
Börsengang als Familienunternehmen 1: Struktur, Vor- und Vorurteile
30. September 2025, mit Joël Kaczmarek
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Joel Kaczmarek: Hallo Leute! Sagt mal, habt ihr das auch mitgekriegt? Da draußen wird ja fleißig gerade über Börsengänge geredet, dass die irgendwie nicht stattfinden und dass gerade Familienunternehmen das doch mal kritisch sehen. Da habe ich mir gedacht, hallo, das kann ja wohl gar nicht sein. Seit Jahren arbeite ich schon mit der Deutschen Börse zusammen, über dieses Thema mal aufzuklären. Und sind wir mal ehrlich, Börsengänge sind ja das, was unsere Wirtschaft nach vorne bringt. Und deswegen habe ich mir heute gesagt, da reden wir mal drüber und zwar als Mehrteiler. Ich mache so einen Mehrteiler über das Thema Börsengang als Familienunternehmen. Und in Teil 1 fangen wir mal an, über Strukturen zu reden. Also wir reden mal, was für Strategien stecken dahinter, welche Ziele habe ich. eigentlich, wie läuft das so grob ab und was ist dann eigentlich hinterher anders? Das ist Teil 1. Und in Teil 2 reden wir dann darüber, okay, Steuern, rechtliche Aspekte, was kommt denn da eigentlich auf mich zu? Weil, wie gesagt, ein super wertvolles Instrument, wo heutzutage irgendwie in der Kommunikation immer behauptet wird, das mag keiner machen, dabei ist doch da ganz viel dran. So, und andere Leute, die das genauso sehen wie ich, sind nämlich gleich hier mit mir im Podcast. und zwar ist das zum einen die liebe Michaela Daldrup-Arnold, die ist Consultant bei der Deutschen Börse, also die weiß von Hause aus, wie das geht, die nimmt mich mit der Börsenperspektive mit hinter die Kulissen. und dann haben wir zwei aus der Anwaltswelt und zwar von der Kanzlei Möhrle Happ Luther. Genauer gesagt sind das zwei Partner und zwar zum einen der liebe Hendrik Rathje, der ist dort in der Beratungsabteilung Partner und für Chartered Financial Analysts Sachen zuständig und der liebe Jörg Wiegand, der ist als Partner in der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Also ihr merkt, wir sind hier in besten Händen, wenn es um Börsinger geht. und that being said, hallo ihr drei, schön, dass ihr da seid.
Jörg Wiegand: Hallo. Hallöchen.
Hendrik Rathje: Hallo.
Joel Kaczmarek: So und ich meine, vielleicht fangen wir mit dir mal an, Michaela. Ich habe das ja, wie gesagt, gerade so anmoderiert, dass das häufig kritisch gesehen wird in letzter Zeit, also besonders Für familiengeführte Unternehmen sei es vermeintlich schwierig, so einen Börsengang zu starten. So dieses Narrativ, Börse und Familie passt nicht zusammen. Ist das überhaupt so?
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Nein, also tatsächlich ist es so, dass uns auch ganz oft dieser Mythos begegnet, Börse und Familie oder Familienunternehmen sind eigentlich überhaupt nicht miteinander zu vereinen. Und das ist tatsächlich ziemlich überraschend, denn die Realität ist eine ganz andere. An der deutschen Börse sind beispielsweise 40 Prozent aller gelisteten Unternehmen Familienunternehmen. Tatsächlich familiengeführt, aber zumindest noch mehrheitlich in der Hand einer Familie. Da gibt es diverse Erfolgsgeschichten, von denen wir berichten können. Zum einen ist es zum Beispiel so, dass die Mehrheit der Unternehmen, die erfolgreich aus dem neuen Markt hervorgegangen sind, familiengeführt sind. Wir haben auch immer wieder Börsenjubiläen, die wir im Rahmen von den sogenannten Bell Ringings bei uns auf dem Börsenparkett feiern. Jetzt ganz aktuell zum Beispiel Nemetschek oder die Fuchs SE. die jetzt ihr 25-jähriges Jubiläum als gelistetes Familienunternehmen mit uns begangen haben. Und das zeigt natürlich exemplarisch, dass so diese langfristige Vereinbarkeit von Familie und Kapitalmarkt durchaus gegeben ist. Und auf der anderen Seite zeigt uns das aber auch, dass es eben nicht nur die großen Konzerne sind, wie BMW, Henkel oder Porsche beispielsweise, die einem ja wahrscheinlich direkt einfallen, wenn man über das Thema spricht, die gelistet sind, sondern eben wirklich auch klassische Mittelständler. Und ich glaube, was hinter diesem Mythos so ein bisschen hinter steht, ist eigentlich der Gedanke, dass so die kurzfristigen Ziele der Börse mit den langfristigen Zielen von Familienunternehmen konkurrieren. Also was uns so in der Realität ganz häufig begegnet, ist tatsächlich so die Aussage, naja, die Börse denkt in Quartalszahlen und der Familienunternehmer denkt in Generationen. Und das ist halt sehr, sehr kurz. Gedacht oder eigentlich sehr, sehr vereinfacht gesagt, denn wir glauben eben, dass es eigentlich eine ausgewogene Kombination beider Zielarten ist, die am Ende den Erfolg bringt. Also dass im Grunde die kurzfristigen Ziele der notwendige Baustein sind, um langfristige Visionen umzusetzen, auch innerhalb des Familienunternehmens. Und genau, es gibt da im Grunde so zwei Problemstellungen, die ich da mal besonders herausheben würde. die eigentlich mit einem Börsengang, ich möchte jetzt nicht sagen gelöst werden können, aber die zumindest ein guter Ansatz sein können. Ja, wie soll man sagen, um einmal das Thema Nachfolge und zum Zweiten das Thema Mitarbeitergewinnung anzupacken. Ich will das jetzt auch nicht zu sehr verallgemeinern, aber ich glaube, wir wissen alle, Thema Mitarbeitergewinnung, qualifizierte Mitarbeiter finden, das ist in Deutschland, in Europa ein Riesenthema. Und das ist eben insbesondere für Mittelständler nochmal. Denn wie wir alle wissen, die kleineren Unternehmen, die Mittelständler, die sitzen nicht unbedingt in den großen Metropolen, die sind eher ländlich angesiedelt. Und da kann so ein Börsengang, so eine Börsennotiz natürlich wahnsinnig dazu beitragen, mehr Sichtbarkeit zu bekommen, attraktiver zu werden als Arbeitgeber. Und auf der anderen Seite eben diese Nachfolgeproblematik, auch ein Riesenthema aktuell. Da muss man halt sagen, ein Börsengang erleichtert. Die Nachfolge dahingehend, dass es einmal zu einer Professionalisierung führt. Also man hat dadurch einfach die Möglichkeit, vielleicht auch einen externen Manager besser erstmal anzustellen, wenn noch kein familieninterner Nachfolger da ist. Und zum anderen ermöglicht es eben auch, den Familienmitgliedern verschiedene Rollen in einem Unternehmen einzunehmen. Also es ist eben nicht nur noch die klassische Managementrolle da, sondern beispielsweise kann vielleicht der Sohn oder die Tochter sagen, ich möchte in einem Kontrollgremium aktiv werden. Oder ich möchte mich vielleicht ganz zurückziehen und bin nur noch ein passiver Teilhaber. Und da gibt es ein schönes Beispiel. Jetzt gerade im Jahr 2025 hatten wir einen ganz tollen Börsengang in unserem Mittelstandssegment Scale von der Fistera SE, die eben rund 100 Millionen Euro Kapital über die Börse aufgenommen haben. Auch ein ganz klassisches Familienunternehmen und die einfach ganz klar zeigen, die Familie sitzt da immer noch im Driver Seat. Also die sind immer noch Mehrheitseigentümer und die haben immer noch die Kontrolle. Es ist strategisch ein ganz wichtiger Schritt für die gewesen und überhaupt kein Nachteil, diesen Börsengang durchzuführen.
