E-Commerce 2025: Thesen-Battle der Giganten 🎯

31. Juli 2025, mit Joel KaczmarekAlexander GrafJochen Krisch

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, meine beiden E-Commerce-Freunde, der liebe Alex Graf von Kassenzone bzw. Spryker und der gute Jochen Krisch von der K5 bzw. natürlich Exciting Commerce sind wieder zum Spielen rausgekommen und heute haben wir ein besonderes Thema und zwar Alex hat seine sechs E-Commerce-Thesen für 2025 mitgebracht und Jochen und ich dürfen sie zerstören. Ach, das ist doch fein, wie die Bauklötzchen oder die Sandbogen früher. Und das Lustige ist, keiner von uns beiden weiß, was eigentlich seine Thesen sind, von daher erwischen wir uns jetzt vollkommen kalt und unvorbereitet. Ja, aber sind wir mal neugierig, nicht wahr, lieber Alex? Hello! Hallo auch lieber Jochen.

Alexander Graf: Ja, hallo, hallo, hallo. Ganz so einfach will ich es euch natürlich nicht machen. Ich habe mir ja über das ganze Jahr... sozusagen lege ich mir mal ein paar Thesen zurecht, die ja möglichst lange haltbar sein sollen. Und vielleicht erinnert ihr euch ja noch an Thesen aus den letzten beiden Jahren. Da habe ich im letzten Jahr gesagt, dass sozusagen Preis das unschlagbare Argument wird, nach vorne und für jeden und für alles. Next Day Delivery wird unwichtiger. Das waren so zwei Thesen, die ich dort vorgestellt habe. Im vorletzten Jahr gab es die Karstadt-These. Zalando ist das neue Karstadt und Rolltreppe. Und noch ein paar andere Sachen rund um eine sehr famose Pizzadecke. Und weil ich... Vor einem halben Jahr schon wusste, dass ich wieder eingeladen werde, dort thesennos zu sein. Habe ich mich natürlich das ganze Jahr vorbereitet. Aber ich habe mir gedacht, das wäre viel zu einfach, euch die einfach vorzulesen. Ich habe jetzt Chat-GPT, Grok, Claude und Gemini mit meinen Thesen gefüttert und gesagt, bitte auf Basis dieser Thesen brauche ich noch ein paar provokantere Sachen. Und ich lese euch jetzt Thesen vor und ihr müsst raten A. Kommt die von mir oder von einem AI-Tool? Und B, wenn es von einem AI-Tool kommt, von welchen? Und am Ende könnt ihr dann entscheiden, welche Thesen wir damit auf die Bühne nehmen. Seid ihr mit diesem Modus einverstanden?

Joel Kaczmarek: Irgendwas sagt mir, dass wir nicht richtig eine Wahl haben, oder Jochen?

Alexander Graf: Ja, These 1. Wer 2025 noch Online-Shop-Manager einstellt, stellt auch Faxgeräte ein.

Joel Kaczmarek: Ich glaube, das ist deine These, weil du immer sagst, wenn mich Leute fragen, was sie im E-Commerce beachten sollen heutzutage, dann sage ich ihnen, ja, mach bloß keinen Online-Shop auf. Also ich glaube, das ist eine These von dir.

Jochen Krisch: Ich würde sagen, das ist eine ChatGPT.

Alexander Graf: Das ist eine ChatGPT-These, deswegen würde ich jetzt mal einen Punkt, warte, ich muss mal kurz meine Strichliste machen. Am Ende bekommt ihr natürlich von mir das E-Commerce-Buch geschenkt, wenn ihr ganz weit vorne seid. Also Jochen hat einen Punkt, das ist eine ChatGPT-These, das ist keine These.

Joel Kaczmarek: Na gut, an der Grammatik konnte man es ein bisschen erahnen. Also man stellt ja Faxgeräte eigentlich nicht ein, so würdest du eigentlich nicht sprechen, vielleicht war es das.

Alexander Graf: Influencer-Marketing ist tot, es wird ersetzt durch KI-Deepfakes, verstorbene Celebrities. Einstein verkauft Uhren, Mozart bewirbt Kopfhörer.

