ArtNight 🎨 : Mit Malkursen in Restaurants zum Millionenumsatz

6. September 2023, mit Joel Kaczmarek

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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digitalkompakt und heute reden wir über eine spannende Firma, nämlich ArtNight. Ich hatte die liebe Amy Sarah Carstensen zum Frühstück da. Eigentlich wollten wir nur quatschen. Wollen wir nicht einen Podcast machen? Wir haben gesagt, ja los, let's do it. Von daher seht es mir nach. Heute ist Freeflow. Wenn ich heute mal was nicht weiß, dann wisst ihr warum, weil wir die Spontanität anwalten lassen. Das wird uns aber nicht davon abhalten, hier richtig geile Inhalte zu machen. Also ihr dürft euch darauf freuen, dass wir mal das Geschäftsmodell beleuchten, wie es entstanden ist, das typische Startup-Life. Wir werden bestimmt über Corona reden, weil wenn man Live-Events macht und dann kommt Corona, da ist bestimmt einiges dabei. Unternehmertum, Marketing, vielleicht ein bisschen was über VC, also heute ist bestimmt einiges dabei. Und that being said, liebe Amy, hallo!

Aimie-Sarah-Carstensen: Hallo, lieber Joel. Ich freue mich, hier zu sein.

Joel Kaczmarek: Ja, spannend mit dir. Du bist auch so ein Gute-Laune-Kind irgendwie. Wenn man dich sieht, bist du immer am Dauergrinsen. Immer, immer. How come? Why not? Du hast eine gute Kindheit.

Aimie-Sarah-Carstensen: Ich glaube, weißt du was, meine Mama ist Kanadierin und ich habe mir mal sagen lassen, also Kanadier sind generell Frohnaturen und das habe ich schon mitbekommen. Und ich glaube, ich bin einfach ein positiver Mensch, der oder die immer wieder, ja, jeden Tag denkt, geil, neue Chance, neue Möglichkeit, let's do it.

Joel Kaczmarek: Ja, das Lustige ist ja, wenn man Paartherapie macht, die paartherapeutischen Modelle kommen alle aus Kanada, so die angängigsten. Es gibt so ein riesig großes, von daher, die werden wahrscheinlich irgendwie wissen, die machen da irgendwie was richtig.

Aimie-Sarah-Carstensen: Besonderes Volk.

Joel Kaczmarek: So, Art Night. Also mir ist es damals aufgefallen durch Höhle der Löwen, wenn ich mich richtig erinnere. Da warst du doch auch mal, oder?

Aimie-Sarah-Carstensen: Richtig, 2017 waren wir dort.

Joel Kaczmarek: War das erste Staffel eigentlich?

Aimie-Sarah-Carstensen: Dritte Staffel.

Joel Kaczmarek: Für mich warst du so gefühlt so Mitgründerin von DHDL.

Aimie-Sarah-Carstensen: Schön wär's, aber es war definitiv noch ziemlich am Anfang und heute ist es ein bisschen anders strukturiert, glaube ich.

Joel Kaczmarek: Vielleicht fangen wir mit dem Produkt mal an und dann gehen wir mal so in die chronologische Reihenfolge. Was ist denn Artenheit eigentlich genau?

Aimie-Sarah-Carstensen: Genau, also ArtNight ist eine CIY, Created Yourself Plattform und wir bieten Malkurse an in Bars, Restaurants und Cafés, offline, online für B2C und B2B und verbinden Menschen wieder mit ihrer Kreativität. So, das ist mal kurz gesagt. Heißt, ja, eigentlich so der coolste Malkurs, den es gibt im deutschsprachigen Raum. Würde ich jetzt nicht mal aus dem Fenster lehnen. Und eine Art Night Dauer zwei bis drei Stunden ist angeleitet von einem lokalen Künstler oder einer lokalen Künstlerin. Und man lernt einfach, wie man sein eigenes Kunstwerk malt innerhalb von diesen zwei bis drei Stunden. Und das ist völlig egal, ob man das letzte Mal in der Grundschule gemalt hat, ob man regelmäßig malt. Es geht einfach darum, dass man endlich mal wieder so richtig in den kreativen Flow kommt.

Joel Kaczmarek: Du hast eben CIY gesagt, also ich kenne DIY, do it yourself, ist das dann create yourself?

Aimie-Sarah-Carstensen: Richtig, das haben wir erfunden. Weil do it yourself fanden wir nicht so passend, dann haben wir gesagt, wir nennen es einfach CIY, create it yourself.

Joel Kaczmarek: Okay, krass. Also ich komme bei euch auf die Plattform und kann dann mich quasi einmieten, in Anführungsstrichen, dass ich an Kursen teilnehme, die in Bars und Restaurants stattfinden.

Aimie-Sarah-Carstensen: Du buchst ein Ticket ähnlich wie ein Kinoticket. Also du suchst dir ein Event aus, wie ein Programmpunkt zum Beispiel im Kino, scrollst durch die Website, überlegst dir, hey, was gefällt mir, welches Motiv will ich malen, in welcher Stadt, welche Location? und dann buchst du dein Ticket, gehst hin, du musst nichts mitbringen, es ist alles vorbereitet und am Ende nimmst du einfach dein Kurzwerk mit nach Hause.

Joel Kaczmarek: Crazy. Und was ist so das Geschäftsmodell mit den Läden, wo ihr das macht, mit den Restaurants? Ist es einfach so, dass die sich freuen, weil da Leute zwei Stunden abhängen und dann bei Getränke trinken?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, also insbesondere in der Gastronomie und das ist, glaube ich, wirklich in jedem Land der gleiche Case. Du hast einfach gewisse Zeiten, wo die Auslastung höher ist und wo die Auslastung manchmal niedriger ist. Zum Beispiel nehmen wir mal hier ein Restaurant Berlin Mitte. Meistens sind die irgendwie Donnerstag, Freitag, Samstagabend voll, Sonntag tagsüber, Samstag tagsüber oder eben Montag, Dienstag, Mittwochabends nicht so voll. Und wir nutzen genau diese Randzeiten, wo dann die Artnets stattfinden, bringen neue Kundinnen zu den Restaurants, Bars oder Cafés und da freuen sie sich natürlich drüber.

Joel Kaczmarek: Und wie stelle ich mir das vor? Wie wählt ihr die aus? Also wie entscheidet ihr jetzt, in welchen Lokalen ihr das macht?