Joel Kaczmarek: Also Jörg habe ich gerade schon ganz bedächtig nicken sehen bei dem Thema. Vielleicht kannst du uns ja auch mal mit deiner Perspektive abholen, wie die Leute sozusagen das wahrnehmen, warum die das tun, was so Motive sind als Familienunternehmen, die Börse in Betracht zu ziehen.
Jörg Wiegand: Meistens sind es... Finanzierungsaspekte dabei, weil die Unternehmen eigentlich die Mittelständler viel Fremdkapital aufgenommen haben, um ihr Geschäft zu entwickeln und irgendwann müssen sie eben halt mehr Eigenkapital haben, um die Eigenkapitalquote auch aufzubessern. Und da ist eben halt so ein Börsengang eben halt ein sehr hilfreiches Instrument. Um eben halt zu sagen, okay, ich kann damit auch weiterhin wachsen und muss natürlich auch fairerweise sagen, wenn ich Eigenkapital aufnehme, ist es natürlich so, dass man auch eben halt eigentlich Mitunternehmer hat, nämlich Aktionäre. Und eine Bank muss sich eben halt mit bedienen und diese Aktionäre partizipieren eben halt dann auch an diesen wahnsinnig erfolgreichen Hidden Champions, die wir hier in Deutschland haben. Und das ganz klar ist, ist es natürlich auch das Thema Mitarbeitergewinnung, weil so ein Börsengang, man ist eben halt sichtbar. Also man ist eben halt nicht mehr, sage ich mal, da vielleicht in der Provinz und da, wo vielleicht die Leute nicht so gerne hingucken oder so, sondern man ist eben halt dann an der Börse und dann muss man eben halt auch sichtbar werden. Dann muss man natürlich auch über Dinge berichten, was so in seinem Unternehmen passiert. Und am Ende des Tages, wir haben das ja alle mitbekommen, warum... Aber beispielsweise ja auch die andere Alternative wäre ein Verkauf. Also das haben wir ja nun gerade bei Viessmann gesehen. Nicht, weil man eben halt nicht dann sozusagen die Power hat, sage ich mal, wie vielleicht für so ganz große Unternehmen. Und dafür wäre es eben halt immer schade, wenn solche Unternehmen sich eben halt nicht entwickeln können. Und das ist dann halt ein Instrumentarium, letztendlich auch um die langfristige, sage ich mal, Vision noch umzusetzen. Wenn man es auf die Spitze treiben würde, müsste man ja sagen, auch Volkswagen ist ja ein Familienunternehmen, weil ein Großteil dieser Aktien sind eben halt immer noch in Familienhand. Und BMW ist ja auch, sage ich mal, eigentlich fast ein Familienunternehmen. Aber diese Unternehmen sind diese Schritte gegangen und ganz klar. Muss ich auch dazu sagen, das führt zu einer Professionalisierung.
Joel Kaczmarek: Gut, okay. Also ich habe schon mal gelernt, Employer Branding ist auch ein wesentliches Thema. Eigenkapitalquote in den Griff kriegen. Und jetzt kann ja Michaela vielleicht uns auch nochmal ein paar Beispiele an die Hand nehmen. Also du hast ja eben schon Fistra genannt. Ich finde ein anderes schönes Beispiel, was sich eigentlich anbietet, ist Fielmann, habe ich spät erst realisiert. Also da denkt man auch irgendwie immer, ach okay, guck mal, Familienunternehmen, aber auch börsennotiert, aber mit einem ganz besonderen Dreh.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Genau, also bei der Fielmann-Gruppe ist es im Grunde genommen so, dass... Da immer noch 51 Prozent in Familienhand legen. Fielmann ist schon ganz, ganz lange bei der deutschen Börse gelistet und hat das eben als strategischen Vorteil für sich eigentlich erkannt, diesen IPO zu machen. Und ich weiß nicht, Herr Wiegand würde vielleicht auch noch mal was zu dem Thema Stiftung und Börsennotiz sagen.
Jörg Wiegand: Mit der Stiftung hat man natürlich einen Großteil seiner Anteile erst einmal, ich will nicht sagen, den sicheren Hafen geschaffen. Aber wenn es in einer Stiftung drin ist, dann ist es eben halt. der Familie erst einmal zugedacht. Wir kennen ja auch andere, die eben halt nicht an der Börse sind, beispielsweise der Otto-Versand, das ist ja durch die Presse auch gegangen, dass dort eben halt auch alle Anteile in der Familie jetzt liegen und dann eben halt dann in einer Stiftung. Das bietet sich immer dann natürlich an, wenn die Familienstämme immer größer werden und das im Grunde immer weiter versplittert. Und irgendwann steht man halt vor dem Problem, ja, jetzt muss ich den auszahlen oder ich muss den auszahlen. Und dann sagt man eher, okay, man rettet das Familienunternehmen und bringt es in einen sicheren Hafen, eben halt in eine Stiftung. Das hat nicht jetzt unbedingt immer was mit steuerlichen Themen zu tun, sondern ganz einfach, man möchte das, ja, wie sagt man so schön, das Erbe behalten. Auch das, was man geschafft hat. Also ein ganz großer, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, war, glaube ich, auch ThyssenKrupp, der dann eben halt... seine berühmte Villa da gebaut hat, wo eben halt sozusagen die Anteile von ThyssenKrupp drin sind. Ja, genau.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Und ich glaube, bei Fielmann war es ja so, dass die 2012 erst sozusagen der Großteil der Aktien in diese Fielmann-Stiftung übertragen worden ist, eben auch mit der Begründung, diese Werteorientierung des Unternehmens weiter zu erhalten, über Generationen. Also ich glaube, das ist eigentlich auch nochmal ein schönes Beispiel, um zu zweigen, familiäre Werte und Kapitalmarkt kann funktionieren und funktioniert in diesem Fall eigentlich ziemlich hervorragend.
