CODE University: Tom Bachem über seine Progammier-Uni

5. Juli 2017, mit Joel Kaczmarek

Dieses Transkript wurde maschinell erstellt. Wenn dir ein Fehler auffällt, schreib uns gerne zu diesem unter redaktion@digitalkompakt.de.

Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Podcast von Digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute wird wieder die Schulbank gedrückt. Oder eigentlich genauer gesagt die Universitätsbank, für diejenigen, die das von euch nicht getan haben. Es geht um akademische Themen und da gibt es ja einen jungen Mann, der sich in der Szene gerade stark profiliert mit einem sehr spannenden Konzept. Stell dich doch mal ganz kurz vor und sag, was du machst.

Thomas Bachem: Ja, danke dir Joel. Ich bin Tom, Thomas Bachem und gründe gerade die Hochschule, an der ich selber gerne studiert hätte.

Joel Kaczmarek: Wie sieht die aus? Oder vielleicht musst du ja erstmal sagen, was dein Background ist, damit man weiß, was du da studiert hättest.

Thomas Bachem: Also ich bin selber eigentlich seit meinem zwölften Lebensjahr Softwareentwickler und habe dann schon in meiner Jugend wirklich so als One-Man-Army viele Websites für kleine Kunden umgesetzt. War dadurch also nicht nur Entwickler, sondern auch Designer und auch irgendwo Geschäftsmann. Und habe danach, dann als die Studienentscheidung anstand nach meinem Abitur, mich aber sehr schwer damit getan, Informatik zu studieren, weil es mir eben sehr Mathe- und Theorie-lastig erschien und ich das nicht so recht in Verbindung bringen konnte mit dem, was ich da tagtäglich schon getrieben habe. Und habe mich dann stattdessen für ein Studium an der Business School entschieden, weil mir das irgendwie praxisnah und persönlich vorkam und ich irgendwie auch ein bisschen Angst hatte vor diesem Nerd-Klischee. Ja, dieser irgendwie vereinsamte, Pizza-essende Nerd, der den ganzen Tag nur im Keller verbringt. Ein Klischee, gegen das wir heute immer noch kämpfen, das tatsächlich auch mich umgetrieben hat. Und habe mich dann aber bei meinem Studium an dieser Business School eigentlich von Tag 1 angefragt, warum es eigentlich sowas wie Business Schools nicht auch für Tech, für Software gibt. Das hat mich dann immer weiter umgetrieben, auch in den Sachen, die ich danach gemacht habe. Ich habe danach in den letzten zwölf Jahren eine Reihe von Startups gegründet und war da auch immer in der CTO-Funktion oder auch als Entwickler selbst mit aktiv. Ich habe auch beim Recruiting immer wieder gemerkt, dass zum Beispiel ein Informatikstudium im Lebenslauf selten ein Indikator dafür war, ob die Leute wirklich gut Software entwickeln konnten. Und das hat mir weiter zu denken gegeben und habe dann immer wieder auch Gespräche mit anderen Unternehmern und Gründern darüber geführt und wurde irgendwie in dieser Idee bestärkt, vielleicht doch mal in dem Bereich wirklich auch selber was zu machen.

Joel Kaczmarek: So einen kleinen Abriss geben, was du bisher eigentlich so gegründet hast, damit man eigentlich so ein Gefühl kriegt für deinen Impact und auch für das, wofür du so stehst. Also deine erste richtig groß bekannte Gründung, wenn ich es richtig auf dem Schirm habe, korrigiere mich gerne, war ja irgendwie Sevenload, also damals so das deutsche YouTube. Ich erinnere mich Ich glaube, du hast mir das mal erzählt, wenn man bei Google Translate einen englischen Text eingegeben hat und den übersetzen lassen, hat der YouTube zu Sevenload übersetzt. So gefragt wart ihr sozusagen, dass die KI von Google dachte, das sei ein und dasselbe. Dann habt ihr dieses, ich weiß noch, sehr bunte, in diesem schicken Kölner Büro, sehr bunte Spiegel gemacht namens Flip Life. Und mit United Prototype, mit dem Ibrahim Efsan warst du auch in der Gaming-Welt unterwegs. Hast, soweit ich weiß, machst du auch so ein paar Dienstleistergeschichten, also Scaling Technologies weiß ich, war ich auch mal gehostet mit meinem privaten Blog bei dir. Und dann mit dem Verband, Bundesverband Deutsche Startups. Also man merkt so ein bisschen, du hast irgendwie breites Themenfeld, in dem du inhaltlich arbeitest und auch wirklich so Infrastruktursachen. Also dass man sich hinstellt und gründet einen Verband und stellt sich danach hin und gründet eine Universität, das ist ja schon ungewöhnlich.

Thomas Bachem: Das war für mich tatsächlich auch so ein ja so ein erster Schritt in die Richtung. Also ich habe einfach gemerkt, dass mir das mit dem Verband Spaß gemacht hat. Jetzt gar nicht unbedingt das klassische Verbandsthema und auch nicht unbedingt das politische. Also weiß Gott nicht, der Typ bin ich irgendwie auch nicht dafür. Aber was mich damals umgetrieben hat, ist, dass ich gemerkt habe, viele Unternehmer haben sehr viel gejammert über die Politik und da hatten sie auch einen Grund zu und da findet man immer Gründe für. Aber ich habe mich dann irgendwie gefragt, irgendwann mal so, wir Unternehmer sind doch eigentlich Leute, die Dinge anpacken und verändern und nur jammern bringt nichts und die Politik muss letztendlich mit am Tisch sitzen und wahrscheinlich muss man dann sowas wie einen Verband gründen. um die Politiker einzusammeln. Und dabei habe ich letztendlich einfach gemerkt, dass mir so Ökosystemthemen Spaß machen, dass mir es Spaß macht, irgendwie was für das gesamte Ökosystem zu tun, mich mit Leuten zu vernetzen. Und ich wusste ja damals auch schon, also ich hatte ja damals schon erste Gedanken, ob ich nicht mal auch was in diesem Hochschulbereich machen will. Und das war natürlich auch eine gute Vorbereitung dafür.

Joel Kaczmarek: So, jetzt hast du gesagt, du programmierst, seit du zwölf bist, hast aber irgendwie nie Informatik studiert und willst jetzt eine Hochschule bauen, die irgendwie für Techies eigentlich so ein bisschen Wirtschaftseinschlag mitbringt und irgendwo praxisnah ist. Wie sieht das aus? Was willst du besser machen als das, was bisher am Markt schon da ist?

Thomas Bachem: Es gibt eigentlich drei Säulen, die uns, glaube ich, besonders machen und von anderen abheben. Das erste ist wirklich die inhaltliche Ausrichtung unserer Studiengänge. Also wir haben drei Studiengänge. Das eine ist Software Engineering, das zweite ist Interaction Design und das dritte Produktmanagement. Und das sind schon mal Studiengänge, die es so sehr selten bis gar nicht in Deutschland gibt. Beispielsweise Produktmanagement gibt es überhaupt keine Angebote. Und auch Studiengänge, die wir sehr konsequent, ich sage mal, auf Internet-Technologien auslegen, im Gegensatz zu vielleicht klassischen IT-Themen. Und das Zweite ist sicherlich, dass wir sehr, sehr eng das eben mit der Start-up-Szene, mit der Internetwirtschaft machen, da eben durch mein persönliches Netzwerk auch sehr, sehr vernetzt sind ja auch viele Unternehmen, Unterstützer aus dem Umfeld haben und damit, glaube ich, viel, viel näher dieser ganzen neuen Wirtschaft und Szene sind, als das alle anderen Hochschulen sein können. Und das Dritte und aber eigentlich Wichtigste für uns ist tatsächlich die Art, wie wir lehren und wie unsere Studierenden lernen. Und das hatte schon immer so ein bisschen in mir geschlummert, also auch dieser Gedanke, ich will jetzt nicht nur thematisch irgendwie das anders machen, sondern ich glaube auch irgendwie, es muss auch irgendwie cool sein. Es darf jetzt nicht so sein wie so klassische Uni. Ich konnte das lange Zeit nur etwas vage beschreiben und habe dann glücklicherweise meine beiden Mitgründer vor vielen Jahren getroffen, die auch aus so einem Umfeld stammen und mit Didaktik viel Erfahrung haben. Und gemeinsam haben wir dann wirklich uns das Studienkonzept überlegt und wirklich mal überlegt, wie sollen die denn bei uns lernen? Wie kann man denn Hochschule auch ganz neu denken?

Joel Kaczmarek: Wie sieht das aus?

Thomas Bachem: Ja, das dauert etwas, das zu erklären. Gerne drauf eingehen. Nein, ich mache es erstmal kurz. Also wir haben ein sehr projektbasiertes Studium und setzen da eigentlich sehr, sehr viele neue Konzepte um, die man so aus dieser Welt kennt, vielleicht auch immer mal wieder gehört hat. Das sind so Sachen wie Challenge-Based Learning oder eben Project-Based Learning, Flipped Classroom, Mastery Learning, P2P Learning.

Joel Kaczmarek: Also ich kenne das jetzt alles nicht. Kann ich mir so vage vorstellen, aber ich glaube, für dich ist das so gängig. Erklär mal so ein bisschen, was dahinter steckt.

