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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Podcast von Digital Kompakt. Heute geht es um den männerliebsten Sport, um Fußball. Aber das natürlich aus unternehmerischer Sicht. Stell dich doch mal ganz kurz vor und erzähl, was dein Unternehmen macht.
Lucas von Cranach: Hallo, ich bin Lucas von OneFootball. Wir sind die weltweit größte digitale Plattform rund um das Thema Fußballangebote, News, Daten. Statistiken, alles was das Herz begehrt, sind weltweit verfügbar in 14 Sprachen und haben uns da jetzt in den letzten Jahren als Marktführer auch etablieren können.
Joel Kaczmarek: Wie muss sich das jemand vorstellen, der OneFootball noch nie benutzt hat? Ist das mehr ein bisschen wie so eine News-App? Ist das irgendwie, dass ich Fußballergebnisse kriege? Sind das Foren? Kannst du das mal so ein bisschen als Produkt beschreiben?
Lucas von Cranach: Also im Grunde die einfachste Beschreibung ist eigentlich Facebook für Fußball plus Daten und Statistiken. Was wir machen, ist es am Ende ein Aggregat. Wir sind eine Plattform und wir sind kein Publisher. Und wir fügen sozusagen alle relevanten Inhalte zusammen, die es rund um das Thema Fußball gibt. Es sind jetzt mittlerweile 20.000 unterschiedliche Quellen, die wir aggregieren. Und der Unterschied zu Facebook liegt eben darin, dass Facebook zwar auch das Aggregat bildet, aber man dort eben keine Tabellen oder Rankings oder aktuelle Spielstände in einer wirklich guten Usability einsehen kann, weshalb die Nutzer auch immer noch zu uns kommen und wir auch sozusagen der Startpunkt der Fußballkonversation und der Content-Nutzung sind und Facebook eben nicht. oder Instagram oder Twitter oder Snapchat. Das sind alles redaktionell getriebene, horizontale Plattformen und wir sind ein Vertikal.
Joel Kaczmarek: Okay, aber ich habe nämlich auch gedacht, dass ihr sehr redaktionell getrieben seid, weil
Lucas von Cranach: Genau, also wir sind redaktionell getrieben, aber wie gesagt, jetzt am Wochenende zum Beispiel oder Spieltagen, da wirst du wissen, wie ist die Aufstellung. Du wirst eine schnelle Push bekommen für das Tor, wer hat es geschossen. Du wirst verstehen, was sich Spielverhältnisse in Form von Statistiken, wie wirkt sich das Ergebnis auf meine Tabelle aus. Und diese User Experience, die liefert eben eine redaktionell getriebene Plattform, wie eben jetzt die genannten, können sie einfach nicht liefern.
Joel Kaczmarek: Aber warum vergleichst du dich denn mit einem Facebook, also einem Social Network?
Lucas von Cranach: Facebook ist für mich kein Social Network mehr, seitdem sie den Messenger aus der App rausgezogen haben. Für mich ist Facebook eine Media-Plattform. Es war mal ein Social Network, wenn du dir anschaust, was auf Facebook mittlerweile, wenn du in deinen Stream reingehst, findest du fast nur noch News. und auch jetzt die ganzen Empfehlungen, die du bekommst, sind eigentlich immer Content getrieben, jetzt sehr Videolastig, aber Facebook selber ist für mich kein Social Network mehr. Also du kannst kommentieren, du kannst liken, aber letzten Endes die Unterhaltung, die führst du auf Messenger bei WhatsApp und die ist eigentlich nicht mehr in der Core- und Key-Experience drin.
Joel Kaczmarek: Ja, ich gebe dir recht, ich finde das auch ein bisschen schade, dass man nur noch Videos und Newsbeiträge sieht und dann kommen diese ganzen Fake-News-Themen auf. Okay, was ist denn aber dann so grob eigentlich euer Funktionsumfang, was du alles machst? Also du hast ja schon so ein paar Sachen gesagt, Aufstellungen, Statistiken, Datenbanken, News. Was muss man sich noch irgendwie insgesamt vorstellen?
Lucas von Cranach: Am Ende ist die Werthaltigkeit des Produktes liegt an dem Umfang der Inhalte. Also dass wir sozusagen eigentlich alles abbilden und eben den Fußballfan nicht nur während des Live-Spiels abholen oder eine Stunde vorm Spiel oder eine Stunde nach dem Spiel, sondern eigentlich die komplette Woche. Und was wir eben machen, auch im Verhältnis jetzt zu einem Kicker, Kicker ist für uns eine Content-Source, eine Quelle aus 20.000. Wir aggregieren alle Quellen und wenn du in das Produkt reingehst, ist für uns die mit wichtigste und ausschlaggebendste Funktion, was ist dein Lieblingsteam? Weil damit gibst du uns an, in Verbindung mit der Sprache, in der du dein Telefon gesetzt hast, welcher Content für dich relevant ist. Und aus den 20.000 Quellen, die wir haben, wenn du jetzt irgendwie, was ich, 1. FC Köln und Bundesliga ausgewählt hast, sind für dich vielleicht nur 30 relevant. Und durch das Onboarding, also sozusagen der erste Prozess, ins Produkt reinzukommen, führen wir den Nutzer sehr schnell dahin, dass eben die Relevanz auch dann gegeben ist. Und 95 Prozent unserer Nutzer nennen uns ihr Lieblingsteam.
Joel Kaczmarek: Okay, also die Frage nach der Kuratierung, die ich uns jetzt als nächstes gestellt habe, ich meine, ich kenne ja die Antwort schon so ein bisschen, die macht sich bei euch sozusagen an Team und Liga fest, dass man jetzt sagen kann, ich mag irgendwie, also ich wäre jetzt Hertha-Fan, also wir beide sind hartgesottene Leidensgenossen, was Fußballerlebnisse angeht. Dann sagt man, ich finde Arsenal noch toll und Turin aus Italien und dann kuratiert ihr das sozusagen technischer Art.
Lucas von Cranach: Also der technische Teil, den würde ich eher als Aggregation umschreiben. Also das ist wirklich eine rein technische Lösung. Und dann on top kuratieren wir, weil ich als Köln-Fan Mich interessiert natürlich auch, wenn jetzt irgendwie Werder den Trainer rausschmeißt. Aber das erkennt das System nicht. Ich bin aber sozusagen, mein Klub spielt in der Bundesliga und dadurch ist das für mich schon eine relevante Nachricht. Und da gibt es eben ein kleines Team bei uns, die manuell diese Top-News einpflegen. Was ganz wichtig ist, und ich glaube, das ist auch das größte Problem von Twitter, bei Twitter folgt man Quellen und nicht Interessensgebieten. Bei uns ist es nämlich genau umgekehrt. Also bei uns folgt man einem Interesse, nämlich Köln, und dann bekomme ich von der relevanten Quelle den Content. Das heißt, ich bekomme jetzt nicht alle Kicker-Inhalte in meinem Stream, sondern eben nur die Kicker-Inhalte, die eben für meinen Verein abgestimmt sind. Und das ist ein ganz, ganz inkrementeller Unterschied, wo wir die Relevanz des Contents extrem erhöhen und damit auch sozusagen den Kunden extrem gut bespielen und damit auch langfristig halten. Ja.
Joel Kaczmarek: Hast du denn eigentlich noch Uniqueness im Content drin? Weil ich sag mal so, egal ob es jetzt Kicker, Sport1, Sportbild ist, die haben so ein paar Exklusiv-Stories. Ja, also gerade Sportbild, gewinnt man so den Eindruck, hat viele so der neuen Verpflichtung oder Entlassung sehr, sehr früh irgendwie auf ihrer Uhr. Aber ansonsten hast du eine große Anzahl an Content, die eigentlich sehr generisch ist. Und da macht es ja gar keinen Unterschied, ehrlich gesagt, bei welcher der drei Plattformen ich die lese.
Lucas von Cranach: Ja, genau. Also Plattform ist da genau der Punkt. Also Kicker ist für mich keine Plattform. Sport 1, wenn wir jetzt in Deutschland bleiben. Also wir machen ja genau das Gleiche auch in 14 unterschiedlichen Sprachen. Der wesentliche Unterschied ist, ich bin jetzt irgendwie die ältere Generation. Ich bin mit Sportbild und Kicker aufgewachsen. Dadurch habe ich eine hohe Affinität und auch eine Loyalität zu diesen Marken aufgebaut. Der Nutzer unter 24 Der kennt im Zweifel Kicker oder Build Candy, aber es ist für den nicht diese Relevanz und nicht die Loyalität. Diese User wollen eigentlich den Querschnitt der Inhalte bekommen und alle Inhalte irgendwie aggregiert haben und eigentlich so schnell wie möglich nur an den Content rankommen. Weshalb eben die Blogger und die ganzen YouTuber, die Content-Creator, Sozusagen die Einzelspieler versus die Verlage momentan ebenso erfolgreich sich entwickeln. Und das ist, glaube ich, der wesentliche Unterschied. Ein Kicker wird niemals in eine weitere Sprache gehen und wird niemals in der Lage sein, Inhalte von Sport1 oder Sportal oder Spox oder Sportschau etc. auf ihrer Seite kuratieren, da sind die Spinnen feind untereinander. Und das ist auch der wesentliche Unterschied, dass es geht gar nicht immer darum, irgendwie um Exklusiv-Stories oder auch jetzt irgendwie gar nicht darum, das Live-Spiel irgendwie abbilden zu können oder die Tore zeigen zu können, weil alle genannten Publisher, Kicker, La Marca in Spanien, L'Equipe in Frankreich, Gazzetta in Italien, haben nie ein exklusives Recht besessen. Und sind eigentlich die stärksten redaktionellen Plattformen über Jahre gewesen in diesem bestimmten Vertikalsport oder Fußball. Und das ist der Unterschied.
Joel Kaczmarek: Aber trotzdem, damit ich das mal so grob verstehe, welchen Value hat Content? Worauf musst du achten?
Lucas von Cranach: Auf Relevanz. Also du musst auf Relevanz und Geschwindigkeit. Das sind eigentlich die beiden wesentlichen Themen. Also wenn wir jetzt zum Beispiel, heute Morgen kam ja raus, dass Borussia Dortmund, dass der Terrorverdächtige geschnappt wurde, der Einzeltäter, da müssen wir die Ersten sein, die diese News distribuieren.
Joel Kaczmarek: Wie schaffst du das?
Lucas von Cranach: Wir haben eben systemisch, sehen wir Trending Article, wir haben hier eigentlich von allen wesentlichen Content-Quellen, also Drittquellen, haben wir irgendwie Push-Notifications gesetzt, äh, Wir sind nicht an der Quelle, dass wir die Ersten sind, aber wir haben so viele Nutzer, dass wir die Nachricht übernehmen und sofort als erstes an alle unsere Nutzer distribuieren. Und das ist der große Unterschied zu Web-Publishern. Die haben ja keine Push-Notification-Möglichkeit. Die müssen darauf
Joel Kaczmarek: Könnten die ja hingehen und auch sagen, sie bauen sich irgendwie einen WhatsApp-Kanal auf oder machen eine eigene App.
Lucas von Cranach: Klar, aber das können sie gerne versuchen, aber sie werden keine Kunden mehr bekommen, weil 50% der User, der Smartphone-User in der westlichen Hemmnisphäre laden sich im Monat keine App mehr runter. Mhm. Die Nutzer haben sich bereits entschieden. Das heißt, es ist wahnsinnig schwierig, einen Markt aufzubauen. Vor allem als einzelner Publisher mit einer einzelnen Marke. Wenn eben der Trend dahin geht, vor allem von den jüngeren Nutzern, auf Plattformen agieren zu wollen.
Joel Kaczmarek: Okay, weil meine nächste Frage wäre nämlich genau in diese Richtung Markteintrittshürden gegangen, weil ich sage mal so, Fußballergebnisse sind ja omnipräsent verfügbar eigentlich. Also die Information ist nicht mehr der eigentliche Wert, sondern die Distribution. oder in manchen Fällen, wenn man sich zum Beispiel mal sowas wie Elfreund anguckt, die sind ja irgendwie durch diese Liebe zum Produkt, diese Qualität groß geworden. Also würdest du sagen, die Marktdurchdringung im Mobile-Bereich wäre für dich eine Markteintrittshürde?
Lucas von Cranach: Das ist auf jeden Fall für mich eine Eintrittshürde. Also jemand wie F-Freunde und die werden immer in der Nische bleiben, also in der Nische bleiben in Form von, das wird immer sehr guter Content sein und die werden sich immer differenzieren. Und da gebe ich dir vollkommen recht, da werden sich Verlage wie Kicker, Sport1 etc. umschauen, die entweder eben ganz viel in exklusive Rechte investieren müssen, aber ansonsten bei den generischen Inhalten schauen die eigentlich in die Röhre. weil sie eben nicht eine Differenzierung haben wie Elfreunde von der Positionierung. Ich glaube, das Allerwichtigste und das ist auch irgendwo so eine Grundsatzthese, die ich vertrete, was in Deutschland oder Europa wird immer als erstes für den Unternehmenserfolg steht, immer wie viele Mitarbeiter hast du, wie viel Umsatz machst du. Für mich ist das wesentlichste Kriterium für Unternehmenserfolg ist die Qualität meiner Kundenbindung und die Kundenhoheit zu haben. Das ist eben der Punkt, wo ich eben sage, das haben wir und das ist wahnsinnig schwer aufgrund der Stagnation im Markt, was Appdown-Nutz anbetrifft, eben als neue Plattform oder als traditioneller Verlag eben diese Kundenhoheit aufzubauen.
