Diese Geschäftsmodelle entstehen mit der PSD2

26. März 2019, mit Joel KaczmarekAndre BajoratMiriam Wohlfarth

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen FinCast-Podcast von Digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute komme ich in den Genuss unserer PSD2-Fortsetzung mit der lieben Miriam und dem guten André.

Miriam Wohlfahrt: Hallo ihr beiden. Hallo ihr Lieben.

Joel Kaczmarek: Hallo ihr beiden. André, bei dir gibt es ja spannende Neuigkeiten. Damit fangen wir mal an. Herzlichen Glückwunsch. Du hast dich hier zusammengemerged mit einem anderen Unternehmen und unter das Dach von FinLib geschoben. Herzlichen Glückwunsch.

André Bajorat: Ja, dankeschön. Waren in der Tat zwei mindestens aufregende Wochen, aber auch die Wochen davor waren sehr aufregend, weil wir natürlich etwas gemacht haben, was normalerweise nicht Firmenalltag ist, nämlich in der Tat, was du gerade beschrieben hast, Firmen zusammenzuführen. Total richtiger und guter Schritt, Figo zusammenzuführen mit FinReach und das Ganze unter dem Dach von FinLib und agieren jetzt aus zwei Standorten in Berlin und in Hamburg und freuen uns sehr darüber, dass wir diesen Schritt gemacht haben.

Joel Kaczmarek: Und alle Welt fragt sich, was macht der Bio-Rad jetzt eigentlich?

André Bajorat: Ja, ich sagte ja gerade schon im Vorgespräch, dass es eigentlich lustig ist, dass es manche Leute mehr beschäftigt hat, als dass wir es eigentlich tun. Und was wir tun, ist, glaube ich, wirklich das Interessante, dass wir jetzt viel, viel stärker auf diesen ganzen PSD2-Dingen, über die wir gleich auch sprechen werden, Lösungen bauen können. Und ich selber werde darin auch weiterhin eine Rolle haben, werde weiterhin einer der Shareholder bei FIGO sein, werde weiterhin im Board sein. Und welche Rolle ich sonst auch danach einnehmen werde in dem ganz neuen Universum, das definieren wir gerade.

Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, man darf ja ruhig sagen, dass wir jetzt aktiv darüber reden, ob wir die Digitalkompaktbank mit dir an der Spitze aufmachen, die erste auditiv geführte Bank.

André Bajorat: Auch eine schöne Idee, genau, auch eine schöne Idee, aber plötzlich das Thema Audio als Bank, ich glaube, ich weiß nicht, ich glaube, wir müssen was anderes anfangen.

Joel Kaczmarek: Voicebanking ist es da, ne? Ja, guck mal hier. Miriam denkt schon den richtigen Buzzwords.

André Bajorat: Ja, genau.

Joel Kaczmarek: Gut, aber apropos Banking. Heute soll es nochmal um die PSD 2 gehen und in dem Fall nochmal konkreter, was für Geschäftsmodelle sich daraus eigentlich ergeben. André, du bist ja so der Könner in Sachen Banking schlechthin, deswegen mache ich ja hier auch Bankscherze mit dir immer. Magst du nochmal in zwei Sätzen zusammenfassen, für alle, die unsere erste Folge verpasst haben, was die PSD 2 ist, dass wir die so ein klein wenig abgeholt haben und anregen, den Podcast nochmal nachzuhören, bevor wir dann mal wirklich in die Use Cases abtauchen?

André Bajorat: Ja, total gerne. Eigentlich müsste Miriam es jetzt zusammenfassen, weil sie den ersten Podcast ja auch hätte hören können und jetzt eine wunderbare Summary geben könnte, wenn man so ein bisschen Schule spielt, aber machen wir nicht. Ich mache das gerne.

Miriam Wohlfahrt: Ganz schön fies, ja.

André Bajorat: Die PSD2 ist eine europäische Richtlinie, die im letzten Jahr in Kraft getreten ist und schon längere Zeit in der Vorbereitung war. Und neben einigen anderen Dingen, über die wir jetzt gar nicht so im Fokus sprechen, zwei Dinge regelt. Auf der einen Seite, dass alle europäischen Banken ihre Infrastrukturen für bestimmte Funktionen kostenlos für Dritte öffnen müssen. Klingt ein bisschen abstrakt, aber was heißt das? Du kannst in der Zukunft ab September 2019 ganz offiziell über sogenannte APIs mit allen europäischen Banken sprechen, das heißt Überweisungen ausführen und Umsätze von Kunden auslesen. Voraussetzung ist immer, dass der Kunde dem zustimmt, der Kunde das also möchte, der Kunde hat seine Überweisung ausführen möchte oder aber einem Dritten, dem sogenannten TPP, Third-Party-Provider, den Zugang auf sein Konto erlauben möchte. Weitere Voraussetzung ist, dass dieser TPP über eine Lizenz verfügt, über eine Lizenz, die er halt bei einer nationalen Aufsichtsbehörde beantragt bzw. sich registriert hat. Und das ist eigentlich das, das heißt, Infrastruktur von Banken öffnet sich, kostenlos für Dritte, unter der Voraussetzung, dass diese Dritten sich haben lizenzieren, registrieren lassen und der Kunde in dem Use Case dieses jeweiligen Dritten diese Freigabe gegenüber seiner Bank und gegenüber dem Dritten erteilt.

Joel Kaczmarek: So, also ich konnte, während du gesprochen hast, Miriam zu gucken. Die hat dir gerade SMS mit vielen Totenköpfen geschickt. Stell dich schon mal drauf ein. Aber deine Zusammenfassungsfähigkeiten suchen ihresgleichen. Dafür den ganz herzlichen Dank. Du müsstest das übrigens öfters machen, finde ich. Du machst ganz tolle Podcasts. Habe ich auch bei Permanent Banking schon gehört, um dich mal zu loben.

André Bajorat: Vielen Dank.

Joel Kaczmarek: Gefällt mir gut. So, und wir können ja vielleicht mal den Start ins Thema wagen, indem wir mal die Use Cases sozusagen aufgreifen, die eigentlich so die Ursprünge der PSD 2 waren. Da gab es ja so ganz spezifische Faktoren teilweise. Also ich habe mir so ein Stichwort Sofortüberweisung notiert und vielleicht magst du ja nochmal ein bisschen Autos Blick geben, was sonst so eigentlich mal der Startpunkt dessen war.

