Happy Birthday Zattoo – seit 15 Jahren Fernsehen über das Internet

17. Juli 2020, mit Joel Kaczmarek

Dieses Transkript wurde maschinell erstellt. Wenn dir ein Fehler auffällt, schreib uns gerne zu diesem unter redaktion@digitalkompakt.de.

Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Podcast von digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute haben wir ein Audioprodukt über ein visuelles Produkt. Es geht nämlich um das schöne Unternehmen Zattoo. Ich muss gleich mal lernen, ob ich es richtig ausgesprochen habe. Ich glaube aber schon und es ist für mich ein bisschen eine Rückkehr zu den Wurzeln oder einigen Wurzeln. Ich habe nämlich vor gefühlt fünf, sieben Jahren schon mal mit der Geschäftsführung von Zattoo ein Interview geführt. Von daher bin ich mal gespannt, was sich seitdem getan hat. Das sozusagen mal als kleinen Kick-Off. Lieber Nick, herzlich willkommen. Schön, dass du da bist. Sag doch mal ein, zwei Sätze zu dir, zu deiner Firma und dann tauchen wir mal straight ein.

Niklas Brambring: Herzlichen Dank. Zu mir, ich mache es kurz. Ich bin seit knapp 14 Jahren bei Zattoo. Alles davor ist schon lange her. Ich war mal bei einer Strategieberatung, habe Jura studiert. Aber bin jetzt voll im Fernsehgeschäft mit Zattoo. Und zu Zattoo ist es noch älter. Ich bin nicht der Gründer von Zattoo, sondern durfte ein Jahr später dazu kommen. Wir feiern gerade 15. Geburtstag und machen grundlegend immer noch das Gleiche wie am Anfang, nämlich Fernsehen übers Internet streamen. Haben das Geschäftsmodell ein bisschen ausgeweitet, aber dazu kommen wir gleich noch ein bisschen.

Joel Kaczmarek: 15 Jahre, da bist du ja im Internetjahren, ist ja so wie Hundejahre, mal sieben, da bist du ja schon halbes Siemens, würde ich sagen, als Startup.

Niklas Brambring: Ja. Fühlt sich manchmal so an.

Joel Kaczmarek: Vielleicht fangen wir mal mit eurer Gründungsgeschichte an, dass wir die Leute mal ein Stück weit abhören, wie ihr eigentlich gestartet seid, was damals so eure Mission war und ob sich das bis heute quasi verändert hat. Wenn du sagst, 15 Jahre Jubiläum ist ja auch mal ein schöner Zeitpunkt, um mal zurückzugucken. Wie waren eure Anfänge mit Zattoo?

Niklas Brambring: Total, wir hatten letzte Woche erst eine kleine Jubiläumsfeier und da auch nochmal einen Kollegen dabei, der von Anfang an dabei war, jetzt nicht mehr da ist. Zwei Kollegen, die noch dabei sind, von Anfang an dabei waren. Also wir haben das gerade Revue passieren lassen. Das Ganze ging los in Ann Arbor, Michigan. Das ist ein wunderbares, nettes Städtchen in der Nähe von Detroit. Und da hat eine Gruppe von Studis mit dem Professor Sugi Jamin, einer der beiden Co-Founder, eine Streaming-Technologie für Live-Streaming von Video-Inhalten gebaut. Und Sugi Jamin hat das zusammen gemacht. Mit Bea Knecht, die beiden kennen sich aus Studentenjahren, zusammengebracht. Sie ist diejenige, die das Business-Modell dazu gebracht hat und die Idee, eine Firma wirklich daraus zu machen. Indem sie nämlich gesagt hat, lass uns das nutzen, um wirklich Fernsehen übers Internet zu bringen, damit man Fernsehen eben auch damals auf dem Laptop, mobile war noch nicht so, Fernsehen eben auf dem Laptop konsumieren kann. und nicht nur in seinem Fernsehgerät im Wohnzimmer. Und so ging es dann los. 2005 wurde das gegründet und 2006 passend zur Weltmeisterschaft in Deutschland startete der Service in der Schweiz zunächst.

Joel Kaczmarek: Wie kommst du sozusagen zu der Länderwahl? Also irgendwie warum in den USA begonnen, dann in der Schweiz gegründet? Was ist sozusagen die Historie dahinter?

Niklas Brambring: Das große Thema sind die Fernsehrechte. Die braucht man. Zattoo ist von Anfang an sehr, sehr klar positioniert gewesen, nicht als Wild-West-Unternehmen das einfach mal loslegt, sondern sehr klar darin, die Rechte erstmal zu klären. Und wenn man im Fernsehsender, ob öffentlich-rechtliche wie ADZF oder private wie RTL und ProSieben streamen möchte, dann muss man entweder mal mit denen sprechen oder in der Schweiz ist das so geregelt, dass es da eine Verwertungsgesellschaft gibt, die alle Rechte hält, so ähnlich wie die GEMA hier in Deutschland. Und da gibt es einen Tarif, da meldet man sich an, bezahlt Geld für jeden Nutzer, der auf der Plattform was konsumiert. und darf dann diese Signale nehmen und weiterverbreiten.

Joel Kaczmarek: Und euer Geschäftsmodell besteht dann im Prinzip darin, dass ihr Memberships verkauft und auch, also ich weiß bisher war es immer so, dass ihr auch eine Free-Version habt. Die habt ihr, glaube ich, auch immer noch. Ich habe immer fleißig E-Mails von euch gekriegt, also ich bin auch Nutzer, dass ihr ein bisschen was umgestellt habt. Vielleicht können wir mal den geneigten Hörer und die geneigte Hörerin dazu abholen, wie ihr quasi monetarisiert. Dann hangeln wir uns, glaube ich, echt sozusagen Stück für Stück vor.

Niklas Brambring: Sehr gerne. Also die Grundidee und auch zu Anfang ausschließlich, Die Art Geld zu verdienen war, beim Kanalwechsel kleine Werbefenster zu schalten. Also der Service war kostenfrei und damals eben gedacht als Ergänzung zu dem Fernsehen, das die meisten Menschen ja sowieso haben, über Kabel oder Satellit im Zweifel, manche ja noch über Antenne. Dieses Fernsehen ist eben wirklich gebunden an den großen Screen. und dann war die Idee, hey, lad dir die App runter, damals war das auch für den PC noch eine App, weil das auch Peer-to-Peer basierte und leg los, Fernsehen zu schauen, dann konsumierst du ein bisschen Werbung und so finanziert sich der Service. Wir haben nach wie vor ein Free-Angebot, was werbefinanziert ist. Mittlerweile ist der klare Fokus innerhalb unseres Business-to-Consumer-Geschäfts, aber auch den Subscriptions. Das liegt einfach daran, dass erstens die Rechte teurer geworden sind. Also Fernsehsender wollen letztlich auch nicht nur über Werbung Geld verdienen, die sie schalten, sondern auch an der Plattform Geld bekommen. Das ist auch fair, weil das ja gute Inhalte sind. Das heißt, das bekommt man schwer refinanziert über ein reines Free-Produkt. Und zum anderen, wenn wir über HD sprechen, über Investments in Features sprechen und so weiter, ist das rein über Pre-Roll-Ads schwer finanzierbar. Deswegen der Fokus ganz klar auf unserem Subscriber-Geschäft.

Joel Kaczmarek: Verstanden. Subscription als ein zunehmend relevantes Modell. Was habt ihr da genau für Ansätze? Also was kriege ich quasi für welches Paket?

Niklas Brambring: In Deutschland und der Schweiz haben wir leicht unterschiedliche Modelle. In Deutschland zahlt man für die erste Subscription-Stufe 10 Euro. Und das vergleichbar mit einem normalen Kabelanschluss. Also man hat alle Free-Sender, die relevant sind, in HD-Qualität und kann die auf allen Devices streamen. Und für 14 Euro im Monat bekommt man zusätzlich ein Net-PVA. Also man kann in unserer Cloud Sachen abspeichern und auf allen Devices abrufen. Und andere Timeshift-Möglichkeiten, also eine Sendung vom Start weg schauen und zum Teil auch Inhalte on demand abrufen. In der Schweiz ist es etwas anders, da sind wir etwas günstiger, weil die Rechte dort günstiger sind. Da kostet unser Angebot 10 Franken im Monat und für 10 Franken, das ist ein bisschen weniger als 10 Euro, bekommt man dann schon ein Net-PVA und sogar 7-Day-Catch-Up. Also wirklich jede Sendung, die man verpasst hat, kann man bis zu sieben Tage später auch noch schauen.

