Wisemarkt 🧸 : Kaufen wir bald mehr Second Hand als neu?

21. Juli 2022, mit Joel Kaczmarek

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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital Kompakt und zu meinen Aufgaben gehört es ja immer, nach spannenden Themen, Unternehmen und Personen Ausschau zu halten. Heute habe ich, glaube ich, alles drei gefunden, nämlich in Person von dem lieben Christian Wegner, seiner neuen Firma WiseMarkt und dem Thema Second Hand oder sagen wir mal mehr nachhaltig. Weil Christian, den kennt ihr vielleicht zumindest mal. durch sein Produkt, nämlich Momox hat er ja an den Start gebracht. Invertiert auch fleißig, wenn ich es richtig gesehen habe. Vielleicht erzählen wir da auch ein bisschen was zu. Und mit Weismarkt hat er nun eine neue Firma gegründet, die sich schon tolle Pressearbeit hat, weil man, glaube ich, in ihren Räumen Party gemacht hat, während sie nicht da war auf den Toiletten, lustigerweise. Muss er mir nachher mal erzählen. Aber vor allem finde ich seine Vision cool, nämlich, dass er sagt, er hat den Traum, dass wir irgendwann mal mehr Dinge gebraucht kaufen als neu. Und während ich zuschaue, wie alle Menschen sich immer weiter zumüllen und immer nur E-Commerce-Granden um mich haben, die erzählen, wie sie ihren Abverkauf steigern, finde ich sehr erfrischend, sich mal Gedanken darüber zu machen, wie kann die Welt eigentlich aussehen, wenn man Sachen auch mal mehrfach benutzt und weiter zeigt. Und ich glaube, es ist auch ein Trend, der einsetzt. Von daher heute eine dreifach spannende Folge. Lieber Christian, freut mich, dass du da bist. Lass uns endlich mal persönlich kennenlernen. Moin, moin.

Christian Wegner: Moin, moin.

Joel Kaczmarek: Ist ja wirklich ein bisschen schade, dass du und ich eigentlich noch nie Berührungspunkte hatten, obwohl du irgendwie so eine coole Firma gebaut hast und eigentlich so wie vom Naturell, glaube ich, voll zusammenpassen würden. Wo hast du dich versteckt, ey? Geht ja gar nicht.

Christian Wegner: Du, also ich habe dich eigentlich immer so, War ein bisschen traurig. Ich habe dich immer nur on-air gesehen. Ich dachte, vielleicht ruft er mal irgendwann an. Als es dann so weit war vor zwei Monaten, bin ich nach hinten umgekippt.

Joel Kaczmarek: Dann fangen wir bei dir an. Wollen wir ein bisschen in der Vergangenheit anfangen, bei deiner Momox-Reise, weil die dich zu dem geführt hat, wo du jetzt bist? Oder macht es Sinn, eher bei Weißmarkt direkt zu starten? Du bist der Chef. Ich bin der Chef. Okay, dann würde ich jetzt mal vorschlagen, dass du mich mal mit hinter die Kulissen nimmst, wie für dich diese ganze Reise begonnen hat, weil du scheinst ja Überzeugungstäter zu sein, wenn du das Thema Secondhand und Gebraucht und Recommerce und so alles nochmal angehst. Wie hat denn für dich damals so diese ganze Business- und Unternehmerreise begonnen mit Momox und vielleicht gab es ja noch was davor, von dem ich gar nicht weiß.

Christian Wegner: Ja, also insgesamt die Reise hat angefangen vor, ich glaube jetzt mittlerweile knapp 20 Jahren. Nicht als Überzeugungstäter, sondern einfach nur als armer Mensch, der Party machen wollte und Geld verdienen wollte und keinen Bock hatte, irgendwo angestellt zu sein. Weil das hatte ich hinter mir für Ausbildung plus ein Jahr und war nicht so meins. Und dann bin ich 2003 nach Berlin, habe mir da irgendwie zwei Versuche gestartet mit einer Handwerker-Vermittlungsseite. MyHammer-Vorläufer, aber in sehr, sehr schlecht. DieKleinHelfer.de. Und dann noch eine Seite gemacht, die Spenden per Affiliate eintreiben wollte, buyandhelp.de. Und das hat mir dazu ungefähr zwei Monate gebraucht, um mich zur Erkenntnis zu bringen, das lasse ich lieber. Und ja, dann per Zufall ein Buch gekauft, 2,20 Euro verkauft und in Kreuzberg beim Antiquar. Und dann habe ich mir gedacht, hey, das ist mein Business, das mag jetzt so einfach Geld. Wie blöd sind die anderen, dass die das nicht machen? Das mag jetzt. Und so habe ich angefangen. Wollte dann weiter kaufen, gebrauchte Bücher beim Antiquar und die online verkaufen bei Ebay und bin dann aber recht schnell ins Komplett online gegangen und habe die ersten zwei Jahre Sammlung gekauft bei Ebay und einzeln weiterverkauft bei Amazon. Das war mein Anfang. Dann habe ich Geld verdient von Anfang an, war super und dann wollte ich aber mehr.

Joel Kaczmarek: Aber ist krass, weil ich meine, das Geschäftsmodell, was sich damit verbindet, ist glaube ich so eines der komplexesten E-Commerce-Modelle, was ich kenne, weil es halt extrem kleinteilig ist. Es ist relativ margenschwach, also man muss dann sehr gut seine Prozesse im Griff haben und wenn man es dann skaliert, hat man natürlich auch entsprechende Investitionen. Also da hast du dir eigentlich echt ein Brett ausgesucht, ne? wahrscheinlich so ein Fall gewesen, das merkt man dann erst so auf der Reise. oder hast du das relativ schnell bemerkt?

Christian Wegner: Ja gut, am Anfang war ich ja auch nicht mehr als der nette Mann mit Rauschebart, der im Laden steht und du kommst rein und er sagt, hier, das sind wir. Oder lass hier, ich entsorge es für dich. Also einfach so an und verkauf, nur halt so ein bisschen online. Aber ja, in der Tat, ist extrem komplex, aber ich bin da halt auch irgendwie so reingewachsen, recht gut. Und ja, also das ist halt E-Commerce, hast halt irgendwie, deine Lieferanten wurde bestellt und hast dann irgendwie Endkunden auf der anderen Seite und wir haben halt Endkunden hier und Endkunden da und schon richtig gesagt zwischendurch, vor allem die Prozesse, die halt so super schlank sein müssen und so günstig, ja, dass am Ende noch irgendwie eine Mark übrig bleibt und ja, aber wie gesagt, das ist halt so reingewachsen und besser geworden, schöner geworden, größer geworden.