André Bajorat: Ja, gerne. In der Tat waren die Kollegen von Sofortüberweisung einer der wesentlichen Treiber dessen, was wir halt jetzt unter heute unter der PSD 2 verstehen. Und Sofortüberweisung war eins. Witzigerweise gab es gerade heute einen Artikel auf IT-Finanzmagazin vor dem Rudolf Linsenbart dazu, wo der auch so ein bisschen zurückgeguckt hat. Die Kollegen von Sofortüberweisung haben sich Mitte der 2000er gedacht, warum kann man eigentlich nicht das immer stärker werdende Online-Banking, die Nutzung der Kunden fürs Online-Banking nicht auch für E-Commerce-Payments benutzen. Und dann haben die halt sogenannte Push-Payments geschaffen und haben halt mit der Marke Sofortüberweisung ein neues Payment-Scheme geschaffen. Auch ganz viele Buzzwords. Was heißt das? Sofortüberweisung hat halt, ohne dass es eine PSD2 gab, einfach nur als technischer Dienstleister eine Verbindung zu Banken aufgebaut. Da gab es in Deutschland schon immer sowas wie HWCI und Fintes. Und für Banken, die das nicht gemacht haben, konnte man halt Greenscraping betreiben. Und der Kunde hat dann halt seine Online-Banking-Zugangsdaten, die er von seiner Bank bekommen hat, genutzt, um in E-Commerce-Shops, am Anfang war der größte Merchant bei denen Conrad, Conrad Elektronik, um dort halt Überweisungen ausführen zu können. Also neben der Kreditkarte und dem der Lastschrift und neben sowas wie Rate Pay, also Kauf auf Rechnung, konnte man dann damals plötzlich mit der Überweisung bezahlen. Und der Name Sofortüberweisung hat natürlich irgendwie auch echt einen guten Klang gehabt und das haben die Kollegen damals aufgebaut. Das fanden die Banken so semi-gut und weil sie auch selber ein System hatten, was sie damals aufgebaut haben, ungefähr parallel, nannte sich GiroPay. Angelehnt oder aufbauend ein bisschen auf dem Gedanken, der in den Niederlanden sehr erfolgreich war, nämlich ideal, dass die Banken im Grunde genommen ihr Online-Banking in den E-Commerce-Shop reinbringen. Das hat in Holland super funktioniert, in Deutschland halt mit Giropay leider nicht ganz so erfolgreich und Sofortüberweisung hat das aber sehr, sehr erfolgreich gemacht. Und plötzlich gab es einen Streit, einen Streit zwischen den Banken und den Kollegen von Sofortüberweisung. Und da hat man sich halt irgendwie nicht mehr wirklich richtig vertraut und hat sich wirklich gestritten darüber, ob denn der Kunde das darf, ob Sofortüberweisung das darf, ob die Banken das denn verhindern können oder nicht verhindern können. Und das in Summe hat im Grunde genommen dazu geführt, dass dann irgendwann der Regulator sowohl Kartellbehörden als auch halt der Regulator in Brüssel gesagt hat, warte mal, irgendwie dieser Streit ist komisch, eigentlich wollen wir Wettbewerb und eigentlich möchten wir gerne, dass solche Innovationen wie Sofortüberweisung entstehen können. Lass doch mal darüber nachdenken, wie wir so etwas halt als Infrastruktur öffnen können. Zeitgleich gab es halt auch schon Apps und Dienste wie zum Beispiel ein Outbank, die es uns als Kunden ermöglicht hat, in einer neutralen Umgebung unsere verschiedenen Bankkonten zu aggregieren. Das gab es auch schon in den 80ern und 90ern auf Basis von BTX. Aber so mit dem aufkommenden iPhone, mit den aufkommenden Apps gab es dann mehr und mehr Dienste, wo solche sogenannten Account Information Services interessant für den Kunden wurden und erfolgreicher wurden. Und da haben dann halt auch die Wettbewerbs- und die Aufsichtsbehörden gesagt, das ist doch eigentlich ganz spannend, wenn so etwas im Grunde genommen unter der vernünftigen Aufsicht passieren kann. Und so sind so Outbank in Deutschland, Sofortüberweisungen in Deutschland typische Treiber der PST2 gewesen und Dienste, die schon lange davor da waren.

Joel Kaczmarek: Guck mal, das ist doch irgendwie immer schön zu sehen, wie so Disruption quasi zu Verbesserungen auch in der Politik führen kann.

André Bajorat: Total. Also ich finde die PSD2 ein total gutes Beispiel dafür, wie in der Tat erste Dienste wirklich zu Veränderungen, zu Nachdenken führen und dann wirklich auch zu nachhaltiger Veränderung der Rahmenbedingungen führen. Echt total interessant, wie das hier an der PSD2 erfolgt ist.

Joel Kaczmarek: So, und jetzt wollen wir heute die weiteren Use Cases, die sich daraus ergeben, durcharbeiten. Eine Geschichte, die mir als erstes da einfällt, wäre ja zum Beispiel das ganze Thema Kreditantragsstrecke. Da haben wir das vorletzte Mal drüber gesprochen, über Kredite. Und das ist ja eigentlich so ein typisches Miriam-Thema, weil es ja auch viel um Scoring geht. Also ist das so auch einer der ersten Use Cases, der dir in den Kopf kommt? Miriam oder Miriam?

Miriam Wohlfahrt: Miriam. Ich wusste nicht, wer angesprochen ist. Was lustig ist, weil eigentlich hat mich André, das war 2014, Ende 2013, Anfang 2014, auf ein Thema gestoßen. Da habe ich dann zum allerersten Mal über PSD2 und überhaupt über APIs und sowas gehört. Und Fintech war zu dem Zeitpunkt auch noch nicht so in meiner Welt zu Hause, weil ich war in der Payment-Welt. Und früher war für mich Fintech nicht unbedingt Payment. Heute ist es irgendwie alles eins, Payment and Banking. Aber damals war Payment eine andere Welt. Und wir bei RatePay haben natürlich immer Scoring gemacht und haben im Prinzip die Bonität bewertet von Menschen aufgrund von Daten, die wir quasi, die öffentlich zugänglich sind, beziehungsweise die zugänglich sind, wenn der Kunde damit einverstanden ist, zum Beispiel Schufa-Daten oder sowas. Und wir hatten auch häufiger Anfragen von großen Online-Händlern, die auch vielleicht Hochrisikoprodukte verkauft haben, wie Apple Computer oder eben solche Dinge, die man leicht im Internet wieder verticken kann. Jetzt musst du dir überlegen, wir geben ja im Prinzip Kredit an Menschen, die wir nicht wirklich kennen. Das ist gar nicht so einfach. Das heißt, die Tools, die wir nutzen, es geht immer darum, möglichst gut abzuschätzen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass das hier kein Betrug ist und dass die Person das nachher auch bezahlen kann. Und es wäre natürlich von unschätzbarem Vorteil, wenn du weißt, wie wirklich die Bonität ist, wenn du richtig gucken könntest. Und du hättest natürlich ein zusätzliches Merkmal zur Identifikation. Und ich habe damals mit André darüber diskutiert und André meinte eigentlich zu mir, naja, du könntest eigentlich wunderbar den Kunden über Figo zugreifen lassen auf das Bankkonto. bzw. ihr könntet mit Einwilligung des Kunden auf das Bankkonto zugreifen und könntet sehen, wie der Kontostand ist, wie die Konterbewegung ist und einfach daraus eine Art Score ableiten, wenn der Kunde dem zustimmt. Und ich fand die Idee damals sensationell. Ich war total on fire und wollte das unbedingt machen, weil ich dachte, wow, jetzt können wir hier den Markt komplett revolutionieren und können das viel, viel besser machen. Und habe das damals auch dem Kunden vorgeschlagen. Und der war, ich sage mal, die erste Reaktion dieses Kunden war auch echt sehr positiv. Der war so, wow, es wäre super, wenn wir das in Echtzeit machen könnten und dann sofort Zusage mit größeren Warenkörben und so. Allerdings habe ich ihm dann auch erklärt, naja, das ist dann so, der Käufer muss dem zustimmen, dass man auf sein Konto guckt. Und das war so eine Welt, da dachte ich, ich weiß auch nicht, muss ich erst mal mit meinem Chef besprechen, ob wir das wollen. Dann gab es in diesem Unternehmen leider einen Managementwechsel und dann hat sich dann niemand mehr getraut, das zu machen. Dann ist leider das Projekt echt eingestampft worden. Ich fand es total schade, weil wir hatten schon die Verträge mit André unterschrieben und wir wollten echt loslegen. Wir hatten das schon eingeplant, dass wir das jetzt starten, das Projekt. Aber uns ist dann leider der Kunde verloren gegangen und dann haben wir es gelassen, weil das war dann einfach auch zu teuer, das zu machen. Das war sehr schade. Aber das war eigentlich von der Zeit voraus. Das ist jetzt fünf Jahre her und heute redet man da ganz viel drüber. Jetzt ist das was Normales. Das ist schon interessant.

Joel Kaczmarek: Okay, also quasi Rechnungskauf, Payment haben wir schon mal als Themen und irgendwie Kreditstrecken, also da passt das ja genauso. Also Scoring ist ja genau in diesen Faktoren im Prinzip. Und da kann man ja Rechnungskauf als eine Form von Payment betrachten.

Miriam Wohlfahrt: Und Identität.

Joel Kaczmarek: Was ich ja sonst auch immer öfter sehe, ich glaube, da bist du sogar auch relativ tief drin, André, oder du kennst, glaube ich, die Player, ist so Buchhaltungssoftware. Also ich sehe immer öfter jetzt, dass man seine Buchhaltungssoftware mit seinem Konto abgleichen kann, wo ich immer vermuten würde, dass das auch irgendwie ein PSD-2-Thema ist, ne?