Joel Kaczmarek: Sind die Schweizer anspruchsvoller oder warum muss man da sozusagen mehr bieten für weniger Geld?

Niklas Brambring: In der Schweiz, ich hatte schon die Verwertungsgesellschaft erwähnt, bekommen wir alle Rechte, die wir brauchen, inklusive diesem Seven-Day-Catch-Up über die Verwertungsgesellschaft. Das ist ein öffentlicher Tarif, kein Geheimnis und können da ein 10-Franken-Angebot auch profitabel betreiben. In Deutschland ist es so, dass die Rechte individuell verhandelt werden. werden mit den Sendern und in Summe teurer sind. Auch das ist kein großes Geheimnis in der Branche, sodass wir uns schlicht und ergreifend nicht erlauben können, für 10 Euro ein Angebot zu bringen, wo noch zeitversetzte Features in dem Umfang enthalten sind.

Joel Kaczmarek: Gut, mal eine ganz banale Frage, wenn ich jetzt in eurer Free-Version bin und da kommt Werbung zwischen den Blöcken, also ich switche irgendwie von, keine Ahnung, Sender A zu Sender B rüber, macht ihr das dann so, dass ihr quasi den zweiten Sender, zu dem ich hinwechse, kurz anhaltet, dass der quasi getaped wird und ich dann irgendwie weitersehe oder überlagert eure Werbung deren Inhalte?

Niklas Brambring: Also Wenn wir von rein linearem Fernsehen sprechen, switchst du dann eben entsprechend, ich sage mal, wenn der Werbeblock zehn Sekunden dauert, zehn Sekunden später in den Sender rein. Also du verpasst quasi die ersten zehn Sekunden gegenüber dem Direktreinseppen, wenn man so will.

Joel Kaczmarek: Und wie ist so insgesamt die Marktlage mit den Sendern? Also wart ihr auch schon mal in der Situation, dass es euch passiert ist, dass ihr mit einem der Partner irgendwie keinen Tarif finden konntet, dass man dann irgendwie einen Sender nicht hatte. oder gelingt es euch wirklich immer alle unter ein Dach zu kriegen, weil davon lebt es ja, glaube ich, so gefühlt? dass das so wie Fernsehen ist, nur halt über die Internetleitung.

Niklas Brambring: Also wir hatten tatsächlich immer wieder auch Situationen, wo uns Sender fehlten, auch relevante Sender. Und das ist blöd für beide Seiten, denn unser Angebot ist weniger gut und der Sender bekommt ja Geld von uns und Reichweite, die wiederum für die Werbefenster relevant sind. Also insofern ist schon ein großes Interesse auf beiden Seiten, dass man sich findet. Und im Ergebnis haben wir, das sieht man in unserem Line-up in Deutschland, uns dann auch mit allen Sendern gefunden.

Joel Kaczmarek: Nun gibt es ja bei euch, finde ich, so ein paar No-Brainer-Fragen. Also eine, die einem vielleicht gleich kommt, ist so das ganze Technische. Ich erinnere mich, als ich das letzte Mal irgendwie, ich glaube es war WM, geguckt habe, dass ich teilweise draußen die Leute schon halb jubeln hören und wirklich 40 Sekunden später oder so erst die Torszene gesehen habe, die andere schon über Satellit oder Kabel früher mitbekommen haben. Also das mal so als ein Thema aufzunehmen. Oder andere Leute monieren ja, glaube ich, gerne mal, dass es hakt oder hängen bleibt. Also man möchte meinen, das sollte eigentlich kein Thema mehr sein, weil ja irgendwie Netflix und Co. auch sowas mittlerweile ganz gut hinkriegen. Also der Markt ist sicherlich gereift, aber ist Technologie noch ein Thema, wenn ich Fernsehen über Internet schaue, was mir quasi das Erlebnis irgendwie verhageln kann?

Niklas Brambring: Das ist immer noch die Kernqualität, die so ein Service bieten muss und an der wir laufend arbeiten. Also bevor man fancy Features aushäckt, muss das wirklich stehen und man hat es eben auch nicht 100% in der eigenen Hand, da man ja OTT geht, also letztlich auch auf die Verbindung angewiesen ist, die einem die jeweiligen ISPs zur Verfügung stellen. Das Thema Delay und Qualität zum Beispiel ist ein Gut ist, weil das auch Zielkonflikte aufzeigt. Also je mehr Delay man einbaut, desto mehr kann man auch buffern. Bei Netflix ist ja kein Problem. Das haben die alles on demand zur Verfügung. Die können das alles absolut optimieren darauf, dass möglichst viel gebuffert wird. Dann hast du auch keinen Haken mehr. Wenn du den Delay, ich sage jetzt mal, probierst auf zwei, drei Sekunden runterzubringen, um wirklich diesen Effekt des Torjubelns gar nicht mehr zu haben, dann kannst du eigentlich überhaupt keinen Buffer mehr haben. und der kleinste Problem in der Internetleitung führt sofort zu einem Ruckeln. Und nach unserer Erfahrung ist für den Nutzer das Ruckeln deutlichst störender als der Delay. Das Delay-Thema ist so eins, das in der Regel alle zwei Jahre zur EM und WM wieder auftaucht. Es ist auch ein Thema, wir haben tatsächlich Gerade vor zwei Wochen, glaube ich, einen großen Durchbruch hinbekommen mit Strömen, die jetzt unter 10 Sekunden Delay haben. Damit sind wir so auf der Augenhöhe mit der Deutschen Telekom und ihrem IPTV-Produkt. Nahe 0 Sekunden im Vergleich zu einem Satellitensignal wird man nicht kommen. Aber damit liegen wir, glaube ich, schon sehr gut und müssen schauen, ob wir damit auch die Qualität wirklich liefern können oder ob wir vielleicht doch den Puffer etwas wieder hochschrauben müssen.

Joel Kaczmarek: Und ich glaube, die zweite immer auf der Hand liegende Frage ist ja so ein bisschen blasphemisch, dass man eigentlich mal fragen darf, hat lineares Fernsehen eigentlich noch eine Zukunft, wenn man sich so anguckt, was im Markt passiert? Also Amazon Prime, Netflix, Disney+, Apple mit eigenen Angeboten, also sehr starke, sehr gut gemachte Content-Angebote, die komplett zeitunabhängig sind. Dann habe ich noch so eine ganze Ecke, wo wir quasi, also wo du und ich vielleicht schon fast ein bisschen zu alt sind, sprich so YouTube, Twitch, also wo Jugendliche, gerade junge Menschen halt wirklich teilweise komplett non-live gucken, wo man sagt, klassisches Fernsehen erreicht die teilweise gar nicht mehr. Also wäre ja eigentlich naheliegend, euch zu fragen, ob eure Zielgruppe nicht sukzessive ausstirbt über die nächsten 20, 30 Jahre.

Niklas Brambring: Also ich fange mal mit YouTube an, das ist auch 15 Jahre alt, wurde im gleichen Jahr gegründet wie Zattoo und ich finde es total klasse. Also ich schaue mir immer wieder Sachen an, die ich gezielt suche und natürlich dann auf YouTube finde. und gleichzeitig ist unser fester Glaube, dass Und Fernsehen jetzt im weiteren Sinne als das, was regionale Fernsehsender produzieren an Inhalten, ob das die öffentlich-rechtlichen sind mit politischen Talkshows, mit Nachrichtensendungen, auch das, was die Privaten machen, ob das Bachelor in Paradise ist oder Germany's Next Topmodel oder was. Es muss mit jedem alles gefangen, aber das hat eine hohe Relevanz. Und nicht alles davon würden Netflix und Amazon gleich auch noch mitmachen. Die machen fantastische, global funktionierende Inhalte und gleichzeitig gibt es doch dieses Bedürfnis nach regionalem Content. Und für mich ist jetzt diese Shutdown-Zeit ein wunderbares Beispiel dafür, wo die Fernsehnutzung nach oben ging und ist für mich jedenfalls wichtig, Keine schöne Vorstellung wäre, wenn ich jetzt nur noch Netflix und Amazon gucken könnte, ohne mal zu schauen, was Frau Merkel zu sagen hat oder vielleicht Berneville diskutiert wird. Deswegen ist das, glaube ich, ein Miteinander, was man im Moment schön sehen kann, von dem wir überzeugt sind, das wird es auch weiter bleiben. Die Frage ist, wird das weiter so viel bleiben? Die Deutschen gucken ja im Schnitt irgendwo knapp vier Stunden Fernsehen am Tag. Das kann ich mir kaum vorstellen. Ich kenne niemanden, der von sich sagen würde, ich gucke vier Stunden Fernsehen am Tag. Aber es muss ja auch nicht so viel sein. Um 10 Euro im Monat für etwas locker zu machen, reicht es ja vielleicht, wenn man im Schnitt eine Stunde schaut, ist ja auch schon eine ganze Menge. Das ist etwas, womit sich die Fernsehsender auseinandersetzen müssen, weil dann plötzlich viel weniger Werbung zu verkaufen ist. Aber als Plattformbetreiber, wie wir es sind, reicht ja mal die Überzeugung, dass Fernsehen insgesamt seine Relevanz und seinen Platz behalten wird, auch wenn die durchschnittliche Sehdauer wahrscheinlich sinken wird. Das sieht man doch in allen Forecasts.

