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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital Kompakt. Und wenn du regelmäßig bei uns einschaltest, dann weißt du, dass du hier immer auf sehr, sehr spannende Menschen triffst, die nicht minder spannende Geschichten zu erzählen haben und ganz viel Wissen bereithalten für dein Unternehmen, aber auch für dein privates Leben. Also du nimmst hier richtig viel mit. Und heute haben wir eine sehr besondere Geschichte, glaube ich, und auch einen nicht minder besonderen Mann, nämlich den lieben Christian Schäuble. Christian betrachte ich mittlerweile schon als Freund, alleine weil er mir dabei geholfen hat, unser Büro wunderschön zu machen, indem unsere Küche auf seiner Arbeit basiert. Ihr kennt ihn garantiert alle durch eines seiner Produkte, nämlich die Bread & Butter Konferenz, die er dann irgendwann in Zalando-Hände übergegangen ist und bis dahin für riesige Schlagzeilen viel Erfolg gesorgt hat. Aber nicht minder erfolgreich ist er mittlerweile im Möbelbereich. Er hat nämlich mit einigen Partnern eine Möbelfirma zusammen, die nennt sich Nudels, Nudels und Nudels. Und ein spezieller Arm, unsere Küche in dem Fall, stammt von der Firma Authentic Kitchen. So, jetzt sagt ihr, hä, was ist mit denen los? Die reden jetzt hier über Küche, hä? Ich kann euch sagen, es gibt sehr, sehr viele spannende Strömungen, die im Leben von Christian zusammenstehen. Einerseits Kulinarik, Essen, Ernährung, Lebensmittel. Wir merken ja auch schon Noodles als Name, Bread & Butter, da steckt überall das Thema Essen drin. Aber eben auch das ganze Küchengeschäft, wo wir lernen werden heute, wie vertreibt man so etwas eigentlich? Wie kommt man dazu, Küchenmöbel zu bauen? Wie sieht der Markt dafür aus? Und noch ein Gist mehr. So, lieber Christian, das mal als kleines Entree zu dir. Schön, dass du da bist. Herzlich willkommen.
Christian Geyr: Ja, herzlich willkommen ebenso. Danke, Joel, für dieses charmante Introducing. Sehr nice.
Joel Kaczmarek: Und wir müssen jetzt mal beim Urschleim anfangen, du und ich. Wie ist der Beginn, das ist ja immer das Spannende, also ich liebe ja an Gründergeschichten den Geschichtsteil, jetzt nicht im Sinne von langweiliger Schulunterrichtsgeschichte, sondern von Abenteuer, was da alles dazugehört. Wie seid ihr denn dazugekommen, Nudels ins Leben zu rufen?
Christian Geyr: Ja Joel, wie sagt man so schön, das ist eine lange Geschichte. Tatsächlich liegt die auch über 30 Jahre schon zurück. Also Nudels in Nudels Corporation hat sich 1990 gegründet. Also der Eintrag beim Gewerbeamt Neuss datiert auf den 01.01.1990. Und damals haben wir als Freunde, wir waren also die Nudels, die drei Nudels, Wolfgang Ahlers, André Reitemeier und meine Wenigkeit waren eigentlich Freunde.
Joel Kaczmarek: Seid das immer noch?
Christian Geyr: Wir sind immer noch Freunde. Wir haben das geschafft, trotz aller Auf und Abs. Ja, damals haben wir uns einfach so sehr gemocht und das war ja natürlich auch so als um die 20-Jährige die Zeit, wo man sich überlegt hat, was stelle ich jetzt in meinem jungen Leben an. Da haben wir uns entschlossen, also die oberste Priorität ist, wir machen was zusammen und möglichst kreativ. Und ja, das war eine relativ intuitive, spontane Entscheidung, der wir dann alles nachfolgende untergeordnet haben.
Joel Kaczmarek: Und warum Nudels? Also wolltet ihr eine Pasta-Fabrik aufmachen oder wie kam der Name zustande?
Christian Geyr: Ja, also das werden wir natürlich sehr oft gefragt, weil klar, der Name steht jetzt nicht im direkten Zusammenhang erkennbar mit unserem geschäftlichen Inhalt. Damals war, wie gesagt, also eigentlich diese Motion, Freunde zusammen was machen, Loyalität und so, das stand im Vordergrund bei der Entscheidung, etwas zusammen zu starten. und speziell Gerade zu dieser Zeit hatte uns ein filmisches Meisterwerk von Sergio Leone, Titels Once Upon a Time in America, besonders berührt und inspiriert. Und einer in dem Film, also der Main Character eigentlich, also der charismatische Main Character in dem Film, heißt eigentlich David Aronson, aber sein Nickname ist Nudelsen.
Joel Kaczmarek: Und dann habt ihr euch sozusagen als die drei Nudels verstanden?
Christian Geyr: Ja, so sieht das aus. Also ohne uns da großartige Gedanken drüber zu machen. Also ich habe jetzt keine Konzeptionsmeetings oder dergleichen. Wir haben halt einfach irgendwie gesagt, naja, okay, jetzt Nudels. Nudels ist cool, aber wir sind ja zu dritt. Wir sind Freunde zwar, aber eigentlich wie Brüder. Sprich, wir sind ein Familienunternehmen und deshalb Nudels, Nudels and Nudels Corporation.
Joel Kaczmarek: Passt ja eigentlich auch. Also wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist das eine Film-Trias. Once Upon a Time in America, in the West und in a Revolution. Von daher, vielleicht habt ihr ja auch drei Revolutionen durchgemacht. Was wolltet ihr denn inhaltlich tun? Also Nudels war der Name, aber was war euer Inhalt?
Christian Geyr: Ja, der Inhalt war, wir hatten eigentlich irgendwie das Gefühl, wir müssen unbedingt was Kreatives machen. Also ich selber habe da schon im Fotolabor gestanden und Schwarz-Weiß-Filme entwickelt und habe mich selber als Fotograf verstanden. Aber insgesamt als Truppe hatten wir da auch irgendwo den Ansatz, ein kreatives Business zu machen. Und ja, wir wollten einfach zusammen sein, zusammen was machen und das sollte kreativ sein.
Joel Kaczmarek: Und was wusste ihr noch gar nicht? Ihr habt eine Firma gegründet, bevor ihr eigentlich wusstet, was eurer Kreation sein wird? Absolut.
Christian Geyr: Also wir hatten weder einen Businessplan noch sonst was. Also wir hatten wirklich nur diese Intuition und dieses Commitment miteinander und das war der Starting Point.
Joel Kaczmarek: Was habt ihr dann gemacht?
Christian Geyr: Ja, im ersten Schritt ging es halt darum, dass wir uns eine Plattform schaffen. Und da haben wir uns ein bisschen informiert über verfügbare Locations in unserem Umfeld. Tatsächlich gab es sogar vom Gewerbeamt Neuss eine Liste mit verfügbaren Objekten zur Miete oder zu Kauf. Und da sind wir dann auf so eine leerstehende Honigabfüllerei gestoßen. Also so ein Gewerbeobjekt mit 800 Quadratmetern Gebäudefläche, 1600 Grundstück. in unserem Ort, wo wir da gerade starten wollten und zu einem akzeptablen Preis. Und dann hatten wir noch jemanden dabei, der da mit eingestiegen ist, um die Hälfte der Miete zu übernehmen, weswegen das für uns dann überhaupt erst realistisch wurde. Und dann haben wir damit gestartet, dass wir erst mal gestartet sind. Also zusammenziehen, die Plattform schaffen und die Basis schaffen und von da aus erst mal zu gucken, wie es weitergehen kann. Naja, also wir haben halt gesagt, wir wollen zusammen wohnen und zusammen arbeiten. Wir haben das also gleich von Anfang an irgendwie miteinander verbunden und dann ging es darum, dass wir überhaupt diesen Ort haben, wo das stattfinden kann. Naja, erstmal haben wir Entwicklungsarbeit geleistet, weil wir hatten natürlich überhaupt kein Budget. Und das bedeutet, dass wir natürlich mit dem lowest entry point reingegangen sind. Infolgedessen war die Immobilie, die wir da akquirieren konnten, in einem entsprechend rudimentären Zustand. Also da War eine Honigabfüllerei, so ein Betrieb für 30 Jahre drin. Und da war also in den Sekretärinnenbüros noch so Ölheizung in der Ecke. Und ja, das war alles sehr, sagen wir mal, noch ein Nachkriegs-Deutschland. Und das haben wir so übernommen im Prinzip, also ein etwas Rohbaumäßiger Zustand. Und dann ging es in erster Linie darum, dass wir das erstmal in so einen Zustand bringen, dass wir da überhaupt existieren können, dass das für uns adäquat ist.
Joel Kaczmarek: Und kam dann schon das Thema Möbel auf, weil eigentlich Bread & Butter war ja so euer Kapitel vor dem eigentlichen Möbelgedanken, richtig?
Christian Geyr: Ja, das ist nicht richtig tatsächlich, denn Bread & Butter, das ist natürlich so ein Highlight, aber Bread & Butter haben wir erst 2001 gegründet, also wir befinden uns ja noch im Jahr 1990. Da haben wir also von Bread & Butter das überhaupt mal keine Vorstellung gehabt. Obwohl, Bread & Butter ist ja eine Messe, jetzt mal auf Plattdeutsch gesagt. Und tatsächlich war es so, dass wir damals schon Anfang der 90er, als wir angefangen haben, da uns irgendwie aufzubauen, mit unserer Commercial Art Agency war Messebau schon ein Bestandteil. Und in Neuss bedeutet das, dass wir also mit Messe Köln und Messe Düsseldorf, Novea schon so Berührungspunkte hatten, insofern, dass wir da als Messebau gemacht haben und so schon dieses Messegeschäft kennengelernt haben. Also schon eigentlich zehn Jahre, bevor wir dann selber Messeveranstalter geworden sind. Aber wir wollten das nie werden und da bestand am Anfang auch kein Zusammenhang.
Joel Kaczmarek: Okay, also seid ihr 1990 quasi erstmal gestartet als so ein Kollektiv, dann hat sich so rausgeschält, dass ihr angefangen habt, als eine Art Kreativagentur zu arbeiten, habt irgendwie erste Berührung gemacht mit Messen, aber selber gar keine veranstaltet, sondern wart mehr so eine Art, heute wird man wahrscheinlich Kreativagentur sagen.