André Bajorat: Total, also das ist von einigen Buchhaltungssoftwaren dann auch noch nicht so ganz verstanden, beziehungsweise noch nicht so ganz gesehen, dass sie wirklich dann auch im PSD2-Fokus sind oder im Scope, wie man so schön sagt, aber in der Tat ist es genau so ein typischer Use Case, wo du dein Konto auf der einen Seite als Informationsquelle für offene Postenmanagement zur Verfügung stellst oder bereitstellst und gleichzeitig natürlich dann auch Rechnungen darüber bezahlen kannst oder Zahlungen ausgleichen kannst. Also ist mittlerweile, würde ich sagen, in allen modernen Buchhaltungstools Standard. dass du dein Online-Banking-Konto verbindest und dass du darüber Zahlungen ausführen kannst.

Joel Kaczmarek: Was siehst du sonst noch so als Cases? Also ich würde dir mal tippen, rund um Konten gibt es generell ganz viele Faktoren. Also, weiß ich nicht, Kontowechsel, Multibanking, solche Geschichten. Aber was siehst du sonst noch als Cases, was es schon gibt, was man mit PSD2 schon tut?

André Bajorat: Naja, also was Miriam gerade beschrieben hat, klang ja eher so, als wenn das irgendwie gar nicht so richtig bei ihr nicht live gegangen ist, aber es gibt natürlich eine ganze Menge, die halt mittlerweile die Kreditantragsstrecke mit Kontodaten sozusagen verbinden. Also warum? Weil das Konto eine unglaublich große Wahrheit wiedergibt und du auf die Art und Weise auch sowas wie eine Haushaltsrechnung automatisiert erstellen kannst. Also das ist ein unglaublich großer Use-Case für PSD2. Dann natürlich das ganze Thema Multi-Banking, also da, wo wir vorhin drüber sprachen, wo es auch herkommt, also aus der Out-Bank-Welt. So haben ja auch viele Banken mittlerweile ihren Kunden den Service zur Verfügung gestellt, andere Bankkonten von anderen Banken mit zu aggregieren, mit zu integrieren. Großer, großer Case. Und was halt gerade so entsteht, ist ganz viel im Bereich Vertragsmanagement, also dass du eine App oder einen Dienst hast, der dir automatisiert aus deinen Umsätzen vorschlägt, welche Dauerschuldverhältnisse du hast, um diese möglicherweise kündigen zu können, um die möglicherweise vergleichen zu können. Ihr habt vielleicht beide die Höhle der Löwen gesehen letztes Jahr mit den Jungs von Finanzguru, die ja sehr erfolgreich da drin waren und wo Carsten Maschmeyer dann auch das Investment gemacht hat. Das ist ein typisches Beispiel eines Mixes aus Multibanking und Vertragsmanagement. Und da sehen wir gerade eine ganze Menge Sachen entstehen. Kontowechsel hast du schon gesagt. war ein starker Treiber vor etwa zweieinhalb Jahren, wo ganz, ganz viele Dienste entstanden sind, wie Fino, wie Finreach, wie Avato, die halt die Kontodaten als Grundlage benutzen. Steuererklärung, auch ein Case. Und das Thema User-Identifikation, was Miriam gerade schon gesagt hat, ist auch immer wieder ein klassischer Case, wo heute schon Partner die PSD2-APIs benutzen.

Joel Kaczmarek: Okay, also eigentlich hat man so ein paar typische Säulen. Ich sage mal, alles, was mit Scoring und Identifikation zu tun hat, alles, was mit typischen führen von irgendwie Verträgen und oder Konten zu tun hat und dann halt, was sich daraus teilweise als Anwendungsfälle ergibt, sei es jetzt irgendwie im Steuerbereich oder sogar im Bezahlbereich. Was erwartet ihr denn noch, was da noch kommen könnte? Das sind ja bisher noch latent naheliegende Sachen. Gibt es irgendwie auch exotischere Dinge oder kann man schon Sachen irgendwie sehen, die sich abzeichnen?

André Bajorat: Da kommen natürlich noch eine ganze Menge an Cases auf uns zu. Also ich glaube gerade im Versicherungsumfeld werden wir eine ganze Menge Dinge sehen, dass du halt dein Konto möglicherweise einer Versicherung freigibst, sodass sich der Berater besser onboarden kann. Ich glaube, du wirst im E-Commerce eine ganze Menge mehr an Payments sehen. Im Bereich Loyalty entstehen gerade eine ganze Menge Lösungen. Also ich weiß nicht, ob du Die Jungs von OptioPay kennst, die haben zum Beispiel einen Dienst, der nennt sich Geldboost. Da connectest du dein Konto und dann überprüfen die halt oder überwachen im Grunde genommen dein Konto. Und immer wenn neue Zahlungen auf deinem Konto eingehen, kannst du diese Zahlungen in Teilen oder ganz umwandeln in Gutscheine mit einem Rabatt darauf. Will heißen, wenn 100 Euro auf deinem Konto eingehen, kannst du sagen, okay, diese 100 Euro verwandle ich in einen 110-Euro-Gutschein von Zalando. Also das ist einfach ein schöner Service, wo du einfach im Grunde genommen Liquidität umwandelst in Shopping-Möglichkeiten. Und dann siehst du sowas wie Vorsorgelücken, die erkannt werden, also dass du halt ein schlaueres und smarteres Anlageverhalten aus den Kontoumsätzen heraus ableitest. Also da entstehen gerade ganz viele Dinge. Und jetzt ist es so, bis vor kurzem war PSD 2 etwas, was bei vielen Leuten irgendwie schon mal angekommen ist, im Ohr. Und jetzt geht es gerade in den Kopf von vielen Leuten. Und jetzt merkst du, dass da viele Leute drüber nachdenken und dass da wirklich echte Use Cases entstehen. Und das Witzige ist, ich kann mir die gar nicht alle ausdenken. Und Miriam wahrscheinlich auch nicht und du auch nicht. Wir zusammen können schon auf eine ganze Menge kommen. Aber was halt immer wieder auffällig ist, dass solche Bankathons und Hackathons Immer wieder unglaubliche Ideen hochbringen. Also das war jetzt gerade. am letzten Wochenende hat die Allianz einen gemacht in München. Da sind wieder Lösungen entstanden, auf die kommst du gar nicht. Einfach nur auf Basis dieser Kontodaten. Und das ist, glaube ich, das Interessante, was wir auch in den nächsten Monaten und Jahren immer wieder sehen werden, dass da Lösungen entstehen, die wir uns selber nicht hätten ausdenken.

Joel Kaczmarek: Ich meine, was ist denn sonst mit dem ganzen Thema, ich sage mal, Versicherung und Finanzberatung? Weil wenn ich mich mal so zurückerinnere, so die MLPs und OVBs dieser Welt, die setzen ja mal irgendeinen Onkel hin, dann musst du da deine drei, vier, fünf Seiten irgendwie ausfüllen mit erstmal irgendwie alles safe, dass du ordentlich beraten wurdest, bla bla. Aber was ja eigentlich immer am Anfang steht, ist ja immer so eine typische Bestandsaufnahme und dann wird ja auch gerne mal so der erste des Jahres oder das Halbjahr oder was weiß ich genutzt, um zu sagen Lass uns mal ein Recap machen, ob du irgendwie nicht unterversichert bist, wie deine Finanzlage ist etc. pp. Also worauf ich hinaus will ist, kann man auf der Basis von so etwas nicht sogar auch eine Art von Automatisierung fahren, dass man irgendwie Finanzdienstleistungen, Versicherungsleistungen einfach mal anhand der Kontobewegung, also an dem de facto Finanzverhalten der Menschen quasi orientiert und so wie man Anlageempfehlungen geben kann, das auch irgendwie auf Basis mit PSD2 als Lesegrundlage sozusagen für Finanzberatung?

André Bajorat: Total. Also passiert auch gerade in der Tat. Das meinte ich gerade damit. Also ich sagte, das ist so in den Ohren vor längerer Zeit angekommen und jetzt gerade fängt es an, im Kopf zu arbeiten und diese Use Cases entstehen. Und gerade aus der Insurance-Ecke und aus der Anlage-Ecke entstehen gerade genau diese Lösungen. Weil das Onboarding und diese Beratung, die ja immer dazu führt, dass du eigentlich irgendwelche Ordner raussuchst, irgendwelche PDFs raussuchst, das will ja keiner machen. Und da ist natürlich das Konto als Basis, als Quelle unglaublich hilfreich, um diese Onboarding-Zeiten massiv zu reduzieren, die Genauigkeit der Angaben total nach oben zu treiben. Wir haben sogar Partner, die sagen, eigentlich würde ich das wunderbar gerne machen. Ich würde gerne das Konto in meinen Prozess einbinden. Aber das Scoring ist dann so gut, dass ich möglicherweise die Kunden fast ablehnen müsste, als wenn sie sonst lügen. Weißt du, also das ist Die Auswahlquote ist ansonsten bei denen so gering, dass sie auch mal akzeptieren, dass ein Kunde nicht unbedingt immer die hundertprozentige Wahrheit sagt. Und das Konto sagt natürlich die hundertprozentige Wahrheit. Fand ich echt spannend.

