will kein Papier mehr, um es dann irgendwie hier einzuscannen, es dann irgendwie elektronisch an die Data zu geben. Das macht keinen Sinn mehr. Also coming back, wo ist der Unterschied, dass plötzlich auch das Thema Bankkonto Und die Konnektivität des Bankkontos, also sozusagen die Anbindung des Bankkontos in die Systeme, die halt mit den Finanzen nachher was machen, einfach mittlerweile ein Need ist, der gerade hochkommt. Und das ist, glaube ich, etwas, was neu ist und wo Banken, gerade etablierte Banken, bisher nur mittelmäßige Antworten drauf haben. Die haben sowas, so wie du das auch gerade festgestellt hast bei der Deutschen Bank. Das nennt sich dann sowas wie ebigs oder früher F-TAM. Ja, das ist so Nerd-Sprech. Das kostet die halt aus ihrer Perspektive und da konnten sie auch immer gutes Geld für nehmen. Und das hat sich halt echt verändert durch den neuen Player.
Joel Kaczmarek: Ja, das hast du eigentlich sehr, sehr schön gesagt. Da hast du absolut recht, weil das ist genau der Punkt. Und wir haben zum Beispiel denselben Faktor dann auch gehabt mit Fidor. Da haben wir ein zweites Konto, wo wir eigentlich nur so Umsatzsteuer drauf parken wollten immer. Und dann haben wir gedacht, ach komm, wenn es mit denen so anstrengend ist, dann machen wir es mit Fidor. Die können auch Apple Pay, super. Und dann stellst du fest, du kannst nur ein Mobile-Device dort angeben, was dann M-TANs kriegt. Das heißt, nur eine Person in deiner Firma kann mit einem Device da irgendwie Überweisungen machen. Wo du denkst, der ist ja auch rückständig. Kann es ja nicht sein, dass wenn ich dann irgendwie eine Buchhaltungsverantwortliche habe, dass die dann immer zum Chef gehen muss, ich das Handy holen oder der Chef muss immer sozusagen bei seiner Buchhaltungsverantwortlichen gucken, wenn die wechselt, hast du ein Problem.
André Bajorat: Ja, weil du halt in between bist. Also du bist in between, das meine ich damit, dass du halt auf so einer Grenze bist zwischen einer Privatkundenanforderung und der Convenience, die du als normaler Privatkunde gewohnt bist. Und dann hast du aber Prozesse, die halt in der Firma ein bisschen anders sind, wie zum Beispiel eine zweite Person, die eine Transaktion freigeben will. Und du bist nicht mehr gewillt, eine scheiß Convenience im Firmenkundenbereich, und das bist du ja auch, du bist ja Firmenkunde für eine Bank, zu akzeptieren. Und das ist etwas, das kommt jetzt gerade. Und deshalb haben wir, glaube ich, auch gerade relativ viele Player, die sich mit dem Thema beschäftigen können, weil es die Etablierten an der Stelle mal wieder nicht geschafft haben, schnell genug auf Convenience zu reagieren.
Joel Kaczmarek: Aber man staunt doch manchmal ein bisschen, findest du nicht auch, was für Basic-Sachen da schlecht gehen. Ich meine, einen Steuerberater quasi an dein Konto andocken, was eigentlich alles im Online-Banking digital verfügbar ist, kostet mich dann irgendwie einen dreistelligen Betrag. Oder ein zweites Handy zu haben, was Emtans bekommen kann, das ist doch eigentlich keine Raketenwissenschaft. Woran liegt das, dass man solche Sachen irgendwie vergisst und dass so ein N26 dann auf der Konsumerecke zum Beispiel um die Ecke kommt und das alles outperformt?
André Bajorat: Weil es einfach in der Vergangenheit irgendwie schon möglich war, Menschen bereit waren, dafür Geld auszugeben. Und der Schritt zu sagen, wir machen es jetzt wirklich anders. Also es gibt viele Dinge, die vorhanden sind, auch bei den Etablierten, die du dafür nutzen könntest. Aber das wirklich in einer kundenfreundlichen Art und Weise so umzusetzen und anzubieten, wie wir es gerade in unserer digitalen Welt, also wir sind ja schon ein bisschen Forerunner in diesem Umfeld, gewohnt sind. Darauf gibt es bisher noch keine Antworten. Also du hast so leichte Ansätze wie jetzt unter anderem, wir haben jetzt über die Deutsche Bank gerade so ein bisschen indirekt gebasht, aber die versuchen ja gerade auch in diesem Umfeld mit First auch etwas aufzusetzen, weil sie sagen, okay, wir haben viel, aber ich sage mal, die Darreichungsform und das Zusammensetzen der Komponenten, die möglicherweise in der Bank schon vorhanden sind, haben wir bisher nicht ausreichend gut gemacht. Also müssen wir das mal versuchen, anders zusammenzusetzen. Also im Grunde machst du nichts neu oder nicht viel neu, sondern konfigurierst ein paar Elemente neu und nennst es anders.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, ist ja nicht so doof, dann kannst du quasi unter einer dritten Marke experimentieren, führst vielleicht auch eine jüngere Zielgruppe daran. Das macht schon Sinn, finde ich auch. Vielleicht können wir ja da auch mal einen kleinen Frageblock einschieben. Warum ist es denn für Banken mittlerweile attraktiv, sich auf KMUs zu fokussieren?
André Bajorat: KMUs und auch Freiberufler haben halt anders als wir Privatkunden nicht die Hemmschwelle, Geld zu bezahlen für solche Leistungen, die ihnen halt helfen. Du hast mal gerade gesagt, du bist nicht bereit gewesen, 200 Euro und 15 Euro im Monat zu bezahlen. Das verstehe ich auch. War das halt mittlerweile? weil er andere Anbieter gibt. Aber generell bist du ja gerade als Unternehmer und das bist du ja auch als Freiberufler durchaus bereit für Erleichterung deines Alltags, gerade was mit Finanzen einhergeht, Geld zu bezahlen. Und insofern beschäftigen sich gerade sehr viele damit, weil das einfach ein schöner großer Profitpool ist, wo du wirklich Geld verdienen kannst und nicht darum feilschen musst, kann ich jetzt 2 Euro im Monat nehmen, kann ich möglicherweise 2,50 Euro im Monat nehmen. Sondern du kannst durchaus einen relevanten Betrag nehmen und KMUs und auch Freiberufler sind bereit, auch für Zusatzleistungen durchaus wieder Geld zu bezahlen. Deshalb ist dieser Fokus auf dieser Zielgruppe, einmal weil sie riesengroß ist, haben wir ja gerade am Anfang gesagt, wie viele Unternehmen und Freiberufler auch in Deutschland unterwegs sind und weil sie bereit sind, Geld zu bezahlen. Also die Zahlungsbereitschaft ist da.
Joel Kaczmarek: Ja, das glaube ich auch. Das habe ich lustigerweise auch zu meiner Frau gesagt, als wir uns jetzt ein Konto recherchiert haben, dass ich sage, ich wäre bereit, da 30 Euro im Monat zu zahlen oder auch 50 oder was weiß ich, wenn halt der gesamte Service funktioniert und ich nicht das Gefühl habe, ich werde für was gechargt, was eigentlich state of the art kostenlos verfügbar ist. Von daher fairer Punkt, Haken hinter, spannende Zielgruppe, weil zahlungsbereit. Hast du noch andere Faktoren, wo du sagst, okay, die haben Cash, verstanden, aber was gibt es noch so für Elemente, was sie attraktiv macht? aus Bankensicht?
