Outfits mit Schleifchen – das Geschäftsmodell hinter Modomoto

23. März 2018, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Podcast von Digital Kompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute wird es stylish, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe diesen Service auch schon mal benutzt und ausprobiert. Das heißt, mein unfairer Vorteil heute ist, ich habe Erfahrungswissen zu dem Produkt mal. Wir sprechen über Modomoto und da sitzt ein junger Mann hier bei mir. Bist du selber gekleidet in dein eigenes Produkt heute?

Andreas Fischer: Ja, 100 Prozent, immer.

Joel Kaczmarek: Sehr gut, sehr gut, sehr gut. Stell dich doch mal ganz kurz vor und sag mit einem Satz, was Modomoto macht oder meinetwegen auch zwei.

Andreas Fischer: Mein Name ist Andreas Fischer. Ich bin einer der drei Gründer von Modomoto und wir machen Curated Shopping. Das heißt, wir versuchen, das perfekte Outfit für den Mann zu finden, ohne dass er dafür am Samstag in die Shopping Mall muss oder sich durch Internetseiten klicken, wo er tausende von Artikeln angezeigt kriegt und dann gar nicht weiß, was er sich da aussuchen soll.

Joel Kaczmarek: Also Kurator im Prinzip wie in so einem Museum, nur dass ihr nicht irgendwie Artefakte und Kunst sozusagen zusammenstellt, sondern ihr geht hin und sagt, ihr nehmt Männern das Shopping ab. Wie muss ich mir so einen Prozess vorstellen? Wie läuft das ab, wenn jetzt ein Mann bei euch auf die Seite kommt, meldet sich an, was ist da der Prozess dahinter?

Andreas Fischer: Ja, super unkompliziert. Wenn du zu uns auf die Seite kommst, dann führst du einen kurzen Fragebogen aus, lässt uns wissen, was deine Stilvorlieben sind, wie du dich gerne kleidest, was du in der Regel Dafür ausgibst, wie du gerne deine Hände trägst und so weiter und so fort. Eine ganze Menge an Informationen. Viele Kunden laden noch ein Foto von sich hoch, dass wir uns ein gutes Bild machen können. Ja, doch, Gott sei Dank. Also es ist ja eigentlich das Faszinierende, dass viele Kunden uns wirklich sehr proaktiv ihre Informationen und Daten zur Verfügung stellen, weil sie wirklich keine Lust haben, shoppen zu gehen und verstehen. In dem Moment, wo sie uns wirklich bestmöglich füttern, kriegen sie auch ein bestmögliches Outfit zurück.

Joel Kaczmarek: Eine totale Randnotiz, aber ist so diese neue Datenschutz-Grundverordnung, die jetzt ab Mai losgeht, für euch dann Thema? Weil ihr habt ja super viele, sagen wir mal, latent-sensible Kundendaten, eigentlich Fotos, Kleidergrößen, Vorlieben und so. Macht ihr euch über sowas Gedanken?

Andreas Fischer: Klar, also ich meine, wir nehmen das ernst, wir beschäftigen uns da intensiv mit. Am Endeffekt ist es entscheidend, dass die Kunden uns ja die Daten proaktiv geben in dem Moment und wir das nicht irgendwie nebenbei abfiltern, sondern die sagen ja, Foto hochladen, können sie auch sagen nein, aber sie machen das hier ganz proaktiv und insofern sind wir da, glaube ich, auf der sicheren Seite. Aber klar, muss man sich mit beschäftigen, muss man auch ernst nehmen.

Joel Kaczmarek: Ja, ich habe heute von einem Anwalt gerade gelernt, wenn man da eintaucht, erfährt man manchmal Sachen, die man gar nicht erfahren will. Also wenn du so risikoorientiert denkst wie ein Anwalt, dann ist eigentlich alles potenziell problematisch. Gut, aber zurück zum eigentlichen Thema. Also ihr habt jetzt Männer, die sich da irgendwie Fotos hochladen und sagen, ich mag irgendwie gerne, keine Ahnung, Tommy Hilfiger, Boss, Quicksilver, I don't know, irgendwelche Marken, irgendwelche Styles, wie sie es tragen und was sie jetzt für Vorlieben haben. Und was für ein Apparat geht dann bei euch los?

Andreas Fischer: Was dann passiert, ist, dass unsere Stylisten in der Regel auch nochmal mit dem Kunden telefonieren. Also der Kunde möchte jetzt kein Beratungsgespräch. Da steigt man nochmal ein bisschen tiefer ein, versucht nochmal genauer zu verstehen, wofür wird das Ganze jetzt gebraucht, versucht nochmal Feinheiten, Details wirklich aus dem Kunden rauszukitzeln. Baut natürlich auch eine persönliche Bindung auf, auch ganz wichtig in unserem Modell. Und dann machen sich unsere Stylisten an die Arbeit. Wichtig bei uns, alles funktioniert, alles softwarebasiert, alles digital. Das Kernstück unserer Softwarelandschaft ist unser Styling-Tool, mit dem unsere Stylisten auch arbeiten. Und mit diesem Styling-Tool stellen sie dann für den Kunden individuell Outfits zusammen. Das ist wirklich sehr, sehr wichtig und entscheidend auch für die Qualität des Outfits, weil da ganz viele Daten auch zusammenfließen. Initial das, was der Kunde uns schon an Informationen gegeben hat, da wird dann entsprechend schon vorgefiltert, da wird schon mal geguckt, was kann man dem Stylisten vielleicht für Empfehlungen noch mit an die Hand geben. Und mit diesem Styling-Tool stellt der Stylist dann die Outfits entsprechend zusammen. Dann wird das Ganze bei uns in der Logistik kommissioniert. Und wirklich hochwertig verpackt auch zum Kunden geschickt. Das heißt, da ist kein Plastik in der Box. Da ist wirklich alles sehr, sehr schön auch gefaltet. Es ist eine Schleife im wahrsten Sinne des Wortes drumherum. Viele Kunden sagen, es ist wie ein Geschenk kriegen tatsächlich, weil es wirklich eine sehr, sehr persönliche und individuelle Produktaufmachung ist. Tatsächlich versuchen wir, einen echten Kontrast zu geben zu dem, was man sonst von den wirklich großen Versendern wie Amazon kennt, wo die Maschinerie dahinter ja so richtig spürbar und fühlbar ist und bei uns wirklich das Persönliche und Individuelle im Vordergrund. Und die Kunden können sich dann zu Hause alles in Ruhe anschauen, anprobieren. Wir hören oft, dass das dann am Sonntag stattfindet, nach dem Frühstück, so eine Art Catwalk im Wohnzimmer, wo dann die Frau auch nochmal mitentscheidet, was ist jetzt toll, was muss unbedingt behalten werden und was passt vielleicht doch nicht ganz 100%. Der Kunde entscheidet dann, was er behalten möchte und den Rest kann er einfach kostenfrei retournieren.

Joel Kaczmarek: Ich kann das bezeugen. Also ich habe damals eine Box bekommen, da war sogar so eine handgeschriebene Notiz drin von der Stylistin. Ich glaube, es war gedruckte Schrift, die aber handschriftlich aussah und dann persönlich unterschrieben von ihr. Und schon ein inhaltlicher Bezug auf das, was sie mir zusammengestellt hat. Also wahrscheinlich sitzt sie da im Rechner, tippt das irgendwie, dass man es nicht wirklich mit der Hand schreiben muss. Aber interessant gemacht und in der Tat relativ schick und es stimmt wirklich gut. Man geht dann immer so ins Schlafzimmer, hoppelt rüber, zieht sich an und sagt, guck mal Schatz, jetzt habe ich das an. Oh toll, das ist jetzt aber kacke, das ist toll. Wieder zurück. Also das stimmt schon. Da ist natürlich so. die erste naheliegende Frage auch, warum gibt es das eigentlich nur für Männer? Werden euch wahrscheinlich viele fragen. Mir wurde mal gesagt, das sei für Frauen so komplex. Ist das wirklich so? Warum macht man Frauen nicht?

Andreas Fischer: Also ich glaube, grundsätzlich kann das Modell auch wunderbar für Frauen funktionieren. Wir sind mit Männern gestartet, weil wir da einen ganz klaren Need adressieren. Männer gehen nicht gerne shoppen, haben keine Lust darauf. Das ganze Modell funktioniert deswegen auch wirklich sehr, sehr gut für sie, weil sie ein echter Problemlöser ist. Für Frauen ist, glaube ich, der Trigger ein bisschen anderer. Da geht es mehr um Discovery, was entdecken. Kann aber auch funktionieren. Also deswegen würde ich das nie ausschließen, das nie zu machen. Es ist aber so, wir sind ja auch noch ein relativ junges Unternehmen und Fokus spielt da eben auch eine ganz wichtige Rolle. Und wir haben eine klar definierte Zielgruppe. Um die kümmern wir uns, glaube ich, sehr gut. Und mit der wachsen wir auch noch immer noch wirklich, wirklich gut. Und deswegen bleiben wir da auch erstmal bei unseren Leisten. Aber grundsätzlich, klar, das kann auch für Frauen funktionieren. Das sieht man ja auch in den USA. Beeindruckend, wie Stitch Fix da in den letzten Jahren jetzt gewachsen ist. Ganz wahnsinnig Story.

Joel Kaczmarek: Ja, wobei ich mich noch so erinnere, also es gibt ja deutsche Anbieter auch, die das tun. Also ein Kisura, auch wenn die jetzt gerade Insolvenz angemeldet haben. Oder ein Zalon fackelt das mit ab. Das ist sicherlich ein Spezialfall, weil es angedockt ist an einen großen Player. Ich erinnere mich, ich habe so mit euch immer viel darüber geredet und da kam eigentlich mal so das Feedback, ja, Frauen sind halt auch schon nochmal eine Komplexitätsstufe höher, weil die Passformen sind nochmal irgendwie intensiver. Also es gibt mehr Stücke von Bluse über T-Shirt, über Unterhemd oder Hemd bis was weiß ich. Und dann hast du einfach die Produktplatte so breit. Accessoires, Schuhe, Hosen, Röcke, Strumpfhosen und so weiter. Also ich habe schon das Gefühl, dass das ein Faktor ist. oder ist das eine falsche Wahrnehmung von mir? Ah ja.

Andreas Fischer: Also ich meine, leicht ist es nie, sonst würde es ja auch jeder machen. Und jede Zielgruppe hat da die speziellen Herausforderungen. Frauenkleidung ist da sicherlich nochmal komplexer als das, was du im Herrenbereich siehst. Aber man sieht, und ich bin davon überzeugt, dass da auch eine Kaufbereitschaft für da ist und das Modell auch in dem Rahmen deswegen gut funktionieren kann. Wie gesagt, man muss da, glaube ich, die richtigen Trigger setzen. Es ist weniger das, was man bei Männern hat, wo man einfach einen Bedarf befriedigen will und sagt, ich möchte jetzt eine große Box und dann möchte ich das mit einem großen Einkauf abgehakt haben. Bei Frauen glaube ich eher der Ansatz, was ja auch Stitch Fix macht, dass man über Zeitraum in einer höheren Frequenz öfter Teile präsentiert, wo dann entdeckt werden kann und man überrascht wird und dann entsprechend kauft. Aber das System, diese persönliche, individualisierte Auswahl, Warum soll das nicht für Frauen funktionieren?

Joel Kaczmarek: Ja, es ist ganz faszinierend. Ich habe mir das auch bei Stitch Fix, die Börsenunterlagen mal durchgeguckt und das ist wirklich so fast thematisch geordnet, dass du sagst so Summer Box, das ist dann eher so T-Shirts und irgendwie ein bisschen sommerlicher oder Winter Box und dann sagen die so Pregnancy Box, also dass die sagen, oder ich dachte eigentlich sagt man ja Fit, sagen die zu ihren Sachen. Also da hast du wirklich Schwangerschaft, dann haben die Berufswiedereinstieg. Also wirklich das Gefühl, die werden in so eine Welt geholt. Wie ist denn das bei euch, wenn jetzt irgendwie ein Mann sich eine Box bestellt? Wie viele Items liegen da so drin? Wie viele Outfits mit wie vielen Produkten? Kannst du vielleicht auch ein bisschen was zu der Warenkorbgröße mal andeuten? Wie viel man also potenziell verdienen könnte, wenn man so eine ganze Box kauft? Und wie oft die sich die vor allem auch bestellen? Also wie sind so die Quoten, dass man sich, wenn ich da jetzt Neukunde bin und sagen wir mal ein sehr geliebter, geschätzter, der euch mag, wie oft bestellen die nochmal wieder?

Andreas Fischer: Unsere Kunden bestellen so drei bis vier Mal pro Jahr. In der Regel immer bei Männern ganz wichtig, wenn es warm oder kalt wird. Man merkt, man braucht jetzt tatsächlich mal eine Winterjacke, weil es frisch draußen ist oder die kurze Hose. Ich würde gerade sagen, Hose ist bestimmt immer der Trigger.

Joel Kaczmarek: Oder 80 Prozent, ich brauche wieder Hosen.