Aimie-Sarah-Carstensen: Wir arbeiten da ganz eng mit unseren KünstlerInnen zusammen, weil die sind lokal vor Ort. Wir sind in über 60 Städten und die kennen sich natürlich aus in ihrer Stadt. Und dann gucken wir uns an, was könnte ganz gut passen, weil wir brauchen immer ein gutes Setup von Tischen, Stühlen, bisschen Platz auch für die Art Night. Und dann gehen wir immer wieder ins Gespräch mit denen.

Joel Kaczmarek: Okay, und wie findet ihr die KünstlerInnen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Die bewerben sich häufig bei uns. Es gibt ja ganz, also 90 Prozent aller KünstlerInnen in Europa zumindest, war die letzte Zahl, die ich wusste, können nicht von ihrer Kunst leben. Und es gibt einfach so unfassbar viele talentierte, kreative Menschen. Und die bewerben sich bei uns, weil ArtNight eigentlich ein ganz cooler Nebenjob ist. Und dann wählen wir die aus und nehmen aber leider nur ein Prozent aller Bewerbungen, weil wir da unterhalten. Ja, harte Auswahlkriterien haben und es eben zum Beispiel nicht reicht, wenn du einfach nur gut malen kannst, sondern bei Art Night geht es ja auch viel um Kommunikation, auf welche Reise du die TeilnehmerInnen mitnimmst und da ist die, ich sag mal, der Entertainment-Faktor, der Lernfaktor ist dabei auch ganz wichtig.

Joel Kaczmarek: Ich kann das total nachvollziehen, weil ich bin zum Beispiel auch so, ich habe festgestellt, ich bin ein schlechter Lehrer. Und dann habe ich mal bei so einem Coaching, hat dann jemand zu mir gesagt, du bist so eine Hebamme. Das fand ich ein geiles Wort. Du hebst Ideen empor und hilfst Leuten sozusagen, Dinge auf die Welt zu bringen. Das fand ich cool. Aber ich glaube, nicht jeder Mensch ist ein guter Lehrer. Und wie prüft ihr das dann ab? Also was ist das Assessment, durch das sie durchlaufen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Das haben wir in den letzten Jahren stark auch automatisiert und es gibt unterschiedliche Gespräche, es gibt aber auch eine Videobewerbung, dann gibt es quasi sowas wie Probearbeiten, sodass wir wirklich die besten KünstlerInnen finden, mit denen wir zusammenarbeiten und dann coachen wir die auch und nehmen die mit an die Hand. Und ich glaube, unsere KünstlerInnen, die sind alle so klasse und das ist was, was wir wirklich richtig gut gemacht haben, auch die letzten Jahre, weil wir haben insgesamt ein NPS für unsere Offline-Events von 96, also es ist schon crazy.

Joel Kaczmarek: Okay, krass, krass. Und du hast gesagt 60 Städte, also durch ganz Deutschland. oder wo seid ihr alles aktiv?

Aimie-Sarah-Carstensen: Deutschland und Österreich aktuell.

Joel Kaczmarek: Fehlt noch die Schweiz.

Aimie-Sarah-Carstensen: Waren wir, pre-Covid, wir waren auch in UK und den Niederlanden schon, aber die letzten Jahre war das Thema Fokus ganz, ganz weit oben und deswegen habe ich erstmal die Entscheidung getroffen, uns auf den deutschsprachigen Raum zu konzentrieren. Der Plan ist aber nach wie vor auch wieder in die anderen Länder zu gehen.

Joel Kaczmarek: Wie viele Events macht ihr pro Monat?

Aimie-Sarah-Carstensen: Zwischen 1500 und 2000.

Joel Kaczmarek: Crazy, weil mich interessieren ja immer die Prozesse dahinter. Das finde ich unglaublich spannend. Vielleicht ist so ein Operations-Guy an mir verloren gegangen. Was habt ihr da für eine Disponenz? Das muss ja irgendwie unglaublich aufwendig sein.

Aimie-Sarah-Carstensen: Das geht. Wir haben natürlich viel gelernt über die letzten Jahre und ich glaube, unsere größte Stärke ist unsere Tech-Plattform, weil wir einfach gelernt haben, gewisse Prozesse zu automatisieren, zu vereinfachen und ganz oft einfach auch auf unsere KünstlerInnen und Kunden gehört haben. Also ich führe heute noch knapp zehn Kundengespräche pro Woche. um wirklich zu verstehen, was ist wichtig, was brauchen wir. Dann testen wir häufig auch Prozesse, auch neue Prozesse erst manuell, teilautomatisieren die und bauen die dann in unsere Plattform. Also wir haben eine eigenentwickelte Plattform, weil die meisten Leute, also wenn du auch schon mal ein Offline-Event gemacht hast, das ist ja echt viel Arbeit. Und das ist aber unser Kerngeschäft. Das heißt, wir haben einfach über die letzten sechseinhalb Jahre gelernt, wie können wir Offline-Events wirklich skalierbar machen.

Joel Kaczmarek: Crazy, weil da können ja gefühlte hundert Sachen schief gehen. Also dann ist die Künstlerin vielleicht krank oder in der Bar ist ein Rohr geplatzt, was machen wir denn jetzt? Oder die haben die falschen Leinwände mitgenommen oder, oder, oder. Also wie kriegt ihr das denn hin, dass ihr all solche Cases da irgendwie abbildet?

Aimie-Sarah-Carstensen: Das ist die Art Night Magic. Also ganz ehrlich, es geht auch mal was schief, aber sehr selten. Also es passiert auch mal, dass zum Beispiel Künstlerin kommt irgendwie, was dazwischen bei irgendwas passiert ist und dann stehen die Leute vor der Location. Das kommt vielleicht einmal im halben Jahr vor, was aber immer noch relativ wenig ist bei der Masse an Events, die wir machen.

Joel Kaczmarek: Und hast du mal so ein Gefühl für uns, was so die Kosten angeht? Also was kostet es an so einer Art, in der teilzunehmen? Wie viel behaltet ihr? Wie viel behalten die KünstlerInnen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Genau, also ein Adler-Ticket kostet 44 Euro. Die Künstlerinnen, die können zwischen 7 und 12 Euro pro Ticket sozusagen mitverdienen. Das kommt immer darauf an, ob sie zum Beispiel Trainee sind, ob sie schon länger dabei sind und Co. Und dann kommt das, was wir sozusagen daran verdienen, auch immer wieder darauf an, wie hoch unsere Marketingkosten sind. Im B2B-Bereich ist es ähnlich. Also wir machen auch Team-Events, zum Beispiel flexibel bei Companies im Büro oder eben auch in Bars, Restaurants und Cafés. Und da ist die Preisstruktur aber auch eine ähnliche.