André Bajorat: Aus Bankensicht ist es natürlich schon so, dass du gerade bei Unternehmen und auch bei Freiberuflern immer ganz gutes Cross-Selling-Potenzial hast. Also ob du jetzt eine Kreditlinie brauchst, ob du sowas wie Factoring brauchst, ob du sowas wie ein Leasing für ein neues Auto brauchst. Also das ist ja wie bei Privatkunden auch, dass es nicht mit einem Konto irgendwo aufhört. Wir hatten vorgestern unsere Transactions, unsere Konferenz in Frankfurt und haben über das Hausbank-Prinzip in der digitalen Welt gesprochen. Wenn du für das Unternehmen die Hausbank bist, dann bist du natürlich auch derjenige, du hast gerade ein neues Büro eingerichtet und möglicherweise brauchtet ihr vielleicht auch eine Linie oder sowas. Wo holst du dir die? In der Regel bei dem, bei dem du halt auch dein Konto hast. Also insofern ist das schon eine super interessante Zielgruppe, zahlungsbereit, durchaus andere Produkte, die sie benötigen und du kannst sie halt wirklich auch bedienen in anderen Bereichen. Das heißt, die Vernetzungswilligkeit dieser Zielgruppe in andere Produkte hinein ist sehr groß. Und
Joel Kaczmarek: wahrscheinlich, wenn man uns jetzt mal selber ausklammert, also man sagt ja immer, Berlin-Mitte ist not a valid test market, obwohl ich irgendwie in Berlin-Charlottenburg sitze, ist die wahrscheinlich auch noch latent analog und hat da quasi sozusagen das Potenzial, dass man sie auf dem Wege nochmal in so einen Digitalisierungsstream hebt, dass man da eine Bereitschaft hat.
André Bajorat: Das meinte ich gerade so ein bisschen mit dem etwas abstrakt. gemeinten Vernetzungspotenzial, also dass du dann auch genau das, was du beim Steuerberater hast in Richtung Buchhaltung, in Richtung Rechnungstools, in Richtung automatisches Factoring, dass du halt auch da darüber nachdenken kannst, wie verlängerst du die Wertschöpfung ans Konto heran und da gibt es einfach momentan super viel analoges und super viel handgeklöppeltes und da kann einfach jetzt echt eine wunderbare Industrialisierung auch für diesen Bereich stattfinden.
Joel Kaczmarek: So, und jetzt hast du ja eben schon gesagt, neben dem reinen Zahlungsverkehr, sag ich mal, gibt es noch weitere Produkte, also Kredit, Factoring, Leasing, mit denen man arbeiten könnte, um nur mal einige zu nennen. Was sind denn sonst so Tools? Weil man kriegt ja immer mehr mit, Konten für Firmen sind ja längst gar nicht mehr nur Konten, sondern auf einmal hat man da irgendwelche Buchhaltungssachen drin oder Steuervorausrechnungsgeschichten. Was sind da so die typischen Tools, die du siehst?
André Bajorat: Das typische Tool ist ja erstmal, dass du sagst, wie kriege ich überhaupt Geld? Das heißt, Rechnungen zu erstellen. Das beginnt ja gerade bei Freiberuflern, das ist ja manchmal echt ein Problem. Ich glaube, das größte Rechnungstool der Welt wird weiterhin Google Docs oder halt Word sein. Und es ist ja keine Raketenwissenschaft, jemandem automatisiert sowas wie in Rechnungsnummern Kreislauf zu geben. sowas wie Kundennummern zu geben und sowas direkt auch in so einem Tool mit drin zu haben, hilft total, um nachher wieder Transparenz in das Danachgelagerte zu haben. Also heißt, Rechnung stellen, Zahlungseingang überwachen, das ist das Konto, relativ einfach, aber das dann auch in sowas wie Mahnläufe zu überführen, möglicherweise dann auch zu sagen, hey, ich habe als Freiberufler einen Vertrag mit einem großen, großen Konzern, der hat, warum auch immer, Zahlungsziele von 180 Tagen, kann ich mir gerade nicht leisten, gebe ich sozusagen ab, factore das Und dann hast du halt nachher noch solche Sachen, dass es sofort in die Buchhaltung und sowas überführt wird. Heißt, um das Konto herum ist eigentlich ein Ökosystem von Rechnung, wie gesagt, Richtung sowas wie Factoring, Richtung sowas wie Buchhaltung. Auch sowas wie E-Commerce-Shops haben wir auch so Beispiele, reden wir vielleicht gleich noch drüber, sowas wie Holvi, die sofort sagen, du verkaufst digital, das ist nah am Konto, ich biete dir halt auch das Thema Payments an, ich biete dir auch das Thema. Online-Shop an. und dann hast du natürlich auch noch so etwas wie Kreditkarten, also Zahlungskarten, was ja auch für viele, viele Firmen, die halt aus mehr als einer Person bestehen und wenn du Reisende hast, einfach auch ein Pain ist, dass du sagst, ich möchte gerne ein schlaues Kreditkartenmanagement haben, dass ich zum Beispiel demjenigen, der für Finanzen verantwortlich ist, die Möglichkeit gebe, jedem Mitarbeiter ad hoc ein Limit auf einer Kreditkarte zur Verfügung zu stellen. Wenn du zum Beispiel in einem Hotel stehst, sofort zu sagen, ey, du brauchst gerade noch 500 Euro mehr auf deiner Karte, dann schicke ich dir einfach sofort und per Klick erhöhe ich sowas wie das Limit auf deiner Kreditkarte.
Joel Kaczmarek: Und ich meine, da merkt man ja gleich, also wir haben eingangs drüber geredet, wir sind so die Convenience der digitalen Welt und vielleicht auch des digitalen Privatkontos gewöhnt, brauchen gleichzeitig die Prozesse auf der Kontenseite, dass solche Sachen natürlich sehr, sehr schöne Chancen für Logins eigentlich bieten. Also ich sehe es so bei Buchhaltung zum Beispiel, wir haben irgendwie Papierkram, LexOffice, CeftDesk ausprobiert und sind jetzt bei CeftDesk, weil die sind auch bei uns ein großer Partner, da gehst du nicht mehr raus. Also es ist super, super schmerzhaft, deinen ganzen Rechnungsaufbau, dein ganzes Buchhaltungs-Know-how dann sozusagen in eine andere Lösung zu transferieren, wenn dann auch noch dein Konto daran hängt. Also eigentlich eine sehr, sehr große Chance, da Kunden lange im Zyklus zu halten.
André Bajorat: Absolut. Und wie gesagt, die Wertschöpfung ja auch drumherum zu erweitern. Du kannst ja nicht anfangen mit allem. Du kannst anfangen bei der Buchhaltung, du kannst anfangen beim Konto. Aber wie du es gerade beschreibst, irgendwo hast du immer einen unfassbar starken Login-Effekt und um diesen Login-Effekt kannst du dieses Ökosystem echt weiterhin bestücken. Und das ist etwas, weshalb es glaube ich auch die Zielgruppe, weshalb die gerade so im Fokus ist, weil sie einfach spannend ist, wenn du sie verstanden hast, dass da einfach nicht nur einfach blöd eine Karte oder blöden Konto hinter steckt, sondern einfach, wie ich es gerade schon sagte, logistisch. echt ein ganz, ganz großes Ökosystem, was du halt auch mit Partnern gemeinsam ganz gut anbieten kannst und bestücken kannst.
Joel Kaczmarek: Ich meine, es kann ja auch attraktiv sein, wenn wir jetzt mal einzelne Player ein bisschen durchdeklinieren, dass man mal ein Gefühl dafür bekommt, wer richtet sich wie aus. Das werden sich sicherlich Sachen doppeln, aber dann hat man mal so die einzelnen Strategien auch sich ausgelegt und kann vergleichen. Wir können ja mal wirklich einzelne Player durchgehen. Ein Player, den wir uns gerade sehr aktiv angucken, weil wir den spannend finden, zum Beispiel genau mit diesem Faktor mehrere Kreditkarten haben, Integration in Richtung Buchhaltung, ist Penta. Wie nimmst du denn Penta wahr?