Miriam Wohlfahrt: Bin nur gespannt, wie die Nutzer das auch annehmen werden. Also das war für uns ja immer diese Hürde. Machen wir das? Machen wir es nicht? Bauen wir es ein? So eine zusätzliche Abfrage. Bei uns geht es immer darum, um maximale Conversion extrem schnell zu antworten. Antwortzeiten unter 0,3 Sekunden, das schaffst du ja gar nicht, wenn du da noch eine Hürde einbaust. Wir haben ja auch eher kleinere Beträge.

André Bajorat: Also ich bin bei dir, Miriam, also beim Thema Antwortzeiten und beim Thema, wie schnell kommst du an die Kontodaten. Das ist in der Tat ein Stück weit eine Hürde. Das heißt also in so schnelldrehende, super zeitkritische Kontos, Fälle, da ist es immer ein bisschen schwieriger, weil das Online-Banking-Konto nicht so rasend schnell ist, wie so andere Systeme, auf die du zugreifen kannst. Aber die Nutzung bzw. die Akzeptanz von Kunden ist erstaunlich hoch. Also die Das ist dann immer die zweite Frage. Speed, wie schnell greifst du zu? Und dann die Conversion-Hürde, die du damit möglicherweise nach oben schraubst. Du musst dem Kunden halt immer einen Vorteil bieten. Also er muss wissen, warum tue ich das gerade? Und sobald du diesem Kunden diesen Vorteil geboten hast, ist das gar kein Conversion-Killer. Ganz im Gegenteil. Also Kunden machen das dann wirklich nicht gerne. Also gerne ist immer so ein bisschen ein komischer Begriff dafür. Aber mit einer großen Bereitschaft, weil sie halt wissen, das hilft mir. Also gerade den Case, den Joel gerade beschrieben hat, den finde ich halt auch super, super interessant. Aber das macht ja keinen Spaß, alle Verträge rauszusuchen.

Miriam Wohlfahrt: Total.

André Bajorat: Das ist ja totaler Pain. Und die kriegst du natürlich auf die Art und Weise viel, viel schneller, viel, viel einfacher raus. Und da ist der Nutzen sofort da.

Miriam Wohlfahrt: Das glaube ich auch. Aber bei Krediten zum Beispiel im Moment, ich sage jetzt mal bei uns, wie gesagt, ist der Nutzen im Moment nicht da, weil es einfach schnell gehen muss und es sind eher kleinere Beträge. Wir brauchen es im Moment nicht so. Aber jetzt lass mal die Zeit, keine Ahnung, die Zinsen ändern sich. Es geht mehr darum, gute Zinsen zu bekommen und günstigere Kredite und höhere Kredite. Ich glaube schon, dass man das in Zukunft darüber besser machen kann.

André Bajorat: Also es gibt auch so wunderbare Beispiele, wo du halt auch so einen Dauercase aufgemacht hast. Also die Kollegen von Check24 zum Beispiel. In der App kannst du mittlerweile dein Konto verbinden. Und dann geht es ja nicht darum, dass die dann in Real-Time ganz, ganz schnell darauf zugreifen, sondern die lassen sich halt einen Dauerexzess auf dein Konto geben und erinnern dich hin und wieder mal daran, dass du möglicherweise eine Versicherung oder einen anderen Vertrag hast. Und das ist halt wirklich der interessante Case. Also du musst halt deine Cases sehr, sehr gut eigentlich auf den Alltag des Kunden anpassen. Und da kommen wir dann wieder zum smarten Sparen, zu Vorsorgelücken, zu Verträgen, die du hast, die halt alle nahezu auf dem Konto sichtbar sind. Nicht alle, aber fast alle dieser ganzen Verträge, dieser ganzen, ich sage das immer so ein bisschen sperrig, Dauerschuldverhältnisse sind erkennbar und daraus kannst du so unfassbar viel ableiten.

Joel Kaczmarek: Wollte ich dich sonst gefragt haben, Miriam, also deine ursprünglich mal avantgardistische Idee zu sagen, du kannst in Realtime ein Konto von jemandem scannen, um die Bonität von ihm zu prüfen. Das heißt, ihr denkt über solche Sachen aktuell jetzt gar nicht mehr nach, wo das ganze Thema so vorangetrieben wurde?

Miriam Wohlfahrt: Doch, natürlich, wir denken immer über solche Sachen nach und gucken und prüfen das immer, wo wir da im Moment stehen. Wir hatten ja lustigerweise hier auch bei dem Bankathon, den hat ja unser Team, den letzten hat ja unser Team gewonnen von Ratepay, weil wir natürlich auch darüber nachdenken, da war es um so eine kleine FinCAT, hieß das, im Prinzip ein Anlagesystem für Kinder, um wie können Kinder schlau sparen mit Zugriff auf das Konto. Also wir gucken uns schon viel an, was da geht und was da gemacht werden kann. Nur wie gesagt, im Moment passt es einfach nicht so ganz in unsere Produktlinien hinein. Das heißt aber nicht, dass das nie der Fall ist. Also das kann ich nicht sagen, was in zwei Jahren ist.

André Bajorat: Also übrigens, Joel, nochmal zum letzten Bankeson. Also da war übrigens auch ein Beispiel, wo man wahrscheinlich jetzt am Anfang sagt, was für ein Schwachsinn, aber ehrlich gesagt war eine Lösung, dass du dein Bankkonto connected hast und auf Basis der Daten aus dem Bankkonto im Grunde genommen ein Tinder-Date gemacht hast. Und Leute nicht nur einfach auf Basis von irgendwelchen Fake-Angaben oder von ihren Facebook-Profilen abgeglichen worden sind, sondern halt auf Basis dessen, wofür sie Geld ausgeben.

Miriam Wohlfahrt: Und du kannst dann auch sagen, okay, ich suche jetzt einen reichen

André Bajorat: Das ist die typische Sicht darauf, so würde ich sie gar nicht sehen, sondern eher, wofür gibst du cool aus? Bist du eher jemand, der essen geht? Bist du eher jemand, der reist? Bist du eher jemand, der das und das tut? Das fand ich einfach auch, also das war natürlich irgendwie dann nur ein Showcase, aber ich will nur sagen, die Daten, die da drin sind, sind natürlich für unfassbar viele Use Cases dann echt interessant. Und das fand ich einfach nur sehr, also fast schon plastisch, was du alles daraus machen kannst.

Joel Kaczmarek: Ja, aber das ist ja in der Tat, da merkt man, welche Kreativität man entwickeln kann, dass man quasi Identitätsableitungen, Persönlichkeitsableitungen anhand des Kontos macht. Also ein bisschen so wie Kreditkarten eine Scheidung schon zwei, drei Monate vorher sehen, bevor man es überweist ungefähr.

Miriam Wohlfahrt: Total, du siehst ja auch ganz viel in dem Konto. Das ist natürlich schon interessant. Ich meine, das ist ja eine extreme Informationsquelle.

