APX – Wem hilft der Accelerator von Axel Springer und Porsche?

12. März 2021, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Podcast von Digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute steht für mich eine Reise in die Vergangenheit an, könnte man sagen, denn die aller, aller, aller, wirklich allererste Person, mit der ich in meiner Karriere als Medienmacher im Digitalbereich zu tun hatte, die habe ich heute vor meinem Podcast-Mikro. Viel zu spät, möchte ich eigentlich fast sagen, was an mir liegt, nicht an ihm. Ich kann euch schon mal sagen, liebe Hörerinnen und Hörer, er ist menschlich toll, fachlich toll und hat auch sehr, sehr spannende Sachen gemacht. Und ehe ich euch jetzt zu lange auf die Folter spanne, heiße ich ganz herzlich willkommen, den lieben Jörg Rheinboldt Hallo Jörg.

Jörg Rheinboldt: Hallo und danke, dass du mich eingeladen hast und dass wir das so oft versucht haben, uns endlich zu treffen. Ich freue mich sehr.

Joel Kaczmarek: Ich mich auch. So, und für alle Zuhörer und Zuhörerinnen, ich mache ja am Anfang immer gerne so ein bisschen Erwartungsmanagement. Also, ihr werdet von Jörg extrem viel mitnehmen, denn er war über zehn Jahre, wenn ich mich nicht täusche, Geschäftsführer von eBay damals in Deutschland. Also wirklich die deutsche eBay-Gründung quasi von der Pieke auf begleitet, damals noch mit den Samvas. Hat mit erst M10, dann aber auch selbst als Business Angel ganz viele Investments gemacht, unter anderem in Better Place, eine sehr spannende Spendenplattform. Das war damals unsere Brücke, wo ich bei Gründerszene quasi meinen ersten Artikel geschrieben habe. Mittlerweile ist er zum einen bei Axel Springer Plug & Play aktiv, einem Accelerator, einem sehr spannenden und, wo wir heute, glaube ich, ganz viel drüber reden werden, APX, eine Art Joint-Venture-Projekt zwischen auch Axel Springer, muss man sagen, und Porsche. So, und was ihr heute mitnehmt, wird, glaube ich, ganz, ganz viel Know-how sein über das Thema Gründen, Investoren, wie funktioniert sowas eigentlich und noch vieles, vieles mehr. Also mit Jörg kann man sich, glaube ich, Stunde um Stunde unterhalten. So viel kann ich vorneweg nehmen. Und das mal so als kleines Schmankerl. So lieber Jörg, bei dir muss man immer fragen, was machst du gerade? Weil du machst ja gefühlt immer mehrere Dinge gleichzeitig. Du bist ja wie ich jemand, der irgendwie nicht still sitzt, einen unruhigen Geist hat, viel wissen möchte. Was ist so dein Hauptthema gerade?

Jörg Rheinboldt: Mein Hauptthema ist tatsächlich APX. Damit beschäftige ich mich von morgens bis abends. Dann bin ich noch im Verwaltungsrat von Balsen. Das ist mir auch total wichtig und macht riesen Spaß. Und dann natürlich Better Place. Da bin ich immer noch. gerade im Aufsichtsrat. Das rotieren wir immer unter den Gründern, wer da in den Aufsichtsrat muss, weil das ist eine gemeinnützige Aktiengesellschaft. Und dann bin ich seit etwas über einem Jahr im Kuratorium der Berliner Stadtmission. Das ist sowas total Reales. Genau, und dann habe ich ja noch verschiedene Beteiligungen an Startups. Und zu allem dazu versuche ich, ein guter Ehemann und Vater zu sein und habe 16-jährige Zwillingssöhne und eine Frau, die ich gerne mag.

Joel Kaczmarek: Ja, aber ich meine, das ist eigentlich schon mal eine spannende Randnotiz. Wie kriegst du denn alle diese krassen Jobs und deine Familie unter einen Hut? Weil ich habe viele erfolgreiche Unternehmer gesehen, da ist das wirklich so, entweder Familie oder Beruf erfolgreich und nicht beides. Das ist gar nicht so einfach.

Jörg Rheinboldt: Das stimmt und das ist, würde ich sagen, ein dynamischer Prozess, der immer wieder neu angepasst werden muss. Ich glaube, was total wichtig da für mich ist, ist, dass Dina, so heißt meine Frau und ich, schon immer gesagt haben, wir sind beide gleich wichtig. Also dass wir gar nicht erst gesagt haben, naja, ich kümmere mich um meine Karriere oder sie kümmert sich um ihre Karriere und der andere um den Haushalt. Wir haben das einfach immer integriert gemacht und als Dina dann zum Beispiel nach der Elternzeit wieder angefangen hat zu arbeiten, haben wir unser Leben so organisiert, dass wir beide für die Zwillinge da waren und auch sind. Jetzt mit 16 ist das nicht mehr so wichtig. Aber zum Beispiel, als ich angefangen habe, Geschäftsführer von Axel Springer Plug & Play zu sein, da war ganz klar, dass ich gesagt habe, ich muss an manchen Tagen die Kinder erst aus der Kita und dann aus der Schule holen. Wenn ich das nicht mache, macht es keiner, weil meine Frau in Köln arbeitet, wenn sie arbeitet drei Tage in der Woche. Und das ging dann. Und dann habe ich die halt mitgenommen zu irgendwelchen Sachen. Das hat dazu geführt, dass die relativ früh ziemlich lustige Leute kennengelernt haben und auch gelernt haben, halt Hausaufgaben mal auf irgendwelchen Konferenzen zu machen. Was aber ihnen, glaube ich, gut getan hat. Und das war auch nicht die Regel. Also das ist jetzt eher die Ausnahme, dass die irgendwo hin. Das war dann eher so, dass ich manchmal um fünf aus dem Büro gegangen bin. Die waren immer in der Kita oder in der Schule, die eher länger ging. Dann eine Zeit mit denen hatte und dann erst wieder gearbeitet habe, nachdem die im Bett waren. Wir haben auch immer gesagt, wir wollen die Kinder nicht outsourcen. Also wir wollen selber Eltern sein und wollen die Zeit genießen, die wir miteinander haben. Und das ist manchmal anstrengend, aber insgesamt war und ist mir das total wichtig.

Joel Kaczmarek: Aber ich glaube, das sind schon zwei der wichtigsten Lehren, die du da geteilt hast, A, auf Augenhöhe sein und B, nicht outsourcen, also mit dem Outsourcen kann man ja immer mal gucken, hier und da gibt es sicherlich mal Dinge, die man und so, aber bei mir war es zum Beispiel auch so, dass ich den Fehler gemacht habe, ich war der Gründer, meine Frau hat sozusagen in ihrer Firma Elternzeit genommen und so weiter und so fort und dann bist du straight in so einer Spirale drin, wenn dann irgendwann das nicht mehr so ist, dass du zu sagen, die Elternzeit da ist, sondern okay, jetzt ist dann ein Inzident, was machen wir denn? Und dann ist immer meine Zeit wichtiger, weil ich ja irgendwie cash-sensitiver bin sozusagen. Und das ist ein scheiß Gefühl, glaube ich, für einen Partner oder eine Partnerin, ja.

Jörg Rheinboldt: Ja, aber ich glaube, das ist tatsächlich eine Gewöhnungssache und eine Frage, wie gut man Prioritäten setzen kann. Womit ich ja auch wie jeder andere struggle, aber beim Familien Prioritäten setzen, das hat bisher dann immer ganz gut funktioniert.

Joel Kaczmarek: Wenn ich deinen Lebenslauf mal so ein Stück weit nachzeichne, also du warst ja wirklich sehr, sehr lange bei Ebay.

Jörg Rheinboldt: Genau, aber das waren fünf Jahre, nicht zehn.

Joel Kaczmarek: Echt? Okay. Gut, dann hast du die Weisheit aus zehn Jahren in fünf Jahren aber dir erarbeitet.

Jörg Rheinboldt: Das war schon intensiv, genau.

Joel Kaczmarek: Nein, aber ich meine, es ist ja eigentlich eine ganz spannende Geschichte, weil du hast ja damals, das wissen viele, glaube ich, gar nicht, du hast ja auch ein Buch geschrieben, was sogar in meinem Besitz ist, by the way. Das hege ich und pflege ich auch. Ich glaube auch Zitate. Ich glaube, du hast auch teilweise zu anderen Büchern über die Samwas-Sachen beigetragen. Dass du mit den Samwas gegründet hast, das wussten viele gar nicht, Alando. Das waren ja die drei zusammen warst. Du und, hilf mir, war der fünfte, ich müsste es eigentlich wissen.

Jörg Rheinboldt: Max und Karel, zwei waren das noch. Also Max Finger und Karel Dörner. Genau, Karel ist bei McKinsey inzwischen. Genau, und Max hat so ein Familienunternehmen und macht so verschiedene Sachen, glaube ich.

Joel Kaczmarek: Also du warst ja sozusagen ganz früher Nucleus und bist dann aber lange bei Ebay geblieben. Was bist du denn für so ein Typ, dass du nicht wie die anderen weitergezogen bist, sondern den Spaß hattest, das so lange aufzubauen? Was hat dir das gegeben damals?