André Bajorat: Na gut, PETA ist, ich glaube, schon vor zweieinhalb oder sogar drei Jahren in Berlin gestartet mit seiner Idee zu sagen, ich biete halt sowas wie ein N26 im Grunde genommen für Firmen an. Und ich glaube, der große Unterschied zu vielen, vielen anderen Startups ist gerade, dass sie sich auf Kapitalgesellschaften konzentrieren. Weil das ist, wenn du darüber nachdenkst, wie ein Onboarding eines Kunden verläuft, also das heißt, wie mache ich einen Interessierten zu einem Kunden, dann hast du ja immer diese Herausforderung, die du halt kennst, wenn du ein N26-Konto oder sowas aufgemacht hast, wie identifiziere ich den, also dieses ganze Thema Geld, Wäsche, Prüfung. Und das ist halt bei Kapitalgesellschaften denkbar komplizierter, weil du halt sowas wie Handelsregisterauszüge brauchst, manchmal sowas wie Gesellschafterlisten brauchst. Und diese Komplexität führt dann oft dazu, dass du in der Vergangenheit in die Filiale musstest, auf jeden Fall einen Termin ausmachen musstest, um sein Konto zu eröffnen. Damit auch teilweise die Kosten für eine Kontoeröffnung sogar schon da waren. Oder halt auch, wie gesagt, monatliche hohe Kosten. Das hat Penta oder versucht Penta und haben es, glaube ich, auch ganz gut hinbekommen zu lösen, indem sie halt auch das alles digital machen und dir trotzdem innerhalb weniger, ich weiß nicht, ob es Minuten sind, ich bin mir nicht ganz sicher, aber mindestens innerhalb weniger Tage ein Konto zur Verfügung stellen. Und dann sagen, okay, wir sind auf Kapitalgesellschaften ausgerichtet. Das sind eine ganze Menge, haben wir vorhin oben schon gesagt, bei der Anzahl der Unternehmen oder jedenfalls bei der prozentualen Anteil der Unternehmen in Deutschland, die sie damit bestücken können. und dann fangen sie halt an zu sagen, du hast ein Konto und sie bieten halt drumherum eine ganze Menge mehr an Tools, also genau das, was du gerade beschrieben hast, Anbindung an die sinnvollen Buchhaltungssysteme, also ob es jetzt ein Selfdesk ist, ob es ein Next Office ist, also die Integration in die Buchhaltung. Eine total schlaue Kreditbewegung, Kreditkarte, die ich gerade schon mal so angedeutet habe. Also das heißt, du als Master, als Unternehmensgründer und möglicherweise auch derjenige, der die Finanzen im Blick hat, kannst deinem Team eigene Kreditkarten geben, die du aber mit einem Limit versiehst, die du aber halt auch ad hoc erhöhen kannst. Großartig, ja, also so Teamfunktionen mit da drin zu haben.
Joel Kaczmarek: Ja, das war bei uns auch irgendwie das Killer-Kriterium, dass man mehrere Nutzer angeben kann, dass man mehrere Mastercards setzen kann mit Zahlungsleveln, die man bestimmt. Trotzdem den ganzen Standard, den du brauchst, also CSV-Export, Mobile-App, deutsche IBAN etc. pp. Und halt diesen Zugang in die externen Tools. Und so einfach kann es ja manchmal schon sein. Ich surfe auch gerade mal auf der Seite, dass man höher noch mal ein Gefühl kriegt. Also es gibt irgendwie ein Basic, ein Advanced und ein Premium-Account. Basic ist kostenlos, Advanced kostet 9 Euro, Premium 19 und unterscheidet sich eigentlich primär Durch die Anzahl der Buchungen und die Anzahl der Nutzer. Also für den Advanced kriege ich zwei Pentanutzer und 100 Transaktionen. Beim Premium sind es dann irgendwie 500 und 300. Und was ich auch ganz spannend finde, da merkt man ja so ein bisschen die Denke an der Firmenorientierung. Es gibt Business-Tarife und es gibt Ingründungstarife. Und da ist dann der Premium quasi nochmal 10 Euro billiger. Was ich ganz smart finde. Oder auch so ein Planassistent, der ein bisschen an die Hand nimmt. Was brauche ich eigentlich am Anfang? Also da merkt man eigentlich schön nachgedacht darüber, dass man so ein Basic-Digital-Angebot schafft für digital denkende Unternehmen.
André Bajorat: Ja, also auch gerade das, was du auch mit Login-Effekt beschrieben hast. Also es gibt ja zum Glück auch eine ganze Menge Gründungen in Deutschland und es ist einfach, ehrlich gesagt, wenn du eine GmbH gründest und das tust du ja in der Regel, eine UG oder eine GmbH, wenn du gerade gründest, es ist so schwer ein Konto zu eröffnen, weil du ja keine Historie hast. Ein großartiges Team, by the way. Und da sie ja mittlerweile halt auch im Finlieb-Universum drin sind, jetzt bin ich ein bisschen biased, wisst ihr, weil ich halt auch bei Finlieb mit Figo halt ein Stück weit engagiert bin, machen sie es aber echt super, weil sie halt auch wissen, welche Anforderungen an der Stelle vorhanden sind. Was man vielleicht noch sagen muss, das ist keine Bank. Also Penta ist ein Service-Provider und die Bank dahinter ist die Solaris-Bank.
Joel Kaczmarek: Genau, darauf wollte ich mit dir auch eingehen. Und wenn du das Team gut kennst, musst du dich ja mal ansprechen. Ich will Penta schon lange als Werbepartner für uns gewinnen. Also wenn ihr hier zuhört, Penta, dann werbt bei uns. Aber auch alle anderen Banken, die uns jetzt zuhören. Wir nehmen das Geld von jedem, wenn sie gut sind. Nein, kleiner Scherz.
André Bajorat: Nee, nee, nee, von jedem wirst du das Geld nicht nehmen. Komm, lass uns so ein bisschen Anspruch behalten.
Joel Kaczmarek: Ja, ja, du hast recht. Wir haben auch schon Werbekunden abgelehnt, ehrlich gesagt. Hier so künstliche Nahrung haben wir zum Beispiel mal abgelehnt, weil wir sagen, die Leute sollen sich gut ernähren. Und eigentlich bei Banken bin ich witzigerweise am kritischsten, muss man auch fairerweise sagen. Von daher hast du recht. Anyway, zurück zum Thema. Erklär doch mal dieses Konzept. Also Solaris ist quasi die Bank im Hintergrund. Wie läuft das für so ein Penta an und ab? Zahlen die an die dann Gebühren pro Nutzer? Wie muss ich mir diesen Aufbau vorstellen?
André Bajorat: Wahrscheinlich fast ein eigener Podcast, den man mal zu White Label Banken machen kann. Also im Grunde genommen ist es genau, wie du gerade beschreibst. Also die Solaris Bank ist die White Label Bank im Hintergrund. Du als Unternehmen schließt auch einen Vertrag mit der Solaris Bank über das Konto. Du siehst auch auf deiner Karte Solaris Bank stehen, aber immer sehr dezent im Hintergrund. Das heißt, deine eigentliche Beziehung hast du natürlich mit Penta. Aber im Hintergrund muss die Solaris Bank offiziell verantwortlich der Kontoinhaber sein und auch derjenige, der mit dir im Zweifel über solche Sachen wie das Konto kommuniziert. Aber Penta ist halt derjenige, der da drüber steht und der die ganzen Serviceleistungen on top des Kontos anbietet. Und wie gesagt, es fühlt sich für das Unternehmen eigentlich an wie ein Pentakonto. Es ist dabei im Hintergrund die Solaris Bank. Und wie die abrechnen, da müssten wahrscheinlich mal die Kollegen von Solaris Bank vielleicht sogar mal einen Podcast holen. Können sie mal selber erklären, weil da gibt es glaube ich unterschiedliche Modelle. Aber du kannst davon ausgehen, dass es eins ist, was natürlich auf Nutzung basiert und mit Sicherheit auch noch mit einer Basisfee versehen ist.
Joel Kaczmarek: Ich frage mich ja immer als sozusagen jemand, der versucht, Firmenwerte zu taxieren und wie die Macht- und Stärkepositionen so sind. Ist das eine Position der Stärke, wenn ich eigentlich nur so das Frontend und der Beziehungsbesitzer bin, aber der ganze Hintergrund quasi durch eine dritte Bank abgewickelt wird? Weil man hat ja eine gewisse Abhängigkeit.