Jochen Krisch: Ich hoffe sehr, dass die nicht von dir ist. Und ich sage jetzt mal Grog.

Joel Kaczmarek: Hätte ich auch gesagt. Das klingt so verschwobelt.

Alexander Graf: Nee, ist von Claude tatsächlich. Aber bei Claude habe ich auch quasi eine zweite Runde gemacht und habe gesagt, ich möchte noch ein bisschen provokantere Thesen für die K5. Das ist eine Claude-These. Okay, dann kriegt ihr beide einen Punkt. These 3. Local Commerce schlägt globale Riesen. Während Amazon und Co. dominieren, gewinnt hyperlokaler Handel an Fahrt, unterstützt durch Social Media, verbindet er lokale Anbieter mit nahen Kunden.

Jochen Krisch: Der These würde ich zustimmen. Also ich hoffe mal, die ist von dir.

Joel Kaczmarek: Ich würde sagen, das ist eine KI-These. Also A, ist die schon sehr lang.

Alexander Graf: B, hast du überhaupt nicht lang. Ich gebe noch ein bisschen Kontext zu der These. Also Konsumenten suchen natürlich nach Authentizität und Gemeinschaft. Und TikTok und Insta machen ja diese Hyperlokale erst möglich. Also das ist ein bisschen der Hintergrund der These.

Joel Kaczmarek: Ja, passt aber auch zu dem, was du immer vom Beispiel sozusagen predigst oder von der Kanzel.

Alexander Graf: Ist eine Grok-These. Ich lese mal weiter vor. Ich habe 70 Thesen. Nur sechs, das wäre ein bisschen langweilig. Okay. Online-Shops sind Dieselmotoren des E-Commerce. Ausoptimiert und effizient, aber ihr Treibstoff ist bestehende Nachfrage. Die nächste Generation Shop-System ist in der Lage, Nachfrage zu generieren. Die Manchen beats everything.

Jochen Krisch: Ja, wenn du von 70 jetzt, dann ist ja jede 10, also da müssen wir ja wirklich sehr viel KI machen. Ich hoffe, die ist KI. Das ist wieder so eine ChatGPT-Geschichte.

Joel Kaczmarek: Ich hätte bei der drauf getippt, dass die von Alex ist, komischerweise.

Alexander Graf: Ein Punkt für Joel. Das ist aus meiner Thesenliste. Warum hoffst du, dass die nicht von mir ist, Jochen? Stimmst du dem nicht zu? Würdest du nicht sagen, dass Online-Shops Dieselmotoren des E-Commerce sind?

Jochen Krisch: Das stimmt schon, aber nachfragegenerierend, das sehe ich nicht so wirklich. Also natürlich, ich bin ein großer, großer Kritiker der ganzen monotonen Systemlandschaft, sage ich jetzt mal, oder was sie eben ermöglicht. Ja, aber ich würde nicht so weit gehen, dass es Nachfrage generieren muss. Es würde schon reichen, wenn es die Kundenbindung aufrechterhält und irgendwie eine ansprachende Nutzer-Experience und all diese Themen hätte. Das war der Punkt, der mich so ein bisschen gestört hat.

Alexander Graf: Nächste, bei der Joel als erster antworten muss. Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsvorteil. E-Commerce-Unternehmen, die auf umweltfreundliche Verpackungen, CO2-naturale Lieferungen oder Kreislaufmodelle setzen, werden die Gewinner sein. Nachhaltigkeit ist kein Nice-to-have mehr, sondern ein Muss. Warum? Weil Konsumenten mehr Transparenz und Verantwortung fordern. Marken, die das ignorieren, riskieren Boykotte.

Joel Kaczmarek: Das ist eine Claude-These.

Jochen Krisch: Ich bleibe wieder bei JGBT, aber das ist so banal. Und das kann man richtig schön zusammenbauen als KI-Tool.

Alexander Graf: Das stimmt, das ist eine Grok-These. Daten besitzen ist besser als Produkte besitzen. Fabriken kann man kopieren, exklusive User-Daten nicht.