Joel Kaczmarek: Witzig. Und wie viele Leute besuchen so eine Art Night im Durchschnitt? Okay, also wenn ich mal so roundabout überschlage, dann macht ihr so pro Art Night Event ungefähr 650 Euro Umsatz. Davon gehen dann, wenn du sagst sieben bis zwölf kriegen, dann geht so ein Viertel weg. Ich überlege gerade, da ist man verführt irgendwie in Skalierung zu gehen wahrscheinlich, oder?

Aimie-Sarah-Carstensen: Richtig. Man muss es aber gescheit machen. Also es ist immer noch ein Geschäftsmodell. Wir hatten mal so ein Hockeystick-Wachstum auch durchgezogen, 2019, kurz vor Covid. Und ich bin heute der festen Überzeugung, es ist ein geiles Geschäftsmodell. Es bedarf aber auch ein bisschen Zeit, weil du kannst, wir können nicht jetzt von heute auf morgen einfach tausend neue Künstlerinnen onboarden. Also dann brauchst du so viel Zeit. Human Resources wieder auf der anderen Seite, das alles abzubilden. Deswegen bin ich ein Fan davon, viel zu automatisieren, Tech gut zu nutzen, um eben Step-by-Step das aufzubauen und dann auch zu skalieren. Aber mit unserer Plattform und so wie wir aufgestellt sind, können wir zum Beispiel jetzt auch gerade locker 10.000, 15.000 Events machen.

Joel Kaczmarek: Und warum macht ihr es nicht?

Aimie-Sarah-Carstensen: Marketing ist echt eine Challenge. Also wir sind am Anfang sehr stark gewachsen, erstmal über Höhle der Löwen. Dann haben wir viel Performance-Marketing gemacht und das hat sich die letzten Jahre einfach gewandelt. Also zum einen, weil wir von Covid betroffen waren, dann konnten Art Nights nicht so stattfinden wie, ich sag mal, vor Covid. Und ich finde, Marketing hat sich einfach die letzten Jahre unfassbar viel verändert. Auch Performance-Marketing ist nicht das mehr, was es mal war und gar nicht so easy geworden. Deswegen ist bei uns gerade oder auch schon seit knapp anderthalb Jahren viel umgestellt auf organisches Marketing, verstehen wirklich, wo kommen die Kundinnen her, wo findet man uns, was testen wir? und ich glaube, so geht es gerade ganz vielen Companies.

Joel Kaczmarek: Ja, irgendwie hat man so das Gefühl oder ich habe so das Gefühl, dass diese ganzen klassischen Kanäle verstopft sind, teurer, dann hilft es auch nicht, dass Apple gesagt hat, jetzt hier nichts mehr mit Tracking und so. Ja, ist bestimmt undankbar. Okay, verstanden. Dann lass uns doch mal so ein bisschen in eine Chronologie gehen. Wie habt ihr denn eigentlich angefangen? Was war so? der Stein des Anstoßes, der Punkt Null sozusagen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Der Punkt Null war eigentlich eine Hochzeitsplattform, da habe ich damals meinen Co-Founder kennengelernt, weil wir beide so gedacht haben, okay, Hochzeitsthema ist irgendwie spannend, muss irgendwie einfacher gehen und wir haben uns dann unterhalten. Und ich war zum damaligen Zeitpunkt noch bei Bertelsmann und habe bei Bertelsmann aber parallel so mein erstes eigenes kleines Unternehmen gegründet gehabt. Das hieß Vielfalt und war eine Plattform für Female Empowerment. Also was heute ganz viel gibt und ganz viele Frauennetzwerke und Co. gibt, gab es damals eigentlich relativ wenig. Ich kannte keinen Menschen so richtig, kam so vom Dorf, dann war ich irgendwie plötzlich in Berlin, kannte niemand und dachte, gut, dann gründe ich halt ein eigenes Netzwerk. Und damals habe ich schon deutschlandweit, auch in Österreich und in der Schweiz, Frauenevents gemacht. Aber ähnliches Prinzip eigentlich wie bei ArtNight, es gab dann häufig Frauen vor Ort, die diese Events dann durchgeführt haben. Und irgendwann fand ich das super langweilig, also weil es gibt dann immer so einen Speaker, dann gab es Häppchen, dann gab es Networking und ich habe mir dann irgendwann mal so gedacht, man muss doch auch irgendwas anderes machen können dort, also was trotzdem Menschen zusammenbringt, wo man sich unterhalten kann, aber vielleicht auch nicht immer unbedingt muss und wo man für sich selbst auch was mitnimmt. Sind dann in die Recherche gegangen und in USA und Australien gab es damals schon viele Filme, die Malkurse gemacht haben, lokal in eigenen Stores, aber auch teilweise in Bars, Restaurants und Cafés. Und dann dachten wir so, okay, spannend, let's do it. Job gekündigt, alles Kohle irgendwie investiert und dann haben wir angefangen bei eBay Kleinanzeigen KünstlerInnen zu suchen, weil damals konnte ich nicht malen, dachte ich zumindest. Haben Material gekauft, so beim Bösner, so einem Kunstwarenladen und haben dann angefangen Events zu machen.

Joel Kaczmarek: Malst du selber auch?

Aimie-Sarah-Carstensen: Inzwischen male ich selber auch, ja.

Joel Kaczmarek: Okay. Und richtig gut?

Aimie-Sarah-Carstensen: Das überlasse ich so dem Auge des Betrachters sehr, sehr subjektiv. Ich finde schon richtig gut.

