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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital Kompakt und heute wird es für mich ein bisschen romantisch. Ich habe nämlich einen Helden meiner Kindheit, genauer gesagt sein Produkt im Gespräch und zwar den lieben Andreas Ronken von Ritter Sport. Ich habe gelernt, er ist schon seit 15 Jahren bei der quadratisch praktisch gut Firma und ich glaube jeder von uns hat sofort ein Bild im Kopf und ich möchte das heute mal ein bisschen von hinter den Kulissen quasi gegenchecken. Das heißt, ich werde mit dem lieben Andreas mal drüber reden, wo steht ein Rittersport eigentlich? Wie ist so das Produkt? Wie viel verkaufen sie? In welchen Märkten? Das ist so ein bisschen die Sachebene. Aber natürlich will ich auch ganz viel lernen über die Innovation, die dort passiert. Also gibt es Direct-to-Consumer? Wie ist es mit Nachhaltigkeit, zum Beispiel bei Kakao oder auch bei der Verpackung? Wie ist es insgesamt, mit so einer coolen Marke zu arbeiten? Und, und, und. Also ich glaube, heute wird es nicht langweilig. That being said, lieber Andreas, moin, schön, dass du da bist.
Andreas Ronken: Moin, hallo.
Joel Kaczmarek: Was ist denn deine Lieblingsrittersport-Sorte? Muss ich dir als erstes mal fragen.
Andreas Ronken: Die vegane Amaranth-Nuss-Vollnuss.
Joel Kaczmarek: Oh ja, die finde ich auch gut. Als ich auf vegan umgestellt habe.
Andreas Ronken: Die habe ich auch selber kreiert, vor einigen Jahren. Also was man selber macht, schmeckt einem natürlich besonders gut. Und ich mag die Nicaragua auch gerne. Ich habe mich also in die dunklen Schokoladen hineingegessen.
Joel Kaczmarek: Ich habe immer so den Eindruck, wenn man vegane Schokolade macht, dass man nur immer Nuss reintut, damit man so ein bisschen übertüncht, dass es irgendwie nicht so schmeckt. Also ich meine es jetzt gar nicht böse, es ist bei allen so, bei allen am Markt. Meistens wird ja vegane Schokolade entweder aus Reispulver gemacht oder aus irgendwie ähnlichen, die nicht so intensiv sind im Geschmack. Ist das eine richtige Wahrnehmung, dass man dann sowas wie Haselnuss, Mandel und Co. reinbringt, dass es ein bisschen mehr Geschmackspower kriegt?
Andreas Ronken: Ja, ich bin ja selber auch Vegetarier, früher auch Veganer. Ich glaube, man muss einfach anders kochen. Und bei Schokolade ist es genauso. Man muss einfach sehen, dass man nicht immer denkt, ich muss jetzt einen Milchersatz finden, ich muss einfach ein leckeres Produkt machen, was total schmeckt. Und Schokolade per se hat ja jetzt nicht unbedingt immer Milch. Es ist aber richtig, dass man zum Beispiel auch Nussmus zum Abrunden machen kann. Viele wollen so einen gewissen Schmelz haben. Und den muss man versuchen, so ein bisschen anders zu erzeugen. Aber ich bin ein großer Verfechter davon, nicht so Ersatzprodukt. Also ich glaube, keiner braucht einen Wiener Schnitzel auf vegan. Ich glaube, es gibt viele andere Inspirationsquellen. Das sind die Rohstoffe selber, daraus was Gutes zu machen. Dann wird es auch viel leckerer. Und man sieht das auch, dass die Produkte alle viel besser werden. Also egal, ob vegane Schokolade oder vegane Würstchen. Ich weiß noch, vor 15, 20 Jahren hatte alles wie Fensterkit geschmeckt. Da hat sich auch keiner groß Mühe gegeben, da war auch nicht viel Liebe drin. Und das ist jetzt schon deutlich anders, wenn man so sieht. Also in den Genuss, da hat sich einfach viel getan, weil sich viele Menschen damit auch jetzt beschäftigen und werden die Produkte besser.
Joel Kaczmarek: Kann ich teilen. Ich habe bei mir im Biomarkt, sehe ich immer, da gibt es Lachs mit X geschrieben und das ist dann irgendwie aus Karottenschnetzeln oder so. Wie soll denn Karottenschnetzel wie ein Stück Fisch schmecken? Also kann ich nachvollziehen.
Andreas Ronken: Oder alkoholfreies Bier ist auch so ein Beispiel. Da gab es früher eine Marke, die hat das gemacht, ganz früher. Und heute gibt es ja ganz viele Genüsse in verschiedensten Sachen. Also heute kann man wirklich gute Biere trinken, die alkoholfrei sind und auch noch einen Genuss dabei haben.
Joel Kaczmarek: Und dich muss ich jetzt ja mal fragen, als jemand, der in der Food-Industrie arbeitet, es gibt doch, glaube ich, ein Wort dafür, wie sich Lebensmittel im Mund anfühlen. Also das wurde vor allem in der Chips-Industrie so hervorgebracht, dass wenn man
Andreas Ronken: Ich bin ein großer Freund davon, die Sachen noch einfach zu halten und nicht so ein Mystifizieren unter eurer Pseudowissenschaft zu machen. Gerade jetzt bei Produkten, es geht darum, es muss gut schmecken. Das kriegt man dann auch als Feedback von denjenigen, die es konsumieren. Ich trinke auch gerne Wein und esse natürlich auch gerne Schokolade. Und ich glaube, man sollte das versuchen, einfach zu halten. Man braucht ein gewisses Vokabular, das zu beschreiben. Aber ich bin kein Freund davon. jetzt, also tausend Fachbegriffe, wo man dann stundenlang diskutieren muss. Was ist denn damit eigentlich gemeint?
Joel Kaczmarek: Weil bei mir ist es so, bei Schokolade, ich habe so, was du gerade meintest, so diese Sämigkeit. Also ich merke, ich mag süß und sämig. Bitter ist nicht so meins und wenn so sauer auch nicht. Das merke ich halt, bei veganer Schokolade ist das relativ schwierig hinzukriegen. Also Vego ist zum Beispiel so eine Marke, die finde ich machen das richtig gut, die gibt es bei uns immer so im Bioladen. Aber irgendwann habe ich dann gemerkt, oh nee, ich brauche schon wieder ein bisschen mehr dieses Cremige. Und ich habe dich so im Vorgespräch schon gefragt, als ich ein Kind war, mein Vater hatte immer hier dreimal Rittersport Nougat auf dem Abendstisch so und dann wurde Fernsehen geguckt und je nachdem, wie spannend der Film war, so viele Tafeln haben überlebt. Und hat er dich gefragt, ob ihr die Rezeptur auch mal verändert habt? Meine Frau sagt es auch immer, das ist viel süßer, da ist viel mehr Zucker bestimmt drin. Das sind also die drei Tricksmittel, Salz, Fett, Zucker, mit denen man Sachen lecker schmecken macht. Habt ihr da eigentlich dran gedreht oder ist das so falsch?