Andreas Fischer: Also das kann man als Mann auch sagen, das wäre relativ einfach gestrickt. Drei bis vier Mal ist so der Schnitt, würde ich sagen. Wir verschicken immer Outfits. Das heißt, wir haben zwölf bis 15 Teile in der Box. Warenwert von Vorretouren so 800 bis 1000 Euro. Also schon ordentlich und ähnlich wie Stitch Fix gucken wir natürlich auch, dass es immer zur Saison passt. Ist klar, dass dann diese saisonalen Trigger schon wirklich eine Rolle spielen und dann einfach auch der saisonale Bedarf auch bedient werden muss, ob das jetzt eben die Sommerkleidung ist oder die Winterkleidung, bevor es so richtig frisch wird draußen. Und dann gibt es natürlich immer noch anlassbezogene Dinge wie, es steht die nächste Hochzeit auf dem Zettel. Das ist auch nochmal immer so ein Moment, wo Männer sagen, oh Gott, ich brauche nochmal jetzt irgendwie das richtige Outfit. Geburtstag, Feier von der Schwiegertante und so weiter.

Joel Kaczmarek: Jetzt kommen ja so die super spannenden Fragestellungen eigentlich. Ich habe unsere Nutzer, die in unserem Messenger irgendwie auch mit uns kommunizieren. Die haben mich mal gefragt, was würde euch interessieren an ModoMoto und dieses ganze Processing, was du auch gerade gesagt hast, dass ihr dieses Styling-Tool habt. Vielleicht können wir ja darüber mal ein bisschen sprechen und dann sukzessive das verstehen. Also die Frage kam ganz oft auf, wenn ihr jetzt, sagen wir mal, du sagst hier drei bis vier Mal pro Jahr bestellen, also einmal pro Quartal so gefühlt. Da kriegt ihr jedes Mal Informationen, was die euch wieder zurückschicken, was sie nehmen. Irgendwie dann sagen die, ja, irgendwie Bosshosen passen in der Größe super, hilfiger, fallen weiter aus und so weiter. Da kriegst du ja so Style-Geschmacks-Infos und Fitting-Infos. Was passiert damit? Nutzt ihr KI sehr stark? Sind das irgendwie Computersysteme? Ist das noch stark menschlich? Wie geht ihr da rein, dass ihr diese Informationen verarbeitet, um beim nächsten Mal die Bestellung natürlich entsprechend zu optimieren?

Andreas Fischer: Ja, also in der Tat, wir kriegen da Unmengen von Daten. Initial haben wir schon darüber gesprochen, was die Kunden über den Fragebogen und das Beratungsgespräch an Informationen geben und dann eben auch durch jede Retoure. Wir lernen, was gefällt dem Kunden, was behält der Kunde, aber wir lernen eben auch, was gefällt dem Kunden nicht, was passt dem Kunden nicht und wirklich sehr detailliert. Das heißt, wir haben in jeder Box auch eine Feedback-Form wo der Kunde uns sagt, genau diesen Artikel, den habe ich nicht behalten, weil er mir zu groß war, weil er mir zu klein war, weil ich die Marke nicht mag und so weiter und so fort. Wir haben da, glaube ich, 15 verschiedene Retourengründe, mit denen wir unterscheiden, was jetzt der Retourengrund war. Und das Faszinierende ist, diese Feedback-Bögen werden in der Regel ausgefüllt und zwar fast durch die Bank, weil die Kunden auch uns einfach helfen wollen, besser zu werden. Und diese Informationen werden natürlich bei uns in der Datenbank hinterlegt und dann arbeiten wir natürlich auch damit. Das heißt zum Beispiel, dass wir dann wissen, bestimmte Artikel fallen einfach kleiner aus im Vergleich zu anderen Artikeln derselben Kategorie, wo man sagt, okay, das Hemd hat anscheinend extra lange Ärmel, da müssen wir darauf achten, wenn wir das verschicken und so weiter und so fort. Das heißt, wir arbeiten da wirklich mit den Daten extrem und es ist natürlich jetzt auch immer mehr geworden. Wir sind jetzt sechs Jahre am Markt. In den ersten zwei, drei Jahren hast du noch gar nicht die Datenbasis. Und jetzt langsam kommen wir an den Tipping Point, wo es so richtig Spaß macht, wo du die Historie hast, wo du entsprechend viel Kundenfeedback zu den einzelnen Artikeln hast, wo du die Informationen auch am Artikel hast. Das ist ja auch wirklich eine extreme Arbeit, diese Datenbasis. Produktartikel auch wirklich richtig anzureichern mit den richtigen Informationen, auch strukturiert. Die Modeindustrie ist ja nicht immer die allervortschrittlichste. Also auch dafür so zu sorgen, dass die Daten entsprechend verfügbar sind, dass wir, wir haben ein Datateam, was sich damit beschäftigt, da auch die richtigen Ansatzpunkte hat, um da zu forschen. Und all das, was die im Endeffekt rausfinden, das fließt dann wieder ein in unser Styling-Tool. Die eine Sache ist es ja sozusagen herauszuarbeiten, was wirklich an Daten und daraus folgenden Empfehlungen da ist. Und die andere Sache ist es dann ja auch, den Stylisten entsprechend visuell zur Verfügung zu stellen. Und zwar in einer Art und Weise, wo das auch intuitiv ist, wo das funktioniert, wo das schnell greifbar ist. Und das ist dann der zweite große Schritt, wo wir dann im Styling-Tool entsprechende Empfehlungen machen, auch Warnungen aussprechen, wo man sagt, das kannst du reinpacken, aber wir würden empfehlen, das jetzt nicht zu machen, weil Das vielleicht nochmal lieber in der Größe größer und so weiter.

Joel Kaczmarek: Okay, also wenn ich dich jetzt als nächstes gefragt hätte, wie viel ist händisch kuratiert und wie viel maschinell, dann ist immer schon der Stylist derjenige, der die letzte Entscheidung hat. Er wird aber maschinell unterstützt, höre ich daraus?

Andreas Fischer: Ja, ganz genau. Ganz genau so ist es. Wir geben dem Stylisten unheimlich viele Informationen und Unterstützung an die Hand. Aber wir lassen ihnen auch die Freiheit, im Endeffekt das System, die Maschine zu überstimmen. Wenn er mit dem Kunden gesprochen hat, er doch nochmal eine Information, die jetzt noch nicht 100% in den Daten ablesbar ist, dann hat er immer die Möglichkeit, aber er wird da bestmöglich unterstützt.

Joel Kaczmarek: Benutzt ihr Tools, um eigentlich eure Kunden besser zu verstehen, zum Beispiel auch so Passform-Tools? Oder greift ihr meinetwegen, wie das zum Beispiel Stitch Fix macht, auf so Pinterest-Boards von euren Kunden zu? Habt ihr da irgendwie noch Schnittstellen?

Andreas Fischer: Genau, wir arbeiten mit Drittanbietern zusammen, um auch nochmal zusätzlich Informationen über vor allen Dingen Fits zu bekommen.

Joel Kaczmarek: Und sonst, was ich gerade so gesagt hatte, gib mir deine Social-Media-Accounts, ich schaue mal durch, was dir so gefällt, Pinterest-Balls oder deine Instagram-Feeds, die du dir so anguckst. Das ist ja, was ein Stitch Fix zumindest erzählt, was sie tun. Ich finde, die erzählen immer für die Börse. So ein bisschen diese Geschichte des KI-Driven-Curation-Dienstes.

Andreas Fischer: Das machen die ja wirklich gut. Ich glaube, wir sind da eher die bescheidenen Typen. Aber was man sagen muss, wir haben so viele Informationen schon allein aus dem, was wir aus dem Fragebogen bekommen, was wir aus den Kundengesprächen bekommen, was wir aus den Retouren bekommen, dass wir da jetzt nicht noch zusätzlich auf irgendwelche Social-Schnittstellen zurückgreifen müssen. müssen, was wir machen. Wir haben natürlich oft eine Schnittstelle zu Facebook. Das heißt, wenn der Kunde das möchte, kann er uns darüber seine Bilder auch noch mal zur Verfügung stellen. Das ist dann auch in unserem System sichtbar und für den Stylisten auch verfügbar. Aber es ist jetzt nicht, dass wir da noch irgendwelche Daten oder so auslesen.

Joel Kaczmarek: Pinterest fände ich einfach total logisch, wenn ich so drüber nachdenke, Kerle führen halt keine Pinterest-Liste, mit welcher Klamotten sie richtig mögen. Also eher so die Ausnahme.

Andreas Fischer: Genau richtig, das ist der Punkt. Also Pinterest, das kann bei Frauen wirklich super funktionieren. Meine Frau nutzt das auch wie verrückt, aber im Freundeskreis kenne ich nicht so viele Männer, die tatsächlich jetzt verrückt auf Pinterest ihre Lieblingskleidung pinnen.

Joel Kaczmarek: Ja, fairerweise ist das nicht ganz verkehrt. Macht ihr eigentlich solche Geschichten, dass ihr zum Beispiel eure Stylisten auch erfolgsbasiert bezahlt? Also hat man einen Anreiz als Stylist bei euch, möglichst, möglichst viele Klamotten zu verkaufen. oder ist das irgendwie ein bisschen over the top bei Motivation und Co.?

Andreas Fischer: Also wir haben ein Modell, wo die Stylisten bei uns aufsteigen können und sich entwickeln können. Vom Junior-Stylisten hin zum Senior. Das hängt jetzt nicht damit zusammen, was du genau in dieser Box verschickt hast, weil da geht es darum, für uns bestmögliches Erlebnis für den Kunden zu kreieren. Das heißt nicht immer, ihm auf Krampf alles zu verkaufen, was geht, sondern es geht darum, dass die Kunden lange bei uns bleiben. Und deswegen entwickeln wir unsere Stylisten auch langfristig. Wir investieren viel in unsere Stylisten, wir machen unglaublich viel an Markenschulungen, an Schulungen generell. Und entsprechend ist dann auch unser Entwicklungssystem gestaltet, das, wenn du gut bist, wenn du lange dabei bist, dich dann auch monetär bei uns entwickeln kann, aber jetzt nicht ein Bonussystem, wo du auf die nächste Box inzentiviert bist.

Joel Kaczmarek: Wenn du sagst, ihr habt 19 unterschiedliche Rücksendegründe, die ihr auf eurem Fragebogen abfragt, was sind die Hauptgründe, dass ein Nutzer irgendwie ein Produkt nicht behält? Geht es da um die Passform oder ist es viel Geschmack? Hast du da so eine Top 3?

Andreas Fischer: Also es ist natürlich, fit spielt immer eine große Rolle, wobei wir da natürlich von Box zu Box besser werden. Also das ist vor allen Dingen bei Neukunden, wo man dann auch noch lernen muss, ein wichtiger Punkt. Und ansonsten, also ich würde sagen, darüber hinaus dann tatsächlich solche Dinge, die auf Geschmack einzielen. Ist das jetzt die richtige Farbe? Ist das vielleicht das falsche Material? Das sind wahrscheinlich die Top 3.

Joel Kaczmarek: Aber jetzt mal Hand aufs Herz, siehst du wirklich so Verbesserungen in der Anzahl der Produkte, die pro Box genommen werden vom Kunden über die Zeit? Weil was so aus meinem Messenger-Dienst an Feedback kam, war, da seid ihr aber nicht die Einzigen, also es klang bei Outfittery genauso, dass eigentlich die Trefferquote nicht so gut sei. Ich habe bei euch jetzt, glaube ich, dreimal im Prinzip Produkte bezogen, aber dadurch, dass meine Abstände so groß waren, war ich eigentlich dreimal ein Erstkunde, wenn du so willst. Das heißt, meine Meinung ist da, glaube ich, jetzt so ein bisschen semi-valide. Ich hatte auch so den Eindruck, dass viele Sachen, da ging es viel um Passformen, Geschmack war sogar gar nicht mal so schlecht getroffen. Aber was ich an Feedback bekomme, was aber total unqualifiziert ist, war eher so, die Trefferquote ist nicht so hoch.

Andreas Fischer: Ja, also in der Tat, Hand aufs Herz, die Warenkörbe werden besser und auch das, was behalten wird. Ich glaube, was vielleicht diese Wahrnehmung bei dem einen oder anderen erzeugen mag, ist, dass die Erwartungshaltung auch steigt. Also es wird besser und wir treffen den Geschmack auch besser und die Kunden behalten deswegen auch mehr. Aber in der Tat kann es natürlich sein, dass vielleicht bei der ersten Box die Erwartungshaltung noch nicht ganz so hoch ist, bei der zweiten oder dritten dann schon ein Stück weit höher und deswegen dieses Empfinden bestätigt. Ich glaube, das Feedback hört man natürlich ab und an, aber ich glaube, was viel entscheidender ist, ist, dass die Kunden merken, dass wir auf eine langfristige Beziehung aus sind, da auch viel investieren und viele deswegen auch wirklich lange dabei bleiben.