Thomas Bachem: Ich erkläre es mal von vorne. Wenn Studierende zu uns kommen, dann müssen wir damit umgehen, dass die alle sehr verschiedene Erfahrungsniveaus haben. Und das finden wir aber gut. Also gerade im Bereich Technologie gibt es viele Jugendliche beispielsweise, die schon sehr viel Vorerfahrung haben, weil sie irgendwie schon ewig lange programmieren, sich das selber angeeignet haben, ähnlich wie ich damals. Aber natürlich haben wir auch Studierende, die haben vielleicht schon mal ein bisschen gearbeitet, schon mal eine Ausbildung gemacht, Wir wollen also nicht nur sozusagen den klassischen Nerd bei uns haben, sondern eben ganz verschiedene Arten von Leuten. Und wenn die zu uns kommen, werden die deshalb von uns in ein sogenanntes Kompetenzraster einsortiert. Also wir entwickeln gerade ein Kompetenzraster, wo wir für diese Studiengänge und darüber hinaus wirklich definieren, was sind die relevanten Kompetenzen, die am Schluss dabei rausspringen sollen. Und dieses individuelle Kompetenzprofil eines jeden Studierenden, das trägt die dann so ein bisschen durchs Studium. Also am Anfang legen wir eben mit Ihnen gemeinsam fest, wo Sie starten in diesem Kompetenzprofil. Und dann bieten wir Ihnen jedes Semester eine Vielzahl an Projekten an, die wir zusammen mit Unternehmenspartnern, Startups, gemeinnützigen Organisationen und so weiter erarbeiten. Und Sie arbeiten dann immer studiengangsübergreifend in interdisziplinären Teams an diesen Projekten. Also beispielsweise ein Designer, ein Entwickler, ein Produktmanager gemeinsam oder auch mehrere von jeder Rolle. Und durch diese Projekte, einerseits in Vorbereitung auf die Projekte, andererseits in den Projekten, realisieren die Studierenden dann, welches Wissen und welche Kompetenzen ihnen letztendlich fehlen, um eben dieses Projekt zu meistern. Und das löst einen Lernimpuls aus und schafft eine hohe Lernmotivation, weil man sozusagen das Ziel vor Augen hat und endlich begreift, wofür man denn jetzt diese Theorie braucht. Und dann gibt es verschiedene Wege, sich die Theorie anzueignen. Natürlich haben wir auch Vorlesungs- und Seminarangebote. Die sind aber bei uns immer projektbezogen. Also bei uns wird kein Student wissen, was er irgendwie jeden Dienstag von 12 bis 16 Uhr hat, sondern bei uns ist das flexibler und auf die Projekte abgestimmt. Vor allem setzen wir aber sehr stark auch tatsächlich auf E-Learning, auf Selbststudium, wo unsere Professoren eben zu jedem Projekt Ressourcen kuratieren und Empfehlungen aussprechen, was man sich anschauen sollte dazu. Das kommt auch aus unserer Überzeugung, dass wir der Meinung sind, Es wäre naiv zu glauben, das, was vielleicht ein Stanford-Professor schon sehr professionell einmal eben produziert und als E-Learning-Kurs aufgenommen hat, das übertreffen zu können. Deswegen sagen wir, wir wollen nicht so tun, als gäbe es das alles gar nicht, diese E-Learning-Sachen, sondern wir wollen die ganz aktiv einbeziehen. Und das fast Interessanteste, was dann auch sehr stark damit zusammenwirkt, ist, dass sie auch sich sehr viel gegenseitig beibringen sollen und voneinander lernen sollen. Also wir fördern wirklich sehr, sehr aktiv den Austausch unter den Studierenden und wir haben ein sehr ausgereiftes Intranet, wo letztendlich jeder Studierende schauen kann, welche Kompetenzen die anderen Studierenden haben und wo wir diese Kompetenzprofile auch transparent machen, sodass ich beispielsweise suchen könnte, Wenn ich jetzt jemanden brauche, der irgendwie Datenbankentwicklung Level 4 ist, dann kann ich im Intranet gucken, wer auf diesem Niveau sich befindet und kann da wirklich passende Leute finden. So legen wir dann auch immer fest für jedes Projekt, was sind die Einstiegskompetenzen, um an diesem Projekt mitarbeiten zu dürfen? Also beispielsweise Ja, um an diesem Projekt mitzuarbeiten als Softwareentwickler brauchst du halt Datenbankentwicklung Level 3. So gibt es dann sozusagen Einsteigerprojekte und Rollen, aber auch fortgeschrittene und Expertenprojekte, sodass sich jeder immer das suchen kann, was halt gerade perfekt zu ihm und seinem individuellen Erfahrungsstand passt. Und es wird auch festgelegt, welche Kompetenzen durch das Projekt trainiert werden, also welche Kompetenzen die Studierenden sich hinzu erlangen, wenn sie das Projekt erfolgreich abschließen. Und dann leveln die so durch ihr Studium und sammeln sich, ja, muss man fast. Das steckt natürlich als Inspiration mit dahinter. Früher hätte man Gamification gesagt, das ist jetzt im Moment nicht mehr so trendy, aber ein bisschen steckt das natürlich da drin und die Studierenden können sich dadurch vor allem sehr individuell immer aussuchen, welches Projekt sie bearbeiten, weil ich glaube gerade diese Schnittmengen zwischen Design und Tech und Management, die sind eigentlich so spannend und die werden auch durch bestehende Studiengänge nicht ausgebildet. Und unsere Studierenden können sich das sehr sehr individuell legen. und am Schluss definieren wir als Hochschule eben nicht sozusagen ein einheitliches Niveau, was unsere Absolvierenden alle haben sollen, sondern ein einheitliches Minimumniveau, was sie alle haben sollen. Das finde ich ganz ganz wichtig. Also unser Ziel ist nicht, dass alle Studierenden sozusagen uniformiert mit den gleichen Kompetenzen rauskommen, sondern dass wir wenigstens irgendwie sicherstellen können, dass sie ein gewisses Minimumlevel an Kompetenzen haben, aber das natürlich auch durchaus weit übertreffen oder sich anders gestalten können, gerade wenn sie schon mit viel Vorerfahrung zu uns gekommen sind. Und dann machen sie am Schluss, wenn sie eben dieses Minimumniveau für den jeweiligen Studiengang erfüllt haben, können sie zur Bachelorarbeit und zum Bachelorprojekt zugelassen werden und am Schluss wirklich einen Bachelor of Arts Abschluss mitnehmen.

Joel Kaczmarek: Ich wollte dich nämlich gefragt haben, diese Geschichte, dass ich ein non-uniformiertes Lernsystem habe. Konfligiert das nicht mit einigen der Auflagen, die man so im Hochschulbereich hat, was Regulierung angeht?

Thomas Bachem: Also eigentlich nicht. Ich bin da auch sehr positiv überrascht, dass die da wirklich deutlich offener denken, als man das so vermuten würde. Und wir müssen vieles allerdings auch noch rausfinden. Ich sage mal, dieser ganze Prozess auch der staatlichen Anerkennung, der Akkreditierung, das ist jetzt auch kein Kein einmaliges Ding, sondern das ist etwas, was wir alle paar Jahre immer wieder, wo wir diese Diskussion sicherlich führen werden. Deswegen werde ich da sehr, sehr viel lernen in den nächsten Jahren. Aber unser Eindruck bisher ist, dass das System und die Institutionen, die an der Akkreditierung beteiligt sind, da eigentlich deutlich offener für sind, als es den Anschein macht und als es in Anspruch genommen wird.

Joel Kaczmarek: Mal zu den Fächern. Wieso diese drei? Wie seid ihr auf die gekommen? Und wo ist denn also der Business-Impact? Wahrscheinlich bei dem letzten, bei dem Thema Product Management, weil so von der Sache her, also bei Software Engineering denke ich irgendwie an Programmierung, Entwicklung. Bei Design denke ich an Seiten schön machen und bei Product Management denke ich eigentlich eher an so Sachen wie Scrum, Teams koordinieren, Prozesse bauen. Das hat für mich jetzt noch nicht so den Business-Touch, wie wenn ich zum Beispiel sage, weiß ich nicht, Business Administration oder Leadership oder

Thomas Bachem: Also tatsächlich ist es auch so, dass wir im Kern Fachkräfte produzieren wollen und das aber natürlich sehr gerne und sehr viel auch mit viel Wirtschaftskompetenz verbinden wollen. Aber ich möchte in primärer Hinsicht gar nicht den Business Schools Konkurrenz machen. Ich glaube, die funktionieren auch teilweise schon ganz vernünftig, sondern wir wollen halt wirklich Techies ausbilden in diesen drei Rollen. Und die Rollen sind letztendlich entstanden auf Grundlage meiner initialen Vermutung. Ich bin ja auch schon lange in der Branche unterwegs und habe eigentlich relativ früh mich darauf festgelegt, dass das so diese drei Rollen sind, die immer wieder in der digitalen Wirtschaft gebraucht werden, in der digitalen Produktentwicklung spezifisch. habe aber auch dann mit vielen anderen Unternehmen, haben wir eben Expertengespräche geführt und die haben uns eigentlich immer wieder bestätigt, dass das diese Rollen sind, die sie bei sich auch suchen und dass es sich darauf reduzieren lässt. Und jetzt sagst du zwar, klar, der Software-Ingenieur ist irgendwie der Techie und so weiter, aber ich habe ja eben schon so ein bisschen beschrieben, wie wir eigentlich dafür sorgen wollen, dass die Grenzen zwischen diesen Studiengängen mehr und mehr verschwimmen. Also wir wollen eben dafür sorgen, dass es nicht so ein Silo-Denken ist, dass man nicht sagt, der eine ist nur Business, die andere ist irgendwie nur Design und die wieder andere ist irgendwie nur Softwareentwicklung, sondern das sind eher so diese Themengebiete und die individuellen Studierenden mischen sich dadurch.

Joel Kaczmarek: Kannst du mal so ein bisschen beschreiben, was in diesen drei Studiengängen konkret gelehrt wird? Also nur mal so auszugsweise, dass man so eine grobe Vorstellung bekommt. Gerade Design finde ich zum Beispiel total abstrakt.

Thomas Bachem: Design, also Interaction Design nennen wir das, Interaktionsdesign ist bei uns und schließt so einerseits wirklich klar offensichtlich die grafischen Komponenten von Design, aber eben darüber hinaus insbesondere die psychologischen Aspekte, also sowas wirklich wie User Experience Design und beschäftigt sich eigentlich generell damit, wie sorgen wir dafür, dass Technologie auch benutzbar ist für den Menschen insbesondere. Also da fallen diese ganzen Themenfelder rein wie User Interface Design, User Experience Design, aber auch durchaus bis hin zu sowas wie wieder Interface Engineering, Frontend-Entwicklung, weil wir auch da eben dafür sorgen wollen, dass es nicht nur Designer sind, die sozusagen bei Photoshop aufhören, sondern die durchaus auch in der Lage sind, dann ganze Interfaces umzusetzen. Denn heute ist es ja oft so, dass gute Interfaces bestehen eben nicht nur aus einer Grafik, sondern ja wirklich auch aus sinnvollen Animationen, sinnvollen Gesten. Und das sind Dinge, die kann man gar nicht einfach nur in grafischen Entwürfen ausdrücken. Und deswegen glaube ich, kann man da viel bessere Interaktionsdesigner produzieren, wenn die halt wirklich auch technisches Know-how haben. Und ich glaube, Software Engineering ist wahrscheinlich relativ Nachvollziehbar noch. Und Produktmanagement ist, wie du das schon gesagt hast, ist tatsächlich der, der am ehesten natürlich diesen Business-Einschlag hat. Das sind dann so Themen wie, klar, Projektmanagement, durchaus aber auch viel Entrepreneurship, viel so Data-Science-Themen, auch Online-Marketing-Aspekte und natürlich auch wieder viele technische Komponenten. Also ich glaube, gerade in den Produktmanagement-Studiengang schlummern wahrscheinlich auch viele, Vielleicht zukünftige weitere Studiengänge und Spezialisierungen, die wir jetzt erstmal eben dort verorten.

Joel Kaczmarek: Ja, wäre meine nächste Frage gewesen, ob ihr damit rechnet, dass man sowas nochmal konkretisieren muss, dass ihr zum Beispiel sagt, wir machen jetzt Produktmanagement im Bereich Fintech anders als im SaaS-Bereich oder B2B versus B2C. Also da gibt es ja tausende von Spielarten, die man sich überlegen kann, die alle speziell sind. Denkt ihr über solche Zuspitzungen schon jetzt nach oder

Thomas Bachem: Noch nicht konkret. Also ich weiß, dass da super viel Potenzial für da ist. Wir probieren das jetzt erstmal mit diesem Studiengang so. Und dadurch, dass wir ja eben dieses individuelle Kompetenzraster haben und Kompetenzprofil, können sich die Studierenden ja wirklich sehr stark auch aussuchen, welche Kompetenzen sie eben stärken wollen. Und ich glaube, dadurch werden wir auch lernen, was sie besonders interessiert und was besonders gut ankommt und was gut funktioniert. Und dann können wir uns überlegen, ob wir eben diese Studiengänge nochmal spezialisieren.

Joel Kaczmarek: Dann lass uns doch mal so ein bisschen rübershiften zu den ganzen Ökosystemgedanken. Das ist ja, glaube ich, eine ganz schöne Brücke. Also du sagst, du möchtest gerne projektbasiertes Lernen ermöglichen. Wie sieht das aus? Wie arbeitet ihr mit Unternehmen dort zusammen? Wie kriegt ihr das hin, die irgendwie an so einen akademischen Betrieb anzudocken, dass beide Seiten davon profitieren?