Andreas Ronken: Wir versuchen eigentlich, natürlich entwickeln sich Rezepturen weiter, aber gerade unser Weg ist jetzt seit Jahren eigentlich die Rezepturen purer zu machen, einfacher zu machen. Wir haben damals auch, das wissen vielleicht auch einige, wir hatten ja mit Stiftung Warentest mal so Diskussionen, weil wir sind dann aus Aromen rausgegangen in natürliche Aromen und sind jetzt schon seit Jahren also quasi ohne zugesetzte Aromen. Komplett aromenfrei, also nur das Kakao-Aroma drin ist natürlich, natürlich. Das ist eigentlich so unser Weg. Also natürlich ändern sich darüber die Rezepturen, wenn man vorher ein Nussaroma drin gehabt hat. Aber unser Weg ist eigentlich, die Sachen purer zu machen. Ich glaube auch daran, Schokolade ist ein ganz natürliches Süßware. Die Mayas haben das schon gegessen oder haben das entwickelt. Das gibt es schon ewig und ist ja auch wirklich was Natürliches. Ich bin auch jemand, der guckt sich jede Deklaration von jedem Produkt an. Ich glaube auch, das sollte man tun. Und umso weniger da steht, umso besser ist das Produkt.
Joel Kaczmarek: Ich bin auch so ein Verrückter. Ich bin dabei, glaube ich, echt die Ausnahme. Ich glaube, der typische Mann, wenn er in die Drogerie geht, greift zum Deo, was er immer schon kennt. Und ich habe alle 20 einmal umgedreht und geguckt, was ist da so drin. Aber es ist die absolute Ausnahme. Und wenn man bei euch hinten drauf guckt, dann liest man ja auch, dass ihr die Alfred Ritter GmbH, glaube ich, seid. Also so eine Sache gucke ich mir auch immer an. Nehmen wir uns doch mal mit hinter die Kulissen. Gebt uns mal ein Feeling. Wo steht ihr denn eigentlich? Also was macht ihr so für Umsatz? In welchen Märkten? Wie viele Mitarbeiter habt ihr? Seid ihr eigentlich so noch so ein Familienunternehmen? Seid ihr mehr Mittelständler? Wie muss man euch vorstellen?
Andreas Ronken: Wir sind auf alle Fälle ein Familienunternehmen, mittelständisch, 500 Millionen Umsatz. Wir sind in über 100 Ländern, vertreiben wir die Schokolade. Aber natürlich den Fokus haben wir immer da, wo wir auch eine eigene Organisation haben, eine eigene Vertriebsorganisation. Wir duzen uns alle hier, wir laufen auch hier eigentlich alle so in T-Shirts rum, also sind sehr stark familiengeprägt, sehr informell. Wir haben auch folierte Dienstautos in Ritter Sportfarben. Privat-Pkws können auch foliert werden. Die Mitarbeitenden sind sehr, sehr lange dabei. Ja, also in der Regel sehr, sehr. Wir feiern immer 30, 40 Jahre Jubiläum und typisch sozusagen im positiven Sinne dieses Familienunternehmen und natürlich so eine sehr hohe Bindung, Emotionalität zur Familie uns einen sehr starken Rückhalt gibt und uns auch gerade im Thema Nachhaltigkeit extrem stärkt. Und sonst könnten wir die Sachen gar nicht so machen. Ja, das ist so ein bisschen so. in der Box wird der Sport.
Joel Kaczmarek: Und wie viele MWDs arbeiten für euch, also Mannequin, Weidplan und dazwischen?
Andreas Ronken: 1700, ich glaube so um die 400 schon in Nicaragua. Also wir haben eine sehr große eigene Kakao-Farm, El Kakao in Nicaragua. Da sind auch festangestellte Mitarbeitende. In Waldenburg so ungefähr um die 900 Leute und der Rest verteilt sich sozusagen so international.
Joel Kaczmarek: Ich muss ja gestehen, ich war ein bisschen enttäuscht, als ich vor kurzem in New York war, in so einem südkoreanischen Daily und hab da auch ganz viel Rittersport gesehen, weil ich immer so dachte, was ist das? Ich dachte, ich komme nach USA und hier gibt es nur den krassen American Stuff, aber nein, es ist schon, also ihr seid schon echt ein globales Phänomen und ist es bei euch so, dass ihr eine Organisation seid und zieht alles durch. oder ist es so der Classic, man hat so die alte Organisation, die macht Schokolade und dann den Digitalarm, der macht so den ganzen innovativen Shit?
Andreas Ronken: Nee, wir versuchen das sozusagen so zu vereinen. Wir haben auch eigene Startups, in denen wir natürlich auch sozusagen als eigene Inspiration nutzen. Und wir versuchen auch über die Innovation viel digital reinzubekommen und über die Vermarktung. Also wir glauben schon daran, dass das nicht so funktioniert. So der eine macht Oldschool, der andere Newschool. Wir versuchen das sozusagen zu vereinbaren, sozusagen, dass das irgendwie alles einzahlt auf Rittersport. Beides hat auch so eine Berechtigung, ja. Also alles, was immer so als the new shit gepriesen wird, ist auch nicht unbedingt immer alles gut. So die Kombination, sagen wir mal Design Thinking ist ein tolles Tool, aber man sollte es da einsetzen wie ein Akkuschrauber, wo es sinnvoll ist und braucht man jetzt nicht einsetzen, wenn man eine Lagerhalle baut.
Joel Kaczmarek: Und sag mal, was ist so euer Geheimrezept eigentlich, um euch in den LEH-Regalen gegen die ganzen Riesen durchzusetzen? Weil wenn ich so an Schokolade denke, dann denke ich, großer Wettbewerber von euch wird Milka sein. Milka gehört zu Mondelez, wenn ich mich nicht täusche. Die machen halt mal eben stramme, weiß ich nicht, 27 Milliarden Umsatz so in dem Dreh wahrscheinlich. Dann denke ich an sowas wie Ferrero. Also die haben ja auch ganz viele breite Produktpaletten von irgendwie Rocher über Kinderriegel über was weiß ich nicht was. Was ist so euer Rezept, dass ihr es geschafft habt, euch über Jahre in einem Segment, wo ja wirklich, wenn man sich nicht schnell genug dreht, fliegst du ja sofort raus aus dem LEH. Da wird ja nur geguckt auf Umsatz. Was ist so euer Trick, eure Magic Source?