Joel Kaczmarek: Rücksendequote war so ein Thema, was auch viele meiner Nutzer sehr interessiert hat. Wie viele Teile behält ein Nutzer so im Schnitt bei der Erstbestellung und wie steigt das? Kannst du da ein bisschen was zu sagen?

Andreas Fischer: Ganz konkrete Zahlen kann ich nicht sagen, aber es sind einige Teile in der ersten Box und wir haben dann so Steigerungsraten auf Teilebasis von so 20 Prozent pro Box.

Joel Kaczmarek: Also stetig steigen, nehmen die Leute mehr sozusagen pro Sache. Hast du bei dem Thema eigentlich viel mit Fraud, mit Betrug zu tun? Wenn die Leute irgendwie so eine Boxen zurückschicken, dass die die dann so abgegammelt schicken oder sagen, ich habe das von Zalando mal gelernt, dass die Adidas-Schuhe im Original verschicken, kriegen Fälschung zurückgeschickt und so ein Logistikarbeiter merkt das nicht, ob er da gerade ein Original auspackt oder nicht. Ist das ein Problem?

Andreas Fischer: Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung gewesen in den Anfangsjahren. Da haben wir uns intensiv damit beschäftigt und da auch super viel gelernt und mittlerweile machen wir das sehr gut. Wir haben da ein sehr ausgefeiltes Risk-Management, wo wir Vorbestellungen schon sehr gut bewerten können, wem wir was schicken können, wem wir auch guten Gewissens eine Box schicken können. Deswegen haben wir das Thema Fraud mittlerweile sehr gut im Griff.

Joel Kaczmarek: Mich interessiert ja trotzdem nochmal so dieses ganze Retouren-Thema. Das ist ja bei euch eigentlich intrinsisch angelegt. Es ist eigentlich zu hundertprozentig sicher, dass ihr Retouren haben werdet. Wie bildet ihr das ab bei euch im Unternehmen? Also mal rein operativ, weil es ist ja ein tierischer Hässel, den Kram wieder annehmen, auspacken, wieder aufbereiten, dann haben die vielleicht die Zettel abgerissen oder das ist irgendwie Fleck drauf oder, oder, oder. Wie geht ihr damit um? Wie macht ihr das? Wie muss ich mir den Prozessapparat dahinter vorstellen?

Andreas Fischer: Ja, also das ist tatsächlich was ganz besonders Spezifisches in unserem Geschäftsmodell. Wir sind im ersten Schritt vor allen Dingen so damit umgegangen, dass wir eine eigene Logistik entwickelt haben und diese ganze Abwicklung komplett selbst in die Hand nehmen. Weil wenn du zum Outsourcing-Dienstleister gehst, Da wirst du keinen finden, der das für einen angemessenen Preis für dich macht, weil die eben auf Standardprozesse ausgelegt sind und nicht auf das Retourenvolumen, was wir haben. Und dementsprechend ist dann unsere Logistik auch wirklich voll darauf ausgerichtet, solche eine hohe Anzahl an Retouren zu verarbeiten, die schnell wieder aufzubereiten, beispielsweise komplett, ohne dass die Artikel in Plastik einfoliert werden, zu lagern, um da wirklich dezidiert auch Prozesskette zu haben, die auch zu unserem Geschäftsmodell passt. Also ich glaube, das ist so eigentlich der Kern von dem, was wir tun, dass wir uns wirklich überlegen, okay, das ist eine vollkommen andere Art von Business, von Geschäftsmodell und wie können wir unsere Prozesse so anpassen, dass wir das Ganze skalierbar machen und vor allen Dingen auch so effizient, dass sich das für uns auch wirtschaftlich rechnet.

Joel Kaczmarek: Kannst du mal richtig in medias res gehen? Also sagen wir mal, ihr habt jetzt irgendwie zwölf Teile rausgeschickt, wie du gesagt hast, in so einer Box. Der behält jetzt meinetwegen irgendwie vier, acht kommen wieder zurück. Da kommt bei euch so ein zugetackertes Paket wieder an, so eine Pappbüchse. Was passiert dann?

Andreas Fischer: Die Box wird geöffnet, wird geprüft, was wurde retourniert. Die Retourengründe werden nochmal eingelesen, damit wir das auch alles wirklich digitalisiert haben. Danach werden die Artikel aufbereitet, wenn nur mal ein Check stattfindet, entsprechend nochmal aufgebügelt, aufbereitet. Dann werden sie eingelagert. Das ist wirklich sehr, sehr gestreamlined. Wir haben ja viel Ware und für uns ist es wichtig, dass das Lager auch schnell dreht. Deswegen legen wir da auch einen großen Fokus drauf. Das ist relativ simpel und in dem Moment, wo die Teile retourniert werden, wird eben auch die Rechnung erstellt, mit dem Kunden zugeschickt.

Joel Kaczmarek: Und ich meine, als Kunde würde ich mich jetzt fragen, dann muss es ja eigentlich, wenn da 15 Teile drin sind, fast immer so sein, dass ich ein Kleidungsstück bekomme, was schon mal jemand anderes hatte. Tragt ihr da irgendwie Sorge, dass wenn das jetzt zum Beispiel ein Raucherhaushalt war, wird sowas dann auch aussortiert? Das heißt, habt ihr irgendwie eine große Anzahl von Produkten, die ihr im Prinzip abschreiben müsst, weil die irgendwie beim Rücksenden kaputt gegangen sind?

Andreas Fischer: Also es findet immer ein sorgfältiger Qualitätscheck statt, das ist ganz klar. Wir haben glaube ich das Glück, dass wir Kunden haben, eine Zielgruppe haben, die auch sehr sorgfältig mit unseren Produkten umgeht. Das ist nicht die Zielgruppe, die jetzt sagt, okay, Freitagabend darf ich mir jetzt noch das neue Dress schicken lassen, das ziehe ich jetzt an fürs Wochenende, mache ein bisschen Party und Montag schicke ich es wieder zurück. sondern da spielt uns eben auch das Thema persönliche Bindung wieder in die Hände. Wenn die Leute eine Box kriegen und du hast vorher mit deiner Stylistin telefoniert und du hast gesagt, vorhin Sophie warst, du kannst dich jetzt noch an den Namen erinnern, da ist irgendwie eine Beziehung da, dann kommt das alles wirklich schön aufbereitet mit einer Schleife drumherum. Wir haben es sogar oft so, dass die Leute uns das mit der Schleife drumherum wieder zurückschicken und dann denkst du erst, meine Güte, haben die das noch nicht mal anprobiert, dann merkst du, da fehlen aber drei, vier Teile. Da sind wir wirklich, glaube ich, in einer ganz glücklichen Position, aber natürlich gucken wir ganz genau drauf, was wir da wieder verschicken, weil damit steht und fällt natürlich unser Service.

Joel Kaczmarek: Hast du eigentlich das Risiko oder die Gefahr, dass die Leute sich bei dir was bestellen, sich inspirieren lassen, dann den Kram googeln oder irgendwie bei Idealo reinkloppen, bei Amazon schauen, ob es das billiger gibt und sich dann da bestellen und es euch wieder zurückschicken? Ist das eine Problematik bei euch?

Andreas Fischer: Und Convenience, unglaublich wichtig. Das heißt, deswegen bestellen sie auch bei uns, weil sie, ist ganz klar, bei uns gibt es praktisch keine Discounts. Die haben jetzt dieses Hemd zu Hause und sagen, geil, das passt richtig gut. Für die ist der Hassle, dann das Ganze wieder zurückzuschicken. sich auf irgendeinem Online-Shop durchzugugeln, in der Hoffnung, genau das irgendwie nochmal wiederzufinden, um dann 20 Prozent zu sparen, steht überhaupt nicht im Verhältnis zu dem, dass sie jetzt das ganze Outfit einfach haben.

Joel Kaczmarek: Ah, interesting. Aber wenn du sagst, es gibt keine Rabatte, warum macht ihr sowas zum Beispiel eigentlich nicht, wie ein Stitchfix, das dir einen Anreiz gibt, eine ganze Box zu kaufen, in dem ihr sagt, ich glaube, die haben 25 Prozent Rabatt, wenn du die ganze Box nimmst. Vielleicht sind Frauenklamotten manchmal ein bisschen günstiger, weil es dann mal so Tops sind, die irgendwie eher einen schmalen Taler kosten, als jetzt irgendwie eine Herrenjeans oder ein Hemd. Ist das bei euch irgendwie gar kein Thema, über sowas nachzudenken?

Andreas Fischer: Also ich glaube, es ist auch etwas anderes, wenn du fünf Teile in der Box verschickst und dann 25 Prozent Rabatt gibst oder wenn du 15 Teile in der Box verschickst.

Joel Kaczmarek: Verschicken die so wenig?

Andreas Fischer: Die haben relativ kleine Warenkörbe, ja. Kleinere Warenkörbe, höhere Frequenz.

Joel Kaczmarek: Also das heißt, wenn ihr irgendwie viele Produkte reinnehmt, ich muss ja nicht 25 sagen, ihr könnt ja zum Beispiel sagen, Punktesystem oder so. Bei drei komplett abgenommenen Boxen kriegst du auf die vierte 20 Prozent, egal wie viele Teile du nimmst oder was weiß ich. Da kann man dann Modis finden. Ist das irgendwie, macht keinen Sinn?

Andreas Fischer: Ja, wir haben natürlich schon hier und da mal experimentiert, aber gerade weil die Warenkörbe ja relativ groß sind, macht also sozusagen das auf ein Fullkeeping anzuwenden keinen Sinn. Und ehrlich gesagt ist genau das, was ich gerade angesprochen habe, auch der Grund dafür, dass wir das nicht in der Konsequenz machen. Stitch Fix ist halt auch nochmal eine Frauenzielgruppe, wo Preis glaube ich nochmal eine größere Rolle spielt. Das ist bei unseren Kunden nicht der entscheidende Treiber. Die wollen einfach Sachen haben, die passen, die cool aussehen, für die sie nicht am Samstag in die Fußgängerzone müssen. Und der entscheidende Treiber, das fünfte Teil jetzt zu behalten, ist nicht, dass es dann nochmal ein paar Prozent Rabatt drauf gibt, sondern dass die Dinger passen und sich gut anfühlen.

Joel Kaczmarek: Dann habe ich so die These, die Vermutung, dass sowas wie Loyalty bei euch nicht funktionieren würde. Weil ich habe so darüber nachgedacht, also im Tech-Bereich hast du zum Beispiel Amazon Prime oder meine Frau würde bei euch, glaube ich, total viel bestellen. Wenn Payback-Punkte irgendwie mit runter rumspringen würden bei so einer Bestellung, das funktioniert bei euch wahrscheinlich gar nicht so gut bei eurer Zielgruppe.

Andreas Fischer: Das ist, glaube ich, nicht der entscheidende Treiber. Der entscheidende Treiber ist, dass die Artikel passen, dass du die Sachen unkompliziert nach Hause geschickt kriegst, dass du jemanden hast, der sich da persönlich um dich kümmert. Das sind die entscheidenden Treiber und das ist das, was du im Griff haben musst.

Joel Kaczmarek: Lass uns nochmal ein paar Sätze auch sagen zu den Produkten, die ihr verschickt. Wie stark kundenorientiert ist denn, was ihr in diese Box tut? Also könnte es zum Beispiel auch sein, dass ihr sozusagen danach geht, wie viel Marge auf einem Kleidungsstück ist oder dass ihr mit einem Händler einen gewissen Deal habt, zum Beispiel Werbekostenzuschüsse bekommt, wenn ihr bestimmte Produkte aktiv vertreibt. Ist das ein Thema, dass ihr sowas einstreut und auf dem Wege auch so ein Styling zusammenkommt? oder ist das wirklich immer stark kundenorientiert?

Andreas Fischer: Also ich glaube, es muss kundenorientiert sein. In dem Moment, wo du dich käuflich machst und sagst, okay, jetzt machen wir eine Box und da sind jetzt präferiert Artikel von Marke XY drin und das müssen wir jetzt verkaufen. Das macht dich extrem angreifbar und das ist, glaube ich, nichts, was langfristig sich wirklich trägt. Die Kunden sind ja nicht blöd, die merken sowas. Und deswegen ist uns schon ganz wichtig, dass an erster Stelle immer steht, Der Artikel, die Outfits müssen zum Kunden passen. Alles andere kommt danach.

Joel Kaczmarek: In fairer Weise musst du das antworten. Also so eine Frage, wenn du die anders beantwortet hättest, wäre das eigentlich schräg. Aber wenn man ganz ehrlich ist, wenn ich in deiner Rolle wäre, ich würde mir das schon überlegen, ob ich dann hingehe und sage, hey Adidas, ihr habt ja hier euer, ich glaube Y3 oder wie das heißt. Ich wusste teilweise gar nicht, dass das zu Adidas gehört. Gib mir irgendwie mal 10.000 Euro, dann streue ich das irgendwie über drei Monate mal in Boxen rein und dann nimmst du von 15 Items halt irgendwie eins oder zwei, was halt in dem Zuge mal jetzt eine bezahlte Marke in dem Sinne ist. Das würde doch eigentlich keiner merken, wenn man ehrlich ist. Oder ist das vielleicht auch gar nicht nachgefragt bei den Marken?