Joel Kaczmarek: Also bei mir ist es zum Beispiel so, ich mache Zattoo immer an, wenn ich Formel 1 gucke oder ein Fußballspiel ansteht, Bundesliga, EM, WM. Bei anderen Leuten ist es vielleicht der Tatort, dann hast du recht, dann ist es vielleicht mal irgendwie die nächste Germany's Next Topmodel-Folge. Also ich glaube, da hat jeder schon so seine Buckets. Spielfilme verlieren wahrscheinlich immer mehr an Relevanz im TV-Bereich, es sei denn, die sind sozusagen separat für dieses Medium gemacht, wie jetzt der Tatort. Also gefühlt seid ihr, glaube ich, so ein Baustein zwischen anderen Filmen. Also gefühlt hat man irgendwie ein YouTube für, sagen wir mal, Konserve und viele so userkreierte Sachen. Wenn man Special Interest mag, ist man bei Twitch, hat man das noch drauf und ansonsten vielleicht eine der irgendwie zahlreichen Video-on-Demand-Dienste plus dann irgendwie TV. Also für mich ist das so ein Bouquet. Ich glaube so den Eindruck, das buffert sich sozusagen ein Stück weit zusammen. Frage, was ich mir immer stelle ist, ist euer USP sozusagen hoch genug, weil was ihr am Ende des Tages tut, ist rechte Einkaufen von Erstellungen Dritter, die könnten sich auch andere einkaufen, also auch so ein Amazon könnte ja sagen mit seinen Channels jetzt, ich gehe hin, kaufe mir irgendwie das deutsche Fernsehen ein, speziell irgendwie vielleicht bestimmte Sachen fokussiert und z.B. reichere mein zeitversetztes Angebot jetzt auch noch um tagesaktuelle lineare Inhalte mit an. Ist das ein Thema, was euch beschäftigt, ist das ein relevantes Risiko?

Niklas Brambring: Ja, und gleichzeitig hat das auch wieder ganz spannende Komponenten für uns. Also generell ist ja, ich sage mal, fast egal, welches Geschäftsmodell man hat, man muss immer auch gucken, ob Amazon einem das nicht wegschnappt, ja, ob man Bücher druckt oder Fernsehen macht oder Musik oder, also Die breiten sich immer weiter aus und das Gleiche gilt ja auch für Google und in mancherlei Hinsicht auch für Facebook. Und dennoch sieht man immer wieder auch spitz definierte Dienste, die toll wachsen und gedeihen dabei, weil auch diese globalen Giganten nicht alles perfekt machen können. Und beim Fernsehen ist es so, dass diese Regionalität, von der ich gesprochen habe, nicht nur auf die Inhalte zutrifft, sondern eben auch auf die Player und auch auf bestimmte Interessen, die damit verbunden sind. Also in Deutschland sind das eben ARD und ZDF, die wieder bestimmte Auflagen haben. Vor dem Kinderkanal soll keine Werbung geschaltet werden und das Ganze soll auch für jeden verfügbar sein und so weiter. Dann haben wir R-Teil und ProSieben, die sagen, ich muss aber bestimmte Werbungen auch erhalten dürfen oder vielleicht sogar targett schalten dürfen. Die wiederum haben rechte Inhaber, die vielleicht bestimmte Auflagen haben, wo es heißt, also wenn ihr aber das Ganze speichert, dann bitte nicht in HD, sondern nur in weil sonst konkurriert ja unsere Mediatheken zu sehr. Also man hat eine ganze Menge Edge Cases, mit der man umgehen können muss als Plattform. Und das ist ein Stück unserer USP, dass wir in diesen 15 Jahren uns so sehr in diese TV-Landschaft reingefuchst haben. All diese Edge Cases, die per se ja mal nicht den User glücklich machen, sondern eben auch verständliche monetäre Interessen der Partner berücksichtigen. Nutzererlebnis. Das ist vieles davon wahrscheinlich zu kleinteilig für jemanden, der sagt, ich will jetzt so einen global One-Size-Fits-All-Offer haben, wie Netflix das macht. Und deswegen haben wir da schon eine gewisse Eintrittsbarriere aufgebaut als, ich sag mal, multiregionaler Player. Wir sind ja in verschiedenen Märkten, aber in dem nicht als jemand, der einfach ein globales Angebot hat. Gleichzeitig ist das sicherlich so, der Fernsehmarkt ist ein gigantischer, weltweit ungefähr 400 Milliarden US-Dollar groß, die Hälfte davon Fernsehwerbung, die andere Hälfte davon Fernseh-Subscriptions inklusive Pay-TV, noch exklusive dessen, was die Öffentlich-Rechtlichen an Gebühren bekommen. Das sind in Deutschland allein, ich glaube, 8 Milliarden im Jahr, davon kann man auch eine ganze Menge guten Content machen. Also ich glaube, da sind wir ganz gut aufgestellt, beobachten das aber sicherlich sehr wachsam. Und ich habe gesagt, das Ganze kommt auch mit einer Chance. Es ist eben so, dass je stärker die Angebote von Amazon, von Netflix, unabhängig davon, wie fernsehähnlich die sind, lassen die auch die Erwartungen der Nutzer steigen an gute Fernsehangebote. Und diejenigen, die klassisches Kabelfernsehen machen, also DVB-C, Digital Video Broadcasting Cable, wo man einfach im Fernseher sein Gerät anstellen kann und dann durchzappen kann und das war's an Features, die haben immer mehr Druck, dieses Fernseherlebnis auch besser zu machen und weiterzumachen. Sie brauchen Partner, mit denen sie da zusammenarbeiten. Und das ist das, was uns die Chance für unser Business-to-Business-Geschäft eröffnet, mit dem wir in den letzten Jahren sehr erfolgreich gewachsen sind.

Joel Kaczmarek: Vielleicht darf ich dich ja mal ganz naiv fragen, als Fernsehprofi quasi. Ich produziere gerade auch einen Promi-Podcast oder Künstler-Podcast, muss man eher sagen, wo ich oft mit Schauspielern auch zu tun habe. So, und dann frage ich die mal ganz fleißig so, habt ihr schon mal irgendwie produziert für Netflix, für Amazon, Join oder, oder. Und oft sind die Reaktionen also ähnlich, manche haben schon, manche nicht. Es kommt dann auch so das Feedback mit, ja, es gibt mittlerweile ganz neue Gattungen. Also früher war es so, man war entweder Filmschauspieler oder Fernsehschauspieler. Heute kann ich noch Streamingschauspieler sein. Also ich weiß gar nicht, was so genau der Unterschied zwischen Fernsehen und Streaming ist, aber es gibt offensichtlich einen. Und wo wir irgendwie immer alle an so ein Rätsel auf ein Stück weit kommen ist, wie funktioniert das eigentlich geschäftsmodellseitig, wenn ich mir sowas wie Netflix angucke? Weil Amazon ist relativ klar, das ist auch so ein quer subventioniertes Geschäft, man bindet Kunden, man verknüpft das mit anderen Diensten, das ist nochmal ein anderer Schnack. Aber bei Netflix ist ja zum Beispiel so, also für mich ist eigentlich klar, die müssen irgendwann teurer werden und oder das Werbegeschäft für sich entdecken, weil ich mir eigentlich nicht erklären kann, wie ich mit 80 bis 12 Euro pro Monat meine ganzen Shows da finanziere, denen irgendwie Streaming-seitig auch noch was abgebe und und und. Also das kann doch eigentlich gefühlt nicht funktionieren. Deswegen würde mich mal so der Blick von einem Profi interessieren. Wenn du auf Netflix siehst, auf das Geschäftsmodell, was siehst du dann?