Joel Kaczmarek: Ja, also ich meine, ich habe ja beide Läden von innen gesehen. Also ich war bei Rebay mal in dem Großlager. Ich habe irgendwie mit Heiner Kroker da mal Momox abgewandert, also der aktuelle Geschäftsführer da ist. Also es ist brutal groß und irgendwie, also ich halte mal den Eindruck, ihr wart, glaube ich, sogar die Marktführer. Und es ist ja ganz lustig, dass es anscheinend so ein bisschen so ein Wohnzimmer-Business ist. Ich glaube, hier Lawrence von Rebay hat es auch damals mit seinen Buddys irgendwie im Wohnzimmer gestartet und bei dir auch. Das hat ja auch irgendwie Charme. Es ist noch so ein bisschen Internetgeschichte, wie man sie sich wünscht und nicht so wirtschaftsabsolvent macht, einen Businessplan, holt einen Investor an Bord, so in drei Jahren, zack, feier rüber auf Exit. Aber anyway, wir wollen ja ein bisschen tiefer verstehen, was du da damals gelernt hast und jetzt überträgst. Warum bist du dann irgendwann rausgegangen bei Momox? Also das Thema, was du jetzt machst, das könntest du ja vielleicht sogar auch, also so weit weg wirkt das gar nicht von dem, was Momox macht. Wie war denn so? dein, also dein Intro kenne ich jetzt so halbwegs, aber dein Outro noch nicht.

Christian Wegner: Ja, vielleicht erst mal kurz, ganz kurz, Rolle rückwärts, weil du gesagt hast, du hast das Gefühl, du warst Marktführer, das natürlich auch mit Zahlen unterfüttert. Also Momox war immer ungefähr doppelt so groß wie Riwai.

Joel Kaczmarek: Schön, dass da noch das Ego mitspringt.

Christian Wegner: Nur um bitte nochmal schriftlich zu hinterlassen. Beschriftlich unmündig. Genau, so. Und jetzt, warum Momox denn blöd war?

Joel Kaczmarek: Also vielleicht sagen wir nochmal einen Satz dazu zu Menschen, die das gar nicht kennen. Wir setzen immer so voraus, dass alle Menschen mit den Namen was anfangen können. Also das Geschäftsmodell von Momox besteht darin, dass man in der Regel waren es glaube ich vor allem CDs, Bücher, Filme, DVDs früher und mittlerweile auch Fashion über die Webseite zum Verkauf anbieten kann. Also bei den Büchern und Co. lief es über den ISBN-Code. Bei Fashion mittlerweile ist es dann über Geschlecht, Kleidungsstück und dann Marke. So eine Kaskade, die runter abgefragt wird. Dann kauft ihr das an und verkauft es teurer weiter. Oder kauftet, muss man bei dir ja sagen. Und dann gibt es quasi einen Algorithmus, der guckt, okay, in Echtzeit, das Buch, was der Joel da anbietet, was ist denn so ungefähr das Trading-Volumen, wenn ich das jetzt auf Amazon gebraucht verkaufe oder auf Ebay und habe da dann quasi so algorithmisch dann dieses Delta ausgerechnet und euch dadurch Gewinne erarbeitet. So und wir kommen ja gleich zu Weißmarkt, du hast es ja noch auf ein komplexeres Level geschoben, aber jetzt nochmal deine Geschichte, wie du dann quasi den Laden verlassen hast und warum.

Christian Wegner: Wie gesagt, ich habe 2003, 2004 habe ich angefangen mit Momox und damals mit Medienartikeln, CDs gab es damals noch, gibt es tatsächlich. immer noch. Seit 2005 hatte ich immer jedes Jahr am Ende des Jahres Panik, ob es ja nächstes Jahr auch noch irgendjemand eine CD kauft. Aber irgendwie wächst nicht mehr, aber es wird auch nicht weniger. Genau, also war am Anfang Medien. Das war dieses, wir kaufen an über Scannen im Barcode, haben Datenbank, liefern Preis. Also recht simpel. Genau, das war dann irgendwann ausentwickelt. und dann hatte ich auch so eine kleine mentale Zwischenkrise, weil ich auch nicht so richtig wusste, was mache ich jetzt hier? und ich Wollt irgendwie nicht Geschäftsführer sein, das waren wir alle. Wollt halt an den Prozessen dran sein, irgendwie kreativ arbeiten. Und da schließt, glaube ich, das ein oder andere mal aus. Und dann hatte ich halt nochmal Glück, dass ich 2013, konnte ich mir nochmal bei Momox so einen kleinen Team schnappen, in ein extra Office ziehen und diesen Kleidungsankauf da entwickeln. Und wir dachten, hey, man muss ja irgendwie, also gerade mit Investoren, wenn wir da hingegangen sind, die gesagt haben, hey, wir verkaufen gebrauchte Bücher. Die, die nicht weggerannt sind, die haben uns dann irgendwann nur mitleidig angeguckt und gesagt, hey, ja, brauche Die Bücher sind super, aber ich lese Kinder, meine Frau liest Kinder, meine Kinder auch. Kein Mensch braucht mehr Bücher. Das war immer ein bisschen schwierig, da so ein riesen Zukunftspotenzial vorzugaukeln, obwohl der mittlerweile sich entspannt hat. Also die Digitalisierung im Buchmarkt, ich glaube, das Wird noch mehr, aber scheinbar doch zu bleiben. Jedenfalls haben wir halt mal gedacht, hey, wir brauchen was anderes. Was versteht auch ein Investor? Vermutlich Kleidung, weil er trägt Kleidung, seine Frau trägt Kleidung, alle dran Kleidung. Und ja, da konnte ich mich dann nochmal ranmachen mit so einem kleinen Team, haben wir das entwickelt, haben überlegt, hey, wie können wir jetzt hier Kleidung ankaufen, auch über Algorithmus und gab es halt noch nicht. Und dann haben wir uns halt ausgedacht, probieren wir doch einfach mal mit Marke, Kategorie und nicht schlecht. Ja, und haben dann startet, hat auch natürlich funktioniert. Klar, warum denn auch nicht? So, und ja, das dann irgendwie weiterentwickelt, groß gemacht. Anfang auch da wieder Probleminvestoren, die sagt, ey, sehr schön, dass ihr jetzt so Kleidung macht, aber ihr habt ja keine Ahnung von Mode und ihr könnt ja nicht alles irgendwie ankaufen. Wisst ja nicht, was jetzt hier und überhaupt und das wäre dann nicht los. Ja, war wieder ein bisschen Herausforderung, aber auch das hat sich, glaube ich, mittlerweile gedreht, sehr gedreht, um 180 Grad gedreht. Jedenfalls war auch dann. nach ein paar Jahren war das Thema halt auch wieder durch und mir hat es aber trotzdem in den Fingern und in den Beinen gekribbelt und ich Was heißt, das Thema war durch, es war nicht mehr spannend genug für dich, um deine Aufmerksamkeit noch zu binden? Ja, na, das war dann halt Du kennst ja auch immer so diese Phasen, am Anfang so, hey, hu, alle kreativ zusammen, Suppi-Team. Und dann wird es halt größer und dann wird es halt immer formaler und muss ja auch. Anders geht es nicht. Aber da fing es dann halt bei mir mal an, weniger Spaß zu machen. Dann hatte man so Mini-Fortschritte und langweilig. Genau, und dann war endlich sowieso schon mehrere Jahre in mir drin, der Gedanke, ey, muss er auch noch, muss er weitergehen, muss er für alle gehen. Brauche eine Lösung wie bei Secondhand, ne, hört ja nicht bei Büchern und Kleidung oder bei Technik auf. Du hast ja zu Hause irgendwie alle Konsumgüter, die du hast, die irgendwie wert sind, die wollen wir haben. Jo, da stehen wir jetzt.