Andreas Fischer: Ich glaube, wenn du sowas wirklich konsequent machst, dann merken es die Leute schon. Und ich glaube, es ist wichtig, dass du ehrlich mit deinen Kunden angehst. Das ist irgendwie auch unser Anspruch. Auch wenn du sagst, ich muss das antworten. Wir meinen das auch tatsächlich so. Was aber der Fall ist, ist, dass natürlich die Marken mittlerweile ein hohes Interesse an der Zusammenarbeit mit uns haben. Das bringt uns natürlich eine tolle Position. Ich habe den Einkauf ja bei uns mit aufgebaut. Am Anfang war das Klinkenputzen. Wir sind ja die ersten in Europa gewesen, die dieses Modell gemacht haben. Da musstest du wirklich viel Überzeugungsarbeit leisten, dass du jetzt Kunden Sachen schickst, die sie ja so nie bestellt haben. Mittlerweile hat sich da der Spieß zum Glück umgedreht und viele Marken klopfen bei uns an und fragen, ob sie bei uns mit uns zusammenarbeiten können, weil wir eben auch gerade für junge Marken einen tollen Marketing-Effekt mitbringen. Wir sorgen eben dafür, dass die Artikel wirklich beim Kunden landen und auch anprobiert werden. Wenn du als relativ unbekannte Marke irgendwo an drittletzter Stelle im Onlineshop auffindbar bist oder im Kaufhaus, ist es schwer, da wirklich Awareness und Präsenz zu gewinnen. Und da bringen wir ein unheimlich Mehr mit. Und das bringt uns natürlich in eine ganz gute Verhandlungsposition auch mit den Marken. Aber an erster Stelle steht immer, dass die Sachen, die wir einkaufen und die wir verschicken, wirklich zum Kunden passen müssen.

Joel Kaczmarek: Okay, und wenn jetzt dein Telefon klingelt, du nimmst das ab und dann sagen die irgendwie, hier ist Marke XYZ, wir möchten gerne mit euch irgendwie was machen, wir möchten euch gerne als Plattform benutzen, um unsere Brand irgendwie zu pushen, zu promoten. Was tun die dann mit denen? Können die was mit dir machen? Reden wir dann über Beileger oder was bestehen eigentlich für Möglichkeiten?

Andreas Fischer: Was an Möglichkeiten besteht, ist, dass man, also was immer ein Hebel ist, dass man mal über Zahlungsziel diskutiert. Viele junge Marken nehmen tatsächlich komplett auf Consignment-Basis rein.

Joel Kaczmarek: Was heißt das für Leihen?

Andreas Fischer: Das heißt, dass wir die Artikel erst bezahlen müssen, nachdem wir sie verkauft haben. Das ist für uns gut, ist aber auch für unsere Kunden gut, weil wir dadurch ein größeres Sortiment zur Verfügung stellen können und das dadurch die Auswahl für den Kunden noch attraktiver machen. Das sind Dinge und natürlich überlegt man auch, was man mit dem Kunden, mit bestimmten Marken für Kooperationen machen kann. Da geht es dann aber oft nochmal darum, dass ein Goodie für den Kunden noch dabei ist, also auch da wieder ein Mehrwert für den Kunden, wo man einfach sagt, Zielgruppe, wo wir denken, dass da ein guter Markenfit da ist und wo wir dem Kunden das sowieso schicken würden, da kann man nochmal ein Goodie mit dazugeben oder so. Das sind durchaus Sachen, die man machen kann.

Joel Kaczmarek: Und was wäre, wenn ihr zum Beispiel so eine Art Produkttester-Ansatz fahrt, dass du meinetwegen sagst, es gibt Boxen für Nutzer, denen man explizit sagt, du kriegst jetzt irgendwie Brands, die wir dir zusammenstellen, weil die irgendwie Interesse daran haben, einen Markt sich zu erschließen oder eine neue Kollektion haben. Ist das auch ein Case für euch?

Andreas Fischer: Machen wir noch nicht, aber sowas ist durchaus spannend. Also ich finde, wenn man wichtig ist, dass du offen und ehrlich mit dem Kunden umgehst und den Kunden wirklich immer an allererster Stelle setzt. Aber natürlich, wir haben super viele spannende Informationen, die für unsere Partner interessant sind. Wir haben sehr, sehr guten Zugang zum Kunden. Natürlich kann man da über solche Modelle nachdenken, klar.

Joel Kaczmarek: Was ist denn mit Eigenmarken? Das wäre ja auch noch so eine Ausbaustufe, wo ihr euch mehr Marge von so einer Bestellung einverleiben könntet. Wenn du jetzt sagst, okay, wir haben irgendwie Zehntausende von Datenpunkten, die wir irgendwie bei einzelnen Stück zurückkriegen. Du müsstest ja eigentlich in der Lage sein, so ideale Armlängen auszurechnen, ideale Peinlängen, Umfänge, welche Materialien sind wann von wem gefragt. Da wäre es ja eigentlich nur naheliegend zu sagen, du machst eine eigene Kollektion, die nennst du jetzt vielleicht nicht MotoMoto, aber vielleicht gibt es hier einen eigenen Brandnamen. So wie zum Beispiel irgendwie das About You auch gemacht hat mit Selected, wenn ich mich richtig entsinne. Ne, verwechsel ich gerade, ne? Aber About You hat auch eine eigene Marke.

Andreas Fischer: Selected Om gehört zur Bestseller, genau.

Joel Kaczmarek: Ah, siehste? Dicht dran. Wie heißt die von About You, weißt du das noch?

Andreas Fischer: Das weiß ich nicht, ne.

Joel Kaczmarek: Ah, die ist ja total erfolgreich. Ist ja sogar eine der wenigen, die sich sogar jenseits von About You verkauft. Aber ist das ein Thema für euch? Denkt ihr über sowas nach?

Andreas Fischer: Eigenmarke ist ein super spannendes Thema. Vor allen Dingen aus dem Grund heraus, dass, wie du gerade sagst, wir extrem viele Informationen haben von unseren Kunden. Wir wissen, was passt, was gefällt und oft finden wir gar nicht das Perfekte am Markt, wenn wir sagen, genau so müsste es aussehen. Und das ist natürlich für uns ein echter Antrieb, da wirklich in eine Eigenentwicklung zu gehen und diese Informationen dann wirklich zu destillieren in einer eigenen Kollektion, in eigenen Teilen, um dieses Wissen dann zu nutzen und dann eine Kollektion anzubieten, die zu unseren Kunden passt.

Joel Kaczmarek: Und was hält dich noch ab?

Andreas Fischer: Wir sind aktuell dabei. Also das ist ein großes Thema für 2018. Ist natürlich ein großes Invest. Bei einer Eigenmarke hast du andere Zahlungsziele nochmal. Aber ganz wichtiges Thema für dieses Jahr.

Joel Kaczmarek: Wie macht ihr denn sowas? Also stellt ihr euch einfach irgendwie Schneider ein und sourcet dann irgendwie Stoffe oder lasst die gleich in China produzieren? Wie muss man das vorstellen?

Andreas Fischer: Ja, also du musst wirklich dich intensiv mit dem Thema beschäftigen. Du musst sehen, dass du die richtigen Partner findest. Das ist ja auch ganz wichtig, auch für uns, dass wir da auch mit den richtigen Lieferanten und Herstellern zusammenarbeiten. Also da musst du viele Gespräche führen, viel dich austauschen, auch viel netzwerken und dann im Endeffekt mit den Herstellern zusammen das Ganze entwickeln.

Joel Kaczmarek: Okay, ich lerne schon. Du willst ja noch nicht so ganz die Katze aus dem Sack lassen. Okay, finde ich valide. Was ich dich noch gar nicht gefragt habe, ist, was macht ihr denn eigentlich alles für Kleidungsstücke? Also reden wir hier nur von T-Shirt, Hemd, Hose, Socken und ich glaube Unterwäsche gibt es bei euch zum Beispiel gar nicht, oder? Und ich meine Schuhe habe ich auch mal mitgeschnitten, gibt es bei euch. Was macht ihr denn alles für den Mann?

Andreas Fischer: Unterwäsche haben wir, Socken haben wir natürlich auch. Also wir haben eigentlich alles, was du so in der Freizeit trägst, inklusive Jacken natürlich, Sakkos. Was wir nicht machen bis jetzt sind Anzüge, also so richtige Businesswear, aber sonst die ganze Bandbreite, die du dir vorstellen kannst. Ich bin davon überzeugt, dass Anzüge sehr gut funktionieren können, weil man muss es richtig machen. Es ist nochmal eine andere Herausforderung im Versand, im Fit, als casual wäre, ein ganz anderes Thema. Ich glaube, es ist durchaus vorstellbar, dass wir das in Zukunft angehen werden. Aber wir versuchen immer sehr fokussiert zu sein und die Sachen, die wir machen, auch richtig zu machen. Deswegen wir das Thema Freizeitkleidung wirklich richtig und konsequent besetzen und da bis in alle Produktkategorien von der Socke bis zur Winterjacke wirklich so auf die Beine kriegen, dass unsere Kunden glücklich sind. Und Anzüge dann im nächsten Schritt.

Joel Kaczmarek: Ja gut, wenn ich jetzt an sowas wie Utailer denke, was natürlich jetzt selber customised war, also nochmal ein Schüppel drauf, da wurde ja schon viel Geld versenkt in so ein Thema, kann ich durchaus verstehen. So, jetzt möchte ich mit dir natürlich auch mal nachvollziehen, wie so eine Nutzergewinnung bei euch passiert. Ich würde nochmal versuchen zusammenzufassen, was bei euch so ein Nutzer eigentlich an Aufschlag macht. Du hast gesagt, ein guter Nutzer bestellt bei euch drei bis viermal pro Jahr. Zwölf bis 15 Teile sind in so einer Box drin. Gibt es nicht geheimniskrämerisch, wie viel der aus der Box nimmt? Kann ich auch verstehen. Aber sagen wir mal, der bestellt für 400 Öcken oder vielleicht 350. Könnte ich mir vorstellen, ist nicht so abwegig. Wie ist das generell mit so Wiederkaufsraten? Also man sagt ja so im Fashion-Bereich, wenn ich es richtig mitkriege, korrigiere mich gerne, 50 bis 60 Prozent der Erstkäufer kriegt man zu einem Folgekauf. Seid ihr auch so in dem Fenster drin?

Andreas Fischer: Ja, also würde ich sagen, leicht drüber.

Joel Kaczmarek: Weil der erste Punkt, der mich natürlich so bei Nutzergewinnung interessieren würde, wenn ich du wäre, wäre, wie kriege ich Bestandskunden zum Reaktivieren? Ist das so euer Hauptwachstumskanal, dass ihr eigentlich Marketing investiert in bestehende Kunden, die nochmal zu triggern?

Andreas Fischer: Was ganz klar ist, Bestandskunden sind das Rückgrat unseres Geschäfts. Ganz klar. Es ist aber nicht so, dass wir da wirklich viel Marketing rein investieren, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Also wir investieren da nicht in Marketingkalender wie Facebook oder Facebook, TV oder ähnliches für die Bestandskundengewinnung, sondern das ist wirklich die persönliche Beziehung, in die wir da rein investieren. Dass du einen Stylisten hast, der mit dir im engen Austausch ist, der dich im Zweifel nochmal kontaktiert, auch nach einer Weile nochmal fragt, ob du Bedarf hast oder dich darauf hinweist, dass wir ein paar tolle neue Sachen reinbekommen haben. Es ist wirklich die persönliche Beziehung und diese Interaktion, die dadurch entsteht, die dafür sorgt, dass wir wirklich extrem gute Retentions haben über die Jahre und deswegen auch in der Lage sind, wirklich große Bestandskundenbasis aufzubauen.

Joel Kaczmarek: Wie macht ihr das dann? Also wie bepflegt ihr so eine Beziehung? Sprechen wir da von Newslettern? Ruft ihr die an? Kriegen die eine WhatsApp? Kriegen die irgendwie mal einen Brief geschickt? Also wirklich so Direct Mailings? Was macht ihr mit denen?

Andreas Fischer: Die ganze Bandbreite, aber alles wohldosiert, so würde ich es beschreiben. Natürlich verschicken wir Newsletter, aber auch da klar segmentiert. Wir rufen unsere Kunden auch an, anlassbezogen. Wir sagen, da ist jetzt was Tolles da, da passt etwas dazu. Gucken natürlich auch, dass da die Frequenz stimmt. Wir haben mittlerweile auch viele Kunden, die Modellteilnehmer sind, was wir Boxplan nennen. Das heißt, die sagen, okay, ich möchte wirklich eine Box alle drei, alle vier Monate haben und ich möchte mich da jetzt aber gar nicht drum kümmern. Ich bin froh, wenn die dann irgendwann kommt, weil sonst vergesse ich es wieder und dann ist Winter und dann ist kalt und dann habe ich wieder nichts im Kleiderschrank. Und ja, allein dadurch, dass die Leute da einfach dabei bleiben, so was, was wir nennen Soft-Subscription-Abo, das heißt, sie können jederzeit sagen, diese Box möchte ich mal aussetzen oder dergleichen haben wir wirklich eine hohe Bindung und das ist nochmal eine gute Basis, die da ergänzend wirkt.

