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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digitalkompakt und heute tauchen wir mal wieder ein in eine sehr schöne Welt, nämlich die der Kinder und wie sich diese mit Technologie verbinden lässt. Unser heutiger Gesprächspartner, der liebe Martin Kurzhals, hat nämlich eine spannende Firma gestartet, die den schönen Namen Tiger Media trägt. Ihr kennt sie vielleicht über die Tiger Box und es gibt auch ganz viele spannende Dinge rund um diese Box. Ihr müsst euch das vorstellen als einen kindgerechten Streamingdienst, der auch eine Hardwarekomponente hat, wo man mit Karten Inhalte draufspielen kann oder abspielen besser gesagt und natürlich auch eine App. Also alles, was eigentlich in modernen Zeiten dazugehört, wenn man im Kinderzimmer für Unterhaltung sorgen möchte. Natürlich werden wir mal ein bisschen den Blick auch über den Tellerrand werfen. Das heißt, wir werden mit ihm darüber sprechen. Wie macht man eigentlich Marketing für sowas? Was ist das für ein Produkt? Wie internationalisiere ich das? Wir müssen, glaube ich, auch über die Tonybox reden, die man als direkten Konkurrenten bei dem Thema, glaube ich, kennt, die auch schon bei uns im Podcast waren. Aber vor allem bin ich auch mal neugierig auf den Menschen Martin, weil der mir jemand zu sein scheint, der eine sehr gute Expertise hat, eine tolle Historie beruflich, da kommen wir vielleicht auch noch zu, und er scheint mir ein Überzeugungstäter zu sein. Also, auf das dürft ihr euch alles freuen. in dieser Folge und in diesem Sinne, lieber Martin, moin, schön, dass du da bist.
Martin Kurzhals: Hallo Joel, schön, dass ich heute hier sein darf. Ich freue mich total auf das, was jetzt kommen mag.
Joel Kaczmarek: Ich habe ja gerade schon angekündigt, dass du eine lange Historie hast. Erzähl doch mal ein bisschen, was hast du gemacht, bevor du Kinderzimmer angefangen hast, auditiv zu digitalisieren?
Martin Kurzhals: Ja, ich bin Wirtschaftsingenieur, habe Wirtschaftsingenieurswesen letztendlich studiert. Das ist letztendlich ein Simultanstudium aus Technik, also wirklich ein Ingenieurstudium und auch Betriebswirtschaft. Dementsprechend kann ich auch technisch ganz gut mitreden und bin. als erstes im Rahmen einer Werkstudententätigkeit bin ich zu Easy on Internet AG gegangen. Die Easy on Internet ist in der Dotcom-Zeit einer der größten Player im Markt gewesen. Man kennt das von Alexander Falk, wurde auch dann als erster Internet-Milliardär Hamburgs. Das war so das erste Unicorn letztendlich gefeiert. Da war ich im Produktmanagement tätig, also dementsprechend das Digitale. Hatte ich schon immer Lust drauf, habe dann als Werkstudent sofort ein Übernahmeangebot bekommen und bin dann einfach in Hamburg geblieben ab dem Moment. Bin dann über Stationen bei Jamba, wo ich mit Olli, also quasi mit den Samba-Brüdern letztendlich zusammengearbeitet habe, Dann zu einer Ravensburger Tochter gegangen und bin dann zum Oettinger Verlag und vom Oettinger Verlag dann jetzt rüber in die Tiger Media rein.
Joel Kaczmarek: Da hast du ja spannende Jobstationen hinter dir. Genau dieses Thema, was wir gerade hatten mit Jamba, so ein Vorgespräch, ist natürlich spannend, was manchmal so für Zirkel entstehen. Also dass du so Nukleus hast in manchen Firmen. Manche sagen immer so die Mafia. Es gibt so die PayPal-Mafia, die N26-Mafia, ein bisschen auch die Jamba-Mafia. Und wie ist es so in der Spielebranche? Ist es auch ein bisschen so, dass sich so Zirkel bilden um sowas wie Ravensburger oder was du gerade meintest, Oettinger?
Martin Kurzhals: Es ist letztendlich so, die Kinderbuchbranche und auch die Kindermedienbranche ist schon ein ziemlicher Brei und man hat auch ein klassisches Hopping von A nach B. Also wenn man erstmal in diesen Fängen der Branche gefangen ist, dann kommt man dem auch nicht mehr weg. Das heißt, es gibt viele Mitarbeiter, die einfach innerhalb der verschiedenen Konzerne von A nach B weg sind und so letztendlich auf ein neues Karrierelevel kommen. Man hat wenig Querentscheider, das stimmt schon. Also dementsprechend, ja, die Kids-Branche über Buch und auch über Spielzeug hängt alles sehr eng zusammen und jeder kennt da jeden.
Joel Kaczmarek: So, und wenn du jetzt sagst, du bist von Oettinger quasi rübergewuppt, im Prinzip zu deiner eigenen Gründung, also das ist ausgeründet, gibt es bei den bestehenden Playern, die in dem ganzen Kinderbereich sind, also Oettinger ist ja wirklich so einer der spannendsten Verlage, sowohl was Bücher angeht, ich glaube, das Samst ist von Oettinger, wenn ich mich nicht täusche, gehört das dazu, richtig? Ja.
Martin Kurzhals: Ja genau, also der Verlag Friedrich Oettinger ist ein klassischer Verlag, mittlerweile 75 Jahre alt, kennt man aus Pippi Langstrumpf, Olchis, Das Sams, aber auch Tribute von Panem. Und die haben relativ früh erkannt, schon Ende der Nullerjahre und Anfang der Zehnerjahre, dass man einen digitalen Siegeszug im Kinderzimmer irgendwann haben wird und dass man daran teilhaben muss und haben relativ schnell früh auch in die Digitalisierung investiert. Und zusammen mit meinem Co-Founder, dem Till Weitendorf, der letztendlich ja ein Erbe der Verlagsgruppe Oettinger ist, von Friedrich Oettinger, ist der Enkelkind von der Gründerin letztendlich. Mit dem bin ich dann letztendlich zusammen in die Tiger Media rein. Und wir haben letztendlich gesagt, okay, dieses Wissen von Oettinger nehmen wir ein Stück weit mit. Das klassische Verlagsgeschäft ist dann eher so ein Tanker. Wir wollen aber so ein schnelles digitales Beiboot haben und wollen auch gar keine Fesseln der Mutter haben. Wir freuen uns, wenn wir da Unterstützung bekommen, aber wir sind letztendlich ein klassisches Spin-off, geht.
Joel Kaczmarek: Und ist Oettinger bei euch beteiligt in signifikanter Form? Seid ihr quasi wirklich nur so eine Art Tochter oder ist das komplett free?
Martin Kurzhals: Das ist ein Management Buyout. Das bedeutet, das ist komplett free. Wir haben nur die Genetik letztendlich übernommen. Till natürlich, Till Weidenhoff, mein Co-Founder, letztendlich war ja auch diese Grundgenetik mit der Müttermilch aufgesogen hat, indem er dieser Unternehmerfamilie Weitendorf groß geworden ist. Und ich eigentlich, der über die Ravensburger Gruppe und dann jetzt auch bei Oettinger eigentlich auch ein tiefes Gefühl hat, was Kinder brauchen, was Kinder benötigen und haben da viele Anforderungen mitbekommen, die Eltern uns auf Messen oder auch in unzähligen Gesprächen mitgegeben haben.
Joel Kaczmarek: Okay, soviel also mal zum kleinen Ritt, wie Menschen in die Selbstständigkeit kommen, weil viele, die hier zuhören, die träumen glaube ich auch mal davon, sich mit ihrer eigenen Idee selbstständig zu machen und gerade wie du sind die vielleicht auch in großen Unternehmen und überlegen, wie kann sowas aussehen. und jetzt wollen wir natürlich dein Produkt mal ein bisschen besser verstehen. Erzähl uns doch mal, was eigentlich ihr genau macht und wie man sich das vorstellen muss für jemanden, der noch nie damit Berührung hatte.
Martin Kurzhals: Ja, und unsere Vision und unsere Idee ist es letztendlich, wie sind Medien im Kinderzimmer digital, wie werden sie in Zukunft digital genutzt. Und wir wollen bei der Digitalisierung des Kinderzimmers mithelfen. Wir sehen, was im Bereich Erwachsenen passiert. Und das ging ein Stück weit an den Kinderzimmern vorbei. Und unsere Vision war auch, das wird nur eine Zeit sein, dass es vorbeigeht. Die Kinderzimmer werden und müssen immer digitaler werden. Und da wollen wir einfach unseren Beitrag dazu leisten und wollen das Angenehme mit Nützlichem verbringen. Wir wollen nicht einfach eine Dattelkonsole ins Kinderzimmer bringen. sondern wir wollen letztendlich Anspruch ins Kinderzimmer bringen und wollen einfach die Disruption, die bei den Erwachsenen da ist, letztendlich ins Kinderzimmer transferieren. Und da ist unsere große Vision gewesen, wie nutzen Kinder diese Medien, indem sie nämlich genauso wie die Erwachsenen auch weg sind von Einzelkäufen. Man sieht es jetzt auch schon, die Eltern nutzen Netflix, fahren mit Car2Go und haben mit Airbnb den letzten Urlaub gemacht. Und wir glauben einfach, das wird auch im Kinderzimmer so kommen. Und deshalb glauben wir immer an Plattformen und auch an Bibliotheken und Mediatheken. Und haben halt sehr früh angefangen, 2013, 14 eine Mediathek aufzubauen, noch damals unter dem Mantel von Oettinger. Und haben die dann Richtung 15, 16 konsequenterweise aufgebaut, sodass wir eine Streaming-Plattform für Kinder gebaut haben. Also man könnte auch sagen, das ist ein Spotify für Kids. Und jetzt könnte man noch weiter sagen, na Gott, das gibt es auch alles bei Spotify. Warum habt ihr da diese eigene Plattform aufgebaut? Die Gefahr von großen Plattformen, wo ich auch noch nicht kuratierten Inhalt finde und nicht altersgerechten Inhalt finde ist natürlich für die Kinder enorm groß. Das bedeutet, mit einem Klick bin ich in der Spotify-App weg vom Bibidontina und könnte Shades of Grey hören als Kind, wenn ich fünf, sechs Jahre bin. Und da muss man sich das den Eltern genau überlegen, möchte ich das? Und diese Mediathek, die haben wir als erstes in den Markt gebracht als reine App, haben dann aber im nächsten Schritt gesagt, wir wollen das auf einen Lautsprecher mit integrieren, sodass die Eltern quasi eine Art Wallet Garden vorgeben, in dem sich die Kinder contentseitig bewegen können. Und die Kinder können dann auf der Box, der Tigerbox Touch, ihren eigenen Content hören, ohne dass Mama und Papa eingreifen müssen oder Medien auswählen müssen. Das bedeutet, die Kinder können direkt auf der Box sagen, ach, heute habe ich Lust auf Bibi und Tina, morgen habe ich Lust auf die Olchis und nächste Woche möchte ich die drei Fragezeichen hören. Und Mama und Papa wissen das gar nicht, haben das aber freigegeben, haben den Rahmen freigegeben.
Joel Kaczmarek: Gut. Machen wir vielleicht nochmal weiter das Big Picture fertig. Wie so eine Box sich eigentlich, also was kann die? Du hast gerade gesagt Touchscreen, also du hast quasi einen quadratischen Lautsprecher mit einem Touchscreen, mal flapsig gesagt.