Joel Kaczmarek: Das ist ein schönes Bild, das gefällt mir. Das stimmt, wenn du auf so Gründerevents bist, da gibt es immer die gleichen Fragen. Mitarbeiter, welche Investoren hast du, wie viel Funding?
Lucas von Cranach: Also der Witz ist ja, für mich ist die Anzahl der Mitarbeiter, je mehr du hast, desto schlechter ist eigentlich dein Unternehmen aufgestellt, weil du nicht Economies of Scale zeigst. Nur wenn du in Deutschland, wenn ich jetzt hingehen würde und bei Coca-Cola beim Marketingvorstand sitze und sage, ich habe 30 Mitarbeiter, das ist ja auch ein ganz kleines Unternehmen. Wenn ich sage, ich habe 200, bin ich auf jeden Fall viel relevanter. Wenn ich aber mit 30 Mitarbeitern das Gleiche bedienen kann, was ich mit 200 mache, bin ich siebenmal effizienter aufgestellt, was meine Kostenstruktur anbetrifft. Auch das ganze Thema Umsatz. Umsatz ist wichtig, gar keine Frage. Es ist auch wichtig, dass man Umsatz versteht und auch irgendwann in Umsatz reinwächst. Der Grund, warum wir in Europa keine Plattform haben, liegt ausschließlich darin begründet, dass wir genau die ersten Fragen stellen. Und wenn beide Themen nicht in die richtige Richtung gehen, eine Investment-Hypothese für uns ein Risiko ist. Ein Unternehmen wie Facebook hat, glaube ich, sieben Jahre keinen Umsatz gemacht. Die haben nur in Kundenbindung gedacht, die haben nur in Network-Effekte gedacht, nur gedacht, wie kann ich eine Defensible-User-Base aufbauen? und die so groß machen, dass kein anderer mehr reinkommt und dann in Umsatz konvertiert. Die haben zwei Jahre rumprobiert, bis sie auf ihr Umsatzmodell gekommen sind. Und jetzt machen sie 4 Milliarden im Quartal. Macht nicht jedes Unternehmen, aber guckt dir Spotify an, super Beispiel, ist genau das gleiche Thema. Wie lange haben die rumgedoktert, bis sie ihr Premium-Modell aufgesetzt haben oder ihr Freemium-Modell, bis das funktioniert.
Joel Kaczmarek: Und wie misst du das, die Qualität deiner Kundenbindung? Was sind da deine Metriken, die du dir anschaust?
Lucas von Cranach: Also da gibt es unterschiedliche Metriken. Also das Ganze fängt an mit, also die Download Opening Rate. Also alle gucken auf Downloads, am Ende ist aber wichtig, wer nutzt denn auch die Applikation. Das zweite ist der Prozentsatz der Leute, die eben Teams folgen, also ein Lieblingsteam haben und dann mehrere Teams folgen. Kriterium ist weiter, wie viele News werden gelesen in einem bestimmten Zeitraum. Dann ist ein Kriterium drei Tage, 30 Tage lang. Drei Monate, sechs Monate, zwölf Monate Retention Rate, Sessions pro Nutzer pro Monat im Schnitt und Timespent pro Nutzer pro Session.
Joel Kaczmarek: Kannst du noch ein bisschen was zu deinen Zahlen sagen? Also ein paar, meine ich, sind ja sogar public. Also ich erinnere mich, bei euch gelesen zu haben, dass ihr irgendwie 80 Prozent der Nutzer habt. Kann es sein, die Push aktiviert haben? Genau. Kannst du mal ein paar Details zu euch sagen, wie ihr da konkret dasteht? Also ich habe gelesen, was so öffentlich verfügbar ist, dass ihr zum Beispiel durchschnittlich bei euren Nutzern fünf Sessions am Tag habt. Die durchschnittliche Sessionlänge soll bei vier Minuten liegen. 80 Prozent hätten Push-Notifications aktiviert. Das sind ja irgendwie schon sehr, sehr relevante Zahlen. Kommt das hin?
Lucas von Cranach: Das kommt hin, ja. Also die Zahlen werden sogar besser. Das sind jetzt unsere Kernzahlen. Metriken, die wir uns anschauen, was eben auch heißt, dass wir an diesen Metriken arbeiten, um sie zu optimieren. Und da gibt es eben dann bestimmte Themen, wie kann ich die Sessions pro Nutzer pro Monat nach oben ziehen, ist relevante Editorial Pushes rauszuschicken. Also wir schicken irgendwie an bestimmte Teams, die die größten Follower haben, in bestimmten Abständen Push-Notifications mit redaktionellen Inhalten. So und damit bekommst du natürlich die Nutzer häufiger rein. Also ich jetzt als Köln-Fan bekomme jetzt nicht irgendwie Nachrichten zum BVB, sondern irgendwie, jetzt habe ich gestern eine Push-Notification bekommen, dass Olympique Marseille an Modeste interessiert ist. Das ist für mich super relevant und deswegen gehe ich rein und lese die Nachricht. Und das ist natürlich eben genau das, was ich meinte, dass der große Unterschied Mobile zu Web ist. dass wir sozusagen über die Aktivierung der Push-Notification eine stetige Retention-Maßnahme eigentlich mit in die Wiege gelegt bekommen haben.
Joel Kaczmarek: Aber die ist ja endlich.
Lucas von Cranach: Die ist nicht endlich.
Joel Kaczmarek: Du kannst ja nicht unendlich weit forcieren. Du wirst ja wahrscheinlich irgendwie eine Daumenregel haben, einmal pro Tag oder maximal x pro Woche.
Lucas von Cranach: Richtig, aber das ist ja im Grunde genommen wie so eine Abhängigkeit aufzubauen. Also je mehr Pushes man schickt, die relevant sind, desto mehr ist man im Kopf beim Nutzer. Time-Killer wird ja auch das iPhone oder das Telefon genannt. Du sitzt jetzt irgendwo am Flughafen oder so. und durch die steigernde Relevanz der Inhalte über Push-Notifications schaffen wir mehr Aufmerksamkeit für unser Produkt, für unsere Marke, dass wir nach vorne kommen auf den Screens, was für uns wichtig ist. Und zum Zweiten, dass die Leute eben nicht nur über Push-Notifications in die App reingehen, sondern eben auch einfach irgendwie reingehen, wenn sie irgendwie Zeit haben. Und man sieht auch, dass der Großteil der Sessions, die wir kreieren mit den Nutzern, eben Und freiwillige Sessions sind, die nicht durch Push getrieben sind.
Joel Kaczmarek: Meinst du, dass das verstopfen wird, so wie Facebook? Da kriegst du ja überhaupt nichts mehr auf den Kanal gebracht.
Lucas von Cranach: Genau, das ist ja das Facebook-Twitter-Problem.
Joel Kaczmarek: Meinst du, es kommt auch auf Mobile, dass das auch zunimmt?
Lucas von Cranach: Naja, hat es ja schon. Also ich meine, wenn du in den Facebook-Stream reingehst, dann musst du irgendwie 30 Seiten scrollen, bis du die letzten 24 Stunden irgendwie abgegriffen hast, wenn du irgendwie zu viel folgst. Das Schöne ist, dass wir es irgendwie limitieren, weil ein Fußballfan hat nicht zehn Lieblingsvereine. Und wenn ich jetzt überlege, was sind die relevanten Quellen für den 1. FC Köln, wenn ich jetzt wieder meinen Verein nehme, dann….
Joel Kaczmarek: Das FC-Blog habe ich gesehen, EFFZDA.
Lucas von Cranach: Genau, FC. und dann gibt es den Geist-Blog. Das sind die beiden Blogs. Dann gibt es irgendwelche YouTube-Channel, das sind sozusagen die neuen Kanäle, die neuen Content-Creator, die dazugekommen sind. Dann gibt es den Kölner Stadtanzeiger, den Kölner Express. Und dann gibt es eben die herkömmlichen Medien, die Content produzieren. Und das sind vielleicht maximal 20 Quellen.
Joel Kaczmarek: Ich bin ja noch so ein bisschen überlegen, ob ich das überzeugend finde. Ich bin jetzt Hertha-Fan. Trotzdem interessieren mich meistens mehr die ganzen Cases. Wie hat Dortmund gegen Monaco gespielt? Was ist Halbfinale mit Bayern? Wie steht Barca? Sowas ist ja dann interessant. Das kriege ich ja jetzt auf dem Wege nicht per Push.
Lucas von Cranach: Doch. Das kriegst du per Push, weil ich davon ausgehe, wenn dich das interessiert, dann folgst du der Champions League. Wenn du der Champions League folgst, dann siehst du in deinem Matchstream die aktuellen Spiele und kannst Push-Notifications für die entsprechenden Teams oder für die entsprechenden Spiele setzen.
Joel Kaczmarek: Gib uns doch mal so ein bisschen Gefühl eigentlich, weil du auch gerade so schön gesagt hast, eine Firma mit 30 Mitarbeitern, die das gleiche macht wie eine mit 200, ist irgendwie effizienter. Wie viele Nutzer habt ihr denn eigentlich mittlerweile? Vielleicht kannst du auch ein bisschen was sagen zu dem Aktivitätsgrad, weil Downloads, hast ja recht, ist immer so ein bisschen so eine Pimmellängenmessung, aber sagt eigentlich nichts aus. Und wie viele Mitarbeiter hast du denn für die Millionen von Nutzern?
Lucas von Cranach: Also feste Mitarbeiter sind wir so bei 70 und dann gibt es irgendwie noch eine ganze Hand voll an Freelancern oder Praktikanten, die bei uns aber nicht anders behandelt werden. Sie haben einfach nur einen anderen Status, was Fulltime oder arbeitsrechtlich anbetrifft. Damit sind wir irgendwie sehr, sehr schlank aufgestellt, wenn man überlegt, dass wir im Grunde genommen irgendwie mit 20.000 Content-Items, die am Tag sind, über unser System laufen, bilden wir das Inhalteportfolio ab von einem Verlag mit 10.000 Mitarbeitern oder mehr. Also um das eigentlich selber kreieren zu wollen, müsstest du wahnsinnig viele Leute beschäftigen.
Joel Kaczmarek: Kreiert ihr auch selbst eigentlich?
Lucas von Cranach: Ja, also wir kreieren auch selber. Das ist ja das Thema. Wir vermarkten nicht, dürfen wir auch nicht, die Inhalte, die wir von Dritten bekommen. Und deswegen kreieren wir selber Inhalte, aber eben auch in der Form, die sozusagen dem Netflix-Modell entspricht. Die Netflix hat aggregiert, dann haben sie kuratiert und auf Basis aller Daten haben sie Content kreiert. Und daraus ist House of Cards entstanden, die erfolgreichste Serie aller Zeiten.
Joel Kaczmarek: Ist das nicht Game of Thrones?
Lucas von Cranach: Ja, mittlerweile vielleicht. Aber zu dem Zeitpunkt, als sie rauskamen, also ich glaube, da wird es auch jetzt noch tausend andere geben, die immer erfolgreicher werden. Aber ist ja immer alles aller Zeiten und erfolgreichste. Aber in dem Punkt haben sie ein sehr erfolgreiches Produkt kreiert, in dem sie sich die Daten Und das Nutzungsverhalten ihrer Kunden angeschaut haben. Genau das gleiche machen wir auch und eben nur im Videobereich. Das heißt, wir haben hier keine Redakteure, die Text machen, sondern wir, wie man auch im schönen Denglisch sagt, wir videoisen News. Dass man hingeht und sagt, es gibt einen 45 Sekünder, es ist ein Zusammenschnitt von Fotos und Bildmaterial, was wir produzieren. lizenzieren, was aber kein exklusives Material ist und setzen dann einfach Headlines drauf und distribuieren das eben einmal über unsere App und zum Zweiten eben auch über die Social-Media-Kanäle.
Joel Kaczmarek: Heißt das in der logischen Konsequenz dann, dass ihr euren gesamten geschriebenen Content nicht über Advertising monetarisieren dürft?
Lucas von Cranach: Also wir dürfen nicht in den Inhalten. Die Inhalte, die bei uns auf der Plattform sind, ist ja alles legal. Wir crawlen nicht, das ist auch nicht lizenziert, sondern das sind sogenannte RSS-Feeds, die was sich die Publisher im Netz zur Verfügung stellen und die binden wir bei uns ein. Dann siehst du, wie bei Facebook, ein sogenanntes Thumbnail, so ein Foto von Kicker, einen Text, die Überschrift und die Quelle. Wenn du draufklickst, kommst du auf Kicker, auf die entsprechenden News, bleibst aber im Frame von OneFootball und da dürfen wir nicht vermarkten. Das ist die Hoheit von dem entsprechenden Publisher und da greifen wir auch nicht ein.