André Bajorat: Ja, du hast eine gewisse Abhängigkeit, aber du gewinnst natürlich unfassbar Speed. Du gewinnst Speed am Anfang und nimmst Komplexität aus dem Unternehmen heraus, weil du müsstest ja eine eigene Bank sein. Und viele Dinge, die du dafür benötigst, um eine eigene Bank zu sein, lässt du erstmal außen vor. Ich sage bewusst lässt du erstmal, weil natürlich der Weg irgendwann zu einer eigenen Banklizenz führen kann. Aber das kannst du natürlich dann tun, wenn du wirklich echt skalierst und sagst, boah, ich stoße möglicherweise mit meiner White-Label-Bank irgendwann an, ich sag mal, Grenzen der Machbarkeit. Oder aus anderen Gründen. Schau es dir bei N26 an. Die ersten zwei Jahre waren sie eine White-Label-Kunde von der Wirecard. Und Abhängigkeiten hast du natürlich immer in solchen Netzwerken. Denken aber, ich nenne das mal domainspezifisches Arbeiten. Du kannst dich als Penta auf deinen Kunden konzentrieren. Und kannst die Services on top bieten und sagst, Bank sein muss ich nicht wirklich.
Joel Kaczmarek: Gut, schauen wir uns mal den nächsten Player an. Leicht andere Ausrichtung, nämlich mehr orientiert auf Freiberufler. Was ich so wahrnehme, Contest. Wie ordnest du den Contest ein?
André Bajorat: Contest ist ganz klar nur für den Freiberufler. Das heißt, für Menschen, die halt keine Kapitalgesellschaft für ihr Unternehmen gegründet haben, kommt ganz klar aus dem Gründer heraus. Also der Chris Lantner, der eine oder andere würde ihn kennen, der Mann mit der Mütze, der in Berlin auch durchaus bekannt ist. Großartiger Typ, hat in seinem Leben immer, immer, immer als Freiberufler gearbeitet und hat sich geärgert darüber, wie schlecht er von den etablierten Banken bedient wurde, keine Kreditkarte, weil keine Kreditwürdigkeit, weil er kein regelmäßiges Einkommen im klassischen Sinne hatte und hat das nachher selber gegründet. Und die konzentrieren sich wirklich genau auf die Pains, die Freiberufler haben, also eine sinnvolle Kreditkarte, aber auch so etwas wie, du kennst es ja vielleicht auch noch, Viele Freiberufler haben ja sowas wie die Umsatzsteuervoranmeldung, wissen, dass es das gibt, aber vergessen manchmal Geld dafür zurückzulegen. Das heißt, durch eine schlaue Kategorisierung in der App führt es dazu, dass du in der App, in der Contest-App eigentlich immer nur den für dich verfügbaren Betrag auf dem Konto siehst. Die legen sozusagen automatisch im Hintergrund das Geld zur Seite. Ja, also total gut gemacht. Also das ist etwas, was Contest macht.
Joel Kaczmarek: Ja, das wünsche ich mir auch, weil wir hatten genau dasselbe Thema. Da kann man auch, wenn man ein bisschen fortgeschritten und eigentlich erfahrener ist, schon rein stolpern. In der Tat, ja, dieses Transparenzthema finde ich total valide. Und ich sage mal so, ich nehme die auch als sehr hemdsärmelig wahr. Ich hatte immer so ein bisschen den Eindruck, die sind ein bisschen auf, ich will nicht sagen, auf vielen Hochzeiten unterwegs, aber wir haben auch lange mit denen verhandelt über Werbespots und so weiter. Ich will folgendes sagen, ich glaube, seit die Sibylle damit an Bord ist als Co-CEO, sind die auch nochmal deutlich geordneter und kriegen ihre PS schneller auf die Straße. Aber da bist du vielleicht näher dran als ich. Nehme ich das richtig wahr?
André Bajorat: Ja. Auch mein Gefühl und auch da bin ich ein bisschen beißt, weil ich wirklich beide super gut kenne, sehr, sehr schätze, also sowohl Chris als auch Sibylle und einfach sehe, was für einen geilen Job die da machen. Manchmal habe ich mich auch gefragt, boah, seid ihr gerade irgendwie mit dem richtigen Fokus unterwegs? Aber ich meine, eine Finanzierungsrunde im letzten Jahr mit Lexwear, kann man auch sagen, boah, ist das der richtige Partner? Und ich glaube, das ist genau das, was die halt jetzt auch genau zu der Professionalisierung gebracht hat, die du gerade beschreibst. Lex wäre im Hintergrund wahrscheinlich der größte deutsche Player neben der DATEV im ganzen Bereich Buchhaltung und sowas wie Business Tools, glaube ich, ein total perfekter Partner für die und das hat sie, glaube ich, echt auf ein nächstes Level gebracht und haben jetzt auch eine Stiftung gegründet, hat vielleicht auch der eine oder andere mitbekommen, fragt man sich auch warum. Aber auch da kann man sagen, macht Sinn, weil es einfach für diese immer stärker wachsende Gruppe der Freiberufler ganz, ganz wenig, jetzt ist das Wort Lobby immer negativ besetzt, aber ich nehme es jetzt mal positiv, Lobbyvereinigungen gibt. und da sagen sie, ey, wir sind so nah dran an den Needs, das wollen wir halt auch unterstützen durch so eine Stiftung, die sie ins Leben gerufen haben.
Joel Kaczmarek: So nehme ich die auch wirklich wahr, dass sie das ernst meinen, dass sie sich für die Interessen dieser Zielgruppe einsetzen und also ein bisschen der Schutzbefohlene dieser Gruppe.
André Bajorat: Das ist ja auch der Grund, weißt du, warum es Kontist heißt? Also es ist so ein bisschen so wie Marxist, Leninist, Kontist. Also es ist echt ein Überzeugungsthema.
Joel Kaczmarek: Nee, das wusste ich nicht. Lustig. Ich muss auch zu meiner Schande gestehen, dass es bisher an mir vorbeigegangen ist, dass LexOffice da investiert hatte. Ich frage mich nur oft, das sehe ich, das machen die relativ geschickt, dass die diese Anbindung an diese, sagen wir mal, businessausgerichteten Konten wählen, dass die sehr, sehr offensiv mit in der Marke mitkommunizieren, dass wenn du dir ein Konto bei X holst, dass die dann auch gleichzeitig so ein LexWare mitnehmen oder vielleicht auch mal so ein Debitor irgendwie ein Thema ist. Aber wir können auch noch mal ganz kurz dem geneigten Hörer das Angebot von Kontist kurz aufbereiten. Also die Free-Geschichte kostet auch 0 Euro, Premium kostet 9 und dann gibt es noch eins, nennt sich Duo. Da kriegt man Premium plus LexOffice für 12 Euro pro Monat. Was ist da dann drin? Mastercard, virtuell und physisch ab dem 9-Euro-Bezahllevel. Und man kriegt halt genau die Sachen, die André gerade gesagt hat. Steuerberechnung, Buchhaltungsanbindung und wenn ich in das teure Paket reingehe, wie gesagt noch so das LexOffice-Package. Also ganz interessant gemacht und wenn ich es richtig verfolgt habe, auch Solaris angebunden, richtig?
André Bajorat: Richtig, auch die Solaris Bank als Konto dahinter, bei denen ist es noch ein bisschen komplexer, die Kreditkarte kommt von Wirecard, also die Mastercard, über die du gerade sprachst und das Konto ist bei der Solaris, hat historische Gründe, mit Sicherheit, finde ich das allergeilste Setup, mit zwei Partnern an der Stelle arbeiten zu müssen, aber die waren halt sehr früh unterwegs, da war die Solaris Bank selber halt auch noch so in so einer sehr, sehr frühen Phase, aber das haben sie ja zwei Partner dahinter. Was man vielleicht bei ihnen noch sagen kann, lange Zeit mobile only und jetzt seit kürzester Zeit haben sie auch endlich eine Web-App gemacht. War, glaube ich, einer der größten Wünsche aus der Community und dem sind sie jetzt endlich gefolgt. Und das kannst du halt auch im Browser das Ganze nutzen.