Joel Kaczmarek: Bestimmt. Wenn man so viele, wenn man hier bis zu über 2000 Kurse im Monat wahrnehmen könnte, dann ist das nicht schlecht. Ja, okay, krass. Also so Hemdsämlich gebootstrapped gestartet so. Und war dann Höhle der Löwen so euer Durchbruch. oder habt ihr vorher schon irgendwie mal aufgedreht, dass ihr Investoren angesprochen habt? Wie war da so die Genese?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, also wir haben am Anfang, wir hatten ja auch kein Geld irgendwie für Marketing. Ich bin heute glaube ich noch so Teil von über tausend Facebook-Gruppen. Single in Hamburg, Single in Stuttgart, Single in München, neu in Berlin. Und habe immer in diese Facebook-Gruppen so reingepostet, hey, ich habe so ein neues Event-Format entdeckt, Art Night, richtig cool, auch für ein Date perfekt. Man kann sich unterhalten, muss aber nicht, wenn es so richtig schief läuft. Und immer in diese Gruppen reingepostet. Und irgendwann ging mal ein Art Night Event hier in Berlin viral. Da haben wir so ein Art Night gemacht, die hieß Paint Like Banksy. Und absurderweise haben die Leute gedacht, Banksy kommt zu dem Event und macht ein Art Night. Und das war so der erste Mini-Durchbruch, wo wir es wirklich geschafft haben, einige Tickets zu verkaufen. Dann waren wir bei Höhle der Löwen. Das hat uns einen massiven Push gegeben, weil unser Produkt ist extrem kompliziert zu erklären. Du hast mich am Anfang gefragt. Ich kann nicht einfach sagen, ArtNight macht einen veganen Lippenstift zum Beispiel. Dann wüsste jeder direkt, was ist es. Okay, gut, gibt wahrscheinlich einen E-Commerce-Store. Kann ich das kaufen oder lokal? Und ArtNight ist einfach recht komplex zu erklären. Und deswegen war Höhle der Löwen für uns so unfassbar wertvoll. Weil wir einfach eine gewisse Sendezeit hatten zu erklären, was tun wir eigentlich? Was passiert dort? Weil kein Mensch kannte Malkus in Bars, Restaurants und Cafés. Also das Tun heute kennt das ja noch kaum jemand. Auch wenn wir schon ein bisschen größer sind. Und das hat uns wahnsinnig geholfen und haben dann darauf aufgebaut.

Joel Kaczmarek: Hätte ich gar nicht gedacht. Also wenn ich so auf einer Cocktailparty sage, ah, wie bist du? Hallo, ich bin die Amy. Irgendwas machst du, Amy? Ja, ich biete Malkurse an, irgendwie in Bars und Cafés und Restaurants. Also da habe ich eine Plattform, die mache ich nicht selber, sondern da habe ich Künstlerinnen. Ah ja, cool. Also hätte ich gedacht, das ist total verständlich.

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, aber weißt du, was meistens passiert, wenn ich auf irgendeiner Veranstaltung bin? Also ich mache das ja gerne, ne? Dann sage ich immer so, ja, ich mache Malkurse. Und dann dreht sich die Person meistens weg und ist so… Okay, gut. Also die macht jetzt Malkurse. Was geht bei der ab? Ganz, ganz witzig, weil kaum jemand sich vorstellen kann, wie skalierbar Malkurse eigentlich sind in der Form, wie wir sie auch machen.

Joel Kaczmarek: Wie viel Umsatz macht ihr damit eigentlich?

Aimie-Sarah-Carstensen: Sag ich nicht.

Joel Kaczmarek: Sagst du nicht? Stellen wenigstens?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, schon gutstellig.

Joel Kaczmarek: Gutstelligkeit. Das Wort, welches wir merken, ist gefällig.

Aimie-Sarah-Carstensen: Gutstellig.

Joel Kaczmarek: Na gut, okay. Ich werde dir das immer mal wieder so einflechten, wenn du es nicht merkst und mal gucken, ob es dir irgendwann rausrutscht. Wie war denn eigentlich so die Höhle der Löwen-Erfahrung für euch? Ich glaube, einen Deal habt ihr nicht abgegrast, glaube ich, oder?

Aimie-Sarah-Carstensen: Doch, damals hat Georg Hofler investiert und von Frank Thielen hatten wir auch ein Angebot. Es war wahnsinnig spannend. Also erstmal war uns gar nicht bewusst, dass man selber sein komplettes Set da mitbringt und man muss so diese Anfangszeilen, die man immer wieder hört, die muss man schon auswendig lernen. Und ansonsten ist man da meistens ein bis zwei Stunden wirklich in der Höhle drin und hat eigentlich einen richtigen Investoren-Pitch, kriegt ganz viele Fragen gestellt und es wird dann natürlich hinterher, ich sag mal, entertaining zusammengeschnitten auf ein paar Minuten. Aber es war eine tolle Erfahrung, möchte ich nicht missen.

Joel Kaczmarek: Hast du dich denn so gefühlt, dass das, was als Ergebnis rauskam, auch dem entsprach, wie es sich angefühlt hat, als du dort warst?

Aimie-Sarah-Carstensen: Nee.

Joel Kaczmarek: Okay.

Aimie-Sarah-Carstensen: Anders, aber das ist glaube ich auch Fernsehen, weißt du, da werden teilweise Emotionen reingeschnitten, da habe ich gar nicht so geguckt oder gar nicht die Emotionen gehabt. oder ich sage mal auch Antworten zu Fragen und Co. Das ist einfach Fernsehen, das ist Entertainment und darauf muss man sich dann einlassen.

Joel Kaczmarek: Vielleicht erinnere ich das falsch, aber ich habe auch gedacht, ich erlebe dich viel entspannter, als ich in dieser Show erlebt hätte. Ich habe dich irgendwie als so ein bisschen ehrgeizig, bissig, kratzbürstig in Erinnerung. Echt jetzt? Vielleicht kann ich es auch völlig falsch erinnern, kann auch sein. Aber das hast du ja gerne mal.

Aimie-Sarah-Carstensen: Haben den guten Schnitt gemacht. Das hat man echt oft. Und weißt du was so? Ich kenne viele, die inzwischen bei Höhle der Löwen waren. Du kannst halt auch einfach nicht zwei Stunden lang dein Gesicht komplett kontrollieren, sondern manchmal entgleist dir auch dein Gesicht oder man guckt ein bisschen doof. Das sind aber genau die Momente, die dann reingeschnitten werden, wo du dann so ein bisschen dümmlich wirkst oder kratzbürstig. Und das ist aber, glaube ich, wirklich das, was Fernsehen ausmacht und was es dann auch so entertaining macht und wahrscheinlich auch die Sendung erfolgreich macht, weil es eben nicht nur ums Business geht oder, also es darf ja auch nicht langweilig sein.

Joel Kaczmarek: Genau so stelle ich mir das vor, dass du da so aufnimmst und dann sagt der Tonhändler, wartet mal ganz kurz Leute, wir müssen das Licht nochmal neu ausdrehen. Dann rollst du so die Augen nach oben und sie schneiden es dann aber gegen, wenn der Telen gerade gefragt hat, euer Geschäftsmodell ist ja schon kacke.