Martin Kurzhals: Es ist ein Würfel. Es ist ein Würfel. Wir wollen bewusst ein Gadget sein und kein Spielzeug. Das bedeutet, wir haben viele Gespräche mit Kindern und Eltern geführt, die sagen, mein Kinderzimmer ist auch ein Stück weit ein Style-Zimmer und ich möchte da, so wie ich eine Sonos-Box habe oder wie ich mir eine prima Lampe reinstelle, so möchte ich auch letztendlich mir einen Rekorder oder eine Box reinstellen. Das haben wir so gemacht. Also wir haben sie bewusst Erwachsenen-like gemacht. Das ist zum Beispiel mit Bambus versehen und ja, sie hat oben ein Screen, aber das Screen ist nicht so wie bei der Playstation oder wie beim Handy, dass ich darauf dann irgendwie YouTube nutzen kann oder Gaming drauf machen kann, sondern es ist wie beim Radiosender. Beim Radio, man hat letztendlich ein Display und stellt einen Sender ein und dann spielt er das ab. Und das Besondere bei uns ist, es gibt zusätzlich noch Stereo. Das bedeutet, bei Marktteilnehmer und Dritten haben die häufig nur Mono. Warum ist das wichtig? Weil gerade Hörspiele sind natürlich Polyphon und links bellt ein Hund, rechts fährt der ICE gerade durchs Bild, quasi durchs Audiobild sozusagen. Das kann unsere Box abbilden, klingt dadurch sehr viel besser als andere Marktteilnehmer. Und insgesamt ist es so, dass wir noch kleine Gadgets mit eingebaut haben, wie ein Nachtlicht, wie ein Disco-Licht, versteckte Elternbereiche, wo die Kinder nicht hinkommen und so weiter und so fort. Ja.
Joel Kaczmarek: Gut, also wenn ich mal zusammenfasse, ich lerne jetzt von dir, es geht um geprüfte Qualität, was du gerade Walt Garden genannt hast. Es wird sicherlich werbefrei sein, was natürlich bei Spotify immer ein Thema ist, wenn jetzt Leute nur Spotify Free haben, also haben wir noch nicht drüber gesprochen. Ja, also ich glaube, wir reden ein Stück weit über Kontrolle, ne? Kein Smartphone involviert, also musst keine Angst haben, dass sie dir das iPad irgendwie vom Tisch hauen, weil das ist natürlich so die naheliegende Frage. Also ich hätte jetzt, wenn ich jetzt so ein Ach, die sind ja immer so ein bisschen, wie soll ich sagen, so engstirnig, langweilig, risikoorientierter VC wäre. Also so ein Investor würde ich natürlich sagen, aber Martin, wenn Spotify jetzt hingeht und führt einen Kinder-Account ein, Family-Accounts mit Kinder-Sub-Accounts, dann bist du doch weg vom Fenster. Was antwortest du denen? Warum es trotzdem noch so eine Brücke gibt, dass man irgendwie sagt, okay, nee, das hat trotzdem seine Daseinsberechtigung?
Martin Kurzhals: Spotify hat eine Kinder-App, die dann auch mit Spotify Family funktioniert. Es gibt also so eine Art kastrierte Welt. Punkt Nummer eins, die ist schon mal nicht kuratiert, aber der wichtigste Punkt, man braucht die Hardware-Zugänge. Weil ein vierjähriges Kind möchtest du nicht das neue iPhone für 1400 Euro in die Hand geben und das vierjährige Kind lässt es dann fallen oder in die Badewanne oder was auch immer. Und das klingt auch ganz anders, wenn man es aus einer Sonorienbox hört. Das bedeutet, wir haben den Hardwarezugang, das ist schon mal das Erste. Und das Zweite ist, wir beherrschen darauf die Software und die Firmware. Das bedeutet, während die Kollegen von Spotify quasi eine 1 zu 1 Medienausspielung sind, punkten wir auch noch mit Software drauf, die das zusätzlich letztendlich noch schützt und die die Hardware damit noch ein Stück weit sicherer macht. Und auch für die Zukunft kann man natürlich, wenn man Software auf einer Box hat, was unter der Motorhaube ein Anreuzsystem ist, kann man sich vorstellen, welche Möglichkeiten letztendlich man damit hat. Weil es ein kindgerechtes Gerät ist, mit dem man in der Zukunft ganz viel machen kann.
Joel Kaczmarek: Was denn so?
Martin Kurzhals: Wir sind gerade an der ersten Stufe der Disruption. Wenn man sich das anguckt, zurzeit sind es 1 zu 1 Substitute, die entstehen. Bedeutet, wir hatten erst die Platte, dann kam ein 1 zu 1 Substitut, das war die Kassette, dann kam die CD und Spotify ist ein 1 zu 1 Substitut, wo genau das nachgeahmt wird, was es in diesen Systemen von früher gab. Wir glauben, Digitalisierung und Disruption setzt immer dann ein, wenn der nächste Schritt gegeben wird und zwar, wenn Intelligenz dazu kommt und man das Digitale nicht mehr nur als Substitut sieht, sondern als Potential Channel. Und Potential Channel ist zum Beispiel, wie verschmelzen Medien miteinander. Ich habe es gerade schon versucht zu sagen, wir glauben ganz stark an Hybridmedien. Wir sehen jetzt schon, dass Medien zusammen verschmilzen. Wenn wir uns Spotify angucken, sehen wir da auch erste Tendenzen. Da sind auf einmal bewegte Cover vorhanden. Da sind Lyrics mit da. Das ist die zweite Stufe. Und genau sowas wird es im Bereich Kinder auch gehen. Also wir haben schon Disco-Licht mit integriert. Wir denken jetzt schon über letztendlich Narrative nach, wo passend zur Handlung das Licht zum Beispiel von unserer Tigerbox mitgesteuert wird. Wir haben jetzt schon Möglichkeiten, auf der Box über das Display aktiv zu steuern. Das bedeutet, wir werden jetzt an Weihnachten einen Adventskalender auf den Markt bringen und dieser Adventskalender schaltet jeden Morgen die Geschichte frei. Das hört sich total einfach und banal an, aber bei einer CD war es so, die gibt es übrigens auch als Adventskalender, Da stecke ich mir die CD am 1. Dezember rein und kann die komplett durchhören. Das ist nicht diese Funktionalität, die es bei uns letztendlich geben wird. Also das ist unsere Chance, die wir letztendlich sehen. Und das wird leider nicht sofort alles da sein. Die Ideen bei uns sind mannigfaltig im Kopf. Wir werden es auch Schritt für Schritt aufbauen. Es muss auch eine Akzeptanz geben, wenn man jetzt zu stark sofort in Hybridmedien denkt. ist der User erstmal nicht abgeholt, weil er für sich ein komplettes Bild im Kopf hat. von wegen, das muss ja was mit Hören zu tun haben. Es wird auch später immer noch was mit Hören zu tun haben, aber es wird Enhanced sein. Und dieses Enhanced Listening ist ein großes Thema. Bin ich mir sicher, beschäftigen sich auch andere mit. Da werden wir in Zukunft noch viel sehen.
Joel Kaczmarek: Spannend. Lass uns doch mal noch die Produktkategorie voll machen. Also ihr habt ja auch solche Karten, die man kaufen kann. Das heißt, ich stecke die vorne rein und dann tun die was?
Martin Kurzhals: Ja, letztendlich haben wir zwei Modelle. Die Eltern haben in den Befragungen mitgegeben und haben uns gesagt, naja, Moment mal, ich habe eigentlich gar keine Lust mehr, wie ich schon eingangs gesagt habe, für jedes einzelne Hörspiel 7,99 Euro zu zahlen, so wie früher bei der CD. Gibt es da nicht auch irgendwie so einen Streaming-Katalog wie bei Spotify? Dann haben wir gesagt, okay, wir bauen eine Mediathek. Und dann haben wir gesagt, okay, dann baut man ein Abo dafür. Wir sind damit gestartet mit einem Abo und die Erfahrung war, hat nicht funktioniert. Warum? Die Eltern haben uns dann gesagt, naja, Abo, mein Kind ist vier, Dauerschuldverhältnis, Zahlungsmittel im Internet angehen. Ich möchte kein Abo für mein Kind abschließen. Warum? Vielleicht will er es ja gar nicht haben und ich habe jetzt so ein Abo an der Backe. Deshalb haben wir gesagt, okay, dann machen wir kein Abo, sondern wir sagen letztendlich, wir machen, wir lernen von den Eltern und sagen, das Erste, was man als größeres Kind letztendlich bekommt, ist eine Prepaid-Karte für den Mobilfunk. Dann machen wir auch eine Prepaid-Karte. Das bedeutet, so wie früher eine Telefonkarte, kaufe ich mir ein sogenanntes Tiger-Ticket. Das ist unser Hauptgeschäftsmodell. Und dieses Ticket gibt es dann für eine Laufzeit von 1, 3, 6 oder 12 Monaten Zugang zu dieser Mediathek. Und die Eltern können sich genau entscheiden, zu sagen, heute kaufe ich mir ein 3-Monats-Ticket, kann es dem Kind sogar schenken, es wird tangibel, weil alles davor, was sie da vorgesprochen haben, ist rein digital. Das Kind hat gar keinen Wert und gar keinen Nutzen gesehen, von wegen es wurde irgendwas aufgeladen im Hintergrund. Jetzt gibt es auf einmal ein Geschenk, was vielleicht Oma sogar zum Nikolaus überreicht, steckt das in die Box und dann auf einmal wird diese Plattform aktiviert. Und nach 3 Monaten, wenn die Eltern sagen, mein Kind nutzt das nicht mehr, Dann ist das auf einmal ausgelaufen und die Kinder und die Eltern stecken in keiner Schuldfalle oder Schuldenfalle und kein Dauerschuldverhältnis und kommen voll und ganz raus. Das war unser erster Move, den wir gemacht haben. Hat so keiner letztendlich in der Form. Und dann sind wir damit wieder zu den Eltern hingegangen. Wir haben gern so Kaffeestündchen, wo wir uns so alle 14 Tage, alle drei Wochen uns Eltern und Kinder einladen bei uns ins Büro. Und da haben die Eltern gesagt, finden wir das super. Aber mein Kind ist drei und es hört doch nur vier Medien. Da brauche ich ja gar kein Abo und auch kein Ticket mit. Was habt ihr? Tausend Medien? Ne, jetzt mittlerweile übrigens zehntausend. Zehntausend Medien brauche ich gar nicht. Ich brauche nur vier der fünf. Es hört immer die gleichen Einschlaflieder. Habt ihr da nicht auch was? Und dann haben wir die Tiger Cards nachgezogen. Das sind einzelne Medien, so wie früher klassisch eine einzelne CD. Die kann ich mir kaufen. Die stecke ich mir hinten in die Box rein und dann spielt er genau dieses eine Hörbuch ab. Ist aber gar keine Nutzung, sondern ist quasi Total Cost of Ownership. Ich werde Eigentümer von dieser Karte und kann die für die Ewigkeit hören, muss kein Geld in Tickets oder Abos letztendlich investieren und kann so wie früher klassisch einfach nur diese drei Medien hören und werde mit dieser Mediathek gar nicht in Konfrontation gebracht. Und das ist wieder so ein Unterschied zu anderen. Wir haben bewusst beides. Wir wollen zu den Eltern sagen, okay, wenn ein Kind zwei, drei ist, dann honorieren wir und wissen wir, dass die keine 10.000 Medien brauchen. Da kaufst du einfach vier Karten. Und wenn dein Kind größer wird, mein Sohn war zum Beispiel totaler Teufelskicker-Fan. Ich glaube, 80 Folgen gibt es von den Teufelskickern. Davon hat er bestimmt 30, 40 CDs unten zu stehen gehabt. Und es war so, dass er, nachdem er das erste gehört hat, hat das nie wieder angeguckt. Er wollte das zweite, das dritte. Und Oma hat geschenkt das vierte und zum Geburtstag das fünfte. Er hat nie wieder das erste gehört. Und hätte ich denen dann sagen sollen, ach nee, kauf dir eine Tiger-Card und dann hast du einen Medien, wäre es jetzt perfekt, zu ihnen zu sagen, pass auf hier, mit deinem Tiger-Prepaid-Karte, mit dem Tiger-Ticket, Hast du Zugang zu allen 80? Der wäre super stolz und super glücklich gewesen. Insgesamt geht es uns darum, dass wir für jede Altersgruppe, egal ob jung oder alt, also ein mitwachsendes Produkt haben. Die Tigerbox stellt man sich in sein Zimmer rein und das passt wunderbar für ein Kind, was drei ist und wächst mit auch für ein Kind, was zehn Jahre alt ist. Und das ist das, was letztendlich unser Versprechen war. Einmal ein System gekauft, worauf du die ganze Zeit im Kinderzimmer dann nutzen kannst.