Christian Geyr: Naja, sagen wir es mal auf Plattdeutsch eher so Hands oder Heavies. Ich will das mal nicht verschönern hier. Also wir waren da wirklich in der untersten Kaste und haben die Messe mal wirklich von der Pike auf kennengelernt. Mit Nächte durcharbeiten, um da noch irgendwelche Arbeiten zu machen als quasi Ausbildungskräfte.
Joel Kaczmarek: Und wie seid ihr dann zum Thema Möbel gekommen?
Christian Geyr: Ja, das ist ganz interessant, weil das hat wiederum damit zu tun, dass wir da diese Location bezogen haben und wie gesagt, die halt auch eigentlich erstmal in einem rudimentären Zustand war und es für uns darum ging, die jetzt praktisch aufzupimpen, für unsere Zwecke adäquat herzurichten. Und da ist es so notmachterfinderisch. Da hatten wir jetzt keine Budgets. Wir konnten da jetzt nicht irgendwie mal eben so planen, Innenarchitekt oder wie auch immer, sondern wir mussten halt gucken, wo wir das Zeug herbekommen, das wir brauchen, um uns da auszustatten. Und wir reden jetzt von angefangen bei Heizung und sanitären Einrichtungen bis natürlich so Ausstattungen wie Schränke, Schreibtische und so weiter. Und aufgrund auch so dieser Messenähe und den Themen, die, also jetzt muss man vielleicht nochmal ein bisschen differenzieren, also Messe bedeutet für uns Modemesse. Wir hatten jetzt also nicht mit Food oder sonst was Messen zu tun, also speziell Modemessen war unser Thema. Da ging es halt sehr stark um Themenwelten und ein starker Bestandteil dieser Themenwelten war halt diese Heritage-Industrial-Geschichte. Da waren wir auch sehr von inspiriert. Das war sowieso unser natürliches Designverständnis. Und so sind wir dann auf die Idee gekommen, in umliegenden, leerstehenden Fabrikhallen uns ein bisschen umzuschauen, was wir da so finden können, um das für uns selber zu nutzen. Das fängt jetzt an bei Heizkörpern, Leuchtmitteln, aber auch so Werkbänke oder Werkzeugschränke, die wir dann für unsere eigene Zwecke hergerichtet haben. und so kam so ein bisschen der Bezug zu den Möbeln, also durch Streifzüge, durch leerstehende Fabrikhallen, wo wir uns einfach mal Sachen mitgenommen haben, so alte Werkbänke oder Werkzeugschränke, die da jahrzehntelang rumstanden, die da irgendwann mal gebaut worden sind von der Belegschaft für die eigenen Zwecke und jetzt verlassen, verwaist, da zurückgeblieben sind. Und ja, wir haben uns den Sachen angenommen, liebevoll aufgearbeitet und dann so in unser Umfeld integriert und damit eigentlich auch so ein bisschen so einen Style kreiert.
Joel Kaczmarek: Und ich versuche ja noch nachts rauszuhören, wann ihr quasi in so einen Business-Modus gegangen seid. Natürlich.
Christian Geyr: Also der Business-Modus war von Anfang an ein Aspekt. Wie kommen wir jetzt an Geld? Der erste Schritt hat damit angefangen, dass von den Sachen, die wir da aus alten Fabrikhallen rausgeholt haben, um die für uns selber zu nutzen, irgendwann natürlich Sachen überhatten. Und über private Kontakte ist es dann so gekommen, dass wir die als Kommissionsware in schon ganz gute Möbelläden platzieren konnten in Deutschland. Düsseldorf oder in Köln. Und obwohl dieses ganze Thema Industrial Vintage damals eigentlich jetzt noch gar nicht so bekannt war, hat das ganz gut funktioniert, weil die Sachen für sich einfach Begehrlichkeiten geweckt haben und dann auch über den Ladentisch gegangen sind. Und so konnten wir dann mit den diesen originalen alten Vintage Industrial Furnitures, die wir da aus alten Fabrikhallen rausgeholt haben und aufgearbeitet haben, auch so ein kleines Geschäft aufziehen. Aber wie gesagt, ich habe auch als Fotograf gearbeitet und war da immer auf den Modemessen unterwegs. Also nachts haben wir da oder vor der Messe haben wir da Stände aufgebaut und während der Messezeit bin ich dann da irgendwie rumgelaufen als Fotograf mit meiner Mappe unterm Arm und habe mir da Kunden gesucht, für die man dann mal so ein Lookbook oder ein Fotoshooting machen kann.
Joel Kaczmarek: Dann kommen ja manchmal so die Kreuzungen im Leben. War dann deine Kreuzung mehr in Richtung Fotografie zu gehen oder mehr in Richtung Möbelbau oder schon das Thema Messe sukzessive anzugehen?
Christian Geyr: Ja, das ist ein interessanter Punkt, weil wir sind dann irgendwann auf den Trichter gekommen, diesen Look der Möbel, die wir selber da aus alten Fabrikhallen rausgeholt haben, zu produzieren. Angefangen hat das damit, dass wir die Idee hatten, ein Stahlbett im Anführungszeichen Gefängnisgitter-Design zu entwickeln. Also sprich, so ein klassisches Bett mit Kopfteil, Fußteil, was man so kennt, was eher so Messing oder verschnörkelt ist. mal neu interpretiert auf das Thema Jailhouse oder Prison, also schwedische Gardinen, Kopfteil, Fußteil, Stahlrohr, Flacheisen, geradliniges Design. Und das hat man in unserer eigenen Werkstatt mal zum Prototypen gebaut. Und ich war da auch für eine Modefirma im Shooting und die Stylistin, mit der konnte ich gut. Und die hat dann aus ihrer Begeisterung heraus für mich und für dieses Bett ihren Freund angerufen, Andreas Frede, damals Chefredakteur von der Max, also ein neues Magazin in Deutschland, das damals, glaube ich, den Magazinmarkt in Deutschland ganz schön aufgekrempelt hat und hatte ihm irgendwie so dieses Bett vorgestellt und den Christian. Ich hatte ihn dann auch am Telefon und da kam es dazu, dass wir da in der Zeitschrift Max eine Verlosungsaktion für eins unserer Betten, für dieses Jailhouse-Bett hatten. Jailhouse-Fuck haben wir das damals genannt. Das war Und ja, die Redaktion war überwältigt, weil die hatten dann auf einmal über 1500 Zuschriften auf die Verlosungsaktion, was da eher selten vorkommt und hat halt deutlich gezeigt, dass das ein Thema ist. Und das hat uns ein bisschen den Push gegeben, irgendwie zu sagen, okay, also geiles Thema, finden wir auch. Und dann stellen wir das jetzt mal bereit. Jetzt müssen wir uns Gedanken dazu machen, wie können wir denn das, was wir da angeschoben haben, also so ein Bett, was offensichtlich ein gutes Feedback hat und eine Marktakzeptanz hat, wie können wir das jetzt so zum vernünftigen Preis an den Start bringen? Und da waren wir zu unserer Schlosserei gegangen hier in Deutschland, wo wir mit zusammengearbeitet haben schon für verschiedene Projekte und hatten die angefragt, ob sie das für uns bauen wollen. Dann meinten die auch, ja, super Sache, können wir machen. Wie viel braucht ihr denn? Ja, haben wir gesagt, mal so peu a peu, so quasi Nachbestellung. Und dann haben die auch so ein bisschen geschmunzelt. Also die haben uns schon sehr gemocht. Wir meinten auch so, ja Jungs, wir müssen jetzt hier mal irgendwie, keine Ahnung, 70 Kilometer Lüftungsschicht durchweißen. Aber so Einzelbetten bauen ist jetzt nicht so angesagt. Aber wenn wir das machen, dann kostet das halt unzuviel. Das war aber out of the world. Weswegen wir dann also überlegt haben, wie können wir da irgendwie vernünftig arbeiten. so ein Bett produzieren und wie der Zufall es will, beim Bier holen abends am Kiosk, der Wolfgang, mein Freund und Partner Wolfgang, trifft den Locky. und fünf Tage später saßen wir im 7er BMW nach Polen 1992, quasi Ex-Sowjetunion und waren dann da unterwegs nach Oberschlesien, also quasi sowas wie das Ruhrgebiet in Deutschland, Und musstest du da schon irgendwelche Mindestmengen quasi vorproduzieren lassen und bezahlen?
Joel Kaczmarek: oder hast du gesagt, ich sammle erstmal Bestellungen ein und dann geht das los? Wie war das?
Christian Geyr: Ja, also das war wirklich für uns der glückliche Zufall, dass da die wirtschaftlichen Anforderungen anders waren als jetzt hier bei dem Betrieb in Deutschland, wo wir angefragt hatten, der natürlich einer ganz anderen ökonomischen Druck unterlegen war, der gesagt hat, ja, also so Einzelanfertigungen, das ist nicht praktikabel. Dort war es praktikabel, also wir konnten also wirklich erstmal mit kleinen Stückzahlen anfangen, trotzdem zu einem guten Preis im Vergleich zu dem, was wir hier in Deutschland bezahlt hätten und damit zu einem marktfähigen Endverbraucherpreis in Deutschland.
Joel Kaczmarek: Jailhouse-Fuck finde ich aber auch ein bisschen einen legendären Namen. Als du eben meintest, ich habe da so die Assistentin von dem Shooting kennengelernt, wir haben uns gut verstanden und dann war da dieses Bett, da habe ich eine Sekunde noch gedacht, jetzt geht die Geschichtserzählung in eine andere Richtung. Hat das denn gefruchtet? Also habt ihr mit diesem Bett Erfolg gehabt?