Jochen Krisch: Das ist eine schöne These. Ich würde mir wieder wünschen, die ist von dir.

Joel Kaczmarek: Hätte ich auch gesagt.

Alexander Graf: Nächstes, ChatGPT. Aber ich habe ChatGPT auch mit meinen Thesen schon gefüttert. Es setzt natürlich auf einem extrem hohen Niveau auf, aber fand ich auch nicht schlecht. Bei ChatGPT sind die auch alle sehr schön knackig gefasst. Okay, nächste These. Der Kayo. Das wird der zukünftige CEO, so wie bisher der CIO der zukünftige CEO war.

Jochen Krisch: Das ist mir zu banal, jetzt mal um eine Einschätzung vorherzugeben. Und ich hoffe mal, dass die nicht von dir ist. Ich könnte mir aber gut vorstellen, weil das passt immer so. Diese Personalbesetzungen sind immer dein Thema. Ich tippe jetzt mal auf Claude.

Joel Kaczmarek: Ja, hätte ich auch gesagt.

Alexander Graf: Findet Jochen doof? Nee, das ist meine These. Ich muss sagen, nicht in Top 3 nehmen. Ich habe ja mehrere. Ich mische ja rein.

Jochen Krisch: Siehst du, da kannst du die Daten schon mal ersetzen.

Alexander Graf: Das mit den Daten, aber das fand ich auch gar nicht schlecht. Gut. Dann das nächste. Der kuratierte Warenkorb wird zum neuen Statussymbol. Die klassische Customer Journey ist ein Auslaufmodell. Zukünftig kaufen Kunden nicht mehr Produkte, sondern abonnieren kuratierte Lebensstile und personalisierte Lösungen. KI-Assistenten und Stylisten stellen basierend auf den Lebensdaten der Nutzer, zum Beispiel Kalender, Social Media, Gesundheitstracker, proaktiv Warenkörbe zusammen.

Jochen Krisch: Sehr, sehr AI. Sehr, sehr, sehr GPT.

Joel Kaczmarek: Hätte ich auch gesagt, ja.

Jochen Krisch: Wörter gewürfelt worden sind hier. Zu absurd.

Alexander Graf: Das ist das Gemini Pro Modell. Also das ist quasi das Modell ohne Deep Research. Aber da finde ich auch, das finde ich schon sehr, sehr, sehr banal. Nächste. YouTube Shop macht 2026 mehr als 10 Milliarden Umsatz in Europa. Google Shopping plus YouTube Shorts plus Google Wallet machen es möglich.

Joel Kaczmarek: Deine These?

Jochen Krisch: Nee, kann nicht deine These sein. Ich glaube nicht, dass das deine These ist. Das nenne ich jetzt mal vergleichsweise banal grog.

Alexander Graf: Also, das ist meine These A. Ich finde die extrem futuristisch. Die ist ja komplett ausgedacht. Aber 26? Ja, weil Ad-Umsätze von Google ja jetzt schon sozusagen einbrechen. Nur aufgrund des neuen Klickverhaltens und dieses AI-Views in Google. Das heißt, wir brauchen ja zwingend neue Erlösmodelle. Und da finde ich die Monetarisierung von YouTube-Shorts am schlauesten.

Jochen Krisch: Jaja, ich fände es schön, aber mir war das ein bisschen, wenn du jetzt 5-Jahres-Sicht irgendwie was gegeben hättest, dann könnte ich mir vorstellen, dass YouTube-Shopping 5-Jahres-Sicht macht. Dann fände ich das eine sehr valide These.

Alexander Graf: Das ist ja gemein für die anderen. Jetzt kann ich hier quasi meine Thesen schon ein bisschen schleifen. Aber gut, das habe ich mir ausgedacht.

Jochen Krisch: Macht nichts, jeder hat die Chance. Ich habe manche anderen auch angeboten, vorher abzudiskutieren. Ist das so?

Alexander Graf: Okay, nächste These.

