
Whatnot 🤳: Was hat es mit dem neuen Live-Shopping Hype auf sich?
25. November 2025, mit Joël Kaczmarek
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Joël Kaczmarek: digital kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joël Kaczmarek. Los geht's.
Joël Kaczmarek: Hallo Leute, hier ist Joël und heute erweitere ich mal meinen Horizont und euren gleich mit, denn wir sprechen über ein spannendes Unternehmen. Vielleicht hast du schon von gehört, vielleicht auch noch nicht. Geht auf jeden Fall ziemlich skyrocket und ich will wissen, wie es funktioniert und zwar Whatnot. Hast du vielleicht schon mal gehört, es ist ein Live-Shopping-Marktplatz und ich habe mich so ein Stück weit gefragt, so hä? Live-Shopping hatten wir doch schon mal, Video, Community, E-Commerce, alles so zusammengeworfen. Wie funktioniert denn das und was macht es so besonders? Und all diese Fragen und auch einige mehr stillt heute die liebe Isabell Weiser mit mir. Die ist Deutschlandchefin dort und mittlerweile denkt das Unternehmen immer mehr in Kategorien. Deswegen ist sie auch Head of Collectibles für ganz Europa. Und wir beide werden mal eintauchen und mal verstehen, okay, was ist das eigentlich für ein Produkt? Wie ist die User Journey? Was ist denn da eigentlich in Sachen Creator so angesagt? Wir gucken mal Fraud an, wir gucken ein bisschen auf Wettbewerb. Also ich glaube, hinterher bist du gesprächsfähig. Falls du dann auch mal am Cocktailtisch angelabert wirst, hast du schon Whatnot ausprobiert. Jetzt gleich wirst du dann sagen können, ja, habe ich verstanden. Von daher, liebe Isabel, schön, dass du da bist. Bin ich aber gespannt. Hallo.
Isabell Weiser: Hi, ja, vielen, vielen Dank für die Einladung. Freue mich drauf.
Joël Kaczmarek: Ja, hottest, newest shit hier heute im Format. Also ich meine, gut, wenn wir ganz ehrlich sind, 2019, glaube ich, gegründet, wenn ich es richtig auf dem Schirm habe. Was ist denn das?
Isabell Weiser: Genau. Richtig, 2019 gegründet und jetzt so seit zwei, drei Jahren außerhalb der USA auch aktiv.
Joël Kaczmarek: Cool. Ich meine, hol mich doch mal so ein Stückchen dafür ab. Es wäre mal interessant, deine Geschichte zu hören, also wie du so dazu gekommen bist. Und dann können wir mal vielleicht mit der Entstehung anfangen und hangeln uns dann mal vor. Wie bist du denn zu dem ganzen Business gekommen?
Isabell Weiser: Ja, also ich glaube, bei mir ist der rote Faden, der sich ergibt, dass ich immer recht fasziniert war von Unternehmern jeglicher Größe, die Dinge vorantreiben und Neues kreieren, aus eigener Antriebkraft was aufbauen. Ich hatte ganz ursprünglich mal in der Beratung angefangen. Gutes Toolkit, viel gesehen, wie man ein ganz großes Unternehmen führt. Aber ich habe mich immer total dazu hingezogen gefühlt, diese frühere Phase kennenzulernen und zu sehen, wie Leute wirklich was aus dem Nichts heraus erschaffen. Ich habe selbst auch mal meine Füße in den Bereich getippt. Wahrscheinlich nicht das ganz korrekte deutsche Sprichwort, aber ich versuche mich vom Englisch werden zu halten. Ich habe selber was gegründet vor einigen Jahren in diesem Creator Space, einer Creator Monetization Plattform und hatte da schon die Möglichkeit, viel enger zusammenzuarbeiten mit frühphasigen Gründern, Creatoren in dem Fall und das zu begleiten und zu unterstützen mit einer technischen Plattform. Und das war eigentlich dann auch, warum mich Whatnot extrem angesprochen hat. Die breitere Mission der Firma ist, es Leuten zu erlauben, um ihre Passion herum ein Business aufzubauen. Also eigentlich hat sich das sehr, sehr gut gedeckt mit dem, was mich begeistert hat und dementsprechend habe ich mir das dann genauer angeschaut und war dann auch vom Restrecht angetan und habe dann, was ich zuvor in meinem eigenen Unternehmen begonnen habe, hier in einem ganz tollen Produkt dahinter weitermachen dürfen.
Joël Kaczmarek: Ich denke gerade so an meinen Papa, der meinte manchmal so, ja, eigentlich musst du dich in den Laden stellen, musst sagen, das, das, das will ich nicht haben, den Rest einpacken. Und ich überlege gerade bei dem Namen Whatnot, ob das auch so ein bisschen so ist. Vielleicht können wir ja nochmal anfangen. Warum heißt es das eigentlich so?
Isabell Weiser: Spot on. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ach echt? Ja. Bei Gründung 2019 waren wir sehr in diesem Collectibles-Bereich verankert. Das heißt, die ersten Produkte, der erste Stream, den unser Co-Founder gemacht hat, waren mit Funko Pops. Ich glaube, das sagt... der breiten Masse vielleicht gar nicht so viel, aber ich beschreibe das immer, das waren die Labubus der dortigen Zeit.
Joël Kaczmarek: Diese Dinge mit den großen Köpfen, die meinst du, glaube ich, diese Sportkarten. Genau,
Isabell Weiser: das sind diese kleinen Plastikfiguren in diesen Plastikcubes und haben dort angefangen und sind dann in verschiedene andere Collectibles in das Kategorien reingegangen. Pokémon, Sportkarten, etc. Und haben aber über die Zeit gesehen, es ist gar nicht diese Kategorie, die da so gut funktioniert, sondern es ist das Format, was super gut funktioniert. Und sind dann recht organisch in den Bereich Mode etc. reingeschwappt. Das heißt, heute kann man über hunderte Kategorien, also du kannst wirklich so gut wie alles bei uns finden. Von Pflanzen über Golf-Equipment ist inzwischen eigentlich alles präsent.
Joël Kaczmarek: Aber was heißt denn das Format? Also was war denn das Format, mit dem 2019 gestartet wurde?
Isabell Weiser: ganz kurz um einen Schritt zurück zu machen, weil du hattest ja trotzdem jetzt schon ein kleines bisschen Einblick. Du hast schon gesagt, richtigerweise ist es ein Live-Shopping-Marktplatz. Was das konkret bedeutet, es ist eine Plattform, über die du als Verkäufer dir einen digitalen Shop aufsetzen kannst und dann in einen Livestream gehen kannst und dort live mit deinen Zuhörern oder Zuschauern und Zuhörern interagieren kannst über eine Chat-Funktion und deine Produkte verkaufen kannst. Ganz ursprünglich, unser Kernfeature waren Auktionen in dem Bereich. Also du kannst live auktionieren, mit einem Swipe hast du quasi dann geboten auf das Produkt, was gerade gezeigt wird. Inzwischen haben wir viele, viele andere Formate, Verkaufsformate von Flash-Sales über Asynchronas, Buy-It-Now-Items etc. Und die größere Idee dahinter ist eigentlich, dass Handel immer was sehr Soziales war in der Geschichte des Handels. Also wenn wir gucken, ich habe schon häufiger gesprochen von dieser Marktplatz-Analogie. früher auf den Marktplätzen gehandelt würde, aber auch der Shopping-Mall, wo sich die Leute zusammen getroffen haben und Spaß dann hatten, einfach zusammen einzukaufen, sich über Produkte auszutauschen etc. Und über die letzten Jahre ist das so ein bisschen verloren gegangen. E-Commerce hat sehr viel Effizienz gebracht, aber hat die Sache wahrscheinlich auch ein kleines bisschen weniger unterhaltsam und sozial gemacht. Und dieses Live-Format bringt diesen Unterhaltungs- und sozialen Effekt eben wieder in diese digitale Welt. Du trotzdem dich auskauschen kannst mit anderen Käufern, mit anderen interessierten Zuschauern in diesen Chat. Du kannst den Verkäufer direkt Fragen stellen über die Produkte. Die Verkäufer können erzählen über ihre Produkte, die aus allen Winkeln zeigen. Und das ist einfach ein sehr interaktives Format. Und deshalb sehen wir da auch so eine gute Traction und sind da sehr davon überzeugt, dass das die Zukunft des E-Commerce ist.