Christian Geyr: Also das ist eingeschlagen wie eine Bombe. Muss man so sagen, hatten wir jetzt auch selber nicht gerechnet, war eigentlich eher so ein Trial-and-Error-Projekt. Aber es kam halt sehr, sehr, sehr, sehr gut an. Spiegel rief dann auch an, ich glaube 93 oder 94, ja, hallo, hier, ihr mit eurem Sadomaso-Bett und so. Ich saß gerade bei uns im Schreibtisch in unserer coolen Headquarters. an so US-Government-Furniture, das wir für uns aufgearbeitet hatten. Hab mich tierisch gefreut, als der Spiegel anruft. Fand's ein bisschen doof, dass die da irgendwie mit dieser SMS-Nummer ankamen, weil wir waren ja eigentlich so Das war überhaupt nicht unsere Intention. Paar Jungs die sich zusammengetan haben, um was Kreatives zu machen, ein Thema aufgegriffen haben, das so ein bisschen inspiriert war von so einem Levi's Commercial Jailbreak, wo Brad Pitt mit seiner 501 aus dem Knast entlassen wird. Und ja, hatten wir denen gesagt, nee, mit SM haben wir hier nichts zu tun und so, wollten die aber nicht hören, kam dann trotzdem so ein SM-Artikel raus. Ja, aber Jailhouse-Fuck war einfach eine funny Idee. Ein bisschen so ein Spiel mit Image, mit Perception, mit Kinky, aber es ist einfach Fun.
Joel Kaczmarek: Was waren denn dann die nächsten Schritte? War das der Grundstein eines Möbelimperiums oder hat es euch in eine andere Richtung geschlagen?
Christian Geyr: Naja, also Möbelimperium, da arbeiten wir ja noch dran. Jetzt, 30 Jahre später. Aber damals war es tatsächlich der Grundstein dafür, dass wir heute als Nudels, Nudels & Nudels Corporation hauptsächlich als Möbelfirma wahrgenommen werden. Also damals haben wir uns ja, wie gesagt, zur eher als Kreativagentur verstanden mit Projekten, Ladenbau, Messebau, Fotografie, im Prinzip Full-Service-Agentur, Fokus-Mode, Lifestyle. Aber was sich wirklich daraus kristallisiert hat, ist, dass wir Möbel produzieren. Und das Bett war nach den Möbeln, die wir da aus alten Fabrikhallen rausgeholt haben und aufgearbeitet haben, das Erste. erste Möbelstück, das wir wirklich selber entworfen und selber produziert haben, bis heute. Und daraus ist halt diese ganze Möbelgeschichte entstanden, dass wir angefangen haben, mit Möbelhändlern zusammenzuarbeiten, dass wir überhaupt im Markt vertreten sind, dass wir als Möbelfirma wahrgenommen werden. Und ja, das hat so ein bisschen auch gezogen.
Joel Kaczmarek: Warum wart ihr damals nicht schon Möbelmagnat? Warum macht ihr erst 30 Jahre später quasi den Fortgang dessen, was ihr damals eigentlich begonnen habt?
Christian Geyr: Naja, man muss sich vor allen Dingen eins vor Augen halten. Als wir angefangen haben mit Industrial Furniture oder Vintage Furniture, heute haben wir ja Begriffe dafür. Als wir damals damit angefangen haben, da war das einfach, sagen wir mal, im Lifestyle-Bereich noch kein definiertes Thema. Also den Begriff Vintage, Vintage Industrial, den gab es noch gar nicht. Es gab auch noch kein Adidas Original. Dieses ganze Thema mit Coffee Racer und Reto, das war alles noch gar nicht ausgeprägt und formuliert und definiert. Wir waren da, muss ich mal sagen, so ein bisschen vor der allgemeinen Zeit. Und ja, deswegen war das auch noch nicht so ein großes Thema. allgemein, businessmäßig, ja.
Joel Kaczmarek: Seid ihr dann in Richtung Bread & Butter schon abgebogen oder gab es für euch noch Zwischenstationen?
Christian Geyr: Bread & Butter hat sich daraus ergeben, dass wir im Jahr 2000 im Kölner Rheinauhafen eine alte Fabrikhalle angemietet haben, um parallel zur internationalen Möbelmesse in Köln die Noodles Authentic Furniture Collection zu präsentieren. Also für uns war der direkte Auftritt auf der Internationalen Möbelmesse in Köln jetzt kein Thema, aus verschiedenen Gründen. Wir hatten uns dafür entschieden, uns als subkulturelles Independent Brand im Rahmenprogramm zur Möbelmesse zu präsentieren, das heißt Passagen. Das ist so ein Klammerbegriff für Remote Locations, die zum Zeitpunkt der Möbelmesse ihre Kollektionen präsentieren. Da haben wir uns auch positioniert und als Plattform haben wir uns dafür diese alte Fabrikhalle in diesem Rheinauhafen in Köln gemietet und mit viel Aufwand hergerichtet. Also es war wirklich so ein Rundown-Location. Da musste unheimlich viel gemacht werden, damit man da überhaupt eine Möbelausstellung sieht. Aber wir waren ja eine gute Truppe mit viel Hands und alle haben angepackt. und mitten im Winter bei 15 Grad Minus wurde das da alles hergerichtet. und als es dann soweit war zur Möbelmesse hatten wir da eine Fantasie. fantastische Präsentation mit allem, was dazugehört. Also erstmal natürlich unsere Möbel, auch noch ein paar Partner-Brands mit dabei. Dann haben wir dafür gesorgt, dass es ein ordentliches Catering gibt und dass wir das alles so ein bisschen visuell aufarbeiten mit Video-Installationen, mit einem Videokünstler. Und natürlich gehörte dazu, dass man abends eine Party macht, wo es immer mit Techno-DJs richtig hoch hergeht bis in die frühen Morgenstunden. Und ja, so haben wir da unseren Zugang gefunden.
Joel Kaczmarek: Und das war dann wahrscheinlich der Auftakt eines langen Lebens in der Messewelt, oder?
Christian Geyr: Naja, damals war es halt so, dass Karl-Heinz Müller, der zu dem Zeitpunkt in Köln den damals auch schon wegweisenden Fashion Store 14Ounce betrieben hat, da uns kennengelernt hat. Ich hatte für ihn auch dann irgendwie angefangen als Fotograf Fotoproduktionen zu machen, Kataloge zu produzieren und so weiter. So haben wir uns ein bisschen kennengelernt. Er hat dann irgendwie so gesehen, was wir da so machen, atmosphärisch, eventmäßig und er kam so ein bisschen von der Modeseite und hat dann irgendwie das so miteinander verbunden und hatte die Idee, wie wir das jetzt gemacht haben, so parallel zur Möbelmesse irgendwie so coolen Off-Event zu organisieren. Er hat gesagt, naja, das kann man ja auch zur Mode machen. Und da gab es ja die Herren-Mode-Woche Interjeans in Köln und da hat er so ein bisschen die Intention reingebracht, da auch ein Side-Event zu organisieren und wollte uns da unbedingt als Partner haben, weil er gesehen hat, wie wir da so Atmosphäre schaffen, wie wir das kommunizieren und so weiter. Und so kam es dazu, dass wir von dieser Idee heraus etwas mehr Fokussiertes, Besonderes, parallel zur allgemeinen Möbelmesse zu machen, da uns zusammengetan haben, um unter dem Begriff Bread & Butter so eine Offshow zu organisieren.
Joel Kaczmarek: Wie kamst du dem Namen eigentlich? Also Essen mit erst Nudeln und dann Brot und Butter begleiten dich offensichtlich?
Christian Geyr: Ja, ja, das ist ganz witzig. Also ich war ja dann in dem Konstrukt Offshore zur Modemesse mit dem Kommunikations- und Marketingpart. Das war ja das Vier in meinem Bereich. Und wir haben ja erst mal noch nicht so viel miteinander zu tun gehabt. Das heißt, wir haben uns immer wieder getroffen, um das Projekt zu besprechen und weiter voranzubringen. Und da ging es auch darum, dass ich da mit Freunden Vorschlägen komme zur Namensfindung. und ja, da habe ich dann erstmal so relativ konventionelle Ansätze gehabt und kam dann zum Meeting. und ich bin aber auch irgendwie von Haus aus, bin ich halt aufgewachsen, jemand, der so ein bisschen immer auch so einen Gastgeber-Gedanken hat und hatte dann zu dem Meeting Brot mitgebracht und Butter, so um uns zu verköstigen. und da habe ich dann natürlich gedacht, so ja, also es Klar, also wenn ich jetzt Brot mitbringe und Butter, dann ist das eine besondere Butter oder ein besonders knuspriges, leckeres, gebackenes Brot, also nicht irgendwas aus der Tüte. Und ja, so im Meeting haben wir dann verschiedene Ideen diskutiert zur Namensfindung und dann kam ja auch in den Sinn, dass man ja in den USA so dieses geflügelte Wort hat, also diese Redewendung. This is my bread and butter job. Also so bread and butter für etwas, das essential ist. Wir haben uns ja irgendwie als Event-Plattform für Modemarken verstanden, die auch eher so im Essential-Bereich sind. Also so Handwerk, Core, simpel, aber gut. Und ja, Da ist irgendwie der Funke übergesprungen und habe den Namen Bread & Butter vorgeschlagen.
Joel Kaczmarek: Es ist ja im Eventgeschäft immer so, dass man sich ja gefühlt im nächsten Jahr immer übertreffen muss im Vergleich zu dem, was im Vorjahr war. Habt ihr euch dann auch quasi den Anspruch auferlegt, das nächste Mal vielleicht ein noch größeres Side-Event zu machen oder sogar ein komplett eigenes Event, was gar nicht an irgendwas angedockt war? Wie war so die Weiterentwicklung?
Christian Geyr: Naja, da sprichst du einen guten Punkt an. Sprichst den Fun Factor an. Also es war so, dass wir irgendwie eigentlich relativ klein geplant hatten mit dem ersten Event. So nach dem Motto, für ein paar ausgesuchte Marken kreieren wir hier mal so ein bisschen, so einen etwas spezielleren Side-Event. Und der ging aber dann schon im ersten Schritt mit 50 Ausstellern am Start an. Adidas Originals zum Beispiel, aber auch so Great China Wall und es waren halt viele verschiedene Marken dabei, die Eviso, Carhartt, so die sehr interessant waren von ihrer Ausrichtung. Und der erste Event, den wir veranstaltet haben, der hatte auch eine sehr spannende Location. Das war ein sogenannter eckiger Rundbau. Also schon Widerspruch finden sich. Also ein Gebäude, das von außen erstmal eine eckige Form hat auf vier Etagen und innen so eine Architektur hat, wie man es vielleicht von einer Mall kennt. Nämlich, dass halt die Mitte vom Keller bis zum Dachgeschoss offen ist und das eigentlich Galerien sind. Und Klöckner Humboldt-Deutz-Gelände ist halt kulturhistorisch auch interessant. Da wurde der Otto-Motor entwickelt, Bugatti hatte da eine Werkstatt. Und dieses Gebäude an sich war also wirklich schon ein architektonisches Highlight. Ja, da haben wir dann erstmal den ersten Event veranstaltet.