Thomas Bachem: Ja, ich fange noch mal ein bisschen vorher an und zwar Es ist häufig eine Frage, die mir gestellt wird, warum wir denn kein duales Studium machen oder ob wir ein duales Studium machen. Und ein duales Studium ist ja das, was man dann üblicherweise kennt, wenn es eben besonders praxisnah und berufsbegleitend und integrierend sein soll. Und ich habe da lange drüber nachgedacht. Es wäre auch viel leichter gewesen, ein berufsbegleitendes Studium aufzubauen, denn da zahlen dann üblicherweise die Firmen das Studium und so weiter. Aber ich habe mich dagegen entschieden, weil ich glaube, dass ein duales Studium, ähnlich wie eine Ausbildung, letztendlich ein sehr großes Risiko für den individuellen Studenten birgt, weil man sich eben auf eine Firma festlegt als Student, das oft in sehr jungen Jahren, wo man vielleicht noch gar nicht so recht aufpasst, einschätzen kann, ob das jetzt wirklich eine gute Firma, eine gute Richtung für einen ist und was eben den Horizont sehr beschränken kann. Also vielleicht hat man sehr viel Glück und hat eine tolle Firma, die das unterstützt, vielleicht auch nicht. Deswegen sehen wir unsere Aufgabe darin, den Studierenden möglichst viele verschiedene Erfahrungen, möglichst viele verschiedene Unternehmen und verschiedene Arten von Studierenden von Projekten mit auf den Weg zu geben im Studium, sodass sie im Studium eben mit allem Mal in Berührung kommen und danach dann eine wirklich informierte Entscheidung treffen können. Und dazu binden wir eben immer wieder Unternehmen und Organisationen in diese Projekte ein, die wir da ausgestalten. Das tun wir teilweise auch in Unternehmenskooperationen. Also wir haben Kooperationspartner wie beispielsweise Trivago, Zalando, viele weitere, mit denen wir reden, Xing, Otto, Facebook, Google, viele, viele weitere. Und wo wir aber vor allem wirklich den Fokus darauf legen, dass wir sagen, wir wollen Projekte schaffen, die eine gute Lernerfahrung für die Studierenden bieten. Also es geht überhaupt nicht irgendwie darum, jetzt die verlängerte Werkbank für diese Unternehmen zu sein. Ich finde es toll, wenn dabei auch immer wieder produktive Projekte rausspringen. Ich glaube, das finden die Studierenden auch toll. Aber wichtig ist zu verstehen, es geht darum, mit den Unternehmen gemeinsam eine gute Lernerfahrung für Studierende zu gestalten und sozusagen jetzt nicht cheap Studenten-Outsourcing zu betreiben. Übrigens ein Vorwurf, den man dann immer wieder bekommt in Deutschland, also eine Vermutung, was aber letztendlich Unsinn ist aus meiner Sicht.

Joel Kaczmarek: Ja gut, also als Unternehmen kann ich mir das schon vorstellen, dass es schon hochattraktiv, technisch kompetente Mitarbeiter sozusagen potenzielle zu screenen und von denen sozusagen Dinge zu lernen. Es geht ja auch darum, innovativ und jung zu bleiben. Also ein Zwölfjähriger kennt manchmal vielleicht bessere Programmiermethoden als ein 35-Jähriger.

Thomas Bachem: Das ist Ich glaube, das ist auch absolut fein. Ich glaube, damit hat auch niemand ein Problem. Ich glaube, das ist dann wirklich beidseitig sehr praktisch. Die Leute denken manchmal noch so, dass das wirklich so ist, ich sage mal, wie früher in der Näherei, wo dann wirklich jemand hinkommt und quasi sofort produktiv für ein Unternehmen arbeiten kann und dann ausgebeutet wird. In unserer Wissensbranche ist einfach so, dass der Onboarding-Aufwand so enorm ist, dass es letztendlich, dass man nur sehr schwer sinnvoll mit Leuten arbeiten kann, die halt nur kurze Zeit da sind. Und deswegen glaube ich, dass die Unternehmen durchaus sehr bewusst auch viel Mühe und Arbeit in diese Kooperation mit uns stecken, aber wissen, dass sie da also produktiv nicht unbedingt so viel mitnehmen können, aber dass sie eben sicherstellen können, wie du schon sagst, dass die Studierenden einerseits, das beherrschen können später, was diese Unternehmen suchen an Kompetenzen. Und andererseits klar, dass die Unternehmen da ab und zu mal neuen Input kriegen.

Joel Kaczmarek: Aber ist es trotzdem auch so, dass ihr auch kleine Startups habt? Weil ich sage mal so, die Namen, die du jetzt gerade genannt hast, die sind, glaube ich, super, um irgendwie Studenten anzuziehen, weil die halt A, sich sagen, cool, da kriege ich irgendwie potenzielle Arbeitgeber zu sehen. und B, arbeite ich an super spannenden Sachen mit riesiger Userbase, riesigem Impact, lerne super spannende Sachen. Aber wenn jetzt mal ganz ehrlich ist, so die Xings, Zalandos und Trivagos dieser Welt, ich meine so Trivago und Zalando sind vielleicht Sonderbeispiele, die sind schon sehr schnell und sehr, sehr gut, was so das ganze Tech-Ausspielen angeht. Das sind ja aber im Generellen jetzt eher nicht so die Paradebeispiele für super innovative, super schnelle IT-Abteilung. Also es ist ja eher so, wenn du in so einer Größe bist, Und wie redest du ja auch in der Schleif sozusagen weit nach unten? Habt ihr trotzdem auch sozusagen kleine, junge Startups, dass ihr mit denen Konzepte irgendwie startet, dass man sagt, hey, das ist eine Fünf-Mann-Bude, das ist eine Zehn-Mann-Bude, aber ihr sitzt irgendwie da, macht einen Zyklus, der irgendwie super schnell geht, super schnell iteriert wird und wo ihr richtig viel lernt?

Thomas Bachem: Klar, also es ist mir natürlich super wichtig, dass wir auch kleine Startups haben. Und genau das ist mir irgendwann auch aufgefallen, dass ich sozusagen gemerkt habe, die Partnerunternehmen, mit denen wir da partnern, die eben auch eine ernsthafte Kooperation mit uns eingehen können, ja auch finanzieller Natur, die sind halt automatisch keine Startups mehr. Und deswegen will ich ganz bewusst Startups trotzdem mit einbeziehen. Es ist tatsächlich so, dass mich fast jeden Tag irgendwelche Angebote erreichen von Startups, die gerne mit unseren Studierenden arbeiten würden. Da müssen wir natürlich auch irgendwie sauber aussortieren und gucken, dass sich da nicht manche Startups zu viel Hoffnung machen, dass wir dann ihre Produkte entwickeln können. Aber ich glaube, die Mischung macht es da wirklich. Und mir ist das total wichtig, dass wir da auch Firmen mit unter 20 Mitarbeitern, sage ich mal, mit einbeziehen. Das Schöne an den großen Unternehmenskooperationen, die wir gerade machen, ist, dass die erstmal wirklich ein guter Grundstamm sind und dass die zum Beispiel ja auch Gerade wenn wir eben an die Deutschen denken, an sowas wie Zalando, Trivago und Co., dass die wirklich viele, ja selber sehr viel Tech-Know-How haben, viele Mitarbeiter in dem Bereich haben und uns natürlich damit potenziell auch Dozenten stellen können und uns wirklich inhaltlich auch aktiver unterstützen können. Und das ist, glaube ich, ein guter Grundstamm, auf den wir dann mehr aufbauen wollen. Und natürlich wollen wir zum Beispiel auch mehr Unternehmen aus der klassischen Industrie mit einbeziehen. Mir war jetzt erstmal wichtig, dass wir die dass wir sozusagen die Player, die schon verstanden haben, wie Internet funktioniert, einbeziehen, weil ich glaube, von denen können wir erst mal am meisten lernen und jetzt sollen das noch so ein bisschen in diese anderen Richtungen gehen.

Joel Kaczmarek: Was müssen die denn sonst noch mitbringen, diese Unternehmen? Du hast ja eben schon so ein bisschen angedeutet, es gibt ein finanzielles Commitment, was da auch mitschwingt.

Thomas Bachem: Genau, also nicht zuletzt deshalb, weil wir einerseits natürlich unsere ganze Hochschule gegenfinanzieren müssen. Kann ich gerne auch gleich nochmal was zu erzählen. Das ist ja wirklich alles andere als leicht, eine Hochschule in Deutschland überhaupt zum Break-Even zu kriegen, geschweige denn profitabel zu betreiben. Und da sind wir eben auch auf sowas angewiesen. Und andererseits, weil es auch irgendwie eine gewisse Ernsthaftigkeit mit sich bringt. Deswegen finde ich es eigentlich ganz angenehm. Also, weil die Unternehmen sicher auch, wenn sie Geld zahlen, dann committen sie sich auch, dann weiß ich, dass sie wirklich auch in den Projekten sich aktiv einbringen werden. Und dass sie halt nicht irgendwie dann in einem halben Jahr schreiben, ach sorry, ist gerade so viel los bei uns, wir haben jetzt keine Zeit, mit euch Projekte auszuarbeiten. Und so weiß ich, dass denen das halt echt wichtig ist.

Joel Kaczmarek: Noch eine Sache an, Quantacosta?

Thomas Bachem: Ja, ist schon sechsstellig.

Joel Kaczmarek: Also im Hunderttausender-Bereich muss ein Unternehmen da schon reingehen. Und was ich gelesen habe, müssen die sich auch auf eine gewisse Zeit verpflichten, nehme ich mal an, oder?

Thomas Bachem: Ja.

Joel Kaczmarek: Schön. Wie schafft ihr es denn, bei dem ganzen Thema eigentlich immer up-to-date zu bleiben eigentlich? Also man sagt ja immer so bei E-Commerce-Shops zum Beispiel, alle sieben Jahre musst du dein System eigentlich komplett erneuern. Dann hast du immer so Wellen. Mobile nimmt irgendwie massiv zu. Was heißt ich? Diese, jene Technik, diese, jene Programmiersprache. Wie schafft ihr das da irgendwie vorne dran zu bleiben? Geht das über die Partner oder macht ihr das auf akademischem Wege? Was ist da so? euer Ansatz?

Thomas Bachem: Das ist eigentlich genau das, was dieses projektbasierte Konzept sicherstellen soll. Also dadurch, dass wir letztendlich definieren, was die Kompetenzen sind, die gefördert werden sollen. Und die Kompetenzen ändern sich ehrlich gesagt nicht so oft. Also wenn man es eben schafft, diese Kompetenzen, sag ich mal, aufzubauen, abstrakt genug zu definieren, dass sie jetzt nicht an einer spezifischen Programmiersprache hängen, dann ändern die sich nicht so oft. und das Kompetenzraster können wir natürlich auch ab und an anpassen, aber die genaue Ausgestaltung, wie diese Kompetenzen vermittelt werden, also zum Beispiel mit welchen Projekten, mit welchen Programmiersprachen und so, das ist dann eben den Projekten überlassen und damit den Profs und den Unternehmen und die können das letztendlich von Semester zu Semester ändern. Das ist eigentlich das Angenehme, indem wir halt festschreiben, was sind die Kompetenzen und nicht irgendwie, was sind die Technologien, die da gelehrt werden.

Joel Kaczmarek: Wie ist denn das mit dem Thema Raum? Ich finde, Lernen macht ja auch ganz viel. Also da spielt eine große Rolle, in welchem Raum ich das tue. Wo werdet ihr denn sitzen? Habt ihr ein Gebäude? Wie ist da der Plan?