Niklas Brambring: Ja, verschiedenes. Also am Anfang war Netflix ja eine Plattform ganz ohne eigene Inhalte, die einfach von den Studios Inhalte eingekauft haben, so als Restverwertung, wo die Studios gesagt haben, na gut, kriege ich noch ein bisschen extra Geld, hätte ich sonst nicht gehabt. Und damit ist Netflix recht erfolgreich dann schon gewachsen und auch mit einer vernünftigen Gross-Profit-Marge, also mit überschaubaren variablen Kosten. Und was ja dann passiert ist, dass die Studios gesagt haben, oh, die machen ja Geld damit, dann erhöhe ich meine Content-Preise. Und haben bei Netflix quasi mehr und mehr Marge weggefressen. Und dann ist Netflix hingegangen, ich bin jetzt kein intimer Insider, aber nach dem, was ich höre und beobachte, ist Netflix hingegangen und hat sich unabhängiger gemacht, indem sie eben selber auch Inhalte produziert haben. Und damit haben sie das Modell natürlich radikal auch geändert. Sie haben jetzt reine Fixkostenblöcke und jeder User als solcher ist ja hoch profitabel. Das heißt, bei 8 Euro braucht man einfach viel mehr User als bei 15 Euro. Aber das Ganze kann schon aufgehen. So in Summe, soweit ich weiß, investiert Netflix schon nach wie vor massiv. Ich glaube, die Inhalte, die einmal produziert werden, die werden nicht gleich abgeschrieben, sondern kapitalisiert und mit der Zeit abgeschrieben. Also im Ergebnis sieht man das nicht gleich. Aber ich glaube, sie haben cashseitig schon einen ordentlichen Berg an Krediten, an denen sie rumtragen. Das ist eben die Wette, dass sie schnell genug wachsen über Nutzerwachstum und oder auch über Preiserhöhungen und darüber getriebenen Umsatzwachstum. Und wenn man sich den Börsenwert anschaut, dann ist offenbar der überwiegende Glaube, dass die Wette aufgehen wird.

Joel Kaczmarek: Aber dann haben wir ein ähnliches Verständnis davon. Für mich war auch, ich habe den Eindruck, es wird viel teuer sozusagen Wachstum eingekauft und nach hinten raus. muss man sich dann überlegen, wie man das quasi nach oben gedreht kriegt. Aber es ist ein gutes Stichwort, sich dann zu überlegen, so wie die Studios dort die Preise hochgedreht haben, droht euch ja ähnliches oder kann euch ähnliches drohen mit den TV-Sendern. Weshalb man sich natürlich geneigt ist zu fragen, was für USPs habt ihr denn, wenn wir jetzt nochmal kurz beim Endkundengeschäft bleiben, an Inhalten, die ihr quasi für euch erzielen könnt, die es sozusagen auch nur bei euch gibt. Habt ihr da irgendwie Faktoren, dass ihr zum Beispiel sagt, ihr habt bestimmte Sender, die sind irgendwie für Nischenziehgruppen relevant. oder denkt ihr auch über eigene Produktionen nach? Ich kann mir da die Antwort vorstellen, aber gibt es trotzdem Faktoren, wo ihr sagt, okay, wow, das ist so the two only, das kriegst du nur bei uns. oder ist das sozusagen eher die Technologie, auf die ihr euch fokussiert, die ihr gut machen wollt?

Niklas Brambring: Wir fokussieren uns auf Technologie und auf Nutzererlebnis. Und sicherlich gibt es einige Dinge, die wir da noch besser machen können. Aber der Fokus bleibt. Wir werden nicht anfangen, selber Inhalte zu produzieren. Jedenfalls nicht auf absehbare Zeit. Sagt niemals nie. Aktuell definitiv nicht in der Planung. Dafür gibt es einfach Inhalte. Also Profis, die jedes Jahr Milliarden in Content stecken und ich spreche jetzt nicht von Netflix, sondern von ARD, ZDF, RTL, ProSieben-Gruppe etc. Und mit denen wollen wir arbeiten. Und du hast völlig recht, sehr viel von dem, was wir einnehmen, geht dann an die Sender, denn die haben letztlich die starken Inhalte, auf die wir auch angewiesen sind. Was wir als USB den Sendern gegenüber sozusagen zu bieten haben, um sicherzugehen, dass die auch weiterhin bei uns auf der Plattform bleiben, ist auf der einen ein attraktives Geschäftsmodell für die. Die bekommen viel Geld von uns. Im Gegensatz zum Beispiel zu einer Satellitenverbreitung. Da gibt es dann für HD Geld beim HD+, aber es gibt ja auch immer noch die SD-Verbreitung. Da bekommen die Sender gar nichts für. Und auch im Kabel bekommen Sender deutlich weniger Geld als bei IPTV und TV-Streaming-Diensten. Und das andere ist, dass wir als Technologie-Profi uns auch an Themen wie Werbung ranmachen und eine Lösung entwickelt haben, wie man die Fernsehblöcke, die eben dieses One-Size-Fit-All-Prinzip zwangsläufig verfolgen aus der Broadcast-Welt, dass wir dort in der Lage sind, Targeted-Ads reinzusetzen. sondern die Autowerbung, die vielleicht besser zu dir passt, merkst das gar nicht sozusagen. Der Userflow ist ungebrochen, aber im Hintergrund haben wir mit unserer Technologie das ausgetauscht, wenn wir das mit dem Sender natürlich abgestimmt haben. Genauso wie ich es am Anfang sagte, auch bei dem Thema machen wir alles nur Hand in Hand mit den Sendern.

Joel Kaczmarek: Wie kriegt man das denn technisch hin? Also was ist der Standard, auf dem man da läuft? Weil es werden ja Werbekampagnen eingebucht über Agenturen bei den Sendern. Die haben dann irgendwie eigene Vermarktungsbereiche. Dann haben die eine eigene Technologie, auf denen die wahrscheinlich alle laufen. Und dann müsst ihr in der Lage sein zu sagen, okay, jetzt kommt hier irgendwie, wie du gesagt hast, der, weiß ich nicht, Sechszylinderwagen im Vergleich zu dem Windelpaket, im Vergleich zum Schminkset oder sowas. Also wie muss ich mir das vorstellen? Wie läuft das technisch ab?

Niklas Brambring: Es gibt zwei grundlegend unterschiedliche Technologien. Das eine ist Kleinzeit, ja. Also das ist zum Beispiel die Android-App einen Ad-Server anruft und das Ganze geht auch Server-Side. Wir machen das Server-Side. Also da, wo unser, ich bleibe jetzt bei RTL-Kanal, abgespielt wird, da haben wir über einen Marker die Information, hey, jetzt beginnt die Werbung und können den Call zum Ad-Server machen, können dem auch sagen, ja, anonymisiert, hier ist ein Nutzer, männlich, 40 Jahre alt und der Ad-Server sagt dann, okay, das sind die Kampagnen, die eingebucht sind. gibt dann an den Server diese Kampagne, die wird reingestitcht in den Stream und dann wird das en bloc an den Kunden ausgespielt, also noch nicht mal für Adblocker erkennbar.

Joel Kaczmarek: Und woher weißt du, wer ist das Werbeinteresse des Guckenden? Also ich überlege gerade, ob ihr bei mir jetzt wissen könntet, wofür ich mich interessiere. Macht ihr das rein am Fernsehprogramm fest oder wie entscheidet ihr das?

Niklas Brambring: Genau, wir können natürlich schon über das Fernsehprogramm einiges an Informationen auch bekommen. Tatsächlich werden die meisten Kampagnen immer noch über relativ simple Kriterien gebucht, also Alter und Geschlecht.