Joel Kaczmarek: Gut, ich habe so ein paar Andockungspunkte gleich, aber bevor ich die bringe, lass uns mal noch abschließen, was ihr im Bereich Apps so tut. Weil wenn ich mit meinem Smartphone unterwegs bin, kann ich mir auch, wenn ich es richtig gesagt habe, mehrere Versionen von euren Apps herunterladen. Was macht ihr da?
Martin Kurzhals: Ja, insgesamt haben wir für uns auch gesagt, dass wir die Apps auf dem Smartphone bewusst auch brauchen, weil rein faktisch haben wir eigentlich eine Box und es muss keine Nutzung in Apps geben. Es gibt aber mobile Ansätze, gerade wenn Eltern in den Urlaub fahren, lange Autoreise, nichts ist schöner als sein Smartphone mit Bluetooth herzustellen. zu connecten und dann kann man die Folgen von drei Fragezeichen Kids oder TKKG trotzdem noch im Auto hören und muss dann die Box nicht mitnehmen. Dementsprechend gibt es eine sogenannte Tiger Tones App, die man mit dem gleichen Ticket übrigens nutzen kann. Das war dieses Ticket, was ich in die Box gesteckt hat und aktiviert hat, funktioniert dann genauso auch vom Content her in der App. Und wir haben weiterhin eine Tiger Books App. Das ist so die digitale Kindermediathek und diese Tiger Books App beinhaltet neben Audio was auch in der Tiger Tones App drin ist, auch das Thema Books, Buch also. Und da sehen wir dann interaktive Bücher, da sehen wir E-Books, da sehen wir ein bisschen auch Bewegtbild drin und auch Superbücher und das sind Augmented Reality Bücher. Wir suchen immer nach Möglichkeiten, die Kinder in digitale Welten zu entführen und letztendlich den klassischen Content zu enrichen, zu enhancen und besser zu machen für die Kinder.
Joel Kaczmarek: Es gibt ja so einen schönen Satz, den ich mir selbst gerne aufsage. Hokus pokus, keep the focus. Und von allem, was du so erzählst, finde ich, dass es produktseitig ja relativ kompliziert zu verstehen ist, als jemand, der das noch nie betrachtet hat. Also ich muss als erstes mal schlucken, es ist eine Box, da kann man irgendwie was drauf streamen. Dann gibt es aber auch noch Karten mit Abos, dann gibt es Karten mit Einzelsachen, dann gibt es eine App für Tonsachen, dann gibt es eine App für Buchsachen. Hast du nicht auch manchmal das Gefühl, dass dir ein bisschen sozusagen Gefahr läuft, zu kompliziert zu werden und an zu vielen Kuchen auf einmal backt?
Martin Kurzhals: Ich weiß genau, was du meinst. Letztendlich waren das alles Wege gewesen. Du musst dir vorstellen, Iteration und Testing ist natürlich für ein Startup super wichtig. Was sind denn die Anknüpfungspunkte? Und wir sind mit der Tiger Books App gestartet. Wir kamen aus einem Buchverlag von Oettinger und haben letztendlich dieses Thema Buch mit übernommen. Das war unser erster Schritt und haben da mit interaktiven Büchern angefangen. Wir lassen die einfach weiterlaufen. Das ist nicht zurzeit der absolute Nummer eins Fokus. Nichtsdestotrotz ist es ein Teil des Basis-Geschäftsmodells, würde ich am besten sagen. Trägt zwar nur drei bis fünf Prozent des Umsatzes bei, Aber es ist trotzdem da und ernährt uns. Und es hat uns auch gezeigt als Testprodukt, was die Kinder und Eltern letztendlich benötigen. Man hat sehr schnell in dieser Tiger Books App gesehen, dass das Thema Hören gerade an Nummer 1 ist. Das war schon 2015, 2016, wo es die Tonis noch gar nicht im Markt gibt, haben wir schon sehr schnell gesehen in dieser App. Hören ist viel, viel höher frequentiert als das Thema Bücher konsumieren. Und so haben wir dann einen Spin-Off weitergemacht mit der Tiger Tones App. Wir haben gesagt, okay, da machen wir Audio-only und haben immer wieder auf unseren Kunden gehört und haben dann sehr schnell auch gesagt, wir brauchen ein Hardware-Device dazu. Und unser Main-Geschäftsmodell ist letztendlich, so kompliziert ist es nicht, Streaming auf einer Kinderbox.
Joel Kaczmarek: Wart ihr denn eigentlich damit vor der Toni-Box dran? Weil wenn ich mich richtig entsinne, sind die 2013 gestartet, oder? Ja.
Martin Kurzhals: Ne, ne, ne, ne, ne. Also die Tonybox ist, glaube ich, im Marktgang 2016. Kann ich jetzt nochmal angucken, das kann auch gern 2015 gewesen sein. Uns als Oettinger im Bereich des Digitalen gab es schon deutlich früher und auch die Ideen, die bei uns letztendlich im Kopf gereift sind, digitales Kinderzimmer und auch spezielle Audio-Enhancements, die gab es bei uns schon deutlich davor. Das bedeutet, wir haben schon damals sehr früh klassische E-Books mit Audiospuren aufbewertet, mit professionellen Sprechern und ähnliches und haben die dann letztendlich bei uns in die App reingebracht und auch festgestellt, da gab es die Tonys noch gar nicht. dass das auch besser funktioniert. Also wir waren da sehr früh schon mit dem Thema unterwegs. Aber um zum Markthernehmer zu kommen, der hat es natürlich dann auf den Punkt gebracht. Die Tonys haben dann einen grandiosen Job gemacht und haben dann eine dedizierte Box und das Thema Hörende einfach auch in die deutschen Kinderzimmer gebracht. Keine genauen Statistiken zur Zeit von mir, aber ich denke mal, die haben im Bereich drei Millionen Boxen verkauft und da können die mega stolz drauf sein. Da haben die richtig, richtig gute Arbeit gemacht.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, es ist ja sonst so, the big elephant in the room, zu fragen, wer hat da eigentlich wen inspiriert, weil die machen eine Box, also vielleicht für alle Hörerinnen und Hörer, die die Tony-Box nicht kennen. Boxin GmbH ist die Firma dahinter, strebt demnächst ja auch an die Börse über. so einen Speck, also so einen Börsenmantel, wollen wir jetzt nicht vertiefen, ist vielleicht gar nicht so interessant, aber er ist auch ein Würfel mit einem Lautsprecher drin, hat zwei Ohren zum lauter und leiser machen, man klopft auf die Seiten, um vor und zurück zu spulen. Und man kann Figuren aus Kunststoff draufstellen, die mit so einem Chip dann auch Geschichten beinhalten. Und als neuestes Feature ist es ja mittlerweile auch so, dass die auch eine eigene Mediathek haben. Das heißt, man kann jetzt auch hingehen und kann sagen, in meinem Portal, also ich logge mich auf dem Computer oder auf dem Handy ein, kann ich die Benjamin-Blümchen-Figur, die ich vielleicht für 15 Euro gekauft habe mit der Baugeschichte oder so, Benjamin-Blümchen der Baggerfahrer, kann ich jetzt auch mit neuen Geschichten beladen. indem ich mir online zum Beispiel für 3 Euro Benjamin Blümchen als Kindergärtner oder sowas kaufe und lad die dann auf die Figur. Das heißt, man kann diese Figuren auch nun mittlerweile im Backend sozusagen neu bespielen. Also ist ja ganz interessant, dass ihr auch sozusagen angefangen habt mit Büchern, die haben angefangen mit Figuren, dann machen die jetzt so ein bisschen Mediathek-Gedanken, weil ich glaube, irgendwann hat man ja auch eine ganze Menge an Figuren abgesetzt. In unserem Kinderzimmer sind gleich so 60 von denen, da bin ich wahrscheinlich schon ein relativer Heavy-User. Man verkauft hier dann aber gebraucht und sobald so ein Gebrauchtmarkt losgeht, fängst du dich natürlich an zu fragen, alles klar, wie kann ich hier noch für Umsätze sorgen, wenn die Figuren vielleicht jetzt mittlerweile auch gebraucht gekauft werden und die Ersteinsteiger die gar nicht mehr bei mir, sondern irgendwie bei Ebay kaufen. Also so habe ich mir das hergeleitet. Und um jetzt mal zu euch zurückzukommen, es gibt natürlich gewisse Nähen. Also ihr habt beide einen Würfel, bei euch steckt man vorne eine Karte rein, bei denen steckt man eine Figur drauf, es geht um Hörspiele, Mediathek ist ein Thema. Wer hat denn da von wem abgeguckt, möchte ich mir ja so ein Stück weit meinen.