Jörg Wiegand: Ja, wenn ich das ergänzen darf, also ich kenne ein internationales Beispiel, was sehr gut ist, wenn man sich Amplifon beispielsweise anguckt, das ist der größte Hörgeräte-Händler der Welt und da ist die Familie eben halt noch drin. Und die nehmen eben eine ganz aktive Rolle ein und sagen beispielsweise so Themen wie Werte, Visionen, wo wollen wir hin, was ist wichtig für uns, dem nehmen die sich eben halt an und sage ich mal so, kümmern sich halt nicht mehr so um das Tagesgeschäft, sondern eher um die Herzensthemen und das ist ja auch eine ganz schöne Angelegenheit.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Ja und ich glaube, das ist auch das, wo ja viele Familienunternehmer so ein bisschen Angst haben, dass genau das verloren geht. Sobald man eigentlich die Investoren reinlässt, die Aktionäre reinlässt und das ist eigentlich das, wo wir so ein bisschen auch als Deutsche Börse mit aufräumen wollen. Also da ist ganz viel, ja wie soll man sagen, ja Mythen ist vielleicht gar nicht, Unwissenheit vielleicht auch unterwegs, wo wir halt sagen, okay da müssen wir ran und da müssen wir positive Beispiele bringen, die zeigen, es kann echt ganz anders sein. Es kann sogar ein großer Mehrwert sein, auch für die Familie.
Joel Kaczmarek: Hendrik und wir können ja auch mal deine Perspektive dazu holen und nämlich mal der Frage nachgehen. Warum ist es eigentlich trotzdem so, dass wir aktuell nur wenige Familienunternehmen sehen, die so ein IPO umsetzen? Also woran liegt das? Was ist denn das so, was die eigentlich primär abschreckt?
Hendrik Rathje: Das ist natürlich ganz viel das, was irgendwie die grundsätzlichen Mythen dazu sind, die Michael auch schon angesprochen hatte. Also dass man seine Kontrolle verliert. Das ist glaube ich immer das allererste, was gedacht wird. Es wird halt immer gedacht, ich muss jetzt 100 Prozent meiner Anteile an die Börse bringen und habe dann komplett meinen... Meine Macht verloren, mein Mitspracherecht verloren. Das ist, glaube ich, eines der allergrößten Themen, die es dort immer gibt. Es ist natürlich auch so, dass so ein Börsengang nicht etwas ist, was man mal eben so macht. Das erfordert viel Vorbereitung, das ist mit hohem Aufwand, hohen Kosten verbunden. Man braucht verschiedenste Berater, man braucht einen Rechtsberater, man braucht eine Investmentbank, man braucht einen Wirtschaftsprüfer, der das Ganze begleitet. Das kostet natürlich im ersten Schritt erstmal einen Riesenhaufen Geld. Und man muss auch danach, selbst wenn man schon an der Börse ist, dann wesentlich größeren Transparenzpflichten nachgehen, weil natürlich die ganzen Anleger wissen wollen, wie steht es eigentlich um das Unternehmen und man hat auch viele rechtliche Verpflichtungen, die man dann dort dann nachkommen muss. Und ja, wenn man da auch, ich sage mal, im Hinblick dann auf zum Beispiel seine Kommunikation, das, was man dann auch veröffentlichen muss, vielleicht auch nicht so geschickt ist, vielleicht auch hier und da die falschen Berater an Bord hat oder ähnliches, dann kann das auch... ganz schnell mal dazu kommen, dass der Börsenkurs dann nicht mehr so rosig aussieht oder dass die IPO schief geht. Und auch das ist natürlich etwas, das ist ja nichts, was offenbar bedeutet, das Unternehmen ist jetzt etwas ganz Schlechtes geworden. Das ist ein Unternehmen, das hat keine Zukunft mehr, nur weil der Börsenkurs kurz abgerutscht ist. Sondern das ist ja so, Schwankungen gehören an der Börse dazu. Und mit diesem Schmerz, den man dabei auch empfindet. Das ist ja häufig das Lebenswerk, was da dann an die Börse gebracht wurde. Damit muss man auch umgehen können. Und das sind halt alles Themen, wo dann gesagt wird, vielleicht dann doch lieber nicht, dann bleiben wir doch lieber eine Nummer klein da, versuchen uns anders zu finanzieren, vielleicht auch noch anders Eigenkapital einzusammeln. Finanzinvestoren sind ja auch gerne genommen an der Stelle. Aber das ist, was man da auch häufig dann sagen muss, gerade auf den Hinblick dann auf Finanzinvestoren. Wenn man die dann drin hat, ist es auch nicht unbedingt netter, als wenn man an der Börse ist. Die sind teilweise sogar noch wesentlich anstrengender. In der Hinsicht ja.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Und ich glaube auch gerade zu dem Thema Finanzinvestoren. Also ich komme selbst aus einem mittelständischen Unternehmen. Wir sind auch gelistet in Scale. Ich glaube, da prallen dann wirklich Welten aufeinander. Und das ist, also ich glaube, das wissen Sie dann auch noch mal besser als ich. Aber das geht dann in der Realität dann doch auch häufig schief. Und natürlich, also wir kommen da sicherlich auch gleich nochmal zu, zu den Vorteilen eines Börsengangs. Natürlich bedeutet ein Börsengang auch Vorbereitung. Das bedeutet auch Arbeit. Aber man darf halt oder man muss an der Stelle auch sagen, also die deutsche Börse hat ja mit ihrem Capital-Market-Partner-Netzwerk da einfach wirklich ein Netzwerk von Experten, von Kapitalmarkt-Experten, die das Ganze auch wirklich hochprofessionell begleiten. Und ich glaube wirklich, wenn man sich überlegt, was ist die Alternative? Ich glaube, ein Finanzinvestor in einem Familienunternehmen stelle ich mir persönlich ganz, ganz... ganz, ganz grausam und schwierig vor. Also kann man bestimmt auch nicht immer verallgemeinern, aber korrekt, gebe ich Ihnen hundertprozentig recht.
Jörg Wiegand: Das ist so. Das kann ich eigentlich nur bestätigen. Also je nachdem, auf wen man da trifft, also wenn sie da ihre Zahlen dann nicht monatlich liefern oder sowas, dann kann es eben halt sein, dass die dann schon da halb durchdrehen. Naja, auf der anderen Seite, da muss man die natürlich auch verstehen. Die nehmen Geld auch von anderen Leuten, die in irgendwelchen Fonds geparkt sind und schieben das in irgendwelche Unternehmen rein. Aber ich glaube, man ist dann an der Börse doch noch eher im Driver Seat, als wenn man eben halt dort eben halt hingeht. Das ist schon so. Und ich denke immer wieder so, ich glaube, es ist die Angst vor dem Unbekannten. Was kommt dann? Ich kann im Nachgang, wenn man es ernst nimmt. macht es viele Unternehmen besser. Unternehmen kriegen schnellere Prozesse, Finanzprozesse. Die Unternehmen haben eine höhere Transparenz in sich. Und was wir halt auch mal festgestellt haben, ist, Transparenz geht ja immer auch einher mit Zinskosten. Je transparenter sie sind, umso weniger müssen sie halt Zinsen zahlen. Und ich glaube, wenn man das mal durchrechnen würde, würde man da relativ schnell zu einem guten Pay-Off kommen.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Ja, und ich glaube halt gerade dieses Thema Transparenz, auch das hören wir immer wieder, so Angst vor dem gläsernen Unternehmen. Man darf halt, man muss einfach sagen, Transparenz schafft Vertrauen. Und das schafft, wie Sie schon gesagt haben, bei den Banken Vertrauen, weil man will ja dann vielleicht doch auch nochmal irgendwie eine Fremdfinanzierung haben. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Es schafft aber auch Vertrauen bei Mitarbeitern, bei Geschäftspartnern, bei Investoren sowieso. Deshalb auch das ist immer sehr negativ behaftet. Ich glaube, da muss man auch ein bisschen von wegkommen. Transparenz kann eine Riesenchance sein fürs Unternehmen.