Joel Kaczmarek: Weil was ich zum Beispiel die Tage auch mir habe sagen lassen von jemandem ist, dass immer mehr Werbetreibende auch regionale Werbung für sich entdecken. Und das für die auch total spannend zum Beispiel ist, diese Programmübersichten, die man immer hat bei modernen Fernsehern oder bei Diensten wie euch. Das heißt, man geht irgendwie in so ein Seitenmenü, sieht dann irgendwie so die Tageszeit, die ganzen Sender untereinander gestaffelt, was da gerade läuft, bis wann. Und dass man darum dann teilweise Werbung framet, also wie so einen Rahmen setzt und das sozusagen unterschiedlich, je nachdem, ob ich irgendwie in Bottrop, Bonn oder Berlin sitze. Ist das wirklich so ein Geschäft, was sozusagen zunimmt, also Regionalität und auch die Interfaces, in denen man sich bewegt, oder hat man mir da ein bisschen sozusagen einen Bären aufgebunden?

Niklas Brambring: Jetzt bin ich vorsichtig, dass ich keinen Blödsinn erzähle, weil es ja wirklich Kollegen gibt, die sich da tiefer mit beschäftigen und besser auskennen. Ich weiß dass wir Regionalität immer wieder auch als Wunsch von Werbekunden haben. Ich weiß aber auch, dass wenn es dann wirklich, ich hätte gerne, ich bleibe jetzt mal in Zürich, wo ich mich konkret daran erinnere, ich will gerne in diesem Stadtteil oder so das und das ausgespielt haben, das kriegt man auch nicht immer so gut hin über seine IP-Adressen, über die macht man es ja letztlich. Wir fragen ja nicht die genaue Adresse ab des Nutzers. Deswegen ist das so pseudo genau am Ende, aber sicherlich etwas grundsätzlich Spannendes, denn im eigentlichen, ich sage mal traditionellen Fernsehen gibt es diese Regionalwerbung ja nicht. Das ist, glaube ich, sogar im Rundfunkstaatsvertrag, jetzt bin ich ja etwas dünnem Eis, ob das auch so richtig ist, sogar festgehalten, dass es diese regionale Fernsehwerbung nicht geben soll. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass wir da mit Sendern schon Gespräche hatten und dann auch Dinge, die wir machen können, nicht gemacht haben, um da nicht in solche Bereiche reinzukommen, die dann rechtlich kritisch sind. Aber alles ein Stück weit Halbwissen, deswegen sollte ich da etwas vorsichtig sein.

Joel Kaczmarek: Jetzt lass uns doch wirklich mal einen Schwenk machen in euren B2B-Armen. Also wir reden ja jetzt ganz viel über Endkunden, so Onkels wie ich, die dann irgendwie da Fußball gucken oder Tanten, die vielleicht auch irgendwie Formel 1 schauen, also ja auch Frauen, die im Sport gucken, wollen ja nicht sexistisch unterwegs sein. Du hast gesagt, ihr verkauft das teilweise auch weiter. Ich habe zum Beispiel auch gelesen, dass wenn 1&1 irgendwie Fernsehdienste anbietet, dass ihr der Carrier seid, also dass ihr diejenigen seid, die das umsetzen. Ist das bei euch ein relevanter Faktor insgesamt, das ganze B2B-Geschäft?

Niklas Brambring: Das ist sehr relevant, ja. Schon in den Ländern, wo wir B2C-seitig sind, also Deutschland und der Schweiz, haben wir viele Kunden, immer sogar noch unseren Großteil unserer Kunden dort. Es ist einfach so, dass ein wirklich gutes Fernsehprodukt hinzusetzen, wird immer komplexer. Und eine Deutsche Telekom als Platzhirsch oder eine Vodafone als großer internationaler Player können sich dann eben auch leisten, Hunderte von Millionen zu investieren, bis dann wirklich ein gutes Produkt steht. Und andere Unternehmen können oder wollen das nicht tun und schauen sich dann eben nach Partnern um. Und es gibt nicht so viele, die diese ganzen Edge-Cases einerseits gelöst haben, von der ich vorhin gesprochen habe, und andererseits eben wirklich ein rundes Nutzererlebnis daraus gemacht haben, wo die Basis stimmt, also wirklich die Technologie und die Qualität und andererseits auch ein Unternehmen, was eben doch modernen Nutzeransprüchen gerecht wird. Und das ist eine super Ergänzung für uns, schon in den Ländern. Und wo es dann richtig attraktiv wird, ist, wenn es um das Thema Expansion geht. Wir hatten, als es 2006 losging mit Zattoo, ich bin Januar 2007 dazugekommen, hatten wir den Fokus darauf, unser B2C-Geschäft zu expandieren. Das hieß aber, in jedem Land mussten wir neu die Rechte klären, mussten unseren Brand aufbauen, mussten User-Aquarien, Sehr hohe Eintrittshürden, hohe Anfangsinvests und nach Jahren der Return, wenn es denn gut geht, mit einer jeweils hohen Abhängigkeit von den Sendern in dem Land. Und das B2B-Geschäft hat den Vorteil, dass wir da mit Playern zusammenarbeiten, die arbeiten. im Zweifel schon die Rechte haben, weil sie ein Kabelfernsehgeschäft haben, die den Brand haben, die die User haben, die wissen, wie sie monetarisieren und genau das brauchen, was wir haben, nämlich die Technologie, das Fernsehprodukt, den Service und das User-Erlebnis dazu. Insofern ist unsere Expansionsstrategie sehr klar auf B2B ausgerichtet, Partner zu finden, Kunden zu finden, mit denen wir das machen können.

Joel Kaczmarek: Könnte man den Gedanken weitertreiben? Könnte man nicht auch sagen, es wäre für einen Amazon oder einen Netflix interessant, einen Zattoo zu kaufen, um sich diese ganzen Kompetenzen quasi per Abkürzung mit in den eigenen Betrieb zu holen und sich irgendwie gar nicht selber mit ab auseinandersetzen zu müssen? Ist das ein Szenario, was bei euch irgendwie vorstellbar ist? Also das wird jetzt der geneigte Hörer, der vielleicht eure Gesellschaftsstruktur auch nicht so kennt, sich vorstellen. fragen ist das irgendwie was worüber ihr nachdenkt?

Niklas Brambring: also es ist nicht etwas über das wir gezielt nachdenken denn unser haupt entwurfssteuer ist die tex gruppe aus der schweiz. die ist bei uns mit langfristigen zielen investiert und ich glaube wir sind gut beraten auf den ausbau unseres Geschäfts zu konzentrieren und nicht sozusagen, was jetzt einen Exit aufhübschen könnte. Wenn jemand anklopft, die TX-Gruppe wird sich das sicherlich anhören und sprechen. Das ist dann nicht bei mir, das letztlich zu entscheiden. Abstrakt kann ich natürlich was dazu sagen. Also wir haben uns schon immer mal wieder so Gedanken gemacht, wo könnte das eigentlich passen? Aber Netflix zum Beispiel ist für mich insofern noch mal passend zu dem, was du am Anfang gesagt hast, so ja, besteht nicht die Gefahr, dass die dann auch Fernsehen machen und uns obsolet machen. Ich war mal bei einer Veranstaltung, wo der Reed Hastings war und er hat die Frage bekommen, wie sieht es denn mit Live-TV aus? Und er sagt, es gibt noch so viel zu tun in dem, was wir machen, in dem On-Demand-Bereich und das noch besser zu machen, dass wir gut beraten sind, darauf zu konzentrieren. Das ist schon ein paar Jahre her, vielleicht mag er zwischendurch anders nachdenken, aber wie es aussieht, ist das weiterhin die Strategie, da wirklich dem Nutzer Mehrwert zu geben, indem weiter tolle Shows produziert werden und nicht jetzt nochmal etwas ganz anderes zu machen. Denn es muss ja nicht die eine Mega-App geben, wo dann alles läuft, sondern ich glaube, der Nutzer kann durchaus auch zwei, drei verschiedene Apps nutzen. So, das wäre meine abstrakte Antwort. Ich glaube, es macht durchaus auch einen Nebeneinander-Sinn. Alles andere wäre Spekulation und nicht meine Entscheidung am Ende.