Martin Kurzhals: Ich finde, wir sind ein ganz anderes System. Letztendlich bespielen wir beide das Kinderzimmer. So ein bisschen, wenn man sagt, hat jetzt Opel vom VW abgeguckt oder hat Pippi Langstrumpf das Buch von Emy und Detektive abgeguckt. Es sind letztendlich verschiedene Ansätze und für verschiedene Altersgruppen verschiedene Systeme. Unser Hauptsystem ist Streaming. Das bedeutet, die Tunis haben eine Mediathek, wo ich mir einzelne Medien nachkaufen kann, einzelne. Das ist gar nicht unsere Philosophie. Unsere Philosophie ist, ich möchte alle Folgen hören und möchte nur einmal dafür bezahlen. Und der Unterschied ist, glaube ich, ich will jetzt gar nicht über Zahlen hier irgendwie diskutieren, aber die Tonys haben, glaube ich, in ihrer Download-Mediathek 2000 Titel, wir haben 10.000. Also das sind viel, viel mehr, was ich einen wichtigen Punkt finde. Und natürlich sind die Figuren super toll. Sie zeigen aber auch so ein bisschen, wie der Würfel gebaut ist, für welche Altersklasse das Ganze gemacht ist in der Regel. Na klar kann man das als Mutter auch nutzen und als Rentner und auch als Teenager. Aber der Würfel wurde ja bewusst gemacht mit Stoff ummantelt und mit Schaumstoff ummantelt. Und auch von den Figuren her ist das klassische Kindergartenalter, sogar Krippenalter. Und da wollen wir gar nicht rein. Wir wollen in das Alter rein, wo gar nicht mehr die Eltern bestimmen, was die Kinder hören, sondern wo die Kinder sagen, ich bin so selbstbestimmt und weiß, was ich hören möchte. Und ich möchte meinen eigenen Hörfasson, meinen eigenen Hörgeschmack bauen. Und da kommen wir ins Spiel. Ein Handelsvertreter von uns aus der Schweiz, der hat es mir auf der Messe so verkauft. Das ist ganz einfach. Stell dir vor, du bist ein Fahrradladen. Und in diesen Fahrradladen kommt eine Mutter rein, hat an der Hand ein Kind, das ist zwei Jahre, soll jetzt in den Kindergarten kommen. Was verkaufst du denen? Denen verkaufst du ein Laufrad. Ja, ich bin immer noch im Fahrradladen, aber dem verkaufst du ein Laufrad. Und eine halbe Stunde später kommt ein Vater rein mit seinem Sohn, der soll eingeschult werden. Dem verkaufst du nicht auch ein Laufrad, sondern wenn er eingeschult werden soll, braucht er das erste Fahrrad mit Gangschaltung und braucht vorne letztendlich auch einen Korb dran. Und das sind wir, das sind die Tigerbox. Also das bedeutet, wir wünschen uns, und das passiert genau auch draußen, dass der Handel so mündig ist und für sich erkennt, für welchen Beratungsanspruch er welches Produkt letztendlich empfiehlt. Und das merken wir auch so. Und das ist auch ganz gut so. Und ganz flapsig gesagt, wir glauben, dass die Tonys eher so die Einsteigerbox ist. Sobald die aber Richtung 7, 8, 19 Jahre alt werden, geht es auch dann ein Stück weit um Audiophilität. Sogar Popsongs vielleicht zu hören oder ähnliches. Das kann ich dann mit einer Box machen, die, Entschuldigung, das ist jetzt ein bisschen flapsig, vielleicht so ein bisschen nach Kind, Kleinkind, Baby aussieht. Aber das ist eher nicht so das perfekte Match mehr. Das glauben wir. Das ist so, was wir denken. Die Welt draußen sieht das vielleicht anders.
Joel Kaczmarek: Ich habe ja lange immer, also ich rede jetzt mal aus der richtig herzlosen, asozialen Eltern-Kunden-Perspektive gedacht. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob es Eurobox war oder eine andere. Ich war beim Mediamarkt, habe die Toni-Box gesehen, daneben eine andere. Und ich glaube, ihr wart, ich bin mir aber nicht ganz sicher. Und habe so gedacht, die machen irgendwie alles, was die Tonis richtig machen, falsch. Also das war so meine erste Intuition, dass ich dachte, es ist eigentlich echt smart zu sagen, wenn ich schon ein Medium drauflegen muss, damit was abgespielt wird, dann habe ich noch den Zweiteffekt, dass du mit der Figur spielen kannst. Ich habe ehrlich gesagt noch kein Kind mit diesen Figuren spielen sehen, mal jenseits dessen. Aber so diese emotionale Komponente, die ist natürlich viel höher bei einer schön gestalteten Gussfigur, da bist du auch ganz schnell so bei Schleich und ähnlichen Assoziationen, als bei zum Beispiel einer Karte. Und so wie sie sich nach oben vielleicht was abschneiden, weil sie irgendwann nicht mehr cool genug sind, schneidet ihr euch ja auch nach unten was ab, weil der Dreijährige kann jetzt wahrscheinlich eure Box auch nicht so gut bedienen, weil halt so ein Touch-Interface schon noch was anderes ist. Plus, ich weiß gar nicht, und dann diskutierst du mal mit mir und sagst, warum ich falsch liege oder was du anders siehst. Plus, ich denke mir so, wenn dein Sohn 80 von diesen Folgen gehabt hätte, von diesen Teufelskickern. Also ich habe immer die Feststellung gemacht, wenn man so viel Angebot hat, überfordert das eigentlich eher. Du weißt dann gar nicht, was du hören sollst. Selbst wir Erwachsene, finde ich, mir geht das so. Deswegen, das waren so meine Konzepthypothesen, wo ich dachte, das haben die eigentlich ganz schlau gemacht. So eine Verknappung, den haptischen Faktor, das Spielende, das schöne Design. Die haben ja auch eine krasse CI, die sich überall durchzieht. Ich gebe dir aber recht, wahrscheinlich wird ein Zehnjähriger sagen, also hier die pinke Box mit Ohren dran. Nee, geht gar nicht, kann schon sein. Aber spiegel mal, wie du das siehst.
Martin Kurzhals: Du hast es gerade gesagt, es gibt letztendlich beide Seiten. Und wir wollen bewusst keinen spielerischen Charakter haben. Wir wollen bewusst eine Bibliothek sein. Und wir sehen ja jetzt schon, wie die Kinder letztendlich unsere Plattform nutzen und wie intensiv sie letztendlich auch das ganze Thema nutzen. Und wir glauben, und man sieht ja auch, dass die Toni sich diesen Thema angenommen haben, Diese Endlichkeit, dass es nur eine gewisse Anzahl der Figuren von einer Serie gibt. Ich weiß nicht genau, aber von Bibi und Tina gibt es, glaube ich, drei Figuren. Bei 100 Folgen, 101 Folgen gibt es das jetzt. Was machen denn die Eltern, wenn sie die anderen 97 Folgen auch hören wollen? Dann müssen sie jetzt doch wieder in die Mediathek reingehen. Das haben sie ja erst relativ frisch nachgezogen. Da müssen sie in die Mediathek reingehen und müssen dann jeweils, müssen die Eltern mitwirken und sagen, so jetzt kaufe ich das Hörspiel 1, 2, 3, 4, 5, weil mein Kind möchte die ja alle hören. Also oder viele, vielleicht nicht alle, aber zumindest 10, 15, 20, 30 Stück hören. Und da haben die Tonis jetzt reagiert, haben sie auch super gemacht mit Downloads. Aber unser Ansatz ist Nutzung anstatt Eigentum. Und wir wollen auch bewusst da ein System sein, wo wir einfach sagen, ja, und wenn er morgen keinen Bibi und Tina mehr hört, dann habe ich die ganzen Downloads gekauft. Und dann kommt nach Bibi und Tina kommt dann Sternschweif oder drei Fragezeichen. Das ist so genau die Frage, mit der wir uns beschäftigt haben, wo wir gesagt haben, nee, wir wollen gar nicht eine Figur sein, wo man was rausstellt. Nein, wir wollen keine spielerische Komponente. Nein, wir sind einfach ein, wir sagen manchmal Radio mit einem Display oben drauf, wo man sich seinen Radiosender einstellt und später den Sender ab. Und wenn ich heute eine Einschlafgeschichte hören möchte, muss ich mir keine Gedanken um den Kauf machen. und drei Stunden später, Einschlafgeschichte ist ein schlechtes Beispiel, aber dann zwölf Stunden später höre ich einfach meine Yoga-Geschichte oder meine Abenteuergeschichte, an die ich noch gar nicht den Tag davor gedacht habe, dass ich das mal cool finde und mal hören will. Die Selbstbestimmtheit der Kinder ist das, was in unseren Köpfen drin ist.
Joel Kaczmarek: Interessanter Gedanke. Weil ich meine, es ist ja ganz lustig, wenn man es in der Praxis sieht, lernt man ja manchmal auch erst. Und wenn ich mir deine Produktwelt jetzt so angucke, also ich habe ein bisschen das Gefühl, ihr habt noch so viele nicht abgeschnittene Zöpfe. Ist das ein bisschen so, dass ihr mit was gestartet seid, könnt euch nicht von trennen, dann kommt was hinzu? Also ich fand es ganz augenscheinlich, wie du geschrieben hast oder gesagt hast, das meintest ja, wir wollten mit einer Mediathek anfangen, dann sagen die Eltern ja aber, wait a minute, ich will doch jetzt hier nicht so das All-Inclusive-Buffet haben, wenn ich noch gar nicht weiß, mein Kind hat noch nicht probiert, deswegen die Karten, dann die Einzelstücke. Also Hast du manchmal so einen Moment bei dir, dass du sagst, ich müsste vielleicht nochmal wieder mehr Reduktion reinbringen, mal ein paar Zöpfe abschneiden?
Martin Kurzhals: Letztendlich schneiden wir sie nicht ab, sondern wir lassen sie einfach weiterlaufen, weil sie uns ernähren. Also wenn es so ist, dass es mich blockieren würde und ich da 50 Mitarbeiter draufsetzen müsste, dann würde ich das nicht tun. Du musst dir einfach vorstellen, da ist ein Fundament da, da ist eine Plattform da und das ist ein Backend, das ist ein System. Ob ich jetzt die App 1 damit bespiele oder die App 2 oder die Box Es kommt von uns aus dem gleichen System hinaus. Und ob es jetzt das Medium Buch oder interaktives Buch ist, danach unterscheiden wir letztendlich gar nicht. Also es ist ein Marketing Game. Und das Marketing Game ist dann viel stärker zu sagen, wir setzen auf das Thema Hören, Streaming, Media und das schieben wir letztendlich nach vorne, haben aber in Zukunft auch die Waffen, um auch andere Bereiche zu digitalisieren. Weil was wir jetzt sehen, ist, das Audio führt ein Stück weit die Digitalisierung der Kinderzimmer an. Aber auch die anderen Medien werden später nachziehen und dann hat vielleicht meine Plattform, die Tiger Books, in Zukunft eine Relevanz. Bedeutet aber nicht für mich, dass ich da viele Mittel drauf setze.
Joel Kaczmarek: Aber die Mittel ist ja das eine, wenn du Marketing ansprichst, du musst ja sehr viel Education-Marketing machen bei dir. Also es gibt ja wahrscheinlich nicht so den einen Suchbegriff. Wenn man euch noch nie gehört hat, sondern man sagt Hörspiel für Kinder, hast du wahrscheinlich keine organische Nachfrage nach Hörspielbox oder Musikanlage, Kinder, ich glaube sehr gering. Das heißt, ihr müsst eigentlich so über den klassischen Weg Hörspiel, Kinderzimmer, Entertainment reinkommen und nach Kinderzimmer, Entertainment würde ich auch nie suchen als Nachfrage. Aber mal dahingestellt und dann kommt man auf eure Seite und dann muss ich eigentlich drei, vier, fünf Konzepte auf einmal verstehen. Also merkt ihr nicht oder glaubst du nicht, dass das so auf der Überzeugungsseite, also wenn du jemanden interessiert, das Elternteil zu einem Kunden machen willst, dir eher auch mal Steine in den Weg legt, dass ihr so viel Angebot habt?