Joel Kaczmarek: Was würdest du auf jeden Fall nicht sagen? Das ist eine KI-These und wahrscheinlich eine von Claude.

Jochen Krisch: Also ich würde schon sagen. Das sind viele, viele Punkte von Alex drin. Ich befürchte, das ist eine von dir.

Alexander Graf: Ja, ist mal. Wenn man sich mal zu Ende durchdenkt und überlegt, was AI am Ende automatisiert, dann bleibt ja wirklich, bleiben ja nur noch wirklich die Wertschöpfungsteile übrig mit denen, wo man wirklich besser ist. Wir sind nicht besser in der automatisierten Erstellung irgendwie von Content oder Videos. Das machen irgendwie ... die AI-Tools und Nationen, die da näher dran sind. Das wird eher aus China kommen. Und wenn man sich überlegt, was ist denn nach Wertschöpfung, wenn man daran glaubt, dass Factory-to-Consumer ein dominierendes Modell wird in Zukunft, dann ist es natürlich die Fähigkeit, Produkte sehr günstig zu bauen. Der 3D-Druck ist, glaube ich, noch weit genug weg, dass das jetzt nicht die Fabriken in China ersetzt. Oder sehr, sehr günstig vorab zu lagern und dann dieses ganze Make-to-Order zu machen. Das werden wir auch nicht in Europa sehen aufgrund des demografischen Mandels. Wenn ich mir anschaue, wie das ganze Thema Verzollung und Co. gemanagt wird, glaube ich, sind auch asiatische Unternehmen haben es da einfacher, den EU-Regularien zu folgen als viele europäische. Weil ja viel Hoffnung ist, ja auch auf der K5-Konferenz wird das so sein, dass AI super viele Dinge unlockt. Aber ich glaube, es wird vor allem deutlich machen, wo... Mitarbeiter sind oder wo Unternehmen Wertschöpfungsketten haben, die nicht mehr sozusagen, die nicht mehr state-of-the-art sind.

Jochen Krisch: Bin ich bei dir? Ich habe nur das Brennglas, habe mich am Anfang irgendwie sehr irritiert, aber...

Alexander Graf: Ja, es ist ja noch alles ganz roh, aber ich muss ja morgen abgeben. Mono-Channel wird das neue Multi-Channel. Bisherige Multi-Channel-Verfechter setzen alles auf den stationären Einzelhandel und nutzen E-Commerce oder Online nur noch für die Generierung von Neukunden.

Jochen Krisch: Deinem letzten LinkedIn-Post zufolge würde ich fast sagen, das könnte von dir sein. Eröffne keinen Online-Shop mehr, war die These, sondern bleib bei deiner Boutique. Und das würde ja voll in die Richtung gehen. Also könnte ich mir fast vorstellen, die ist von dir.

Joel Kaczmarek: Ich weiß, was du meinst, als er da in Barcelona oder irgendwie in so einem Vorhang-Laden oder sowas rumtonte.

Alexander Graf: Im Vorhang-Laden, wirklich. Also noch nicht mal. ihr konsumiert meinen Content. Ich frage mich, wer die drei Abrufer sind. Wenn ihr beide schon mal rausfallt, vielleicht Christina Mertens. Und der Stefan Wenzel, der versucht quasi, sein Thesenvorteil zu erschleichen, dann irgendwas rauszuholen.

Joel Kaczmarek: Also ich würde sagen, das war eine Chat-GPT-These.

Alexander Graf: Das ist eine meiner Thesen. So, jetzt suche ich mir aus dieser langen Liste entweder noch eine von mir raus oder eine, die...

Jochen Krisch: Gib uns eine gute.

Alexander Graf: Rental Commerce schlägt Retail Commerce. Warum besitzen, wenn man für 10% des Preises 90% der Nutzungszeit haben kann?

Jochen Krisch: Das wäre toll, aber das ist auch eine KI-These. Das ist nicht, da bist du kein Freund von solchen Geschichten.

Joel Kaczmarek: Die hat dir Philipp Glööckler eingeschickt als Reminiscenz an WHYOWNIT. Also eine Grok-These.