Andreas Ronken: Ja, ich glaube, man muss einfach auf sich selber gucken. Man muss sich selber treu sein und natürlich geht es viel bei uns um die Marke. Wichtig ist natürlich sozusagen eine stringente Markenführung und wir leben natürlich davon, dass Quadrat, diese Farbe, dass jedes Produkt eine eigene Farbe hat. Wahrscheinlich weißt du, dass die Nougat dunkelblau ist. Und das vergisst man dann nicht, wenn man damit mal sagt, das ist meine Lieblingssorte. Es gibt Orientierung am Regal und der Knickpack. Und das sind so natürlich so Sachen, die sind in der DNA der Marke. Die muss man natürlich auch schützen. Aber natürlich jetzt nicht, dass man nur im Rückspiegel guckt. Also das heißt, das muss man weiter nach vorne entwickeln. Aber die Sachen, die man in der Heritage aufgebaut hat, natürlich nicht irgendwie komplett einfach liegen lässt. Und man kann mit der Marke auch nicht alles machen. Ja, das ist auch klar. Also auch eine Marke hat immer eine Restriktion. Extrem wichtig bei sich selber bleiben, nicht immer so zu gucken, was die anderen machen. Es gibt auch viele Mitbewerber. Wir gucken auch nicht so viel auf Milka, genauso wie Milka nicht auf uns guckt. Aber natürlich gibt es auch Startups, die im Prinzip auch einen neuen Ansatz haben, die auch anders starten. Und ich sehe das auch nicht unbedingt als Konkurrenz. Ich sehe das eher so als Marktmitbegleiter oder auch Marktmitentwickler. Es gibt viele Themen und ich habe keine Angst, dass der Markt zu klein wird für Schokolade.
Joel Kaczmarek: Aber es stimmt wirklich, wenn ich so gerade so durchdenke, Knusperflex ist gelb, Joghurt ist weiß, hellblau ist Alpenvollmilch, das ist krass eigentlich.
Andreas Ronken: Das lernt man, man hat da viel gelernt, ja, genau.
Joel Kaczmarek: Ich glaube, es ist so ein Satz, den du in deinen 15 Jahren wahrscheinlich schon tausendmal hast fallen lassen, aber geh doch nochmal ein bisschen auf das Quadrat ein, also da gab es ja auch große Themen hier rund um Patente und irgendwie Man klagt sich dann auch manchmal seinen Weg ein bisschen frei. Also das ist was, was ihr sozusagen sehr protektiv betrachtet, so wie Milka wahrscheinlich sein Lila. Welche Bedeutung hat das und wie geht ihr damit um und wie schafft ihr es auch, sowas abzusichern?
Andreas Ronken: Das Doofe ist immer so ein bisschen, wenn man da angegriffen wird, muss man sich auch im Notfall mal über die Rechtsmittel behelfen. Aber für uns vielleicht wichtiger, nochmal vielleicht zum Quadrat. Also das Interessante ist, dass Clara Ritter das wirklich erfunden hat. Heute würden wir sagen, also ganz klar so durch Start-up-Methoden. Wir haben hier neben einem Fußballplatz die Fabrik gehabt. Als gute Schwebin hat sie natürlich gesagt, die brauchen Schokolade für die Halbzeitpause. Und dann hat sie halt festgestellt, dass die Leute, die hatten alle so Sportjackets an und Hut und die wussten nicht, wohin mit der Tafel. Und dann hat sie halt ihrem Mann gesagt, also du musst quadratische machen, die genau in ein Sportjacket passen. Und dadurch hat sie natürlich also den Convenience-Aspekt nach vorne geholt. Ja, das war der Differenzierer. Das hat auch eine kleinere Fläche, also auch Nachteile im Regal. Und der zweite große Differenzierer ist wirklich, wie du auch gesagt hast, also diese Farben. Knickpack ist auch ein Thema, aber die zwei wichtigsten sind sicherlich die.
Joel Kaczmarek: Was mich jetzt mal so interessieren würde, wenn wir jetzt mal von euch aus denken, was eure Pfade sind, wo ihr so hingehen könnt. Also ist mit dieser Klarheit und diesem Praktischen bei euch zum Beispiel sowas wie Lizenzen schon tot? Ist so etwas was, was für euch funktioniert und worüber ihr nachdenkt oder ist das sozusagen nicht kompatibel mit eurer Marke?
Andreas Ronken: Ja, doch, absolut. Dieser Trend so zur Individualisierung, der ist einfach ja schon seit langem da. Und wir haben jetzt auch gerade vor kurzem neu gelauncht, einen neuen B2B-Zweig. Da kannst du deine eigene Tafel komplett selber designen. Also auch wenn du jetzt eine Hochzeit hast, also einen kleinen Zweig. Maßstab 50 Leute oder sowas. Nicht so viel teurer als die normale Schokolade, weil halt einfach über Digitaldruck das jetzt sozusagen möglich ist, dass du dann dein Foto da hochladen kannst und deine eigene Folie haben kannst. Das ist jetzt eigentlich alles so möglich. Es gab vorher immer so die Sachen, dass es auch so sicher ist und dass es auch gut funktioniert in der Lebensmittelindustrie. Und das geht jetzt. Wir machen Tafeln, was weiß ich, für Deutsche Bundesbahn, Lieblingsgast. Da können schon größere Mengen und natürlich aber auch kleinere Sachen sein.
Joel Kaczmarek: Und sag mal, wir haben ja eben auch so über euren Markenkern geredet, über eure Märkte und ein Thema, was man vielleicht mal ansprechen darf, weil ich würde mal behaupten, ich unterstelle euch da keine böse Absicht, euch hat es aber ganz schön ins Gesicht geschlagen, war ja vor kurzem, dann hast du es auch hinter dir, das ganze Thema mit Ukraine, weil ihr ja irgendwie auch in Russland weiter eure Schokolade verkauft habt. Was waren denn so eure Learnings draus und eure Momente?
Andreas Ronken: Wie das so ist in so schwierigen Entscheidungen, ist quasi wirklich ein Dilemma zwischen Haltung und Verantwortung. Haben wir dann auch abgewegt, was heißt das denn? Also was spricht denn dafür, aus dem Markt freiwillig jetzt auszutreten? Und dann haben wir das natürlich auch alles mal angeschaut, was das bedeutet. Das sind hohe, sehr hohe zweistellige Millionensummen, die es bedeutet, freiwillig auszutreten. Wir haben eine recht große Menge, ungefähr 15 Prozent an Volumen, an Tonnage, was wir für Russland produzieren. Das sind einfach auch Arbeitsplätze, die man dann umstrukturieren muss. Es fallen dann Arbeitsplätze weg. Und wir haben natürlich auch Verpflichtungen gegenüber Kakaobauern, die wir langfristig so nicht halten können, weil einfach weniger Kakao gekauft wird. Und da haben wir uns überlegt, was steht denn auf der Positivseite? Wird denn Putin aufgrund, wenn jetzt keine Schokolade ist, wird er da seine Meinung ändern? Das wird er wahrscheinlich nicht. Wir zahlen Steuern dort. Deswegen haben wir auch gesagt, wir spenden die Gewinne, die wir 2022 machen werden. Wir haben gesagt, im Endeffekt, das gibt einen großen Shitstorm. Aber auf der anderen Seite sagen wir immer noch, das ist die richtige Entscheidung. Der Effekt wäre zu gering auf der positiven Seite, aber auf der negativen Seite für uns sehr, sehr hoch. Und wir glauben, dass wir über die Spende das dann eigentlich besser kompensiert kriegen. Also was uns auch klar war, und man sieht das jetzt ja auch, und man konnte das auch in der ersten Welle natürlich auch nicht kommunizieren, weil das keiner mehr hören will. Es ist ja nur über die Emotionalität. Was ja jetzt auch passiert, man wird ja enteignet. Das ist ja klar, was in Russland passiert, wenn man dann einstellt den Betrieb und dann wird man verauktioniert und dann geht das Geschäft weiter. Das heißt, es ist ja auch kein Problem, sich Rittersport zu besorgen in Deutschland oder im anderen Markt und dann ein russisches Etikett drauf zu machen. Dann ist vielleicht das Geschäft nicht mehr mehr 100 Prozent, aber man kriegt das sicherlich auf 60, 70 Prozent, weil die Leute wollen natürlich auch in Russland ihre Produkte. Dann macht ein anderer das Geld und es ist potenziell kein Deutscher.