Joel Kaczmarek: Und dann ging es steil nach oben.
Christian Geyr: Das war ja also geografisch gesehen eine Entfernung zur Köln-Messe von circa 800 Metern auf der anderen Seite der Deutz-Mülheimer Brücke. Und die Herrenmodewoche Interjeans, die war schon viele Jahre vorhanden. So ein bisschen in der kritischen Betrachtung, im Sinne, dass die Teilnehmer und die Aussteller immer wieder moniert haben, dass es diesem Format an Innovation fehlt und dass es ein bisschen langweilig ist und dass sie mal was tun müssten und so weiter. Aber da hat sich halt einfach nichts getan. und auf einmal 800 Meter weiter in so einer spektakulären Stadt, leerstehenden alten Fabrikhalle auf dem Klöckner Humboldt-Deutz-Gelände veranstalten so ein paar Typen so eine funky Offshow mit coolem Catering und wir hatten uns so Sachen invented wie keiner darf seinen Messestand höher als 1,60 Meter bauen, weil wir wollen, dass sich alle in die Augen gucken können. Und bei uns gibt es halt statt Messebrühwürstchen und schlabberigen Filterkaffee gibt es halt Latte Macchiato und Panini. Und zum Soundkonzept haben wir auch gesagt, das macht keinen Sinn, wenn jeder Aussteller so ein bisschen seine eigene Mucke auflegt. Wir laden einfach die coolsten DJs ein, die man so kennt und die legen dann halt auf und bauen Soundsysteme in die ganze Halle, sodass alle den gleichen Sound hören. Das ist halt super angekommen. und Da ist es dazu gekommen, dass auf einmal jeder, der da rüberkam, als erstes sein Mobiltelefon in die Hand genommen hat und irgendjemanden angerufen hat, der drüben auf der Messe war, und hat gesagt, Alter, du musst sofort hier rüberkommen, das ist mega.
Joel Kaczmarek: Da hat sich die Interjeans bestimmt gefreut.
Christian Geyr: Ja, die haben sich total gefreut, weil wir hatten ja schon im Vorfeld der ersten Veranstaltung versucht, mit denen Kontakt aufzunehmen, um da irgendwie zu sehen, wie wir miteinander zurechtkommen. Aber man hat uns quasi negiert. Und ja, Ende der Story war dann halt, dass im zweiten Schritt wir uns dann überlegt haben, wie wir zusammenarbeiten können. Und haben uns dann ein bisschen überlegt, ja, die könnten ja die Major Brands machen, wir machen die Major. Eher kleinere Brands, also unterm Strich gesagt die coolen independent Brands und haben gedacht, wir könnten so gut koexistieren.
Joel Kaczmarek: Und wie ist das in der Mode? Es ist ja so, da gibt es ja immer Saisonalitäten und irgendwie muss man sich ja immer neu erfinden und doch kommt alles wieder. Wie habt ihr es geschafft, diese Trendhaftigkeit zu überleben, dass ihr jedes Jahr von neuem Interesse geweckt habt und irgendwie nicht von den Mühlen der Zeit quasi zermahlen holt?
Christian Geyr: Ja, das war wirklich, also erstmal ist es ja so, dass die Mode gegenüber vielen anderen Branchen zweimal im Jahr stattfindet. Also viele Messen finden jährlich statt, manche sogar biannual, aber die Mode findet halt zweimal im Jahr statt. Also es ist schon eine hohe Taktung. Und ab dem Moment, wo wir da das Feld betreten haben, haben wir da auch zunehmend Fokus gehabt. Und aufgrund dieses Rock'n'Roll-Erfolges, den wir da hatten, der halt dann auch diese ganze Branche aufgemischt hat, hatten wir sehr, sehr, sehr, sehr viel Aufmerksamkeit. Also alles, was wir gemacht haben oder gesagt haben, wurde total beleuchtet und reflektiert und diskutiert. Das war schon ein bisschen anstrengend, aber das war auf der anderen Seite auch natürlich eine starke Dynamik. Und die haben wir für uns dahingehend genutzt, dass wir halt zu jeder Veranstaltung quasi ein neues Thema rausgegeben haben. Das fing halt damit an, dass wir mit den ersten Veranstaltungen da in Köln aktiv waren. Das fing an im Juli 2001, dann die zweite Veranstaltung im Januar 2002. Und wie schon die dritte Veranstaltung im Sommer, im Juli 2001 geplant war, da hatten wir schon die Weichen dafür gestellt, dass wir nach Berlin umziehen. Und die Nachricht, dass diese an Bedeutung gewinnende Bread & Butter Offshore for Selected Brands nach Berlin umzieht, das war mindestens ein Atombombeneinschlag in der Branche.
Joel Kaczmarek: So eine Relevanz hattet ihr dann schon damals, ja?
Christian Geyr: Ja, denn mit dem Umzug nach Berlin ist es uns gelungen, dass wir also von erst 50, dann 100, dann 150 Ausstellern in Köln auf 600 Aussteller aufgestockt haben. Und da auch einfach Marktführer dabei waren, wie G-Star und Levi's und andere namhafte Firmen. Das war dann halt einfach für die Branche schon, das war schon sehr krass, ja.
Joel Kaczmarek: Wir müssen ja ein bisschen fast forwarden, weil wir uns ja auch deinem Möbelthema jetzt mal sukzessive weiter wieder nähern wollen. Aber hast du irgendwie diesen, wie soll man sagen, es gibt ja dann so Tendenzen, du bist so Off-Broadway gestartet, wurdest dann hochgradig relevant und eigentlich zum Zentrum der Aufmerksamkeit. Und dann musst du ja aufpassen, dass du irgendwie nicht generalistisch wirst, dass du nicht irgendwie Standard bist, das bei dir alles ist. Das heißt, du musst eigentlich sehr gut selektieren. Habt ihr da weiterhin viel Energie reingelegt, als ihr auch Berlin gewechselt seid und in der Anzahl der Aussteller größer geworden seid, dass ihr gesagt habt, nee, wir haben trotzdem eine harte Tür und der Kreativitätsfaktor muss irgendwie vorne stehen?
Christian Geyr: Tatsächlich war der Umzug nach Berlin, ging einher mit einer gewissen Öffnung für starke Mainstream-Brands. Also G-Star war jetzt kein Independent-Label und das haben wir aber für notwendig geachtet, um eben auch die Kraft zu haben, so einen neuen Standort, dass der wirklich zieht. Und diese Politik haben wir dann auch weiterverfolgt, speziell auch als wir dann 2006 nach Barcelona umgezogen sind und auch 2008 später dann wieder nach Berlin umgezogen sind. Also die Erweiterung um kommerziell starke Brands, das war schon wichtig und richtig, ja.
Joel Kaczmarek: Und ich nehme mal an, wirtschaftlich für euch als Team war das auch kommerziell ein ziemlicher Erfolg, oder?
Christian Geyr: Ja, also es war fantastisch. Wir hatten halt irgendwie eine ständige Dynamik nach vorne. Wir waren halt, was das Finanzielle angeht, wir haben komplett ohne Investoren und Finanzierung gearbeitet. Also diese ganze Dynamik, die Bread & Butter da hingelegt hat, ist aus dem Cashflow finanziert worden, der sich daraus generiert hat, dass wir als Veranstaltung halt stark gewachsen sind und die Standflächen halt vermietet haben und die auch im Voraus bezahlt werden mussten.
Joel Kaczmarek: Und wie wurde dann das Kapitel Bread and Butter zugeschlagen und das, in dem ihr euch jetzt widmet, aufgeschlagen?
Christian Geyr: Ja, also persönlich ist ja Bread & Butter von Karl-Heinz Müller, Wolfgang Ahlers und Christian Geiger gegründet worden. Und wir haben das dann als Paar, also Wolfgang Ahlers und ich, haben dann damals ab einem gewissen Zeitpunkt uns da auch ein bisschen zurückgezogen. Also die Firma hat sich sehr gut entwickelt. Wir haben ein super Team aufgebaut. Es gab für alle Bereiche wirklich kompetente Leute, die die betreut haben. Also es gab Leute, immer weniger für uns so zu tun. In den Anfangsjahren war es ja so, dass keiner wusste, wie es funktioniert und alles wurde von uns quasi händisch direkt gemacht, aber irgendwann wurde es ein bisschen auch ein Selbstläufer. Wir haben uns dann nach und nach rausgezogen und irgendwann auch uns als Gesellschafter da verabschiedet und ausbezahlen lassen. Unser Partner Karl-Heinz Müller hat die Firma dann alleine weitergeführt, ist dann Bis 2012 gekommen, aufgrund vieler Faktoren ist das Ding dann ein bisschen runtergegangen und letztendlich auch in die Insolvenz gegangen.
Joel Kaczmarek: War mir gar nicht so bewusst. Ich habe gedacht, ihr habt das relativ sozusagen jetzt nicht auf dem Höhepunkt an Zalando verkauft, aber dass das eigentlich quasi so eine logische Fortentwicklung war.
Christian Geyr: Tatsächlich war es so, dass dann auf Initiative von meinem damaligen Partner Karl-Heinz Müller Zalando das Bread & Butter aus der Insolvenzmasse gekauft hat, ja.
Joel Kaczmarek: So und jetzt weiß ich, ihr hattet ja so einen gewissen Zwischenkapitel. Also du warst unter anderem mit einem eigenen Rohkost-Restaurant in Spanien aktiv, wenn ich mich richtig erinnere. Also es gibt dann immer so einen Zwischenkapitel, wo vielleicht auch nicht jeder dann immer alles gemeinsam macht. Und jetzt seid ihr ja aber wieder dabei, mit Nudels quasi zurück zur Quelle zu kehren, nämlich Möbel.
Christian Geyr: Genau.
Joel Kaczmarek: Was war so der Weg zurück? und wie kam dann das Thema Küche auf?