Joël Kaczmarek: Ich denke gerade daran, also das erste, was mir einfiel, war, wenn du so auf dem Fischmarkt irgendwie so den Typen hast, der immer die Aale verkauft und dann so laut schreit und irgendwie so eine Erscheinung ist. Und die zweiten, die mir in den Kopf kamen, waren, wenn man immer früher so auf so, manchmal sieht man das ja noch auf Flohmärkten oder auf Märkten, wenn die diese komischen Schraubköpfe verkauft haben, die du in so Zitronen reinstecken konntest. Und dann drehst du sie auf den Kopf und kannst die Zitrone so auspressen. Ja, schauen Sie mal, hier, gar kein Schmutz. Also so eine Verkaufsshow eigentlich. Ist das so ein... bisschen die Idee dahinter, so wie beim Teleshopping, dass du so ein Produkt halt bei euch im Feed quasi vorstellen kannst und deswegen die Leute kaufen dann?
Isabell Weiser: Lustigerweise, glaube ich, sind diese Verkäufer inzwischen auch in Shopping-Walls. Ich war letztens irgendwo in Berlin, Alexa Einkaufszentrum oder so, unterwegs und da gibt es jetzt auch die Zitronenpresse oder den Ananasschäler oder so. Auf jeden Fall, das hat Elemente davon, weil es ist auf der einen Seite interaktiv. Es gibt einfach Leute, die haben Verkaufstalent und das ist immer schon unterhaltsam gewesen, sich das anzuschauen. Du hast natürlich eine sehr gute und einfache Art und Weise, einfach auch Wissen über Produkte zu vermitteln. Das heißt, bei uns funktionieren extrem gut alle Produkte, hinter denen es eine große Leidenschaft gibt. Und was wir gelernt haben, ist, dass das nicht spezifisch eigentlich auf eine bestimmte Kategorie ist, sondern dass es eigentlich in jeder Kategorie ein Segment gibt, wo die Leute passioniert sind. Also jetzt auch bei sowas wie Golf-Equipment. Da gibt es bestimmte Bereiche innerhalb von Golf-Equipment, wo die Leute eben super passioniert sind. Und dann gibt es wahrscheinlich andere Bereiche, wo es ein bisschen mehr, ja, ein bisschen mehr Commodities sind. Aber in jedem Bereich gibt es das eigentlich. Und das ist das, was bei uns extrem gut auf der Plattform funktioniert.
Joël Kaczmarek: Aber dann heißt es, ich muss immer meine Gusche bei euch in die Kamera halten, wenn ich was verkaufen will. Oder kann ich auch einen ganz normalen Shop machen? Also braucht es immer diesen Livestream? Geht es nur so?
Isabell Weiser: Nein, wir haben auch einen asynchronen Shop. Das heißt, wenn du dir als Verkäufer bei uns eine Plattform... einen Kanal aufsetzt, dann hast du einen Asynchron-Shop, wo du deine Artikel listen kannst. Du kannst die auch dort listen und dann zeigen, das sind die Artikel, die dann auch im Livestream, der am Freitag stattfindet, enthalten sind. Das heißt, es ist beides. Unser Kern, der Kern des Businesses ist natürlich auf diesen Livestream fokussiert, aber es gibt laufend neue Verkaufsmodelle und Verkaufsformate, die hinzugefügt werden. Wie gesagt, Flash-Sales ist ein großes Thema, was dieses Jahr dazu kam.
Joël Kaczmarek: Was heißt denn Flash-Sale? Bin da manchmal ein bisschen doof.
Isabell Weiser: Ja, nein, das ist gar keine doofe Frage. Das ist sowas, was man klassisch kennt, vielleicht auch aus dem Teleshopping, wo du sagst, okay, jetzt für fünf Minuten gibt es das und das Produkt mit dem und dem Discount, solange der Vorrat reicht. Und wenn du dann interessiert bist und schnell bist, dann kannst du da was mitnehmen.
Joël Kaczmarek: Ich verstehe, weil ich habe mich ursprünglich so gefragt, wenn ich jetzt mal an so Auktionen denke, also wenn ich irgendwie so eine Verkaufsshow abziehen muss, hätte ich gedacht, da muss es ja irgendwie immer was Hochpreisiges sein, weil... Irgendwie weiß ich nicht, meinen gebrauchten alten Monitor für 3,50 verkaufen und dafür dann erstmal eine Stunde Livestream hätte ich jetzt irgendwie übertrieben gefunden. Aber es ist auch so, dass ich sage ich mal mittlerweile bei euch auch Serienprodukte, also ich könnte jetzt weiß ich sagen, ich habe ein T-Shirt gedruckt in 200er Auflage oder whatever. Also es ist jetzt nicht nur das eine Produkt und eine Auktion, sondern ich kann quasi auch mehrere Produkte parallel verkaufen.
Isabell Weiser: Ja, absolut. Du kannst größere Stückzahlen einstellen für ein spezielles Produkt. Und ich würde wirklich sagen, es gibt da... Von bis. Wir haben sehr hochpreisige Produkte, beispielsweise ist Luxushandtaschen bei uns ein großes Segment. Häufig fängt das trotzdem bei einem 1-Euro-Startpreis an, weil natürlich, wenn du die Birkin für 1 Euro listest, dann geht der Preis recht schnell hoch. Wenn du dir natürlich vielleicht nicht im ersten Livestream, aber wenn du dir die entsprechende Zuhörerschaft aufgebaut hast, haben wir aber auch niedrigpreisige Elemente, wo die Leute jetzt einfach sagen, hey, ich habe irgendwie... Super coole Lautsprecher und die habe ich für einen günstigen Preis und ich habe davon 50 und ich mache da jetzt einen Flash Sale von 10% Discount nochmal. Und das ist, glaube ich, eine der extrem spannenden Themen an diesem Live-Auktionsformat, dass du einfach einen extrem hohen Durchsatz hast. Du verkaufst wirklich so schnell wie auf keiner anderen Plattform durch dieses schnelle Live-Element und durch auch das Auktionselement.
Joël Kaczmarek: Gehen eigentlich auch digitale Produkte oder müssen es immer haptische sein?
Isabell Weiser: Aktuell hat... Faktische Produkte aus bestimmten Komplexitäten, die sonst damit einhergehen. Wir als Firma decken für dich als Verkäufer eigentlich alles ab außerhalb des Livestreams. Das heißt natürlich das Produkt, wo du einstellst, aber dann auch nach dem Livestream den gesamten Prozess. Das heißt, was du machen musst, du kriegst von uns die Label gestellt. Du musst das also dann verpacken und abholen lassen oder abgeben. Und dann anhand dieser Label, die wir gestellt haben, wickeln wir den kompletten Kundendienst ab, die Verfolgung der Pakete, die Zahlungsabwicklung natürlich, die Auszahlung etc. Vor dem Hintergrund ist es mit digitalen Produkten, mit dieser Versanddynamik, da gibt es ein bisschen Komplexitäten, die man berücksichtigen muss. Deswegen sind wir aktuell auf haptische Produkte fokussiert.
Joël Kaczmarek: Und das Endgame sozusagen, so FBA-mäßig wie bei Amazon, Fulfillment bei Amazon, dass ihr das auch bei euch im Lager liegen habt, das Zeug, und selber rausschickt, macht ihr auch oder noch nicht? Plant ihr? Wie ist es da?
Isabell Weiser: Nee, aktuell liegt die Abwicklung des Versands beim Verkäufer. Worauf wir immer schauen ist, unser Ziel ist natürlich immer, das so einfach wie möglich zu machen. Das heißt, was unser Algorithmus während des Livestreams beispielsweise macht, ist, sagen wir jetzt mal, du verkaufst, du hast eine Show mit unterschiedlichsten Produkten. Und ich als deine Zuschauerin kaufe jetzt zuerst einen Comic bei dir und danach einen Funko-Pop. Was der Algorithmus parallel macht, ist zu gucken, hey, wie groß ist der Comic, wie groß ist der Funko-Pop? Passt das alles noch in ein Paket rein? Und dementsprechend dir dann anzeigt als Käufer, der erste Kauf kostet so und so viel Versandkosten. Das siehst du dann live, während du bietest. Der zweite Kauf ist dann vielleicht versandkostenfrei, weil das immer noch in das gleiche Paket reinpasst. Was natürlich dem Verkäufer aus der einen Seite ermöglicht, geringere Versandkosten anzubieten, aber auch die Abwicklung dann einfacher macht, wenn das smart gebündelt wird. Und das sind Themen, auf die wir uns fokussieren.