Joel Kaczmarek: Und ich meine, Michaela, was ist denn sonst so eure Strategie, wie ihr mal Unternehmen von den Vorteilen überzeugt? Also du hast ja schon ein paar angesprochen, aber wie kriegst du das denn so kommuniziert, dass man diese Ängste, über die wir jetzt schon viel geredet haben, quasi abfängt?
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Klar, also wir versuchen natürlich ins Gespräch zu kommen mit den Mittelständern. Man muss natürlich auch sagen, das ist eine ganz schwierige Zielgruppe. Heute sind wir ja auch hier bei dir, um da ein bisschen drüber zu sprechen. Das ist halt einfach so, was wir immer wieder ansprechen, das hat der Herr Wiegand gerade auch schon mal ins Gespräch gebracht, ist halt dieses Thema. Professionalisierung als Gegenargument zu den Kosten und dem Aufwand. Weil natürlich bedeutet ein IPO erstmal, klar, ein IPO kostet Geld, überhaupt keine Frage. Der Wertpapierprospekt kostet Geld. Wollen wir gar nicht ungefähr 10 Prozent vom Emissionsvolumen, sagen wir immer, um da jetzt auch nochmal vielleicht eine Zahl zu nennen. Aber es bedeutet eben auch, dass der Unternehmer sich mit seinen Beratern, mit seinen Prozessen auseinandersetzen muss. Und diese Prozesse werden im Rahmen dieser Vorbereitung in den allermeisten Fällen optimiert. Es werden Strukturen geschaffen. Und davon profitiert das Unternehmen eben langfristig. Und ich glaube, das in Kombination mit dieser steigenden Bekanntheit, mit der Reputation, hat das am Ende so viele Vorteile. Und das versuchen wir natürlich, den Unternehmen irgendwie klarzumachen. Was wir aber auch sehen, ist, dass wir in der Öffentlichkeit ein bestimmtes Narrativ haben, was gerne bedient wird. Und das führt so ein bisschen auch zu einem verzerrten Bild. Also jetzt gerade vor ein paar Wochen stand wieder in der Börsen-Zeitung, glaube ich, irgendwie der Titel Börsengang bloß nicht. Oder die WirtschaftsWoche hat irgendwie getitelt. Börsen sind nichts für deutsche Unternehmen und das hilft uns natürlich auch nicht, weil ich glaube, das führt dann dazu, dass für ganz viele Unternehmer der IPO erstmal gar keine Option ist. Und da müssen wir natürlich ran und diese Vorurteile müssen wir angehen und da müssen wir wirklich anhand von Beispielen zeigen, die Realität ist einfach eine ganz andere.
Jörg Wiegand: Ja, man muss auch sagen, es ist sicherlich auch kompliziert. Ja, aber man muss vielleicht mal an der Stelle sagen, wenn man das mal beiseite packt, ist es eben halt trotz aller Komplexität eben halt auch eine wahnsinnige Chance. Man hat manchmal natürlich, das kann ich mir immer so bei den Unternehmern vorstellen, vielleicht das Gefühl, dass man mit den jetzigen Beratern oder mit dem jetzigen Netzwerk, mit dem man sich umgibt, eben halt vielleicht da nicht hinkommt. Weil dieses Thema Börsengang, börsengelistete Unternehmen zu betreuen, das ist eben halt ein sehr spezielles Feld. Das machen eben halt auch nicht so viele Leute hier in Deutschland. Und das kann man dann eben halt vielleicht nicht dann mit dem Steuerberater, mit dem man eben halt seit 45 Jahren schon zusammenarbeitet. Ja, da wird es dann eben halt schwierig, denn der hat einfach andere Kompetenzen. Aber es geht am Ende des Tages die Frage darum, wie will ich mein Unternehmen weiterentwickeln.
Joel Kaczmarek: Lasst uns doch mal eintauchen in den konkreten Ablauf. Also wir haben ja schon viel über Ziele jetzt gesprochen. Also wir haben über sowas geredet wie Kapitalbeschaffung, wir haben über Employer-Branding geredet, Liquidität, über sicherlich auch Systematisierung, also dass die ganzen Strukturen steigen. Unternehmensnachfolge finde ich auch einen ganz spannenden Gedanken zu sagen. Das könnte ja auch wirklich ein Werkzeug sein, um das zu regeln. Hendrik, vielleicht können wir nochmal ein Stück weit auf die Checkboxen eingehen, die ich abhaken muss, bevor ich so... einen Börsengang angehen kann. Also was würdest du sagen, was ist so im Rahmen der Vorbereitung das Wichtigste, worauf ich meinen Akzent setzen sollte?