André Bajorat: Und damit natürlich auch einer der Punkte, den viele als Gefahr sehen. Also ich weiß nicht, ob ihr euch erinnert, es gab ja auch dann die Aussage vor knapp einem Jahr, als dann gesagt wurde, jetzt kann Amazon auch unser Konto sehen. Ja, natürlich, wenn du und Miriam und ich demnächst Amazon den Zugang auf unser Konto freigeben, kann das passieren. Aber das werden wir im Land tun, wenn wir das Gefühl haben, Amazon macht damit was Gutes in unserem Sinne. Aber das ist natürlich ein weiterer Datenschatz, der da gerade geöffnet wird, der natürlich auch von den großen Plattformen, von den großen Ökosystemen, wie auch immer wir sie jetzt nennen mögen, welches Buzzword wir dafür benutzen wollen, für die Google, Amazons, Facebooks, Apples dieser Welt, die natürlich auch für die super, super interessant sind. Die haben das aber bisher nicht auf der Agenda gehabt. Weil das, was wir heute in der, ich sage mal, vor PSD2-Welt sehen, ist relativ national gewesen. Und für die würde es erst dann interessant, wenn es europäisch ist. Und das erleben wir halt gerade. Also Europa geht gerade los und im September 2019, also jetzt gar nicht mehr lange hin, halbes Jahr, werden halt alle europäischen Banken diese Schnittstellen haben, diese APIs haben. Und dann würde es halt auch interessant für diese ganz, ganz großen Player sein.

Miriam Wohlfahrt: Das hast du ja heute in China schon. Also WeChat ist ja nichts anderes als im Prinzip ein Kreislauf, in dem alles so miteinander zusammenhängt, wo man genau sehen kann, wo das Geld fließt. Und dann werden gezielt Angebote dem Menschen gemacht, was er sich leisten kann. Keine Ahnung, es wird geguckt, welche Art von Waren kaufst du, wie machst du Geldanlage. Und es geht ja alles darum, eben auch gezielt Werbung zu schalten und Marketing aufgrund der Ausgaben. Und du hast einen Kreislauf, wo alles zusammenfließt.

Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, was André von Mizzalando gemeint hat mit dem Gutschein, das ist ja de facto eigentlich irgendwie eine Form von Loyalitätsprogramm sonst auch. Also kann man ja auch in so eine Stoßrichtung sozusagen vorwagen, dass man Angebote zuspitzen kann, basierend auf den Interessen, dass man Loyalität betont, indem man halt vielleicht schon weiß, okay, du kaufst dir irgendwie jeden Herbst neue Schuhe, fällt wohl bald wieder an, kannst hier einen Gutschein haben und so, also

André Bajorat: Das machen die Kollegen von OptiPay auch sogar in Kooperation mit Banken. Also die haben das gemeinsam gemacht mit den Kollegen von den Volks- und Wahlweisenbanken. Ich glaube, das nennt sich, ich habe den Namen vergessen, VR, weiß ich nicht mehr genau. Und das ist super. Also guck mal, die Banken sitzen momentan auf diesen Informationen, machen daraus aber viel zu wenig heute. Und da können natürlich solche Kooperationen mit Fintechs auf Basis dieser Bankdaten unglaublich viel helfen, daraus echt einen Mehrwert zu drehen für dich, also für den Kunden, aber für die Bank möglicherweise auch, weil Zalando ja in der Regel halt beiden Seiten. was davon?

Joel Kaczmarek: Glaubst du denn, dass zum Beispiel in Richtung von sowas wie DSGVO sich da nochmal einiges tun wird, dass man halt diesen Datenfaktor nochmal ganz viel stärker reglementiert, weil es ist ja eine durchaus berechtigte Sorge, wenn man so viel über mich weiß, wenn da so viel Herzinformationen drinstehen, dass man das dann nochmal ganz anders quasi reglementieren muss?

André Bajorat: Naja, reglementiert ist es ja. Also es ist ja immer on behalf of the Kunde. Und das ist ja wirklich der wichtigste Punkt. Also diese Daten darf kein Dritter benutzen, ohne dass ich als Kunde dem das zugesagt habe. Und so etwas wie ein Consent-Management ist in der PSD 2 vorgesehen. Das heißt, wenn du halt einem Dritten, der dann plötzlich den Zugang zu deinem Konto bekommen hat, also die Erlaubnis bekommen hat hast du auch immer das Recht, diesen Zugang wieder zu entziehen. und halt auch das Recht zu sagen, lösche diese Daten wieder. Also da spielen schon ein bisschen DSGVO und PSD2 Hand in Hand, aber letztendlich geht es ja auch in der DSGVO sehr, sehr stark auch darum, dass du einen Kunden hast, der halt mit der großen Souveränität und, wie sagt man so schön, Datensouveränität ist es eigentlich. damit umzugehen vermag hoffentlich. Und das ist etwas, was in der PSD 2 auch im Grundgedanken mit drin ist. Gleichzeitig aber halt auch ein Stück weit wird er geschützt, weil er zukünftig auch einen zweiten Faktor mit eingeben muss, also eine Strong Customer Authentification hat. Ein Zugang auf das Konto nicht für unendlich gegeben wird, sondern alle 90 Tage erneut einen Zugang erteilt werden muss. Also du hast da schon so ein paar in Anführungszeichen Hürden für den Anbieter drin. aber damit auch Schutzmechanismen für den Endkunden in der PSD2 drin, die ein Stück weit sich aus der DSGVO auch mit ergeben haben.

Miriam Wohlfahrt: Also wenn du einfach siehst, es kommt ja eigentlich immer mehr das Thema, aber Identität wird ja dann immer das immer größere Thema. Also letztendlich, ich meine, wenn der Nutzer, es geht ja um die Selbstbestimmung, was passiert eigentlich mit meinen Daten? Ja, aber das wissen ja viele gar nicht mehr. Deshalb glaube ich schon, dass es da auch nochmal neue Sachen in der Zukunft geben muss. Weil kannst du heute sagen, du weißt eigentlich, was man mit deinen Daten macht, Und selbst wenn das im Konto dann ist, ich glaube schon, dass es da auch nochmal ganz neue Modelle gibt, die mit der PSD2 und mit der DSGVO zusammenhängen.

Joel Kaczmarek: Ich glaube das auch, man weiß ja heutzutage nicht mal mehr, wo man seine E-Mail-Adresse alles hat. Und das ist ja nochmal eine viel simplere und irgendwie zurückhaltendere sozusagen Quelle. Dann wird man auf einmal mit irgendwelchen Newslettern zugeknallt oder auf einmal wundert man sich, wieso kriegt man eigentlich Anrufe auf dem Telefon, wo haben die meine Nummer her? Und das hat ja beim Konto nochmal eine ganz andere Tragweite.

André Bajorat: Aber das meinte ich gerade mit Consent Management und das ist etwas, was auch, so hoffe ich jedenfalls, die meisten Banken momentan vorsehen. Was bedeutet das, damit wir kurz ein Bild vor Augen haben? Du wirst im Online-Banking deiner DKB, deiner Sparkasse, deiner Deutschen Bank, deiner Commerzbank, ich will das irgendwie nicht alle nennen, aber ihr wisst, was ich meine. Also im Online-Banking deiner Hauptbankverbindung wirst du halt einen Bereich haben, der sich halt Consent Management oder PST2-Dienste nennt. Und dort wirst du sehen, wem du Zugang zu deinen Bankkonten gegeben hast. Und dort wirst du halt auch sehen, wann der letzte Zugriff auf das Konto war und kannst halt dieses Recht aufnehmen, auch entziehen. Und das ist etwas, was dann wie gesagt auch ein Spiegelbild ein Stück weit zur DSGVO ist und wo hoffentlich dann ein Stück weit mehr, ja wie soll ich sagen, mehr Transparenz für den Kunden da ist und mehr Sicherheit da ist, als wir das zum Beispiel heute haben. Also heute hast du sowas ja nie. Heute weißt du ja nicht, ob du mal irgendwann jemandem Zugriff gegeben hast. und so ähnlich wie du es bei der E-Mail gerade beschrieben hast, Joel, ist es ja heute auch ein bisschen schwierig, wenn du heute einfach, keine Ahnung, deiner Buchhaltungssoftware den Zugang gegeben hast und das Dann wechselst du das Buchhaltungstool, aber hast möglicherweise vergessen, dass du denen auch schon mal Zugang zum Konto gegeben hast. Das wird dir in der Zukunft so hoffentlich nicht mehr passieren, sondern die Banken werden das hoffentlich als Service für sich auch erkennen.

Miriam Wohlfahrt: Das sind die Banken der Identitätsprovider.

André Bajorat: Ein bisschen, ja.