Aimie-Sarah-Carstensen: Oder kennst du deine Zahlen? Weiß jetzt auch nicht so genau. Ja, krass.

Joel Kaczmarek: Aber was war dann der Outcome? Also der Kofler hat bei euch investiert?

Aimie-Sarah-Carstensen: Der Kofler hat bei uns investiert. Wir haben dann eine kleine Angel-Runde gemacht und sind damit dann erstmal gewachsen. Haben dann später nochmal eine Angel-Runde gemacht. Dann sind wir ein bisschen crazy geworden und dann haben wir drei Brands noch zusätzlich zur Artnet auf den Markt gebracht, sind in fünf Länder expandiert. Haben eine VC-Runde gemacht. Ende 2019 und Anfang 2020 kam dann Corona. Also ein Boom. Einmal von heute auf morgen Geschäftsmodell am Arsch. Sorry für meine Worte.

Joel Kaczmarek: Also ich habe ja bei eurem Modell am meisten bestaunt, dass das investorentauglich sein soll. Also gerade VCs, die sind ja immer so, die suchen immer diese Outlier-Cases und du hast ja gar nicht so harte Barriers of Entry, möchte man als erstes meinen. Das ist sehr viel Anfassarbeit, also das klingt nach nicht so viel Technology, aber you proved me wrong, I guess.

Aimie-Sarah-Carstensen: Ich glaube, wir sind so ein bisschen so ein Underdog.

Joel Kaczmarek: Ja, ist doch gut. Lieber unterschätzt sein, wie war das da? Es ist under promise und over deliver als umgekehrt.

Aimie-Sarah-Carstensen: Richtig.

Joel Kaczmarek: Okay, spannend. Und wie war das so mit den Angels? Weil also Kofler ist ja, as we speak, ist ja gerade so ein bisschen persona non grata, würde ich sagen. Wie war so die Zusammenarbeit mit dem und den anderen Angels? Wie hat sich dieser Wechsel angefühlt? Das ist ja was anderes, wenn auf einmal Geld da ist, hast du auch andere Ansprüche.

Aimie-Sarah-Carstensen: Ich glaube, rückblickend kann Geld auch viel kaputt machen. Also ich bin heute auch noch ein bisschen grün hinter den Ohren, aber man unterschätzt das total, was das für eine Wirkung hat. Und ich glaube einfach, dass es oft wertvoll ist, wenn du wenig Ressourcen hast und du wirst dann einfach viel kreativer, gute Lösungen zu finden. Und wenn Geld da ist, dann geht man auf den einfachen Weg. Und rückblickend weiß ich gar nicht, ob das so richtig für uns war und ob das wirklich so gut war, dieses Geld dann auch zu haben, weil es wäre sicherlich auch anders gegangen. Das ist so ein Learning, was ich jetzt inzwischen habe. Mit den Angels. Wir arbeiten heute noch mit denen zusammen. Wir sind alle immer noch dabei. Und das war total wertvoll. Auch Georg Koflers Erfahrung. Ich meine, der macht schon jahrelang das, was er macht. Das ist auch total spannend, was er erzählt. Und ich bin immer jemand, ich lerne immer gern auch von anderen Menschen. Und von jedem Angel, der bei uns investiert ist oder auch von den VCs gibt es einfach unfassbar viel zu lernen. Und das, was ich die letzten Jahre gelernt habe, ist einfach verrückt. Also was Man auch nicht in Büchern irgendwie lesen kann oder was man nicht in einem Film sich angucken kann oder einer Doku. Das ist einfach crazy, die Erfahrung, die ich machen durfte.

Joel Kaczmarek: Welche VC sind eigentlich bei euch eingestiegen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Acton Capital, die IBB ist mit drin, STS Ventures zum Beispiel.

Joel Kaczmarek: Okay, krass. Und normalerweise ist es ja so, wenn dann Geld kommt, dann wird ja immer Wachstum erwartet. Du hast ja auch gerade gesagt, ihr habt die Märkte hochgefahren. Ihr habt noch Brands dazu genommen. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Shake Night, Bake Night und Plant Night. Wir haben Cocktailkurse gemacht, Bachkurse und Kurse rund um Pflanzen. Weil es lief ja alles so easy, ne? Gefühlt. Es war echt Party. Und das haben wir dann aber auch noch bei Corona währenddessen digitalisiert. Und Checknet ist eigentlich so ein schönes Beispiel. Das haben wir gestartet kurz vor Covid, dann haben wir es digitalisiert während Covid und haben dann aber währenddessen einfach festgestellt, das war ein Produkt, das wurde unfassbar gut gebucht. Also es sind Cocktailkurse, die wir online gemacht haben, wo wir auch Cocktailsets nach Hause geschickt haben. Und du musst dir vorstellen, während Covid insbesondere viele Beratungsfirmen haben das halt als Team-Events gebucht. Und unterm Strich haben wir dann einfach nach ein paar Wochen festgestellt, okay krass, unser Ziel war es immer Menschen zusammenzubringen, Menschen so mit ihrer Schaffenskraft zu connecten und Co. Und de facto haben wir aber Leute allein vom Laptop zu Hause besoffen gemacht. Und weißt du dann, wenn es so richtig spaßig wird, wenn man so richtig angesoffen ist, dann war das Event vorbei und dann saßt du wieder alleine zu Hause. Und da haben wir einfach die Entscheidung getroffen, dass wir das so nicht weiter fortführen. Und dann die ganze Phase auch nach Corona, da war Bars und auch Backen, das war nochmal eine ganz andere Nummer offline, wenn wir uns jetzt mal daran zurückerinnern. Und dann haben wir einfach die Entscheidung getroffen, okay, we stop it again. Und ich glaube, das ist auch ganz wichtig, wenn ich so rückblickend das betrachte. Es ist immer leicht, Dinge zu testen und anzustoßen. Und es ist verdammt schwer, Dinge wieder aufzuhören, weil da ganz viele Ängste dann irgendwie hochkommen. Oder wenn man denkt, oh, ist das jetzt eine falsche Entscheidung? Und es war aber genau die richtige Entscheidung, dass wir einfach dann wieder mit aufgehört haben. Es ist ein cooles Produkt. Ich kann auch nicht sagen so, we will never ever do it in the future. Aber zu dem Zeitpunkt, wo wir gesagt haben, wir hören wieder damit auf, war es genau die richtige Entscheidung.