Joel Kaczmarek: Also sagen wir mal, da kommt ein Title sozusagen in meiner OneFootball-App, Dortmund, was weiß ich, verpflichtet Dembelys Bruder. Verliegt ihr dann immer sofort per Klick auf den Header?
Lucas von Cranach: Genau, das müssen wir, weil das ist rechtlich so vorgeschrieben, weil wir sonst die Inhalte nicht einbinden dürfen.
Joel Kaczmarek: Einen Eintrag noch, weil wir es noch gar nicht gesagt hatten. Du hast jetzt irgendwie so die Content-Masse gesagt und wir können ja da letztendlich mal in die Monetarisierung rübershiften. Wie viele Nutzer habt ihr denn eigentlich? Damit die Leute mal ein Gefühl kriegen, wie groß ihr eigentlich seid.
Lucas von Cranach: Also wir sind im höheren siebenstelligen Bereich.
Joel Kaczmarek: Oh Mann, da muss man wieder einen Knoten im Kopf.
Lucas von Cranach: Ja, Knoten im Kopf.
Joel Kaczmarek: Müsst ihr nicht sogar schon achtstellig sein?
Lucas von Cranach: Wir reden von aktiven Nutzern.
Joel Kaczmarek: Aktiv seid ihr siebenstellig? Okay. Also 24 Millionen Downloads, wenn man das, was man so gelesen hat.
Lucas von Cranach: Genau.
Joel Kaczmarek: Du bist ja ein Geheimniskrämer.
Lucas von Cranach: Ja, aber wenn die anderen Verlage auch mal irgendwie öffentlich ihre richtigen Zahlen publizieren würden und nicht wie beispielsweise ein Kicker, der hingeht und seine mobile Reichweite plus die Web-Reichweite plus die App-Reichweite irgendwie zusammen plus plus plus nimmt, da ist ein riesen Overlap an Nutzern. Wenn alle transparent arbeiten, dann können wir das auch machen, aber das mache ich jetzt an der Stelle auch nicht.
Joel Kaczmarek: Ist ja well deserved. Lass uns doch mal wirklich in dieses Thema Monetarisierung reingehen. Also wenn du das nicht machen darfst, wenn du nicht den Content, den du dir sozusagen dezentral aggregierst und dann auch mal kuratierst, wenn du den nicht bewerben darfst, wie machst du es dann, dass du monetarisierst?
Lucas von Cranach: Also auch da kann man das klassische Beispiel der Plattformen wie Twitter, Facebook etc. ranziehen. Wir platzieren Werbeeinblendungen in unseren Stream, der sozusagen zwischen den News ist. Banner oder? Das ist dieses Bullshit-Bingo Native Advertising. Im Grunde genommen ist Native Advertising nichts anderes als ein Banner, richtig, nur eben mit dem Unterschied, dass er sich nicht über Content drüber legt, sondern sozusagen in den Content eingebettet ist. Ja, das ist ja eigentlich die Beschreibung von
Joel Kaczmarek: Also auch im Sinne von Advertorials. jetzt zum Beispiel, dass ihr sagt, weiß ich nicht, Dembélé hat einen tollen neuen Schuh und es ist in Wirklichkeit eigentlich eine Nike-Werbung?
Lucas von Cranach: Genau, also dann bist du wieder bei der redaktionellen Verknüpfung. Das machen wir auch, aber eben nur mit Großkunden, wie du gerade genannt hast, irgendwie Nike oder ein Adidas oder ein Bwin oder ein Volkswagen, ein Kronbacher. Bei den großen Kunden, die relevante Budgets bei uns lassen, irgendwie sechs-, siebenstellig, da gibt es eben eine Integrationsstufe mehr. Ansonsten ist es eben die klassische Werbevermarktung, die eben jeder normale Verlag eben auch macht.
Joel Kaczmarek: Gerade Wettanbieter, das hat ja eine Penetranz gewonnen, oder? Dass die irgendwie Fußball-Apps mittlerweile bewerben, also in meiner App höre ich das auch. Wer? Wettanbieter, dass ich dann sehe, Tipico und wie sie alle heißen.
Lucas von Cranach: Also bei uns siehst du es nicht?
Joel Kaczmarek: Ich meine, ich hätte euch auch gesehen.
Lucas von Cranach: Ja, du siehst bei uns Werbung, aber der Grund, warum wir sehr vorsichtig sind, eben jetzt auch unsere Monetarisierung nach oben zu ziehen, wir machen das gerade, was auch sehr erfolgreich ist, ist, dass wir sehr vorsichtig sind, dass wir unsere Nutzer nicht abschrecken wollen. Das heißt also überall. und dann gibt es ja diese, was eben die klassische Vermarktung ist, diese Interstitials, die über den Screen drüber gehen und so diese Nerving-Banner, das machen wir alles nicht.
Joel Kaczmarek: Gut, ich habe dich auch so ein bisschen unterbrochen. Also du hast gesagt, du machst im Prinzip Native Advertising. Das kann auch bis zu Content-Kooperationen gehen. Was sind sonst noch so eure Monetarisierungswege?
Lucas von Cranach: Also meine Hypothese ist, und das ist das, woran wir arbeiten, ich will das jetzt irgendwie nicht im Detail ausführen, weil das irgendwie teilweise auch Themen sind, die noch nicht sichtbar sind, öffentlich sichtbar, dass es am Ende darum geht, die Umsatzströme, die im Fußball in Verbindung mit einem Fußballfan stehen, dass man die vertikalisieren kann. Beispiel, ein Fußballfan kauft ein Trikot, ein Fußballfan reist für seinen Club, ein Fußballfan hat eine Mitgliedschaft beim Verein, ein Fußballfan geht hin und kauft sich bei Sky oder The Zone irgendwie eine Pay-TV-Subscription, ein Fußballfan wettet etc. Und das ist all diese Verhaltensmuster, die stehen in Verbindung mit dem Lieblingsverein. Was da die Zielsetzung ist, um sich auch so ein bisschen von dieser klassischen Werbevermarktung, wo ich überhaupt kein Freund von bin, mit diesen Media-Agenturen und so, die da rumtonen und im Grunde genommen keinen Value-Add mehr wirklich liefern, es sei denn, sie gehen wirklich mal in die Wertschöpfung rein, möchten wir so ein bisschen weggehen von und haben eben deswegen größere Partner wie Adidas oder auch ein Bwin, wo wir wirklich eine Integration suchen und sagen, Wenn ich jetzt als Köln-Fan, was ich in Jonas Hector, der irgendwie in der deutschen Nationalmannschaft spielt, ein Trikot angeboten bekomme von Jonas Hector, ein Nationalmannschaftstrikot, 20 Prozent günstiger und das eben sozusagen nur an SFC Köln-Fans geht und diese Integration nativ ist, das heißt, dass sie eben nicht irgendwo auf Adidas verlinkt, sondern bei uns stattfindet, Und kontextuell dann auch noch sinnvoll ist, wenn zum Beispiel Jonas Hector in der Nationalmannschaft spielt, dann gibt es da sozusagen ein Mischmodell, dass man einmal irgendwo einen klassischen Mediawert dahinter hängt für die Anzahl der Platzierungen, aber auch eben an den kommerziellen Modellen beteiligt ist. Und das sind eben die genannten Verticals, die ich sehe, wo wir reingehen und dann uns auch eben von diesem klassischen Mediagranturgeschäft unabhängig machen.
Joel Kaczmarek: Okay, wenn wir jetzt mal wie so eine Torte aufmachen und wir hatten jetzt irgendwie Advertising, dann hast du eigentlich so
Lucas von Cranach: Es gibt vier. Also das eine ist, wir nennen das Integrated Advertising. Also das sind dieses Beispiel irgendwie mit Adidas oder mit Bwin oder was sich mit DAZN, was wir gerade umsetzen, um deren Pay-TV-Subscriptions irgendwie hochzuziehen. Dann gibt es das klassische Direct-Sales-Thema. Das ist das Media-Geschäft, wo wir eben zu Agenturen hingehen und zu Brands und denen unsere sehr wertvolle Reichweite verkaufen. Dann gibt es das Thema Programmatic Advertising. Das ist sozusagen die automatisierte Werbeform, die mit nicht besonders hohen Preisen versehen ist, dadurch aber irgendwie auch im Gegensatz zum anderen überhaupt gar keinen Aufwand hat, was irgendwie Mitarbeiter anbetrifft. Und das sind so eigentlich unsere drei übergeordneten Werbeeinnahmequellen oder sozusagen auch unsere Monetarisierung, die sich da wieder widerspiegelt.
Joel Kaczmarek: Hast du nicht gesagt, es gibt vier?
Lucas von Cranach: was hatte ich denn jetzt?
Joel Kaczmarek: Integrated Advertising, Media, also Direct Size Media und Programmatic Advertising.
Lucas von Cranach: Sorry, drei. Es gibt drei und am Ende, und das ist ja auch immer so, Werbefinanzierung ist überhaupt attraktiv. Es gibt nur zwei Modelle im Internet. Oder es gibt drei. Das eine ist Subscription, das zweite ist klassische Partizipation an irgendwelchen Umsätzen, die generiert werden und das dritte ist klassische Werbung.
Joel Kaczmarek: Ich habe mal gelernt, es gibt sieben. Es gibt ja ein gutes Buch, so Simply Seven. Aber wahrscheinlich kann man die deiner
Lucas von Cranach: Ja, die kannst du irgendwo auch Also es gibt wahrscheinlich auch 380.000 wahrscheinlich. Das ist ja immer das Schöne, dass die Werbeindustrie das selber treibt. Aber letzten Endes sind das für mich die drei großen Modelle, die ich sehe. Klar, dann gibt es noch irgendwie das Thema, ich nehme die Daten und verkaufe die Daten und so weiter. Aber letzten Endes sind das für mich die drei wesentlichen Treiber.
Joel Kaczmarek: Ja, wo du schon über Daten sprichst, lass uns da doch mal weiter eintauchen. Man sagt ja so ein bisschen, Daten sind das neue Öl. Ihr seid ja mit eurem Geschäftsmodell, sagst ja selber, stark darauf ausgerichtet, dass ihr irgendwie klares Datenverständnis habt dahingehend, was für Fan-Anhängerschaft man irgendwie hat unter euren Nutzern. Wie wichtig ist das für euch? Macht ihr eigentlich sozusagen, also Targeting wäre ja ein Aspekt. Habt ihr noch weitere Aspekte, wo ihr sagt, rund um das Thema Daten, dass ihr dann Geschäftsmodell weiter forcieren könnt?
Lucas von Cranach: Was wir grundsätzlich machen, und ich glaube, damit sollte man anfangen, wir haben ein eigenes Data Warehouse aufgebaut und haben jetzt auch sechs Analysten oder sozusagen im Data Team sechs Leute sitzen, die eben für die einzelnen Segmente im Unternehmen, Product, Marketing, Sales und Content verantwortlich sind. unseren Nutzer überhaupt besser zu verstehen und die Daten auch viel besser zu verifizieren, bevor wir überhaupt zu dem Schluss kommen, wie wir sie monetarisieren können und wollen. Jetzt sind wir in der Phase Reporting, also erstmal nur Fakten kommunizieren und ich denke mal, dass wir so in die in den nächsten drei Monaten dann auf der Ebene sind, was machen wir jetzt eigentlich damit? Also aus den Fakten Schlüsse zu ziehen. Einmal, wie ich das Produkt verbessere. Zum Zweiten, wie man daraus auch eine Monetarisierung schließen kann. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Unternehmen, die eben kein eigenes Data Warehouse aufbauen und von externen Datenpumpen abhängig sind im B2C-Umfeld, große Schwierigkeiten haben werden, wirklich den Kunden zu verstehen.
Joel Kaczmarek: Du bist ja auch irgendwie so starker Verfechter zu sagen, dass du klassische Vermarkter irgendwie nicht attraktiv findest. Also du hast ja eben im Gespräch auch schon mal gesagt, dass die für dich keinen Mehrwert stiften. Ist das sozusagen dem Ganzen ein bisschen geschuldet, dass man auch Abhängigkeiten reduziert? oder was ist da eigentlich so der Background?