Joel Kaczmarek: Sehr gut. Vielleicht kommen wir nochmal zurück zu den Use Cases, dass wir das mal so ein Stück weit industriegetrieben betrachten. Also wir haben jetzt schon mal irgendwie so erste Sachen reingeworfen, wie Onboarding Cases, Versicherungen, Finanzberatung, E-Commerce. Also da hat man ja schon mal ein paar. Das heißt also vermutlich werden Versicherungen, Banken, Händler, Paymentdienstleister irgendwie Industrieplayer sein, die das Thema nutzen werden. Was fallen euch denn noch für weitere ein, von denen ihr glaubt, dass das bei denen relevant wird?

André Bajorat: Miriam, möchtest du?

Miriam Wohlfahrt: Ich überlege gerade, wer da noch dazugehört.

André Bajorat: Also ich kann da sonst auch anfangen. Also ich glaube auf jeden Fall, dass Kreditbüros, wie du es ja eh im Ausland nennst, also in Deutschland ist ja, sagt man ja eigentlich immer nur Schufa. Also die Schufas dieser Welt, die halt heute mit der Solvenz von Kunden, wie soll ich sagen, handeln oder jedenfalls die zur Verfügung stellen, die werden natürlich darauf Antworten finden müssen im Rahmen der PSD2. Sieht man ja auch, dass da schon teilweise Firmen übernommen worden sind aus dem PSD2-Kontext. Und dass da halt auch so was wie eine Experian zum Beispiel aus UK kommend auch als Account Information Servicing registriert hat. Also da wird auf jeden Fall ganz viel passieren, dass genau diese Unternehmen versuchen werden, das Bankkonto als Quelle mitzunutzen und nicht überflüssig gemacht zu werden. Weil ansonsten ist es ja auch echt eine Gefahr, weil Kreditbüros ja heute sehr häufig auf die Vergangenheit ausgerichtet sind und eine Solvenz aus historischen Daten heraus abbilden. Und jetzt natürlich plötzlich eine neue Datenquelle zur Verfügung gestellt wird mit der PSD2, die sehr real-time ist. Und trotzdem werden die, glaube ich, versuchen, das zu machen. Damit auch die Scoring-Anbieter werden das machen. Ich hatte über die Vergleichsportale gerade schon gesprochen mit CHECK. Für die ein Traum, ja, ein Traum auf das Konto des Kunden, möglicherweise auf die Kreditkarte von Kunden zugreifen zu können und darüber dann halt Vergleiche direkt auf Real Daten herstellen zu können. Also totaler Traum. Das sind so Industrien, die ich auf jeden Fall sehe. Siehst du noch welche, Miriam?

Miriam Wohlfahrt: Ja, also vor allem Tech-getrieben. Also wie gesagt, wenn wir Scoring-Anbieter, vor allem die moderneren Scoring-Anbieter, die mit Algorithmen arbeiten, die mit Machine Learning arbeiten, wenn die Zugriff darauf bekommen, das wäre natürlich schon interessant, was du da einfach rausziehen kannst. Du hast eben ein schönes Wort gesagt. Früher hat man Kredite. Ja, man hat früher eben immer entschieden aufgrund von Vergangenheitsdaten. Und wenn ich mir einfach angucke, wie wir uns auch bei Ratepay verändert haben im Laufe der Jahre, wir machen eigentlich viel mehr eine Analyse in die Zukunft hin. Ja, wie wird das Verhalten wohl sein? Und wir versuchen, Verhalten vorherzusagen. Deshalb glaube ich schon, dass sich da neue, es könnten neue Unternehmen entstehen. Weil du hast halt heute so ein bisschen in der Bankenwelt durchaus das Problem, dass es wenig solche Unternehmen gibt, die sich darauf spezialisiert haben, wirklich modernes Machine Learning zu machen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass sich dort Unternehmen etablieren, die dann auch an die Bankkonten gehen, wenn sie dürfen.

Joel Kaczmarek: Ich überlege ja sonst, was noch sonst in Richtung Geschmack sozusagen und Auswahl von Produkten interessant sein könnte. Also theoretisch könnte man ja sogar sagen, Flugreiseanbieter zum Beispiel, Reiseportale könnten jemand sein, der sich Kontodaten anguckt und dann appliziert. Wann wird gereist? Ich hänge jetzt noch so im Kopf ein bisschen an dem Tinder-Case. Also, dass man sich überlegt, wer passt menschlich zu mir zusammen? Was sind vielleicht irgendwie, also das kann man ja von der Reisegruppe übers Pärchen bis hin zu weiß ich nicht was treiben. Also, das heißt, im Commerce-Bereich gibt es eigentlich ganz viele Optionen. Das heißt, PSD2 ist per se, finde ich, in der Wahrnehmung immer eher so ein bisschen trockener Finanz-Case. Dass man denkt, oh ja, okay, toll, jetzt habe ich irgendwie Bankzugänge und Scoring. Das ist ja so ein bisschen antiseptisch, wenn man jetzt als Endkunde denkt. Also, Das beschäftigt uns vielleicht von der technischen Machart her,aber so für den Endkunden ist jetzt Scoringirgendwie nicht so das Sexiness-Thema. Während sowas, was in Richtung Kaufen, Geschmäcker, Auswahl, Produktkenntnis geht, ja nochmal ganz neue Türen irgendwie öffnet.

André Bajorat: Total. Also das musst du ja eigentlich nur auf dein Bankkonto gucken und mal die letzten 90 oder 120 Tage durchgucken. Und dann weißt du doch genau, was du für ein Shopper bist, was du für ein Einkäufer bist und was du für ein Reisender bist. Also deshalb das Thema Geschmack, was du gerade gesagt hast, ist da total daraus abbildbar.

Joel Kaczmarek: Das ist eigentlich sogar erschreckend, was für eine gute Informationsquelle das übereinsetzt.

Miriam Wohlfahrt: Das meine ich ja, das ist ja, was ich sagen wollte, wenn du das anschaust.

André Bajorat: Und gleichzeitig aber auch total bedrückend, dass derjenige, der das die ganze Zeit eigentlich auch, der daraus in deinem Sinne was machen konnte, nichts daraus getan hat.

Joel Kaczmarek: Stimmt.

André Bajorat: Das kann man sagen, wie toll. und die haben irgendwie deinen Daten nichts gemacht und so weiter. Aber ich hätte mir doch ganz oft gewünscht, dass meine Bank, über die sprechen wir ja gerade da so ein bisschen dissend, mir viel, viel schlauere Entscheidungen, beziehungsweise ja doch Entscheidungen vorausdenkend abgenommen hätte. Viel oft. Also mein Gott, wie oft habe ich gedacht, das wisst ihr doch. Das beste Beispiel ist meine Frau ist ja Ärztin. Und einmal im Jahr muss die so eine Vermögensauskunft machen. Da denke ich mir so, habt ihr sie nicht mehr alle? Ihr kennt alles, ihr wisst alles von uns, weil ihr einfach Kontozugriff habt. Und dann muss ich das in Papier ausfüllen an die Fakten. Das ist doch wahnsinnig, ne?

Miriam Wohlfahrt: Die haben aber halt nicht die Technologie. Die haben zwar ganz viele Daten, können aber nicht irgendwie bestimmen, was sie eigentlich damit machen wollen. oder haben nicht die Leute in Haus, denen sie sagen können, mach das und das damit.

André Bajorat: Aber das ist der Grund, warum wir momentan jetzt auch so überrascht vor diesen Daten oder davorstehen, wenn wir uns gerade darüber Gedanken machen, was könnte man alles daraus machen. Wir sind so überrascht darüber, dass wir eigentlich seit 20, 25 Jahren jemandem digital diese Daten zur Verfügung gestellt haben und der nichts damit gemacht hat. Das sind wir gar nicht gewohnt. Und jetzt plötzlich geht dieser Topf auf und dieser Topf wird plötzlich auch Dritten zur Verfügung gestellt. und plötzlich denkt Joel, geil, eigentlich könnten die daraus ableiten, welche Hose ich mir nächstes Jahr kaufe. Und wann?

Miriam Wohlfahrt: Du denkst dann vielleicht, geil, aber ich glaube, es gibt auch viele, die haben furchtbar Angst davor.

André Bajorat: Ja, natürlich, auch zu Recht. Das darf ja auch nicht zu einer totalen Willkür führen und sowas. Aber trotzdem ist es ja erstmal, also ich denke ja immer, chancegetrieben, ist es erstmal eine riesengroße Chance und auch ein Vorteil für uns als Kunden.