Joël Kaczmarek: Und ich sag mal, wie schützt ihr euch vor jeglicher Form von Fraud oder dass so ein Verkäufer vielleicht nicht so qualitativ ist, wie ihr das gerne hättet? Also kann da jeder hin zu einem Kunstkäufer werden? Kontrolliert ihr das irgendwie? Weil es ist ja gar nicht mal so ohne.
Isabell Weiser: Ja, absolut. Also ich glaube, für uns ist... Vertrauen die absolute Grundwährung. Wenn wir nicht in der Lage sind, eine Plattform zu bieten, die Vertrauen beides auf der Verkäufer- und auf der Käuferseite sicherstellt, dann können wir keinen Marktplatz sein, auf dem Geschäfte gedeihen können. Das ist eine Grundvoraussetzung. Von daher bei uns ein super, super wichtiges Thema. Die Art und Weise, wie ich drüber nachdenke, das sind eigentlich drei verschiedene Schritte, in denen man das sicherstellen kann. Das ist einmal vor dem Livestream, bevor ein Verkäufer live geht. Wie stellen wir sicher? dass die richtigen Leute live gehen und wir niemanden, der falsche Intentionen hat, auf die Plattform zulassen. Dann während des Livestreams, also wie können wir feststellen, dass wenn dann im Livestream irgendwas Schlechtes passiert, dass unser Trust & Risk Team einschreiten kann und sich dessen bewusst ist. Und dann nach dem Livestream ist es natürlich wie bei jedem Marktplatz immer so, dass auch mal was durchrutscht und irgendwas Falsches passiert ist. Wie können wir dann helfen? dass die Kundenerfahrung trotzdem gut ist und dass der Kunde geschützt ist in diesen Fällen. Und entlang dieser drei Bereiche, im ersten Bereich, wir haben natürlich eine Verifizierung der Verkäufer. Also du kannst nicht einfach live gehen, ohne dass wir dich verifiziert haben. Das funktioniert über Stripe und verschiedene eigene Tools, die wir haben, wo wir natürlich erstmal grob rausfiltern, irgendwelche Fake-Accounts etc. Der zweite Schritt ist dann dieses Thema während des Lives. Wir haben ein System, wo du als Kunde ... uns melden kannst, wenn irgendwas schlecht aussieht, fishy aussieht. Wir haben extrem Community-Fokus auf der Plattform. Das ist eigentlich so eine unserer USPs, dass es wirklich sehr enge Communities gibt. Deswegen sind wir in der glücklichen Lade, dass wir eine sehr rege Community haben, die, wenn sie sieht, irgendwie die Produkte sehen nicht gut aus, der Verkäufer macht vielleicht irgendwas, was nicht ideal ist, uns das melden kann. Und dann haben wir ein Trusted Risk Team, die sich diese Themen anschauen und die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Und dann nach dem Livestream, wir haben einen Käuferschutz. Das heißt, wenn du was in gutem Gewissen gekauft hast und es ist irgendwas falsch gegangen, dann stehen wir als Plattform dafür ein und gucken, dass du keinen Schaden davon trägst.
Joël Kaczmarek: Ich würde ja vermuten, dass es für euch super teuer sein muss. Also ich weiß ja, dass es leider Fraud-Raten gibt, die überraschend hoch sind oder dass auch überraschend viele Leute mit durchkommen. Das ist halt bei manchen Modellen einfach auch eingepreist, wenn wir mal ehrlich sind. Ist euer Modell da ein bisschen anfällig für?
Isabell Weiser: Ich würde fast sogar das Gegenteil behaupten. Also ja, du hast vollkommen recht. Das ist natürlich, Fraud ist ein riesengroßes Thema über alle Marktplätze hinweg. Das ist was, an dem, glaube ich, mit dem jeder ständig zu tun hat und daran arbeitet, das zu optimieren. Das Live-Format, würde ich sagen, ist nicht das ideale Format für jemanden, der Betrug im Kopf hat, weil du musst dich ja vor die Kamera stellen. Es ist eine sehr direkte Interaktion. Die meisten Leute stehen mit dem Gesicht vor der Kamera. Es geht wirklich darum, auch ein Following über mehrere Livestreams aufzubauen. Das heißt, wenn ich jetzt einfach versuchen möchte, sagen wir mal, Fakes schnell an den Mann zu bringen, würde ich mir wahrscheinlich eher einen asynchronen Marktplatz aussuchen, der ein bisschen anonymer ist als ein Live-Modell.
Joël Kaczmarek: Okay. So, jetzt habe ich so grob verstanden, was so die Funktionen sind, aber lass uns das noch ein bisschen plastischer machen. Was ist denn so eine, vielleicht gehen wir mal so eine typische User-Journey durch. Also Verkäufer- und Käuferseite. Wie sieht es so aus bei euch?
Isabell Weiser: Ja, vielleicht von der Verkäuferseite kommend, sagen wir jetzt mal, du bist gestern mit einem Comic-Shop in Berlin gesprochen. Also die haben einen Comic-Laden da seit vielen Jahren, toller Laden, viel Expertise, nicht weit von wo ich wohne und machen natürlich auch ein bisschen Online-Shop hier und da, aber ist jetzt kein Riesentreiber bisher. Das heißt, die haben aber auch ein gewisses Following auf Instagram beispielsweise. Was die einfach machen ist... Die haben sich jetzt bei uns einen Kanal aufgesetzt, listen ihre Produkte, die sie auch im Laden haben, auch in diesem Whatnot-Kanal und fangen jetzt an, live zu gehen. Die haben von uns einen Referral-Link. Das heißt, die können für ihr erstes Live, was jetzt aufkommt, in ihre Instagram Story posten. Hey, nächste Woche sind wir auch für alle Comic-Fans außerhalb von Berlin live auf Whatnot. Über den Referral-Link bekommen die Käufer von uns als Plattform ein Startguthaben. 15 Euro, um das mal auszuprobieren. Und gehen dann einfach eben, setzen auf der Plattform einen Kanal auf, setzen einen Livestream auf, füllen ihre Produkte dort ein. Dann gibt es verschiedene Feature, die das dir einfach machen, Produkte hochzuladen. Und dann springt man eigentlich einfach in den Livestream. Das kannst du aus dem Laden machen, das kannst du mit einem der Mitarbeiter machen, der vielleicht gerade nicht so viel Verkehr im Laden hat. Und fängt dann eben einfach an, an seine Community zu sprechen. Und die Produkte dort zu präsentieren und zu verkaufen. Und nach dem Livestream geht es eben darum, du hast einen bestimmten Packing-Sheet, du verpackst deine verkauften Produkte und lässt sie dir abholen. Wir haben eine DHL-Integration unter anderem für den deutschen Markt jetzt spezifisch. Lässt sie dir abholen. Die werden dann eben über unsere Label getrackt. Wenn irgendwelche Nachfragen kommen, kannst du dich selber drauf mit dem Kunden in Verbindung setzen. Es gibt also eine Direct-Messaging-Möglichkeit zwischen Verkäufer und Kunde. Aber wir bieten als Service, dass wir das auch abnehmen. Das heißt, wenn es Käuferrückfragen gibt, das Paket ist irgendwo stecken geblieben, dann kann unser Kundendienst da auch die Informationen bereitstellen. Und genau, unser Requirement ist, dass du innerhalb von zwei Tagen verschickst, damit der Kunde eine gute und konsistente Erfahrung hat und seine Produkte auch bald bekommt. Und wenn man das vielleicht einmal umdreht und auf die Kundenseite, bedeutet das wahrscheinlich aus der Perspektive, Ich sehe in irgendeiner Instagram Story, der mein Lieblings-Comic-Laden aus Berlin ist jetzt irgendwie auch für mich erreichbar, obwohl ich zurück nach Freiburg gezogen bin. Ich springe da über diesen Referral-Link rein und wenn ich die App mir runterlade, kann ich dann Angaben machen, was interessiert mich denn generell. Ist es jetzt nur Comics oder bin ich vielleicht auch interessiert an Women's Fashion oder Men's Vintage T-Shirts oder was auch immer. Ich gebe da meine Präferenzen an und lande dann in einem Feed. der mir alle Livestreams, die aktuell eben passieren in meiner Region und aber eben auch auf meinen Referenzen abgestimmt, anzeigen und kann dann eigentlich in diese verschiedenen Livestreams einspringen, kann dort interagieren mit dem Chat, kann bestimmten Verkäufen folgen, damit ich nächstes Mal informiert werde, wenn die wieder live gehen und dort meine Produkte bestellen.