Joel Kaczmarek: Dann werden wir uns langsam mal in so Wettbewerbsbetrachtungen nochmal rüberhangeln. Was würdest du denn eigentlich sagen, ist so der Kernunterschied zwischen Fernsehen und so einem Video-on-Demand-gemachten Alleskönner, ja, die eine App, die alles für mich ist, weil unterm Strich, wenn ich jetzt an so Netflix denke, die machen mittlerweile sehr, sehr gute Dokus, auch teilweise in mit sowas wie ESPN. Die machen irgendwie Unterhaltungsshows, Makeover-Shows. Es gibt Comedy dort. Also gefühlt das Einzige, was dort noch fehlt ein Stück weit, sind wahrscheinlich Nachrichten. Und es gibt jetzt vielleicht nicht so viel Talk- und Spielshows, was aber auch aus dem Fernsehen gefühlt schon verschwunden ist. Und wenn man dann jetzt sagt, okay, abstrahiert, es gibt noch Exklusivformate, die es halt im TV viel gibt. Wir haben es schon gesagt, der Tatort oder auch mal irgendwelche Joko und Klaas-Geschichten oder, oder, oder. Da könnte man sich aber auch Lizenzen einkaufen oder sie nachbauen. Dann frage ich mich so ein bisschen, was bleibt denn von linearem TV übrig? wenn man jetzt sogar bei Amazon auch schon Fußball sieht, wenn irgendwie der eine oder andere schon diese ganzen Shows macht. Was ist dann auch sozusagen, was ihr seht, als der eine Hafen, der die ganzen Nutzer willkommen heißt?

Niklas Brambring: Also es gibt sicherlich immer mehr Overlaps. Amazon und Netflix gehen in Bereiche rein, die das Fernsehen auch bedient und das Fernsehen wird nicht aufhören, die zu bedienen. Du hast gesagt, Spielfilme werden sicherlich immer weniger relevant, zumindest jetzt das Wiedergeben von Hollywood-Spielfilmen im Fernsehen. Das sieht man zum Beispiel auch im RTL-Programm immer stärker, auch im ProSieben-Programm, das dann eben auch auf Eigenproduktion gesetzt wird. Und für mich ist der große Differentiator immer weniger dieses Thema linear zu. nicht linear, weil zu Fernseherlebnissen und Routen gehört eben auch immer die Abrufbarkeit zeitversetzt, sondern das Regionale. Wie gesagt, ich meine, es sind acht Milliarden, die die Öffentlich-Rechtlichen alleine am Budget jedes Jahr zur Verfügung haben. Das ist auch für Netflix und Amazon ein ganz schönes Pfund. Ich glaube, Netflix gibt vielleicht 200, 300 Millionen für deutsche Inhalte aus. Unser Glaube ist, dass eben nicht Netflix und Amazon am Ende die ganze Welt überrollt mit dann jeweils regionalen Inhalten, sondern dass es neben denen schon auch noch starke regionale Player geben kann.

Joel Kaczmarek: Ja gut, ich glaube, es sind ja auch viele Menschen jetzt gerade zu Corona-Zeiten dankbar gewesen, dass es mal sowas wie ein Tagesschau.de gibt, wo man halt auch mal weiß, dass es dort ernsthaft finanzierten Journalismus gibt. Also Amazon und Netflix sind ja jetzt eher fern davon, Journalismus zu sein. Vielleicht kann man das auch nochmal zuspitzen. Wobei ich sagen würde, von den 8 Milliarden, das die Öffentlich-Rechtlichen eingeben, sind ja gefühlt ganz viel in den Renten-Wasserkopf, in die Fernsehrechte für TV und in die teuren Moderatoren. Aber nevertheless, fairer Point, ja, fairer Punkt. Wie beurteilt ihr denn aber insgesamt sonst die Wettbewerbslage für euch? Also Netflix, Amazon sind immer so die No-Brainer. Disney+, Apple, die man jetzt so auf dem Schirm hat. Okay, Haken hinter. Video on Demand, bumm. Dann gibt es sicherlich, wenn wir es jetzt mal technisch betrachten, noch die ganzen Kabelanbieter. Also ich kann mir irgendwie TV auch holen über sowas wie ein Telekolumbus, über irgendwie eine Telekom, über einen Vodafone oder weiß ich nicht, wen es noch gibt, Kabel Deutschland. Und dann gibt es ja sicherlich auch noch mal die ganzen Senderplattformen. Also es gibt sowas wie ein Join, es gibt sowas wie ein TVNow. Ja, und dann halt Leute, die vielleicht auch versuchen, sowas wie ihr zu tun, sehr direkt, wo ja auch teilweise einige schon zugemacht haben. Also wenn ich so an TV-Spielfilme denke oder Imagine, Also wie verortet ihr euch denn und was nehmt ihr da sozusagen als direkten Wettbewerb primär wahr? Wer ist für euch so die größte Gefahr? in Anführungsstrichen?

Niklas Brambring: Zunächst mal zu den Angeboten der Sender. Da sehen wir ganz klar, dadurch, dass die Mediatheken immer stärker werden, TVNOW ist eine super App, dass unsere Free-Nutzung nach unten geht. Also die Nutzer, die einfach einmal irgendwie das Fußballspiel schauen wollen oder so, die machen es dann im Zweifel auf den Mediatheken eher als bei Zattoo. Was die aber alle nicht haben, ist ein wirklich komplettes Fernseh-Bouquet als Alternative zum klassischen Kabelfernsehen. Also wirklich mit den großen Öffentlich-Rechtlichen und den großen Privaten. Das ist ja das, was Join gerne sein wollte. Aber da sagt jetzt RTL, naja, bevor ich auf die Plattform von ProSieben komme, mache ich lieber mein eigenes Ding. Das heißt, man findet nirgendwo alles und dafür ist dann eben ein Angebot wie Zattoo gut geeignet. Da gibt es dann auch andere, du hast gerade Medgin genannt, die haben viel Geld investiert, um das in Deutschland zu packen, hatten einen reinen B2C-Approach und sind damit sehr aggressiv reingegangen und haben gesehen, dass es damit kaum refinanzierbar ist, nur darüber und haben deswegen auch aufgegeben. Wir haben dann die Medgin-User übernommen, also haben quasi das, was noch öko blieb in Deutschland, von Medgin aufgekauft. Wir haben auch mit TV Spielfilm, die auch das gleiche versucht hatten mit ihrem TV Spielfilm Live, am Ende einen Deal gemacht, wo die Nutzer zu uns auf die Plattform kamen. Rein über B2C in Deutschland ist das einfach ein hartes Brot, muss man sagen. Wir sind sehr froh, dass wir in dem Markt sind und das Geschäft haben, sind aber auch froh, dass wir hoffentlich auch noch was in der Schweiz haben und auch nochmal unser B2B-Geschäft haben. So und das, was sicherlich jetzt aus der B2C-Brille Konkurrenz ist, sind alle Wege, auf denen TV geschaut wird, inklusive Satellit und Terrestrik.

Joel Kaczmarek: Und ich meine, da kann man auch mal eine spannende Ecke aufmachen in Richtung Marketing, weil ich glaube, darauf läuft es ja hinaus, wenn man sich Wettbewerb anschaut. Also das Fernsehprodukt, wenn ich jetzt über den Übertragungsweg gehe, ist relativ ähnlich. Also ob ich das jetzt per Kabel, per Satellit oder per Zattoo oder per Internet allgemein bei mir reinziehe, kann man auch irgendwie differenzieren, was ihr immer macht mit HD, SD aufzeichnen können und so weiter, aber ähnliches Programm. Wie geht man da in eine Vermarktung rein? Also wie schafft ihr es, dass ihr euch gegen solche Riesen, die ja teilweise auch, Immer die Hausanschlüsse haben, also ich kenne es bei meiner Frau, die wohnt in Sachsen-Anhalt, die Eltern, da sind dann unten immer solche Aushänge, guten Tag, guten Tag, Telekolumbus schreibt ihren Anschluss bei, wollen sie nicht unser Produkt kaufen, hier ist unsere Telefonnummer, tralli, tralla. Also darum frage ich mich mal so ein Stück weit, wie geht ihr an Marketing ran, wenn ihr sozusagen mit solchen Leuten als Wettbewerb steht, die dann auch die SEM-Preise teurer machen, die eine bekannte Marke haben und, und, und.