Joel Kaczmarek: Was habt ihr denn im Bereich BI eigentlich aufgebaut, also Business Intelligence? Ich meine, alleine in Newsletter gibt es ja teilweise Leute, die sich wirklich Tag ein, Tag aus damit beschäftigen, welche Tools ich nehme, wie ich Öffnungsraten erhöhe, wie ich das Spamming irgendwie verhindere. Da gibt es ja unfassbar viele Dinge, die man allein da tun kann. und wenn ihr viele Daten habt, dann ist das ja irgendwie ein super, super essentieller Bereich eures Geschäftsmodells. Wie seid ihr da aufgestellt? Wie habt ihr das gebaut?

Andreas Fischer: Ich würde fast sagen, das ist echt eine schwierige Frage für mich, weil bei uns ist irgendwie alles BI und extrem viel Daten getrieben. Das fängt damit an, dass wir versuchen rauszufinden, wenn der Kunde bestellt, wer ist denn jetzt der perfekte Stylist eigentlich? Was passt da? Welche Stylisten sind in welchen Kleidungsstilen gut? Im Casual-Bereich oder im Trendy-Bereich? Wie passt das von der Region her? Soll die Bayerin vielleicht lieber mit einem Bayer sprechen? Und so weiter und so fort. Das ist, um nur mal so zwei Beispiele zu nennen. Das ist datengetrieben. Was aber auch total datengetrieben ist, ist der ganze Warenfluss. Wir haben ja echt viel Ware. unterwegs und wir müssen aber auch rechtzeitig diese Ware ordern, auch nachordern zum Teil. Das heißt, wir müssen eigentlich wissen, wie muss unser Warenlager in zwei Wochen aussehen, weil wir dann wahrscheinlich die und die Anzahl von Kunden drin haben. Alles BI, alles Zahlen getrieben. Das könnte ich jetzt endlos weiter fortführen. Marketing ist sowieso ein Bereich, der 100% BI getrieben ist. Ich muss ja wissen, Über welche Kanäle kommen welche Kunden, was haben die für einen potenziellen Lifetime Value etc. pp. Also das geht wirklich bei uns bis in alle Nischen und würde ich sagen, ist ein großer Teil unserer DNA.

Joel Kaczmarek: Okay, und wie habt ihr es gebaut? Also habt ihr da eine eigene Unit oder habt ihr irgendwie, dass da in jedem Team irgendwie auch mal einer da sitzt, der Daten mit anguckt?

Andreas Fischer: Genau, also wir haben ein BI-Team und wir haben dann auch immer noch in den jeweiligen Units, beispielsweise Marketing, einen, der sich ganz intensiv mit den sehr marketingspezifischen Sachen beschäftigt, aber auch gleichzeitig immer noch ans BI-Team angedockt ist, dass du sozusagen eine Datenhygiene und sozusagen gemeinsames Grundverständnis hast in der Company, wie wir mit Daten arbeiten wollen. was wir unter einer bestimmten KPI verstehen, aber dann aber auch gleichzeitig jemanden haben, der wirklich eng am Business ist und wirklich richtig Tiefen und die Untiefen da abtaucht.

Joel Kaczmarek: Was ist denn mit dem ganzen Thema Referrals? Also wenn man sagt, Bestandskunden sind euer Rückgrat, wie viele Leute empfehlen euch denn weiter? Wie setzt ihr dann eure Kunden eigentlich ein? Gibt es zum Beispiel Anreize, dass man irgendwie seine Freunde auch animiert bei euch zu bestellen? Habt ihr da Ansätze?

Andreas Fischer: Ja, haben wir. Wir haben ein Freunde-Programm. Das funktioniert auch ganz gut.

Joel Kaczmarek: Ganz gut heißt was?

Andreas Fischer: Ja, also dass dadurch eine signifikante Anzahl an Bestellungen reinkommen, dass sich das für uns gut rechnet. Witzigerweise ist es aber so, dass wir unglaublich viele Referrals auch kriegen, ohne dass da ein Incentive hintersteht. Einfach weil die Leute das immer abends im Restaurant, in der Bar oder so erzählen, dass 20 Prozent ungefähr unserer Bestellungen kommen über Referral.

Joel Kaczmarek: So, das ist jetzt der ganze Teil von Bestand. Wie viel macht ihr ungefähr aus? 60 Prozent? 50? 70?

Andreas Fischer: Bestandskunden? Ja, über 60 Prozent.

Joel Kaczmarek: So, jetzt habe ich mir die Frage gestellt, wie würde ich jetzt euren Dienst irgendwie bewerben, wenn ich Erstkunden will? Wenn ich schaffe, den irgendwie zu Also, wie ich jetzt hier mit dem Gespräch sitze, habe ich so gemerkt, das formiert sich so sukzessiv. Mein erster Gedanke war so, Fußballumfeld, Stadien, also da triffst du halt die Kerleund da dachte ich so, okay, nee, ist aber eigentlich schlecht,weil das ist in der Regel, glaube ich, eher jemandmit nicht so einem großen Geldbeutel, also häufig. Das ist wahrscheinlich auch ein Vorteil, weil auch,weiß ich, Anwälte, Ärzte gehen zum Fußball, ja,aber wahrscheinlich hast du viel Streuverlust bei sowasund es ist latent teuer. Wie machst du das dann? Wie gehst denn du hin und gewinnst einen Erstkunden,der schon ein bisschen tiefe Taschen hat, der sagt,Zeit ist immer, also Geld ist und Zeit ist bei mir,manchmal sind beides Währungen, die ich irgendwiebereit bin zu tauschen.

Andreas Fischer: Ja. Ich dachte gerade schon, so wie du anfingst, du kommst mit einer richtig guten Idee und wolltest schon mitschreiben. Ich glaube, das Wichtige ist am Anfang, egal über welche Kanäle man jetzt genau geht, dass wir es schaffen, zu erklären, was wir machen. Also für uns spielt deswegen Storytelling durchaus eine wichtige Rolle, weil wir ganz klar machen müssen, wie unser Service aussieht und was der Mehrwert für den Kunden ist. Das ist auch meine Erfahrung. In dem Moment, wo ich jemandem erkläre, was wir machen, der in der Regel begeistert. Und wenn er sagt, das ist nicht für mich selbst, weil ich gehe echt noch gerne shoppen, dann kennt er mindestens zwei, drei Leute, wo er sagt, genau für die ist es eigentlich das Perfekte. Das heißt, es ist wichtig, dass wir in der Kommunikation wirklich rüberbringen, was wir machen. Und dann versuchen wir natürlich sehr genau, gezielt unsere Zielgruppe zu erreichen. Ich habe schon beschrieben, das sind Männer, die voll im Leben stehen, für die Zeit ein wichtiges Gut ist. Und das geht auch über TV. Also TV, weil da kommt einiges zusammen. Da können wir, wenn du über die richtigen Kanäle gehst, sehr genau die richtigen Kunden erreichen und auch sehr gut die Story erzählen. Also TV ist da im Anstoßkanal wirklich richtig und auch echt wichtig. Wichtig ist, dass du dann eben in die richtigen Sender reingehst. Also sowas wie ein Sport1 oder ein NTV. Also da findet sich unsere Zielgruppe und da funktioniert das auch gut. Und auch online ist Facebook weiterhin ein wichtiger Kanal, weil du auch eben da sehr zielgruppengerecht das Ganze aussteuern kannst und auch die Möglichkeit hast, eine Story zu erzählen über Content, über die entsprechenden Inhalte, die du da gut kommunizieren kannst.

Joel Kaczmarek: Was ist mit Out of Home?

Andreas Fischer: Out of Home haben wir noch nicht wirklich gemacht. Ich glaube, es kann funktionieren, aber die Herausforderung ist genau das, was ich gerade angesprochen habe, dass du in der Lage sein musst, wirklich die Story zu transportieren und wirklich klar zu machen, was der Mehrwert bei unserem Service ist.

Joel Kaczmarek: Aber ich finde das bei euch einfach, muss ich dir sagen. Also zu sagen, ich bin dein Shopping-Begleiter, du bist Shopping-Muffel, ich kaufe für dich ein, Profi-Stylist stellt einem Shopping-faulen Mann, die sagen, das ist ja nicht schwer, oder? Also vielleicht bin ich da jetzt herablassend, aber da gibt es irgendwie andere Modelle, die ich eigentlich härter finde. Also eigentlich müsste der Poster da gut funktionieren, ich meine, das lässt sich immer schwer attribuieren. Wer ist jetzt durch Poster gekommen?

Andreas Fischer: Wir sind da natürlich auch sehr performancegetrieben unterwegs. Wir wollen schon wissen, wo wir unser Geld ausgeben und was im Endeffekt zurückkommt. Und ich würde auch nicht sagen, dass es nicht funktioniert. Ich würde aber sagen, dass für uns Kanäle wie TV oder auch Facebook da einfach sehr, sehr gut funktionieren und auch irgendwie den Proof haben für uns.

Joel Kaczmarek: Was ist mit Testimonials oder Influencern? Also warum gibt es nicht irgendwie, wie zum Beispiel Baududas macht, die, also vielleicht ist jetzt David Beckham too much, aber so eine H&M stellt sich David Beckham hin und sagt, hier die Schlüpper von dem designt, da kannst du sogar auf Eigenmarke gehen, die mit dem die Marge teilen, kannst sagen, oder Ich habe vorhin so an Jerome Boateng gedacht, der sich immer mit irgendwelchen Sonnenbrillen und so einem Peace-Zeichen irgendwo inszeniert. Also es gibt ja schon Männer, die so für Style, für irgendwie Erfolg stehen, auch durch ihren Dress. Das wäre ja eigentlich total dankbar zu sagen, so ey, wenn du gekleidet sein willst wie der, dann haben wir hier eine Möglichkeit, dass wir dir das sozusagen mit einem Stylisten zusammenstellen. Also du kriegst nicht nur irgendeine lustige Kollektion, die irgendwann mal erstellt wurde und vielleicht schon wieder out of date ist, sondern da sitzt so jemand dahinter, der das für dich noch in so eine Büchse irgendwie reinschiebt. Ist das kein Thema so?

Andreas Fischer: Ja, ich glaube David Beckham und H&M sind ein gutes Beispiel, wo sowas funktionieren kann. Das ist, glaube ich, eine ganz andere Zielgruppe als die, die wir haben. Also ich glaube, dass bei unserer Zielgruppe Testimonials tatsächlich eine geringe Relevanz haben. Also gerade Testimonials in der Art, die du dir angesprochen hast, wie David Beckham oder Jerome Boateng. Ich glaube, das ist eine andere Zielgruppe, die du dann damit erreichst. Deswegen ist das, glaube ich, nicht so ein Thema, was eine Relevanz hat wie in anderen Bereichen.

Joel Kaczmarek: Mir lässt es ja nicht so richtig klar. Ich überlege natürlich gerade, was für ein Mann wird irgendwie von einem Business-Casper ernst genommen als Style-Bild. Vielleicht ist es doch schwieriger, als ich dachte. Ich habe erst so gedacht, was sind so die Heroes von solchen Leuten? Elon Musk trägt nur Anzug.

Andreas Fischer: Also wir arbeiten natürlich mit Influencern. Ich kann dir sagen, was zum Beispiel gut funktioniert hat, das sind zum Beispiel Fußball-Blogger gewesen. Also wo du ja eigentlich gar nicht erwarten würdest, wo ist denn jetzt der Fit? Was hat das eigentlich mit Kleidung zu tun? Aber das sind Influencer gewesen. Eigentlich keine klassischen Testimonials, sondern da, wo einfach der Zielgruppenfit wirklich gut war. Und das auch sehr, sehr authentisch einfach rübergekommen ist.

Joel Kaczmarek: Ich meine, das Lustige ist, ich hatte OneFootball interviewt, die ja auch so sagen, wir machen so ein Universum und Fußball auf und wollen dann alles, was man an Business dann irgendwie abgreifen kann, mitnehmen. Und wie wir da saßen, haben wir hinterher mal so seinen Gesellschaftskreis teilweise durchdiskutiert. Und ich habe mal so Unternehmer, die ich kenne, irgendwie mal erzählt, so ja, hier Andre Bajorat von Figo, der ist irgendwie Gladbach-Fan. Da meinte er, ja, Klaus Hommels, hier der Top-Investor, ist, ich glaube, Köln, wenn ich es richtig mit Aber wir konnten bei jedem eigentlich so jemandem zuordnen. Der Geschäftsführer von OneFootball war irgendwie Köln und ich war Hertha. Also Eigentlich ist vielleicht Fußball gar nicht so schlecht, lerne ich daraus. Gut, gut. An der Stelle funktioniert das also. Nach Instagram-Marketing muss ich dich dann, glaube ich, gar nicht erst fragen, was sonst jeder gerade macht. Was ist mit Beilegern? So Amazon-Bestellungen, weiß ich nicht, Flatscreen-TV oder irgendwie HDMI-Kabel und packst so einen Moto-Moto-Beileger bei. Macht sowas Sinn?