Christian Geyr: Ja, also nach unserem Ausstieg aus Bread & Butter haben wir wirklich mal die Zeit genutzt, uns auch ein bisschen mal Luft zu holen, möchte ich sagen. Also wir hatten eine sehr intensive Phase hingelegt. Also diese ganze Bread & Butter-Geschichte war echt ein Ritt. Und da hat es auch gut getan, sich erst mal ein bisschen auf sich selber zu besinnen und haben uns ein bisschen Zeit genommen, Aber Nudels war ja ein ongoing Projekt, in dem wir alle drei verbunden waren, André Reitenmaier, Wolfgang, Adas und ich. Und das lief alles ein bisschen dahin, André hat das gemanagt, aber so 2012, da saß man so zusammen quasi im Gesellschafter-Meeting und haben festgestellt, dass also die Firma jetzt an dem Punkt angekommen ist, wo sich die Grecienfrage stellt, wo man jetzt sagt, also Entweder stellen wir den Geschäftsbetrieb ein oder wir packen das jetzt nochmal richtig an. Und da haben wir uns in die Augen geguckt und da war uns natürlich klar, dass das, was wir da 1990 gestartet haben, jetzt hier nicht irgendwie so sein Ende findet. Und dann haben wir uns alle drei nochmal darauf ausgerichtet, uns mit allem, was uns zur Verfügung steht, zusammenzutun, um die Nulls-Geschichte weiterzuschreiben.
Joel Kaczmarek: Also Ärmel hochkrempeln und weiter geht's. War dann auch von dem Zeitpunkt an das Thema Küche schon vorgesehen oder habt ihr mit normalen Möbeln begonnen?
Christian Geyr: Also wir hatten ja schon eine Möbellinie und waren auch dafür so einen gewissen Style bekannt. Und jetzt kamen wir ja, also in der öffentlichen Wahrnehmung haben wir ja auch sehr viele Kontakte durch Bread & Butter gemacht. Also ich habe ja eben auch so ein bisschen erläutert, dass wir schon in den 90er Jahren da mit Interjeans und Igedo und so gearbeitet. im Messegeschäft unterwegs waren und da hatten wir eigentlich erst unseren ersten Ansatz jetzt geboostet durch Bread & Butter. Da waren wir ja auch bekannt mit sehr vielen Leuten. Fing es ein bisschen an, dass wir Ladeneinrichtungen gemacht haben für Textileinzelhandel, jetzt mal auf Plattdeutsch gesagt. Also man würde jetzt eher sagen so Retail, Sportswear, Denim-Retail. Und auch für andere Messeveranstalter und Showrooms im größeren Stil Konzeptionen mit unserem typischen Industrial Styled Furniture umgesetzt haben. Da haben wir uns erstmal ein bisschen aufgebaut und haben dann aber auch, früher haben wir über Händler hauptsächlich verkauft, über Möbelhändler, also im privaten Bereich, im B2C-Bereich. Und da haben wir so angefangen, immer stärker über die Online-Präsenz den Direktverkauf zu stimulieren. Und das ging dann so weit, dass wir dann auch einen eigenen Webshop gestartet haben. Und Möbel jetzt online zu verkaufen, ist eine Sache. Man braucht natürlich so ein bisschen auch so Touchpoint dann auch zum Endverbraucher. Und um diese Kurve zu kriegen, haben wir angefangen, an verschiedenen Endverbraucher-Design-Messen, Teilzunehmen in Deutschland, in der Schweiz oder in Österreich in Formate, wo dann einmal im Jahr quasi 50, 60, 80 oder 100 Aussteller in einem Format präsentiert werden. Wir waren dann ein Aussteller und haben auf diesem Wege immer wieder auch dann regionalen Kontakt mit Endverbrauchern gehabt. Entweder haben wir direkt was verkauft oder es gab dann Follow-up-Sales, die über die Online-Plattform abgewickelt wurden.
Joel Kaczmarek: Und wo steht ihr jetzt? Ich versuche dich noch zu verorten. Habt ihr euch dann quasi wirklich fulltime auf dieses Möbelthema fokussiert und dann auch gesagt, okay, da müssen natürlich Ausbaustufen hin, Küche ist ein Thema, was kann noch ein Thema sein, Schlafzimmer, bei Betten wart ihr, Regal und so, also wie seid ihr da, wie habt ihr euch gefunden, so wie ihr heute dasteht?
Christian Geyr: Es lief erstmal alles so in diesem Bereich B2B, B2C mit Möbeln und mit Ausstattung von Schurms. Und wir haben an diesen Designmessen teilgenommen und über so eine Präsentation kam dann der Kontakt zu einem Kunden, der die Idee hatte, unsere Möbel für sich zu nutzen, um sich seinen Loft im siebten Bezirk in Schurms in Wien auszubauen, dass er sich da hergerichtet hat und wollte dafür von uns Küchenmöbel haben. Er kam extra von Wien nach Berlin und wir haben gesagt, tut mir leid, wir haben keine Küchenmöbel. Aber er sagte, ja, hier eure Sideboards, die ihr sowieso im Programm habt, vielleicht ein bisschen tiefer gebaut, mit Türen auf beiden Seiten. Und das fanden wir dann ganz okay und praktikabel, haben wir ihm dann so umgesetzt. Und so kam durch einen Kundenauftrag die erste Nudelsküche zustande. Und ich habe das überhaupt erst mitbekommen, als ich in Wien wieder dann ein Jahr später im MAC, also im Museum für Angewandte Kunst, mit Nudels haben wir an einer Designmesse teilgenommen. Er kam ja dann vorbei und zeigte mir dann auf seinem Smartphone die Fotos von seiner Küche. Und da habe ich gedacht, das gibt es ja gar nicht, haut mich voll vom Hocker. Und du hattest das ja eben kurz angesprochen. Also ich habe ja nach meiner Bread-and-Butter-Zeit, bevor ich bei Nudels wieder voll aktiv geworden bin, auch eine Zeit lang auf Ibiza gelebt und da ein Restaurant betrieben, zusammen mit meiner damaligen Frau. Und da hatten wir ein Raw-Food-Restaurant. Und also das ganze Thema Food Das hat mich sehr interessiert. und ja, als ich dann gesehen habe, wie unsere Möbel im Kontext Küche funktionieren, da war ich, also das hat mich einfach voll gepitcht, ja.
Joel Kaczmarek: Gut, also Passion war geweckt und was muss man sich jetzt unter eurer Küchenmarke vorstellen? Was ist das genau und wie vertreibt ihr die?
Christian Geyr: Naja, also wir sind halt absolut nicht Einbauküche, also wir sind Modulküche und wir hatten ja schon eigentlich eine DNA entwickelt für unsere Möbel, also dieser Industrial Style Stahl, kompakte Möbel, Winkelstahl, Flacheisen, Nieten. Also diese typische Bauweise. Und die haben wir jetzt also auf das Thema Küche adaptiert. Das bedeutet in Deutschland oder international zum Glück auch, eigentlich ist das relativ genormt. Es gibt gewisse Tiefen für die Geräte und so weiter. Da kann man sich drauf einstellen. Also das, was wir sowieso schon jahrelang gemacht haben, jetzt auf den Bereich Küche adaptiert. Und mit diesem Look haben wir dann uns überlegt, okay, wenn wir jetzt Küche verkaufen wollen, wie machen wir das ganzheitlich? Weil wir waren ja jetzt noch im Bereich Direktvertrieb, haben wir uns dann die passenden Partner gesucht. Also haben wir uns vorgestellt, naja, für unsere Küche, da stellen wir uns jetzt mal vor, da braucht man eigentlich eher ein Keramikspülbecken als ein Edelstahlspülbecken. Also nehmen wir Keramik und dann so in dem Verständnis, wie wir das auch durch Bread & Butter und so entwickelt haben. Wenn wir Keramik nehmen, was ist der beste Keramik-Spülbeckenhersteller? Villaroy & Boch, die machen das seit 1748. Also da ist Kompetenz. Jetzt nehmen wir die Keramik-Spülbecken von Villaroy & Boch. Dann braucht man jetzt eine Küche, braucht man außer Wasser, braucht man Feuer, also einen Herd. Also nehmen wir da Keramik. Muss ja auch ein bestimmter Look her. Da kann man jetzt natürlich nicht irgendwie so was ganz Modernes hinstellen. Da haben wir uns ein bisschen umgeschaut. Siehe da, die Firma Smeg Premium Kitchen Brand aus Italien. Seit 1948 dritte Generation Inhaber geführt. Total tolle Product Range. Und alles passt perfekt zu unseren Möbeln. Also haben wir uns da so ein bisschen mit verschiedenen Marken zusammengetan, um ein ganzheitliches Authentic-Kitchen-Konzept zu definieren.
Joel Kaczmarek: Also ich meine, ich kann ja auch sagen, keiner, der bei uns durch die Küche gegangen ist, hat nicht gesagt, dass er die nicht geil findet. Also wenn man mal bei uns ist, kann man das, vielleicht zeige ich mal ein Foto bei Instagram oder sowas. Wir haben ja sogar schon im Küchenjournal mit unserer Küche, dank eurer Arbeit, also wenn man sich das mal so, wenn ich im Geiste mal dieses Bild zeichne, wir haben halt so große Buffets mit so honigfarbenem Holz, da ist irgendwie Maschendrahtzaun, dass die Türen quasi außen hin abgelenkt. Wir haben Maschendrahtzaun an der Wand, wo man dann Kellen anhängen kann und solche Dinge. Wir haben diese Stahlgeschichten, die du erwähnt hast und ja auch in durchaus interessanten Farben. Also wir haben so eine Art Feuerwehrrot, ein bisschen drunter, nicht ganz so grell, so einen leichten Beaujolais-Touch. Also man merkt schon, da ist halt echt Design-Flair bei euch quasi schon mit angelegt. Jetzt war ja der zweite Faktor noch so Vertrieb, weil ich von dir auch immer mitkriege, gefühlt seid ihr der Rockstar auf jeder Messe gerade. Der Pfeil zeigt stets nicht nach oben. Wie vertreibt ihr das Ganze denn?