Jörg Rheinboldt: Am Anfang lag das an zwei Sachen. Das eine war, ich hatte ja vor Alando, so hieß die Firma, die wir zusammen gegründet haben, die dann zu Ebay Deutschland wurde. Davor hatte ich ja schon fünf Jahre lang Denkwerk gemacht in Köln als Gründer und Geschäftsführer. zusammen mit drei Freunden. Und ich hatte einfach, ehrlich gesagt, als wir Alando an Ebay verkauft haben und wir angefangen haben, uns so richtig operativ mit Ebay zu beschäftigen, habe ich gemerkt, dass ich total Bock drauf habe, eine neue Lernerfahrung zu haben und eine neue Erfahrung zu machen, nicht schon wieder bei Null anzufangen, sondern mal was von 15 Leute auf, damals habe ich immer gesagt, 200 wäre cool, aufzubauen. Und habe dann mit Ebay zusammen und dem Team, das wir hatten und Philipp, meinem Mitgeschäftsführer, überlegt, okay, was machen wir denn jetzt daraus? Und habe das dann einfach weitergemacht. Und als dann Olli, Marc und Alex eine neue Idee hatten, was sie machen wollten, das hat mit mir einfach nicht resoniert, würde ich mal sagen. Da hatte ich keine Lust drauf und Dann sind die weitergezogen. Max, der hat das mitgemacht. Und Karel wollte nach München zu seiner Frau und hat dann auch was anderes gemacht. Und ich hatte einfach wahnsinnig Lust, eBay zu machen und habe das dann gemacht. Und die Lust ist dann auch erstmal überhaupt nicht weggegangen, sondern für mich war das cool, mal in so einem Wachstumsszenario mitmachen zu können. Also das sozusagen mitprägen zu können, aber auch ganz klar das zu machen, was mir immer am meisten Spaß macht. Menschen erlauben, ihr Potenzial zu entfalten. Und das ging da echt gut, weil weil wir halt tolle Leute einstellen konnten und wir ja auch ein Produkt hatten, das zumindest damals echt ganz viele Leute haben wollten.

Joel Kaczmarek: Hast du eigentlich eng zusammengearbeitet mit Pierre Omidyar damals?

Jörg Rheinboldt: Nein, also wir haben uns so einmal im Quartal gesehen, wenn ich in Kalifornien war. Der hat mich ab und an besucht. Und der hat mir so Nachrichten geschrieben von seinen Angel-Investments. Zum Beispiel habe ich meinen ganz tollen Twitter-Namen Jörg, weil Pierre mir in der Nachricht schrieb, ich habe hier gerade in sowas rein investiert, ich weiß aber nicht genau, was das ist. Kannst du dir das mal anschauen? Und das war Twitter. Und dann habe ich mir das angeguckt und habe ihm dann geschrieben, das sieht aus wie SMS an alle. Und dann schrieb er zurück, ja, ganz cool. Aber ich hatte mich halt registriert, damit ich das ausprobieren kann. Und das ist ja dann ganz okay gelaufen dann.

Joel Kaczmarek: Ja, aber der muss unglaublich eine einnehmende Persönlichkeit sein, was ich so mitgekriegt habe, oder?

Jörg Rheinboldt: Ja, also ich habe ihn schon länger nicht gesehen, also bestimmt fünf Jahre ihn nicht mehr getroffen. Ja, der ist total cool und führt viel Gutes im Schilde, ist immer so mein Eindruck und versucht verantwortlich zu sein, was ich immer hilfreich finde.

Joel Kaczmarek: Wie war dann so deine Genese, nachdem du bei Ebay dann irgendwann rausgegangen bist und was war für dich so der Moment vielleicht auch da rauszugehen?

Jörg Rheinboldt: Ein bisschen war es ein Bore-out, dass ich halt so überlegt habe, was kommt jetzt als nächstes und was macht mir eigentlich Spaß. Dann war es, würde ich jetzt im Nachhinein sagen, ein Unvermögen, mir vorzustellen, wie ich Familie und meine Rolle bei eBay irgendwie übereinander kriegen soll. Weil ich halt da tatsächlich sozusagen einen Lebensarbeitsstil gepflegt habe, der so war, dass ich von Montag bis Freitag sehr viel gearbeitet habe. Eigentlich immer von morgens früh bis abends spät. Zwischendurch, dann irgendwann war ich auch Geschäftsführer von eBay in Taiwan geworden. Ganz lustig war. Es war cool. Und dann hatte ich morgens früh halt meine Taiwan-Zeit, dann von vormittags bis nachmittags meine Europa-Zeit und dann von nachmittags bis abends meine Zeit mit den Kaliforniern. Das war ein cooles Leben, hat riesen Spaß gemacht, war aber so, dass es relativ eindimensional war. Und meine Freundin, dann irgendwann Frau die hat in Paris gearbeitet in der Zeit und hat auch nur gearbeitet. Und wir haben tatsächlich das Juppie-Leben gelebt. Also in der Woche gearbeitet wie die Pferde und am Wochenende uns in Paris, Berlin oder sonst wo getroffen. Oder in Köln, wo wir halt beide aufgewachsen sind. Und in dem Moment, wo sich die Zwillinge abzeichneten, ich hatte schon immer überlegt, wie wird es sein, wenn ich irgendwann mal ein Kind habe. Da konnte ich mir nicht so ganz vorstellen, wie ich das mit Ebay übereinander kriege. Und als Dina mich dann anrief und meinte, das werden Zwillinge, Da habe ich tatsächlich in dem Moment gesagt, okay, dann kündige ich jetzt. Und habe dann auch kurz danach gesagt, ich fade jetzt aus und mache dann was anderes, weil ich auch mal irgendwie Lust auf was anderes hatte. Und dann war ich sozusagen total frei, als die Zwillis geboren wurden und habe dann erst mal mich tatsächlich auf die und Dina konzentriert und dann langsam angefangen nachzudenken, was will ich eigentlich machen? und habe dann angefangen, in Startups zu investieren. mit einem Freund.

Joel Kaczmarek: Was macht deine Frau eigentlich?

Jörg Rheinboldt: Meine Frau arbeitet bei AXA. Die macht das Gegenteil von mir, würde ich sagen.

Joel Kaczmarek: Ich habe irgendwie Juristin im Kopf gehabt.

Jörg Rheinboldt: Nee, die ist Betriebswirtin und die hat so verschiedene Teams, die sie irgendwie managt.

Joel Kaczmarek: Gut, und ich erinnere mich noch, ich meine dieses M10 oder deine Investmentgesellschaft, die du gestartet hast. Kam die 10 nicht von irgendeiner Hausnummer? War das nicht so?

Jörg Rheinboldt: Ja genau, das war unsere Adresse. Unser Büro war in der Margaretenstraße 10 in Berlin am Halensee. Genau, und wir haben einige Investments aus M10 rausgemacht. Manche haben wir aus unseren privaten Companies rausgemacht. Und in M10 haben wir jetzt schon, Seit längerem kein Investment mehr drin, das wickeln wir gerade ab. Aber ich habe immer noch meine privat gemachten Investments. Wer sind wir? Stefan, der Freund von mir, mit dem ich zusammen investiere. Stefan Schwalen heißt er und ich. Aber wir machen beide inzwischen tagsüber andere Sachen, als uns mit frischen Investments zu beschäftigen, die wir privat machen. Ich mache das mit APX und Stefan, der hat so ein Familienunternehmen, die machen Kugellagerkäfige. So geil, dass ich das erinnere, das Wort. Und dann hat er gerade was gegründet, das heißt Legacies Now. Zusammen mit einem anderen Freund helfen sie Leuten mit viel Geld, sinnvolle Sachen zu machen.

Joel Kaczmarek: Wie ist das so rechtlich bei dir? Ich weiß ja zum Beispiel, wenn so Kollegen wie Florian Heinemann einen Investor gründen, dann dürfen die eigentlich gar nicht mehr privat investieren. Du bist ja bei Maxis Springer Plug & Play, bei APX, hast theoretisch M10 noch so ein bisschen und deine eigenen Sachen. Musstest du da irgendwann auch sagen, okay, ich mache jetzt nichts mehr privat, sondern es läuft alles über ein bestimmtes Vehikel? oder bist du da recht frei?

Jörg Rheinboldt: Nee, ich bin recht frei, wobei ich da mich selber krass konzentriere. Also ich zum Beispiel gar nicht in APX-Firmen investiere. Ich wüsste nicht, wie ich das hinkriegen soll mit meinem Hirn, darüber nachzudenken, jetzt investiere ich in eine Firma und in eine andere nicht. Also da bin ich einfach dann APX und konzentriere alles auf APX. Ganz selten mal mache ich ein Angel-Investment. außerhalb von APX. Das sind aber immer Firmen, in die APX gar nicht rein investieren würde oder kann. Und das ist auch super transparent mit allen. Und bisher ist mein Eindruck, dass sowohl Porsche als auch Axel Springer mich ja auch dafür mögen, dass ich solche Sachen mache. Und bisher ich zumindest noch nie gefühlt habe, dass es irgendwelche Fragezeichen an meiner Integrität gibt.

Joel Kaczmarek: Und ich meine, man kann ja sagen, du hast ja wirklich spannende Dinge auch gemacht mit M10 schon, also ich meine, Better Place war eine der Gründungen, die da auch in dem Umzug sozusagen passierten, dass du dich daran beteiligt hast, oder? Das war so ungefähr diese Phase, ne?

Jörg Rheinboldt: Genau, wobei das ist ja ein Non-Profit, das ist ein purer Invest-Case, kein Return, außer, also wir sagen immer, man kriegt Karma statt Kohle zurück, genau.