Joël Kaczmarek: Okay, und jetzt hast du gesagt, Community spielt bei euch eine große Rolle. Ich finde, das ist immer so ein großes Wort oder das benutzt man so leichtfertig. Was heißt das in eurem Fall?
Isabell Weiser: Absolut. Ich bin voll bei dir und war wahrscheinlich auch meine anfängliche deutsche Skepsis, als ich das Wort sehr, sehr häufig gehört habe. Es ist aber tatsächlich einer der Kernerfolgstreiber und auch Differenzierungsfaktoren von Whatnot, würde ich sagen. Und das hat, glaube ich, besonders viel damit zu tun, wie wir Markteintritte, und mit Markteintritte meine ich jetzt nicht nur innerhalb von Ländern, sondern auch innerhalb von Kategorien, angegangen sind. Ich hatte ja erzählt, unser Gründer, der erste Livestream, den wir hier auf der Plattform hatten, war von unserem Co-Founder, der Funko Pops verkauft hat. Ich glaube, er hat, wenn ich mich richtig erinnere, 5000 Dollar umgesetzt im ersten Livestream. Hatte deswegen wahrscheinlich... Ein recht gutes Gespür, dass da vielleicht irgendwas ist an dem, was er macht, aber dass da irgendwas ganz gut funktioniert. Und das hat eigentlich informiert, wie wir auch Go-to-Market über die ganzen folgenden Jahre und bis heute angegangen sind. Das heißt, wir waren damals nur auf Funko-Pop fokussiert. Superkrasse Nische, aber wir haben wirklich in der Tiefe verstanden, wer ist die Funko-Pop-Community? Was brauchen die wirklich auf einer Plattform, damit das für die eine Plattform ist, die einen merkt? Mehrwert gegenüber dem bietet, was sie sonst schon da draußen haben. Und das kann alles bedeuten von welche Produkte wollen die sehen, wie wollen die Shipping machen, welche Verkäufer begeistern die, welche Influencer begeistern die. Und das machen wir bis heute eigentlich mit allen Kategorien, die wir launchen. Wir haben das danach dann eben ausgeweitet und haben uns in der Tiefe befasst mit der nächsten Collectibles-Kategorie und wie ich gesagt hatte, dann mit der nächsten Fashion-Kategorie. Das ist so ein bisschen über Luxury-Handbags, was ja auch ein bisschen Jump-Sammelgüter sind, Sneakers, was auch in diesem Sammelbereich ist, dann da reingeschwappt. Und heute hast du auch ganz normale Frauenmode zum Beispiel. Aber wir haben uns jede einzelne dieser Kategorien immer mit einem extremen Fokus auf diese Community, die dahinter steht, angenommen und haben deswegen wirklich sehr rege Communities. Das heißt, du wirst sehen, wenn du in einen Livestream springst von irgendeinem Verkäufer jetzt auf der Plattform. dann wirst du sehen, der Verkäufer wird reagieren. Die kriegen immer so eine Notification, wenn jemand Neues in den Chat gekommen ist. Außer wenn es zu viele Nutzer werden und das unübersichtlich wäre. Aber die reagieren dann wirklich darauf und die kennen ihre Käufer, weil es auch eine extrem hohe Wiederkaufsrate gibt. Das heißt, die werden dann wirklich sagen, hi Joël, bist zurück. Wie war es im Urlaub? Wie war es? Bist du jetzt wieder am Start? Also da ist wirklich eine Interaktion und das ist total spannend zu beobachten und ein großer Treiber für den Erfolg.
Joël Kaczmarek: Gibt es eigentlich so eine Maßgabe, was ihr verkauft und was nicht? Weil als du gerade Women's Fashion gesagt hast, dachte ich zum Beispiel, was macht ihr denn, wenn jetzt jemand irgendwie Unterwäsche verkaufen will versus wenn jemand getragene Unterwäsche verkaufen will? Also Porn würde ich mal tippen, ist so ein Eck, was ihr bestimmt gar nicht gern seht, weil ich zumindest so Handhabe und Eurei erstelle. Aber gibt es da so Banden, in denen ihr euch bewegt, was die Kategorien angeht?
Isabell Weiser: Ja, also aus zwei Blickwinkeln wahrscheinlich. Auf der einen Seite haben wir natürlich ein Regelwerk, wie jede Plattform. was ist okay und was ist nicht okay und haben natürlich bestimmte Kategorien, die aktuell Stand heute nicht erlaubt sind, weil sie vielleicht auch einfach regulatorische Aspekte haben, die wir entweder noch nicht berücksichtigen oder aufgrund derer wir entschieden haben. Das ist kein Bereich, in dem wir uns bewegen wollen. Gleichzeitig, wieder jetzt über den Go-to-Market-Approach sprechend, haben wir einfach bestimmte Kategorien, an die wir stark glauben und wo wir uns auch dann dahinter setzen. Also das Team, mit dem ich zusammenarbeite jetzt hier in Europa, schaut sich eben an. In dem Collectibles-Bereich, was glauben wir, was sind denn da die spannenden Kategorien? Momentan ein großes Thema Münzen beispielsweise. Das ist eine große, große Kategorie für uns in den USA. Wahrscheinlich nicht die digital kompakt-Publikum, aber funktioniert extrem gut im Livestream, weil Münzen, da ist natürlich sehr viel Passion dahinter, da ist sehr viel Wissen dahinter. Und es ist ein wahnsinnig großer Markt, insbesondere auch in Europa, Deutschland, UK, Frankreich. Wenn wir eben dann diese Bereiche sehen, dann setzen wir dann nämlich auch Fokus dahinter zu sagen, okay, wie können wir die Kategorie bei uns groß machen, was wird es dafür brauchen, again, diesem Community-First-Ansatz.
Joël Kaczmarek: Kann ich eigentlich auch international kaufen? Also wenn es mir jetzt irgendein Daim angetan hat, irgendeine Münze aus den USA, kann ich dann auch mich in einen amerikanischen Livestream reinklinken und das von dort kaufen?
Isabell Weiser: Ja, kannst du. Also das amerikanische Element ist natürlich jetzt aufgrund der Zolllage etwas, Nicht in der ganz normalen Situation. Grundsätzlich, wie die App funktioniert, ist, du kannst überall auf der Welt kaufen. Das heißt gleichzeitig auch im Umkehrschluss als Verkäufer kann ich über Whatnot überall hin auf der Welt verkaufen. Also muss nicht physisch oder sonstig expandieren nach Frankreich, wenn ich in Frankreich verkaufen will. Sondern ich muss eben einfach nur schauen, dass ich vielleicht meine Livestreams dann auf Englisch mache oder dass ich eben sehr viel auf diese asynchronen Produkte setze. Das heißt, wir haben verschiedene, zum Beispiel holländische Verkäufer, die ihre Livestreams auf Englisch machen, weil die ganz intentional auch an den deutschen Markt beispielsweise verkaufen wollen und haben deswegen auch extrem viel grenzüberschreitenden Traffic, sowohl in den USA, aber auch insbesondere innerhalb von Europa. Einige der Märkte, in denen jetzt fast bis zu 60 Prozent der Transaktionen schon grenzübergreifend sind.
Joël Kaczmarek: Okay, krass. Was ich mich auch noch gefragt habe ist, wie ist so das Verhältnis? Ist es so ein typischer Fall, dass es so ein paar große Creator gibt und die machen 90 Prozent des Businesses aus und die restlichen 10 Prozent dann von den anderen? Also ist es sozusagen so Star-abhängig oder verteilt sich das relativ gleichmäßig?
Isabell Weiser: Es gibt sicherlich wie überall große Kanäle, die eine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich glaube, das Schöne an dem Modell ist aber, dass das jetzt nicht davon abhängig ist, dass man die größte Brand ist oder das größte... Social Media Following hat, sondern das kann sich eigentlich tatsächlich jeder aufbauen von null hinweg, weil es natürlich sehr davon getrieben ist, der einen Seite natürlich gutes Produkt zu haben, aber natürlich auch das rüberzubringen. Und das ist natürlich nicht abhängig, wie wir alle wissen, davon, wie viel Umsatz ich jetzt gerade schon mache, sondern es gibt einfach Leute, wir haben vorhin von den Beispielen, die wir alle anekdotisch vom Markt oder vom kleinen Laden nebenan kennen. Es gibt einfach Leute, die sind extrem unterhaltsam und haben ein extremes Verkaufstalent und sehen immer jede Woche diese Storys von ganz neuen Isabell Weiser, die eigentlich aus dem Nichts starten und sich dann sehr, sehr große Businesses auffahren.