Miriam Wohlfahrt: Absolut.

Joel Kaczmarek: Vielleicht können wir auch noch mal so ein paar typische Anbieter,die es jetzt gerade schon gibt, durchdeklinieren. Also du hattest ja irgendwie sowas wie OptioPay schon genannt. Euer Finreach, mit dem ihr ja gerade gemerged seid,ist ja auch irgendwo in dem Bereich angesiedelt. Die Finanzguru-Folge bei Höhle der Löwen habe ich by the way verpasst. Also vielleicht schlaust du mich da noch mal auf,waren die heiß gefragt, was machen die so? Also vielleicht deklinieren wir auch mal einen oder anderen Fall noch mal durch,dass das noch mal plastisch auch wird. Ja gerne.

André Bajorat: Also die Kollegen von Finanzguru Das sind die Michel-Zwillinge, die sind aus der Bank irgendwann mal losgelaufen und haben gesagt, wir möchten eigentlich eine total coole, smarte Personal-Finance-Management-Lösung bauen. Haben das am Anfang versucht in der Postbank zu machen, haben es dann ein Stück weit versucht als B2B-Anbieter für einige andere Banken zu machen und haben dann gemerkt, okay, irgendwie wollen die Banken nicht den Weg gehen, den wir uns vorstellen. Dann haben sie sich überlegt, wir machen Finanz-Guru. Und was macht Finanzguru? Finanzguru ist eigentlich nur eine App, eine relativ einfache, simple App und ermöglicht dir das Auslesen deiner Konten. Und die Jungs machen daraus, dank Machine Learning und dank smarter Kategorisierung von Umsätzen, machen dir eine Prognose auf deine verschiedenen Konten, kategorisieren, wie gesagt, deine Umsätze, machen daraus eine Vertragsübersicht, erstellen dir sozusagen eine Übersicht aller deiner Schuldverhältnisse, monatliche, quartalsweise, halbjährliche, jährliche. Und ermöglichen dir halt auch einen Vergleich. Also dass du sagst, okay, diesen Vertrag möchte ich gerne mal vergleichen auf einem Vergleichsportal und möchte danach diesen Vertrag kündigen. Ich möchte möglicherweise daran erinnert werden, wann ich ihn kündigen kann. Also alles keine Raketenwissenschaft, aber nichts, was dir heute deine Bank klassischerweise bietet, wo du das vielleicht erwarten würdest. Sind die erfolgreich? Ja, total. Also für das, was die bisher investiert haben da rein, nämlich eine Fernsehserie oder einen Teilnehmer einer Fernsehsendung und natürlich auch ein bisschen SEO, SEM, haben die, glaube ich, ich weiß nicht, ob die Zahlen offiziell sind, eine echt starke Nutzerzahl gewonnen und sind eine der beliebtesten Apps mittlerweile im Bereich Finanzen, sowohl bei Android als auch bei Apple. Also echt gut. Gute Lösung, die sie da gebaut haben.

Joel Kaczmarek: Hast du so ein Beispiel, wo du sagst, wenn du an PST2 denkst, fallen dir so ein, zwei Unternehmen ein, die damit schon was machen, was du interessant findest und wo du gar nicht so mit gerechnet hattest. vielleicht, Miriam?

Miriam Wohlfahrt: Gerechnet? Also ich finde ja grundsätzlich, muss ich sagen, die Identitätsprovider schon interessant. Mir sind die nur in Deutschland zu klein gedacht. Also Veri.me, Yes und wie heißen sie, NetID. Ich finde es grundsätzlich als Thema sehr interessant, weil wenn ich mich damit beschäftige, was passiert mit meinen Finanzen und wo wird überall Geld abgerechnet, vor allem wenn du mal so weiterdenkst in IoT, wenn überall Geräte anfangen Geld auszugeben, möchte ich eigentlich auch eine Hoheit darüber haben, was eigentlich mit meinen Sachen passiert. Deshalb finde ich das schon sehr interessant, so einen Identitätsdienstleister zu haben, der auch mit meinem Konto arbeitet. Ich bin allerdings nicht zufrieden damit, das ist so eingegrenzt meiner Meinung nach, heute auf einzelne Unternehmen, die zusammen kooperieren oder einzelne Banken. Und wenn du dann einfach siehst, wir hatten das auf der PEX, es hatte der Christoph Bornstein sehr schön diesen Vergleich gebracht, was macht China mit dem Social Scoring, ich verdamme Social Scoring, aber die Möglichkeiten, die das bietet, sind so unglaublich. Und wir denken hier in Deutschland viel zu klein und das ist einfach so etwas, was mich immer so ein bisschen ärgert. Ich denke, wir werden es einfach nicht schaffen, ein großes digitales Ident-Produkt in Deutschland hier hinzukriegen, wenn es dann wieder drei Einheiten gibt, die irgendwas machen, aber niemand macht was zusammen und was Großes und man kann sich nicht einigen. Das würde ich mir wünschen. Ansonsten etwas Erstaunliches habe ich ehrlich gesagt noch nicht so. Ich habe mal Abo-Alarm benutzt, das fand ich ganz cool.

Joel Kaczmarek: Was machen die vielleicht für die, die es nicht so kennen?

Miriam Wohlfahrt: Die sagen dir einfach Bescheid, wenn du irgendwas kündigen musst, dass ein Vertrag ausläuft. Also das fand ich einfach ganz gut, weil ich vergesse sowas gerne. Du schließt schnell ein Abo ab und die sagen dir, Achtung, du musst kündigen. Um es ganz einfach auszudrücken. Das finde ich gut. Also das bringt mir einfach was. Das ist ein guter Service.

Joel Kaczmarek: Ich meine, wir können es ja sonst auch mal in so eine Richtung zuspitzen. Was sind denn so typische Herausforderungen, wenn ich mich mit der PSD2 auseinandersetze? Also wir hatten ja Datenschutz als ein Thema, aber gibt es sonst operativ von der Umsetzung her sonst noch andere Faktoren, wo ihr sagt, okay, man muss ja auch manchmal so ein bisschen den Regelrahmen betrachten, den es da gibt, weshalb vielleicht manche Modelle sogar ein bisschen begrenzt sind?

André Bajorat: Naja, also ich glaube, die erste Hürde, die du halt nehmen musst, ist, dass du dir darüber im Klaren bist, dass du nicht mehr nur Tech machst, sondern dass du halt auch Regulatorik, Lizenzierung damit einhergehst. Also das heißt, du musst dich dem Thema widmen, was bin ich? Bin ich ein Account Information Service Provider? Bin ich ein Payment Initiating Service Provider? Oder nutze ich möglicherweise jemanden, der mir diese Lizenzierungsthemen auch abnimmt? Also sowas wie eine FIGO zum Beispiel. Das ist das eine. Also dass du halt, wenn du das bauen willst, nicht mehr nur Tech bist. Das ist, glaube ich, echt eine Herausforderung, Miriam, die du kennst aus deiner Rate-Pay-Erfahrung, die ich kenne aus meiner FIWO-Erfahrung. Nicht zu unterschätzen. Dann hast du halt einen Unterschied, der zu heute auf jeden Fall da ist, dass der Kunde, so er eine Lösung genutzt hat, sich jetzt bei seiner Bank alle 90 Tage wieder anmelden muss. Heute ist es so, dass du den Kontozugang in einem Dienst eines Dritten einmal hinterlegst und solange du deine PIN nicht geändert hast bei deiner Bank, kann der eigentlich dauerhaft darauf zugreifen. Das ändert sich mit der PST2 auch im Sinne des Kunden, im Sinne der Sicherheit, im Sinne der Transparenz, dass der Kunde alle 90 Tage einen sogenannten neuen Consent geben muss. Das ist eine Herausforderung, die vor allen Dingen für die Cases gerade neu ist oder anders sein wird, die bisher schon solche Dauercases aufgebaut haben, dass da alle 90 Tage sowas gemacht werden muss. Und dann hast du halt in der Zukunft so etwas, was wir unter dem Stichwort der Strong Customer Authentification haben, also harte Kundenautorisierung. dass der Kunde sich zukünftig nicht mehr nur mit seiner PIN irgendwo einloggen muss, sondern halt einen zweiten Faktor dazu eingeben muss. Der zweite Faktor kann sowas sein wie Face ID, kann sowas sein wie ein Fingerprint, kann auch sowas sein wie eine TAN. Aber so ein einfaches Passwort reicht zukünftig nicht mehr, um sich gegenüber seinem Konto, beim Konto einzuloggen. Also das heißt, da werden halt aus der User Experience in den Diensten, kommen dann ein paar Herausforderungen auf die Partner zu, Und die sind nicht zu klein.