Joel Kaczmarek: Nee, aber ich finde das total wichtig und toll. und eigentlich, wie gesagt, also wenn uns hier schon mal jemand zuhört wegen deiner spannenden Geschichte, sollte man auch mal ein bisschen Airtime für Better Place geben, dass die Leute sich, wenn sie es nicht kennen, das mal anschauen. Kannst du in so einem Halbsatz mal erzählen, was das eigentlich für eine Plattform ist?

Jörg Rheinboldt: Ja, das ist eine Spendenplattform, auf der Organisationen einfach Spenden einsammeln können. Inzwischen die größte in Deutschland, wächst wunderbar, besteht aus mehreren Teilorganisationen. Aus rechtlichen Gründen sind es halt verschiedene. Die eine Plattform ist sozusagen dafür da, als gemeinnützig registrierten Organisationen beim Fundraising zu helfen. Dann gibt es aber auch eine Schenkungsplattform, wo einfach Privatinitiativen drauf fundraisen können. Also wenn wir beide, keine Ahnung, einen Spielplatz reparieren wollten und unsere Freunde aktivieren wollten, dann könnten wir das über Better Place Me machen. Und dann haben wir noch das Better Place Lab, das forscht daran, wie man gutes Tun besser machen kann. Da gibt es auch eine ganze Menge Möglichkeiten.

Joel Kaczmarek: Na, ich weiß noch, ich habe gestaunt, weil letztes Jahr, also 2019, hatten wir so einen Adventskalender zum Thema Spenden. Da haben wir immer Leute, entweder so Moderatoren von uns oder Teammitglieder gefragt, ob die so einen 5-Minuten-Podcast aufnehmen und eine Organisation sich aussuchen, für die man spenden kann. Wir haben immer 50 Euro gespendet, sodass wir sozusagen 24 mal 50 Tacken auch mal committed haben, endlich mal was zurückgeben. Ich finde, das tut man viel zu selten, wobei ich mich ein bisschen schäme, dass wir es erzählen. Eigentlich wäre mir lieber gewesen, man erzählt nichts, aber wir wollten halt andere auch animieren, das auch zu tun. Und da ist mir aufgefallen, wie viele Dienste mittlerweile auf Better Place setzen, um um selbst Spenden einzusammeln. durch das, was du gerade gesagt hast. Ich weiß halt noch ganz genau, ist ja mal ganz nett, wenn Hörerinnen und Hörer mal so ein bisschen Internet-Historie mitkriegen, wie ich bei dir damals war, bei Better Place. Und noch heute, wenn ich durch Fußgängerzonen durchlaufe und dann sind so eine Stände von Amnesty International oder solche Geschichten mit wirklich diesen Leuten, die dir gefühlten Lasso um den Hals werfen und dich an diesen Stand ziehen. Du musst ja an deine Geschichte denken, wie du damals meintest, ey, das ist irgendwie schwierig mit solchen Plattformen, wenn Leute dich irgendwie ansprechen, weil das sind Dienste, die werden sozusagen dafür bezahlt, dass sie diese Spenden holen und im ersten Jahr gehen 100% der Spenden an die, im zweiten Jahr 90, im dritten Jahr 80, im vierten Jahr 70, im fünften Jahr 60 und bei 60 bleibst du stehen. Und ich weiß noch genau, da saß ich da und dachte, Jesus Christ, fünf Jahre, bis auch nur mal 40 Prozent der Kohle zu den Organisationen kommen. Und dann bleiben es auch nur 40 Prozent. Also wer kommt denn da hin, fünf Jahre lang zu spenden? Und das war so der Anfang, dass ich dann diese Plattform mal angeguckt habe. Und ich weiß noch genau, wie ich dann gesehen habe, wie man irgendwelche Wurmcremes in afrikanischen Dörfern sozusagen finanzieren konnte. Also Ja, anyway, Entschuldige, dass ich jetzt hier so monologisiere, aber das ist so.

Jörg Rheinboldt: Ja, der Grund ist ja hochaktuell, warum es das gibt und dass man einfach das Ganze transparenter machen kann und auch machen sollte und es den Organisationen so einfach machen sollte, wie es geht, transparent zu sein und zu erklären, was machen sie denn mit dem Geld, das sie kriegen und dann eben auch was zu kreieren. und das ist ja dann das, was Better Place macht, dass möglichst viel vom Spendenvolumen da ankommt, wo es auch hin soll. Und je größer das wird, desto besser funktioniert das halt auch. Und inzwischen ist es zum Glück so, dass Better Place keine Großspenden mehr braucht. Also die ersten Jahre war das immer so, dass wir halt dann an Better Place was spenden mussten, damit das existieren kann. Und inzwischen ist es in Anführungsstrichen so groß, dass der Mix aus Mitspenden und Projekten für Companies dafür sorgt, dass es aus sich selber heraus existieren kann. Also es ist sozusagen bald nicht mehr zu stoppen, was ich super finde.

Joel Kaczmarek: Ja, finde ich auch. Vor allem, es trägt ja ins Ökosystem rein. Also Till Behnke macht ja mittlerweile auch nebenan.de und das Wissen, was er bei Better Place gesammelt hat, bringt er da ein. Also es wird ja mehr, ne? Wissen und Liebe sind die Dinge, die mehr werden, wenn man sie teilt.

Jörg Rheinboldt: Das stimmt.

Joel Kaczmarek: So, und jetzt kommt ja irgendwie das große Rätsel sozusagen. Vielleicht merkt man so meinen Kampf dann manchmal auch. Jemand wie du, der so tolle Sachen gemacht hat, der irgendwie unternehmerisch aktiv war. Wie kommt man dann zu so einem Macho-Club wie Axel Springer? Ich habe Andy verkauft.

Jörg Rheinboldt: Das ist eine super Frage. Ja. Ich kann ja mal erzählen, wie es passiert ist. Und zwar, ich habe mich auch immer gefragt, also mein Freund Uli Schmitz, der schon lange bei Axel Springer ist, inzwischen glaube ich seit 13 Jahren. Den kenne ich sehr gut, der ist da Geschäftsführer von Axel Springer Digital Ventures und war mal CTO von Axel Springer. Und Uli habe ich schon ganz lange immer einmal im Monat getroffen, auch als wir noch wirklich geschäftlich nichts miteinander zu tun hatten und haben immer darüber geredet, wie ist gerade das Wetter? Also was passiert so in seiner Welt? Was passiert in meiner Welt? Wo überschneidet sich das? Und was geht da? Und Uli, wer den kennt, weiß, dass der die Inkarnation von Soft Power ist und alles andere als ein Macho. Den habe ich kennengelernt. und viel mit ihm darüber geredet, was macht er da eigentlich so. Und dann habe ich Christoph Käse kennengelernt, der ja bei Axel Springer viele Sachen gemacht hat, inzwischen Hai gemacht hat, sozusagen die Ecosystem Company von Axel Springer, an der Axel Springer beteiligt ist und die Beratungsprojekte für Corporates machen, die sich digitalisieren wollen. Und dann habe ich irgendwann Matthias kennengelernt, den CEO, und Andere Senior Manager. da kannte ich aus ganz unterschiedlichen Umfeldern. Julian Deutz kannte ich tatsächlich, also den CFO von Geburtstagspartys eines gemeinsamen Freundes, wo wir nie über Business geredet haben, sondern uns über das Leben und sonstige Sachen unterhalten haben. Und Stefanie Kasper, die inzwischen im Vorstand ist, die damals, ich glaube, irgendwie Geschäftsführerin von verschiedenen Bereichen war.

Joel Kaczmarek: Stefanie kam von Mirapodo, ne? Die hat uns ja damals gekauft mit Gründerszene.

Jörg Rheinboldt: Ja, und die kannte ich halt, weil ich die irgendwann mit Philipp zusammen mal bei eBay angestellt habe als unsere Strategieverantwortliche. Und ich die sehr, sehr schätze. Und als Uli mich irgendwann fragte, hey, wir bauen einen Accelerator, kannst du irgendwie uns mal helfen und mitmachen, die Firmen auszusuchen? Das habe ich dann gemacht. Und dann fand ich das total spannend. und dann hat er mich gefragt, sag mal, könntest du dir vorstellen, das zu leiten hier? Und dann dauerte das irgendwie drei Wochen, bis wir uns geeinigt hatten. Und ich habe mich dann auch auf die Suche gemacht danach, okay, wo sind denn jetzt die bösen Menschen? Und habe sie nicht gefunden. Also es gibt natürlich kontroverse Sachen bei Axel Springer, also die Kontroverse. Große rote Zeitungen, Bild, da hat jeder eine Meinung zu. Aber bisher habe ich da eine große Menge Menschen kennengelernt, die das, was sie tun, extrem ernst nehmen und die in meiner Erfahrung bisher extrem korrekt und gut ihren Job machen. Und sich halt permanent verändern und sich permanent fragen, wie sieht denn jetzt die Zukunft von Medien aus und was müssen wir denn jetzt machen und wie können wir digital werden? und wieso sind Medienfirmen mit digitalen Geschäftsmodellen so anders bewertet, wenn sie nicht in Deutschland sind und keine Geschichte haben. Das ist doch total unfair. dass wir, Axel Springer, an der Börse sind und gefragt werden, wie Profitabilität funktioniert und andere Firmen, die das, was Axel Springer vielleicht als Teilgeschäftsmodell im Classifieds-Bereich hat, die nur sowas haben, in Amerika total viel höher bewertet werden. Das fand ich immer super faszinierend, zu sehen, was da passiert. Und die Menschen, die sich damit beschäftigen, die überwältigende Mehrheit von denen, die ich bisher kennengelernt habe, mit denen kann man sehr gut arbeiten.