Joel Kaczmarek: Gut, ich glaube, was sich ein bisschen anbietet, ist, dass wir bei Contest jetzt vielleicht mal noch einen Player dagegen halten, nämlich Holvi. Weil Holvi scheint mir sehr ähnlich ausgerichtet. Was ist so dein Sprüchlein zu Holvi?
André Bajorat: Holvi ist, glaube ich, der älteste Player in dem ganzen Spiel, wenn man von den etablierten Banken mal absieht. Sind mal irgendwann gegründet, jedenfalls habe ich das mal gehört. Vielleicht ist es auch eine Urban Legend, aber sind gegründet aus einem Festival in Helsinki, in Finnland. Ein Musikfestival, weil die Macher des Festivals halt das Problem hatten, dass sie Tickets verkaufen mussten, dann das ganze Thema mahnen mussten, ein CRM-System brauchten. Und dann haben die halt angefangen, ein Tool zu bauen und daraus ist Holvi entstanden. Und auch eine Payment-Lösung brauchten sie halt auch. Und das merkst du halt auch heute noch in dem Angebot von Holvi, die im Leistungsspektrum dessen, was sie selber anbieten, das meiste machen. Also von der Rechnungserstellung über den E-Commerce-Shop, über die Buchhaltung, über weitere Tools und Partner mit einer eigenen Banklizenz dahinter. Also das ist einfach so von dem Setup mit Abstand das breiteste. Aber haben es am Anfang, als sie unterwegs waren, glaube ich, ein bisschen problematisch gehabt, das wirklich richtig zu positionieren und sind leider dann irgendwann aus der Selbstständigkeit raus, selbstständig meine ich, eigenfinanziert und sind dann von der BBVA gekauft worden. Das war sozusagen so einer der ersten Fintech-Exits, wenn du so willst, sozusagen. Ich glaube mittlerweile schon fast vier oder fünf Jahre her und sind mittlerweile jetzt halt Teil der BBVA, aber weiterhin mit Holvi als eigenes Produkt unterwegs. Aber Zielgruppe auch Selbstständige, keine Kapitalgesellschaften.
Joel Kaczmarek: Und ich glaube, die Bank, die du gerade meintest, die sie gekauft hat, die sitzen in Spanien, wenn ich mich nicht täusche, ne?
André Bajorat: Ja, und das Thema UX und Convenience ist so in den Vordergrund gerückt und da war Simple das Erste und Simple haben die glaube ich damals als erstes gekauft und danach dann Holby gekauft.
Joel Kaczmarek: Ich meine, wir hatten Holvi bei uns auch sowohl schon als Werbekunde als auch als Sponsor. Ich meine, lustigerweise merkt man ja auch, diese ganzen Banken sind auch digital affin. Wer sich mit uns beschäftigt, da muss man ja schon ein bisschen in der digitalen Welt auch verhaftet sein. Da hatten wir auch den Thomas Toivonen da und der meinte auch lustigerweise, also Holvi, by the way, heißt irgendwie Tresor, glaube ich, auf Finnisch, wenn ich es richtig entsinne. Und der hatte auch mal seine Geschichte so ein Stück weit erzählt, kann man bei uns im Podcast auch nochmal nachhören. Aber ich fand das eigentlich wirklich ganz interessant, diesen Gedanken zu sagen, die gehen nicht auf Buchhaltung, sondern auf den Shop-Gedanken, dass man sagt, okay, ich habe halt ganz viele Selbstständige, die in Richtung Verkaufen gehen und wir möchten denen das mit an die Hand geben. Ich bin ja so ein bisschen hin und her gerissen, ehrlich gesagt, weil wenn ich jetzt mal so an uns denke, wir sind auch irgendwie ein digitales Unternehmen, jung, wir machen auch Verkaufssachen, das heißt, wir arbeiten irgendwie mit Shopify für Shops zusammen und wir haben irgendwie einen Self-Desk für Buchhaltung. Glaubst du, dass das eigentlich verfängt? Also gibt es da wirklich eine Zielgruppe, eine relevant große, die sich einen Online-Shop bei einer Bank kauft?
André Bajorat: Nee, also das war das, was ich vorhin schon mal sagte mit, lass uns Domain-spezifisch arbeiten. Ich glaube, du bist gut aufgehoben bei Shopify für deinen Shop. Du bist gut aufgehoben bei Penta für dein Konto und für deine Karte. Und du bist gut aufgehoben bei Selfdesk für das Thema Buchhaltung. Ich glaube, das komplett alles in der besten Art und Weise anbieten zu können, das funktioniert nicht. Und deshalb glaube ich ja auch an diesen Gedanken des Ökosystems über Partnerschaften. Und deshalb, Holvi, ich mag die. Also einfach aus diesem Grundgedanken heraus. Aber ich glaube, das ist keine USP, alles anbieten zu wollen.
Joel Kaczmarek: Ich meine, wir können jetzt auch nochmal der Vollständigkeit halber kurz die Produkte durchgehen. Also sie haben vier, nicht wie die anderen immer so ein Free und dann zwei etwas teurere. Die haben den Builder für 0 Euro im Monat. Den Grower für 9, Complete, was wohl so ihr Standardformat ist, für 18 Euro im Monat und Unlimited kostet dann 98. Und wenn man sie sich jetzt mal so anguckt, durchdekliniert, es dreht sich eigentlich um die Anzahl der Konten. Also zum Beispiel bei dem Complete habe ich 5 Konten, bei Grower nur 1, bei dem Unlimited unbegrenzt. Wie viele Mastercards man hat, die Buchhaltungsvorbereitung ist bei allen drin. LexOffice-Integration auch wieder, also hier sieht man auch wieder dieses Beispiel, was ich meinte, ganz geschickt wird sich da mal reingehakt schon von den Buchhaltungstools. und was sich dann eigentlich noch so ein Stück weit unterscheidet, ist dieser Online-Shop, den gibt es halt erst ab dem dritten Level, dem Complete, da sieht man so ein bisschen die Denke, je mehr ich sozusagen Heavy-User werde und je mehr Funktionalität ich mitnehmen möchte, desto eher komme ich irgendwie in dieses Thema rein und die Bargeldabhebungen werden günstiger. So, das mal so als Ausrichtung von denen. Und was bei denen, glaube ich, ein langes Thema war, war der Aspekt finnische E-Bahn. Also ich glaube, es gab den einen oder anderen Deutschen, der hat gestöhnt, weil speziell, was ich mir habe sagen lassen, Behörden mit dieser finnischen E-Bahn Probleme hatte. Hast du da ein Update?
André Bajorat: In der Tat war das lange Zeit eine finnische E-Bahn. Ich glaube, sie haben sie immer noch. Das ist halt irgendwie das Problem, dass es teilweise so eine IBAN-Diskriminierung innerhalb von Europa gerade für Firmen gibt. Das ist eigentlich nicht erlaubt, aber trotzdem tun es halt viele. Ich weiß nicht, ob das ein vermeintlicher Geldwäsche-Präventionsgrund ist oder weil man einfach sagt, ey, ich will nur nationales Geld im Kreislauf halten. Ich weiß ehrlich gesagt gerade nicht, ob sie eine Lösung über die BBVA möglicherweise gefunden haben, auch nationale IBANs anzubieten. Problem ist ein bisschen, wenn du halt jeweils nationale E-Bahns anbieten willst, musst du dich manchmal auch den Regularien des jeweiligen Landes unterwerfen. Du brauchst eine Entity in dem jeweiligen Land. Das heißt, kostenmäßig ist es halt deutlich leichter, wenn du mit einer E-Bahn in ganz Europa unterwegs bist. Sollte eigentlich auch in der SEPA, Single European Payment Area, kein Problem mehr sein. In der Realität ist es das. Aber die Kosten, wie gesagt, dann in jedem Land eine eigene Entity zu haben, sich den Regularien des Landes nochmal, die teilweise ein bisschen unterschiedlich sind, Zu unterwerfen führt dann oft dazu, dass du erstmal mit einer IBAN losläufst, aber in der Tat teilweise echt ein Problem.