Martin Kurzhals: Also wir sagen jetzt eigentlich, wir sind eine Audiobox, was streamen kann. Und wenn du das nicht möchtest, kannst du auch Einzelmedien nutzen. Punkt. Alles andere, was dazu ist, sind Features, so wie man bei den Tonys mit Klapsen auch vor und zurück was machen kann, so wie ich bei Spotify noch irgendwelche Gimnix eingebaut habe, so wie ich bei einer Sonos-Box dann noch irgendwelche smarten Anschlüsse hinten dran habe oder was auch immer. Das Hauptgeschäftsmodell von uns ist Streamen auf einer dedizierten Box im Kinderzimmer.
Joel Kaczmarek: Wie ist denn eigentlich der Vertriebsweg dafür? Also du hast ja auch Fachhandel schon mal fallen lassen als Begriff. Macht ihr Direct-to-Consumer viel? Geht ihr über Fachhändler? Wenn ja, wo ist die Stelle, die euch verkauft? Weil die Kollegen aus Düsseldorf, also die Tonys, die machen ja ganz viel auch zum Beispiel so exklusive Geschichten, dass das irgendwie bei Thalia irgendwie die Figuren ein bisschen früher gibt und sind sehr stark über kleine Einzelhändler groß geworden. Wie ist es denn bei euch? Also ist es auch bei euch Fachhandel? Ist es viel Direct? Wie macht ihr das?
Martin Kurzhals: Es ist sehr ähnlich. Letztendlich ist es ein erklärungsbedürftiges Geschäftsmittel, du hast es schon gesagt. Und wir wollen letztendlich an den Kompetenzen, wo Mediaerziehung stattfindet, da wollen wir auch mit dazu. Das bedeutet, wenn die Eltern, sie haben ein Problem, was machen sie denn heutzutage für ihr vierjähriges Kind, wenn sie Musik oder Hörspiele ins Kinderzimmer bringen wollen? Klar, da gibt es die Tonis als Einzelmedien. Übrigens gibt es ja nicht nur die Tonis, sondern es gibt mittlerweile auch den Hörbär und es gibt den Technifanten und es gibt von V-Tech-Systemen. Also letztendlich, der Markt macht sich da super auf. Und da sagen wir, pass auf, wir haben einen komplett anderen Ansatz. Wie du früher eine Medienempfehlung gemacht hast, lieber Thalia oder lieber Oseander oder lieber MyToys, das sind so die Granden, mit denen wir letztendlich zusammenarbeiten, die freuen sich letztendlich auch, weil sie merken, ihre CD-Regale, die sie in der Vergangenheit hatten, die tragen einfach nicht mehr und die Leute kaufen das nicht. Und deshalb suchen sie natürlich händeringend nach Ersätzen, weil sie haben nichts davon und wir sind die Einzigen, die ihnen letztendlich die Chance gibt, an dem Streaming-Markt teilzunehmen. Das bedeutet, wie kann denn sonst so ein Thalia oder die Buchhandlung um die Ecke und auch im Spielwarenhandel an der digitalen Revolution teilhaben? Ja, über Einzelmedien, über die Tony-Figuren, aber im Streaming sehen sie gar nichts. Ja, sie können sich überlegen, von Spotify so eine Voucherkarte reinzuhängen oder ähnliches, aber das wird da letztendlich nicht gekauft. Und wir bieten ihnen die Chance und laden sie auch dazu ein, zu sagen, pass auf, so wie früher, kommt der zu dir in den Handel, lieber Händler, kauft sie ein Ticket. Dieses Ticket ist physisch und wir wollen es auch physisch lassen, weil wir ja den Geschenk der Karate haben wollen. Das nimmt er sich bei dir am Point of Sale und geht damit nach Hause und du kriegst eine Marge dafür. Und nicht wie bei Spotify, wenn da Umsatz geschrieben wird, kriegst du null, sondern du kriegst bei uns eine anständige Marge.
Joel Kaczmarek: Also habe ich das richtig verstanden? Ihr beteiligt eure Händler auch wirklich wie so eine Art Affiliate quasi an euren Streaming-Umsätzen?
Martin Kurzhals: Ja, unsere Streaming-Ansätze sind durch das Tiger-Ticket. Ich habe es ja eingangs gesagt, wir glauben nicht an Abo und keine Dauerschuldverhältnisse, sondern wir verkaufen physische Karten, sogenannte Prepaid-Karten, Tiger-Tickets. Und diese Tiger-Tickets kaufe ich im Laden. Und das ist Zugang zu einer Streaming-Welt Tiger. Und diese Tickets kaufe ich bei Thalia bei MyToys, stecke die mir in die Box, verschenke die vorher an das Kind, also Oma verschenkt es an das Kind. Ich habe die physische, ich kann das Ganze anfassen, eine Tangibilität. Und wenn ich das nicht haben will, kann ich es sogar weiterverkaufen. Aktiviere die in die Box und kann dann den Content nutzen. Und das Ganze ist durch klassische Wertschöpfung, so wie früher auch eine CD letztendlich distribuiert wurde.
Joel Kaczmarek: Verstehe. Sag mal, was mich mal interessieren würde ist, was für eine Bespieldauer von Kindern habt ihr denn? Könnt ihr das schon sehen? Weil eure digitalen Tiger-Tickets, die sind ja in der Regel 6, 12, 24 Monate, also zwei Jahre lang. Ist das so, also ich würde sagen, ich schätze, es ist mehr. Vermutlich hätte ich jetzt gesagt vier bis sechs Jahre. Habt ihr schon so typische Customer Lifetime Values für euch festgestellt, wie lange Kinder euch konsumieren?
Martin Kurzhals: Also was ich sagen kann, wir sind mit unserem System im November 2019 gestartet. Wie wir alle wissen, gab es dann im Februar, März 2020 schon Lockdown. Das bedeutet, wir waren zweieinhalb Monate auf dem Markt. Dann sind wir in den Lockdown rein, sind gerade wieder mit unserem Geschäft hochgefahren und sind dann in den zweiten Lockdown letztendlich reingefahren. Und jetzt fängt es gerade an, anzuziehen. Nichtsdestotrotz habe ich in diesen, also es sind zwar offiziell, ich sage mal 20 Monate oder 18 Monate, wenn ich mal den Lockdown abrechne, sind wir im Jahr 1. Und wenn wir im Jahr 1 sind haben ungefähr 100.000 Boxen verkauft. Wenn man sich da Wikipedia anguckt, was andere Marktteilnehmer so verkauft haben im Jahr 1, bin ich schon ganz zufrieden. Hätte ich vorher auch nicht gedacht, muss ich ehrlicherweise sagen. Und wenn man sich anguckt, was der erste Kauf der Eltern nach dem Ablaufen des Probezeitraums ist. Bei uns bekommt jede Box, hat einen Startzeitraum von einem Monat. Und was sie kaufen, sind 6- und 12-Monats-Tickets. Sie kaufen nicht für einen Monat oder sie verkaufen nicht ein einzelnes Hörspiel oder sie kaufen gar nicht, sondern unsere Kunden haben für sich entschieden, Wow, das brauche ich. Das will ich gleich langfristig nutzen. Und warum entscheiden sie sich für diese langfristigen Karten? Weil sie darauf einen Discount bekommen. Je länger sich der Kunde verpflichtet, desto günstiger wird es pro Monat. Und deshalb ist die Verpflichtung von den Eltern in den höheren Modellen da. Und was auch sehr positiv ist, kann ich hier sagen, bin ich auch total stolz drauf. Im Lockdown, in der ersten Zeit, wo unsere Boxen gerade im Markt sind haben wir die Kinder am Tag vier bis fünf Stunden je Box durchschnittlich auf unserem System gehabt. Eine andere Box war dann gar nicht in Betrieb. Das bedeutet, die Box wurde früh angemacht, die Eltern sind im Homeoffice gewesen und die Kinder haben mit dieser Box gespielt, Mittag gegessen, Content genossen. Also dementsprechend haben wir unseren Beitrag dazu geleistet. Jetzt ist es so, jetzt sind wir bei zwei Stunden, also halb so viel. Wenn man sich aber Modelle anguckt, Zwei Stunden Hörspiele und wenn man sich das anschaut, wie viele klassische CDs dahinter stecken, das sind schnell vier, fünf, sechs CDs, was die Kinder am Tag bei uns hören. Unsere Kunden, unsere Kinder hören uns äußerst intensiv. Das verblüfft uns und es freut uns.
Joel Kaczmarek: Und hilf mir mal auf die Sprünge. Bei so Modellen wie Spotify oder Netflix frage ich mich ja immer, wie funktioniert das eigentlich für die Content-Produzenten? Ich kenne ja durchaus ein paar Musiker, nicht ganz unbekannte Nasen, die früher mit dem Verkauf von CDs, Platten und natürlich Konzerten bis heute sehr viel Geld gemacht haben und jetzt sagen, bei so einem Spotify-Stream verdiene ich irgendwie 0,001 Cent oder irgendwie sowas in die Richtung. Wie macht ihr denn das, wenn ihr im Prinzip, und Oettinger ist ja da quasi einer der Lieferanten eures Materials und es gibt noch viele andere sehr, sehr gute, dass die davon auch genug von der Wertschöpfung mitkriegen? Also wie rechnet sich das? Weil ich kann mir immer nicht vorstellen, Wenn ich mir die Pricings angucke, also die changieren ja bei euch so zwischen 6,67 bis 5,83 Euro, dass man mit, ich sag mal jetzt flapsig, 6, 7 Euro pro Monat eigentlich alle, die an so einer Produktwertschöpfungskette beteiligt sind, befriedigend bezahlt.
Martin Kurzhals: Der wesentlichste Punkt ist, weshalb unser System da einen Vorteil hat, ist die Kleinigkeit oder die Begrenztheit. Spotify, ich weiß nicht genau, hat 6, 7, 8 Millionen Titel und die Eltern werfen 9,99 Euro dafür rein. Und die Sichtbarkeit für die Contentgeber darin ist extrem klein. Dazu kommt, dass der Großteil der Nutzung bewusst schadgetrieben und ähnliches ist. das, weil es wird viel mehr Musik-Content letztendlich genutzt. Dementsprechend geht Hör-Content und gerade Kinder-Content in diesen großen Plattformen komplett unter. Und das haben die Major-Labels für sich letztendlich auch alle erkannt. Und bei uns mischen nicht hunderte von Labels und sieben Millionen Titel rum, sondern bei uns gibt es 10.000 Titel und sieben oder acht Labels. Das bedeutet, der Pool ist viel, viel kleiner, der Pool ist viel, viel konzentrierter und bei uns kostet das Ein-Monats-Ticket auch 99. Das bedeutet, man sieht ungefähr, und das zeigen auch unsere Abrechnungen, wir werfen ungefähr das 30- bis 50-fache an Output gegenüber Spotify ein für ein Hörbuch. Dementsprechend sind wir viel interessanter für die. Und dazu kommt noch, wir konnten gerade einen neuen Gesellschafter finden und gewinnen. Das habt ihr letztendlich auch aus der Presse vielleicht mitbekommen. Der Zugang zum Endkunden ist für einen Sony, für einen Edel, für einen Kiddings super, super wichtig. Den haben sie in der Form bei Spotify nicht. Da kann man nicht mitdiskutieren und mitreden. Welcher Content soll heute vorne gezeigt werden? Wie sehen denn überhaupt Kundennutzungen aus? Was passiert dann in der App und so weiter und so fort? Den Zugang haben sie bei uns. Und bei uns kriegen sie eine viel höhere Sichtbarkeit und eine viel höhere Nutzung, als sie letztendlich beim Spotify-System je bekommen würden.