Joel Kaczmarek: Die Scheiße bei sowas ist immer, dass man das nicht in der Tiefe kommuniziert kriegt. So wie du es gerade sagst, das ist so, man kann ja Kritik üben, finde ich fair enough, aber du bist dann halt mit so einer emotionalen Ebene dabei und die Antwort wird gar nicht mehr gehört. Also vielleicht noch so die erste Schicht, aber ich finde das sehr undankbar. Habt ihr das gemerkt?
Andreas Ronken: Also hat euch das Ja, das ist absolut so, wie du sagst. Und ich glaube, man muss das auch so nehmen. Früher war es so, jeder ist ja in Deutschland Fußballtrainer, Nationaltrainer und weiß, wie die Mannschaft hätte besser aufgestellt werden können. Da war es noch alles lustig. Heute ist jeder Virologe, heute ist jeder CEO, heute weiß jeder, was richtig ist. Auch die Leute, die keine Verantwortung tragen, wissen aber, was andere Leute, die Verantwortung tragen, machen müssen. Ich glaube, so ein bisschen in der Welt leben wir. Wir haben halt viele Informationen. Informationen heißt nicht immer Wissen. Für mich war es trotzdem auch schockierend. Ich bin auch wirklich selber bedroht worden und das war schon heftig. Das gehört einfach auch mit dazu. Man kann sicherlich auch viel lernen. und was man auch lernen kann und was wir auch gemacht haben, wir haben dann nachher nicht mehr diskutiert. Man kann so einen Kampf nicht gewinnen. Man kann auch die Meinung haben, das ist die falsche Entscheidung. Das muss man auch akzeptieren. Es wäre natürlich schön im Land der ehemaligen Dichter und Denker, dass man die Sachen mal diskutiert, sich zuhört und dann sagt, okay, ich mache mir die Meinung und nicht die Meinung macht auf einem Twitter-Post von einem Herrn Melnyk oder und so weiter, ja.
Joel Kaczmarek: Ich mag immer gerne, es gibt so ein Bild, da tappe ich mich ja manchmal aber auch bei, da siehst du so ein Strichmännchen vorm Computer sitzen und von hinten kommt so eine Stimme aus dem Aufschatz, kommst du ins Bett? Ja, gleich, ich mache gerade was Wichtiges. Was ist es denn? Someone is wrong on the Internet. Dieses so, ah, da macht jemand was Falsches, ich muss ihn korrigieren und dann hackst du in die Tasten, das ist schon irgendwie so ein Ding. Aber gut, zurück zu den schöneren Themen, Innovation und Nachhaltigkeit. Also du hast ja eben mal schon erzählt, ich könnte mir jetzt auch mal einen Digital-Kompakt-Sport machen, irgendwie in unserem Digital-Kompakt-Pink. Wie ist denn generell das Thema D2C bei euch gelagert? Also ich könnte mir vorstellen, das wäre bei euch echt das Potenzial, wenn man sich den Einzelhandel irgendwie umgehen kann, aber wahrscheinlich ist es nicht so trivial. oder auch eher, musst ja mal gucken, wie viel Umsatz machst du, wie viel Marge etc. etc. Welche Rolle spielt das bei euch?
Andreas Ronken: Es ist wirklich, wie du sagst, gar nicht so trivial. Es fängt erstmal damit an, dass Schokolade nicht wärmestabil ist. Also das Versenden von Schokolade, sagen wir mal, wir sehen ja, jetzt haben wir es gerade wieder 32 Grad. So zwischen Mai und September ist das schon schwierig. Und jetzt irgendwie so mit Kühlakkus, das ist eigentlich auch keine Lösung. Das ist ja nachhaltig eine große Sünde. Das kann man nicht machen, weil man wird trocken. ein Eis oder sowas. Und es gibt noch nicht diese Strukturen. Vielleicht setzt sich da ja was durch mit Fling, Gorilla und Co. Da geht das natürlich auch wieder, ja. Aber das ist sozusagen wirklich ein Hindernis schon. Ich glaube auch, also der stationäre Handel, der wird überleben und seine Berechtigung haben. Es wird aber natürlich auch online, was es immer gibt. Und es wird auch noch stärker werden. Es wird ein hybrides Modell geben. Aktuell braucht Schokolade noch Impulse. Also Schokolade ist auch etwas, man nicht unbedingt immer direkt auf dem Einkaufszettel, so wie die Nudeln und die Haferflocken. Das nutzt auch der Händler. Der setzt da dann Impuls heute für 89 Cent in der Aktion. Das ist nicht immer das, was wir lieben, aber das ist natürlich auch so ein bisschen der Kategorie getrieben, weil man sagt, naja, eigentlich, ich fahre da mit dem Einkaufswagen vorbei, da ist eine große Zweitplatzierung und dann kann ich die Nudeln doch mal wieder mitnehmen. Habe ich doch in der Kindheit schon gegessen. Impulse muss ich auch digital setzen. Wir sind immer mehr digital. Ich bin auch ein großer Fan. Ich bin auch sicher, NFT und Krypto und Metaverse, da wird was kommen. Es ist noch nicht klar, welche Sachen kommen und was sich durchsetzen wird. Und auch Web 3.0 wird kommen. Die Frage ist halt nur, welche Ausprägung und wie. Und ich glaube, da muss man auch experimentieren. Und das tun wir auch, um zu gucken, was im Prinzip ankommt und was auch Freude macht. Ich kann mir auch vorstellen, wir haben sehr viele Fans. Die Einhornschokolade, die kam super an. Dass man das auch über ein NFT digital was machen kann. Dass da auch Leute Spaß haben. um sich nur eine Pappschachtel zu sammeln, sondern vielleicht auch so ganz spezielle Designs, NFTs von Rittersport auf der digitalen Seite. Einen kleinen Token kriegt und dann nachher da irgendwas dafür Benefits kriegt und so weiter.