Joel Kaczmarek: Wobei, die haben jetzt eine deutsche IBAN, das muss man sagen, die haben eine Zweigniederlassung in Deutschland gegründet und haben jetzt auch die deutsche und ist aber auch genau deren Thema gewesen, diese ganze IBAN-Diskriminierung. Aber ist ja mal ein interessanter Aspekt, dass man auch mal aufzeigt, was für Faktoren dann manchmal irgendwie Probleme machen können, die man auf dem Papier vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat am Anfang.
André Bajorat: Ja, ist auch in der Tat auch echt ein Lobby-Thema. Ich bin da in so ein paar Interessengruppen auch drin, Richtung Finanzministerium und auch über den Bitkom und einige andere Sachen rein. und das ist echt ein Thema, was immer wieder hochgekommen ist, gerade bei Fintechs. Also die klassischen Banken brauchen das nicht. Also entweder haben sie halt nur nationales Geschäft, Sparkassen, Volksbanken oder wie eine deutsche, eine Commerzbank, die haben halt immer Niederlassungen, aber wenn du als Fintech unterwegs bist und erstmal nur in einem Land, gegründet hast und trotzdem international dein Business aufbauen willst, ist das echt Kacke. Also ich habe da mit Ramin von Finlieb schon oft drüber gesprochen und auch die Kollegen von Antimant D6 hatten das Problem, dass sie auch lange Zeit zum Beispiel in Frankreich mit der deutschen E-Bahn unterwegs waren. Das geht, aber du stößt immer wieder plötzlich mal auf Hürden und das killt dann wieder ein Stück weit Convenience.
Joel Kaczmarek: Gut, gehen wir nochmal weiter. Du hast ja vorhin auch schon First mal angerissen von der Deutschen Bank, also so der Digital-Ableger. Was macht man da anders als bei der Hausmarke?
André Bajorat: Dass sie sehr viel, was in der Bank eigentlich schon vorhanden ist, einfach anders konfigurieren und anders zusammentüten. Und man kann das, glaube ich, ganz gut mit Contist vergleichen. Also das ist ein sehr äquivalentes Angebot Richtung der Freiberufler. Dahinter steckt in der Tat die Deutsche Bank, Schrägstrich Postbank eher. Also da kommt das her, so wie ich es jemals verstanden habe, aus Bonn. Suchen und sich halt auch Partnerschaften zu, unter anderem mit Selfdesk, zusammen für das Thema Buchhaltungstool. Da geht es ein bisschen noch weiter. Das, was wir vorhin auch schon mal kurz angesprochen haben, dass du halt nicht nur über Tools dich ein Stück weit unterscheiden kannst, sondern sie sagen halt, da ich dann sehr viel über den Kunden weiß und jetzt meine ich nicht wieder Datenkrake, sondern einfach eine hohe Transparenz habe, kann ich auch sehr einfach und sehr schnell zum Beispiel Kredite anbieten, wenn du plötzlich eine Linie brauchst, was ich bei euch gerade bei der Büroeinrichtung vermutete. Ja, und das ist halt etwas, was bei denen so dahinter steckt, dass sie sagen, wir sind dadurch deutlich flexibler und schneller, weil du halt so viel mit uns machst und wir so viel über dich wissen.
Joel Kaczmarek: By the way, wir haben es ohne Kredit geschafft. Wir haben es aus dem Cashflow finanziert plus Förderung. Ich werde nochmal was dazu machen bestimmt über Förderung.
André Bajorat: Das ist ja das typische Thema. Du ziehst um oder schaffst ein neues Büro, weil du investierst. Dann brauchst du manchmal einfach nur eine Linie. Eine Linie für zwei Monate oder sowas. Also Linie meine ich immer mit so einer Art Konsumentenkredit für Unternehmen. Und das ist ja nicht so selten. Aber super, dass ihr es so geschafft habt.
Joel Kaczmarek: Ja, hier siehst du, unser Ego wird hier gekitzelt. Aber anyway, mal einen Blick auf die Konten von First, was ja eigentlich unsere Hörer interessiert, nicht hier meine Angeberei. Die haben zwei, nämlich einmal ein Base und einmal ein Complete. Base ist kostenlos und Complete kostet 10 stramme Euro im Monat. Im Prinzip, wenn ich es mir jetzt mal angucke, 50 beleglose Buchungsposten bei kostenlos, 75, wenn es dann in die Bezahlvariante geht. Und dann eigentlich, was du gesagt hast, wobei sie dabei auf beiden Seiten relativ analog sind, dass sie halt sagen, okay, du kriegst bei uns attraktive Kreditprodukte zu irgendwie 1,59%, die integrierte Buchhaltungslösung mit 25% Preisvorteil ist dabei, Bargeld aus und Einzahlung etc. pp. Also ich glaube, da ist so ein bisschen digitales Kleid für einen Bankenansatz, der sozusagen davon profitiert, dass jemand da sonst mit sehr, sehr vielen Bargeldein- und Auszahlungsstellen gesegnet ist. Also quasi große Bank im Hintergrund schafft ein digitales Interface, so lese ich First ein bisschen. Tue ich in der Unrecht? Trifft das einigermaßen, oder?
André Bajorat: Ja genau, also schafft ein digitales Frontend auf der einen Seite. und was ich gerade schon mal sagte, ich glaube, das ist gar nicht so unwesentlich zu sagen, ich hole mir halt auch aus der Bank von verschiedenen Stellen Dienstleistungen und Produkte, die so noch nicht zusammen konfiguriert worden sind.
Joel Kaczmarek: So, mal in den nächsten Anbieter, den kannte ich witzigerweise noch nicht, da musst du mich jetzt mal aufklären, Pleo.
André Bajorat: Ja, ist auch keine wirklich richtige Bank, sondern Pleo kommt halt aus der typischen nicht-deutschen Kontosicht auf Unternehmen, sondern Pleo kommt aus Kopenhagen, richtet sich vor allen Dingen auch an Unternehmen, die halt sagen, unsere Mitarbeiter sind vor allen Dingen Kreditkartennutzer. Und was wir bei Penta schon beschrieben haben, sind die im Grunde genommen ein Kreditkartenmanager für deine Unternehmenskreditkarten. Die haben halt eine Hauptkarte und dann geben sie halt verschiedene Unterkarten an die Mitarbeiter aus, alle auf Prepaid-Basis und managen damit eigentlich deine Reisekosten und deine ganzen Expenses im Unternehmen. Daher kommen sie. Die sind super gefundet, Kinevik ist drin, Creandum ist drin und sowas, haben wir bei den anderen ein bisschen drüber gesprochen, wer dahinter steht. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber das ist ja immer eine Diskussion, was bist du? Bist du Produkt oder bist du Featured? Oder kannst du dich möglicherweise aus dem Feature heraus auch zum Produkt entwickeln? Super successful sind die, also sind in London und in Kopenhagen mit Büros, sind mittlerweile in verschiedenen Ländern, jetzt gerade auch in Deutschland gestartet. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie europaweit, auch weltweit wirklich nachher ein Produkt oder ein Feature sind.
Joel Kaczmarek: Ja, aber ich meine, ich kann ja auch mal ein bisschen hier so vorlesen von der Preisseite. Also dort gibt es ein Essential-Programm für 5 Euro und den Pro für 10. Und es ist sehr lustig, wie ich teilweise geschrieben habe. Ich finde das sehr modern und sehr, sehr frisch. Wenn man hier dann irgendwie liest, so 100% menschlicher Support mit rekordverdächtigen Antwortzeiten oder nahtlose Integration zu Zero, Economic, Sage, Fortnox und vielen weiteren. Die kenne ich teilweise noch nicht mal, ja. Oder, sowas finde ich natürlich auch cool, innere Ruhe dank Echtzeit, Datenübersicht, Google SSO und fortschrittlicher Betrugsbekämpfung. So, okay. Oder hier, automatische Erfassung ihrer Belege aus ihrem Gmail-Postfach. Sowas finde ich doch mal modern gedacht, ja. Also in der Tat, es liest sich mehr, wie du gerade gesagt hast, gar nicht wie so ein klassisches Konto, sondern eigentlich eher wie so ein Feature-Set, was man jetzt in ein Produkt gegossen hat. Interessanter Gedanke von dir, dass du sagst, kann das ein Produkt sein oder ist das eher ein Feature? Also was malst du dir denn aus? Du bist jetzt eher skeptisch, höre ich daraus?