Alexander Graf: Das ist korrekt, ist eine weichgespülte Claude-These. Das ist so eine These, wenn man sich jetzt mit E-Commerce nicht, das ist so eine, Jochen nennt das ja immer Helfer-Syndrom. Geschäftsmittel, von denen man sich wünschen würde, dass sie wahr werden, aber in der Realität setzt sich dann doch sozusagen der niedrige Preis und die Convenience durch, dann werden sie nicht wahr. So ein bisschen wie diese Unverpackt-Geschäfte. Gute Idee, dass man irgendwie mit so einem kleinen Kanister durch die Gegend läuft und sozusagen Seife abfüllt oder Mehl mit der Schaufel irgendwo rausholt. Aber ja, das funktioniert halt am Ende doch nicht. Sozusagen das Billige setzt sich durch.

Joel Kaczmarek: Gut, aber komm, lass doch nochmal gucken. Also wir haben jetzt fünf Thesen von dir gehört. Wenn ich es richtig mitgeschnitten habe, die Mahn-Gen, dann diese, wie hast du die genannt, KIO-Geschichte, dann YouTube. Dann die YouTube... Achso, wegen AI. Ah, okay. Chief AI Officer. Okay, now I got it. Dann die YouTube-Kiste, die Wertschöpfung der Fabriken und den Mono-Channel. Die waren alle von dir, richtig?

Alexander Graf: Ja, und dann gibt es noch so zweieinhalb, aber die lassen sich eigentlich in anderen Unterorten. Die muss ich dann ein bisschen ausformulieren. Aber ich habe jetzt ja das mit Produkte versus Daten. Die würde ich dann noch reinnehmen. Die hat der Jochen jetzt ja hier quasi geadelt. Da wird dann eine andere dann ersetzt. Da kann man auch, glaube ich, schöne Geschichten mit. Das setzt auch gut aus auf dem letzten Jahr, weil ich da ja gesagt habe, sozusagen Produkte werden wertlos. Also die Marge aus den Produkten wird wertlos. die Frage, okay, was machen wir dann? Kann man das eigentlich gut als Fortsetzung machen?

Joel Kaczmarek: Was ist denn deine Lieblingsthese von deinen dann jetzt sechs?

Alexander Graf: Also ich glaube, die, die auch sozusagen meist zum Nachdenken führt. Ich hatte es ja schon mal letztes Jahr angefangen mit Webseiten oder Onlineshops in die Kataloge der 2020er Jahre. Und das würde ich mit dem Onlineshops in Dieselmotoren, das E-Commerce, glaube ich, noch ein bisschen fortsetzen. Also Jochen hat schon recht, dass der Onlineshop wird jetzt nicht die Manchen machen, aber Das, was die Demand-Gen macht, haben ja ein Thema und schienen. Sie schaffen es ja quasi in ihren Setups irgendwie, Demand zu erzeugen und sind nicht auf Demand-Capturing angewiesen. Also das ist ja der große Schnitt jetzt in der E-Commerce-Welt, dass mit Online-Marketing-Skills reißt halt nichts mehr vom Hocker, sondern du musst dir überlegen, wie schafft man Demand? Entweder hast du eigene Tools, in denen du das machen kannst, super Kundenbindungsprogramme und eine App. Oder du kannst das halt innerhalb der TikTok-Insta-Welt machen. Und das sind komplett neue Skills. Es geht quasi nicht mehr um, dieses Produkt ist das allerbeste, das aller nachhaltigste, sondern die Frage ist, du musst in der Lage sein, als erfolgreicher E-Commerce-Händler sozusagen jedes Produkt zu verkaufen.

Joel Kaczmarek: Aber was würdest du sagen, wo findet dann sozusagen der Kauf statt? Du hast jetzt den Shop natürlich sehr in Richtung Nachfrageerzeugung betrachtet. Wo passiert denn der Sale?