Joel Kaczmarek: Aber ich meine, das Dreißigfache von sehr, sehr, sehr wenig Geld ist ja immer noch nicht so richtig viel Geld. Ist es wirklich so, dass man da signifikante Umsätze fährt als Label?
Martin Kurzhals: Also erstmal muss man schon mal sagen, dass die Labels für sich auch erkannt haben, damit umzugehen. Es ist nicht so, dass ein Hörspiel, was 45 Minuten ist, nur ein paar Millicent abwirft, sondern es ist letztendlich so, dass es trackbasiert abgerechnet wird, so ein klassischer Track. Müsst ihr die Kollegen von Edel und so weiter sofort fragen. Ich glaube, es sind 90 Sekunden und für jeden Track wird abgerechnet. Das bedeutet, wenn ein Hörspiel aus dreiviertel Stunde passiert, sind das, keine Ahnung, 50, 60 Tracks. Also dementsprechend werden die 50, 60 Mal mit ein paar Milliszent abgerechnet. Und wenn man dann noch sagt, dann das 30-fache bis 50-fache bei uns auch nochmal, ist es immer noch nicht, das stimmt, es ist immer noch nicht das, was wir wollen. was damals eine CD als Lizenzerlös erlöst hat. Aber den Menschen draußen schert das nicht. Die Menschen sagen einfach, ich möchte Nutzungsmodelle haben. Und das Ziel der Content-Industrie muss es sein, Gewinnmaximierung und in die Modelle reinzugehen, wo sie für den gleichen Lizenz-Content am meisten ausgezahlt bekommen.
Joel Kaczmarek: Jetzt verstehe ich endlich mal, warum die das immer so aufstückeln. Ich habe das bei so drei Fragezeichen, wenn man die bei Spotify sich mal anguckt, da ist es in der Tat so, wie du sagst, 60 kleine Minifolgen, 90 und so weiter. Interessant, was gelernt. Kannst du mich sonst mal mit hinter die Kulissen nehmen? Wie ist denn so ein Lizenzdeal mit so einem Label? So wie ich es immer verstanden habe, hat man ja sogar auf manche Sachen relative Exklusivität. Also ich habe bei den Tonys damals gelernt, dass die gesagt haben, okay, beim Thema Hörspiel ist natürlich so eine Sache, aber dadurch, dass wir die Verbindung aus Figur plus Hörspiel sind, haben wir teilweise wirklich Möglichkeiten zu exklusiven Lizenzverträgen. Das schützt natürlich auch wieder vor Wettbewerb. Hast du sowas auch? Und nimm uns mal wirklich mit, wie läuft sowas ab, so eine Verhandlung?
Martin Kurzhals: Also Exklusivität ist ganz selten. Auf der Audio-Ebene pur. Ich hatte ja vorher auch gesagt, dass das aber die Charmanz hat, dass Medien miteinander verschmelzen. Und genau das machen die Tonys. Das ist aber auch ein Risiko von der Wertschöpfung, muss man dazu sagen. Also sie haben natürlich den Vorteil, dass sie, wenn man was Haptisches hat, reden wir einmal von einer Merchandising-Lizenz. Also quasi muss ich an Mattel für den Feuerwehrman Sen was abführen. Aber gleichzeitig der Content-Geber für den Bereich Audio möchte auch 2 Mark 50 haben. Die beiden Sachen bringen sie letztendlich zusammen. Und in dieser Kombination ist es exklusiv. Das Hörbuch Gibt es in der Form bei Spotify, RCD, bei jedem anderen Contentgeber letztendlich auch. Wirklich uniken Content gibt es da selber und wir machen uns auf und die Tonys machen sich auch und Dritte machen sich auf, eigenen Content zu kreieren. Machen sie auch schon, machen sie super mit den Kollegen letztendlich da, weil sie für sich auch festgestellt haben, vertikale Differenzierung. Ich möchte an der Wertschöpfung teilnehmen und nicht Lizenzgebühren an jemand Drittes zahlen, sondern ich möchte, ich habe so eine Macht, ich kann selber eigenen Content produzieren, der auch eine Relevanz für den Kunden letztendlich hat. und auch einen Purpose für den Kunden hat und schaffe es dadurch, wir gucken uns einfach jetzt mal Netflix an, das Geschäftsmodell noch viel, viel effizienter zu machen als vorher. Und daran glauben wir letztendlich auch. Da werden wir dieses Game nie mitgehen können, weil die haben ein paar Mark mehr auf ihr, letztendlich auf dem Konto. Aber ich wollte damit ein Stück weit nur zeigen, so ein klassischer Lizenz-Deal ist, gerade mit dem Major-Label ist es nicht einfach. Die haben sehr hohe Anforderungen, sehr, sehr genaue Anforderungen, wenn man als Startup bei denen aufschlägt, gerade mit diesen Ressourcen. Riesenlabels wie Universal und Kiddings und Edel und Sony. Diese Anforderungen umzusetzen und dann sein Backend dann aufzusetzen, ist nicht so leicht. Also es braucht wirklich Jahre Vorlaufzeit. Und auch die Dritten, die jetzt alle an dem Markt sich aufmachen, ist es eigentlich ein Content-Game, wie damals Jeff Bezos gesagt hat, du wirst eine erfolgreiche Plattform haben, wenn du eine Reichhaltigkeit und die Reichweite hast. Und genauso wollen wir das auch machen. Man braucht die Reichhaltigkeit. Die bauen die Tones jetzt übrigens auch über ihre Mediathek auf, weil sie für sich gemerkt haben, sie müssen auch rein in das Game.
Joel Kaczmarek: Speaking about Verlage, Sony fiel jetzt schon ein paar Mal und die sind ja seit kurzem bei euch auch Gesellschaft da, zusammen mit ProSieben, die ja über ihre Tochter diesen 7 Accelerator investiert haben. Erzähl doch mal, was das mit dir macht und warum du dich dafür entschieden hast. Ist ja ein Stratege, also hat ja durchaus Implikationen auf dein Geschäft. Pro sieben vermutlich vor dem Hintergrund Bekanntmachung, Reichweitensteigerung und hast natürlich auch eine tolle Schnittmenge, weil Entertainment-Anbieter. Nimm uns da mal mit auf deine Reise. Was ist da der Gedanke, dass ihr das getan habt und wo soll es hingehen?
Martin Kurzhals: Ja, letztendlich haben wir uns auch gedacht, wie können wir unser Geschäftsmodell schneller letztendlich nach vorne bringen? und da kann man aus sich selber hinaus wachsen und dann hat man beschränkte Mengen, beschränkten Content und beschränkte Zugänge und kann das Geschäftsmodell ganz in Ruhe skalieren oder man kann es auch noch gar nicht. Und wir sind jetzt nicht auf die Suche gegangen und haben 125 verschiedene Geldgeber und strategische Partner angesprochen, sondern es war genau andersrum. Die Partner haben für sich festgestellt, nachdem sie von uns Lizenzabrechnung bekommen haben und gesehen haben, da gibt es was, wow, da ist ja ein bisschen was passiert in dem Bereich. Es sind nicht nur 1,50 Euro, der abgerechnet wird, sondern da werden 10.000, 100.000 Euro letztendlich abgerechnet. Und weil sie selber merken, sie haben dann letztendlich den Need, war das Gespräch dadurch ein Stück weit einfacher. Also es war kein Bekehren von wegen, ihr müsst bei uns mitmachen, sondern eher genau, es ist Win-Win für beide Seiten. So war es letztendlich bei Sony. Und für mich ist das natürlich sehr wichtig. Wir haben vor der Frage gestanden, wollen wir mit VCs zusammenarbeiten, die uns viel, viel Geld geben und vermutlich auch noch mehr Geld gegeben hätten, sind dann aber letztendlich exitbasiert, sehr schnell exitbasiert. Und wir haben für uns gesagt, wir glauben so stark an dieses Geschäftsmodell und wollen es noch viel, viel weiter aufbauen. Ja, wir wollen ein Unicorn werden. Ja, wir wollen damit irgendwann mal eine Milliarde wert sein. Und nicht morgen, sondern über Jahre. Und dann vielleicht einen VC an Bord zu haben, der jede Woche wartet, dass er letztendlich den Exit machen kann, das passt nicht zu unserer Strategie. Das sind wir noch viel zu klein für. Wir haben 100.000 Boxen verkauft. Wenn ich bei drei Millionen bin, wie die Tonys, dann kann man sich darüber Gedanken machen, ob man Exit machen möchte oder nicht. Sondern wir wollen einfach nach das Vier stärker skalieren. Wir sehen den Markt dafür und da wollen wir letztendlich rein. Und Sony unterstützt uns nicht nur mit Content, sondern auch einfach mit Power im Hintergrund. Wir haben natürlich auch Zugänge zu Märkten über ihre drei Fragezeichen. Wir haben Zugang zum Content. Sony hilft uns auch, Hybridprodukte zu bauen. Genau das, was wir letztendlich wollen. Also quasi die Verschmelzung von Charakteren, so wie es die Tonys machen, zusammen mit Figuren, wollen wir jetzt im Digitalen machen. Und wird letztendlich ein Enhancement geben für TigerCard und für Streaming und das wird man bei uns in Zukunft sehen. Und dementsprechend die Kollegen von Sony, extrem wichtig, haben uns super geholfen. Wir werden denen auch helfen und werden es denen letztendlich auch zurückzahlen. Und sie denken da, die Kollegen kann man ja auch sagen, in Horizonten nicht wie wir, in Monaten, sondern die planen die Zusammenarbeit mit uns über zehn Jahre hinweg. Die reden über Dekaden und da sieht man so ein bisschen, was denen wichtig ist, ein langfristiges Geschäftsmodell aufzubauen und Nachhaltigkeit. Und ProSiebenSat.1 ist super einfach. Wir wollen bekannt werden. Uns muss man kennen. Wenn man 100 Leute ungestützt fragt, wer ist Tigerbox, hat es ja quasi auch schon gesagt, werden vermutlich 99,9 Prozent der Leute sagen, noch nie gehört, aber Tonybox kenne ich. Und da bist du dann in diesem Marketing-Game, was ich letztendlich gesagt habe. Da brauchst du Bekanntheit, da brauchst du Aufmerksamkeit. Da brauchst du auch die TV-Unterstützung, nicht mehr so wie früher, damals, wo wir es zusammen mit Yammer gemacht haben, mit Thilo Bohnen und Co. war es noch was komplett was anderes. Da, wo dann jeder Viva und MTV-Spot letztendlich da mit uns gelaufen ist, damals bei Yammer, ist es jetzt was anderes, du brauchst Branding-Effekte. Yammer hat es damals transaktionsbasiert gemacht und hat es letztendlich als Kanal für sich gesehen, um direkt Abos abzuschließen. Wir machen es eher für den Markenaufbau, um anorganisch schneller bekannt zu werden, weil Word of Mouse wurde uns ein Stück weit über Corona genommen und das holen wir jetzt einfach über TV nach. Und TV ProSieben darf man nicht so, letzter Satz noch dazu, darf man nicht mehr nur als Fernsehunternehmen sehen, sondern ich sage einfach nur Stichwörter wie Join Mediathek. Ich sage einfach nur Stichwörter wie Masked Singer, die dann mittlerweile den nächsten Tag die Webseite von dem bombardiert wird, um zu gucken, wer enttarnt wurde. Und wenn man da geschickt in diesen Formaten drin ist, wo auch die perfekte Zielgruppe ist, da sind Familien unterwegs, sind meistens Freitagabendsendungen, da wollen wir rein. Da wollen wir letztendlich den Traffic auf uns mitziehen, da wollen wir bekannt werden.