Hendrik Rathje: Also es gibt natürlich verschiedenste Aspekte, die dort zu beachten sind. Wenn man es mal zusammenfasst, ist das eine einmal die finanzielle Seite, dann ist das andere eher das rechtliche, zum Teil auch steuerliche und dann auch irgendwo noch das Praktische, was dann irgendwo auch bedeutet, wo gehe ich zum Beispiel an die Börse. Wenn wir mal, ich sag mal beim finanziellen Aspekt bzw. wirtschaftlichen Aspekt bleiben als erstes. Es ist natürlich erstmal wichtig, überhaupt einen Plan zu haben. Also man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Bewertung, die man dann das erste Mal bekommt, wenn man an die Börse geht, also wenn man die IPO gemacht hat, dass die ja auch, ja, also die hat man sich vorab einmal sozusagen selber gegeben. Man hat sich selber einmal überlegt, ja, wie soll eigentlich mein Unternehmen nach vorne gehen? Hat daraus einen Plan entwickelt? sich nach Möglichkeit dann auch ein Bewertungsgutachten machen lassen oder ähnliches. Und dafür muss man sich wirklich erstmal strategisch Gedanken machen. Was ist eigentlich wichtig in meinem Unternehmen? Was treibt den Wert meines Unternehmens? Und das ist zum Beispiel etwas, das haben Unternehmer zwar irgendwie häufig sporadisch schon mal gemacht in ihrem Kopf. Die sind ja häufig auch Leute, die sehr stark... ich sag mal, in ihrem Kopf sich strategisch fortentwickeln, das aber nie irgendwo zu Papier gebracht haben. Und das ist für viele dann häufig so das erste Mal, wo sie so richtig sich darüber Gedanken gemacht haben und dann auch mal gesehen haben, wie übersetzt sich das dann eigentlich wirklich in Zahlen. Das heißt, das ist schon mal so der erste Aspekt, mit dem man sich dann auseinandersetzen muss und sich dann auch mal wirklich die Frage stellen muss, gehen wir hier überhaupt den richtigen Weg oder tun wir das nicht? Das heißt, da ist schon mal so ein erster Zwang, der weh tut, aber der auch wirklich weiterhilft. Dann ist das nächste natürlich auch viele Unternehmen. Das ist glaube ich auch etwas, was wir uns dann nochmal in einem anderen, in der nächsten Folge dann angucken werden, ist dann die Frage, in welcher Rechtsform gehe ich an die Börse? Da gibt es ja auch verschiedene Möglichkeiten. Wir haben ja auch schon gehört, es gibt ja noch verschiedene Möglichkeiten, sich dann auch noch seine Mehrheit zu erhalten oder seine Stimmrechte zum Teil auch zu erhalten. Also da gibt es ganz viele rechtliche Strukturierungsmöglichkeiten. Man muss auch mit einem ordentlichen Vorlauf Also mindestens eigentlich ein Jahr rechnen, um häufig die gesamte Finanzbuchhaltung, das ganze Reporting und so weiter, das ganze Wesen dafür wirklich auf einen Stand zu bringen, dass es überhaupt börsenreif ist. Weil wenn man erstmal an der Börse ist, dann muss man auch wirklich in der Lage sein, sofort zu performen. Also dann muss das Reporting ja zum Beispiel auch im April des Folgejahres dann immer für das, also muss der Jahresabschluss dann fertig sein. Das ist ja... Wenn man sich das häufig anguckt bei Unternehmen, gerade bei mittelständischen Unternehmen, die veröffentlichen, teilweise ja zwei Jahre später, auch wenn es nicht unbedingt erlaubt ist, aber machen die dann einfach. In der Börse geht das nicht mehr. Da kann man sich dann nicht einfach sagen, ich zahle jetzt eine Strafe und gut ist. Das kommt halt nicht gut an. Dann kann das auch mal auf den Börsenkurs schlagen. Ja, und dann ist natürlich auch noch dann die Frage, wo gehe ich überhaupt an die Börse? In Deutschland möchte ich das woanders machen. Möchte ich vielleicht auch an verschiedenen Börsen gelistet sein? Das ist ja auch immer eine Möglichkeit. Ja, und dann nicht zuletzt, das eigentlich, was man sich als allererstes fragen sollte, ist dann, mit wem mache ich das Ganze? Wem vertraue ich? Wer kann das? Wird das schon häufiger mal gemacht? Das heißt, ja, das sind eigentlich so die wesentlichen vorbereitenden Schritte, die man da einmal gehen muss. Wenn man die gegangen ist, schon, ich glaube, von den verschiedenen Mandanten, die den Schritt schon mal gewagt haben, hat man dann doch immer viel gehört. Dieser ganze Prozess, der hat mir dann doch sehr geholfen, mich mit meinem Unternehmen wieder auch neu vertraut zu machen. Auch schon gehört, ich habe mich dann wieder neu in mein Unternehmen verliebt.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Also das ist tatsächlich auch wirklich ein Feedback, was wir halt häufig kriegen. Also man lernt das Unternehmen nochmal richtig kennen. Und ich möchte dazu an der Stelle auch nochmal sagen, wir haben ja... Also ich gebe Ihnen recht, natürlich ist das anfänglich mal ein Aufwand. Wir müssen aber auch dazu sagen, wir haben ja unser Einstiegssegment Scale, was ja wirklich maßgeschneidert ist für mittelständische Unternehmen, für Familienunternehmer, wo wir ja wirklich beispielsweise auch als Reporting-Standard nicht IFRS haben, sondern immer noch die deutschen Reporting-Standards ansetzen. Wir haben auch keine Quartalsberichte, die da erforderlich sind. Also das ist etwas... Was sich für den Mittelstand natürlich sehr anbietet, um gewisse Themen, die Sie gerade genannt haben, zumindest in Teilen auszuräumen.
Jörg Wiegand: Ja, man kann ja schon mal üben, so ein bisschen.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Genau, genau.
Joel Kaczmarek: Komm Jörg, wenn wir schon hier so edukativ unterwegs sind, dann lass uns doch auch mal ganz kurz vielleicht nochmal die wichtigsten Schritte von so einem Börsengang zusammenfassen. Also ich weiß, es ist undankbar, ich habe schon eine Dreifach-Episode aufgenommen, also drei einzelne nur zu dem Abläufen. Das heißt, du musst jetzt im Schweinsgalopp da mal drüber. Aber dass du wenigstens mal so ein bisschen die Oberfläche, ich packe es in die Shownotes, da kann ich ja mal die Detailsachen verlinken, aber dass du uns mal oberflächlich mitnimmst.
Jörg Wiegand: Also wir haben das ja schon einmal angesprochen. Es gibt natürlich so eine strategische Vorbereitung, die wir auf der einen Seite brauchen, wenn wir mal so die Headlines da nehmen wollen. Ich muss natürlich ein Prospekt erstellen, ich muss ein Due Diligence erstellen und ich muss natürlich auch irgendwie, sage ich mal, andere draußen davon zu überzeugen, dass ich ein wahnsinnig interessantes Unternehmen bin. Und dann, sage ich mal so, schreibt man, ist man eigentlich schon fast an der Börse. Aber im Rahmen der strategischen Vorbereitung ist es eben halt das auch was, was Henrik sagte, dass man sich natürlich mal überlegt, wie viel möchte ich eigentlich abgeben. Das ist natürlich alles ein bisschen Planspiel, was man da macht. Wie viel brauche ich eigentlich? Was ist eigentlich der Beweggrund, warum ich an die Börse gehe? Natürlich sind ganz viele, die sagen, ich will es einfach, um zu wachsen. Auch letztendlich, um mein Unternehmen mit Eigenkapital zu versorgen, um dann später, sage ich mal, auch noch mehr Freelife-Fremdkapital aufzunehmen. Das sind natürlich auch, andere sagen auch, naja, aber wir wollen eben halt auch als Familie mal so ein