Joel Kaczmarek: Warum braucht es dafür eine neue Firma? Warum konntest du das nicht unter dem Dach von Momox machen mit all seinen Strukturen?

Christian Wegner: Habe ich da nicht durchgesetzt gekriegt.

Joel Kaczmarek: Wie ist denn die Struktur momentan eigentlich bei Momox? Bist du da noch daran beteiligt? Nee, nee. Also komplett geexited?

Christian Wegner: Cut, raus, check. Nein, war mir halt, also wäre auch, glaube ich, dann schwierig gewesen, dann nochmal was Neues zu starten. So dann halt lieber raus, weg und neu.

Joel Kaczmarek: Hört ihr euch daraus, dass ihr euch ein bisschen gekabbelt habt? Oder seid ihr im Frieden gegangen mit Friedenspfeife und im Tippi und so?

Christian Wegner: Nee, alles gut. Wirklich alles gut. Dem böse Blut einfach so, ne, war Zeit zu gehen.

Joel Kaczmarek: Nee, aber ich höre bei dir so ein bisschen raus, dass du, glaube ich, so ein Typus bist. Das kenne ich auch so. Kein Manager, sondern Gründer. Also das Bauen, das Entwickeln, die Vision, das Produkt und dann eigentlich jemanden haben, der so strukturiert wahrscheinlich, oder? Treffe ich dich da richtig? Findest du dich darin wieder?

Christian Wegner: Ist komplett so. Also ich denke jetzt auch wieder, mal gucken. Jetzt so im dritten Versuch bin ich jetzt auch irgendwie sehr, sehr alt. Vielleicht kriege ich es diesmal besser hin. Aber ich traue mir auch zu, wieder zu sagen an irgendeiner Stelle, überlastet mal den Profis. Aber mal gucken, wer weiß.

Joel Kaczmarek: Bist du denn wirtschaftlich so gestellt, dass es dir nicht wehtun würde, wenn das Ding jetzt voll gegen die Wand fährt? Oder bist du da auch richtig so mit der Nase im Wind?

Christian Wegner: Nee, ich kann weiterleben. Also das ist der größte Unterschied und der macht wirklich einen sehr, sehr großen Unterschied. Also es gab halt, in jeder guten Firma gibt es halt Phasen, wo es halt extrem schlecht läuft. Hoffe ich, war jedenfalls bei uns so. Und da war ich halt bei Momox all in. Wenn nicht, wenn ich gescheitert wäre, dann wäre ich halt sehr, sehr ehrgeizig unbedingt. Also ich würde es schaffen, würde auch groß und toll. Aber ich habe halt nicht diesen Pfeilnetz nach unten und das ist ganz beruhigend.

Joel Kaczmarek: Okay, das Fuck-You-Money, wie man so neudeutsch sagt. Kennst du das? Klingt aber gut. Im Wesentlichen heißt es so, wenn irgendjemand was von dir will, worauf du keinen Bock hast, kannst du jetzt halt jederzeit Fuck-You sagen, weil du halt Geld hast, das dich sozusagen auffängt. Man muss nicht mehr zu allem Ja und Amen sagen, sondern man kann sich die Sachen aussuchen. Das ist ein Punkt. Aber es ist interessant, dass du sagst, du bist ehrgeizig. Du wirkst so locker mit deinem irgendwie Kurt-Krömer-Akzent und irgendwie deinem, ja, ach, wenn ich das nicht will, dann mache ich halt das Nächste und so.

Christian Wegner: Hör mal auf, du bist der Zweite, der mich Kurt Krömer nennt. Verdammt, jetzt langsam lobe ich es noch.

Joel Kaczmarek: Jetzt hast du ein paar tausend Leute, die das irgendwie auch gehört haben. Zack, bumm, hast du deinen Ruf weg. Okay, gut, aber räumen wir uns mal weiter. Also, Weißmarkt, mal angefangen. Wo kommt der Name her?

Christian Wegner: Namenloven haben wir uns mal gleich abgelaufen. Meine Lebenspartnerin, Ehefrau, muss man betonen, weil wir nicht heiraten werden und wollen und machen. Die war immer dafür zuständig, sich Namen auszudenken. So wie Momox und Medimops. Und war halt immer so ein Prozess innerhalb von zehn Minuten. Und so war es jetzt auch. Ey, mal jetzt hier, mal hier mit Second Hand. Und dann Namen mit Brainstorm, dann haben wir irgendwie Schwarzmarkt, Gegenteil Weißmarkt. Dann habe ich gedacht, scheiße, nicht Weißmarkt. Also weiß hier, Farbe weiß, kannst du das auch nicht nennen. Dann gibt es da irgendwie, versteht der eine oder andere wieder falsch. Und dann haben wir Weißmarkt genannt. So als Anspielung, als immer noch Gegenteil von Schwarzmarkt, aber auch ein bisschen weise. Mal gucken. Also erstmal Fokus Produkt, das muss funktionieren, das muss knallen. und wie gesagt, Name ist immer da wieder, wenn man irgendwann nochmal 5% zum Wachsen braucht, dann kann man mal den Namen ändern, wenn der total kacke ist, aber erstmal passt das.

Joel Kaczmarek: Ja, aber von deiner Lady hast du ja gleich auf LinkedIn auch schon geschrieben, ne? Habe ich gesehen, dass du irgendeinen Raketenpost hattest, wo du ihr gedankt hast, dass sie dich da über 30 Jahre ausgehalten hat oder sowas, ne?

Christian Wegner: Ja, ich war verblüfft und der wäre noch weitergegangen. Deswegen hier Tipp an deine Zuhörer, für alle, die es noch nicht wissen. Ich hatte, der guckt nächsten Tag, dachte ich, was ist denn hier los? Irgendwie 1000 Likes pro Stunde, 500.000 Views. Ich schon, hey, meine Influencer-Freunde mir ausgemalt, den kriegen werde. Und dann habe ich einen Schreibfehler entdeckt und habe ein kleines Wort geändert, weil ich es nämlich falsch geschrieben habe. Und danach war, pam, war aus. Komplett hat mich der Algorithmus entdeckt.