Lucas von Cranach: Das Vermarkter-Modell ist für mich ein Auslaufmodell, weil ich glaube, das Wichtigste an der Stelle ist Alignment of Interest und das ist nicht vorhanden. Der Vermarkter zahlt eine Garantie und das Incentive oder sozusagen die Zielsetzung des Vermarkters ist es, die Garantie um Gedeih und Verderb erstmal zurückzuzahlen und dann irgendwo ins Geld zu gehen. Und dem Vermarkter ist es eigentlich total wurscht, was da für Werbeflächen genutzt werden. Das heißt, die denken nicht im Sinne des Kunden. Von daher ist das Modell für mich schwierig. Zum Zweiten sehe ich mehr und mehr, dass eben die Unternehmen, die größer werden, feststellen, dass die 30 Prozent und mehr, die man abgibt, dann am Ende auch ein eigenes Team rechtfertigen, mit dem man auch A, viel höhere Preise erzielen kann und B, eben auch nicht in diesen Konflikt kommt, was wir eben hatten, dass wir ständig da anrufen haben und gesagt haben, könnt ihr bitte diese scheiß Banner hier rausnehmen? und wir wollen nach 12 Uhr keine Sex Banner sehen, weil es guckt da auch mal jemand von uns rein. Das auf jeden Fall, was Vermarkter aber gar nicht beherrschen, also es gibt jetzt neue Vermarktungsmodelle, aber die klassischen Vermarkter beherrschen das Datenthema nicht. Also es gibt ja irgendwie so Data Matching Plattformen und so, wo man dann irgendwie darüber auch nochmal Geld verdienen kann, Sehe ich aber auch nicht als Kernmodell, also direkt, aber indirekt, was ich eben meinte mit dem eigenen Data Warehouse, sozusagen die Daten besser zu verstehen, um dann eine optimierte Monetarisierung daraus zu ziehen.
Joel Kaczmarek: Glaubst du eigentlich an das ganze Thema Retargeting? Also macht das bei euch zum Beispiel Sinn, zu sagen, immer wieder penetriere ich dich mit dem neuen Trikot von Verein XY?
Lucas von Cranach: Also Retargeting sollte ja dazu führen, dass du nicht penetrierst. Auf jeden Fall. Das ist dann unter diesem Bucket, was wir eben als Integrated Advertising bezeichnen, Wo wir jetzt eben mit Partnern wie Adidas oder Bewin oder ein Mediamarkt, also größeren Unternehmen, eben eher über eine tiefere Integration sprechen, wo wir den Kunden Leads liefern. Die Kunden dann, also unsere Brandpartner dann versuchen, die daraus generierten Kunden zu monetarisieren. Und wir dann die Kunden, die darauf angesprungen sind, aber nicht monetarisiert worden sind, bei uns in der App wieder ansprechen, weil sie eben am Anfang des Funnels sich schon sozusagen erkenntlich gezeigt haben, gesagt haben, ja, ich möchte, was ich Adidas meine E-Mail-Adresse geben etc. pp. Und das Retargeting ist für uns halt sehr spannend und das haben wir eben auch mit Adidas entsprechend sehr erfolgreich aufsetzen können, weil wir eben aufgrund unseres Data Warehouse genau sagen konnten, welche Kunden wurden schon mal mit der Werbung XY angesprochen. Und das Zweite, was da eine große Rolle spielt, ist Segmentierung. Also 95 Prozent unserer Kunden sagen uns ihren Lieblingsverein. Und ich muss einem Bayern-München-Fan nicht das Borussia Dortmund-Trikot anbieten. Das wird relativ schlecht konvertieren.
Joel Kaczmarek: Vielleicht kaufen wir das auch zum Verbrennen vorher.
Lucas von Cranach: Vielleicht auch das. Aber dann ist auf jeden Fall der Absatz nicht besonders groß. Aber diese Segmentierung in Verbindung mit Retargeting optimiert eigentlich unser Inventar. Also es macht sehr viel Inventar frei für andere Monetarisierungsmöglichkeiten.
Joel Kaczmarek: Was wisst ihr denn eigentlich alles über eure Nutzer, außer den Lieblingsverein?
Lucas von Cranach: Ja, Nutzung. Wir haben keine persönlichen Daten der Kunden, die speichern wir auch nicht ab. Da sind wir auch sehr diskret, weil datenschutztechnisch muss man ja hier in Deutschland aufpassen und ich als Geschäftsführer lege da auch sehr viel Wert drauf, weil man bei den Themen doch relativ schnell in eine ganz andere Problemzone reinkommt.
Joel Kaczmarek: Und ab 2018 wird das richtig teuer, ne?
Lucas von Cranach: Von daher speichern wir nichts ab, was wir nicht dürfen. Wir haben sogar einen Datenschutzbeauftragten, was man ja alles irgendwie heute haben muss.
Joel Kaczmarek: Sogar muss man ja sogar haben.
Lucas von Cranach: Ja, muss man ja sogar haben. Aber ich möchte nicht wissen, wie viele es nicht machen. Aber nein, wir wissen eben die Nutzung, aber anonymisiert in Form von Kohorten oder auch auf Einzelnutzer runtergebrochen. und dann eben die Lieblingsvereine, Mannschaften, Ligen. Und das reicht mir eigentlich für die Segmentierung. Ich bin Köln-Fan und es ist eigentlich egal, ob ich 60 bin und Millionär oder 20 und Student. Das verändert nicht die Tatsache, dass beide das gleiche Trikot kaufen und beide ins gleiche Stadion gehen und beide bei Sky 20, 30 Euro im Monat ausgeben für ihr Pay-TV-Subscription.
Joel Kaczmarek: Ich kann mir vorstellen, ihr werdet, glaube ich, sehr hohes Engagement haben. Das ist ja ein sehr emotionales, leidenschaftliches Thema, was ihr da bearbeitet. Es gibt ja auch, dass ihr die Möglichkeit bietet, so eine ganz komplett bannerfreie Version zu machen für irgendwie roundabout vier Euro. Ich habe mir mal sagen lassen, dass da eher so ein Nutzerwunsch-Antwort gewesen ist als wirklich ein Monetarisierungsweg. Also hat bei euch gar keinen Impact?
Lucas von Cranach: Nein, gar keinen Impact. Also das hat dazu geführt, dass wir gar keine schlechten Bewertungen mehr haben. Also gar keiner heißt irgendwie Also wir sind jetzt bei Google in den Rates. bei Android sind wir glaube ich jetzt auf 400.000 Bewertungen bei 4,8 Sternen im Schnitt. Diese Banner-Free-Version hat dazu geführt, dass eben die, was sich tausend, die im Monat kommen und meckern, wenn sie Werbung sehen, eben jetzt dafür einfach bezahlen. Das ist kein Geschäftsmodell.
Joel Kaczmarek: Jetzt hast du eben schon erzählt, ihr habt irgendwie ein Data Warehouse gebaut. Das ist ja wirklich nicht so ganz trivial. Es geht ja auch viel darum, Rohdaten gut zu verarbeiten und solche Geschichten aufbereiten etc. Kannst du mal generell ein bisschen was zu eurem Tech-Stack sagen? Also was habt ihr technologisch eigentlich alles entwickelt? Also jenseits von eurer App, was steckt da so an Maschinerie dahinter?
Lucas von Cranach: Was für uns so Kerntechnologie ist Also es ist einmal das Data Warehouse, das zweite ist unser Content Management System. Einmal sozusagen, wo wir den gesamten Content verarbeiten, heißt also verifizieren, taggen, clustern und ausliefern, weil ich als Köln-Fan aus den 20.000 Quellen, die wir abbilden, die wir sozusagen aggregieren auf der Plattform, interessiere mich halt vielleicht für maximal 20.000. 20 bis 30 News in meiner Sprache pro Tag. Und das muss ich eben performant auf der Infrastruktur abbilden. Dann unsere ganzen Tools, die damit in Verbindung stehen. Die Admin-Tools für das Newsroom-Team, eben die Content-Kuratierung sozusagen auf Basis der Aggregation des CMS eben aufzusetzen. Das ist alles proprietär. Und dann haben wir eine eigene Scores-Datenbank, also wo wir eben unterschiedliche Score-Provider matchen und dann entsprechend ähnlich der Systematik der News nach Sprachen etc. pp. Clustern und dann eben entsprechend ausliefern. Also da ist viel proprietäre Technologie, also Themen wie Cloud und so, das VPN-System. CDN etc. Das müssen wir alles nicht hier bei uns machen. Also da gibt es einen Provider für. Aber wir haben hier schon relativ viel selber entwickelt.
Joel Kaczmarek: Wie spannend ist für euch das ganze Thema künstliche Intelligenz denn eigentlich? Weil es gilt ja meines Wissens als Markterprobe, dass man Spielberichte mittlerweile von Computern schreiben lassen kann. Ist das was, was ihr auch aktiv forciert?
Lucas von Cranach: Ja, also ich meine, es gibt ja so die zwei super Buzzwords. Jeder sagt, wir machen künstliche, also Artificial Intelligence und Machine Learning. Erstmal sind das ja zwei komplett unterschiedliche Themenbereiche. Artificial Intelligence macht bei uns so lange keinen Sinn, solange wir daraus keinen wirklichen Mehrwert schöpfen. Und was wir jetzt eben sehen, dass wir die Live-Ticker, die wir eben integriert haben Bei uns, das ist im Grunde genommen automatisiert, aber eben nicht bei uns, sondern bei unseren Score-Providern. Die Technologie wollen wir auch gar nicht bauen. Also das kaufen wir ein. Das Thema Machine Learning ist bei uns auf der Agenda. Es wäre vermessen, wenn ich sage, wir machen es, weil für mich ist das irgendwie erstmal, der Anfang ist irgendwie immer gemacht, dass du nutzt irgendwie externe Datenpumpen. Dann entwickelst du dein eigenes Data Warehouse, dann verstehst du die Daten, dann entwickelst du Algorithmen, um sozusagen das, was du manuell machst mit den Daten, automatisierst und dann im nächsten Schritt erst findest du vielleicht Automatismen, dass sozusagen das System selbst lernt. Also für uns ein sehr, sehr attraktiver Use Case und darauf arbeiten wir hin, ist eben, dass wir wirklich für jeden einzelnen Nutzer eine eigene Entity haben. Also wenn ich zum Beispiel zehnmal Sport1-News oder Kicker-News oder wen auch immer irgendwie zugeführt bekomme, aber nie draufklicke, dann entweder sehe ich sie nicht oder ich habe wirklich kein Interesse und dann mache ich eben beim nächsten Mal nur noch acht und beim nächsten Mal nur noch sechs und das muss irgendwann dann sich automatisieren, dass ich eigentlich pro Nutzer verstehe, was der für ein Content konsumieren möchte.
Joel Kaczmarek: Jetzt ist ja ein anderer Faktor bei euch eigentlich das ganze Thema Vernetzung, Kommunikation, Austausch, wo ich mal gerne so über zwei Projekte mit dir reden würde. Das eine ist, dass ihr irgendwie bei Facebook hingegangen seid und habt für den Facebook Messenger eine eigene App gebaut namens Tackle, bei der man irgendwie, so wie ich es verstanden habe, man klickt länger auf ein Ergebnis, kann es dann mit so einem Meme irgendwie versehen und mit seinem Netzwerk teilen. Ich glaube, es hat nicht so gut funktioniert, aber vielleicht kannst du mal so den Hintergedanken erklären und was ihr da an Learnings hattet.
Lucas von Cranach: Also erstmal, dass das Schöne war, der David Marcus von Facebook ist eben direkt auf uns zugekommen. Der ist ja Schweizer und versteht daher auch ein bisschen, er hat jetzt keine Leidenschaft für Fußball, aber versteht irgendwie, was es bedeutet und sagte eben, dass der Mechanismus eines Fußballfans, eben Emotionen mit einem Gift zu verknüpfen, für ihn ein No-Brainer ist. Und deswegen waren wir eine von, ich weiß nicht, 30 oder 40 Launch-Partnern von der Facebook-Messenger-Plattform. Und wir haben das als Testszenario gesehen außerhalb der bestehenden App. ein Verhaltensmuster zu testen. Und es hat nämlich übrigens gut funktioniert, weil wir haben jetzt nicht Millionen Downloads damit gemacht, aber für uns war es wichtig, auch sowieso jetzt nicht separat irgendwo eine zweite Nutzerbasis aufzubauen, sondern eben zu sehen, ob Leute Interesse haben in einem einfachen Userflow. Du bist jetzt, was bist du für ein Fan? Hertha. Du verlierst gegen irgendwie XY, was ja die Saison relativ oft passiert ist.
Joel Kaczmarek: Nein, Ende aber noch.
Lucas von Cranach: Und war das erfolgreichste Saison seit sieben Jahren. Und wir sind beste Freunde und ich will es dir reindrücken. Danke, bist ja ein guter Freund. Ja, aber so ist es ja. Im Fußball ist es ja so. Und dann will ich dir nicht eine Textnachricht schicken, sondern brauche halt irgendeinen Mechanismus. Und dieser Mechanismus hat funktioniert. dass wir ihn jetzt sozusagen ins Core-Produkt integriert haben, aber noch nicht so sichtbar geschaltet haben, weil wir auch da jetzt erstmal langsam sehen wollen, wie das Verhaltensmuster sich erprobt. Aber ich kann sagen, dass es irgendwie gut funktioniert, sonst hätten wir das externe Produkt nicht ins Kernprodukt geschaltet. sozusagen das Feature integriert.
Joel Kaczmarek: Okay, man hat ja von euch auch gelesen, dass ihr experimentiert habt, Nutzer miteinander zu vernetzen. War das der Case?