Andreas Fischer: Beileger machen Sinn, ja. Weil du da sehr genau auch eine gute Zielgruppe erreichen kannst. Deswegen Beileger ist für uns auf jeden Fall ein guter Kanal.

Joel Kaczmarek: Hast du denn eigentlich noch mit so Saisonalität auch zu kämpfen? Also normalerweise sagt man ja immer, Weihnachten macht so gefühlt 50 Prozent des Umsatzes aus von Unternehmen. Bei dir vielleicht ein bisschen anders, weil der Käufer ja, als Mann bestimmt man sich eine Box selber, dass eine Frau einem so eine, weiß ich nicht, vielleicht bei euch ja eher sozusagen so Januar, neues Jahr, neu ausrichten, irgendwie so ein Thema. Habt ihr so Saisonalitäten oder ist das nicht so?

Andreas Fischer: Ja, also Weihnachtsgeschäft haben wir tatsächlich, Nicht. Das ist bei uns nicht das große Geschäft. Da muss man sein Budget auch für Geschenke nutzen. Was aber stark oder wo eine Saisonalität eben da ist, ist tatsächlich in den Frühjahr- und Herbstmonaten. Wenn das Wetter umschlägt, merkt man auf jeden Fall, dass das dann in die Nachfrage anzieht.

Joel Kaczmarek: Wenn wir den Punkt jetzt nochmal zusammenfassen, so Nutzergewinnung. Ich fand das ja bei Stitch Fix irgendwie sehr beeindruckend, die gesagt haben, sie haben eine Marketingquote von sieben Prozent. Also ist ja astronomisch gut. Also finde ich sehr beeindruckend. Wie ist das bei euch? Kriegt ihr sowas annähernd auch hin? Was hast du sonst so an Akquisitionskosten für Neukunden? Ist ja bei Fashion super undankbar, weil so viel Wettbewerb. Wie kriegt ihr das hin?

Andreas Fischer: Ja, also ich glaube, Stitch Fix hat das wirklich toll gemacht, das muss man sagen. Wir haben, glaube ich, auch eine ganz dankbare Zielgruppe, gerade in der Startphase gut nutzen können. Wie machen wir das? Wir arbeiten stark mit dem Thema Customer Lifetime Value. Das heißt, wir haben mittlerweile eine hohe Bestandskundenbasis. Wir können sehr gut sagen und prognostizieren wirklich, wie sich diese Kohorten entwickeln werden. wie viel die Kunden über ihre Lebenszeit bei uns ausgeben werden. Und dementsprechend steuern wir dann eben auch unsere Kundenakquisitionskosten aus, sodass wir sehen, dass wir wirklich dann auch schnell mit den entsprechenden Kunden profitabel sind.

Joel Kaczmarek: Bevor ich dich jetzt mal genau zu dem Thema noch vertiefen, etwas frage, auch im Benchmark zu einem Wettbewerb. Was ist eigentlich mit Mobile? Also man sagt ja, das nimmt zu. Wenn du sagst, Zielgruppe, die wenig Zeit hat, die muss ja eigentlich sehr mobile-lastig sein. Wie ist das bei euch? Habt ihr auch ein entsprechendes Angebot und beobachtet ihr, dass das ein wichtiger Faktor ist?

Andreas Fischer: Ja. Mobile auf jeden Fall super wichtig. Wenn man sich anguckt, wie sich unser Mobile-Traffic in den letzten sechs Jahren verändert hat, dann kann man sagen, es hat sich praktisch umgedreht vom Verhältnis Desktop zu Mobile. Also super relevant. Deswegen musst du natürlich, wir haben Apps, sowohl auf Android als auch auf iOS. Viele Kunden kommen aber auch einfach über unsere Mobile-Website, die entsprechend dann auch gut funktioniert. Und das ist schon ein echt wichtiges Thema. Also wenn du das nicht im Griff hast, hast du ein Problem. Was man sagen muss, unser Modell ist ganz dankbar, was das Thema Mobile angeht, weil oft ja das Problem ist, dass die Warenkörbe im klassischen E-Commerce, wo du diesen Warenkorb-Checkout hast, tendenziell eher niedriger sind, weil es gerade auf dem Smartphone dann doch irgendwie die Bilder sind nicht groß genug und die Usability doch nicht so, wie man sich das wünscht. Und da das bei uns ja eigentlich relativ simpel ist, du füllst einmal deinen Fragebogen aus, initial, wenn du als Bestandskunde dann wiederkommst, dann ist es eigentlich wirklich One-Click-Shopping. Du kannst einfach sagen, nächste Box bitte und das Thema ist durch und du kannst das Telefon im Endeffekt dafür nutzen, wo es originär auch für gedacht ist, nämlich für die Kommunikation mit dem Stylisten. im Zweifel noch.

Joel Kaczmarek: Macht ihr einen Push eigentlich, dass ihr die Notifications schickt und die müssen nur Ja oder Nein tippen, damit sie sich wieder so eine Büchse da bestellen? oder ist das nicht so?

Andreas Fischer: Ja, wir nutzen schon Push-Notifications, auf jeden Fall, klar, das macht Sinn. Aber es muss halt auch da wieder, es muss irgendwie einen Sinn machen, es muss irgendwie richtig getimt sein, muss irgendein Anlass sein, jetzt nur zu sagen, willst du eine Box, ja oder nein, ist ein bisschen zu simpel und führt wahrscheinlich nicht weit genug.

Joel Kaczmarek: Du merkst, ich will so ein bisschen rauskriegen, wie ihr im Prinzip wieder triggert, also Newsletter-Anruf und so weiter, was da so wieder die Gewichtung ist. So, jetzt hast du eben gesagt, ihr tariert schon fein aus, ihr seid datengetrieben, ihr versucht im Prinzip

Andreas Fischer: Wichtig, vielleicht noch einmal ganz kurz, wenn ich da unterbrechen darf, was man nicht vergessen darf, ist, dass auch unheimlich viele Kunden schon direkt über die Retourenliste ganz simpel auf Papier bestellen und sagen, ich möchte meine nächste Box in drei Monaten haben. Wir sind ja so digital unterwegs, dass wir dann sozusagen den am naheliegendsten Schritt einfach vergessen.

Joel Kaczmarek: Ja, Berlin-Mitte ist not a valid test market, wie man hier so schön sagt. Valider Punkt, Filterblase etc. Macht das viele sonst eigentlich, dass sie sagen so, ja, Hose X hat mir nicht gepasst, aber bitte schickt die mir mal eine Größe kleiner nochmal zu. Ich hätte schon Bock, die zu haben. Ist das ein Case?

Andreas Fischer: Ja, kommt auf jeden Fall vor.

Joel Kaczmarek: Ich hatte zum Beispiel bei euch, bei uns war das so, dass irgendwie Teile, also wir hatten glaube ich, wir hatten zwei Boxen, eine für mich, eine für meinen Mitarbeiter, haben wirklich, du merkst, intensiv getestet. Also bei ihm war ein Kleidungsstück kaputt und bei mir hatte so zwei, die mir nicht gepasst haben, ihm waren Hose zu kurz und dann hatten wir teilweise das Problem, dass wir die gerne gehabt hätten, geordert haben und die hatte die gar nicht mehr vorrätig. Also habt ihr einen schnellen Durchschlag von so einem Lager, dass man das teilweise gar nicht gewährleisten kann?

Andreas Fischer: Ist tatsächlich so. Wir haben tatsächlich einen hohen Lagerumschlag, was uns natürlich auf der einen Seite auch oft glücklich macht. Auf der anderen Seite ist es natürlich eine Herausforderung, dann genau die Wünsche zu erfüllen, weil wir versuchen das so gut wie möglich.

Joel Kaczmarek: So, jetzt nochmal zurück zu meiner Übermoderation sozusagen. Also du hast gesagt, ihr messt sehr fein, ihr versucht das fein auszutarieren. Was ich jetzt natürlich verstehen möchte, ist, wie ihr so im Vergleich zu eurem Wettbewerb dasteht. Wir können ja mal irgendwie uns von der Seite nähern, dass ihr ja mit The Cloakroom auch irgendwie einen Wettbewerber gekauft habt aus Holland. Und wir können das ja wirklich eins zu eins ein bisschen gegenüberstellen mit Outfittery, weil ich habe so das Gefühl, ihr seid PR-technisch stark unterrepräsentiert. Also wenn ich mit meinen Messenger-Nutzern geredet habe, dann haben die immer gefragt, Also A, wie heben die sich von Outfittery ab? Und öfters kam auch so, ich nehme die gar nicht mehr wahr. Ihr habt ja irgendwie wirklich sehr sichtbaren Wettbewerb mit einem Zahler und mit einem Outfittery. Stitch Fix schwappt jetzt bei den Kennern rüber. Ich glaube, bei der Nutzerseite vielleicht noch nicht so stark. Das heißt, ich würde mit dir gerne mal so abkaspern, was ist eigentlich so die Strategie bei euch gewesen, Wachstum und Bekanntheit? Weil ich habe euch wahrgenommen als jemand, der sehr bodenständig ist, so Ärmel hoch und das Modell fein iterieren und nicht so auf das Aufmerksamkeitsthema geht, was dann in der Regel auf Kosten des Wachstums geht. Also Outfittery war ja so Gegenbeispiel, viel Geld aufgenommen, 60 Millionen Dollar, wenn ich es richtig auf dem Schirm habe, so ungefähr, eher sehr klein gewachsen, mit diesem The Cloak Room zum ersten Mal dann eigentlich eine eigene Übernahme und dann sagen, hey, wir bauen das jetzt mal zusammen zu dieser Curated Shopping Group, unter anderem finanziert vom Booking.com Gründer. Gebt uns doch mal so einen kleinen Abriss, wie ihr eigentlich so gewachsen seid und was da für eine Strategie hinter steckte. Wir können auch gerne mal darüber diskutieren, vielleicht irre ich mich ja auch bei dem PR-Thema, aber gefühlt finde ich, seid ihr in der Wahrnehmung unterrepräsentiert. Dafür scheint ihr sehr performant zu sein. Also ich habe euch mal in einem Artikel irgendwie als effektiver oder effizienter dargestellt. Also da würde mich dein Blick mal interessieren.

Andreas Fischer: Ja klar, man kann ja vielleicht mal so einen kleinen Abriss machen, um zu verstehen, wo wir da überhaupt herkommen und wie sich das Ganze entwickelt hat. Wir sind gerade in den ersten Jahren wirklich schnell gewachsen, auch über PR. Wir haben früh viel im TV vertreten, haben dadurch einen unheimlichen Push gekriegt, Bekanntheit bekommen, ja auch vom Wachstum sehr, sehr bootstrapped gewesen. lange Zeit und ein Großteil des Unternehmens gehört ja immer noch über zwei Drittel den Gründern. Das heißt, es versucht immer sehr wirtschaftlich zu arbeiten an der Stelle da. Deswegen auch lange Zeit auf den deutschsprachigen Raum fokussiert. Und haben dann auch viel, viel, viel, viel intern gearbeitet, haben wirklich dann unsere eigene Logistik auch entwickelt. Da sprachen wir ja schon drüber. Das war für uns ein enormer Schritt, einfach um das Unternehmen skalierungsfähig zu machen. Und dann standen wir, das war Ende 2015, vor der Frage, wie wir jetzt internationalisieren sollen. Und haben dann die Option gehabt, mit der Clubroom zu sprechen. Und das hat einfach unheimlich gut gepasst. Wir haben gesagt, wir wollen jetzt sowieso internationalisieren. Und da war ein guter Fit da. Wir haben gesehen, wenn wir die auf unsere Plattform ziehen. Wir haben ja wirklich technologisch viel reingesteckt, in die Logistik investiert. Wenn wir die auf unsere Plattform ziehen, dann können wir das viel, viel kosteneffizienter, viel, viel besser alles abwickeln. Und deswegen war das für uns ein sehr, sehr guter Fit und haben uns dann entschieden, mit denen zusammenzugehen, um dementsprechend dann auch direkt einen richtigen Footprint zu haben in den Märkten, in denen The Cookroom unterwegs ist. Das sind Holland, der Kernmarkt, kommen aus Amsterdam auch ursprünglich. Belgien, Dänemark und Schweden konnten das dann gut kombinieren mit unserer Reichweite, die wir die Marke Modomoto haben, in Deutschland, Österreich, in der Schweiz. Und in der Tat hast du recht, wir haben uns glaube ich dann, nach dieser ersten PR-Offensive, sehr, sehr stark auf unsere Plattform, auf unsere Prozesse fokussiert, haben da hart dran gearbeitet, weil wir gesagt haben, im Endeffekt ist das Entscheidende, dass wir ein Produkt liefern, was die Kunden glücklich macht. Wir müssen einen Service haben, der dafür sorgt, dass die Kunden bei uns bleiben, dass die Kunden gerne wiederkommen, dass wir richtig mit unseren Daten arbeiten. und haben da einen starken Fokus drauf gelegt. Und ich glaube, das ist auch der Grund, warum du sagst, dass wir da immer relativ performant waren, weil wir dadurch natürlich sehr, sehr gute Retentions hatten. Und auch wenn wir vielleicht in der PR jetzt nicht ganz so prominent aufgetreten sind wie der ein oder andere Wettbewerber, trotzdem das mit einem guten Neukundenwachstum und dadurch insgesamt mit einem schönen Fortschritt verbinden könnten.