Joel Kaczmarek: Jetzt ist es aber so, du hättest ja gefühlt, glaube ich, fast alles machen können. Also ich glaube, du warst einer oder bist einer derjenigen, der sich seinen Job dann ein Stück weit aussuchen kann. Also es kann theoretisch jeder, aber du hast auch sozusagen die Qualifikation, dass dich auch jeder nimmt. Was war denn der Motivationskern? Also was hat dich daran gekickt, mit so einem Unternehmen, mit so einem Konzern das zu tun, was ihr jetzt heute tut?

Jörg Rheinboldt: Tatsächlich, das klingt jetzt doof, die Menschen. Also mit Uli zu arbeiten ist eine der geilsten Sachen, die ich mir vorstellen kann. Das ist mein Direktor sozusagen, ein Mensch, mit dem ich am meisten Bergseespringer zusammen mache. Und die Vorstände, die ich eben aufgezählt habe, inklusive Jan, den ich nicht aufgezählt habe, die schätze ich einfach extrem. Und jede Minute, die ich mit denen habe, da nehme ich eine ganze Menge mit und ich kriege auch zurückgespiegelt, dass die das auch nicht langweilig finden, sich mit mir zu beschäftigen.

Joel Kaczmarek: Und jetzt hören uns vielleicht Menschen zu, die noch nicht so richtig viel mit anfangen können, was ein Accelerator genau tut. Magst du mal kurz zusammenfassen, was ihr quasi da macht?

Jörg Rheinboldt: Ja, also bei APX machen wir Folgendes. Wir investieren in Startups.

Joel Kaczmarek: Ah, okay, jetzt bist du aber schon zu APX gesprungen. Also muss man vielleicht auch mal sagen, es ist separat von Axel Springer Plug & Play?

Jörg Rheinboldt: Genau, also wären wir ein VC, dann wäre die Erklärung total simpel. APX ist Fund 2, Axel Springer Plug & Play ist Fund 1. Und Fund 1 macht keine Investments in neue Firmen mehr, sondern investiert ins bestehende Portfolio. Und APX ist einfach der Fund, mit dem wir gerade in neue Firmen investieren. Und wir haben auch natürlich Sachen gelernt in den sieben Jahren, die wir das jetzt machen. Als wir angefangen haben mit Axel Springer Plug & Play, haben wir Programme gemacht, die waren immer drei Monate lang und haben dann Firmen ausgesucht und immer zwischen acht und zwölf Firmen aus irgendwas zwischen 150 und 300 Bewerbungen ausgesucht und haben mit denen dann ein Programm gemacht, das ein bisschen schulisch war, wo wir bestimmte Themen durchgearbeitet haben, immer mit dem Ziel, dass die eine richtig gute Pitch-Präsentation hinkriegen und relativ kompakt erzählen können, Was machen wir eigentlich? Was ist unser Traum? Und wie viel Geld brauchen wir? Und wir brauchen externe Investoren. Das haben wir mit Axel Springer Plug & Play gemacht. Mit APX haben wir gestartet und gesagt, wir machen nicht mehr diese Batches, sondern wir investieren die ganze Zeit. Wir bauen ein Programm, das rolliert sozusagen. Und wir wollen den Firmen mehr geben als Geld. Und das ändern wir gerade schon wieder so ein bisschen. Wir investieren jeden Monat. Wir gucken uns jede Woche irgendwas zwischen 35 und 55 Firmen an, die wir uns ernsthaft angucken, die fragen, ob wir Lust haben, in sie zu investieren und investieren in ein bis fünf Firmen im Monat in diesem Jahr. Und dann, wenn wir in die investieren, heißt das immer, dass wir mit denen arbeiten. Und das machen wir kontinuierlich und wir machen nicht mehr so ein schulisches Programm, Sondern wir versuchen eher individuell mit denen herauszufinden, okay, wo können wir euch denn Abkürzungen verschaffen? Wo können wir euch mit unserem Netzwerk helfen, Dinge schneller rauszufinden, schneller zu machen, die richtigen Leute kennenzulernen, Erfahrungen von anderen mitzukriegen, die euch helfen, eure Ziele schneller zu erreichen? Und dann Helfen wir denen, eine Folgerunde zu organisieren, also externe Investoren aus unserer Sicht zu finden. Das können Business Angels sein oder VCs. Und dann investieren wir mit, mit den anderen, die dann investieren. Und investieren am Anfang 50.000 Euro, kriegen dafür 5%. Da sind die Firmen aber noch extrem früh, also bewerten die bei einer Million. Und manchmal kann man das, glaube ich, am besten erklären wieviel. Wir drehen die ganze Due Diligence so ein bisschen um. Und wenn du normalerweise sagst, du bist Frühphaseninvestor, dann investierst du in der Runde, wo wir schon Gesellschafter sind. Und wir sagen einfach, okay, uns würde eine Due Diligence auch 50.000 Euro kosten. Dann nehmen wir doch lieber die 50.000 Euro und geben die dem Startup und erleben gemeinsam, wie die ihren Traum auf den nächsten Level heben. Sind schon Gesellschafter. Und wenn die dann richtig investieren, bekommen, investieren wir einfach mit und bleiben dabei und können ein bisschen mehr investieren und investieren mit den anderen Investoren zusammen und bauen dadurch ein ziemlich großes Portfolio auf. Wir haben jetzt in etwas über 70 Firmen investiert und planen, dass da jetzt jedes Jahr irgendwas über 35 Firmen dazukommen, wahrscheinlich so 50 nächstes Jahr. Aber müssen wir gucken. Im Moment kann man ja nichts vorhersagen, weil keiner weiß, wie sich Corona weiterentwickelt. Aber bisher läuft uns alles gut.

Joel Kaczmarek: Und ist der Fokus gleich geblieben im Vergleich zu Plug & Play, jetzt zu APX?

Jörg Rheinboldt: Es ist was dazu gekommen. Also wir haben ja früher schon immer gesagt, dass wir nicht nur in Medienunternehmen investieren, sondern haben gesagt, nee, unser Fokus sind digitale Startups. Das ist nach wie vor so. Aber aufgrund unserer Gesellschaft, da kommen schon manchmal Firmen zu uns oder Teams zu uns, die sagen, wir haben eine sehr konkrete Idee, was wir mit einem eurer Gesellschaft da zusammen machen wollen. Also bei Porsche sind das offensichtlich Mobility-Related Startups oder auch Lifestyle-Luxus-orientierte Startups und bei Axel Springer entlang der Wertschöpfung. Aus dem Content-Bereich gibt es nicht so viele Gründungen, die wir sehen. Leider, finden wir schade, aber es gibt einfach nicht so viele gerade. Dann Marktplätze und Advertising, das sind so weiterhin viele Companies, die es da gibt. Und dann hatten wir jetzt in diesem Jahr sehr viele B2B-Startups dieses und letztes Jahr. Über 60 Prozent im Portfolio.

Joel Kaczmarek: Aber was ist denn so euer Fokus? Also in welchen Ländern schaut ihr? Welche Themen guckt ihr an? Welche Phase?

Jörg Rheinboldt: Phase extrem früh. Länder, Europa und Israel sind da aber auch offen. Aber wir gucken immer danach, können wir denen helfen? Und bisher war es so, wenn wir aus Asien oder Afrika Bewerber bekommen haben, da wussten wir nicht so genau, wie wir da helfen können. Wenn wir Companies aus Amerika haben, die sagen, wir hätten euch gerne als Investor, da sind wir immer so ein bisschen skeptisch. Weil wir uns dann fragen, hey Ihr habt eine relativ coole Infrastruktur in eurem eigenen Land. Warum kommt ihr nach Deutschland? Europa ist aus eurer Sicht doch total fragmentiert. Warum wollt ihr hier irgendwie starten? Startet doch in Amerika, werdet doch da groß und dann könnt ihr immer noch nach Europa kommen. Und meistens können sie das auch nicht so beantworten, dass wir dann sagen, ja super, jetzt investieren wir.

Joel Kaczmarek: Also ist immer eher sozusagen das Fallobst, was da drüben es nicht schafft, was dann hier rüber schwappt sozusagen.

Jörg Rheinboldt: Ja, also zumindest die, die sich dann bei uns initiativ bewerben sozusagen, da ist das oft leider so. Aber ich glaube, das ist bei jedem Investor in Europa so, dass du, wenn du in Amerika investieren willst, musst du da hin und dir die Leute suchen. Und die, die sich so melden, sind meistens nicht die Richtigen.

Joel Kaczmarek: Ich wollte gerade sagen, wie ist es denn bei euch in Sachen Dealflow? Wie finden denn potenzielle Beteiligung zu euch statt?