Niklas Brambring: Also es gibt erstmal die B2C-Antwort und dann die Gesamt-Zattoo-Gruppen-Antwort sozusagen. Die B2C-Antwort ist, dass wir schon sehr klar dem Nutzer aufzeigen, dass wir einen Service anbieten, mit dem dieses Thema zeitversetzt möglich ist. Das ist mit klassischem Kabel nicht der Fall. Und mit dem das Thema Multiscreen möglich ist. Das ist auch im klassischen Kabel nicht der Fall. Und dazu spricht das Leute an, die es eben mögen, wie bei Netflix und Amazon, monatlich kündigen zu können, einen Lightweight-Service zu haben, bei dem sie nicht irgendwo relativ kompliziert sich anmelden und abmelden müssen. Uns ist aber klar, und das ist jetzt der zweite Teil der Antwort, dass das für viele Menschen gar nicht das ist, was sie wollen, sondern für die ist Fernsehen quasi wie Wasser und Strom etwas, wo sie irgendwo noch jemanden anrufen wollen und irgendwo einen Shop, wo sie hingehen wollen. Und wir haben gar nicht die Mission, das zu ändern, sondern Teil unserer Mission ist eben, den Leuten gutes Fernsehen zu bringen. Und das kann auch über Partner sein. Also wir schauen dann, dass wir diese Kabelunternehmen als Kunden gewinnen und mit denen zusammen ihren Nutzern, die eben gerne das Ganze im Bündel mit Internet und Telefonie und Fernsehen alles zusammen verkaufen wollen, dass wir da unser Produkt eben mit anbieten können.

Joel Kaczmarek: Also verstehe ich es richtig, dass das dann wieder quasi euer B2B-Arm ist, dass ihr hingeht und sagt, Telekolumbus, ihr macht Kabel und wir machen für euch irgendwie die Handy-Geschichte oder das iPad, was sozusagen euer Angebot für die Nutzer auch mobil macht?

Niklas Brambring: Das waren die Anfänge, dass wir gesagt haben, naja, dann bietet du dein klassisches Kabelfernsehen für den großen Screen an und wir machen die Second Screens. Ja, so war das am Anfang. Inzwischen ist es eben so, dass viele Nutzer den Anspruch haben, auch auf dem großen Screen mindestens mal das Thema Zeitversatz bedient zu haben. Auch On-Demand-Inhalte, auch ein Net-PWA und so weiter. Das heißt, wir arbeiten zusammen mit einem Partner, der Set-Up-Boxen herstellt, die unseren B2B-Kunden dann zur Verfügung gestellt werden, sodass die ihren Endkunden Set-Up-Boxen liefert, so wie die Deutsche Telekom eine Set-Up-Box liefert und darauf läuft dann Zattoo als White-Label. Und dazu kommen natürlich die ganzen Second-Screens, aber wir sind schon sehr klar positioniert und das gilt auch für B2B und für B2C gleichermaßen als der Service, der das Hauptfernsehen sein möchte und nicht irgendwo eine kleine Ergänzung. Und am Ende ist das, was eben alles zusammenbringt in unserer Mission, dass egal, ob da jetzt Zattoo draufsteht oder was anderes draufsteht, wir wollen möglichst vielen Nutzern ein gutes Fernseherlebnis über unsere Plattform bringen.

Joel Kaczmarek: Gut, da merkt man aber auch mal, wie verwoben das eigentlich ist. Also ich glaube, das ist ja, was viele Menschen gar nicht so sehen, wie komplex das eigentlich ist, TV zu machen und wie viele Leute daran irgendwie ein Stake haben und wie viele Zwischenschaltungen es gibt. Also allein in unserem Gespräch war jetzt irgendwie schon die Sender, dann sozusagen die Vermarktung, dann Setup-Boxen, die TV-Geräte, der Kabelanbieter. Also da habt ihr wahrscheinlich sehr, sehr viele Berührungspunkte.

Niklas Brambring: Die Verwertungsgesellschaften, hinter den Verwertungsgesellschaften stecken die Rechtinhaber, die haben zum Teil auch nochmal heterogene Interessenlagen. Also das Ganze kann schon sehr verquast sein, was anstrengend ist und auf der anderen Seite auch ein gewisser Schutzwall dagegen, dass die Global Player da einfach reinmarschieren und das auch mal eben machen, ja.

Joel Kaczmarek: Wie wichtig ist Technologie insgesamt? Also ich habe auch so darüber nachgedacht, wenn man irgendwie anschaut geht immer ganz viel darum mit das neue fernsehgerät wird unterstützt es gibt jetzt irgendwie alexa feature dieser und jener tv stick wird jetzt irgendwie besser unterstützt. und und und also ist dieses ganze hardware technologisch thema bei euch auch so ein treiber dass ihr das erfüllen müsst quasi was du auch gesagt hast. bevor ich neue features mache muss ich erst mal mein kernprodukt gut im griff haben.

Niklas Brambring: also die verfügbarkeit auf relevanten devices ist schon sehr wichtig für uns auch übrigens wieder für unsere b2b kunden. aber wir wollen ja grundsätzlich den Nutzern die Freiheit geben, egal welches Streaming-Device, welchen Smart-TV sie kaufen, darüber auch Zattoo zu nutzen. Es gibt noch Lücken, aber wir decken schon sehr, sehr viel ab. Und den Anspruch haben wir weiterhin. Das gut zu machen, es muss nicht überall dann jedes Feature zur Verfügung stehen, aber das Fernsehen sollte gut nutzen darauf, gut laufen darauf. Und da sehen wir uns auch gut positioniert.

Joel Kaczmarek: Vielleicht kannst du ja zum Schluss auch nochmal so mein Bild ein Stück weit vervollständigen. Also jetzt haben wir gesagt B2B-Geschäft, ja B2C-Geschäft. Ihr versucht die Kabelanbieter teilweise mit auf eure Seite zu ziehen, weil ihr einfach auch Andockungspunkte habt. Wie macht ihr denn aber insgesamt so euren Marketing-Mix? Also wenn ihr jetzt sagt, ihr wollt eigene Zattoo-Kunden haben, wie gewinnt ihr die? Vielleicht kannst du auch mal ausführen, ein, zwei Sätze, wer ist eigentlich so eure typische Zielgruppe?

Niklas Brambring: Also für unser B2C-Geschäft sind wir mit einem recht schlanken Marketing-Budget unterwegs. Ein großer Teil dessen, was jetzt Marketing im weiteren Sinne ist, ist eher Business Development, dass wir schauen, wie wir zum Beispiel auch mit einem Samsung oder einer Amazon zusammenspannen, damit unser Logo irgendwo auf der Verpackung ist und vielleicht noch ein Gutschein beigelegt ist und wir promotet werden, indem wir eben ein Produkt haben, was auch die Vorteile dieser Hardware aufzeigt. Dann machen wir natürlich Performance-Based-Marketing. um sehr gezielt Leute abzuholen. Zum Beispiel zu einer EM, die jetzt leider ausgefallen ist, versuchen wir eben sehr spitz darauf zu gehen und Leute zu uns zu lotsen. Und die Zielgruppe insgesamt, jetzt im Vergleich zur Gesamtbevölkerung oder zum klassischen Kabel, ist schon eher jünger, aber auch nicht die ganz Jungen. Weil das, so wie du sagst, also jetzt einen 16-Jährigen, der 10 Euro pro Monat für Fernsehen ausgibt, wird es eher weniger geben. Dem reicht eben das, was er im Zweifel auf YouTube findet. Geht also dann eher ein paar Jahre später los und durchaus bis Mitte, Ende 40 immer noch im Sweet Spot. Wir sind immer noch etwas männerlastiger. Das war zu Anfang noch stärker, wo das noch mehr so mit Download und noch ein bisschen mehr die Techies waren. Es ist immer noch etwas stärker männerlastig, nicht viel. Also wir sind recht breit aufgestellt. Und wenn man dann noch die Endkunden dazu nimmt, die wir über das B2B-Geschäft haben, da deckt man natürlich die ganze Bevölkerung ab dem Fernsehen, konsumiert am Ende dann doch fast jeder.