Joël Kaczmarek: Und sag mal so rein vom Interface her, ist es so wie so ein Pinterest, dass du die ganze Zeit Kanäle siehst, rollst runter, klickst auf einen drauf, bist drin und musst auch wieder rausgehen? Oder ist es mehr so eine TikTok-Logik, dass du nach oben swipen kannst, wenn dich einer irgendwie langweilt?
Isabell Weiser: Es ist so ein Feed, wo du anstatt eben Produkt... die dort gelistet sind, Livestreams hast. Das heißt, wenn du im Livestream bist, kannst du hoch und runter swipen, um vom einen in den nächsten Livestream zu bringen. Das ist wahrscheinlich, womit du dich darauf beziehst, wenn du von dieser TikTok-UX sprichst. Du kannst auch beispielsweise, wenn du aus dem Livestream rausgehst, ihn laufen lassen in so einem minimierten Fenster und kannst weiterhin scrollen und sehen, ob du vielleicht irgendwas siehst, was dich noch näher anspricht, aber trotzdem drinbleiben, weil du vielleicht gerade bei der Aktion mitgeboten hast und sehen willst, ob du gewinnst oder jemand anders.
Joël Kaczmarek: Und was ist so die typische Anzahl an Menschen in so einem Stream? Also ist es so, dass du da eher immer vor 30 Leuten sitzt oder sitzt du da vor 30.000?
Isabell Weiser: Das hängt ganz davon ab, würde ich sagen. Also wir haben natürlich Influencer-Streams, wir arbeiten auch viel mit Influencern zusammen, die extreme Rekorde setzen. Ich glaube, im Grunde genommen ist es aber eher davon getrieben, so ein bisschen Konsistenz. Also wenn ich das erste Mal meinen Livestream bringe, ist es schon wichtig, dass ich den auch ein Stück weit promote. Und du kriegst natürlich... Zuschauer schafft auch dadurch, dass du einfach in unserem Discovery-Feed gelistet wirst. Aber wenn du jetzt gar keinen speziellen Pitch hast etc., dann ist es schon natürlich auch wichtig, dass du ein bisschen das promotest an deine eigene Audience. Viele unserer Verkäufer arbeiten anfangs auch mit Giveaways. Also zum Beispiel zu sagen, in meiner ersten Show werde ich jetzt unter allen Verkäufern, weiß ich nicht, die Handtasche XY verlosen. was einfach ein Marketing-Investment ist, um deine Zuschauerschaft aufzubauen. Und dann musst du das einfach auch über einige Monate betreiben. Wir sagen in der Regel, man sollte der Sache drei Monate sowas um den Dreh geben, regelmäßig live gehen, damit sich auch die Zuschauerschaft daran gewöhnen kann. Wann kann ich mich darauf verlassen, dass es eben wieder einen neuen Livestream gibt? Und so baut man sich die Zuschauerschaft dann einfach auf.
Joël Kaczmarek: Habt ihr so ausgebaute Partnerschaften mit großen CreatorInnen? Also, dass du jetzt sagst, hier, guck mal, du machst ja schon irgendwie mit Handtaschen auf Instagram groß, kommst zu uns, wir machen eine Partnership oder passiert dir das nicht so?
Isabell Weiser: Ja, also für uns, das fällt auf jeden Fall in den Bereich Marketing. Das sind für uns keine Verkäufer. Wir schauen das als zwei unterschiedliche Sachen an, aber Influencer sind auf jeden Fall eine der Marketingkanäle, die für uns gut funktionieren. Was da recht wichtig ist und wie wir, glaube ich, anders mit... Influencer zusammenarbeiten als andere Plattformen ist, wir haben keine Partnerschaften in der Regel, wo ein Influencer einfach darüber spricht, Whatnot ist super, probier es mal aus, ich habe es selber noch nie runtergeladen, aber top Sache, sondern die Influencer gehen bei uns tatsächlich selber live und hosten selbst Livestreams, verkaufen selbst Produkte, zeigen dir also wirklich mal diese ganze User Journey. Und der andere Aspekt, der uns immer wichtig ist, ist weniger jetzt mit dem größten Influencer. überhaupt zusammenzuarbeiten, sondern wirklich in der Tiefe zu verstehen, welcher Influencer würde die Community, auf die wir uns gerade fokussieren, wirklich begeistern und die mit den Leuten zusammenzuarbeiten.
Joël Kaczmarek: Und geht es gut? Weil ad hoc hätte ich ja gesagt, das Attraktive ist ja wirklich, dass du so einen Lockstoff hast, dass du so einen Magneten hast, wo dann quasi erreicht wird, dass jemand sich eure App mal installiert und überhaupt mal anguckt, wie es aus der kaufenden Sicht aussieht. Funktioniert das gut, wenn man das über Influencer fährt?
Isabell Weiser: Wenn es die richtigen Influencer sind, die wirklich die Community ansprechen, die an dieser Kategorie interessiert ist, ja, es ist natürlich so, Wenn wir jetzt sagen, im Bereich Mode hast du natürlich extrem viele verschiedene Influencer. In anderen Bereichen, sagen wir jetzt mal Golf oder sowas in der Richtung, oder Vinyl, Schallplatten zum Beispiel, da hast du ein paar Leute, die haben vielleicht nicht das allergrößte Following, aber die haben wirklich die Community hinter sich, die einfach interessiert ist, alles über Schallplatten zu erfahren. Und wenn die dann live gehen und du entdeckst darüber einen Marktplatz, wo du andere Gleichgesinnte triffst, die auch alle... super stark an diesem Thema interessiert sind und es gibt auch noch das richtige Sortiment dort, wonach, wofür dich interessierst, dann funktioniert das sehr gut.
Joël Kaczmarek: Habt ihr auch richtige Markenpartner? Also kann ich jetzt irgendwie als Hersteller kommen oder vielleicht auch als Händler und über euch verkaufen?
Isabell Weiser: Ja, wir haben uns historisch eigentlich immer auf kleinere und mittlere Unternehmen fokussiert. Daher mein Beispiel mit dem Comic-Shop an der Ecke. sich aber ergeben hat über die letzten Jahre ist, dass es einfach extrem viel Interesse von Marken gibt, die das natürlich auch als einen total spannenden Kanal für sich sehen und öffnen uns dem mehr. Das braucht natürlich auch ein paar, ein bisschen eine andere Herangehensweise. Das heißt, das ist für uns ein größeres Fokusthema in der letzten Zeit gewesen und inzwischen was, was auf der Plattform vorhanden ist.
Joël Kaczmarek: Ja, aber ich habe gerade so drüber nachgedacht, so als Mann Dachte ich mir so eine Live-Show mit so einem Kärcher oder so oder Husqvarna und dann zersägen die so Bäume und dann sagen die, hier, guck mal und so. Weißt du, was ich meine? So in den Dimensionen oder Werkzeug oder so.
Isabell Weiser: Ich glaube, die Schwierigkeit ist für uns immer eher, in unserem Team herauszufinden, was machen wir nicht? Weil es gibt, wie du sagst, es gibt so viele spannende Sachen, die man verfolgen könnte. Beauty natürlich ein riesengroßes Thema, aber auch Hausequipment, Home and Garden. All diese Themen. Und das Schwierige ist eher zu entscheiden, worauf fokussieren wir uns. Ich glaube, Fokus ist super, super wichtig für jedes Business.
Joël Kaczmarek: Mir fallen so viele dusselige Ideen ein, wenn ich über sowas nachdenke. Ich habe gerade so gedacht, man könnte so Staubsaugerroboter irgendwie verkaufen und macht die Kamera drauf oder so eine Ice Bucket Challenge. So, wenn ich hier über 50 Verkäufe komme, kriege ich ein kaltes Wasser hier über den Kopf gegossen oder so. Also was sind denn so gute Techniken, wenn ich irgendwie Creator bei euch bin? Vielleicht kannst du ja mal sagen, was sind so die größten Fehler und was sind so die größten Tricks?