bisschen, das hat mir mal einer gesagt, sowas hinter die Brandmauer bringen. Das kann man natürlich auch, es ist auch eine legitime Geschichte, zu sagen, also ich will was haben. Das sind die ersten Schritte. Dann kommt eigentlich im nächsten Schritt immer so die Frage danach, was muss ich machen? brauche ich eigentlich einen Prospekt. Und dieser Prospekt, der ist natürlich sehr dezidiert. Im Wesentlichen geht es immer darum, dass die Risiken und auch die Chancen letztendlich richtig dargestellt worden sind. Also das Schlimmste, was einem im Prospekt passieren kann, ist, dass da irgendwas fehlt. Gut, aber dafür sind Anwälte da, das müssen die eben halt machen. Man braucht natürlich dann auch einen Wirtschaftsprüfer dafür. Man muss sich natürlich überlegen, ob bestimmte, wenn man einen regulierten Markt beispielsweise will oder sowas, ob man eben halt entsprechende IFRS-Konzernabschlüsse eben halt vorlegen kann. Das ist dann gegebenenfalls auch noch ein bisschen Umstellungsarbeit, aber auch bestimmte... Und Due Diligence Themen spielen hier auch immer wieder eine Rolle. Und das ist für den Prospekt natürlich dann auch insbesondere wichtig, dass man natürlich guckt, wo sind meine rechtlichen Probleme vielleicht in meiner Unternehmensgruppe drin. Oder habe ich da steuerliche Themen oder habe ich da kommerzielle Themen, über die man sich dort eben halt Gedanken machen. Bis hin dann auch zu der Frage immer wieder, ganz oft werden dann ja auch die Vermögenswerte auch neu sortiert. Es gibt ganz oft auch ein Verfahren, dass man sagt, naja, wir bringen einfach nicht, jetzt sage ich mal, Geld wird eingebracht, sondern es werden Sachwerte eingebracht. Dann muss man die bewerten, dann kommen Sacheinlagen halt hinzu. Und wenn man das alles so zusammen hat, dann braucht man natürlich parallel dazu auch so ein paar Berater, die draußen schon mal den Markt sondieren, mit den Banken sprechen. Und dann sozusagen so eine Equity-Story letztendlich auch dort bilden. Und dann gehört natürlich irgendwann auch das Research-Haus dazu, wo man sagen muss, naja, was wäre das Ganze denn eben halt tatsächlich wert. Und da kann das dann durchaus vorkommen, dass der Wert, den so ein Research-Haus dann ausgerechnet hat, vielleicht auch nicht der ist, den sich ein Unternehmer eben halt vorstellt. Aber dann muss man eben halt mit so einem Unternehmer halt auch ins Gespräch gehen und ihm sagen, naja, vielleicht hat er mehr einen Preis im Kopf und keinen Wert und solche Geschichten. Und dann laufen natürlich parallel dazu die klassischen Roadshows. Da muss man eben halt, je nachdem, wo man eben halt unterwegs ist, muss man eben halt einmal... um den Globus rum oder man bleibt halt in Deutschland oder das muss man eben halt mit den entsprechenden Personen dann klären. und letztendlich, wenn dann auch das Verfahren bei der BaFin durch ist, dann gibt es einen Stempel und dann darf man eben halt an die deutsche Börse schreiben und sagen, ich möchte gerne in den Freiverkehr, in dem Fall Scale, in dem Fall Freiverkehr, das ist auch aus den alten Zeiten, oder den regulierten Markt eben halt aufgenommen werden. und In dem Moment gilt man dann auch mit dieser Stellung des Antrages eben halt auch als sogenannte kapitalmarktorientierte Unternehmung in Deutschland und unterliegt eben halt auch diesen Pflichten. Das würde ich sagen, ist so im Schweinsgalopp der Börsengang. Und das, was Henrik eben halt sagte, ich würde immer Minimum ein halbes Jahr rechnen. Und ich würde halt immer in dem Fall, also wenn man dann auch noch Geld einsammeln will, tendenziell eher, sage ich mal, mehr.
Joel Kaczmarek: Ja Hendrik, komm, lass uns doch dann auch gleich nochmal tiefer eintauchen. Was würdest du sagen, was sind denn so die Faktoren, die dann eigentlich über Erfolg oder Misserfolg von so einem Börsengang entscheiden?
Hendrik Rathje: Tja, das Wesentliche ist, glaube ich, dass man erstmal... eine vernünftige Equity-Story hat. Weil das, was ja als erstes passiert bei einem Börsengang, ist, dass man mal wirklich unter die Lupe genommen wird von den verschiedenen Investoren da draußen, die sich das Ganze mal genauer angucken. Das bedeutet, man muss sich schon wirklich Gedanken darüber machen, wie die Unternehmensstrategie denn eigentlich aussieht und vielleicht auch aussehen sollte, vielleicht noch besser werden kann auch. Wenn das eine schlüssige Story ist, Dann hat man auch später im Prozess keine Problematik mehr so sehr, viele Investoren zu finden und damit auch seinen Preis, den man gerne hätte, vielleicht auch zu bekommen. Das heißt an der Stelle, das würde ich immer sagen, das ist auf jeden Fall das Allerwichtigste, um das als Erfolg für sich selber auch wahrzunehmen. Dann gibt es natürlich noch verschiedene regulatorische. auf die man achten sollte. Dazu gehört natürlich, wie Jörg das auch schon angesprochen hatte, dass die ganzen Prospektpflichten und so weiter auch alle sauber durchgeführt wurden. Dann ist das auch kein Problem. Das ist dann halt wieder so ein Aspekt, wenn man diese regulatorischen Aspekte gerade rechtlicher und steuerlicher Natur nicht vernünftig handhabt und da vielleicht Fehler macht an der Stelle auch, dann kann das auch ganz schnell dazu führen, dass egal wie toll das Unternehmen ist, egal wie toll die Story ist, der Börsengang dann trotzdem zu Misserfolg wird, dass man ja teilweise sogar in rechtliche Schwierigkeiten reinlaufen kann. Das heißt, dieses Fundament, das muss einfach vorhanden sein. Dann gehört natürlich irgendwo auch noch dazu, dass man auch das Team bei sich intern dafür hat. Also diese ganzen Anforderungen und so weiter, die muss man ja auch erfüllen können und die muss man dann auch irgendwo mit Leuten erfüllen können, denen man vertraut, die das auch selber können, die da auch vielleicht schon Erfahrung haben. Das heißt, ein vernünftiges Management-Team zu haben, ist auf jeden Fall ein sehr, sehr wichtiger Aspekt. Und dann zuletzt vielleicht noch das, was ich auch schon angesprochen hatte, man sollte sich auch entsprechend die Berater dafür suchen. Man sollte einmal intern das Team haben, aber das externe Team, das muss genauso auch. die Erfahrung haben und das müssen auch Leute sein, bei denen man wirklich Lust drauf hat, mit denen zusammen zu machen, weil das ist dann doch ein Prozess, ja, wie wir schon gesagt haben, der dauert dann lange und da muss man sich auch irgendwo verstehen.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Ja, genau und ich glaube, dieses Fundament, was Sie jetzt gerade da erläutert haben, da helfen wir eben mit diesem Netzwerk und da sind wir als Deutsche Börse einfach auch sehr erfahren und wissen halt auch, was funktioniert für die Mittelständler. Also da haben wir auch eine ganz... eine große Palette an Beratern und geben dann dem Unternehmen und auch den Familienunternehmern die Leute an die Hand, wo das dann im Regelfall gut funktioniert und passt. Also man steht nicht alleine da, sondern das ist natürlich ein begleiteter Prozess. der dann hoffentlich in den meisten Fällen auch funktioniert.