Thomas Bachem: Also tatsächlich gründen wir eine echte physische Präsenzhochschule. Das will ich an dieser Stelle nochmal erwähnen, weil mir wirklich oft irgendwie in den letzten Jahren so entgegengeschlagen ist. Dann habe ich immer nur wie 20 Minuten davon erzählt und danach meinte der so, ja, ihr macht dann Online-Kurse. Und da habe ich gemerkt, oh shit, die Leute denken heute nur noch irgendwie im E-Learning. Wir glauben sehr stark, genau wie du es gerade beschrieben hast, an Präsenz dabei und wir haben da wirklich einen super Partner gefunden. und zwar gehen wir mit der Factory zusammen. Factory ist ein sehr großer Community-Space-Anbieter hier aus Berlin und was ich daran eigentlich besonders spannend finde ist, dass wir auch da versuchen, das wirklich ein bisschen neu zu denken. Und wir haben zwar unsere eigenen Flächen innerhalb der Factory, aber letztendlich ist unseren Studierenden freigestellt, diese Flächen eben zu nutzen, um an den Projekten zu arbeiten, Meetingräume zu buchen, natürlich auch die sonstigen Sachen wie die Restaurants und Cafés. Und damit sind wir wahrscheinlich, ich habe es nie genau überprüft, aber wahrscheinlich sind wir damit sicher, die erste oder eine der allerersten Hochschulen, vielleicht sogar weltweit, die sich so intensiv mit einem Community-Space integrieren.

Joel Kaczmarek: Aber mit wem muss man schlafen, dass man sowas kriegt? Weil ich verfolge ja Factory intensiv, also das macht ja der Udo Schlömer, der ja auch so in dem Ruf steht, den halben Berliner Prenzelberg irgendwie umgebaut zu haben, wenn ich mich nicht täusche. Das ist ja eigentlich ein sonst hoch teures Konzept. Also wenn ich mitkriege, die gehen ja gerade stark auf den Track, Konzerne, die sich digitalisieren wollen, können da sich eine Mitgliedschaft holen. Die kostet auch sechsstellig. Und jetzt hast du da eine Hochschule, wo irgendwie Dutzende von Studenten Lehrräume brauchen, die da reinkommen. Ist das ein bisschen philanthropisch? Haben die ein bisschen strategisch auch im Blick, dass das natürlich hyperrelevant ist aus Talentzugang und sozusagen für Netzwerk? Oder was ist da so euer Deal?

Thomas Bachem: Also All das. Es ist, erstens ist es so, dass der Udo Schlömer hat wirklich eine große Leidenschaft für dieses Bildungsthema. Das äußert sich auch darin, dass er zusammen mit seiner Frau, der Sabrina, auch die New School gegründet hat, eine Schule, die auch eben projektbasierte Ansätze verfolgt. Und, ähm, die im Übrigen auch Teil, äh, dieses Gebäudes werden wird. Und, ähm, ja, er hat eigentlich von Anfang an, ich kannte ihn, ähm, schon etwas länger und hab ihn sehr früh darauf angesprochen. Er war von Anfang an sehr begeistert. Er ist auch einer unserer, unserer Geldgeber mit. Insofern, ähm, Macht das Ding natürlich auch einfacher und natürlich ist es für die Factory super attraktiv. Also so muss man es glaube ich auch mal sehen. Also wenn die natürlich ihren Community-Members irgendwie sagen können, in dem Gebäude tummeln sich ständig irgendwie hunderte Techies und Designer und endlich könnt ihr ganzen BWL-Fritzen hier mal Leute treffen, die wirklich was können. Ich darf das sagen als BWLer. Ja, ich glaube, das ist ein super Angebot und es ist halt beidseitig total gut für beide Seiten. Weil für uns natürlich toll, wir haben einen riesen Campus. Das hätten wir als kleine private Hochschule sonst gar nicht.

Joel Kaczmarek: Das wäre nämlich so eine meiner nächsten Fragen gewesen, ob ihr auf so ein Campus-Konzept auch aktiv setzen wollt, dass ihr zum Beispiel sagt, Hackathons ist ja mittlerweile Standard oder Vorträge oder was weiß ich. Also das ist sozusagen dezidiert Teil eures Konzepts auch?

Thomas Bachem: Klar, absolut.

Joel Kaczmarek: Was hast du denn sonst für Ansprüche an einen Raum als Hochschule, wie man sie so denkt, wie du sie denkst? Also bei vielem, was ich bisher von euch gehört habe, musste ich so automatisch an das ganze Thema Design Thinking denken. Wir werden sicherlich später auch mal über Potsdam ein bisschen reden, was da so passiert in dem Tech-Bereich. Wie sieht so ein Raum bei euch aus? Ist das noch so klassischer Leerraum mit Tischen und Stühlen und man bringt sein Laptop mit oder Ist das mehr so bunte Würfel an den Wänden malen oder überhaupt kein Raum mehr? Wie sieht sowas aus?

Thomas Bachem: Wir selber tatsächlich, was unsere eigenen Flächen angeht, da sieht es tatsächlich fast ein bisschen klassischer aus. Also wir arbeiten gerade noch an den genauen Innenarchitektursachen, aber das wird natürlich deutlich stylischer. klassisch, aber es wird schon Vorlesungsräume geben oder Seminarräume, weil wir ab und an eben auch Seminarformate anbieten, aber das ist eben nur ein ganz, ganz kleiner Teil dieses riesigen Gebäudes und der anderen Factory-Gebäude und die ganzen Coworking- und Community-Space-Flächen, die halt in so einem Gebäude sonst zugegen sind, die passen eigentlich perfekt zu dem, was wir da machen wollen. Du hast das eben schon in Ansätzen beschrieben. Ich glaube, das Wichtigste ist eigentlich wirklich auch eine Begegnungsstätte zu schaffen. und deswegen Und sage ich auch manchmal im Scherz, dass, glaube ich, wenn wir die richtigen Leute, also die richtigen Studierenden zusammenbringen bei uns an der Hochschule und denen sozusagen eine gute Begegnungsstätte schaffen, dann können wir eigentlich auch irgendwie drei Jahre lang die im Kreis tanzen und singen lassen und die werden halt trotzdem die besten Absolvierenden sein. Weil ich glaube, das ist etwas, was halt viele Hochschulen leider auch nicht gut hinbekommen.

Joel Kaczmarek: Lass uns mal so ein bisschen über das Setup reden. Also du hast schon gesagt, es soll jetzt nicht berufsbegleitend sein, es ist schon Fulltime gedacht. Wie viele Studenten werdet ihr aufnehmen pro Jahr?

Thomas Bachem: Das hängt natürlich davon ab, wie viele Talentierte wir finden. Wir gehen davon aus, dass wir dieses Jahr wahrscheinlich so mit knapp 75 starten können und dann Stück für Stück wachsen. Und wohin wir da wachsen, das wissen wir nicht. Ziel wäre aber natürlich schon, dass das irgendwann so um die 200 im Jahrgang mal durchaus werden.

Joel Kaczmarek: Welche Rolle wird denn eigentlich Internationalisierung in der Lehre spielen? Weil du kannst ja irgendwie über Dozenten, über die Unterrichtssprache, über Kooperationen mit ausländischen Hochschulen, Double Degrees, alles so Themen, wo man irgendwie so einen Internationalitätsaspekt reinbringen kann. Was wird das für euch für eine Rolle einnehmen?

Thomas Bachem: Also wir haben rein englischsprachige Studiengänge ohnehin. Das heißt, wir richten das von Anfang an ganz konsequent auch auf ein internationales Publikum aus. Das ist ja auch einer der Hauptgründe, warum wir das Ganze eben hier in Berlin machen und haben auch viele internationale Bewerber. was uns nicht nur aus sprachlichen Gründen wichtig ist, sondern eben aus kulturellen Gründen. Da freue ich mich sehr drauf. Und das ermöglicht uns natürlich auch wiederum, internationale Professoren einzubinden, wo wir glauben, dass sich da auch wirklich viele spannende Kandidaten finden werden. Und ja, ich glaube, daraus wird sich ehrlich gesagt eine sehr internationale Kultur bilden. Ich weiß nicht, ob du schon öfters Zeit an der Factory verbracht hast, da spricht ja auch kaum jemand Deutsch. Also das ist auch eine extrem internationale Community und deswegen glaube ich, dass sich da ganz viel entwickelt.

Joel Kaczmarek: Ich bin ja so ein bisschen am Überlegen, ob ich das schade finden soll. Ich habe ja jetzt schon so eine kleine Sneak-Preview bekommen, was ihr so für Funnels habt an Studierendenbewerbungen. Und da war ein großer Anteil, was ich mitgekriegt habe, auch international. Also ich weiß, ich habe von Island gelesen, Pakistan war dabei oder Kasachstan. Also sehr, sehr international. Als Patriot wünsche ich mir natürlich irgendwie, dass es vor allem auch irgendwie deutsche Arbeitskräfte sind, die da viel lernen. Habt ihr da irgendwie Quoten, mit denen ihr arbeitet? Steuert ihr das irgendwie aus? Oder bin ich da vielleicht ein bisschen altbacken auch in meiner Denke?

Thomas Bachem: Es ist, glaube ich, völlig okay, da patriotisch zu sein. Und man muss es eher so sehen, das Ziel muss doch sein, möglichst viele talentierte Leute aus dem Ausland hier hinzuholen und hier zu halten. Dann profitieren wir am allermeisten. Insofern, solange wir sozusagen glauben, dass die dann auch hierbleiben, tut uns das ja sehr, sehr gut. Aber Quoten haben wir da gar nicht.

Joel Kaczmarek: Wie ist es so mit den Kompetenzrasten, was du angesprochen hast? Wenn man dir so zuhört, gewinnt man manchmal so ein bisschen den Eindruck, man muss schon irgendwie gefühlt relativ viel können, um bei euch überhaupt sozusagen in Frage zu kommen, um da angenommen zu werden.

Thomas Bachem: Also man muss fachlich nicht viel können. Also wir haben ganz bewusst, öffnen wir uns dafür, dass wir sagen, wir wollen eben das Potenzial in den Studierenden erkennen und nicht ihren jetzigen Kenntnisstand. Das ist uns wichtig, ich habe das eben schon mal angesprochen, damit wir nicht so eine total homogene Studierendengruppe haben, sondern damit wir beispielsweise mehr kreativ denkende Leute, mehr Frauen auch ansprechen, als das andere technische Hochschulen und Studiengänge ja häufig tun. Was wir aber sehen wollen, ist natürlich irgendwie Eine hohe Lernbereitschaft und auch ein schnell schaltender Kopf, der sich schnell neue Dinge aneignen kann und das prüfen wir eben auch in unserem Bewerbungsverfahren. Also Teil unseres Bewerbungsverfahrens ist eine Lernbereitschaft. Eine Projektarbeit, wo wir den Studierenden eine Aufgabe stellen und dann haben sie mehrere Wochen Zeit, dazu etwas einzureichen. Und es ist total interessant zu sehen, was da eingereicht wird und ganz, ganz verschieden. Und ich bin auch letztendlich der Überzeugung, dass jeder, dass jeder unserer Studierenden, jeder Mensch funktioniert. gewisse Grundkompetenzen mitbringt. Also ich glaube, dass jemand mit einem leeren Kompetenzprofil bei uns startet, das wäre schon sehr außergewöhnlich. Dann müssen wir da wirklich irgendwo ein Potenzial sehen, dass er in seinem bisherigen Leben er oder sie noch nie irgendwie schon mal gehoben hat. Das wäre sehr außergewöhnlich. Also es gibt ja durchaus auch Kompetenzen bei uns, wie irgendwie wissenschaftliches Denken und Arbeiten, Englischkenntnisse, Präsentations- und Rhetorik-Skills. Also das sind so zum Beispiel so Soft-Skills, die auch nochmal neben den fachlichen Sachen hinzukommen. wo die meisten Leute schon irgendwas mitbringen.