Isabell Weiser: Es hängt so ein bisschen von der Phase ab. Also ich glaube, es gibt ein paar Sachen, die besonders gut funktionieren, wenn man ganz neu startet. Was ich da einmal sagen würde, ist, die Hürde gering zu halten. Das entspricht wahrscheinlich nicht ganz der deutschen Mentalität. Wir sind ja ein kleines bisschen perfektionistisch und haben gerne immer einen guten Plan und sind gut vorbereitet. Für das Livestreaming würde ich sagen, funktioniert am besten, einfach mal anzufangen, zu experimentieren. Die Hürde ist wirklich extrem gering. Ich brauche am Ende des Tages ein Handy, wahrscheinlich so ein Tripod, damit ich einen guten Kamerawinkel habe. Und dann funktioniert extrem gut, einfach mit der Community auch zu interagieren, die zu fragen, was wollen die denn gerne sehen, was finden die denn am spannendsten. Und dann wirklich einfach sich auf eine gewisse Konsistenz zu committen, zu sagen, ich mache das jetzt zwei, dreimal die Woche für ein paar Wochen und lerne darüber wirklich kennen, was funktioniert am besten und mir das so darüber mein Following aufzubauen und den Kanal aufzubauen. Darüber hinaus, was natürlich gut funktioniert, ist, wenn ich irgendwie einen speziellen Hook habe. Am Anfang, Giveaways funktionieren gut, was auch gut funktioniert, wir haben eine Rating-Funktion. Das kann man vielleicht für die, die sich damit auskennen, von Twitch Das heißt, ich kann am Ende meines Livestreams alle meine Follow, also meinen Zuschauer, in einen anderen Livestream schicken. Das heißt, wenn ich vielleicht jemanden auf der Plattform kenne oder auch einfach über Direct Messaging mich mit anderen Verkäufern kurz zu schließen, zu sagen, hey, könntest du mir vielleicht eine Leute? rüberschicken nach dem Livestream. Ich bin gerade dabei, meinen Kanal aufzubauen. Das sind Taktiken, die gut funktionieren.
Joël Kaczmarek: Was sind so die häufigsten Fehler, die du beobachtest?
Isabell Weiser: Ich glaube, vielleicht nicht Fehler, aber um auf das Mindset zurückzukommen, die Idee, ich gehe einmal live und dann funktioniert das, dann ist das perfekt, dann ist ein perfekter Livestream. Beides von meiner Seite, wie ich das mache, aber auch wie meine Produkte resonieren. Ich glaube, es ist wirklich so ein gewissen Experimentierphase zu widmen und sich darauf einzustellen, dass es, was vielleicht, wenn was falsch geht, am ehesten falsch geht.
Joël Kaczmarek: Was mich am meisten interessieren würde ist, wie ist es denn eigentlich groß geworden? Weil am Ende des Tages sind ja Marktplätze immerhin eine Eiffenomene. Das heißt, du bist auf der einen Seite diejenigen haben, die sich halt vor die Kamera stellen, was verkaufen, auf der anderen Seite diejenigen, die die Kreditkarte zücken. Und wie war quasi der Start, wie ist es dadurch groß geworden? Weil als du gesagt hast, der hat da Funko-Pop-Köpfe irgendwie verkauft für 5000 Dollar, dachte ich, holy moly, wie viele Leute musst du denn in so einem Stream gleich von Anfang an haben, damit das klappt? Wie ist denn das bei euch gelungen?
Isabell Weiser: Du hast vollkommen recht und ich glaube, es gibt auch keinen Shortcut, wie man dieses Problem überkommt. Du musst gleichzeitig das Angebot aufbauen und musst gleichzeitig es schaffen, die Kundschaft auf die Plattform zu bekommen und wie bei jedem Marktplatz kommen wir da auch nicht drumrum und das musst du auch jedes Mal wieder für jede neue Kategorie. eine große Frauenmode-Audience haben, heißt das nicht, dass wir dann gut in der Lage sein werden, Golfschläger zu verkaufen. Das heißt, du musst das jedes Mal wieder von Neuem machen. Natürlich gibt es da verschiedene Taktiken und Themen, die wir verfolgen. Ich glaube, der Kern dessen war aber, was wir vorhin angesprochen hatten, der Community-Fokus. Wenn du wirklich sagst, du fokussierst dich auf ein ganz spezielles Kundensegment, ist es eben einfacher mit deinem Produkt und wirklich ein Mehrwert für dieses Segment. zu bieten und dann bekommst du halt, kannst dir gelingen, wenn du es richtig machst, diese Audience auf deine Plattform zu bekommen und wenn du dann das gleiche schaffst zu replizieren für die nächste Community und das Ganze auch schaffst recht schnell zu machen, dann akkumulierst du halt über die Zeit eine relevante Attraction und natürlich gibt es dann auch wiederum Cross-Buying-Effekte. Natürlich kaufen die Leute schon auch nicht nur in ihrer Kategorie, sondern dann fängst du an dass das sich gegenseitig beflügelt.
Joël Kaczmarek: Weil ich stelle mir das auch schwer vor, als du gesagt hast, am Anfang haben wir nur Funko gemacht. Nur das. Dann denke ich mir so, alles klar, wenn du dann irgendwie mit deinen Freunden sitzt, kennst du eigentlich, what not, ach ja, das sind doch die Nerds, die hier immer nur diese großen Köpfe machen. Weißt du, dass du nicht sozusagen in so ein Eck abdriftest? Oder dass wenn du das Zweite hinzunimmst, dann denkst du so, hey, warte mal, wieso denn jetzt Pokémon-Karten? Ich kaufe doch nur die Plastikfiguren. Oder was, jetzt haben sie Sportkarten, jetzt haben sie Münzen, jetzt haben sie Briefmarken. Also Stimmen ist gar nicht so einfach vor, ehrlich gesagt.
Isabell Weiser: Ja. Ja, ich glaube, das ist ein total fairer Punkt. Am Ende des Tages, du hattest es in der Intro gesagt, wenige Leute kennen uns wahrscheinlich an dem Punkt. Selbst Stand heute, die Plattform hat letztes Jahr drei Milliarden, wurden über die Plattform abgesetzt. Dieses Jahr werden wir das wahrscheinlich mehr als verdoppeln. Das heißt, es ist doch schon irgendwie eine relevante Größe. Nichtsdestotrotz kennen wahrscheinlich jetzt nicht extrem viele Leute den Namen Whatnot. und der Grund dafür ist, dass das auch... Nicht das, worauf wir uns fokussiert haben. Wenn du als Luxushandtaschen-Liebhaberin daran interessiert bist, die besten Verkäufer in dem Bereich zu verfolgen, die tollsten Produkte zu sehen, dann ist dir das aber eben am Ende des Tages auch ein bisschen egal. Dann willst du eben dort sein, wo diese Produkte sind, wo diese Verkäufer sind. Und dementsprechend war das immer unser Fokus, weniger darüber zu sprechen, was ist Whatnot, was sind wir als Marke natürlich. haben wir eine klare Markenidentität und werden auch proaktiver darüber zu sprechen. Wir haben aber immer im Kern, im Fokus und in dem Kern dessen, was wir getan haben, gesetzt, den Kunden und das kann sein der Verkäufer oder eben der Endkunde, was wollen die wirklich sehen, was ist denen wirklich wichtig. Und deswegen hat das nichtsdestotrotz funktioniert, dass wir aus diesem nischigen Craftless-Bereich in einen breiten horizontalen Bereich gegangen sind und trotzdem mit den verschiedenen Audiences resonieren. Und wir machen auch natürlich ganz unterschiedliche Aktivierungen in diesen verschiedenen Bereichen. Das heißt, wenn Black Friday oder Black Friday ist vielleicht nicht das beste Beispiel, aber während des Star Wars Days haben wir vielleicht ein Lego-Event, was sich auf die Star Wars Community fokussiert und während Black Friday haben wir vielleicht irgendwelche super tollen Fashion Deals und haben ganz andere On-Platform-Events, andere Influencer, mit denen wir arbeiten und gucken wirklich, dass wir das bieten, was für die Communities am wichtigsten sind. Und das kannst du dann auch speziell auf die Audiences zuschneiden.
Joël Kaczmarek: Was würdest du sagen, was ist so euer Geheimtrick, mit dem ihr auch Retention herstellt? Also, dass die Nutzer auch bei euch bleiben?
Isabell Weiser: Ja, Whatnot ist extrem hohe Retention, beides auf der Käufer- und Verkäuferseite. Und ich finde es immer schwierig in diesem Sportkarten, weil ich wiederhole, ich komme immer wieder zu den gleichen Punkten zurück. Community.
Joël Kaczmarek: Community, okay.