Joel Kaczmarek: Gut, was mich natürlich auch interessieren würde in Sachen Marketing, also erstmal kann ich natürlich sagen, es gibt auch großartige Podcasts, in denen man werben kann. Ich kenne da einen sehr guten, wo sehr coole digitale Daddies zuhören, Just Saying. Hätte ich dich aber sonst gefragt, was mit so Social Media ist. Also würde es für dich nicht sehr gut funktionieren, wenn du, und jetzt Achtung, so ein bisschen hier Diskriminierungsgefahr, diese ganzen Insta-Moms, also bestimmt gibt es auch Insta-Dads, aber ich kenne das jetzt eher, dass viele Mütter irgendwie über ihre Elternschaft reden auf Instagram. Funktioniert sowas für euch nicht auch und dann vielleicht auch sehr Performance-basiert?
Martin Kurzhals: Machen wir auch, machen wir sogar sehr intensiv. Und in einem anderen Podcast hat mich ein Kollege gefragt, vor zwei Monaten, wenn ich nur ein einziges Marketing-Schwert hätte, nur einen einzelnen Channel, welchen ich nehmen würde, und ich würde genau den nehmen, ich würde genau nur Influencer nehmen, wäre es sehr effektiv. Und wir machen vom Marketing bewusst einen 360-Grad-Ansatz. Warum? weil wir wollen nicht nur einzelne Ausschnitte der Bevölkerung erreichen, sondern wir wollen am liebsten den Tag über die Mütter, die Väter begleiten. Das beurteile ich mal früh Frühstücksfernsehen an, sehe bei ProSieben, während ich mein Kind gerade in die Schule gebracht habe, im Frühstücksfernsehen den Tigerspot, fahre dann selber mit der S-Bahn zur Arbeit, sehe bei Instagram die Nina Bott, die hat für uns geworben. letztes Jahr, kennt man von guten Zeiten, schlechten Zeiten. Und an Weihnachten am 6. Nikolaus hat Sarah Lombardi mit ihrem Sohn letztes Jahr die Tigerbox in die Hand gehalten. Und hat letztendlich gesagt, dass sie das System total toll findet. Und so gibt es viele Influencer draußen, die wir letztes Jahr schon für uns gewinnen könnten. Viele davon sogar gratis, weil sie von dem Konzept überzeugt sind. Die das letztendlich dann für uns in die Kamera gehalten haben. Und das ist der effizienteste Kanal. Warum? Ich habe die Rückkopplung. Bei TV habe ich zwar dann auch ab und zu ein paar Views auf der Webseite, die ich mir angucken kann, wenn so ein Werbespot ausgestrahlt wurde. Aber den direkten Impact habe ich über Links, habe ich natürlich genau solche Influencer-Aktionen. und wo wir letztes Jahr mit Sarah Lombardi zusammengearbeitet haben, ich kriege es nicht mehr genau hin, aber ich glaube innerhalb von drei Stunden, nachdem der Beitrag ausgestrahlt wurde, hatte ich doppelt so viele Follower bei Instagram gehabt. Innerhalb von Minuten, innerhalb von Minuten. Und da haben die eine gewisse Größe. Und uns ist schon eine Authentizität wichtig. Es nützt nichts, dass Dieter Bohlen diese Box hochhalten würde, sondern wie du schon gesagt hast, es muss die klassische Zielgruppe sein. Und sie muss auch Lust auf dieses Produkt haben und sie muss Kinder in dieser Altersgruppe haben. Weil eher bei Babys ist es für uns nicht so interessant. Da sind andere eher stark. Wir wollen uns bewusst in den Power höher halten, wenn die Kinder älter sind. Und da brauchen wir jetzt gewisse Klientel für. Aber wie du schon gesagt hast, sehr, sehr wichtiges Marketinginstrument.
Joel Kaczmarek: Ich frage mich das bei den ganzen anderen Kanälen, die man sonst im Performance-Bereich hat, Google-Werbung, Facebook-Werbung. Also Facebook geht ja noch, da kannst du ganz gut Mütter targetieren, aber so Suchbegriffe, Bucken auf euer Thema ist wahrscheinlich nicht ganz so trivial, oder?
Martin Kurzhals: Ist nicht so leicht. Uns helfen die Charaktere. Das bedeutet, wenn jemand nach, die Wortwahl ist nicht ganz so schön, aber ich möchte mal mein Kind eine Stunde ruhig stellen, habe ich selber als Vater oft genug gemacht, weil ich einfach mal ruhig brauche, YouTube angemacht, Bibliothek eingegeben. Da kommt erstmal unzähliger Content von Bibliothek rein. Achtung, Spoiler-Alarm, es kann auch mal passieren, dass nicht angebrachte Werbung dann bei YouTube gezeigt wird und auch nach dem Bibi und Tina was komplett anderes kommt, was man vielleicht als Vater nicht will. Aber ich habe es gemacht. Worauf will ich hinaus? Die Kraft und die Macht, die letztendlich diese Kanäle haben und auch YouTube und Co. haben, sind nicht zu unterschätzen. Wenn ich dann im richtigen Moment dem Elternteil oder dem Kind zeige, dass es nicht nur Bibi und Tina Hörspiele gibt, sondern jetzt die Bibi und Tina Box mit allen Hörspielen drauf und dass man die jetzt, keine Ahnung, auch zusammen in der Kooperation mit Kiddings irgendwie besonders attraktiv letztendlich bekommt, auch mit einem Bonus und so weiter und so fort, habe ich eine Relevanz, weil ich dann sehr zielgruppenspezifisch an deren Klientel bin, der Powerhörer und Eltern, die nach einer Lösung suchen. Und das machen wir auch und freuen uns auch darüber. Das ist auch so ein klassischer Kanal, der sehr gut funktioniert. Aber du hast recht, also wir sehen Google insbesondere, also SEA sehen wir insbesondere eher nur als Verlängerung, damit wir gefunden werden. Weil damit, wenn jemand den Werbespot sieht oder bei Insta gerade die Kampagne mit der Kollegin Lombardi gesehen hat, dass die dann letztendlich uns schneller finden und nicht bei Amazon den Hörwert oder den Technifanten von Technisatz, sondern uns.
Joel Kaczmarek: Ich habe gerade so gedacht, eigentlich müsstet ihr mit so Karls Erdbeerhof, müsstet ihr so eine Koop machen. Die machen jetzt auch, glaube ich, hier die Erdbeeren oder irgendwie so ähnlich, so eigene Hörspiele, ne?
Martin Kurzhals: Die machen auch eigene Hörspiele, genau.
Joel Kaczmarek: Interessant, weil ich musste an die nämlich gerade denken, wenn ich mich nicht täusche, expandiert Karls Erdbeerhof gerade fleißig nach China und USA und die Tonys sind ja auch so auf US-Expansion. Wie ist es denn bei euch mit den Märkten? Also bisher deutschsprachig, was kommt noch?
Martin Kurzhals: Ja, wir haben jetzt schon bei uns auf der Plattform, dadurch, dass wir an vielen Aggregatoren hängen, haben wir auch jetzt schon mehrsprachigen Content. Das ist ein bisschen was anderes, wenn man eine Mediathek hat, da ist es einfacher, ich muss keine Figuren, nichts produzieren. Ich habe jetzt schon englische, spanische, französische Hörbücher, nicht in der Masse, also ein Prozent des Contents würde ich jetzt einschätzen. Wir sind im Jahr eins von unserem Geschäftsmodell und im Jahr eins von unserem Geschäftsmodell, du siehst, dass wir da viele Flanken haben und viele Produkte, ist es schon noch ein Stück weit Fokus. und ich weiß nicht genau, wie viele Mitarbeiter bei den Markthernehmen arbeiten, was ich gehört habe, über 300, wir sind 14. Und diese 14 Leute müssen in irgendeiner Form auch da noch was nach vorne ziehen. Und dementsprechend ist Internationalisierung super wichtig. Und wir denken auch an Internationalisierung, weil es dem Markt deutlich aufweicht und größer letztendlich für uns macht. Und Streaming international, gerade in UK und USA, sind Riesennummern. Da ist eher sogar noch eine Affinität eher für Streaming da, anstatt für Einzeltransaktionen für Einzelmedien. Ja, wir wollen da rein, aber keep it simple, alles nacheinander. Die Möglichkeiten haben wir. Wir könnten jetzt schon Testballons in ähnlichen Staaten, aber wie du schon gesagt hast, alles step by step.
Joel Kaczmarek: Bisschen ironisch, dass jetzt von dir das Simple kommt, ne?
Martin Kurzhals: Ja, vielleicht mag das ironisch sein. Also letztendlich, wir fokussieren uns erstmal auf das Produkt, was uns gerade am meisten weiterbringt. Und so eine Internationalisierung will auch gut angegangen sein. Ich weiß nicht, ob das verfolgt hat. Wir machen das sehr intensiv mit den Kollegen, wie sie das machen in den USA, in Kalifornien und so weiter und so fort, wie sie das generalstabsmäßig aufgebaut haben. Und ich glaube, die haben im USA mehr Mitarbeiter zu sitzen, als wir zu sitzen haben und fangen damit gerade erst an. Und dementsprechend wollen wir da nicht irgendwas nur hinrotzen, Entschuldigung für die Wortwahl, sondern wir wollen das ordentlich machen. Und wir wollen unser Geschäftsmodell, unser Kerngeschäftsmodell, wir haben ein Nebengeschäftsmodell und ein Kerngeschäftsmodell, hat noch viel Skalierungspotenzial. Und da brauchen wir noch nicht so schnell in internationale Märkte gehen, weil wir haben noch ein bisschen was zum Wachsen in der Zielgruppe von drei bis acht.
Joel Kaczmarek: Ja, das Ulkige ist, du sagst ja immer, ihr seid in Jahr 1. Ich habe euch gefühlt in meinem Kopf immer schon viel weiter gesehen, weil du ja auch meintest, 2016 quasi schon erste Schritte genommen. Aber also deswegen, da staunt man manchmal. Vielleicht ist es ja auch dann schon eine Leistung, die man anerkennen sollte. Also ich finde sowieso 100.000 Boxen ist auch nicht wenig, aber dass man euch eigentlich schon viel reifer wahrnimmt. Und als du vorhin, und das wäre so meine letzte Frage auch oder in Richtung Ende, als du vorhin meintest, irgendwie im Lockdown vier Stunden Kinderhörzeit. Was mich noch interessieren würde, ist, Was habt ihr noch für Ausbaugeschichten? Du hast ja schon ein bisschen gesagt, ihr wollt so Enhanced Media machen, ihr wollt Augmented Sachen machen, ihr wollt Multimedia machen, weil wenn du natürlich jetzt an Lockdown denkst, könnte man ja auch sagen, macht ihr zum Beispiel auch was mit Learning für Kinder, wenn die vor ihrer Box sitzen und zuhören. Also kann die zum Beispiel auch den Rückkanal, einen Lautsprecherkanal, ist ja auch ein Mikrofon, nur umgekehrt eigentlich. Also wären solche Dinge auch denkbar, dass ihr wirklich auch ein bisschen breit denkt. oder seid ihr da noch klassischer im typischen Medienwelt?