Joel Kaczmarek: Ja, also ich meine, ich habe mir euren Handelsregisterauszug, nicht nur einen, sondern alle gezogen und ich baue dann immer so Bilddiagramme, wie verteilen sich die Anteile. Wahrscheinlich hast du hier den Niklas Bolle, den ich zum Beispiel als zum Business Angel zugeordnet habe, würdest du eher zum Team zuordnen. Aber wenn wir jetzt mal sagen, es kommt ungefähr hin, dass die, was hast du gesagt, zwei Drittel sind dann nach deiner Rechnung in Gründerhand. Also bei einem Outfittery liegen 80 Prozent in Investorenhand, wenn ich es richtig gesehen habe. Das kann trotzdem attraktiv sein, wenn das 20 Prozent an der Melone sind, anstatt irgendwie 60 Prozent jetzt an der Pampelmuse oder so. Ob das da so ist, weiß ich nicht mehr. Also man hat ja schon gesehen, die Bewertungen gehen, glaube ich, nach hinten runter. Schwieriges Klima gerade für E-Commerce. Und was ich an Zahlen finden konnte, ihr seid ja da alle immer so nervtötend bedeckt, seid ihr relativ gleich groß? oder wie würdest du dich so im Vergleich zu denen verorten?

Andreas Fischer: Das kann ich ehrlich gesagt nicht 100 Prozent bewerten, aber ich glaube, dass wir da ganz zufrieden sein können mit dem, wie wir da da stehen.

Joel Kaczmarek: Was unterscheidet euch denn eigentlich? Das ist auch so eine Frage, die ich ganz oft gestellt bekomme. Was hebt eigentlich ein Moto Moto von Outfittery ab? Was macht ihr besser oder seid ihr eigentlich austauschbar gleich?

Andreas Fischer: Ich glaube, wir haben da gerade eigentlich schon drüber gesprochen. Es ist der Fakt, dass wir wirklich die ganze Wertschöpfungskette in der Tiefe bedienen. Wirklich von Anfang bis Ende und vor allen Dingen auch über eine stark technologisch getriebene Logistik. Wo ja nicht nur sozusagen eine Prozesseffizienz dahinter steht, sondern im Endeffekt auch der letzte Handgriff, bevor das Produkt sich aufmacht. zum Kunden. Und das ist gerade in unserem Modell, glaube ich, extrem entscheidend. Weil wir ja nicht am Computer verkaufen, wir verkaufen nicht irgendwo im Kaufhaus, sondern wir verkaufen im Wohnzimmer des Kunden. Unsere Box, das ist unser Schaufenster. Und das muss sitzen. Und ich glaube, also das ist auf jeden Fall das, was uns immer angetrieben hat, das wirklich dann auch in der Tiefe richtig zu machen und jeden Prozessschritt wirklich ausgefeilt zu beherrschen, weil das das auch nur nachhaltig skalierbar macht und für den Kunden wirklich als tolles Erlebnis. Und das ist nicht immer leicht, weil Ich glaube, das, was wir machen, ist auch ein Stück weit Pionierarbeit. Es gibt da keine eingetretenen Pfade, wo man sagen kann, jetzt hole ich mir das Shop-System XY und setze eine Website drauf und dann fangen wir an zu verkaufen. Wir müssen uns und arbeiten uns da alles sehr, sehr hart und versuchen dann immer wirklich vom Kunden aus zu denken, okay, wie können wir es denn noch ein Stück besser machen und so, dass es wirklich richtig rund ist.

Joel Kaczmarek: Ich würde dir mal behaupten, also wenn ich jetzt Outfittery sitzen hätte, wenn jetzt irgendwie Anna Alex oder Jörg Bösch daneben sitzen würden, die würden das für sich, glaube ich, auch claimen. Also was ich jetzt bei dir raushöre, ist, der Fokus auf dieses Thema ist da, aber aus Endkundensicht seid ihr als Dienste eigentlich relativ gleich, oder?

Andreas Fischer: Ich glaube, dass im Endeffekt muss sich das natürlich, das, was man investiert in Prozesse, das ist ja kein Selbstzweck, sondern das muss ja auch beim Kunden ankommen. Und ich glaube, im Geschäftsmodell, was ja relativ komplex ist, wo du ja wirklich viele Daten auch hast, viele Informationen vom Kunden bekommst, eine entsprechende Erwartungshaltung entsteht, da ist das ganz entscheidend, dass man ein richtiges Setup hat, um das zu bewältigen. Und insofern glaube ich, dass das schon extrem relevant ist, wenn man ein gutes Kundenerlebnis erzeugen will und das im Endeffekt auch das Wichtigste ist für den Kunden.

Joel Kaczmarek: Ich meine, wenn man sich mal die Zahlen von euch beiden, weil ihr jetzt einfach sehr, sehr ähnlich direkt gleich gefühlt seid und sehr zeitnah auch gestartet seid, miteinander anguckt, Also wir hatten das Funding-Thema, wo irgendwie Outfittering 60 Millionen Dollar hatte und das Letzte, was ich bei euch jetzt bei der Auden-Finanzierung mitgeschnitten habe, waren irgendwie 6 Millionen, die ihr aufgenommen habt und vorher halt diesen Zusammenschluss. Also man hat einen riesigen Unterschied eigentlich beim Funding. Gleichzeitig habe ich mir mal so für 2014, damals hatte ich mir die Zahlen angeguckt, 1,4 Millionen Euro Verlust bei euch, 15 bei Outfittering, also Faktor 10 mehr Verlust, sprich starkes Investment in Wachstum. Was ihr so an Kunden kommuniziert habt, wart ihr relativ gleich auf. Was für mich den Eindruck erweckte, dass ihr effizienter seid, Aber das ist immer so, da hat man so viele weiche Faktoren drin, das kann halt wirklich trügen. Hast du nicht so ein bisschen Gefühl dafür, ob irgendwie ihr gleich groß seid, wer größer ist, wer effizienter ist? Oder vielleicht magst du auch gar nichts zu sagen, ist ein bisschen undankbar, über seinen Wettbewerb zu reden. Aber ich will das immer nachvollziehen von außen, welche Strategie da eigentlich erfolgsversprechender war.

Andreas Fischer: Kann ich nachvollziehen, aber ich muss dir auch einfach ganz ehrlich sagen, ich kann dir sagen, wie es bei uns läuft und wie es bei uns aussieht. Beim Wettbewerb habe ich da auch nicht die Einblicke.

Joel Kaczmarek: Würdest du es ja nochmal so machen, wie ihr es gemacht habt, mit geringem Funding und sehr sozusagen mit der Hand am Arm, wie der komische Höhle-die-Löwentyp immer gesagt hat, wachsen? Oder würdet ihr auch eher mal über so einen wachstumsstärkeren Weg nachdenken?

Andreas Fischer: Also ich glaube, im Nachhinein war das schon alles ganz gut, so wie es gelaufen ist. Ist natürlich nicht leicht. Manchmal wünscht man sich, dass man dann doch noch den einen oder anderen Euro auf der Seite hätte, um sich das Leben an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen einfacher zu machen. Aber das hat uns, glaube ich, sehr, sehr innovativ gemacht. Das hat uns sehr, sehr effizient gemacht. Und das war, glaube ich, wichtig, um eine Basis zu kriegen, wo du sagst, das Modell ist auch wirklich nachhaltig skalierbar. Also insofern Ich bin eigentlich happy.

Joel Kaczmarek: Bevor ich dich jetzt auf weitere Wettbewerber abklopfe, du hast ja schon gesagt, in welchen Ländern ihr aktiv seid. Wie verteilen sich denn die Umsätze? Wo funktioniert das denn besonders gut, das Modell? Und hast du noch weitere Märkte, die du erschließen willst?

Andreas Fischer: Großteil kommt weiterhin aus der Dachregion. Das ist schon unser Kernmarkt, muss man sagen. Aber The Clubroom, wo wir dann in Skandinavien und in Benelux unterwegs sind, das ist schon ein Bereich, der gerade stark wächst. Also da merkt man, dass uns das jetzt schon hilft, das Setup, was wir gebaut haben. Und deswegen schon ein Markt, in dem wir expandieren.

Joel Kaczmarek: Weil ich möchte jetzt natürlich eine Brücke bauen, zum Beispiel zu dem ganzen Thema Zalon. Sagt man nicht Zalon oder sagt man Salon? Ich weiß gar nicht. Also schreibt sich mit Z auf jeden Fall. Weiß ich auch nicht genau.

Andreas Fischer: Ich will mich da auch nicht festlegen.

Joel Kaczmarek: Muss ich mir mal mehr Werbung von denen angucken. Das ist ja jetzt ein Akteur, der irgendwie an Zalando angedockt ist. Wie ich es mitbekommen habe, war das wohl auch so ein bisschen so gewachsen, dass Outfittery früher eigentlich aus dem Zalando-Lager verkauft hatte und man darüber nachgedacht hat, sich zusammenzutun oder zu beteiligen. und dann irgendwie aus Frust der gemeinsamen Kommunikation halber wohl Zalon entstanden ist. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich finde mal so ein bisschen Gossip. darf ich auch mal streuen, einmal in meinem Leben. Wenn man sich die jetzt mal betrachtet, angedockt an Zalando, wo man natürlich einen ganz anderen Case hat, also man hat diese ganze Logistik-Power, die dahinter steckt, das Sourcing, Also du kriegst vielleicht bessere Preise beim Einkauf, die können Zalando Eigenmarken mit vertreiben, die können irgendwie die Retouren von Zalando auf dem Wege abkaufen, das hat ganz, ganz viele Möglichkeiten. Ist das ein Player, der für euch durch diese Angrenzung an so eine Plattform oder Anbindung an eine Plattform auch einen ganz anderen Aufschlag hat? Also habt ihr vor solchen Leuten irgendwie Angst? oder ist das irgendwie, wie ernst nehmt ihr so jemanden?

Andreas Fischer: Also grundsätzlich muss man vielleicht nochmal zum Markt sagen, es ist eigentlich gar nicht schlecht, dass da zwei, drei auch in Deutschland unterwegs sind, die einfach auch dafür sorgen, dass dieses Modell bekannter wird. Weil ich glaube, grundsätzlich sind wir in der Situation, wo wir noch in der sehr, sehr frühen Phase von Created Shopping sind. Ich glaube Der stationäre Einzelhandel bei uns gerade im Fashion-Bereich, gerade in der DACH-Region, gerade in Europa, ist immer noch stark, aber stark zurückgehend auch. Und die Leute müssen dann irgendwo anders kaufen. Entweder online, aber da geht es viel über Selection, also überhaupt Auswahl. Und vielen Kunden fehlt da einfach das Thema Beratung. Und da ist deswegen, glaube ich, ein unglaublicher Markt da. Also deswegen ist es, glaube ich, grundsätzlich gar nicht so falsch, dass da ein paar unterwegs sind und dafür sorgen, dass das überhaupt an Relevanz und Awareness gewinnt. Jetzt zu deiner Frage im Speziellen, zu Zalon. Da ist es natürlich so, dass der ein oder andere Vorteil ist, der da mitkommt. Das will ich gar nicht verneinen. Aber ich glaube, wirklich als Spezialist zu sein und diese Prozesse wirklich im Detail zu erarbeiten und da in die Tiefe zu gehen, das ist nicht trivial. Und wenn du dich da voll darauf fokussieren kannst und das wirklich mit der entsprechenden Leidenschaft machst, dann hast du da auf der anderen Seite auch unheimlich viele Vorteile, die vielleicht in einem Korsett, in einem größeren Konzern nicht so da sind.