Joel Kaczmarek: Ja, das ist immer so, dass die, glaube ich, Angst haben, dass du da was dran veränderst, wenn das Ding abhebt, man die Welle nutzt, um dann irgendwas zu promoten oder irgendwie sowas.

Christian Wegner: Aber ein schlauer Algorithmus hätte jetzt gesagt, okay, wenn eben Buchstabe verändert ist, vermutlich ist es nicht kompletter anderer Kontext, aber gut, egal.

Joel Kaczmarek: Ach, scheiße, wenn einem der eigene Perfektionismus auf die Füße fällt, ne? Okay, verstanden. Aber lass mal dein Produkt jetzt analysieren. Also, was genau macht WiseMarkt? Beschreib mal auch vielleicht im Unterschied zu Momox, was genau ist euer Konzept?

Christian Wegner: Ja, wir sind An- und Verkauf, ne? Ganz klassisch An- und Verkauf online. Alles wartet zu Hause, es wird noch irgendwie ein ruhig selber hier rum, kaufen würde. Quatsch, das sieht ja keiner. Also alles, was du zu Hause hast, was man irgendwie wert hat und du in ein Paket stopfst, kriegst du von DHL. Also so ein DHL-Maximalpaket, 31 Kilo. Das kannst du uns anbieten, kriegst du von uns einen Preis. Also das Gleiche wie bei anderen WOMOX, wie bei whatever. Kriegst du einen Preis und dann packst du als Verkaufskorb, kriegst du einen DHL-Aufkleber von uns, schickst du das uns, wir gucken uns das an und dann kriegst du dein Geld. Wenn irgendwas nicht passt, kriegst du das zurück.

Joel Kaczmarek: Okay, also ich meine, das Lustige ist, man geht ja immer von sich selber aus. Bei mir ist es auch so. Ich bin ja relativ radikal geworden, dass ich irgendwie Sachen aussortiere. Also entweder wegschmeiße, spende oder versuche zu verkaufen. Und man staunt ja eigentlich, was man alles so für Zeugs hat. Also ich habe zum Beispiel, ich hatte so eine Untersetzer, die man sich so unter die Kaffeetasse packen kann, von Super Mario Bros. Die sahen total cool aus, aber ich konnte mit überhaupt nichts mehr anfangen. Und dann habe ich gesagt, okay, hier eBay zu verschenken oder eBay Kleinanzeigen. Und die Leute sind ja wirklich wie die Guppis dann drauf. Also man staunt. Oder Kinderspielzeug ist so ein Classic. Oder wir hatten irgendwie einen alten Fahrradständer. Also es gibt echt viel Zeugs oder Sportgeräte oder, oder, oder.

Christian Wegner: Es gibt verdammt viel Zeug, definitiv.

Joel Kaczmarek: Ja, aber was ich mich natürlich dann frage ist, wie kategorisiert ihr das denn? Also bei den Datenträgern ist das ja relativ easy, da kannst du quasi über ISBN direkt identifizieren, bei was traden die auf Ebay und Co. Und bei Klamotten kannst du vielleicht über die Marken gehen. Also ich sehe, wenn ihr hier irgendwie dieses U-Bub oder U-Bub bei Momox da Klamotten ankauft, ich glaube mittlerweile heißt es Momox Fashion, dann gehen die ja meistens so nach, keine Ahnung, ist das jetzt Hilfiger oder Lacoste oder ist das irgendwie Esprit? und das eine kaufen sie an, das andere nicht und dann gibt es so Fixwerte. Aber Aber wie machst du das denn jetzt, wenn ich dir hier irgendwie die Playmobil Ritterburg verkaufe oder die benannten Tassenuntersetzer oder meine alte Tasse oder so ein Kram? Wie entscheidest du denn, was Wert hat, was ihr ankauft und zu welchem Niveau ihr das wieder weiterverkaufen könnt?

Christian Wegner: Also Hälfte ist Technik, Hälfte ist Mensch. Und Mensch wird über die Zeit weniger durch mehr Technik.

Joel Kaczmarek: Und das funktioniert? Hast du da mal irgendwie so ein bisschen Einblick von hinter den Kulissen, wie man sich das vorstellen muss?

Christian Wegner: Sagen wir mal so, es funktioniert. Es funktioniert gut und wir machen jetzt, also wir haben Start, wir haben unsere Prozesse gebaut, haben unsere Ankaufs, nicht App, sondern noch Web-App. Haben uns noch nicht getraut, die in den Store zu packen und wir dachten, naja, erstmal, muss erstmal alles so funktionieren, dass die Leute happy sind, wollen nicht gleich hier einen Stern Bewertungen haben. Aber Web-App ist auch super, reicht völlig aus, wir kriegen genug Ware. Die gleichen Herausforderungen wie bei Momox und, glaube ich, allen anderen Ankaufsdiensten, weil entweder finden die Leute toll, dass sie zeuglos sind oder wir werden halt manchmal schon sehr extrem beschimpft als übelste Kapitalisten und Abzocker und Schweine. Ja, dazwischen gibt es gar nicht viel.

Joel Kaczmarek: Aber warum denn beschimpfen, wenn ihr Sachen ankauft? Wie kommt das? Also welchen Anlass hat man euch da deswegen zu beschimpfen?

Christian Wegner: Wir werden bestimmt einfach zu einem geringen Preis bieten. Dann habe ich so ein Profil für bezahlt, das ist mein Oma, emotionaler Wert und ihr könnt hier nur.

Joel Kaczmarek: Ich verstehe, was du meinst, wie das zustande kommt. Ich habe bei euch mal so, ich glaube, so Playmobil-Sachen versucht. Ich habe für mein Kind so ein kleinteiliges Playmobil, wo ich weiß, okay, wenn ich das verkaufe, vielleicht kriege ich 15 Euro für, aber dann echt mit viel Hassel und lange einstellen und dreimal neu einstellen und so weiter und so fort. Und ich fand, das Delta war bei mir sehr hoch. Ich hätte es auf 15 Euro taxiert oder 10 oder ich glaube, ich habe zwei Angebote bekommen. Also ist es so, dass ihr auch noch ein bisschen konservativ sein müsst, dass ihr die Preise eher noch ein bisschen niedriger hält? Dass es ein Delta gibt, ist ja klar. Also dass ich nicht den Preis kriege bei euch, den ich am Markt erzielen könnte, das ist ja logisch. Das ist ja quasi das Angebot, was ihr macht. Wort Geld und irgendwie Risiko geht auf euch. Aber ist es trotzdem so, dass ihr noch ein bisschen zurückhaltend seid und erst noch lernt?