Joel Kaczmarek: Mir geht es so, ohne dass ich jetzt affiliated bin mit deiner Firma, da bin ich ja anteilnehmend, dass ich auch dachte, oh, das ist so cool. Und man denkt dann, ich kann auch denken, guck mal, in Berlin-Mitte könntest du ja noch die Sex-Night machen, dann machst du Tantra-Kurse. Aber zum Beispiel Musik, wenn es mal ernst gesprochen, könnte ich mir, also da gibt es ja einiges.

Aimie-Sarah-Carstensen: Ey, in Dublin gibt es Ukulele-Night, das finde ich so geil. Du lernst einfach zum Beispiel Gitarre spielen oder Ukulele spielen in einer Bar mit anderen Menschen zusammen. Wie cool ist das denn? Gibt es also ganz, ganz viel, was man da noch machen kann.

Joel Kaczmarek: Es ist sozusagen nicht ausgeschlossen, dass es noch wieder kommt?

Aimie-Sarah-Carstensen: Nein.

Joel Kaczmarek: Verstehe. Wie lange hat es dich gekostet, das alles wieder abzudrehen, was du mühsam aufgebaut hast?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ein bis zwei Jahre.

Joel Kaczmarek: Oh, wow.

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, takes time. Meines Erachtens ist es sehr, sehr leicht, mit Geld Dinge hoch zu skalieren. Wenn man es aber gescheit machen möchte und wenn man wirklich eine nachhaltige, profitable Company aufbauen will und einfach Dinge auch wieder aufhört, dann kostet es einfach Zeit. Es kostet Zeit, es kostet auch Geld. Allein wenn man sich überlegt, wenn man Mietverträge unterschreibt, wie lange man da irgendwie drin hängt. Unser Mietvertrag geht noch Ende des Jahres, 1100 Quadratmeter. Wenn jemand was sucht im Uhlsteinhaus in Berlin, bitte melden. Also weißt du, das sind alles so Sachen. Da denkt man gar nicht so drüber nach, wenn man die Dinge anstößt, wie komplex es teilweise ist, es auch wieder abzudrehen.

Joel Kaczmarek: Glaube ich sofort. Vor allem, du wirst ja gegen Widerstände arbeiten dürfen. Also deine Investoren findest du vielleicht nicht so witzig. Unter den Co-Foundern will der eine vielleicht in die A-Richtung, der andere in die B-Richtung. Also wie hast du das denn mitigiert gekriegt?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ich sag mal, have an open heart, klare Kommunikation und ein ganz klares Ziel. Und da muss man sich abstimmen, aber am Ende entscheidet immer auch gutes Handwerk.

Joel Kaczmarek: Und Corona hast du jetzt schon ein paar Mal angesprochen. Was ist passiert und wie habt ihr darauf reagiert? Ja.

Aimie-Sarah-Carstensen: Also ich kann mich noch ganz genau an den Tag erinnern. Ich dachte erst so, ja gut, was passiert da jetzt? Und dann von einem Tag auf den anderen wussten wir, okay, jetzt ist Lockdown, wir müssen alle Events absagen. Und dann gab es uns allen so einen Adrenalinschub. Also wir haben Energie gehabt, like crazy, es war verrückt. Und dann haben wir einfach angefangen, wie verrückt, auch alles zu digitalisieren. Wir haben dann Malkurse online angeboten, wir haben Videokurse gedreht, wir haben Cocktailkurse online angeboten, wir haben Backsets gemacht, Cocktailsets, Malsets, kannst dir alles gar nicht vorstellen. Keine Ahnung, wie wir das alles gemacht haben. Und war so das Gegenteil von Fokus, aber es war irgendwie eine spannende Energie, weil keiner wusste ja, wie lange geht das, was passiert, es sind drei Wochen wieder rum. Und am Ende hat das echt verdammt lange gedauert und das war anstrengend auch. Es war anstrengend, weil man vor allem nicht wusste, wann können wir wieder Events machen. Wir haben in Deutschland, wie gesagt, in den 60 Städten, in jedem Bundesland, in jeder Stadt gab es andere Corona-Regelungen. Das war einfach saukomplex und deswegen bin ich froh, dass wir heute jetzt wieder ein bisschen andere Zeiten haben.

Joel Kaczmarek: Wie war es denn wirtschaftlich? Hat euch das sogar einen Boom gegeben, weil die Leute zu Hause waren und wollten was machen oder?

Aimie-Sarah-Carstensen: Im ersten Lockdown ja und dann hat es relativ schnell wieder aufgehört, weil vielleicht kennst du das von dir selbst. Man hatte so eine, also es war natürlich verrückt und man konnte die Situation nicht einschätzen. Man hatte aber auch so eine Euphorie, so wow, jetzt ist man im Homeoffice und jetzt, okay, jetzt starte ich hier das kreative Hobby. Dann kümmere ich mich um meine Pflanzen, dann fange ich an zu kochen und zu backen. Und das war ja so eine Anfangseuphorie auch ein Stück weit, was alles digitalisiert wurde.

Joel Kaczmarek: Stimmt, jeder hat Brot gemacht. Und jeder hat seinen Balkon neu gepflanzt. Richtig.

Aimie-Sarah-Carstensen: Und das hat dann aber relativ schnell aufgehört, weil wir einfach auch Menschen sind. Und wir haben dann so gemerkt, nach dem zweiten Lockdown, die Leute haben keinen Bock mehr, wenn sie tagsüber schon am Laptop arbeiten, auch noch ihre Freizeit am Laptop zu gestalten. Sondern wir haben so viele Anfragen gehabt, so könnte wieder Offline-Events machen. Und wir haben Offline-Events gemacht mit Maske, mit anderthalb Meter Abstand, mit quasi Plexiglasscheiben zwischen den Leuten. Weil sie gesagt haben, ich muss raus, ich will wieder Offline-Dinge machen, ich will echte Menschen zumindest erleben, auch wenn ich mich jetzt nicht auf den Schoß von jemand anders setze. Und dann haben wir relativ schnell wieder angefangen mit Offline-Events.

Joel Kaczmarek: Crazy.

Aimie-Sarah-Carstensen: Aber natürlich, weißt du, dann kriegst du keine 25 Leute mehr unter, sondern dann waren es maximal 10. Dann gab es halt einfach super strenge Auflagen und das war dann aber damals so.

Joel Kaczmarek: Und was ist jetzt heute der Anspruch? Also was ist ArtNight heute für eine Firma? Vielleicht können wir auch mal einen Vergleich machen. Scale-Phase versus jetzige Phase. Wie viele Mitarbeitende, wie viel Umsatz, wie viele Länder?