Joel Kaczmarek: Ja, ich meine markentechnisch ist das auch ein ganz anderes Play. Also ein Zalon wird, glaube ich, sehr oft aus diesem Dunstkreis von Zalando wahrgenommen. Dafür hast du natürlich den Vorteil, dass ein Zalando hingehen kann und seine Bestandskunden zum Beispiel auch in so einen Kanal mal reinschieben kann. Also es kann so für Kundengewinnungskosten vermeintlich attraktiv sein. Ich glaube, das klingt auf dem Papier immer einfacher, als es in der Praxis dann wirklich ist. Aber wenn du sagst so, okay, ihr macht noch viel so Education-Marketing, kam ja eigentlich auch raus und es ist nicht schlecht, dass mehrere Player den Markt beackern. Glaubst du denn trotzdem, dass sich das noch konsolidieren wird? Weil viele haben ja auch geglaubt, wow, Curation ist gar kein eigenes Geschäftsmodell,es ist ein Feature, das sollte Amazon als Feature machenoder Zalando als Feature. Was Stitch Fix jetzt glaube ich vielen, vielen gezeigt hat,dass das nicht unbedingt so ist. Das heißt, wird es da passieren, dann nach deinem Gefühl her,also ist es auch vielleicht euer Ziel, gekauft zu werden,dass sich der ganze Markt konsolidiert? oder glaubst du,das wird sich eher noch verbreitern, der eine oder anderemacht dann vielleicht mal einen kleinen IPOoder bleibt einfach als beständiges Geschäft am Wachsen?

Andreas Fischer: Wie siehst du das? Ja, also ich glaube, dass wir jetzt wirklich an einem Punkt sind, wo klar ist, dass das nicht ein Feature ist, sondern wirklich eigenständiges Geschäftsmodell, was auch nicht wieder verschwinden wird aus der Handelslandschaft. Davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt. Und meiner Meinung nach wird das dazu führen, dass eher noch der ein oder andere Player das auch versuchen wird. Wie muss man dann sehen, ob das einfach als Feature angedockt wird oder als eigenständiger Bereich, das weiß ich nicht. Aber ich glaube, dass es mittlerweile klar ist, dass das Ganze funktioniert, dass es eine Relevanz hat und deswegen wird da doch noch das eine oder andere passieren.

Joel Kaczmarek: Was ist denn mit Stitchfix, wenn die sich irgendwann mal überlegen, nach Europa zu kommen? Also glaubst du, dass sie das zeitnah tun werden? Ich wäre da eher skeptisch und wenn ja, werden sie Erfolg haben oder eher nicht? so, wenn sie es schwer haben?

Andreas Fischer: Also mein Gefühl sagt mir auch, dass sie in den USA noch echt viel Potenzial haben und die Strategie, die sie anscheinend gehen, da auch peu à peu jetzt die einzelnen Nischen zu besetzen im US-amerikanischen Bereich, dass das erstmal ihr Fokus sein wird. Was dann in der Zukunft ansteht, das weiß ich nicht. Aber es ist natürlich für die Amerikaner, es ist ein breiter Markt wie Europa natürlich auch nicht ganz leicht, gerade im Bereich Fashion mal alles abzuwarten.

Joel Kaczmarek: Traust du euch zu, dass ihr irgendwann mal Richtung USA expandiert?

Andreas Fischer: Never say never, aber ich glaube, wir haben mit Europa hier wirklich einen großen Markt, hier noch viel Potenzial. Da muss man gar nicht zwingend in weitere Märkte gucken. Ich glaube auch, dass wir in den Ländern, in denen wir aktiv sind, noch extrem viel Potenzial haben, weil, wie gesagt, ich davon überzeugt bin, dass Graded Shopping da immer noch relativ am Anfang steht und es immer noch viel zu viele gibt, die nicht wissen, dass sie ihre Kleidung auch über so wunderbare Boxen beziehen können. Deswegen glaube ich, ich wäre erstmal ganz happy mit den Regionen, in denen wir so unterwegs sind. aktuell.

Joel Kaczmarek: Bevor wir als letztes vielleicht auch mal über deine Investoren sprechen, was siehst du denn noch für Wachstumspotenzial für euch? Also wir hatten jetzt schon das Thema Frauen, wo man auch mal vielleicht diskutieren kann. Also Zalon macht das, Stitchfix macht das, aber die einen haben eine Plattform im Hintergrund, die anderen einen Riesenmarkt. Kisura hat es hier irgendwie aus welchen Gründen auch immer nicht geschafft. Also Frauen könnte man darüber nachdenken. Eigenmarken hatten wir. Einfach weiter internationalisieren, die Märkte da einfach ganz normal generisch hochschmeißen. Was siehst du sonst für Wachstumspotenzial von den Themen, die ich gesagt habe oder vielleicht noch darüber hinaus?

Andreas Fischer: Ja, also ich glaube, wir haben jetzt schon eine ganze Menge wichtige Themen angesprochen. Natürlich kann es Sinn machen, auch, und da haben wir auch drüber gesprochen, schon beispielsweise produktmäßig noch zu erweitern und da einfach nochmal einen zusätzlichen Touchpoint zum Kunden hin zu gewinnen, wie beispielsweise über Businessware das noch stärker auszubauen. Das sind sicherlich Möglichkeiten, die es gibt. Auch weitere Internationalisierung will ich nicht ausschließen, auf keinen Fall. Aber wie gesagt, ich Ich glaube, das wird ja auch ganz gut klar, so wie wir uns entwickelt haben. Wir versuchen da nicht zu überstürzen, sondern die Sachen vernünftig voreinander zu bringen. Und da sehen wir einfach, dass wir gerade in den Märkten, in denen wir aktiv sind, noch echtes Potenzial haben, einfach auch über die Art und Weise, wie wir bisher gewachsen sind, da weiter Gas zu geben. Und wenn wir da jetzt noch Podcast-Werbung machen, da kann das alles nur noch richtig steil gehen.

Joel Kaczmarek: Da fliegen die Löcher aus dem Käse. Genau. Aber höre ich daraus, dass eigentlich auch so, oder das habe ich für mich auch ein bisschen gefragt, der Rückfluss zu den Marken von euch, also die Kompetenz, die ihr zu den Produkten aufbaut, die kann man natürlich in Eigenmarken stecken, aber die könnte man auch monetarisieren in Form von Datenströmen hin zu den Herstellern, könnte ich mir vorstellen. Oder Services, Zalando hat ja auch teilweise eigene Services-Ableger geschaffen. Ist das eine Erwägung?

Andreas Fischer: Ja, also was auf jeden Fall richtig ist, dass das Thema Daten für unsere Hersteller extrem relevant ist, weil die zum Teil einfach gar nicht wissen sonst, wer kauft denn eigentlich meine Artikel und was sind das eigentlich für Kunden und was kaufen die sonst noch, was sind denn eigentlich die wichtigsten Retourengründe, da haben wir natürlich extrem viel. Ich glaube, das Entscheidende für mich ist, dass wir das nutzen wollen und auch schon nutzen, um einfach eine enge Beziehung zu den Marken aufzubauen und da sehr nah dran zu sein. Und wenn man dann ein intelligentes Setup findet, dann ist das eine Partnerschaft, wo beide anständig profitieren.

Joel Kaczmarek: So, wie angedroht, letztes Thema, Investoren. Wir hatten irgendwie diesen Zusammenschluss ja schon mal kommuniziert. Finanziert wurde er unter anderem von dem Kies Kuhlen, muss man ja mal helfen, ob ich ihn richtig ausspreche.

Andreas Fischer: Kies Kuhlen heißt er.

Joel Kaczmarek: Das ist ein cooler Name eigentlich. Dem ehemaligen, oder dem CEO von Booking.com. und Connect Ventures als VC sowie, und da kommt der Name, der ist mal halbwegs aussprechbar, Hein Präterios, der irgendwie zu dieser Allegro Group gehört, also ehemals dort CEO war, die auch irgendwie mit Nespas zusammenhängen. Wie muss ich mir dieses Konstrukt vorstellen? Also wie funktioniert das jetzt? Habt ihr irgendwie einen Beirat, wo du mit irgendwie den, den Hans nennt man ja gesagt, wo du mit den Akteuren jetzt zusammensitzt und euch irgendwie über die gemeinsame Strategie irgendwie austauscht? Könnt ihr noch sehr aktiv selbst entscheiden? oder wie ist das Konstrukt da gebaut?

Andreas Fischer: Also wir haben keinen klassischen Beirat. Wir tauschen uns aber durchaus intensiv aus. Also gerade mit KS Kohlen ist da sehr aktiver Austausch. Das war ja wirklich auch nochmal für uns ein guter Schritt, den mit reinzubekommen im Zuge der Akquisition von The Clubroom. Er hat in dem Zuge ja auch nochmal investiert in das gemeinsame Unternehmen. dann und mit dem tauschen wir uns schon stark aus. Und das ist super spannend, weil er natürlich echt extrem Erfahrung hat, Booking aufgebaut hat. Ich sehe jetzt viel als Founding-Partner von EQT Ventures auch und das ist toll, da jemanden zu haben, der einem hilft, dann nochmal aus dem Tagesgeschäft so ein bisschen rauszukommen und langfristig zu denken und in die Zukunft zu gucken.

Joel Kaczmarek: Müsst ihr nicht auch für euch eigentlich so einen, wo ich mich immer mit diesem Namen so schwer tue, Anders Holch Paulsen heißt der, der Däne, der irgendwie so umtriebig ist. Wäre das nicht für euch eigentlich so eine Aufschlagsrichtung, mehr in so fashion-orientierte Investoren auch nochmal zu gucken oder ist das irgendwie das Klima dafür zu schlecht gerade?

Andreas Fischer: Andershorch Pausen, der Gründer und Besitzer von Bestseller, das ist, glaube ich, auch bei Zalando stark investiert.

Joel Kaczmarek: Ja gut, da hast du eine Stimme, da hast du einen Conflict of Interest.

Andreas Fischer: Genau, also deswegen ist das da

Joel Kaczmarek: Aber du weißt, was ich meine, die Denk-Liga, meinte ich jetzt auch, ja?

Andreas Fischer: Klar, das ist sicherlich interessant, ist immer interessant. Also wenn wir nochmal nachdenken würden, Investoren reinzunehmen, dann spielt natürlich das, was vielleicht über Kapital dazu kommt, auch nochmal eine Rolle und Dann Leute an Bord zu haben, die nicht nur den Online-Markt in der Tiefe verstehen, sondern auch den Fashion-Markt entsprechend verstanden haben und da einfach Experten sind in dem Feld mit dem entsprechenden Netzwerk, kann sowas schon spannend sein, klar.

Joel Kaczmarek: Warum habt ihr eigentlich noch keinen Media-for-Equity-Deal gemacht? Wenn du mir sagst, das hat für euch voll gut funktioniert am Anfang, warum hat ProSieben euch noch nicht die Taler auf den Tisch gelegt zum Beispiel?

Andreas Fischer: Weil ich ehrlich gesagt nicht der allergrößte Fan bin von Media-for-Equity. Ich habe gerade vorhin auch gesagt, für uns ist es wichtig, dass wir unsere Media sehr gezielt platzieren, dass wir sehr genau wissen, wo unser Geld da reinfließt. Da gucken wir schon sehr genau drauf. Und wir sind eigentlich gut damit gefahren, da selbst zu investieren, dann aber auch genau zu wissen und genau steuern zu können, wo das Geld hinfließt.

Joel Kaczmarek: Sag doch mal abschließend, wie ist das generell bei eurer Thematik? War es in der Vergangenheit auch schwierig, sowas finanziert zu bekommen? Also ist das insgesamt etwas, was Investoren zum Beispiel so irgendwie finanzieren? Also das ist ja so ein bisschen wie die Bundesschatzbriefe, sage ich immer, der Investorenwelt, weil E-Commerce so berechenbar ist, dadurch nicht so viel Scale-Potenzial, dadurch irgendwie sehr nuklearer Winter teilweise gewesen. War das schwer, so etwas finanziert zu bekommen und zu erklären?

Andreas Fischer: Ich glaube, was uns stark geholfen hat, ist, dass wir immer sehr wirtschaftlich gearbeitet haben und auch deswegen relativ früh Banken an Bord bekommen haben, um das Working Capital zu finanzieren. Das hat uns wirklich geholfen und uns auch ein Stück weit unabhängiger gemacht, als das vielleicht viele andere Startups sind.

Joel Kaczmarek: Hervorragend. Also man muss mal dem geneigten Zuschauer hier irgendwie berichten. Ich habe wirklich gerade viereinhalb Seiten an Fragen gestellt. Viele von unseren Hörern. Also wie gesagt, macht davon gerne Gebrauch. digitalkompakt.de slash messenger. Ich freue mich, wenn eure Fragen hier auch mit reintrudeln. Und dir danke ich ganz herzlich, dass du dir so viel Zeit genommen hast und so viel Atem. Also mal so 77 Minuten zeichnen wir hier gerade auf. Wahnsinn. Aber man merkt es gar nicht so, oder?

Andreas Fischer: Hat Spaß gemacht, ja. Kurzweilig.

Joel Kaczmarek: Schade, ich habe ja gedacht, ich habe dich auch mal hier und da ein bisschen geärgert mit gemeinen stechenden Fragen, aber Ja? Nee?

Andreas Fischer: Also ich bin ganz entspannt.

Joel Kaczmarek: Na gut, dann muss ich nochmal härter üben hier, dann werden es nächstes Mal zwölf Seiten. Nein, Spaß beiseite. Dir ganz herzlichen Dank und die Daumen sind natürlich gedrückt für einen deutschen Unternehmererfolg im Curation-Bereich.

Andreas Fischer: Danke dir, Joel.