Christian Wegner: Ja und nein. Also das ist halt vor allem, Herausforderungen sind halt eher in dem Preissegment. Du hast halt irgendwie so einen Fixkostensatz und der ist, je teurer die Artikel sind, desto kleiner und unsichtbarer wird natürlich irgendwie die Differenz. Und mit ein bisschen Glück kannst du dann auch eher die teuren Sachen, weil wir die dann auch teurer weiterverkaufen können, kriegst du dann wahrscheinlich auch eher fast den gleichen Betrag, als wenn du den selber verkaufst. Wenn du den selber verkaufst, hast du auch noch Provisionen und so weiter. So bei den günstigen Sachen, also jetzt irgendwie 10, 15, 20 Euro und wir haben da unsere 10, 15 Fixkosten, da kann ich so viel machen.

Joel Kaczmarek: Also ihr rechnet die Fixkosten sogar auf das einzelne Item runter. Also du sagst irgendwie, ein Gegenstand mich anzukaufen kostet x Euro. Du sagst gar nicht, ich lege das in die Breite quasi, weil das muss ja eigentlich das Ziel sein, dass ihr so viel Bewegung drin habt, dass euch das trägt.

Christian Wegner: Teilweise rechnen wir halt um, aber wie du schon sagst, wir sind nur noch ein bisschen konservativ.

Joel Kaczmarek: Und wie geht ihr daran, also verkauft ihr eigentlich schon auch aktiv weiter? Weil, also ich habe gesehen, dass ihr schon ankauft, aber ihr habt jetzt zum Beispiel nicht wie Momox ein Medimops, eine eigene Plattform, soweit ich weiß, korrigiere mich aber gerne, über die ihr wiederum veräußert. Also passiert das alles hintenrum, dass ihr euch Profile bei Ebay, Amazon und Co. angelegt habt und Vinted und wie sie alle heißen? Verkloppt das Zeugs dann da oder gibt es auch schon eigene Sachen in der Mache, dass ihr eine eigene Plattform euch baut, wo ihr dann weiterverkauft?

Christian Wegner: Wir sammeln. Echt? Wir sammeln Städte hin und erfreuen uns an den schönen Dingen. Nein, wir haben ein paar Heidenrum-Absatzkanäle und anderen sichtbaren Absatzkanäle haben wir eben halt. Genau, und parallel entsteht halt gerade ein toller Shop.

Joel Kaczmarek: Und habt ihr schon so Lerneffekte, dass ihr irgendwie merkt, okay, ich habe mich echt verspekuliert, keine Ahnung, alte Kriegsmemorabilia oder sowas funktionieren gar nicht, aber Kinderspielzeug geht da voll Skyrocket. Also gibt es da schon so eine Art Ranking, welche Gebrauchtartikel super sind und welche ihr vielleicht auf lange Sicht eher sogar rausnehmen werdet aus eurem Ankauf?

Christian Wegner: Ja, gibt's. Will ich jetzt so viel verraten? Also wir haben auf jeden Fall so ein paar No-Brainer, die wir von Anfang an ausgeschlossen haben. Also jetzt alles militärische Zeug wollen wir nicht haben oder irgendwas, wo ein totes Tier noch sichtbar dranhängt, wollen wir auch nicht haben. Und alles mit Sex und Waffen wollen wir auch nicht haben. Ja, muss nicht sein. Brauchen wir nicht. Genau, und dann kamen, weiß ich nicht, kommen so einzelne Sachen noch dazu. Sie haben am Anfang Brautkleider angenommen. Da dachte ich, ach, Ja, aber ansonsten ist es schon noch recht breit. und letztendlich ein paar Sachen, die funktionieren schlechter, ein paar Sachen, die funktionieren besser, aber das ist noch Betriebsgeheimnis. Wenn wir die Milliarde Umsatz machen und scheißegal ist, wer hinter uns ist, dann gibt es die Liste.

Joel Kaczmarek: Und wie löst du das Problem, dass du ja so laufendes Kapital brauchst? Also es ist ja erstmal sehr vorfinanzierungsaufwendig wahrscheinlich. Wie hast du das Problem angegangen?

Christian Wegner: Meinen Arsch sparen, also mein Sparbuch.

Joel Kaczmarek: Okay, da gehst du echt selber voll ins Risiko, dass du sagst, ich kaufe jetzt hier so Flohmarkt-Style bei den Leuten die gebrauchten Sachen an und guck mal, was ich davon gut weiterverkauft kriege?

Christian Wegner: Ja, also ich gehe im Moment voll ins Risiko, weil ich zu 99,99% sicher bin, dass wir das auch verkauft kriegen, weil wir kaufen ja nicht alles an. Also wir bieten teilweise halt nicht nur, so wie bei dir jetzt hier, so einen Preis, dass wir das halt auch mit dir weiterverkaufen können, sondern wir sagen auch bei jedem zweiten Artikel, nee, du, lass mal, räum mal nicht. Wir werden das Zeug schon los, definitiv. Und ja, aber trotzdem werde ich mal wahrscheinlich jetzt in Kürze meinen Klingelbeutel rausholen und ein bisschen durch die Gegend wandern.

Joel Kaczmarek: Wie ist denn die Quote? Also du hast jetzt gerade gesagt, jedes zweite. Ich weiß nicht, ob es flapsig gemeint war. Habt ihr wirklich so, dass 50 Prozent aller Einreichungen quasi abgelehnt werden? Oder wie sind so die Raten? Das kann man ja vielleicht sagen.

Christian Wegner: Kann man sagen, ja, sind tatsächlich 50.

Joel Kaczmarek: Okay, wow. Aber ist ja, staunt man ja eigentlich fast. Also ich könnte mir vorstellen, dass auch viel Schindler betrieben wird, oder? Also kriegt ihr so viel Schrottanfragen, die euch auch den Kanal verstopfen? Also wo ihr dann Sichtungsaufwand habt und merkt so, okay, da hat einer die leere Bacardi-Flasche fotografiert oder so? Oder geht das?

Christian Wegner: Also damit haben wir auf jeden Fall am Anfang extrem viel gerechnet, ist es aber nicht, gar nicht. Also ich habe definitiv am Anfang gedacht, okay, ja lustig, kriegen wir irgendwie einen Dickpick und hier leeren Bacardi-Flaschen und einen Stinkefinger oder was weiß ich, ist gar nicht, echt nicht. Also wir hatten einmal jetzt vor kurzem, da habe ich auch gerade irgendwie dran gesessen, da hatte ich mal einen Dickpick. Ich habe mich echt einen Tag lang verstört, weil ich auch, ne, weil ich dachte, ich wusste vorher halt kommt, aber dann habe ich gedacht, boah ey, echt jetzt, scheiße, das war echt irgendwie, war Sehr unangenehm so, also für mich. und dann denkst du, oh kacke, wir arbeiten ja auf Frauen und dass meine Tochter jetzt hier gerade vorbeirennt, das war schlecht, aber sonst passiert nicht. Soll jetzt übrigens kein Aufruf sein, ne?

Joel Kaczmarek: Ich verstehe sowieso immer nicht, welchen Anreiz man hat, irgendwie fremden Menschen im Internet seinen Pipan da irgendwie zu schicken, aber okay.