Lucas von Cranach: Katastrophe. Also da Riesenfehler, also wirklich, ich muss sagen, aber das ist ja das Schöne, also es war eine komplett falsch fehlgeleitete Hypothese, weil wir ganz viele Sachen nicht berücksichtigen, die offensichtlich sind, aber die offensichtlichen Dinge sieht man aber erst immer danach. Also wir haben erstens mal total überschätzt, wie schwer es ist, eine weitere Messaging-Plattform neben den schon bestehenden aufzusetzen, wo man sich riesig unterschätzt. Also überschätzt haben wir uns dabei, dass es möglich ist. Und wir haben es unterschätzt, wie groß die Herausforderung ist. Das war das erste Problem. Das zweite war, das Engagement war unfassbar groß, nur leider extrem negativ. Ja, weil wenn zwei Fangruppen aufeinander losgehen und die auch noch irgendwie 13, 14, 15, 18, 20, was weiß ich was sind und da anonymisiert Bashing betreiben können, also ich habe Fremdwörter gelernt. Fremdwörter und auch Schimpfwörter. Wir hatten dann hier keine Kapazitäten für Moderation und haben gesagt, wir machen sofort Abschalten. Haben nur da wirklich echt den Fehler gemacht. Wir haben ganz schön lange drauf rumentwickelt. Weil wir wollten die Experience gut hinbekommen. Die Experience war super. Nur der Fanaustausch war nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Und deswegen haben wir es dann abgeschaltet.
Joel Kaczmarek: Das mündete dann mehr in die Virtualisierung von Hooligentum zu.
Lucas von Cranach: So ist das. Genau. Den wir zugelassen haben. So nach dem Motto, lass uns um 17.15 Uhr da und da treffen und den Schalkern auf die Mütze hauen. Ja. Über uns konnte man das organisieren und das war definitiv nicht unsere Zielsetzung. Und deswegen haben wir das halt
Joel Kaczmarek: Okay, sogar richtig realweltlich organisiert.
Lucas von Cranach: Nein, nein, nein, das war jetzt eher ein Scherz. Also wir haben jetzt da nicht irgendwie Schlägereien organisiert, aber der Austausch war jetzt schon eher unterste Schublade und das Hat dann auch, glaube ich, irgendwie so ein paar Fans, die einfach nur reingeguckt haben. Es gibt diese 90-10-1-Regel. 90 schauen, 10 sind engaged und 1% macht 90% des Engagement aus. Und ich glaube, die 90%, die sich das angeschaut haben, die fanden das irgendwie nicht so cool.
Joel Kaczmarek: Ein anderes Thema, was ihr macht, ist das Thema Blogger. Also ihr kooperiert irgendwie mit Fußballbloggern sehr aktiv, wo ihr sagt, deren Content wollt ihr über eure Plattform eigentlich einer breiten Zielgruppe zugänglich machen. Wie muss ich mir das vorstellen? Also wie bildet ihr das ab? Wie funktioniert das?
Lucas von Cranach: Also erstmal sehen wir Blogger als einen extrem wichtigen Faktor bei OneFootball, weil das für uns die Schreiber und Editor der Zukunft sind, die eben viel fanspezifischer Und auch zielgruppengerechter für unsere Zielgruppe unter 34 halt irgendwie Texte kreieren oder Content kreieren. Von daher sind sie sehr wichtig für uns. Ich glaube, die Blogger haben halt die große Herausforderung, dass Text halt schwer monetarisierbar ist und vor allem Wenn du trotz der Tatsache, dass du der größte Blogger von Bayern München bist, das aber am Ende irgendwie was sich eine halbe Million Menschen sind, führt das nicht dazu, dass irgendwie einer der großen Marken mit dir sprechen will, weil dafür die Zielgruppe dann wieder zu klein ist. Das heißt also, da gibt es eine große Herausforderung und wir wollen dafür sorgen, dass die Blogger eben eine bessere Grundvoraussetzung bekommen, indem wir ihnen empfehlen, Infrastruktur zur Verfügung stellen, indem wir ihnen Rechte zur Verfügung stellen, die wir über Rahmenverträge abgesichert haben, wie Daten- oder Bildrechte, um dann sozusagen die Blogger näher an uns zu bringen. Sie gehören uns aber nicht. Das ist auch eine ganz bewusste Entscheidung. Also wir wollen nicht diesen SB Nation Case aufsetzen, weil ich glaube, dann baust du dir sozusagen rückwärts wieder ein Publishing-Business auf und das ist eben nicht unsere Zielsetzung, weil wir wollen wirklich sicherstellen, dass der Content unabhängig funktioniert, also extern und auch dann wirklich dem Plattform-Gedanken entspricht. und da sind die Blogger wirklich super wichtig für uns. Es sind jetzt irgendwie 150 einzelne Blogs in drei Sprachen und Und wollen das jetzt auch ausweiten auf noch weitere Sprachen. Und wir sehen eben auch, dass das sozusagen eine Win-Win-Win-Situation ist, weil der Blogger weniger Kosten hat, er bekommt mehr Reichweite. Wir nehmen ihm technische Themen ab, wie Infrastruktur, was wir jetzt gerade ausbauen. Aber es ist ein sehr, sehr positiver Effekt, den wir bei uns feststellen.
Joel Kaczmarek: Ich meine, als Blogger hätte ich ja so ein bisschen die Sorge Abhängigkeit und irgendwie nicht mehr Autarkie. Und die zweite Frage, die ich mir stellen würde, wäre der Verdienst. Also wie sieht denn da euer Modell aus?
Lucas von Cranach: Autarkie, ich glaube, das haben die Blogger in dem Moment abgegeben, wo sie sich entschieden haben, Blogger zu sein, weil die meisten Blogger maßgeblich von Social-Media-Traffic profitieren. abhängig sind. Also Referral Traffic ist da eine ganz große Nummer, ob das jetzt OneFootball ist oder Facebook oder Twitter, spielt da glaube ich keine Rolle. Geschäftsmodell haben wir jetzt noch nicht irgendwie, also klar denken wir drüber nach, wie man das irgendwie optimieren kann, dass es für alle Seiten besser passt, aber für uns ist die Blogger Strategie, jetzt im ersten Schritt erstmal den Content entsprechend auch gut im Produkt OneFootball darzustellen und damit auch eben den Bloggern Mehrwert zu bieten in der Zusammenarbeit, dass wir ihnen sozusagen Kostenersparnisse ermöglichen und eben technische Themen abnehmen.
Joel Kaczmarek: Aber ein Finanzierungsmodell habt ihr da noch gar nicht, dass ihr sagt, man macht irgendwie ein RefShare oder sowas?
Lucas von Cranach: Ja, also darüber kann man nachdenken. Vor allem, wenn es eben um Umsätze geht, die wir mitbringen. Aber es ist für uns, wie gesagt, nicht erste Priorität. Wird sicherlich irgendwann mal ein Thema sein. Aber dann auch wirklich mit einem Mehrwert für den Blogger, das wir über die kumulierte Reichweite nochmal andere Umsätze bekommen. Ich bin kein großer Freund von MCN. Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Da sind wir wieder bei diesem Alignment of Interest. Der ist bei uns ein bisschen mehr gegeben, weil wir nicht ein Vermarkter sind, sondern diese Blogger Teil unseres Produktes sind. Also dann sind wir schon irgendwie ein bisschen näher. Aber deswegen bin ich da super vorsichtig, weil wir wollen dann nicht die Beziehungen, die wir eben jetzt aufgebaut haben über die letzten Jahre und Monate, wollen wir jetzt nicht mit einem Geschäftsmodell irgendwie kaputt machen.
Joel Kaczmarek: Also MCN heißt Multi-Channel-Network, bedeutet ihr wärt dann sozusagen das Dach über einem Haufen von Kommunikationskanälen.
Lucas von Cranach: Und würden dann der Vermarkter sein.
Joel Kaczmarek: Wie ist denn das eigentlich? Die BILD hatte ja auch mal einen ähnlichen Ansatz mit diesem 15-30-Block. Also Anstoßzeiten der Bundesliga sind ja am Samstag mal 15-30. Und die haben das irgendwie relativ schnell wieder eingestampft. Ich glaube, eines halbes Jahres oder so. Also die haben das 2015 so im Dreh, glaube ich, gemacht. Warum glaubt ihr, dass das für euch besser funktioniert? Oder was haben die vielleicht falsch gemacht?
Lucas von Cranach: Weil Axel Springer als erstes immer sehr schnell an Umsatz denkt. Und wenn die Kategorie nicht absehbar ist, jetzt meine Lesart, dann ist das nicht interessant. Also die Reichweite sagen die sich wahrscheinlich, die haben wir noch und nöcher. Da muss halt einfach irgendwie Geld bei rumspringen. Und deswegen wurde es, glaube ich, eingestellt. Zudem glaube ich, dass es Also wir sehen, wie vorsichtig mittlerweile die unabhängigen Blogger sind, sich eben auch irgendwo zu binden. Und ich glaube, sie sind nochmal vorsichtiger, wenn es große Verlage sind, weil da einfach nochmal ein komplett anderes Interesse mitschwingt. Und wir sind da irgendwo viel näher bei den ganzen Kollegen, weil wir quasi die gleiche Sprache sprechen und auch irgendwo aus dem gleichen Stall kommen so ungefähr. Und sehen uns halt nicht als den gefräßigen großen Publisher, der versucht, sich alles einzuverleiben, sondern verstehen, dass wir nur über gemeinsame Mehrwerte irgendwie im Markt wachsen können.
Joel Kaczmarek: Was ist denn mit dem ganzen Thema Influencer? Also es ist ja total in mittlerweile, YouTube-Stars, weiß ich nicht, im Fashion-Bereich macht man das viel mit Bloggern auch, irgendwie einzubinden. Also der Sprung von Bloggern zu Influencern ist ja vielleicht gar nicht so weit, beziehungsweise in eurem Fall sind ja sogar die Fußballspieler teilweise die besten Influencer und die Trainer. Ist das was, wo ihr Modelle schon irgendwie konzeptuell entwickelt, mit denen ihr arbeitet?
Lucas von Cranach: Auf jeden Fall. Also alle sprechen immer von Influencer-Marketing und was ihr eben auch schon gesagt habt. Ich denke halt, dass es die meisten gar nicht wirklich wissen, was sie eigentlich machen und irgendwo denken, es funktioniert und weil es alle machen, muss ich es auch machen. Aber die Messbarkeit halt extrem schwierig ist. Wir arbeiten mit Influencern aber eben nicht mit Celebrities. Also es ist für mich nochmal eine andere Kategorie. Ein Influencer ist für mich der YouTuber, der eben eine Followership hat und eben eine bestimmte Zielgruppe in einer bestimmten Sprache mit einem bestimmten Kontext adressiert. Und das ist für mich ein Influencer. Weil die Celebrities, die haben ja in den meisten Fällen irgendwie Reichweite auf Twitter oder Instagram. Und da ist es sehr schwierig, irgendwie Installs zu generieren. Also das ist unsere KPI, dass ich messbar machen muss. Ich zahle X für Y Reichweite und da müssen irgendwie eine Anzahl von Installs rauskommen. Und da haben wir so ein bisschen so eine Coca-Cola-Formel. für uns entwickeln können über die letzten Wochen und Monate, dass wir da sehr, sehr effizient mit den Influencern zusammenarbeiten. Also nochmal, Influencer sind für mich maßgeblich YouTuber, die nicht Celebrity-Status haben. Und was eben für alle Seiten auch extrem gut funktioniert. Und haben eben da auch jetzt das Interesse von weit über 1000 YouTubern eben auch geweckt, mit denen wir aktiv arbeiten. Haben wir ein eigenes Team aufgebaut, jetzt mit 17 Leuten bei OneFootball, die mit den YouTubern zusammenarbeiten und haben eben auch ein komplett eigenes System, technisches System aufgebaut. wo wir eben pro Kanal genau sagen können, was da eigentlich für uns effektiv bei rauskommt.
Joel Kaczmarek: Bietet sich ja an, dass wir dann mal über Nutzergewinnung reden, was mich noch als abschließende Frage so ein bisschen beschäftigt. Ich kann mir die Antwort vorstellen, aber denkt ihr auch darüber nach, das, was ihr tut, auf andere Sportarten zu übertragen?
Lucas von Cranach: Nein, auf gar keinen Fall. Also, wenn du dir den Sportkuchen in Umsätzen anguckst, ohne Wetten, dann bist du bei ungefähr 40 Milliarden Euro jährlich für Fußball und danach kommt American Football mit 10.
Joel Kaczmarek: Okay, Football und Cricket hätte ich mir noch vorstellen können.
Lucas von Cranach: Ja, Cricket und dann hast du noch Baseball und Basketball und dann kommst du irgendwie zur Formel 1 und dann bist du auch nicht mehr global, sondern musst du regional gucken. und also das ist bei uns definitiv… Zumindest kurz- und mittelfristig nicht auf der Agenda. Systemisch kann man es natürlich relativ ähnlich erschlagen, ist aber auch immer eine andere UX. Also ein Basketballfan ist viel mehr an Daten interessiert. Wir haben das mal ausprobiert. Wir haben vor ein paar Jahren die offizielle App der Basketball-Bundesliga entwickelt und der Handball-Bundesliga und haben dann die Herausforderung verstanden, was es bedeutet, eben einen anderen Sportfan abzudecken. Haben aber auch darüber feststellen können, wie klein eigentlich die Reichweite ist, die dabei rauskommt.