Alexander Graf: Ich glaube, dass sozusagen der Sale oder diese Transaktion passiert halt dort, wo es am convenientesten ist. Da ist es leider, ich habe die Befürchtung, dass sozusagen Amazon stark genug ist, um sich als Plattform so weiterzuentwickeln, dass sie überall in diesem Checkout ist. Ich meine, in der letzten E-Commerce-Generation hat sich ja Amazon reingeschummelt in viele Online-Shops, indem du Checkout mit Amazon machen konntest. Und wenn du das ein bisschen weiterdenkst, dann könnte das ja überall sein. Am Ende willst du ja doch noch ein Produkt haben. was dann zu dir kommt. So in einigen Fällen bist du bereit zu warten, dann kommst du vielleicht jetzt nicht aus dem Amazon-Lager, in anderen Fällen liegt es vielleicht schon irgendwo vor Ort und Amazon als Plattform, als Dienstleister, wird davon am stärksten profitieren. Vorneherum passieren, glaube ich, noch viele Dinge rund um das Thema Payment. Ich glaube aber nicht, dass es schlau ist, in der Zeit wie jetzt noch zu versuchen anzufangen, wie ein Kleiner. mit sozusagen diesem Marktplatz oder auch einem Shop von Shopify die Kunden in die alte Welt zu ziehen. Weil das ist wirklich klassisches Demand-Capturing-Modell. Ich glaube, das ist ein Uphill-Battle.

Joel Kaczmarek: Da habe ich mich auch dran gedacht. Wenn man sich was gekauft hat bei irgendeiner Instagram-Anzeige und dann musst du dich auf einmal wieder auseinandersetzen. Sagst du, wie? Ich muss das selbst frankieren? Und was? Ich muss erst ein Widerrufsformular einsenden per E-Mail? Was ist das denn hier für Steinzeit?

Alexander Graf: Also diesen Standard hat Amazon als Plattform schon so hoch gesetzt und wird das ja quasi auch als Plattformlösung an Dritte weiterverkaufen. Also Amazon wird es halt zunehmend egal sein, ob die Leute auf Amazon.com kaufen oder woanders, weil sie einfach die gleiche Art von Kohle kassieren. Aktuell ist ja das viel größere Thema für Amazon, Souveränitätsbemühungen der einzelnen Behörden und Unternehmen. Deswegen machen sie ja so einen Druck beim Thema Amazon Sovereignty Cloud. Wenn wir das jetzt so aufsetzen, dann können US-Behörden nicht mehr durchgreifen. Ist wahrscheinlich trotzdem so, dass US-Recht da durchgreifen kann, aber das ist eigentlich die große Sorge von Amazon. Der Rest läuft ja ziemlich gut.

Joel Kaczmarek: Jochen, was war denn sonst so deine Lieblingsthese von Alex?

Jochen Krisch: War das Hyperlocal jetzt mit drin oder war das eine KI-These?

Alexander Graf: Nee, also das Hyperloke wird, also als ich das Hyperloke gelesen habe, hatte ich sofort an den Helferkontext gedacht. Wie hießen diese Marktplatzansätze nochmal, wo man irgendwie lokale Shops verbindet, die dann gemeinsam verkaufen? Atalanda oder sowas? Irgendwie einer?

Jochen Krisch: Ja, ja, aber die These war ja mehr in Richtung Social Media formuliert. Das hat mir gut gefallen. Das hat mich halt sehr erinnert auch an all das, was zum Beispiel TikTok-Shop in China macht, die ja auch dadurch, dass sie eben die Infos haben, wo die Leute sind, sehr genau sagen können, okay, da verteile ich jetzt Gutscheine oder... gibt tatsächlich Produkte an.

Alexander Graf: Mich hat sie intuitiv an diese Helfer-Syndrom-Marktplätze erinnert, die ja auch alle einen guten Intent haben, aber die ja sehr stark vom Anbieter gedacht sind und nicht vom Nachfrager. Das löst ja quasi für den Nachfrager gar kein Problem. Es löst ja quasi nur theoretisch ein Problem für den Anbieter.