Isabell Weiser: Wir hätten das wahrscheinlich abkürzen können, wenn ich nur davon spreche. Nein, es ist tatsächlich, das ist wahrscheinlich einer der integralen Bestandteile. Also du kommst zurück. Natürlich müssen die als Plattform sicherstellen, dass du eine positive Kundenerfahrung hast. Also dass das Produkt rechtzeitig ankommt, dass wenn du Rückfragen hast zu der Lieferung, der Kundendienst gut funktioniert, dass wenn was falsch läuft, unser Team auch einschreitet und du abgesichert bist. Aber am Ende des Tages, das ist für mich so ein Hygienefaktor. Der Grund, warum die Leute halt immer wieder zurückkommen, ist der Community-Aspekt. Du hast einfach die Verkäufer, die du magst, die regelmäßig live gehen. Du hast andere Käufer, mit denen du dich gerne unterhältst und hast natürlich auch einen extrem hohen Unterhaltungswert. Das heißt nicht jeder, auch der bei uns auf der Plattform sich Livestreams anschaut. Und das ist extrem inzwischen, ich glaube in Europa. 65 Minuten pro Tag schaut der durchschnittliche Whatnot-Ursa Livestreams an. Und das machen... Die Nutzer nicht, weil die alle ständig die ganze Zeit nur kaufen. Es ist teilweise auch einfach, ich möchte mich informieren darüber, was gibt es für coole neue Produkte. Ich möchte interagieren und auch unterhalten einfach werden. Ich glaube, das sind all die Faktoren, die in diese gute Retention reinspielen.
Joël Kaczmarek: Und wenn ich dich jetzt frage, warum genau gehen Leute zu Whatnot im Vergleich zu TikTok-Shop zum Beispiel oder anderen Anbietern, ist dann die Antwort auch Community?
Isabell Weiser: Also Whatnot ist... die führende Live-Shopping-Plattform auch in den USA, wo ja verschiedene Player aktiv sind. Und der Grund dafür ist wirklich, wir sind einfach gebaut als Live-Shopping-Plattform. Also das ist unser ursprünglicher Purpose. Das heißt, alles, was unsere Engineers, worüber unsere Engineers den ganzen Tag darüber nachdenken, ist, wie können wir die beste Live-Experience für Kunden und für Verkäufer bieten. Ich glaube, das ist einfach ein fundamentaler Start- Ausgangspunkt. Der zweite Punkt ist, wir sind doch ein kleines Community-Element, eben nicht darauf fokussiert, den Messmarkt abzudecken, sondern wirklich auf diesen Community-Ansatz fokussiert und eben auch mit diesem Ansatz wirklich in der Tiefe reinzugehen, was wollen diese verschiedenen Audiences. wie gesagt, was Produkte angeht, was Preise angeht, was Shipping angeht, was die Kunden, die Kauferfahrung angeht. Und dann ist es einfach eben zuletzt so, wir sind keine Social Media, wir sind wirklich eine Verkaufs... Plattform. Das heißt, die Leute, die bei uns auf der Plattform aktiv sind, die haben eine klare Kaufabsicht. Die kommen nicht dorthin, weil die Content konsumieren wollen, sondern die kommen, weil sie was kaufen wollen und entertaint werden wollen. Und das ist, glaube ich, dementsprechend auch immer eine recht andere Zielgruppe.
Joël Kaczmarek: Weil von TikTok-Shop habe ich bisher immer gehört, ich war gerade auf so einer E-Commerce-Reise auf Mallorca, da waren wir halt auf so einem Katamaran und haben sich da unterhalten, ja, hast du mal TikTok-Shop ausprobiert? Ja, ist ja scheiße, funktioniert nicht. Also es ist so ein bisschen die Antwort vielleicht auch, dass der Buying Intent, wie du es gerade benannt hast, bei euch einfach höher ist in Verbindung mit dem Community Aspekt und dass alles darauf ausgerichtet ist, dass es bei euch besser funktioniert.
Isabell Weiser: Ja, ich glaube, wir sind einfach immer extrem und das ist auch was, was wir hatten ganz zu Beginn, bevor wir angefangen haben, uns über auch die Gründer hinter der Firma unterhalten und das ist einer der kulturellen Werte, die die extrem hoch halten, ist extrem fokussiert auf den Verkäufer, auf den Käufer, auf den Kunden. User am Ende des Tages zu sein. Und dementsprechend schauen wir gar nicht so sehr darauf, was der Wettbewerb macht und was daran gut funktioniert oder weniger gut funktioniert, sondern unser Ansatz war immer, wenn wir es schaffen, einen Mehrwert zu bieten für unsere Nutzer, dann werden wir in dem Bereich erfolgreich sein. Und das hat bisher gut funktioniert. Und dementsprechend ist das eigentlich immer mehr, wo unser Fokus liegt, als nach rechts und links zu schauen.
Joël Kaczmarek: Und wo du jetzt eben gerade schon so Wettbewerb angesprochen hast, wie ist denn so die Wettbewerbslage in eurem Geschäft? Also gefühlt ist ja Live-Shopping nicht tot zu kriegen, gibt es ja schon eine ganze Weile, ist mal wieder weg, kommt mal wieder. Also ganz frühe E-Commerce-Welle gab es das auch schon und hat mal besser funktioniert, mal schlechter, jetzt anscheinend ein bisschen besser. Wie ist denn da so die Wettbewerbssituation?
Isabell Weiser: Ja, ich glaube, dass der ganze Bereich, insbesondere in Europa, nichtsdestotrotz noch total in den Kinderschuhen steckt. Es gibt diese viel zitierte McKinsey-Studie, die davon spricht, dass 2026... 10 bis 20 Prozent des E-Commerces online stattfindet in den USA. Auf die USA beziehen sich da, glaube ich. Und wenn man jetzt nach China schaut, sind das ganz, ganz andere Dimensionen an Umsätzen, die dort in dem Bereich Live kommen, generiert werden. Das heißt, wir haben selbst in den USA, wo Whatnot schon natürlich auch größer und etablierter ist und das ganze Thema Live, würde ich sagen, auch schon ein, zwei Schritte weiter ist als in Europa, immer noch einen riesengroßen Gap zwischen wo es sein kann. im asiatischen Raum und wo es heute ist. Und das ist eigentlich das Spannendste. Und warum wir da auch so einen enormen Wachstum sehen, weil da, glaube ich, einfach noch extrem viel möglich ist. Und wenn dem so ist, dann bedeutet das natürlich auch immer, dass verschiedene Spieler in diesen Markt eintreten, früher oder später. Es gab auf Word und war auch nicht die erste Live-Shopping-Plattform in den USA. Wird dementsprechend auch niemals die letzte sein. In dem Bereich Live sind wir aber durchaus führend. Und das ist einfach aus dem Grund, wie gerade genannt, dass wir uns wirklich einfach laserfokussiert auf diesen Mehrwert für den Nutzer sind.
Joël Kaczmarek: Spannend. Und sag mal, so von der Klientel her, weil du auch Asien gerade sagst, ich habe gerade so diese Bilder im Kopf. In Asien hast du ja gerne mal so, da habe ich so eine Frauenbandfoto gesehen, die dann vor 20, 30 solchen Smartphones stand. Also da hast du quasi 30 Livestreams, die du auf verschiedene Plattformen gleichzeitig bedienst. Völlig krass. Wie ist denn so die Zielgruppe hier im Westen, also in Europa und in den USA? Wer konsumiert euch denn vor allem?
Isabell Weiser: Ja, interessanterweise denken immer viele, dass wir so eine total junge Zuschauerschaft. Was gar nicht so wirklich den Realitäten entspricht. Der Großteil unserer Nutzer sind tatsächlich Millennials und die zufriedenste Zuschauerschaft im Live-Bereich sind eigentlich tatsächlich Boomer. Das ist, glaube ich, die korrekte Bezeichnung für dieses Segment. Das ist jetzt auf der Käuferseite. Bei Verkäufern ist es ein bisschen jünger, weil natürlich du musst eine gewisse Affinität oder Bereitschaft haben, dich mit technischen Tools auseinanderzusetzen. Aber grundsätzlich ist es aber auch wiederum das von Kategorie zu Kategorie super unterschiedlich. Das heißt, wenn du jetzt auf die Münzenkategorie, von der wir gesprochen hatten, schaust, haben wir natürlich einen anderen Altersdurchschnitt als jetzt in unserem Sneakers-Bereich. Und das heißt, es hängt dann auch wieder extrem stark davon ab.
Joël Kaczmarek: Glaubst du eigentlich, dass in eurem Segment auch so AI-Creator aufkommen könnten? Also dass eine KI sozusagen als Figur, als Avatar geschaffen wird, der Produkte verkauft? Oder ist das bei euch ausgeschlossen?