Joel Kaczmarek: Ja, voll spannend. Ich meine, eine Frage, die ich dir eigentlich ganz am Anfang mal hätte stellen sollen, ist, wo verortet ihr euch eigentlich im Segment? Also man kann ja sagen, günstig, Mittellage, Premium. Ich hätte jetzt mal gesagt, Premium ist für mich eher so, wenn ich mir, weiß ich nicht, Bruchschokolade von Lederach hole. Die Milka ist unter euch angesiedelt. Also für mich wärt ihr so leicht über Mittelklasse. Ist das richtig verortet? Weil die Frage ist ja, wer ist eigentlich eure Zielgruppe und wie handelt die? Welches Alter, welche Interessen und so?
Andreas Ronken: In Automarken würde ich sagen, würde man gerne als Audi gesehen werden. Unsere Philosophie ist, es sollte auf alle Fälle Schokolade erschwinglich sein, also auch für jeden, für jede Zielgruppe. Uns ist wichtig, dass das Produkt wirklich auch hochqualitativ ist und da geht es vor allen Dingen natürlich auch darum, dass auch alle in der Lieferkette ein gutes Auskommen haben können. Da ist noch Arbeit, weil einfach für viele Menschen gar nicht so klar ist, dass eine Schokolade Kakao ist und was das eigentlich alles bedeutet, den anzubauen. Also wir haben sehr früh mal eine Bio-Schokolade gelauncht und waren überrascht, dass dann Leute uns als Feedback gegeben haben, wir wissen ja gar nicht, was in der Schokolade überhaupt Bio sein kann.
Joel Kaczmarek: Sag mal, weil du eben auch Flink und Gorillas erwähnt hast. Du warst ja auch vor kurzem bei meinen Freunden von OMR zu Besuch, hier mit den Leutchen auch von The New Company. Ich habe es mir nicht angehört, weil ich mich nicht vorprägen wollte bei dir, dass ich dir dann manche Fragen nicht stelle oder andere sozusagen doch. Ich habe aber aufgeschnappt, dass du irgendwie geschrieben hast, du glaubst jetzt nicht daran, dass Quick-Commerce so der Heilsbringer ist. Was ist denn so deine Haltung zum Thema Gorillas, Flink und Co.? ?
Andreas Ronken: Ich glaube schon, dass es von den Kunden auf alle Fälle einen Mehrwert hat. Das ist ganz klar. Ich glaube, bei Flink und Gorilla, es wird sich wahrscheinlich einer durchsetzen pro Land oder sowas. Da geht es eigentlich um die Geschäftsmodellgenerierung. Ich glaube, da ist einfach so der Knackpunkt, inwieweit sind Menschen dann auch hoffentlich, auch speziell in Deutschland bereit, auch ein bisschen mehr zu zahlen, weil einfach diese Art der Logistik ist teurer. Und wir sind auch in einem Land, wo wir einen Mindestlohn zahlen. Da ist die Frage sozusagen, Deutschland ist natürlich auch immer noch so, und das wird jetzt auch sehr spannend mit der Inflation, Geiz ist geil, speziell auch im Lebensmittel. Also es gibt kaum ein Land, wo so wenig Geld für Lebensmittel ausgegeben wird wie in Deutschland. Und die Kaufkraft ist am höchsten. Ob wir auch dafür bereit sind, einfach für einen Service mehr zu zahlen. Also wenn ich dann auf der Couch sitze und mir wird der Sixpack gebracht, dann muss mir das auch ein bisschen was wert sein und nicht nur einmal als Gimmick. Und ich hoffe Dass sich das durchsetzt, weil ich glaube auch, dass es einfach auch ein Mehrwert, wie weit dann der Markt ist. Aber ich bin mir da auch sicher, dass ganz viele Leute, jetzt auch speziell in der Inflation, die aufs Geld gucken müssen, letztendlich da auch klassisch zum LEH gehen, zum Discounter oder zum Vollsortimenter.
Joel Kaczmarek: Also ich war gerade in den USA und dann habe ich meinem Vater erzählt, was hier los ist. Irgendwie dachte er so, ey du Papa, hier gibt es irgendwie so eine Halbliterflasche Wasser, kostet hier drei Dollar. Die kostet in Deutschland irgendwie 80 Cent oder 70 oder sowas. Und dann meinte er, vor 20 Jahren kam ein amerikanischer Kumpel nach Deutschland und hat sich gewundert, warum bei Hertha BSC die Eintrittskarten 15 Euro kosten. Dann meinte er so, wo ist denn der Rest des Preises? Ich sage, wieso? Wenn du zum Superbowl gehst, kostet die günstigste Karte 150 Dollar. Und das kannst du, glaube ich, mit Storys auswählen, wenn wir über Fleisch reden und so. Das ist erschreckend. Und deswegen ein interessanter Case, über den du aufmachst, zu sagen, sich mal über das Preisgefüge Gedanken zu machen. Und jetzt hast du ja eben auch erzählt, dass ihr immer diesen Impuls setzen müsst. Ich habe so ein bisschen gerade so dieses Zitat von Steve Jobs im Kopf, als der damals den Pepsi-CEO abgeworben hat und zu ihm meinte, ja willst du dein Leben lang Zuckerwasser verkaufen oder willst du echt mal die Welt bewegen? So und ich frage mich bei euch, wie schafft ihr denn auch so positive Akzente zu setzen, dass man Lust auf dieses Produkt kriegt, weil unterm Strich ist es ein Genussprodukt, würde ich sagen, aber es ist jetzt wahrscheinlich nicht unbedingt gesund. Was sind denn eure Hebel, um dann digital zu sagen, alles klar, immer mal wieder diese Marke ins Gedächtnis bringen und und und?