Miriam Wohlfahrt: Und da könnten wir einen eigenen Podcast drüber machen. Und da machen wir uns in Deutschland hier wieder das Leben schwer. oder in Europa, weil wir es zu sehr wieder reglementieren wollen, weil diese Zwei-Faktor-Autorisierung, du musst also im Prinzip irgendwas, was du im Besitz hast, haben oder was du nur weißt oder so ein Fingerabdruck oder so ein Gesichtsscan oder sowas. Du brauchst zwei von diesen Merkmalen. um dann in Zukunft etwas zahlen zu können. Soll natürlich alles sicherer machen, aber bringt auch wieder ganz viele Hürden und gibt eigentlich wieder den Anbietern, ich sage jetzt mal, einen guten Vorlauf, die das eben für sich schon gemacht haben. Das sind auch wieder die großen amerikanischen oder wie auch immer Portale, die dann echt wieder weit vorne sind. Die deutschen Anbieter zum Teil gucken ganz schön aus der Wäsche.

André Bajorat: Zwei von dreien musst du halt haben.

Miriam Wohlfahrt: Wissen, Besitz oder Inherenz. Ja, zwei von dreien, ja.

André Bajorat: Genau. Und dann ist es vielleicht, Joellen, ein etwas weicherer Faktor neben den 90 Tagen, neben der Lizenzierung, neben dem Strong Customer Authentification, hast du halt so etwas, dass du deinen Dienst, der muss halt eine Relevanz haben. sondern dass du den Kunden, und das ist ja immer so, dass du den Kunden ja auch nicht da drauf und ich glaube, dass es vor allen Dingen eine Tagesrelevanz sein muss und dass du nicht so ein One-Time-Case bist oder irgendwie so ein Case bist, der irgendwie nur einmal im halben Jahr funktioniert, sondern die Dienste werden, glaube ich, im PSD2-Sender sehr erfolgreich werden, wo der Kunde erkennt, was der Vorteil für ihn ist und im besten Fall, was auch der dauerhafte Vorteil für ihn ist. Das klingt ein bisschen abstrakt, ist aber für die Leute, die über PSD2-Dienste nachdenken, glaube ich, nicht zu unterschätzen.

Joel Kaczmarek: Eigentlich ist es ja total naheliegend, weil am Ende des Tages der Kunde kauft halt. Das heißt, da hast du ja vollkommen recht, dass dann eine Kundenrelevanz da sein muss, damit so ein Tool, egal wie es jetzt gestrickt ist, ob es jetzt wie Kontoinformationen nutzt oder, oder, so viel Bedeutung hat, dass man es auch kauft. Also von daher ist es schon valide. Gibt es so Sachen, von denen ihr sagt, da in dem Bereich braucht man sich irgendwie gar keine großen Hoffnungen machen, das ist so out of scope, was PST2 und die Anwendung angeht, dass man vielleicht irgendwie bestimmte Sachen schon ausschließen kann oder eigentlich sind alle Karten noch auf dem Tisch?

André Bajorat: Also beim Thema out of scope, das ist so ein schöner Begriff, der sich aus der PST2, aus dem Gesetz ein Stück weit ergeben hat, also aus der Auslegung der Behörden. Damit sind eigentlich Dienste gemeint, wo man eigentlich davon ausgehen könnte, dass sie vielleicht auch PSD2-relevant sind, aber dann doch nicht in der PSD2 drin sind. Zum Beispiel sind lokale Softwareinstallationen momentan nicht im Scope der PSD2. Was heißt das? Also wenn du zum Beispiel heute eine PC-Software benutzt wie StarMoney, und du in diesem Gerät, auf dem Gerät, auf deinem PC die Daten hältst und die PIN und die TAN eingibst, dann ist diese Software, obwohl sie eigentlich, wenn man darüber nachdenkt, ein PSD2-Dienst sein könnte, nicht im Scope der PSD2 und der Anbieter muss sich nicht registrieren lassen. Und davon gibt es ein paar Dienste, wo man dann plötzlich sagt, das ist kein typischer Account Information Service, das ist kein typischer Payment Enishing Service, sondern das ist ein bisschen out of scope. Da gibt es ein paar echt skurrile Regeln und skurrile Auslegungen momentan, die noch ein bisschen Verwaltungspraxis auch wahrscheinlich noch bedürfen, damit wir auch alle genau wissen, wer denn jetzt wirklich im Sinne der PSD2 in die Regulation reinfällt und wer nicht da reinfällt.

Joel Kaczmarek: Gut, ich glaube, das war ein ganz spannender Ritt, dass wir auch mal dieses, wie gesagt, manchmal vielleicht für Laien so ein bisschen antiseptische Thema etwas greifbarer gemacht haben, dass wir mal ganz konkret darüber gesprochen haben. Vielleicht haben wir den einen oder anderen auch eine Idee gebracht. Vielleicht sehen wir jetzt noch mehr Tinders irgendwie auf Konto-Basis-Daten. Anfragen dafür bitte zu richten an den Kollegen Bajorat.

Miriam Wohlfahrt: Wissen wir jetzt, was er macht jetzt in Zukunft.

Joel Kaczmarek: Genau, E-Mail sagen wir gleich noch an. Nein, ich glaube, das gibt ganz schön auch mal ein Gefühl, dass man auch mal so ein bisschen so Crunchiness da reinbringt, was eigentlich möglich ist mit dem, was das konkret bedeutet, was das öffnet. und in der Tat hast du ja auch einen ganz wichtigen Punkt vorhin gesagt, was einfach liegen geblieben ist bisher. Also alle sagen immer so, die Banken sind am Sterben, ach du je. und das ist ja auch alles so schwierig, das böse Internet und du merkst eigentlich, man hätte auch ganz viele Sachen eigentlich mal erwägen können. Mag ja nicht immer leicht sein, Datenschutz etc. etc. Aber Möglichkeiten sind ja eigentlich ganz spannende gegeben. Und ja, dass ihr diese spannende Möglichkeit mit mir erarbeitet habt, das freut mich sehr, hat mir viel Spaß gemacht. Und ich freue mich natürlich wie immer schon auf unser nächstes Thema und danke euch ganz herzlich.

Miriam Wohlfahrt: Danke.

André Bajorat: Sehr gerne. Dankeschön. Joel, vielleicht noch ein Hinweis, bankathon.net, da sind auch so ein paar Videos und es gibt auf, ich glaube nicht auf YouTube, sondern auf unseren anderen Vimeo, glaube ich, gibt es auch ganz viele Videos, wenn man sich das mal angucken möchte, was Teams innerhalb von 30 Stunden auf so Bankathons auf Basis von PSD2-Daten für Lösungen gebaut haben. Also ganz interessant unter bankathon.net.

Joel Kaczmarek: Hervorragend. Dies nochmal als freundliche Anregung an alle, die einen Dating-Service auf Basis von Kontodaten bauen wollen. Anfragen dazu bitte an a.bayorat.digitalkompakt.de. Nein, Spaß beiseite. Guter Hinweis. Wie gesagt, ich glaube, Plastizität da reinzubringen ist ganz hilfreich.

André Bajorat: Ich wusste, dass wir daran hängenbleiben würden. Es gibt so viele so geile Cases, aber wunderbar. Sex sells, ne?

Joel Kaczmarek: Ja, ja, ja, ja. Vielleicht beim nächsten Mal filmen wir noch irgendwas mit Porn oder so und dann haben wir endgültig hier das Niveau in den Keller geschoben.

Miriam Wohlfahrt: Ich werde darauf achten, ja.

Joel Kaczmarek: Gut, also Miriam ist unser qualitativer Geldkiefer, André ist unser Vorausdenker und ich irgendwo dazwischen.

André Bajorat: Du verkaufst uns, danke.

Joel Kaczmarek: In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal.

André Bajorat: Tschüss. Danke euch.