Joel Kaczmarek: Wenn du sagst, ihr Geschlechterverteilung, wie viele weibliche Bewerbungen hattet ihr bisher?

Thomas Bachem: Leider haben wir weiterhin nur so knapp 20% weibliche Bewerber und auch 20% angenommene Studierende. Das ist ein bisschen schade, weil wir uns echt viel Mühe geben, das anders zu machen.

Joel Kaczmarek: Ich finde das jetzt gar nicht so schlecht als Zahl.

Thomas Bachem: Ja, es ist okay, aber unser Anspruch ist halt eher 30, 40 Prozent. Und wir sponsern halt wirklich irgendwie jede Women in Tech und Veranstaltungen und Publikationen, die es irgendwie gibt. im Moment, in der Hoffnung, dass das hilft. Eine Sache, wo wir auch sehr viel Energie reinstecken, ist unsere Code- und Design-Initiative, die wir gegründet haben als gemeinnützigen Verein, wo wir regelmäßig so Programmiercamps für Jugendliche in den Ferien machen, wo wir auch eine deutlich höhere Mädchenquote haben, meistens 30 Prozent, weil wir gemerkt haben, wir müssen früher ansetzen als erst bei der Studienentscheidung. und das zeigen tatsächlich auch, es gibt da viele Untersuchungen und Studien zu, die teilweise leider 20, 30 Jahre alt sind, denn das Problem ist ja nicht neu, die zeigen, dass eben Mädchen beispielsweise sich üblicherweise einfach deutlich weniger als Hobby mit solchen Themen beschäftigen. Warum das genau so ist, keine Ahnung, aber es ist halt irgendwie nicht hip, sich als Mädchen mit Technik viel zu beschäftigen und dadurch haben die dann das Gefühl, einfach wenn es um die Studienentscheidung geht, eben hinten dran zu sein im Vergleich zu den männlichen Kollegen und dann eben da auch ein bisschen vorsichtig sind und sich dann lieber gar nicht erst auf den Bereich bewerben. Das heißt, wir müssen sie noch früher abholen, schon früher für das Thema begeistern und dann landen sie später auch bei uns.

Joel Kaczmarek: Ich bin persönlich ehrlich gesagt immer nicht so ein Fan von diesen Pulk-Bildungen, so Women in Tech. Ich mag nicht dieses Exklusive daran, also dieses, dass man ausgrenzt. Aber ich finde generell, Vielfalt bringt ja irgendwie, also das hängt ja an ganz unterschiedlichen Perspektiven. Von daher, alle, die jetzt zuhören, die weiblich sind, die Tech mögen und vielleicht latent drüber nachdenken, bewerbt euch bei der Kot-Universität. und lasst euch dort weiterbilden. Das finde ich sehr wichtig und auch spannend. Ich glaube, ich gebe dir absolut recht, Frauen bringen einen ganz anderen Drive rein und was ich da in Präsentationen entnehme, sind die sogar bessere Programmierer oft als männliche.

Thomas Bachem: Und was auch interessant ist, wir haben bei den Assessment Days, sehen ja dann die Leute auch so, wie in etwa die Quote ist und manchmal haben wir dann auch Pech und dann ist irgendwie der eine Assessment Day vielleicht so, dass da irgendwie mal gar keine Frau oder nur eine dabei ist. und dann fragen die Jungs natürlich auch immer, fragen die, Entschuldigung, ist das hier repräsentativ für eure Frauenquote? Mhm. Und zeigen sich dann auch sehr betroffen, dass sie sagen, das ist eigentlich echt schade. Da müssen wir echt mehr hinkriegen.

Joel Kaczmarek: Ich bin da zuversichtlich. Ich glaube, da wird es so Word of Mouth geben, Mundpropaganda. Das wird zunehmen, gerade bei euch. Was ist denn das eigentlich der Prozess, durch den ich muss als Studierender, um bei euch aufgenommen zu werden? Also durch welche brennenden Ringe muss ich da springen, damit ich da in Frage komme?

Thomas Bachem: Es startet eigentlich mit einer Online-Registrierung auf unserer Website. Dann bekommst du ein Login zu deinem Bewerberaccount und dort beantwortest du uns erstmal ein paar Fragen. Das ist dann deine schriftliche Bewerbung. Da stellen wir also Fragen zur Motivation, auch zu deiner beruflichen Vision, wo du dich hin entwickeln willst. Wir fragen dich, was du aus deiner Sicht irgendwie contributen willst, was du mitbringst, wie du dich einbringen willst. Also einfach, um dich charakterlich etwas kennenzulernen. Und wenn uns das soweit gefällt und da sind wir noch nicht so streng, dann laden wir dich zu einem Videocall ein. In dem Videocall bietet sich dann auch die Möglichkeit, für die Bewerber Fragen zu stellen. Und Hauptteil dieses Videocalls ist aber eben die Überbringung der sogenannten Challenge. Und die Challenge ist diese Projektarbeit, die ich ansprach. die Projektaufgabe, wo wir den Bewerbern eben abverlangen, sich da auch sehr kreativ und sehr vielseitig einzubringen und eigene Stärken und vorhandene Kompetenzen und Talente zu zeigen. Und da haben sie dann vier Wochen Zeit, was für einzureichen. Und wenn uns das dann auch gefällt, dann laden wir sie zu einem Assessment-Day ein nach Berlin. Das ist dann ein 24-stündiger Präsenz-Assessment-Day, wo sie nochmal in einer Gruppe von so 15 Leuten irgendwie gemeinsam arbeiten. Und wenn wir dann immer noch glauben, dass wir beidseitig zueinander passen, dann bekommen sie von uns einen Studienvertrag angeboten. Und ganz wichtig dabei ist auch wirklich dieses beidseitig Zusammenpassen. Denn wir haben ja hier ein Studienkonzept, was wirklich alles andere als irgendwie klassisch ist. Und ich glaube, das erfordert auch Studierende, die sich darauf einlassen können, die eigenverantwortlich arbeiten können und die wissen, worauf sie sich einlassen.

Joel Kaczmarek: Jetzt gibt es ja noch das ganze Thema Studiengebühren. Also ihr seid ja keine Hochschule, die kostenlos ist. Da müssen wir vielleicht auch mal ein bisschen drauf eingehen. Es gibt staatliche Hochschulen, dann gibt es private Unis und die müssen halt irgendwie sehen, wie sie ihre Gelder kriegen. Jetzt haben wir gesagt, es gibt sechsstellige Beträge, die die Unternehmen zahlen, die mit euch zusammenarbeiten. Du hast ein Investment aufgenommen, dazu später mehr. Und jetzt gibt es den Faktor Studiengebühren. Wie fallen die aus und was für Möglichkeiten bietet ihr denn? Ihr habt euch ja da auch Gedanken gemacht, wie man als Student, der vielleicht noch nicht so viele Taler auf der Hohenkante hat und dass das nicht so eine elitäre Kiste da wird, die derjenige nutzen kann.

Thomas Bachem: Ja, also ganz vorweg, es ist tatsächlich so, dass wir als private staatlich anerkannte Hochschule keinerlei Unterstützung vom Staat erhalten. Also das wissen viele nicht, aber es ist so, dass wir per se erstmal keine finanziellen Zuwendungen der Länder oder vom Bund erhalten und dadurch eben wirklich uns überlegen müssen, wie wir das Studium fair finanzieren. Ich finde auch total wichtig, dass dass es eben nicht nur auf den Unternehmen fußt und auch nur zu einem kleinen Teil auf den Unternehmen fußt. Denn letztendlich sollen unsere Studierenden unabhängig bleiben. Und ich glaube, das wäre total ungesund für die Hochschule, wenn die Unternehmen das dominieren. Und deswegen haben wir gesagt, natürlich wollen wir Studiengebühren erheben, denn das macht die Studenten letztendlich unabhängig. Aber um eben dafür sorgen zu können, dass sich das jeder leisten kann und dass wir diejenigen mit dem größten Potenzial und Talent nehmen können und nicht die mit den reichsten Eltern, haben wir einen Partner gefunden, die Chancengenossenschaft, die mit uns dieses Modell des umgekehrten Generationenvertrags umsetzt. Es ist ein Modell, was es auch an anderen Hochschulen immer öfter gibt. Es gibt auch andere Anbieter in dem Bereich, was aber trotzdem in Deutschland immer noch sehr unbekannt ist. Und das funktioniert so, dass die Studierenden bei uns zunächst kostenfrei studieren und dann die ersten zehn Berufsjahre einen prozentualen Anteil ihres Gehalts zurückzahlen. Man könnte fast sagen, in vereinfachter Form so eine Art Venture Capital für Studierende sein. Aber es ist auch, es funktioniert auch sehr, sehr ähnlich wie zum Beispiel BAföG und es orientiert sich vor allem daran, dass die Studierenden eben immer nur zahlen, zurückzahlen müssen, wenn sie auch wirklich ein Einkommen haben und ermöglicht den Studierenden dadurch eine super, Flexibilität später nach dem Abschluss. Also wenn sie beispielsweise was gründen und ein paar Jahre nur ein ganz geringes Einkommen haben, dann müssen sie auch nichts zurückzahlen, denn es gibt eine Mindesteinkommensschwelle. Oder wenn sie eine Weltreise machen oder was auch immer, dann müssen sie in der Zeit nicht zahlen. Also es ist anders als ein Kredit. eben nicht dieser ständige Rückzahlungsdruck da, sondern wir sagen ganz klar, wenn du was verdienst, dann kriegen wir auch was davon ab. Und das inzentiviert uns als Hochschule natürlich auch total dazu, irgendwie dafür zu sorgen, dass du gut ausgebildet bist.

Joel Kaczmarek: Das hört sich so kompliziert an. Da musst du dann jedes Mal Aussetzungsverträge irgendwie haben oder irgendwie Hinweise, wann geht es gerade, wann geht es nicht, wie weist du das nach. Dann ist der Zeitraum relativ lang, dann verdient der eine 80.000, der andere 160, der andere nur 40. Das hört sich für mich irgendwie sehr kompliziert an.

Thomas Bachem: Das ist auch total kompliziert. Deswegen machen wir das mit einem Partner und nicht selber. Also die Chancengenossenschaft hat sich eben dem verschrieben und darauf spezialisiert. Da gibt es auch echt lange Laufzeiten. Also wie du schon sagst, ich meine, das kann 15, 20 Jahre dauern, bis da ein Student irgendwie dann das zurückgezahlt hat. Denn wenn er eben auch mal mehrere Jahre ausgesetzt hat, dann zählen die zehn Jahre ja nicht. Insofern kann sich das durchaus hoch addieren. Aber das machen wir eben mit dem Partner. und was du sagst jetzt hier mit Aussetzungsanträgen und so, so aufwendig ist das gar nicht. Letztendlich ist es so, die Studierenden verpflichten sich dazu, wenn sie dieses Modell in Anspruch nehmen, einmal im Jahr ihre Steuererklärung vorzulegen, ihre persönliche Einkommenssteuererklärung. Und aus der Einkommenssteuererklärung geht hervor, was sie verdient haben und das wird einfach angesetzt. Und wenn es niedriger ist, dann fließt halt nichts.

Joel Kaczmarek: mal über konkrete Zahlen gesprochen. Ich habe sowas in dem Kopf, so roundabout 750 Euro, meine ich, bei euch gelesen zu haben, so ungefähr der Betrag. Kommt das hin?