Andreas Ronken: Schokolade ist ein Genussprodukt und ich glaube auch, dass Genussprodukte wichtig sind, genauso wie ein Wein und ein Bier auch ein Genussprodukt ist. Und wichtig ist, dass man sie natürlich dann auch sozusagen in Maßen genießt. Was ich mir wünschen würde und was wir versuchen würden auch als Impulse, dass wir jetzt speziell so auch in Deutschland so ein bisschen entdecken, dass Schokolade auch kakaoiger schmecken kann. hat es automatisch weniger Zucker, auch mehr positive, gesundheitsrelevante Nährstoffe. Nehmen wir mal Italien, da essen die Kinder schon dunkel. Also meine Kinder, die kriegen nur dunkle Schokolade und die haben sich bisher noch nicht beschwert. Die wissen gar nicht, dass es, die sind noch sehr klein, 15 Monate, die wissen noch gar nicht, dass es Milchschokolade gibt. Das Experiment geht weiter, wenn sie älter sind. Man kann Schokolade sehr viel mit Wein vergleichen. Es fangen ja viele Menschen mit Lambrusco an, mit süßen Wein. Und ich glaube, in Deutschland gibt es immer noch sehr viel, ich sage jetzt mal so ein bisschen Süßigkeiten-Schokolade, also Schokolade, die wirklich sehr süß ist, den Minimalismus. Minimumanteil an Kakao hat 30 Prozent, dass man es nach Schokolade nennen kann. Und ich glaube, das Potenzial da ist, einfach kakaoiger zu essen. Und das aber auch mit Genuss, ohne dass es darin bitter wird und astringierend, so was du auch so im Vorspann so mal gesagt hast, so bitter mag ich nicht. Dass die Leute so erkennen, genauso wie beim Lambrusco, nach dem Motto, ja, dann trinke ich mal ein Beaujolais. Also ich bin nicht direkt bei diesem Omedok, ich muss mich da hinsetzen. entwickeln. Ich glaube, das ist auch so bei ganzen Nahrungsmitteln, egal ob es bei Käse ist, bei Genussmittel oder bei Whisky. Die Leute fangen nicht an mit diesem Tod im Torf Whisky. Ich glaube, das ist auch wichtig, dass es bei Schokolade ein bisschen wegen der Menge, sondern eigentlich wegen der Wertschätzung auch für den Kakao. Was mich umtreibt ist, dass Kakao ist sauschwer anzubauen, hat ganz viele Krankheiten. Es wird nur am Äquator in einem kleinen Gürtel wächst das. Es kostet ungefähr ein Drittel von dem, was Haselnüsse kosten. Und das ist nicht fair. Aber es ist halt so, dass es Leute machen für weniger. Der Preis kommt eigentlich nicht hoch. Normalerweise regelt sich das, wenn man sagt, naja, es ist einfach mehr Aufwand. Also wenn man halt einen Stuhl hat, der viel aufwendiger zu produzieren ist als ein einfacher Hocker, dann ist normalerweise der Markt so, dass der Stuhl halt dann teurer ist. Bei Kakao ist das noch nicht so. Es hat viele verschiedene Gründe und ist leider auch sehr komplex. Das muss sich ändern. Und es fängt aber viel dabei an, dass man bei Schokolade mehr darüber reden muss, wie beim Wein, wo kommt denn der Kakao her? Was für eine Sorte Kakao ist das vielleicht? Also die meisten kennen es zur Schokolade. Schmeckt, schmeckt nicht, ist süß, ist nicht süß, ist dunkel, ist hell.
Joel Kaczmarek: Bevor ich mit dem Thema Kakao vertiefe, mal so eine Randfrage. Habt ihr schon mal ausprobiert, so etwas wie Vitaminschokolade zu verkaufen? Dass ihr einfach sagt, ihr setzt Vitamine zu und versucht, die in so ein gesundes Eck zu rücken? Oder verträgt sich das auch nicht mit euren Werten?
Andreas Ronken: Ich glaube daran nicht, dass Schokolade mit Vitaminen dann sozusagen besser wird. Ich glaube, man würde den Mythos der Schokolade kaputt machen. Ich glaube eher, dass man so auf der natürlichen Seite versuchen kann, diese natürlichen Mikrostoffe aus dem Kakao rauszuholen. Da gibt es also auch Möglichkeiten, aber immer so auf der natürlichen Seite, so mit zugesetzten Vitamin D oder sowas. Ich glaube, das würde das so kaputt machen.
Joel Kaczmarek: Dann lass uns mal das Thema Kakao in der Tat vertiefen. Also du hast gesagt, sehr kleines Anbaugebiet. Was ich von dir jetzt so gelernt habe, klingt es auch ein bisschen so, als wenn es mehr so auf Kleinbauern-Ebene läuft. Viele kleinere, viele sozusagen kleine Strukturen und nicht so die einen großen, die das dann professionalisieren. Aber wie muss ich mir das denn vorstellen, damit ich Kakao nachhaltig herkriege? Wie ist das ganze Thema so strukturiert?
Andreas Ronken: Das ist ein komplexes Thema. Also Westafrika ist so die größten Kakao-Anbauländer, also Elfenbeinküste Ghana. Nochmal Südamerika, Nicaragua ist ein kleines Gebiet, aber da sind wir halt sehr viel tätig. In Afrika ist das extrem kleinbäuerlich, also die Durchschnittsgröße circa 1,5 Hektar. Das sind also alles kleine Größen, so 10.000 Quadratmeter. Das heißt, da kann eine Familie gerade so von ernähren. Es hat nie so Landreformen gegeben, wie es in Deutschland gegeben hat. Es ist auch nicht so, dass die Landrechte in Afrika immer alles eingetragen sind. Es sind dann zum Teil Leute in der dritten und vierten Generation auf dem Land und bauen Kakao an, haben aber keine Landrechte eingetragen. Oder weil sie es nicht kriegen. Also es gibt ganz viele Thematiken, wo auch die Regierungen helfen müssen. Das Living Income, wie man so schön sagt, oder nicht so schön sagt, zu gering ist. Der Preis für den Kakao muss einfach hoch. Elfenbein und Garn hat das Versuch über ein Kartell, ist aber leider auch gescheitert. Es hat dann irgendwie zu viele graue Importe gegeben, dass das halt irgendwie umgangen ist. Der Markt geht mit dem Preis eigentlich nicht so hoch, wie es eigentlich sein sollte für die Arbeit, die da drin steckt.
Joel Kaczmarek: Und wie ist es so vom Produkt her? Also ich habe von dir irgendwie gelernt in unserem Vorgespräch, das Produkt ist quasi wie vor 100 Jahren noch, weil es quasi kaum verändert ist im Sinne von professioneller landwirtschaftlicher Verarbeitung und dass man es eigentlich auch noch viel mehr ausnutzen könnte. Also nutzt man alles an so einer Kakaobohne, was geht? oder was ist da noch an Potenzial eigentlich drin?
Andreas Ronken: Wir haben hier eine eigene Kakaofarm, El Kakao. Da versuchen wir der Kakaosaft. Der entsteht bei der Fermentierung von Kakao. Da entsteht viel Kakaosaft. Der wird normalerweise auf dem Boden und macht sogar den Boden schlecht, weil er einen niedrigen pH-Wert hat. Hat aber ganz tolle Stoffe, schmeckt auch tropisch, schmeckt so richtig fruchtig. Und man kann daraus Zucker gewinnen. Wir haben daraus eine Tafel Schokolade gemacht, Kakao Inada, also sozusagen nur keinen zugesetzten Zucker, nur den Zucker aus dem Kakao. Oder man kann ganz tolle Getränke machen. Also wir haben jetzt hier Kakao Wieder, haben doch ein eigenes Start-up, was da sehr erfolgreich gestartet ist. Man kann daraus einen Sekt machen, man kann daraus einen Eistee machen, man kann daraus, sag mal, ein limonadenhaltiges Getränk machen, aber hat auch wieder nicht genug Zucker, um Limonade zu heißen. Aber das sind so Randthemen. Man muss sich mal so vorstellen, ich glaube, so zwei Millionen Tonnen Kakao werden jährlich produziert, alleine in Westafrika. 800.000 Kilo, alleine Kakao-Saft, dann da nicht genutzt werden. Und das ist natürlich eine zusätzliche Einnahmequelle für die Kakaobauern. Sie können daraus Produkte machen. Man kann das sehr leicht eigentlich, wenn man das sozusagen so pasteurisiert, abkochen. Dann kann ich daraus dann halt alle möglichen Sachen weiterverarbeiten. Also wie man es mit Weintraubensaft oder mit Fruchtsaft im Prinzip auch macht.