Christian Wegner: Ich verstehe es auch nicht, das ist echt, aber ja, keine Ahnung.

Joel Kaczmarek: Ja, aber ist krass, ich weiß, ich hab's mal gehört, ein Bekannter hatte irgendwie einen Wäscheservice für jemanden aufgebaut, das heißt, du konntest deine schmutzige Wäsche hinschicken im Paket und hast sie gewaschen wieder zurückbekommen und hast dann quasi für die Reinigung gezahlt. und der meinte, war ein Nightmare, war Horror, da haben einige Leute dann irgendwie ihr vollgeschissene Klamotten hingeschickt und so, also völlig schmerzbefreit, ja. Von daher finde ich das ganz interessant, dass du sagst, nee, Herr Toi, Toi, Toi, die Quote da ist eher gering. Aber wenn du sagst, der Klingelbeutel geht bald auf, ist denn das Klima für das, was du da tust, mittlerweile ein besseres? Weil da hat sich ja so viel getan, dass man jetzt sagt, oh, jetzt heißt es nicht mehr Second Hand, sondern Pre-Loft Fashion und wir müssen mehr auf Nachhaltigkeit gucken und Wiederverwertung. Und es gab ja in den USA mal eine riesige Repair-Welle, also dass man so auf Reparaturwerkstätten auf einmal gesetzt hat und so weiter und so fort. Ist das Klima jetzt besser oder wirst du immer noch so mit einem Kaffee abgespießen und komisch angeguckt, wenn du da in so einem VC-Office sitzt?

Christian Wegner: Das weiß ich nicht, werde ich sehen. Ich hoffe nicht. Ob es insgesamt besser ist, weiß ich nicht. Also ich glaube, insgesamt tatsächlich schon Second-Hand ist. jetzt schon vor 10, 15 Jahren war Second-Hand halt so echt so, wenn er erzählt, ich mache Second-Hand, dann waren gleich alle weggerannt. Das ist jetzt, glaube ich, anders, aber ich glaube, haben halt auch ein paar verkackt. Nicht so gut. Also jetzt nicht alle, die Second-Hand machen, jetzt so mega extrem erfolgreich unterwegs sind.

Joel Kaczmarek: Weil ich habe mich auch manchmal gefragt, wenn ihr da Sachen geschickt kriegt, also wie oft sind die vielleicht auch noch beschissen und ihr merkt es erst vor Ort. Also, dass man dann irgendwie sieht, auf der Unterseite war was abgebrochen oder es riecht irgendwie wie so ein Schlot, weil die Person Raucher war, die das geschickt hat und so weiter. Das heißt, sowas müsst ihr ja wahrscheinlich auch nochmal einpreisen, dass das Zeug zu euch kommt, ihr habt einen Versand gezahlt und könnt es an die Tonne hauen, ne? Ist das irgendwie ein großes Problem?

Christian Wegner: Das sind, ja, erfahrungsgemäß je nach Kategorie. Also bei so einem Buch ist es eher weniger. Bei Kleidung geht es eher, geht es glaube ich teilweise fast Richtung 50 Prozent tatsächlich nochmal von den Runden.

Joel Kaczmarek: 50 Prozent?

Christian Wegner: Ja.

Joel Kaczmarek: Wahnsinn.

Christian Wegner: Und die Mitte liegt dann irgendwo in der Mitte.

Joel Kaczmarek: Okay, aber ist ja krass. Aber dann kriegt man ja langsam mal so ein Number-Crunching-Gefühl. Also 50 Prozent aller Vorschläge, die ihr kriegt, müsst ihr schon ablehnen, bevor sie da sind. Und dann teilweise, sagen wir mal, zwischen 30 und 50 Prozent, wenn sie bei euch sozusagen auf dem Tisch liegen, müsst ihr auch nochmal sagen, okay, war ein Griff ins Klo. Und da hast du dann schon einmal irgendwie drei, vier Euro versenkt in den Versand. Also ist ja brutal. Da muss ja aber der andere Kram sich echt gut rechnen.

Christian Wegner: Und der Kollege, der hat angeguckt und auch noch was haben.

Joel Kaczmarek: Wie viele Kolleginnen hast du denn eigentlich schon? Also mit was für einer Struktur arbeitest du denn? Wie viele Menschen sind bei dir tätig? Was hast du so an Infrastruktur aufgebaut?

Christian Wegner: Angefangen habe ich jetzt knapp vor zwei Jahren so mit der ersten Idee und Bock, das jetzt nochmal zu machen. Und dann war aber auch so nach Momox erstmal so ein bisschen die Luft raus und dachte, naja, für was mache ich das jetzt? Für mein Ego, für Geld? Keine Ahnung. Und dann war so die Gründung, naja, haben wir jetzt hier drei, vier Leute, drei Gründer und wir machen einfach mal so, machen so ein Also so ein Teilzeit-Startup aufzubauen, so ein bisschen mit chillen und nebenbei so ein Produkt entwickeln, so lief das, glaube ich, auch erst mal eine Weile. Und ja, hat sich halt mittlerweile schon doch wieder komplett gedreht, weil neueste Erkenntnis, Startup im Teilzeit-Modell kann funktionieren, muss aber nicht. Und ich glaube, für mich funktioniert es nicht. Deswegen jetzt wieder all in. Und wir sind jetzt, wir haben ja gegründet hier in Corona, da ist Office haben wir nicht. Brauchen wir glaube ich erstmal nicht, wer weiß, mal sehen vielleicht. Und sind jetzt acht Leute, die halt irgendwo sitzen und der Rest tummelt sich halt in der Logistik. Also auch da, wieder, du sagst hier zu Recht, 15 Euro ist das gefühlt für dich wert, kriegst zwei, ihr Abzocker hat 13 Euro, aber selbst da müssen wir, wir können halt im E-Commerce, wenn wir erfolgreich sein wollen, können wir halt auch nicht einen riesen Overhead aufbauen, dauerhaft nicht. Das wird halt auch nicht funktionieren. Also auch da, ich brauche super schlanke Prozesse und ja, alles muss sehr schlank sein.

Joel Kaczmarek: Und wenn du sagst Logistik, also habt ihr die quasi ausgelagert oder habt ihr da einen eigenen Standort für?

Christian Wegner: Wir haben einen eigenen Standort, genau. In Wirkenwerder mit Techno Keller.

Joel Kaczmarek: Wollte gerade sagen, war das nicht das, wo die da bei euch die Toiletten gestürmt haben und die dann mal zu Bruch zerkloppt haben, weil sie da Party drin gemacht haben?

Christian Wegner: Ja genau, also es war Anfang des Jahres war da Party im In den Toilettenräumen. Aber letztendlich war es mehr gute PR für uns.