Aimie-Sarah-Carstensen: Wenn ich es jetzt so betrachten würde, sind wir ein Stück weit erwachsen geworden, auch in den letzten Jahren und haben den Kern, was ArtNight wirklich ausmacht… haben uns einfach sehr stark darauf konzentriert und auch fokussiert und sind heute eine immer noch sehr, sehr coole Firma mit einem geilen Produkt, mit begeisterten Kundinnen. Und das ist das, was mich auch stolz macht. Also trotz jeglicher Hindernisse war diese Firma ein bisschen unkaputtbar. Das ist ganz schön.

Joel Kaczmarek: Okay, das war jetzt auch eine Politiker-Antwort. Werd mal konkreter.

Aimie-Sarah-Carstensen: Was willst du nochmal konkret wissen?

Joel Kaczmarek: Wie viele Mitarbeitenden hattet ihr denn zum Beispiel zur Hochphase?

Aimie-Sarah-Carstensen: Hochphase waren wir um 80 Mitarbeiter. Jetzt haben wir ein Team von knapp 25 Personen.

Joel Kaczmarek: Okay, also klingt schon gesund. Umsatz?

Aimie-Sarah-Carstensen: Beantworte ich dir immer durch dich.

Joel Kaczmarek: Wie hast du das genannt? Gutstellig? Wie hast du das eben gesagt?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, gutstellig.

Joel Kaczmarek: Und ihr seid sozusagen von fünf Ländern auf zwei gegangen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Richtig.

Joel Kaczmarek: Okay. Nochmal die Frage, wie hast du das bei deinen Investoren durchgekriegt, beziehungsweise was ist jetzt so die Vision, die du denen verkaufst?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ich glaube, also verkaufen muss ich erstmal nichts, sondern es geht einfach darum, dass man sich gemeinsam einfach die Fakten anguckt, auf einer Sachlage diskutiert und überlegt, was ist das Beste für das Unternehmen und das dann einfach auch gut exekutet. Und ich habe immer ein gutes Verhältnis zu allen Investoren auch gepflegt und es gab echt taffe Zeiten auch. Und am Ende geht es aber darum, dass die Firma im Mittelpunkt steht und dass wir das tun, was für die Firma am allerbesten ist. Und ich glaube, wenn man das immer wieder in den Fokus rückt, dann lösen sich doofe Diskussionen auch ziemlich schnell auf.

Joel Kaczmarek: Wie ist denn eigentlich so die Wettbewerbslage bei eurem Thema? Also wer bietet sowas, was ihr anbietet, noch an? Ist das sehr lokal wahrscheinlich?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, es gibt so ein paar kleinere lokale, auch stationäre Malkursanbieter. So als größten Wettbewerber in Deutschland würde ich die Volkshochschule sehen. Die machen natürlich ein bisschen was anderes als wir, aber auch die Volkshochschule bietet unglaublich viele Malkurse an. Und rein auf Europaebene betrachtet gibt es eigentlich keinen Player, der das so macht wie wir. Es gibt ein größeres Unternehmen in den USA, mit dem bin ich regelmäßig im Austausch. So wie wir aber die Prozesse automatisiert haben und den Fokus, den wir auf Tech gelegt haben, das ist eigentlich ziemlich einzigartig.

Joel Kaczmarek: Sind die Amis jemand, der euch dann mal perspektivisch kaufen soll?

Aimie-Sarah-Carstensen: Weiß ich nicht genau. Also die haben auch, ich sag mal, die haben eine ähnliche Journey durchgemacht wie wir auch die letzten Jahre. Maybe, maybe not.

Joel Kaczmarek: Schauen wir mal. Wer könnte euch denn kaufen? Oder willst du überhaupt verkaufen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Noch nicht.

Joel Kaczmarek: Aber irgendwann mal?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, meistens, wenn auch VCs irgendwie an Bord sind, dann ist das häufig auch das Ziel.

Joel Kaczmarek: Meinst du, dass ArtNight börsentauglich wäre?

Aimie-Sarah-Carstensen: Möglicherweise wird aber ein paar Jährchen dauern.

Joel Kaczmarek: Cool. Was mich noch interessieren würde, ist, wie macht ihr denn jetzt Marketing? Also wenn wir gelernt haben, okay, diese ganzen Performance-Marketing-Kanäle sind irgendwie tot, Facebook-Gruppen sind jetzt auch nicht mehr so en vogue, was ich aber by the way einen sehr charmanten Weg finde. Ja. Wie macht ihr das denn, dass ihr da auf Marketing macht?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ich glaube, wir setzen auf eine, ich würde jetzt mal so klassischerweise sagen, Multi-Multi-Multi-Channel-Strategie. Ich glaube nicht mehr daran, dass es so diesen einen Marketingkanal gibt, der dir den Goldsegen bringt, sondern ich glaube, dass man einfach auf unterschiedlichen Channels, unterschiedlichen Kanälen einfach einen guten Job machen muss. Es fängt alles damit an, ein gutes Produkt zu haben. Deswegen ist für uns immer das Allerwichtigste, wirklich eine geile Produktqualität anzubieten, sodass wir einfach viel von Mund-zu-Mund-Propaganda einfach auch profitieren. Und dann machen wir, wir machen PR, wir machen auch ein bisschen Performance-Marketing, wir machen CRM-Marketing, wir machen SEO. Wir arbeiten mit Kooperationen, wir machen teilweise Offline-Marketing. Also mein Ziel ist es eigentlich, sehr viele unterschiedliche Marketingkanäle aufzubauen, die alle, ich sag mal, ein bisschen was reinbringen, um auch unabhängiger zu sein von einem einzigen Marketing-Channel. Das finde ich immer sehr, sehr gefährlich. Und das habe ich auch bei uns, aber auch bei anderen Unternehmen erlebt. Also wenn dein einziger Marketing-Channel zum Beispiel Influencer-Marketing ist, dann ist das ganz schön und gut. Sobald es aber mal eine Erinnerung gibt oder das so ein bisschen, sag mal, abflacht, weil es jeder inzwischen kennt und weiß, was irgendwie passiert, dann läufst du einfach Gefahr, dass dir so dein Business wegbricht. Und deswegen bin ich immer ein Fan davon, das ein bisschen breiter einfach aufzustellen und Chancen dazu nutzen. Und ein Marketingkanal, der letztes Jahr funktioniert hat, kann sein, er funktioniert dieses Jahr überhaupt nicht mehr. Und da einfach auch flexibel zu bleiben, immer wieder auf die Daten und Zahlen zu gucken und das auch ehrlich zu challengen. Nur weil was vor ein paar Jahren gut war, heißt das nicht, dass es heute immer noch gut ist. Und das beobachte ich häufig. Ist natürlich auch schwer, sich das immer wieder einzugestehen und auch da wieder Dinge aufzuhören, wenn sie mal gut waren.