Jochen Krisch: Deswegen kann ich die Frage nicht so richtig beantworten, Joel, weil ich die Datenthese eigentlich gerade die spannendste finde, weil die ein bisschen in eine andere Richtung geht. Ich glaube gerade schon zum Beispiel Datensammeln im ganzen Food-Bereich, was da passiert. Ich bin ja ein großer Verfechter der Food-Anbieter, also Lieferdienste und allem.

Alexander Graf: Ich glaube, es muss ja auch in diese Richtung gehen, weil du dokumentierst das ja relativ gut. Wer war das jetzt? DoorDash und sowas hat jetzt die Werbemilliarde geknackt. Auch in dem Food-Modell, wenn man sich mal die KPIs anschaut, die werden ja vor allem profitabel durch das Werbegeschäft, durch das Retail-Media-Geschäft. Und dafür müssen sie einfach bessere Daten generieren, entweder auf den Produkten oder Produkt plus Kunde irgendwie besser vernetzen. Das muss in diese Richtung gehen. Ich würde schon versuchen, diese Thesen optimistisch nach vorne zu definieren. damit es dann, also diese Karstadt- und Rolltreppen-These hing mir jetzt relativ lange nach und ich fand, sie wurde immer sehr negativ interpretiert. Ich werde das einmal ein bisschen aufzeigen, wie die Wertschöpfung sich verändert hat und zeigen, dass Zalando, obwohl es wirklich das ausoptimierteste E-Commerce-Unternehmen in Europa ist, mit einer deutlichen Marktführungsposition im Bereich Fashion und dem... kompletten Auswringen jedes Euros aus dem Partnernetzwerk von den Händlern, von den möglichen, verdienen sie trotzdem nur 4%. Und das zeigt ja eigentlich, dass wir so falsch unterwegs sind. Oder das quasi zu hoffen, dass wir es noch besser können, um dann irgendwie 4,3% zu verdienen, das scheint ja ein Uphill-Battle zu sein, den wir schon verloren haben. Und die Frage ist ja, was jetzt? Also was muss man daraus machen? Und da wäre immer mein Appell, da muss sich ja jeder selber überlegen. an welcher Stelle der Wertschöpfung er eigentlich sein möchte. Wenn man sagt, hey, ich möchte halt ein Lager haben, in dem 58.000 Farbdosen stehen, die ich dann verschicke, fair enough. Aber man muss sich halt bewusst sein, dass halt dieses, das Produkt wird zunehmend irrelevanter in der Wertschöpfung. Und das war halt das Relevanteste.

Jochen Krisch: Aber interessant, weil du vorhin ja genau andersherum argumentiert hast, dass das Produkt zählt und wer es herstellen kann und wer es on demand mehr oder weniger herstellen kann, gewinnt. Und ich glaube, es ist genau dieser Spagat, die, die austauschbar sind, die werden keine Chance haben, noch so groß im Lager und die, die exklusive Produkte haben oder die halt Nachfrage fertigen können, haben große Chancen. Ich glaube, das ist der Spagat, aber die Thesen können ja sowohl als auch gelten.

Joel Kaczmarek: Ich fände ja sonst deine YouTube-These neckisch. Also kannst du vielleicht nochmal kurz erzählen, was du da genau die besagte?

Alexander Graf: Wenn TikTok-Shop erfolgreicher gewesen wäre, jetzt in der ersten Startphase, ich glaube, sie schaffen auch noch die Kurve, aber sie waren ja sehr unerfolgreich. Und das hat ja jetzt erstmal dafür zugeführt, dass die Menschen jetzt nicht mehr so an das Thema Short-Videos und Shopping in Deutschland glauben oder dort investieren würden. Wären sie erfolgreich gewesen, hätte YouTube nachgezogen. Weil sie einfach alles haben. Sie haben auch genauso viel Nutzungszeit. In den YouTube Shorts. Sie haben auch schon viel Content. Sie haben schon die Google Ads. Also sie haben das ganze Ökosystem ist schon da. Google kann sich ja nicht erlauben, so eine Art Douyin in Europa groß werden zu lassen. Das ganze Werbegeld fließt da dann rein. Sie müssen ja irgendwas tun. Sie müssen irgendwas dagegen unternehmen. Und ich fand es halt spannend, als Tarek Müller im OMR-Podcast erzählt hat, dass sie eine Woche lang Live-Content gemacht haben bei TikTok-Shop und verschiedenste Kampagnen und Live-Shows und am Ende war 5000 Euro Umsatz. Da denke ich so, okay, offensichtlich gibt es ja noch was, was nicht funktioniert, aber vielleicht erweitere ich die These einfach um zwei, drei Jahre. Aber ich glaube, YouTube-Shop ist das nächste große Ding.