Joel Kaczmarek: Also wenn ich in euer Büro einbrechen würde, würde er Party machen als Student. Dann hätte ich das nicht auf der Toilette gemacht oder so, sondern eher so, keine Ahnung, im Konferenzraum oder mit dem Logistikkran hier so. Wie hieß der Typ immer? Gabelstapler Sam? Oder wie hieß der Typ, der immer da so, naja, you know what I mean? Gabelstapler Klaus. Dankeschön. Ja, guck, so hieß der. Nee,

Christian Wegner: da ist eine große Halle, 10.000 Quadratmeter Lagerhalle und da kommen wir auch nicht rein, aber man kommt, wenn man eventuell vielleicht da so ein Mieter ist und Schlüssel hat, dann kommt man halt unterirdisch, sind halt so Katakomben, also ist schon eigentlich quasi ein Club unter der Halle und da sind Toilettenräume und Umkleideräume und da kann man schon Party machen.

Joel Kaczmarek: Okay, ich sehe hier ein zweites Geschäftsmodell auf dich zukommen. Sehr gut. Mal sehen. Aber krass, ich meine, da hast du dir ja wirklich aber auch ein bretthartes Thema ausgesucht. Also ich finde es ja auf der einen Seite finde ich es echt ein Träumchen, weil ich mir halt sage, ich habe ganz oft so Items, wo ich denke, da habe ich echt keinen Bock mehr, so dieses ganze Red Race da zu geben, das immer wieder einzustellen auf den gängigen Plattformen, weil da musst du es ja zwei, dreimal teilweise einstellen, wenn dir das zu geizig ist, hier irgendwie bei Kleinanzeigen die Sichtbarkeitsindizes da wie hoch zu treffen. schreiben und dann hast du hier, was ist letzter Preis? und so weiter und so fort. Von daher, also den Case verstehe ich sofort, aber wenn ich jetzt die Zahlen höre, wie viele Sachen du ablehnen musst, wie viele dann vor Ort kacke sind und dann auch so diese Kundenzufriedenheit gehändelt kriegen, war das bei Momox auch schon so krass, weil boah, hast ja total recht, wenn einer sagt, ja hier, du, ey Mann, ey, den Topflappen, den hat meine Oma mir geschenkt und die ist gerade letztes Jahr gestorben, du Arschloch und du gibst mir dafür nicht mal 10 Cent, lalala, das kann ich mir total vorstellen. Ist das so ein bisschen inhärent bei dem Thema oder ist das bei euch nochmal auf Steroiden das Problem?

Christian Wegner: Prinzipiell hast du ein Modell, wo du denkst, boah, geil, ist für alle da. 100 Prozent, all in. Jeder hat irgendwie ein Buch, was er verkaufen will. Jeder hat Zeug zu Hause, was er irgendwie nicht mehr braucht. Also theoretisch ist es für alle da. Gut, und dann fliegen da halt ein paar raus. Ein paar sagen auch, nee, das ist jetzt zu wenig Geld oder auch natürlich fliegen die raus. Also wenn wir sagen, wir leben bei Fashion irgendwie 40, 50 Prozent ab hinterher oder über alle Kategorien 20 Prozent, dann heißt das natürlich nicht von jedem Kunden, dann sind das eher so Extreme. Also von vielen kommt die Ware an, wir behalten die alle schick. Von einigen geht dann tendenziell eher fast alle zurück, weil die dann ja denken, okay, wenn ich, keine Ahnung, mein Porzellan hier schon siebenmal runtergefallen, fünfmal geklebt, geht schon noch. Dann geht es aber halt für uns nicht so. Die fliegen halt raus, sagen, Leute, die halt nicht so super oder auch nicht nur gut mit ihren Sachen umgehen und die halt die preissensitiv sind, ja, dafür bleiben trotzdem noch genug hängen. Also, ja, alle die, wie du richtig sagst, die sagen, okay, ey, krieg hier noch irgendwie ein paar Mark, Euro und hab halt keinen Bock irgendwie auf den Marktplatz oder das ist mir, ne, kann hier halt irgendwie 10 Sachen verkaufen oder 20. und Dann habe ich da einen Partner und der ruft mich nicht früh um fünf an und sagt, hier, letzter Preis. Sondern es geht halt irgendwie so smooth durch. oder wir versuchen, dass es smooth durchgeht. Und ja, das sind die, die am Ende hängenbleiben. Und wenn es am Ende fünf Prozent sind von der Bevölkerung, die Sachen an uns verkaufen, haben wir mehr als genug Ware.

Joel Kaczmarek: Wie wichtig ist dir denn Purpose eigentlich? Also dieser Aspekt, es gibt nur einen Planeten, sollte man nicht irgendwie mehr Dinge reparieren oder weiterverkaufen, teilen und so. Wie ernst nimmst du das und was siehst du da? Also das Schönfinden ist ja das eine, aber auch mal zu gucken, wie viel kann man wirklich retten? Wie viele Leute sind da dazu bereit? Weil ich habe manchmal so den Eindruck, dass das, wenn ich was verkaufe online, habe ich das Gefühl, die Leute können es ja neu billiger kaufen, teilweise als gebraucht und es ist so eine Wegwerfgesellschaft geworden. Wie ist denn da deine Haltung zu?

Christian Wegner: Ja, das frag ich mich auch immer wieder. Ich glaube tatsächlich, leider, auch wenn ich jetzt wahrscheinlich nur noch halb so viele LinkedIn-Follower haben werde, ich glaube, primär macht mir schon Business Spaß. Also ich finde es toll, so Sachen voranzutreiben. Aber ich glaube, ich würde halt auch nicht irgendwas machen, was entweder scheiße wäre. Also würde ich nicht machen. Irgendwann habe ich angefangen wegen Geld und dann ist mir irgendwann aufgefallen, hey, was du hier machst, ist ja irgendwie gut. Wenn ich jetzt Waffenhändler wäre, hätte ich nicht so ein Wetter dafür, bei dem, was ich mache. Und genau, deswegen finde ich das toll, dass wir da ein Produkt haben, was irgendwie auch noch was bringt. Also deswegen mache ich es und gleichzeitig treibt mich das aber doch immer wieder mehr an. So, Punkt. Also ich glaube prinzipiell, zugrunde, die wir Business machen, sonst würde ich halt ein eV gründen. Oder würde irgendwie eine Stiftung machen oder gibt ja so viele Sachen, wo du mit irgendwie die Welt retten, weiß ich nicht, aber zumindest ein bisschen minimal besser machen. Business an sich finde ich schon geil. Ich würde es nicht machen, wenn es halt irgendwie Blödsinn wäre. Ich würde nicht hier Leute mit dem Fahrrad durch die Gegend schicken. Nein, Quatsch, das ist bestimmt auch gut. Und gleichzeitig merke ich aber auch immer wieder in so einer ruhigen Minute, ey Mensch, schon geil und so die Vision, die dahinter steckt. und wenn es kommt, dann ist es quasi nochmal so ein Kicker. Aber prinzipiell, ich weiß gar nicht, da bin ich auch immer mit mir uneins bei der Frage, können Unternehmen die Welt retten oder Unternehmen die Welt verbessern? oder ist das doch alles Quatsch? Bildet man sich das ein als Unternehmen, ist man am Ende der Kunde entscheidet. Der Kunde ist der, der treibt. Wenn allen Menschen das völlig scheißegal wäre, würde auch nie jemand irgendwo kaufen, wo ein Unternehmen hintersteckt, was sagt, ich will die Welt retten. retten. Eigentlich sind es die Kunden und der Unternehmer ist ja quasi nur der Dienstleister, der Knecht vom Kunden und nicht der Star in der Manege.