Joel Kaczmarek: Na gut, der einzige Marketingkanal, der, glaube ich, für euch perfekt ist, der immer gut geht, krisensicher ist, ist natürlich Podcast-Werbung. Machen wir uns natürlich nichts vor, ne? Ja.

Aimie-Sarah-Carstensen: Definitiv.

Joel Kaczmarek: Habt ihr es mal probiert? Also ich habe auch gerade, als du es erzählt hast, gedacht, okay, wenn du so den Koro-Style hinkriegst, dass du so einen unchristlichen TKPs durchgesetzt bekommst bei den Podcasts, weil du dann irgendwie hier, ich komme nämlich in deine Restplätze, bla bla, was dann immer so kommt. Also sowas oder auch Influencer-Marketing.

Aimie-Sarah-Carstensen: Wusste ich gar nicht, dass sie das so machen.

Joel Kaczmarek: Ja, Koro ist doch altbekannt dafür, dass die da geschickt drin sind. Die Leute sind auch altbekannt dafür, dass sie ihre Influencer ganz gut hingedreht bekommen haben. Respekt auch dafür, kann ja jeder entscheiden, was man macht. Werden das Kanäle? Influencer? Podcasting?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, haben wir noch nicht angefangen. Steht aber auf dem Zettel.

Joel Kaczmarek: Okay. Ja, spannender Ritt, den du da hinter dir hast. Danke, dass ich den mal begleiten durfte. Haben wir was Wichtiges vergessen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ah, wir haben jetzt auch Art Night Kids. Das ist ganz spannend, oder?

Joel Kaczmarek: Oh, echt? Das ist ja nett.

Aimie-Sarah-Carstensen: Haben wir lange nicht gemacht. Haben wir damals mal vor fünf Jahren getestet. Dann fand ich es immer ganz furchtbar, weil die Eltern immer den Kindern so reingequatscht haben und gesagt haben, welche Farben sie nutzen sollen und dass ihr Bild nicht so gut aussieht. Und jetzt haben wir aber echt ein cooles Konzept entwickelt, wo wir Erwachsene und Kinder bei einer Art Night gemeinsam zusammenbringen, sie gemeinsam auch malen. Und das ist superschön. Und weißt du, was ich daran so schön finde? Wir können alle so viel von Kindern lernen, wenn es um Kreativität geht. So viel, weil Kinder einfach sich keine Gedanken machen und nicht ein Ziel haben zum Beispiel immer, wenn sie was anfangen, sondern einfach sich ein Stück weit treiben lassen, sich selbst aber auch vertrauen und das finde ich so in der Kombi jetzt bei Art Night Kids finde ich einfach super, super cool.

Joel Kaczmarek: Das klingt auch echt hübsch. Kann man da noch mehr draus machen? Also könntest du zum Beispiel auch sowas wie Art Night Blind Dating oder sowas machen?

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, wir haben sehr viele Frauen auch bei uns. Also, liebe Männer, wenn ihr auf der Suche seid, oder auch Frauen, die auf der Suche sind, geht definitiv zu einer Art Night. Das ist perfekt für Dating. Das ist perfekt.

Joel Kaczmarek: Ja, da musst du dich dann auch so richtig dumm anstellen. Das musst du richtig beschissen malen. Dann hat dann die Frau von dem ankommen, komm, ich helf dir mal, ich halt dir mal den Pinsel und dann hast du gleich schon den Körperkontakt und sagst, oh ja, ich mal ein Haar. Ja.

Aimie-Sarah-Carstensen: Aber weißt du, was absurd ist? Also es ist jetzt so ein bisschen Schubladendenken, sorry for that. Aber bei Männern ist es häufig so, die trauen sich nicht so sehr zu einer Art, nett zu gehen, weil sie eben Angst haben, dass sie ihr Bild verkacken. Das heißt, Frauen sind da viel mutiger und viel offener und sagen halt so, ja okay, eigentlich egal, wie es am Ende aussieht. Und bei Männern, da ist so ein richtiger Wettbewerb schon da, dass das Bild gut aussehen muss. Und wenn Männer bei uns halt eine positive Erfahrung gemacht haben bei der Art, dann kommen sie immer wieder. Aber diese Anfangshürde, die ist verrückt. Und vielleicht auch, wenn man so denkt, Malen ist vielleicht nicht so männlich, dass ich jetzt richtig Schubladen denke, aber irgendwie schon. Und wenn das dann auch mal Männer ausprobieren, dann sind sie echt begeistert und das finde ich schön.

Joel Kaczmarek: Ich habe das auch immer. Ich möchte gerne schöne Bilder malen. Ich habe sie im Kopf, sie sehen perfekt aus und dann funktioniert die Übersetzung von Gehirn zu Hand nur noch nicht so.

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja, Übung macht den Meister.

Joel Kaczmarek: Ja, aber ich kann es mir vorstellen. Das ist ja leider so dieses traurige alte Gesellschaftsbild, was man hat.

Aimie-Sarah-Carstensen: Ja.

Joel Kaczmarek: Naja.

Aimie-Sarah-Carstensen: Steckt immer noch in uns. Dürfen wir auflösen.

Joel Kaczmarek: Ja, wir haben ja eine Chance hier heute kennengelernt. Eine von vielen. Hey Amy, super spannend. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg damit weiterhin. Dankeschön. Bestimmt sehe ich dich nochmal wieder zu deinem Börsengang dann. Würde mich freuen. Wenn du deinen gutstelligen Umsatz dann kundtun musst. Viel, viel Erfolg und toll, was ihr auch so an Kreativität habt. Also nicht nur beim Modell, was inhaltlich da passiert, sondern auch zu sagen, hey, Corona sehe ich als Chance. Boom, mache ich was Neues. Hey, wir respektieren ab. Boom, wir fokussieren wieder. Das ist echt cool.

Aimie-Sarah-Carstensen: Jeden Tag die Chance, sein Bestes zu geben und weiterzumachen.

Joel Kaczmarek: So ein gutes Schlusswort.

Outro: Danke dir. Danke dir. Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.