Christian Geyr: Ja, also das ist sehr interessant, weil hier gibt es starke Parallelen zu damals Bread & Butter. Denn wir, also wie damals, sind wir jetzt wieder dieses Effort Terrible, diese coole Marke. Ja, also wir betreten hier einen Markt, der eigentlich dominiert ist von sehr konventionellen Marken, der sehr genormt ist, der sehr standardisiert ist. Also wer das kennt, wer heute mal in ein Küchenstudio gegangen ist, um sich zu informieren, weil er eine Küche kaufen will, der sieht dann halt, okay Fronten, das und das und so weiter. Und dann kommen wir daher und präsentieren einfach dieses Modulmöbelkonzept mit diesem Industrial Look kombiniert mit diesen coolen Geräten und auf einmal kann man sich einen ganz anderen Küchenlook kreieren. Das kommt erstmal sehr gut an, aber der Vertrieb ist trotzdem nach wie vor im Küchenbereich immer noch über den Fachhändler. Also wir haben das ja in den letzten Jahren erlebt. Joel, du kennst dich ja auch gut aus. Digitalisierung, E-Commerce und so weiter. Also in vielen Bereichen ist der Einzelhandel erodiert. Dadurch, dass die Produkte, die in Einzelhandelformaten verkauft worden sind, sich viel stärker online verkaufen. Also nehmen wir jetzt mal einen Schuh einer bestimmten Marke. Wenn ich da meine Größe kenne, dann kann ich den auch online bestellen ohne Risiko. Ich weiß, was ich kriege, weil ich kaufe das von der Marke und so weiter. Bei Küche ist das halt ganz anders. Küche ist halt so ein Thema, es ist immer individuell. Ich bestelle fast nie Standard. Ich habe immer eine individuelle Situation. Es ist eine komplexe Situation und ich kann das nicht einfach online bestellen. Weil wir reden dann über eine Online-Bestellung von 10.000, 12.000, 15.000 Euro. Das macht man nicht einfach so. Wenn man sich eine Küche gestalten will und planen will, dann sucht man sich einen Partner. Das sind meistens lokale Küchenstudios oder Küchenfachhändler, mit denen man am Tisch sitzen kann, mit denen man darüber reden kann, wie die Raumsituation ist, der auch mal was ausmisst. und der dann halt mit einer vernünftigen Planung um die Ecke kommt. In diesem Vertriebskanal befinden wir uns. Wir verkaufen hier in Berlin in unserem eigenen Showroom an Endverbraucher. Das ist ein Teil unseres Geschäfts, aber darüber hinaus sind wir Stahlmöbelproduzenten, die diesen speziellen Stil, den wir kultiviert haben, den wir kommunizieren und den wir so auch in Lookbooks und so bereitstellen, um zu inspirieren. Unsere Möbel an Küchenfachhändler liefern, die das dann selber kombinieren mit ihren Arbeitsplatten, mit ihren Geräten, mit ihrer Ausstattung und so weiter, um dann speziell für den Kunden, den sie haben, die perfekte Lösung zu finden.
Joel Kaczmarek: Lieber Christian, ich weiß ja auch, dass ihr ansonsten sehr viel im Bereich Kooperationen macht. Also ein Stück weit hat das ja mit eurer Marke zu tun, dass man auch gucken muss, was passt authentisch zu euch. Weil wenn ich jetzt irgendwie was habe, was mit Stahl ist, was irgendwie handgemacht, vintage-mäßig aussieht, geht ja nicht alles. Und so weiß ich, dass ihr zum Beispiel mit Marken wie Smeg zusammenarbeitet. Kannst du mal verdeutlichen, welche Relevanz solche Kooperationen haben? und bringen die beiden Seiten was? Also verkaufst du mehr Küchen durch Smeg und Smeg mehr Küchengeräte durch euch?
Christian Geyr: ja, wie gesagt, seit über 30 Jahren sind wir da in dem Bereich Möbelproduktion im Industrial Design und wir haben auch tatsächlich bis vor einigen Jahren eigentlich ausschließlich unsere selbst produzierten Produkte verkauft, bis wir in diesen Küchenbereich eingestiegen sind. Und da wir das zuerst nur im Direktvertrieb gemacht haben, mussten wir uns dann auch überlegen, wie wir jetzt eine Küche anbieten. Denn eins war ja auch klar, wir können jetzt nicht sagen, so, hier hast du die Möbel und dann geh mal gucken, wo du jetzt ein Spülbecken herbekommst und ein ein Herd und was du sonst noch so brauchst, da haben wir nichts mit zu tun. Also dann haben wir uns konzeptionell überlegt, wie kann das denn aussehen, mit wem kann man da was zusammen machen, weil es war natürlich selbstverständlich und vollkommen klar, dass wir da auch einen gewissen Look kultivieren wollen und da konnte man ja jetzt nicht beliebig die Geräte irgendwelcher Hersteller kombinieren. und die Recherche hat ziemlich schnell ergeben, dass die Marke Smeg, die aus Italien, da super gut mit ihrer verschiedenen Designlinien zu uns passen, weil die da so einen gewissen Retro-Look noch kultivieren. Also es gibt eine Cortina, das ist dann so in Bezug auf diesen Schmiedeort Cortina in Norditalien, wo er Die Schmiedekunst einen hohen Stellenwert hat und der Ofen und die Kochfelder, die sehen auch entsprechend aus und mit Messingbeschlägen und so. Und dann gibt es noch so eine Linie, die heißt Victoria. Das ist dann so ein bisschen abgemilderter Retro-Design, aber schon wieder modern. Also es passt alles wirklich sehr, sehr gut. zu unseren Produkten. und das haben wir dann auch gleich so mal als Markenkooperation angegangen, also jetzt erstmal als Lieferant da uns listen lassen, aber dann mit der Eröffnung unseres Showrooms, Authentic Kitchen Showrooms auf der Karl-Marx-Allee, hatten wir uns da so gut positioniert, dass wir dann das zum Anlass genommen haben, da auch die Marke direkt anzusprechen und da vorzustellen. Glücklicherweise hat man es da auch genauso gesehen wie wir, dass sich die Produkte ergänzen, also es ist wirklich tatsächlich so, du nimmst jetzt so einen Möbel von uns, sagen wir mal einen Backofenschrank, steckst da einen Backofen von Smeg rein und dann drehst du dich einmal um, dann guckst du wieder hin und sagst, Mensch, das gehört ja zusammen. Also das ist jetzt, als ob man das sozusagen konzipiert hätte, aufeinander abgestimmt hätte, aber der eine baut den Backofen schon seit zig Jahren, der andere baut das Möbel in diesem Look schon seit zig Jahren. und jetzt steckt man die Sachen zusammen und es sieht einfach aus wie eins. Und daraus hat sich dann eben auch, also in der Fachpresse wurde das als Liebeshochzeit gefeiert. Italienischer Flair mit Heavy Metal war da zum Beispiel mal so eine Headline. Und ja, das gestaltet sich ganz gut. Mac ist natürlich jetzt in Deutschland ungefähr zehnfachen Umsatz wie wir unterwegs und ist international aufgestellt. Da gibt es einen Vertrieb, die sind auf Messen aktiv und so. Wir transportieren Nudels da bei verschiedenen Gelegenheiten mit, mit Authentic Kitchen, also unter dem Begriff Authentic Kitchen auch. Und das kommt uns natürlich zugute, weil das in der Außenwahrnehmung uns stark aussehen lässt und uns auch an den Point of Sale bringt, nämlich zu dem Küchenfachhändler, wo Smeg ja eh schon mit den Produkten gelistet ist. Und über die Schiene kommen wir jetzt auch dann eben an Fachhändler, die das wahrnehmen und in dieser Kombination auch so gut annehmen.
Joel Kaczmarek: Hilf mir nochmal, wie heißt dein Kollege von Smeg, mit dem auch wir zu tun hatten?
Christian Geyr: Das ist Tobias Koch, Marketingleiter Smeg Deutschland und mit ihm arbeite ich auch sehr eng zusammen in dem Bereich.
Joel Kaczmarek: Also Tobias, fühle dich wärmstens gegrüßt. Hallo Tobi. Auch bei uns sind ja hier irgendwie Herd und Kühlschrank und weiß ich nicht was noch von euch verbaut und beglücken unser Leben jeden Tag. Gut, soviel zum Thema Neutralität bei Digital Kompakt, liebe Hörer und Hörer. Fühlt euch herzlich willkommen. Wir nehmen Spenden und Geschenke vor unsere Türen.
Christian Geyr: Und jetzt ist es ja so, dass wir uns in dem Bereich Markenkooperation weiterentwickeln. Also wir hatten jetzt einen sehr starken Fokus darauf, gewisse Produkte von Smeg zu kombinieren. Dann ging das ja weiter, also das hat ja nicht aufgehört. Dann haben wir uns überlegt, okay, wir wollen jetzt hier für unseren Look sehen wir eigentlich mal das Thema Keramikspüle sehr stark, um diese Retro-Stimmung irgendwie noch ein bisschen zu unterstreichen. Und dann haben wir uns überlegt, naja, also Keramik, wer ist denn da jetzt die glaubwürdigste Marke? Lass mal kurz überlegen. Billeroy & Boch vielleicht, 1748 gegründet. Also die kennen was von Keramik, also haben wir gesagt, dann nehmen wir mal die Becken von denen, das passt dann schon. Und dann geht es weiter mit Armaturen. Da hatten wir uns ein bisschen umgeschaut und sind auf eine Manufaktur aus Schweden gestoßen. Die heißt Nivito und die produziert tatsächlich Armaturen nur aus Edelstahl und auch nur Armaturen und Spülbecken und vertreten das auch sehr konsequent als Sichtweise, dass sowas aus Edelstahl produziert wird. Also speziell die Armaturen wegen dem Wasser, das durchgeleitet wird. Das ist dann einfach das Beste. Und ja, jetzt gibt es ja auch noch einen großen Trend von Down-Draft-Systemen. Das ist dann hier Firma Bora, die schon seit einigen Jahren jetzt zunehmend von sich reden macht, angetreten ist, den Küchenmarkt zu revolutionieren und die Abzugshaube abzuschaffen. Die gehen da ziemlich progressiv vor. Da gibt es also auch ein ganz tolles Flagship-Produkt von denen, das Professional 3-System. Unheimlich tolles Kochfeld, wo dann halt alles, was man da so brutzelt und da Dunst entsteht, gleich nach unten abgesogen wird. Und da bauen wir jetzt auch uns passende Möbel für, weil das kann man nicht einfach immer ein bisschen was vorbereiten, um das so zu verbauen. Und wir stimmen unseren typischen, charakteristischen Authentic Kitchen Look genau diese Einbauweise ein. Und sprechen damit den Kunden an, der jetzt erstmal über die Idee kommt, dass er diese Technik für sich haben will. Ich will Bohrer. Und dann sich überlegt, wo er das verbaut und sich dann entscheiden kann, stecke ich das jetzt in was Konventionelles oder was aus Stein oder Landhaus oder eben Industrial.