Martin Kurzhals: Wie du schon gesagt hast oder wie ich es auch damals schon gesagt hatte, letztendlich ist die Disruption noch nicht vollständig da. Das bedeutet, wir wollen in andere Bereiche rein verschmelzen. Was wir jetzt schon gemacht haben mit einfachen Mitteln, wir haben Unterrichtsfächer, die es letztendlich gibt, Deutsch, Mathe, Englisch, Sport und so weiter und so fort, haben wir bei uns auf unserer Plattform. Das bedeutet, wenn ich jetzt bei einer Plattform gehe und das Thema Kunstunterricht aussuche oder Yoga aussuche oder Sport aussuche, finde ich letztendlich Hörspiele und auch letztendlich Lehrer, die schon jetzt Content auf unserer Plattform zur Verfügung gestellt haben, wo ich dann letztendlich einen Yoga-Unterricht machen kann. komplette Stunde für Kinder? Oder wie kann ich was sinnvoll basteln? Oder wie funktioniert das eigentlich mit der Biologie, mit diesen kleinen Zellen und ähnliches? Da haben wir Content schon drauf. Aber das ist klassischer Content, wie eine CD vorher. Gibt noch keinen Rückkanal. Und Hybrid-Content ist und ist genau das, was wir wollen. Wir wollen die Interaktivität haben, dass wir heute, ich habe ein Display und letztendlich wie bei Multiple Choice kann ich dann letztendlich, da bin ich im wirklichen Unterricht, kann ich auf dieser Box dem Kind dann sagen, ist jetzt ein Reh ein Säugetier oder ist es ein wechselwarmes Tier? Und dann kann ich Säugetier oder wechselwarm anklicken. Man muss ein bisschen aufpassen, das funktioniert in der Schule, da funktioniert sowas, wenn die Kinder lesen können, wenn sie kleiner sind, wird es schon schwer. Muss letztendlich darauf abgestimmt sein, aber genau an sowas denken wir. Und wenn man sich anguckt im Bereich Verlage, was da, ich weiß nicht, ob ihr die Antolin-Plattform kennt, das ist, wenn ich ein Buch gelesen habe, kann ich da letztendlich dazu Fragen beantworten und es wird das Verstehen, Lesen gefördert. Das ist ein Rückkanal gewesen aus der Buchwelt und diesem Rückkanal genau sowas macht natürlich Sinn, im ersten Schritt Richtung Hybrid-Content zu bringen. dass die Kinder über, jetzt kommt das böse Wort, Gamification, Lust haben, weiter Content zu konsumieren und weiterzulernen und sich im Bereich der Mathematik die Malfolge Mitte 1, das war eines der meistgenutzten Hörbücher bei uns im Lockdown, als Rap reinzuziehen. Und wenn man dann hinterher nochmal eine Aufgabe bekommt, so ein bisschen als Ergebnis, so was ist 5x7 und das Kind dann 35 eintippt, gibt es eine Belohnung, kann vielleicht dann noch ein Hörspiel hören, was auch immer. Da wollen wir hin, da wollen wir mehr machen in Zukunft und da wird man auch mehr von uns sehen.
Joel Kaczmarek: Wie ist es eigentlich mit Eigenmarken? Produziert ihr viel auch selber Content für eure Plattform?
Martin Kurzhals: Ja, also der Marktteilnehmer und Andritte müssen viel stärker eigenen Content produzieren, weil sie nicht diese Content-Reichhaltigkeit haben. Wir haben ein sehr rundes Programm, egal ob jung oder alt, junge Mädchen, Cowboy-Fan, Indianer-Fan, haben wir eigentlich fast alles bei uns auf der Plattform. Nichtsdestotrotz fehlen uns Perlen und diese Perlen, gerade im Bereich Kindermusik, die ergänzen wir gerade. Das bedeutet, weil es da nicht genug Kinder-Pop-Lieder gibt, haben wir gerade zum Beispiel ein eigenes Kinderpop-Programm aufgebaut. Die Tiger Pop Hits. Und die wird es jetzt geben bei uns, wird letztendlich im Herbst Einzug gehalten. Warum? Es gibt nichts Aliquates auf dem Markt. Das bedeutet, was mache ich als 8-, 9-Jährige, wenn ich Mark Forster hören will, aber nicht ein ganzes Album, sondern danach auch von Andreas Borani Astronaut und so weiter und so fort. Und so gibt es von uns jetzt für die älteren Kinder letztendlich Pop Hits gesungen von Kindern. Das ist ein totaler Trend übrigens auch in Amerika. Der schwappt immer stärker nach Deutschland. Und das wollen wir letztendlich auch machen. Das wird bei uns auf der Plattform gehen. Also ja, gehen wir da in Eigenproduktion und wir haben den Bereich Tigerstarke Geschichten. Tigerstarke Geschichten sind kleine Kurzgeschichten, die es sonst so in der Form nicht gibt. Gerade in Form des Witzigen, gerade in Form der Wissensvermittlung gibt es noch nicht. hunderte und unzählige für spezielle Zielgruppen. Ein sehr interessantes Beispiel ist Leo und die Abenteuermaschine. Es gibt halt einfach Kinder, die fünf, sechstens in sich total für Geschichte interessieren. Das ist aber überhaupt nicht Mainstreaming. Was war denn damals mit Leo? Was hat denn der da erlebt? Was hat denn der da gemacht? Und wenn man da Special-Interest-Hörbücher macht, hat man die Nische und diese Nische muss man füllen, damit man eine Relevanz bei dieser Zielgruppe hat. Und das letzte eigene Content, den wir bauen, ist eine sogenannte Tiger-Show. Wir wollen einmal die Woche den Kindern eine bunte Sendung bieten. Mit Nachrichten drin, mit Witzen drin, mit einem Spielcharakter. Und diese Tiger-Show ist enorm gewachsen. Das wurde so eine Art Kinder-Podcast. Also auf der Plattform haben wir ein eigenes Podcast-System. Und da bin ich super stolz und super glücklich daran. Aber mittlerweile nutzen 20 Prozent der User unseren eigenen Podcast. Und es hat sich fest etabliert. Und wenn der Kollege mal eine Stunde zu spät seinen Podcast hochlädt, dann glüht aber sein Mail-Postfach.
Joel Kaczmarek: Letzte vielleicht nochmal Produktfrage, bevor wir nach hinten raus, vielleicht nochmal einen Ausblick wagen. Könnte es bei euch sowas geben, wie man es auch aus der Amazon-Welt kennt, dass irgendwann Anbieter auch für eure, wie soll man sagen, die Sichtfläche der Kinder zahlen müssen? Also denkt ihr auch in Vermarktung eures Media-Inventars? Ihr macht jetzt natürlich keine Werbung, also ich werde jetzt bestimmt nicht so Persil-Werbung kriegen oder weiß ich nicht, irgendwelche wirklich harte Werbung, aber Ihr habt ja schon die Eyeballs und die Ears der Kinder, wie man so im Marketing-Sprech immer sagt, auf dieser Box und könnt sozusagen durch Kuratierung entscheiden, was sie sehen und was nicht ein Stück weit. Ist es ein Ansatz, da was zu machen? und natürlich auch eure Daten, die ihr erhebt?
Martin Kurzhals: Also Daten ist natürlich ein ganz wichtiges Medium. Wie nutzen Kinder Hörbücher? Wo steigen sie aus? Das ist ein Mittel, weshalb auch dritte strategische Partner natürlich Interesse haben an Tiger Media. Das ist gar keine Frage, weil das ist der direkte Endkundenkontakt. Zum Thema Kuration. Wir wollen bestimmen und nicht das Geld soll bestimmen, was wir gut für unsere Kinder finden. Wir haben einen Redakteur, der den ganzen Tag nichts anderes macht, als die ganzen Anlieferungen von diesen Labels sich anzuschauen. Und der hat richtig Spaß. Der kuratiert unser Programm. Und der vom Lasser sagt, ach, heute kommt der neue Olchis-Kinofilm. dann nehme ich den heute mal nach vorn und stelle den als erstes vor. Und das möchte ich mir nicht nehmen lassen, dass dann, keine Ahnung, ein Edel, ein Kiddings oder was auch immer sagt, hier, Kurzhals, hast du 5.000 Euro, heute machst du mal einen No-Name-Titel, den ich aber unbedingt promoten muss mal ganz vorn drauf. Wir haben da eine Macht, also wir sehen jetzt schon, Wenn wir Titel auf die Boxen draufschieben und letztendlich als Empfehlung der Redaktion kennzeichnen, sehen wir, wie sofort die Abrufe noch umgehen und unzählige Menschen und Kinder draußen es anfangen zu streamen. Wir sehen diese Macht, wir glauben aber auch an die redaktionelle Freiheit. Wir sind die Bibliothekare der Mediathek. Die Kinder müssen uns vertrauen. Und sobald wir einmal dieses Vertrauen verloren haben und falsche Empfehlungen gemacht haben, wird es ganz schwer, diese Reputation wieder aufzubauen. Und da möchte ich mir nicht nachsagen lassen, ich habe da einen Titel reingedrückt, weil er da 2 Mark 54 bekommen hat. Das muss man sich ganz genau überlegen. Stand heute würde ich das kategorisch ablehnen.
Joel Kaczmarek: Ist doch mal ein Wort. Gut, Martin, es gibt viele Dinge, die euch umtreiben und viel zu tun. Abschließend, wenn wir uns irgendwie in zwei Jahren widersprechen würden, was glaubst du, was werdet ihr erreicht haben? Was sind dann eure Ziele?
Martin Kurzhals: Ja, wir wollen letztendlich eine Aufmerksamkeit auf unser System bekommen haben. Wir möchten, dass wir anstatt 100.000 Boxen zu dem Zeitpunkt in zwei Jahren ungefähr 500.000 Boxen bis eine Million Boxen verkauft haben. Warum? Wir glauben einfach, dass wir eine Relevanz haben in der Zielgruppe etwas ältere Kinder, 5 bis 8, 5 bis 10. Wir glauben, dass neben starken Teilnehmern wie Herbert, Tonis und so weiter und so fort, wir unseren Platz finden über diese Streaming-Technologie. Und wir sind uns ganz sicher, dass Streaming in den Kinderzimmern so Einzug halten wird über uns.
Joel Kaczmarek: Martin, ich bedanke mich bei dir, dass du ausgehalten hast, dass ich viele Sachen viel zu schlecht kenne für meine Verhältnisse von deinem Produkt, weil man merkt ja vielleicht auch, also auch wenn man sich mit beschäftigt hat, man staunt doch, was für ein Tiefgang manchmal drin ist. und deswegen fand ich das ein interessantes Gespräch mit dir, weil ich glaube, dass viele Menschen, die selbst Unternehmen bauen, heute mal gelernt haben, wie man eigentlich Produktentwicklung so auf strategisch-konzeptueller Ebene auch betrachten kann und dass wir uns ja auch mal ein bisschen kappeln durften. Also dass wir auch mal sozusagen inhaltlich andere Richtungen waren. Das hat mir viel Spaß gemacht. Und ja, keep us posted. Vielen Dank, dass du da warst.
Outro: Vielen Dank für die Einladung. Hat mir wirklich auch Spaß gemacht. Und ich fand es nicht kabbeln, sondern ich fand es einfach einen interessanten und spannenden Austausch. Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.