Isabell Weiser: Ja, das ganze Thema AI ist natürlich auch was, Über das wir extrem viel nachdenken und was natürlich ein spannendes Thema auch in unserem Segment ist, wie in jedem Segment heutzutage wahrscheinlich. Ich glaube, insgesamt ist Live, darüber haben wir jetzt sehr viel gesprochen, hat sehr viel mit Unterhaltung auch zu tun, mit diesem menschlichen Aspekt. Was AI in E-Commerce gebracht hat, hat sehr viel mit Effizienz zu tun. Also ich kann schneller finden, was ich möchte etc. Und so sehen wir das auch, dass das der Effekt auf unseren Bereich sein wird. Es wird uns als Firma erlauben, effizienter zu sein und es wird unseren Verkäufern auch erlauben, ihre Operations effizienter aufzustellen. Beispielsweise haben wir ein Feature, wo du jetzt AI-generated Listings hast. Also du kannst auch ein Foto machen von irgendwas und hast dann ein super tolles Produktlisting, was gute Beschreibungen gibt. Das ist ein großes Zeitinvestment für unsere Verkäufer gewesen. Das heißt, es ist einfach ein großer Fortschritt. Es gibt natürlich, wir gucken natürlich auch nach Asien und nach China und schauen, was läuft dort im Live-Bereich. Wir kopieren das nie eins zu eins, weil wir denken, Live funktioniert hier anders. Oder nicht nur denken, sondern wir sehen, es funktioniert hier anders. Trotzdem ist es natürlich gut, sich dessen bewusst zu sein, was woanders abläuft. Und wie du besprochen hast, es gibt natürlich dort der Gipfel der AI-Live-Themen, die wir dort sehen. Es sind wirklich AI-Verkäufer, die man sich als Marke kaufen kann. Ich glaube, die kosten so um die 15.000 bis 20.000 Dollar, wenn du wirklich den Industriestandard des besten AI-Generated-Verkäufer möchtest. Wir sehen aber auch dort, dass bis dato zumindest die Verkäufer das einsetzen für Off-Peak-Zeiten, also spät nachts, wenn jetzt vielleicht deine Mitarbeiter nicht mehr in der Höchstform sind, dann trotzdem Kanal weiterlaufen lassen zu können mit einem AI-Generated. Agent, ist definitiv was, was Marken dort probieren.
Joël Kaczmarek: Jetzt reden wir schon so viel über euch, haben aber eigentlich noch gar kein Wort darüber verloren, wie ihr eigentlich Geld verdient. Also ist es ganz klassisch über eine Provision oder wie läuft es bei euch?
Isabell Weiser: Ganz genau, ja. Ganz klassisches Provisionsmodell, Marktplatzmodell. Wir haben eine Provision, die ist 6,67 Prozent exklusive Mehrwertsteuer, ist glaube ich die genaue Zahl. Und einfach über die Käufe, die bei uns abgesetzt, über unsere Plattform abgesetzt werden, wird das eben automatisch die Kommission abgezogen.
Joël Kaczmarek: Und wo du mir erzählt hast, wie viel die Leute bei euch am Tag verbringen und es anscheinend auch zur Unterhaltung nutzen, ist eigentlich so Media Retail dann nicht auch ein Thema von euch, dass ihr quasi mit Werbung arbeitet?
Isabell Weiser: Ich glaube, zurück zu dem Punkt, Nährwert für den Nutzer oder Nutzerfokussierung zu kommen, sicherlich eine Opportunität. Nichts, was wir aktuell verfolgen. Weil wir natürlich möchten, dass der Kunde die bestmögliche Erfahrung hat, auf diesem Kanal das zu sehen, was er wirklich sehen möchte. Dementsprechend sind wir, glaube ich, da recht vorsichtig, was dann einen Mehrwert bietet für den Kunden und was vielleicht die Kundenerfahrung schlechter gestalten würde. Das ist der Stand heute, ist das nichts, was wir verfolgen.
Joël Kaczmarek: Ich meine, jetzt hast du erzählt, ihr macht irgendwie über drei Milliarden Außenumsatz. Wie groß seid ihr eigentlich als Unternehmen? Also wie viele Mitarbeitenden habt ihr? Wie viel Umsatz macht ihr selbst für euch? Also Innenumsatz? Hast du da ein bisschen Zahlenmaterial?
Isabell Weiser: Ja, wir sind natürlich noch eine private Firma. Das heißt, wir produzieren nicht alles nach außen und haben einige Zahlen, die wir für uns behalten. Was ich sagen kann, eben wie gesagt, letztes Jahr drei Milliarden, dieses Jahr wahrscheinlich oder rechtssicher werden wir das mehr als verdoppeln. Die internationalen Märkte sind da natürlich auch ein großer Wachstumstreiber. was jetzt genau das Thema angeht. Ich glaube, du hattest von Mitarbeitenden. Aber ich glaube, letzter Stand, ich weiß nicht, ob ich im neuesten Stand bin, so um die 800 Leute global.
Joël Kaczmarek: Okay. Welche Märkte bespielt ihr denn eigentlich alle mit eurem Tool?
Isabell Weiser: Wir sind vor drei Jahren zuerst nach UK expandiert. Danach kam Frankreich und dann Deutschland, was der Markt ist, den ich gelauncht hatte. Inzwischen sind wir auch in den angrenzenden Märkten Österreich, Niederlande, Belgien unterwegs, haben Kanada als einen weiteren größeren Markt und zuletzt gelauncht Australien.
Joël Kaczmarek: Okay, spannend. Na gut, dann rechne ich mir jetzt nochmal ein bisschen hier zusammen bei 6,67% Provision und ungefähr 6 Milliarden Außenumsatz, was ihr dann im Umsatz macht, aber schon richtig fundig, merke ich. Was würdest du denn sagen, so abschließend gedacht und gesprochen, was sind denn so die Innovationen, die du zeitnah kommen siehst? Also geht es eigentlich erstmal darum, dass ihr jetzt nochmal wachst, dass es um Landgrab geht, also mehr Märkte, mehr Kategorien oder macht ihr euch auch viele Gedanken so über inhaltliche, technologische, produktseitige Innovationen?
Isabell Weiser: Ich glaube, wir haben ein recht hohes, ein sehr schnelles Produktteam. Das heißt, wir haben beispielsweise, um einen Einblick mal in das tagtägliche Business zu geben, wir haben ein... Slack-Kanal, in dem tagtäglich unsere Engineers posten die neuen Feature, die rauskommen, die Neuerungen, die gelauncht werden. Es ist für mich sehr, sehr schwierig, auf dem Laufenden zu bleiben, weil so viel jeden Tag kommt. Das heißt, es gibt am laufenden Band Neuerungen und wir sind wahrscheinlich auch eher von der Philosophie, schnell zu launchen und zu testen, zu experimentieren, als Ewigkeiten an einem großen Feature zu arbeiten und das dann irgendwie mit einem Big Bang zu launchen und zu gucken, wo das hinführt. Das heißt, die kurze Antwort ist am Laufenden. Ich glaube, solche Themen wie AI-Listings sind für nach außen hin große Neuerungen für die Kunden, worauf wir uns auch viel fokussieren. Wir sind so schnell gewachsen über die letzten Jahre, einfach auch sicherlich Stabilität sicherstellen zu können. Also als Verkäufer am allerwichtigsten ist mir, dass der Livestream stabil ist, dass ich eine gute Verbindung habe, keinen Lag, nichts abbrichst, dass die Zahlungen durchgehen, dass der Versand möglichst einfach ist. Das ist wirklich das, was dem Verkäufer am Ende des Tages am wichtigsten ist. Eher als dass wir sagen, wir haben jetzt nochmal ein super cooles Feature, wo irgendwie oben eine Glocke klingelt, wenn jemand neu reingeht in deinen Livestream. Das heißt, da muss man eine gute Balance finden.
Joël Kaczmarek: Ja, cool, Isabel. Dann ganz herzlichen Dank, dass du mich hier mal endlich abgeholt hast, dass ich auch mal gesprächsfähig bin, wenn es das nächste Mal am Stammtisch über Whatnot geht. Und werde ich jetzt wohl mal runterladen. Ja, und dann viel Erfolg. Wir werden uns ja bestimmt nochmal widersprechen, wenn ihr so weitermacht. Für den Moment aber nochmal vielen, vielen Dank.
Isabell Weiser: Herzlichen Dank für das Gespräch. Viel Spaß gemacht.
Joël Kaczmarek: Danke fürs Zuhören beim digital kompakt Sportkarten. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Sportkarten. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.