Joel Kaczmarek: Ja, spannend. Ich hätte gedacht, dass das vor allem so ein Fokussierungsthema ist, aber dass die so signifikant viel kleiner sind, hätte ich gar nicht gedacht.
Lucas von Cranach: Ja, signifikant.
Joel Kaczmarek: Also Football, Basketball, vielleicht Eishockey hätte ich gedacht.
Lucas von Cranach: Ja, die Amerikaner denken ja immer noch, dass der Super Bowl das größte Sportevent der Welt ist. Also ich glaube, mittlerweile ist das Europapokalfinale, also Europe League größer.
Joel Kaczmarek: Nicht Champions League?
Lucas von Cranach: Champions League ist ja hundertmal größer, aber ich sage schon, wenn es Europe League ist, glaube ich schon größer, also in der erzielten Reichweite. Und das dauert, glaube ich, noch ein paar Jahre, bis die Amerikaner das dann vollends verstanden haben, dass andere Football die größte Sportart der Welt ist. Aber das ist halt auch ein Prozess, den wir gerne mitgehen.
Joel Kaczmarek: Aber solche Großevents können wir mal als schöne Brücke nehmen zu dem ganzen Thema Nutzergewinnung. Ich könnte mir vorstellen, dass so WMs, EMs eigentlich auch so ein Magnet sind für euch, um irgendwie an Nutzer zu kommen. Funktioniert das gut?
Lucas von Cranach: Das funktioniert gut, aber es ist auch ein Trugschluss, weil man sieht Peaks, aber da sind eben auch 70 Prozent der Neukunden, die du gewinnst, sind eben Eventnutzer. Deswegen immer diese Zahlen. Es gibt 3,5 Milliarden Fußballfans auf der Welt, die die FIFA auslobt. Das ist ein bisschen weit hergeholt, weil die Damenwelt und die Familien und alle, die sich bei einer WM für einen Fernseher setzen, Das sind nicht diejenigen, die jedes Wochenende einem Verein in einer bestimmten Liga folgen. Also von daher sind die Zahlen doch ein bisschen kleiner.
Joel Kaczmarek: Okay, meine Frage, ob die darüber hinaus aktiv sind, erübrigt sich damit?
Lucas von Cranach: Ja, also sind sie eben nicht. Also das ist, wie gesagt, ein bisschen ein Trugschluss. Ist aber trotzdem eine super Zuleitung für Neukunden. Aber eben nicht auf der Skalengröße, wie man es gerne irgendwie hätte.
Joel Kaczmarek: Was sind denn insgesamt sonst die Medien, auf denen ihr Nutzer erreicht, also Installs und dann aktive Nutzung? Also wir können ja die Kanäle auch mal so ein bisschen durchdeklinieren.
Lucas von Cranach: Also wir haben eigentlich bis Ende letzten Jahres gar kein Marketing gemacht, also nur testweise mit wirklich extrem kleinen Budgets. Und sind bis dato eigentlich organisch gewachsen. Nicht eigentlich, sondern sind organisch gewachsen. Was für mich auch super ist, weil wir darüber natürlich auch wirklich sagen können, das sind nicht empty calories und es ist nicht irgendwie Marketing gestützt. und dann muss ich erstmal zwölf Monate warten, um zu schauen, was wirklich bei mir los ist. sondern es ist die pure Wahrheit, die sich bei mir vorfindet. Wir haben dann eigentlich immer gesagt, dass Marketing für mich nur dann irgendwie sinnvoll ist, wenn folgende Kriterien erfüllt sind. Einmal der Nutzer, den ich eben akquiriere, muss von der Qualität her mindestens genauso gut wie mein organischer sein. Das heißt User Engagement KPIs, Retention und Alter. Zweitens, ich brauche einen Return on Investment von weit unter zwölf Monaten, damit das sozusagen ein attraktives Modell ist, was auch finanzierbar ist. Und das Dritte muss skalierbar sein. Also es macht keinen Sinn, wenn du A und B hast, aber C führt dazu, dass du irgendwie nur 100.000 Kunden erreichen kannst.
Joel Kaczmarek: Nur ist gut, hört sich jetzt schon signifikant an. 100.000 Kunden. Also die Gesamtmasse, die erreichbar ist?
Lucas von Cranach: Ja, die Gesamtmasse. Wenn ich da 100.000 Kunden mit gewinnen kann, mit der Maßnahme mache ich es nicht. Also ich mache die Maßnahme nur, wenn ich Millionen von Kunden darüber bekommen kann.
Joel Kaczmarek: Okay, du bist ja ambitioniert unterwegs.
Lucas von Cranach: Naja, also sonst macht es eben keinen Sinn, ein Team von 50 Leuten aufzubauen, wenn ich dann weiß, ich kann die nach drei Monaten wieder vor die Tür setzen, weil meine Maßnahme, die ich identifiziert habe, eben nicht mehr funktioniert. Also das ist sehr ökonomisch getrieben. Von daher haben wir das eben wirklich über die Jahre nicht gemacht, weil es wahnsinnig schwierig ist, gute Nutzer zu erreichen auf Facebook, Twitter etc., weil einfach die Nutzer nicht qualitativ so hochwertig sind. Also sie haben eine viel niedrigere Retention Rate auf zwölf Monate. Und zusätzlich ist es eben so, dass die Kunden einfach wahnsinnig teuer sind. Also wenn du gute Kunden bei Facebook kaufen willst, bist du bei ungefähr 4 US-Dollar. Wenn du dann irgendwie Glück hast, kommst du auf eine 12-Monats-Retention-Rate von 10 Prozent, dann musst du mal 40 Euro verdienen, um deinen Return on Investment zu bekommen. Und das ist bei einer B2C-Plattform irgendwie schon doch ein relativ ambitionierter Wert.
Joel Kaczmarek: Hast du dir mal so das ganze Thema Mobile-Marketing angeguckt? Also würde ich mal fest von ausgehen, das war ja so, also gefühlt ist das immer, was nicht so richtig performt hat und so, dass du eher damit so Pennies machst als App-Betreiber, ne? Aber ist das was, was für euch funktionieren kann, dass ihr auch irgendwie in anderen Apps werbt für eure Kunden?
Lucas von Cranach: Ja, das ist ja programmatisch am Ende. Also Mobile Marketing ist für mich ein Bullshit-Begriff. Also entweder sagst du, es ist Marketing, dann ist aber auch da alles drin und das ist für mich der Überbegriff. Und darunter liegt Performance-Marketing. In Performance-Marketing musst du Influencer-Marketing drunter packen und User-Acquisition. Das ist für mich klassisch Marketing. Google AdWords, Facebook, Twitter schießt mich tot. Das ist sozusagen die klassische User Acquisition Approach. Und dann hast du PR und Brand Marketing. Mobile Marketing ist
Joel Kaczmarek: Das wäre dann in deiner Logik Performance Marketing auf mobilen Endgeräten oder in Apps.
Lucas von Cranach: Genau, ja.
Joel Kaczmarek: Aber funktioniert das für euch, dass ihr in anderen Apps werbt?
Lucas von Cranach: Nein. Nein.
Joel Kaczmarek: Also hast du doch eigentlich nur den organischen Weg, wenn ich das richtig mitschneide. Dann hast du wirklich so auf der Marketingseite
Lucas von Cranach: Ja, also Influencer-Marketing. Und dann gibt es eben noch einen weiteren Mechanismus, den wir identifiziert haben, dass wir sozusagen die Influencer auch noch jetzt nochmal anders nutzen, was auch Content-Generierung beinhaltet und nochmal eine etwas höhere Conversion auf den Install liefert. Das ist aber noch so ein bisschen Es funktioniert extrem gut und habe ich auch nirgendwo gesehen, deswegen will ich das jetzt nicht so ausbreiten. und wenn wir sozusagen über User Acquisition sprechen, dann sprechen wir über User Acquisition maßgeblich über die großen Plattformen. Aber wir machen jetzt nicht irgendwelche Barta-Deals mit irgendwelchen App-Publishern und schieben uns User von A nach B. Das haben wir auch festgestellt, das funktioniert einfach nicht.
Joel Kaczmarek: Was ist denn eigentlich mit dem ganzen Thema App Store SEO? Also ich weiß gar nicht, ob man das noch so sagt, aber es war ja mal so im Gespräch, was für Faktoren gibt es irgendwie, um in den App Stores möglichst gut zu ranken? Ist das ein relevanter Faktor und hast du da so ein paar Kniffe gefunden, wo du dein Wissen teilen kannst?
Lucas von Cranach: Also geht bei uns extrem runter in Form von der Relevanz. Also es machen, glaube ich, immer noch viel zu viele, obwohl sie gerade ein bisschen vergessen, dass eine Stagnation im App Download-Markt gibt. Also 50% der Nutzer in der westlichen Hemisphäre laden sich nicht mehr eine App runter im Monat, weil die meisten sich entschieden haben. Das heißt, sie suchen nicht in App-Stores. Das heißt, deine Suchoptimierung in Form von Rankings etc., die du investierst, findet einen immer niedrigeren Effekt, weil immer weniger Leute suchen. Ja. Zwar gibt es mehr Endgeräte, aber dadurch, dass Leute weniger suchen, ist SEO für uns im App Store Bereich, wird es immer unattraktiver.
Joel Kaczmarek: Kannst du eigentlich nochmal ein bisschen skizzieren, wie du kalkulierst, wenn du Nutzer bei dir sozusagen reinholst? Also du hast ja schon gesagt, du bist da sehr ROI getrieben, unter zwölf Monate müssen die sich wieder refinanzieren. Du kannst ja bei einem einzelnen Nutzer jetzt schwer von Customer Lifetime Value denken.
Lucas von Cranach: Kann ich. Also wir haben APU zwölf Monate. Und dann haben wir klassische attribuierbare Custom Acquisition Cost. Dann haben wir den Customer Lifetime Value, den wir über Kohorten auch ganz klar identifizieren können. Natürlich haben wir jetzt nicht, weil das Data Warehouse, was wir aufgebaut haben, das haben wir jetzt ja nicht über zehn Jahre schon. Aber man kann halt davon sehr viel ableiten. schon, weil wir das doch schon ein bisschen länger betreiben. Und dann habe ich meinen Return on Investment. Und das kann ich auf Kunden pro Land runterbrechen. Ich muss das nach Land clustern.
Joel Kaczmarek: Applizierst du dann die Werbeeinnahmen, die ja meistens TKP oder CPC basiert sind, auf den einzelnen Nutzer runter?
Lucas von Cranach: Umsatz, Nutzer, Retention, also Churn, zwölf Monate. Und dann schreibe ich das eben auf x Jahre fort. Also solange unsere Nutzer bleiben, berücksichtige ich aber immer den Churn. Und mache dann im nächsten Jahr aber nicht den Fehler, dass ich meinen Businessplan 2018 und dann meinen Businessplan 2019 auf der Umsatzseite reinnehme, sondern ich schreibe meinen Ist-Umsatz weiter fort.
Joel Kaczmarek: Wo du gerade schon gesagt hast, du kannst das pro Land irgendwie messen. Was waren denn so generell deine Erfahrungen beim Internationalisieren? Also wenn du in andere Märkte gegangen bist.
Lucas von Cranach: Super positiv. Das ist aber ein organisatorisches Thema. Weil alles, was wir jetzt machen bei OneFootball, machen wir aus Berlin raus. Also Produkt, Marketing, Content. Sales auch. Aber das sozusagen sehr auf Deutschland. Also wir haben drei Marktkategorien. Es gibt Growth Markets, Growth Revenue Markets und Revenue Markets. Also Umsatz, Umsatz und Wachstum, Wachstum. Die Umsatz- und Umsatzwachstumsmärkte sind natürlicherweise erstmal jetzt in Europa, damit wir uns hier nicht irgendwie organisatorisch ein Beinchen stellen, aber wir müssen Umsatz dann definitiv irgendwann lokal denken. Also jetzt können wir sozusagen unsere Umsatz und Umsatzwachstumsmärkte alle noch aus Berlin raus betreuen. Aber das ist dann irgendwann ein organisatorisches Thema.
Joel Kaczmarek: Wenn wir an Europa denken, hast du ja irgendwie England, Spanien, Italien und Frankreich neben Deutschland. Hast du da aber große Unterschiede gemerkt bei dem, was ihr tut? Also wenn du sagst, Handball war schon kategorisch anders und ein Basketballfan ist anders, merkt man das auch bei Ländern?