Joel Kaczmarek: Gut, also wir sehen, Kooperationen sind ein wichtiger Faktor, wenn man das tut, was ihr tut. Ihr macht ja auch sehr innovativen Stuff. Also ich weiß, mit AgriLution, glaube ich, war es, habt ihr auch gearbeitet, das hatte ich mir auch angeguckt, dass man so eine Pflanzwürfel haben kann. Also du hast quasi wie so eine Art Kühlschrank, wo drin man sich Salat ziehen kann. Hatten wir uns auch intensiv angeschaut und ich meine, auf deinem Tisch steht vor mir gerade Wein, den du mitgebracht hast. Also ich sehe schon, ihr geht bis hin irgendwie in die, nicht nur das, was in der Küche an Gerät steht, sondern auch, was man in die Kühlschränke reinstellt.
Christian Geyr: Ja, also mit Agrilution ist es so, das ist uns auf der Living Kitchen Messe in Köln aufgefallen als Produkt. Ich war damals, als Infarm gestartet ist, gleich schon drauf gestoßen und fand dieses Konzept von Indoor Farming super, super spannend, super interessant. Infarm ist da ja so ein bisschen eher auf größere Anlagen ausgerichtet, also praktisch schon fast Industrial Farming. Während die Firma Agrilution den Ansatz hat, ein Haushaltsgerät bereitzustellen, wo also man zu Hause einen Einbauschrank hat, in dem man Microgreens, Babysalate, Kräuter und so weiter ansetzen kann. Alles sehr, sehr, sehr genial und slick durchkonzipiert mit Saatmatten, mit einer App automatischer Wasserversorgung. Also man kann auch mal ein paar Tage wegfahren und dann geht da alles weiter weiter. Und ja, der Vorteil ist halt, dass im Sinne einer Authentic Kitchen oder eines authentischen Küchen-Lifestyles man da zu Hause wirklich hochwertige Nahrungsmittel, frische Nahrungsmittel hat, die auch einfach sauber sind und zur sofortigen Verfügung bereitstehen. Was mich da besonders rankitzelt hat, war also zum einen dieser Kernpunkt, was es ist, aber auch, Der Kontrast, der sich daraus ergibt, dass man diesen Industrial-Retro-Look ja letztendlich mit etwas kombiniert, was für mich jetzt eher zeitgemäß ist, aber vielleicht für einige schon futuristisch wirkt.
Joel Kaczmarek: So und zum Abschluss muss ich natürlich das ein oder andere von dir noch lernen über Vertriebskanäle. Und wenn du schon als Macher damals der Brett & Butler hier sitzt, dann muss ich dich ja fragen, wie verhält es sich beim Thema Küchen und Einrichtungen mit Messen? Es gibt ja Möbelmessen und natürlich frage ich mich dann bei dir, ob man da nicht irgendwie wieder an den Punkt kommt, dass man sagt, wie bei der Bread & Butter, ich weiß nicht, ob du eine ganz eigene Messe machst, aber vielleicht könntest du ja eigene Messehallenkonzepte machen für eure Dinge. Also wie wichtig ist denn das Thema Messe, wenn man Möbel verkauft?
Christian Geyr: Ja, also tatsächlich ist ja das Messeprinzip jetzt gerade auf dem Prüfstand gewesen. Also letztes Jahr sind ja einige Messen ausgefallen. Das ist ja sozusagen eine riesen angelegte Studie, wo man das mal beobachten konnte, jetzt wie wichtig Messen sind. Also ganz klar kann man sagen, dass größere Firmen, die einen gut ausgebauten Vertrieb haben und da die Leute wirklich auf der Straße haben, mal ein Jahr oder zwei vielleicht ganz gut kompensieren können, wenn da mal eine Messe ausfällt. für kleinere Firmen. wie Nudels, ist das dann halt schon eher so einschränkend, denn wir sind jetzt im Außendienst nicht so stark aufgestellt, dass da ständig Leute unterwegs sind und zu Händlerterminen fahren, sondern wir sind tatsächlich sehr stark darauf angewiesen, an so einem neuralgischen Knotenpunkt präsent zu sein, wo alle zusammenkommen, um da in so einem relativ kurzen Zeitfenster dann die Kontakte zu machen, an denen man interessiert ist. Und da ist eine Messe schon eine sehr wichtige Plattform. Also da war letztes Jahr in München einer ausgefallen und das hat uns sehr leid getan, weil da hätten wir sicherlich einige neue Händler gewonnen, wo wir das erstmal dann durch mühevolle Nacharbeit kompensieren mussten.
Joel Kaczmarek: Wobei mich natürlich bei solchen Messen Ich habe einen Freund, der auch mal eine nachhaltige Online-Messe machen wollte, weil er halt gesagt hat, in seinem Bereich, der war so in dem Bereich nachhaltige Möbel unterwegs, ist es halt der Tod, wenn du das CO2-technisch durch die Welt transportierst. Und dann ist es wirklich so, dass bei solchen Möbelmessen, das ist bei euch, glaube ich, noch ein bisschen anders mit so Großmobil, ja, aber das ganze Zeug hinterher von so einem Bagger halt zusammengetrieben wird und zu klein was verarbeitet, ne? nevertheless.
Christian Geyr: Ja, Messen sind tatsächlich eine Materialschlacht, aber um auf deine Frage nochmal ein bisschen weiter einzugehen, also jedes Business ist entweder B2C, B2B, aber was es wirklich ist, ist ein People-to-People-Business und so eine Plattform, wo halt so eine hohe Schnittmenge ist, wo sich mal wirklich viele in einem kurzen Zeitraum treffen können und austauschen können. Das wird auch mit den ganzen Digitalkonzepten, die sich inzwischen auch natürlich durch die allgemeine Situation sehr stark voran entwickelt haben, meiner Einschätzung nach niemals aufheben.
Joel Kaczmarek: Und selber machen, als jemand, der Bread & Butter groß gemacht hat?
Christian Geyr: Haben wir schon Gespräche drüber geführt und ein bisschen drüber nachgedacht, aber Bread & Butter, mein Teil war ja damals bei der ganzen Unternehmung eher der Kommunikationspart und so ein bisschen auch so die Side-Events und Abschluss-Events. Im Fahrersitz saß ja mein Partner Karl-Heinz Müller damals, der eben aus der Branche ist und da auch genau verstanden hat, wie die tickt und da entsprechend auch die Kontakte hatte. und Ich bin nicht aus der Küchebranche, also ich glaube, ich wäre jetzt selber nicht der Richtige, um hier eine Küchenmesse zu starten. Also da müsste dann erstmal jemand kommen, der sagt, das gehe ich an. Ich bin mit einem Messeveranstalter in Kontakt, der im Prinzip das Profil erfüllt. Der ist aber auch schon ganz gut aufgestellt mit seinen Messen. Also der arbeitet mit Vollauslastung und hat jetzt nicht das Problem, dass ihm, wie damals im Gegensatz zu uns, dass es nicht funktioniert.
Joel Kaczmarek: Wie ist es mit dem Küchenfachhandel? Weil du hast ja auch gesagt, durch diese Münchner Messe, die euch in Clinton ist, hättet ihr ganz viele Händler auf euch aufmerksam machen können. Was ist das für eine Art Unternehmen, Schrägstrich Menschen, die dort aktiv sind? Also ist es mehr so wie eine Mafia, hier so kleine klare Kreise, man kommt schwer rein und jeder kennt sich oder sind die sehr offen? Wie muss ich mir diese Branche vorstellen?
Christian Geyr: Erstmal ist sie sehr, sehr traditionell. Der deutsche Küchenfachhandel steht sehr gut da. Er ist mit seinem stationären Geschäft ziemlich unbetroffen von den allgemeinen E-Commerce-Entwicklungen. Küche kaufen ist halt Vertrauenssache und das findet nach wie vor über einen Fachhändler statt. Ja, es ist eine etwas statische Branche. Ich war da auch erst ein bisschen besorgt, als wir dann da 2019 uns im Smack Show um den deutschen Küchenfachhandel präsentiert haben und ich dann da so den ersten großen Eindruck, den ersten großen Querschnitt kennengelernt habe. Es ist eine sehr statische Branche, aber ich habe halt auch dann sehr schnell festgestellt, dass es auch daran liegt, dass der Händler auch ein bisschen Opfer des Angebots ist. Also der hat jetzt nicht die Möglichkeit, sich so viele unterschiedliche Brands auszusuchen. Er ist mit seinem Verkaufskonzept schon ein bisschen auf die Zulieferer angewiesen und die geben eigentlich so ein bisschen den Business-Rahmen vor. Dann haben wir uns ja jetzt da sehr stark reingearbeitet, haben in der letzten Zeit also wirklich gearbeitet, einige neue Händler gewonnen und ich habe jetzt gerade auch eine zweiwöchige Rundreise durch Deutschland hinter mir. Ich bin also mal abends, als ich mir mal unsere ganze Kundenliste angeguckt habe, dann festgestellt, die könnte ich auch eigentlich mal mit so einer Rundfahrt mit einem ICE durch Deutschland abgimmeln, so mit zwei Terminen pro Tag oder drei Terminen pro Tag, um da auch vor Ort dann mal unsere Küche, also wir stehen ja jetzt wirklich bei mehreren im Schaufenster oder im Eingangsbereich, um dann die Küche zu fotografieren und um Marketingmaßnahmen für regionale Aktionen zu besprechen und so weiter. Und habe einen ganz guten Eindruck gewonnen. Küchenhändler sind in der Regel, nehmen ihr Business sehr ernst, sind super, super kundenorientiert. Ja, also das ist number one. Sehr serviceorientiert, denn das kann man sich ja vorstellen. Der Kunde, der kommt, der kauft eine Küche für 20.000, 30.000 Euro und der will natürlich, dass das am Ende alles tiptop, perfekt da in seiner Lebenssituation, Raumsituation, Wohnungshaussituation eingebaut ist. Der Händler ist auch ganz schön gefordert, das so zu leisten. Was man feststellen kann, ist, dass die Branche eigentlich sehr stark im Umbruch ist. Also es sind einige Küchenstudios, alteingesessene Adressen, wo die Inhaber jetzt raus sind, die ehemaligen oder die Gründungsinhaber, auch wegen Alter meistens. Die verkaufen das oder haben halt innerhalb der Familie Nachwuchs, die das übernehmen. In beiden Fällen ist es meistens so, dass da wirklich richtig frischer Wind reinkommt, dass da das Konzept ein bisschen aufgebaut wird, dass man ein bisschen mehr auch im Bereich Möbel, Living im Allgemeinen reingeht. Die Geschäftsräumlichkeiten werden extrem attraktiver dargestellt. Umgebaut wird viel und auch die Kommunikation wird verbessert. Also meine ich jetzt so Webseite, Branding, Copyright Identity und so. Das findet dann auch dort alles Einzug. Und ja, also die Branche ist im Umbruch und es ist eine sehr gesundende Branche. Ich habe letztens noch mit dem Vater von einem Küchenstudio gesessen. Der hatte das inzwischen schon an seine Tochter abgegeben. Die ist da jetzt seit zwei Jahren allein in der Geschäftsführung und er selber ist 69.das hast du dann so vor mir und sagst,ich bin seit 40 Jahren in der Küchenbranche. Es ging immer nur bergauf.