Jörg Rheinboldt: Also so eine Mischung. Zum Glück, manche melden sich freiwillig, ohne dass wir da irgendwie groß nachsuchen müssen. Inzwischen kriegen wir auch viele Empfehlungen einfach aus unserem Netzwerk, also aus unserem Portfolio. Das ist so der Entry Point, der dazu statistisch am wahrscheinlichsten führt, dass wir investieren. Das ist noch größer als Empfehlungen durch Mitarbeiter. Und dann haben wir so verschiedene Programme. Programme, die wir machen, um Startups kennenzulernen. Also wir suchen selber danach. Wir haben in eine Firma investiert, die uns total immer geholfen hat. Glassdollar heißen die. Ich weiß nicht, ob du die kennst. Die verstehen halt sehr genau Gründerinnen und Gründer zu identifizieren. Und denen schreiben wir dann eine Nachricht und fragen, hey, ihr wollt gründen? Habt ihr schon gesehen, dass es uns gibt? Wollt ihr mit uns reden? Dann haben wir so ein Scout-Netzwerk an Unis, mit denen wir mit Studierenden reden und gucken, wenn die gründen wollen, ob das Sinn macht, was mit uns zu machen. Und ganz viele Events, die wir alle nicht machen gerade. Aber normalerweise, die total wichtig für uns sind. Und das ist alles virtualisiert. Also nee, es ist eben nicht alles virtualisiert. Ein paar Sachen kannst du virtualisieren, andere Sachen kannst du nicht virtualisieren. Und dann Veranstaltungen. Da haben wir zum Glück schon vor Corona rausgefunden, dass wir auf Veranstaltungen super gut aktiv sein können, ohne dahin zu gehen. sondern einfach virtuell da zu sein und mit den Leuten virtuell in Kontakt zu kommen und mit denen zu reden, was uns irre viel Zeit gespart hat. Einfach, dass nicht so viele von uns auf dem Weg sind und reisen müssen.

Joel Kaczmarek: Und was ist eure Anspruchshaltung? Also was ist sozusagen das übergelagerte Ziel? Ist das Ziel Rendite? Ist das Ziel Innovationspipeline aufbauen für eure beiden Finanziers? Gibt es noch irgendwas anderes? Also was soll mit den Buden passieren, die ihr finanziert?

Jörg Rheinboldt: Tatsächlich Rendite. Also da ganz normal wie ein VC. Also wir investieren in die Firmen, um irgendwann unsere Anteile verkaufen zu können. Und wir sind jetzt im Jahr zweieinhalb. Das Jahr drei geht irgendwann im März, April geht es los. Und wir sind noch voll in der Investitionsphase und wir gucken uns halt an, wie viele der Firmen kriegen ein Anschlussinvestment und wie viele von denen können dann sich auf dem Venture-Pfad weiterentwickeln.

Joel Kaczmarek: Und ich sag mal so rum, wenn ich jetzt an Plug & Play zurückdenke, wenn ich mich nicht täusche, ist ja Plug & Play eigentlich ein amerikanisches Programm. Also es gibt ja teilweise Akzeleratoren, die sich irgendwie Corporates nehmen können, die dann mit denen quasi zusammen so ein Accelerator-Programm aufsetzen.

Jörg Rheinboldt: Genau. Als wir mit Plug & Play angefangen haben, also es war ja Axel Springer und Plug & Play, da waren wir das Erste, was Plug & Play außerhalb von Amerika gemacht hat. Und wir haben uns dann ausgedacht, wie sieht eigentlich so ein Accelerator-Programm aus? Weil programmatisch hat Plug & Play gar nicht so viel in Kalifornien gemacht, sondern die hatten halt dieses sehr große, abgefahrene, diesen Campus, ich weiß nicht, ob du da mal warst. Der ist cool. Es lohnt sich, da hinzugehen. Das ist so das Ex-Büro von Philips Semiconductor. Und weil Said, das ist der Gründer von Plug&Play, seine Prioritäten definitiv nicht im Lass-das-mal-total-sanieren sind, sondern im Das-ist-doch-alles-noch-gut, was es auch ist, sieht das halt aus wie ein 70er-Jahre-Chip-Design-Büro, was total abgefahren ist. Das ist so ein ganzer Campus, den er da hat. wo halt unglaublich viele Startups sind, die einfach miteinander Sachen machen, wo Corporates hinkommen, die sich mit denen treffen, wo sie ganz viele Veranstaltungen organisieren, dass große und kleine Firmen in Kontakt miteinander kommen. Und sowas konnten wir gar nicht in Berlin bauen, weil wir gar nicht so einen Campus hatten und wollten wir auch nicht, sondern wir haben gesagt, nee, wir bauen eher ein programmatisches Angebot, wo wir in acht bis zwölf Firmen immer investieren und denen dann helfen, weiterzukommen auf dem Venture-Pfad. Plug & Play hat sich dann immer mehr in die Richtung Matchmaking entwickelt, also Startups und Corporates zusammenbringen. Und wir haben uns weiter in die Richtung, wir wollen in Startups investieren, entwickelt. Das hat dann auch am Ende sozusagen dazu geführt, dass wir nach fünf Jahren gesagt haben, okay, wir haben jetzt in 102 Firmen investiert. Wir hören jetzt auf, in neue Firmen zu investieren und konzentrieren uns darauf, in die weiter zu investieren, die es gibt. Und Plug & Play macht, was Plug & Play macht. Die haben eine Startup-Autobahn gegründet und Hubs überall auf der Welt, in denen Corporates und Startups zusammenkommen. Und wir haben gesagt, uns interessiert das Investieren viel mehr als das Connecten von Startups und Corporates und verwandeln uns immer mehr in einen normalen VC.

Joel Kaczmarek: Aber gibt es trotzdem einen guten Rückfluss, wenn man das tut, was ihr getan habt mit Plug-and-Play in so ein Mutterschiff rein? Weil ich meine, das war ja damals das, womit alle Hausien gegangen sind. Also ich weiß noch, die Metro hatte irgendwie Techstars, ihr hattet Plug-and-Play. Also man konnte sich ja als Gründer gefühlt aussuchen, in welchem Accelerator-Programm man arbeitet und irgendwann ging es nur noch um Konditionen, ja, nehmen die Anteile ja, nein, gibt es Cash ja, nein und und und. Also hat es trotzdem Rückfluss gehabt auf das Mutterschiff?

Jörg Rheinboldt: Ja, ich glaube schon. Also wir haben ja zum Glück nicht als ganz Erster, aber mit den Ersten zusammen in N26 investiert damals. Und allein damit, glaube ich, haben wir Die haben sich natürlich immer gefreut, wenn die HR-Abteilung mit ihnen gesprochen hat. Und die HR-Abteilung hat sich auch gefreut, wenn sie die Chance hatte, mit denen zu reden, weil die meistens einen interessanten Energielevel hatten, wenn die den ersten Schritt überwunden hatten und auch eine Menge gelernt haben und auch sehr frisches Wissen teilweise zu bestimmten Themen. Also das gab es dann. gab es ein paar Kooperationen. Bei APX ist das noch intensiver, weil manche Firmen tatsächlich mit einer superklaren Vorstellung, was sie mit Porsche oder Access Springer machen wollen, zu uns kommen. Die kommen und sagen hier, wir bauen eine Firma, die eine Routing-Lösung für Elektromobilität gebaut haben, mit der man sich aussuchen kann, wie man von Ladesäule zu Ladesäule fährt, wenn man längere Strecken fährt und man so Sachen sagen kann, wie ich möchte eine möglichst schöne Strecke haben. was für manche Porsche-Fahrerinnen oder Porsche-Fahrer durchaus eine relevante Kategorie ist. Und das war für die toll, dass sie direkt einen Kontakt zu Porsche gekriegt haben. Für Porsche toll, weil sie genau nach sowas gesucht haben. Für uns toll, weil das halt ein total schönes Beispiel dafür ist, dass die sich kennenlernen, miteinander reden und Porsche auch sich selber beweisen wollte, dass sie mal nicht Jahre brauchen, um irgendwas irgendwo einzubauen, sondern die haben das dann in, ich glaube, vier Monaten in Onboard-Dingen vom Taycan eingebaut. So, dann haben sich alle gefreut.

Joel Kaczmarek: Aber wo du jetzt eben von N26 gesprochen hast, ich habe mir eure Webseite auch mal ein bisschen angeguckt bei APX und da ist ja sehr viel so, hey, wir gucken uns den Menschen an, Menschen sind wichtiger als Dollars und so weiter und so fort und wir nehmen uns die individuell an. Wie kriegst du das denn vereint, dass du wahrscheinlich, wenn du jetzt wirklich Business Case getrieben bist, so einen Outlier hast, der dir alles bezahlt und sozusagen den Return macht und du gleichzeitig aber eigentlich eine Philosophie hast, dass du sagst, naja, ich möchte eigentlich gerne für alle da sein und allen helfen. Weißt du, was ich meine? Das lässt sich ja nicht schwer vereinen.

Jörg Rheinboldt: Nö, eigentlich nicht. Das heißt ja nicht, dass du all deine Ressourcen auf deinen Outlier konzentrieren musst. Lustigerweise will der das ja im Zweifel auch gar nicht, weil die sagen, hey, danke, das war cool mit euch und wir brauchen ab einer bestimmten Stufe von euch eher Kontakte, als dass ihr uns erklärt, wie wir unser Marketing machen sollen. Das können wir schön selber. Oder dass ihr uns irgendwelche Templates gebt, wie man ein Business Case bauen kann. Wobei ich an Templates sowieso nicht glaube, aber manchmal schon. Nee, und ich glaube, man kann sich schon mit allen beschäftigen und da ist es dann ganz wichtig, transparent zu sein und zu sagen, natürlich musst du da auch klastern und du musst dann einfach dir angucken, wem kannst du helfen und wem kannst du dadurch helfen, dass du sagst, nee, jetzt im Ernst, ich kann nicht mit dir jetzt eine Session machen, wie dein Business Case aussieht, das haben wir schon zweimal gemacht, jetzt musst du dir das echt mal selber ausdenken. und wenn du es dir dann ausgedacht hast, dann kannst du es mir super gerne zeigen und dann möchte ich gerne sehen, wie du das implementierst und dann kann ich mich wieder mit dir beschäftigen. Genau, das kann man ein bisschen systematisieren.