Lucas von Cranach: Nein. Alle Fußballfans sind gleich. Alle gleich? Fußball ist jedes Wochenende. Alle haben Transfernachrichten. Alle haben die gleichen Probleme. Es gibt rote Karten, es gibt gelbe Karten. Es gibt Verletzungen. Und am Ende, dadurch, dass es immer globaler wird, also guckt ihr, was sich in Vereinen wie jetzt Huddlesfield, die gestern in die Premier League aufgestiegen sind. Da spielen sechs deutsche Fußballspieler. Da ist ein deutscher Trainer, ein Klopp ist in Liverpool. Es ist mittlerweile nicht mehr so, dass die Liga französisch ist und die Premier League englisch und die Deutsche Liga deutsch. Man muss ja nur mal die Fußballspieler und Trainer anschauen. Das ist so international, deswegen ist irgendwie alles gleich. Also wo du Unterschiede hast, ist Europa zu Lateinamerika und Lateinamerika zu Europa und den USA. Und dann Asien, also Kontinente sind anders, aber sie sind in sich homogen und das Fußballspiel auch da ist das Gleiche.
Joel Kaczmarek: Ist denn Asien zum Beispiel für euch so ein Markt, den ihr schon langsam mal anvisiert? Weil man liest ja jetzt auch immer die ganzen chinesischen Angebote im Multimillionenbereich für Spieler und so weiter. Riesige Reichweite, je nach Land gute Kaufkraft, wenn man sich jetzt in Japan anguckt oder so. Ist das ein Thema, was ihr anguckt oder was sagt ihr echt Kernfokus die nächsten x Jahre Europa?
Lucas von Cranach: Also auf jeden Fall letzteres, weil sonst müsste man alles auf einmal machen, weil Afrika ist auch super spannend und Nordamerika ist auch super spannend, Südamerika, Mittelamerika ist auch super spannend. Also wir haben jetzt so für uns ein paar wesentliche Regionen ausgelobt und das ist eben Europa, dann Wachstumsregion ist für uns Europa. aktuell sehr stark Lateinamerika, als Marktführer in Brasilien, Mexiko und Argentinien, also sozusagen als unsere drei Hauptmärkte in Latam und Mittelamerika und die USA ist halt für uns wichtig, außerhalb Europas.
Joel Kaczmarek: Was braucht es denn eigentlich für dich, um einen neuen Kontinentalmarkt aufzumachen? Die Sache ist ja an sich das gleiche. Du brauchst die Partnerschaften. Keine Partnerschaften.
Lucas von Cranach: Genau, keine Partnerschaften.
Joel Kaczmarek: Das
Lucas von Cranach: ist ein Aufsatz von zwei Monaten, wo wir hingehen und sagen, in Brasilien, also wenn wir zum Beispiel für Lateinamerika in den letzten paar Wochen ungefähr 3.000, 4.000 Content-Sources aufgeschaltet haben, dann eine ganze Reihe, ich glaube in Summe Jetzt 100 Ligen, lokale Ligen eben mit aufgenommen, dass du eben sozusagen auch die brasilianische dritte Liga in brasilianisch abbildest und haben dann Influencer-Marketing
Joel Kaczmarek: gemacht. Was hält dich dann davon ab, sowas sozusagen mehrfach zu machen, wenn du nur zwei Monate brauchst?
Lucas von Cranach: Weil man einfach nicht zu viele Sachen auf einmal machen sollte. Ja, kenne ich gut. Weil irgendwie unser Data-Team, also wir analysieren eben nicht die Top-Line, weil das ist Schwachsinn, weil die ist nicht aussagekräftig, sondern ich muss mir jeden Markt angucken. Also ich muss hingehen und sagen, wir haben jetzt sechs Top-Sprachen, das ist Italienisch, Spanisch, Französisch, Deutsch, Englisch und Portugiesisch. Und dann in diesen sechs Sprachen haben wir Kernmärkte. In Spanisch haben wir Spanien, Argentinien und Mexiko. Und jeder Markt hat eine andere Dynamik. Und ich sehe an meinen Sessions, an meinen Timespend, an meinen Retention Rates massive Unterschiede in Form der Produktqualität. Und wenn ich eben sehe, dass mein Nordsternmarkt Deutschland, also in Form von Sessions und Retention Rates etc. unerreicht, da will ich hin und ich muss eben sehen, dass ich jeden einzelnen Markt dahin entwickle. Und Markt meine ich Land, nicht die Sprache. Wenn ich mir die Sprache angucke, Da habe ich auch nichts gelernt, weil Spanien bei uns extrem viel besser funktioniert, weil es super gut schon abgebildet ist, aber Mexiko eben nicht so gut. Und deswegen, wenn ich jetzt hingehe und sage, ich mache jetzt noch vier Sprachen und noch zehn Länder, dann erschießen sich die Leute im Data-Team, danach erschießen sich die Leute im Content-Team. Weil der sagt, worauf soll ich denn jetzt arbeiten? Und das Product-Team dreht durch, weil sie sagen, sie kommen mit den Produktanpassungen nicht mehr hin. Und deswegen machen wir das eher langsam. Es gibt keine Konkurrenz. In dem Aggregat, so wie wir es umsetzen, sind wir extrem erfolgreich unterwegs. Und wie wir die Plattform-Gedanken realisieren, Also nicht, dass wir jetzt hier irgendwie ein Jahr warten, bis wir das nächste Land angehen, aber sicherlich jetzt nicht hier im Monatstakt. Das funktioniert nicht.
Joel Kaczmarek: Okay, aber du empfindest dich als konkurrenzfrei. Wir haben ja schon so ein bisschen über Sport, Bild, Kicker und Co. geredet. Das verstehe ich schon, dass du die in einen ganz anderen Topf packst. Aber was ist zum Beispiel mit solchen großen Netzwerken wie dem ESPN? oder was ist, wenn du an so direkte App-Konkurrenten wie ein Toralarm, Kicktipp denkst? Das klingt jetzt erstmal sehr deutsch, fairerweise, zugegeben, aber hast du da trotzdem nicht Akteure, wo du sagst, gucke ich drauf?
Lucas von Cranach: Das sind ganz unterschiedliche, die du jetzt genannt hast. ISBN ist ein globales Sportnetzwerk, die in, ich weiß gar nicht, wie viele Sprachen sie agieren, ich glaube in vier Sprachen agieren, alle Kanäle abbilden, alle Sportarten und eigene Inhalte produzieren. ISBN ist für mich eine Content-Source aus 20.000. Zudem Hat ISBN, ich kenne jetzt die soziodemografischen Daten nicht, aber meine Vermutung ist, dass sie nicht 80 Prozent ihrer Nutzer unter 34 sind wie bei uns, sondern wahrscheinlich eher andersrum. Das heißt, sie sprechen auch nochmal eine komplett andere Zielgruppe an, nämlich die, die rauswächst bei mir, wenn ich das so sagen darf. Ich falle ja da auch schon raus und von daher ist es für mich nicht Konkurrenz, auch auf lange Sicht nicht. Dann gibt es die lokalen Publisher, Kicker zum Beispiel. Kicker ist für mich auch eine Content-Quelle. Die machen alle Sportarten und ich glaube, ich weiß nicht, muss man die Kollegen selber mal fragen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in andere Sprachen Also dass es Kicker bald in Englisch geben wird.
Joel Kaczmarek: Fair enough.
Lucas von Cranach: Dann hast du einen Toralarm. Das ist ein Toralarm. Die versuchen jetzt zwar auch News irgendwie über sich im Produkt zu integrieren, ist für mich aber ein Score-Produkt, was rein deutsch ist. Ich glaube, die sind auch noch in Englisch verfügbar. Ist, glaube ich, hart zu skalieren. Weil wenn sie skalieren wollten, müssten sie genau das Unternehmen aufbauen, was wir aufbauen. Und ich weiß nicht, wie viele Investoren es gibt, die das machen würden, wenn du dir anschaust, welche Investoren wir haben und wo wir schon sind, ob man sich da jetzt wirklich drauf einlassen sollte oder nicht. Also von daher, ich finde es super, was sie machen. Ist ein gutes Produkt, gar keine Frage, aber für mich tut das nicht weh. Und KickTap ist ein Tippspiel. Das ist kein Content.
Joel Kaczmarek: Also fühlst du dich sozusagen echt relativ konkurrenzfrei?
Lucas von Cranach: Ja, also nach meiner Definition ja. Wie gesagt, ich weiß, dass Kicker und Sport1 und Lekeep und Lamarca und so, die sehen uns als Konkurrent, weil wir ihnen Nutzer wegnehmen. Dann sollten sie aber auch nicht mit Facebook und Twitter arbeiten. Und das ist genau der Dissens, den ich immer habe. Also hier kann man mich als Konkurrent sehen, aber Facebook nicht. Also Facebook ist eigentlich der viel größere Konkurrent, weil der nochmal auf einer übergeordneten Ebene aggregiert und alle Nutzer zusammenführt.
Joel Kaczmarek: Aber ein schönes Stichwort, was du gerade gegeben hast, Investoren. Lass uns das doch mal als letzten Bereich noch ein bisschen durchdiskutieren. Was genau macht eine App wie euch irgendwie zu einem Investmentcase?
Lucas von Cranach: Also Fußball ist nach Musik eines der größten Verticals weltweit, was die meisten Menschen adressiert und ich rede jetzt nicht von den 3,5 Milliarden, von denen die FIFA spricht, sondern eben von mehreren hundert Millionen auf die einzelnen Kontinente verteilt, nennen wir eine Marke, die nicht im Fußball aktiv ist.
Joel Kaczmarek: Na gut, man hat es ja auch gerade schon gesagt, 40 Milliarden Markt.
Lucas von Cranach: Und da ist, wie gesagt, der Wettmarkt gar nicht drin. Da ist das ganze Travel-Thema gar nicht drin. Also wie viele Menschen sich bewegen, um Fußballspiele zu sehen. Und zwar nicht nur von, was ich nenne, von Dortmund nach München, 20.000 Leute sich bewegen, da in Hotels sind und so weiter, sondern eben auch WM, EM, Champions League etc. Es ist ein Riesenmarkt und wir besitzen den Kunden. Und je mehr wir den Markt zumachen und wer macht denn Pay-TV-Subscription? Wer kauft denn das Trikot? Wer reist? Wer macht die Wette? Es ist der Kunde, der bei uns stattfindet. Wenn wir diesen Kunden besitzen, der im Schnitt in den westlichen Top-Ländern so zwischen 1500 und 2500 Euro pro Saison in Verbindung mit seinem Verein ausgibt, Wenn wir dann einen geringen Prozentsatz von abbekommen, weil wir den Kunden besitzen und Sky zu uns kommen kann und The Zone, um die Nutzer zu akquirieren, Bwin, um den Wettkunden zu akquirieren, Adidas, um die Trikots zu verkaufen, Swoodoo, um das Flugticket zu platzieren oder Viagogo, um die Tickets zu verkaufen. Das ist der Case.
Joel Kaczmarek: Ja, okay, ich glaube, ich habe dich in meiner Vorbereitung zu stark in dem Vermarktungsthema gesehen, was halt immer so begrenzt, wachstumsstark und skalierbar ist. Wenn man die ganze Wertschöpfungskette sieht und du das stark vertikalisierst, dann finde ich das nachvollziehbar. Wonach hast du denn deine Investoren eigentlich ausgesucht? Gab es da eine Strategie? Kannst du auch mal vielleicht so ein, zwei Sätze sagen zu den Leuchttürmen in deinem Gesellschaftskreis, wie du da rangegangen bist?
Lucas von Cranach: Da ist viel Glück drin. Und wie gesagt, am Anfang, also es wäre vermessen, wenn irgendein First-Time-Founder erzählen würde, dass er eine genaue Strategie hat, warum er wen anspricht. Klar kann man hingehen und so ein bisschen clustern und sagen, die Investoren machen Plattformen, die Investoren machen E-Commerce, die Investoren, also das schon, aber im Grunde führst du erstmal viele Gespräche. Dann gibt es natürlich so Lighthouse-Investoren wie jetzt Union Square Ventures oder Early Bird oder Lake Star und die jetzt auch bei uns mit drin sind. Die hättest du natürlich schon gerne. Aber das ist jetzt irgendwie dann auch wirklich, du musst schon eine Beziehung aufbauen. Und mein größtes Learning ist eigentlich wirklich, dass es gar nicht so sehr darum geht, nur den Fonds zu bewerten, sondern eben auch zu bewerten, mit wem du arbeitest. Also beides muss passen. Das ist, glaube ich, so wirklich. einer der größten Messages, die ich mitgeben kann und möchte, ist, dass man sich beides angucken muss, weil der Fonds ist super, wenn du mit dem Partner aber nicht arbeiten kannst, dann hast du nichts gelernt. Ich glaube, es gibt dann eben auch das Glück, dass du in einem bestimmten Moment, wo ein Fonds eine bestimmte Hypothese verfolgt, dann auch da gerade präsentierst und eben dich differenzierst von anderen und dann eben sozusagen Investmentzuspruch bekommst. Das kann man jetzt nicht kalkulieren. Ich glaube, wenn man es dann eben schafft, was wir glücklicherweise hinbekommen haben, in der Series A so zwei Lighthouse-VCs an Bord zu bekommen, Dann hast du sozusagen das Zertifikat und dann ist es bei einer B-Runde, wenn du deine Ziele erfüllst, nicht ein leichtes, es ist nie, aber sehr viel einfacher eben dann wiederum sehr attraktive Investoren für die Thematik zu gewinnen.