Joel Kaczmarek: Nicht schlecht, nicht schlecht. Und wenn ich jetzt mal so versuche nachzuvollziehen,wie ihr euer Geschäft macht, dann nehme ich mal an,der Großteil kommt durch solche Akteureoder funktioniert für euch online,also der Direktvertrieb an den Kunden auch gut?
Christian Geyr: Ja, also online spielt im Bereich Küche so gut wie keine Rolle. Wir sind ja selber unser eigener Händler mit unseren eigenen beiden Showrooms in Berlin, einmal auf der Schönhauser Allee und dann Flagship Store auf der Karl-Marx-Allee. Da funktioniert das ganz gut. Wir verkaufen auch selber, wie gesagt, an den Endkunden im Direktvertrieb ganz gut und das Geschäft mit den Fachhandelspartnern befindet sich sehr dynamisch im Aufbau.
Joel Kaczmarek: Was man sonst so im Bereich Online ja sieht, ich meine, es hätte auch mal so ein rocketnahes Startup gegeben, was irgendwie Küche so auf Konfigurationsebene verkaufen wollte. Ist ja sonst, dass die Leute versuchen halt wirklich mit so Konfiguratoren zu arbeiten. Also von Ikea kennt man das natürlich, klar. Aber ich hatte zum Beispiel jetzt mal Tylko irgendwie auch mal im Podcast, die ja so parametrisches Design machen. Also die gehen ja wirklich hin, die machen fairerweise Regale und Kleiderschränke, was nun wirklich, ja, Da wäre ich jetzt auch direkt darauf zu sprechen gekommen.
Christian Geyr: Also die Konfiguratoren, die haben auch ihre Berechtigung. Also auch jetzt sagen wir mal für unseren Bereich oder für andere Küchen. Der Kunde ist schon interessiert. Wenn der jetzt sich anfängt umzuschauen, dann macht er das ja auch stark online, recherchiert für seine Küche. Was kommt da in Frage? Und wenn der jetzt einen Style findet, wo er sagt, das gefällt mir, das finde ich gut. Oder ein Anbieter, wo der sagt, ja, interessant. Dann hat der auch Spaß daran. Da mal in einem Konfigurator vielleicht schon mal so einen ersten Eindruck sich zu verschaffen, wie seine Küche aussehen könnte und dann vielleicht auch zu sehen, wo man da so dann preislich hinkommt, wenn man das dann so gestaltet, wie man sich vorstellt. Aber dass der dann da auf den Knopf drückt und dann vier Wochen später die Küche zu Hause steht oder so, das wäre jetzt schon ein bisschen Magic. Weil wenn man genau weiß, was da so alles mit zusammenhängt, bis da wirklich mal so eine Küche fertig eingebaut, angeschlossen und alles tipptopp steht, dann weiß man, das klappt nicht auf Knopfdruck.
Joel Kaczmarek: Was mich als letztes noch beschäftigt ist, wie kriegt ihr es denn hin, um euer Thema so eine Art Community aufzubauen? Also ich habe gerade sowas im Kopf wie Nike zum Beispiel, die machen ja mittlerweile so Aktivitäten, dass sie sagen, sie machen so Laufgruppen. Das heißt, sie scharen irgendwie sportbegeisterte Menschen um sich. Und du bist ja auch in einem Gewerbe, wo man vielleicht sagt, alles klar, ich habe jetzt so einen großen Posten Küche für irgendwie einen fünfstelligen Betrag. Möchtet ihr aber auch schaffen, dass wenn der demnächst mal wieder was Neues für seine Küche kauft, dass der auch an mich denkt? Das heißt, du könntest ja auch stark in Communities denken, also dass man sagt, Leute, die sich fürs Kochen begeistern oder für Einrichtungen oder, oder. Habt ihr da Aktivitäten, dass ihr so etwas forciert, dass ihr die Menschen, die mit eurer Marke in Kontakt kommen, irgendwie zusammenführt?
Christian Geyr: Das Konzept liegt in der Schublade. Das ist, also eine Küche verkauft man ja Einmal Up-Sale ist da jetzt noch eine Küche, klar, also je nach Vermögensverhältnissen hat man dann ja noch ein Landhaus oder ein Ferienhaus oder verkauft man vielleicht nochmal eine zweite Küche, sonst vielleicht an einen Familienmitglied oder Bekannten. Aber Community-Bildung, ja, also ist ein starkes Thema, ist ein bisschen persönlich, ein bisschen geschmäcklerisch, also es geht zusammen. Grunde genommen dann darum, dass ich mir auch vorstelle Authentic Kitchen. Ich verbinde das mit etwas. Wir hatten ja auch schon darüber gesprochen. Man kocht selber, es kommt auf die Qualität der Zutaten an, das Originäre. Also alles Attribute, wie wir die auch für unsere Möbel so sehen und in Anspruch nehmen fürs Design. Also eigentlich angewendet auf den ganzen Lifestyle. Und wenn man das dann jetzt mal auf Küche fokussiert, dann heißt das ja auch, okay Wo kommen meine Nahrungsmittel her? Also wie jetzt den Wein, den ihr angesprochen habt, den ich mitgebracht habe, das ist ein Naturwein, sollte man meinen, ist ja alles Naturwein, aber nein, wir wissen, es gibt eigentlich, wie bei Bio, eigentlich müsste alles Industriewein heißen und der Naturwein heißt Wein, genauso wie vielleicht alle Bio-Lebensmittel, man das Bio weglassen könnte, man würde einfach sagen, das sind Lebensmittel oder Erdbeeren und nicht Bio-Erdbeeren, weil man müsste zu den anderen sagen, das sind Pestizid-Erdbeeren oder Industrie-Erdbeeren oder so. Also Authentic ist für mich halt das Ursprüngliche und im Küchenbereich würde das heißen, dass man eben auch mit solchen Qualitäten arbeitet, so wie ich eben auch beschrieben habe, hinsichtlich der Markenkooperation, das geht dann ja weiter. Okay, welche Pfanne nehme ich? Nehme ich jetzt irgendeine Pfanne mit Teflonbeschichtung und einem grünen Plastikgriff, die ich für 8 Euro irgendwo im Vorbeigehen abgegriffen habe oder Nehme ich eine schöne Pfanne von Debouyer aus Stahl und koche die erstmal ein, bis ich eine schöne eigene Patina bekomme, nicht Patina, aber so einen eigenen Belag bekomme, Anti-Rutsch-Haftung durch eine eingebrannte Fettschicht, wodurch dann aber auch alles wieder viel besser schmeckt. Und da könnte man also zum Thema Community-Building sehr viel machen. Einmal bei uns in den Showrooms, also das haben wir auch schon ein bisschen angefangen. Da hatten wir mal den Wurstmacher da oder den Käsemacher oder dann ging es um Fermentierung. Wie mache ich jetzt, wie fermentiere ich Lebensmittel? Das sind alles Dinge, die auch sehr authentisch sind und in so eine Küche gehören und die auch Communities haben. Also Fermentieren hat eine Community und das könnte man eigentlich stärker ausbauen und Verbindungen schaffen zwischen Workshops und Features über Bezugsquellen von ausgesuchten Nahrungsmitteln.
Joel Kaczmarek: Ansonsten, was du gerade beschrieben hast, solche Vertriebsgeschichten von Küchenartikeln, für euch auch ein Thema, dass du sagst, Töpfe, Pfannen, Besteck, Gläser, Teller und Co.?
Christian Geyr: Ja, also das ist interessant. Das noch mit aufzunehmen, ist natürlich wieder ein zusätzlicher Arbeitsaufwand für nochmal einen ganz anderen Bereich. Da muss man sich auch ein bisschen auskennen. Aber wenn wir jetzt uns erstmal ein bisschen noch weiter aufgebaut haben mit dem Küchenbereich, dann ist das auch, wie gesagt, in der Schublade, das dahingehend auszubauen.
Joel Kaczmarek: Gut, lieber Christian. Ich sehe, du hast große Pläne und das authentischste Gespräch, was ich wahrscheinlich je hatte. Man merkt ja auch ein bisschen anders gepacet und irgendwie sehr eigen. Das finde ich nett, dass du so deine eigene Duktus, deine eigene Pinselführung hast, wie du dein unternehmerisches Leben angehst.
Christian Geyr: Ist nicht ganz so digital. Bisschen analog.
Joel Kaczmarek: Ja, brauchen wir ja auch mal als Kontrastprogramm hier, oder?
Christian Geyr: Auf jeden Fall.
Joel Kaczmarek: Sehr gut. Ich danke dir ganz herzlich und wünsche euch natürlich viel Erfolg und freue mich auf viele weitere Weintreffen mit dir. Danke dir.
Outro: Danke, Joel. Dir auch. Vielen Dank. Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.