Joel Kaczmarek: Man staunt manchmal. Ich habe das neulich in einem Beitrag von einer Bekannten gelesen, die in Sambia oft ist, dass wir auch bei Obst und Gemüse ganz viele Sachen nicht mehr essen, die man eigentlich essen kann. Also weiß ich, Blätter von Kohlrabi und so Sachen.
Andreas Ronken: Das Gleiche gibt es bei Kaffee auch. Das ist Kaskara. Es gibt auch ein Startup, da bin ich privat beteiligt, Up2Good, die auch versucht, die Sachen zu nutzen. Also einfach sozusagen die Beiprodukte. Wir sehen das ja so bei Erdöl, da wird alles benutzt. Bei so traditionellen Produkten wie Kakao und Kaffee sieht man einfach, da ist einfach noch Potenzial.
Joel Kaczmarek: Das ist auch bei Tieren ganz schlimm, wenn du hier so Massentierhaltung siehst, aus Schweinen wird alles gemacht, aus der Haut, Handschuhe, aus den Sehnen, die ist aus den Füßen das, die Nasen gehen nach China, ganz schlimm. Also von daher, ja krass, dass es immer nicht mehr so ist, aber wie ist es denn insgesamt, also ich habe die Tage zum Beispiel auch einen Beitrag gelesen von meinen Freunden hier von Koro, dass es mittlerweile auch ganz vielversprechende Experimente gibt mit veganem Kakao, also der dann wohl aus so einer Mischung von fermentiertem Hafer und Hefe, glaube ich, erzeugt wird. Habt ihr euch mit sowas auch schon mal beschäftigt?
Andreas Ronken: Ja, es gibt so Startups, die arbeiten auch einfach sozusagen Kakao aus dem Reagenzglas. Ich persönlich halte nichts im Sinne von Nachhaltigkeit von dem Ansatz. Man kann natürlich sagen, Kakao hat so viele Nachhaltigkeitsprobleme, jetzt machen wir uns das einfach halt selber aus dem Reagenzglas. unabhängig vom Geschmack, ganz anders ist, ist aber das Problem nicht gelöst, dass wir ganz, ganz viele Leute von Kakao leben. Wir haben uns auch überlegt zum Beispiel, dass wir gar nicht mehr aus Afrika Kakao kaufen. Wir können sagen, in Südamerika ist das alles ein bisschen einfacher, also strukturierter und Auch so. das Thema Kinderarbeit kann man da wirklich richtig gut ausschließen, ja in Nicaragua sowieso, ja. Aber auch in anderen Ländern wie Ecuador, da kann man das wirklich sozusagen 100% garantieren, wenn man das richtig macht. Aber das hilft den Afrikanern auch nicht, also weil da leben ganz, ganz viele Menschen davon und wenn keiner mehr bei denen kauft, die haben auch wirklich keine andere Einnahmequelle, ja. Ich weiß nicht, was dann passiert, ja. Die Lösung muss sein, mit den Menschen und natürlich auch die Regierung und auch die NGOs, die müssen alle zusammenarbeiten, da eine Lösung findet, dass es halt sozusagen Schritt für Schritt besser wird.
Joel Kaczmarek: Wie ist es sonst so mit euren Produktinhalten? Also nicht nur was drin ist, sondern auch was draußen ist. Das Thema Verpackung ist ja auch so ein Thema, wenn man über Plastik redet. Eure schönen bunten Verpackungen sind es wahrscheinlich beim Recycling irgendwie dann, manchmal werden die dann zum Bumerang, wenn halt da erdobersehtes Plastik drin ist. Was tut sich denn da?
Andreas Ronken: Unsere Folie ist übrigens auch gar nicht so schlecht. Die ist sogar cradle-to-cradle zertifiziert. Bronze ist auch wirklich recycelbar. Das Problem ja auch, was wir in Deutschland speziell haben mit Kunststofffolien, dass es keine Standards gibt und dass die Kunststoffe nicht untereinander recycelbar sind. Also wir haben kein vernünftiges Recyclesystem. Kunststoff per se könnte man wirklich sehr gut in den Kreislauf bringen, aber das, was wir an Vielfalt haben, da müsste es einfach Regelungen geben, dass manche Sachen nicht mehr zugelassen werden müssen. auf Standards einigen. Wir werden Papierverpackungen entwickeln. Wir haben Prototypen entwickelt. Wir werden demnächst auch in einer von unseren Ranges komplett auf Papier umstellen. Dieses Quelle-to-Quelle finde ich eine gute Geschichte. Also immer am Anfang denken, wo endet das Thema? und die Verpackung schon wieder als Rohstoff sehen. Wir wissen, dass die jüngeren Generationen viel, viel nachhaltiger sind, zum Beispiel als meine Generation. Also viel mehr Interesse. Die lesen auch mehr. Die wollen wissen, warum, was ist damit, in welchem Kontext ist das Produkt entstanden, sind auch bereit, mehr für Nachhaltigkeit zu zahlen. Ich hoffe nur, es gibt jetzt schon so die ersten Studien, wo jetzt auch das erste Mal die Kaufkraft jetzt signifikant weniger wird, dass sich das nicht speziell in Deutschland auch wieder ändert. Dass man sagt, oh, jetzt habe ich dann 200 Euro oder 100 Euro im Monat weniger und jetzt muss ich gucken, wo ich spare und dann darf es mal ein bisschen weniger Nachhaltigkeit sein. Dass das wieder so geopfert wird. Man merkt bei Papier, dass das so ein bisschen auch weg ist. Also wir haben auch unsere Sekundärverpackung auf Papier umgestellt, also die Minis, ja, so von dem Plastik weg. Wir merken aber da kein positives Feedback, ja, weder im Verkaufssaal noch in, es scheint auch so ein bisschen, dass das Thema irgendwo etwas ruhiger geworden ist, ja. Ja, schade.
Joel Kaczmarek: Und jetzt würde ich als letztes gerne noch von dir wissen, du hast jetzt mehrfach auch gesagt, Startup hier, Startup dort. Also wenn ihr Ableger habt, was ist denn da so euer System? Wie macht ihr das und welche Themen lagert ihr aus und welche behaltet ihr drin?