Thomas Bachem: Genau, also du kannst dich auch entscheiden, Cash zu zahlen. Wir haben sogar überlegt, ob wir das anbieten wollen, haben uns aber dazu entschieden, das zu machen, weil wir gemerkt haben, wenn es nur diese Späterzahloptionen gibt, dann vermuten da alle so eine Falle hinter oder so. Und das ist wirklich überhaupt nicht die Intention des Ganzen. Und deswegen bieten wir genauso gut an, dass sie direkt bezahlen können, 750 Euro im Monat beziehungsweise knapp 27.000 Euro für ein für ein Bachelorstudium und das bewegt sich im üblichen Feld von privaten Hochschulen durch.

Joel Kaczmarek: Ja, aber da muss man nochmal sagen, ich finde das ja teilweise grotesk, wenn man über euch Artikel gelesen hat, haben sich die Leute aufgeregt, das sei ein ganz schönes Pfund an Geld, 27.000 Euro für ein Bachelor. Wenn ich mich da international umgucke, geh mal irgendwie nach Stanford, das mag jetzt irgendwie der Superlativ schlechthin sein, aber da bist du ja mit 50, 60k pro Jahr dabei. Also da muss man ja sagen, wir sind da nach wie vor ziemlich verwöhnt eigentlich.

Thomas Bachem: Mein Eindruck ist ganz klar, dass einfach diese Bildung in den USA einfach knapp vier bis fünfmal so teuer ist, für mehr oder minder dieselbe Leistung. Jetzt kann man bei Stanford und Harvard so sagen, okay, die haben natürlich auch einen krassen Ruf und alles, das stimmt auch, aber es gibt auch andere Anbieter, die sind trotzdem viel teurer und liefern, glaube ich, nicht viel mehr als wir. Das ist halt einfach die andere Kultur da in Deutschland. Ich meine, wir bewegen uns letztendlich auch in einem Markt, der völlig verzerrt ist. Also die allermeisten unserer Wettbewerber sind komplett kostenlos, und zwar die staatlichen Hochschulen. Und ich meine, das finde ich ja auch gut. Das finden wir, glaube ich, alle gut, dass Bildung in Deutschland eben jedem offen steht. Ich glaube, dass es Modelle geben kann, mit denen auch wir private Hochschulen viel besser vom Staat unterstützt werden können. Und ich verstehe auch nicht, warum jetzt jemand, der bei uns sich für ein Studium entscheidet, sozusagen gleichzeitig die staatlichen Hochschulen mit subventioniert über seine Steuern, aber zusätzlich sein Studium bei uns selber tragen muss. Das ist einfach total unfair. Und da sollte es Lösungen geben, wie dass eben, dass auch wir pro Student einfach einen Fixbetrag vom Staat bekommen. Und da bin ich mal sehr gespannt, ob sich in dem Bereich auch wirklich mal mehr tut.

Joel Kaczmarek: Jetzt bei eurem Refinanzierungsmodell, wenn ich sage, ich will die Kiste machen, dass ich zehn Jahre lang irgendwie einen Teil von meinem Gehalt zurückzahle, 6%, gibt es da ein Cap oder irgendwie eine Obergrenze, weil es ist ja relativ leicht ausgerechnet, 27.000 Euro. Da gibt es vielleicht den einen oder anderen, der sagt so, ach hey, ich habe irgendwie einen ersten Exit hingelegt, ich würde euch das jetzt gerne komplett überweisen, so. Eine Bank nimmt dann irgendwie dafür Zinsen für diesen Ausfall. Wie ist das bei euch geregelt? Also wenn ich jetzt sage, ich will es auf einen Schlag zahlen oder ich verdiene sehr gut, dann sind ja 6% bei jemandem mit irgendwie 120k deutlich mehr als bei jemandem mit 60.

Thomas Bachem: Also wir haben tatsächlich ein Cap drin und zwar vom Doppelten des ursprünglichen Studienbetrages. Das heißt 54.000 Euro. in dem Fall zahlst du maximal und Die kannst du auch jederzeit zahlen, dann bist du komplett raus, dann musst du auch deine Einkommenssteuererklärung nicht mehr offenlegen. Vielleicht will das ja auch jemand irgendwann nicht. Gleichzeitig geht das natürlich einher mit der klaren Erwartungshaltung, dass der erste Milliardär, der von der Code kommt, dann hoffentlich trotzdem 6,5% davon spendet. Das ist eine kulturelle Sache, das zu prägen.

Joel Kaczmarek: Bevor wir dann mal zu unseren letzten beiden Themen kommen, also einmal wollte ich natürlich fragen, wie du da vorgegangen bist. Ich habe irgendwie so eine sehr coole Messenger-Gruppe. Wer sich das auch mal angucken möchte, digitalkompakt.de. Die frage ich teilweise regelmäßig, was wollt ihr wissen von so Leuten wie dir? Da kam zum Beispiel die Frage mit der Internationalisierung her. Eine andere spannende Frage fand ich, weil ich das persönlich nicht kannte, da war irgendwie die Frage, wie schnell schaffen wir es eigentlich mit so einem Ansatz, wie du ihn jetzt vorsiehst, dass man Developer auf einem praktischen Niveau ausbildet, was so in etwa in der Liga spielt, wie, und die Hochschule kennst du vielleicht, ich kannte die nicht, 8200 Unit oder 8200 Unit in Israel. Sagte mir gar nichts, fairerweise. Du bist ja vielleicht Bewanderter, kannst ja mal sagen, wer dich so inspiriert hat. Was glaubst du, wie lange dauert das wirklich, um da Attraction aufzunehmen?

Thomas Bachem: Tja, also das hängt, glaube ich, sehr von den individuellen Studierenden ab. Also ich meine, ich sehe hier auf unseren vielen Veranstaltungen, die wir ja für Jugendliche machen, du, da sind 15-Jährige, das sind Top-Takeys, Top-Programmierer, deutlich besser als ich. Und klar, wenn ich die irgendwie aufnehme, dann kann ich denen eigentlich noch ein halbes Jahr vielleicht ein paar Social Basics und ein paar wissenschaftliche Fakten Sachen beibringen, aber viel mehr muss ich da nicht mehr tun, so mal ganz vereinfacht gesprochen. Andererseits gibt es natürlich andere Leute, die stehen da noch mehr am Anfang. Deswegen glaube ich, ist es wichtig, dass man eben jedem so ein Studienkonzept bietet, wo jeder seine eigenen Stärken und Schwächen einbringen kann und eben auch die eigene Studiendauer damit im Übrigen auch mit beeinflussen kann. Also bei uns kannst du auch kürzer studieren als drei Jahre, wenn du schon sehr viel Erfahrung mitbringst. Das können wir eben abbilden über dieses Modell und das ist auch erlaubt. Und ich glaube, internationale Vorbilder, was ich sehr, sehr spannend finde, ist einerseits die Carondeux oder die 42 aus Paris und mittlerweile auch Freeman bei San Francisco, die vor knapp drei, vier Jahren gegründet wurde von einem französischen Telco-Milliardär, dem Xavier Niel, derselbe Mann, der übrigens auch diese Station F in Paris derzeit groß macht, diesen größten Coworking-Space der Welt und das ist wirklich beeindruckend, was in Paris alles passiert. In Frankreich gibt es generell viel mehr Angebote in diesem Tech-Bereich und praxisnahe Softwareentwicklung ist in Frankreich irgendwie selbstverständlich, also da gibt es so viele Anbieter mittlerweile, das ist fast schon beängstigend für mich als Deutschen und sozusagen jemand, der hofft, dass Berlin der Startup-Hotspot Europas bleibt.

Joel Kaczmarek: Kannst du eigentlich nochmal zusammenfassen, was sind denn die Herausforderungen, die Hochschulen, wenn man sie jetzt so dekliniert, wie du das machst, also vor welchen Herausforderungen stehen die eigentlich? Du hast schon so ein bisschen gesagt, du musst mehr schaffen, Begegnungsstätte zu sein, du musst praxisnah sein, also diese Projektbezogenheit. Aber was sind noch irgendwie so die groben, zentralen Herausforderungen, die du gerade siehst?

Thomas Bachem: Naja, also ich glaube, natürlich ist eine aktive Herausforderung für uns auch jetzt einfach für mich in der Umsetzung, unseren Weg, unsere Mitte zu finden zwischen eben diesen ganzen innovativen Ansätzen, die wir gut finden, die wir sehen in der Welt und natürlich eben der staatlichen Anerkennung. Ich glaube, das wird sehr, sehr spannend, auch mit denen diese Diskussion zu führen und auch hoffentlich Innovationstreiber zu sein.

Joel Kaczmarek: Was bedeutet das denn eigentlich? Also du sozusagen als Fachhochschule, muss man mal sagen, und sagt, wenn ihr dieses Label kriegt, seid ihr staatlich anerkannt. Was hast du da für einen Vorteil von? Was bringt dir das?

Thomas Bachem: Also ich habe tatsächlich lange überlegt, ob wir das überhaupt machen wollen. Tatsächlich gerade hier in Berlin war eigentlich sehr oft auch der Tenor, dass alle gemeint haben, ach, braucht sowieso keiner, Abschlüsse und so, total überbewertet. Und ich glaube auch, dass es bei den Arbeitgebern tatsächlich keine besondere Rolle spielt, ob unsere Studierenden diesen Abschluss haben oder nicht. Denn was wir bieten können, ist was viel Besseres als ein Abschluss. Jeder Studierende hat ein Kompetenzprofil, wo genau drinsteht, worin er gut ist und wo nicht. Jede Studierende hat eine Art, ich sag mal, digitale Projektmappe, wo irgendwie die 15 Projekte drinstehen, an denen sie gearbeitet hat in ihrem Studium. Und das sagt ja viel, viel mehr aus. Aber ich glaube, dass für Außenstehende und Außenstehende sind in dem Fall zum Beispiel Eltern und aber auch die Schüler, die Bewerber selbst, die ja noch sehr jung sind und irgendwie noch nicht viel gesehen haben vom Leben, dass die sich natürlich davon verunsichern lassen, wenn man eben nicht akkreditiert ist. muss auch sagen, ich glaube, ich selber hätte mich da auch nicht so mega wohl mitgefühlt. und da wir eben nicht das Risiko eingehen wollten, da eine mindere Qualität an Bewerbern zu bekommen, haben wir uns entschieden, wirklich mit der Akkreditierung das durchzuziehen. und gleichzeitig treibt uns mittlerweile auch, muss ich sagen, wirklich die Motivation, ja, wie ich das gerade so sagte, Innovationstreiber zu sein und das deutsche Hochschulsystem auch so ein bisschen von innen heraus zu innovieren. Du disruptest. Nicht von außen heraus. Ja, disrupten, das hören die nicht gerne. Sagen wir, innovieren.

Joel Kaczmarek: Du sagst ja eigentlich, dass du im Prinzip als Unternehmer hingegangen bist und hast eine verrückte Idee gehabt, eine Sache zu verbessern, einen Missstand oder etwas, von dem du denkst, dass man es besser tun kann, was ja kernunternehmerisch ist. Nun ist das aber in einem Segment, was irgendwie stark durchreguliert ist, wovon wahrscheinlich Gelinde gesagt, keine Ahnung hattest am Anfang. Also ich hätte zumindest keine davon, wie man eine Hochschule aufbaut. Was hast du da getan? Wie bist du vorgegangen?