André Bajorat: Skeptisch bin ich gar nicht, sondern es ist für mich echt eine Frage, was folgt dann? Also sie kommen halt aus sehr kreditkartenlastigen Ländern mit Skandinavien und jetzt England. Wenn sie jetzt auch skalieren wollen in eher kontolastige Länder, was kommt als nächstes? Sind sie dann möglicherweise doch irgendwann auch mit dem Konto gesegnet? Also gehen vielleicht irgendwie auch zur Solaris oder irgendwo anders hin? Oder schaffen sie halt rund um diese Kartenmanagementlösung und Expenseslösung noch weitere Dinge? Also du hast ja auch super erfolgreiche Unternehmen, die sich nur mit Expensemanagement beschäftigen. Aber trotzdem stellt sich für mich so ein bisschen die Frage, wo gehen sie dauerhaft hin? Also skeptisch bin ich nicht, dass die erfolgreich werden und erfolgreich sind. Also auch die Gründer sind ein Knaller. Ich habe die mal kennengelernt auf der Money 2020, als ich in Kopenhagen war. Super Typen, die werden mit Sicherheit erfolgreich sein, aber trotzdem stelle ich mir dann immer doch die Frage, Produkt oder Feature? Und vielleicht ganz kurz, sind gerade in Deutschland, also gehe auf sie zu, gewinne sie als Werbepartner.
Joel Kaczmarek: Ja, wenn ihr gerade zuhört, liebes Pleo, wir nehmen das Geld von allen Guten. Nein, Spaß. Aber ein letztes Beispiel, ganz hoch aktuell sozusagen, war mir auch noch nicht aufs Radar gekommen, aber ich lese hier gerade einen deutschen Startups-Artikel und zwar Nufin, ein Klon von einer Firma namens Brex, auch schon fleißig finanziert, von Cherry Ventures und Global Founders Capital, dem Fonds der Sambas mit irgendwie 4 Millionen Euro, wenn ich es richtig konsumiere hier. Sag mal ein bisschen was dazu.
André Bajorat: Da muss ich ein Disclaimer machen. Ich bin selber als Business Angel da investiert. Deshalb kann ich natürlich ein bisschen was sagen und will aber jetzt hier nicht blöde Werbung machen, sondern ich finde einfach den Ansatz, den sie halt machen, auch für der Corporate Credit Card und Cash Management für eher Early Stage Unternehmen, finde ich schon wirklich sehr spannend. Also ist ein bisschen Pleo mit drin, aber Brex kommt aus den USA und sagen halt, du hast ganz, ganz viel, gerade als Startup, Kreditkartenzahlungen und auch da wieder das Gleiche, was wir schon bei Penta vorhin gesprochen haben. Du hast keine richtige Historie, hast du wirklich eine richtige Kreditkarte? Eigentlich hast du als gefundene Startup genug Geld auf dem Konto. Und wie kann man das möglicherweise vernünftig managen? Und dann, das finde ich ganz spannend, versuchen sie halt Einkaufsgemeinschaften zu gründen und so eine Art Loyalty-System mit aufzubauen. Das heißt, Viele, viele ihrer Kunden werden zum Beispiel Kunden bei AWS sein, weil sie halt sagen, unsere ganzen Server laufen bei AWS. Oder werden Kunden bei anderen Cloud-Anbietern sein. Und das versuchen sie halt ein Stück weit durch Einkaufsgemeinschaften zu bündeln. Finde ich da einen ganz spannenden Gedanken. Aber auch so ein bisschen so in between, zwischen Playo, zwischen GetPenta, zwischen Brex. Und sie müssen sich, glaube ich, jetzt erstmal noch ein bisschen definieren. Sind, wie gesagt, noch nicht so alt, gerade echt early-stage-ig. Der Name wird bestimmt auch nochmal geändert werden, könnte ich mir gut vorstellen. Also lassen Sie einen Blick darauf behalten. Und die anderen sind viel weiter.
Joel Kaczmarek: Wie weit ist man denn schon bei Nuveen?
André Bajorat: Wie weit sind sie? Bauen erste Tools, denken über sowas nach, was man braucht, welches Setup man braucht, sind gerade so in der Partnerfindung. Das Team ist gut aufgestellt. Also ich würde sagen, wenn sie eine E-Commerce-Firma wären, wären sie schon live. Da sie aber an etwas dickeres Brett bohren und in regulierten Märkten unterwegs sind, gehe ich mal davon aus, dass wir wahrscheinlich irgendwo Anfang nächsten Jahres was live sehen werden.
Joel Kaczmarek: Und was hat dich motiviert, da zu investieren?
André Bajorat: Geiles Team. Geiles Team, gute Idee. Ja, also ehrlich gesagt, das.
Joel Kaczmarek: Gut, dann bin ich mal gespannt, was da kommt. Keep me posted, wie man so neudeutsch sagt. Bin da hier sozusagen im Kurzwahlspeicher, wenn sich da was Spannendes tut. Und vielleicht können wir nochmal so ein kleines Roundup machen, nach hinten raus. Also ich glaube, wir haben jetzt ganz viele Firmen gesagt, mit denen wir zusammenarbeiten oder die bei uns Werbepartner sind oder die wir finanzieren. Ich hoffe, das kommt nicht als Werbeshow rüber. Ich glaube, wir sind hier relativ ausgeglichen und um das fortzusetzen, vielleicht sagen wir auch mal ein, zwei Sätze noch zu so Spezialbanken. Und vielleicht auch im Rückblick auf, wer hat eigentlich das, was wir jetzt digital abgebildet sehen, vorher gemacht? Da können wir ja vielleicht nochmal zwei kurze Fenster aufmachen. Also vielleicht der Vollständigkeit halber mal Spezialbanken, wo du mir die Apobank und die Skatbank reingegeben hast. Vielleicht sagst du mal ein, zwei Sätze dazu.
André Bajorat: Also die Apotheker- und Ärztebank, sagt ja schon der Name, aus dem genossenschaftlichen Umfeld, ist die größte Genossenschaftsbank, die sich vor allen Dingen an Heilberufler, Ärzte und Apotheker wendet. Ist für mich eine so eine typische Nischenbank, die halt auch schon sehr, sehr lange und sehr, sehr früh in so Ökosystemen gedacht hat. Also da geht es nicht nur um das Konto und die Karte, sondern halt ganz stark um das Thema Kredite, um das Thema weitere Finanzierungsmöglichkeiten rund um solche Unternehmen. Da geht es darum, wie binde ich das an die sogenannten Kassenärztlichen Vereinigungen an, wie binde ich das vernünftig an die Praxissoftware an. Also die denken schon super, super lange genauso in solchen Ökosystemen, wie wir sie gerade beschrieben haben bei den Neuen. Die Skatbank ist auch so eine ganz, ganz spezielle Bank, auch aus dem genossenschaftlichen Umfeld, die sich halt auch sehr, sehr stark an Freiberufler richtet. Der Name ist natürlich ein bisschen verrückt, aber die kommen aus, wie heißt denn dieser Ort, wo das Skatblatt hergestellt wird? Altenburg, glaube ich. Da kommen sie her und haben halt auch in Fokus, aber die haben halt alle nicht diese digitale DNA. Deshalb sind die halt ganz gut unterwegs, aber eher in etablierten Wegen. Die versuchen jetzt auch ein bisschen digitaler zu werden. Gerade eine Apobank hat da auch ein paar Unternehmen gegründet drumherum. Aber eine Skatbank ist relativ klein und haben auch lange nicht die Aufmerksamkeit, wie wir sie jetzt gerade bei den Playern sehen, über die wir gerade gesprochen haben.
Joel Kaczmarek: Heißt die echt Skat wegen den Karten? Lustig, komisch.
André Bajorat: Total, ne? Wirklich lustig. Also die haben sich einfach mal auf das Thema drauf gestürzt, kleinere Unternehmen.