Joel Kaczmarek: Wenn du mal zu früh vergleichst, kriegst du die Sachen denn auch nach wie vor gut abverkauft oder ist es schwerer geworden, gebrauchte Dinge wieder weiter zu verkaufen?

Christian Wegner: Ich glaube, das ist, ja, also wir sind jetzt halt mit anderen Produkten unterwegs. Aber prinzipiell mache ich mir da keine Sorgen. Also sicherlich, wir müssen halt aussieben. Und ich glaube, das wird halt am Ende da. Haben wir jetzt wieder, gerade damals, als bei Momox so ein bisschen losging, da war gerade die Bankenkrise und so. Ich glaube halt, in so Krisenzeiten ist halt, second hand ist halt auch immer unabhängig jetzt von Natur und Nachhaltigkeit. Das wird halt schon ein Thema. Auf der einen Seite habe ich dann vielleicht ein paar Millionen Sachen am Lager liegen, da muss man halt keine Sorgen machen um irgendwelche Lieferketten. Jetzt soll ich es halt da instant hier irgendwie durchs Land schicken. Ich muss nicht Dampfer aus China kommen. Und gleichzeitig ist halt, keine Ahnung, was die nächsten Monate so passiert. Ich hoffe, es wird nicht so schlimm, wie alle denken. Aber teurer wird halt auch alles. Und dann ist halt und das ist immer noch, glaube ich, der Hauptanreiz oder Hauptargument, warum Menschen second-hand kaufen, ist halt Preis. Also Irgendwie ein Artikel und der sieht in der Regel jetzt gerade, wenn du ein professionelles Secondhand kaufst, guckt dann, wenn die halt vorher refurbished oder geputzt oder weiß nicht was, dann sehen die halt auch meist aus wie neu. Kostet aber nur die Hälfte. Und das ist eigentlich das Hauptargument, warum Menschen Secondhand kaufen. Und wenn auch da wieder eine Kursweitung günstig ist und natürlich on top habe ich auch noch ein Wissen dabei, weil so, ich spare auch die Ressourcen, aber

Joel Kaczmarek: Steckt dir da viel Geld und Aufwand eigentlich rein, die Waren auch noch aufzubereiten? Also brauchst du dann da irgendwie so eine kleine Fotoboxen, dass man es irgendwie gut beleuchtet, fotografiert, putzt ihr das, bereitet ihr das auf oder geht das relativ deutlich schnell weiter?

Christian Wegner: Das hängt davon ab. Also ja, natürlich alle Artikel 20, 30 Euro Verkaufspreis, da können wir nicht viel dran machen. Aber wenn es jetzt, wenn wir jetzt halt so Kaffeemaschinen, bei der Kaffeemaschine, da stecken wir schon lieber rein, ne?

Joel Kaczmarek: Kann man denn eigentlich auch gut Marketing für das Thema machen? oder ist das so ein Word-of-Mouth-Thema, dass man auf Empfehlungsmarketing setzt, dass Leute, die bei euch verkauft haben, das ihren Freunden erzählen und sagen, hier, guck mal, ist super, kannst du hinschicken und so weiter. Wie geht ihr daran?

Christian Wegner: Ja, weiß nicht. Ich glaube, jetzt so groß an die Influencer herantreten, ist wahrscheinlich nicht Thema und haben wir auch nicht geplant. Jetzt nehme ich dich als Influencer und sage, hey, Lego, hätte ich 15 Euro gekriegt, hier habe ich zwei gekriegt. Super Deal.

Joel Kaczmarek: Da gibt es ja auch noch andere Disziplinen. SEO, Facebook und Co.

Christian Wegner: Genau, wir machen einfach Performance-Marketing. Und dann halt auch eher erstmal breitstreuen.

Joel Kaczmarek: Nicht schlecht. Na gut, ich bin ja mal gespannt. Also klingt ja nach irgendwie einem echt herausfordernden Unterfangen, aber wenn jemand sagt, ich bin ehrgeizig und Überzeugungstäter und dann merke ich auch noch irgendwie, die Vision ist nicht so ungeil, dann bin ich neugierig drauf. Aber ich glaube, du hast wahrscheinlich oft in deinem Leben zu hören gekriegt, es wird doch nie was. und so Beispiele wie Momox haben ja das Gegenteil bewiesen. Von daher, drück dir da die Daumen, Christian. Also ich bin gespannt.

Christian Wegner: Das verfolgt mich schon mein ganzes Leben lang. Ich glaube, ich kann mich auch mal nicht so gut selber verkaufen oder so, aber gleichzeitig, immer wenn ich irgendwas mache und die mehr Leute mir sagen, du, ich weiß nicht, ich glaube nicht, dass das klappt, desto mehr treibt mich das an. Das ist für mich immer so ein Motivationsschub nochmal mehr aus.

Joel Kaczmarek: Okay, Christian. Also wir alle glauben nicht daran, dass das funktioniert. Das ist richtig kacke. Deswegen, also gib Gas. Nein, Spaß beiseite. Ich merke ja, dass du das irgendwie auch immer auf Social irgendwie sehr, ja, du hast ja so einen sehr direkten Style. Ich finde, auf Social Media funktioniert das immer ganz gut, deine Post sich anzugucken, so auf LinkedIn. Und deswegen, ich wünsche dir da ganz viel Erfolg mit, dass das funktioniert, weil ich glaube, wir brauchen mehr solcher Ansätze und dass Leute auch mal sagen, ich nehme jetzt mal hier meine private Mark und versuche da mal was zu tun, wo ich Business und irgendwie Nachhaltigkeit verbinde. Das gibt es ja so wenig. Von daher danke ich dir ganz herzlich, dass du mich mal mit hinter die Kulissen genommen hast und werde das weiter verfolgen und drücke dir ganz fest in die Daumen.

Christian Wegner: Danke, danke, danke. Und danke, dass du mich endlich mal eingeladen hast nach 15 Jahren.

Joel Kaczmarek: Ja, endlich. Wir sehen uns dann in den nächsten 15 dann wieder oder nach 15. Ciao, ciao. Bis dann, ciao.

Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.