Thomas Bachem: Ich habe vor allem, also das Wichtigste auf diesem Weg war tatsächlich, dass ich meine beiden Mitgründer kennengelernt habe. Meine beiden Mitgründer haben beide in Wittenherdecke studiert und haben danach auch schon mal eine Hochschule im Gesundheitsbereich tatsächlich in Köln aufgebaut. Also fachlich ein ganz anderer Bereich, aber auch eine Hochschule. Das heißt auch wirklich diesen Weg der Akkreditierung, der staatlichen Anerkennung, von der Idee bis zum ersten Absolvierenden. mit begleitet, haben das aber eben als Angestellte getan für ein Unternehmen und die habe ich dann kennengelernt und habe irgendwie gemerkt, dass ich da wirklich zwei Jungs habe, die diese ganzen wirren Ideen und Gedanken, die ich habe, die die richtigen Fachwörter kannten und mir helfen konnten, das wirklich zu formulieren und eben auch mir zeigen konnten, wie man denn so etwas auch dann in diese Form gegossen bekommt und anerkannt bekommt. Und das war eigentlich der wichtigste Schritt. Was diesen ganzen Anerkennungsprozess angeht, ist das so, dass die Bildung ist zwar Ländersache, aber die Länder machen das mittlerweile alle so, dass sie diesen Prozess der staatlichen Anerkennung an den sogenannten Wissenschaftsrat outsourcen. Also der Wissenschaftsrat ist ein nationales Gremium, was eben einen Service sozusagen für die Länder anbietet und dieser Service nennt sich Konzeptprüfungsverfahren zur Anerkennung nicht staatlicher Hochschulen. Und die Länder sagen dann alle, super, da müssen wir selber eben das nicht mehr alle individuell machen, sondern wir leiten diese Anträge von neu zu gründenden privaten Hochschulen an den Wissenschaftsrat weiter, was, glaube ich, auch eine gute Sache ist, damit es auch ein bisschen einheitlicher alles wird. Und der Wissenschaftsrat prüft das dann weiter. neun Monate lang, gibt dann ein Votum ab und auf Basis dieses Votums kann sich dann das Land entscheiden, was es machen will, ob es staatlich anerkennen will oder nicht. Wir haben letzten Januar die ersten Gespräche hier mit dem Wissenschaftssenat in Berlin geführt, haben dann im Juli unseren Antrag eingereicht, 150 Seiten, den meine Jungs da zum Glück sehr schnell formulieren konnten, haben dann den zum Mitte September an den Wissenschaftsrat weitergeleitet, der hat jetzt neun Monate gebraucht und jetzt steht uns die Entscheidungen ins Haus.

Joel Kaczmarek: Ich darf verraten, heute kriegt er seine Antwort. Der Tom sitzt hier auf heißen Kohlen heute. Okay, das ist ein bisschen wie im Sport. Da habe ich es auch gerade wieder gelesen. Also wenn die FIFA zum Beispiel neue Fußballregeln einrichten will, dann haben sie auch irgendwie den IFAB oder in der Formel 1 genauso. Und das ist sozusagen ein bisschen ein Gremium, was das einordnet. Und dann hast du aber eigentlich den Verband, der entscheidet, was übernehmen wir davon? Machen wir das so? So ein bisschen so eine Ja, ausgelagerte oder jetzt sogar outgesourcete Beobachtungsdistanz. Wie ist das mit der Geschwindigkeit? Weil ich erinnere mich, die Akkreditierung von so einer Hochschule, bilde ich mir ein, dauerte eigentlich mal so fünf bis sieben Jahre. Ich weiß, dass Hasso Plattner damals, wollte ja auch in Potsdam eine eigene Hochschule gründen, hat dann am Ende des Tages das HPI, also das Hasso Plattner Institut gegründet, was an die Uni Potsdam angedockt ist. Also so ein bisschen den die ganz harte Ochsen-Tour vermieden, wahrscheinlich aus gutem Grund. Ist das eine Schwierigkeit?

Thomas Bachem: Tatsächlich wundere ich mich manchmal, dass Herr Soplatna das gemacht hat. Ich kann auch die damaligen Begebenheiten nicht nachvollziehen. Aber ich glaube, ohne dem HPI zu nahe treten zu wollen, es ist ja auch eine wirklich gute Institution, aber ich glaube, dass, weil du gerade sagtest, da den Ich glaube, es ist fast aufwendiger, sich mit so einer großen Universität wie der Uni Potsdam zusammenzutun und das hat halt auch sehr viele negative Implikationen, die wir eben nicht haben wollten. Wir wollten unabhängig sein und frei in unseren Entscheidungen und uns nicht eben an den Studienordnungen und Prüfungsordnungen und Zulassungsregeln. Bestimmungen und so weiter dieser anderen Uni orientieren müssen. Und ich glaube leider, was sehr schön ist und auch wirklich gut gedacht ist im deutschen Hochschulwesen, ist, dass Hochschulen funktionieren eigentlich auf eine sehr demokratische Art und Weise. Und es ist halt sichergestellt, auch durch diesen ganzen Anerkennungsprozess, dass eine Hochschule eben nicht sozusagen wie ein Unternehmen einen CEO oder ein paar Shareholder hat und die regieren dann durch, sondern die Professoren bestimmen eben sehr maßgeblich, was an dieser Hochschule gemacht und gelehrt und geforscht wird. Und das hat viele Vorteile und sorgt auch dafür, dass Lehre und Forschung frei bleibt, hat aber natürlich den Nachteil, dass Hochschulen dadurch automatisch sehr zügig zu so Decision by Committee Dingern werden, wo halt irgendwie ganz viele Kompromisse getroffen werden. Und ich glaube, je größer so eine Hochschule ist, und die staatlichen sind sehr, sehr groß, dann ist das auch ein unglaublich politischer Apparat. Und deswegen haben wir für uns von Anfang an gesagt, die eigene Anerkennung ist echt smarter und leichter. Aber es kann auch sein, dass sich da viel geändert hat. Also das Land Berlin, was zum Beispiel das Land Berlin so attraktiv macht, das, was ich eben ansprach, ist, dass das Land Berlin sagt, ihr müsst diese wirkliche Programmakkreditierung der Studiengänge, das, was du wahrscheinlich auch so im Kopf hast, Das, was viele kennen, das müssen wir erst im laufenden Studienbetrieb machen und das müssen wir eben nicht vorab machen.

Joel Kaczmarek: Wie ist es generell? Die Landesregierung unterstützt dich bei deinem Vorhaben oder ist das eher eine Ochsentour? Also Politik ist ja immer so ein bisschen schwierig. Das ist ja oft so, man will sich mit bunten Federn schmücken. und dann ist aber auch die Frage, welche Einflussmöglichkeiten hast du? Du sagst, die engagieren sich eigentlich nicht so stark, was die Bezahlung angeht im Bildungsbereich. Wie wirst du da bisher unterstützt?

Thomas Bachem: Also tatsächlich ist das Interesse riesengroß, sowohl hier in Berlin als auch eben mit der bisherigen NRW-Landesregierung als auch mit der neuen NRW-Landesregierung, wo wir jetzt interessanterweise im Koalitionsvertrag der CDU und FDP für die neue NRW-Regierung namentlich genannt werden als Vorbild, mit dem möglichst in Kooperation jetzt auch eine Hochschule in NRW umgesetzt werden soll. Das Da bin ich echt mal sehr gespannt, was wir da machen. Der Punkt ist dann immer relativ schnell, wenn es dann halt ans Geld geht, also auch um eine finanzielle Unterstützung geht, dann ist es sehr kompliziert. Das liegt einerseits daran, weil kein Geld da ist, andererseits daran, weil es natürlich sehr viele Vorgaben gibt, so zum Beihilferecht und so, wo man auch gar nicht so leicht sowas unterstützen kann, selbst wenn man es will als Politiker. Aber ich sage mal, für uns ist eigentlich viel wichtiger, dass dieser regulatorische Rahmen, dass das verlässlich ist, dass wir irgendwie, also wir müssen zum Beispiel auch bei sowas wie der Berufung von Professuren müssen wir immer wieder, also die können wir nicht selber berufen, sondern die beruft das Land. Da müssen wir mit dem Land sehr eng zusammenarbeiten. Und mir ist eigentlich wichtig, dass ich da das Gefühl habe, einen verlässlichen Partner zu haben, mit dem wir in einem regelmäßigen Austausch sind. Und das habe ich tatsächlich.

Joel Kaczmarek: Wie ist das mit Elite-Siegel, die es ja so im MBA-Bereich gibt? Gibt es die bei euch eigentlich auch? Also du hast ja, wenn du eine Business School machst, teilweise diese Siegel, wo dann irgendwie Studenten teilweise darauf gucken, suche ich mir diese oder jene Uni aus. Also war ja bei der EBS irgendwie gerade so ein Thema, das sie verloren hatten. Gibt es das bei euch auch oder eher nicht so?

Thomas Bachem: Ich glaube, das ist letztendlich, sind das Siegel, die individuelle Akkreditierungsagenturen vergeben, die dann irgendwelche Regeln aufstellen und so. Aber keine Ahnung, ich glaube nicht, dass wir sowas hinkriegen mit unserem völlig anderen Studienkonzept. Ich glaube nicht, dass ein Siegel schon geschaffen wurde, was darauf passt. Wenn es irgendwelche coolen Siegel geben sollte weltweit für besonders sozusagen professionelle projektorientierte, projektbasiertes Lernen und erfahrungsorientiertes Lernen und so, da wäre ich sofort dabei. Aber ich glaube, jetzt so ein klassisches FIBA-A, hier und da super toll, Premium zertifiziert, also ich glaube ehrlich gesagt da nicht an Siegel. Also wir haben ja viele andere Dinge, die ja wirklich zeigen, dass wir da was Sinnvolles tun, beispielsweise unsere ganzen Unterstützer und so und ich glaube, die wiegen jedes Siegel auf.

Joel Kaczmarek: Denkt ihr eigentlich darüber nach, das perspektivisch auch auszuweiten in jüngere Bereiche? Also man könnte zum Beispiel sagen, ihr macht so eine Art Summer School für Schüler oder so, die dann perspektivisch vielleicht reinrutschen könnten in eure Geschichte.

Thomas Bachem: Wir machen sehr, sehr viel für Jugendliche schon. Also wir haben eben diese Code & Design-Initiative gegründet, machen alle paar Monate in großen deutschen Städten, haben das jetzt in Hamburg, Berlin, München, Köln, machen es jetzt in Stuttgart, Frankfurt und so weiter, haben wir große Programmiercamps in den Ferien gemacht mit über 500 Schülern bisher und vier Tage lang und so, also es sind wirklich spektakuläre Events, da haben wir auch ein paar coole Videos zu, kann ich dir mal geben, da machen wir super viel und das wollen wir total ausbauen, das einerseits, weil das natürlich für uns als Hochschule spannend ist, aber andererseits auch, weil ich wirklich merke, Also der Bedarf ist so groß, wir müssen wirklich das auffangen, was die Schulen nicht leisten wollen und teilweise einfach auch nicht leisten können. Und ich glaube, wir können da wirklich einen Verein aufbauen, der jedes Jahr irgendwie tausende Jugendliche in diesem Bereich weiterbildet.

Joel Kaczmarek: Ja, ich finde das unfassbar wichtig. Also ich finde, Schulbildung geht massiv teilweise an dem vorbei, was du brauchst. Sei es unternehmerische Sachen, Social-Media-Kompetenz, programmieren können und so weiter und so fort. Stichwort, was du gerade gesagt hast, eure Unterstützer. Vielleicht letzter Punkt, dass wir mal so ein bisschen über die Financials reden. Wenn ich jetzt irgendwie Zuhörer wäre und höre so, krass, eine Firma kommt da an und gibt dem Typen 100.000 Euro und dann müssen die Armstudenten auch noch zahlen, teilweise über zehn Jahre und ihre Prozente, lalala. Ich glaube, man muss sich immer so ein bisschen eindampfen. Vielleicht kannst du mal so die Mechanics aufmachen. Wie viel kostet so eine Hochschule? Wie einfach, hart ist das, profitabel damit zu arbeiten? Wie setzt sich das zusammen, eure Einnahmeschleife sozusagen?