Joel Kaczmarek: Ein bisschen eigen. Aber anyway, was wir ja eigentlich noch abschließend sagen könnten ist, wer wird hier eigentlich gerade disruptiert sozusagen? Also wenn ich jetzt mal so gucke, bisher hätte ich gesagt, dass Firmenkunden eigentlich bei einer Volksbank, bei einer Sparkasse, Commerzbank, Deutsche Bank gelandet wären. Vielleicht früher bei einer Indiba. Ich bin gar nicht auf dem aktuellen Stand. Ich meine, die haben ihre Firmenkonten eingestellt bei Indiba. Vielleicht irre ich mich auch. Wer verliert da eigentlich gerade? Oder wem wird da eigentlich gerade Geschäft entweder weggenommen oder vorenthalten?
André Bajorat: Naja, in der Regel natürlich denen, die halt dort am stärksten bisher unterwegs sind. Und das sind halt Sparkassen und Volksbanken. Die haben halt den größten Marktanteil in diesem Umfeld. Du hast natürlich auch noch eine Commerzbank, die dort auch unterwegs ist. Und je größer die Unternehmen werden, natürlich auch sowas wie eine deutsche Bank. Siehst du auch an den Werbekampagnen, zum Beispiel von Pentagrade, die halt sehr stark in diese Richtung schießen. Ähnliche Kampagne, wie wir sie von der N26 mal gesehen haben, findet eine neue Bank. Aber das sind eher so die, die gerade Kunden verlieren. ING Diba, by the way, ich weiß nicht, ob sie unbedingt gerade ein Freiberuflerkonto haben, aber das Thema Firmenkunden und Firmenkonten ist bei denen wieder ganz stark im Fokus. Also gerade aus den Niederlanden getrieben, sind ja auch im Bereich Cashmanagement sehr stark wieder mittlerweile unterwegs. Wir sehen die eher immer noch so in dieser Diba-Welt, Retail-Sparprodukte und sowas, aber die sind auch im Firmenkundenbereich sehr, sehr stark geworden.
Joel Kaczmarek: Okay, dann ist er aber wieder zu Ihnen gegangen, weil ich weiß, als ich meine Firma gestartet habe vor drei Jahren, war das gerade abgedreht, meine ich. Vielleicht irre ich mich auch und verwechsel es, aber ich glaube, ich wollte damals mir das angucken und es gab nichts. Aber gut, ist ja umso schöner, wenn sich mehr sozusagen Leute darum bemühen. Wettbewerb regt ja das Geschäft bekanntlich an, nicht wahr? Ja. So, ja, spannend. Super interessante Geschichte. Ich überlege, ob wir noch ein, zwei Sätze auch mal sagen sollten über diese ganzen grünen Banken. Ich weiß nicht, ob das jetzt explizit Unternehmensbanken sind, aber wir haben uns zum Beispiel auch sowas wie die GLS angeguckt, weil ich glaube, das kommt ja auch so ein bisschen auf, dass Leute so das Thema Nachhaltigkeit immer mehr mit reinnehmen, ne?
André Bajorat: Ja. Ja, also GLS in der Tat hatten wir bei Figo auch als Konto, haben wir auch lange Zeit noch gehabt, sind dann irgendwann zu einer anderen Bank gegangen. Ist natürlich im Grunde genommen genauso unterwegs wie jede Volks- und Reifeisenbank, wenn du so willst. Natürlich mit dem Label nicht nur ein bisschen, sondern ganz klar mit dem Label der Nachhaltigkeit. Ich finde die GLS-Bank eigentlich super, aber die haben halt leider es verpasst in der Digitalisierung super verpasst. schnell Fahrt aufzunehmen, weil die halt auch im genossenschaftlichen Sektor, im Rechenzentrum hängen, sind die ein bisschen unflexibler. Da haben die, glaube ich, echt ein bisschen den Zug verpasst und deshalb kommen halt auch gerade solche Player hoch wie eine Tomorrow, die natürlich jetzt gar nicht an den Firmenkunden gehen, nicht falsch verstehen, also Tomorrow Bank, die ja jetzt gerade auch eine Fundingrunde gemacht haben. Aber ich könnte mir auch vorstellen, da hast du recht, dass möglicherweise auch in dem Firmenkundenumfeld da vielleicht auch sowas wie Nachhaltigkeit nochmal aufkommt.
Joel Kaczmarek: Wobei ich gerade mal gegoogelt habe, ING-Liebe hat kein Firmenkonto. Also wenn ich es richtig sehe, haben die keins.
André Bajorat: Ja, kann sein, dass es kein richtiges Firmenkonto gibt, aber sie machen halt für große Unternehmen, machen sie Cash-Management. Vielleicht muss ich da nochmal ein bisschen nachgucken. Hast du recht.
Joel Kaczmarek: Vielleicht müssen wir aber auch nochmal einen Satz sagen, fällt mir noch ein zu Fido. Die hatte ich eingangs mal erwähnt, dass wir die bei uns benutzen, aber wir haben jetzt gar nichts mehr dazu gesagt. Siehst du die eher so stark auf Firmenkunden ausgerichtet oder wo verortest du die?
André Bajorat: Ich glaube, die Fido Bank muss man sich ehrlich gesagt die Frage stellen, wo verortet man die überhaupt noch in der Zukunft? Da hat man ja jetzt auch gesehen, dass da eine ganze Menge Probleme bei den Kollegen aufgekommen sind. Sie sind ja auch nicht mehr selbstständig, sondern sind übernommen worden von der genossenschaftlichen Gruppe aus Frankreich. Sie waren in der Tat auch ein Stück weit jemand, der sich sehr stark auf Privatkunden und auf Freiberufler konzentriert haben, haben es aber auch nicht wirklich so richtig hinbekommen. das Ökosystem dort richtig anzubinden, obwohl sie immer sowas wie Open Banking und APIs und sowas eine Zeit lang gelebt haben. Aber ich sehe die Fido Bank momentan so in so einem Neufindungsprozess, ehrlich gesagt.
Joel Kaczmarek: Gut, also man merkt, es ist gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Wenn selbst du manchmal Konten verwechselst und du bist ja wirklich der Fintech-Papst, dann merkt man, hier ist richtig was los und ich bin da Kunde und habe auch nicht mitgekriegt, wie die kriseln. Ich glaube, es war aber ein schöner, bunter Ritt und ich glaube, wir haben ganz gut rausgeklärt, was bei den Einzelnen so die Besonderheiten sind und welche Strategien dem unterlegen und auch mal zusammengefasst ein bisschen geschaut, was macht das eigentlich attraktiv. Also nochmal ganz kurze Zusammenfassung. Wir haben gesagt, KMU super relevant, weil groß, zahlungsbereit, tendenziell analog und damit vernetzt denkend und offen für Tools. Gleichzeitig kann man schöne Produkte reinverkaufen von Rechnung über Buchhaltung, Payments und die Kontoführung bis hin zu Kredit, Factoring, Leasing und sind dann die einzelnen Player durchgegangen. Penta als wirklich auf Kapitalgesellschaften ausgerichtet, Contest, First und Holvi mehr so als selbstständigen Freiberufler-Konten, Pleo als sozusagen interessanter Feature-Gedanke und Nufin auch als sozusagen Stoßrichtung dort, hat Spezialbanken wie die Apo, die Skat und eben gerade auch nochmal Fido angerissen, also ich glaube, das war ein sehr guter, bunter Ritt und freue mich, wenn wir jetzt ganz viele Werbepartner-Anfragen haben. und noch mehr freue ich mich, wenn Leute mit uns diskutieren und mit dir diskutiere ich natürlich am liebsten, lieber André, da freue ich mich schon ganz doll aufs nächste Mal.
André Bajorat: Danke Joel, hat Spaß gemacht. Also war ein Thema, was mich irgendwie auch immer wieder rumtreibt und ich habe auch so ein paar Themen wie eine Apo-Bank, wo ich sage so, geile Bank, macht mal richtig was richtig Gutes.
Joel Kaczmarek: In diesem Sinne, danke dir und bis zum nächsten Mal.
André Bajorat: Ciao. Tschüss.