Joel Kaczmarek: Und wie ist es so bei eurem Team jetzt? Ich habe mir mal eure Webseite angeguckt und ich kenne die ja jetzt nicht, deswegen darf ich mal so despektierlich fragen. Das sah von der Altersstruktur so ein bisschen nach Jugend forscht aus. Also mir fiel auf, neben dir waren viele eher so gefühlt in den Zwanzigern.

Jörg Rheinboldt: Ja, sind auch viele und das hat schon Systemen, wie wir unser Team zusammensetzen. Das kann ich natürlich jetzt behaupten, das kann ja keiner überprüfen. Ich glaube, die sind alle ziemliche Granaten. Wir geben uns so dermaßen Mühe, die Leute auszusuchen. Das sind alle, jede und jeder Einzelne ist speziell. Im Moment bin ich ganz besonders fröhlich, weil unsere Quote tatsächlich 50-50 gerade ist. Dass wir sozusagen male-female richtig gut gemischt sind. Wir sind extrem international, was auch super ist, was mir auch sehr gefällt und Und was uns, glaube ich, sehr hilft, eine gute Kultur zu haben, weil so viel da zusammenkommt. Und das sind schon alles Granaten. Nicht alle von denen haben jetzt besonders viel Erfahrung. Also dass sie sagen können, das habe ich schon zehnmal gemacht. Aber die sind extrem gute Pattern Recognizer. Und können sehr gut das Potenzial der Startups aufschließen, weil sie ihr eigenes Potenzial auch entwickeln. Also Top-Beispiel Sonja, inzwischen Head of Legal. Die ist zu uns gekommen, frisch aus der Uni. Ich glaube, die hat sogar als Praktikantin bei uns angefangen. Und hat dann angefangen, die Verträge zu begleiten, die wir so abschließen. Und hat das so gut gemacht, dass sie eigentlich alle Verträge dann begleitet. Dann haben wir sie irgendwann angestellt. Jetzt ist sie seit ein paar Wochen unser Head of Legal. Und ich weiß nicht, ob es viele Juristen gibt, die so viele Beteiligungsverträge abschließen wie sie. Allein dieses Jahr, wir haben es noch nicht gezählt, aber wir haben in über 30 Firmen, glaube ich, dieses Jahr frisch investiert. Und wir haben ganz schön viele Finanzierungsrunden begleitet, weil deutlich mehr als die Hälfte der Companies, in die wir investieren, haben eine Anschlussfinanzierung bekommen mit weiteren Investoren. Das sind einfach total viele Deals. Und das hat sie super exzellent gemacht. Und ich glaube, dass sie das anders gemacht hätte, wenn sie eine andere Routine gehabt hätte. Dann hätte die das nicht an bestimmten Stellen so knallhart automatisiert oder standardisiert und hätte sich nicht solche Verträge ausgedacht. Und da hatten wir, letzte Woche war das, glaube ich, ein total lustiges Erlebnis, Ganz oft in der Folgerunde nach unserem Initialinvestment kommt es zu Convertible Notes, also Wandeldarlehen, die die Startups kriegen. Und Sonja hatte sich im letzten Jahr immer darüber aufgeregt, dass diese Wandeldarlehensverträge etwas komisch strukturiert sind. Und dann hatten wir zu ihr gesagt, dann entwickel doch mal einen, wie du meinst, dass man das machen sollte. Nimm dir halt unsere Anwälte und setz dich mit denen hin und denk aus, wie macht man einen plain vanilla cookie cutter Wandeldarlehensvertrag, der fair für alle ist und ein korrekter Vertrag ist. Das hat sie dann gemacht und wir haben den dann halt immer abgeschlossen, wenn uns jemand gefragt hat. Und letzte Woche hatten wir den Moment, haben wir gesagt, wenn der kommt, dann feiern wir das. Da hat eine unserer Firmen ein Wandeldarlehensangebot von einem größeren VC bekommen, also eins unserer Portfoliounternehmen. Und wir haben gesagt, okay, wir machen da mit, wir müssen aber natürlich den Vertrag mal lesen. Das sollte irgendwie alles schnell gehen und dann dauerte das, bis der Vertrag kam. Ich weiß nicht, ob du das kennst, aber das ist meistens so, wenn man dann sagt, okay, ja, wir machen mit, aber bevor wir mitmachen, wir lesen die Dinger. Wir müssen es uns schicken, wir müssen es dann lesen. Und dann kam es irgendwann und Sonja schrieb dann in Slack so eine Nachricht, ich habe den Vertrag gekriegt, habe ihn aufgemacht, die benutzen unseren Vertrag. Und das war so ein Fest für sie, weil sie sagte, das ist doch total cool. Das ist genau der Bumerang, den wir haben wollten, dass unser sozusagen Convertible-Node-Vertrag jetzt von einem VC, mit dem wir noch nie ein Geschäft gemacht haben, dass die den halt auch benutzt haben. Hat uns sehr gefreut. Und wenn das so weitergeht, geht das noch schneller alles.

Joel Kaczmarek: Also da ist man nicht mit Urheberrechten dabei, sondern da freut man sich eher über Teilen.

Jörg Rheinboldt: Total. Also ja, gerade bei Verträgen, finde ich, ist es total wichtig, dass man die teilt und dass man sagt, die sind für alle zum Benutzen, wenn man sie gut findet und hoffentlich die anderen auch. Dadurch werden sie ja besser.

Joel Kaczmarek: Und wie kam eigentlich diese Hochzeit zwischen Springer und Porsche zustande? Warum irgendwie ein Medienunternehmen und ein Autobauer?

Jörg Rheinboldt: Es ist natürlich nicht offensichtlich. Das waren so verschiedene Sachen. Das war zum einen der CFO vom Porsche Family Office, der ganz oft zu unseren Veranstaltungen gekommen ist, die wir so als Axel Springer Plug & Play gemacht haben. Und dann irgendwann der, glaube ich, dem Strategiemensch von Porsche gesagt hatte, wenn du mal einen anderen Input brauchst zu dem, was er so macht, dann guck dir das mal an. Und dann hatte der mich eingeladen, einen Vortrag zu halten auf einer Veranstaltung von Porsche, so einem Management Summit. Was ich gemacht habe, das waren so, ich glaube, die 400 Top-Führungskräfte, inklusive halt Vorstand und Gesellschafter. Und da habe ich halt erzählt, was machen wir als Frühphasen-Investor. Und danach kamen Wolfgang Porsche und Oliver Blume zu mir und meinten, Wolfgang Porsche meinte, das war erfrischend. Das fand ich ziemlich geil, so einen Feedback hatte ich noch nie bekommen. Dass es irgendwie den Leuten gefällt, hatte ich schon gehört, aber erfrischend fand ich ziemlich cool. Und Oliver Blume sagte dann so irgendwie weitergehen, weil die mussten dann weiter. Lassen Sie uns probieren, etwas zusammen zu machen. Und da habe ich gelacht und meinte, das fände ich auch cool, vor allem, weil ich Porsche super finde. Aber wie genau, das müssen wir noch rausfinden. Dann meinte er, das tun wir, ich melde mich. Und dann rief sein Büro irgendwie einen Tag später an und fragte, ob sie eine Vorstandssitzung bei uns machen könnten. Und ob dann nicht wir Lust hätten, auch mal irgendwie Kollegen von Axel Springer dazu einzuladen, um dann zu überlegen, ob man etwas zusammen machen könnte. Und da wussten wir schon, dass wir was Neues bauen wollen. Dann habe ich ihnen das gesagt, dass wir tatsächlich gerade überlegen, was Neues zu bauen. Und dann ging das echt schnell. Dann gab es diese Vorstandssitzung bei uns und noch zwei, drei Gespräche. Und dann dieses Ding, was manchmal in unserem Kontext passiert, dass die Leute Lust haben, Sachen zu machen. Und das war dann genau so. Da gab es dann halt nach dieser Sitzung gab es so ein, wir gucken uns in die Augen, geben uns die Hand und sagen, wir machen das jetzt. Krass. Und das war dann so.

Joel Kaczmarek: Wie viel Kohle ist eigentlich committed gewesen in beiden Fondsklassen?

Jörg Rheinboldt: Das haben wir natürlich nicht veröffentlicht. Sagen wir so, es ist ein mittelhoher, ordentlicher, zweistelliger Millionenbetrag. Irgendwann würde ich das gerne mal veröffentlichen. dann wüssten nämlich alle, dass wir echt coole Investments machen können. Also gerade die Gründerinnen und Gründer.

Joel Kaczmarek: Kennt man eigentlich deine Historie, die du mit Porsche hast? Also die ist ja eine krasse und magst du davon öffentlich erzählen?