Joel Kaczmarek: Wie war deine Geschichte, dass du solche Leute gekriegt hast? Also Klaus Hommels mit Lakes, dann Early Bird, Union Square Ventures. Du bist ja ein sehr kompetenter Mensch in deinem Feld auf jeden Fall und Fußball hat auch so einen Emotionalisierungsgrad, aber hast du gemerkt, dass es so Tipping Points gab bei den Einzelnen?
Lucas von Cranach: Ja, sicherlich. Also wie gesagt, was erstmal passiert ist, ich habe mir blaue Augen und blutige Nasen in meinen ganzen ersten Investorengesprächen geholt. Eines meiner ersten Gespräche hatte ich tatsächlich mit Christoph Mehr, der sich auch heute dafür noch in den Arsch beißt, dass er nicht investiert hat. Aber ich habe da einfach irgendwie Also es war eine Katastrophe, glaube ich. Also Ich glaube, wenn ich mich da hätte sitzen sehen und mit dem, was ich da erzähle, hätte ich mich selber nicht ernst genommen. Aber das ist auch total okay, weil das ist auch ein Lernprozess. Ich war da mehrfach in den USA. Habe auch da dann eben das Feedback bekommen, irgendwie so, Kollege, komm mal klar, arbeite mal an deinem Pitch und überleg mal wirklich, was du hier eigentlich willst. und du bist super unkonkret an bestimmten Stellen. und ich glaube, man muss da echt einen langen Leidensweg gehen und dafür auch bereit sein, weil über die Gespräche lernst du am schnellsten, wie du eigentlich am Ende zum Erfolg kommst. und ich glaube, die bestimmt hunderte, ich glaube, es gibt keinen VC, bei dem ich nicht gesessen habe, Und die nehmen mir das heute auch alle ab. Weil der Punkt ist, ich habe irgendwie dazugelernt und es gab eben auch Investoren, die beim ersten Mal Nein gesagt haben, beim irgendwie dann zwei Jahre später sagen, meine Herren, hätten wir uns das doch damals mal anders angeguckt. Aber ging ja nicht, weil ich auch noch nicht so weit war. Also das ist ein Prozess. Ich glaube, jeder, der denkt, er macht es zum ersten Mal und kann loslaufen und kriegt automatisch irgendwie 10, 20 oder wie viel Millionen auch immer, der hat sich echt geschnitten. Also es gibt Ausnahmen, aber habe ich jetzt nicht so wahnsinnig oft gesehen.
Joel Kaczmarek: Ihr habt ja sogar auch Adidas mit seinem Beteiligungsvehikel bei euch im Gesellschafterkreis. Ist das irgendwie so ein konsequenter Gang, wenn man mit denen werbetechnisch zusammenarbeitet, dass man auch diesen Weg geht? Weil Strategen sind ja eigentlich immer so ein Faktor, wo man sehr vorsichtig ist als Unternehmer.
Lucas von Cranach: Deswegen muss man sie ja auch entsprechend klein halten. Also die Strategen sind super wichtig und sind auch wirklich ein, also ich glaube dann je später die Runde oder je später du irgendwie dann auch Finanzierung suchst, desto mehr solltest du dich damit beschäftigen, Strategen an Bord zu nehmen. Du musst halt sicherstellen, dass du es offen kommunizierst. Also wir haben Adidas als Investor, aber Adidas bekommt keine Informationen von uns über unsere Partnerschaften und Kampagnen mit Nike und Under Armour und Puma. Oder auch Verhandlungsstände. Also das ist auch nirgendwo dokumentiert und wir haben es auch ganz offen kommuniziert gegenüber den anderen Partnern. Und das kann man uns abnehmen oder nicht, aber ich wäre bescheuert als Plattform, wenn wir uns einem Adidas verwehren. Weil Adidas ist nun mal noch der Platzhirsch und hat jetzt ja auch Nike wieder im Fußball überholt. FIFA, UEFA, alle großen Klubs, alle großen Spieler. Also das ist schon für uns ein Marktzugang, der extrem wertvoll ist. Ich muss aber auch ganz klar sagen, dass es da auch Herausforderungen gibt, die da mitschwingen. Also auch da ist es nicht so, nur weil Adidas Investor ist, heißt es irgendwie, dass du da offene Türen einrennst und alle Budgets bekommst und jegliche Partnerschaften umsetzen kannst.
Joel Kaczmarek: Was ich gesehen habe, dass ihr Business Angel relativ spät in euren Gesellschaftskreis mit aufgenommen habt, das ist ja eigentlich ungewöhnlich. Normalerweise kommen die immer am Anfang. Gibt es da eine Story zu, auch was die Personen angeht?
Lucas von Cranach: Das sind alles Personen, die ich extrem schätze. Also vor allem jetzt so Christian Reber, Nick Mewis und weitere. Aber der Hintergrund ist, dass die beiden, Nick und Christian, also das sind für mich absolute Vertrauenspersonen, die etwas geschafft haben, was viele Gründer eben nicht schaffen. Nämlich ihre Unternehmen erfolgreich zu veräußern und eben auch ein Unternehmen bis zu einem bestimmten Niveau. Punkt zu bringen und dann die Entscheidung zu treffen, sind für mich super Sparingspartner und dass die sozusagen in mich als Person an der Stelle investieren, ist für mich eine der größten und besten Vertrauensgrundlagen. und das Gute ist, klar würden die sich nicht freuen, wenn wir hier morgen abschließen und das Unternehmen insolvent geht, aber wir haben das irgendwie auch wirklich ganz klar und offen besprochen, dass wir hier auch irgendwo so die gleichen Erwartungshaltungen haben und dann auch diese Erwartungshaltung auch stützen und hier gemeinsam was erreichen wollen.
Joel Kaczmarek: Was ist denn eigentlich so euer Plan, was das ganze Thema Profitabilität angeht? Weil ich habe jetzt mal so geguckt, ich finde das jetzt immer so semi-aussagekräftig. Also Bundesanzeige aufmachen und sich die Jahresfehlbeträge angucken. Nichtsdestotrotz ist ja ganz spannend mal zu fragen, was so euer Plan ist. Weil ihr wart ja immer so bei drei bis fünf Millionen Euro, die ihr Jahresfehlbeträge hattet pro Jahr. Ich habe mir jetzt nur mal Jahr 13 bis 15 angeguckt, also 16. Und jetzt das aktuelle Laufnähe ist ja gar nicht drauf. Was ist also dein Plan? Hast du da irgendwie schon eine Roadmap, wo du sagst, in so und so vielen Jahren wollt ihr profitabel sein?
Lucas von Cranach: Es gibt halt so zwei Kennzahlen, die für mich keine Kennzahlen sind. Oder drei. Das eine ist Umsatz, das zweite ist Verlust und das dritte sind Mitarbeiter. Das sind aber leider Gottes in Europa, zumindest wenn man sich Plattformen anschaut, immer die Fragen, die gestellt werden. Was viel wesentlicher ist, ist die Fragestellung der Unit Economics. Wenn ich aufzeigen kann, dass ich meinen Kunden profitabel drehen kann. innerhalb eines bestimmten Zeitraums und das in einem skalierbaren Modell möglich ist, also ohne, dass man sich da irgendwie, wie gesagt, die Sachen schön rechnet und irgendwie steigende Umsätze auf die nächsten Jahre kalkuliert, sondern wirklich die Ist-Umsätze als Customer Lifetime Value fortschreibt, also sozusagen APU 12 und dann, was sich mit den ganzen, die ganze Klaviatur unterbricht, dann ist der Verlust irrelevant.
Joel Kaczmarek: Mhm.
Lucas von Cranach: Weil der Verlust ist im Grunde genommen eigentlich eine Vorfinanzierung für etwas, was irgendwann mal eintritt, worauf die Investoren im Grunde genommen einzahlen. Natürlich machen wir Pläne, wann und wie wir profitabel sein wollen. Solange es aber die Möglichkeit gibt zu wachsen und diese Wachstumsmöglichkeit eben leider Gottes daran geknüpft ist, dass man Verluste macht, ich aber aufzeigen kann, dass die Unit Economics stimmen, werde ich jeden Investor dieser Welt davon überzeugen. Weil je größer mein Stück Kuchen vom Markt ist oder je mehr ich dahin mich bewege, einen Markt zuzumachen, desto höher werden meine Unit Economics.
Joel Kaczmarek: Ja, ist schön zusammengefasst. Da kann man auch mal ein bisschen diesen deutschen Kulturgedanken irgendwie ablegen. Das hast du ja auch in der Presse ganz oft. Mit Zalando war das ja immer so, dass die lange begleitet wurden. Katastrophe. Umsatzminus. Letzte Frage.
Lucas von Cranach: Aber das ist vielleicht nur eine Sache, weil das ist mir auch echt ein Dorn im Auge. Das Thema Mitarbeiter. Wenn ich zu einem DAX-Vorstand gehe und sage, ich habe 400 Mitarbeiter oder ihm sage, ich habe 70, Dann habe ich eine andere, werthaltigere Position, wenn ich 400 habe. Das ist totaler Schwachsinn. Wenn ich mein Geschäft mit gleichem Output mit 70 Leuten machen kann, was ein anderer mit 400 oder 1000 oder 5000 hinbekommt, ist doch mein Geschäft viel besser.
Joel Kaczmarek: Ja, ich weiß, was du meinst.
Lucas von Cranach: Also es ist vollkommener Schwachsinn. Die Mitarbeiteranzahl ist irgendwie, ich weiß nicht, ein potenzsteigerndes Mittel in Europa, dass die Anzahl der Mitarbeiter den Erfolg des Unternehmens repräsentiert. Ist für mich nicht richtig.
Joel Kaczmarek: Ja, ich kann nachvollziehen, was du meinst. Das hast du ja auch schon mal gesagt. Mit Economies of Scale hast du es, glaube ich, gesagt.
Lucas von Cranach: Genau. Also das ist das beste Modell, wenn ich mit 70 Leuten ein 100-Millionen-Geschäft machen kann und dann mit 80 Leuten 150 Millionen.
Joel Kaczmarek: Das ist vielleicht auch manchmal der Moment, wenn man aus einer Autobauernation kommt und über Technologie redet, also virtuelle Technologie. Letzte Frage. Wenn du sagst, du machst Pläne für Profitabilität, hast du auch schon einen Plan für dein persönliches Endspiel mit eurer Firma? Also Exit Cases, die du dir irgendwie anschaust, wo du drüber nachdenkst, wohin die Reise gehen könnte?
Lucas von Cranach: Auch das, ohne dir auf die Füße treten zu wollen, aber ich habe Venture Capitalisten an Bord. Das heißt, wenn ich nicht über Exit nachdenken würde, dann habe ich mir den falschen Investor geholt. Ein VC hat einen Lifecycle von 5 bis 10 Jahren und erwartet Return on Investment. Und nicht 10%, sondern 10x. Und das erwarten sie von jedem Case. Und deswegen gucken sie jedes einzelne Investment auch an unter der Perspektive eines Fund-Returners. Und deswegen, also ich laufe jetzt hier nicht rum wie ein gestochenes Huhn und will das Unternehmen verkaufen, aber wenn Unternehmen auf uns zukommen, was durchaus der Fall ist, dann setzen wir uns damit auseinander. So, ob das dann passiert oder nicht passiert. Wer denkt, einen Exit planen zu können, der ist auch falsch beraten. Weil ein Exit ist davon abhängig, dass in einem Unternehmen ein bestimmtes Cash vorhanden ist zu einem bestimmten Zeitpunkt, wo wir strategisch wichtig sind und eine wichtige Herausforderung erfüllen. Plus es auch noch zwei oder drei Leute gibt, die sagen, das ist das Unternehmen. Diese drei Faktoren zu planen, unmöglich. Das kann man entwickeln über strategische Partnerschaften. Etc. Aber das kann man nicht planen. Und deswegen, ja, also Exit heißt ja auch nicht, also ein Exit für ein VC kann ja auch sein, dass ein Private Equity den VC rauskauft über ein Secondary. Ein Exit kann sein, dass man einen Börsengang macht, etc.
Joel Kaczmarek: Ich wollte gerade sagen, du denkst ja nur an Trade Sale. Genau.
Lucas von Cranach: Also muss ja nicht immer direkt heißen, dass man jetzt hier rausgeht, sich veräußert und gut ist. Aber Ja, ich habe VCs an Bord und deswegen ja, werde ich mich damit beschäftigen müssen.
Joel Kaczmarek: Hervorragend, dann danke ich dir ganz herzlich, dass du dir so viel Zeit genommen hast und ich finde gut, dass du da so auch mal bruskierst und auch gerne mich vor den Kopf stößt. Das finde ich sehr wichtig und gerade auch die harten Statements, die du gesagt hast. Dafür ganz herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg.
Lucas von Cranach: Super, danke.