Andreas Ronken: Wir haben im Prinzip einfach auch angefangen zu experimentieren. Unser erstes Startup war Purmacherei. Also wir wollten pure Produkte machen und das erste pure Produkt war Haferhubs. In einigen Lebensmittelhändlern, Rewe, Budkowsny und so weiter, ist das schon so vertrieben und online. Wir haben das bewusst intern gemacht, diese. Wir sind ein bisschen ausgelagert bei uns, aber hier in Waldenburg. Wir glauben daran an ganz kleine Teams, die sich die Hilfe überholen können vom Mutterschiff. Aber nur dann, wenn sie wollen. Das zweite Startup ist das, was ich eben erwähnt habe, dieses Kakao Wieder. Getränke basierend auf Kakaosaft. Unser Ansatz ist so, die sollen großmöglichste Freiheit haben. die Unterstützung kriegen, wenn sie welche haben wollen, wenn sie Themen haben, Lebensmittelrecht, irgendwie legale Sachen oder irgendwas, wollen auch vielen Menschen die Möglichkeit geben, dort zu arbeiten. Also es gibt auch so einen Austausch. Manche sind so nach zwei Jahren, kehren dann auch wieder zurück. Die kehren aber auch anders zurück, weil sie zwei Jahre quasi in einem Startup waren. Es ist zwar natürlich ein gewisser Stress, Das Netz darunter, ja, also es ist jetzt nicht so, mein ganzes Geld ist da drin und wenn das schief geht, weiß ich nicht, was passiert. Es ist natürlich so ein bisschen gedeckelt, aber wir haben gute Leute, die diese Chance nutzen, junge Leute, die sagen, finde ich geil und ich kann mich da entwickeln und kann da Sachen machen, die ich für richtig finde.
Joel Kaczmarek: Wie ist es denn generell, wenn so Produktausweitungen, weil was ich im Netz immer öfter sehe, ist, dass man bekannte Marken nimmt und über irgendwas anderes drüber stülpt. Also dann gibt es zum Beispiel irgendwie ein Eis mit Oreo-Geschmack oder sowas. Und da bietet sich bei euch ja auch ganz viel an. Also Streichschokolade fürs Frühstücksbrot wäre so das Erste. Ihr könntet Eiscremes herstellen. Was ist denn sozusagen für euch noch drin und was macht ihr, dass das eure Marke aber auch nicht verwässert?
Andreas Ronken: Das ist eine der Kernfragen. Was kann die Marke noch, was kann sie nicht? Wie weit kannst du die Marke stretchen? Wir haben für unseren Hausbedarf eine Nusscreme. Die wird hier in dem Schokoladen auch nicht schlecht verkauft. Aber wir glauben, dass es nicht das Richtige ist, mit der Marke Nutella Konkurrenz zu machen. Dass das nicht die Marke ist und dass das auch nicht erfolgreich sein wird. Wir haben auch schon Experimente. Wir haben schon Muffins gehabt. Wir haben schon viele Sachen gehabt. Natürlich kann man auch immer sagen, macht es Sinn, eine Lizenz zu machen. mit einem Eiscreme-Hersteller und einem Ritter Sport Eis zu machen. Wir haben ja auch eine neue Marke dazu gekauft, Amicelli. Wenn man auch in andere Segmente geht, wie zum Beispiel Amicelli ist so ein bisschen so ein Pralinen-Segment, da tut man sich vielleicht einfacher, als wenn man versucht mit Ritter Sport im Pralinen-Segment. Da haben wir auch ein bisschen was, aber das ist so eine Frage, die ist auch nicht so beantwortet. Aber wichtig ist, dass man sich auf den Kern fokussiert und nicht zu viel. Die Gefahr der Verwässerung ist einfach da, wenn ich da zu viel mache, wenn ich da ein Eis mache und das mache. Wenn ich ein großer Hersteller bin, habe ganz viele erfolgreiche Marken, dann kann ich viel Cross-Marketing machen. Dann ist das sicherlich gut. Da kann ich auch damit anders umgehen.
Joel Kaczmarek: Ja, ich habe es gerade gedacht. Also wenn du so Popcorn mit Milchgeschmack siehst oder so oder Brezeln, die so schoko ummantelt sind. Also bei dir wird es sich anfühlen wie Frevel, komischerweise, weil der Chor ist einfach anders.
Andreas Ronken: Kann ich schon verstehen. Es wird ein bisschen unehrlich anfühlen und irgendwie, dass wir uns weggehen von dem, was wir eigentlich sind. Und wenn man auf einmal so das macht, was die anderen auch machen, nur wenn man denkt, das ist halt ein Business, dann wird es halt gefährlich.
Joel Kaczmarek: Wer wäre denn für euch aber noch ein Kaufobjekt, dass man das ausweitet? Also würdet ihr zum Beispiel irgendjemanden kaufen, der so Trinkkakao herstellt, so à la Nesquik oder Sychar oder sowas oder Eishersteller oder, oder, oder? Gäbe es da noch andere Objekte, wo ihr sagt, oder hier New Company, zu sagen, hey, guck mal, wir haben irgendwie Nähe und so weiter. Gibt es da Sachen, die Sinn machen und die irgendwie naheliegen?
Andreas Ronken: Nicht unbedingt. Ich glaube, wenn wir was kaufen, dann muss es irgendwie so in unserem Kompetenzbereich liegen. Also da müssen wir uns irgendwie schon so ein Stück weit auskennen. Also ein schokoladenhaltiges Produkt wie zum Beispiel mit Amicelli, das haben wir sehr gut übernehmen können, weil wir kennen uns in diesem Markt so aus. Natürlich alles, was mit Kakao zusammenhängt, ist für uns spannend. Wir halten die Augen natürlich und die Ohren auch immer offen. Wenn es passt, dann ist es super. Ansonsten Konzentration auf den Kern, einfach gute Schokolade machen. Das ist so unsere Mission. Wir sagen ja auch immer so, für uns der Purpose ist, also das Richtige tun, um richtig gute Schokolade zu machen. Da haben wir noch viel zu tun. Also wir haben viel zu tun in der gesamten Wertschöpfungskette, die wirklich gut zu machen. Es geht weiter. Das ist eine Reise. Da muss man offen und ehrlich sein. Das ist auch das, was Spaß macht und was auch sinnhaft ist.
Joel Kaczmarek: Das klang für mich wie ein gutes Schlusswort. Und offene Ohren ist auch ein gutes Stichwort gewesen. Ich glaube, die waren heute bei ganz vielen Menschen offen, auch bei mir. Vielen, vielen Dank, dass du uns da mal hinter die Kulissen mitgenommen hast, lieber Andreas. Und auf die nächsten 15 und viel Erfolg bei euren ganzen Vorhaben noch.
Andreas Ronken: Ja, vielen Dank. Dankeschön. War sehr nett. Dankeschön.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.