Joel Kaczmarek: Ich denke, was bei euch wahrscheinlich einen Goldrausch ausgelöst hat, war so diese ganze DVB-T-Abstellung. Also da war ja gefühlt wochenlang überall, welche Alternativen gibt es, wo kann ich konsumieren. Also das wäre so meine Vermutung. Wenn solche Geschichten passieren, plus die großen Sport-Events oder wenn mal Wettbewerber pleite gehen und man relativ günstig sich deren Publikum einkaufen kann, das sind wahrscheinlich Treiber für euch. Und ansonsten Also was ich jetzt so verstehe, weil ich mitnehme, ist, ich muss mir schon gut Gedanken machen, wie ich mich positioniere, weil wenn ich mir jetzt gerade so Telekom, Vodafone angucke, die haben natürlich irgendwie riesige Budgets, die die in Marketing stecken und koppeln das halt immer gleich mit einem Anschluss. Also da bist du Infrastrukturanbieter und Inhaltevermittler gleichermaßen. Von daher kriegt man, glaube ich, ein ganz gutes Gefühl, was ihr eigentlich für ein komplexes Geschäft habt und dann ist ja durchaus auch mal Respekt auszusprechen, dass ihr das seit 15 Jahren schon macht. Und 15 Jahre, die jetzt hinter euch liegen, mal auf der einen Seite. Wenn wir jetzt mal als letztes vielleicht so den Blick nach vorne werfen, 15 Jahre. Was glaubst du denn, wo wird sich das hinentwickeln? Mit was für Features rechnest du zum Beispiel bei euch? Wie wird sich so insgesamt der Konsum von Bewegtbildern verändern? Was sind so deine Hypothesen für die Zukunft?

Niklas Brambring: Also ich bin da nicht der ganz große Kreative. 15 Jahre ist schon verdammt viel. Das, was sicherlich nicht viel Kreativität erfordert, ist die Tatsache, dass es mehr Use Cases geben kann. Wenn man an selbstfahrende Autos denkt, dann muss man ja irgendwo was machen mit der Zeit. Das kann auch für Fernsehen wieder spannend werden. Und ansonsten gibt es Features, die schon da sind, aber noch nicht so richtig da sind. Insbesondere für Fernsehen noch nicht so richtig da sind. Das ist zum Beispiel Voice Control. Wir haben schon Voice Control auf Zattoo laufen und das haben wir wieder getestet. Und das sind schon so Aha-Erlebnisse. Die Suche über Voice ist schon super, wenn man sagt, jetzt bitte zur RTL und nicht irgendwie sich durchklicken muss, auf welchem Platz waren die nochmal. Oder Timeline. Das ist so etwas, was das Ganze noch leichter machen wird. Und ich glaube generell, das gilt nicht nur für Fernsehen, aber auch für Fernsehen, da wo Technologie hilft, das Ganze noch einfacher zu machen für den Nutzer. Das können auch wirklich smarte Recommendations sein, die mitdenken und sagen, hey, beim letzten Mal hast du auch das geguckt, hier nur ein Knopf und es geht weiter und nicht fünf Knöpfe in den EPG und bitte nach gestern und bitte um 20 Uhr und bitte auf, jetzt nehme ich mal ein anderes Discovery Channel und jetzt gucken, ja, das einfacher zu machen, was natürlich im Hintergrund das Produkt viel schwieriger macht, damit es einfacher für den Nutzer wird. Das sind, glaube ich, die Dinge, wo sich dann diejenigen, die Erfolg haben, absondern von denen, die es dann nicht haben, wirklich das Ganze für den Nutzer schön und einfach zu machen.

Joel Kaczmarek: Warum gibt es sowas eigentlich noch nicht? Also gefühlt, es muss ja eigentlich gar nicht mal 15 Jahre, nicht mal 5 Jahre in die Zukunft sein, was du gerade beschrieben hast. Warum gibt es zum Beispiel nicht so eine Landingpage bei Zattoon und am Anfang sagt man, du hast irgendwie Formel 1 geguckt, Joel, vielleicht ist ja für dich auch heute die Darts-WM auf Sport 1 für dich interessant. Ist ja eigentlich nicht komplex, oder?

Niklas Brambring: Vom Konzept her nicht, von der Umsetzung zum Teil dann eben doch. Und es gibt keine große Antwort, wieso es das nicht gibt. Es gibt wahrscheinlich ein Dutzend Features, von denen ich sagen würde, die sind super. und dann würdest du völlig zu Recht fragen, wieso gibt es die noch nicht. Und die Antwort ist eben, weil es so vieles gibt, was wir auch noch besser machen können und so vieles gab, was wir in den letzten Jahren besser gemacht haben. haben, dass da immer Dinge auf der Strecke geblieben sind. Wir haben es geschafft als Zattoo, unser Unternehmen stark wachsen zu lassen und auch profitabel wachsen zu lassen. Wir sind gerade wieder in der Phase drin, wo wir die Diskussion führen, wie viel wir jetzt noch mal investieren wollen und dürfen shareholderseitig, weil wir tatsächlich sehen, dass es noch ganz viel auch zu tun gibt, Produktverbesserungen. die wir ran wollen, um eben auch in ein paar Jahren noch ein Produkt zu haben, von dem die Leute sagen, wow, das ist super und kann eben auch mithalten mit dem, was die ganz Großen machen.

Joel Kaczmarek: Vielleicht kannst du als allerletzte Frage auch mal beantworten, was dich persönlich motiviert. Also du bist ja auch jetzt 14 Jahre dabei, musst dir wahrscheinlich die ein oder andere Kotzdiskussion ergeben mit irgendwie Rechten hier und widerlaufenden Interessen dort. Was motiviert dich jeden Tag noch weiterhin diesem Business nachzugehen?

Niklas Brambring: Also ich finde erstmal tatsächlich das Produkt Fernsehen super. Ich habe als Jugendlicher schon gerne selber im weiteren Sinne Fernsehinhalte gemacht, also Musikvideos, Kurzfilme und habe mich auch mal auf der. Die Filmhochschulen, bei denen ich mich beworben habe, haben mich nicht gesehen auf dieser Schiene, sodass ich dann rüber geschwenkt bin Richtung Jura und Business und habe mir aber immer geschworen, das willst du mal machen. Also jetzt irgendwo Krankenkassen und Automobilhersteller zu beraten, war einfach nicht mein Ziel. Ich bin eigentlich ganz dankbar dafür, dass ich so viele ausgeprägte Desinteressen habe, weil es macht die Wahl dann etwas einfacher. Ich habe mir gesagt, in der Branche will ich landen, habe mir das etwas anders vorgestellt, aber muss sagen, das möchte ich nicht mehr tauschen, weil diese Schnittstelle an coolen Inhalten und sich dann aber auch Gedanken machen, wie man dem Nutzer am Ende diese Inhalte wirklich zu einem guten Gesamtprodukt zusammenpackt. Das ist eine tolle Aufgabe, die wir als Zattoo haben und jetzt habe ich inzwischen einen Job, bei dem ich nicht täglich irgendwo am Produkt arbeite oder an den Rechten verhandle oder mit den Werbekunden spreche, aber dafür natürlich recht breit in jeden Bereich ab und zu mal reinschauen darf und sehe, was die Kollegen da Tolles auf die Beine stellen und das motiviert mich. Wir haben wirklich ein klasse Team beisammen, wir sind Sehr lange schon, gerade im Management-Team in der Konstellation, wie wir heute sind, unterwegs. Und wie du sagtest, Hundejahre jetzt nicht im Sinne von, dass es so extra anstrengend ist, sondern im Sinne von, dass so viel passiert in so kurzer Zeit. Also wir sind jetzt wirklich schon lange dabei, haben uns eine tolle Position erarbeitet und sehen gerade in den letzten Jahren, dass vieles, was wir da geplant haben, so langsam aufgeht. Und da ist die Motivation sehr groß, auch noch dabei zu sein, wenn wir das jetzt weiter vorantreiben.

Joel Kaczmarek: Lieber Niklas, es hat viel Spaß gemacht. Ich habe auch mal parallel geguckt. Also das letzte Mal habe ich euch 2013 interviewt. Das waren sieben Jahre. Vielleicht schaffen wir das nächste Mal ein bisschen schneller das nächste Mal. Also dann zur 20 spätestens. Und ich glaube, war wie gesagt ein spannender Einblick mal zu merken, wie komplex und vielschichtig dieser ganze TV-Markt eigentlich ist. Und ja, ich drücke euch natürlich feste die Daumen, auch als deutsch-schweizer Anbieter, dass ihr da weiterhin gut besteht und freue mich auf regelmäßige Updates. In diesem Sinne, lieben Dank dir.

Niklas Brambring: Ganz herzlichen Dank, dass ich hier meine Podcast-Premiere feiern darf bei dir. Hat mir auch viel Spaß gemacht. Alles Gute.