Jochen Krisch: Ich hatte mit Christina Mertens, da machen wir ja immer die Social-Commerce-Ausgaben, so einmal im Monat sind wir alles durchgegangen, was im Prinzip Chancen hätte. jetzt nach TikTok-Shop. Das wäre YouTube, das wäre Instagram, das wäre Pinterest durchaus auch und zum Beispiel Twitch von Amazon, dass das Vergleich sehr wenig aus sich macht. Also es gibt eine Reihe von Kandidaten, die eigentlich auch seamless Shopping-Experience anbieten könnten, wenn sie nicht so werbeaffin wären. Also das würde ich dann so erweitern, aber ja, YouTube ist, finde ich, schon einer der Highlights. ist das ein Kandidaten. Aber eben auch aus dem zweiten Grund, weil da wirklich eine Videoplattform hochgekommen ist im Vergleich zu YouTube und die anderen doch noch ein bisschen anders aufgestellt sind. Ich würde TikTok-Shop nicht abschreiben, weil, also ich finde, die haben das falsche Pferd gesetzt. Die haben auf die Händler gesetzt, die müssen aber auf die Creators setzen, die das Ding da... zu wuppen und verkaufen können an ihre bestehenden Zielgruppen. Also wenn sie das noch entsprechend hinbekommen, haben sie immer noch die Reichweite, sodass sie das jederzeit wieder neu starten können. Und dann sind die anderen wirklich ein Zugzwang.

Joel Kaczmarek: Alex, hast du eigentlich mal bei einem deiner Kunden Feedback bekommen, ob deren Google-Traffic jetzt schon einbricht? Weil gerade heute Artikel irgendwie zugespielt bekommen, durch die Gemini-Ergebnisse in der Suche geht bei ganz vielen Leuten der Traffic massiv runter. Also das müsste ja schon bei einigen eigentlich merkbar sein.

Alexander Graf: Ja, vor allem B2B. Kunden, da sehen wir das noch nicht so. Bei den B2C-Kunden bin ich nicht nah genug dran, um da jetzt irgendwie Traffic-Daten auswerten zu können. Wenn wir jetzt sozusagen radikal negative Thesen suchen würden, dann wäre es schon, würde ich schon hart auf die Online-Marketing-Branche draufhauen. Der Online-Marketing-Manager ist halt so der Katalog-Einbahnkleber von 2025. Es ist einfach so, der A wird ersetzt von Maschinen, der ist viel zu teuer, ist viel zu langsam, baut in einem Uphill-Battle einen Funnel auf, der eigentlich nicht mehr durchzuhalten ist, zu teuer ist, bei dem sogar Unternehmen sagen, die es ausprobiert haben, funktioniert. gar nicht mehr für uns. Ganz ehrlich, auch mit dem allerbesten Online-Marketing-Manager, wenn du ein austauschbares Sortiment hast, wird's einfach knapp. Wie gesagt, der Online-Marketing-Manager bei Zalando holt 4% raus. Und die haben ja schon ideale Voraussetzungen. Also wird's bei Peek & Cloppenburg nicht besser sein.

Joel Kaczmarek: Na gut, dann bin ich ja mal gespannt, was es in dein finales Set schafft. War ja auch echt entertaining mit dir und irgendwie auch ganz lustig, dass man da Thesen runterbetet und man kann sich gar nicht sagen, hat da echt jemand drüber nachgedacht oder hat eine Maschine einfach nur runtergedattelt. In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal, ihr beiden.

Alexander Graf: Danke, Joel.