Thomas Bachem: Ja, gerne. Also genau, ich kann das verstehen, dass das einerseits so wirkt und es ist ja auch so, wenn man jetzt zum Beispiel diese 27.000 Euro Studiengebühr sieht, dann klingt das ja für eine Privatperson als wirklich viel. Aber wenn man es mal wirklich aus Unternehmenssicht betrachtet und jetzt mal von einem dreijährigen Studium ausgeht, vielleicht ja sogar noch länger, weil der Betrag erhöht sich nicht, wenn du länger studierst. Das ist uns auch sehr wichtig. dann kriege ich letztendlich so irgendwie 9000 Euro im Jahr für quasi eine Rundumbetreuung, sage ich mal fast. Und das ist sehr schwer, damit profitabel zu arbeiten. Das liegt auch daran, weil wir eben durch die staatliche Anerkennung ja viele Vorgaben haben, was zum Beispiel unsere Professoren angeht. Das müssen also alles promovierte Leute sein mit gehöriger Berufserfahrung. Also unsere Profs können eigentlich gar nicht unter Mitte 30 sein, sogar perspektivisch eher älter und sind ja dadurch wirklich auch

Joel Kaczmarek: Wie sollen die denn noch so die modernen Sachen kennen?

Thomas Bachem: Ja, das trägt halt unser Studienansatz. Denn bei uns sind Professoren eher sowas wie Mentoren und gar nicht die primären Wissensvermittler. Die primären Wissensvermittler sind bei uns die Studierenden, das Selbststudium und die Dozenten. Und die Professoren haben die Aufgabe, wirklich diesen Prozess zu gestalten, zu moderieren, zu mentoren und eben diese Dozenten auch mit einzubeziehen. So lösen wir das sozusagen ein bisschen. Aber ich sage mal trotzdem, das sind ja irgendwie gestandene Persönlichkeiten, die verdienen auch ordentliche Gehälter. Da müssen wir auch übrigens auch natürlich wieder mit dem Staat konkurrieren, der ja letztendlich durch die Verbeamtungen also sozusagen völlig praxisfremde Konditionen anbieten kann, auch was Pensionsansprüche und so angeht. Das müssen wir natürlich mehr oder minder matchen. Witzigerweise ist es sogar so, dass wir das gar nicht so deutlich übertreffen dürfen. Also wenn wir zu häufig irgendwie zu gute Gehälter Professoren bieten, dann Dann kriegen wir Ärger mit dem Land, weil wir sozusagen, wir sollen halt nicht den staatlichen Hochschulen zu viel Konkurrenz bei den Gehältern machen dürfen. Wobei das ohnehin sehr schwierig wäre, das abzubilden. Ja, und dann kommt vieles zusammen. Ich meine, auch die ganzen Räumlichkeiten, all das kostet ja Geld. Wir haben eine große Hochschulverwaltung. Also Viele kleine Dinge kommen zusammen und ich kann nur sagen, am Schluss braucht man wirklich viele, viele hundert Studierende jedes Jahr, um damit auf ein Break-Even zu kommen.

Joel Kaczmarek: Wie lange glaubst du, braucht ihr, bis ihr profitabel seid?

Thomas Bachem: Ich glaube, dass wir das schaffen können, in fünf, sechs Jahren profitabel zu sein. Wobei profitabel ist immer so ein Wort, das klingt so, als würden wir Profite machen. Also ich nenne das eher Break-Even. weil wir sicherlich vor allem reinvestieren. Ich denke, keiner unserer Unterstützer ist ernsthaft irgendwie an irgendwelchen Ausschüttungen oder so interessiert, sondern wir wollen halt wirklich was Großes aufbauen. Und ich glaube, dass wir es vor allem erreichen können, indem wir auch im Bereich Weiterbildung, Executive Education viel anbieten können. Und ja, und das ist natürlich nochmal ein ganz anderer Bereich, in dem wir was machen können.

Joel Kaczmarek: Du hast ja auch viele bekannte Geldgeber aus der Business-Angels-Szene. Vielleicht kannst du ja mal dazu sagen, wer da so vertreten ist und wie viel ihr eigentlich eingesammelt habt, was damit passiert.

Thomas Bachem: Ja, gerne. Also ich bin eben selber sehr lange in der Szene unterwegs und habe dann diese Leute auch alle angesprochen, weil ich meine, wir sind einfach kein klassischer Investment-Case, das muss man dazu sagen. Ich habe das ja eben umrissen. Wir wollen nicht profitgetrieben sein. Wir sind kein Hockey-Stick-Venture-Case. Das heißt, institutionelle Investoren fallen eigentlich völlig für uns flach. Und am Schluss glaube ich, dass sowas am besten wirklich von Menschen getragen werden kann, von Privatpersonen. die selber hinter der Vision stehen und die auch diesen langen Horizont haben können, wirklich zu sagen, ich will mal jahrzehntelang etwas mit aufbauen und bin da eben nicht zwingend Rendite oder Fondlaufzeiten getrieben. Und das sind dann alles so Super Angels, sage ich mal, wie zum Beispiel der Rolf Schrömmgens, der Trivago-Gründer, Aber auch der Benjamin Otto von der Otto-Familie oder eben der Udo Schlömer, dann der Florian Heinemann.

Joel Kaczmarek: Gut, die sind auch alle nicht verarmt. Hast du gut gewählt.

Thomas Bachem: Ja, die sind halt alle erfolgreich. Und damit sind sie halt doppelt interessant für uns. Finanziell interessant, aber auch eben durch ihr Netzwerk, durch ihre Expertise. Ja, die Check24-Gründer sind mit dabei. Und dann auch viele andere Szene-Persönlichkeiten wie irgendwie Christian Vollmann, Verena Paus da. Felix Haas, Frank Thelen, also alles Leute, die das unterstützen und die auch alle ganz klar wissen, dass das letztendlich eher einem philanthropischen Ansatz folgt als einem wirklichen Investment.

Joel Kaczmarek: Aber jetzt hast du die alle. Wie lange hat es so Hand aufs Herz gekostet, da irgendwie Land in sich zu kriegen, wenn du irgendwie rumrennst und sagst, hallo, ich hätte gern dein Geld für eine Sache, die eher philanthropisch ist, die die Zukunft geplant ist, mit Bildung zu tun hat? War es hart?

Thomas Bachem: Es war schon hart, also es hat schon gedauert und das habe ich sicherlich letztendlich über Jahre und Jahre vorbereitet. Und viele wussten auch, dass ich diese Idee schon länger habe und dann war das sozusagen schon vorgewärmt. Es ist natürlich auch ein, es geht auch Schritt für Schritt, also manchmal brauchst du den einen, um den anderen zu kriegen und die ersten sind die schwierigsten, weil das ja auch Trust Signals sind. Und manche verlierst du auch am Ende plötzlich wieder, weil dadurch, dass sich das dann auch alles so zieht, habe ich auch wieder lernen müssen, wenn dann so ein Commitment ein halbes Jahr alt ist, dann kann sich auch mal was geändert haben. Und dann haben die Leute plötzlich irgendwie gerade ganz viel Geld in was anderes stecken müssen und nichts mehr übrig. Und das sind ja auch wirklich eine Menge Gesellschafter und das hat schon gedauert. Aber mir war auch wichtig, dass das so viele sind, beziehungsweise auch so verschiedene Persönlichkeiten aus der Szene, Wir hätten auch die Möglichkeit gehabt zu sagen, wir machen das irgendwie mit ein oder zwei, die stecken dann selber sehr große Beträge rein, das wurde mir tatsächlich angeboten und wie du selber schon festgestellt hast, haben wir einige Leute in diesem Kreis, die das auch tun könnten, auch finanziell, aber wir wollten es eigentlich eben auf so eine breite Unterstützerbasis stellen, um zu zeigen, es ist wirklich ein Community-Effort, ein Startup-Szene-Effort insgesamt und es ist halt nicht eben der verlängerte Arm eines bestimmten Unternehmens oder Unternehmers.

Joel Kaczmarek: Ja, spannend. Also ich bedanke mich mal sozusagen für die ganze Jugend stellvertretend bei dir. Ich finde das sehr respektabel, dass du dich für diese Szene so einsetzt, sei es durch einen Verband, der Interessen wahrt oder jetzt irgendwie eine Hochschule, die für die nächste Generation eigentlich sorgt, dass die gebildet wird. Das finde ich verdient Respekt und das finde ich sehr gut, dass du das machst. Dafür ganz viel Glück. Ein paar Aufrufe haben wir bestimmt noch am Ende. Also wir hatten einen schon. Väter sollen ihre Töchter irgendwie herschicken oder die Töchter selber direkt kommen. Manchmal hören dir vielleicht die Papas eher zu. Wir haben ja eine hohe männliche Zielgruppe. Also Frauen sollen sich mal bewerben bei euch als Studenten. Dann Professoren. Seid ihr bestimmt auch noch auf der Suche, oder?

Thomas Bachem: Ja, Professoren suchen wir immer. Also gute Leute, die üblicherweise promoviert sein müssen. Aber die ganzen Details sind auf unserer Website und wir suchen natürlich auch Dozenten. Also Dozenten sind ja welche, die sich wirklich freiberuflich einbringen können und die eben auch nicht zwingend promoviert sein müssen. Und wir suchen immer ganz generell einfach talentierte Studierende, weil ich glaube, die machen es am Schluss aus und davon können wir auch nie genügend bekommen.

Joel Kaczmarek: Was machen jetzt Unternehmen, die unter 20 Mitarbeiter sind, keine 100.000 Euro auf dem Konto haben, aber mit euch kooperieren wollen?

Thomas Bachem: Also tatsächlich erarbeiten wir gerade auch schon erste Ansätze eben auch für kleinere Partnerschaften. Also wenn ich jetzt ein mittelgroßes Unternehmen habe und schon enger mit uns partnern möchte, aber sechsstellig vielleicht zu viel ist, dann gerne trotzdem auf uns zukommen. Da haben wir auch andere Ansätze. Und wenn es halt irgendwie gar nichts finanziell drin ist, weil es wirklich ein kleines Startup ist, dann trotzdem mit guten Ideen und guten Ressourcen auf uns zukommen. Also es geht ja nicht immer nur um Geld, es geht uns ja vor allem auch darum, wirklich diese guten Projekte zu gestalten. Und wenn uns jemand wirklich darstellen kann, dass er da interessantes Fachwissen mit einbringen kann, diese Projekte und spannende Perspektiven oder vielleicht Branchen, die man sonst so gar nicht so behandelt, dann ist das auch super spannend. Weil wir wollen am Schluss sicherstellen, dass die Studierenden von allem mal etwas gesehen haben.

Joel Kaczmarek: Gut, also wenn die Welt jetzt auf einmal ganz viele Code-Werbung in unseren Podcasts hört, dann weißt du, was die Stunde geschlagen hat, wo ich meine Entwicklung outsource hier. Genau. Spaß beiseite. Ich danke dir ganz herzlich und wie gesagt, viel Erfolg. Daumen gedrückt natürlich für euren Akkreditierungstermin und aber generell auch fürs gute Gelingen.

Thomas Bachem: Dankeschön.