Jörg Rheinboldt: Kann ich machen. Die kennt man, wenn man mit mir redet. Das ist kein Geheimnis. Also ich verdanke Porsche. mein Leben sozusagen, um es mal positiv zu formulieren. Ich mochte Autos extrem gerne. Ich mag immer noch Autos gerne. Es hat sich ein bisschen geändert, nachdem die Zwillinge irgendwann so groß waren, dass sie Autos klassifizieren konnten in normale Autos, teure Autos. Seitdem habe ich gesagt, ich brauche jetzt nicht mehr diese wahnsinnig teuren Autos. Mir ging es nicht darum, dass sie teuer waren, sondern dass sie schnell sind und dass sie besonders toll fahren. Genau. Früher war ich sehr autoverrückt und habe mir halt Sportautos gekauft. Und eins davon war so ein Porsche GT3 RS hieß das Ding. Das war so einer der ersten, die es gab. So ein limitiertes Teil. Ich weiß gar nicht, da gab es nur ein paar hundert von, mit dem ich so Trackdays gemacht habe. Also einfach auf Rennstrecken gefahren bin. Und mit dem hatte ich vor 2006 hatte ich mit dem einen ziemlich schlimmen Autounfall, wo ich mit einem Freund zusammen von einem Trackday zurückgefahren bin und auf der Autobahn ist uns ein Reifen geplatzt und dann sind wir von der Autobahn geflogen, in einen Baum eingeschlagen, mein Freund ist gestorben und ich habe mir Die Wirbelsäule, den Schädel, ein Bein und alle Rippen gebrochen. Und das habe ich aber nur überlebt, weil dieses Auto ein Überrollkäfig hatte und ich sozusagen aus dieser dann doch noch funktionierenden Kapsel rausgeflogen bin und nicht drin war, als das Auto in Flammen aufgegangen ist.

Joel Kaczmarek: Aber krass. Und derjenige, der sozusagen fast sein Leben mit einem Porsche verloren hätte, widmet ihm jetzt sozusagen ein bisschen sein Leben auch?

Jörg Rheinboldt: Ja, wobei das klingt jetzt sehr pathetisch.

Joel Kaczmarek: Ja, das habe ich auch gerade gedacht. Entschuldigung.

Jörg Rheinboldt: Nee, alles gut. Die Gutachten, da gab es sehr viele Gutachten zu diesem Unfall. Der Freund von mir ist gefahren. Wir sind nicht so schnell gefahren. Wir sind aber auch nicht langsam gefahren. Irgendwas zwischen 130 und 170 auf einer Strecke, wo es kein Tempolimit gibt. Das wären wir wahrscheinlich auch gefahren mit einem Auto, das kein Porsche ist. Reifen geplatzt kann bei jedem Auto passieren. Pech, dass keine Leitplanke da war. Pech, dass wir abgehoben haben. Und dann Pech, dass das Auto halt in Flammen aufgegangen ist. Ich glaube, wenn wir keinen Überrollkäfig in dem Auto gehabt hätten, dann hätte ich das nicht überlebt. Also das war dann einfach Glück. Aber das hat mit der Entscheidung, bei APX zu arbeiten, nicht viel zu tun. Außer, dass es tatsächlich was ist, wo ich immer mal wieder daran erinnert werde, dass ich vorsichtig Auto fahre. Beziehungsweise auch nicht wirklich, weil das wäre nicht zu verhindern gewesen, wenn ich jetzt langsamer gefahren wäre. Oder ich bin ja nicht gefahren, sondern mein Freund langsamer gefahren wäre.

Joel Kaczmarek: Aber dass man öfter seine Reifen checkt vielleicht.

Jörg Rheinboldt: Wobei, zum Glück, sind die Reifen gecheckt worden, bevor wir losgefahren sind. Ehrlich? Ja, bei diesen Trackdays ist das so, zumindest die, die ich gemacht habe. Da fährst du sozusagen auf eigener Achse hin und die haben aber immer Transporter dabei. Und bevor du nach Hause fährst, kommt das Auto auf eine Bühne und wird komplett durchgecheckt. Bremsen, Reifen Alles wird gedreht. und ich war da auch mit anderen Autos schon mehrfach. Und ich würde sagen, in einem Drittel der Fälle fährt das Auto auf dem Hänger zurück, weil einfach man sagt, nee, das braucht neue Bremsen oder es braucht neue Reifen. Also es hatte vorher neue Reifen und neue Bremsen gekriegt. Wir sind da zwei Tage ins Spa mit rumgefahren. Wir sind keinmal von der Strecke geflogen oder haben irgendwie wilde Drifts gemacht. Und beim Checkup morgens war das Auto vollkommen in Ordnung. Das war ganz gut, weil die das protokolliert haben. Wir haben uns irgendwo auf der Strecke irgendwas in den Reifen reingefahren und dann hat es einen schleichenden Knall irgendwas gegeben.

Joel Kaczmarek: So ein Puncture, wie die in der Formel 1 immer sagen.

Jörg Rheinboldt: Genau. Und dann ist irgendwie langsam die Luft verschwunden und dann ist der Reifen von der Felge geflogen und dann ist das Auto einfach rechts abgebogen. Also ich glaube, da konnte man nichts machen.

Joel Kaczmarek: Krass, krass. Aber jetzt mal so unter Unternehmern. Was macht es mit einem, wenn man dem Tod ins Auge blickt? Was hinterfragt man hinterher?

Jörg Rheinboldt: wir wollen auch mal was ohne unsere Zwillingssöhne machen. Und die waren dann bei ihren Großeltern. Und bevor wir losgefahren sind, haben wir alles geregelt. Also wir waren fünf Tage weg. War jetzt auch nicht so, dass wir da irgendwie für ein Jahr weggegangen sind. Fünf Tage sind wir irgendwie nach Tokio gefahren und haben vorher Testament gemacht. Patientenverfügung, haben dabei herausgefunden, dass wir da unterschiedliche Ideen haben dazu, was lebenserhaltende Maßnahmen angeht, haben mit unserem Umfeld darüber gesprochen, also haben überlegt, wenn uns was passiert, was passiert dann mit den Kindern, was passiert mit unserem Vermögen in Anführungsstrichen, hatten das mit allen besprochen und alle haben gesagt, sag mal, was ist denn das für ein Thema, warum willst du das jetzt besprechen, was passiert, wenn du nicht da bist, hab's aber trotzdem gemacht, also mit meinen Geschäftspartnern und dann, als ich dann verunfallt war, da war mit mir Zehn Tage lang gar nichts anzufangen, also da war ich in so einem künstlichen Koma und als ich aufgewacht bin, war das Einzige, was ich machen musste, das hatte ich nämlich vergessen, Dina eine Vollmacht für mein Girokonto zu geben. Alles andere war sozusagen besprochen. Das war relativ entspannt, muss ich sagen. Das war so, ich seitdem aufrecht zu erhalten.

Joel Kaczmarek: Aber sonst so vom Mindset, vom Lifestyle her, die Dinge, die einem wichtig sind im Leben, irgendwie hat dich das nicht erschüttert? Hast du nichts daran hinterfragt?

Jörg Rheinboldt: Das hatte ich vorher schon. Also ich hatte vorher so eine Phase der Entkopplung. Ich weiß gar nicht, ob wir da schon mal drüber geredet haben. Ich hatte irgendwann so einen Anfall mit meiner Frau zusammen. Da hatten wir uns ein Grundstück in Potsdam am See gekauft, weil wir dachten, das macht man so. Und standen da drauf und Per und Lasse, so heißen meine Söhne, waren irgendwie gerade in der Entstehung. Und wir haben uns angeguckt und hatten gerade ein Treffen mit einem Architekten, der uns einen total coolen Plan gezeigt hatte für ein Haus, das wir da bauen wollten. Und haben gesagt, das sind wir nicht. Das ist es nicht. Und dann Und innerhalb von ganz wenigen Tagen haben sich ganz viele Sachen geändert in meinem Leben. Ich hatte vorher schon gemerkt, dass zum Beispiel meine Autoleidenschaft, am Anfang war das so echt der Traum, dass ich gesagt habe, oh mega, ich kann morgens in die Tiefgarage gehen, stehe dann da vor meinem Fuhrpark und sage, fahre ich jetzt mit dem Italiener oder mit dem Stuttgarter oder mit dem Engländer oder mit der Harley? Und irgendwann war das so. und dann stand ich da so, ah cool, ich fahre mit dem Smart. Nee, eigentlich muss ich mit dem Porsche fahren, weil sonst ist da die Batterie wieder leer. Ah nee, aber ich muss auch, eigentlich habe ich Bock mit dem Ferrari zu fahren, aber nee, es soll regnen und der ist ja nicht so ganz wasserdicht, dann ist das nicht so geil. Das war doch eigentlich gedacht als totale Freude. Und jetzt ist das eine Belastung, dass du hier irgendwie drüber nachdenkst, wie du die Batterien deiner Autos auflädst. Und das kann ja wohl nicht Sinn und Zweck der Übung sein. Und habe gemerkt, dieser ganze Krempel, der macht mich jetzt auch nicht besonders glücklich. Das klingt jetzt total Stereotyp oder blöd, aber es ist tatsächlich so. Und habe dann so nach und nach alles verkauft. Da war ich auch schon fast fertig mit, als ich den Unfall hatte. Den Porsche hatte ich behalten, weil ich gesagt habe, okay, dieses auf der Rennstrecke rumdüsen, das macht so eine Laune, dafür behalte ich einfach ein Auto und ansonsten fahre ich smart oder halt irgend so ein Klotzauto, um die Familie sicher durch die Gegend zu bewegen. und ich fahre immer noch Klotzautos, aber halt.