Joel Kaczmarek: So, und ich würde ja mal vermuten, dann kommt jetzt so die Paradedisziplin von Jörg, wenn wir nämlich mal auf nach dem IPO schauen. Wir haben ja eben schon über die, also IFRS fiel schon mal als Schlagwort. Also was mich interessieren würde, ist, was verändert sich denn eigentlich so bei Rechnungslegung, Finanzberichterstattung, Abschlussprüfung? Also dieses ganze, mach's cool und entertain hier.
Jörg Wiegand: Ich will jetzt nicht sagen, danach ist es nicht mehr, wie es vorher war. Aber wenn man eben halt in den regulierten Markt geht, ist eben halt eines der Themen, dass man ganz klar eben halt auf IFRS umstellen muss. Und das hat dann im Grunde genommen, sage ich mal, wenn man jetzt, sage ich mal, je nachdem vom Geschäftsmodell hängt das ab, kann das eben halt sehr immense Dinge eben halt bedeuten, Endveränderungen bedeuten oder es kann eben auch weniger bedeuten. Also ich will mal so ein paar Stichworte geben. Die IFRS wollte natürlich die Fair-Value-Bewertung in den Vordergrund stellen. Ich muss mich jährlich mit einem Impairment-Test auseinandersetzen für meine Goodwills. Das ist eben halt verpflichtend. Aber das sind, sage ich mal so, vielleicht so Themen, die eher, das ist alles handelbar. Was man aber merkt, ist einfach, dass das Know-how dann ganz oftmals eben halt in den Unternehmen nicht vorhanden ist. Und damit fährt man natürlich, ist man natürlich sehr gefährlich unterwegs, weil eben halt auch diese Abschlüsse. Dann komme ich vielleicht auch gleich noch drauf, diese Abschlüsse eben halt dann einer besonderen Aufsicht unterliegen. Also diese Abschlüsse werden dann eben halt auf der Unternehmensseite von der BaFin überprüft. Und da sitzt eben halt eine Truppe, die ist eben halt für die Rechnungslegung verantwortlich und die überprüft eben halt die Konzernabschlüsse, ob das eben halt alles so richtig bilanziert worden ist. Und man kennt das ja, wenn man jetzt sozusagen die Gazetten liest, dass man sagt, da wurde ein Restatement rausgegeben, da musste ein Restatement rausgegeben werden. Das ist nicht schön, das kann aber passieren. Und man muss eben auch lernen, diese Themen zu diskutieren. Und dann müssen die Unternehmen eben hingehen und die diskutieren das dann eben nicht mit ihrem jetzigen Wirtschaftsprüfer und mit ihrem jetzigen Steuerberater, sondern die diskutieren das dann eben mit einer unabhängigen Fachstelle. Ich selber kenne ein paar Leute, die in diesen Fachgremien eben halt sitzen, mit denen ich früher zusammengearbeitet habe und die wissen schon, was sie tun. Und das ist eben halt etwas, was sich verändert. Aber man hat auch neben dieser, sage ich mal, doch deutlich umfangreicheren... Bei Berichterstattung, insbesondere in den Anhängen, habe ich aber auch so andere Themen wie, ich muss einen Vergütungsbericht eben halt rausgeben, wo ich klar definiere, wer wie viel in meinem Unternehmen verdient, also der Vorstand und der Aufsichtsrat. Das muss ich mir genehmigen lassen. Die ESG-Berichterstattung ist jetzt, sage ich mal, so ein bisschen in den Hintergrund wieder gerutscht. Aber die meisten, sage ich mal, großen Unternehmen wie MDAX, SDAX oder auch der DAX selber, die sind ja schon mit dieser Berichterstattung eigentlich auch durch. Das muss aber, führt eben halt dazu, dass man etwas machen muss. Und man hat eben halt dann auch den Punkt, dass man dann eine halbjährliche Finanzberichterstattung halt abgeben muss. Gleichzeitig hat man eben halt, wenn auch irgendwas Besonderes im Unternehmen passiert, ist es eben halt so, dass man eben auch eine sogenannte Ad-Hoc-Berichterstattung halt hat. Da muss man eben halt sich auch dann beraten, dass wir es dann wiederum Anwälte machen. Bei der Abschlussprüfung kann es und wird es wahrscheinlich zu einer Veränderung kommen. Man muss jetzt mal Folgendes sehen. In Deutschland machen oder werden sozusagen Abschlussprüfungen von kapitalmarktorientierten Unternehmen nur noch von, ich meine, knapp 55 Unternehmen durchgeführt. Also 55 Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland prüfen. Nur börsennotierte Unternehmen. Großteil dieser ganzen Dinge sind eben halt dann bei den Big Four. Ob dann eben halt der Mittelständler zu den Big Four wechselt, das muss er halt für sich selber rausfinden, ob er eben halt zu denen passt. Es gibt auch eine Reihe von mittelständischen Unternehmen, die das macht. Aber in aller Regel ist sozusagen der langjährige Steuerberater und Abschlussprüfer, das ist ja mal ganz oft in einer Person eben halt gewesen. Dann kann es eben halt dazu kommen, dass man sich von denen dann auch trennen muss. Das hat auch einen besonderen Grund, denn auch die Wirtschaftsprüfer unterliegen natürlich der sogenannten Aufsicht der APAS. Und das ist eben halt auch eine, sage ich mal, schon eine besondere Aufsicht, die sich eben halt nur um kapitalmarktorientierte Unternehmen kümmert und die eben halt auch sehr, sehr genau überall hingucken. Und ob denn der Abschlussprüfer das richtig eben halt gemacht hat. Aus Gesprächen wissen wir eben halt, dass dann manchmal der Unternehmer vielleicht so eine gewisse Konzilianz einfach dann von einem Wirtschaftsprüfer eben halt vermisst. Wo man eben halt sagen muss, und da kommen natürlich dann vielleicht auch wieder die Vorurteile zum Tragen und sowas. Auch wenn ich an der Börse bin, da ist ja alles viel schlimmer. Ich kann mit dem ja gar nicht mehr reden. Aber das ist eben halt einer der Punkte, wo man sagen muss, naja. Es kommt jetzt hier nicht mehr auf Sichtweisen an, sondern es kommt darauf an, wie es eben halt zu bilanzieren ist. Und das ist eine Frage eben halt von richtig und falsch. Das sind so Themen, die man halt haben muss. Man wird auch insofern, das darf man halt auch nicht vergessen, und das haben wir alle eben halt, hat sich durch den Wirecard-Skandal eben halt verändert, ist, dass die Wirtschaftsprüfer, die eben halt kapitalmarktorientierte Unternehmen prüfen, eben halt auch nichts anderes mehr tun dürfen. Das heißt, wie es früher war, mein Wirtschaftsprüfer macht das, mein Wirtschaftsprüfer macht das und dafür nehme ich ihn und dafür nehme ich ihn. Das ist alles vorbei. Der Wirtschaftsprüfer ist nur noch dafür da, um eben halt den Abschluss zu prüfen. Das sind so Themen, sage ich mal so, die führen zu einer deutlichen Veränderung.
Joel Kaczmarek: Ja, okay, krasse Komplexität.