Joel Kaczmarek: Pampersbomber meinst du mit Klotzauto?

Jörg Rheinboldt: Genau, ich hatte dann zuerst irgendein SUV und dann haben wir sieben Charans nacheinander verschlissen. Und VW-Bus und so ein Zeug. Und das war auch total cool. Und jetzt gerade haben wir ein Touareg einfach, weil dieses Jahr nur Roadtrips angesagt waren. Und eigentlich wollte ich ein Elektroauto. Muss ich jetzt auch irgendwann mal haben.

Joel Kaczmarek: Fährst du denn noch Rennstrecke?

Jörg Rheinboldt: Nee, gar nicht. Ich habe ja auch kein Auto mehr. Ich habe auch keine Lust gehabt, mir ein neues zu kaufen dann. Und habe da auch nicht so ein Bedürfnis mehr nach. Und habe es ausprobiert. Also ich habe so der Reihe nach alle Sachen, bei denen meine Psychologin gesagt hat, du könntest ein Flashback kriegen oder du könntest Flashbacks kriegen, wenn du dich in Situationen bringst, in denen dir das passiert ist. Musst du einfach ausprobieren. Habe ich dann ausprobiert und bin erfolgreich. Auto gefahren, also erstmal mitgefahren, nichts passiert. Selbst gefahren, nichts passiert, also alles gut. Porsche gefahren, mitgefahren, selbst gefahren. Über die Unfallstelle hinweg gefahren, erst mitgefahren, dann selber gefahren. Rennstrecke gefahren, keine Flashbacks gekriegt. Die habe ich an anderen Stellen dann gehabt, zwei, dreimal. In Situationen, wo ich dachte, also ich weiß nicht, wer von euch schon mal ein Flashback hatte, hat man nach traumatischen Erlebnissen. Und in dem Moment, wo man bemerkt, dass man ihn hat, ist er vorbei. Das ist das Einzige, was man lernen muss, zu merken, hier stimmt gerade irgendwas nicht.

Joel Kaczmarek: Ist das so wie eine Panikattacke? oder wie muss ich mir das vorstellen?

Jörg Rheinboldt: Also ich hatte noch nie so eine Panikattacke, aber wahrscheinlich ist das so. Dann fühlt man sich total unsicher und komisch. Und einmal hat meine Frau aus Versehen ein Flashback ausgelöst mit einer Handcreme, die sie benutzt hat. Das war total absurd, weil das irgendwie so gerochen hat wie eine Intensivstation. Die benutzt sie jetzt auch nicht mehr. Also inzwischen bin ich dagegen. Immun. Genau. Und dann einmal gab es so Geräusche von so, wie heißt das, beim Klettern, wenn du so einen Sicherungsgurt hast und der über so Drahtseile zieht, wenn du so via Ferrata, heißt das, läufst. Da brauchte ich einen Tag, um mich dran zu gewöhnen, das Geräusch, dass meine Karabinerhaken am Stahlseil machen. Jetzt habe ich da überhaupt keine Probleme mehr mit. Aber am Anfang hat mich das über Gebühr aufgeregt.

Joel Kaczmarek: Krass. Ja, danke auch für diese Intimität, die du hier teilst. Also ist ja irgendwie krass, auch was du überlebt hast da. Ja.

Jörg Rheinboldt: Ja, langweilig ist nicht.

Joel Kaczmarek: Was mich noch interessieren würde zum Abschluss vielleicht ist, was hast du so an Learnings davon getragen in all den Jahren als Geldgeber? Also du hast ja selber gegründet, du hast selber gemanagt, du hast dann finanziert. Also das, was du jetzt an Investment machst, ist ja fast so eine Art, du bist ja manchmal so ein halber Co-Founder vielleicht in der Anfangsphase. Also du entwickelst Geschäftsmodelle mit, du erlebst das psychische Leiden der Unternehmer. Was hast du für Learnings mitgenommen? Was sind so wichtige Faktoren in so einer frühen Gründungsphase?

Jörg Rheinboldt: Ja, da gibt es total viele. Da müssten wir jetzt noch ein paar Stunden weiterreden. Aber ich kann einfach mal versuchen, das so ein bisschen zusammenzufassen. Eigentlich muss man sich, glaube ich, mit drei wichtigen Fragen, warum das, warum ihr, warum jetzt, beschäftigen. Und da kann man jeweils sich total reindrillen. Wenn man sagt, warum das, muss man sozusagen den Traum oder die Idee, je nachdem, wie romantisch man so ist, muss man quantifizieren und qualifizieren können, in Hypothesen übersetzen und dann in Ziele. Und dann sich fragen, wie kann ich da hinkommen? Und ein System haben, wie man arbeitet und möglichst granular scheitert oder Sachen ausprobiert, um nicht episch zu scheitern. Und da spielen dann so Sachen eine Rolle, dass man Traction in verschiedenen Dimensionen aufbaut. Die schönste Traction, die man haben kann, ist offensichtlich, wenn man ein Product-Market-Fit hat und einfach Geld verdienen kann, also ein Geschäftsmodell hat, wo man weiß, wenn ich da einen Euro reinstecke, passiert das, was ich so mache. Dann kommt da ein Euro vier raus. Wenn man das ausprobiert, Nachhaltig beweisen kann, muss man mit so nervigen Leuten wie VCs überhaupt nicht reden, weil dann kann man ja alles andere Geld der Welt haben, wenn man sagt, ich kann aus einem Euro innerhalb von einer kurzen Zeit einen Euro vier machen, kriegt man glaube ich jedes Geld der Welt, wenn man unendlich skalieren kann. Die meisten können das nicht, deshalb müssen sie mit VCs reden oder anderen Investoren. Dann Traction kannst du halt in verschiedenen Dimensionen haben. Du kannst Produktmarkt Traction haben, du kannst Geschäftsmodell Traction haben, du kannst aber auch Traction im Bereich Personal haben oder Leute, die du einstellst. Das ist bei Deep Tech Firmen zum Beispiel so. Also ich habe irgendwann mal vor langer Zeit zum Glück in Lingui investiert, die jetzt Deep L heißen. Und die hatten am Anfang Traction auf der Mitarbeiterseite. Also die haben Leute einstellen können, die woanders viel mehr Geld verdient hätten, die aber gesagt haben, nee, nee, ich gehe dahin, weil die machen Sachen, von denen andere nur glauben, dass sie theoretisch möglich sind. Und das ist dann auch eine Traction, auf der du zum Beispiel dann fundraisen kannst, weil Investoren sagen, das finde ich total gut und ich gebe dir jetzt Geld, damit du dann zeigen kannst, dass du auch ein Produkt damit bauen kannst. Und damit kannst du dein Momentum aufbauen und das immer weiterentwickeln. Das ist so auf der Warum-das-Ebene. Das zweite ist dann, warum ihr? Da muss man tatsächlich dann drüber nachdenken, wie vollständig ist man als Team? Wer fehlt einem noch? Welche Kompetenzen fehlen einem noch? Was will man selber lernen? Was braucht man noch? Da geht es, glaube ich, ganz viel darum, zu wissen, was man nicht weiß und halt ein Team zu haben, mit dem man das umsetzen kann. Genau. Und das dritte ist die Warum-Jetzt-Frage. Die ist im Moment, finde ich, super spannend, weil sich die Rahmenbedingungen in den letzten Monaten so krass verändert haben, die vorher relativ statisch waren. Also es gab so einen Boost darin, wie sich zum Beispiel Stakeholdergruppen online verändert haben oder wie sich Nutzungsverhalten vom Internet, von E-Commerce, von Digital Payments in Deutschland und Europa verändert haben. Ich glaube, da geht einiges.

Joel Kaczmarek: Lieber Jörg, ich glaube auch als Hörer oder Hörerin, die uns sonst nicht beigewohnt haben, uns beide nicht kennen, kann man merken, warum du und ich so viel Spaß immer haben miteinander reden, weil ich glaube, man hängt an deinen Lippen, ich könnte noch stundenlang zuhören und vielleicht müssen wir irgendwann wirklich mal einen zweiten Teil aufnehmen über all diese spannenden Fragestellungen, Learnings und so weiter und so fort. Aber für den Moment schon mal ganz, ganz herzlichen Dank, also mir hat es viel Spaß gemacht. und was ist bei dir so, was treibt dich noch an für die kommenden Jahre? Hast du für dich sowas, wo du sagst, da hast du nochmal Neugierde?

Jörg Rheinboldt: Ja, also ich bin total gespannt, wie sich sozusagen die Weltwirtschaft weiterentwickeln wird und ob es uns gelingen wird, also das ist so eine Mission, die ich für mich habe, einfach ein internationaleres Startup-Ökosystem mitzukreieren und mit tollen Gründerinnen und Gründern zu ermöglichen, wirklich globale Firmen zu bauen. Und wenn das mal gelingt, dass sowas auch aus Europa kommt, dann freue ich mich total.

Joel Kaczmarek: Sehr gut. Und ich glaube, man merkt ja, du bist der Überzeugungstäter und werkelst damit. Von daher vielen, vielen Dank dir und ich freue mich, wenn wir uns mal demnächst wiedersehen.

Jörg Rheinboldt: Danke gleichfalls und danke, dass du mich eingeladen hast. Und ja, ich würde mich auch freuen, wenn wir uns sehen.