Jörg Wiegand: Naja, das andere, was sich im Unternehmen, das ist an und für sich das, was am spannendsten ist, was sich sozusagen verändern wird. Die Finanzprozesse werden einfach schneller und die müssen transparenter werden. Und wir kennen das als Wirtschaftsprüfer eben halt, wenn man sich beispielsweise mal fragt, warum kann... Nehmen wir jetzt mal irgendwie ein Unternehmen General Electric, Ende Januar schon sagen, wie die Zahlen sind. Dann führt das dazu, dass man natürlich sagen muss, man hat viele Prozesse vorher oder viele rechnungslegungsrelevante Fragen schon im Vorfeld geklärt und beschäftigt sich nicht eben halt, sage ich mal, ewige Zeit mit irgendeiner Rückstellung, ob die denn so sein könnte oder ob man die nicht doch vielleicht noch, sage ich mal, um ein Müh nach oben oder nach unten korrigieren muss, sondern die Zahlen sind so, wie die Zahlen sind und dadurch werden eben halt einfach diese Prozesse auch schneller. Und lapidar würde ich immer dazu sagen, also Präzision drückt sich nicht in der Nachkommastelle aus. Und da müssen halt die Unternehmen halt hin. Und man muss natürlich eben halt auch das Know-how in den Prozessen aufbauen. Und auch im Unternehmen, dass man eben halt dort mehr oder weniger auch unfallfrei über die Runden kommt.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Ich würde da vielleicht nochmal, also ich will mich jetzt auch nicht wiederholen, aber ich gebe Ihnen ja recht, das ist natürlich eine komplexe Sache, aber es ist eben auch kein Hexenwerk. Ich glaube einfach aus dem Grund, weil wie Sie ja schon auch gesagt haben, es ist... Auch da findet Digitalisierung statt. Es gibt mittlerweile automatisierte Reporting-Tools, die da zum Einsatz kommen. Und ich glaube halt schon, dass man das Ganze sehr ressourceneffizient erfüllen kann. Also durch den Einsatz dieser neueren Tools, aber eben auch durch spezialisierte Dienstleister. Und am Ende des Tages, und das haben Sie auch gerade gesagt, führt es einfach an gewissen Stellen zu viel, viel mehr Effizienz und einfach insgesamt zu einer Professionalisierung des Unternehmens. Ich glaube, dabei bleibt es.
Jörg Wiegand: Ja, man muss es auch mal andersrum betrachten. Ich kann mich natürlich zwölf Wochen, 16 Wochen mit meinem Jahresabschluss beschäftigen. Aber vielleicht reichen manchmal auch eben vier.
Joel Kaczmarek: Vielleicht kannst du ja nochmal vertiefen, Jörg. Du hast jetzt gerade über die Finanzprozesse geredet. Was macht das denn mit so einer Unternehmensstruktur? Wie verändert sich denn so ein Unternehmen als Ganzes dadurch auch?
Jörg Wiegand: Naja, man wird natürlich neue Stellen auch schaffen. Man braucht jemanden, der Investor Relations macht. Der muss auch ein bisschen Ahnung von Zahlen haben. Man wird natürlich, sage ich mal, wird sich die Agenda auch eines CFOs verändern, weil der natürlich dann auch lernen muss und mit den Investoren zu sprechen. sich dann vielleicht einmal im Jahr einen Konzernabschluss zu veröffentlichen und auf die Webseite zu stellen und sagen, hurra, wir haben wieder ein Jahr geschafft, ist vielleicht die falsche Strategie. Weil eben halt, das ist ein Marathon und es geht darum, Vertrauen zu schaffen. Und Vertrauen, sage ich mal, kann ich eben halt nur dann schaffen, wenn ich mit den Menschen spreche. Und dazu muss ich eben halt auch eine Unternehmenskommunikation nach außen hin aufbauen. Und die Prozesse, sage ich mal so, es ist eben halt so, Wie nennt man das so schön? Es gibt auf der einen Seite eine Buchhaltung und es gibt auf der anderen Seite eine Rechnungslegung. Und die Buchhaltung ist halt, was eine Buchhaltung macht, die erfasst einfach Belege und bucht die weg. Aber hier geht es um Rechnungslegung. Hier geht es um Fragestellung, wie stelle ich mich dar? Also ganz einfaches Beispiel. Sie kaufen als börsengelistetes Unternehmen. ein anderes Unternehmen und geben da von mir aus 50 Millionen für aus. Dann würden sie IFRS-technisch erst mal danach fragen, wofür hast du das denn überhaupt ausgegeben? Und dann kann man sagen, naja, der hat Kundenbeziehungen, da war ein Know-how, da war eine Technologie, der hat eine wahnsinnig bekannte Marke und da war ein Patent. Dann sind das alles Themen, die man beispielsweise einzeln bewerten muss und dann eben halt auch bilanzieren muss. So, wenn sie jetzt aber eben halt hinkriegen und klagen würden, na, das ist jetzt bei uns alles Goodwill. Dann würde natürlich auch der geneigte Bilanzleser irgendwann vielleicht mal die Frage stellen, also ihr gebt jetzt 50 Millionen dafür aus und ihr wisst eigentlich gar nicht, was ihr dafür gekauft habt. Also was tut ihr denn da jetzt eigentlich bitte? Und da muss man sich schon, sage ich mal, auch als Unternehmen eben halt manchmal fragen lassen, sind diese Entscheidungen, die ich da treffe, eben halt richtig? Das kann natürlich immer richtig sein, so eine unternehmerische Entscheidung zu treffen, dass man irgendwann kauft und sagt, das ist an und für sich der Bringer und ich bin davon überzeugt, ja. Aber in ganz vielen Fällen muss man eben halt, und ich habe das jetzt gerade in einem anderen Fall erlebt, wo es genau um diese Fragestellungen geht. Aber warum habt ihr das denn ausgegeben? Wofür habt ihr das Geld denn ausgegeben? Und was war das Besondere denn an diesem Unternehmen? Und da steht man natürlich dann, das muss man unumbunden zugeben, da muss man sich dann natürlich auch als Unternehmer fragen lassen, was machst du da jetzt eigentlich? Also wo gehst du mit dem Geld eben halt um? Aber wenn man das als Bedrohung empfindet, dann ist es natürlich schlecht. Man kann es aber auch eben halt letztendlich als Chance verstehen und sagen, naja, da challenge mich dann eben halt noch ein paar Leute.
Joel Kaczmarek: Gut, also ich würde sagen, das war ein bunter Ritt von vor, während bis nach dem Börsengang. Teil zwei widmen wir uns dann, wie gesagt, den Steuern und den rechtlichen Fragen. Aber für den Moment, liebe Michaela, danke für die Aufklärung aus Börsensicht. Lieber Hendrik, lieber Jörg, vielen, vielen Dank für die fachliche Einordnung. Ja, und dann würde ich sagen, lasst es euch gut gehen und mal schauen, dass wir ein paar mehr Familienunternehmen in die Börse kriegen. Danke euch. Vielen Dank.
Hendrik Rathje: Danke.
Michaela Daldrup-Arnold-Arnold: Vielen Dank.